AdLeG Random Stories von BlackVelvet-Mieze (Parodie- / Kurzgeschichten zu 'Aus dem Leben eines Gestaltwandlers') ================================================================================ Kapitel 11: Dr. Peter J. Pickondon ---------------------------------- Ausschnitte aus dem Aufzeichnungsbuch des jungen Psychologen Dr. Peter J. Pickondon: Montag, fünfter November Zweitausendundzwölf Informationen über den Patienten: Name des Patienten: Kaminski, Rouven Alter: Zwölf Jahre Der Patient war zuvor in psychologischer Behandlung: Nein. Grund der Behandlung: Keine verbale Kommunikation; möglicherweise Traumata. Erster Eindruck des Verhaltens: Ruhig, verschlossen. „Inhalt der ersten Therapiestunde: Aufnahme der Kommunikation und Kennenlernen. Ich stelle dem Jungen die ersten Fragen. Zu erwarten ist, dass er mir zuerst nicht antworten wird (von einer Kommunikationshemmung gegenüber Fremden ausgehend), doch er schreibt jede einzelne Antwort auf ein Blatt und übergibt es an mich.“ „In der ersten halben Stunde habe ich mir ein vorläufiges Urteil bilden können. Der Junge erscheint mir als überdurchschnittlich intelligent. Immerzu schreibt er von schwierigen Themen rund um Soziales, Regierung und Religion.“ Fazit der heutigen therapeutischen Maßnahme: „Der erste Tag war sehr vielversprechend. Rouven Kaminski hat große Chancen sich kommunikativ zum Besseren zu entwickeln.“ Dienstag, sechster November Zweitausendundzwölf „Rouven Kaminski zeigt mir einige seiner Zeichnungen. Zeichnen ist seine liebste Freizeitbeschäftigung. Gesprochen hat er dabei allerdings nicht.“ „Ich mache mit ihm diverse psychologische Tests. Die Ergebnisse dieser Tests weisen jedoch keine großen Besonderheiten auf.“ Fazit des Tages: „Für den nächsten Termin habe ich beschlossen, einen weiteren Test durchzuführen.“ Mittwoch, siebter November Zweitausendundzwölf „Dem Patienten werden einige einfarbige Bilder gezeigt, die zu interpretieren sind. Rouven Kaminski schreibt zu jedem dieser Bilder seine Gedanken auf.“ „Es ist erstaunlich! Der Junge sieht in den Tintenbildern ganze Szenarien.“ „Nach dem Test beginnt er gleich zu zeichnen[...] Das Bild zeigt einen Mann, der aus einem Haus zu fliehen scheint.“ Fazit des Tages: „In weiteren Therapiestunden werde ich versuchen herauszufinden, was die Zeichnungen Rouven Kaminskis zu bedeuten haben.“ Donnerstag, achter November Zweitausendundzwölf „Torben Pirmin, der Betreuer meines Patienten, ist so freundlich gewesen mir weitere Zeichnungen des Jungen zu zeigen.“ „Ein Bewohner des Hauses, Ryan Marlan ist davon überzeugt, dass der Zwölfjährige die Zukunft vorhersehen kann. Dies ist in meiner Sicht eine nicht zutreffende Beschreibung eines solchen Phänomens. Durch die Wahrnehmung seines Unterbewusstseins, könnte er allerdings mehr von seiner Umgebung mitkriegen, als andere Menschen. Mein Patient scheint ein sehr sensibler Mensch zu sein.“ Fazit des Tages: „Das Unterbewusstsein Rouven Kaminskis erscheint sehr ausgeprägt und sensibel.“ Freitag, neunter November Zweitausendundzwölf „Von Torben Pirmin habe ich erfahren, dass der Junge schon sehr früh in die Villa eingezogen ist. Das fehlende Verhältnis zu seinen Eltern könnte ein bedeutender Punkt in Hinsicht auf die kommunikativen Defizite sein.“ „Inmitten der Therapiestunde störten drei streitende Personen meine therapeutische Maßnahme. Sogleich sollte ich bemerken, dass diese keine Menschen, sondern irgendwelche tierischen Wesen waren. Und zwar keine von der netten Sorte! Ich schaffte den Jungen aus dem Raum. In diesem Moment rannte ein Grizzlybär an uns vorbei in das Zimmer. Wo war ich nur gelandet? In meiner Verwirrung ging ich davon aus, dass der Junge von diesen Wesen in der Villa festgehalten wurde und wollte ihn mitnehmen, doch er wand sich aus meinem Griff und zeigte seine wahre Gestalt. Ich rannte aus dem Haus und fuhr so schnell wie möglich zurück in die Stadt.“ Dr. Peter J. Pickondon schrieb nur ein paar Tage nach diesem Vorfall einen privaten Tagebucheintrag. Die Rechte zur Veröffentlichung dieses Schriftstücks erhielt meine Wenigkeit nach dem Verschwinden Dr. Pickondons, der das plötzliche Aufeinandertreffen mit Wandlern nie richtig verarbeiten konnte und selbst davon ausging, er sei verrückt geworden. „Ich weiß nicht, was das für Wesen sind, aber sie leben unter uns! Ich habe sie selbst gesehen: Menschen, die sich in Tiere verwandeln können. Wie kann man ein solches Phänomen begründen? Jedenfalls nicht mit einem gesunden Menschenverstand. Fabelwesen, mitten unter uns? So etwas ist irrational! Völlig unmöglich, einfach nicht wahr! Habe ich während meiner kurzen Zeit als Psychologe wirklich schon den Verstand verloren? Sind die verrückten Gedanken meiner Patienten bereits auf mich übergesprungen und breiten sich in meinem Gehirn aus, wie ein Waldbrand? Sehe ich schon Dinge, die es überhaupt nicht gibt? Halluziniere ich? Oder ist das die Wirklichkeit? Ich denke, ich bin mein schwierigster Patient. Was soll ich nur tun? Die Kollegen werden mich für nicht zurechnungsfähig halten und mich einweisen lassen. Meine Freunde und Familie machen sich schon Sorgen um mich... aber ich gehe nicht mehr aus dem Haus! Ich habe die Türen und Fenster verriegelt und kontrolliere sie jeden Tag aufs neue. Ich recherchiere jeden Tag von früh bis spät, um herauszufinden, wie diese Wesen ('Wandler') entstanden sind und ob sie real sind, oder nur das Endprodukt der Fantasie eines Menschen... Noch nie zuvor waren Fantasiewesen wie diese ein Thema für mich, doch jetzt sehe ich mich unumgänglich mit ihnen konfrontiert! Zwar erzählten sehr viele meiner Bekannten von Wandelwesen, allerdings war ich immer davon ausgegangen, dass diese Erzählungen als Scherze gedacht waren. Wen kann ich nun zu Rate ziehen? Wen? Wer kennt sich mit diesen Erscheinungen aus? Mir fällt dazu nur ein Mensch ein: Ein Mann namens Dao; denn man erzählt sich, er sei ein Fachmann auf dem Gebiet 'Wandelwesen'.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)