Der Wunschbrunnen von _Delacroix_ ================================================================================ Der Wunschbrunnen ----------------- Wasser glitzerte im Licht und verwandelte die hässliche, graue Ecke neben den Biologieräumen in etwas Einzigartiges und Wunderschönes. Und das alles nur dank ihm. Mit stolz geschwellter Brust begutachtete Akoya den Zimmerspringbrunnen, den er hatte installieren lassen. Zugegeben mit einer Statue seiner selbst in der Mitte hätte er noch hübscher ausgesehen, aber der Präsident war eindeutig gewesen, was Statuen von ihm betraf und so musste die Konstruktion halt ohne sein engelsgleiches Antlitz auskommen. Nachdenklich wickelte er eine Haarsträhne um seinen Zeigefinger. Sie war weich und roch nach teuren Ölen, ganz so wie er es mochte. Insgeheim fragte er sich, wie der Brunnen wohl ankommen würde und ob die breite Masse in der Lage war, die Verbesserung zu sehen, die er ganz alleine bewirkt hatte, aber er erwartete nicht zu viel. Viel zu viele seiner Mitschüler hatten einfach keinen Blick für Ästhetik. Allen voran natürlich Zaou, der ihn im Unterricht immer ärgerte und mit ihm sein komischer Haufen Freunde. Freunde. Akoya wickelte eine weitere Strähne um seine Finger. Was er von denen halten sollte, wusste er nicht. Da war dieser Kleine aus der Ersten der immer so einen Lärm veranstaltete und dann – Er spürte wie er wieder einmal rot wurde und verschob das gedankliche Aufzählen des ungeliebten Haufens auf später. Er wollte nicht mehr als nötig daran denken und sich am Ende die Freude über seinen Brunnen verderben lassen. „Akoya-Brunnen“, das war doch ein schöner Name. Er würde versuchen ihn durchzusetzen, sollte sein Werk Bewunderer finden. Natürlich ganz unauffällig. Nicht das am Ende Jemand dachte, er wolle sich damit in den Vordergrund stellen. So etwas war nämlich nicht schön und schon gar nicht sein Niveau. „Platsch!“ Akoya erstarrte. Hatte der Typ dort drüben gerade … „Platsch!“ Er hatte und sein Freund daneben auch! Fassungslos starrte er seine Mitschüler an. Die warfen doch tatsächlich Sachen in seinen Brunnen. Was fiel denen eigentlich ein? Sie würden ihn kaputt machen, den Zulauf verstopfen oder Schlimmeres! Das konnte doch nicht ihr Ernst sein! Er hatte Wochen lang wegen diesem Brunnen verhandelt und diese Kunstbanausen entsorgten ihren Müll in ihm! Akoya ballte die Hände zusammen und bemühte sich ein Zittern zu verbergen. Er war verletzt, enttäuscht, aber vor allem war er wütend. Wütend, dass die Anderen recht behalten würden und das es niemanden interessierte, dass er sich so ins Zeug gelegt hatte um die Ecke ansprechender zu gestalten. „Platsch!“ Akoyas Augen suchten nach dem Übeltäter und blieben schließlich an einem mehr als bekannten Gesicht hängen. War ja klar, dass Zaou ganz vorne mit dabei war, wenn es darum ging, ihm seinen Brunnen kaputt zu machen. Aber nicht mit ihm! Dem aufgeblasenen Gockel würde er jetzt die Meinung sagen. Akoya holte tief Luft, bereitete innerlich eine Standpauke vor, die sich gewaschen hatte, doch noch bevor er dazu kam Zaous Namen zu fauchen, schob sich eine glänzende Yen-Münze vor seine Nase. „Was soll das?“, schnappte er, doch der Störenfried hinter ihm schien sich davon nicht einschüchtern zu lassen, denn die Münze blieb wo sie war. „Ich dachte du willst dir vielleicht auch etwas wünschen“, erklärte er ruhig und Akoya spürte, wie die Wut in seinem Bauch einer ungewohnten Neugierde wich. Er, sich etwas wünschen? Auf die Idee war er ja noch gar nicht gekommen aber irgendwie war es schon verlockend. Zögerlich streckte er die Hand nach dem kleinen Stück Aluminium aus. Kühle Fingerspitzen berührten seine, dann landete die Münze in seiner Handfläche, leicht und doch irgendwie viel zu schwer. Sollte er den Blödsinn wirklich mitmachen? Und wenn ja, was sollte er sich für die geschenkte Münze wünschen? Unschlüssig trat er näher an den Brunnen heran und warf einen vorsichtigen Blick hinein. Da lagen 100-Yen-Münzen und 50-Yen-Münzen. Ja sogar eine goldfarbene 500-Yen-Münze konnte er im Wasser sehen. Nachdenklich blickte er auf sein 1-Yen-Stück hinab. Irgendwie kam er sich dumm dabei vor so eine wertlose Münze zu nutzen, auch wenn sie ein Geschenk gewesen war oder vielleicht gerade auch deshalb. Unsicher warf er einen Blick über die Schulter zurück, doch sein Mitschüler machte keine Anstalten, sich über ihn lustig machen zu wollen. Er stand einfach nur da, das hellgrüne Haar halb im Gesicht und den Blick auf den Brunnen und auf ihn gerichtet. Nachdenklich musterte Akoya die Münze in seiner Hand. Eigentlich gab es da schon etwas, was er sich wünschen wollte. Aber ob das wirklich in Erfüllung gehen würde, nur weil er einen Yen ins Wasser warf? Wohl eher nicht. Inzwischen spürte er nicht nur Narukos Blick auf sich, sondern auch den von Zaou und den Anderen. Ein Rückzug war nicht mehr drin. Ein letztes Mal musterte er die Münze in seiner Hand, strich mit den Fingern über die eingeprägten Blätter, dann war die Münze in der Luft, drehte sich ein paar mal um sich selbst und landete schließlich fast lautlos im kühlen Nass. Für einen Moment war es als wollte sie schwimmen, sich dem Sog entziehen, doch schließlich gewann das Wasser den Kampf und zog sie auf den Grund hinab zu den Anderen. Akoya sah ihr nach. Wie gerne wollte er so wie diese unscheinbare Münze sein und die Anderen anziehen, egal wie tief das Wasser zwischen ihnen auch war. Besonders... Stumm wagte er noch einen Blick über die Schulter zurück. Ja, wenn er sich etwas wünschen sollte, dann würde es wohl das sein und nicht was seine Mitstreiter von ihm erwarten würden. Ein einzelner Yen würde ihm die Welt eh nicht einbringen, das wusste er, aber vielleicht konnte er dafür noch eine Berührung seines Mitschülers bekommen oder wenigstens noch einen Blick. Hosted by Animexx e.V. 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