Dilector Diaboli von Anemia ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog   Ein Jeder kennt die vielen Sinnsprüche, welche einem Ratschläge für das alltägliche Leben mit auf den Weg geben und denen man eine mehr oder minder große Weisheit entnehmen kann. So findet man Redewendungen, die, wenige Jahre nach der vermeintlichen Geburt Christi erdacht, heutzutage noch immer nicht an Wert eingebüßt haben, Sprichworte, die sich nach dem Moralverständnis der Menschen richten und somit an die guten Sitten appellieren. Doch hin und wieder findet man auch welche, die den Himmel thematisieren, den Himmel mit seinen Engeln und ihrem mächtigen Herrscher, dem gesichtslosen Gott, immer dargestellt als das Gute, das Erstrebenswerte und Herrliche. Aber wo es ein Paradies gibt, da gibt es auch die Unterwelt. Das angeblich Böse, Unheilbringende und Menschenverachtende. Eine Selbstverständlichkeit, dass man sich mit ihrem Fürsten beschäftigte und Sprüche schuf, Sprüche, die zeigten, wie sehr man sich von ihm distanzierte. Genauso intensiv, wie man dem Himmel huldigte, wie man ihm seine Gebete widmete und dem Absoluten vollends erlag.   'Hilf dir selbst, so hilft dir Gott' - so sagt man in Situationen, die bloße Eigeninitiative erfordern. Und selbst ich, der, seitdem er reif genug war, um sich eine eigene Meinung zu bilden und sogar das reine Gute anzufechten bereit war, hatte dem stets einen wahren Kern entnehmen können. Doch da hatte die brutale Realität mir noch nie einen sogenannten Schicksalsschlag gesandt, aufgrund dessen es mir dieses Mal nicht möglich war, mir selbst zu helfen. Auf grausamste Weise hatte man mich spüren lassen, dass es keinen Gott gab, dass niemand über die hilflosen Menschen wachte und dass niemand sich immer nur selbst helfen konnte. Dass der Glauben es lediglich schaffte, die Verantwortung für sein eigenes Gedeih oder auch Verderb in die Hände eines anderen zu legen, in die Hände eines, der nicht existierte.   Für mich gab es keinen Gott. Hatte es nie einen gegeben. Doch glaubte ich an das Böse, das in jeder menschlichen Seele schlummerte, die kranke Verdorbenheit, welche nur durch gewisse Umstände wachgerüttelt werden mussten, um sie zum Ausbrechen zu bewegen. Für mich gab es aber auch keinen Teufel, hatte ich mich doch längst von den absoluten Ansichten verabschiedet. Gut und Böse, Schwarz und Weiß - diese Gegensätze gehörten für mich untrennbar zusammen.   'Meide das Böse in jeder Gestalt' - Ein gut gemeinter Ratschlag, aber meiner Meinung nach nicht umsetzbar, falls man nicht allen Menschen auf ewig aus dem Weg gehen wollte. Zudem das Gute wie auch das Böse einen nur zu oft zu verwirren vermochten und sich miteinander vermischten, unzählige Graustufen hervorriefen und das Bild des Teufels immer verschwommener werden ließ. Zumindest so lange, bis man ihm dann gegenüberstand, jenem mythenumrankten Wesen, dem in Verruf geratenen Gegenspieler Gottes. Dann erschien er einem plötzlich als ganz klar. Und vor allen Dingen glaubwürdig.   In meinem Leben ging es gerade mit dem Teufel zu. Und bei diesem Spruch handelte es sich nicht mehr nur um eine bildhafte Umschreibung. Jedenfalls nicht für mich. Kapitel 1: ----------- 1. Kapitel     Es erschien mir als der letzte Ausweg. Die letzte Möglichkeit, mir selbst zu helfen. Meine Mutter hatte wieder an Gewicht verloren. Inzwischen brachte sie weniger als fünfzig Kilo auf die Waage und jeglicher Arzt, der mit ihrem Fall vertraut war, hatte uns bestätigt, dass sie den Kampf gegen den Feind in ihr verlieren würde. Vielleicht noch nicht in diesem Jahr, aber womöglich im nächsten. Die Chemotherapie hatte ihr letztendlich mehr geschadet als genützt. All diese synthetisch hergestellten Stoffe konnten ihren Körper weiter schwächen, somit dem Feind Futter geben und ihr zudem den kleinen Funken Lebenswillen rauben, der bisher noch in ihr geschlummert hatte. Zu Recht. Sie war so eine starke Frau gewesen, eine, die einen eigenen Willen besessen und sich durch nichts und niemanden unterkriegen hatte lassen. Bis er kam und sich ihr in den Weg stellte, der Krebs, der Einzige, der es verdiente, Teufel genannt zu werden, denn ihm haftete nichts Gutes an. Er existierte nur, um eines mit sich zu bringen: Zerstörung. Tod. Und eine tiefe Verzweiflung und Traurigkeit unter uns Angehörigen.   Sie mochte ihren Glauben verloren haben. Sie mochte ihre tristen Tage in ihrem Bett verbringen und darauf warten, dass es endlich vorbei war. Und auch ich wälzte mich nächtelang umher, gefangen zwischen Hoffen und Aufgeben, besaß auch ich keinen Glauben, keinen Glauben an nichts außer an mich selbst und an ihre schon lange besiegte Kämpfernatur. Allerdings fühlte ich mich auf gewisse Weise zum Übernatürlichen hingezogen, zu den Dingen, die wissenschaftlich nie bewiesen worden waren, die aber die Erzählungen so vieler Menschen bestätigten. Das Absolute mochte nicht existieren, aber vielleicht das hohe Schicksal, das uns auf unseren Wegen lenkte. Und wenn etwas existierte, auch wenn es nicht greifbar war, so vertrat ich die Ansicht, dass man sich ihm nicht willenlos ausliefern musste. Schließlich war man - wenn man so wollte - allenfalls sein eigener Gott, der nur die nötigen Informationen brauchte, um zur Tat schreiten zu können. Hilf dir selbst, so hilft dir Gott.   Man hörte viel Schlechtes von diesen Wahrsagern, schimpfte sie Quacksalber und sagte ihnen nach, sie seien nur auf das Geld ihrer gutgläubigen Kunden aus und würden ihnen ohnehin nur auf mehr oder minder jeden zutreffende, äußerst allgemein gehaltene Vorhersagen tätigen. Doch diese Gerüchte hielten mich nicht davon ab, das Internet nach einem Medium in meiner Nähe zu durchforsten. Was hatte ich denn noch zu verlieren? Ich besaß genug Verstand und Lebenserfahrung, um erkennen zu können, wenn mich jemand über das Ohr hauen wollte. Deshalb zögerte ich nicht sonderlich lange sondern wählte die Nummer einer in Stockholm ansässigen Person, deren Geschlecht ich nicht anhand ihres Namens ableiten konnte. Hinter Cari Crow konnte in meinen Augen ein Mann, aber genauso gut auch eine Frau stecken. Erst, als sich eine Stimme mit einem recht tiefen Timbre am anderen Ende der Leitung mit eben diesem doch recht wohlklingenden Namen meldete, war die Sache für mich klar. Der Wahrsager räumte mir einen Termin am nächsten Tag ein, erwähnte jedoch noch nichts von den Kosten, was ich als Seriosität deutete. Deshalb erschien ich nicht mit sonderlich großem Misstrauen bei der Sitzung, stand dem Ganzen aber dennoch etwas skeptisch gegenüber. Denn man wusste nie, was das Schicksal einem für einen Unsinn flüstern würde.   Das Büro befand sich in einem recht ungepflegten Hinterhof, was mich zwar nicht störte, es mir allerdings erschwerte, es ausfindig zu machen. In diesem Teil von Stockholm hielt ich mich eher selten auf, lebten hier doch eher die sozial Schwachen, zu denen ich mich seit meiner Karriere als Eishockeyspieler nicht mehr zählte. Mein Umfeld glich jenem, welches ich hier vorfand, nicht im Geringsten, und doch fühlte ich mich nicht unbedingt unwohl inmitten der überquellenden Mülltonnen und der speckigen Fußwege, entsprach mir ohnehin eher die Punkattitüde als die eines noblen Bürgers. Deshalb drückte ich auch ohne große Vorbehalte den Klingelknopf, hinter dem ein verblichenes C.Crow prangte. Die Sprechanlage wurde gar nicht erst betätigt. Als ein Summen ertönte, schob ich mit der Schulter die schwere Tür auf und trat in den Hausflur, der dunkel bleiben sollte. Womöglich hatte der Hausmeister sich seit Jahren nicht mehr um das Auswechseln der Glühbirne gekümmert, genauso wenig, wie eine Putzfrau hier nach dem Rechten gesehen hatte. An den ramponierten Wänden hingen dicke Spinnweben, jeder meiner Schritte knirschte und an dem Geländer hatte ich mir prompt einen Schiefer eingejagt, um den ich mich allerdings nicht weiter kümmerte. Das ganze Haus schien mir ziemlich punkrock zu sein, verwahrlost, heruntergewirtschaftet, ungepflegt. Von ganz besonderem Charme war allerdings die Tür, dessen schief hängendes, an einer Ecke eingerissenes Schild mein Ziel markierte. Cari Crow. Wahrsager. Ich ließ mir den Namen auf der Zunge zergehen, während ich darauf wartete, dass man mir öffnete. Crow, wie die Krähe. Wenn dem nicht so war, dann fiel mir allenfalls noch Aleister Crowley ein, was mir jedoch ein unvermitteltes Schmunzeln entlockte. Ja, die satanische Bibel, dem Grundlagenwerk der Church of Satan, von der hatte ich bereits gehört, sie jedoch nie gelesen. Und ja, sie stammte nicht von Aleister Crowley, sondern von LaVey, und dennoch war sie das Erste, was ich mit diesem Namen assoziierte. Satanisten, das waren für mich fanatische Menschen, keinen Scheiß besser als Christen, schließlich beteten beide Seiten einen Herrscher an, den es nicht gab. So glaubte ich zumindest. Aber so manche Unwissenheit ließ sich im Laufe des Lebens aus der Welt schaffen. Und dieser Mann, der schließlich vor mir stand und mich aus blassen, dunkel umrandeten Augen anschaute, sollte den Stein ins Rollen bringen. Doch dies ahnte ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht.   "Guten Tag, kommen Sie doch rein." Er trat einen Schritt beiseite, damit ich seiner Aufforderung Folge leisten konnte, doch ich verharrte noch ein paar Augenblicke vor der Türschwelle und ließ es mir nicht nehmen, mein Gegenüber ausgiebig zu mustern. Schwarz schien eindeutig seine Farbe zu sein, eine Sache, die wir anscheinend gemein hatten. Nur hätte ich mich nie im Leben in solch eine figurverhüllende Kutte samt Kapuze geworfen, obwohl der Schatten, den Letztere auf das schmale Gesicht darunter zu werfen vermochte, absolut nicht von schlechten Eltern war. Ganz ohne Frage verlieh sie ihm einen harten Touch, ließ die Züge des Mannes wie gemeißelt wirken und brachte seine Augen auf eine fast unheimlich anmutende Art und Weise zur Geltung. Sie stachen deutlich heraus, und ich wusste, dass sie meine Schritte verfolgten, so wie ich durch den schummrigen Flur tappte und schließlich direkt in einem Wahrsagerbüro ähnlich jenen, die in dümmlichen Filmen vorkamen, landete. "Bitte setzen Sie sich." Ich fürchtete bei Weitem keine finsteren Gestalten, aber wenn sie urplötzlich hinter mir standen und ich ihren Atem in meinem Nacken spürte, fühlte selbst ich mich nicht mehr ganz wohl in meiner Haut. Wenige Sekunden später saßen wir uns gegenüber. Ich hatte darauf verzichtet, meine Lederjacke abzulegen, womöglich, weil mein Unterbewusstsein darauf aus war, dass ich ohnehin nicht lange hier verweilen würde. Nein, es stimmte nicht, dass ich mich in den Räumlichkeiten nicht wohlfühlte. Im Grunde wirkten sie sogar recht gemütlich, auch wenn der Hauch von Moder an den Wänden zu hängen schien und man das Tageslicht gründlich mit dicken Jalousien ausgesperrt hatte. Wahrscheinlicher war, dass ich mich im ersten Moment tatsächlich an jene verrufene Quacksalber erinnert fühlte aufgrund der sehr klischeehaften Ausstattung des Zimmers. Die obligatorische Glaskugel fand sich auf einem Schränkchen, selbstverständlich verdeckt von einem violetten Seidentuch, zudem ein Globus, von dem ich keine Ahnung hatte, wozu er diente sowie betont böse angehauchte Bilder von dem gehörnten, ziegenköpfigen Satan samt weiblicher Brust und Pentagramm auf der Stirn. "Das ist Baphomet", sagte der Wahrsager plötzlich, woraufhin meine Blicke wieder sein ernstes Gesicht fixierten. "Baphomet ist der Repräsentant Luzifers in der Church of Satan. Er ist nicht der Allmächtige. Eher so etwas wie...Luzifers Kollege." Hatte er meine Gedanken mittels seiner magischen Kräfte erhört? Oder hatte mein Blick ausnahmsweise einmal zu viel preisgegeben, mich als Unwissenden entlarvt? Mir blieb nichts anderes übrig, als Spekulationen diesbezüglich anzustellen, denn mir stand nicht der Sinn danach, diesen dunklen Typen zu fragen, wieso er mir etwas von Luzifers Kollegen erzählte. Schließlich ging es hier um etwas ganz anderes... Als wir eine Weile geschwiegen hatten, verschränkte er seine Finger auf dem Tisch ineinander und schaute mich neuerlich mit seinem einen auf fast unangenehme Weise durchdringenden Blick an. "Was führt Sie zu mir?" Also lief es in diesen Establishments wie in den Arztpraxen ab. Man wurde gefragt, wo der Schuh drückte und anschließend fischte das Gegenüber eine passende Diagnose aus seinem Wissensschatz. Im Grunde passte mir dies ganz gut in den Kram, obwohl ich es als irgendwie seltsam erachtete. Doch zunächst musste ich etwas klarstellen. "Wollen wir uns nicht lieber duzen?", schlug ich locker vor und deutete ein Nicken an. "Jamie." Ich hätte den Mann auf ungefähr Mitte Zwanzig geschätzt, womit er genauso alt war wie ich. Irgendwie glaubte ich, mich wohler zu fühlen, wenn er mich mit meinem Vornamen anredete als sich der gestelzten Höflichkeitsformel zu bedienen. "Okay." Er willigte ein und senkte kurz das Haupt, ehe er mir wieder direkt ins Gesicht sah. "Cari. Wie kann ich dir helfen?" Es fiel mir beileibe nicht leicht, über dieses Thema zu sprechen, nagte es doch Tag und Nacht an meiner Seele und zerriss mir zeitweise fast die Nerven. Doch ich wusste, auf was ich mich eingelassen hatte. Dass ich einen Wildfremden in meine privatesten Angelegenheiten einweihen wollte. Da musste ich nun durch. Außerdem stellte er meine letzte Hoffnung dar. "Meine Mutter liegt im Sterben", setzte ich an, während meine Blicke über das nachtschwarze Holz wanderten, aus dem die Tischplatte bestand. "Krebs im Endstadium. Jegliche Medikation ist fehlgeschlagen. Die Ärzte geben ihr nur noch ein paar Monate. Wenn überhaupt." Geduldig hörte Cari mir zu, verzog dabei allerdings keine Miene, wie ich feststellen konnte, als meine Blicke scheu nach irgendeiner Gefühlsregung in seinem Gesicht suchten. Doch da war nichts Auffälliges außer den tiefen, schweigenden Schatten und dem im Gegensatz dazu metallisch funkelnden Piercing in seinem rechten Nasenflügel. "Ich verstehe", versicherte er mir, nachdem ich geendet hatte und verstummt war. "Und wie glaubst du, dass ich dir helfen könnte?" "Du bist doch Magier", setzte ich etwas hilflos an und knetete meine schwitzigen Finger unter dem Tisch. "Man kennt doch die Fälle von wundersamer Heilung durch Handauflegen und dergleichen..." "Jamie." In seiner Stimme schwang etwas ungemein Belustigtes, aber auch fast Fürsorgliches mit. "Auch Magie kann keine Wunder vollbringen. Magie dient viel mehr dazu, die in einem selbst schlummernden Kräfte zu erwecken und den Glauben an sich selbst zurückzubringen. Aber sie kann das Schicksal nicht zerstören." Diese Aussage gefiel mir selbstverständlich überhaupt nicht. Ich würde diesem Kerl ein Heidengeld zukommen lassen, nur dafür, dass er mich über den wahren Inhalt magischer Anwendungen informierte. Ich wollte den Mund öffnen und meinem Ärger Luft machen, doch er kam mir zuvor. "Krankheiten stellen stets eine himmlische Bestrafung dar", erklärte Cari mir gelassen. "Hat deine Mutter in ihrem Leben irgendeine große Sünde vollbracht?" "Nicht, dass ich wüsste." Ich zuckte die Schultern und beschloss, mich darauf einzulassen, obwohl seine Worte noch immer wie ausgemachter Quatsch für mich klangen. "Hat sie Gott gelästert?", hakte er nach. "Man muss vorsichtig sein mit dem, was man über den Herrn im Himmel sagt. Er hört alles..." Was sollte das denn jetzt? Wollte er mir etwa weißmachen, dass es Gott und Teufel, Himmel und Hölle tatsächlich gab? Anscheinend war ich wieder nur an einen Verrückten geraten, dem sein esoterisches Geplänkel längst zu Kopf gestiegen war. "Gott gibt es nicht", erwiderte ich deswegen fest, woraufhin mein Gegenüber breit zu grinsen begann und seine weißen Zähne entblößte. "Also bist du es", stellte er amüsiert fest. "Du scheinst mehr auf der Seite der Abtrünnigen zu stehen, mh? Das ist selbstverständlich höchst verwerflich, aber einen Menschen von seinen Überzeugungen abzubringen ist mindestens genauso schwer wie die Christen zu dem richtigen Gott zu bekehren." Eisern schwieg ich. Das Ganze war mir nicht mehr geheuer. Ich wollte eigentlich nur noch gehen, doch aus irgendeinem Grund blieb ich sitzen und ließ mich weiter von diesem Durchgeknallten einlullen. "Was passiert ist, ist passiert. Magie kann deine Mutter nicht retten. Aber ich könnte dir sagen, wie deine Zukunft aussehen wird. Würde dir das weiterhelfen?" Da mir ja gar nichts anderes übrig blieb, zuckte ich hilflos die Schultern und nickte. "Immer noch besser als nichts", sagte ich. Zumindest würde ich dann genügend Zeit haben, um mich auf den Tod meiner Mutter vorzubereiten, wenn ich schon jetzt alles offenbart bekäme. Vorausgesetzt, der Kerl laberte keinen Scheiß...   Wortlos ging Cari zu einer seiner vielen Kommoden, öffnete den obersten Schub und holte ein Kartenspiel heraus. Misstrauisch runzelte ich die Stirn, so wie er wieder mir gegenüber Platz nahm und begann, die Karten mit geschickten Händen zu mischen. Anschließend breitete er sie auf dem Tisch aus. "Such dir drei davon aus", wies er mich an, und ich tippte ohne lange zu überlegen auf irgendwelche x-beliebigen Karten, welche Cari kurzerhand nacheinander aufdeckte und zwischen uns in einer Reihe auf den Tisch legte. "Diese Legeart nennt sich das Drei-Karten-Orakel", erklärte er mir, und ich hätte beinahe verlauten lassen, dass ich darauf nie im Leben gekommen wäre. "Mittels seiner Hilfe wird einem ein grober Überblick über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gewährt. Die erste Karte stellt somit die Vergangenheit, die zweite die Gegenwart und die dritte die Zukunft dar. Alles klar?" Skeptisch starrte ich auf die Motive, die direkt vor mir lagen. The Fool stach mir besonders ins Auge. "Ah, die will mir sagen, dass ich in der Vergangenheit in Idiot war", mutmaßte ich, erntete aber ein promptes Kopfschütteln von Cari. "Hinter den Bildern verbergen sich keine solch offensichtlichen Botschaften", sagte er und tippte mit dem Zeigefinger auf eben den Narren. "Die Esoterik lehrt uns, dass das Göttliche stets in uns selbst zu finden ist und nicht in der Außenwelt, wie viele Menschen glauben. Der Narr zum Beispiel soll eine Ermutigung darstellen. Er erinnert uns daran, dass wir unsere naturgegebene Neugierde nicht unterdrücken sollen. Allerdings beinhaltet er auch stets eine gewisse Unreife." Er hob den Finger, um mich zum Schweigen zu bringen, und ich schloss auf seinen Befehl hin sofort den Mund. "Das gesamte Leben besteht darin, an sich selbst und seinen Erfahrungen zu wachsen, wozu es allerdings vonnöten ist, seine Komfortzone zu verlassen und sich für neue Erfahrungen zu öffnen. Wenn der Narr wie in diesem Fall die erste Tarotkarte im Legesystem ist, steht er für einen Neubeginn, für dich wichtige Ziele und neue Erfahrungen." Das Ganze kam mir trotz der sehr ausführlichen Erklärung noch sehr spanisch vor, hatte ich doch keine Ahnung, auf was ich all diese Dinge beziehen sollte. Zumal sie etwas mit meiner Vergangenheit zu tun hatten...doch für welchen Neubeginn und welche bedeutenden Erfahrungen hatte meine Vergangenheit den Grundstein gelegt? "Sehr rätselhaft", gab ich meinen Kommentar ab. "Und was soll mir das nun sagen?" "Das musst du selbst herausfinden", meinte Cari bedeutungsschwanger, was mir allerdings ein Schnauben abrang. Verarschen konnte ich mich auch alleine. "Weiter", forderte ich dennoch, woraufhin Cari mir einen kurzen, prüfenden Blick zuwarf, der mein Herz in die Höhe springen ließ und dann fortfuhr. Mit einer Karte namens Der Hierophant. "Oh, das ist ja interessant." Mein Gegenüber schmunzelte. "Der Hierophant weist auf die eigenen Glaubenssätze und Überzeugungen hin. Er erinnert dich daran, dass die großen Mächte dir helfen werden, deine Ziele zu erreichen, aber nur, wenn du selbst an sie glaubst." "Ein gutes Omen", mutmaßte ich in Anbetracht meiner Mutter. "Also muss ich mich zusammenreißen?" "Sieht ganz danach aus", bedeutete mir Cari mit einem kecken Augenzwinkern, mit dem er genauso gut ein Mädchen hätte anmachen können. "Versuche dich darauf einzulassen, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die wir nicht erklären können." "Das tue ich längst", sagte ich. "Aber die großen Mächte..." "Auch sie gibt es", verkündete er deutlich, was mich zum Schweigen verdonnerte. Dafür folgte mein Blick seinem Zeigefinger, der nun auf der dritten und letzten Karte, der Zukunftskarte, zum Liegen kam. The Hermit. "Der Eremit kennzeichnet eine Phase in deinem Leben, auf den du dich auf dein wahres Selbst konzentrieren solltest. Hin und wieder gelangen wir an Punkte, an denen alles zusammenzubrechen scheint. Und wenn wir keinen Halt haben, den wir zum Beispiel in einer Person finden, die uns unterstützt, kann es vorkommen, dass wir in eine tiefe Depression stürzen und sogar den letzten Lebensmut verlieren. Aber auch ohne solch einen Ankerpunkt sind wir nicht alleine, denn wir haben noch uns. Uns und unser inneres Licht." "Das zielt alles darauf, dass wir unser eigener Gott sind, habe ich das Gefühl", begann ich zu überlegen. "Aber wieso faselst du dann von Gott im Himmel und Teufel in der Hölle, wenn wir das Absolute in Wirklichkeit in ins selbst tragen?" Einmal mehr hatte Cari nicht mehr als ein beinahe mitleidiges Schmunzeln für mich und meine Unwissenheit übrig. "Der innere Gott entscheidet sich grundlegend von den großen Mächten", setzte er an und schob sich eine seiner langen, schwarzen Haarsträhne aus dem Gesicht. "Er ist weitaus stärker, aber auch zerstörbarer als Gott und Teufel zusammen. Und zudem ist er nur für dich existent, aber für niemand anderen. Du bist sein einziger Jünger, während die großen Mächte viele Anhänger haben." Einmal mehr eine Aussage, die in sich so logisch klang, dass ich auch von selbst darauf gekommen wäre. Mich ließ das Gefühl nicht los, dass die komplette Sitzung mir keinerlei Offenbarungen unterbreitet hatte. All das, was Cari mir hier erzählt hatte, selbst seine vagen Weissagungen, hätte ich mir genauso gut allein mit etwas theoretischem Wissen über die Materie zusammenklamüsern können, weshalb ich mich bereits daran machte, mich resigniert von meinem Stuhl zu erheben und das sinnlose Gespräch zu beenden. Allerdings hatte ich einmal mehr nicht mit Cari gerechnet, welcher urplötzlich eine Information für mich bereithielt, die selbst mich hellhörig werden ließ. "Okay, okay, du willst deiner Mutter unbedingt helfen", fasste er zusammen, nachdem ich mich wieder ihm gegenüber gesetzt hatte und mein abwartender Blick seine Züge studierte. Skeptisch hob er eine Augenbraue an. "Aber auch um jeden Preis?" Ich vermutete, dass er mir diese Extrainformation separat auf Rechnung setzen würde, und da ich sicherheitshalber ohnehin über Viertausend Kronen mit mir führte und nichts mehr zu verlieren hatte, fühlte ich mich berufen, getrost zu nicken. "Gut, dann hör zu." Cari legte seinen Kopf schief und betrachtete mich eingehend, so, als würde er versuchen, mich einzuschätzen. Wie tief meine Hemmschwelle sinken würde, wenn es sich um meine Mutter handelte. Was für ein Ausmaß an esoterischem Schwindel ich ihm abkaufen würde. Er faltete neuerlich die Hände auf dem Tisch. "Das Schicksal mag unabwendbar sein, nicht zu manipulieren, aber die großen Mächte sind es. Es gibt eine einzige Möglichkeit, den Fluch des Unbarmherzigen abzuwenden. Du musst es lediglich schaffen, den Dunklen auf deine Seite zu ziehen und seinen Schutz heraufzubeschwören. Dann kann dir nichts mehr passieren. Denn das Verderben ist stärker als das Licht. Das Böse wird immer in der Lage sein, das Gute zu zerstören. Sei dir dessen bewusst..." "Und was muss ich tun?", wollte ich etwas ungehalten wissen, da mich seine so dramatisch formulierten Sätze zusehends zu nerven begannen. Doch als mich einmal mehr Caris Blick traf und mir dieser direkt in die Augen stach, brachte ich abermals kein weiteres Wort über die Lippen. In Hypnose, ja, darin konnte ihm womöglich niemand das Wasser reichen... "Pass auf." Er knaupelte auf seiner Lippe herum, ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen, bis er erneut an mir hängen blieb. "Während der ersten Vollmondnacht des Jahres musst du drei Schamhaare des Teufels in einem Glas aus zwei Teilen Wasser und einem Teil seines Spermas zu dir nehmen. Solltest dir dieses Kunststück gelingen, so bist du befreit von all den himmlischen Bestrafungen." Er hatte mir ja schon viel Schwachsinn erzählt, aber das schlug dem Fass eindeutig den Boden aus. Ja, ich war der festen Überzeugung, mich verhört zu haben! "Ich soll was?", hakte ich fassungslos nach und zog die Stirn kraus, machte ein Gesicht wie einer, der sein Gegenüber akustisch nicht verstanden hatte. "Das ist nicht dein Ernst." Cari jedoch nickte langsam. "Wenn ich es doch sage." Eine Weile lang hockte ich kopfschüttelnd auf meinem Sitz und versuchte, das eben Gehörte zu verarbeiten, mich mit ihm zu arrangieren. Doch das fiel mir selbstverständlich schwer. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass ich es hier nicht nur mit einem Geisteskranken, sondern auch mit einem Perversen zu tun hatte. Nie im Leben hätte ich diesen schwachsinnigen und gleichzeitig ekelhaften Rat befolgt. Zumal er in meinem Universum überhaupt nicht funktionieren konnte...dies war rational einfach nicht erklärbar! "Du lügst", sagte ich ihm offen ins Gesicht und hob mein Kinn. "Außerdem gibt es keinen Teufel. Schließlich hat er sich mir noch nicht persönlich vorgestellt." Sein darauffolgendes Grinsen schaffte es, mich beinahe in Rage zu versetzen. "Oh, ich denke doch", verkündete er und bleckte seine weißen Eckzähne. Im nächsten Moment jedoch fuhr er wieder seine Mitleidstour und schaute mich aus großen, treuherzig blickenden Hundeaugen an. "Du wirst doch nicht denselben Fehler machen wie all die Leute, die nur an das glauben, was sie mit ihrem angeblich so gesunden Menschenverstand erklären können? Jamie, Jamie, ich hätte dich für intelligenter gehalten. Du fühlst dich doch zur Dunkelheit hingezogen, mh?" Er lehnte sich zu mir vor und schmunzelte. "Du bist doch ein kleiner Sünder...das verrät mir bereits dein Blick...so aufmüpfig und entschlossen..." Um wieder etwas zur Beherrschung zu gelangen, räusperte ich mich kurz und beschloss, dass ich mir dennoch nähere Auskünfte bezüglich dieser Verbrüderung mit der Dunkelheit geben lassen würde. Schließlich lag es letzten Endes ganz bei mir, ob ich seinen Worten Folge leistete oder nicht. Sollte er also ruhig mit der Sprache herausrücken. Meine Neugierde hatte er ohnehin geweckt, das konnte ich nicht einmal abstreiten. "Und wo meinst du finde ich diesen Teufel?", hörte ich mich sagen und schüttelte gedanklich über diese Frage den Kopf. In der Hölle, würde die Antwort lauten, vermutete ich, doch anscheinend wusste ich doch so viel weniger, als ich geglaubt hatte. "In deinem Kopf, in deinen Träumen", erwiderte er betont weise klingend und zog einen Zettel aus dem Stapel, der sich auf seinem Schreibtisch türmte. Anschließend griff er zu einem Kugelschreiber und begann, etwas auf dem Papier zu notieren. Dann reichte er es mir und ich überflog sofort jene Zeilen, die in Caris etwas krakeliger Handschrift verfasst worden waren.   Vater unser, der du bist in der Hölle, Geheiligt werde dein Name. Dein Königreich ist gekommen. Dein Wille ist geschehen. Auf der Erde wie in der Hölle. Wir nehmen in dieser Nacht das uns rechtmäßig Zustehende, Und betreten nicht den Pfad der Schmerzen. Führe uns in Versuchung. Erlöse uns von der falschen Frömmigkeit. Denn dein ist das Reich Und die Kraft Und die Herrlichkeit In Ewigkeit. Shemhamforash!   "Aha, das Vaterunser der Verdammten", stellte ich fest und faltete das Blatt zusammen, damit ich es in meiner Hosentasche verschwinden lassen konnte. "Und wozu könnte es mir nützlich sein?" "Du wirst es wissen, wenn es so weit ist", tätigte Cari wieder einmal eine seiner vagen Andeutungen, die alles und gleichzeitig nichts aussagten. Da ich ahnte, dass ich ihm ohnehin nicht mehr entlocken konnte, ließ ich die Sache auf sich beruhen und ging zum finanziellen Teil des Geschäftes über. "Wie viel verlangst du?" "Eigentlich Dreitausend", antwortete er, schlug dann aber wissend seine Lider nieder und schenkte mir einen koketten Blick. "Solchen attraktiven Jungs wie dir gewähre ich allerdings einen Sonderpreis. Gib mir Zweitausend, und deine Schuld ist beglichen." Ohne einen Kommentar zu diesem recht offensichtlichen Kompliment abzugeben griff ich in meine Hosentasche und blätterte die gewünschte Summe auf den Tisch. Anschließend erhob ich mich. "Danke", sagte ich, wusste allerdings nicht, ob ich es auch so meinte. Ohne mich umzuschauen steuerte ich die Tür an. "Auf Wiedersehen." "Auf Wiedersehen, Jamie", hörte ich die Stimme Caris hinter mir sagen und ich wurde das Gefühl nicht los, dass eine gewisse Häme in ihr schwang. Oder aber, dass hinter all diesen vielseitig interpretierbaren Worten viel, viel mehr steckte, als man auf den ersten Blick vermuten mochte. Wie Recht ich mit dieser Einschätzung haben sollte, zeigte sich bereits in der darauffolgenden Nacht... Kapitel 2: ----------- 2. Kapitel     Es war sein Gesicht, welches nicht mehr aufhören wollte, mich anzustarren. Es waren seine Blicke, die sich tief in mich bohrten und selbst dann nicht gedachten, mich loszulassen, als ich mich in meiner Hilflosigkeit zu winden begann. Ich wusste zunächst nicht, weshalb ich mich der Präsenz dieses wahnsinnigen Mannes derart ausgeliefert fühlte, ich spürte lediglich, wie etwas meine Hände zurückhielt, wie fest sie mit der Wand verwachsen zu sein schienen, ebenso meine Füße, die mich nicht vor seinen mein Herz wie wild schlagend lassenden Blicken fliehen ließen. Ich fühlte mich ihm nicht nur ausgeliefert, ich war es auch. Längst war ich es. Ohne Worte gab er mir zu verstehen, dass meine Blöße nur ihm gehörte; ein Augenaufschlag genügte und ich begann zu wimmern, zu wimmern für ihn, meinen Kopf wie ein gefangenes Tier hin und her zu werfen, während ich meinen eigenen Atem hörte, der sich gar nicht mehr zu beruhigen schien und ein Sinnbild für all das war, was ich empfand. Nervosität, vor allen Dingen. Aber auch Verletzlichkeit, Wehrlosigkeit sowie einen fast brennenden Schmerz zwischen meinen Beinen. Einen Schmerz, der mein Becken sich nach seiner Haut sehnen ließ, nach seinem Körper, nach seinen kundigen Händen. Denn ich schien vergessen zu haben, wie sich Scham anfühlte, was man unter diesem Begriff verstand. Dafür meinte ich zum ersten Mal in meinem Leben zu verstehen, was es mit wahrer Begierde auf sich hatte, wie grausam sie einen zu zerfleischen mochte, wenn sie nicht gestillt wurde. Nie zuvor hatte ich das Gefühl gehabt, bei einem weiteren Blick aus seinen Augen auf der Stelle einen Orgasmus durch meinen Körper rasen zu spüren. Nie hatte ich erfahren, wie sinnlich die Lust von Mann zu Mann sein konnte. Und nie hatte ich jemals jemanden angefleht, mich endlich von meiner Qual zu befreien. "Fick mich", krächzte ich in meiner tiefen Verzweiflung und verfolgte Caris Hand, die sich behutsam auf meine Hüfte legte und mich noch wilder gebärden ließ. "Fick mich, bitte!" Doch in diesem Augenblick entstand eine neue Szene in meinem Kopf. Nichts erinnerte mehr an das eben Dagewesene, meine animalische Seite war einer durch und durch unterwürfigen Facette meiner selbst gewichen. Ich sah mich auf dem Boden hocken, kniend vor den Beinen eines Mannes, zu dem ich mir nicht aufzuschauen traute. Ich stellte fest, dass ich erneut nackt war, aber ich empfand es dieses Mal als weniger seltsam denn ganz normal, so, als hätte sich diese Szene bereits unzählige Male abgespielt. Etwas zog mich nach vorn, sodass ich mich im letzten Moment gerade noch so mit meinen Händen abfangen konnte. Brav senkte ich den Kopf, doch dieser wurde prompt emporgerissen, von einer Hand, die eine Kette umfasst hielt, welche wiederum an dem großen Ring befestigt war, der die Front des Lederbandes zierte, das ich um den Hals trug. Bei jedem Ruck glaubte ich, dass er mir die Kehle zuschnüren würde, doch gleichzeitig wusste ich, dass er sich dazu hätte nie hinreißen lassen. Schließlich war ich seine Sünde, sein kostbares Spielzeug, sein ins Verderben gefallene Engel. Ich liebte es, wenn er mir zeigte, dass er mich besaß, dass ich zu bestimmten Dingen nicht befugt war, sie zu entscheiden. Er hatte mich in der Hand, und ihm oblag die Gewalt über mich, meinen Körper und erst recht über meine zügellose Lust. Und ich genoss es, nicht mehr denken zu müssen, sondern nur noch zu fühlen, wie das starke Band, das uns aneinanderschweißte, stärker und stärker wurde...   Nach diesen unter die Haut gehenden Filmen brauchte ich am Morgen immer ein wenig Zeit, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Lange verfolgten sie mich, diese so klaren Bilder, die weniger an einen Traum als an eine alternative Realität erinnerten. Am Anfang hatte ich versucht, sie als Metaphern zu deuten, welche in Verbindung mit den Tarotkarten standen, die Cari mir gelegt hatte. Doch jedes Mal war ich zu dem Schluss gekommen, dass sie das komplette Gegenteil von dem symbolisierten, was er mir vorausgesagt hatte, zumindest meiner Einschätzung nach. Der von ihm so hoch gepriesene innere Gott war willenlos gemacht worden mit ein paar so simplen Tricks, die darauf anspielten, meine tierische Seite wachzukitzeln, meinen zügellosen Paarungstrieb und die geheime Lust auf das Verbotene, das Unerhörte, das nicht Mögliche. Bereits in meiner Jugend hatte sich mir meine leicht bisexuelle Schlagseite offenbart, die ich allerdings nie hatte ausleben können. Jungs waren für mich immer so etwas wie seltene Tiere gewesen, die ich zwar aus der Ferne bewundert, aber nie an mich herangelassen hatte, da ein Gitter zwischen uns errichtet worden war. Ein Gitter, das in Gestalt meiner Freundin daherkam, die ich tatsächlich lieben gelernt hatte, auch wenn ich glaubte, dass sie weitaus mehr an mir hing als ich an ihr. Denn nichts liebte ich so wie meine Freiheit, die Möglichkeit, mich frei zu entfalten und mich spontanen Gefühlsregungen hinzugeben. Womöglich träumte ich deshalb diese Dinge. Weil mich meine unterdrückten Wünsche längst eingeholt hatten. In Cari hatten sie ein Ventil gefunden, warum auch immer. Vielleicht war mein sündig glühendes Herz mir wieder einmal ein paar Schritte voraus...   Dennoch wollte ich Klarheit. Und die sollte mir der oberschlaue, tiefsinnige Cari liefern. Schließlich trug er die Schuld an meinen wahnsinnigen Träumen, hatte womöglich gar meinen Verstand manipuliert mittels seiner esoterischen Fähigkeiten. Natürlich nur zu seinen Gunsten. Ich vermutete bereits, dass er von langer Hand geplant hatte, mich erneut zu sich zu locken, in sein kleines, finsteres Büro, doch als ich eines Tages erneut dort aufkreuzte, um ihn zur Rede zu stellen, stand ich vor verschlossenen Türen. Entweder er steckte tatsächlich nicht hinter meinen seltsamen Träumen, zumindest hatte er sie nicht wissentlich provoziert - oder aber ich hatte ihn an seinem freien Tag erwischt. Schließlich standen die Weihnachtsfeiertage ins Haus, die meisten Menschen befanden sich im Urlaub oder waren zu Besuch bei ihren Eltern, von denen sie sich reichlich bekochen sowie beschenken ließen. Vielleicht besaß auch Cari eine Familie, auch wenn ich die Vorstellung auf merkwürdige Weise seltsam und unpassend fand. Und auch dieses Mal sollte ich Recht behalten. Zumindest fast. Denn Familie bedeutete längst nicht Blutsverschwandtschaft. Oder besser gesagt: Das Entstanden sein aus dem gleichen Mutterleib. Cari hatte Familie. Und er war sogar ihr Oberhaupt.     *   "Komm, nur einmal. Die Atmosphäre soll ganz toll sein, hat Vicky mir erzählt. Die war letztes Jahr auch mit ihrem Freund dort, und heute geht sie auch wieder. Bitte, Jamie..." Es sollte das erste Weihnachten sein, welches ich nicht in Gesellschaft meiner Mutter verbrachte. Obwohl sie wie auch die Ärzte schon vor Monaten jegliche Hoffnung auf Heilung aufgegeben hatten, verbrachte sie die besinnliche Zeit im Krankenhaus, wo sie sich einer letzten Operation unterziehen wollte, die womöglich alles entscheiden würde. Schon deshalb stand mir nicht der Sinn nach dem Fest der Liebe. Eigentlich hatte ich beschlossen, ganz allein einen geruhsamen Abend zu verbringen, aber selbstverständlich hatte Emelie an mich gedacht und bildete sich nun ein, mich von meiner unsinnigen Trübsalblaserei abbringen zu müssen. "Es schneit auch nicht mehr, siehst du?" Ich wollte nicht, dass sie mich berührte, aber sie tat es dennoch, legte ihre Hand auf meine Schulter, was ich lediglich mit Schweigen quittierte. Meine Blicke streiften über die dicke Schneedecke, die sich innerhalb eines Tages vor dem Fenster meines Hauses ausgebreitet hatte und blieben schließlich an dem verhangenen Himmel hängen, der ein perfektes Abbild meiner Stimmung darstellte. "Ich weiß nicht..." Emelie hätte wissen müssen, dass ein Kirchenbesuch mich erst recht nicht hinter dem Ofen hervorlocken konnte. Schließlich hatte ich schon früh eine gewisse Abscheu gegen diesen Ort entwickelt, der dem Fanclub Gottes diente, ihrem nicht existenten Herrn zu huldigen. In den Kirchen versammelten sich die braven Lämmer und sandten ihre Gebete zum Himmel empor, auf dass sie erlöst wurden von all ihren Schandtaten, die sie begangen hatten, und dies glich für mich Schönrederei und dem nicht vorhandenen Mumm, um Reue zuzulassen. Reue für den Scheiß, den man tagtäglich verzapfte, der anderen Menschen schadete und einen womöglich selbst zerstörte. Ich hingegen stand zu dem, was ich tat. Und es würde immer so sein. Jedenfalls glaubte ich dies zu diesem Zeitpunkt.   "Jamie..." Ihre Stimme nahm einen immer zerbrechlicheren Touch an. Natürlich kannte ich ihre Methoden, mich von ihren Wünschen und Ansichten zu überzeugen und ahnte, dass es bald Zeit für den Hundeblick werden würde, wenn ich mich noch länger in Schweigen hüllte und abwesend die Welt da draußen anstarrte. Weihnachten war ins Land gezogen, das Fest der Liebe und des weltweiten Friedens. Ich wusste, dass dies nur romantische Theorie war, aber ich wollte heute daran glauben. Ihr zuliebe. "Ja, okay, ist ja gut, wir gehen...", brummelte ich schließlich widerwillig und seufzte auf, so wie Emelie fest die Arme von hinten um mich schlang, dabei fröhlich quiekend, so, wie man es nur von kleinen Mädchen kannte. "Danke, Schatz", wisperte sie leise gegen meine Schulter und schmiegte dann zufrieden ihre Wange dagegen, nicht ahnend, dass sie ihr Drängen bitter bereuen würde.     Manche Leute nannten eine Kirche auch den Ort der Einkehr sowie der Besinnung. Was so warm und heimelig klang, erwies sich in den meisten Fällen allerdings als pure Übertreibung. Selbstverständlich hatte auch ich als Nichtgläubiger schon einige Kirchen von innen zu Gesicht bekommen, war es bei Schulausflügen oder auch privat in meiner frühen Kindheit, und auch wenn ich mich nur noch vage an gewisse Details erinnerte, so hatte sich ein besonders prägender Eindruck in mein Gedächtnis gebrannt. Kirchen mochten majestätisch wirken, prunkvoll und auf ihre ganz eigene Art schön, aber die besondere Aura, die von ihr ausging, hatte ich nie zu spüren vermocht. Das schob ich noch nicht einmal auf diese gewisse Helligkeit, das Strahlen, mit dem viele aufwarteten, sondern schlichtweg auf die Anwesenheit der Menschen, die die Atmosphäre zunichtemachten. Überrannt von Touristen in Bermudas und Hawaiihemd, welche sich zudem pausenlos lautstark unterhielten, mutierte sie viel mehr zu einem Ort der Geschäftigkeit und Unruhe. Ob es zu Weihnachten anders war? Touristen würden sich wahrscheinlich an diesem Tag keine in den heiligen Hallen tummeln. Aber vielleicht kleine Kinder, die zu weinen anfingen, weil sie mit dem Krippenspiel ebenso wenig anzufangen wussten wie ich und sich schrecklich langweilten. Doch ich hatte es Emelie ja versprochen, sie in jene Kirche zu begleiten, von der ihre Freundin so geschwärmt hatte. Deshalb versuchte ich, meine Vorbehalte so weit wie möglich herunterzuschrauben und nahm sie bei der Hand, und gemeinsam stapften wir durch den knöchelhohen Schnee, bis sich ein Weg vor uns auftat, der uns geradewegs zu unserem Ziel führte. Ich musste zugeben, von außen wirkte das Gebäude recht einladend, was nicht nur seine pompöse Bauweise, sondern auch die strahlenden Lichter verursachten, die warm aus ihrem Inneren drangen und alle Pilgerer herzlich willkommen hießen. "Hoffentlich haben sie ein wenig geheizt", äußerte Emilie ihre Bedenken, welche ihr wahrscheinlich erst eingekommen waren, als sie sich von ihrer überschwänglichen Freude erholt hatte. "Und Kissen auf den Sitzbänken wären auch nicht übel..." Auch ich hoffte auf ein wenig Gastfreundlichkeit und zurückgeschraubte Askese. Schließlich konnte Jesus unmöglich verantworten, dass seine Lämmchen sich den Arsch abfroren und eine halbe Ewigkeit auf hartem Holz hockten. Ja, ich hatte mich inzwischen tatsächlich auf eine stille Nacht, heilige Nacht eingestellt. Samt brennenden Kerzen und einschläferndem Chorgesang. Aber es sollte alles ganz anders kommen...   Ganz der Gentleman übernahm ich die Aufgabe, mich gegen die schwere Metalltür zu stemmen und anschließend meiner Liebsten den Vortritt zu lassen. "Nach ihnen, schöne Frau", gab ich den Charmeur, und ihr Schmunzeln verriet, dass es ihr gefiel. Längst hatte ich den Träumen, die mich nach wie vor jede Nacht heimsuchten und immer von den gleichen frivolen Dingen erzählten, keine Bedeutung mehr zugemessen. Das Zusammenleben mit meiner Freundin war mir schließlich wichtiger als irgendwelche schwulen Gelüste, die ich ohnehin nicht kategorisieren oder gar logisch zu erklären vermochte. Verdrängt hatte ich Cari, der mir damals so kokett zugezwinkert und dessen durchdringender Blick es vermocht hatte, mir die Sprache zu verschlagen. Nichts wollte ich mehr wissen von seiner Fähigkeit, mich mit nicht mehr als einer knappen Geste zum Stillschweigen zu bewegen und mich an Dingen zweifeln zu lassen, welche meinen ureigenen Überzeugungen entsprachen. Ich würde ihn ohnehin nicht wiedersehen, redete ich mir ein. Und wurde schlagartig eines Besseren belehrt.   Meine Freundin war wenige Schritte hinter der Türschwelle stehen geblieben und rührte sich nicht mehr. "Hey, Süße, was ist denn los?", fragte ich noch viel mehr amüsiert als besorgt nach und näherte mich nun ihrer Rückseite, streichelte sanft über ihren Arm, während mir bereits vage der mehrstimmige Gesang der Anhänger Christi entgegenschlug. "Hast du es dir doch - oh." So wie ich meinen Blick hob, vermochte ich das komplette Kirchenschiff zu erfassen und glaubte von einer Sekunde auf die andere, meinen eigenen Augen nicht mehr trauen zu können. Anstatt ganz normaler Menschen füllten uniform in schwarze, weite Kutten gekleidete Personen die zahlreichen Bankreihen, das Haupt tief über ein Buch gesenkt haltend und einen Text rezitierend, den ich sofort wiedererkannte.   Vater unser, der du bist in der Hölle, Geheiligt werde dein Name...   Dumpf hallte der monotone Singsang von den Wänden wider, auf welchen unzählige Schatten flackerten, stammend von dem Lichtermeer, ausgehend von dem überwältigenden Meer aus Kerzen. Allesamt rabenschwarzen Kerzen, die sich auf dem mit einem merkwürdig verschlungenen Kreuz geschmückten Altar fanden, aber bei Weitem nicht nur dort. Das komplette Schiff schien lichterloh zu brennen, und inmitten dieses übersinnlich wirkenden Wunders stand er, gehüllt in dieselbe, schwarze Kutte samt Kapuze wie die Menschen, die ihn anbeteten und hielt die Hände vor seinem Gesicht gefaltet. Ich vermochte seine Züge nicht zu erkennen, doch das hinderte mich nicht daran, ihn sofort zu identifizieren, den Mann, der der dunkle Gott geworden war. Der schrille Schrei meiner Freundin unterbrach jäh das fromme Gebet der Teufelsanbeter, welche unsere Anwesenheit jedoch noch nicht einmal jetzt bemerkt zu haben schienen. Die Welt um sie herum war vergessen, und selbst ich spürte, wie ich mich nach und nach in einer Art Trance verlor und einfach nicht mehr wegschauen konnte, geschweige denn mich von diesem Ort entfernen. Sogar Emilies Flucht ignorierte ich, da ich es nicht mehr schaffte, das Hier und Jetzt wahrzunehmen, zu realisieren, was gerade mit mir geschah, wie es mich in diesen Sog zwängte. Meine Beine trugen mich bald auf den Altar zu, das seltsam geformte Kreuz fest im Blick behaltend und nichts mehr wissend, nichts mehr denkend, nichts mehr fühlend. Wie auf Wolken glaubte ich den Gang zwischen den Sitzreihen hindurch zu schweben, und dann tauchte er vor mir auf, er, der Verursacher meiner Willenlosigkeit und grinste mich aus dem Schatten seiner Kapuze her an, ehe er die Hand nach mir ausstreckte und seine Stimme erhob. "Komm, Jamie, noch einen Schritt, ja, so ist es brav", beschwor er mich und wie selbstverständlich gehorchte ich ihm, hinterfragte seinen Befehl nicht einmal, sondern begab mich treu in seine Obhut, bis ich an seiner Seite stehend auf die Psalmodierenden hinabschaute und wusste, dass es nicht nur das Lichtermeer sein würde, welches mich in diesem Moment gefangen gehalten hätte, hätte ich einen Fluchtversuch gewagt. Doch danach stand mir ohnehin nicht der Sinn. Es fühlte sich richtig an, richtig und gut, meinen Platz vor dem Altar eingenommen zu haben und mich in der Anwesenheit Caris zu wähnen. Mir war, als wäre ich nach langer Reise nach Hause zurückgekehrt.   "Träume ich wieder?", fragte ich nach einer Zeit des Schweigen und stillen Bewunderns dessen, was mich umfing. "Träume ich wieder von dir?" "Nein, Jamie, dieses Mal nicht", hörte ich Cari neben mir bestimmt sagen. "Dieses Mal ist es die Realität, die dich eingeholt hat. Komm, setz dich doch." Worauf sollte ich mich setzen? Verlangte er, dass ich mich zwischen seine Anhänger reihte und in den ihn anbetenden Chor einstimmte? Gerade wollte ich auf die auf den ersten Blick Identitätslosen zusteuern, doch Cari hielt mich davon ab, indem er mich am Ärmel meiner Lederjacke packte. Ich drehte mich zu ihm hin und folgte seinem Blick, der von meinen Augen hin zu der festlich geschmückten Tafel wanderte, die anscheinend aus dem Nichts erschienen war. "Für meinen fanatischsten Jünger ist nur das Beste gut genug", befand er und bedeutete mir, an dem Tisch Platz zu nehmen, direkt neben Ihrer Majestät. Erneut fühlte ich mich wie in ein Märchen versetzt, so unglaublich und irreal erschien mir das vor mir Aufgebaute. Teller über Teller der herrlichsten Speisen bildeten ein Festmahl wie aus dem Bilderbuch, unanständig viele Flaschen, die allesamt die verführerischsten Schnäpse und Weine enthielten, welche man sich nur vorstellen konnte, standen griffbereit und schienen regelrecht darauf zu warten, dass ich mir reichlich von ihnen einschenkte. Und da ich nach wie vor viel zu beschäftigt war mit Starren und dem Bewundern der Szenerie, erfüllte Cari ihnen diesen Wunsch und füllte mein Glas randvoll mit einer pinkfarbenen Köstlichkeit. "Ich weiß schon, was du jetzt sagen willst", kam Cari mir wieder einmal zuvor und ich schalt mich in meinem Inneren dafür, dass ich abermals brav den Mund schloss und ihn ausreden ließ. "Du stehst eher auf harten, scharfen Jack, der dir die Kehle zu verätzen scheint, und nicht auf solche zuckersüßen Sachen. Schließlich bist du kein Mädchen." Längst hatten mich die Erinnerungen an meine Träume wieder eingeholt, so wie ich seine Stimme hörte und mich in seiner Präsenz wähnte. Endlich, drängte mich mein Geist sowie mein Körper zuzugeben, endlich waren wir wieder vereint. Dabei kannte ich diesen Mann gar nicht. Und auf der anderen Seite hatte ich schon so viel über ihn gehört, gelesen, in Filmen gesehen. Falls er es wirklich war, der Allmächtige, den ich bis zum heutigen Tage für ein bloßes Hirngespinst gehalten hatte. "Du kannst wohl Gedanken lesen?", versuchte ich mich an einem dezenten Scherz, verstummte allerdings neuerlich, so wie meine Blicke sein Gesicht suchten und es selbstverständlich auch fanden. Ich, gekreuzigt wie Jesus, gefangen in meiner Lust und ein Sklave seiner Blicke... "Ich bin ein Medium, Jamie, selbstverständlich vermag ich es, in dein hübsches Köpfchen zu schauen", erklärte er mir milde lächelnd und goss sich nun selbst etwas von der pinkfarbenen Flüssigkeit ein, jedoch nicht, ohne mich aus den Augenwinkeln heraus eingehend zu mustern. "Und wenn ich möchte, kann ich dir auch deine in deinem Unterbewusstsein schlummernden Sehnsüchte offenbaren. Hast du etwa geglaubt, ich wäre nur in der Lage, billige Kartentricks zu vollführen und den einfältigen Leuten das Geld mit vagen Äußerungen aus der Tasche zu ziehen?" Daraufhin fiel mir partout nichts Besseres ein, als zu schweigen. Was Antwort genug darstellte. "Jamie, Jamie, unterschätze niemals die großen Mächte." Er schüttelte missbilligend den Kopf und ließ mich wieder wie ein dummes, ahnungsloses Kind in seiner Unwissenheit sitzen, amüsierte sich sogar noch köstlich darüber. Wenn etwas zu seinen Talenten zählte, dann auf jeden Fall die Fähigkeit, mir einzubläuen, was ich alles nicht wusste und wie tief ich unter ihm stand. Er hatte mir meinen Platz zugewiesen, einen Platz zwischen seinen Jüngern, aber gleichzeitig behandelte er mich wie seinen Favoriten. Luzifer war auch Gottes Liebling, bevor dieser ihn aus dem Himmel verbannt hatte... "Dann hast du auch meine Träume zu verantworten", beschuldigte ich Cari ganz offen und ließ keinerlei Zweifel aus meiner Stimme hervorgehen. Denn allmählich begann die Surrealität für mich greifbar zu werden, für meinen Geist, hervorgerufen dadurch, dass ich es sehen konnte. Dass zwischen Himmel und Erde ohne Frage Dinge existierten, für die man Menschen des Wahnsinns verschrien hatte, hätten sie von diesen wundersamen Begebenheiten berichtet. "Trink", forderte mich Cari anstelle mir eine Antwort zu liefern, und in meiner unerklärlichen Ehrfurcht vor diesem dunklen Mann griffen meine Finger nach dem Glas mit der pinken Flüssigkeit und führten es zu meinen Lippen. "Natürlich ist dies mein Werk. Ich sagte doch, dein hübsches Köpfchen ist vor meinen Einflüssen nicht sicher. Und, wie gefallen sie dir, deine Träume?" Bereits nach wenigen Schlucken bemerkte ich, wie mir das Getränk die Sinne umnebelte. Wie mein Geist schwach wurde und allmählich zerfloss in einem Delirium der Wonne. Dieses Zeug schien weitaus stärker als all die alkoholischen Getränke zu sein, welche man sich in schwedischen Bars ausschenken lassen konnte. Ein Teufelszeug, aber was hatte ich anderes erwartet? "Ich möchte, dass sie aufhören." Bestimmt stellte ich das nun fast leere Glas auf dem Tisch ab und starrte bitter in die Ferne. "Sie quälen mich..." "Jamie." So wie er meinen Namen aussprach, blickte ich zu ihm hin und ahnte, dass nichts außer Hilflosigkeit aus meinem Blick sprach. Die Art und Weise, wie er meinen Namen intonierte, hallte so verlockend in meinen Ohren wieder und zog sich bis in meinen Magen, wo die Gefühle sich schier zu überschlagen schienen. Eine nervöse Unruhe machte sich in ihm breit. Und das nur, weil er meinen Namen in den Mund nahm wie ein köstliches Bonbon, dass er sich anhörte wie weiches Karamell mit einem Schuss Sahne...ganz klar, ich begann zu fantasieren. Doch ich konnte nichts dagegen tun. Wenn er wollte, dass ich sein Spielzeug war, dann würde es so sein. Unerschütterlich schaute er mir in die Augen. "Die Träume sollen dich gar nicht quälen...sie sollen dir viel mehr Dinge aufzeigen, die du in deinem Leben womöglich missachtest hast. Sie dienen dir als Signal. Und zudem habe ich sie dir geschickt, um dir den Teufel zu zeigen. Du weißt, ich habe dir im Vorfeld gesagt, wo du ihn zu finden hast." "Also ist er ein Teil von dir." Cari senkte die Lider und schmunzelte. "Nein, mein Schöner, da irrst du dich." Unsere Blicke kollidierten. "Er ist mein ganzes Selbst. Ich allein bin derjenige, zu dem insgeheim genauso viele Menschen beten wie zu Jesus. Ich bin der, den ganze Nationen fürchten, bin ich doch verschrien als das unabdingbar Böse. Ich bin der Fürst der Dunkelheit. Ich bin der Teufel." Dies zu hören war eindeutig starker Tobak. Selbstverständlich wunderte ich mich nicht einmal mehr über diese Offenbarung, schien seit meinem Betreten der Kirche doch alles in den Bereich des Möglichen gerückt sein. "Gibs zu, du findest das sexy." Irritiert zog ich meine Augenbrauen empor. "Was finde ich sexy?" "Dass ich der wahrhaftige Teufel bin." Cari formulierte jedes einzelne Wort mit solch einem Genuss, dass ich ihm eigentlich gar keine Antwort mehr zu liefern brauchte. Zumal er sich ohnehin jederzeit Zutritt zu meinem Geist und Gedankengut verschaffen konnte, wie ich vermutete. Schon deshalb brachte es mir nichts, ihn mit einer Lüge abspeisen zu wollen. Aus Gram darüber, dass mein Geheimnis vor ihm nicht sicher war, hüllte ich mich in eisiges Schweigen. "Ach komm, Jamie." Kameradschaftlich tätschelte er mir die Schulter und lachte. "Du kannst es ruhig zugeben. Hörst du nicht, was meine Jünger sich von mir wünschen? Führe und in Versuchung. Erlöse uns von der falschen Frömmigkeit. In deinem Kopf psalmodierst du doch längst mit ihnen. Auch wenn du bisher nicht die richtigen Worte dafür gefunden hast." Noch immer wollte ich nichts darauf erwidern, einfach, weil ich dieses Thema seit Wochen aus meinem Leben zu verbannen versuchte, es mich aber jede Nacht aufs Neue einholte. "Ja, Jamie, die homosexuelle Liebe ist eine Sünde", gab Cari nun zu. "Weil sie nur aus Ausschweifung besteht und ihr im christlichen Verständnis kein Sinn zugrunde liegt. Sie ist Unzucht. Sie ist verbotenes Verlangen. Aber nicht bei mir. Obwohl die Church of Satan meinen Konkurrenten anbetet, so hat sie eine Sache doch sehr treffend in Worte gefasst: Satan repräsentiert alle der sogenannten Sünden, da sie alle zu physischer, geistiger oder emotionaler Befriedigung führen. Gehören deine verborgenen Gelüste nicht dazu?" Um keinen Preis wollte ich klein bei geben und damit die Fassade einstürzen lassen, welche ich mir in mühevoller Kleinstarbeit erbaut hatte, über all die Jahre hinweg. Leider wusste Cari darum, wie verlockend seine Worte in meinen Ohren klangen, wie schwer es mir mit ihnen im Hinterkopf fiel, mich weiterhin in Verzicht zu üben. "Du möchtest dich dazu noch nicht äußern, das verstehe ich", sagte Cari mit sanfter Stimme und nickte. "Seine Wünsche mit Worten Ausdruck zu verleihen ist oft bedeutend schwieriger als simple Taten sprechen zu lassen." Er schnippte mit den Fingern, was mich ihn verwundert mustern ließ. Doch als plötzlich wie aus dem Nichts drei splitterfasernackte, komplett identisch aussehende Jünglinge erschienen und mich im nächsten Moment verführerisch lächelnd umringten, teilweise gar vor mir auf die Knie gingen wie dressierte Hunde, rückte er prompt aus dem Zentrum meines Interesse. Obwohl er noch immer genau wusste, wie ihm ein Rest meiner Aufmerksamkeit erhalten bleiben konnte. "Darf ich vorstellen?" Wie einem Haustier tätschelte er den Kopf eines der Jungen, der sofort eine innige Beziehung zu meinem Oberschenkel hergestellt hatte und diesen fest umklammert hielt, sogar seine Wange daran schmiegte, mich allerdings nicht aus den Augen ließ. "Das sind Izzy, Kelii und Rock. Sie sind meine Freudenknaben." Noch voller Argwohn wanderten meine Blicke über die drei blonden Schöpfe, von denen einer dem anderen aufs Haar glich. Aber nicht nur das erwies sich als bemerkenswert - insbesondere auch ihre perfekt geschnittenen Gesichter sowie ihre schlanken Körper ließen mich daran zweifeln, dass diese Bürschchen tatsächlich aus dem Leib einer Mutter gekommen waren. Sie schienen vielmehr direkt von der Hölle geboren worden zu sein. "Wie heißt du?", wollte der Junge wissen, den Cari mir als Rock vorgestellt hatte und dessen schwarz geschminkte Katzenaugen mich neugierig von unten herauf musterten. "Ich bin Jamie", erwiderte ich leise, noch immer von absoluter Fassungslosigkeit umnebelt und mit Blicken unsicher nach Cari suchend. "Was soll das bedeuten?" Der Teufel jedoch grinste nur wissend und fütterte Izzy mit einer prallen, saftigen Weintraube, die dieser eine ganze Weile lang provokant mit den Lippen umschlossen hielt und Cari auf diese Weise fordernd in die Augen sah. "Du siehst den Wald auch vor lauter Bäumen nicht, mh?" Pure Amüsiertheit sprach aus seiner Stimme, und ich musste im Stillen zugeben, dass er Recht hatte. Selbstverständlich ahnte ich, was das hier zu bedeuten hatte. Und doch wollte ich es partout nicht wahrhaben. "Zieh doch deine dicke Jacke aus." Keliis Stimme forderte nun meine Aufmerksamkeit, doch nicht nur diese. Eine weiche Hand legte sich vorsichtig auf meine Wange und sorgte dafür, dass ich der makellosen, blonden Schönheit direkt ins Gesicht sah. Dabei entging mir beinahe, wie vorwitzig sich seine Finger an dem Reißverschluss meiner Jacke zu schaffen machten. "Es ist doch so warm hier drin, sicherlich schwitzt du schon." Verlockend grinsend schob er mir mein Kleidungsstück über die Schultern, sodass ich im nächsten Augenblick nur noch im schwarzen Shirt mit Kiss-Aufdruck dahockte und ich nicht mehr wusste, wie mir geschah. Die Situation schien mir zu entgleiten, allerdings war mir dies nicht einmal unangenehm denn sehr, sehr aufregend... Ein weiterer der Spitzbuben wagte es derweil, an meinem Gürtel zu rucken, bis dieser aufsprang und ihm den Weg zu dem Knopf und Reißverschluss meiner Jeans ebnete, mit denen er sich zugleich ausgiebig beschäftigte. Wahrscheinlich hatte erneut Hilflosigkeit aus meinem Blick gesprochen, welcher einmal mehr fragend zu Cari geglitten war, der die Szenerie schmunzelnd beobachtete und mich diesen spitzen Ludern regelrecht zum Fraß vorwarf. "Bedien dich ruhig", forderte er mich auf. Durcheinander, wie ich war, deutete ich seine Worte absichtlich falsch, in der Hoffnung, dass dies dem ganzen Spuk ein Ende bereiten würde. Doch diese Hoffnung hätte ich mir sparen können. "Am Essen?", hakte ich ungläubig nach, erntete dafür aber nur schallendes Lachen von Caris Seite. "Du unschuldiger Bengel!", rief er aus und seufzte tief. "An den Jungs sollst du dich bedienen. Sie gehören allesamt dir und deiner Lust. Und eins kann ich dir sagen: Du wirst es nicht bereuen, wenn du dich ihnen hingibst. Sie sind ausgesprochen talentiert darin, Männern Vergnügen zu bereiten, mit allem, was sie haben." Die Biester leckten sich daraufhin gierig die Lippen, schienen nur darauf zu warten, dass ich das Spiel endlich mitgestaltete. Doch noch immer blickte ich zögerlich in ihre funkelnden Augen, musste an meine Freundin denken, an Emelie, der ich das unmöglich antun konnte... "Nimm dir, was du brauchst", beschwor mich Cari neben mir abermals mit gefällig raunender Stimme. "Das ist doch das, was du willst. Schwuchtel. Du brennst lichterloh darauf, es einmal mit einem Typen zu treiben. Wie heiß dich der bloße Gedanke daran macht, es ist sagenhaft..." Hart musste ich schlucken ob dieser Worte, in denen die ganze Wahrheit über mein verdorbenes Ich lag. Natürlich wusste ich nach wie vor, dass es falsch war, aber da Cari mir das komplette Gegenteil dessen vermittelt hatte, fühlte ich mich zum ersten Mal in meinem Leben in meinen Nöten verstanden und nutzte die Gelegenheit, um es zuzulassen.   Ich wartete nicht erst darauf, bis das Trio es geschafft hatte, mich mit seinen geschickten Fingern aus meinen Klamotten zu befreien. Selbst wurde ich tätig, zog mir kurzerhand meine Hose von den Beinen und streifte mir mein T-Shirt ab, das ich achtlos auf den Boden fallen ließ, denn für eine sorgsame Behandlung meiner Klamotten blieb mir keine Zeit. Sofort wurde ich von Caris Lustknaben wieder auf meinen Stuhl gepresst, nur damit ganze sechs Hände begehrlich meinen Oberkörper zu betasten begannen, sich zwei der Jungs auf meinen Oberschenkeln niederlassen konnten und der Dritte hinter mir stand, mein Ohr und meinen Hals küsste, was ich schweigend genoss. Und trotz ihrer einnehmenden Präsenz gelang es mir vorerst nicht, mich fallen zu lassen. Ich musste nur meinen Kopf zur linken Seite wenden und meine Augen träge öffnen, um direkt in Caris Gesicht zu sehen, das mich wieder in meine feuchten Träume versetzte, in meine süße Hilflosigkeit und meine Hingabe, mein zerrissenes Selbst zwischen dem Schmerz, die Kontrolle zu verlieren und grenzenloser Begierde. Die drei Jungs, von denen mich gleich zwei abwechselnd bliesen und mir unwillkürlich ein Stöhnen nach dem anderen entlockten, mochten fantastisch sein, wahre Künstler im Spiel mit der körperlichen Liebe, aber mir dürstete es nach niemand anderen als Cari persönlich. Ich verzehrte mich regelrecht nach ihm, nach seinen vollen Lippen, wünschte mir, mich ihm selbst anbieten zu können wie ein Freudenknabe, meinen Po drängend in seinen Schoß zu schmiegen, nur um anschließend hart genommen zu werden, von ihm, meinem Teufel. Aber vorerst sollten diese sündigen Fantasien tatsächlich nur Träume bleiben, Träume in einem triebdurchfluteten Hirn, das nur noch für die anschwellende Lust existierte und meinem Körper den Willen raubte. Ich durfte mich schmecken, von meiner eigenen Männlichkeit kosten, lag sie doch in den Küssen meiner Gespielen. Von Zunge zu Zunge trugen sie sie, von Mundhöhle zu Mundhöhle, gaben sich direkt vor meinen Augen sinnlichen untereinander Zungenspielen hin, woraufhin ich meine Lippen hart aufeinanderpresste, erschufen sie damit doch ein so sinnlich-dekadentes Bild, das selbst Cari verzückt aufseufzen ließ. "Diese drei süßen Engelchen", sagte er erfreut und warf mir einen Blick zu. "Und in ihrer Mitte der reinste Dämon, schön wie die Sünde und heiß wie das Fegefeuer." "Cari...", entkam es mir hingerissen, woraufhin ich ihm meine glasigen Augen ungeniert preisgab und er mir dafür sein diabolischstes Grinsen darbot, die rechte Seite seiner Oberlippe leicht anhob und dafür sorgte, dass ich mich zu winden begann, meine Lippen sich unwillkürlich öffneten und es für mich endgültig keine Rettung mehr gab. Dieser Mann raubte mir mit seinem Sexappeal den letzten Rest meines Verstandes, und er wusste darum, genau wie er wusste, dass ich nun eskalieren würde. Ich packte eines der blonden Schneckchen grob am Schopf, pinnte seine Vorderseite entschieden auf den Tisch und brachte mich hinter ihm in Position. Diese schnuckeligen Backen lachten mich regelrecht an, hungerten nach einem festen Klaps, den ich ihnen nur zu gerne verpasste und entlockten dem frechen Bub einen unterdrückten Schmerzenslaut, welcher ihn allerdings nicht davon abhielt, mir seinen Po hinzustrecken, ihn begierig gegen mein Fleisch zu drängen. "Los, Jamie, er braucht es nicht zärtlich", forderte Cari mich ohne Widerspruch zulassend auf. "Nimm dir, was du brauchst." Alles, was ich brauche, bist du, flüsterten meine Gedanken, doch ich verbannte sie aus meinem Bewusstsein und gab mich vor den Blicken der beiden anderen Jungs (welche sich allerdings sehr gut miteinander zu beschäftigen wussten) und insbesondere denen Caris meiner ungezügelten Lust hin, durchbrach Keliis engen Muskel und begann bereits nach wenigen Sekunden, die ich ihm zur Eingewöhnung gelassen hatte, ihn ungehalten zu ficken, mich hart in sein Innerstes zu treiben. Mein Kopf legte sich in den Nacken, während ich den Geschlechtsverkehr mit ihm vollzog, und so zeigte sich mir die kunstvolle Bemalung der hohen Decke über uns, die wie ein Himmel aus christlichen Symbolen und Szenen aus der Bibel wirkte. Mir war bewusst, was wir hier taten, dass wir ein Haus Gottes schändeten und den Allmächtigen mit Füßen traten, doch mein Gefühl für Falsch und Richtig hatte sich längst verloren in der Hitze meiner hemmungslosen Begierde, in meiner unbändigen Wollust und meinem Verlangen, das nur Cari galt, Cari, dem ich meine Erregung unverhohlen zeigte. Cari, der sich schon bald auf dem Tisch niederließ, nur um mich anzusehen, mir solch einen wissenden Blick schenkte, dass ich ohne Probleme erraten konnte, wie sehr er triumphierte, mich vom rechten Weg abgebracht zu haben. Er feierte seinen Erfolg, ergötzte sich an mir wie an einem schönen Gemälde, und ich wagte es, ihm eine halbe Ewigkeit lang in die Augen zu sehen, seinem Blick standzuhalten, während er mich mit obszönen Beschwörungen besah. "Spritz tief in ihn hinein", wisperte er. "Reit ihn, bis ihr beide kommt, zeig mir, wie schön dein wilder Orgasmus in deinen Augen schwelt. Komm, mein Luder, schau mich an und vergiss dich schamlos unter meinen Blicken." Kaum, dass er diese Worte mittels seiner tiefen, rauen Stimme ausgesprochen hatte, begannen meine Gelüste überzukochen. Der Höhepunkt zerriss jäh meine Gedanken und ließ meinen Körper gar zucken, hielt mich allerdings nicht so sehr gefangen, dass ich nicht mehr wahrnahm, wie eindringlich Cari mich beobachtete, welch Genugtuung in seinem Gesicht lag, so wie ich meiner Sünde erlag. Doch der Orgasmus hatte mich längst nicht sättigen können. Ich zog mich aus der Enge meines Gespielen zurück, leckte mit breiter Zunge meinen aus seinem Loch fließenden Samen auf und näherte mich dann entschlossen Cari, gesellte mich zu ihm auf den Tisch und drängte mich gegen ihn, sog den Duft seines Haares in meiner Nase ein und rang mit der Beherrschung, so scharf war ich auf diesen Mann, so sehr verzehrte ich mich danach, dass er mir Lust verschaffte, mit seinen Händen, seinem Mund, seinem Schwanz... "Fick mich endlich", verlangte ich in meiner Verzweiflung, fast winselnd, fast außer mir in meinem ungestilltem Verlangen nach ihm. "Fick mich, wie du es in meinen Träumen tust." Er hatte mir längst gezeigt, wie hingerissen er ob meiner selbst war, welch Begierde mein nackter Leib in ihm zu entfachen wusste und des Nachts auch, was er mit mir anzustellen aus war. Und dennoch ignorierte er nun beflissen jeglichen meiner Versuche, ihn dazu zu überreden, sich mir hinzugeben. Unerbittlich saß er da und ließ meine Worte an sich abprallen, bis er mich schließlich mit einer eindeutigen Überlegenheit im Blick ansah. "Mein Schatz", setzte er fast zärtlich an und lächelte. "Mit solch banalen Anbiederungsversuchen schafft man es nicht, einen Herrscher herumzubekommen. Vielleicht solltest du deine Taktik ein wenig überdenken, dir etwas Kreatives einfallen lassen, anstatt dich mir so verzweifelt anzubieten wie eine Hure ohne einen Rest Ehre. Schließlich möchtest du etwas von mir und ich nicht von dir." Bezüglich der sexuellen Lust stimmte diese Aussage nicht, davon war ich überzeugt, aber wenn man es auf meinen Wunsch münzte, die himmlische Bestrafung von meiner Mutter abzuwenden, hatte er Recht. "Du hast doch bekommen, was du willst", warf ich allerdings ein. "Du hast mich auf deine Seite gebracht und mich zu schlimmen Taten bewogen. Wegen dir habe ich meine Freundin betrogen." Cari jedoch blieb unerweichbar. Meine Worte ließen ihn kalt. "Das reicht aber noch nicht", erwiderte er bestimmt. "Ich verlange von dir, dass du dich mir opferst. Das wird dich deinem Ziel einen Schritt näher bringen, gottloser Jamie." Kurz grübelte ich über seine Forderung nach, ehe ich ratlos die Stirn runzelte. "Opfern?", hakte ich nach. "Und wie soll ich das anstellen?" Cari aber schmunzelte nur auf eine Art und Weise, die demonstrierte, dass sich die Weisheit der ganzen Welt in seinem Hirn vereinte. "Höre auf deine Träume", erwiderte er schließlich geheimnisvoll. "Deine Träume stecken voller Botschaften. Aber dein ungehaltener Sexualtrieb lässt dich anscheinend nur darauf kommen, mh?" Ich presste die Lippen aufeinander. "Komm morgen Nachmittag zu mir", schlug ich vor. "Dann werde ich mir etwas einfallen gelassen haben." "Das freut mich zu hören." Cari nickte mir zu und in seinen Augen glomm ein Abbild des höllischen Fegefeuers. "Ich hoffe, du enttäuschst mich nicht, meine Sünde." Das würde ich nicht tun. Zumindest war ich wild entschlossen, ihn mächtig zu beeindrucken. Selbst auf Kosten meiner Würde.   Kapitel 3: ----------- 3. Kapitel     "Ich hab ja gewusst, dass du krass drauf bist, aber so krass..." Anfangs hatte ich mir vorgenommen, meine Begegnung der besonderen Art zu verschweigen. Niemanden aus meinem Freundes- oder Bekanntenkreis wollte ich in Kenntnis über meinen Pakt mit dem Teufel einweihen, noch nicht einmal meine Mutter, die den Dreh- und Angelpunkt des Geschehens bildete, sollte sich darüber im Klaren sein, dass ihr Sohn sich ihretwegen aufopferte. Nun aber hatte ich mich gezwungenermaßen doch dazu entschieden, mein Schweigen zu brechen. Denn wie von Cari gewünscht hatte ich auf meine Träume gehört, mich wehrlos und nackt am Kreuz hängen sehen und schließlich herausgefunden, was er mir damit mitzuteilen angedacht hatte. Aber um ihn zufriedenzustellen und meinem Ziel gleichzeitig einen Schritt näher zu kommen, benötigte ich Hilfe. Und Rikki und Tim schienen in meinen Augen die Einzigen zu sein, die ich mit meinem Problem betrauen konnte.   "Ja, ich habs mir nicht ausgesucht, okay?" Seit den Geschehnissen in der Kirche reagierte ich auf jeglichen Kommentar ziemlich gereizt, und ich hatte auch eine gewisse Vorstellung, woher dies rühren konnte. "Aber er steht darauf, und ich habe versprochen, es einmal auszuprobieren." Rikki schmunzelte lediglich amüsiert in sich hinein, während Tim nachdenklich mit dem Fingernagel am Anfangsstück des Gaffertapes knaupelte. Und mich schließlich mit einem gewissen Schalk in den Augen musterte. "Klar, der Teufel himself fährt auf die härtere Gangart ab", meinte er mit einem verwegenen Schmunzeln im Gesicht. "Auf SM-Geschichten und dergleichen...aber du und devot, Jamie? Irgendwie ist die Vorstellung krass." Ehe ich mir eine Erwiderung überlegt hatte, knuffte Rikki ihm seinen Ellenbogen in die Seite und warf ihm verschwörerische Blicke zu. "Jamie ist ne Jungfrau", erinnerte er ihn kurzerhand über die sexuelle Unversehrtheit meines Arsches. "Und dem Satan opfert man nun mal Jungfrauen." "Jungfrauen von hinten", ergänzte Tim nur. Dreckig grinsend guckte er mich an. Selbstverständlich nahmen auch sie mir nicht die Geschichte vom wahrhaftigen Teufel ab, obwohl ich ihn die Vorkommnisse der letzten Zeit bis ins Detail geschildert hatte. Nun, im Grunde war dies übertrieben, wussten sie doch nichts über die weihnachtliche Orgie in der Kirche und erst recht waren sie nicht bezüglich meiner mich jede Nacht heimsuchenden Träume im Bilde. Einige Dinge muteten dann doch zu intim an, um sie mit jemandem zu teilen, bildeten sie doch direkte Einblicke in die Seele sowie geheimen Wünschen einer Person. Schlimm genug war bereits, dass Tim und Rikki wussten, dass ich homosexuelle Neigungen hegte. Nicht, weil sie es mir krumm nahmen, sondern weil es mir schlichtweg unangenehm war, mich vor ihnen geoutet zu wissen. Einige Dinge vertraute man dann doch nur dem Menschen an, den sie unmittelbar betrafen. Oder der sie eigenhändig heraufbeschworen hatte. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass uns nicht mehr sonderlich viel Zeit blieb, bis Cari hier aufkreuzen würde. "Dann wollen wir mal", verkündete ich etwas schwermütig, da sich in meinem Bauch längst ein mulmiges Gefühl ausgebreitet hatte. Bisher war von Vorfreude nicht viel zu spüren. "Du willst es wirklich durchziehen", erkannte Tim daraufhin beinahe überrascht. Anscheinend hatte er geglaubt, ich würde mich im letzten Moment zu einem Rückzieher hinreißen lassen, doch dem sollte selbstverständlich nicht so ein. Zu viel stand für mich auf dem Spiel. Ich musste Cari das geben, nach dem er verlangte. "Ja, natürlich will ich das", bekräftigte ich, ehe ich mich mit dem unangenehmen Part der Aufgabe konfrontiert sah. Etwas unbeholfen blickte ich mich im Raum um, suchend nach einer Möglichkeit, mich ungestört entkleiden zu können, allerdings musste ich bald erkennen, dass sich mir keine bot. "Und jetzt will ich keinen Kommentar hören, in Ordnung?" "Bringt Satan die Jungfrauen nicht eher um?", hörte ich Tim sich in meinem Rücken ungeachtet meines Befehls mit Rikki unterhalten. "Keine Ahnung. Anscheinend fickt er sie ja vorher...oder auch nachher…" Von diesen dummen Geschichten ließ ich mir keine Angst einjagen. Cari war nicht daran gelegen, mir den Garaus zu machen. Schließlich hatte er viel zu viel Spaß daran, mich hinzuhalten und mit meinen Gelüsten zu spielen. Zumal ich ja so ein Idiot war und eifrig mitmischte. Doch was tat man nicht alles, wenn man verzweifelt war...   Es dauerte nicht lange und ich stand nackt mitten im Zimmer, Tims und Rikkis Blicken wehrlos ausgesetzt. Ich drehte mich sogar zu ihnen herum, da sie meine Vorderseite ohnehin früher oder später zu sehen bekommen hätten und nahm ihre erstaunten Blicke missbilligend zur Kenntnis. "Oh man", entkam es Rikki, der unverblümt auf mein Teil glotzte. "Kein Wunder, dass du mit einem solchen Teil einen so verdammt heißen Typen abbekommst." "Dito." Tim schien sich allerdings weniger für mein Aussehen zu interessieren denn für eine andere wichtige Sache. "Ich frage mich nur, was deine Freundin dazu sagt, dass du dich hier für nen Kerl fesseln lassen willst." Sofort ahnte er aber, dass er meinen wunden Punkt getroffen hatte (mein Schuldbewusstsein stand mir ohne jeden Zweifel ins Gesicht geschrieben) und nickte. "Also machst du es hinter ihrem Rücken...war mir klar." "Mein schlechtes Gewissen ist groß genug, danke für deine teilnahmsvollen Worte." "Ey, Alter, ruhig", startete Rikki einen Beschwichtigungsversuch und fühlte sich offensichtlich seltsam dabei, einem Nackten die Schulter zu tätscheln, seiner zaghaft ausgeführten Geste nach zu urteilen. "Wir unterstützen dich doch, und wir würden es wahrscheinlich nicht tun, wenn wir nicht selbst Männer wären, die wissen, dass man gegen seine Begierden manchmal absolut machtlos ist." "Genau", stimmte Tim mit ein und nickte eilig, was mich etwas zu beruhigen wusste. Um mein Erscheinungsbild zu perfektionieren griff ich nun nach dem Gummi, der meinen Zopf zusammenhielt und zog ihn kurzerhand hinaus, was zur Folge hatte, dass meine langen, schwarzen Haare bis weit über meinen Rücken und meine Schulter fielen. Cari würde mir so nicht mehr widerstehen können, liebte er meine Reize doch ohnehin. Ein absolut berauschend duftendes After Shave würde sein Übriges tun. Bei unserem letzten Treffen hatte er es noch geschafft, hart zu bleiben und mich abzuweisen, aber heute würde alles ganz anders kommen. "So, Jungs, packen wirs an, mh?" Tim pfriemelte an dem Tape herum. "Jap." Eine Frage jedoch beschäftigte mich noch. Schnell tauschte ich eindringliche Blicke mit meinen Freunden. "Ich hoffe, ich kann euch vertrauen und ihr seid nicht solche Schweine, die es ausnutzen, wenn ich erstmal da oben hänge und mich nicht mehr rühren kann." "Jamie, mal ernsthaft: Wie lange kennen wir uns jetzt schon?" Rikki zeigte sich fast erzürnt über meine Worte. "Traust du uns so eine Scheiße wirklich zu?" "Nein, Mann, ist okay", entgegnete ich und winkte ab, ließ meine Blicke viel mehr zu dem wandern, was sich an der Wand befand. Und erschauderte erneut. Wir hatten es eigenhändig zu dritt angefertigt, das aus schwarzen Holzbalken bestehende Andreaskreuz, da keiner von uns wusste, wo man ein solches erwerben konnte, wenn man nicht gerade eine Unmenge Geld ausgeben und zudem tagelang auf den Postboten warten wollte, der es einem ins Haus brachte. Die Zeit hatte uns im Nacken gesessen, war ich doch so dumm gewesen und hatte Cari bereits einen Tag später herbeordert, da ich wieder einmal nicht mehr des Nachdenkens fähig gewesen war. Und ich war es einmal mehr nicht, so wie ich das imposante Kreuz musterte, jenes Kreuz, mit dem ich längst in meinen Träumen Bekanntschaft geschlossen hatte. Ich hätte lügen müssen, hätte ich behaupten wollen, dass es mich keine Überwindung kostete, Tim und Rikki damit zu beauftragen, meine Arme und Beine im ausgestreckten und abgespreizten Zustand mit den Balken zu verbinden. Zudem bereute ich es, mich auf das Gaffertape eingelassen zu haben, fühlte sich der Klebstoff doch unangenehm auf meiner Haut an und außerdem vermutete ich, schon bald arg darunter ins Schwitzen zu kommen. Ein paar anschmiegsame, womöglich noch ausgepolsterte Lederbänder hätten mir meinen Auftritt sicherlich komfortabler gestaltet. Aber nun war es zu spät, um nach einer Alternative zu suchen. Schon bald hatten mich meine Freunde meiner Bewegungsfreiheit beraubt, und ich fühlte mich schrecklich würde- und wertlos, so wie ich Rikki und Tim anschaute und sie mich im Gegenzug ebenfalls betrachteten. Allerdings sollte man beachten, dass mich dieser Zustand, in dem ich mich befand, ungemein zu erregen wusste, trotz meines gesunden Menschenverstandes, der mir längst riet, die Session abzubrechen, bevor sie überhaupt begonnen hatte...   "Bist du zufrieden?" Ich konnte Rikkis Skepsis nachvollziehen, war ich doch drauf und dran, mich einem mir fast unbekannten Mann derart auszuliefern, mich ihm vollkommen hinzugeben. "Ja, ich bin zufrieden", sagte ich entschieden und nickte. "Anstelle, dass du von uns wissen willst, ob du uns vertrauen kannst, solltest du lieber mal deinen Teufel fragen", gab Tim daraufhin zu bedenken. "Lust und Liebe machen bekanntlich blind, und ein Verbrecher kann schließlich in jedem lauern..." Die Türklingel machte sich lautstark bemerkbar. Er war also eingetroffen... "Könntet ihr ihn bitte reinlassen und hierher schicken?", bat ich meine Freunde und ging nicht weiter auf ihre Sorgen ein, wollte ich doch so gut es ging verdrängen, was alles geschehen konnte... Wie von mir gewünscht machten die beiden sich auf, das Zimmer zu verlassen und meinen Besuch an meiner Stelle zu empfangen. Doch Tim drehte sich ein letztes Mal zu mir um und musterte mich mit unverhohlenem Unbehagen. "Sollen wir nicht doch besser im Wohnzimmer warten und-" "Nein, alles gut", versicherte ihm, genau wissend, dass es äußerst halbherzig klang.   Wenig später drang ein Gewirr aus mehreren Männerstimmen an mein Ohr, und ab da begann ich, all meine Muskeln in Hochspannung zu versetzen. Hart verkrampfte ich mich, so wie ich eindeutig Caris Stimme unter denen meiner Freunde identifizierte und ahnte gleichzeitig, dass sie ihm sonst etwas androhten, falls er meine Hilflosigkeit schamlos ausnutzte. Und ebenso ahnte ich, dass er meine Lage tatsächlich für seine Zwecke missbrauchen würde. Genauso, wie ich es mir wünschte. Eine ganze Weile unterhielten sie sich mit Cari, doch schließlich vernahm ich ihre Abschiedsworte und hörte die Tür ins Schloss fallen. Als ich Schritte hörte, die dumpf auf dem Parkett im Flur widerhallten und sich mir eindeutig näherten, erreichte meine Aufregung ihren Höhepunkt. Nur um sich in heißes Verlangen zu verwandeln, so wie Cari den Raum betrat und vor mir stand. Zum ersten Mal sah ich ihn in andere Kleidung gehüllt als in das lange, schwarze Gewand samt Kapuze. Besser gesagt: Der Umhang hatte zuvor stets die Silhouette seines Körpers zu verborgen gewusst, doch heute hatte er sich für ein Outfit entschieden, welches das komplette Gegenteil zu der nicht sonderlich attraktiven Kutte darstellte. Er trug nicht mehr als ein weißes Netzshirt über seinem tätowierten Oberkörper, zudem eine offene, lederne Weste mit Stachelnieten auf den Schultern. Vervollständigt wurden diese beiden Komponenten von einer verboten kurzen Jeansshorts, die seine für einen Kerl unheimlich perfekten, nackten Beine entblößte und zudem die Hälfte eines Tattoos, das auf seinem Oberschenkel prangte. Die Haare hatte er sich zu einem Zopf gebunden, wobei ich erst jetzt feststellte, dass die Seiten seines Kopfes komplett kahlrasiert waren, was wunderbar mit seinem schmalen Gesicht harmonierte und seine in tiefem Schwarz geschminkten Augen noch besser als zuvor zur Geltung brachte. Mein Teufel. Ich vermochte kaum mehr zu atmen, dafür aber umso mehr zu schwitzen, und das nicht etwa aufgrund des Gaffertapes...   "Hallo, Jamie", begrüßte er mich mit einem äußerst spitzbübischen Grinsen auf den Lippen. "Ich sehe, du hast dir in der Tat etwas einfallen lassen. Und ich muss schon sagen, das steht dir wirklich gut. Sehr gut." Er ließ mich für keine einzige Sekunde aus den Augen, während er langsam durch den Raum schritt und ich meine Blicke nervös an ihn heftete. Keine einzige seiner Gefühlsregungen, die sich auf seinem Gesicht abzeichneten, wollte ich mir entgehen lassen. Und obwohl ich auf Emotionen vorbereitet war, erschrak ich beinahe, so wie Cari direkt neben mir Halt machte und mir zweifelnd ins Gesicht schaute. "Aber misstraust du mir denn so sehr, meine Sünde? So sehr, dass du deine Freunde wie Schießhunde auf mich loslässt, um mir bittere Rache anzudrohen, falls ich vorhabe, dir wehzutun? Jamie, Jamie, ich hatte gedacht, deine Zuneigung zu mir sei bedingungslos und würde nichts mehr zu hinterfragen suchen..." "Das war auch nicht meine Idee", zischte ich durch aufeinandergebissene Zähne. "Sie machen sich eben so ihre Gedanken, weil sie dich nicht kennen." "Mich nicht kennen, ha." Cari ging wieder auf Distanz und drehte weiterhin kopfschüttelnd seine Runde, ehe er erneut stoppte und mich maß. "Natürlich kennen sie mich. Sie wissen doch, wer der Teufel ist." "Ja, aber sie kennen dich nicht richtig", entgegnete ich. "Sie kennen nur die haarsträubenden Geschichten, die man sich über dich erzählt. Dass du Jungfrauen geopfert haben möchtest, um sie brutal abzumetzeln, aufzufressen und dergleichen." Ein amüsiertes Schmunzeln erwuchs auf meinem Gesicht. "Und? Stimmt das nicht?" Mit einem Mal kam ich ins Grübeln. Wollte er mir nun tatsächlich weismachen, dass er zu solch grausamen Taten fähig war? "Antworte, Jamie." "Es stimmt nicht", entschied ich mich nach kurzem Zögern und bekam für meine Worte, die ihm treue Ergebenheit signalisierten, auf fast liebevolle, zärtliche Weise über den Kopf gestreichelt. Dabei stand er so nah vor mir - ein Schritt noch, ein leichtes Vorbeugen, und mein Penis hätte direkten Kontakt zu seinem Bauch gehabt… "Braver Junge." Cari schien zufrieden, tätschelte mir wie einem Kind die Wange. "Du sollst nur wissen, dass es leider doch stimmt, dass ich Jungfrauen zum Fressen gern habe. Auch ohne kannibalistische Veranlagung." Fragend blickte ich ihn an. Bis meine offensichtlichen Zweifel ihn dazu überredet zu haben schienen, mich nicht länger mit Rätseln zu foltern. "Ich spüre ihr geiles Fleisch gern in meinem Mund", offenbarte er mir und entblößte seine blütenweißen Zähne, während er meine Wehrlosigkeit ausnutzte, um seine Finger von meiner Wange aus tiefer über meinen Körper zu führen. Über meinen Hals, meine Brust, meinen Bauch... "Ich liebe es, wenn sie schreien, wenn sie sich gebärden wie Tiere und sich nach nichts so sehr sehnen wie durchdrungen zu werden...von meinem harten, großen Schwanz..." Just in diesem Moment begann es. Natürlich hatte er es mit purer Absicht provoziert, dass mir neuerlich mein Verstand von einer Sekunde auf die andere entfloh. Natürlich ahnte er, auf welch perfide Mittel ich Mal um Mal hereinfallen würde und geizte nicht, mich damit zu reizen wie ein Raubtier, dem man in für es unerreichbarer Höhe ein Stück Fleisch angebracht hatte. Denn dass ich mich nicht zu rühren und selbst die Konfrontation zu suchen vermochte, mir das nehmen konnte, was ich wollte und was mir längst zustand, kam einer äußerst effektiven und zugleich schmerzhaften Folter gleich. Cari betrachtete zufrieden sein Werk, beinahe meinte ich Entzückung in seinem Blick zu erkennen, so wie er sah, dass ich einem Fisch gleich an seinem Haken zappelte, den Köder partout nicht loslassen wollend. Die kurze Anspielung auf all die Dinge, die er mit mir zu tun bereit war (zumindest in der Theorie) hatten genügt, um meine feuchten Träume zu erwecken, jene, die mich seit dem dekadenten Festival in der Kirche selbst am Tage zu verfolgen wussten. Und doch wünschte ich mir, meine Wonnegefühle hinter einem Pokerface verbergen zu können, weswegen ich mein Haupt senkte und mich weigerte, Cari weiter anzusehen. Allerdings war ich gegen meinen stoßweise hervortretenden Atem machtlos. Mein Körper reagierte längst auf ihn, und er musste die Früchte seines Tuns nur noch ernten. Schlagartig wurde mein Kopf am Kinn zurück in seine alte Position gerissen. Caris funkelnde Augen durchdrangen mich bis auf den Grund meiner Seele, so kam es mir vor. "Wie es scheint, hängst du wahrlich nicht mehr sehr an dem letzten Fädchen Unschuld, das dir noch geblieben ist", mutmaßte er genüsslich und schürzte kokett seine Lippen, was mir gleich den nächsten Kick verpasste. Verzweifelt ballte ich meine schweißigen Hände zu festen Fäusten. "So einen kleinen, feinen Arschfick hättest du längst mal bitter nötig, mh?" "Das hatten wir doch schon", knurrte ich ungehalten. "Tu nicht so, als wüsstest du nichts darüber, wie es mir ergeht." Anstelle eines Einlenkens und vielleicht sogar einer kleinen Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten, die er mir mit seinen obszönen Worten bescherte, schnalzte er nur mit der Zunge und schien sich mächtig über mich erbärmliches Stück zu amüsieren. "Na na na, wer wird denn gleich so frech werden?" Seine blassen Augen sogen die Züge meines Gesichtes auf, wahrscheinlich suchten sie in dem Zuge auch gleich mit nach den auch noch so gut in mir verborgenen Emotionen, um passend zu meinem Körper auch meinen Geist zu entblößen. Dieses verruchte Miststück. Dieses perverse Schwein. Ich konnte mich kaum mehr beherrschen, so herrlich wussten mich seine bitteren Abgründe zu verführen. "Meinst du wirklich, dass du auf diese Weise an dein Ziel gelangst." "Ja, denn du magst mich nur so sehr, weil ich kein weiteres deiner braven Lämmchen bin." Für eine kurze Zeit sah es wirklich so aus, als hätte meine schlagfertige Erwiderung - die zudem voll ins Schwarze getroffen hatte, was mir allerdings erst nachträglich bewusst wurde - ihn zu überraschen vermocht. Anscheinend hatte er mich zwar nicht für brav, aber womöglich für ziemlich einfältig gehalten. Wie gut, dass ich ihn endlich eines Besseren belehrt hatte. "Jamie, Jamie, du vermagst mich immer wieder aufs Neue zu beeindrucken", gab er schließlich zu und schob seine Finger in seine Hosentasche, schien darin nach etwas zu suchen. "Deswegen und weil du es geschafft hast, dich mir auf so niveauvolle Art und Weise anzubieten, möchte ich dir eine kleine Belohnung zukommen lassen. Ich hoffe, du weißt sie zu schätzen." Wenige Augenblicke später hielt er eine dünne, metallene Kette empor, an der ich zunächst nichts Außergewöhnliches finden konnte. Doch so wie er sie auseinanderfaltete und die beiden Enden, welche mich auf den ersten Blick an Wäscheklammern erinnerten, meine Aufmerksamkeit auf sich zogen, ahnte ich allmählich, was nun folgen würde. "Weißt du, was das ist?", wollte Cari von mir in Erfahrung bringen, während er die Kette genüsslich durch seine Finger gleiten ließ, noch immer einen gewissen Abstand zu mir haltend. "Oder kann dein ach so unschuldiges Hirn nichts damit anfangen?" "Natürlich kann es das", entgegnete ich beinahe barsch. "Aber ich habe keine Ahnung, ob ich möchte, dass-" "Nun, da wollen wir doch mal schauen, ob ich deinen Körper überreden kann." Er trat nun vor, legte mir grinsend seine linke Hand an die Brust und beugte sich ohne Umschweife zu meinem rechten Nippel und schleckte zunächst mit breiter Zunge darüber, ehe er nur die Spitze darum tanzen ließ und schließlich seine Lippen darum schloss, um fest daran zu nuckeln zu beginnen, so fest, dass sich mir vollkommen unwillkürlich vor Überwältigung der Mund öffnete, während ich ihm bei seinem Tun zusah. Auf der anderen Seite wiederholte sich das Spiel auf ähnliche Weise, und er entließ meine kleine Warze erst aus der feuchten Höhle, nachdem sie sich ebenso wie die andere hart emporgereckt hatte, sich ihm fordernd entgegendrängte und ich mich lustvoll aufbäumte, es gar schaffte, das erregtes Fleisch zwischen meinen Beinen wollüstig gegen seinen Bauch zu reiben. "Möchtest du die Klammern nun für mich tragen?", vergewisserte sich Cari mit hochgezogenen Augenbrauen samt eines fragenden Blickes direkt in meine Augen. "Sie würden einem gebändigten Dämon wie dir ausgezeichnet stehen und wahrscheinlich einiges zu deiner Begierde beitragen." Kurz hüllte ich mich in Schweigen, doch Cari machte es mir nicht leicht, zu widerstehen. "Ich werde nichts tun, das du nicht auch willst", versprach er mir mit leiser Stimme. "Dein Wohl ist mir wichtig, weil du nicht so bist wie alle anderen..." "Ich will es", brachte ich heiser hervor. "Ich würde sehr viel dafür tun, nur, damit du mich endlich kommen lässt." Absichtlich hatte ich auf das mächtige Wort 'alles' verzichtet. Denn man konnte nie ahnen, zu was für Aktionen Cari dieses Geständnis beflügelt hätte. Und mir stand allmählich nicht mehr der Sinn nach solchen Spielereien. Mir hungerte es längst nach etwas Handfestem. "Deine Verzweiflung macht mich rattenscharf", gestand mir Cari offen und ließ die erste Klemme sich um meinen geilen Nippel schließen. Heiß bebte mein Atem in meiner Kehle, meinte ich dieses fiese Metallstück doch nicht für lange ertragen zu können, so grausam fest hatte es sich in meine sensible Haut gebissen. Sein Pendant brachte mein Teufel ohne Gnade an der übrig gebliebenen Warze an, und so wie das Gerät an seinem Bestimmungsort prangte, wusste mich die silberne Kette, die sich über meine Brust spannte, auf sehr erotische Art und Weise zu schmücken. Selbst einen Cari Crow vermochte dieser Anblick nicht kaltzulassen. Seine Lippen verzogen sich zu einem sinnlichen Lächeln, so wie er sein Werk begutachtete, und nun fiel mir auch die dicke Beule auf, die sich unter dem Stoff seiner Hose gebildet hatte. "So, mein heißes Luder, ich glaube, nun bist du endgültig fällig", verkündete er und schob sich achtlos seine Weste von den Schultern, sodass er lediglich in seinem Netzhemd dastand und ich mich noch besser an seinen muskulösen, tätowierten Armen zu weiden vermochte. "Zeit, meine Jungfrau ein wenig zu schänden." Mit großen Augen und immer weicher werdenden Gliedern verfolgte ich sein Tun, sah ihm ungeniert dabei zu, wie er sich nun auch noch sein Shirt über den Kopf zog und mir seinen vorzüglichen Oberkörper präsentierte, über dessen Brust sich ein großer Käfer erstreckte, welcher seine Flügel ausgebreitet hatte und ähnlich meiner eigenen Fledermaus wirkte. Ich wusste nicht, ob Cari in seiner Freizeit Sport trieb (hatte ein Teufel überhaupt jemals Freizeit?), aber sein Körper mutete wahrlich gut trainiert an, was mich schließlich dazu animierte, mir verlangend über die Lippen zu lecken. Nun stand er mit nicht mehr bekleidet als seinen sündig kurzen Hosen vor mir, doch es sollte nicht lange dauern, bis er auch diese abwärts schob, seine Hüftknochen für mich entblößte, anschließend seinen unrasierten Unterleib, wobei die blonden Härchen jedoch nicht sonderlich auffielen. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde ich ungehaltener, gierte nach weiteren, noch intimeren Einblicken, und die sollte ich bekommen, doch nicht ohne dabei von Cari in meiner Reaktion beobachtet zu werden. Und ich tobte wahrlich, so wie ich sein Heiligtum erblickte, keuchte gar sehnsüchtig auf und spürte, wie mein Loch unwillkürlich zu zucken begann, in der Hoffnung, dieses Monster würde sich ihm annehmen und ihm seinen ersten Hochgenuss verschaffen. Oh ja, verdammt, ich gehörte ihm, er durfte mit mir tun und lassen, was er wollte, meinen Körper nach seinem Gusto ausbeuten und sich an ihm nach Strich und Faden vergehen! Hauptsache, ich konnte ihn spüren, verlor endlich meine Jungfräulichkeit an ihn und kam auf meine Kosten mittels eines herrlichen Höhepunktes. Ich war sein. Und das wusste er nur zu genau.   "Und? Wie gefalle ich dir?" Er scheute sich selbstverständlich nicht davor, sich mir ungehemmt zu präsentieren, war er doch der Teufel, und ein Teufel besaß keinerlei Schamgefühl, zumindest vermittelte er mir dies mit seinen Taten. In meinen Augen war er Verlockung pur, stachelte meine schwulen Gelüste so richtig an und ließ ein Prickeln in meinem gesamten Körper erblühen, mich von oben bis unten berauschend, aber ganz besonders zwischen meinen Beinen schwelend. Mein Glied hielt es nicht mehr aus, noch länger auf Zuwendung warten zu müssen. Doch das wollte ich ihm nicht ins Gesicht sagen, obwohl er sicher ahnte, wie es um mich bestellt war. Dafür rutschte mir etwas anderes, noch viel Enthüllenderes heraus. "Fick mich", flehte ich, da ich mich erneut in einer Situation ohne anderen Ausweg sah. "Mach, dass das endlich ein Ende hat. Ich kann nicht mehr..." "Es ist nicht an dir, mir Befehle zu erteilen", befand Cari streng, schien aber dennoch Mitleid mit mir zu haben, denn er kam wieder näher, legte seine Hände auf meine Hüften und reckte seinen Kopf zu mir empor, sodass ich fast überzukochen glaubte aufgrund der wenigen Millimeter, die unsere Gesichter noch voneinander trennten. "Aber du hast lange genug gelitten, und ich weiß, wie sehr einem schwulen Jungen das unter die Haut geht, wenn er ahnt, dass er endlich auf seine Kosten kommen wird..." Prompt ließ er den Moment eskalieren. Er küsste mich derart verlangend, dass ich Mühe hatte, ihm standzuhalten, benutzte seine Zunge dazu, um mich schier zu überfordern, drängte sie zwischen meinen Lippen hindurch und forderte meinen feuchten Muskel zu einem heißen Kampf auf, welchem ich mich nicht mehr entziehen konnte. Unsere Münder verkeilten sich ineinander, und in meinem Unterleib brodelte die unstillbare Gier auf diesen Mann, zuckte die Lust wie ein Blitz durch meine Eingeweide, so wie sich seine Finger um mein Fleisch schlossen und es bedächtig zu pumpen begannen. "Stop, stop", keuchte ich atemlos gegen seine Lippen, woraufhin er sich von mir löste und abwartend schwieg. "Wenn du mich noch einmal anfasst, ist es vorbei, glaube ich." "Oh Baby..." Er lachte und tauchte vor mir hinab, bis er sich auf den Knien befand, direkt zwischen meinen Beinen. "Dann spritz mir in den Mund, damit ich dich schmecken kann." So schnell, wie er seine Lippen um meine prall geschwollene Spitze geschlossen hatte, konnte ich gar nichts erwidern. Und dann blieb mir ohnehin jegliches Wort in der Kehle stecken. Ich vernahm meine eigene Stimme, die den Raum mit ihren aus mir herausbrechenden Schreien erfüllte, während Cari mich unermüdlich lutschte, mich gar schluckte, was sich beinahe anfühlte wie der Orgasmus eines Mädchens um mich herum, doch an Frauen vermochte ich in der Tat keinen weiteren Gedanken zu verschwenden. Schließlich trieb mich der Teufel persönlich in den Wahnsinn, mittels eines derartigen Talentes, dass ich schon bald kaum mehr wusste, wie man atmete und mich gegen die Fesseln, die mich hielten, zu wehren begann, mich aufbäumte und mich gebärdete wie ein wildes Tier, bis mein Körper letzten Endes den Kampf mit seiner Erregung gewann und ich mich gnadenlos im Mund meines Gespielen verströmte. Dieser aber begann plötzlich ebenfalls erstickt um meinen Schwanz herum zu keuchen. Seine hastige Armbewegung sowie die Hand in seinem Schoß verrieten mir zudem, dass er sich die ganze Zeit über gewichst und nun genau wie ich seine Erlösung gefunden hatte.   Stumm genossen wir die Ruhe nach dem Sturm, jeder für sich. Erst allmählich kehrten die Gedanken in meinen Kopf zurück, durchfluteten ihn mit der leisen Enttäuschung darüber, dass Cari mich noch immer nicht von meiner Jungfräulichkeit erlöst hatte, aber auch mit der Dankbarkeit dafür, dass ich auf meine Kosten gekommen und nicht einmal mehr abgewiesen worden war. Hin und wieder lohnte es sich eben doch, zu gehorchen und erst zu geben, bevor man die Erlaubnis erhielt, nehmen zu dürfen. Eine wahrlich reiche Belohnung hatte mein Gebieter mir zukommen lassen, mehr, als ich überhaupt hatte zu erwarten gewagt, war mir zuteil geworden, weswegen es mir von ganz allein über die Lippen kroch, dieses eine, kleine Wörtchen. "Danke, Cari", hauchte ich noch immer nicht wieder komplett bei Sinnen seiend. Beinahe scheu hob ich meinen Blick, suchte nach dem Mann, der mittlerweile lässig an meinem kleinen, quadratischen Küchentisch hockte und wie ganz selbstverständlich darauf verzichtet hatte, sich wieder anzukleiden. Allerdings hatte er begonnen, zu rauchen, nahm vollkommen unbekümmert tiefe Züge von seinem Glimmstängel und selbst dabei haftete ihm auch noch etwas an, das ihn auf so wunderbare Art und Weise verrucht sowie irgendwie ordinär wirken ließ. Wahrscheinlich stellte dies einfach die naturgegebene Ausstrahlung eines Satans dar. Wobei...'naturgegeben' stellte womöglich nicht den passenden Ausdruck dar... "Kein Ding", erwiderte er locker, fast so, als hätte er mir lediglich die Tür aufgehalten oder dergleichen und mich nicht etwa direkt in den Himmel geschickt. Oder viel mehr in die Hölle. "Rauchst du auch?" "Klar." "Auch eine?" Skeptisch blickte ich zu meinen Händen hin, die in ihrer Position sicherlich nicht in der Lage gewesen wären, eine Zigarette zu halten, geschweige denn sie zu meinen Lippen zu führen. "Wärst du so nett und würdest mich zunächst befreien?" Daraufhin entkam ihm nur ein belustigtes Schnauben. "Hast du es denn noch immer nicht begriffen? Der Teufel ist nicht nett. Unter keinen Umständen. Nicht einmal zu hübschen Jungs." "Ach komm", lächelte ich, während er sich mir entgegen seiner Worte näherte und mit Hilfe der Schere, die Tim und Rikki für diesen Zweck auf dem Tisch liegen gelassen hatten, begann, meine Fesseln zu durchschneiden. "Du hast doch gerade etwas sehr Nettes für mich getan." "Stimmt", gab er mir Recht, bediente sich aber doch wieder einer Aussage, deren Wahrheitsgehalt ebenfalls nicht von der Hand zu weisen war. "Ich hätte dich genauso gut einfach hängen lassen und mich sadistisch an deinem Leid ergötzen können. Aber wie es aussieht, scheinst du die Macht meiner Magie anerkannt zu haben und mich als das zu akzeptieren, was ich bin. In dir habe ich tatsächlich meinen fanatischsten Jünger gefunden, auch wenn du es noch immer nicht offen zugeben möchtest." Mir wurde bewusst, dass seine Manipulationsversuche meines Geistes längst Früchte getragen hatten und dem bereits so gewesen war, als mich mein erster Traum mit ihm in der Hauptrolle heimgesucht hatte. Selbstverständlich wollte ich nun, wo mir nicht mehr das Verlangen meinen Verstand umnebelte, nicht mehr zugeben, dass ich ihm gewissermaßen hörig war, ja dass er gar einen Teil meiner selbst gestohlen hatte. Noch immer sah ich mich als Menschen, der sich nicht vorgeben ließ, an was er zu denken und genauso, an was er zu glauben hatte, jedoch konnte ich nicht von der Hand weisen, dass ich begonnen hatte, sowohl den Teufel als auch Gott als wahrhaftig anzusehen. Besonders an der Existenz Ersterem gab es schließlich keinerlei Zweifel mehr, war er mir doch leibhaftig begegnet und hatte mir gar sexuelle Befriedigung beschert. Was man sehen konnte, das musste doch real sein. Das hatte schließlich nichts mehr mit glauben zu tun. Oder?   "Hin und wieder bin ich echt zu menschenfreundlich." Er drückte den Rest seiner Zigarette in den zwischen uns stehenden Aschenbecher und sah mich dann an. "Dabei habt ihr Rotzlöffel solch eine Behandlung gar nicht verdient, wo selbst einer wie du sich davor fürchtet, sich seinen ureigenen Trieben hinzugeben und Sünden zu begehen, bis der große Gott Gift und Galle spuckt." "Zurecht", befand ich. "Du siehst schließlich, was für Auswirkungen es hatte, dass ich im Laufe meines Lebens hin und wieder über die Stränge geschlagen habe, Typen von mir aufs Maul bekamen und ich nicht nur einmal in der Ausnüchterungszelle aufgewacht bin..." "Oh, erzähl mir mehr über deine Eskapaden." Seine Augen begannen zu funkeln. Meine schmutzige Vergangenheit interessierte ihn selbstverständlich. Doch ich hatte ihm bereits genügend über mich und meine Schandtaten wissen lassen. "Vielleicht ein andermal", wiegelte ich seine Bitte eilig ab und stippte Asche von meiner Zigarette. "Mir ging es viel eher darum, dir zu zeigen, dass man auf so viele Sünden wie möglich verzichten sollte. Man muss nur einmal das Beispiel meiner Mutter betrachten. Wenn ich darüber nachdenke, dass ich an ihrem Leid schuld bin, könnte ich..." "Tja, ohne Licht, da kein Schatten. Und ohne Schatten kein Licht", philosophierte Cari. "Entweder du bist immer brav und verschenkst das Leben, das Gott dir gegeben hat, was die meisten spätestens dann bereuen, wenn sie im Sterbebett liegen, oder aber du gehst in die Vollen, brichst hier und da ein paar Regeln und hörst auf, einfach nur zu existieren, beginnst anstelle zu leben. Die Entscheidung liegt ganz bei dir. Und jede Seite wird ihre Konsequenzen mit sich bringen." Ich senkte den Blick auf die Tischplatte. "Aber in meinem Fall sind diese wirklich hart ausgefallen. Zu hart, wenn du mich fragst. Schließlich habe ich nie jemanden umgebracht oder dergleichen..." "Nun..." Cari klaubte die nächste Zigarette aus der offen daliegenden Schachtel und steckte sie sich zwischen die Lippen. "Das mag alles sein, aber hast du auch jemals etwas wirklich Gutes vollbracht? Oder glaubst du, dich in der Zukunft jemals wie ein Musterknabe benehmen zu können? In Anbetracht dessen, dass du nun sogar deine Freundin betrügst und dich exzessiver denn je deiner Fleischeslust hingibst?" Ich brauchte gar nicht erst über die Antwort nachdenken. Cari kannte diese genauso gut wie ich. "Deswegen brauche ich ja auch...diesen Trank", sagte ich leise, da ich bereits in Erfahrung gebracht hatte, dass Cari es liebte, mich damit in meiner Hilflosigkeit zu erpressen und ich wirklich nicht gerne darauf zu sprechen kam, es sich allerdings nicht immer vermeiden ließ. "Meine Mutter ist unschuldig, sie darf nicht für die Dinge bestraft werden, die ich begangen habe." "Du willst Sex von mir, und du willst diesen Trank...", fasste Cari nachdenklich zusammen und kratzte sich den Kopf. "Aber was springt dabei für mich raus?" "Sex?", fragte ich unsicher nach. "Dir hat das eben doch auch Spaß gemacht, und außerdem bin ich dein Liebling, das musst du mir nicht sagen, das weiß ich." Daraufhin lachte er dezent. "Du aufmüpfiges, kleines, von dir selbst überzeugtes Stück." Erheitert schüttelte er den Kopf über meine Worte. "Deine Art sowie dein schöner Arsch gefallen mir in der Tat...und genau deswegen verlange ich noch eine kleine Gefälligkeit von dir. Etwas, wodurch ich sicher gehen kann, dass du auf ewig bei mir bleibst und das dir im Gegenzug deinen Trank bescheren wird." "Und die wäre?" Prüfend musterten mich seine scharfen Blicke. "Verschreib mir deine Seele", forderte er.   Dieses Mal musste ich jedoch nicht erst nachfragen, wie ich dies zu bewerkstelligen hatte, kannte ich doch meinen zweiten Traum ganz genauso gut wie den ersten...   Kapitel 4: ----------- 4. Kapitel     Lange hatte ich mir mit dem Fällen einer Entscheidung Zeit gelassen. Dabei wusste ich, dass mein Weg längst vorgezeichnet war und für mich kein Rückzieher infrage kam, wenn ich denn wollte, dass es meiner Mutter besser ging. Mir war schmerzlich bewusst geworden, dass Cari mich in der Hand hatte, mit mir spielte wie mit einer Marionette, die nach seinem Gusto mit den Armen und Beinen wackelte, solange er an den rechten Fäden zupfte. Allerdings fühlte sich meine Untertänigkeit ihm gegenüber sowie die Hingabe, welche ich ihm entgegenbrachte, mit jedem Tag besser an, traf ich ihn doch weiterhin in meinen Träumen und ließ mich zu ihm fallen, in seine dunklen Abgründe und perversen Sünden. Ich hätte lügen müssen, hätte ich behauptet, dass er nicht zu einem wichtigen Teil meines Lebens geworden war. Ja, momentan stellte er gar meine schwarze Sonne dar, um die ich Tag wie Nacht meine Bahnen zog, die meine intimsten Gedanken bevölkerte und alles andere zu überschatten wusste. Die Eishockeymannschaft, der ich angehörte, verspielte einen Sieg nach dem nächsten, und dies nur aufgrund meines Kopfes, der stets in den Wolken hing und alles andere für unwichtig erklärt hatte außer dem attraktiven Teufel. Aber ich ahnte bereits, dass mein Leben nie wieder so sein würde, wie es vor der Begegnung mit ihm war. Schließlich dürstete ihm nach nichts Geringerem als meiner Seele, der stärksten Macht auf Erden, meiner ureigenen Lebensenergie. Ich würde ihm mit meinen Versprechen erlauben, auf ewig über sie verfügen zu dürfen, sie zu manipulieren, wie es ihm beliebte und sie womöglich sogar aus meinem sterblichen Körper zu reißen, wenn es für ihn so weit war, das Zeitliche zu segnen. Doch dann begriff ich, dass mein Geist mir schon jetzt nicht mehr gehörte. Dass Cari mich längst auf wunderschöne Art und Weise krank gemacht hatte. Ein Sklave war ich nur mehr seit der ersten Sekunde unter seinen Blicken. Sein fanatischster Jünger. Und nichts weiter als teuflisches Eigentum, dem keine Alternative mehr blieb.     Nie mehr hatte ich Gottes Boden betreten wollen. Und doch hatte mich das Schicksal erneut hierher geführt, an diesen längst geschändeten Ort mit den zum Dunkel bekehrten Engeln, deren Seelen in Statuen gefangen gehalten wurden und dem Ganzen ebenso wehrlos wie ich gegenüberstanden. Nein, nicht das Schicksal hatte es gewollt, dass ich mich ein zweites Mal in den nun unheiligen Hallen einfand, sondern ganz allein die Verkörperung der Sünde, welche mein Erscheinen offensichtlich mit purer Gewissheit herbeigesehnt hatte. So, wie ich mit bangem Herzen und dem Gefühl der Endgültigkeit den ersten Fuß auf den blütenweißen Marmor setzte, erhob der in seine schwarze Kutte gekleidete Mann seine Arme und zeigte mir somit eindrücklich, was ihm seinen Namen verliehen hatte. Crow. Die Krähe. Jene Karte, die dem Tarot zu fehlen schien, und die demjenigen, dem sie gelegt worden wäre, bei weitem nicht so wohlwollende Dinge mit auf den Weg gegeben hätte wie all die anderen Figuren, der Narr, der Hierophant und der Eremit. Doch auch wenn sie mir Licht, nichts als Licht versprochen sowie mich dazu ermutigt hatten, meinen innerem Gott Ausdruck zu verleihen, so war mir doch klar geworden, dass auch sie nur Besessene darstellten, die dem Satan dienten und ihm mich ausgeliefert hatten. Ihm, meinem Verderben. Und gleichzeitig meiner Erfüllung.   Der Zeremonie sollte selbstverständlich vor den Augen der Gemeinschaft jener Stockholmer Satansjünger seinen Lauf nehmen, die ich bereits am Heiligen Abend mehr oder minder hatte kennenlernen dürfen. Im Grunde stellten sie eine gesichtslose Masse dar, ohne Identität, und nun fragte ich mich auch nicht mehr, weshalb sie derart uniform wirkten und nie ihren Blick hoben, sondern immer nur ihr Gebet sprachen, tagaus, tagein ihrem Herren huldigten. Weil auch sie seinen Manipulationen zum Opfer gefallen waren. Weil auch sie ihm ihre Seelen verschrieben hatten. Ausgeschaltet hatte er sie, wie Automaten, ihnen das Gewissen genommen sowie ihren eigenen Willen. Doch ich würde keiner von ihnen werden. Ich würde mein Ich weitestgehend behalten dürfen. Weil er es liebte. Weil ich seine größte Sünde war. Und womöglich seine einzige Schwäche.   Mit jedem Schritt, den ich auf meinen Herrn zumachte, fühlte ich mich befreiter von meinen Zweifeln. Es war, als würde er sie mir aus meinem Hirn saugen, genau wie die Erinnerungen an meine Liebe zu Emelie und jegliche Reue, die ich wegen all meiner Fehltritte empfand. Leichtigkeit durchflutete mich, Leichtigkeit in meinen Gliedern sowie in meinem Herzen, gemischt mit dem demütigen Gefühl der Ehrfurcht und dem warmen der immerwährenden Treue. So wie ich schließlich vor ihm stand, senkte ich ergeben mein Haupt. "Gebieter", hauchte ich und empfing zugleich seine Segnung, indem er die gespreizten Finger seiner Hand über meinen Scheitel hielt. "Mögen deine Schönheit und deine Herrlichkeit für immer mit dir sein, Kind der Dämonen." Begleitet von dem feierlich flackerndem Licht der Kerzen trat ich zu ihm auf das Podest empor und ließ meine Blicke flüchtig über sein Gesicht huschen, wobei sich der ernste Ausdruck seiner blassen Augen auf meine Netzhaut brannte und ich dort noch immer ihr Abbild trug, als mein Herr erneut das Wort ergriff. "Enthülle nun deine körperliche Pracht, Jünger." Trotzdem sich die Blicke aus tausend tote Augen auf mich gerichtet hatten, zögerte ich nicht und kam dem Wunsch meines Gebieters nach, streifte meine Kleidung ab und entblößte somit meine nackte Haut. Dennoch fühlte ich mich auf wundersame Weise nicht einmal nackt, wahrscheinlich, weil zwischen Cari und mir ohnehin nie eine Barriere bestanden hatte, die uns zu trennen wusste, seinen Körper und meinen Körper sowie seinen und meinen Geist. In meiner Ohnmacht waren wir miteinander verschmolzen, und dass ich mich ihm ohne Klamotten am Leib präsentierte, fühlte sich wie das Natürlichste auf der Welt an. Nur die züngelnden Flammen hüllten mich in ihr warmes Licht und malten verführerische Schatten auf meine blasse Haut. "Nun knie nieder, wenn du keine Zweifel mehr an deiner Liebe zu mir hegst, Jamie Anderson." Nun begannen sich die Szenen aus meinem Traum einmal mehr in blanke Realität zu wandeln. Ich, zu den Füßen meines Gebieters hockend und mich fühlend wie ein Wesen, dem man die Menschlichkeit entzogen hatte und von dem nicht mehr als der animalische Teil seiner Selbst übrig geblieben war. Unterschwellige Lust kroch in mir empor, kaum, dass ich meine Position eingenommen hatte, ein dumpf pochendes Gefühl, das mich umso heißer durchströmte, desto sicherer ich die Blicke der Anwesenden auf mir ruhen wusste. Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich solch einen Stolz auf meine eigene Person empfunden, ebenso wenig auf meinen nackten, so makellosen Körper, denn mein Herr hatte mir mein herrlich blühendes Selbstbewusstsein geschenkt, in jenem Moment, in welchem er mich zu seinem Liebling erwählte. Sollten sie mich doch alle ansehen und sich an meine Stelle wünschen, die ihnen selbstverständlich nicht gebührte, derer nur ich allein gewachsen war aufgrund der diabolischen Reize meines Körpers, welcher nun genau wie meine Seele seinen Besitzer finden sollte. Gar weiches Leder schmiegte sich um meinen Hals, gearbeitet zu einem schwarzen Band mit silberner Schnalle und großem Ring an der Front, in welchen Cari eine Kette hakte, so wie ich sein Geschenk brav und ohne jeglichen Protest empfangen hatte. In dieser Position verharrten wir eine Weile und blickten uns in die Augen, Herr und Sklave, Meister und Bediensteter, Teufel und Mensch. Nichts weiter trennte unsere Seelen mehr bis auf ein kleines Detail, das mich für immer als sein Eigentum zeichnen würde. "Sprich nun deinen Schwur", bat mich Cari, und ich begann daraufhin monoton zu psalmodieren, mittels Worten, die ich aus meinen Gedanken las wie aus einem Buch.   "Mein großer Gebieter, mein hoher Herr, sollst du auf ewig mein Licht im Dunkeln sein, meine Dunkelheit im Licht. Vereint ist mein Ich mit deiner abtrünnigen Magie, welche mich an dich schweißt. Sei meine Versuchung, mein Glück und mein Verderben in Ewigkeit, so wie ich der Sklave deiner Macht, der Untertan deiner Entscheidungen und der Diener deiner Lust sein werde. Shemhamforash."   Meine ehrerbietenden Worte sollten reich belohnt werden. Als ich geendet hatte, schob mein Herr behutsam seine Hand unter mein Kinn und hob es empor, aber nicht in dem Ansinnen, sich an meinen schönen Zügen zu weiden. In der freien Hand hielt er einen Stab, ähnlich einer Zigarette, nur wurde diese nicht aus Eisen gefertigt und ließ sich nicht mit einem gemurmelten Zauberspruch entzünden, damit ihre Spitze genau wie die dieses Instrumentes ein rötliches Glühen aussandte. "Hiermit beschließe ich es", entschied er, woraufhin ich meine Augen schloss und es tapfer über mich ergehen ließ, wie er meine Stirn mit einem aus drei gezackten Linien bestehenden Zeichen versah. Der Schmerz war präsent, riss jäh an meinen Nerven, doch ich wusste ihn zu ignorieren, floss durch meine Adern doch nichts mehr weiter als die mir einverleibte dämonische Kraft, die jegliche Angst und auch das kleinste Hadern ausgelöscht hatte. Einfach alles, was früher einmal menschlich gewesen war.   Kapitel 5: Outtake 1: Was noch am Heiligen Abend geschah -------------------------------------------------------- Was noch am Heiligen Abend geschah (zwischen 2. und 3. Kapitel) Manchmal gaukelte einem sein Unterbewusstsein die merkwürdigsten Dinge vor. Des Nachts ließ es ab und an Traum und Realität ineinander fließen, bis man selbst nicht mehr wusste, wo sich die Grenze zwischen diesen beiden Komponenten zog. Bisweilen erlaubte es einem gar, das nur im Kopf lebende Geschehen zu beeinflussen, mittels purer Willenskraft, was es einem noch schwerer gestaltete, schlafen und wachen zu unterscheiden. Doch ebenso kam man sich hin und wieder wie einem Traum ausgeliefert vor, wenn man eigentlich gar nicht in seinen Gedanken dahinschwebte, sondern mitten im Schnee stand, den kalten Wind spürte, der einem ins Gesicht biss und sich ebenso lebendig wie der Protagonist einer fiktiven Wirklichkeit vorkam, einer Wirklichkeit, die solch einem luziden Traum anhaftete. Allerdings wusste ich, so wie ich in der Nacht nach mir selbst suchte, dass das Geschehene kein beeinflussbarer Traum gewesen sein konnte. Denn einem beeinflussbaren Traum war man nicht hilflos ausgesetzt. Man vermochte ihn zu steuern, die Welt nach seinem Belieben zu verändern - doch alles, was ich in den letzten Minuten erlebt hatte, war durch einen anderen gezeichnet worden, während ich mich einfach durch meine Wirren hatte führen lassen, von einer Hand, die genau zu wissen schien, was sie tat. Und wahrscheinlich war dem auch so. Nur fühlte ich mich dabei so blind, wie einer, dem man die Augen verbunden hatte und der nun unsicher durch seine Welt tappte, tastend nach einem Anhaltspunkt, einem winzigen Fünkchen Sicherheit. Alles, was ich zu sein geglaubt hatte, hatte ich in diesen dekadenten Stunden verloren. Die Schuld klebte an mir, ekelhaft und zäh und doch so erfüllend und unvergleichlich erhebend. Mein Verstand war der Blinde in diesem Spiel. Und meine Begierde diejenige, die mich geführt hatte. Direkt in die Fänge des Teufels, derer ich mich nicht mehr zu entziehen vermochte. Ich wusste es. Und dennoch wollte ich es nicht wahrhaben, in der Hoffnung, dass es sich bei all dem um den süßesten Albtraum gehandelt haben mochte, den meine Hirnströme je produziert hatten.   Die Nacht barg bloße Einsamkeit für mich, nachdem ich mich angekleidet hatte und gegangen war, den Ort der Perversion hinter mir lassend. Vor der geschändeten Kirche sandten die Wolken unbekümmert dicke Schneeflocken auf mich hernieder, während ich zugleich fröstelnd meine Arme um mich schlang und mich nach der Wärme sehnte, die mir hier draußen nicht gegeben war. Hier nahm die Wirklichkeit ihren Lauf, unbarmherzig und gnadenlos. Und für mich gab es nur die Fluchtmöglichkeit nach vorn. Zurück in die Kirche zog es mich ohnehin nicht. Jetzt, wo mich die Sinnlichkeit ausgespien und die Realität wiedererlangt hatte, kehrten meine Gedanken auch zu Emilie zurück, zu ihren im Gegensatz zu meinen so geschockten Augen, als sie dem Teufel persönlich ins Antlitz geblickt hatte. Und im Gegensatz zu mir hatte sie alles richtig gemacht. Sie hatte die Flucht ergriffen, war dem Bösen erfolgreich entkommen, während ich mich von der Sünde hatte verführen lassen, mich dankbar in Caris Obhut begeben hatte, um dort- Nein, nicht, um mich auszuleben. Oder etwa doch? Sollte meine Seele sich tatsächlich derart in meinen homosexuellen Gelüsten verloren haben? Diese schmerzhafte Frage verdrängend fischte ich mit klammen Fingern mein Mobiltelefon aus der Hosentasche und suchte Emilies Nummer in der Kontaktliste. So wie ich mir das Gerät an das Ohr hielt, ergriff das schwere, dumpfe Gefühl in meiner Magengegend erst so richtig Besitz von mir, und so, wie sie schließlich abnahm, hätte ich ihr am liebsten beteuert, wie Leid mir das alles tat. Wie Leid mir die Dinge taten, von denen sie nicht einmal etwas ahnte.   "Hallo..." Ihre Stimme drang äußerst leise und zaghaft an mein Ohr. Womöglich hatte sie sich noch immer nicht von ihrem Schreck erholt und starrte gerade ins Leere, nicht in der Lage, das Gesehene zu verarbeiten. Und ich hätte dies verstanden. Denn ich fühlte nicht anders. "Das vorhin...das tut mir leid", entschuldigte ich mich nun doch, während ich tapfer den Schneeflocken trotzte, die sich auf meinem Haupt niederlegten und versuchten, die Schwärze zu verdecken, die mich umhüllte. "Ich wollte nur wissen, wo du jetzt bist." "Zu Hause", erwiderte sie und wurde noch leiser. "Komm doch auch heim. Bitte." Dies versprach ich ihr selbstverständlich, obwohl ich bereits ahnte, dass mir ihre Nähe in dieser Nacht nicht guttun würde. Dass es allerdings auch morgen nicht anders wäre. Morgen oder in einer Woche, in einem Jahr. Doch sie hatte es nicht verdient, dass sich ihr Freund als bi oder gar schwul outete. Ihr gebührte etwas Besseres als solch ein Scheißkerl. Jemand, der sie wirklich lieben konnte. Ohne Befangenheit. Aber dieser Jemand war nicht ich. Und der würde ich nie sein. Das gesamte Leben besteht darin, an sich selbst und seinen Erfahrungen zu wachsen, wozu es allerdings vonnöten ist, seine Komfortzone zu verlassen und sich für neue Erfahrungen zu öffnen. Hin und wieder gelangen wir an Punkte, an denen alles zusammenzubrechen scheint. Ich sträubte mich dagegen, mich auf Caris Worte zu besinnen. Aber sie fielen einfach so über mein Hirn her, und wieder einmal stand ich dem komplett machtlos gegenüber.     *   Sie würde etwas bemerken, dachte ich bitter, so wie ich in den Flur schritt und die Tür so leise wie möglich hinter mir schloss. Dass sich zwischen uns etwas geändert hatte, würde ihr nicht entgehen. Denn vor dieser Nacht hatte ich es noch zu verbergen gewusst. Nun allerdings war meine Maske von mir abgefallen; ich vermochte meine Rolle nicht mehr zu spielen. Und doch wollte ich genau das versuchen. In der Hoffnung, dass alles tatsächlich nur ein böser Traum war, dass ich dem Teufel nie gegenübergestanden hatte und es keinen Cari gab, nicht einmal in der Gestalt eines ganz normalen Mannes. Denn selbst dieser hätte mich zu verführen gewusst, womöglich nicht derart effektiv und unabdingbar wie es nur ein magisches Wesen zu tun in der Lage war, aber wenn ich der Wahrheit ins Gesicht sah und darüber nachdachte, was ich war, so wusste ich, dass ich ihm nicht auf ewig hätte widerstehen können. Ganz im Gegensatz zu ihm, der lediglich mit mir spielte und sich einen Spaß daraus machte, meinen schwachen, verzweifelten Geist zu erpressen. Warum fühlte man sich stets zu den Personen hingezogen, die einem die Klinge an die Kehle hielten und keinerlei Skrupel gehabt hätten, einem den Garaus zu machen? Ich verstand es nicht. Ich verstand mich selbst nicht mehr.   Mit einem mulmigen Gefühl stieß ich die Tür zum Wohnzimmer sachte an, woraufhin sie zugleich in mein Blickfeld fiel, die auf der Couch vor dem Fernseher hockende Emilie, welche die Beine schützend an ihren Körper gezogen hielt. Kein einziges Wort brachte sie hervor, doch ihre Augen verrieten mir ebenso gut, wie es in ihrem Inneren aussah, so wie sie mir einen Blick über ihre Schulter hinweg zuwarf. Nun erinnerte sie mich an ein verschrecktes Reh, das gerade noch so dem großen, bösen Wolf entkommen war, allerdings gesehen hatte, wie das Raubtier einen Artgenossen riss und sich an ihm gütlich tat. Angst und Verstörung. Panik und Beunruhigung. Äußerste Beunruhigung. Ich kannte meine Freundin gut genug um zu wissen, dass sie sich nach Nähe sehnte, wenn sie etwas bedrückte, sie Kummer hegte oder ihr Sorgen das Leben schwer machten. Nähe und etwas Fürsorge halfen ihr meist, über ihre sich im Kreis drehenden Gedanken hinwegzukommen, weswegen ich zugleich weiter in die Küche ging und dort schnell etwas heiße Milch aufkochte, in die ich ein paar Löffel Kakaopulver gab. Mit der Tasse in der einen und einer Decke in der anderen Hand gesellte ich mich schließlich samt schwerem Herzen und flimmernden Eingeweiden zu ihr auf das Sofa und spürte zugleich, wie die Erinnerungen an die Begebenheiten in der Kirche immer unrealistischere Züge annahmen, bis ich mir endgültig einzureden versuchte, dass es sich dabei um nichts mehr als um eine Illusion gehandelt hatte. Was meine Nerven etwas zu beruhigen wusste. Und doch hielt mich das beklemmende Gefühl der noch immer in mir schwelenden Schuld davon ab, irgendetwas zu sagen.   Wir hockten schließlich gemeinsam unter der Decke und starrten gleichsam auf das flimmernde Fernsehprogramm, wobei dieses genauso an Emilie vorbei zu rauschen schien wie an mir. Lediglich die fröhlichen Gesichter der Menschen sowie deren unbeschwertes Gelächter fielen mir auf, die einem einmal mehr vorzugaukeln versuchten, dass wir in einer Spaßgesellschaft lebten, frei von jeglichen schwerwiegenden Sorgen und ohne Gedanken an das Morgen. Ich hasste Sendungen wie diese, die nur eine alternative Realität erfanden. Emilie stand dem Ganzen allerdings etwas liberaler gegenüber. Heute jedoch verabscheute sie diese Unbeschwertheit sicherlich ebenso sehr wie ich. "Lass uns das vergessen", hörte ich mich irgendwann zu meiner eigenen Überraschung sagen und erntete dafür einen fragenden Blick von meiner Freundin. Natürlich, ich hätte das Thema genauso gut totschweigen können, so, wie sie es womöglich angedacht hatte, aber in diesem Falle hätte es für immer zwischen uns gestanden. Obwohl es das ohnehin tun würde. "Was...was war das überhaupt?" Sie suchte nach einer Erklärung für das, was sich uns offenbart hatte. Genau wie ich. Obwohl ich doch so viel mehr wusste als sie. "Es war nichts", säuselte ich beruhigend und legte den Arm um sie, was sich zum ersten Mal auf so seltsame Weise falsch anfühlte. Ich musste mich zwingen, nicht sofort wieder auf Abstand zu gehen. "Es war nur Einbildung." "Aber du hast es doch auch gesehen", wendete sie ein und starrte bitter geradeaus. Das vom Fernseher ausgehende Licht erhellte ihr fein geschnittenes Gesicht. Das Gesicht, von welchem ich mir eingeredet hatte, das es das Schönste auf der ganzen Welt sei. Doch nun gab es da in meinen Gedanken ein so viel Schöneres...ich hasste mich. Und versuchte, ihn ebenfalls zu hassen, doch das war schwer. "Ja..." "Da war dieser...dieser Mann in einer schwarzen Kutte...all diese gleich aussehenden Menschen...und diese schwarzen Kerzen..." Sie sah mich an. "Alles war so...schwarz. Ich weiß nicht, ich..." Kurz schwieg sie und betrachtete ihre Hände, die sich in die Decke gekrampft hatten. "Ich hatte da so ein seltsames Gefühl. Und ich kann es nicht erklären." Jeder gute Mensch hätte sich von dieser Zeremonie abgeschreckt gefühlt, überlegte ich. Sie war ein gutes Mädchen. Und ich, ich war nur ein Sünder. "Es war nur eine Illusion", erwiderte ich erneut mit sanfter Stimme. "Aber du hast es doch auch gesehen!" "Ja, habe ich." Sie ließ den Kopf hängen. "Also sind wir beide verrückt." "Nein, du bist nicht verrückt", widersprach ich zugleich und wandte meinen Blick ab. Nur ich bin verrückt geworden. Nur ich allein. "Vielleicht passiert es ja hin und wieder, dass man am Heiligen Abend so einer Art...Erscheinung begegnet. Vielleicht will sie einem ja nur etwas mitteilen..." Den letzten Satz hätte ich mir besser verkniffen, führte er doch zu weit und offenbarte meinen Glauben an diesen esoterischen Kram...aber mittlerweile war ich der Meinung, dass ihm doch ein Körnchen Wahrheit zugrunde lag. Genau wie der Sache mit Gott und Teufel, von denen es zumindest den einen gab... "Die Erscheinung hat sich allerdings aufgelöst, nachdem du geflüchtet warst", log ich mit trockener Zunge. "Plötzlich war alles normal. Mit Krippenspiel und ganz gewöhnlichen Menschen auf den Kirchenbänken..." "Komisch." "Ja, in der Tat." Ich ahnte, dass sie das Ganze allmählich verdrängen wollte. In irgendeinen Teil ihres Gedächtnisses, den sie selten ankratzte. In den Teil, in dem die schlimmen Erinnerungen hausten. Sie stellte ihre Tasse auf den Couchtisch und machte Anstalten, sich unter der Decke hervorzuschälen. Ungewollt kollidierten ihre Blicke mit meinen. "Kommst du mit ins Bett?" Bereits dieses Minimum an Nähe hier auf dem Sofa hatte mich vollends zu überfordern gewusst, nicht nur aufgrund der endgültigen Gewissheit, was meine Sexualität darstellte, sondern vor allen Dingen wegen all der Schuld, die ich auf mich geladen hatte in dieser verhängnisvollen Nacht unter Caris Blicken. Unter Caris Manipulationen, die mich meines Verstandes beraubt hatten. Und wenn ich mich nun auf sein Gesicht besann, auf seine glühenden Augen...dann wollte ich ihn erneut, dann wollte ich ihn hier bei mir wissen und mir all das von ihm geben lassen, was meinen letzten Rest Würde komplett in sich zusammenfallen lassen ließe. Er hatte verlangt, dass ich mich für ihn opferte. Und ich war bereit, ihm alles von mir zu schenken, meine Sinne, mein Bewusstsein, meine ganze, große Lust. Ich wollte ihn. Ich wollte endlich mit ihm schlafen... "Geh schon mal vor", brachte ich mit belegter Stimme heraus und rang um einen kleinen Rest Beherrschung, damit ich mich nicht einmal mehr in Gedanken in ihm verlor. "Ich komm dann gleich. Okay?" Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu nicken, auch wenn ich ihr anmerkte, dass sie es lieber anders gehabt hätte. Dass wir den Heiligen Abend eng aneinandergeschmiegt hätten ausklingen lassen, vielleicht gar mit etwas intimerer Zärtlichkeit. Doch ich hätte es nicht geschafft, ihr diese in meinem Zustand zu geben. Ich dachte nur noch an ihn. An ihn, meinen Traum, der real geworden war, sich jedoch so unwirklich und befremdlich und schlecht anfühlte. Wie eine Illusion, von der man sich dennoch nicht loszureißen vermochte. Weil sich der Geist stets an seinem Verderb festklammerte und ihn nach und nach zum Leben erweckte.     *   Für mich stand fest, dass ich die Nacht auf der Couch verbringen würde. Emilie würde ich sagen, dass ich einfach eingeschlafen war vor dem miesen Weihnachtsprogramm, das über den Bildschirm flimmerte, obwohl ich in Anbetracht meiner nicht enden wollenden Grübeleien, die mich hektisch von einem Gedanken zum Nächsten springen ließen, ahnte, dass ich kein Auge zu tun würde. Deshalb versuchte ich mich gar nicht erst am Einschlafen (das mir auf der engen Couch ohnehin nicht möglich gewesen wäre), sondern schlurfte träge in die Küche, holte mir ein schönes, kaltes Bier aus dem Kühlschrank und haute mich anschließend wieder vor den Fernseher, wo ich es köpfte und mir hastig in den Rachen kippte. So wie ich gierig schluckte, ganz ohne den Weizen wirklich zu genießen, lachte mir erneut diese hässliche Fratze von Moderator entgegen, dem die Zuschauer im Studio wild applaudierten, obwohl ich dafür keinerlei Anlass sah. Selbstverständlich sonnte er sich in seiner nicht verdienten Anerkennung, und als seine Fresse endlich vom Schirm verschwand und irgendeiner mehr doofen als witzigen Comedyshow Platz machte, griff ich gnadenlos zur Fernbedienung und zappte weiter. Hier sang ein Kinderchor Weihnachtslieder, da trat eine Möchtegern-Rocksängerin auf einer Open-Air-Bühne auf und schmetterte tausend Mal gehörte und ebenso verhasste Coversongs von ABBA und natürlich Wham!. Nein, mit solch einer Lady würde ich meine Nacht nicht verbringen wollen, entschied ich und drückte beharrlich auf die Taste, die mich in den Kanälen vorwärts brachte. Schon bald suchte ich gar nicht mehr nach einem erträglichen Programm, sondern interessierte mich in meiner Langeweile viel mehr dafür, wie viele Sender ich eigentlich empfangen konnte. Nicht alle Kanäle waren belegt, doch irgendwann stieß ich auf eine einschläfernde Verkaufsshow, bei der ich kurz verweilte, bis ich mich wieder meine Fernbedienung betätigte und nichts ahnend und genauso wenig erwartend den darauf folgenden Kanal einstellte. Kanal 386. Und so, wie das Bild sich auf dem Schirm manifestierte, war nichts mehr von der leisen Ruhe in mir übrig, die jener Shoppingkanal auf mich aufgestrahlt hatte. Von der Flimmerkiste aus schaute mich ein Gesicht an. Aber bei Weitem nicht nur irgendeines, nein, keineswegs. Es war ein mir äußerst bekanntes Antlitz, das ich da vor die Linse bekommen hatte und dessen Besitzer hinter einem Tisch saß, vor sich ein paar Karten ausbreitend. Die schwarze Kutte sowie die Form seiner Augen erkannte ich sofort wieder, hatte ich doch heute Nacht genügend Gelegenheiten gehabt, um sie zu studieren. Fassungslos schnaubte ich und schüttelte meinen Kopf. Also zählte sich Cari doch zu jener dämlichen Gattung von Fernsehwahrsagern, welche die größten Schwindler aller Zeiten darstellten. Aber für Geld tut womöglich selbst ein Teufel ziemlich viel, wenn nicht sogar alles. Nun begann ich doch, ernsthafte Zweifel an seiner Vorhersage, die er bezüglich mir getätigt hatte, zu hegen. Und für einen kurzen Augenblick fragte ich mich gar, ob es denn sein konnte, dass er tatsächlich den Satan in Person darstellte. So, wie ich ihm auch nun wieder bei seinen Legungen zuschaute, erschien er mir wie ein ganz normaler Mann - zumindest für mein Empfinden war er komplett gewöhnlich. Tim, Rikki und ich trugen schließlich auch vornehmlich schwarz, hatten lange Haare und wirkten nicht gerade wie die netten Jungs von nebenan. Cari reihte sich nur in diese Folge ein. Natürlich, für mich und meine Gelüste war er ohne Frage etwas ganz Besonderes, verkörperte er doch das Objekt meiner dunkelsten Begierden und Sehnsüchte. Aber ein Teufel war er deshalb noch lange nicht. Allerhöchstens ein Verrückter, ein Kerl mit multiplen Persönlichkeiten, der sich einbildete, die Reinkarnation des Bösen zu sein. Oder?   Nun hatte ich allen Anscheins nach den Sender gefunden, mit dem ich mir die Zeit bis zum Morgen vertreiben wollte. Selbstverständlich tat es mir ganz und gar nicht gut, Cari für eine halbe Ewigkeit derart ungeniert betrachten zu können und zudem seiner tiefen Stimme zu lauschen, die dem jeweiligen Anrufer, der durch Zufall die richtige Leitung getroffen hatte, ein paar Ratschläge mit auf den Weg gab. Und oh Mann - schon nach wenigen Sätzen aus seinem Mund wurde mir klar, um was für eine Art der Weissagung es sich hierbei handelte. Zu Recht hatte seine Show einen Sendeplatz mitten in der Nacht erhalten. Denn bei den Themen handelte es sich für wahr um nichts, was Kinderohren gut getan hätte. "Du sehnst dich ganz offenbar nach dem Geschlechtsverkehr mit zwei Partnern zur gleichen Zeit", verkündete Cari seine weisen Worte seinem unsichtbaren Gegenüber. "Denn es entspricht deiner Natur, nicht nur zu nehmen, sondern auch zu geben. Und diese zweite Komponente könntest du mit einer weiteren Frau erfüllen, vielleicht mit einer Unbekannten, die deinem Mann ebenfalls gefällt. Ich kann nämlich spüren, dass du zu mindestens zwanzig Prozent homosexuell veranlagt bist, und dass du dich lediglich im sexuellen Sinne zu Frauen hingezogen fühlst, nicht aber im emotionalen." Ich musste zugeben, es beeindruckte mich ganz schön, was er so vom Stapel ließ. Es verwunderte mich nicht, dass er derart viel über die Sexualität des Menschen wusste, beschäftigte sich ein Teufel doch wahrscheinlich rund um die Uhr lediglich mit Sünden schaffenden Praktiken, aber ein derartiger Doktor Sommer wurde man dennoch nicht zwingend, auch wenn man all seinen Gelüsten offen gegenüberstand. Theoretisches Wissen musste man sich mittels Literatur oder Ähnlichem aneignen, so zumindest die Meinung eines Typen, der sich noch nicht einmal selbst richtig kennengelernt hatte, was seine Neigungen betraf. Aber desto länger ich Caris Weissagungen lauschte und umso mehr Kunden zufrieden auflegten, verspürte ich den Wunsch, dies zu ändern und mehr über mich selbst und meine ureigenen Triebe zu erfahren, als mir bereits jene Träume verraten hatten, die Cari mir Nacht für Nacht schickte. Durch sie hatte sich mir längst einiges offenbart, was ich nie an die Oberfläche hatte dringen lassen wollen, aber nun wollte ich die ganze Wahrheit hören. Ich würde schon irgendwie mit ihr fertig werden. Und wer wusste schon, ob Cari mich nicht dezent beschiss mit dem, was er mir in den Kopf gesetzt hatte. Ja, womöglich hatte er mich lediglich zu seinen Gunsten manipuliert, weil er der Meinung war, dass ich ein schönes Spielzeug für ihn abgeben würde. Einen hübschen, gefallenen Engel, der mit sich selbst nicht im Reinen war und für den etwas aus dem Spiel stand, nämlich das Leben seiner Mutter. Solche Menschen waren leicht manipulierbar, doch ich wollte einmal seine Meinung bezüglich mir und meiner Sexualität hören, wenn er nicht wusste, wer ich war; wenn ich mich ihm nicht zu erkennen gab, sondern ihm einfach meinen Namen verschwieg. Ich war mir sicher, auf diese Weise seine eventuelle Willkür zu überlisten. Und vielleicht gab es ja noch ein wenig Hoffnung für meine Beziehung. Wenn dem so wäre, hätte mir Cari das niemals ins Gesicht gesagt. Das wusste ich ganz genau.   Mich hatte das Glück in meinem Leben noch nie sonderlich leiden können, weswegen ich mir auch jetzt keine großen Chancen ausmalte, die richtige Leitung zu treffen und mit Cari kommunizieren zu können. Da ich jedoch nichts zu verlieren hatte (außer ein wenig Geld, an dem ich aber ohnehin nicht sonderlich hing), wählte ich die am Bildschirmrand durchlaufende Nummer und hielt mir mein Handy ans Ohr. Zunächst tutete es drei, viermal, und ich wollte die Hoffnung schon fast aufgeben, als mir Caris Stimme plötzlich zweifach entgegenschallte! Einmal durch den noch immer laufenden Fernseher und einmal durch das Telefon. Ich war tatsächlich durchgekommen. "Hallo? Mit wem spreche ich hier?" Vor Überraschung hatte ich ganz vergessen, das Gespräch überhaupt zu beginnen. Ich warf Caris Bild im Fernseher einen raschen Blick zu, ehe ich mich auf meine im Voraus zurechtgelegten Worte besann. "Ähm...ich bin Raven", stotterte ich noch immer leicht verwirrt, da mir die Situation schrecklich obskur vorkam und meine Worte zudem hunderte von Menschen im Fernsehen mithören konnten. Ein paar Biere mehr hätten meinem Selbstbewusstsein natürlich nicht geschadet. "Hallo Raven", grüßte Cari mich und lächelte mich vom Fernseher aus an, sodass das ungute Gefühl in mir emporkroch, er könnte mich tatsächlich sehen, was selbstverständlich Schwachsinn war. "Wie kann ich dir behilflich sein?" Das alte Spiel, das mich an die Diagnosefindung in einer Arztpraxis erinnerte. Nun würde der intime Part des Gesprächs beginnen, und ich wusste mit einem Mal nicht mehr, ob ich das tatsächlich durchziehen wollte. Weswegen ich wahrscheinlich etwas zu lange schwieg. "Du brauchst dich nicht wegen dem zu schämen, was dir auf dem Herzen liegt", redete Caris Stimme mir gut zu. "Wir alle tragen hin und wieder Sorgen und Probleme mit uns herum, die unser Liebes- und Geschlechtsleben betreffen. Im Alltag schweigt man sich diesbezüglich gern aus, gibt vor, dass alles in Ordnung sei, aber bei mir bist du in guten Händen, Raven. Und ich spüre, dass du nicht ohne Grund anrufst. Ja, von dir gehen sogar sehr große negative, aber auch positive energetisch pulsierende Kräfte aus, die sich allesamt in deinem Intimbereich konzentrieren, dort, wo deine Begierde wohnt und wo die Sexualhormone ihren Ursprung haben. Soll ich dir vielleicht zunächst die Karten legen?" "Ja", sagte ich ohne nachzudenken, da auf meinem Kopf schon jetzt viel zu viel anderer Input zugekommen war. "Befragen wir die Karten." Mit steigender Nervosität sah ich ihm dabei zu, wie er den Stapel ausgiebig mischte, schließlich die zwei obersten Karten vom Rest trennte und diese vor sich auf dem Tisch aufdeckte. Sein Gesicht verriet nichts, so wie er die Symbole musterte, doch mir genügte es bereits, dass mich die Karte mit genau dem Bild erwischt hatte, dessen Namensgeber mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte. The Devil. Wenn das ein Zufall sein sollte, dann wusste ich auch nicht mehr.   "Oh, diese beiden Karten verraten mir sehr viel über dich." Cari studierte sie noch immer eingehend, blickte dann allerdings entschlossen in die Kamera und damit direkt in meine Augen. Dennoch blieb mir auch das Bild nicht verborgen, welches die zweite Karte von den beiden zeigte. Nämlich eine gefesselte Frau, deren Augen verbunden waren. "Die Acht der Schwerter und der Teufel..." "Und was sagen sie aus?", hakte ich ungeduldig, aber auch mit einer bösen Vorahnung im Herzen nach. Denn nun gab es kein Zurück mehr. "Ich will wissen, wo meine sexuellen Vorlieben liegen. Nichts weiter." "Oh, Raven..." Er intonierte mein Pseudonym auf dieselbe Art und Weise wie er es sonst mit meinem echten Namen zu tun pflegte. Mit einer gewissen Amüsiertheit, aber auch so etwas wie hoffnungslosem Mitleid. Ob er tatsächlich wusste, wer ich war? Ob ihm wirklich die Weisheit der gesamten Welt zugrunde lag? Ob er mich sehen konnte, jetzt, in diesem Augenblick? Durch den Fernseher hindurch? "Meist stehen die Bilder beim Tarot für ganz andere Dinge und sind nicht primär als das zu deuten, was man auf ihnen sieht. Doch in diesem Falle ist die ganze Sache ein wenig offensichtlicher und wahrscheinlich auch für dich erkennbar..." Er hielt die Karte mit dem gehörnten Teufel in die Kamera, der jedoch nicht unbedingt das Hauptaugenmerk darstellte, wie mir nun auffiel. "Hierauf ist ganz klar erkennbar, dass der Satan es war, der die ersten Menschen - Adam und Eva - zur Sünde verführt hat. Eine schwere Eisenkette verbindet sie miteinander, und manchmal deute ich dies als die Last, die eine Ehe mit sich bringt, in deinem Fall aber, Raven, der du nicht verheiratet bist, erkenne ich darin, wie sehr dich die Beziehung zu deiner Freundin einengt, dass aber deine Bereitschaft zum Sündigen bereits zwischen euch steht und die Kette allmählich sprengt." Mir verschlug es schier die Sprache, als er mir die Wahrheit ins Gesicht sagte. Einerseits wollte ich das Ganze abbrechen, das Gespräch einfach beenden, doch meine Neugierde drängte mich dazu, auch den Rest zu erfahren. Den Rest, den Cari über mich wusste. Und den er mir mit reinem Hochgenuss in der Stimme vorzutragen bereit war, was mir seine funkelnden Blicke längst suggerierten. Oh ja, er genoss es, mir mein Selbst zu offenbaren, bestand doch kein Zweifel mehr daran, dass er wusste, wer ich war. Und ganz sicher saßen wir uns in Wirklichkeit wieder gegenüber, Angesicht zu Angesicht, nur mit dem Unterschied, dass wir uns dieses Mal mit begierigen Blicken verschlangen. Besonders ich konnte mich kaum mehr behaben aufgrund seiner Ausstrahlung und der lodernden Anziehungskraft, die von ihm ausging. Der bloße Anblick seines Gesichtes machte mich spitz, und der Klang seiner Stimme schaffte es schließlich, eine Beule zwischen meine Beine zu zaubern. Zum Glück saß ich unter der Decke und verhüllte so das drängende Malheur vor seinen indiskreten Blicken... "Mehr", verlangte ich nun mit schwitzigen Händen. "Sag mir, wer ich bin. Was ich will. Wen ich begehre." Daraufhin lächelte er nur milde und zückte die zweite Karte. Die Acht der Schwerter. "Raven..." Er seufzte. "Die Acht der Schwerter in Kombination mit dem Teufel steht für Peitschen, Fesseln und geschmolzenes Kerzenwachs. Deine Natur ist die eines zu sechsundsiebzig Prozent devoten Mannes, der eine starke Hand benötigt, welche ihn führt, ihn aber nicht zu sehr verwöhnt. Du möchtest nichts lieber, als bestraft und erzogen zu werden, der harte Sex entspricht dir sehr, aber deine jetzige Freundin ist nicht in der Lage, dir das zu geben, nach was du dich sehnst. Raven, du bist", er kniff die Augen zusammen, "zu sechsundneunzig Prozent homosexuell veranlagt, dein Spielgefährte sollte also unbedingt ein Mann sein, jemand, der dir die Angst vor dem Ausleben deiner Sexualität nimmt und dich langsam einführt in die Welt der sinnlichen Brutalität, der Dominanz und Unterwerfung. Dein erstes, schwules Mal wird nicht mehr lange auf sich warten lassen, denn dein innerer Gott droht auszubrechen und sich das zu holen, nach was er hungert." Er schaute mich aus großen Augen verschwörerisch an. "Und er hat bereits sein Ziel auserkoren. Einen Mann, den du mit deinem Glauben nährst und für den du alles nur Erdenkliche tun würdest. Zeig ihm, wie sehr du ihn begehrst. Biete dich ihm dar. Er wird dich reich für deine Hingabe belohnen. Mit grausam schönen, donnernden Höhepunkten. Jamie..."   Es war alles gesagt worden. Ich legte auf. Und richtete meine nun glasigen Augen auf den Bildschirm, während ich mir meine Hand geradewegs unter Caris herausfordernden Blicken in die Hose schob. "Bis Morgen, meine Sünde", säuselte er mit einem schiefen Grinsen im Gesicht, doch ich gab mich längst meiner Lust hin und hörte seine Stimme nur noch wie aus weiter Ferne zu mir sprechen. Als wäre sie nicht real. Aber ich wusste, dass sie es eben doch war. Dass das alles, was mich umfing, tatsächlich passierte. Und dass die Wirklichkeit manchmal weniger beeinflussbar war als ein luzider Traum. Doch zumindest wusste ich nun, auf welche Weise ich mich Cari opfern wollte. Wie er mich gerne sehen würde. Entblößt, wie ich es bereits ihn meinen Träumen für ihn war. Und zudem wehrlos seiner Präsenz ausgesetzt. In meiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Angewiesen auf seine Initiative, seine Berührungen, seine Küsse, seine Vorstöße in mich. Ich, das Spielzeug seiner Lust. Längst zappelnd wie eine Fliege im Spinnennetz. Egal, wie sehr ich mich dagegen wehrte.   Meine Maske war gefallen. Sie wollte mein Antlitz nicht länger verhüllen.   Kapitel 6: Outtake 2: Was ein paar Tage nach der Bondage-Session geschah ------------------------------------------------------------------------ Was ein paar Tage nach der Bondage-Session geschah (zwischen 3. und 4. Kapitel)       Sie mochte ein wenig naiv gewesen sein, das gab sie im Nachhinein sogar selbst zu. Jamie hatte man zwar nie als einen Mann bezeichnen können, der offen seine Liebe bekundete und stets von sich aus nach Zärtlichkeit suchte, aber zu seiner gewohnten Zurückhaltung, was Körperlichkeit anbelangte, hatte sich noch eine gewisse emotionale Barrikade zwischen ihnen gebildet, die es Emilie kaum noch ermöglichte, an ihn heranzukommen. Im Grunde war er seit dem Heiligen Abend so seltsam. Zuvor noch hatten sie in Emilies Augen das Leben eines ganz normalen Paares gelebt, dem es an nichts fehlte, aber bereits am Abend nach der merkwürdigen Erscheinung hatte Jamie begonnen, eine Art Schutzschild um sich herum zu errichten, wie seine Freundin es insgeheim nannte. Irgendetwas, das seine Liebe zu ihr vermissen ließ. Seitdem bemühte er sich zwar stets, nicht zu kalt zu ihr zu sein, allerdings spürte die junge Frau nur zu genau, dass etwas mit seinen Gefühlen und seinem Verhalten nicht stimmte. Zunächst wanderten ihre Vermutungen sofort zu dem Schluss, er hätte eine andere kennengelernt, womöglich gar in der Kirche, zwischen Krippenspiel und besinnlichen Chorgesängen, denn bis heute verstand sie nicht, wieso ihr Freund, welcher ohnehin nie begeistert gewesen war von der Idee, ein Gotteshaus aufzusuchen, allein dort geblieben war und sie für mehrere Stunden vergessen zu haben schien. Sein Anruf erreichte sie erst eine ganze Weile später, und über den Weihnachtsgottesdienst an sich hatte er hinterher kein einziges Wort verloren. Hätten sie eine intakte Beziehung geführt, womöglich hätte sie  dem Ganzen gar nicht allzu viel Bedeutung zugemessen. Da Jamie jedoch solch ein schwieriger, bisweilen zudem sehr verschlossener junger Mann war, der Probleme grundsätzlich allein löste oder die Dinge gern in sich hineinfraß, hegte sie bald gewisse Zweifel an dem, was zwischen ihnen war. Was zwischen ihnen sein sollte. Es gab keine Küsse mehr, und es gab erst recht keinen Sex. Jamie war auf Abstand gegangen, eine Begründung für sein Tun hatte er jedoch zu keiner Zeit, allenfalls jene, dass er mit den Gedanken bei seiner kranken Mutter sei. Deshalb tat Emilie bald etwas, das sie eigentlich nie hatte tun wollen. Als Jamie mit seinen Kumpels einen trinken gegangen war, stellte sie das Schlafzimmer auf den Kopf, durchwühlte die Taschen all seiner Hosen, um irgendetwas zu finden, das sein seltsames Verhalten erklären und womöglich auch ihren Verdacht bestätigte, so weh die Wahrheit auch tun mochte. Sie mochte zwar für eine lange Zeit zu naiv gewesen sein, aber als dumm konnte man sie keinesfalls bezeichnen. Und so stieß sie schließlich beim Ausräumen der Hosentaschen auf eine hastig auf einen zusammengeknüllten Zettel gekritzelte Telefonnummer, von der sie allerdings keine Ahnung hatte, zu wem sie gehörte. Aber das ließ sich ja leicht herausfinden. So viel Mut besaß Emilie, um kurzerhand die Nummer zu wählen und gespannt darauf zu warten, wer sich am anderen Ende der Leitung meldete. Oftmals waren nämlich Männer die viel größeren Schisshasen als Frauen. Jamie hätte sie auf jeden Fall zu diesem Lager gezählt. Jamie, der selbst davor Angst hatte, den Mund aufzumachen und Klartext zu reden.   "Guten Tag, Cari Crow am Apparat." Mit vielerlei hätte sie gerechnet, mit einem Erotikservice oder bestenfalls mit Jamies Freunden Tim oder Rikki, nicht allerdings mit einer ihr unbekannten Männerstimme, die sie nun in aller Förmlichkeit begrüßte. Dies wusste sie zunächst gar nicht einzuordnen. Aber auch dafür konnte es eine plausible Erklärung geben. Man musste diese nur in Erfahrung bringen. "Guten Tag...äh...wer sind Sie?", stotterte sie also in ihrer Verwirrung zusammen, woraufhin sie das Gefühl hatte, dass der Mann am anderen Ende der Leitung leicht schmunzelte. "Ich bin Cari Crow, und ich bin Wahrsager", erklärte er ihr geduldig, woraufhin für Emilie jedoch auch nicht sonderlich viel Licht ins Dunkel gebracht wurde. Viel mehr gab ihr das Ganze ein noch größeres Rätsel auf. Jamie besaß die Nummer eines Wahrsagers? Seit wann hatte solch ein bodenständiger Typ wie ihr Freund für solch einen esoterischen Kram etwas übrig? Irgendwie wollte das nicht so recht zusammenpassen. Aber sie hörte es ja mit eigenen Ohren. "Möchten Sie eine Sitzung buchen?" "Äh...ähm, ja", willigte sie ohne lange nachzudenken im Reflex ein und bekam sofort eine Uhrzeit genannt, zu welcher sie am nächsten Tag bei diesem Wahrsager auf der Matte stehen sollte. Dazu eine Adresse, die sie erst bei Google Maps nachschlagen musste, da sie ihr noch nie zu Ohren gekommen war. Sie würde hingehen, auch wenn sie selbst nicht so recht wusste, was sie dort überhaupt wollte, legte sie doch noch nicht einmal sonderlich viel Vertrauen in ihr Horoskop. Aber ihr Gefühl sagte ihr, dass sie den richtigen Schritt einleitete, um mehr über Jamie und seine Distanziertheit zu erfahren. Jedoch rechnete sie nicht damit, dass diese Begegnung einen noch größeren Keil zwischen das Paar treiben würde...     "Was führt Sie zu mir, Fräulein?" Schon ewig hatte sie keiner mehr mit dieser Höflichkeitsfloskel angesprochen, war sie doch dem Alter längst entwachsen, in welchem man junge Frauen derart betitelte. Und schon gar nicht wäre ein Mann in ihrem Alter auf die Idee gekommen, sie Fräulein zu nennen. Der ihr gegenüber sitzende Wahrsager, welcher sie auf den ersten Blick an ihren Freund, Jamie, erinnert hatte aufgrund der ganz ähnlichen Ausstrahlung, schien nicht viel älter zu sein als sie selbst. Aber dennoch haftete ihm etwas an, das eine galante Ausdrucksweise wie die, die er an den Tag zu legen pflegte, berechtigte. Etwas ungemein Kokettes, Selbstbewusstes, Umwerbendes; eben all die Dinge, die sie in Jamie fast schmerzlich vermisste, wie sie prompt erkannte, so wie sie sich diesem Mann gegenüber setzte. Aber dennoch wirkte er auf der anderen Seite beinahe so unnahbar wie Jamie, erhaben und weise, wenn er es denn darauf anlegte. Weswegen sie bald aufhörte, ihn als Mann wahrzunehmen. Einen Wahrsager hätte sie ohnehin nicht in ihr Haus gelassen. Mit dieser esoterischen Macke wollte sie möglichst nichts zu tun haben. Zumindest nicht auf ewig. Der Wahrsager blickte sie ohne zu blinzeln vollkommen offen, aber auch äußerst ungeniert an, so wie sie darüber nachdachte, ob sie ihm, einem Wildfremden, tatsächlich ihr Seelenleben offenbaren sollte. Die Probleme mit Jamie hatten ihr ein gewisses Misstrauen gelehrt, weswegen sie sich schwer tat, mit der Sprache herauszurücken. Man wusste ja nie, an wen Quacksalber wie dieser Crow die Informationen über seine Kunden verkaufte. Allerdings spürte sie, dass all der Mist, der sie bedrückte, endlich ans Tageslicht wollte. Mit Jamie konnte sie ja nicht reden, und Milla, ihre beste Freundin, schwebte gerade zu sehr auf ihrer Wolke sieben, um für ihre Probleme ein offenes Ohr zu haben. "Es geht um meine Beziehung", begann sie schließlich zu erzählen, seufzte nun allerdings tief, während ihre Blicke über das braune Teakholz wanderten, aus dem der Tisch gefertigt worden war. "Eigentlich geht es um meinen Freund." "Okay", nickte Cari geduldig und ließ sie weitererzählen. "Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Er lässt mich nicht mehr an sich heran..." Ihre Finger verkrampften sich ineinander. "Es ist, seitdem...seitdem wir an Weihnachten in die Kirche gehen wollten. Ich aber...musste plötzlich nach Hause, und er ist allein dort geblieben, hat dem Gottesdienst bis zum Schluss beigewohnt. Und nun-" "Glaubst du, dass er eine andere hat?" Sie zögerte kurz, schmerzte ihr es doch, diesen Gedanken zuzulassen, ja gar auszusprechen. "Ja." Der Wahrsager fasste sich kurz mit dem Zeigefinger an die Stirn und schloss die Augen. "Ich kann dich beruhigen", sagte er dann. "Er hat keine andere." "Also ist er mir doch treu..." Ein riesiger Stein fiel ihr vom Herzen, der sich jedoch unter Caris eindringlichem Blick in ihr Gesicht wieder verhärtete. "Das habe ich nicht behauptet." "Aber..." "Mein Kind", säuselte er nun süßlich und legte den Kopf schief. "Deine weibliche Intuition verrät dir doch längst, dass zwischen euch etwas nicht mehr stimmt. Und du weißt auch, dass zwischen euch auch noch nie alles gestimmt hat." Sie musste zugeben, dass er Recht hatte. Woher wusste dieser Kerl das eigentlich? Er kannte doch weder sie noch Jamie...und wie er zwar keine andere hatte, aber ihr dennoch nicht treu sein konnte, das begriff sie nicht ganz... "Ich sehe ja andere Paare, zum Beispiel meine Freundin und ihren Mann", erzählte sie jetzt in ihrem Kummer. "Die strahlen diese Liebe so richtig aus. Die besitzen funkelnde Augen, wenn sie einander ansehen. Und sie können kaum die Finger voneinander lassen...Jamie allerdings, der wollte nie kuscheln, und richtige Küsse, also mit Zunge, die hat er auch nie von sich aus begonnen. Nicht mal in der Anfangszeit..." All diese Dinge trieben nun an die Oberfläche. All die Dinge, die sie schon immer gewusst, aber stets zu verdrängen versucht hatte mit der Erklärung, dieses Kühle entspräche einfach Jamies Art und sei nicht weiter beunruhigend. Aber insgeheim hatte sie immer geahnt, dass dem doch so war. "Gut", nickte Cari. "Also, das ist natürlich gar nicht gut. Wie mir scheint, steht eure Liebe unter einem schlechten Stern, war von den großen Mächten nie so angedacht, aber du hast ihn dazu gezwungen, deine Liebe anzunehmen." Sie wollte ärgerlich widersprechen, doch Cari brachte sie mit einer sanften, aber dennoch äußerst bestimmten Handbewegung jäh zum Stillschweigen. "Man kann allerdings keinen Menschen dazu bekommen, dass er auch von sich aus Liebe gibt. Weißt du, der innere Gott einer jeden Person überwiegt die Kraft des Himmels und der Hölle meist um ein Vielfaches, weswegen es nicht allzu schwer ist, sie zu überlisten. Deshalb hast auch du es geschafft, ihn an dich zu binden. Aber du wirst ihn nicht halten können. Weil dazu immer zwei gehören." Ihr Magen ballte sich krampfhaft zusammen. Hätte sie geahnt, dass dieser Kerl ihr derartig grausame Dinge offenbarte, dann hätte sie niemals einen Termin für eine Sitzung bei ihm ausgemacht. Manche Dinge erfuhr man lieber gar nicht erst, weil sie zu sehr schmerzten. "Ich möchte ihn aber nicht verlieren", klammerte sie sich an ihren im Moment einzigen und stärksten Wunsch. "Ich möchte, dass es zwischen uns besser funktioniert, dass er vielleicht lernt, mit seinen Gefühlen umzugehen. Er liebt mich doch, wenigstens ein bisschen, oder?" Caris Mundwinkel zuckten bedauernd. "Wenig. Zu wenig." Nun schossen ihr Tränen in die Augen. "Und wie kann ich seine Liebe vergrößern?" "Mädchen, er ist nicht wirklich in der Lage, dich zu lieben", brachte Cari knallhart hervor, da er wahrscheinlich bemerkt hatte, dass Emelie das Ganze nicht anders verstand. "Du solltest dich viel lieber fragen, ob du wieder glücklich sein möchtest. Denn wenn du glücklich bist, dann wird auch er glücklich sein." "Natürlich möchte ich das." Ihre Stimme bebte. "Natürlich, nichts lieber als das..." "In Ordnung, in dem Falle habe ich etwas für dich, das dir dabei helfen wird, deinen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen..."     *     Er sah umwerfend aus, wie er da betont cool auf dem Stuhl lümmelte und den Arm auf die Lehne gestützt hatte. Allen Anscheins nach hatte er sich bereits einen Kaffee bestellt, beachtete die Tasse jedoch nicht, sondern beschäftigte sich ausgiebig mit seinem Mobiltelefon, weswegen er mich auch nicht am Schaufenster vorübergehen sah. Problemlos hätte ich ihn in aller Heimlichkeit beobachten können, all die kleinen Dinge in mir aufsaugen, die er unbewusst tat, doch ich wusste, dass ich ihn nicht nur still zu bewundern brauchte, sondern mir jederzeit mehr holen durfte. Was ich nun auch tat. Schnellen Schrittes betrat ich das Café, in dem wir uns verabredet hatten und näherte mich dem Tisch, an dem Cari bereits auf mich wartete. Als ich ihm grinsend meine Hände auf die Schultern legte, kam endlich Leben in ihn. "Ach, Baby!", rief er freudig aus, so wie er mit einem Lächeln auf den Lippen an mir emporblickte. "Du bist ja verdammt pünktlich dran." Schnell ließ ich mich auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder, stützte meine Ellenbogen auf den Tisch und bettete mein Kinn auf meine gefalteten Hände, während ich mich gar nicht sattsehen konnte an meinem Teufel. "Ich hatte eben Sehnsucht", säuselte ich. "Zu Hause ist mir fast die Decke auf den Kopf gefallen." Mit meinen Worten und wahrscheinlich auch meinem auffordernden Blick provozierte ich Cari dazu, sich zu mir vorzulehnen, meine Handgelenke zu umfassen und mir einen ungemein zärtlichen Kuss auf die Lippen zu drücken. Kurz schlossen sich meine Lider vor Wonne, doch schon im nächsten Moment riss ich meine Augen wieder auf und wich ihm etwas aus. "Wir sollten nicht hier", erklärte ich ihm, als er einen enttäuschten Schmollmund zog, seine warmen Hände jedoch nicht von meinen Armen nahm. "Wenn uns jemand sieht..." Daraufhin zog er sich schließlich ganz zurück und lehnte sich an. "Immer noch wegen Emilie..." "Ja, Mann. Ich habe keinen Bock, dass sie es auf die harte Tour erfährt." Seufzend schaute Cari aus dem Fenster. Eigentlich mochte ich es nicht, dass er mich unter Druck setzte, auf der anderen Seite jedoch wollte auch ich endlich reinen Tisch machen und zu meinem Teufel stehen. Obwohl dieser so viel von mir verlangte... "Wie sieht es eigentlich aus?" Seine Augen maßen mich, und trotz des Blickkontaktes konnte ich spüren, dass die leise Zärtlichkeit, die vorhin noch von ihm ausgegangen war, einer gewissen Distanz gewichen war. "Hast du dich nun entschieden?" Natürlich wusste ich genau, auf was er anspielte. Und ich hatte bereits im Vorfeld geahnt, dass er mich darauf ansprechen würde. "Ich weiß nicht..." Rat- sowie etwas hilflos kratzte ich mir den Kopf und blickte auf den Tisch. "Es ist doch-" "-auch wegen ihr. Ja, Jamie, ich weiß..." "Nicht nur", lenkte ich ein, damit es nicht gar so blöd aussah. "Es ist ja doch ein ziemlich großer Schritt, und-" Caris Augen schauten mich mittlerweile fast gelangweilt an. "Im Grunde ist es nur eine Art Ehegelübde", erklärte er mir. "Und so verknallt, wie du jetzt schon in mich bist..." Eine gewisse Amüsiertheit kehrte in sein Gesicht zurück. "Du willst mich doch eh nicht mehr gehen lassen. Und außerdem giert dir doch nach dem Trank. Vielleicht sogar noch mehr als nach mir..." "Ich würde sagen, es ist gleichwertig..." "Na, na, na, nicht so diplomatisch, meine Sünde! Sonst muss ich noch glauben, dass ich Emilie Quatsch erzählt habe und du sie tatsächlich liebst, auch wenn du es ihr nur schlecht zeigen kannst..." Mit einem Mal kam ich nicht mehr ganz mit und schüttelte unverwandt den Kopf. Stirnrunzeln inklusive. "Äh, hab ich irgendwas verpasst?" Lässig hing Cari in seinem Stuhl und nippte inzwischen an seinem Heißgetränk. Dabei sah er so selbstzufrieden aus, wie es nur ein Teufel konnte. "In der Tat", rückte er genüsslich mit der Sprache heraus. "Ich habe da ein wenig meine Macht spielen lassen...dir zuliebe...und auch ein wenig zu meinen Gunsten..." "Sag schon", forderte ich ihn ungehalten auf und konnte mein Misstrauen nicht komplett verbergen. "Ich hoffe nur, du hast ihr nicht wehgetan, denn falls ja, dann-" "Was du immer von mir denkst...tze..." Cari schnalzte mit der Zunge. "Aber wenn ich es mir so recht überlege, hat ihr die Wahrheit ganz offensichtlich schon ein wenig wehgetan...ich habe ihr nämlich mitgeteilt, dass du nicht in der Lage bist, sie zu lieben. Freilich wollte sie sich mit aller Macht an dich klammern und dich nicht gehen lassen, aber da ich solch ein Überzeugungstalent bin..." "Du solltest dich doch nicht einmischen!", keifte ich recht ärgerlich hinter zusammengebissenen Zähnen. "Ich hätte das schon noch geklärt." "Ja, ja, alles klar...aber davon einmal abgesehen: Was hätte ich den machen sollen? Sie belügen? So wie du?" Er lehnte sich zu mir vor und ignorierte mein empörtes Schnauben. "Hör mal, sie hat mich von sich aus angerufen! Sie hat einen Termin bei mir vereinbart! Hätte ich sie abwimmeln sollen? Gott heißt doch auch jedes Schäfchen in seiner Herde willkommen, ganz egal, wer es ist und wie es aussieht. Der Fanclub kann schließlich nie groß genug sein..." Ich sah ein, dass ich an dem Geschehenen nichts mehr ändern konnte, selbst wenn ich es gewollt hätte. Während der Kellner meine Bestellung aufnahm, blieb mir genügend Zeit, um das Ganze zu verdauen. "Und was hast du nun genau mit ihr gemacht?", wollte ich schon ruhiger in Erfahrung bringen. "Ich hoffe, du führst sie nun nicht auch an die Sünderei heran und lässt sie in der Kirche deine Drillinge poppen." "Ach, das würde bei so einer Unschuld wie ihr nicht ziehen", winkte Cari ab. "Nein, ich habe sie nur gefragt, ob sie denn wieder glücklich sein möchte und ihr gesagt, dass du in dem Falle ebenfalls glücklich werden würdest. Natürlich wollte sie das und daraufhin habe ich ihr eben einen hübschen Trank gebraut, der ihre Liebe auflösen würde, und sie hat ihn auch ohne zu Zucken zu sich genommen...auch wenn sie mir hinterher fast auf den Teppich gereihert hätte." "Du Schwein!", rief ich aus und rang schockiert die Hände. "Boah, das arme Mädchen..." "Beruhig dich doch", befahl Cari, der sich von meiner Aufregung nicht aus der Ruhe bringen ließ, sondern besonnen in seiner Tasse herumrührte. "Ich hab ihr kein Sperma gegeben, was glaubst du denn? Sie findet das schließlich nicht geil, im Gegensatz zu dir." "Und aus was hast du da ihren Trank gemixt?  Aus Pisse und Scheiße?" "Sehr witzig." Cari schien vollkommen unberührt von meinen ungezogenen Verdächtigungen. "Es war lediglich ein Gemisch aus Wasser und etwas Spucke. Und trotzdem hätte sie fast gekotzt! Jamie, sag mal, bin ich wirklich so widerwärtig?" Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Ja." "Ach komm, neulich hast du mich sogar mit Zunge geküsst." Ich schwieg daraufhin, machte aber schon bald der Sache Luft, die mich ebenfalls zu beschäftigen begonnen hatte. "Wieso muss ich eigentlich alle möglichen Aufgaben erfüllen, um an meinen Trank zu gelangen und Emelie bekommt ihn sofort zum Mitnehmen?" Er warf mir einen Luftkuss zu. "Weil ich dich lieb hab und dich leiden sehen will." Sein darauffolgendes, kokettes Zwinkern verlieh mir unwillkürlich ganz weiche Knie. "Und, was ist nun mit deiner verirrten Seele? Schenkst du sie mir?" "Mh", brummte ich nur, was ein Ja, aber genauso gut ein Nein sein konnte. Denn ich wusste noch immer nicht, was ich tun sollte. Natürlich tendierte ich schon dazu, mich auf ewig an Cari zu binden, hatte ich doch tatsächlich begonnen, ernsthafte Gefühle für ihn zu entwickeln, und in Anbetracht meiner forcierten Trennung von Emelie standen mir theoretisch alle Türen offen... Nun war mir auch klar, weshalb sie letzte Nacht nicht nach Hause gekommen war. Wahrscheinlich genoss sie ihre Freiheit ganz genauso sehr wie ich es wohl in Zukunft tun würde. Doch würde ich im Gegensatz zu ihr tatsächlich die Ketten sprengen können? Stand hinter mir denn nicht bereits Cari, der mich erneut in ein enges Korsett zu zwängen beabsichtigte? "Babe, ich piss dir in den Kaffee, wenn du mich nicht willst", kommentierte Cari trocken, als ich mich nicht so recht äußern wollte. "Ich sag dir, meine magischen Körperflüssigkeiten sind zu so einigem fähig, von dem du nicht mal etwas ahnst." "Spars dir", knurrte ich und beugte mich zu ihm vor. "Du darfst die Braut nun küssen." "Nichts lieber als das", schmunzelte er, kam mir entgegen und sorgte dafür, dass unsere Lippen sich trafen. Ja, und nun hatte ich mich anscheinend doch entschieden. Und zwar für die Gefangenschaft in meiner Freiheit.   Kapitel 7: Outtake 3: Was noch in der 'Hochzeitsnacht' geschah -------------------------------------------------------------- Was noch in der 'Hochzeitsnacht' geschah (zwischen 4. Kapitel und Epilog)       "Du scheinst mir keiner zu sein, der sonderlich mit der Bibel vertraut ist, aber die Geschichte von Adam und Eva kennst du sicherlich." "Klar." Ich nickte und griff nach einer weiteren Apfelspalte. Irgendwie hatte Cari es geschafft, dass das weiße Fruchtfleisch keine bräunliche Färbung annahm, wenn es für eine zu lange Zeit mit Sauerstoff in Berührung kam. "Die kennst wohl jeder." Wahrscheinlich grinste der Teufel schon wieder wissend in sich hinein, wieso auch immer, zumindest konnte ich seinen Blick nur zu deutlich über meine nackte Haut wandern spüren. Ganz kurz schielte ich zu ihm hinüber, so wie ich in den Apfelschnitz biss und mir der herbe, aber doch so süße Saft über das Kinn rann. Natürlich animierte dies Cari erst recht zu einem Schmunzeln. "Dann weißt du ja wahrscheinlich auch, dass Adam und Eva im Garten Eden lebten, bis...ja, bis eine gewisse Schlange kam und sie entgegen dem Verbot Gottes vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen aufforderte." Die Anwesenheit der anderen Jünger, die die Feierlichkeiten anlässlich unserer Vermählung mit uns begingen, hatte ihn ohnehin nie interessiert, weswegen er sich mir nun indiskret, ja fast begierig entgegenschob und seine Hand auf meine Wange legte, wobei er mein Gesicht in seine Richtung drehte. Stumm sah ich ihm in seine funkelnden Augen. Doch nur so lange, bis er seine Zunge hervorbrachte und ihre Spitze sanft über mein Kinn fuhr, sie schließlich gar meine Lippen erkundete. Und ich mit prickelnden Eingeweiden die Lider senkte. Auch ich hatte in diesem Moment all die gesichtslosen Menschen vergessen, welche dem Ganzen beiwohnten… "Man sagt, dass die Schlange in dieser Erzählung für den Teufel steht", wisperte Cari warm gegen meine nun feuchte Haut, ehe er erneut von mir kostete, seinen hungrigen Mund über meine Wange bis hin zu meinem Ohr schob und seine Zunge schließlich in einer meiner wohl engsten Körperöffnungen wüten ließ. Oh, Beherrschung, wo hast du dich nur vor mir versteckt, du mieser Verräter? Mir flog schon jetzt der Verstand weg! "Lass mich die Schlange sein, die dich zur verheerendsten aller Sünden führt, heute Nacht, Jamie. Lass mich die Schlange sein, die du sich in dir winden fühlst, in deiner heißen Tiefe. Lass sie dich durchdringen, bis du die Kontrolle über dich verlierst." Ich wusste nicht, für was er die Schlange genau als Sinnbild benutzte. Noch glaubte ich, dass er seine vorwitzige Zunge damit meinte, die sich sinnlich an all den fruchtigen Tropfen labte, die der Teufel über meiner Haut aus dem Apfelschnitz presste, nur um von dem Gemisch aus dem süßen Saft und dem Geschmack meines erhitzten Körpers zu kosten. Doch schon bald würde mich noch eine ganz andere Schlange zu verführen wissen, jene, nach der ich mich bereits so lang sehnte und die ebenfalls nach meiner unzüchtigsten Öffnung hungerte, so eindrucksvoll wie sie sich schon jetzt unter dem Stoff von Caris Gewand bemerkbar machte, sich wünschte, sich mir offen entgegenzurecken und in meinen Leib zu tauchen. Schwer wog die Begierde auch in mir, so wie Cari mit mir spielte, scheinbar unbemerkt von jeglichen Anwesenden. Ich gehörte nun offiziell ihm, ich hatte ihm meine Seele verschrieben, und dies hatte mir die Eintrittskarte zu seinem Bett beschert, das wusste ich ganz genau. Und allmählich wünschte ich mir nichts sehnlicher, als sie endlich einlösen zu können. Dieser umwerfende Mann verstand etwas von den Künsten der Liebe, so gekonnt wie er mich reizte und auf sich vorbereitete; er kannte die Bedürfnisse eines schwulen Mannes, welcher jedoch noch nie seine Sexualität genossen hatte. Und genau wegen meiner bisherigen Enthaltsamkeit diesbezüglich hatte sich bald ein Schleier über meine Augen gelegt, welchen ich meinem Teufel ganz unverblümt mittels eines tiefen Blickes zeigte, als sein Gesicht so nah vor dem meinen war, dass unsere Nasenspitzen sich fast berührten. Seine Lippen weiteten sich zu einem nahezu faszinierten Lächeln, so wie ich ihm meine Lust offen darbot, denn sie gehörte ganz ihm. Er hatte sie zu verantworten, er ganz allein. "Lass mich heute Nacht von dem Apfel kosten", forderte ich mit belegter Stimme. "Verführ mich, bis ich keine Vorstellung mehr davon habe, was gut und was böse ist. Bis diese beiden Gegensätze für mich miteinander verschmelzen. Genau wie unsere Körper." Seine Zunge lud die meine nun zu einem wollüstigen Spiel ein, bei welchem ihre Spitzen zunächst außerhalb unserer Mundhöhlen gegeneinander flatterten, sich jedoch schon wenig später zurückzogen und wir uns hastig küssten, immer tiefer und inniger. Dabei hielt Cari fest die Kette um seine Hand geschlungen, welche an meinem Halsband befestigt war und holte mich ruckartig in meine Position zurück, wann immer ich ihm leicht auswich, um nach Luft zu schnappen. Hier begann es, dass ich keinerlei Rechte mehr besaß, was die Mitgestaltung unseres Spiels anbelangte. Mir wurde klar, dass ich nichts weiter als zu gehorchen hatte, dass es nur meinem Herrn gebührte, zu bestimmen, auf welche Weise ich Lust erfuhr und erst recht, wann ich meinen Höhenflug erleben durfte. Er hatte mich in der Hand. Er besaß mich. Und ich badete aufgrund dieser Gewissheit in meinen schier unbeherrschbaren Empfindungen, die mir dumpf in den Lenden zerrten. "Zieh dir deine Klamotten über", verkündete er irgendwann, während ich benommen auf meinem Stuhl hockte und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. "Ich will nun mit dir alleine sein." Ich wusste nicht, was er vorhatte, doch mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu vertrauen, wenn ich auf meine Kosten kommen wollte. Meine Seele hing genauso an ihm wie mein Körper an dieser Kette, und jeglicher Widerstand hatte sich in Nichts aufgelöst, war absolut hinfällig geworden. Deshalb gehorchte ich ihm brav und sollte für mein Verhalten schon bald reich belohnt werden.     Nie hatte ich darüber nachgedacht, dass auch der Fürst der Hölle eine Unterkunft benötigte, in welcher er seine Besitztümer aufbewahrte, in der er lebte und nächtigte. Doch daran, dass Cari tatsächlich eine nicht sehr große, aber dennoch gemütlich Wohnung im gepflegten Zentrum von Stockholm besaß, erkannte ich einmal mehr, dass ihm auch sehr viel Menschliches anhaftete, wenn es darauf ankam. Ja, hin und wieder vergaß ich sogar über seine ganze Normalität, dass es sich bei ihm um den Satan persönlich handelte, doch sobald mir dies wieder gewahr wurde, erschauderte ich ob der Erregung, die diese Gewissheit in mir auslöste. Das Böse wirkte auf mich einfach nur verrucht und unheimlich sexy. Schön, dass zumindest sein Schlafzimmer passend zu seiner Attitüde eingerichtet war. Dies würde sich meiner Lust als äußerst zuträglich erweisen. Wie zwei ganz gewöhnliche Männer hatten wir ein Taxi genommen, das uns direkt vor die Haustür von Caris Wohnung gefahren hatte. Komplett ohne magische Einwirkungen war das Ganze abgelaufen, was auch besser so war, denn einen Wildfremden dazu zu bekommen, seine Körperflüssigkeiten zu trinken, nur um einer gerechtfertigten Bezahlung aus dem Weg zu gehen, hätte eindeutig zu weit geführt. Im Grunde bediente Cari sich selten seiner Fähigkeiten, aber in dieser Nacht würden sie noch früh genug zum Einsatz kommen. Doch daran wollte ich noch keinen Gedanken verschwenden, lag doch etwas vor uns, das den Höhepunkt meiner freudigen Erwartung erreichte, so wie ich über die Schwelle des Schlafzimmers trat. Das Wohnzimmer sowie der Flur hatten mit ihrer Einrichtung an eine typische Junggesellenbude erinnert - nicht zu edel, sondern eher praktisch und mit teilweise gebraucht aussehenden Möbel versehen - doch so wie man das Schlafzimmer betrat, kam man in eine ganz andere Welt. Kein Wunder, dass ich in meiner Überraschung zunächst inne halten musste und meine Augen gar nicht wussten, woran sie sich zuerst festhalten sollten. "Na, gefällts dir?" Natürlich stand Cari direkt hinter mir und hatte mein Erstaunen womöglich mit Genugtuung zur Kenntnis genommen, doch nun wollte er endlich mit eigenen Ohren hören, wie begeistert ich von dem war, das sich mir hiermit bot. "Es ist..wow...", entkam es mir lediglich verblüfft, woraufhin ich mich etwas zu Cari umdrehte und ihm in sein stolz dreinblickendes Gesicht schaute. "Du praktizierst dieses SM-Zeugs öfter, mh?" Er gab sich jedoch bedeckt. "Mh...vielleicht..." Meine Blicke wanderten über die Glasvitrine, in der die unterschiedlichsten Gerten und Peitschen untergebracht waren, hin zu der zweiten, wo sich verschiedene Sexspielzeuge fanden, wie Dildos, Vibratoren und Plugs. Aber am beeindruckendsten kam mir noch immer dieses große, erhaben wirkende Himmelbett vor, das aus schwarzem Ebenholz gefertigt worden war und das eine Unmenge an roten Kissen und Decken zierte. "Wie viele Jungs hattest du denn schon hier drin?", überlegte ich laut, denn mir war klar, dass das nicht nur alles für mich sein konnte. Außerdem war Cari der Teufel, und nur er allein wusste, wie viele Männer er bereits zur Sünde geführt hatte... "Kümmere dich nicht darum", sagte er nur, anstatt mir eine Antwort auf meine Frage zu liefern. "Ab heute bist du mein Einziger. Selbst ein Teufel kann etwas mit Treue anfangen, auch wenn dies schwer nachzuvollziehen ist." Seine Hände legten sich von hinten auf meine Hüften und schoben mich sanft in das Zimmer. Wenig später schloss sich hinter mir die Tür und Cari und mich umhüllte zunächst Dunkelheit, bis ich ein Schnippen vernahm und mit einem Mal unzählige Kerzen den Raum in ein warmes Licht tauchten. "Beeindruckt, mh?", schmunzelte Cari, dessen Gesicht ich nun wieder deutlich zu sehen vermochte. Wahrscheinlich hatte ich ganz große Augen gemacht ob seines Tricks. "Das bin ich sowieso", räumte ich ein, was Cari jedoch schon nicht mehr zu interessieren schien. Seine Blicke galten nur noch mir, der ihn abwartend anschaute, und schon im nächsten Moment kam er näher, packte mich erneut an der Kette und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. "Du bist des Teufels schönster Engel", flüsterte er, während ich seine noch freie Hand spürte, die über meinen Körper wanderte, hinab bis zum Saum meines T-Shirts, den sie leicht anhob, um kurzerhand darunter zu schlüpfen. "In dieser Nacht wird es dich bis zum Himmel heben, nur um dich daraufhin ganz tief fallen zu lassen. Die Schwuchtel in dir wird endlich zum Leben erwachen." Ich liebte seine Hände, ich sehnte mich nach nichts so sehr wie nach seinen gnadenlosen Berührungen, weshalb ich leise zu keuchen begann, so wie seine rauen Finger über meine Haut glitten und mich schließlich aus meinem Shirt befreiten, genau, wie ich Cari danach hektisch aus seinem Netzoberteil half, welches er vor unserem Aufbruch gegen seine Kutte getauscht hatte. Mit bloßem Oberkörper standen wir uns gegenüber und betasteten und umarmten uns innig, hielten uns fest, bis ich schließlich Caris Lippen spürte, die an dem kleinen Ring in meinem Ohrläppchen zupften und im nächsten Moment tiefer wanderten, sich über meinen Hals küssten, bis mein Teufel vor mir auf die Knie ging und sich ungeduldig an meiner Hose zu schaffen machte. Genau wie mir konnte es auch ihm wohl gar nicht schnell genug gehen. Jedes Stück Stoff auf unserer Haut war zu viel geworden, aber auch ich besaß noch viel zu viel Kontrolle über das Geschehen, was Cari bald schon dringend unterbinden musste. So wie ich nackt war, erwachte das Raubtier in ihm zum Leben, das mich harsch auf das Bett stieß und meine Arme und Beine packte. Er legte sie in Ketten, bis ich mich nicht mehr zu rühren vermochte; es gelang mir lediglich noch, meinen Kopf zu heben und Cari dabei zuzuschauen, wie er sich seine Hose nach unten riss, aus ihr stieg und wie aus dem Nichts ein Glas Wasser hinter dem Rücken hervorholte, welches er auf dem Nachttisch abstellte. Dann rückte ich wieder in den Fokus seines Interesses. Ich, der sich noch nie zuvor derart ausgeliefert und hilflos gefühlt hatte, nicht einmal, als er sich von seinen Freunden ans Andreaskreuz hatte binden lassen. Das hier war eine ganz andere Liga, eine Aufbahrung, ja eine regelrechte Schenkung meines Körpers an einen Mann, der es seinen mich regelrecht verschlingenden Blicken nach gar nicht erwarten konnte, mich nach seinem Gusto auszubeuten und zu benutzen. Doch seine sadistische Ader verbat es ihm, sich sofort das zu holen, nach was es ihm dürstete. Zunächst galt es, sein Opfer totzuspielen, wie es eine Katze tat, bevor sie sich an ihrer erbeuteten Maus gütlich tat. Mein Körper war für ihn wie ein Gabentisch, reich an Köstlichkeiten und Versuchungen, deren Geschmack er nicht mehr länger widerstehen konnte. Meine Nerven glühten und die Erregung tobte in mir, so wie Cari sich vor mir auf das Bett kniete, direkt zwischen meine gespreizten Beine, die so hoch hingen, dass mein Po etwas höher gelagert war, sich gnädiger Weise aber in unter ihm gestapelte Kissen schmiegen durfte. Wahrscheinlich wollte er mir auch ein wenig Komfort zukommen lassen, wenn er mich schon zu hundert Prozent meiner Bewegungsfreiheit beraubt hatte, aber so, wie er den Blick von meinem Gesicht nahm und ihn direkt auf das schickte, was noch hinter meinen Hoden lag, war ich davon überzeugt, dass er sich nur selbst einen kleinen Gefallen damit getan hatte. Und scheiße, so wie er sich nun genüsslich die Lippen leckte, konnte ich gar nicht mehr anders, als mich gegen die Ketten zu bäumen! Es machte mich heiß, dass ich ihn heiß machte. Für einen Mann wie ihn stellte so ein gebändigtes Spielzeug ganz sicher den schönsten Anblick auf der ganzen Welt dar, während ein Devoter wie ich aus nichts mehr Lust zog wie aus dem Gefühl, seinen Herrn zu beglücken. Oh ja, man konnte sagen, dass ich mich noch nie derart befreit gefühlt hatte wie in diesem Augenblick, in welchem ich mich gehen lassen durfte und in dem es keinerlei Barrieren mehr zwischen uns zu geben schien. Gefangen in meiner Freiheit.   "Ist das so angenehm für dich, meine Sünde?" Seine Stimme glich einem Schnurren, während er einem Tiger gleich um mich herumschlich, auf allen Vieren, noch einmal die Ketten prüfte und mir meine Wange tätschelte, damit ich ihm hilflos in die Augen sah. "Ja", brachte ich nur hervor in meiner Verzehrung nach diesem Mann. "Tu dich bitte an mir gütlich." "Du gierst", erkannte er lächelnd und griff ohne Umschweife nach einer der umstehenden Kerzen, deren Flamme durch die Bewegung wild zu zucken begann. "Aber das werde ich dir austreiben. Dein niederträchtiger Schwanz hat mir keine Befehle zu erteilen. Heute Nacht bist du nur ein Loch für mich, das mir zum Verschaffen meiner Befriedigung dient. Nichts weiter. Verstanden?" "Ja..." "Nenn mich 'Herr'." Ein heißer Schauer durchfuhr mich, der mich schwindeln ließ. "Ja, Herr..." "So ist es brav...", raunte er und hielt die Kerze aufrecht über meinen Oberkörper. Unwillkürlich verkrampfte ich meine Bauchdecke. Ich begann mich zu winden, doch Cari lächelte nur und kippte die Kerze etwas. Ich presste die Lippen fest zusammen, so wie das Wachs auf meine Haut troff und dort allmählich gerann. Der süße Schmerz förderte dennoch ein unterdrücktes Fiepen zutage, und dieses war es auch, das Cari in pure Verzückung versetzte. "Wie ich sehe, bist du noch schüchtern", stellte er fest und besprenkelte mich mit noch zwei, drei kochen heißen Tropfen, die mich mich winden ließen. "Aber das brauchst du nicht zu sein. Meine Nachbarn sind alte Rentner, die schlecht hören. Und mich würde der Klang deines süßen Stimmchens womöglich dazu bringen, das Vorspiel ein wenig abzukürzen und schneller zum Wesentlichen überzugehen... Ich wollte ihm widersprechen, ihm erklären, ich besäße kein süßes Stimmchen, war ich doch ein Mann genau wie er, doch das Wachs wollte nicht mehr aufhören, zu fließen, quälte mich immer wieder aufs Neue, und dann gesellte sich auch noch sein heißer, feuchter Mund dazu, der die inzwischen getrocknete, schwarze Substanz von meiner Haut küsste und leckte, denn wahrscheinlich handelte es sich nicht um herkömmliches Wachs, sondern um eine essbare Variante. Nun war mir endgültig, als würde ich die Beherrschung verlieren. Das Gefühl, keinerlei Gewalt über das Geschehende zu besitzen, konnte einem nur zu gut vorgaukeln, dass man durchdrehte, den Verstand einbüßte, und unter Caris Liebkosungen holperten sie schließlich ungewollt aus meiner Kehle, die entzückten Seufzer und Keucher, die unkontrolliert den Raum erfüllten und für eben die ich reich belohnt werden sollte. Sehr reich. Denn dieser hungrige Mund wanderte daraufhin endlich tiefer, küsste sich über die kleinen Härchen, die von meinem Bauchnabel aus abwärts führten, bis etwas sehr Feuchtes, Weiches über meine prallgeschwollene Eichel glitt und sie eingesogen wurde in eine heiße Hölle, die sich um mich herum schloss wie ein Käfig. "Oooooh, Gott!", entkam es mir, während ich dem Schönen mein Becken entgegenbewegte, um tiefer einzudringen in den Pfuhl der Wonne, der sich jedoch zu meinem Bedauern jäh von mir löste. "Oh ja, ich bin nicht nur dein Herr, ich bin dein Gott", vernahm ich Caris Stimme von zwischen meinen Beinen, bis sein Wahnsinnsmund rastlos noch tiefer wanderte, über meine Hoden hinweg, über meinen Damm... "Dein Teufel. Deine Schlange, die den Weg in dein Innerstes sucht, du ausgehungertes Miststück..." Schwer und zugleich hektisch begann ich zu schnaufen, so wie sich ein Kitzeln rund um meinen Anus ausbreitete und Caris Hände meine Oberschenkel umfassten, um sie so weit wie möglich auseinanderzudrücken. Die Schlange loderte an meiner Öffnung, an Caris persönlichem Garten Eden, und ich versuchte mich gar nicht mehr erst gegen die Geräusche zu wehren, die aus mir drangen, hatte mein Verstand doch ohnehin längst gegen meinen willigen Körper verloren. Nur für Cari erhob ich meine kratzige Stimme, nur für meinen Teufel stöhnte ich mein Begehr hinaus und kämpfte schließlich mit den Ketten wie ein gefangenes Tier, so wie ich langsam durchdrungen wurde, von nichts anderem als des Teufels Zungenspitze, die meine Enge eroberte und dort vordrang, so tief vordrang, bis ich glaubte, dass es nun vorbei sei. Doch seine mich fickende Zunge erreichte dann doch nicht jenen Punkt, der es gar nicht länger erwarten konnte, bis man ihn endlich ausgiebig massierte und verwöhnte - da mussten schon Caris geschickte Finger ran, die, genauso feucht und glitschig wie seine Zunge zuvor, meinen Muskel durchbrachen und tatsächlich das berührten, was mich vollkommen die Kontrolle über mich verlieren ließ. Ich vernahm nur sein leises Lachen, so wie ich ihm entgegenkam und meinen Kopf hin und her warf, mein bebender Leib nach mehr lechzte, nach weiteren derartigen Berührungen und Reizungen, spürte ich doch allmählich den Höhepunkt mein Rückenmark emporkriechen, als er noch ein paar Mal kräftig zustieß. "So billig wie du kann sich nur eine verdammte Jungfrau benehmen!", rief Cari amüsiert aus, der überraschenderweise noch recht gut beisammen war, trotzdem ich ihm hier eine Show vom Feinsten bot. "Soll ich dir nun deinen kleinen Arsch ficken? Oder bist du so ein Loch, das bis zum Gehtnichtmehr gequält werden will?" "N-nein...", stammelte ich. "Bitte...fick mich, Herr." "Aber doch mit dem größten Vergnügen, du verdorbenes Luder." Ich sah, wie er sich in die rechte Position begab und seine Hand seinen Schwanz umfasst hielt, bevor diese ihn an mein Loch führte. "Nun werde ich dir mal das geben, von was du während der Beziehung mit deinem Mädchen immer nur heimlich geträumt hast. Oh, ich merk schon, du bist verflucht eng, da passt mein Großer ja kaum rein..." Hoffend und Bangend verharrte ich in meiner misslichen Lage, doch kaum, dass ich spürte, wie ich nach und nach ausgefüllt wurde, setzte einmal mehr der Verstand bei mir aus. Cari legte sich bald auf mich, drückte mich in die Kissen und die Matratze, damit ich nicht aufbegehren konnte, während er mich mit ruhigen, aber festen Stößen vögelte, denn ich glaubte, dass er es besonders liebte, mich zu nehmen wie eine Gummipuppe, der kein eigener Wille gehörte und die sich nicht rühren konnte. Die nur in der Lage war, zu empfangen und schließlich ihrer Lust zu erliegen. Es durchfuhr mich schon nach kurzer Zeit wie ein reißender Strom. Ein Orgasmus, ausgelöst durch anale Stimulation, fühlte sich komplett anders an als ein herkömmlicher - wesentlich dumpfer, animalischer und tiefer, nicht so spitz und klirrend wie all jene, die ich sonst erlebt hatte. Meine Muskeln verhärteten sich unter Caris schwerem Körper, und selbst er stöhnte genüsslich auf, so wie ich um ihn herum kam und mich rhythmisch zusammenzog. Doch kaum, dass für mich alles vorbei war, ließ er von mir ab, hörte auf, in mich zu stoßen und griff zu dem noch immer auf dem Nachttisch stehenden Wasserglas, über dem er sich nun ungeniert wichste, während er mich dabei zusehen ließ. Mich erfüllte ein erneutes, ungemein erregendes Gefühl, so wie ich das schöne Glied betrachtete, das mich gerade eben noch alles um mich herum hatte vergessen lassen. Aber nicht minder scharf machte mich Caris Gesichtsausdruck, das Glimmen in seinen Augen sowie die Art, wie er sich angestrengt auf seine Unterlippe biss, bis schließlich die Spannung aus seinem Körper wich und er seinen Samen direkt in das Glas gab, wo es sich in weißen Schlieren mit dem Wasser vermischte. Schnell machte er mich los, da das Spiel vorerst sein Ende gefunden hatte und überreichte mir jenen Trank, wegen dem sich mein ganzes Leben verändert hatte. Eine Weile lang blickte ich in die etwas trübe Flüssigkeit, nicht so recht wissend, ob ich das tatsächlich zu mir nehmen sollte, ob mich diese so banal aussehende Mischung tatsächlich an mein Ziel bringen würde, bis Cari mir ermutigend zuredete. "Deine Mutter wird gesund werden", versprach er mir mit seiner wärmsten Stimmfarbe und bis heute erinnere ich mich an den bestimmten Ausdruck, der in diesem Moment in seinen blassgrauen Augen gelegen hatte. "Ich verspreche es dir, genauso, wie du dich mir versprochen hast. Das ist unser Deal, Baby." Ich zögerte noch kurz, ehe ich meine Lippen an das Glas setzte und in großen Zügen trank. Trank, bis es leer war und wir uns erneut in die Augen sahen. "Der Himmel hat keine Macht mehr über dich", verkündete Cari und schlang die Arme um mich, woraufhin ich mein Gesicht fast reflexartig gegen seinen Hals drückte und mich an seinem unverkennbaren Duft labte. "Weil du nun des Teufels größter Schatz bist und ich dich auf ewig beschützen werde."   Epilog: -------- Epilog     "Manchmal habe ich das Gefühl, dass du dich verändert hast, Junge. Ich weiß auch nicht..." "Inwiefern meinst du das?" Der laue schwedische Frühling war ins Land gezogen und hatte der Welt neues Leben einverleibt. So wie die Schneedecke den ersten Krokussen und Märzenbechern Platz gewichen war und die wärmende Sonne die Menschen wieder vermehrt ins Freie zog, hatten sich auch die ersten zarten Linderungen der Krankheit meiner Mutter bemerkbar gemacht. Zunächst hatten die Ärzte geglaubt, sie wären einem Irrtum erlegen, ihre Geräte defekt oder irgendjemand hätte sie zu täuschen versucht, doch mit jedem Tag, mit dem der Feind aus dem Körper meiner Mutter schwand, zeigte sich immer deutlicher, dass man es hier mit einem medizinischen Wunder zu tun hatte. Einer schier unfassbaren Sensation; beinahe so spektakulär wie die Erweckung eines längst Totgeglaubten. Und genau dies war meine Mutter auch gewesen - eine Aufgegebene, eine ohne jeglichen Glauben an sich selbst oder an das Können der hohen Mächte, für was man Ärzte ab und an hielt. Doch Mediziner waren keine Götter, würden es niemals sein. Meiner Mutter allerdings war es gleich, wem sie ihre Genesungsfortschritte zu verdanken hatte. Im Gegensatz zu mir, der den einzig wahren Gott und damit ihren Heiler niemals mehr aus seinen Gedanken entlassen würde.   Noch schaffte es ihr schwacher Körper nicht, sich eigenständig über das Krankenhausgelände zu bewegen. Aber ihr sehnlichster Wunsch war es gewesen, die Blumen wieder zu sehen, den Frühling zu begrüßen und ich als ihr Sohn hatte mir zugleich einen Rollstuhl von einem der Krankenpfleger geben lassen, um mit ihr eine Spritztour zu unternehmen. Im Park schien die Sonne, ohne übermäßig vom Himmel zu knallen und uns mit ihrem strahlenden Licht zu blenden. Mama genoss die sanfte Wärme ganz offensichtlich, schloss sie doch gar die Augen für einen Moment, während ein seliges Lächeln sich auf ihr Gesicht stahl. Dennoch war sie in Gedanken ganz bei mir. "Weißt du noch, als du ein Teenager warst?", begann sie und blinzelte mich an, woraufhin ich feststellen musste, dass sie noch mehr kleine Runzeln um die Augen herum bekommen hatte in der Zeit, in der ich mit ihrer Rettung beschäftigt gewesen war. "Du hast die ganze Welt gehasst, sogar sterben wolltest du...wenn auch nie wirklich ernsthaft. Aber du hast die Menschen nicht mehr ertragen wollen. Du hast sie nie verstanden, warst immer dagegen, egal, was für eine Meinung zum Beispiel deine Mitschüler hatten." Ich starrte auf den Baum etwas weiter hinten, an dem allmählich kleine, hellgrüne Blätter zu sprießen begannen. Kniff die Augen zusammen, obwohl die Sonne mich nicht blendete. Ich dachte nicht gerne über meine Vergangenheit nach. "Right", nickte ich nur knapp und sah zu ihr rüber. "Mom, was willst du mir mitteilen?" "Na, du wirkst zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wieder einmal so richtig ausgeglichen." Sie lächelte ein Lächeln, welches nur Mütter ihren Kindern zu schenken vermochten. Eines, das vor Fürsorglichkeit strotzte und bedingungsloser Liebe. "So richtig glücklich...alles hättest du dich selbst gefunden. Manchen Menschen geht das ja so. Und meist ist es, weil sie endlich auf ihr Herz gehört haben, anstatt sich ihre Sehnsüchte zu verbieten." Erleichtert nahm ich zur Kenntnis, dass sich mein Handy in meiner Hosentasche bemerkbar machte. Dieses Gespräch begann allmählich unangenehme Züge anzunehmen. Hätte meine Mutter nur im Ansatz geahnt, wie Recht sie mit ihren Worten hatte... Caris ernstes Gesicht schaute mich vom Display aus an. Kurz überlegte ich, ob ich rangehen sollte, schielte kurz zu meiner Mutter, doch die winkte nur großzügig ab. Also entschied ich mich für das Gespräch. "Hey." "Hey, Baby." Seine tiefe Stimme schaffte es noch immer, mir heiße Wangen und eine Gänsehaut zu bescheren. Wahrscheinlich würde das auch auf ewig so sein. Auf ewig... "Was machst du denn gerade Schönes?", wollte er wissen. "Ich bin gerade bei Mama", erzählte ich ihm mit einem Seitenblick auf meine Mutter, die neugierig die Ohren zu spitzen schien. Gehörte es denn nicht zum Mutterinstinkt, sofort zu spüren, wenn ihr Kind es mit der Liebe zu tun hatte? "Geht es ihr denn besser?" "Ja." "Schön. Sehr schön." Er hielt kurz inne. "Machen wir morgen was zusammen?" "Na klar." Sicherlich wunderte er sich, dass ich so kurz angebunden war und mich nicht gleich in wilden Flirts mit ihm verlor wie sonst immer, aber Kindern war es seit eh und je peinlich gewesen, ihren Eltern die Gefühle zu einem Partner zu offenbaren. Ich bildete da keine Ausnahme. "Wir können das ja noch heute Abend bequatschen, okay? Ich ruf dich an." "Gut. Aber versprich mir, dass du den Dildo bis morgen in der Schublade lässt. Sonst freust du dich nicht genug auf mich." "Ich freue mich immer auf dich", brachte ich durch zusammengepresste Zähne leicht verschämt hervor. Manchmal wünschte ich, er hätte mir meine menschlichen Emotionen doch geraubt. Aber das hatte nicht einmal er vollbracht. Oder aber vollbringen wollen. Eure Majestät. Ein ganz normaler Mann, wenn er es denn darauf anlegte. "Man will dich am liebsten vom Fleck weg bumsen, so süß bist du, wenn du schüchtern bist." Ich errötete wahrscheinlich wie ein kleines Mädchen. Auch an seine direkte, obszöne Ausdrucksweise würde ich mich wohl nie gewöhnen. Natürlich war er sich im Klaren darüber, dass ich mich in Gegenwart meiner Mutter zierte, offen mit ihm zu sprechen. Denn noch hatte ich es nicht über mich gebracht, mich zu outen. Und eigentlich wollte ich auch alles genauso belassen, wie es war. Aber Cari schien das anders zu sehen. Warum wohl? Meine Mutter würde er ganz sicher nicht als Mitglied für seinen Fanclub gewinnen können. Oder doch? Ich erinnerte mich daran, was sie über die Auslebung von Sehnsüchten gesagt hatte... "Na gut, dann bis heute Abend." "Bis heute Abend." "Ich liebe dich." "Mhmh." "Liebst du mich auch?" "Ja." "Sag es." Gerade wollte ich mich fragen, weshalb er mich so quälte. Doch dann erinnerte ich mich daran, dass es seinem Charakter entsprach. Und zu dem gehörte, was er war. "Ich liebe dich", nuschelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart und legte anschließend schnell auf, betrachtete eingehend das Display in der Hoffnung, Mama würde sich bezüglich meines Liebesgeständnisses ausschweigen. Aber selbstverständlich tat sie es nicht. "War das dein Freund?" Erstaunt blickte ich sie an. "Woher-" "Ach, Jamie", seufzte sie und tätschelte sanft meine auf dem Oberschenkel ruhende Hand. Und da war es wieder, dieses unbeschreiblich Mütterliche in ihren Augen. Diese bedingungslose Liebe, für die ich jeden Preis auf der ganzen Welt gezahlt hätte, um sie zu erhalten. "Das mit Emilie, das war doch nie das Richtige für dich gewesen. Aber seitdem es mir wieder besser geht, bist du ein ganz anderer Mensch und das konnte einfach nur damit zu tun haben, dass du deine Neigungen nicht mehr in dich hineinfrisst." Also stimmte es doch. Mütter besaßen ein untrügliches Gespür für die Dinge, die ihre Kinder beschäftigten. Die ihre Kinder ausmachten. Unangenehm war es mir auf eine Art, dass sie es bereits erraten hatte. Aber auf der anderen Seite wurde mir so mein Outing erspart. Offenbar musste ich mich mehr daran gewöhnen, dass ich nun mit einem Mann zusammen war, als sie. "Ich würde mich auch sehr freuen, wenn du ihn mir mal vorstellen würdest", verkündete sie nun mit einem strahlenden Lächeln. "Ich bin mir sicher, er ist ein ganz bezaubernder junger Mann, wenn du ihn derart in dein Herz geschlossen hast." Ich schwieg eine Weile. Dachte nach. Doch dann wusste ich, was ich zu erwidern hatte. "Das ist er", sagte ich fest von meinen Worten überzeugt. "Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er sei ein Engel." Zunächst fühlte es sich seltsam an, mich von Cari als ein Engel sprechen zu hören. Denn er war alles andere als das. Aber er hatte mir das Wertvollste erhalten, was es auf der ganzen Welt für mich gab. Ihm im Gegenzug meine ewige Liebe und Treue zu schwören stellte einen wahrhaft niedrigen Preis für das Leben meiner Mutter und seinen für die Dauer meines Lebens währenden Schutz vor den himmlischen Bestrafungen dar. Nun begriff ich, dass ich alles richtig gemacht hatte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)