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Dilector Diaboli

von

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Prolog


 

Prolog
 

 
 

Ein Jeder kennt die vielen Sinnsprüche, welche einem Ratschläge für das alltägliche Leben mit auf den Weg geben und denen man eine mehr oder minder große Weisheit entnehmen kann. So findet man Redewendungen, die, wenige Jahre nach der vermeintlichen Geburt Christi erdacht, heutzutage noch immer nicht an Wert eingebüßt haben, Sprichworte, die sich nach dem Moralverständnis der Menschen richten und somit an die guten Sitten appellieren. Doch hin und wieder findet man auch welche, die den Himmel thematisieren, den Himmel mit seinen Engeln und ihrem mächtigen Herrscher, dem gesichtslosen Gott, immer dargestellt als das Gute, das Erstrebenswerte und Herrliche. Aber wo es ein Paradies gibt, da gibt es auch die Unterwelt. Das angeblich Böse, Unheilbringende und Menschenverachtende. Eine Selbstverständlichkeit, dass man sich mit ihrem Fürsten beschäftigte und Sprüche schuf, Sprüche, die zeigten, wie sehr man sich von ihm distanzierte. Genauso intensiv, wie man dem Himmel huldigte, wie man ihm seine Gebete widmete und dem Absoluten vollends erlag.

 

'Hilf dir selbst, so hilft dir Gott' - so sagt man in Situationen, die bloße Eigeninitiative erfordern. Und selbst ich, der, seitdem er reif genug war, um sich eine eigene Meinung zu bilden und sogar das reine Gute anzufechten bereit war, hatte dem stets einen wahren Kern entnehmen können. Doch da hatte die brutale Realität mir noch nie einen sogenannten Schicksalsschlag gesandt, aufgrund dessen es mir dieses Mal nicht möglich war, mir selbst zu helfen. Auf grausamste Weise hatte man mich spüren lassen, dass es keinen Gott gab, dass niemand über die hilflosen Menschen wachte und dass niemand sich immer nur selbst helfen konnte. Dass der Glauben es lediglich schaffte, die Verantwortung für sein eigenes Gedeih oder auch Verderb in die Hände eines anderen zu legen, in die Hände eines, der nicht existierte.

 

Für mich gab es keinen Gott. Hatte es nie einen gegeben. Doch glaubte ich an das Böse, das in jeder menschlichen Seele schlummerte, die kranke Verdorbenheit, welche nur durch gewisse Umstände wachgerüttelt werden mussten, um sie zum Ausbrechen zu bewegen.

Für mich gab es aber auch keinen Teufel, hatte ich mich doch längst von den absoluten Ansichten verabschiedet. Gut und Böse, Schwarz und Weiß - diese Gegensätze gehörten für mich untrennbar zusammen.

 

'Meide das Böse in jeder Gestalt' - Ein gut gemeinter Ratschlag, aber meiner Meinung nach nicht umsetzbar, falls man nicht allen Menschen auf ewig aus dem Weg gehen wollte. Zudem das Gute wie auch das Böse einen nur zu oft zu verwirren vermochten und sich miteinander vermischten, unzählige Graustufen hervorriefen und das Bild des Teufels immer verschwommener werden ließ. Zumindest so lange, bis man ihm dann gegenüberstand, jenem mythenumrankten Wesen, dem in Verruf geratenen Gegenspieler Gottes. Dann erschien er einem plötzlich als ganz klar. Und vor allen Dingen glaubwürdig.

 

In meinem Leben ging es gerade mit dem Teufel zu. Und bei diesem Spruch handelte es sich nicht mehr nur um eine bildhafte Umschreibung. Jedenfalls nicht für mich.


 

1. Kapitel
 

 
 

 

Es erschien mir als der letzte Ausweg. Die letzte Möglichkeit, mir selbst zu helfen.

Meine Mutter hatte wieder an Gewicht verloren. Inzwischen brachte sie weniger als fünfzig Kilo auf die Waage und jeglicher Arzt, der mit ihrem Fall vertraut war, hatte uns bestätigt, dass sie den Kampf gegen den Feind in ihr verlieren würde. Vielleicht noch nicht in diesem Jahr, aber womöglich im nächsten.

Die Chemotherapie hatte ihr letztendlich mehr geschadet als genützt. All diese synthetisch hergestellten Stoffe konnten ihren Körper weiter schwächen, somit dem Feind Futter geben und ihr zudem den kleinen Funken Lebenswillen rauben, der bisher noch in ihr geschlummert hatte. Zu Recht. Sie war so eine starke Frau gewesen, eine, die einen eigenen Willen besessen und sich durch nichts und niemanden unterkriegen hatte lassen. Bis er kam und sich ihr in den Weg stellte, der Krebs, der Einzige, der es verdiente, Teufel genannt zu werden, denn ihm haftete nichts Gutes an. Er existierte nur, um eines mit sich zu bringen: Zerstörung. Tod. Und eine tiefe Verzweiflung und Traurigkeit unter uns Angehörigen.

 

Sie mochte ihren Glauben verloren haben. Sie mochte ihre tristen Tage in ihrem Bett verbringen und darauf warten, dass es endlich vorbei war. Und auch ich wälzte mich nächtelang umher, gefangen zwischen Hoffen und Aufgeben, besaß auch ich keinen Glauben, keinen Glauben an nichts außer an mich selbst und an ihre schon lange besiegte Kämpfernatur. Allerdings fühlte ich mich auf gewisse Weise zum Übernatürlichen hingezogen, zu den Dingen, die wissenschaftlich nie bewiesen worden waren, die aber die Erzählungen so vieler Menschen bestätigten. Das Absolute mochte nicht existieren, aber vielleicht das hohe Schicksal, das uns auf unseren Wegen lenkte. Und wenn etwas existierte, auch wenn es nicht greifbar war, so vertrat ich die Ansicht, dass man sich ihm nicht willenlos ausliefern musste. Schließlich war man - wenn man so wollte - allenfalls sein eigener Gott, der nur die nötigen Informationen brauchte, um zur Tat schreiten zu können.

Hilf dir selbst, so hilft dir Gott.

 

Man hörte viel Schlechtes von diesen Wahrsagern, schimpfte sie Quacksalber und sagte ihnen nach, sie seien nur auf das Geld ihrer gutgläubigen Kunden aus und würden ihnen ohnehin nur auf mehr oder minder jeden zutreffende, äußerst allgemein gehaltene Vorhersagen tätigen. Doch diese Gerüchte hielten mich nicht davon ab, das Internet nach einem Medium in meiner Nähe zu durchforsten. Was hatte ich denn noch zu verlieren? Ich besaß genug Verstand und Lebenserfahrung, um erkennen zu können, wenn mich jemand über das Ohr hauen wollte. Deshalb zögerte ich nicht sonderlich lange sondern wählte die Nummer einer in Stockholm ansässigen Person, deren Geschlecht ich nicht anhand ihres Namens ableiten konnte. Hinter Cari Crow konnte in meinen Augen ein Mann, aber genauso gut auch eine Frau stecken. Erst, als sich eine Stimme mit einem recht tiefen Timbre am anderen Ende der Leitung mit eben diesem doch recht wohlklingenden Namen meldete, war die Sache für mich klar.

Der Wahrsager räumte mir einen Termin am nächsten Tag ein, erwähnte jedoch noch nichts von den Kosten, was ich als Seriosität deutete. Deshalb erschien ich nicht mit sonderlich großem Misstrauen bei der Sitzung, stand dem Ganzen aber dennoch etwas skeptisch gegenüber. Denn man wusste nie, was das Schicksal einem für einen Unsinn flüstern würde.

 

Das Büro befand sich in einem recht ungepflegten Hinterhof, was mich zwar nicht störte, es mir allerdings erschwerte, es ausfindig zu machen.

In diesem Teil von Stockholm hielt ich mich eher selten auf, lebten hier doch eher die sozial Schwachen, zu denen ich mich seit meiner Karriere als Eishockeyspieler nicht mehr zählte. Mein Umfeld glich jenem, welches ich hier vorfand, nicht im Geringsten, und doch fühlte ich mich nicht unbedingt unwohl inmitten der überquellenden Mülltonnen und der speckigen Fußwege, entsprach mir ohnehin eher die Punkattitüde als die eines noblen Bürgers. Deshalb drückte ich auch ohne große Vorbehalte den Klingelknopf, hinter dem ein verblichenes C.Crow prangte.

Die Sprechanlage wurde gar nicht erst betätigt. Als ein Summen ertönte, schob ich mit der Schulter die schwere Tür auf und trat in den Hausflur, der dunkel bleiben sollte. Womöglich hatte der Hausmeister sich seit Jahren nicht mehr um das Auswechseln der Glühbirne gekümmert, genauso wenig, wie eine Putzfrau hier nach dem Rechten gesehen hatte. An den ramponierten Wänden hingen dicke Spinnweben, jeder meiner Schritte knirschte und an dem Geländer hatte ich mir prompt einen Schiefer eingejagt, um den ich mich allerdings nicht weiter kümmerte. Das ganze Haus schien mir ziemlich punkrock zu sein, verwahrlost, heruntergewirtschaftet, ungepflegt. Von ganz besonderem Charme war allerdings die Tür, dessen schief hängendes, an einer Ecke eingerissenes Schild mein Ziel markierte.

Cari Crow. Wahrsager.

Ich ließ mir den Namen auf der Zunge zergehen, während ich darauf wartete, dass man mir öffnete.

Crow, wie die Krähe. Wenn dem nicht so war, dann fiel mir allenfalls noch Aleister Crowley ein, was mir jedoch ein unvermitteltes Schmunzeln entlockte.

Ja, die satanische Bibel, dem Grundlagenwerk der Church of Satan, von der hatte ich bereits gehört, sie jedoch nie gelesen. Und ja, sie stammte nicht von Aleister Crowley, sondern von LaVey, und dennoch war sie das Erste, was ich mit diesem Namen assoziierte. Satanisten, das waren für mich fanatische Menschen, keinen Scheiß besser als Christen, schließlich beteten beide Seiten einen Herrscher an, den es nicht gab. So glaubte ich zumindest. Aber so manche Unwissenheit ließ sich im Laufe des Lebens aus der Welt schaffen. Und dieser Mann, der schließlich vor mir stand und mich aus blassen, dunkel umrandeten Augen anschaute, sollte den Stein ins Rollen bringen. Doch dies ahnte ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht.

 

"Guten Tag, kommen Sie doch rein."

Er trat einen Schritt beiseite, damit ich seiner Aufforderung Folge leisten konnte, doch ich verharrte noch ein paar Augenblicke vor der Türschwelle und ließ es mir nicht nehmen, mein Gegenüber ausgiebig zu mustern.

Schwarz schien eindeutig seine Farbe zu sein, eine Sache, die wir anscheinend gemein hatten. Nur hätte ich mich nie im Leben in solch eine figurverhüllende Kutte samt Kapuze geworfen, obwohl der Schatten, den Letztere auf das schmale Gesicht darunter zu werfen vermochte, absolut nicht von schlechten Eltern war. Ganz ohne Frage verlieh sie ihm einen harten Touch, ließ die Züge des Mannes wie gemeißelt wirken und brachte seine Augen auf eine fast unheimlich anmutende Art und Weise zur Geltung. Sie stachen deutlich heraus, und ich wusste, dass sie meine Schritte verfolgten, so wie ich durch den schummrigen Flur tappte und schließlich direkt in einem Wahrsagerbüro ähnlich jenen, die in dümmlichen Filmen vorkamen, landete.

"Bitte setzen Sie sich."

Ich fürchtete bei Weitem keine finsteren Gestalten, aber wenn sie urplötzlich hinter mir standen und ich ihren Atem in meinem Nacken spürte, fühlte selbst ich mich nicht mehr ganz wohl in meiner Haut.

Wenige Sekunden später saßen wir uns gegenüber. Ich hatte darauf verzichtet, meine Lederjacke abzulegen, womöglich, weil mein Unterbewusstsein darauf aus war, dass ich ohnehin nicht lange hier verweilen würde. Nein, es stimmte nicht, dass ich mich in den Räumlichkeiten nicht wohlfühlte. Im Grunde wirkten sie sogar recht gemütlich, auch wenn der Hauch von Moder an den Wänden zu hängen schien und man das Tageslicht gründlich mit dicken Jalousien ausgesperrt hatte. Wahrscheinlicher war, dass ich mich im ersten Moment tatsächlich an jene verrufene Quacksalber erinnert fühlte aufgrund der sehr klischeehaften Ausstattung des Zimmers. Die obligatorische Glaskugel fand sich auf einem Schränkchen, selbstverständlich verdeckt von einem violetten Seidentuch, zudem ein Globus, von dem ich keine Ahnung hatte, wozu er diente sowie betont böse angehauchte Bilder von dem gehörnten, ziegenköpfigen Satan samt weiblicher Brust und Pentagramm auf der Stirn.

"Das ist Baphomet", sagte der Wahrsager plötzlich, woraufhin meine Blicke wieder sein ernstes Gesicht fixierten. "Baphomet ist der Repräsentant Luzifers in der Church of Satan. Er ist nicht der Allmächtige. Eher so etwas wie...Luzifers Kollege."

Hatte er meine Gedanken mittels seiner magischen Kräfte erhört? Oder hatte mein Blick ausnahmsweise einmal zu viel preisgegeben, mich als Unwissenden entlarvt? Mir blieb nichts anderes übrig, als Spekulationen diesbezüglich anzustellen, denn mir stand nicht der Sinn danach, diesen dunklen Typen zu fragen, wieso er mir etwas von Luzifers Kollegen erzählte. Schließlich ging es hier um etwas ganz anderes...

Als wir eine Weile geschwiegen hatten, verschränkte er seine Finger auf dem Tisch ineinander und schaute mich neuerlich mit seinem einen auf fast unangenehme Weise durchdringenden Blick an.

"Was führt Sie zu mir?"

Also lief es in diesen Establishments wie in den Arztpraxen ab. Man wurde gefragt, wo der Schuh drückte und anschließend fischte das Gegenüber eine passende Diagnose aus seinem Wissensschatz. Im Grunde passte mir dies ganz gut in den Kram, obwohl ich es als irgendwie seltsam erachtete. Doch zunächst musste ich etwas klarstellen.

"Wollen wir uns nicht lieber duzen?", schlug ich locker vor und deutete ein Nicken an. "Jamie."

Ich hätte den Mann auf ungefähr Mitte Zwanzig geschätzt, womit er genauso alt war wie ich. Irgendwie glaubte ich, mich wohler zu fühlen, wenn er mich mit meinem Vornamen anredete als sich der gestelzten Höflichkeitsformel zu bedienen.

"Okay." Er willigte ein und senkte kurz das Haupt, ehe er mir wieder direkt ins Gesicht sah. "Cari. Wie kann ich dir helfen?"

Es fiel mir beileibe nicht leicht, über dieses Thema zu sprechen, nagte es doch Tag und Nacht an meiner Seele und zerriss mir zeitweise fast die Nerven. Doch ich wusste, auf was ich mich eingelassen hatte. Dass ich einen Wildfremden in meine privatesten Angelegenheiten einweihen wollte. Da musste ich nun durch. Außerdem stellte er meine letzte Hoffnung dar.

"Meine Mutter liegt im Sterben", setzte ich an, während meine Blicke über das nachtschwarze Holz wanderten, aus dem die Tischplatte bestand. "Krebs im Endstadium. Jegliche Medikation ist fehlgeschlagen. Die Ärzte geben ihr nur noch ein paar Monate. Wenn überhaupt."

Geduldig hörte Cari mir zu, verzog dabei allerdings keine Miene, wie ich feststellen konnte, als meine Blicke scheu nach irgendeiner Gefühlsregung in seinem Gesicht suchten. Doch da war nichts Auffälliges außer den tiefen, schweigenden Schatten und dem im Gegensatz dazu metallisch funkelnden Piercing in seinem rechten Nasenflügel.

"Ich verstehe", versicherte er mir, nachdem ich geendet hatte und verstummt war. "Und wie glaubst du, dass ich dir helfen könnte?"

"Du bist doch Magier", setzte ich etwas hilflos an und knetete meine schwitzigen Finger unter dem Tisch. "Man kennt doch die Fälle von wundersamer Heilung durch Handauflegen und dergleichen..."

"Jamie." In seiner Stimme schwang etwas ungemein Belustigtes, aber auch fast Fürsorgliches mit. "Auch Magie kann keine Wunder vollbringen. Magie dient viel mehr dazu, die in einem selbst schlummernden Kräfte zu erwecken und den Glauben an sich selbst zurückzubringen. Aber sie kann das Schicksal nicht zerstören."

Diese Aussage gefiel mir selbstverständlich überhaupt nicht. Ich würde diesem Kerl ein Heidengeld zukommen lassen, nur dafür, dass er mich über den wahren Inhalt magischer Anwendungen informierte. Ich wollte den Mund öffnen und meinem Ärger Luft machen, doch er kam mir zuvor.

"Krankheiten stellen stets eine himmlische Bestrafung dar", erklärte Cari mir gelassen. "Hat deine Mutter in ihrem Leben irgendeine große Sünde vollbracht?"

"Nicht, dass ich wüsste."

Ich zuckte die Schultern und beschloss, mich darauf einzulassen, obwohl seine Worte noch immer wie ausgemachter Quatsch für mich klangen.

"Hat sie Gott gelästert?", hakte er nach. "Man muss vorsichtig sein mit dem, was man über den Herrn im Himmel sagt. Er hört alles..."

Was sollte das denn jetzt? Wollte er mir etwa weißmachen, dass es Gott und Teufel, Himmel und Hölle tatsächlich gab? Anscheinend war ich wieder nur an einen Verrückten geraten, dem sein esoterisches Geplänkel längst zu Kopf gestiegen war.

"Gott gibt es nicht", erwiderte ich deswegen fest, woraufhin mein Gegenüber breit zu grinsen begann und seine weißen Zähne entblößte.

"Also bist du es", stellte er amüsiert fest. "Du scheinst mehr auf der Seite der Abtrünnigen zu stehen, mh? Das ist selbstverständlich höchst verwerflich, aber einen Menschen von seinen Überzeugungen abzubringen ist mindestens genauso schwer wie die Christen zu dem richtigen Gott zu bekehren."

Eisern schwieg ich. Das Ganze war mir nicht mehr geheuer. Ich wollte eigentlich nur noch gehen, doch aus irgendeinem Grund blieb ich sitzen und ließ mich weiter von diesem Durchgeknallten einlullen.

"Was passiert ist, ist passiert. Magie kann deine Mutter nicht retten. Aber ich könnte dir sagen, wie deine Zukunft aussehen wird. Würde dir das weiterhelfen?"

Da mir ja gar nichts anderes übrig blieb, zuckte ich hilflos die Schultern und nickte.

"Immer noch besser als nichts", sagte ich.

Zumindest würde ich dann genügend Zeit haben, um mich auf den Tod meiner Mutter vorzubereiten, wenn ich schon jetzt alles offenbart bekäme. Vorausgesetzt, der Kerl laberte keinen Scheiß...

 

Wortlos ging Cari zu einer seiner vielen Kommoden, öffnete den obersten Schub und holte ein Kartenspiel heraus. Misstrauisch runzelte ich die Stirn, so wie er wieder mir gegenüber Platz nahm und begann, die Karten mit geschickten Händen zu mischen. Anschließend breitete er sie auf dem Tisch aus.

"Such dir drei davon aus", wies er mich an, und ich tippte ohne lange zu überlegen auf irgendwelche x-beliebigen Karten, welche Cari kurzerhand nacheinander aufdeckte und zwischen uns in einer Reihe auf den Tisch legte.

"Diese Legeart nennt sich das Drei-Karten-Orakel", erklärte er mir, und ich hätte beinahe verlauten lassen, dass ich darauf nie im Leben gekommen wäre. "Mittels seiner Hilfe wird einem ein grober Überblick über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gewährt. Die erste Karte stellt somit die Vergangenheit, die zweite die Gegenwart und die dritte die Zukunft dar. Alles klar?"

Skeptisch starrte ich auf die Motive, die direkt vor mir lagen.

The Fool stach mir besonders ins Auge.

"Ah, die will mir sagen, dass ich in der Vergangenheit in Idiot war", mutmaßte ich, erntete aber ein promptes Kopfschütteln von Cari.

"Hinter den Bildern verbergen sich keine solch offensichtlichen Botschaften", sagte er und tippte mit dem Zeigefinger auf eben den Narren. "Die Esoterik lehrt uns, dass das Göttliche stets in uns selbst zu finden ist und nicht in der Außenwelt, wie viele Menschen glauben. Der Narr zum Beispiel soll eine Ermutigung darstellen. Er erinnert uns daran, dass wir unsere naturgegebene Neugierde nicht unterdrücken sollen. Allerdings beinhaltet er auch stets eine gewisse Unreife." Er hob den Finger, um mich zum Schweigen zu bringen, und ich schloss auf seinen Befehl hin sofort den Mund. "Das gesamte Leben besteht darin, an sich selbst und seinen Erfahrungen zu wachsen, wozu es allerdings vonnöten ist, seine Komfortzone zu verlassen und sich für neue Erfahrungen zu öffnen. Wenn der Narr wie in diesem Fall die erste Tarotkarte im Legesystem ist, steht er für einen Neubeginn, für dich wichtige Ziele und neue Erfahrungen."

Das Ganze kam mir trotz der sehr ausführlichen Erklärung noch sehr spanisch vor, hatte ich doch keine Ahnung, auf was ich all diese Dinge beziehen sollte. Zumal sie etwas mit meiner Vergangenheit zu tun hatten...doch für welchen Neubeginn und welche bedeutenden Erfahrungen hatte meine Vergangenheit den Grundstein gelegt?

"Sehr rätselhaft", gab ich meinen Kommentar ab. "Und was soll mir das nun sagen?"

"Das musst du selbst herausfinden", meinte Cari bedeutungsschwanger, was mir allerdings ein Schnauben abrang. Verarschen konnte ich mich auch alleine.

"Weiter", forderte ich dennoch, woraufhin Cari mir einen kurzen, prüfenden Blick zuwarf, der mein Herz in die Höhe springen ließ und dann fortfuhr. Mit einer Karte namens Der Hierophant.

"Oh, das ist ja interessant." Mein Gegenüber schmunzelte. "Der Hierophant weist auf die eigenen Glaubenssätze und Überzeugungen hin. Er erinnert dich daran, dass die großen Mächte dir helfen werden, deine Ziele zu erreichen, aber nur, wenn du selbst an sie glaubst."

"Ein gutes Omen", mutmaßte ich in Anbetracht meiner Mutter. "Also muss ich mich zusammenreißen?"

"Sieht ganz danach aus", bedeutete mir Cari mit einem kecken Augenzwinkern, mit dem er genauso gut ein Mädchen hätte anmachen können. "Versuche dich darauf einzulassen, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die wir nicht erklären können."

"Das tue ich längst", sagte ich. "Aber die großen Mächte..."

"Auch sie gibt es", verkündete er deutlich, was mich zum Schweigen verdonnerte. Dafür folgte mein Blick seinem Zeigefinger, der nun auf der dritten und letzten Karte, der Zukunftskarte, zum Liegen kam.

The Hermit.

"Der Eremit kennzeichnet eine Phase in deinem Leben, auf den du dich auf dein wahres Selbst konzentrieren solltest. Hin und wieder gelangen wir an Punkte, an denen alles zusammenzubrechen scheint. Und wenn wir keinen Halt haben, den wir zum Beispiel in einer Person finden, die uns unterstützt, kann es vorkommen, dass wir in eine tiefe Depression stürzen und sogar den letzten Lebensmut verlieren. Aber auch ohne solch einen Ankerpunkt sind wir nicht alleine, denn wir haben noch uns. Uns und unser inneres Licht."

"Das zielt alles darauf, dass wir unser eigener Gott sind, habe ich das Gefühl", begann ich zu überlegen. "Aber wieso faselst du dann von Gott im Himmel und Teufel in der Hölle, wenn wir das Absolute in Wirklichkeit in ins selbst tragen?"

Einmal mehr hatte Cari nicht mehr als ein beinahe mitleidiges Schmunzeln für mich und meine Unwissenheit übrig.

"Der innere Gott entscheidet sich grundlegend von den großen Mächten", setzte er an und schob sich eine seiner langen, schwarzen Haarsträhne aus dem Gesicht. "Er ist weitaus stärker, aber auch zerstörbarer als Gott und Teufel zusammen. Und zudem ist er nur für dich existent, aber für niemand anderen. Du bist sein einziger Jünger, während die großen Mächte viele Anhänger haben."

Einmal mehr eine Aussage, die in sich so logisch klang, dass ich auch von selbst darauf gekommen wäre. Mich ließ das Gefühl nicht los, dass die komplette Sitzung mir keinerlei Offenbarungen unterbreitet hatte. All das, was Cari mir hier erzählt hatte, selbst seine vagen Weissagungen, hätte ich mir genauso gut allein mit etwas theoretischem Wissen über die Materie zusammenklamüsern können, weshalb ich mich bereits daran machte, mich resigniert von meinem Stuhl zu erheben und das sinnlose Gespräch zu beenden. Allerdings hatte ich einmal mehr nicht mit Cari gerechnet, welcher urplötzlich eine Information für mich bereithielt, die selbst mich hellhörig werden ließ.

"Okay, okay, du willst deiner Mutter unbedingt helfen", fasste er zusammen, nachdem ich mich wieder ihm gegenüber gesetzt hatte und mein abwartender Blick seine Züge studierte. Skeptisch hob er eine Augenbraue an. "Aber auch um jeden Preis?"

Ich vermutete, dass er mir diese Extrainformation separat auf Rechnung setzen würde, und da ich sicherheitshalber ohnehin über Viertausend Kronen mit mir führte und nichts mehr zu verlieren hatte, fühlte ich mich berufen, getrost zu nicken.

"Gut, dann hör zu." Cari legte seinen Kopf schief und betrachtete mich eingehend, so, als würde er versuchen, mich einzuschätzen. Wie tief meine Hemmschwelle sinken würde, wenn es sich um meine Mutter handelte. Was für ein Ausmaß an esoterischem Schwindel ich ihm abkaufen würde.

Er faltete neuerlich die Hände auf dem Tisch.

"Das Schicksal mag unabwendbar sein, nicht zu manipulieren, aber die großen Mächte sind es. Es gibt eine einzige Möglichkeit, den Fluch des Unbarmherzigen abzuwenden. Du musst es lediglich schaffen, den Dunklen auf deine Seite zu ziehen und seinen Schutz heraufzubeschwören. Dann kann dir nichts mehr passieren. Denn das Verderben ist stärker als das Licht. Das Böse wird immer in der Lage sein, das Gute zu zerstören. Sei dir dessen bewusst..."

"Und was muss ich tun?", wollte ich etwas ungehalten wissen, da mich seine so dramatisch formulierten Sätze zusehends zu nerven begannen. Doch als mich einmal mehr Caris Blick traf und mir dieser direkt in die Augen stach, brachte ich abermals kein weiteres Wort über die Lippen. In Hypnose, ja, darin konnte ihm womöglich niemand das Wasser reichen...

"Pass auf." Er knaupelte auf seiner Lippe herum, ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen, bis er erneut an mir hängen blieb. "Während der ersten Vollmondnacht des Jahres musst du drei Schamhaare des Teufels in einem Glas aus zwei Teilen Wasser und einem Teil seines Spermas zu dir nehmen. Solltest dir dieses Kunststück gelingen, so bist du befreit von all den himmlischen Bestrafungen."

Er hatte mir ja schon viel Schwachsinn erzählt, aber das schlug dem Fass eindeutig den Boden aus. Ja, ich war der festen Überzeugung, mich verhört zu haben!

"Ich soll was?", hakte ich fassungslos nach und zog die Stirn kraus, machte ein Gesicht wie einer, der sein Gegenüber akustisch nicht verstanden hatte. "Das ist nicht dein Ernst."

Cari jedoch nickte langsam.

"Wenn ich es doch sage."

Eine Weile lang hockte ich kopfschüttelnd auf meinem Sitz und versuchte, das eben Gehörte zu verarbeiten, mich mit ihm zu arrangieren. Doch das fiel mir selbstverständlich schwer. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass ich es hier nicht nur mit einem Geisteskranken, sondern auch mit einem Perversen zu tun hatte. Nie im Leben hätte ich diesen schwachsinnigen und gleichzeitig ekelhaften Rat befolgt. Zumal er in meinem Universum überhaupt nicht funktionieren konnte...dies war rational einfach nicht erklärbar!

"Du lügst", sagte ich ihm offen ins Gesicht und hob mein Kinn. "Außerdem gibt es keinen Teufel. Schließlich hat er sich mir noch nicht persönlich vorgestellt."

Sein darauffolgendes Grinsen schaffte es, mich beinahe in Rage zu versetzen.

"Oh, ich denke doch", verkündete er und bleckte seine weißen Eckzähne. Im nächsten Moment jedoch fuhr er wieder seine Mitleidstour und schaute mich aus großen, treuherzig blickenden Hundeaugen an. "Du wirst doch nicht denselben Fehler machen wie all die Leute, die nur an das glauben, was sie mit ihrem angeblich so gesunden Menschenverstand erklären können? Jamie, Jamie, ich hätte dich für intelligenter gehalten. Du fühlst dich doch zur Dunkelheit hingezogen, mh?" Er lehnte sich zu mir vor und schmunzelte. "Du bist doch ein kleiner Sünder...das verrät mir bereits dein Blick...so aufmüpfig und entschlossen..."

Um wieder etwas zur Beherrschung zu gelangen, räusperte ich mich kurz und beschloss, dass ich mir dennoch nähere Auskünfte bezüglich dieser Verbrüderung mit der Dunkelheit geben lassen würde. Schließlich lag es letzten Endes ganz bei mir, ob ich seinen Worten Folge leistete oder nicht. Sollte er also ruhig mit der Sprache herausrücken. Meine Neugierde hatte er ohnehin geweckt, das konnte ich nicht einmal abstreiten.

"Und wo meinst du finde ich diesen Teufel?", hörte ich mich sagen und schüttelte gedanklich über diese Frage den Kopf. In der Hölle, würde die Antwort lauten, vermutete ich, doch anscheinend wusste ich doch so viel weniger, als ich geglaubt hatte.

"In deinem Kopf, in deinen Träumen", erwiderte er betont weise klingend und zog einen Zettel aus dem Stapel, der sich auf seinem Schreibtisch türmte. Anschließend griff er zu einem Kugelschreiber und begann, etwas auf dem Papier zu notieren. Dann reichte er es mir und ich überflog sofort jene Zeilen, die in Caris etwas krakeliger Handschrift verfasst worden waren.

 
 

Vater unser, der du bist in der Hölle,
 

Geheiligt werde dein Name.
 

Dein Königreich ist gekommen.
 

Dein Wille ist geschehen.
 

Auf der Erde wie in der Hölle.
 

Wir nehmen in dieser Nacht das uns rechtmäßig Zustehende,
 

Und betreten nicht den Pfad der Schmerzen.
 

Führe uns in Versuchung.
 

Erlöse uns von der falschen Frömmigkeit.
 

Denn dein ist das Reich
 

Und die Kraft
 

Und die Herrlichkeit
 

In Ewigkeit.
 

Shemhamforash!
 

 
 

"Aha, das Vaterunser der Verdammten", stellte ich fest und faltete das Blatt zusammen, damit ich es in meiner Hosentasche verschwinden lassen konnte. "Und wozu könnte es mir nützlich sein?"

"Du wirst es wissen, wenn es so weit ist", tätigte Cari wieder einmal eine seiner vagen Andeutungen, die alles und gleichzeitig nichts aussagten. Da ich ahnte, dass ich ihm ohnehin nicht mehr entlocken konnte, ließ ich die Sache auf sich beruhen und ging zum finanziellen Teil des Geschäftes über.

"Wie viel verlangst du?"

"Eigentlich Dreitausend", antwortete er, schlug dann aber wissend seine Lider nieder und schenkte mir einen koketten Blick. "Solchen attraktiven Jungs wie dir gewähre ich allerdings einen Sonderpreis. Gib mir Zweitausend, und deine Schuld ist beglichen."

Ohne einen Kommentar zu diesem recht offensichtlichen Kompliment abzugeben griff ich in meine Hosentasche und blätterte die gewünschte Summe auf den Tisch. Anschließend erhob ich mich.

"Danke", sagte ich, wusste allerdings nicht, ob ich es auch so meinte. Ohne mich umzuschauen steuerte ich die Tür an. "Auf Wiedersehen."

"Auf Wiedersehen, Jamie", hörte ich die Stimme Caris hinter mir sagen und ich wurde das Gefühl nicht los, dass eine gewisse Häme in ihr schwang. Oder aber, dass hinter all diesen vielseitig interpretierbaren Worten viel, viel mehr steckte, als man auf den ersten Blick vermuten mochte.

Wie Recht ich mit dieser Einschätzung haben sollte, zeigte sich bereits in der darauffolgenden Nacht...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]


 

4. Kapitel
 

 
 

 

Lange hatte ich mir mit dem Fällen einer Entscheidung Zeit gelassen. Dabei wusste ich, dass mein Weg längst vorgezeichnet war und für mich kein Rückzieher infrage kam, wenn ich denn wollte, dass es meiner Mutter besser ging.

Mir war schmerzlich bewusst geworden, dass Cari mich in der Hand hatte, mit mir spielte wie mit einer Marionette, die nach seinem Gusto mit den Armen und Beinen wackelte, solange er an den rechten Fäden zupfte. Allerdings fühlte sich meine Untertänigkeit ihm gegenüber sowie die Hingabe, welche ich ihm entgegenbrachte, mit jedem Tag besser an, traf ich ihn doch weiterhin in meinen Träumen und ließ mich zu ihm fallen, in seine dunklen Abgründe und perversen Sünden.

Ich hätte lügen müssen, hätte ich behauptet, dass er nicht zu einem wichtigen Teil meines Lebens geworden war. Ja, momentan stellte er gar meine schwarze Sonne dar, um die ich Tag wie Nacht meine Bahnen zog, die meine intimsten Gedanken bevölkerte und alles andere zu überschatten wusste. Die Eishockeymannschaft, der ich angehörte, verspielte einen Sieg nach dem nächsten, und dies nur aufgrund meines Kopfes, der stets in den Wolken hing und alles andere für unwichtig erklärt hatte außer dem attraktiven Teufel.

Aber ich ahnte bereits, dass mein Leben nie wieder so sein würde, wie es vor der Begegnung mit ihm war. Schließlich dürstete ihm nach nichts Geringerem als meiner Seele, der stärksten Macht auf Erden, meiner ureigenen Lebensenergie. Ich würde ihm mit meinen Versprechen erlauben, auf ewig über sie verfügen zu dürfen, sie zu manipulieren, wie es ihm beliebte und sie womöglich sogar aus meinem sterblichen Körper zu reißen, wenn es für ihn so weit war, das Zeitliche zu segnen.

Doch dann begriff ich, dass mein Geist mir schon jetzt nicht mehr gehörte. Dass Cari mich längst auf wunderschöne Art und Weise krank gemacht hatte.

Ein Sklave war ich nur mehr seit der ersten Sekunde unter seinen Blicken. Sein fanatischster Jünger. Und nichts weiter als teuflisches Eigentum, dem keine Alternative mehr blieb.

 

 

Nie mehr hatte ich Gottes Boden betreten wollen. Und doch hatte mich das Schicksal erneut hierher geführt, an diesen längst geschändeten Ort mit den zum Dunkel bekehrten Engeln, deren Seelen in Statuen gefangen gehalten wurden und dem Ganzen ebenso wehrlos wie ich gegenüberstanden. Nein, nicht das Schicksal hatte es gewollt, dass ich mich ein zweites Mal in den nun unheiligen Hallen einfand, sondern ganz allein die Verkörperung der Sünde, welche mein Erscheinen offensichtlich mit purer Gewissheit herbeigesehnt hatte.

So, wie ich mit bangem Herzen und dem Gefühl der Endgültigkeit den ersten Fuß auf den blütenweißen Marmor setzte, erhob der in seine schwarze Kutte gekleidete Mann seine Arme und zeigte mir somit eindrücklich, was ihm seinen Namen verliehen hatte.

Crow. Die Krähe. Jene Karte, die dem Tarot zu fehlen schien, und die demjenigen, dem sie gelegt worden wäre, bei weitem nicht so wohlwollende Dinge mit auf den Weg gegeben hätte wie all die anderen Figuren, der Narr, der Hierophant und der Eremit. Doch auch wenn sie mir Licht, nichts als Licht versprochen sowie mich dazu ermutigt hatten, meinen innerem Gott Ausdruck zu verleihen, so war mir doch klar geworden, dass auch sie nur Besessene darstellten, die dem Satan dienten und ihm mich ausgeliefert hatten.

Ihm, meinem Verderben.

Und gleichzeitig meiner Erfüllung.

 

Der Zeremonie sollte selbstverständlich vor den Augen der Gemeinschaft jener Stockholmer Satansjünger seinen Lauf nehmen, die ich bereits am Heiligen Abend mehr oder minder hatte kennenlernen dürfen. Im Grunde stellten sie eine gesichtslose Masse dar, ohne Identität, und nun fragte ich mich auch nicht mehr, weshalb sie derart uniform wirkten und nie ihren Blick hoben, sondern immer nur ihr Gebet sprachen, tagaus, tagein ihrem Herren huldigten. Weil auch sie seinen Manipulationen zum Opfer gefallen waren. Weil auch sie ihm ihre Seelen verschrieben hatten. Ausgeschaltet hatte er sie, wie Automaten, ihnen das Gewissen genommen sowie ihren eigenen Willen.

Doch ich würde keiner von ihnen werden. Ich würde mein Ich weitestgehend behalten dürfen. Weil er es liebte. Weil ich seine größte Sünde war. Und womöglich seine einzige Schwäche.

 

Mit jedem Schritt, den ich auf meinen Herrn zumachte, fühlte ich mich befreiter von meinen Zweifeln. Es war, als würde er sie mir aus meinem Hirn saugen, genau wie die Erinnerungen an meine Liebe zu Emelie und jegliche Reue, die ich wegen all meiner Fehltritte empfand.

Leichtigkeit durchflutete mich, Leichtigkeit in meinen Gliedern sowie in meinem Herzen, gemischt mit dem demütigen Gefühl der Ehrfurcht und dem warmen der immerwährenden Treue.

So wie ich schließlich vor ihm stand, senkte ich ergeben mein Haupt.

"Gebieter", hauchte ich und empfing zugleich seine Segnung, indem er die gespreizten Finger seiner Hand über meinen Scheitel hielt.

"Mögen deine Schönheit und deine Herrlichkeit für immer mit dir sein, Kind der Dämonen."

Begleitet von dem feierlich flackerndem Licht der Kerzen trat ich zu ihm auf das Podest empor und ließ meine Blicke flüchtig über sein Gesicht huschen, wobei sich der ernste Ausdruck seiner blassen Augen auf meine Netzhaut brannte und ich dort noch immer ihr Abbild trug, als mein Herr erneut das Wort ergriff.

"Enthülle nun deine körperliche Pracht, Jünger."

Trotzdem sich die Blicke aus tausend tote Augen auf mich gerichtet hatten, zögerte ich nicht und kam dem Wunsch meines Gebieters nach, streifte meine Kleidung ab und entblößte somit meine nackte Haut. Dennoch fühlte ich mich auf wundersame Weise nicht einmal nackt, wahrscheinlich, weil zwischen Cari und mir ohnehin nie eine Barriere bestanden hatte, die uns zu trennen wusste, seinen Körper und meinen Körper sowie seinen und meinen Geist. In meiner Ohnmacht waren wir miteinander verschmolzen, und dass ich mich ihm ohne Klamotten am Leib präsentierte, fühlte sich wie das Natürlichste auf der Welt an. Nur die züngelnden Flammen hüllten mich in ihr warmes Licht und malten verführerische Schatten auf meine blasse Haut.

"Nun knie nieder, wenn du keine Zweifel mehr an deiner Liebe zu mir hegst, Jamie Anderson."

Nun begannen sich die Szenen aus meinem Traum einmal mehr in blanke Realität zu wandeln. Ich, zu den Füßen meines Gebieters hockend und mich fühlend wie ein Wesen, dem man die Menschlichkeit entzogen hatte und von dem nicht mehr als der animalische Teil seiner Selbst übrig geblieben war. Unterschwellige Lust kroch in mir empor, kaum, dass ich meine Position eingenommen hatte, ein dumpf pochendes Gefühl, das mich umso heißer durchströmte, desto sicherer ich die Blicke der Anwesenden auf mir ruhen wusste. Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich solch einen Stolz auf meine eigene Person empfunden, ebenso wenig auf meinen nackten, so makellosen Körper, denn mein Herr hatte mir mein herrlich blühendes Selbstbewusstsein geschenkt, in jenem Moment, in welchem er mich zu seinem Liebling erwählte. Sollten sie mich doch alle ansehen und sich an meine Stelle wünschen, die ihnen selbstverständlich nicht gebührte, derer nur ich allein gewachsen war aufgrund der diabolischen Reize meines Körpers, welcher nun genau wie meine Seele seinen Besitzer finden sollte.

Gar weiches Leder schmiegte sich um meinen Hals, gearbeitet zu einem schwarzen Band mit silberner Schnalle und großem Ring an der Front, in welchen Cari eine Kette hakte, so wie ich sein Geschenk brav und ohne jeglichen Protest empfangen hatte. In dieser Position verharrten wir eine Weile und blickten uns in die Augen, Herr und Sklave, Meister und Bediensteter, Teufel und Mensch. Nichts weiter trennte unsere Seelen mehr bis auf ein kleines Detail, das mich für immer als sein Eigentum zeichnen würde.

"Sprich nun deinen Schwur", bat mich Cari, und ich begann daraufhin monoton zu psalmodieren, mittels Worten, die ich aus meinen Gedanken las wie aus einem Buch.

 
 

"Mein großer Gebieter, mein hoher Herr,
 

sollst du auf ewig mein Licht im Dunkeln sein, meine Dunkelheit im Licht.
 

Vereint ist mein Ich mit deiner abtrünnigen Magie, welche mich an dich schweißt.
 

Sei meine Versuchung, mein Glück und mein Verderben in Ewigkeit, so wie ich der Sklave deiner Macht, der Untertan deiner Entscheidungen und der Diener deiner Lust sein werde.
 

Shemhamforash."
 

 
 

Meine ehrerbietenden Worte sollten reich belohnt werden.

Als ich geendet hatte, schob mein Herr behutsam seine Hand unter mein Kinn und hob es empor, aber nicht in dem Ansinnen, sich an meinen schönen Zügen zu weiden. In der freien Hand hielt er einen Stab, ähnlich einer Zigarette, nur wurde diese nicht aus Eisen gefertigt und ließ sich nicht mit einem gemurmelten Zauberspruch entzünden, damit ihre Spitze genau wie die dieses Instrumentes ein rötliches Glühen aussandte.

"Hiermit beschließe ich es", entschied er, woraufhin ich meine Augen schloss und es tapfer über mich ergehen ließ, wie er meine Stirn mit einem aus drei gezackten Linien bestehenden Zeichen versah. Der Schmerz war präsent, riss jäh an meinen Nerven, doch ich wusste ihn zu ignorieren, floss durch meine Adern doch nichts mehr weiter als die mir einverleibte dämonische Kraft, die jegliche Angst und auch das kleinste Hadern ausgelöscht hatte.

Einfach alles, was früher einmal menschlich gewesen war.

 

Outtake 1: Was noch am Heiligen Abend geschah


 

Was noch am Heiligen Abend geschah
 

(zwischen 2. und 3. Kapitel)
 


 

Manchmal gaukelte einem sein Unterbewusstsein die merkwürdigsten Dinge vor. Des Nachts ließ es ab und an Traum und Realität ineinander fließen, bis man selbst nicht mehr wusste, wo sich die Grenze zwischen diesen beiden Komponenten zog. Bisweilen erlaubte es einem gar, das nur im Kopf lebende Geschehen zu beeinflussen, mittels purer Willenskraft, was es einem noch schwerer gestaltete, schlafen und wachen zu unterscheiden. Doch ebenso kam man sich hin und wieder wie einem Traum ausgeliefert vor, wenn man eigentlich gar nicht in seinen Gedanken dahinschwebte, sondern mitten im Schnee stand, den kalten Wind spürte, der einem ins Gesicht biss und sich ebenso lebendig wie der Protagonist einer fiktiven Wirklichkeit vorkam, einer Wirklichkeit, die solch einem luziden Traum anhaftete. Allerdings wusste ich, so wie ich in der Nacht nach mir selbst suchte, dass das Geschehene kein beeinflussbarer Traum gewesen sein konnte. Denn einem beeinflussbaren Traum war man nicht hilflos ausgesetzt. Man vermochte ihn zu steuern, die Welt nach seinem Belieben zu verändern - doch alles, was ich in den letzten Minuten erlebt hatte, war durch einen anderen gezeichnet worden, während ich mich einfach durch meine Wirren hatte führen lassen, von einer Hand, die genau zu wissen schien, was sie tat.

Und wahrscheinlich war dem auch so. Nur fühlte ich mich dabei so blind, wie einer, dem man die Augen verbunden hatte und der nun unsicher durch seine Welt tappte, tastend nach einem Anhaltspunkt, einem winzigen Fünkchen Sicherheit.

Alles, was ich zu sein geglaubt hatte, hatte ich in diesen dekadenten Stunden verloren. Die Schuld klebte an mir, ekelhaft und zäh und doch so erfüllend und unvergleichlich erhebend.

Mein Verstand war der Blinde in diesem Spiel. Und meine Begierde diejenige, die mich geführt hatte. Direkt in die Fänge des Teufels, derer ich mich nicht mehr zu entziehen vermochte.

Ich wusste es. Und dennoch wollte ich es nicht wahrhaben, in der Hoffnung, dass es sich bei all dem um den süßesten Albtraum gehandelt haben mochte, den meine Hirnströme je produziert hatten.

 

Die Nacht barg bloße Einsamkeit für mich, nachdem ich mich angekleidet hatte und gegangen war, den Ort der Perversion hinter mir lassend. Vor der geschändeten Kirche sandten die Wolken unbekümmert dicke Schneeflocken auf mich hernieder, während ich zugleich fröstelnd meine Arme um mich schlang und mich nach der Wärme sehnte, die mir hier draußen nicht gegeben war. Hier nahm die Wirklichkeit ihren Lauf, unbarmherzig und gnadenlos. Und für mich gab es nur die Fluchtmöglichkeit nach vorn. Zurück in die Kirche zog es mich ohnehin nicht.

Jetzt, wo mich die Sinnlichkeit ausgespien und die Realität wiedererlangt hatte, kehrten meine Gedanken auch zu Emilie zurück, zu ihren im Gegensatz zu meinen so geschockten Augen, als sie dem Teufel persönlich ins Antlitz geblickt hatte. Und im Gegensatz zu mir hatte sie alles richtig gemacht. Sie hatte die Flucht ergriffen, war dem Bösen erfolgreich entkommen, während ich mich von der Sünde hatte verführen lassen, mich dankbar in Caris Obhut begeben hatte, um dort-

Nein, nicht, um mich auszuleben. Oder etwa doch? Sollte meine Seele sich tatsächlich derart in meinen homosexuellen Gelüsten verloren haben?

Diese schmerzhafte Frage verdrängend fischte ich mit klammen Fingern mein Mobiltelefon aus der Hosentasche und suchte Emilies Nummer in der Kontaktliste. So wie ich mir das Gerät an das Ohr hielt, ergriff das schwere, dumpfe Gefühl in meiner Magengegend erst so richtig Besitz von mir, und so, wie sie schließlich abnahm, hätte ich ihr am liebsten beteuert, wie Leid mir das alles tat. Wie Leid mir die Dinge taten, von denen sie nicht einmal etwas ahnte.

 

"Hallo..."

Ihre Stimme drang äußerst leise und zaghaft an mein Ohr. Womöglich hatte sie sich noch immer nicht von ihrem Schreck erholt und starrte gerade ins Leere, nicht in der Lage, das Gesehene zu verarbeiten. Und ich hätte dies verstanden. Denn ich fühlte nicht anders.

"Das vorhin...das tut mir leid", entschuldigte ich mich nun doch, während ich tapfer den Schneeflocken trotzte, die sich auf meinem Haupt niederlegten und versuchten, die Schwärze zu verdecken, die mich umhüllte. "Ich wollte nur wissen, wo du jetzt bist."

"Zu Hause", erwiderte sie und wurde noch leiser. "Komm doch auch heim. Bitte."

Dies versprach ich ihr selbstverständlich, obwohl ich bereits ahnte, dass mir ihre Nähe in dieser Nacht nicht guttun würde. Dass es allerdings auch morgen nicht anders wäre. Morgen oder in einer Woche, in einem Jahr. Doch sie hatte es nicht verdient, dass sich ihr Freund als bi oder gar schwul outete. Ihr gebührte etwas Besseres als solch ein Scheißkerl. Jemand, der sie wirklich lieben konnte. Ohne Befangenheit.

Aber dieser Jemand war nicht ich. Und der würde ich nie sein.

Das gesamte Leben besteht darin, an sich selbst und seinen Erfahrungen zu wachsen, wozu es allerdings vonnöten ist, seine Komfortzone zu verlassen und sich für neue Erfahrungen zu öffnen.

Hin und wieder gelangen wir an Punkte, an denen alles zusammenzubrechen scheint.

Ich sträubte mich dagegen, mich auf Caris Worte zu besinnen. Aber sie fielen einfach so über mein Hirn her, und wieder einmal stand ich dem komplett machtlos gegenüber.

 

 
 

*
 

 
 

Sie würde etwas bemerken, dachte ich bitter, so wie ich in den Flur schritt und die Tür so leise wie möglich hinter mir schloss.

Dass sich zwischen uns etwas geändert hatte, würde ihr nicht entgehen. Denn vor dieser Nacht hatte ich es noch zu verbergen gewusst. Nun allerdings war meine Maske von mir abgefallen; ich vermochte meine Rolle nicht mehr zu spielen. Und doch wollte ich genau das versuchen. In der Hoffnung, dass alles tatsächlich nur ein böser Traum war, dass ich dem Teufel nie gegenübergestanden hatte und es keinen Cari gab, nicht einmal in der Gestalt eines ganz normalen Mannes. Denn selbst dieser hätte mich zu verführen gewusst, womöglich nicht derart effektiv und unabdingbar wie es nur ein magisches Wesen zu tun in der Lage war, aber wenn ich der Wahrheit ins Gesicht sah und darüber nachdachte, was ich war, so wusste ich, dass ich ihm nicht auf ewig hätte widerstehen können. Ganz im Gegensatz zu ihm, der lediglich mit mir spielte und sich einen Spaß daraus machte, meinen schwachen, verzweifelten Geist zu erpressen.

Warum fühlte man sich stets zu den Personen hingezogen, die einem die Klinge an die Kehle hielten und keinerlei Skrupel gehabt hätten, einem den Garaus zu machen?

Ich verstand es nicht. Ich verstand mich selbst nicht mehr.

 

Mit einem mulmigen Gefühl stieß ich die Tür zum Wohnzimmer sachte an, woraufhin sie zugleich in mein Blickfeld fiel, die auf der Couch vor dem Fernseher hockende Emilie, welche die Beine schützend an ihren Körper gezogen hielt. Kein einziges Wort brachte sie hervor, doch ihre Augen verrieten mir ebenso gut, wie es in ihrem Inneren aussah, so wie sie mir einen Blick über ihre Schulter hinweg zuwarf. Nun erinnerte sie mich an ein verschrecktes Reh, das gerade noch so dem großen, bösen Wolf entkommen war, allerdings gesehen hatte, wie das Raubtier einen Artgenossen riss und sich an ihm gütlich tat. Angst und Verstörung. Panik und Beunruhigung. Äußerste Beunruhigung.

Ich kannte meine Freundin gut genug um zu wissen, dass sie sich nach Nähe sehnte, wenn sie etwas bedrückte, sie Kummer hegte oder ihr Sorgen das Leben schwer machten. Nähe und etwas Fürsorge halfen ihr meist, über ihre sich im Kreis drehenden Gedanken hinwegzukommen, weswegen ich zugleich weiter in die Küche ging und dort schnell etwas heiße Milch aufkochte, in die ich ein paar Löffel Kakaopulver gab. Mit der Tasse in der einen und einer Decke in der anderen Hand gesellte ich mich schließlich samt schwerem Herzen und flimmernden Eingeweiden zu ihr auf das Sofa und spürte zugleich, wie die Erinnerungen an die Begebenheiten in der Kirche immer unrealistischere Züge annahmen, bis ich mir endgültig einzureden versuchte, dass es sich dabei um nichts mehr als um eine Illusion gehandelt hatte. Was meine Nerven etwas zu beruhigen wusste. Und doch hielt mich das beklemmende Gefühl der noch immer in mir schwelenden Schuld davon ab, irgendetwas zu sagen.

 

Wir hockten schließlich gemeinsam unter der Decke und starrten gleichsam auf das flimmernde Fernsehprogramm, wobei dieses genauso an Emilie vorbei zu rauschen schien wie an mir. Lediglich die fröhlichen Gesichter der Menschen sowie deren unbeschwertes Gelächter fielen mir auf, die einem einmal mehr vorzugaukeln versuchten, dass wir in einer Spaßgesellschaft lebten, frei von jeglichen schwerwiegenden Sorgen und ohne Gedanken an das Morgen. Ich hasste Sendungen wie diese, die nur eine alternative Realität erfanden. Emilie stand dem Ganzen allerdings etwas liberaler gegenüber. Heute jedoch verabscheute sie diese Unbeschwertheit sicherlich ebenso sehr wie ich.

"Lass uns das vergessen", hörte ich mich irgendwann zu meiner eigenen Überraschung sagen und erntete dafür einen fragenden Blick von meiner Freundin. Natürlich, ich hätte das Thema genauso gut totschweigen können, so, wie sie es womöglich angedacht hatte, aber in diesem Falle hätte es für immer zwischen uns gestanden. Obwohl es das ohnehin tun würde.

"Was...was war das überhaupt?"

Sie suchte nach einer Erklärung für das, was sich uns offenbart hatte. Genau wie ich. Obwohl ich doch so viel mehr wusste als sie.

"Es war nichts", säuselte ich beruhigend und legte den Arm um sie, was sich zum ersten Mal auf so seltsame Weise falsch anfühlte. Ich musste mich zwingen, nicht sofort wieder auf Abstand zu gehen. "Es war nur Einbildung."

"Aber du hast es doch auch gesehen", wendete sie ein und starrte bitter geradeaus. Das vom Fernseher ausgehende Licht erhellte ihr fein geschnittenes Gesicht. Das Gesicht, von welchem ich mir eingeredet hatte, das es das Schönste auf der ganzen Welt sei. Doch nun gab es da in meinen Gedanken ein so viel Schöneres...ich hasste mich. Und versuchte, ihn ebenfalls zu hassen, doch das war schwer.

"Ja..."

"Da war dieser...dieser Mann in einer schwarzen Kutte...all diese gleich aussehenden Menschen...und diese schwarzen Kerzen..." Sie sah mich an. "Alles war so...schwarz. Ich weiß nicht, ich..."

Kurz schwieg sie und betrachtete ihre Hände, die sich in die Decke gekrampft hatten.

"Ich hatte da so ein seltsames Gefühl. Und ich kann es nicht erklären."

Jeder gute Mensch hätte sich von dieser Zeremonie abgeschreckt gefühlt, überlegte ich. Sie war ein gutes Mädchen. Und ich, ich war nur ein Sünder.

"Es war nur eine Illusion", erwiderte ich erneut mit sanfter Stimme.

"Aber du hast es doch auch gesehen!"

"Ja, habe ich."

Sie ließ den Kopf hängen.

"Also sind wir beide verrückt."

"Nein, du bist nicht verrückt", widersprach ich zugleich und wandte meinen Blick ab. Nur ich bin verrückt geworden. Nur ich allein. "Vielleicht passiert es ja hin und wieder, dass man am Heiligen Abend so einer Art...Erscheinung begegnet. Vielleicht will sie einem ja nur etwas mitteilen..."

Den letzten Satz hätte ich mir besser verkniffen, führte er doch zu weit und offenbarte meinen Glauben an diesen esoterischen Kram...aber mittlerweile war ich der Meinung, dass ihm doch ein Körnchen Wahrheit zugrunde lag. Genau wie der Sache mit Gott und Teufel, von denen es zumindest den einen gab...

"Die Erscheinung hat sich allerdings aufgelöst, nachdem du geflüchtet warst", log ich mit trockener Zunge. "Plötzlich war alles normal. Mit Krippenspiel und ganz gewöhnlichen Menschen auf den Kirchenbänken..."

"Komisch."

"Ja, in der Tat."

Ich ahnte, dass sie das Ganze allmählich verdrängen wollte. In irgendeinen Teil ihres Gedächtnisses, den sie selten ankratzte. In den Teil, in dem die schlimmen Erinnerungen hausten.

Sie stellte ihre Tasse auf den Couchtisch und machte Anstalten, sich unter der Decke hervorzuschälen. Ungewollt kollidierten ihre Blicke mit meinen.

"Kommst du mit ins Bett?"

Bereits dieses Minimum an Nähe hier auf dem Sofa hatte mich vollends zu überfordern gewusst, nicht nur aufgrund der endgültigen Gewissheit, was meine Sexualität darstellte, sondern vor allen Dingen wegen all der Schuld, die ich auf mich geladen hatte in dieser verhängnisvollen Nacht unter Caris Blicken. Unter Caris Manipulationen, die mich meines Verstandes beraubt hatten. Und wenn ich mich nun auf sein Gesicht besann, auf seine glühenden Augen...dann wollte ich ihn erneut, dann wollte ich ihn hier bei mir wissen und mir all das von ihm geben lassen, was meinen letzten Rest Würde komplett in sich zusammenfallen lassen ließe. Er hatte verlangt, dass ich mich für ihn opferte. Und ich war bereit, ihm alles von mir zu schenken, meine Sinne, mein Bewusstsein, meine ganze, große Lust.

Ich wollte ihn. Ich wollte endlich mit ihm schlafen...

"Geh schon mal vor", brachte ich mit belegter Stimme heraus und rang um einen kleinen Rest Beherrschung, damit ich mich nicht einmal mehr in Gedanken in ihm verlor. "Ich komm dann gleich. Okay?"

Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu nicken, auch wenn ich ihr anmerkte, dass sie es lieber anders gehabt hätte. Dass wir den Heiligen Abend eng aneinandergeschmiegt hätten ausklingen lassen, vielleicht gar mit etwas intimerer Zärtlichkeit. Doch ich hätte es nicht geschafft, ihr diese in meinem Zustand zu geben.

Ich dachte nur noch an ihn. An ihn, meinen Traum, der real geworden war, sich jedoch so unwirklich und befremdlich und schlecht anfühlte. Wie eine Illusion, von der man sich dennoch nicht loszureißen vermochte. Weil sich der Geist stets an seinem Verderb festklammerte und ihn nach und nach zum Leben erweckte.

 

 
 

*
 

 
 

Für mich stand fest, dass ich die Nacht auf der Couch verbringen würde. Emilie würde ich sagen, dass ich einfach eingeschlafen war vor dem miesen Weihnachtsprogramm, das über den Bildschirm flimmerte, obwohl ich in Anbetracht meiner nicht enden wollenden Grübeleien, die mich hektisch von einem Gedanken zum Nächsten springen ließen, ahnte, dass ich kein Auge zu tun würde. Deshalb versuchte ich mich gar nicht erst am Einschlafen (das mir auf der engen Couch ohnehin nicht möglich gewesen wäre), sondern schlurfte träge in die Küche, holte mir ein schönes, kaltes Bier aus dem Kühlschrank und haute mich anschließend wieder vor den Fernseher, wo ich es köpfte und mir hastig in den Rachen kippte.

So wie ich gierig schluckte, ganz ohne den Weizen wirklich zu genießen, lachte mir erneut diese hässliche Fratze von Moderator entgegen, dem die Zuschauer im Studio wild applaudierten, obwohl ich dafür keinerlei Anlass sah. Selbstverständlich sonnte er sich in seiner nicht verdienten Anerkennung, und als seine Fresse endlich vom Schirm verschwand und irgendeiner mehr doofen als witzigen Comedyshow Platz machte, griff ich gnadenlos zur Fernbedienung und zappte weiter.

Hier sang ein Kinderchor Weihnachtslieder, da trat eine Möchtegern-Rocksängerin auf einer Open-Air-Bühne auf und schmetterte tausend Mal gehörte und ebenso verhasste Coversongs von ABBA und natürlich Wham!. Nein, mit solch einer Lady würde ich meine Nacht nicht verbringen wollen, entschied ich und drückte beharrlich auf die Taste, die mich in den Kanälen vorwärts brachte.

Schon bald suchte ich gar nicht mehr nach einem erträglichen Programm, sondern interessierte mich in meiner Langeweile viel mehr dafür, wie viele Sender ich eigentlich empfangen konnte. Nicht alle Kanäle waren belegt, doch irgendwann stieß ich auf eine einschläfernde Verkaufsshow, bei der ich kurz verweilte, bis ich mich wieder meine Fernbedienung betätigte und nichts ahnend und genauso wenig erwartend den darauf folgenden Kanal einstellte.

Kanal 386. Und so, wie das Bild sich auf dem Schirm manifestierte, war nichts mehr von der leisen Ruhe in mir übrig, die jener Shoppingkanal auf mich aufgestrahlt hatte.

Von der Flimmerkiste aus schaute mich ein Gesicht an. Aber bei Weitem nicht nur irgendeines, nein, keineswegs. Es war ein mir äußerst bekanntes Antlitz, das ich da vor die Linse bekommen hatte und dessen Besitzer hinter einem Tisch saß, vor sich ein paar Karten ausbreitend. Die schwarze Kutte sowie die Form seiner Augen erkannte ich sofort wieder, hatte ich doch heute Nacht genügend Gelegenheiten gehabt, um sie zu studieren.

Fassungslos schnaubte ich und schüttelte meinen Kopf. Also zählte sich Cari doch zu jener dämlichen Gattung von Fernsehwahrsagern, welche die größten Schwindler aller Zeiten darstellten. Aber für Geld tut womöglich selbst ein Teufel ziemlich viel, wenn nicht sogar alles.

Nun begann ich doch, ernsthafte Zweifel an seiner Vorhersage, die er bezüglich mir getätigt hatte, zu hegen. Und für einen kurzen Augenblick fragte ich mich gar, ob es denn sein konnte, dass er tatsächlich den Satan in Person darstellte. So, wie ich ihm auch nun wieder bei seinen Legungen zuschaute, erschien er mir wie ein ganz normaler Mann - zumindest für mein Empfinden war er komplett gewöhnlich. Tim, Rikki und ich trugen schließlich auch vornehmlich schwarz, hatten lange Haare und wirkten nicht gerade wie die netten Jungs von nebenan. Cari reihte sich nur in diese Folge ein. Natürlich, für mich und meine Gelüste war er ohne Frage etwas ganz Besonderes, verkörperte er doch das Objekt meiner dunkelsten Begierden und Sehnsüchte. Aber ein Teufel war er deshalb noch lange nicht. Allerhöchstens ein Verrückter, ein Kerl mit multiplen Persönlichkeiten, der sich einbildete, die Reinkarnation des Bösen zu sein. Oder?

 

Nun hatte ich allen Anscheins nach den Sender gefunden, mit dem ich mir die Zeit bis zum Morgen vertreiben wollte. Selbstverständlich tat es mir ganz und gar nicht gut, Cari für eine halbe Ewigkeit derart ungeniert betrachten zu können und zudem seiner tiefen Stimme zu lauschen, die dem jeweiligen Anrufer, der durch Zufall die richtige Leitung getroffen hatte, ein paar Ratschläge mit auf den Weg gab. Und oh Mann - schon nach wenigen Sätzen aus seinem Mund wurde mir klar, um was für eine Art der Weissagung es sich hierbei handelte. Zu Recht hatte seine Show einen Sendeplatz mitten in der Nacht erhalten. Denn bei den Themen handelte es sich für wahr um nichts, was Kinderohren gut getan hätte.

"Du sehnst dich ganz offenbar nach dem Geschlechtsverkehr mit zwei Partnern zur gleichen Zeit", verkündete Cari seine weisen Worte seinem unsichtbaren Gegenüber. "Denn es entspricht deiner Natur, nicht nur zu nehmen, sondern auch zu geben. Und diese zweite Komponente könntest du mit einer weiteren Frau erfüllen, vielleicht mit einer Unbekannten, die deinem Mann ebenfalls gefällt. Ich kann nämlich spüren, dass du zu mindestens zwanzig Prozent homosexuell veranlagt bist, und dass du dich lediglich im sexuellen Sinne zu Frauen hingezogen fühlst, nicht aber im emotionalen."

Ich musste zugeben, es beeindruckte mich ganz schön, was er so vom Stapel ließ. Es verwunderte mich nicht, dass er derart viel über die Sexualität des Menschen wusste, beschäftigte sich ein Teufel doch wahrscheinlich rund um die Uhr lediglich mit Sünden schaffenden Praktiken, aber ein derartiger Doktor Sommer wurde man dennoch nicht zwingend, auch wenn man all seinen Gelüsten offen gegenüberstand. Theoretisches Wissen musste man sich mittels Literatur oder Ähnlichem aneignen, so zumindest die Meinung eines Typen, der sich noch nicht einmal selbst richtig kennengelernt hatte, was seine Neigungen betraf. Aber desto länger ich Caris Weissagungen lauschte und umso mehr Kunden zufrieden auflegten, verspürte ich den Wunsch, dies zu ändern und mehr über mich selbst und meine ureigenen Triebe zu erfahren, als mir bereits jene Träume verraten hatten, die Cari mir Nacht für Nacht schickte. Durch sie hatte sich mir längst einiges offenbart, was ich nie an die Oberfläche hatte dringen lassen wollen, aber nun wollte ich die ganze Wahrheit hören. Ich würde schon irgendwie mit ihr fertig werden. Und wer wusste schon, ob Cari mich nicht dezent beschiss mit dem, was er mir in den Kopf gesetzt hatte. Ja, womöglich hatte er mich lediglich zu seinen Gunsten manipuliert, weil er der Meinung war, dass ich ein schönes Spielzeug für ihn abgeben würde. Einen hübschen, gefallenen Engel, der mit sich selbst nicht im Reinen war und für den etwas aus dem Spiel stand, nämlich das Leben seiner Mutter. Solche Menschen waren leicht manipulierbar, doch ich wollte einmal seine Meinung bezüglich mir und meiner Sexualität hören, wenn er nicht wusste, wer ich war; wenn ich mich ihm nicht zu erkennen gab, sondern ihm einfach meinen Namen verschwieg. Ich war mir sicher, auf diese Weise seine eventuelle Willkür zu überlisten. Und vielleicht gab es ja noch ein wenig Hoffnung für meine Beziehung. Wenn dem so wäre, hätte mir Cari das niemals ins Gesicht gesagt. Das wusste ich ganz genau.

 

Mich hatte das Glück in meinem Leben noch nie sonderlich leiden können, weswegen ich mir auch jetzt keine großen Chancen ausmalte, die richtige Leitung zu treffen und mit Cari kommunizieren zu können. Da ich jedoch nichts zu verlieren hatte (außer ein wenig Geld, an dem ich aber ohnehin nicht sonderlich hing), wählte ich die am Bildschirmrand durchlaufende Nummer und hielt mir mein Handy ans Ohr. Zunächst tutete es drei, viermal, und ich wollte die Hoffnung schon fast aufgeben, als mir Caris Stimme plötzlich zweifach entgegenschallte! Einmal durch den noch immer laufenden Fernseher und einmal durch das Telefon. Ich war tatsächlich durchgekommen.

"Hallo? Mit wem spreche ich hier?"

Vor Überraschung hatte ich ganz vergessen, das Gespräch überhaupt zu beginnen. Ich warf Caris Bild im Fernseher einen raschen Blick zu, ehe ich mich auf meine im Voraus zurechtgelegten Worte besann.

"Ähm...ich bin Raven", stotterte ich noch immer leicht verwirrt, da mir die Situation schrecklich obskur vorkam und meine Worte zudem hunderte von Menschen im Fernsehen mithören konnten. Ein paar Biere mehr hätten meinem Selbstbewusstsein natürlich nicht geschadet.

"Hallo Raven", grüßte Cari mich und lächelte mich vom Fernseher aus an, sodass das ungute Gefühl in mir emporkroch, er könnte mich tatsächlich sehen, was selbstverständlich Schwachsinn war. "Wie kann ich dir behilflich sein?"

Das alte Spiel, das mich an die Diagnosefindung in einer Arztpraxis erinnerte. Nun würde der intime Part des Gesprächs beginnen, und ich wusste mit einem Mal nicht mehr, ob ich das tatsächlich durchziehen wollte. Weswegen ich wahrscheinlich etwas zu lange schwieg.

"Du brauchst dich nicht wegen dem zu schämen, was dir auf dem Herzen liegt", redete Caris Stimme mir gut zu. "Wir alle tragen hin und wieder Sorgen und Probleme mit uns herum, die unser Liebes- und Geschlechtsleben betreffen. Im Alltag schweigt man sich diesbezüglich gern aus, gibt vor, dass alles in Ordnung sei, aber bei mir bist du in guten Händen, Raven. Und ich spüre, dass du nicht ohne Grund anrufst. Ja, von dir gehen sogar sehr große negative, aber auch positive energetisch pulsierende Kräfte aus, die sich allesamt in deinem Intimbereich konzentrieren, dort, wo deine Begierde wohnt und wo die Sexualhormone ihren Ursprung haben. Soll ich dir vielleicht zunächst die Karten legen?"

"Ja", sagte ich ohne nachzudenken, da auf meinem Kopf schon jetzt viel zu viel anderer Input zugekommen war. "Befragen wir die Karten."

Mit steigender Nervosität sah ich ihm dabei zu, wie er den Stapel ausgiebig mischte, schließlich die zwei obersten Karten vom Rest trennte und diese vor sich auf dem Tisch aufdeckte. Sein Gesicht verriet nichts, so wie er die Symbole musterte, doch mir genügte es bereits, dass mich die Karte mit genau dem Bild erwischt hatte, dessen Namensgeber mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte.

The Devil.

Wenn das ein Zufall sein sollte, dann wusste ich auch nicht mehr.

 

"Oh, diese beiden Karten verraten mir sehr viel über dich." Cari studierte sie noch immer eingehend, blickte dann allerdings entschlossen in die Kamera und damit direkt in meine Augen. Dennoch blieb mir auch das Bild nicht verborgen, welches die zweite Karte von den beiden zeigte. Nämlich eine gefesselte Frau, deren Augen verbunden waren. "Die Acht der Schwerter und der Teufel..."

"Und was sagen sie aus?", hakte ich ungeduldig, aber auch mit einer bösen Vorahnung im Herzen nach. Denn nun gab es kein Zurück mehr. "Ich will wissen, wo meine sexuellen Vorlieben liegen. Nichts weiter."

"Oh, Raven..." Er intonierte mein Pseudonym auf dieselbe Art und Weise wie er es sonst mit meinem echten Namen zu tun pflegte. Mit einer gewissen Amüsiertheit, aber auch so etwas wie hoffnungslosem Mitleid. Ob er tatsächlich wusste, wer ich war? Ob ihm wirklich die Weisheit der gesamten Welt zugrunde lag? Ob er mich sehen konnte, jetzt, in diesem Augenblick? Durch den Fernseher hindurch? "Meist stehen die Bilder beim Tarot für ganz andere Dinge und sind nicht primär als das zu deuten, was man auf ihnen sieht. Doch in diesem Falle ist die ganze Sache ein wenig offensichtlicher und wahrscheinlich auch für dich erkennbar..."

Er hielt die Karte mit dem gehörnten Teufel in die Kamera, der jedoch nicht unbedingt das Hauptaugenmerk darstellte, wie mir nun auffiel.

"Hierauf ist ganz klar erkennbar, dass der Satan es war, der die ersten Menschen - Adam und Eva - zur Sünde verführt hat. Eine schwere Eisenkette verbindet sie miteinander, und manchmal deute ich dies als die Last, die eine Ehe mit sich bringt, in deinem Fall aber, Raven, der du nicht verheiratet bist, erkenne ich darin, wie sehr dich die Beziehung zu deiner Freundin einengt, dass aber deine Bereitschaft zum Sündigen bereits zwischen euch steht und die Kette allmählich sprengt."

Mir verschlug es schier die Sprache, als er mir die Wahrheit ins Gesicht sagte. Einerseits wollte ich das Ganze abbrechen, das Gespräch einfach beenden, doch meine Neugierde drängte mich dazu, auch den Rest zu erfahren. Den Rest, den Cari über mich wusste. Und den er mir mit reinem Hochgenuss in der Stimme vorzutragen bereit war, was mir seine funkelnden Blicke längst suggerierten. Oh ja, er genoss es, mir mein Selbst zu offenbaren, bestand doch kein Zweifel mehr daran, dass er wusste, wer ich war. Und ganz sicher saßen wir uns in Wirklichkeit wieder gegenüber, Angesicht zu Angesicht, nur mit dem Unterschied, dass wir uns dieses Mal mit begierigen Blicken verschlangen. Besonders ich konnte mich kaum mehr behaben aufgrund seiner Ausstrahlung und der lodernden Anziehungskraft, die von ihm ausging. Der bloße Anblick seines Gesichtes machte mich spitz, und der Klang seiner Stimme schaffte es schließlich, eine Beule zwischen meine Beine zu zaubern. Zum Glück saß ich unter der Decke und verhüllte so das drängende Malheur vor seinen indiskreten Blicken...

"Mehr", verlangte ich nun mit schwitzigen Händen. "Sag mir, wer ich bin. Was ich will. Wen ich begehre."

Daraufhin lächelte er nur milde und zückte die zweite Karte. Die Acht der Schwerter.

"Raven..." Er seufzte. "Die Acht der Schwerter in Kombination mit dem Teufel steht für Peitschen, Fesseln und geschmolzenes Kerzenwachs. Deine Natur ist die eines zu sechsundsiebzig Prozent devoten Mannes, der eine starke Hand benötigt, welche ihn führt, ihn aber nicht zu sehr verwöhnt. Du möchtest nichts lieber, als bestraft und erzogen zu werden, der harte Sex entspricht dir sehr, aber deine jetzige Freundin ist nicht in der Lage, dir das zu geben, nach was du dich sehnst. Raven, du bist", er kniff die Augen zusammen, "zu sechsundneunzig Prozent homosexuell veranlagt, dein Spielgefährte sollte also unbedingt ein Mann sein, jemand, der dir die Angst vor dem Ausleben deiner Sexualität nimmt und dich langsam einführt in die Welt der sinnlichen Brutalität, der Dominanz und Unterwerfung. Dein erstes, schwules Mal wird nicht mehr lange auf sich warten lassen, denn dein innerer Gott droht auszubrechen und sich das zu holen, nach was er hungert."

Er schaute mich aus großen Augen verschwörerisch an.

"Und er hat bereits sein Ziel auserkoren. Einen Mann, den du mit deinem Glauben nährst und für den du alles nur Erdenkliche tun würdest. Zeig ihm, wie sehr du ihn begehrst. Biete dich ihm dar. Er wird dich reich für deine Hingabe belohnen. Mit grausam schönen, donnernden Höhepunkten. Jamie..."

 

Es war alles gesagt worden. Ich legte auf. Und richtete meine nun glasigen Augen auf den Bildschirm, während ich mir meine Hand geradewegs unter Caris herausfordernden Blicken in die Hose schob.

"Bis Morgen, meine Sünde", säuselte er mit einem schiefen Grinsen im Gesicht, doch ich gab mich längst meiner Lust hin und hörte seine Stimme nur noch wie aus weiter Ferne zu mir sprechen. Als wäre sie nicht real. Aber ich wusste, dass sie es eben doch war. Dass das alles, was mich umfing, tatsächlich passierte. Und dass die Wirklichkeit manchmal weniger beeinflussbar war als ein luzider Traum.

Doch zumindest wusste ich nun, auf welche Weise ich mich Cari opfern wollte. Wie er mich gerne sehen würde.

Entblößt, wie ich es bereits ihn meinen Träumen für ihn war. Und zudem wehrlos seiner Präsenz ausgesetzt. In meiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Angewiesen auf seine Initiative, seine Berührungen, seine Küsse, seine Vorstöße in mich.

Ich, das Spielzeug seiner Lust. Längst zappelnd wie eine Fliege im Spinnennetz. Egal, wie sehr ich mich dagegen wehrte.

 

Meine Maske war gefallen. Sie wollte mein Antlitz nicht länger verhüllen.

 

Outtake 2: Was ein paar Tage nach der Bondage-Session geschah


 

Was ein paar Tage nach der Bondage-Session geschah
 

(zwischen 3. und 4. Kapitel)
 

 
 

 
 

 

Sie mochte ein wenig naiv gewesen sein, das gab sie im Nachhinein sogar selbst zu.

Jamie hatte man zwar nie als einen Mann bezeichnen können, der offen seine Liebe bekundete und stets von sich aus nach Zärtlichkeit suchte, aber zu seiner gewohnten Zurückhaltung, was Körperlichkeit anbelangte, hatte sich noch eine gewisse emotionale Barrikade zwischen ihnen gebildet, die es Emilie kaum noch ermöglichte, an ihn heranzukommen.

Im Grunde war er seit dem Heiligen Abend so seltsam. Zuvor noch hatten sie in Emilies Augen das Leben eines ganz normalen Paares gelebt, dem es an nichts fehlte, aber bereits am Abend nach der merkwürdigen Erscheinung hatte Jamie begonnen, eine Art Schutzschild um sich herum zu errichten, wie seine Freundin es insgeheim nannte. Irgendetwas, das seine Liebe zu ihr vermissen ließ. Seitdem bemühte er sich zwar stets, nicht zu kalt zu ihr zu sein, allerdings spürte die junge Frau nur zu genau, dass etwas mit seinen Gefühlen und seinem Verhalten nicht stimmte.

Zunächst wanderten ihre Vermutungen sofort zu dem Schluss, er hätte eine andere kennengelernt, womöglich gar in der Kirche, zwischen Krippenspiel und besinnlichen Chorgesängen, denn bis heute verstand sie nicht, wieso ihr Freund, welcher ohnehin nie begeistert gewesen war von der Idee, ein Gotteshaus aufzusuchen, allein dort geblieben war und sie für mehrere Stunden vergessen zu haben schien. Sein Anruf erreichte sie erst eine ganze Weile später, und über den Weihnachtsgottesdienst an sich hatte er hinterher kein einziges Wort verloren.

Hätten sie eine intakte Beziehung geführt, womöglich hätte sie  dem Ganzen gar nicht allzu viel Bedeutung zugemessen. Da Jamie jedoch solch ein schwieriger, bisweilen zudem sehr verschlossener junger Mann war, der Probleme grundsätzlich allein löste oder die Dinge gern in sich hineinfraß, hegte sie bald gewisse Zweifel an dem, was zwischen ihnen war. Was zwischen ihnen sein sollte. Es gab keine Küsse mehr, und es gab erst recht keinen Sex. Jamie war auf Abstand gegangen, eine Begründung für sein Tun hatte er jedoch zu keiner Zeit, allenfalls jene, dass er mit den Gedanken bei seiner kranken Mutter sei. Deshalb tat Emilie bald etwas, das sie eigentlich nie hatte tun wollen.

Als Jamie mit seinen Kumpels einen trinken gegangen war, stellte sie das Schlafzimmer auf den Kopf, durchwühlte die Taschen all seiner Hosen, um irgendetwas zu finden, das sein seltsames Verhalten erklären und womöglich auch ihren Verdacht bestätigte, so weh die Wahrheit auch tun mochte. Sie mochte zwar für eine lange Zeit zu naiv gewesen sein, aber als dumm konnte man sie keinesfalls bezeichnen. Und so stieß sie schließlich beim Ausräumen der Hosentaschen auf eine hastig auf einen zusammengeknüllten Zettel gekritzelte Telefonnummer, von der sie allerdings keine Ahnung hatte, zu wem sie gehörte. Aber das ließ sich ja leicht herausfinden. So viel Mut besaß Emilie, um kurzerhand die Nummer zu wählen und gespannt darauf zu warten, wer sich am anderen Ende der Leitung meldete. Oftmals waren nämlich Männer die viel größeren Schisshasen als Frauen. Jamie hätte sie auf jeden Fall zu diesem Lager gezählt. Jamie, der selbst davor Angst hatte, den Mund aufzumachen und Klartext zu reden.

 

"Guten Tag, Cari Crow am Apparat."

Mit vielerlei hätte sie gerechnet, mit einem Erotikservice oder bestenfalls mit Jamies Freunden Tim oder Rikki, nicht allerdings mit einer ihr unbekannten Männerstimme, die sie nun in aller Förmlichkeit begrüßte. Dies wusste sie zunächst gar nicht einzuordnen. Aber auch dafür konnte es eine plausible Erklärung geben. Man musste diese nur in Erfahrung bringen.

"Guten Tag...äh...wer sind Sie?", stotterte sie also in ihrer Verwirrung zusammen, woraufhin sie das Gefühl hatte, dass der Mann am anderen Ende der Leitung leicht schmunzelte.

"Ich bin Cari Crow, und ich bin Wahrsager", erklärte er ihr geduldig, woraufhin für Emilie jedoch auch nicht sonderlich viel Licht ins Dunkel gebracht wurde. Viel mehr gab ihr das Ganze ein noch größeres Rätsel auf. Jamie besaß die Nummer eines Wahrsagers? Seit wann hatte solch ein bodenständiger Typ wie ihr Freund für solch einen esoterischen Kram etwas übrig? Irgendwie wollte das nicht so recht zusammenpassen. Aber sie hörte es ja mit eigenen Ohren.

"Möchten Sie eine Sitzung buchen?"

"Äh...ähm, ja", willigte sie ohne lange nachzudenken im Reflex ein und bekam sofort eine Uhrzeit genannt, zu welcher sie am nächsten Tag bei diesem Wahrsager auf der Matte stehen sollte. Dazu eine Adresse, die sie erst bei Google Maps nachschlagen musste, da sie ihr noch nie zu Ohren gekommen war.

Sie würde hingehen, auch wenn sie selbst nicht so recht wusste, was sie dort überhaupt wollte, legte sie doch noch nicht einmal sonderlich viel Vertrauen in ihr Horoskop. Aber ihr Gefühl sagte ihr, dass sie den richtigen Schritt einleitete, um mehr über Jamie und seine Distanziertheit zu erfahren.

Jedoch rechnete sie nicht damit, dass diese Begegnung einen noch größeren Keil zwischen das Paar treiben würde...

 

 

"Was führt Sie zu mir, Fräulein?"

Schon ewig hatte sie keiner mehr mit dieser Höflichkeitsfloskel angesprochen, war sie doch dem Alter längst entwachsen, in welchem man junge Frauen derart betitelte. Und schon gar nicht wäre ein Mann in ihrem Alter auf die Idee gekommen, sie Fräulein zu nennen. Der ihr gegenüber sitzende Wahrsager, welcher sie auf den ersten Blick an ihren Freund, Jamie, erinnert hatte aufgrund der ganz ähnlichen Ausstrahlung, schien nicht viel älter zu sein als sie selbst. Aber dennoch haftete ihm etwas an, das eine galante Ausdrucksweise wie die, die er an den Tag zu legen pflegte, berechtigte. Etwas ungemein Kokettes, Selbstbewusstes, Umwerbendes; eben all die Dinge, die sie in Jamie fast schmerzlich vermisste, wie sie prompt erkannte, so wie sie sich diesem Mann gegenüber setzte. Aber dennoch wirkte er auf der anderen Seite beinahe so unnahbar wie Jamie, erhaben und weise, wenn er es denn darauf anlegte. Weswegen sie bald aufhörte, ihn als Mann wahrzunehmen. Einen Wahrsager hätte sie ohnehin nicht in ihr Haus gelassen. Mit dieser esoterischen Macke wollte sie möglichst nichts zu tun haben. Zumindest nicht auf ewig.

Der Wahrsager blickte sie ohne zu blinzeln vollkommen offen, aber auch äußerst ungeniert an, so wie sie darüber nachdachte, ob sie ihm, einem Wildfremden, tatsächlich ihr Seelenleben offenbaren sollte. Die Probleme mit Jamie hatten ihr ein gewisses Misstrauen gelehrt, weswegen sie sich schwer tat, mit der Sprache herauszurücken. Man wusste ja nie, an wen Quacksalber wie dieser Crow die Informationen über seine Kunden verkaufte. Allerdings spürte sie, dass all der Mist, der sie bedrückte, endlich ans Tageslicht wollte. Mit Jamie konnte sie ja nicht reden, und Milla, ihre beste Freundin, schwebte gerade zu sehr auf ihrer Wolke sieben, um für ihre Probleme ein offenes Ohr zu haben.

"Es geht um meine Beziehung", begann sie schließlich zu erzählen, seufzte nun allerdings tief, während ihre Blicke über das braune Teakholz wanderten, aus dem der Tisch gefertigt worden war. "Eigentlich geht es um meinen Freund."

"Okay", nickte Cari geduldig und ließ sie weitererzählen.

"Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Er lässt mich nicht mehr an sich heran..." Ihre Finger verkrampften sich ineinander. "Es ist, seitdem...seitdem wir an Weihnachten in die Kirche gehen wollten. Ich aber...musste plötzlich nach Hause, und er ist allein dort geblieben, hat dem Gottesdienst bis zum Schluss beigewohnt. Und nun-"

"Glaubst du, dass er eine andere hat?"

Sie zögerte kurz, schmerzte ihr es doch, diesen Gedanken zuzulassen, ja gar auszusprechen.

"Ja."

Der Wahrsager fasste sich kurz mit dem Zeigefinger an die Stirn und schloss die Augen.

"Ich kann dich beruhigen", sagte er dann. "Er hat keine andere."

"Also ist er mir doch treu..." Ein riesiger Stein fiel ihr vom Herzen, der sich jedoch unter Caris eindringlichem Blick in ihr Gesicht wieder verhärtete.

"Das habe ich nicht behauptet."

"Aber..."

"Mein Kind", säuselte er nun süßlich und legte den Kopf schief. "Deine weibliche Intuition verrät dir doch längst, dass zwischen euch etwas nicht mehr stimmt. Und du weißt auch, dass zwischen euch auch noch nie alles gestimmt hat."

Sie musste zugeben, dass er Recht hatte. Woher wusste dieser Kerl das eigentlich? Er kannte doch weder sie noch Jamie...und wie er zwar keine andere hatte, aber ihr dennoch nicht treu sein konnte, das begriff sie nicht ganz...

"Ich sehe ja andere Paare, zum Beispiel meine Freundin und ihren Mann", erzählte sie jetzt in ihrem Kummer. "Die strahlen diese Liebe so richtig aus. Die besitzen funkelnde Augen, wenn sie einander ansehen. Und sie können kaum die Finger voneinander lassen...Jamie allerdings, der wollte nie kuscheln, und richtige Küsse, also mit Zunge, die hat er auch nie von sich aus begonnen. Nicht mal in der Anfangszeit..."

All diese Dinge trieben nun an die Oberfläche. All die Dinge, die sie schon immer gewusst, aber stets zu verdrängen versucht hatte mit der Erklärung, dieses Kühle entspräche einfach Jamies Art und sei nicht weiter beunruhigend. Aber insgeheim hatte sie immer geahnt, dass dem doch so war.

"Gut", nickte Cari. "Also, das ist natürlich gar nicht gut. Wie mir scheint, steht eure Liebe unter einem schlechten Stern, war von den großen Mächten nie so angedacht, aber du hast ihn dazu gezwungen, deine Liebe anzunehmen." Sie wollte ärgerlich widersprechen, doch Cari brachte sie mit einer sanften, aber dennoch äußerst bestimmten Handbewegung jäh zum Stillschweigen. "Man kann allerdings keinen Menschen dazu bekommen, dass er auch von sich aus Liebe gibt. Weißt du, der innere Gott einer jeden Person überwiegt die Kraft des Himmels und der Hölle meist um ein Vielfaches, weswegen es nicht allzu schwer ist, sie zu überlisten. Deshalb hast auch du es geschafft, ihn an dich zu binden. Aber du wirst ihn nicht halten können. Weil dazu immer zwei gehören."

Ihr Magen ballte sich krampfhaft zusammen. Hätte sie geahnt, dass dieser Kerl ihr derartig grausame Dinge offenbarte, dann hätte sie niemals einen Termin für eine Sitzung bei ihm ausgemacht. Manche Dinge erfuhr man lieber gar nicht erst, weil sie zu sehr schmerzten.

"Ich möchte ihn aber nicht verlieren", klammerte sie sich an ihren im Moment einzigen und stärksten Wunsch. "Ich möchte, dass es zwischen uns besser funktioniert, dass er vielleicht lernt, mit seinen Gefühlen umzugehen. Er liebt mich doch, wenigstens ein bisschen, oder?"

Caris Mundwinkel zuckten bedauernd.

"Wenig. Zu wenig."

Nun schossen ihr Tränen in die Augen.

"Und wie kann ich seine Liebe vergrößern?"

"Mädchen, er ist nicht wirklich in der Lage, dich zu lieben", brachte Cari knallhart hervor, da er wahrscheinlich bemerkt hatte, dass Emelie das Ganze nicht anders verstand. "Du solltest dich viel lieber fragen, ob du wieder glücklich sein möchtest. Denn wenn du glücklich bist, dann wird auch er glücklich sein."

"Natürlich möchte ich das." Ihre Stimme bebte. "Natürlich, nichts lieber als das..."

"In Ordnung, in dem Falle habe ich etwas für dich, das dir dabei helfen wird, deinen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen..."

 

 
 

*
 

 
 

 
 

Er sah umwerfend aus, wie er da betont cool auf dem Stuhl lümmelte und den Arm auf die Lehne gestützt hatte. Allen Anscheins nach hatte er sich bereits einen Kaffee bestellt, beachtete die Tasse jedoch nicht, sondern beschäftigte sich ausgiebig mit seinem Mobiltelefon, weswegen er mich auch nicht am Schaufenster vorübergehen sah. Problemlos hätte ich ihn in aller Heimlichkeit beobachten können, all die kleinen Dinge in mir aufsaugen, die er unbewusst tat, doch ich wusste, dass ich ihn nicht nur still zu bewundern brauchte, sondern mir jederzeit mehr holen durfte. Was ich nun auch tat.

Schnellen Schrittes betrat ich das Café, in dem wir uns verabredet hatten und näherte mich dem Tisch, an dem Cari bereits auf mich wartete. Als ich ihm grinsend meine Hände auf die Schultern legte, kam endlich Leben in ihn.

"Ach, Baby!", rief er freudig aus, so wie er mit einem Lächeln auf den Lippen an mir emporblickte. "Du bist ja verdammt pünktlich dran."

Schnell ließ ich mich auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder, stützte meine Ellenbogen auf den Tisch und bettete mein Kinn auf meine gefalteten Hände, während ich mich gar nicht sattsehen konnte an meinem Teufel.

"Ich hatte eben Sehnsucht", säuselte ich. "Zu Hause ist mir fast die Decke auf den Kopf gefallen."

Mit meinen Worten und wahrscheinlich auch meinem auffordernden Blick provozierte ich Cari dazu, sich zu mir vorzulehnen, meine Handgelenke zu umfassen und mir einen ungemein zärtlichen Kuss auf die Lippen zu drücken. Kurz schlossen sich meine Lider vor Wonne, doch schon im nächsten Moment riss ich meine Augen wieder auf und wich ihm etwas aus.

"Wir sollten nicht hier", erklärte ich ihm, als er einen enttäuschten Schmollmund zog, seine warmen Hände jedoch nicht von meinen Armen nahm. "Wenn uns jemand sieht..."

Daraufhin zog er sich schließlich ganz zurück und lehnte sich an.

"Immer noch wegen Emilie..."

"Ja, Mann. Ich habe keinen Bock, dass sie es auf die harte Tour erfährt."

Seufzend schaute Cari aus dem Fenster. Eigentlich mochte ich es nicht, dass er mich unter Druck setzte, auf der anderen Seite jedoch wollte auch ich endlich reinen Tisch machen und zu meinem Teufel stehen. Obwohl dieser so viel von mir verlangte...

"Wie sieht es eigentlich aus?" Seine Augen maßen mich, und trotz des Blickkontaktes konnte ich spüren, dass die leise Zärtlichkeit, die vorhin noch von ihm ausgegangen war, einer gewissen Distanz gewichen war. "Hast du dich nun entschieden?"

Natürlich wusste ich genau, auf was er anspielte. Und ich hatte bereits im Vorfeld geahnt, dass er mich darauf ansprechen würde.

"Ich weiß nicht..." Rat- sowie etwas hilflos kratzte ich mir den Kopf und blickte auf den Tisch. "Es ist doch-"

"-auch wegen ihr. Ja, Jamie, ich weiß..."

"Nicht nur", lenkte ich ein, damit es nicht gar so blöd aussah. "Es ist ja doch ein ziemlich großer Schritt, und-"

Caris Augen schauten mich mittlerweile fast gelangweilt an.

"Im Grunde ist es nur eine Art Ehegelübde", erklärte er mir. "Und so verknallt, wie du jetzt schon in mich bist..." Eine gewisse Amüsiertheit kehrte in sein Gesicht zurück. "Du willst mich doch eh nicht mehr gehen lassen. Und außerdem giert dir doch nach dem Trank. Vielleicht sogar noch mehr als nach mir..."

"Ich würde sagen, es ist gleichwertig..."

"Na, na, na, nicht so diplomatisch, meine Sünde! Sonst muss ich noch glauben, dass ich Emilie Quatsch erzählt habe und du sie tatsächlich liebst, auch wenn du es ihr nur schlecht zeigen kannst..."

Mit einem Mal kam ich nicht mehr ganz mit und schüttelte unverwandt den Kopf. Stirnrunzeln inklusive.

"Äh, hab ich irgendwas verpasst?"

Lässig hing Cari in seinem Stuhl und nippte inzwischen an seinem Heißgetränk. Dabei sah er so selbstzufrieden aus, wie es nur ein Teufel konnte.

"In der Tat", rückte er genüsslich mit der Sprache heraus. "Ich habe da ein wenig meine Macht spielen lassen...dir zuliebe...und auch ein wenig zu meinen Gunsten..."

"Sag schon", forderte ich ihn ungehalten auf und konnte mein Misstrauen nicht komplett verbergen. "Ich hoffe nur, du hast ihr nicht wehgetan, denn falls ja, dann-"

"Was du immer von mir denkst...tze..." Cari schnalzte mit der Zunge. "Aber wenn ich es mir so recht überlege, hat ihr die Wahrheit ganz offensichtlich schon ein wenig wehgetan...ich habe ihr nämlich mitgeteilt, dass du nicht in der Lage bist, sie zu lieben. Freilich wollte sie sich mit aller Macht an dich klammern und dich nicht gehen lassen, aber da ich solch ein Überzeugungstalent bin..."

"Du solltest dich doch nicht einmischen!", keifte ich recht ärgerlich hinter zusammengebissenen Zähnen. "Ich hätte das schon noch geklärt."

"Ja, ja, alles klar...aber davon einmal abgesehen: Was hätte ich den machen sollen? Sie belügen? So wie du?" Er lehnte sich zu mir vor und ignorierte mein empörtes Schnauben. "Hör mal, sie hat mich von sich aus angerufen! Sie hat einen Termin bei mir vereinbart! Hätte ich sie abwimmeln sollen? Gott heißt doch auch jedes Schäfchen in seiner Herde willkommen, ganz egal, wer es ist und wie es aussieht. Der Fanclub kann schließlich nie groß genug sein..."

Ich sah ein, dass ich an dem Geschehenen nichts mehr ändern konnte, selbst wenn ich es gewollt hätte. Während der Kellner meine Bestellung aufnahm, blieb mir genügend Zeit, um das Ganze zu verdauen.

"Und was hast du nun genau mit ihr gemacht?", wollte ich schon ruhiger in Erfahrung bringen. "Ich hoffe, du führst sie nun nicht auch an die Sünderei heran und lässt sie in der Kirche deine Drillinge poppen."

"Ach, das würde bei so einer Unschuld wie ihr nicht ziehen", winkte Cari ab. "Nein, ich habe sie nur gefragt, ob sie denn wieder glücklich sein möchte und ihr gesagt, dass du in dem Falle ebenfalls glücklich werden würdest. Natürlich wollte sie das und daraufhin habe ich ihr eben einen hübschen Trank gebraut, der ihre Liebe auflösen würde, und sie hat ihn auch ohne zu Zucken zu sich genommen...auch wenn sie mir hinterher fast auf den Teppich gereihert hätte."

"Du Schwein!", rief ich aus und rang schockiert die Hände. "Boah, das arme Mädchen..."

"Beruhig dich doch", befahl Cari, der sich von meiner Aufregung nicht aus der Ruhe bringen ließ, sondern besonnen in seiner Tasse herumrührte. "Ich hab ihr kein Sperma gegeben, was glaubst du denn? Sie findet das schließlich nicht geil, im Gegensatz zu dir."

"Und aus was hast du da ihren Trank gemixt?  Aus Pisse und Scheiße?"

"Sehr witzig." Cari schien vollkommen unberührt von meinen ungezogenen Verdächtigungen. "Es war lediglich ein Gemisch aus Wasser und etwas Spucke. Und trotzdem hätte sie fast gekotzt! Jamie, sag mal, bin ich wirklich so widerwärtig?"

Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

"Ja."

"Ach komm, neulich hast du mich sogar mit Zunge geküsst."

Ich schwieg daraufhin, machte aber schon bald der Sache Luft, die mich ebenfalls zu beschäftigen begonnen hatte.

"Wieso muss ich eigentlich alle möglichen Aufgaben erfüllen, um an meinen Trank zu gelangen und Emelie bekommt ihn sofort zum Mitnehmen?"

Er warf mir einen Luftkuss zu.

"Weil ich dich lieb hab und dich leiden sehen will." Sein darauffolgendes, kokettes Zwinkern verlieh mir unwillkürlich ganz weiche Knie. "Und, was ist nun mit deiner verirrten Seele? Schenkst du sie mir?"

"Mh", brummte ich nur, was ein Ja, aber genauso gut ein Nein sein konnte. Denn ich wusste noch immer nicht, was ich tun sollte. Natürlich tendierte ich schon dazu, mich auf ewig an Cari zu binden, hatte ich doch tatsächlich begonnen, ernsthafte Gefühle für ihn zu entwickeln, und in Anbetracht meiner forcierten Trennung von Emelie standen mir theoretisch alle Türen offen...

Nun war mir auch klar, weshalb sie letzte Nacht nicht nach Hause gekommen war. Wahrscheinlich genoss sie ihre Freiheit ganz genauso sehr wie ich es wohl in Zukunft tun würde. Doch würde ich im Gegensatz zu ihr tatsächlich die Ketten sprengen können? Stand hinter mir denn nicht bereits Cari, der mich erneut in ein enges Korsett zu zwängen beabsichtigte?

"Babe, ich piss dir in den Kaffee, wenn du mich nicht willst", kommentierte Cari trocken, als ich mich nicht so recht äußern wollte. "Ich sag dir, meine magischen Körperflüssigkeiten sind zu so einigem fähig, von dem du nicht mal etwas ahnst."

"Spars dir", knurrte ich und beugte mich zu ihm vor. "Du darfst die Braut nun küssen."

"Nichts lieber als das", schmunzelte er, kam mir entgegen und sorgte dafür, dass unsere Lippen sich trafen.

Ja, und nun hatte ich mich anscheinend doch entschieden. Und zwar für die Gefangenschaft in meiner Freiheit.

 

Outtake 3: Was noch in der 'Hochzeitsnacht' geschah

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Epilog


 

Epilog
 

 

 

"Manchmal habe ich das Gefühl, dass du dich verändert hast, Junge. Ich weiß auch nicht..."

"Inwiefern meinst du das?"

Der laue schwedische Frühling war ins Land gezogen und hatte der Welt neues Leben einverleibt. So wie die Schneedecke den ersten Krokussen und Märzenbechern Platz gewichen war und die wärmende Sonne die Menschen wieder vermehrt ins Freie zog, hatten sich auch die ersten zarten Linderungen der Krankheit meiner Mutter bemerkbar gemacht. Zunächst hatten die Ärzte geglaubt, sie wären einem Irrtum erlegen, ihre Geräte defekt oder irgendjemand hätte sie zu täuschen versucht, doch mit jedem Tag, mit dem der Feind aus dem Körper meiner Mutter schwand, zeigte sich immer deutlicher, dass man es hier mit einem medizinischen Wunder zu tun hatte. Einer schier unfassbaren Sensation; beinahe so spektakulär wie die Erweckung eines längst Totgeglaubten. Und genau dies war meine Mutter auch gewesen - eine Aufgegebene, eine ohne jeglichen Glauben an sich selbst oder an das Können der hohen Mächte, für was man Ärzte ab und an hielt.

Doch Mediziner waren keine Götter, würden es niemals sein. Meiner Mutter allerdings war es gleich, wem sie ihre Genesungsfortschritte zu verdanken hatte. Im Gegensatz zu mir, der den einzig wahren Gott und damit ihren Heiler niemals mehr aus seinen Gedanken entlassen würde.

 

Noch schaffte es ihr schwacher Körper nicht, sich eigenständig über das Krankenhausgelände zu bewegen. Aber ihr sehnlichster Wunsch war es gewesen, die Blumen wieder zu sehen, den Frühling zu begrüßen und ich als ihr Sohn hatte mir zugleich einen Rollstuhl von einem der Krankenpfleger geben lassen, um mit ihr eine Spritztour zu unternehmen.

Im Park schien die Sonne, ohne übermäßig vom Himmel zu knallen und uns mit ihrem strahlenden Licht zu blenden. Mama genoss die sanfte Wärme ganz offensichtlich, schloss sie doch gar die Augen für einen Moment, während ein seliges Lächeln sich auf ihr Gesicht stahl. Dennoch war sie in Gedanken ganz bei mir.

"Weißt du noch, als du ein Teenager warst?", begann sie und blinzelte mich an, woraufhin ich feststellen musste, dass sie noch mehr kleine Runzeln um die Augen herum bekommen hatte in der Zeit, in der ich mit ihrer Rettung beschäftigt gewesen war. "Du hast die ganze Welt gehasst, sogar sterben wolltest du...wenn auch nie wirklich ernsthaft. Aber du hast die Menschen nicht mehr ertragen wollen. Du hast sie nie verstanden, warst immer dagegen, egal, was für eine Meinung zum Beispiel deine Mitschüler hatten."

Ich starrte auf den Baum etwas weiter hinten, an dem allmählich kleine, hellgrüne Blätter zu sprießen begannen. Kniff die Augen zusammen, obwohl die Sonne mich nicht blendete. Ich dachte nicht gerne über meine Vergangenheit nach.

"Right", nickte ich nur knapp und sah zu ihr rüber. "Mom, was willst du mir mitteilen?"

"Na, du wirkst zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wieder einmal so richtig ausgeglichen." Sie lächelte ein Lächeln, welches nur Mütter ihren Kindern zu schenken vermochten. Eines, das vor Fürsorglichkeit strotzte und bedingungsloser Liebe. "So richtig glücklich...alles hättest du dich selbst gefunden. Manchen Menschen geht das ja so. Und meist ist es, weil sie endlich auf ihr Herz gehört haben, anstatt sich ihre Sehnsüchte zu verbieten."

Erleichtert nahm ich zur Kenntnis, dass sich mein Handy in meiner Hosentasche bemerkbar machte. Dieses Gespräch begann allmählich unangenehme Züge anzunehmen. Hätte meine Mutter nur im Ansatz geahnt, wie Recht sie mit ihren Worten hatte...

Caris ernstes Gesicht schaute mich vom Display aus an. Kurz überlegte ich, ob ich rangehen sollte, schielte kurz zu meiner Mutter, doch die winkte nur großzügig ab. Also entschied ich mich für das Gespräch.

"Hey."

"Hey, Baby."

Seine tiefe Stimme schaffte es noch immer, mir heiße Wangen und eine Gänsehaut zu bescheren. Wahrscheinlich würde das auch auf ewig so sein. Auf ewig...

"Was machst du denn gerade Schönes?", wollte er wissen.

"Ich bin gerade bei Mama", erzählte ich ihm mit einem Seitenblick auf meine Mutter, die neugierig die Ohren zu spitzen schien. Gehörte es denn nicht zum Mutterinstinkt, sofort zu spüren, wenn ihr Kind es mit der Liebe zu tun hatte?

"Geht es ihr denn besser?"

"Ja."

"Schön. Sehr schön." Er hielt kurz inne. "Machen wir morgen was zusammen?"

"Na klar." Sicherlich wunderte er sich, dass ich so kurz angebunden war und mich nicht gleich in wilden Flirts mit ihm verlor wie sonst immer, aber Kindern war es seit eh und je peinlich gewesen, ihren Eltern die Gefühle zu einem Partner zu offenbaren. Ich bildete da keine Ausnahme. "Wir können das ja noch heute Abend bequatschen, okay? Ich ruf dich an."

"Gut. Aber versprich mir, dass du den Dildo bis morgen in der Schublade lässt. Sonst freust du dich nicht genug auf mich."

"Ich freue mich immer auf dich", brachte ich durch zusammengepresste Zähne leicht verschämt hervor. Manchmal wünschte ich, er hätte mir meine menschlichen Emotionen doch geraubt. Aber das hatte nicht einmal er vollbracht. Oder aber vollbringen wollen. Eure Majestät. Ein ganz normaler Mann, wenn er es denn darauf anlegte.

"Man will dich am liebsten vom Fleck weg bumsen, so süß bist du, wenn du schüchtern bist."

Ich errötete wahrscheinlich wie ein kleines Mädchen. Auch an seine direkte, obszöne Ausdrucksweise würde ich mich wohl nie gewöhnen. Natürlich war er sich im Klaren darüber, dass ich mich in Gegenwart meiner Mutter zierte, offen mit ihm zu sprechen. Denn noch hatte ich es nicht über mich gebracht, mich zu outen. Und eigentlich wollte ich auch alles genauso belassen, wie es war. Aber Cari schien das anders zu sehen. Warum wohl? Meine Mutter würde er ganz sicher nicht als Mitglied für seinen Fanclub gewinnen können. Oder doch? Ich erinnerte mich daran, was sie über die Auslebung von Sehnsüchten gesagt hatte...

"Na gut, dann bis heute Abend."

"Bis heute Abend."

"Ich liebe dich."

"Mhmh."

"Liebst du mich auch?"

"Ja."

"Sag es."

Gerade wollte ich mich fragen, weshalb er mich so quälte. Doch dann erinnerte ich mich daran, dass es seinem Charakter entsprach. Und zu dem gehörte, was er war.

"Ich liebe dich", nuschelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart und legte anschließend schnell auf, betrachtete eingehend das Display in der Hoffnung, Mama würde sich bezüglich meines Liebesgeständnisses ausschweigen. Aber selbstverständlich tat sie es nicht.

"War das dein Freund?"

Erstaunt blickte ich sie an.

"Woher-"

"Ach, Jamie", seufzte sie und tätschelte sanft meine auf dem Oberschenkel ruhende Hand. Und da war es wieder, dieses unbeschreiblich Mütterliche in ihren Augen. Diese bedingungslose Liebe, für die ich jeden Preis auf der ganzen Welt gezahlt hätte, um sie zu erhalten. "Das mit Emilie, das war doch nie das Richtige für dich gewesen. Aber seitdem es mir wieder besser geht, bist du ein ganz anderer Mensch und das konnte einfach nur damit zu tun haben, dass du deine Neigungen nicht mehr in dich hineinfrisst."

Also stimmte es doch. Mütter besaßen ein untrügliches Gespür für die Dinge, die ihre Kinder beschäftigten. Die ihre Kinder ausmachten.

Unangenehm war es mir auf eine Art, dass sie es bereits erraten hatte. Aber auf der anderen Seite wurde mir so mein Outing erspart. Offenbar musste ich mich mehr daran gewöhnen, dass ich nun mit einem Mann zusammen war, als sie.

"Ich würde mich auch sehr freuen, wenn du ihn mir mal vorstellen würdest", verkündete sie nun mit einem strahlenden Lächeln. "Ich bin mir sicher, er ist ein ganz bezaubernder junger Mann, wenn du ihn derart in dein Herz geschlossen hast."

Ich schwieg eine Weile. Dachte nach. Doch dann wusste ich, was ich zu erwidern hatte.

"Das ist er", sagte ich fest von meinen Worten überzeugt. "Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er sei ein Engel."

Zunächst fühlte es sich seltsam an, mich von Cari als ein Engel sprechen zu hören. Denn er war alles andere als das.

Aber er hatte mir das Wertvollste erhalten, was es auf der ganzen Welt für mich gab.

Ihm im Gegenzug meine ewige Liebe und Treue zu schwören stellte einen wahrhaft niedrigen Preis für das Leben meiner Mutter und seinen für die Dauer meines Lebens währenden Schutz vor den himmlischen Bestrafungen dar.

Nun begriff ich, dass ich alles richtig gemacht hatte.

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  jackienobu
2015-04-18T20:45:39+00:00 18.04.2015 22:45
Wow, ich fand die Story echt super geschrieben und wundere mich voll, über so wenig Kommis, echt schade.
Irgendwie würde ich schon gerne noch mehr lesen....nach dem Motto: Das war's schon? *lol*
Antwort von:  Anemia
20.04.2015 08:59
Aloha!

Die Story hat auch vergleichweise wenig Leser abbekommen...keine Ahnung, warum. Vielleicht ist das Thema zu speziell? Ich weiß es nicht. Und es macht mir auch nichts aus.
Umso schöner, dass du die Geschichte mochtest!
Was das 'mehr lesen' angeht - äh, also, die Story ist abgeschlossen, der Plot ist abgearbeitet...ich kann lediglich mehr von dem Pairing bieten. *hust* Das hat dann allerdings keine teuflischen Inhalte. Obwohl...Lämmchen sind die beiden Herzchen noch nie gewesen, haha. :D

Danke fürs Lesen!

lg Serpa
Von: abgemeldet
2015-04-14T23:55:22+00:00 15.04.2015 01:55
super macht spaß das zu lesen lg


Antwort von:  Anemia
15.04.2015 08:18
Freut mich sehr zu hören. :)

lg Serpa
Von: abgemeldet
2015-03-17T12:17:12+00:00 17.03.2015 13:17
Ich mag es total!! >< sitze hier und rege mich auf, dass es nicht weiter geht :D find ich super geschrieben und echt spannend!!
Antwort von:  Anemia
21.03.2015 11:47
Das nächste Kapitel ist ja nun endlich da. :) Freut mich, dass du so mitfiebern kannst. :) Danke fürs Lesen und für den Kommentar!

lg Serpa


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