Fate of Atemu von Nightprincess ================================================================================ Kapitel 3: Ich darf Dich nicht lieben ------------------------------------- Mit böse funkelnden Augen ging der Hohepriester wieder zurück in sein Schlafgemach, welches genauso groß war, wie das seines Bruders. Das große Himmelbett stand mit dem Kopfende an der Wand, aber es sah bei weitem nicht so schön aus, wie das des Pharaos, es hingen keine Seidenvorhänge an den Seiten, die Kissen und die Decke waren nur aus grober Baumwolle. Am Fußende des Bettes stand eine große Holzkiste, an der linken Seite standen ein paar Vasen an der Wand und ein großer Holztisch, davor eine Holzbank. An der Wand gegenüber dem Bett befand sich die große Holztür, die in den Gang hinausführte und an den beiden Seiten der Tür standen zwei Eisenständer, die als Fackelhalter dienten. Die Wand an der rechten Seite des Bettes war die Fensterfront und durch diese konnte man hinaus auf die Terrasse gehen. Schrifttafeln hingen keine an den Wänden, nur das in eine Steintafel gemeißelte Bildnis einer Göttin war am Kopfende über dem Bett angebracht. Der Hohepriester legte sich in sein Bett zurück und dachte darüber nach, wie er dem Pharao am besten schaden könnte, mit diesen bösen Gedanken schlief er schließlich ein. Seth war unterdessen noch immer geschockt und konnte sich einfach nicht beruhigen, so sehr Atemu auch auf ihn einredete. Schließlich sagte er zu Seth: „Komm, Seth, begleite mich in den Palast meines Vaters, ich kann dich heute unmöglich hier alleine zurücklassen. Komm!“ Mit diesen Worten zog Atemu seinen Cousin hoch, nahm ihn an die Hand und ging mit ihm in Richtung des Pharaopalastes. Seth wehrte sich nicht, er schaute nur mit leerem Blick auf den Boden und trottete wortlos hinter seinem Cousin her. Als sie endlich im Gemach des zukünftigen Pharaos ankamen, schloss Atemu die Tür hinter sich ab und zündete die beiden Fackeln rechts und links neben der Tür an. Dann sah er kurz aus dem kleinen Fenster, das sich genau neben dem großen Tisch befand und seufzte leise. Seth hatte sich inzwischen auf dem Fußboden neben der Tür nieder gelassen, denn er wollte nicht schon wieder auf dem Stuhl seines Cousins sitzen. Dieser sah das jedoch gar nicht gerne, darum zog er Seth an der Hand hoch und führte ihn zu seinem Bett, um ihn dann sanft aber bestimmt hineinzudrücken. Seth wollte sich zuerst wehren, ließ es aber, als er den bösen Blick seines Cousins sah, darum seufzte er nur und legte sich hin. Atemu wollte seinen Cousin nicht alleine lassen, darum ging er auf die andere Seite des Bettes und legte sich hinter Seth, schlang einen Arm um dessen Körper und zog in dichter an sich heran. Seth wollte laut protestieren, aber Atemu gebot ihm zu schweigen. „Schlaf jetzt, Seth, ich bin bei dir.“, flüsterte Atemu Seth ins Ohr, was bei diesem ein leichtes Zittern auslöste. Nach ein paar Minuten war Seth in den Armen seines Cousins eingeschlafen, Atemu jedoch blieb noch sehr lange wach und dachte nach. ´Was mache ich hier eigentlich? Heute Morgen habe ich mir noch Gedanken darüber gemacht, was ich tun soll, wenn ich gegen Seths Vater oder gegen Seth selbst kämpfen muss und jetzt liegt Seth hier in meinem Bett, in meinen Armen. Was soll das? Habe ich nun endgültig den Verstand verloren? Ich muss doch meinen kleinen Bruder Jono beschützen, ich habe keine Zeit mich um andere Dinge zu kümmern. Aber ich habe noch nie solche Wärme gespürt, noch nie diese Sehnsucht in mir. Ich darf es nicht so weit kommen lassen, dass diese Sehnsucht mir den Verstand raubt, ich darf nicht. Und doch, dieses Gefühl in mir ist stark, ich kann mich kaum dagegen wehren. Ich werde wahnsinnig bei dem Gedanken, dass ich Seth verlieren könnte, ich will ihn nie wieder loslassen.´ Atemu streichelte sanft über Seths Kopf, roch an dessen Haaren und küsste sanft dessen Hals. Seth wachte von Atemus sanfter Berührung auf und drehte sich zu ihm um. Ein wenig erschrocken schaute Atemu in Seths blaue Augen und wurde leicht rot im Gesicht, was beim Schein der beiden Fackeln neben der Tür gut zu sehen war. Seth war nicht weniger erschrocken, fand aber zuerst seine Fassung wieder, ohne darüber nachzudenken, küsste er Atemu sanft auf den Mund. Dieser erwiderte den Kuss ohne zu zögern, als sie sich wieder von einander lösten, seufzten beide leise. Seth nahm nun seinerseits Atemu in den Arm und küsste ihn noch einmal, diesmal mit etwas mehr Leidenschaft. Zuerst war Atemu überrascht, aber dann strich er mit der Zunge an Seths Lippen und bat um Einlass, was dieser auch sofort gewährte. Beide versanken in einem zärtlichen Zungenspiel und kämpften um die Dominanz, wobei der zukünftige Pharao natürlich gewann. ´Ich weiß, es ist falsch, was ich tue, aber es fühlt sich so gut an, warum muss Liebe so wehtun?´, dachte Atemu und seufzte, während er mit Seths Zunge spielte. Als sie sich wiederum voneinander lösten, sagte Seth leise: „Ich liebe Euch, mein Gebieter, ich werde Euch immer lieben, solange ich lebe, selbst wenn ich dafür sterben müsste.´ Atemu wollte etwas erwidern, aber Seth brachte ihn mit einem kurzen Kuss zum Schweigen. „Scht, Ihr braucht jetzt Ruhe, morgen wird ein schwerer Tag, lasst uns morgen über die Folgen nachdenken.“ Atemu nickte nur, kurze Zeit später waren beide eingeschlafen. Atemu erwachte noch vor dem Morgengrauen und als er sich daran erinnerte, was er am Abend zuvor getan hatte, fuhr er erschocken zusammen. Er sah ein wenig nervös zu seinem Cousin, der ihn immer noch umarmte. Seth wachte ein wenig später ebenfalls auf und schaute dann liebevoll in Atemus violette Augen. Er streichelte sanft das schwarz-blond-violette Haar von Atemu und küsste dessen weiche Lippen. Atemu erwiderte den Kuss ein wenig unsicher und als sie sich wieder voneinander lösten, fragte er: „Ist es wirklich richtig, was wir hier tun?“ „Ja, mein Gebieter, oder wollt Ihr wirklich die Liebe verleugnen?“, antworte Seth. „Was kann stärker sein, als die Liebe?“ Atemu löste sich aus der Umarmung seines Cousins und erhob sich, dann ging er zu einer der Schrifttafeln an der Wand und seufzte. Seth sagte nur: „Ich weiß, was auf den Schrifttafeln steht, mein Gebieter, ich kenne die Schriftzeichen aus den Büchern in der Bibliothek, aber trotzdem liebe ich Euch, bei allem was mir heilig ist!“ Dann erhob er sich, ging zu dem zukünftigen Pharao und umarmte ihn von hinten. „Meine Liebe zu Euch ist heiliger als alle alten Gesetze zusammen, denn ich würde für Euch sterben, mein Gebieter.“ Er gab seinem Cousin noch einen Kuss auf den Hals und verließ wenig später das Zimmer. Atemu blieb mit seinen Gedanken allein. ´Er hat Recht, nichts kann stärker sein, als die Liebe! Aber wird die Liebe auch stärker sein, als der Hass seines Vaters?´ Darauf wusste der zukünftige Pharao keine Antwort. Am frühen Nachmittag begab sich Atemu in die Bibliothek des Pharaos, zwei Diener, die gerade den Fußboden fegten, verbeugten sich und verließen sofort den Raum. Atemu ging zu einem der vielen Regale und nahm ein paar Bücher zur Hand und legte sie dann auf den großen Tisch in der Mitte der Bibliothek, dann setzte er sich auf einen der 4 Holzstühle und versuchte zu lernen. Das stellte sich allerdings als ziemlich schwierig heraus, denn immer wieder drehten sich seine Gedanken um seinen Cousin Seth. Seth wie er weinte, Seth wie er lächelte, Seths blaue Augen, Seths braune Haare, Seths weiche Lippen, immer wieder Seth. Atemu seufzte, legte seinen Kopf auf seine Bücher und schlief ein. Nach ungefähr einer halben Stunde betrat sein Cousin die Bibliothek, er wollte Atemu noch einmal sehen, bevor sie sich mit dem Pharao und Jono zum Grab von Jonos Mutter aufmachten. Als er den zukünftigen Pharao schlafen sah, überkam ihn ein eigenartiges Gefühl, es war wie ein Stich ins Herz, so als würde etwas Schlimmes geschehen. Seth konnte mit diesem Gefühl nichts anfangen, aber er hatte furchtbare Angst. Langsam ging er zu Atemu und küsste ihn sanft auf die Wange, dieser wachte sofort auf und blickte ein wenig verschlafen in Seths Augen. „Schön geschlafen, mein Gebieter?“, fragte Seth. „Sag Atemu zu mir, mein Seth, ich bin nicht dein Gebieter.“, sagte Atemu sanft und küsste Seth auf dessen weiche Lippen. „Aber um deine Frage zu beantworten, ja, ich habe gut geschlafen, denn ich habe die ganze Zeit von dir geträumt.“ Jono war unterdessen im Thronsaal bei seinem Vater, der ihn hatte rufen lassen. Sämtliche Diener und Priester hatten den Saal verlassen, so dass Jono mit seinem Vater alleine war. „Warum habt Ihr mich hergebeten, mein Vater?“, fragte Jono. Akunumkanon atmete einmal tief durch und sagte: „Jono, ich möchte, dass du mich heute auf einen kleinen Ausflug begleitest, Atemu und Seto kommen ebenfalls mit.“ „Wohin soll denn der Ausflug gehen, Vater?“ „Das wirst du nachher erfahren, mein Sohn, wir reiten in einer Stunde los, mach dich bitte fertig und sag den Stallburschen Bescheid, ja?“ „Ja, Vater, ich mache mich sofort auf den Weg.“, sagte Jono, verbeugte sich leicht und verließ den Saal. Der Pharao seufzte laut und schloss die Augen. ´Das wird ein schwerer Schock für ihn, aber zum Glück sind Atemu und Seto mit dabei, vielleicht können sie Jono beruhigen.´, dachte er und seufzte wieder, dabei hielt er seine rechte Hand an sein Herz, es schmerzte sehr. ´Ich werde bald sterben, aber ich muss vorher alles ins Reine bringen, ich muss verhindern, dass mein Bruder meinen Thron in Anspruch nimmt, ich muss es verhindern, auch wenn ich dafür mein Leben riskiere.´ Eine Stunde später ritten der Pharao Akunumkanon, sein Sohn Atemu, dessen Cousin Seth und natürlich Jono hinaus in die Wüste, der Pharao ritt natürlich voran, da nur er den Weg kannte. Erst am Abend erreichten sie ihr Ziel, es war eine kleine Oase, die sich in einer tiefen Mulde mitten in der Wüste befand. „Vater, was wollen wir hier?“, fragte Jono, doch er erhielt zuerst keine Antwort. Sie stiegen alle von ihren Pferden und der Pharao ging zur Oase hinunter und auf die kleine Baumgruppe am Ufer des kleinen Sees zu, Atemu und Seth folgten ihm, nur Jono stand ein wenig unschlüssig neben seinem Pferd, bis er dann auch hinter den anderen herging. Als der Pharao und die anderen plötzlich stehen blieben, war Jono etwas überrascht, er konnte nicht sehen, was sich vor ihnen befand, da die Sicht nach vorne versperrt war. Der Pharao ergriff dann das Wort und sagte ohne sich umzusehen: „Jono, mein Sohn, möchtest du wissen, wer deine Mutter war?“ Jono war über diese Frage mehr als erstaunt, er wusste nichts über seine Mutter, es wurde nicht viel über sie gesprochen, er hatte zwar Atemu gefragt, aber dieser war seinen Fragen immer geschickt ausgewichen, darum hatte er nie wieder über sie geredet. „Ja, natürlich, mein Vater, das möchte ich, aber warum habt Ihr uns zu diesem Ort gebracht?“ Der Pharao seufzte laut und sagte dann mit trauriger Stimme: „Weil hier das Grab deiner Mutter ist, mein Sohn.“ Jono fuhr erschrocken zusammen. „Da… das Grab mei… meiner Mutter?“ Der Pharao drehte sich um, nahm Jono an die Hand und führte ihm zu den beiden Gräbern. Auf dem linken Marmorgrabstein stand: „Vom Schicksal gezeichnet, von Ra gesegnet. Schlafe wohl, Miho.“ und auf dem rechten stand: „Von Ra geschickt, um die Schwachen zu trösten. Ruhe sanft, Akadia.“ Als Jono einen fragenden Blick auf den Pharao warf, erzählte dieser die Geschichte, so wie er sie auch schon Atemu erzählt hatte. Jono war ganz ruhig, er hörte sich alles an und zeigte keine Reaktion, aber als der Pharao fertig war und betrübt zu Boden sah, brach Jono zusammen. Seine Beine versagten und knickten einfach unter ihm weg, Atemu und Seth konnten ihn grade noch auffangen, bevor er den Boden berührte. Jono war ganz blass und sah mit leeren Augen in die Ferne. Er stand so sehr unter Schock, dass er seine Umgebung nicht mehr wahrnahm, er hörte nicht die Stimmen, die immer wieder auf ihn einredeten, er hörte nicht das Rauschen des Wassers oder den Wind in den Bäumen, er fühlte und hörte nichts. In seinem Herz zerbrach in diesem Augenblick etwas. Er war nicht der Sohn eines Pharaos, sondern nur eine grausame Laune des Schicksals, ein unreines Kind. Nach einer Weile wurde er wieder normal und richtete sich vorsichtig auf. „Jono, Jono, ist alles in Ordnung?“, fragten Seth und Atemu fast gleichzeitig. „Es geht mir gut.“, sagte Jono leise, er weinte nicht, er sah einfach nur auf die Gräber, dann kniete er sich davor und sprach leise ein Gebet für seine Mutter und für Akadia. Als er fertig war, sagte er: „Ich möchte jetzt eine Weile alleine sein.“ „Ist gut, mein Sohn, aber eins sollst du wissen, ich werde immer dein Vater sein, egal was passiert.“, sagte der der Pharao, Jono antworte nicht. Langsam gingen Akunumkanon, Seth und Atemu zu ihren Pferden auf der Anhöhe, während Jono noch immer vor dem Grab seiner Mutter kniete. Der Hohepriester Akunadin hatte von seinem Palast beobachtet, wie der Pharao Akunumkanon in die Wüste hinaus ritt, war ihm mit einem seiner besten Spürhunde im sicheren Abstand gefolgt und war nun fast bei der Oase angelangt, als der Pharao, Seth und Atemu wieder bei ihren Pferden ankamen. Seth sah seinen Vater als erstes und erschrak zutiefst, er hatte nicht damit gerechnet dass der Hohepriester ihnen bis hierher folgen würde. Auch Atemu war darüber erschrocken, einzig und allein Akunumkanon blieb ruhig und als sein Bruder sein Pferd kurz vor ihnen zum stehen brachte, sagte er nur mit eiskalter Stimme: „Was willst du hier, Bruder?“ „Wie ich sehe, kennt unser unreines Wüstenkind nun die ganze Wahrheit, wie bedauerlich.“, sagte der Hohepriester mit einem sarkastischen Unterton. Dann fügte er noch etwas lauter hinzu: „Nun wird Jono wohl in die Wüste zurückgehen, denn da kam er ja auch her, dort ist sein zu Hause, nicht wahr?“ Er wusste, dass Jono ihn dort unten bei den Gräbern hören konnte und es verfehlte seine Wirkung nicht, denn Jono rannte in diesem Moment die andere Seite der Mulde hinauf, mitten hinein in die Wüste. Doch bevor irgendjemand reagieren konnte, sprang Akunadin von seinem Pferd und stieß ein Messer in die Brust des Pharaos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)