Fate of Atemu von Nightprincess ================================================================================ Kapitel 1: Ich habe Angst um Dich --------------------------------- 12 Jahre später: „Jono? Jono? Wo steckst du denn schon wieder?“ Atemu war wie immer auf der Suche nach seinem Bruder, der wie jeden Morgen nicht in seinem Zimmer war. Auf dem Gang lief er seinem Cousin Seth über den Weg. „Hast du Jono irgendwo gesehen?“, fragte Atemu. „Ja mein Gebieter, Ihr Bruder befindet sich im Garten und füttert wie immer die Hunde.“, antwortete Seth und verbeugte sich leicht vor dem zukünftigen Pharao. „Lass das bitte, Seth, du bist nur ein halbes Jahr jünger als ich, also verbeug dich nicht immer vor mir!“, sagte Atemu ein wenig empört. „Aber, mein Gebieter, Ihr seid doch der zukünftige Pharao und ich nur der Sohn des Hohepriesters!“, sagte Seth und verbeugte sich wieder. „Aber das ist mir unangenehm, ich bin noch kein Pharao und selbst wenn, brauchst du dich trotzdem nicht vor mir verbeugen, ich dulde das nicht.“, sagte Atemu und legte seine Hände auf Seths Schultern „Du bist mein Cousin und mein Freund, nicht mein Diener, du darfst mir ruhig in die Augen sehen, wenn ich mit dir spreche.“ Atemu hob mit der rechten Hand Seths Kinn hoch, so dass er ihm direkt in die blauen Augen sehen konnte, aber was er dort sah, gefiel im nicht. Seths Augen spiegelten leichte Angst und Unsicherheit wider. „Warum fürchtest du dich? Habe ich dir etwas angetan?“, fragte Atemu. „Nein, mein Gebieter, es ist nichts, ich möchte jetzt nicht darüber sprechen.“, antwortete Seth und blickte leicht betrübt zu Boden. „Mir geht es wirklich gut, mein Gebieter.“ „Sag mir doch was dich bedrückt, Seth, ich höre dir gerne zu, vielleicht kann ich dir helfen.“ Atemu war nun ernsthaft besorgt, so niedergeschlagen hatte er seinen Cousin noch nie gesehen. Seine Augen sahen so trübe aus, das Leuchten war aus ihnen verschwunden und das machte dem zukünftigen Pharao große Angst. Atemu wollte um jeden Preis den Grund von Seths Traurigkeit wissen. Ohne lange darüber nachzudenken, nahm Atemu die Hand seines Cousins und zog ihn durch die Gänge bis in sein Zimmer. Seth war zu durcheinander, als dass er sich dagegen wehren konnte und ehe er richtig begriff, wurde er schon sanft von Atemu auf einen Marmorstuhl gedrückt. „So, Seth,“, sagte Atemu, nachdem er sich vor Seth auf den Boden gekniet hatte. „Nun erzähle mir, was dich so bedrückt. Du siehst heute so traurig aus!“ Seth seufzte leicht und schaute sich im Zimmer um, dann erschrak er, denn er befand sich im Zimmer des zukünftigen Pharaos. Das große Himmelbett in der Mitte das Raumes war beeindruckend, goldgelbe leicht durchsichtige Seidenvorhänge hingen an den Seiten hinab, nur auf der linken Seite war dar Vorhang beiseite gezogen, so dass man einen Blick auf die goldgelbe Bettdecke und die goldgelben Kissen am Kopfende werfen konnte. An der Wand hinter dem Bett stand eine große mit Schriftzeichen gemusterte Eisentruhe, an der rechten Wand neben dem Bett standen einige Tonkrüge und Vasen, in den beiden Ecken standen zwei Statuen. Außerdem hingen an allen Wänden Steintafeln auf denen ägyptische Schriftzeichen eingraviert waren. Die Wand vor dem Bett war leer, nur die große schwere Eisentür befand sich dort und an der linken Wand stand ein großer Tisch aus Marmor, davor der Stuhl auf dem nun der Sohn des Hohepriesters saß. Seth war überrascht und geschockt zugleich, er hatte dieses Zimmer noch nie von innen gesehen, geschweige denn betreten und nun saß er auf dem Stuhl, auf dem sonst nur der zukünftige Pharao zu sitzen pflegte. ´Das ist ein Traum´, dachte Seth, ´es muss ein Traum sein, ich wache bestimmt gleich auf, ich schließe einfach meine Augen und dann ist alles weg.´ Doch es war kein Traum, als Seth seine Augen wieder öffnete, war alles noch da und sein Cousin schaute ihn erwartungsvoll an. „Was ist nun, Seth, willst du es mir nicht erzählen?“ In diesem Moment liefen stumme Tränen an Seths Wangen hinab, die er nicht aufhalten konnte. Atemu war fassungslos, mit dieser Reaktion hatte er nun gar nicht gerechnet, er hatte seinen Cousin noch nie weinen sehen, nicht mal als sie noch Kinder waren. „Ein Junge weint nicht!“, hatte der große Pharao immer gesagt, also hatten sie nicht geweint, zumindest nicht so, dass es jemand sah und jetzt weinte Seth scheinbar all seinen Schmerz heraus und Atemu wusste nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Er tat das Einzige was ihm einfiel, er zog Seth zu sich auf dem Boden, legte dessen Kopf auf seine rechte Schulter und schlang seine Arme um den bebenden Körper. Seth ließ ihn gewähren und weinte in das Gewand des zukünftigen Pharaos. Nach einer Weile schlief er vor Erschöpfung in den Armen von Atemu ein. Atemu seufzte, er wusste, dass er so schnell keine Antwort auf seine Fragen bekommen würde, aber er machte sich darüber nun keine Gedanken. Er rutschte mit Seth im Arm nach hinten an die Wand neben dem Tisch und dann weiter bis in die Ecke. Als er dort war, winkelte er seine Beine ein wenig an, zog Seth etwas dichter zu sich und legte dessen Kopf in seine Armbeuge, dann nahm er mit der noch freien Hand seinen Umhang ab und legte ihn vorsichtig über den zitternden Körper in seinen Armen. Unterdessen war Jono damit beschäftigt die Hunde des Pharaos zu füttern, dabei tollte er vielmehr mit ihnen herum, als dass er ihnen etwas zu Fressen gab. Die Hunde fanden das Ganze nicht lustig und versuchten immer verzweifelt an die leckeren Fleischstücke zu kommen, die Jono über ihre Köpfe hielt. Der Pharao Akunumkanon stand währenddessen oben auf seiner Terrasse und beobachtete seinen Adoptivsohn mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Es erfüllte ihn mit Stolz, dass aus Jono ein so schöner junger Bursche geworden war. Als er aber daran dachte, wie er den kleinen Jungen einst in der Wüste fand, wurde er traurig, sehr traurig. Der Pharao hatte zwar damals allen seinen Untergebenen im Palast verboten, jemals über diese Sache zu reden, aber trotzdem wusste er ganz genau, dass Jono niemals als wahrer Pharao geduldet werden würde. Sicher, der Thron stand seinem wahren Sohn Atemu zu, daran gab es nichts zu rütteln, doch was würde geschehen, wenn Atemu einmal zu alt für den Thron wäre und vielleicht keine weiteren Nachkommen hätte, würde Jono so einfach Pharao werden können? Oder etwa seine Nachkommen? Akunumkanon wusste es nicht und wahrscheinlich würde er es auch nie erfahren, er war alt geworden, sehr alt und schwach. Er seufzte leise und ging mit müden Schritten zurück in sein großes Zimmer, dass fast doppelt so groß war, wie das von seinem Sohn. Auch hier stand ein großes Himmelbett in der Mitte, an den Wänden hingen dieselben Steintafeln, die auch im Zimmer seines Sohnes hingen, es waren die uralten Gesetzte der Pharaonen. Die große Eisentür befand sich genau gegenüber des großen Fensters das zur Terrasse führte, an den beiden Seitenwänden standen Vasen und Tonkrüge, sonst befand sich nichts in diesem Zimmer, denn das war nur das Schlafgemach des Pharaos. Langsam verließ Akunumkanon sein Schlafgemach, um sich in den großen Thronsaal zu begeben. Sein jüngerer Bruder, der Hohepriester Akunadin stellte sich jedoch in seinen Weg. „Lass mich vorbei, Bruder“, sagte der Pharao, doch der Hohepriester antwortete nur: „Du willst ein großer Pharao sein? Sieh dich doch an, du bist alt, kannst dich kaum noch auf den Beinen halten.“ „Du weißt, dass ich der Ältere bin, mir steht der Thron zu.“, sagte der Pharao mit eiskalter Stimme. „Nicht mehr lange, mein Bruder, nicht mehr lange.“, antwortete der Hohepriester genauso eiskalt und ging an dem Pharao vorbei, ohne sich noch einmal umzusehen. Akunumkanon seufzte kaum hörbar und setzte dann seinen Weg zum Thronsaal fort. ´Wenn ich sterbe, wird es Krieg geben.´, dachte der Pharao. ´Mein Bruder wird alles daran setzen, dass sein Sohn Seth der neue Pharao wird. Was wird Atemu tun, wenn er plötzlich gegen seinen Cousin kämpfen muss? Und was wird aus Jono?´ Mit diesen Gedanken betrat er endlich den Saal und sämtliche Diener, die vorher noch geschäftig umher liefen, verbeugten sich vor ihm. Der Pharao seufzte wieder, setzte sich auf seinen Thron und schloss die Augen. Im Garten war es nun etwas ruhiger geworden, Jono ärgerte die Hunde nicht mehr, sondern hielt ein kleines zusammengerolltes Etwas in seinen Armen. Es war ein kleines Hundebaby, grade mal ein paar Stunden alt, die Augen waren schon geöffnet. Jono strahlte über das ganze Gesicht und sagte laut: „Komm mit, mein Kleiner, ich werde dich zu meinem Bruder bringen, er soll einen Namen für dich aussuchen.“ Und schon war auf dem Weg durch die Gänge des Palastes. Atemu hielt währenddessen noch immer den schlafenden Seth in seinen Armen, als Jono ins Zimmer stürmte. „Sieh mal, Bruder was ich gefun…“ Der Anblick, der sich ihm bot, brachte Jono augenblicklich zum Schweigen. „Aber, Atemu, wa… wa… was macht Seth denn hier, ist etwas passiert?“, fragte Jono mit sorgenvoller Stimme. „Seth war nur etwas erschöpft und ist eingeschlafen.“, sagte Atemu leise. „Weck ihn bitte nicht auf!“ „Okay.“, flüsterte Jono nur. „Aber nun zeig mir doch mal, was du auf dem Arm hast, kleiner Bruder.“, sagte Atemu. Jono kam etwas näher und beugte sich zu seinem Bruder hinab, damit er den kleinen Hund sehen konnte. „Es ist ein Junge, ich habe ihn heute Morgen im Stall gefunden, seine Mutter ist Kira, du weißt doch, die kleine braune Hündin, die mit dem wilden Wüstenhund zusammen war.“, sagte Jono. „Er hat noch keinen Namen, ich wollte, dass du einen aussuchst.“ Atemu überlegte eine Weile. „Hm, er hat so wunderbare braune Augen, die sind fast so schön wie deine, darum werde ich ihn Jono nennen.“ „Wirklich?!“, sagte Jono laut und freute sich. „Scht, nicht so laut, du weckst sonst Seth auf.“ „Oh, sorry.“, murmelte Jono geknickt, „Ich werde klein Jono jetzt wieder zu seiner Mutter bringen, Kira macht sich sonst noch Sorgen.“ „Ja, tu das großer Jono.“, sagte Atemu und lächelte seinen kleinen Bruder an, dieser lächelte zurück, nickte kurz und verließ ganz leise das Zimmer. Doch anscheinend war er dabei nicht leise genug, denn Seth fing an sich zu bewegen. Ganz plötzlich schlug er die Augen auf und fing an zu zittern. „Seth, was ist los, was hast du?“, fragte Atemu besorgt. „Ich, ähm, wo bin ich?“, fragte Seth ein wenig verstört und zitterte. „Scht, mein Seth, es war nur ein Traum, es wird alles gut!“, sagte Atemu mit ruhiger Stimme und strich ein paar Haarsträhnen aus Seths Gesicht. „Ein Traum?“, fragte Seth. „Nein, es war mehr als ein Traum, es war eine Erinnerung.“ „An was hast du dich denn erinnert, dass du deswegen Tränen weinen musstest?“, fragte der zukünftige Pharao. „Es war ein Gespräch, ein Gespräch zwischen dem großen Pharao und meinem Vater.“ „Ein Gespräch? Worum ging es?“ Atemu wurde hellhörig. „Es ging um Euren Bruder Jono. Mein Vater zwingt den Pharao dazu, Jono die Wahrheit zu erzählen, er hat auch damit gedroht ihm und Euch den Thron streitig zumachen. Mein Vater hat sich verändert, er ist wütend und voller Hass auf den Pharao. Ich weiß nicht warum, ich weiß nur, dass ich furchtbare Angst habe. Mein Vater wäre in der Lage dem Pharao etwas anzutun oder Euch, mein Gebieter, auch Jono ist vor meinem Vater nicht sicher, ich habe furchtbare Angst, mein Gebieter.“, sagte Seth mit Tränen in den Augen. Atemu wusste nicht wie er reagieren oder was er sagen sollte, mit so einer Nachricht hätte er in seinem ganzen Leben nicht gerechnet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)