Allein zu zweit… von Nightprincess (…oder doch zu dritt?) ================================================================================ Kapitel 14: Vorbereitungen -------------------------- ~~~~~ 14. Vorbereitungen ~~~~~ Es ist der 24. Dezember, 10 Uhr morgens und ich sitze neben Joannes Bett im extra für sie eingerichteten Gästezimmer. Die Fahrt vom Krankenhaus zum Weihnachtsmarkt, das Aussuchen des Tannenbaumes und das Schmücken des Baumes haben sie ziemlich erschöpft, so dass ich sie hierher tragen musste, damit sie sich ausruhen kann. Ich hab die Überwachungsmonitore angeschlossen, damit wir ihre Vitalwerte besser im Auge behalten können. Setos Hausarzt ist im Zimmer nebenan und kann notfalls sofort reagieren, wenn irgendetwas nicht in Ordnung sein sollte. Nachdenklich betrachte ich das blasse Gesicht meiner Tochter, während ich dem gleichmäßigen Piepen der Geräte lausche. Sie ist zuhause, ohne es zu wissen. Sie ist im Haus ihres leiblichen Vaters, ohne auch nur die geringste Ahnung davon zu haben. Seto hatte sichtlich Spaß daran, Joanne die Vorzüge und Nachteile der einzelnen Tannenbäume aufzuzählen, die auf dem Weihnachtsmarkt zum Verkauf bereitstanden. Und Joanne war eine aufmerksame Zuhörerin und fing sogar an mit Seto zu diskutieren, wie groß oder breit denn der Tannenbaum sein muss, um ein guter Tannenbaum zu sein. Am Ende bekam Joanne ihren Wunsch erfüllt, den größten und breitesten Tannenbaum mitzunehmen, der zur Verfügung stand. Eine 3,5 Meter hohe Koreatanne mit dem wunderschönen Beinamen „Silberlocke“. Ein Klopfen lässt mich zusammenzucken und ich schaue auf die nur angelehnte Tür, die gerade aufgeschoben wird. Ich erwarte Seto zu sehen, es ist allerdings Mokuba, der seinen Kopf durch den Türspalt schiebt. Sein mittlerweile kurzhaariger Wuschelkopf bringt mich zum Grinsen, doch bevor ich meinen Kommentar dazu abgeben kann, kommt er mir zuvor. „Ich weiß, ich weiß. Ich sehe aus wie ein Pudel, haha. Mit Joanne alles okay?“ Ich werfe wieder einen Blick auf meine schlafende Tochter, streiche ihr ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und erhebe mich dann aus meiner knienden Position. „Sie schläft jetzt ruhig. Lass uns mit den Vorbereitungen weiter machen, damit alles fertig ist, bevor die Gäste kommen. Wir wecken Joanne später, damit sie noch die Geschenke für ihre Freunde einpacken kann.“ Ich verlasse hinter Mokuba das Gästezimmer, lasse die Tür aber einen Spalt breit offen, damit meine Tochter weiß, dass sie nicht eingesperrt ist, wenn sie aufwacht. Mit gemischten Gefühlen folge ich Mokuba durch den Gang und durch die große Saaltür. Ich bewundere den geschmückten Saal, in dem nachher die Weihnachtsfeier stattfinden soll, wir haben wirklich gute Arbeit geleistet. Der große Weihnachtsbaum steht in der Mitte des Saals, an den Wänden stehen Büffettische, von denen einige schon gut gefüllt sind, rechts vom Saal an der großen Fensterfront stehen Tische mit leerem Geschirr, Teller, Gläser, Besteck. Überall im Saal verteilt stehen runde Stehtische und was ich besonders witzig finde, sogar Stehtische für Kinder. Seto steht neben der Koreatanne auf einer Stehleiter und bringt gerade die Tannenbaumspitze an, einen hellblau leuchtenden Stern. „Und ich hätte schwören können, dass Du einen weißen Drachen als Tannenbaumspitze benutzt.“ Neben mir höre ich Mokuba kichern. „Das wollte er, ich fand es aber etwas übertrieben.“ Seto wirft seinem Bruder einen vernichtenden Blick zu. „Den Kindern hätte es gefallen!“ Ich nicke bestätigend. „Joanne hätte sich auf jeden Fall gefreut, sie liebt Drachen.“ Seto zeigt mit dem Finger auf mich und grinst Mokuba triumphierend an. „Siehst Du! Joanne liebt Drachen!“ Mokuba seufzt. „Na schön, Du hast gewonnen! Ich hole Deinen Drachen. Weil Joanne Drachen liebt. Also wirklich.“ Mit einem letzten Seufzen und einem Kopfschütteln verlässt er den Saal, ich schau ihm nach. „Weiß er...?“ Ich schlucke nervös, unfähig, den Satz zu beenden. „Dass Joanne seine Nichte ist? Ja, er weiß es. Ich habe ihn am selben Tag angerufen und es ihm erklärt. Mir klingeln noch heute die Ohren wegen seiner Standpauke. Er hat sich ebenfalls für heute Zeit freigeschaufelt und ist schon gestern aus Amerika angereist, sonst wäre er erst heute Abend gekommen, um mit mir zu feiern.“ Ich nicke seufzend. „Verstehe. Ich hoffe, er war nicht sauer auf mich, weil ich ihm nicht selbst von der Existenz seiner Nichte berichtet habe.“ Seto schüttelt den Kopf. „Er macht weder Dir noch Mai irgendwelche Vorwürfe. Er hatte im Übrigen genau dieselbe Erklärung wie Du für das Verhalten von Mai. Dass sie mir keine Unannehmlichkeiten bereiten wollte. Ich hatte damals ja schon genug mit meiner Scheidung zu tun. Ein uneheliches Kind wäre zu diesem Zeitpunkt keine gute Publicity für die Kaiba Corporation und für mich persönlich gewesen.“ „In der Tat.“ Aber ob es heute besser ist? Wäre es nicht viel schlimmer für ihn, wenn die Geschichte jetzt nach all den Jahren ans Licht kommt? Wird es überhaupt je den richtigen Zeitpunkt geben, Joanne als seine leibliche Tochter in der Öffentlichkeit vorzustellen? Theoretisch ist Joanne ein Miterbe der Kaiba Corporation, sollte ihrem Vater etwas zustoßen und sogar Haupterbe, sollte Mokuba ebenfalls versterben, da er selbst noch keine Kinder hat. Praktisch sieht die Sache leider etwas anders aus, da Joanne selbst nichts davon weiß und ihr Erbe nicht einmal einfordern könnte, im Fall der Fälle. „Wärst Du schon bereit, Joanne die Wahrheit zu sagen?“ Seto schaut stumm auf mich hinab und schüttelt nach langem Zögern dann den Kopf. „Lass mich warten, bis Joanne das Krankenhaus wieder verlassen kann. Ich will sie nicht unnötig belasten, solange es ihr so schlecht geht.“ Ich nicke verständnisvoll. „Ja. Lass uns damit warten, bis Joanne halbwegs wieder in Ordnung ist.“ Ich hoffe, dass es nicht zu lange dauert. Ich will, dass Joanne schnell wieder gesund wird, das ist alles was ich mir wünsche. ~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)