Allein zu zweit… von Nightprincess (…oder doch zu dritt?) ================================================================================ Kapitel 13: Überredungskünste ----------------------------- ~~~~~ 13. Überredungskünste ~~~~~ Um 9 Uhr morgens stehe ich in Seto Kaibas Büro der Kaiba Corporation. Seto sitzt an seinem Schreibtisch und starrt mich an, als wäre ich ein grünes Alien vom Mars und hätte ihm gerade eröffnet, ich wolle die KC an mich reißen und auf den Mars transportieren. Nun ja, ich bin kein grünes Alien vom Mars, aber meine Forderung, die ich von ihm mehr oder weniger freundlich erbeten habe, ist genauso ungeheuerlich, wie eine feindliche Übernahme der KC. Dabei handelt es sich nur um eine einfache Weihnachtsfeier. In der Kaiba Villa. Für Joanne. Und all ihren Schulkameraden. Plus deren Familien. Okay, wenn man es genau betrachtet, ist meine Forderung schlimmer als eine feindliche Übernahme der KC. Seto wird nie darauf eingehen. Niemals! „Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich sowas auch nur in Erwägung ziehen würde, oder?“ Ich zucke mit den Schultern. „Es ist für Joanne.“ Er zieht eine Augenbraue hoch. „Und?“ Ich seufze und scharre unruhig mit den Füßen auf der teuren Auslegware. „Deiner Tochter.“ Seine Augen verengen sich ein Stück und seine Stirn legt sich in Falten. Erwidern tut er allerdings nichts. „Die außerdem im Krankenhaus liegt.“ Er starrt mich weiterhin aus zusammengekniffenen Augen an, sagt aber noch immer nichts. Ich starre abwartend zurück und verschränke meine Arme. Letztendlich liegt die Entscheidung bei ihm. Entweder er gibt sein Okay oder eben nicht. „Nur eine Weihnachtsfeier?“ Er sieht nicht glücklich aus. Ich nicke nervös. „Eine Weihnachtsfeier, deren Dauer Du selbst bestimmen kannst. Außerdem möchte ich, dass Joanne bei den Vorbereitungen helfen darf, sofern ihr das möglich ist, sprich Tannenbaum schmücken, Geschenke für ihre Schulkameraden einpacken, Plätzchen backen und so weiter.“ „Wie lange darf sie das Krankenhaus verlassen?“ „24 Stunden, wenn sie gesundheitlich fit ist und auch bleibt.“ Nachdenklich sieht er mich an. „Wäre sie fit genug für einen Besuch auf dem Domino City Weihnachtsmarkt? Sie könnte dort unter anderem auch den Tannenbaum aussuchen.“ Ich lächle ein wenig. „Wenn wir sie warm genug einpacken und nicht zu lange bleiben, sollte es gehen, denke ich zumindest.“ Er reibt sich kurz die Nasenwurzel und nickt dann zustimmend. „Okay. Ich werde Mokuba und Roland bitten, die Villa für die Weihnachtsfeier herzurichten. Kümmere Du Dich bitte um die Gästeliste und reiche sie an Roland weiter. Ich selbst werde keine Zeit haben für irgendwelche Vorbereitungen, wenn ich mir den 24. Dezember komplett freihalten muss. Sprech den offiziellen Beginn der Feier mit Roland ab und teile mir rechtzeitig mit, wann genau Du Joanne aus dem Krankenhaus holen willst, damit wir den Besuch auf dem Weihnachtsmarkt, das Plätzchenbacken, Tannenbaumschmücken und Geschenkeeinpacken genau planen können, bevor die eigentliche Weihnachtsfeier beginnt. Ich werde meinen persönlichen Hausarzt in die Villa bestellen, der sich um Joannes medizinische Versorgung kümmern soll, bis sie wieder ins Krankenhaus zurückkehrt. Ich hoffe, dass es in Deinem Sinne ist, wenn ich ihre Krankenakte an meinen Hausarzt weiterreiche. Ich kann Dir versichern, dass er sorgsam damit umgehen wird und äußerst diskret und vertrauenswürdig ist.“ Ich nicke dazu nur. „Das bezweifle ich nicht. In Deiner Position ist ein vertrauenswürdiger und diskreter Arzt sicher äußerst wichtig.“ „In der Tat. Zumal sich mein Hausarzt auch um Mokuba kümmert. Nicht auszudenken, was ihm passieren könnte, wäre der Arzt ein Stümper oder jemand, der sich von meinen Feinden bestechen ließe.“ „Verständlich. Nun gut. Ich werde Dich dann nicht weiter von Deiner Arbeit abhalten. Ich danke Dir, dass Du meinem Wunsch, Joanne ein halbwegs schönes Weihnachten zu ermöglichen, nachkommst und mir dabei hilfst.“ Er runzelt mürrisch die Stirn. „Ich mach das nicht für Dich, Wheeler...“ „Joseph.“ „...Joseph. Ich mach das für...“ „Ich weiß schon. Du machst das nur für Joanne. Ist okay. Das genügt mir vollkommen. Wirklich. Mir ist vollkommen klar, dass Du mich noch immer nicht ausstehen kannst, auch wenn wir mittlerweile alt genug sind, um uns nicht gegenseitig mit Beleidigungen niederzumachen. Aber vielleicht können wir uns auf einen Waffenstillstand einigen? Joanne zuliebe?“ Seto mustert mich skeptisch, runzelt etwas die Stirn und schüttelt dann seufzend den Kopf. „Du bist ein Idiot, Joseph.“ „Wieso bin ich ein Idiot?“ Er schüttelt erneut den Kopf. „Schon gut. Vergiss was ich gesagt habe. Ich habe mit Sicherheit wichtigere Dinge zu tun, als Dir Beleidigungen entgegenzuschleudern, ein Waffenstillstand ist also ganz in meinem Sinne. Aber erwarte nicht, dass wir jetzt Freunde sind, verstanden?“ Ich nicke ein wenig enttäuscht. „Wie Du meinst. Waffenstillstand, aber keine Freundschaft. Abgemacht.“ „Gut. Und jetzt raus aus meinem Büro, ich habe zu tun.“ Er wendet den Blick von mir ab und sieht das Gespräch zwischen uns anscheinend als beendet an. Ich seufze leise, dreh mich um und marschiere zur Bürotür. Bevor ich sie jedoch öffnen kann, hält mich seine Stimme noch einmal zurück. „Glaubst Du, dass Mai damit einverstanden wäre, wenn ich mich um Joanne kümmere? Immerhin hat sie mir all die Jahre verschwiegen, dass sie mein Kind auf die Welt gebracht hat.“ Ich muss lange über diese Frage nachdenken, bevor ich ihm antworten kann. „Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht. Ich kenne ihre Gründe nicht, warum sie mich gebeten hat, Dir nichts von Joanne zu sagen oder sie zu fragen, wer überhaupt der Vater ist. Wir haben nie über dieses Thema geredet, haben versucht es totzuschweigen, auch wenn ich wusste, oder zumindest ahnte, dass Du etwas mit dieser Sache zu tun hattest. Vielleicht wollte Mai Dir einfach nur keine Schwierigkeiten machen oder sie hatte mir gegenüber zu große Gewissensbisse. Ich denke allerdings, dass es sie freuen würde, wenn wir uns beide um Joanne kümmern. Zwei Väter können eine Mutter zwar nicht ersetzen, aber sie können es zumindest versuchen, meinst Du nicht?“ Ich werfe ihm über die Schulter noch ein kleines Lächeln zu und verlasse sein Büro. Ich höre seine Antwort bevor ich die Bürotür hinter mir schließe. „Ja, vielleicht hast Du Recht, Joseph.“ ~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)