A Nightmare von Rajani ================================================================================ Kapitel 1: A Nightmare ---------------------- Glücklich und erfüllt sank Ryuzaki in die Kissen. Light legte sich daneben und sah ihn, auf einen Ellbogen gestützt, liebevoll an. Seine Hand strich sanft über Ryuzakis Brust. Während er dies tat betrachtete Ryuzaki den Jüngeren einen Moment. In dem Augenblick kam alles, was er während der letzten Stunden verdrängt hatte, wie ein Kanonenschlag zurück... Heute war Halloween. Dieses völlig verkorkste Fest der Amerikaner, was die Kinder so liebten. Ryuzaki hasste es, wenn es gefühlte tausend Mal an der Tür klingelte und schlecht verkleidete Kinder „Süßes oder Saures!“ quäkten. Letztes Jahr hatte er Watari den fordernden Blicken dieser Quälgeister ausgesetzt. Dieses Jahr war er geflüchtet. Dieser hübsche Oberschüler bot ihm die perfekte Gelegenheit dazu. Seit er an dem Fall Kira arbeitete war sein Leben nicht mehr wie vorher, obwohl es ohnehin für andere ein sehr komisches Leben zu sein schien, dass er führte. Aber für ihn hatte sich einiges verändert. Er war es gewohnt, seine Fälle relativ schnell zum Abschluss zu bringen. Doch Kira stellte sein ganzes Können auf die Probe. Dazu noch Halloween, wo er beinahe mit einem Anstieg der Morde gerechnet hätte, wenn es denn nicht so absurd klingen würde. Als Light sich bei ihm gemeldet hatte, hatte Ryuzaki so etwas wie Erleichterung empfunden. Erleichterung, dass er dieses Jahr nicht die miserablen Kostüme und das Betteln nach Süßigkeiten ertragen musste - Süßigkeiten die er lieber selbst aß. Aber auch, weil Light ihm gleich am ersten Tag aufgefallen war, als sein Vater ihn zu einer der Sitzungen mitgebracht hatte. Light hatte recht teilnahmslos gewirkt, geradezu abwesend. Wie er selbst manchmal. Aber er hatte sich weitere Gedanken über den Oberschüler verboten. Er musste sich auf Kira konzentrieren. Wieder einmal hatte er seine Gefühle unterdrückt. Doch heute, an Halloween - seinem Geburtstag -, wollte er sie nicht unterdrücken. Nur einmal hatte er an nichts anderes als an sich und seine Gefühle denken wollen. Schließlich war heute sein Geburtstag, da sollte man doch an sich denken. Jedenfalls sagte das Watari immer. Und nun lag er hier. Erschöpft und überwältigt von Lights und seinen Gefühlen, von diesem Abenteuer. Light war völlig allein zu Hause und das war ihr Glück. Denn an einem Haus wo kein Licht brannte, würde auch kein verkleidetes kleines Monster klingeln und frech um Süßigkeiten betteln. Ryuzaki gähnte müde und Light lächelte ihn an. Ryuzaki erinnerte sich nicht mehr, wann er zuletzt einmal eine Nacht lang vollständig durchgeschlafen hatte. Aber heute Abend fühlte er sich unglaublich müde. Seine Augen wollten nicht mehr offen bleiben, also schloss er sie. Er genoss die Wärme die ihn umfing, als Light sie beide mit einer Decke zudeckte und er langsam in den Schlaf glitt... ...Er fühlte sich elend. Nichts hatte geklappt. Seinen Geburtstag hätte er beinahe allein verbracht, hätte sich nicht Light bei ihm gemeldet und ihn auf ein Stück Kuchen eingeladen. Der Kuchen und der süße Tee waren blitzschnell verschwunden gewesen und kaum dass Light die Teller abgeräumt hatte und zurückgekehrt war, sahen sie sich auch schon so dicht gegenüber dass sie den Atem des anderen hatten spüren können. Light gab ihm einen Kuss, der rasch fordernder wurde. Er genoss es schon, aber er konnte nicht abschalten. Seine Gedanken fingen sofort wieder an, um Kira zu kreisen. Und ob Light Kira war oder nicht. So viele Indizien deuteten darauf hin, aber genauso viele auch nicht. Dieses Hin und Her in seinem Kopf machte sich deutlich bemerkbar. Light wurde ungeduldig, denn er spürte Ryuzakis Hadern. „Entspann dich.“, sagte Light. „Wenn ich es könnte...“ Light stieß ein Seufzen aus. „Versuch es...“ Ryuzaki gab ebenfalls ein Seufzen von sich und zwang sich dazu, sich auf Light zu konzentrieren. Aber das machte alles nur noch schlimmer. Er spürte Lights Verlangen deutlich. Er fand es auch nicht schlimm, dass eine derartige Spannung zwischen ihnen lag. Er fand das eigentlich sogar sehr interessant und geradezu spannend. Aber heute wollte sein Kopf sich nicht auf Light einlassen. Er konnte sich einfach nicht fallen lassen. Wenngleich in seiner Hose das mit dem Fallen lassen anscheinend gar kein Problem war, wie er verärgert feststellte. Er fühlte nichts und wenn, dann nur für Sekunden. Und er wollte Light nichts vormachen. Der jedoch versuchte es unbeirrt weiter, zog Ryuzaki und sich aus und betrachtete den schönen blassen Körper des Älteren. Er versuchte noch eine ganze Weile Ryuzaki für sich zu gewinnen, ihn zu erregen, doch es funktionierte einfach nicht. Bei Ryuzaki regte sich nichts. Hatte er sich so sehr getäuscht? War es nicht Ryuzaki, der ihn gleich am ersten Tag ihrer Begegnung mit den Augen geradezu verschlungen hatte?! Wie hatte er diesen Blick genossen. Wie sehr musste er sich zurückhalten, um ihn nicht auch sofort mit Blicken zu verschlingen. Diese blasse Haut und das dunkle Haar, diese Vernarrtheit in Süßigkeiten und das Verspielte, wenn er Zuckerwürfel stapelte und sie dann einzeln in den Kaffee gleiten ließ. Alles an diesem Mann war begehrenswert und ja, Light begehrte ihn vom ersten Tag an! Heute wollte er ihm endlich zeigen, wie sehr und dann lief alles den Bach runter... Ryuzaki ärgerte und schämte sich gleichzeitig dafür, dass sein Körper heute einfach nicht auf den wirklich erotisch wirkenden Oberschüler reagieren wollte. Vor einigen Wochen, kaum, dass Ryuzaki Light nur wenige Tage kannte, hatte schon ein Gedanke an ihn genügt um ihn wohlige Schauer zu schenken. Was war heute nur los? Er sah zu Light, der sichtlich verärgert war. Missmutig fuhren Lights Hände über Ryuzakis Oberkörper, seinen Bauch und stoppten dann. Dort packte er etwas fester zu und sah Ryuzaki an. „Du begehrst mich doch auch, oder?“, fragte er. „...Ja.“, sagte Ryuzaki betreten. Lights Griff festigte sich schmerzhaft. „Der hier sieht das wohl anders!“, knurrte er. „Light...“ „Was!?“, fauchte der Oberschüler und die andere Hand landete hart im Kissen neben Ryuzakis Kopf und er sah ihn wütend an. „...Warum bist du jetzt so wütend? Ich weiß nicht, was heute los ist...“ „Weißt du, ich hab mich eigentlich heute darauf gefreut! Weißt du eigentlich, dass ich dich seit dem ersten Tag unserer Begegnung begehre? Und jetzt machst du das alles zunichte!“ Ryuzaki wusste nicht was er dazu sagen sollte, außer- „Du tust mir weh...“ „Oh, vielleicht bringt dich das ja auf Touren! Wer weiß, lass es uns doch ausprobieren.“ Ryuzaki runzelte die Stirn. Kein einziges von Lights Worten hatte auch nur annähernd zärtlich geklungen, oder zumindest erotisch. Es klang einfach nur kalt und hart. Was passierte hier? Warum hatte sich Light von jetzt auf gleich so verändert? „Du willst was?“, fragte er nur. „Du hast mich schon verstanden!“, knurrte Light, ließ ihn los und ehe sich Ryuzaki bewegen konnte, kramte er etwas aus einer der Schubladen. Ryuzaki konnte nicht erkennen, was es war, doch im nächsten Moment zog Light seine Arme hoch und er spürte kaltes Metall um seine Handgelenke und hörte ein leises Klicken. „Was... Wo hast du die her??“ „Mein Vater sitzt an der Quelle, falls du das vergessen hast!“, antwortete Light. „Was hast du vor?“, war Ryuzakis nächste Frage und er spürte, wie die Angst ihm in den Nacken kroch. „Das wirst du schon merken... Weißt du... Du bist wie Schneewittchen. Kennst du das Märchen?“ Ryuzaki nickte. „Ein bisschen... aber-“ Light legte sanft einen Finger auf Ryuzakis Lippen. „Es gibt dort diesen Satz, der die Prinzessin beschreibt... Haare so schwarz wie Ebenholz.“, sagte er und fuhr durch Ryuzakis rabenschwarzes Haar. „Haut so weiß wie Schnee...“ Seine Hand fuhr über die nackte helle Haut Ryuzakis. „Nur eines trifft nicht so ganz zu... Lippen so rot wie Blut...“ Seine Finger zogen die Form von Ryuzakis Lippen nach. Es kitzelte unerträglich aber Ryuzaki bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen. Was geht hier vor? Was ist mit Light los? Warum ist er so … kalt? „Aber weißt du... das mit dem Rot wie Blut können wir noch hinkriegen... auf deiner schönen weißen Haut sieht das Rot wie von Blut doch bestimmt wunderschön aus.“ Ryuzaki glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Was hatte Light vor? Kaum, dass sein Kopf diesen Gedanken formen konnte, sah er etwas in Lights Hand aufblitzen. Etwas metallisches. Im selben Moment spürte er den Schmerz auf seiner Brust und sah erschrocken auf die feine Linie Blutes darauf. Und er sah die scharfe Klinge in Lights Hand und das verzerrte Grinsen in dessen Gesicht. Sah er da etwa Verzückung? Was zum Teufel geschah hier gerade? Entsetzt sah er ihn an. „Light? Was tust du da?“, brachte er völlig verstört hervor. „Etwas, was du dich wohl nie trauen würdest...“, war die Antwort, unterstrichen von erneutem Schmerz und einem blutenden Schnitt auf Ryuzakis Brust. „Hör auf!“ Die Klinge schnellte an Ryuzakis Wange, wo er sofort den Schnitt spürte. „Ich soll aufhören? Ganz bestimmt nicht! Nur weil du dich nicht dazu durchringen kannst, deinem Verlangen freien Lauf zu lassen, bedeutet das nicht, dass es ich mein Verlangen wegen dir einfach abstelle! Oh nein, ich will es auskosten!“ Ryuzaki sah in die wilden Augen und wusste, er könnte nichts tun. Selbst wenn er es wollte, Light saß schwer auf seinen Beinen und trotz seiner Sportlichkeit wollte es ihm nicht gelingen ihn runter zu werfen. Aber auch wenn er das schaffen würde, so war er immer noch mit den Handschellen ans Bett gefesselt. Gewonnen hätte er damit also nichts. Vermutlich würde es sogar alles noch schlimmer machen. Light beugte sich zu ihm herab und Ryuzaki spürte den heißen Atem an seinem Ohr. „Wenn du mich jetzt nicht lieben willst, dann wirst du mich jetzt fürchten... Vielleicht gefällt dir dieses Spiel ja...“, flüsterte er eisig. Kaum, dass das gesagt war spürte Ryuzaki den dritten Schnitt auf seiner Haut. Und so ging es Stück für Stück weiter, bis Ryuzaki nur noch Schmerzen wahrnahm und darauf wartete, dass es endlich vorbei war. Dass Light endlich die Klinge weglegte, ihn tröstete und ihm sagte, dass das alles nur ein böser Traum war. Aber es schien keiner zu sein. Jedenfalls wurde ihm noch lange nicht die Gnade zuteil, aufzuwachen. Immer und immer wieder spürte er die Klinge auf seiner Haut und als ob das noch nicht genug wäre, kostete Light sein Verlangen in vollen Zügen aus, während Ryuzaki überhaupt kein erotisches Gefühl dabei verspürte. Light ärgerte das anscheinend und die Klinge flog in die Ecke. Ryuzaki sah Lights Hand. Als er begriff, dass jetzt Schläge kommen würden, fiel ihm Kira wieder ein. Kira war subtil, aber Light benahm sich gerade völlig anders. Was, wenn Kira auch so zweiseitig war? Was, wenn Light wirklich Kira war, wie er die ganze Zeit vermutete? Wäre es Kiras Art, ihn so zu demütigen und dann zu töten? „Du bist Kira...“, sagte er leise und fing sich den ersten heftigen Schlag ein. „Warum tötest du mich dann nicht einfach?!“ Ein weiterer Schlag folgte und dann wieder der heiße Atem an seinem Ohr. „Weil mein Verlangen nach dir größer ist, als der Wunsch dich zu töten...“ Wieder erhob er die Hand doch sie verschwand plötzlich... ...Hastig riss Ryuzaki die Augen auf. Doch er sah nichts, es war stockdunkel. Aber er spürte Lights Anwesenheit an seiner Seite. Was für ein schrecklicher Albtraum! Sein Atem raste wie wild und er versuchte etwas zu erkennen. Eigentlich sollte er inzwischen wenigstens die Umrisse Lights erkennen können, doch es war noch immer dunkel. Dann bemerkte er, dass Stoff über seinen Augen lag. Natürlich, seine Augen waren verbunden. Wann hatte Light das gemacht? Und er spürte auch das Metall wieder. Die Handschellen. War es doch kein Traum? Aber er spürte keine Schmerzen. Was war hier los? Was war Traum, was war Wirklichkeit? „Light?“, fragte er in die endlose Dunkelheit und er hörte, wie ängstlich er klang. „Ja?“ Ryuzaki seufzte erleichtert. „Ich hatte einen Albtraum...“ „Das habe ich gehört. Sehr deutlich.“ Ryuzaki verstummte. Lights Stimme klang verändert. „Ich will dich sehen...“, sagte er dann. Light band das Tuch ab und Ryuzaki sah verschwommen Lights Umrisse gegen das Mondlicht. Nicht sicher, ob er wirklich nur geträumt hatte, sah er sich suchend nach der Klinge um, fand sie jedoch nicht. Zunächst erleichtert, wanderte sein Blick über das kleine Tischchen zu Light zurück. „Du warst Kira und du...“, wollte er erzählen, doch sein Gehirn hatte erst jetzt den Gegenstand auf dem Nachttisch registriert. Es war ein Buch und die helle Schrift darauf offenbarte, was dort tatsächlich lag. Geschockt sah er zu Light, der wiederum ihn völlig ungerührt ansah und einen Stift in der Hand drehte. Ryuzaki spürte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach. „Du...“ „Ja..?“ „Du bist Kira...“, hauchte er entsetzt und enttäuscht zugleich. „Ja... und das ist auch der Grund weshalb dein Name jetzt in diesem Death Note steht. Dies sind deine letzten Sekunden bis du............“ Alles wurde schwarz und Ryuzaki nahm nichts mehr wahr.... “...aufwachst!! Ich will dass du jetzt sofort aufwachst!! Ryu!“ Er hörte die Stimme und noch völlig gefangen, schreckte er mit einem markerschütternden Schrei hoch. Zitternd und schweißgebadet saß Ryuzaki da und rührte sich nicht. „Ryu! Ist alles in Ordnung?“ Light. Diese Stimme. Kira! Ryuzaki sah ihn entsetzt an. „Ryu?“ Von Panik gepackt, warf Ryuzaki die Decke von sich, zog sich, so schnell er konnte, seine Sachen über und hastete aus dem Haus. Das alles geschah so unheimlich schnell, dass Light ihm nicht mehr folgen konnte. „Ryuzaki!!“, rief er ihm an der Haustür nach, doch er war schon weg. „Was war denn los? Es war doch alles so schön... wovon hat er nur geträumt, dass er so panisch wegläuft?“, fragte er sich leise. „Er hat von dir geträumt... Als Kira...“, gluckste Ryuk hinter ihm, doch Light reagierte nicht auf ihn. Er sah nur auf den leeren Weg, während der Horizont sich langsam blau färbte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)