Zimtsternfunkeln von abgemeldet (13. Türchen) ================================================================================ Kapitel 1: OS: Zimtsternfunkeln ------------------------------- „Komm schon Akihiko! Das macht wirklich riesigen Spaß!“ Weißes Haar umspielte das schmale Kindergesicht, die großen Lilafarbenen Augen waren gefesselt an einem Heft. Murrend kam ein Junge im selben Alter auf ihn zu und warf einen Blick auf die aufgeschlagenen Seiten.. Sofort hefteten sich unsichere Augen auf ihn und das Heft wurde zugeschlagen. Obwohl er dem Gleichaltrigen bereits einige seiner handgeschriebenen Werke zum Lesen gegeben hatte, machte er aus dem was er schrieb ein Geheimnis. „Backen!“ Der reiche Sprössling sah wieder zu seinem Heft, ehe er in die dunklen Augen seines Freundes sah und er leicht nickte. „Ich schreibe nur noch den Satz zu ende“, versprach er. Kurz wurde er misstrauisch beäugt, ehe der Andere begann zu strahlen und nickte. Bedacht beendet er den Satz in seinem Heft, mit gewohnt geschwungener, schöner Schrift. Dann schloss er das Heft, klemmte den Stift daran und steckte es vorsichtig in seinen Rucksack, ehe er sich vom Stuhl erhob und seinem Freund aus dem Zimmer folgte. Akihiko war ziemlich oft hier, bei Hiroki Kamijou. Er fühlte sich hier wohler als in der großen Villa seiner Familie. Hirokis Eltern waren so erfrischend jung, nett und etwas überbesorgt. So wie er sich Eltern immer vorgestellt hatte. So ganz anders als seine Eltern. Schnell gelang er in die kleine, schöne Küche des Hauses. Überall fand er Ausstechformen, es duftete bereits nach Keksen. Es roch einfach nach Weihnachten! „Komm Akihiko, wir machen jetzt Zimtsterne!“ Der Angesprochene hob eine Augenbraue. Davon hatte er in England mal was gehört, aber es noch nie im Leben probiert, geschweige denn selber gemacht. Bei ihm zu Hause wurde so etwas im Allgemeinen ohne ihn vorbereitet. Hiroki hatte ein dünnes Backbuch vor sich liegen, die Seiten fühlten sich beim darüber streichen glatt an. Auf der linken Seite befand sich ein Bild einiger sternförmiger Kekse, darunter waren alle notwendigen Lebensmittel aufgelistet und auf der rechten Seite befanden sich alle Schritte denen man nachgehen musste, damit das Rezept auch gelang. „Du kannst jetzt gehen, Mama! Wir machen das jetzt!“ Irritiert sah Akihiko zu seinem Freund, der die Hände, welche zu Fäusten geballt waren, in seine Hüften gestemmt hatte. Er trug bereits eine weiße Schürze und sah aus wie ein Kinderbäcker. Frau Kamijou seufzte leicht, lächelte Akihiko aber an, ehe sie die Küche verließ. Sofort stand Hiroki bei ihm und reichte ihm dieselbe Schürze, die auch er anhatte. Etwas unbeholfen legte er sie sich um, der Braunhaarige half ihm dabei, alles fest genug zu verschnüren. Ihm wurde das Rezept nun genauer unter die Nase gehalten, alles was sie dazu benötigten stand bereits auf den Arbeitsflächen. „Ich… habe noch nie gebacken“, gab Akihiko jedoch zu, als Hiroki sofort mit dem zusammen mixen einiger Lebensmittel beginnen wollte. „Na und? Ich habe bisher auch nur mit Mama oder Papa gebacken! Aber mit dem Rezept schaffen wir das schon!“, meinte der Gleichaltrige ermutigend. „Du wirst schon sehen, backen macht Spaß und später können wir alles selber essen! Bis morgen haben wir Zeit und zur Not packen wir dir noch welche ein!“ „Zu Hause gibt es auch Kekse...“ Hiroki blies seine kleinen, leicht geröteten Wangen auf und sah aus wie ein süßer Hamster. „Aber DIE hier sind besser! Weil wir die zusammen machen!“, meinte der Junge vollkommen überzeugt davon. „Du wirst schon sehen...“ Akihiko blinzelte leicht verwirrt, ehe er zu lächeln begann und ja, irgendwie glaubte er an das, was ihm sein Freund da sagte... _-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_ Seit diesen Tagen war so vieles passiert, dass Akihiko nicht einmal die Hälfte davon aufzählen könnte. Tatsache war, dass er mittlerweile mit seinen Geschichten recht berühmt geworden war. Und dass Hiroki und er noch immer Freunde waren. Selbst wenn sie sich nicht mehr so nahe standen wie damals, eigentlich war ihre Freundschaft ziemlich eingerostet... Es war Vorweihnachtszeit, alles in Japan war schön geschmückt. Vielleicht auch etwas zu stark geschmückt. Das kam auf den Geschmack des jeweiligen Menschen an. Akihiko musste sagen, dass er all die bunten Lichter mochte. Genauso wie den Geruch von Räuchermännchen, Keksen und Tannenbäumen. Ein relativ normaler Geruch wenn man sich auf den Weihnachtsmarkt befand. Akihiko seufzte leise, so alleine hier zu sein war irgendwie nicht so... befriedigend wie mit einem Partner. Die meisten hier waren mindestens zu zweit unterwegs. Akihiko war wohl einer der Wenigen die alleine da standen. Aber prompt wurde das geändert, als er gerade dabei war Kinder zu beobachten und sich einen mit Schokolade überzogenen Apfel kaufte, stieß Jemand zu ihm und tippte ihn zögernd an. Sofort drehte sich der Schriftsteller um und entdeckte ein bekanntes Gesicht. „Hiroki?“, fragte er verwirrt. Sein Freund hatte sich seit damals kaum verändert, aber bei einem war sich Akihiko sicher, Weihnachten gehörte zu einem Fest, welches Hiroki nicht mehr so gerne hatte. Deshalb war es seltsam ihn auf einem Weihnachtsmarkt zu treffen. „Hallo Akihiko...“, murmelte der Braunhaarige und sah zum Apfel den Akihiko in der Hand hielt. „Du... stehst immer noch auf den Kram?“ Akihiko lächelte leicht während seine rechte Hand Hirokis Haar ansteuerte, um behutsam darüber zu streichen. Sein Vorhaben wurde unterdessen jedoch von einer braunen Mütze vereitelt, die mit einem kleinen Bommel verziert war. Enttäuscht vergrub er sie wieder tief in seiner Manteltasche. „Was machst du denn hier? Ich dachte eigentlich du bist kein Fan mehr von diesem Zeug...“, sprach Akihiko dann aber offen an. Hiroki drehte den Kopf kurz weg, seine Wangen waren gerötet und gaben ihm etwas kindlich süßes zurück, was Akihiko innerlich lächeln ließ. Sein bester Freund, der Literatur vergötterte wie er selber es mit Kinderspielzeug tat. „Ich... hatte Hunger auf Zimtsterne“, antwortete ihm der etwas Kleinere zögernd. „Du kaufst die? Ich hatte gedacht du machst sie selber... so wie wir damals“, meinte der Schriftsteller nachdenklich, als er an damals zurück dachte. „N-na ja... alleine für sich zu Backen... dass ist doch langweilig!“, warf Hiroki ein. „Gut, ich habe heute eh nichts mehr vor.“, sagte Akihiko dann schulterzuckend. „Na komm schon!“ „W-was!? Du willst jetzt mitkommen um...“ „Um mit dir zu backen, ja genau. Dann sind wir zu zweit, wie damals!“ „Aber...“ „Kein aber, komm jetzt!“ „Das ist immer noch meine Wohnung!“, widersprach Hiroki weiterhin. „Und ich bin immer noch dein Freund!“ Im Endeffekt hatte Akihiko Erfolg mit seiner Selbsteinladung. Sie standen schon nach einer Viertelstunde in Hirokis kleiner, gemütlichen Wohnung. Alle Wände standen voll mit Büchern, sogar die, die Akihiko ihm geschenkt und auch die, die er selbst geschrieben hatte waren vorhanden. Schon damals war Kamijou verrückt nach Büchern gewesen! „Entschuldige, ist etwas chaotisch hier“, murmelte Hiroki eine Entschuldigung in seine Richtung. „Hm? Ist doch ordentlich.“ Der Dunkelhaarige hob eine Augenbraue. Ordentlich? Na ja, er wusste ja nicht was bei Akihiko unordentlich war, also konnte er nichts dazu sagen... „Hast du denn alles für Zimtsterne da?“, fragte der junge Schriftsteller auch schon lächelnd nach. „Äh... Ja, ist ja nicht so viel“, antwortete Hiroki und ging in seine kleine Küche. Es war bereits finster und nur das Licht der Lampe erhellte noch den Raum. Die Einrichtung war für Akihikos Verhältnisse wirklich sehr gewöhnlich. Er wusste, dass er mehr verdiente, aber Hiroki verdiente doch auch gut. Wobei, Kamijou waren wohl die Bücher wichtiger als irgendwelche Küchenmöbel... Hiroki kramte eine Weile herum und der Tisch füllte sich langsam mit Zutaten und Gegenständen, die sie auch noch benötigten. Abschließend stellte Hiroki ein Handrührgerät hin. Dann lag mitten drin noch ein altes Backbuch – dasselbe wie von damals – und Akihiko lächelte als er sich daran erinnerte. Seine langen Finger strichen über die immer noch glatten Seiten. Das weckte Kindheitserinnerungen, in denen er vorhin schon geschwelgt hatte. Sie wechselten sich mit dem Lesen und Ausführen des Gelesenen immer ab, wobei beide wohl das Lesen klar bevorzugten, als das Backen. Aber irgendwann war auch das geschafft und die Zimtsterne befanden sich im heißen Ofen. Akihiko schaute dabei zu wie Hiroki langsam begann alles weg zu räumen und die Arbeitsflächen abzuwischen. So ordentlich hatte er ihn gar nicht in Erinnerung und wenn man das Wohnzimmer sah, wo sich auch auf dem Boden Bücher und Blätter sammelten, war das auch kaum vorstellbar. Aber umso mehr er ihn beobachtete, umso mehr fiel ihm auf, wie perfektionistisch Hiroki auch nach all den Jahren immer noch veranlagt war. _-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_ „Komm schon Akihiko! Lass uns was machen!“, forderte der kleine Hitzkopf seinen Freund auf. Sie saßen wieder mal auf der Wiese ihres kleinen Reiches – der Lichtung im angrenzenden Wald von Akihikos zu Hause. Oder das, was er als „Haus seines Vaters“ bezeichnete. Wirklich zu Hause schien sich der Junge dort nämlich nicht zu fühlen. Eher wie ein Fremder. „Was denn?“ Der Junge mit dem grauen Haar sah von seinem Heft nicht auf, indem er mit geschwungener, schwarzer Schrift irgendetwas hineinschrieb, was sich in seinem Kopf so abspielte. Immer hatte der Jungen das Heft und einen Stift dabei. „Schach! Mein Vater hat es mir zu meinem letzten Geburtstag geschenkt und ich habe es bisher noch nie gespielt!“ Hiroki schüttelte die kleine Box mit dem Schachspiel drin. Die Figuren raschelten , bevor er es auf die Decke legte, die er immer zum drauf sitzen ausbreitete. Er öffnete bereits die Box unter den wachsamen und neugierigen Augen seines Freundes. „Mein Vater hat mir die Regeln des Spiels schon erklärt, kennst du das auch?“, fragte der Dunkelhaarige nach, als das Spielbrett da lag. Akihiko nickte. „Vater hat das Spiel in der Bücherei stehen. Ich habe mir die Erklärung dazu durchgelesen, aber noch nie gespielt...“ „Dann spielst du mit mir das erste Mal!“, lächelte Hiroki breit und hielt Akihiko den schwarzen und den weißen König hin. „Los, such aus! Schwarz oder weiß?“ Unentschlossen sah der Grauhaarige zwischen den beiden Figuren hin und her, ehe er nach dem weißen König griff und ihn auf das Brett stellte. „Weiß beginnt, schwarz gewinnt“, summte Hiroki. Er verteilte ihre Figuren und gemeinsam stellten sie, sie alle auf um kurz darauf mit dem Spiel zu beginnen... _-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_ „Hast du ein Schachspiel hier?“ Hiroki hob irritiert eine seiner Augenbrauen. „Wie bitte?“ „Schach, du weißt schon.“, sagte Akihiko nochmal. „Hast du so was da?“ Der Braunhaarige nickte kaum merklich und zeigte ins Wohnzimmer auf ein Bücherregal, welches noch zwei Schubfächer unten dran hatte. Akihiko folgte dem Finger und kramte aus einem der Schubfächer ein altes Schachspiel raus, ehe er alles auf den frei geräumten Küchentisch aufbaute. Ein aufmerksamer Hiroki beobachtete ihn. „Willst du jetzt echt spielen?“, fragte der Gastgeber dann aber nach. Nachdem der Grauhaarige genickt hatte, setzte sich Hiroki hin um eine Runde zu spielen. Dieses Mal wurden ihm die zwei Könige hingehalten und er durfte wählen und nahm, ohne großartig darüber nachzudenken, die schwarze Figur. „Weiß beginnt, schwarz gewinnt, hieß es doch?“, fragte Akihiko nach. Sein Freund nickte leicht und während sie auf die Zimtsterne warteten, spielten sie. Die Runde zog sich wie Kaugummi, beide waren trainiert in dem Spiel und zusätzlich kannten sie sich trotz des wenigen Kontaktes gut genug, um im Gesicht des jeweils Anderen ablesen zu können. Selbst als der Wecker für den Ofen klingelte waren sie noch nicht fertig. Man konnte nicht einmal direkt sagen, wer wohl eher gewinnen könnte. Es sah noch relativ gut auf beiden Seiten aus. Hiroki erhob sich um den Backofen zu öffnen, es wurde sofort etwas wärmer in der Küche und es roch angenehm nach Zimt und nach dem natürlichen Geruch, wenn etwas gebacken wurde. Es duftete einfach nach Weihnachten! Ein Geruch der für Akihiko wahnsinnig ungewohnt war. „So, da sind sie!“, meinte Hiroki stolz. Er hatte die Zimtsterne in eine große Keksdose gefüllt und neben das Schachbrett gestellt, ehe er den Ofen wieder schloss. Kaum hatte er sich wieder zurück gedreht, da hatte Akihiko bereits einen Zimtstern in der Hand und betrachtete ihn, wobei er es gegen das Licht hielt und leicht lächelte. „Guck mal wie sie funkeln!“, sagte der Autor direkt. Hiroki hob eine Augenbraue. „Sie funkeln nicht, Akihiko.“ „Doch das tun sie!“, meinte Usami schnippisch. „Es sind Zimtsterne. Sterne funkeln!“ „Aber… das sind doch nur ein paar blöde Kekse!“, maulte Hiroki leicht murrend. „Das sind keine blöden Kekse“, widersprach Akihiko erneut. „Wir haben sie gebacken, also sind sie nicht blöd.“ Hiroki seufzte leise, scheinbar entschied er sich dafür, nicht weiter darüber zu diskutieren, weil es bei Akihiko eh nichts brachte. Dieser war schließlich ein richtiger Sturkopf – dass er es selber auch war, ignorierte er einfach. Stattdessen nahm er den Zimtstern entgegen, der ihm regelrecht vor die Nase gehalten wurde. Jetzt betrachtete auch Kamijou den Keks im Licht und mit etwas Fantasie, konnte man tatsächlich meinen sie würden funkeln. Und dass Akihiko viel Fantasie hatte, wusste Hiroki schon als sie Kinder waren. „Und~? Sie funkeln, wie ich es gesagt habe!“ „Jaja, wie du meinst...“, murrte Hiroki leicht und biss einmal in den Keks hinein, während Akihiko erst jeden Zacken abbiss und darauf den Rest vertilgte. „Warum hast du dich nicht mehr gemeldet?“, fragte der Autor dann aber nach. „Nicht einmal zurück rufst du.“ Plötzlich ergriff Stille den Raum. Er konnte deutlich eine leichte Spannung zwischen ihnen spüren. Hiroki sah nicht einmal in Akihikos Augen und wollte anscheinend lieber sich weiter mit den Keksen beschäftigen, während er antwortete. „Ich habe eine neue Nummer...“ „Hiroki!“, grummelte Akihiko und funkelte den etwas Älteren böse an. „Gib mir eine ordentliche Antwort! Du weißt wo ich wohne und meine Nummer hast du bestimmt auch noch irgendwo!“ „Ich...“, stockte Hiroki. „Ich wollte dich einfach nicht sehen!“ Akihiko riss die Augen auf und sah verwundert drein. „Aber... warum denn nicht!? Ich dachte wir wären Freunde!“ „Du... du verstehst es einfach nicht!“ „Woher willst du das wissen? du sagst mir ja nichts!“ „Ich habe meine Gründe.“ „Und welche sind das? Sonst bist du doch auch nicht so schüchtern!“ „Du solltest gehen.“ „Aber...“ „Los!“ _-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_ „Du lebst ja noch. Ich dachte ich finde dich irgendwann in den Nachrichten wieder, als 'Mann, der vom Bücherschrank erschlagen wurde'.“ „...du hättest dich ruhig ankündigen können, Akihiko.“ „Du gehst nicht ans Telefon.“, murrte der Autor. „Du siehst blass aus, geht es dir gut?“ „Natürlich!“, meinte Hiroki sofort. „Dann ist gut...“, lächelte Akihiko und streichelte durch das braune Haar seines Freundes. „Melde dich doch mal wieder... ich habe ein paar Bücher gefunden, die du mal gesucht hast.“ „Ja, vielleicht komme ich mal vorbei“, murmelte der Professor und schob die große Hand von Akihiko aus seinem Haarschopf. „Ich habe jetzt noch Arbeit zu tun.“ „Na gut... bis irgendwann mal Hiroki...“ Kamijou war erst wieder entspannt, als Akihiko mit dem Sportwagen davon gefahren war und er die Tür schließen konnte. Seufzend raufte er sich das Haar. „Blödmann, hast wieder nichts gesagt...“, murmelte er zu sich und sah sich in seinem Apartment um. Es war klein, voll gestellt von Bücherregalen, und dennoch stapelten sich Bücher auch auf dem Boden und Tische, weil sie nirgendwo mehr reinpassten. Wer weiß, vielleicht würde er wirklich mal von seinen Büchern erschlagen werden, weil er sich nicht von ihnen trennen konnte, oder es wollte. Er hing an ihnen, sie waren ja immer da, auch wenn es unsinnig war Bücher mit Menschen zu vergleichen, die ihn immer wieder alleine ließen. Angefangen mit Nowaki. Akihiko hatte ihn ja nie wirklich alleine gelassen aber... Es war halt nicht so, wie es sich Hiroki wünschte oder vorstellte. Aber eine Beziehung mit dem besten Freund? Natürlich nicht... _-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_ Seit den letzten Besuch von Akihiko war jetzt einige Zeit vergangen, sie waren so verblieben und hatten sich irgendwie nichts mehr zu sagen. Kamijou sah gar nicht auf sein Handy, hörte die Mailbox nicht ab oder machte ähnliches. Gerade wollte er von Usami nichts wissen oder hören... Das versuchte er sich einzureden, aber eigentlich hoffte er darauf wieder besucht zu werden und das alles war wie vorher. Hiroki seufzte leise. Immer wurde man gestört, wenn man gerade mal ein Buch lesen wollte. Er ging langsam auf die Tür zu und öffnete sie auch direkt. Aber... da stand niemand. Irritiert murrte er auf. War das irgendein Kindermätzchen oder was? Das hatte er ja gerne. Und dann wollte er eigentlich die Türe schließen, aber da sah er ein kleines Funkeln. Hiroki senkte den Kopf und sah auf ein kleines Körbchen. Er hockte sich hin und hob es auf um es interessiert zu betrachten. Eine schöne, lila Schleife zierte es. Im Körbchen selbst waren einige... Zimtsterne drin und in der Mitte irgend ein glitzerndes Papier, dass wegen der Sonne zu funkeln begann. Sofort musste Kamijou an Akihiko denken. Ihr Treffen zum Backen war jetzt zwei Wochen her, heute war einer der wenigen Tage an denen die Sonne wenigstens etwas zwischen den Wolken hervorlugte, darauf hatte Akihiko gewartet, nur um ihm ein Zimtsternfunkeln zu schenken? Hiroki trat einen Schritt nach draußen und sah sich um. Kein Akihiko, kein roter Sportwagen. Seufzend verzog er sich wieder nach drinnen und nahm zu aller erst das glitzernde Papier raus. Auf der Rückseite war es weiß – oder fast weiß, denn eine Nachricht mit einem Bleistift war drauf geschrieben worden. Die Schrift war hübsch und schwungvoll. Es war eindeutig Akihikos Schrift! Hiroki schluckte leicht, ehe er begann sie zu lesen und seufzte direkt. 'Komm um 18 Uhr zu unserem Geheimort. Akihiko.' Dort lagen sie damals stundenlang herum, sahen in den blauen Himmel, mit den weißen Wolken und dem frischen grün der Bäume. Akihiko hatte dort oft geschrieben, sie hatten sich dort kennen gelernt und sich unterhalten, hatten Schach gespielt und... dort konnten sie einfach sein, wie sie wollten. Hiroki legte den Zettel bei Seite und sah wieder auf das Körbchen. Er musste hingehen. Er musste endlich Alles ausdiskutieren und besprechen. Und das tat er am Ende auch. Punkt 18 Uhr durchbrach er die letzten Büsche und tauchte mit einem Blatt im Haar auf der Lichtung auf. Doch es war kein Akihiko zu sehen, nur eine ausgebreitete schwarz-weiße Decke. „Akihiko?“ „Bist ziemlich pünktlich.“ Erschrocken fuhr Hiroki zusammen und beobachtete wie der Autor hinter einem dicken Baumstamm hervor kam. Fast alles war entblättert hier. Leer und weiß oder grau. Zudem war es eiskalt und Hiroki zitterte jetzt schon. „Natürlich bin ich das!“, meinte er dann aber noch. „Ja, natürlich bist du da... Setz dich hin.“ „Es ist kalt, Akihi...ko...“ Seufzend betrachtete er die zwei Wolldecken bei dem Jüngeren. Alles war gut durchgeplant. Das hätte ihm klar sein müssen. Aber er wollte sich ja auch nicht mehr vor Gesprächen drücken, vor allem nicht vor einem Gespräch mit Akihiko. Also setzte er sich in Bewegung und setzte sich am Ende auf die Decke und stellte das Körbchen, welches er heute bekommen hatte, vor sich hin. Der Autor setzte sich dazu, reichte ihm eine der Wolldecken und legte die Zweite um sich selber, um nicht zu frieren. Obwohl man sich auch trotz der Decken den Arsch abfror. „Warum sollte ich herkommen?“, fragte Hiroki dann aber nach. Akihikos Augen waren von dem Körbchen gefesselt, welches fast noch so aus sah, wie er es geschmückt und ihm vor die Tür gestellt hatte. Hiroki wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Was Gutes oder was Schlechtes? Wollte Hiroki zusammen die Kekse mit ihm essen, oder wollte er sie gar nicht haben? „Weil ich mit dir reden will“, antwortete Akihiko. „Weil ich endlich wissen will was du hast. Habe ich dir irgendwann mal was angetan und es nur nicht bemerkt? Geh mir nicht weiter aus den Weg, Hiroki! Sag mir doch einfach was für ein Problem du hast! Ich werde es verstehen, ganz bestimmt!“ Kamijou spürte die strengen, lilanen Augen auf sich ruhen. Immer schon hatte Akihiko einen kühlen Kopf halten können, also bestimmt auch, wenn der beste Freund ihm die Liebe gestand. Hiroki wollte nicht weiter darüber nachdenken, einfach raus damit! „Der Grund ist… das ich… dich schon seit… einigen Jahren“, stockte Hiroki immer wieder und zog es damit doch noch etwas in die Länge. „…liebe. Dann kam die Sache mit Nowaki und ich... ich dachte ich sei über dich hinweg. Und auch als es dann vorbei war, wollte ich dich lieber trotzdem zur Sicherheit nicht sehen!“ „Was?“ „Aber es ist alles gut, ich brauche nur etwas Zeit und dann geht es mir wieder gut und wir können uns wieder sehen wie immer! Versprochen!“ Und schon wollte Hiroki aufspringen und schnell verschwinden, doch Akihiko packte ihn am Handgelenk und hielt ihn damit zurück... „Könntest du nur einmal abwarten, anstatt immer abzuhauen?“, murrte der Autor direkt und zog ihn wieder zurück auf die Decke. Statt dem Handgelenk, hielt er nun Hirokis Hand, wie er es damals auch immer getan hatte, als sie Kinder waren und Hirokis Hand kalt gewesen war. Aber gerade waren von ihnen Beiden die Hände eiskalt. Keiner wärmte den anderen und doch fühlte sich Akihikos Hand für Hiroki heiß an. Ungeduldig sah der Professor den Jüngeren an, bis sich dieser plötzlich vorbeugte und seine Lippen auf die von Hirokis presste. Im ersten Moment machte der Professor gar nichts, außer zu atmen und selbst das tat er kaum. „Was soll das?“, murrte Hiroki als er sich weg beugte. „Ich liebe dich.“ „Was?“ „Ich liebe dich, Hiroki Kamijou“, wiederholte Akihiko. „Vielleicht nicht so lange wie du es tust, aber ich liebe dich. Sonst hätte ich mich nicht in die Küche gestellt und dir ein paar Zimtsterne gebacken!“ Hiroki schluckte leicht und wagte es gar nicht von Akihiko weg zu sehen, öffnete wie ein Fisch den Mund und schloss diesen direkt wieder. Er wusste nicht was er sagen sollte, doch dazu blieb ihm auch keine Möglichkeit, da Akihiko sofort wieder seine Lippen in Beschlag nahm. Und dieses Mal erwiderte er den Kuss zaghaft, unsicher und ungläubig, weil er nicht wusste was er davon halten sollte. Ob das die Wahrheit war? Aber allein die Lippen vom Autor schafften es, ihn fast alles vergessen zu lassen, was es zu vergessen gab. Und die nächsten Minuten wusste Hiroki immer noch nicht was hier gerade geschah. Immer wieder trafen sich ihre Lippen, hungrig und gierig nach einander. Sie schmiegten sich aneinander und berührten doch nur ihre Hände und ihre Münder. Manchmal spürte er Akihikos Hand in seinem Haar, wie es dadurch strich und sich ab und an festkrallte. Aber irgendwann lösten sie sich voneinander und sahen sich nur noch in die Augen. Und plötzlich schenkte Akihiko ihm dieses ganz besondere Lächeln, welches er damals immer gesehen hatte, wenn Takahiro in der Nähe war. „Deine Augen funkeln“, meinte der Autor und sah dann runter. Hiroki wusste erst nicht was es da zu sehen gab, aber plötzlich hielt Akihiko ihm ein Zimtstern neben den Kopf und er seufzte leise. „Fängst du jetzt wieder damit an?“, murrte er dann auch direkt. „Was denn? Deine Augen funkeln genauso wie diese Zimtsterne!“ Hiroki verdrehte die Augen und seufzte erneut. „Also, ein Zimtsternfunkeln, sozusagen?“ „Ganz genau~ Zimtsternfunkeln!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)