The Karanest Tales von Pego (Geschichten rund um Ansedom) ================================================================================ Kapitel 8: The X(aranest)-Files ------------------------------- Eine kleine Geburtstagsgeschichte für AngelKohaku. Happy Birthday HQ Wenn jemand wissen möchte, worum es hier eigentlich geht, einfach fragen ^^ Lutes zog noch einmal probeweise am Türgriff, um sich zu vergewissern, dass das schwere Portal auch wirklich verschlossen war. Dann drehte er sich um und wollte die große Eingangshalle durchqueren, um in den Verwaltungsflügel zu gelangen. Der Schrei, den Lutes ausstieß, hätte ein weniger gut gebautes Gebäude als Karanest glatt zum Einsturz gebracht. Doch Irian zeigte sich nicht eben schwer beeindruckt und hob nur dezent eine Augenbraue. Den Kampfmagier, den widrige Umstände dazu verdammt hatten, sich seine Brötchen als Buchhalter auf Karanest zu verdienen, konnte so leicht nichts erschüttern. Es lag bestimmt nicht in Irians Absicht, sich unbemerkt an jeden heranzuschleichen (so mancher Indianer könnte da noch was dazulernen!). Er legte einfach nur Wert darauf, sich so unauffällig wie möglich fortzubewegen. Doch Lutes (der normalerweise auch eine eher robustere Natur war) Nerven lagen zurzeit einfach blank. Er versuchte zwar, seinen Herzschlag wieder auf eine gesündere Frequenz herunterzuschrauben, machte aber einen ziemlich abgehetzten Eindruck. "Probleme?" wollte Irian wissen und warf ihm einen prüfenden Blick zu. Lutes stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus "Weiber!" brachte er hervor und rollte dabei mit den Augen. Der Buchhalter wußte von dem Dilemma, in dem Lutes sich befand. Seine Beziehung zu Vivlests Sekretärin stand auf dem Spiel, wenn er nicht bald das Problem mit seiner Verehrerin in den Griff bekam. Nun, solange es den ordnungsgemäßen Ablauf des Burglebens nicht weiter störte, interessierte es Irian nicht weiter. "Manchmal wäre es nicht schlecht, wenn man sich verdoppeln könnte." Bei diesen Worten Lutes horchte Irian auf. Ein nachdenklicher Ausdruck schlich sich in sein Gesicht, zumindest in den Teil, der unter der Kapuze zu erkennen war. "Verdoppeln? ..." wiederholte er, in der Hoffnung, Lutes würde weiterreden. Und er wurde nicht enttäuscht. "Ja, wenn es zwei von meiner Sorte gäbe, dann wäre ich alle Sorgen los." Irian's Blick wurde jetzt berechnend. Lutes war vielleicht genau das, was ihm jetzt noch fehlte. "Möglicherweise hätte ich da eine Lösung", bot er vorsichtig an. Lutes zögerte. Ihm war nicht wohl bei der Sache. Irian war ja ein ganz passabler Zahlenjongleur, die Bilanzen waren immer tiptop in Form, aber in dessen magische Fähigkeiten setzte er ehrlich gesagt kein großes Vertrauen. Aber inzwischen war er verzweifelt genug, um alles auszuprobieren. Und deshalb folgte er auch Irian in die Katakomben der Burg. Dieser hatte sich dort sein Laboratorium eingerichtet. Es hieß, dass noch nie jemand von dort lebendig zurückgekehrt sei. Es war Zeit für eine kleine Kaffeepause. Auch wenn der eine oder andere Burgbewohner inzwischen lieber Tee in seiner Tasse hatte, wurde mit dieser netten Tradition nur in äußersten Notfällen gebrochen. Im Moment befanden sich nur die Sekretärin und die Aushilfsköchin in der großen Burgküche und ließen sich frischgebackene Hörnchen zu ihrem Tee schmecken. Die Sonne schien durch die Fenster und es herrschte eine entspannte Atmosphäre. Auf dem Gang zur Küche waren Schritte zu hören und Lutes betrat den Raum. "Hallo Liebes," er beugte sich vor, um Pego einen Kuss zu geben. Von HQ war ein beleidigter Schniefer zu hören. Da ging die Türe eine zweites Mal auf und herein kamen Irian und ..... Lutes! Irian machte einen leicht stolzen Eindruck und Lutes II wandte sich sofort HQ zu und legte den Arm um ihre Schulter. "Hallo Liebes," er zwinkerte ihr zu. "Ist das nicht wundervoll", kam es von dem einen Lutes. "Jetzt hat jede von euch ihren eigenen Lutes", ergänzte der andere. Die beiden Mädels warfen sich Blicke zu, die schwer zu deuten waren. "Welcher von euch ist denn jetzt das Original?" wollte Pego wissen. "Selbstverständlich bin ich das", erklärte der Lutes, der neben ihr stand. "Aber nein", versicherte Lutes II der neben ihm sitzenden HQ. "Ich bin das Original." Die alte Großvateruhr, die neben der Hintertür hing (Sanella hatte das Teil irgendwo auf dem Dachboden ausgegraben), tickte laut in die entstandene Stille hinein. Von draußen hörte man die üblichen Geräusche, die anzeigten, dass das Leben auf Karanest trotz allem seinen gewohnten Gang ging, doch in der Küche schien die Zeit stillzustehen. "Aber natürlich", unterbrach Pego das Schweigen, erstaunlich sanftmütig übrigens. Sie stand auf, schüttete den restlichen Tee aus ihrer Tasse in das Spülbecken und verstaute die Tasse dann sorgfältig in der Spülmaschine. HQ war nicht ganz so friedfertig. "Natürlich?! Ihr habt ja ne Meise, wenn ihr glaubt, dass ihr damit durchkommt." Sie sprang auf und stemmte die Fäuste in die Hüften. "Wir wollen nicht irgendeinen Lutes, wir wollen DEN Lutes und nicht ne lausige Kopie". "Engelchen." Beruhigend legte Pego der anderen die Hand auf den Arm. "Du hast vollkommen Recht. Egal wie gut sie ist, eine Kopie ist immer nur eine Kopie. Und zu glauben, sich auf diese Art und Weise vor einer Entscheidung zu drücken, ist wirklich das letzte. " Ihre Stimme bekam einen stählernen Unterton. "Aber ich bin sicher, die Angelegenheit wird ganz fix wieder in Ordnung gebracht. Nicht wahr." Sie sah niemanden im Besonderen an, aber sowohl Lutes I als auch Lutes II und Irian fühlten sich angesprochen. Ganz besonders Irian! "Vielleicht wäre es euch ja lieber, wir würden die Entscheidung treffen", erkundigte sich HQ zuckersüss. "Das könnt ihr haben, los komm!" Sie zog Pego hinter sich her zur Tür. "Auf nach Mittelerde!" "Also gut", hörte man Pego. "Du organisierst ein Taxi und ich die Tickets." Kurz hörte man noch das Geräusch ihrer Absätze, dann war es still. Unerträglich still. "Was jetzt, was haben die denn vor?" stammelte Lutes II. "Ist doch ganz klar", klärte ihn sein Ebenbild auf. "Die wollen nach Mittelerde, sich diesen Pimpf Pippin und den Schönling Eomer krallen." Wütend donnerte er mit der Faust auf den Küchentisch. "Aber das geht doch nicht." Lutes II standen die Tränen in den Augen. "Und ob das geht", höhnte Lutes I. "Noch nie was von Crossover gehört?" "Wir müssen sie aufhalten." Lutes II sprang auf .... und zerplatzte mit einem leisen PLOPP in Tausend bunt schillernde Seifenblasen. "Ha wußte ich es doch, ich in der einzig wahre Lutes." Lutes I Triumph währte gerade solange, bis auch er sich mit einem leisen PLOPP auflöste. Es sah hübsch aus, wie all die Seifenblasen durch die Küche schwebten, doch Irian konnte das nicht so richtig genießen. Seufzend stand er einige Zeit später an seinem Schreibpult und betrachtete seine Notizen. Seinem Ziel, einen Klon von Cilistra zu schaffen war er so fern wie noch nie zuvor. Er hatte doch alle nötigen Zutaten zusammengetragen. Ganz besonders den venezianischen Kristallspiegel, die Milch des doppelköpfigen Einhorns und einen Trottel als Versuchskaninchen. Apropos Trottel. Irian ging zu einem einfachen Holzschrank, der in einer Ecke seines Laboratoriums stand. Drähte, Schläuche und Glasröhren waren an ihm angebracht und führten zu einer Plattform, auf der der blankpolierte venezianische Spiegel ruhte. Er öffnete die Tür des Schrankes und herausschaute ein verstrubbelter Lutes, der in der ungewohnten Helligkeit blinzelte. "Hat es geklappt?" wollte er wissen und krabbelte aus dem Schrank. Irian zeigte keinerlei Gefühlsregung, als er ihm sagte, was zu sagen war. Nach ein paar deftigen Worten an Irians Adresse rannte Lutes los, um zu retten, was zu retten war, aber alles, was er noch zu sehen bekam, waren die Schlusslichter des Taxis. Fassungslos und verzweifelt starrte Lutes dem Taxi hinterher. Er brauchte sich gar nicht zu beschweren. Irian hatte ihm zu einer Lösung für sein Problem verholfen. Aber so richtig glücklich war Lutes darüber nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)