October & April von Samtpfoetchen ================================================================================ Kapitel 2: I met the Dragon inside me... ---------------------------------------- Er lief als sei der Teufel persönlich hinter ihm her. Dieser Albtraum hatte ihn gequält wie nichts zuvor. Der Schmerz, den man ihm angetan hatte, hatte auch nach dem Erwachen nicht aufgehört. Es fühlte sich an als würde sein Körper in einen Vulkan geworfen, schmelzen und sich völlig neu zusammensetzen. Und es hatte nicht aufgehört. Selbst nachdem er dem Schlaf entronnen war, hatte der Schmerz ihm den Verstand geraubt. So lange bis er es nicht mehr ausgehalten hatte und aus dem Haus gerannt war, in den kleinen Wald dahinter. Aber der Schmerz hörte nicht auf. Es wurde immer schlimmer. Und plötzlich fühlte er wie seine Knochen brachen; jeder einzelne um sich danach völlig neu zusammenzusetzen. Ein Blick auf seine Hände zeigte ihm, dass seine Arme länger und kräftiger wurden, die Hände verwandelten sich in klauenbewährte Pranken, die Krallen schärfer als jede von Menschenhand geschaffene Klinge. Seine Beine verwandelten sich in starke Hinterläufe mit ebenso starken Krallen wie an den Händen. Sein Hals und sein ganzer Körpern zogen sich schmerzhaft in die Länge und er wuchs auf eine Größe von etwa 10 Metern an. Sein Kopf zog sich ebenfalls in die Länge bis er fast nur noch aus einem länglichen, mit messerscharfen Zähnen bestücktem Maul bestand. Zwischen seinen Schulterblättern erschienen zwei, zunächst kleine, Flügel die schnell wuchsen bis sie eine Spannweite von mehr als seiner momentanen Größe erreicht hatten. Zum Schluss verlängerte sich sein Steißbein bis es schließlich einen langen, beweglichen Schwanz bildete. All das geschah unter solch starken Schmerzen, dass er glaubte sterben zu müssen damit es aufhörte. Doch er starb nicht. Er fühlte sich mit einem Mal wie in Watte gehüllt und als er an sich herunter sah stockte ihm der Atem. Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er um Hilfe rufen, doch als er seine Stimme erhob erklang kein menschlicher Laut aus seiner Kehle. Was er hörte war das Brüllen eines Ungeheuers. So laut, dass die Bäume um ihn herum, die während seiner Verwandlung noch stehen geblieben waren, unter der Kraft seiner Stimme erzitterten. Was war mit ihm geschehen? Er musste träumen... ja, das war die einzige Erklärung dafür; sein Verstand spielte ihm einen Streich. Das Lachen hinter ihm war hinterlistig und schadenfroh. „Du träumst nicht, Seto Kaiba. Ich habe dir doch gesagt, du wirst die Gestalt annehmen, die dein Innerstes widerspiegelt. Und das wird so bleiben, bis du gelernt hast zu lieben und diese Liebe erwidert wird. So lange wirst du in dieser Gestalt leben müssen.“ Und mit einem weiteren, bösartigen, Lachen verschwand Myria. Genauso wie am Nachmittag zuvor. Die Stille, die ihn plötzlich umgab war lauter als alles was ihm bisher widerfahren war. Und er tat das einzige was ihm sinnvoll erschien: er schrie. Seto Kaiba stieß einen Klagelaut aus, wie ihn noch jemand zuvor gehört hatte. Ob die ganze Stadt ihn hörte spielte keine Rolle. Er war verzweifelt. Er träumte nicht. Das hier war die bittere Wahrheit. Er war ein Drache. Mehr noch: er war der weiße Drache mit eiskaltem Blick.... Mokuba erzählt... Schon als Seto an mir vorbei stürmte wusste ich, dass diese Sache kein gutes Ende nehmen würde. Ich wollte ihm nachlaufen aber irgendwas hielt mich zurück. Erst als ich das Brüllen hörte, wagte ich meinem Bruder zu folgen. Und was soll ich euch sagen? Statt meines Bruders fand ich, im dunkelsten und hintersten Winkel unseres Grundstückes...einen Drachen!!! Von Entsetzen gepackt machte ich auf dem Absatz kehrt und lief den selben Weg zurück, den ich gekommen war. „Mokuba!!!“ Hatte Seto nach mit gerufen? Es war im Grunde kein richtiger Ruf, den ich gehört hatte. Eher seine Stimme in meinen Gedanken...und ein leises Grummeln von dem Drachen hinter mir. Ich blieb wie angewurzelt stehen und drehte mich langsam wieder um. „Seto? Bist du das?“ Ich konnte nicht glauben was ich da vor mir sah: diese Hexe hatte ihre Drohung tatsächlich wahr gemacht und ihn in ein Monster verwandelt, wobei Monster an dieser Stelle Ansichtssache ist. Der Drache, das heißt Seto, lies traurig den Kopf hängen und obwohl ich immer noch vor Angst zitterte, legte ich meine Hand an seine Wange. Wir hatten zwar schon des öfteren in schwierigen Sitautionen gesteckt, aber das hier entbehrte jeder Beschreibung. Zum ersten Mal spürte ich, dass Seto wirklich verzweifelt war. Denn hier gab es nichts was er anzweifeln oder für einen Trick halten konnte; das hier betraf ihn selbst ohne Umschweife und es gab scheinbar nichts was wir tun konnten. Doch als erstes musste ich Seto von hier wegbringen; er konnte schließlich nicht hier im Wald bleiben. Aber wo versteckt man einen Drachen? Glücklicherweise war unser Haus mehr als großzügig unterkellert so, dass dort genug Platz für ihn war. Aber das war nur eine vorrübergehende Lösung dieses Problems. Was sollte ich tun? Wie konnte ich meinem Bruder helfen? Denn eines war klar: so bleiben konnte er nicht. Obwohl er es wahrscheinlich eine zeitlang würde aushalten müssen, wenn ich an die Worte dieser Hexe dachte. Bis er gelernt hatte zu lieben und diese Liebe erwidert wurde...und das waren zwei Optionen, die einander genauso aussschlossen wie die Möglichkeit, dass Seto und Yugi jemals wirklich Freunde werden würden... Yugi...natürlich! Mit ihm und seinen Freunden hatten Seto und ich schon so viel verrücktes Zeug erlebt, dass eine geringe Hoffnung in mir Gestalt annahm. Vielleicht würden sie uns helfen können. Mir war klar, dass Seto von der Idee alles andere als begeistert sein würde, aber was blieb mir im Augenblick anderes übrig? Richtig...Gar nichts. Die nächsten Stunden verbrachte ich damit Seto und mich selbst zu beruhigen. Uns einzureden, dass es einen Weg gab ihm seine menschliche Gestalt wiederzugeben auch ohne, dass er dafür gleich eine Frau finden musste. Obwohl ich mir persönlich schlimmeres vorstellen konnte als das. Irgendwann war Seto dann doch eingeschlafen. So wie er dalag spürte ich plötzlich einen dicken Kloß im Hals. Warum wurde ausgerechnet er so vom Schicksal gestraft? Hatte mein Bruder nicht schon genug durchgemacht? Ich schüttelte die trüben Gedanken schnell wieder ab. Du hast keine Zeit zum Trübsal blasen. Denn ein rascher Blick auf die Uhr sagte mir, dass jetzt gerade Yugi´s Großvater seinen Spieleladen öffnete. Also bestand eine große Chance auch Yugi anzutreffen, ohne ihn aus dem Bett werfen zu müssen. Mit einem letzten Blick auf den schlafenden Drachen verlies ich unser Haus und machte mich auf den Weg zu Yugi in der Hoffnung, dass er Seto und mir helfen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)