Momente von IchHasseAnime ================================================================================ Kapitel 1: 1. Rückblick ----------------------- Ein schwerer Seufzer bahnte sich den Weg seine Kehle hinauf, als er die kleine, turnende Gestalt am Boden beobachtete, blieb ihm dann aber schwer im Halse stecken. Wie viele Jahre waren es nun schon? Wie lange waren sie schon auf diese Weise verbunden? Und wie lange war es her, dass er ihr wahres Ich erlebt hatte? Der Seufzer in seiner Kehle wurde zu einem Kloß, der ihm die Luft abschnürte und alle Erinnerungen frisch und heiß wieder in seine Wahrnehmung trieb. Ein kleines Mädchen, das klatschend die Arme nach ihm ausstreckte, damit er es noch einmal in die Arme nahm und an sich drückte, während es mit seinem noch zahnlosen Grinsen auf seine Schulter sabberte. Das gleiche Mädchen nur wenige Monate später, wie es sich auf die pummeligen Beinchen stemmte und zitternd seine ersten, wackeligen Schritte auf ihn zu tat. Und ihre wimmernde, helle Stimme, die durch die offene Tür in den Garten wehte und klar vernehmbar „Papa!“ erklingen ließ. Sein Brustkorb schien mit einem Mal zu klein für auch nur einen einzigen Atemzug zu sein und das Herz pochte nun hart gegen seine Rippen. Ein Brennen stieg in seine Augen, als mehr Bilder immer weiter auf ihn eindrangen. Der Beginn eines Spiels, das er noch nicht als ein Solches wahrnahm und nicht verstand; Ein Lichtblitz, ein Knall und das Ertönen eines schmerzverzerrten Schreies einer schrecklich vertrauten, hellen Stimme. Unglaube… unendlicher Schmerz… und schließlich eine wilde Entschlossenheit, die von ihm Besitz ergriff. Schemen von Frauen und Männern - das blanke Entsetzen stand ihnen für immer in die Augen geschrieben - und das gurgelnde Geräusch ihres Überlebenskampfes. Der Anblick war nicht mit dem Ende des Spieles verschwunden und wartete immer gerade unter der Oberfläche seines Bewusstseins auf Momente wie diese. Nach dem Sieg kam eine tiefe, allumfassende Dunkelheit, die nur allmählich vom Lachen einer hellen Stimme unterbrochen wurde und ihn langsam wieder zur Besinnung brachte. Das Lachen gehörte einer verdrehten Gestalt am Boden, die ihm zuerst merkwürdig vertraut war, bis das Lachen schrill alle Trägheit zerriss, die seine Glieder noch umfangen hatte. Bald wurde das Lachen zu einem Kreischen, halb belustigt, halb von dem Schmerz erfüllt, den er das letzte Mal darin gehört hatte. Wie es sich herausgestellt hatte, war das Erneuern eines Körpers nicht schwierig. Doch die Seele eines Menschen, das musste er schmerzlich erfahren, ging mit seinem Tod endgültig verloren. Da er dennoch viel zu heftig an der Vorstellung gehangen hatte, dass er es schaffen könne, sollte er es nur wirklich versuchen, hatte sich die Leere der kleinen Gestalt auf alles gestürzt, was an Erinnerung und Gefühl noch für sie übrig war. Wie ein Verhungernder stürzte sie sich auf alles, was er von ihr zu geben hatte und schlang es in sich hinein… Das Ergebnis seiner Verzweiflung schrie und tobte nun auf dem Boden zu seinen Füßen, Augen und Kopf verdrehend, die langen Haare in den Fingern verknotet. Bevor er damals auch nur realisieren konnte, was er getan hatte, war sie entkommen, wütete wahnsinnig und zerstörungslustig, bis er es schaffte, ihre Kräfte zu binden. Und nun saß sie da, immernoch zu seinen Füßen, innerlich gefesselt wie eine Gefangene, ohne auch nur eine leise Ahnung, wer oder was sie einmal gewesen war - und was sie für ihn gewesen war. Es war seine Schuld, dass sie nun eine Gefahr für sich und andere war, doch sie zu erlösen… dazu fand er auch nach all den Jahren nicht die Kraft. Es war egoistisch, doch ohne sie wollte er nicht leben. „Deee-uuus!“, quietschte die helle Stimme, plötzlich ganz nah. „Sitz doch nicht immer nur da und starr in die Luft, wenn es doch etwas zu tun gibt“, ein diebisches Grinsen breitete sich auf ihren Lippen aus, „Es gibt ein Spiel vorzubereiten.“ „Ich weiß… Gedulde dich nur, Murmur.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)