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Meine neue Liebe

von

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Koffer und Wut


 

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„Ta… Takahiro?“ Usami Akihiko sah sein Gegenüber verwirrt und überrascht an.

„Hi!“, sagte dieser mit einem strahlenden Lächeln und winkte leicht mit der Hand.

„Was…“ Doch der Schriftsteller hielt inne, nahm sich zwei Koffer und ging zurück in die Wohnung. „Komm erst mal rein.“

Takahiro nahm den Rest und folgte ihm hinein. Drinnen stellten sie sein Gepäck erst einmal im Flur ab und gingen ins Wohnzimmer, um sich auf die Couch zu setzen.

„Also, was ist passiert?“, fragte er nun gerade heraus.

„Hmn? Was soll denn passiert sein? Darf ich nicht mal Sehnsucht nach meinen kleinen Bruder haben und dabei einen alten Freund besuchen?“, antwortete der Angesprochene.

„Nun schon, aber…“ Er musterte Takahiro und machte sich eine Zigarette an. „Ohne Ankündigung? So viel Gepäck? Wie lange wolltest du denn bleiben?“

„Ähm, naja, ich weiß noch nicht so recht… Ich wollte euch einfach mal überraschen.“ Takahiro senkte seinen Kopf ein wenig nach unten, um den Blick seines Freundes auszuweichen.

„Hmn…“ Usami Akihiko kannte Takahashi Takahiro, Misakis älteren Bruder, seine jahrelange unerwiderte Liebe ganz genau. Er wusste wann er versuchte etwas zu verheimlichen. Und die Tatsache, dass er plötzlich mit vollen Koffern unangemeldet vor seiner Tür stand, bestätigte nur seinen Verdacht, dass etwas nicht stimmte. Doch konnte er ihn natürlich nicht zwingen darüber zu reden wenn er es nicht wollte.

„Wo… wo ist Misaki eigentlich? Kommt er bald nach Hause?“, fragte Takahiro nach einer Weile.

„Nein, er ist nicht da. Er ist mit ein paar Kollegen vom Verlag in Osaka und wird wohl erst in zwei Wochen zurück sein.“

„Oh… dann bist du also ganz allein?“

„Nun, jetzt doch wohl nicht mehr, oder?“

„Ja, stimmt… Schade, ich habe Misaki schon solange nicht mehr gesehen.“

„Wenn du vorher angerufen hättest, wäre dein Weg nicht umsonst gewesen.“, meinte der Schriftsteller und drückte seine Zigarette aus.

„Umsonst?“, entgegnete ihm sein Freund mit ungewöhnlich lauter Stimme, was ihn selbst kurz zusammenzucken ließ. Dann sprach er flüsternd weiter. „Der war ganz bestimmt nicht umsonst!“

„Hast du was gesagt?“

„Was? Äh nein, nichts…“, antwortete er und senkte seinen Blick. Takahiro wusste, dass er vor seinem Freund nichts verbergen konnte, deshalb musste er vorsichtig sein.

Nun herrschte eine qualvolle, fast schon unerträglich Stille. Nach einigen Minuten erhob sich dann der Hausherr und machte sich daran in der Küche Kaffee zu kochen.

„Ich mache uns erst einmal Kaffee. Danach zeig ich dir, wo du den ganzen Kram hinstellen kannst.“

„Okay, danke Usagi!“

„Nichts zu danken!“, erwiderte er lächelnd.
 

„So, hier ist dein Zimmer!“

„Waah, so rosa…“

„Ja, wir lieben diese Farbe einfach.“

„Misaki etwa auch?“ Takahiro sah den Schriftsteller überrascht an.

„Ganz besonders er.“, antwortete er grinsend. Natürlich entsprach dies nicht ganz der Wahrheit, aber Misaki war ja nicht hier um etwas anderes zu behaupten.

„Hmn… und sauber ist es hier ja echt überall.“

„Sicher! Misaki ist ja auch eine klasse Hausfrau!“

„Du hast doch so viel Geld, wieso holt ihr euch keine Haushälterin?“, fragte der schwarzhaarige während er sein Gepäck ins Zimmer trug.

„Nein, ich habe es zwar schon einmal vorgeschlagen, doch Misaki meinte, dass er es lieber selbst machen will.“ Eigentlich war es genau andersrum der Fall. Usagi wollte nicht das in der Wohnung irgendwelche Frauen herumschleichen und ihre Zweisamkeit störten. Deshalb blieb dem armen Misaki nichts anderes übrig als alles selbst zu machen.

„Ja, mein kleiner Bruder war schon immer so. Ich freue mich echt, dass ihr zwei euch so gut versteht. Immerhin könnte Misaki auch alleine wohnen. Aber zu zweit ist es doch irgendwie schöner. So, alles verstaut. Ähm soll ich heut kochen?“

„Hmn?“ Er sah seinen Freund fragend an. Erst jetzt war er wieder richtig anwesend, denn bis vor ein paar Sekunden durchlebte er einen herrlichen Tagtraum. „Ach, ja mach nur. Ich muss später noch arbeiten und hätte dafür eh keine Zeit.“

„Okay, dann schaue ich gleich mal nach was alles da ist und gehe, wenn es sein muss, noch einkaufen.“

Beide gingen ins Wohnzimmer zurück. Der Schriftsteller machte es sich auf der Couch bequem und zündete sich erneut eine Zigarette an. Sein Freund hingegen war dabei in die Küche zu gehen, als plötzlich sein Handy klingelte.

„Willst du nicht ran gehen?“, fragte Usagi, als er sah wie Takahiro sein Telefon anstarrte.

„Äh, nein. Ist nicht so wichtig!“, antwortete er hastig, drückte den Anrufer weg und steckte es zurück in die Hosentasche.
 

„Also, ich gehe dann eben zum Supermarkt. In einer Stunde bin ich wieder da.“

„Ja, bis später.“ Usagi zog kräftig an seiner Zigarette und atmete einigen Sekunden später wieder aus. Nun war er wieder allein in dieser riesigen Wohnung. Nach 5 Jahren wohnten er und Misaki noch immer da wo alles Begann. Hier fühlten sie sich einfach wohl und hier waren sie zu Hause. <Vielleicht… vielleicht wäre eine Haushälterin ja doch besser. Es würde ja reichen, wenn sie zweimal in der Woche käme.> Er wusste genau was er jedes Mal von seinem Geliebten abverlangte, wenn dieser sich neben der Arbeit auch noch um den ganzen Haushalt kümmern musste.

Ganz in Gedanken versunken hörte er nicht wie das Telefon klingelte. Erst als der Anrufbeantworter ansprang und eine allzu bekannte Stimme den Weg in sein Ohr fand, schreckte er plötzlich hoch.

„Hey, blöder Usagi! Wo steckst du denn schon wieder? Ich sagte dir doch, dass ich um diese Uhrzeit anrufen würde…“

Usami Akihiko stürmte zum Telefon und riss den Hörer an sich. „Misaki!“

„Sieh an, bist ja doch da!“, sagte er verärgert.

„Natürlich bin ich da! Wo sollte ich auch sonst sein?“

„Gute Frage…“, erwiderte er nachdenklich. „Na egal… Und fühlst du dich einsam ohne mich?“, fragte Misaki mit frechem Unterton.

„Wieso sollte ich, wo ich hier doch so netten Besuch habe?“, gab Usagi lässig zurück.

„Waaas?“, schnaubte er. „Erzähl doch nicht! Sicherlich hast du schon allen möglichen Unsinn angestellt.

„Nein wirklich! Er kocht sogar später für uns etwas Leckeres.“, sagte der Schriftsteller nun neckisch.

„Haa? Wer? Du lässt doch sonst nie jemanden in die Wohnung wenn es nicht sein muss. Also sag schon! Wer ist es?“

„Sag mal… Kann es sein das du eifersüchtig bist?“

„Was? Ich doch nicht!“, protestierte Misaki.

„Doch, das bist du. Wie niedlich. Aber du brauchst keine Angst zu haben, es ist ja nur Takahiro.“

„Mein… was? Mein Bruder? Wieso? Warum kommt er wenn ich nicht da bin?“, bombardierte er Usagi mit Fragen.

„Das weiß ich leider auch noch nicht.“, erwiderte er nun mit ernster Stimme. „Er stand heute auf einmal vor der Tür mit seinem gesamten Haushalt. Zumindest wüsste ich sonst nicht, was in den Koffern und Taschen drin sein könnte. Als ich ihn fragte, meinte er nur, er wollte uns überraschen. Sicher ist irgendetwas vorgefallen, doch er wollte mir nichts sagen.“

„Ich komme sofort nach Hause! Mit mir wird er sicher reden!“, platze es aus ihm heraus.

„Nein! Das brauchst du nicht. Bleib wo du bist Misaki!“

„Aber ich-“

„Wiedersprich mir nicht!“, sagte er mit lauter, wütender Stimme. „Ich werde es wohl alleine schaffen meinem Freund zu helfen!“

„U… Usagi-san… warum bist du jetzt so wütend? Ich wollte doch nur…“

„Ich… Tut mir leid. Wir reden ein anderes Mal weiter. Bleib einfach wo du bist Misaki. Gute Nacht.“
 

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Seltsame Gedanken


 

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„Wa… was war denn das jetzt bitte?“ Nachdem sein Gesprächspartner einfach aufgelegt hatte, starrte Misaki nun ungläubig sein Handy an.

„Ich meine wieso… Ich soll ihm nicht widersprechen? Dieser Idiot!“ Schimpfend warf er sein Handy auf den Tisch und schmiss sich auf sein Bett. <Warum war er auf einmal so wütend? Ich dachte doch nur, dass mein Bruder vielleicht mit mir reden würde… Er wird doch nicht? Nein…!> „Aaaah“ Er sprang aus dem Bett und machte sich daran aus dem Zimmer zu gehen. Doch kurz vor der Tür blieb er abrupt stehen. „Ach… Honda-san wird mich ja doch nicht gehen lassen.“ Nach dieser Erkenntnis drehte er sich um und ließ sich mit einem lauten Seufzer zurück auf sein Bett fallen.

Inzwischen war Misaki 25 Jahre alt und wie es das Schicksal so wollte, kam er durch seinen Nebenjob im Verlag auf den Gedanken, dass es sicherlich Spaß machen würde, als Editor zu arbeiten. So begann er, nach seinem Studium eine Ausbildung zum Editor, bei dem Verlag, wo sein Geliebter Usagi-san unter Vertrag stand. Und nun war er mit Kollegen wegen einer Messe und einigen anderen Terminen in Osaka.

„Aber… er kann ihn doch nicht mehr… Wir sind doch schon solange zu-“

„Misakiii? Kann ich reinkommen?“ Eine männliche Stimme drang durch die Tür.

„Äh…“ Wie der Blitz richtete Misaki sich auf und wischte sich die Tränen, die begonnen hatten seine Augen zu füllen, mit den Händen weg. „Ja, komm rein Honda-san.“

Die Tür öffnete sich und hinein kam ein sportlicher und gutaussehender junger Mann mit schulterlangen blonden Haaren. Seine grünen Augen leuchteten in dem grellen Licht der Deckenbeleuchtung.

„Hey, ich wollte mit dir nochmal alles für morgen durchgehen.“, meinte er und setzte sich an den kleinen Tisch.

„Gute Idee!“, erwiderte Misaki und setzte sich seinem Kollegen gegenüber. <Das wird mich etwas ablenken.>

„Hmn? Ist etwas passiert?“

„Was? Nein, was sollte denn schon passiert sein?“

„Deine Augen sind ganz rot Misaki.“, antwortete er mit leicht besorgter Stimme. „Hast du etwa geweint? Ärger mit Usami-sensei?“ Er tätschelte seinem Gegenüber den Kopf.

„Wa… nein!“, erwiderte er protestierend. „Ich habe weder geweint noch ärger mit Usagi-san. Und jetzt nimm endlich deine Hand von mir weg und mach dir lieber um dich anstatt um mich sorgen!“

„Ist ja gut, ich sag ja schon nichts mehr…“

Honda Shouta war 2 Jahre älter als Misaki und hatte als Editor schon einen sehr guten Ruf. Wegen seines guten Aussehens war er bei den Frauen heiß begehrt. Doch zu Misakis Leidwesen, war er vom anderen Ufer und liebte es ihn zu necken. Darüber hinaus machte sich sein Kollege immer unnötige Gedanken um ihn, anstatt auf seine eigene Dummheit zu achten.

„Und so etwas muss ausgerechnet mein Vorgesetzter sein, hah…“, murmelte Misaki vor sich hin.

„Hast du was gesagt?“ Sein Gegenüber sah ihn fragend an.

„Nein, habe ich nicht. Und jetzt zeig mal her den Kram hier.“

„Also, ich habe mir das so vorgestellt.“, begann Honda.
 

Noch immer stand Usami Akihiko regungslos vor dem Telefon und fragte sich, was er da gerade getan hatte. Er war doch so froh gewesen, endlich die Stimme seines Geliebten hören zu können und dann gerät er so derart außer Kontrolle?

„Warum nur…?“ Seine Hände ballten sich zu Fäusten.

Die Tür ging auf und ein heiteres „Ich bin wieder da!“ kam ihm entgegen geflogen.

„Willkommen zurück. Das ging ja schnell.“, meinte er noch immer etwas benommen.

„Schnell?“, fragte der Heimgekehrte verdutzt. „Hast du schon mal auf die Uhr gesehen? Ich war geschlagene 2 Stunden weg!“

„Oh… Kam mir gar nicht so lang vor.“ 2 Stunden? Hatte er wirklich über eine Stunde vor dem Telefon gestanden?

„Ist alles okay bei dir Usagi-san? Du siehst so blass aus.“, fragte Takahiro und ging einige Schritte auf seinen Freund zu.

„Ja, alles in bester Ordnung.“, log er und drehte sich rasch um. „Ich geh dann mal weiter arbeiten. Ruf mich wenn das Essen fertig ist.“

„Ja… okay.“, erwiderte er noch, ehe der Autor hinter der Tür verschwunden war. „Hmn… Naja, dann werde ich mich jetzt mal ans kochen machen. Es ja schon so spät! Nun aber schnell!“
 

An der Tür lehnend hatte der Autor nun den Geschmack von Blut im Mund. Er hatte sich auf die Unterlippe gebissen, womit er sich selbst für seine Dummheit bestrafen wollte. Ans arbeiten konnte er jetzt nicht denken, viel zu viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Warum war er Misaki nur so angegangen? Etwa weil es um Takahiro ging? Doch weshalb? Seine Gefühle für ihn hatte er doch schon lange hinter sich gelassen, er liebte jetzt schließlich Misaki. Doch vielleicht, vielleicht war es ja normal sich um seine erste große Liebe derartige Gedanken zu machen. Immerhin kannte er Takahiro in und auswendig und immer, wenn dieser Probleme hatte, kam er zu ihm, um mit seinem besten Freund darüber zu reden. Da war es also nicht verwunderlich, dass der Schriftsteller ihm auch jetzt zur Seite stehen wollte, egal was es sein möge.

Langsam legte sich seine Verwirrung und er bekam wieder einen klaren Kopf. <Ich rufe Misaki am besten später noch einmal an, um mich zu entschuldigen und es ihm zu erklären.>

Mit diesem Entschluss macht er sich nun doch an die Arbeit und wartete sehnlichst darauf, dass es bald Essen geben würde.
 

„Wow Takahiro, du kannst ja genauso gut kochen wie Misaki!“

„Natürlich! Was denkst du denn von wem er es gelernt hat?“, meinte er lachend.

„Jetzt wo du es sagst… hmn.“, erwiderte Usagi nachdenklich. <Dann hat er wahrscheinlich alles was er kann von Takahiro…?> Er schüttelte seinen Kopf, um die seltsamen Gedanken, die ihm kamen schnell wieder loszuwerden. „Danke für das Essen.“, bedankte sich der Schriftsteller und erhob sich.

„Bist du schon fertig? Du hast doch kaum etwas gegessen.“, sagte Takahiro etwas enttäuscht.

„Ja, tut mir leid. Doch ich bin nicht besonders hungrig.“, gab er zurück und lief in Richtung seines Arbeitszimmers.

„Musst du noch arbeiten?“, fragte der schwarzhaarige seinen Freund.

„Ja…“

„Schade, ich dachte wir könnten…“

„Hmn?“ Usagi drehte sich um und sah Takahiro fragend an. „Was könnten wir?“

„Äh…“ Er sah etwas verlegen zur Seite. „Ich dachte, wir könnten uns etwas unterhalten, aber die Arbeit geht natürlich vor. Ich werde einfach noch den Abwasch erledigen und dann etwas fernsehen.“

„Wenn du reden willst, kann ich natürlich auch-“, begann der grauhaarige.

„Nein, nein. Schon gut. Wir können ja auch ein anderes Mal etwas reden. Bin ja noch ein paar Tage da… Mach lieber deine Arbeit fertig.“, sagte er mit einem Lächeln.

„Sicher?“, fragte Usagi zur Sicherheit noch einmal nach und musterte seinen Freund.

„Ja, kein Problem.“, gab er als Antwort zurück und stand auf, um den Tisch abzuräumen.

„Hmn…“ Der Autor drehte sich wieder um, ging die Treppe hinauf zu seinem Arbeitszimmer und ließ einen schweigenden Takahiro zurück. Natürlich wäre er gerne da geblieben um mit seinem Freund zu reden, denn schließlich wollte er ja wissen was vorgefallen war. Doch für ihn gab es jetzt noch etwas Wichtigeres und das war Misaki. Er wollte ihn jetzt sofort anrufen. Mittlerweile war es kurz nach 21 Uhr und er würde jetzt sicher in seinem Hotelzimmer sein. Also ging er mit schnellen Schritten zum Telefon hinüber, nahm den Hörer ab und wählte eilig Misakis Nummer. Es klingelte eine ganze Weile. Er wollte schon auflegen, als doch noch jemand abnahm.

„Misaki…“, hauchte er mit zärtlicher Stimme in den Hörer.

„Ähm, nein sorry...“, erwiderte die Person am anderen Ende der Leitung. „Hier ist nicht Misaki."
 

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Die Lüge


 

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„Ähm, nein sorry… hier ist nicht Misaki.“ Noch einmal hallten diese Worte in seinem Kopf wieder.

„Wa…“ Usami Akihiko starrte den Hörer seines Telefons verwirrt an. Nicht Misaki? Hatte er etwa die falsche Nummer gewählt? Nein, das hatte er nicht, sie war richtig. Doch wer war dann ans Telefon gegangen? Er legte den Hörer wieder an sein Ohr und holte tief Luft.

„Wo ist Misaki? Und wer sind sie?“, fragte er und versuchte ruhig zu bleiben.

„Mein Name ist Honda! Honda Shouta! Ich bin Misaki-kuns Vorgesetzter.“, gab der Andere als Antwort.

„Ach sie… Und wo ist Misaki?“, fragte der Autor erneut.

„Nun, er schläft. Wir haben über die Arbeit gesprochen. Als wir damit fertig waren, haben wir noch etwas getrunken. Er schien mir irgendwie niedergeschlagen und bedrückt. Jedenfalls ist er vor etwa 10 Minuten eingeschlafen.“

„Verstehe…“

„Hören sie Usami-sensei, das sind sie doch, oder? Mich geht das alles zwar nichts an, aber…“

„Aber?“, fragte der Autor etwas gereizt.

„Misaki ist so ein lieber und netter Junge. Mir gefällt es überhaupt nicht wenn ich einen meiner Kollegen so niedergeschlagen und weinen sehen muss. Auch wenn er es wirklich gut verstecken kann.“

„Und, was wollen sie mir damit jetzt sagen?“

„Nun, dass sie aufpassen sollten, nicht, dass er ihnen noch vor der Nase weggeschnappt wird, wenn sie ihn schlecht behandeln.“

Der Schriftsteller riss seine Augen auf und musste sich beherrschen um nicht die Fassung zu verlieren. „Was wissen sie denn schon?“, fragte er kühl.

„Nun ja, ich denke genug…“, erwiderte Honda.

„Hmpf… ich denke, ich werde jetzt auflegen und es morgen noch einmal versuchen.“

„Ja, ist sicherlich eine gute Idee. Na dann, gute Nacht.“

„Gute Nacht…“, gab er zurück und legte auf.

Der Hörer fiel zu Boden. Der Autor legte seine rechte Hand auf das Gesicht, ging zu Couch hinüber und ließ sich darauf fallen. Was hatte er bloß getan? Warum musste er nur so reagieren? Niedergeschlagen und bedrückt hatte Honda-san gesagt. Usami Akihiko konnte sich leider nur zu gut vorstellen, was in dem Kopf seines Geliebten vorging. Er musste dieses Missverständnis so schnell wie möglich aus der Welt schaffen. Vielleicht wäre es auch langsam an der Zeit Takahiro über ihre Beziehung aufzuklären. Dann müsste sich Misaki wegen ihm nicht mehr solche Gedanken machen.

„Hah… ich sollte schlafen gehen und morgen früh gleich Misaki anrufen. Arbeiten geht jetzt eh nicht mehr…“

Er öffnete die Tür seines Arbeitszimmers und blickte ins dunkle. Wie es aussah, war Takahiro wohl auch schon schlafen gegangen. Dann lief er den kurzen Weg in sein Schlafzimmer, der ihm wie eine Ewigkeit vorkam und ging hinein. Drinnen betrachtete er das viel zu große Bett und fühlte sich plötzlich allein und einsam. Seufzend stieg er in das Bett und kuschelte sich in die Decke ein, natürlich mit Suzuki-san im Arm. Er brauchte jetzt einfach etwas zum Festhalten. <Nicht das er ihnen noch vor der Nase weggeschnappt wird, wenn sie ihn schlecht behandeln.“ Hmpf, als wenn ich so etwas zulassen würde!> Auch wenn dem Autor nicht danach war, dauerte es nicht lange und er war eingeschlafen.
 

Als er seine Augen öffnete, musste der angehende Editor erst einmal überlegen, wo er war und was gestern passiert gewesen war. Dann viel es ihm wieder ein.

Da Misaki so bedrückt wirkte, hatte sein Arbeitskollege und Chef einfach kurzer Hand beschlossen, nach der Arbeit etwas über den Durst zu trinken und hatte Sake und Bier auf das Zimmer bestellt. Und weil Misaki nicht viel Alkohol vertrug, musste er wohl relativ schnell eingeschlafen sein.

„Honda-san muss ich ins Bett gebracht haben. Aah… mein Kopf“, jammerte er mit leiser Stimme. Er richtete sich auf und fühlte sich mit einem mal so fröstelig. Als er an sich hinunterblickte, stellte er erschrocken fest, dass er bis auf seiner Unterhose nichts mehr an hatte. Misaki hörte plötzlich ein rascheln neben sich und sah nach rechts. Ihm stockte der Atem.

„Ho… Ho…“, stotterte er ohne richtig sprechen zu können. Neben ihm lag sein Vorgesetzter, genau wie er selbst nur in Unterhose und schlief friedlich.

Der braunhaarige wich zurück, fiel rückwärts aus dem Bett und landete unsanft mit einem dumpfen Knall auf dem Boden. Die allermöglichsten Gedanken schossen ihm nun durch den Kopf.

<Habe ich etwa…? Nein! Das kann nicht sein! O… oder etwa doch?> An den gestrigen Abend konnte er sich nicht mehr erinnern. Vielleicht hatte er sich ja wirklich in seiner Verzweiflung an seinen Chef geklammert und war am Ende gar mit ihm im Bett gelandet? Doch so etwas würde er doch niemals tun! Wie sollte er denn dann seinem Geliebten Usagi-san unter die Augen treten? <Das… das kann einfach nicht sein!>

Gerade, als er den schlafenden Honda aufwecken wollte, um zu fragen, was nun gestern gewesen war, klingelte plötzlich sein Handy. Misaki zuckte zusammen, denn an dem Klingelton erkannte er den Anrufer sofort. Mit ängstlicher Miene ging er zum Tisch, auf dem sein Telefon lag hinüber und nahm es in die Hand. Bevor er abnahm, starrte er noch einen Moment lang das Display an.

„Ja?“, sagte er knapp.

„Misaki?“, fragte der Andere.

„Ja, ich bin’s, Usagi-san.“

„Oh, gut. Ich habe gestern Abend schon einmal angerufen u-“

„Äh, tut mir leid!“, unterbrach Misaki ihn rasch. „Ich war so müde und… und bin etwas früher ins Bett.“

„Verstehe…“, erwiderte der Autor nach kurzem schweigen.

„Wa… was gibt es denn so wichtiges, dass du schon so früh anrufst? Es ist doch gerade mal kurz nach 7 Uhr.“

„Nun ja, ich wollte mit dir noch einmal über gestern reden.“

„Gestern?“, fragte der Kleine verwirrt.

„Hast du das etwa vergessen?“, gab der Autor etwas fassungslos zurück.

„Äh…“ Misaki dachte kurz nach und plötzlich fiel es ihm wieder ein. „Ach… ja. Ich bin noch nicht ganz wach, tut mir leid.“

„Nein, ich sollte derjenige sein dem es lei-“

„Hey Misakiii, bist du etwa schon wach? Komm doch noch etwas ins Bett zum Kuscheln.“, schallte es plötzlich von der anderen Seite des Zimmers.
 


 

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Missverständnisse


 

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Misaki drehte sich wie der Blitz um und sah seinen Vorgesetzten, der noch immer in seinem Bett lag, entsetzt an. Warum musste er gerade jetzt wach werden? Und wieso musste er so laut durch das Zimmer brüllen? Wie sollte er das jetzt nur Usagi-san erklären? Dem angehenden Editor rauchte der Kopf.

„Äh Usagi-san, dass ist ni-“

„Misaki!“, sagte der Schriftsteller mit ernster Stimme. „Was hat das zu bedeuten? Ich dachte, du wärst beim Trinken eingeschlafen! Hat Honda das etwa nur so erzählt während ihr…“

„Was?“, fragte Misaki verwirrt. <Er weiß davon?>

„Du hast mich eben ja nicht ausreden lassen.“, antwortete Usami Akihiko gereizt. „Wie gesagt, habe ich gestern Abend schon mal versucht dich anzurufen und da ist dein Chef ans Telefon gegangen. Er meinte, du seist eingeschlafen.“

„Ja… Ja!“, sagte der Braunhaarige mit lauter Stimme. „Genau so war es auch! Ich… Es tut mir leid, dass ich eben gelogen habe! Wirklich… i-“

„Hey Misakiii was ist denn nun? Es ist so kalt allein hier im Bett! Lass mich doch nicht so lange warten!“, rief Honda erneut durch den Raum.

„Honda-san, würdest du jetzt bitte still sein und endlich gehen!“ Misaki wurde wütend. Sein Chef wusste doch genau, dass er gerade mit Usagi-san telefonierte. Warum also machte er das? „Usagi-san bitte glaube mir. Da ist nichts passiert! Er hat einfach nur in meinem Zimmer übernachtet, ich habe davon nichts mitbekommen! Ehrlich!“

„Hmpf…“ Der Autor wusste nicht, was er denken sollte. Eigentlich wollte er sich bei seinem Geliebten entschuldigen. Doch jetzt platze ihm fast wieder der Kragen. „Ich hätte nicht anrufen sollen…“

„Usagi-san?“

„Ich wollte mich für mein Verhalten gestern entschuldigen und dir sagen, dass du dir keine Gedanken machen brauchst. Denn ich weiß ja nur zu gut, was in deinem Kopf vor geht… Also bitte, mach dir keine Sorgen wegen Takahiro… Misaki ich liebe dich!“

„Usagi-san! Usagi-san? Usa-” Misaki starrte sein Handy an. <Er hat aufgelegt… Was war das denn für eine Stimme? Wieso klang er nur so? Ich muss… ich muss sofort nach Hause!> Eiligst zog er sich an und begann seine Tasche zu packen.

„Misaki? Was hast du vor?“, fragte der Blondstopf, der noch immer im Bett lag, verwirrt.

„Ich packe!“

„Ja, das sehe ich. Aber warum, das will ich wissen!“

„Ich muss zurück! Ich muss sofort zu Usagi-san!“, sagte Misaki entschlossen.

„Das geht nicht!“, warf Honda ein.

„Weißt du wie egal mit das gerade ist? Ich werde trotzdem gehen!“ Er verschloss seinen Koffer, nahm seine Tasche und marschierte geradewegs auf die Tür zu.

„Ich sagte, das geht nicht!“ Honda war aus dem Bett gesprungen und drückte Misaki, der vor Schreck alles fallengelassen hatte, an die Tür.

„Wa… was soll das?“, fragte der Braunhaarige mit zitternder Stimme.

„Ich kann dich nicht gehen lassen! Ich kann nicht…“ Der Blonde kam Misaki immer näher und es trennten sie nur noch wenige Millimeter voneinander.
 

„Usagi-san, bist du scho-“ Er verstummte.

Takahiro hatte die Tür des Arbeitszimmers geöffnet, um nachzusehen ob sein Freund schon wach war. Tatsächlich war es so, allerdings hatte der Schwarzhaarige ein komisches Gefühl, als er den Autor regungslos mitten im Zimmer stehen sah.

„Usagi-san? Was hast du denn?“, fragte er ihn, während er zu ihm hinüber ging.

Doch er bekam keine Antwort, der Schriftsteller war völlig weggetreten. Erst als Takahiro seine Hände auf das Gesicht seines Freundes legte und noch einmal leise seinen Namen aussprach, kam er langsam wieder zu sich.

„Ta… Takahiro…“, sagte Usagi mit beinahe weinerlicher Stimme.

„Usagi-san, ist alles in Ordnung?“, fragte der schwarzhaarige besorgt.

„Was? Ja! Ja, alles okay. Ich habe nur über etwas nachgedacht.“, antwortete er mit einem aufgezwungenen Lächeln.

„Bist du dir wirklich sicher?“

„Ja, tut mir leid, dass du dir Sorgen machen musstest.“

„Nein, schon okay… Also, ich wollte nur Bescheid sagen, dass das Frühstück fertig ist.“

„Ah danke. Ich komme dann gleich.“

„Gut, ich gehe dann schon mal…“, meinte Takahiro und verließ das Zimmer wieder. Es wurmte ihn ein wenig, dass ihm sein Freund nichts erzählen wollte. Denn natürlich wusste er, dass irgendetwas nicht stimmte. Doch er selbst war ja kein Deut besser und konnte sich deshalb auch nicht beschweren.
 

Usami Akihiko legte seine Hand auf die Stirn. „Ich muss besser aufpassen…“, ermahnte er sich selbst und setzte sich erst einmal auf die Couch.

Natürlich konnte er seinem Freund nichts von seinen Problemen erzählen, solange dieser nicht wusste, dass Misaki und er ein Paar waren.

Wieso nur hatte Misaki ihn angelogen, wenn doch nichts passiert gewesen war? Diese Frage ließ dem Schriftsteller keine Ruhe. Es war ja nicht so, dass er seinem Geliebten nicht vertrauen würde. Er verstand es einfach nur nicht.

Was aber anscheinend der Wahrheit entsprach, war die Aussage von Misakis Vorgesetzten. Denn er schien es richtig darauf anzulegen, den Autor wütend und eifersüchtig machen zu wollen.

<Ich muss unbedingt mit Misaki redet und zwar ohne, dass irgendwer in der Nähe ist.> Mit diesem Gedanken ging Usagi aus seinem Arbeitszimmer und zwang sich zu einer freundlichen Miene.

Takahiro wartete bereits mit dem Frühstück auf ihn und nicht anders zu erwarten, war der Tisch reichlich gedeckt. Usagi setzte sich an seinen Platz und nahm erst einmal einen großen Schluck Kaffee aus seiner Lieblingstasse. <Hmn, schmeckt irgendwie genauso wie der von Misaki… Als wäre er nur eine Ko-> Er verschluckte sich. Was war das nur für ein Gedanke, den er da eben gehabt hatte?

„Usagi-san?“, sprach Takahiro seinen Freund an, da er gemerkt hatte, dass dieser mit seinen Gedanken schon wieder ganz woanders zu sein schien.

„Äh, ja?“

„Hast du heute etwas Zeit? Dann könnten wir vielleicht etwas zusammen unternehmen.“

„Ja sicher, das können wir gerne machen.“, antwortete er.

„Das freut mich.“, erwiderte der Schwarzhaarige mit einem Lächeln.

„Gibt es irgendetwas wo du gerne hin möchtest?“

„Um ehrlich zu sein, ja.“, sagte Takahiro etwas verlege.

„Und wohin?“, fragte der Autor neugierig.

„Ähm naja, in den neuen Vergnügungspark!“

„In den neuen Vergnügungspark?“, fragte Usagi überrascht und fing an zu lachen. „Bist du dafür nicht schon zu alt?“

„Dafür ist man doch nicht zu alt!“, erwiderte er mit aufgeplusterten Wangen.

„Hahaha, tut mir leid. Aber die Vorstellung, dich wie ein kleines Kind in einem Vergnügungspark herumlaufen zu sehen, ist einfach zu süß.“

„Usagi-san!“ Takahiro sah rasch zu Seite, als er merkte wie sich langsam sein Gesicht rot färbte. Doch er war froh, dass sein Freund nun nicht mehr diesen schmerzhaften Gesichtsausdruck hatte.

„Okay, wann wollen wir denn los?“, fragte der Lachende nun.

„Sobald wir hier fertig sind, wenn das okay ist.“

„Ja okay, so machen wir es.“, erwiderte Usagi mit einem Lächeln.
 

„Mensch Honda-san, musstest du mich so erschrecken?“, seufzte Misaki, als er sich auf das Bett setzte.

„Entschuldige, aber die Situation war irgendwie so passend.“

Kurz bevor sich ihre Lippen berührt hätten, fing Honda plötzlich an zu lachen. Er wollte seinen Kollegen einfach nur ein klein wenig necken und fand dessen Gesichtsausdruck einfach zu komisch.

„Du hättest mich auch anders aufhalten können!“, murrte er. „Du immer mit deinen blöden Scherzen!“

„Scherzen?“, flüsterte der Blonde und sah mit einem gequälten Blick zur Seite. „Es tut mir leid! Aber du weißt doch ganz genau, dass du nicht einfach abhauen kannst. Wir brauchen dich hier!“

„Ja, ich weiß…“, stimmte ihm Misaki wiederwillig zu. „Ich habe wohl etwas überreagiert. Doch immerhin bist du nicht unschuldig daran! Du musstest hier ja unbedingt durch die Gegend brüllen als ich mit Usagi-san telefoniert habe.“

„Ich wollte ihn einfach nur ein wenig ärgern nachdem ich dich gestern so gesehen hatte.“

„Und hatte ich dir gestern nicht gesagt, dass du dir um mich keine Sorgen machen brauchst?“, entgegnete ihm der Braunhaarige.

„Ist ja gut…“, erwiderte Honda und stand auf. „Ich geh mich mal umziehen. Wir treffen uns dann in 20 Minuten unten in der Lobby, okay?“

„Ja, bis gleich.“

Als sein Chef die Tür hinter sich geschlossen hatte, holte Misaki sein Handy aus der Tasche und rief bei sich zu Hause an.

„Hier bei Usami.“

„Hmn? Nii-san?“, fragte Misaki vorsichtig.

„Misaki?“

„Ja, ich bin’s.“, bestätigte er.

„Oh, schön dich zu hören. Wie geht’s dir?“, fragte Takahiro seinen kleinen Bruder.

„Ganz gut und dir? Usagi-san meinte, du hättest ges-“

„Ah, tut mir Leid, aber können wir später reden?“, unterbrach er Misaki. „Hey Usagi-san lass das doch, das kitzelt. Weißt du Misaki, wir wollten nämlich jetzt los. Mensch nun höre schon auf Usa-“ Doch Takahiro fing an zu lachen.

„Ähm…“ Misaki wusste nicht was er sagen sollte. Was war da nur los?

„Es wird sicher spät, ruf am besten morgen nochmal an, ja? Wir müssen jetzt wirklich los.“

„Warte, ich wollte doch mit Usa-“

Doch sein Bruder hatte aufgelegt. Und schon wieder stand Misaki völlig verwirrt in seinem Hotelzimmer und hatte keine Ahnung was überhaupt los war.
 


 

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Ablenkung


 

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„Ich weiß ja nicht, ob das richtig war.“, warf Takahiro nach einer Weile nachdenklich ein.

„Ach, Misaki wird das schon nicht so verbissen sehn.“

„Bist du dir da sicher, Usagi-san? Es klang so, als wäre es wichtig.“, sagte der Schwarzhaarige besorgt.

„Ja. Mach dir nicht so viele Sorgen, er ist schließlich kein Kind mehr.“, meinte der Autor lächelnd. „Ich werde ihm später alles erklären.“

„Du hast Recht. Lass uns den Tag heute einfach genießen.“

Usami Akihiko und sein langjähriger Freund waren inzwischen unterwegs zum Wonderland Vergnügungspark. Kurz bevor sie losfahren wollten, hatte Misaki bei sich zu Hause angerufen und wollte anscheinend den Autor sprechen. Allerdings war Takahiro ans Telefon gegangen und so hatte ihm Usagi Andeutungen dazu gemacht, dass sie unbedingt los müssten und jetzt keine Zeit zum Telefonieren wäre. Also hatte Takahiro seinen kleinen Bruder einfach abgewimmelt und aufgelegt.

Natürlich tat es dem Schriftsteller leid. Doch er hatte seine Gedanken noch nicht wieder richtig geordnet und selbst wenn er selber ans Telefon gegangen wäre, so hätte er ja doch nicht wirklich mit ihm reden können. Denn schließlich war Takahiro ja da gewesen und er hätte ihn wohl kaum rausschicken können, ohne irgendwelche Fragen aufzuwerfen. Außerdem wäre er Misaki sicherlich wieder angegangen, wenn er mit ihm gesprochen hätte und das wollte er auf keinen Fall.

Der Autor verstand sich langsam selbst nicht mehr. <Was ist nur los mit mir?> Für ihn wäre es doch normal gewesen der Sache sofort nachzugehen, egal wer in dem Moment bei ihm war oder was er gerade zu tun hatte. Warum also blieb er dieses Mal so ruhig? Er hatte einfach keine Erklärung dafür. <Mir jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen bringt ja doch nichts. Wenn Takahiro wieder merkt das etwas nicht stimmt, wird es auch schwierig. Irgendwann wird er mir wohl nicht mehr glauben, dass nichts ist. Wobei er über seine Probleme ja selbst nicht sprechen will. Hmpf…> Der Autor sah leicht nach rechts zu seinem Freund hinüber. Als dieser dann plötzlich seinen Blick erwiderte, wich Usagi seinem Blick eilig aus.
 

Nach einer weiteren Stunde im Auto waren sie endlich am Ziel angekommen.

„Uwaah. Ist das alles riesig hier.“, sagte Takahiro voller Begeisterung, als sie in die Richtung des Einganges liefen. „Wo wollen wir denn als erstes hin?“

„Immer mit der Ruhe.“, erwiderte Usagi. „Lass uns erst einmal die Eintrittskarten kaufen. Danach können wir in dem Führer, den wir beim Kauf erhalten, schauen wo wir als erstes hingehen können.“

„Ich bin so aufgeregt.“

„Ja, das merke ich.“, meinte der Autor lächelnd. „Es scheint so, als wärst du noch nie in einem Vergnügungspark gewesen.“

„Nun ja, war ich schon.“, sagte Takahiro mit leicht trauriger Stimme. „Einmal, als Misaki noch klein war und unsere Eltern noch lebten, als Geburtstagsgeschenk.“

„Ah… mit Misaki.“ Als der Schriftsteller den Namen seines Liebsten hörte, ballten sich seine Hände wie von selbst zu Fäusten. Doch er beschloss jetzt nicht an seine Probleme zu denken und mit Takahiro eine schöne Zeit zu verbringen. Denn schließlich wusste er immer noch nicht, warum sein Freund so plötzlich vor seiner Tür gestanden hatte und hoffte, dass dieser ihm bald alles erzählen würde.

Nachdem sie dann den Eintritt bezahlt hatten, machten sie sich auf den Weg zu den ersten Fahrgeschäften. Die zwei Freunde hatten viel Spaß und genossen die Zeit die sie zusammen verbrachten sehr. Sie fuhren mit den großen Achterbahnen, die es wirklich in sich hatten und auch mit kleineren Karussells. Nach der wilden Fahrt mit der Wasserbahn brauchte der Autor erst einmal eine Pause.

„Meine Güte, ich glaube das ist nichts für mich.“, sagte der Grauhaarige als er sich auf eine Bank setzte.

„Hahaha.“, lachte Takahiro. „Du bist doch kein alter Mann. So schlimm war es doch nun auch wieder nicht.“

„Aber dieses hoch und runter, rechts und links… wenn ich nur daran denke wird mir schon ganz anders.“

Takahiro lachte noch immer und hatte inzwischen schon Tränen in den Augen.

„Nun hör schon auf.“, nörgelte Usagi.

„Entschuldige. Lass uns was essen, okay?“

„Ja, gute Idee.“

Takahiro war froh, dass der Besuch im Freizeitpark seinen Freund ein wenig abzulenken schien. Auch ihm selbst tat diese Abwechslung mehr als nur gut. Er freute sich sehr darüber, dass er mal wieder etwas gemeinsam mit seinem Kindheitsfreund unternehmen konnte.

Früher hatten sie oft etwas zusammen gemacht, doch als beide anfingen zu Arbeiten und neue Leute kennenlernten änderte sich das. Nachdem Takahiro dann seine zukünftige Frau vorgestellt hatte und der Autor sich inzwischen mehr mit Misaki beschäftigte, sahen sie sich so gut wie gar nicht mehr. Nach dem Umzug nach Osaka, der plötzlich nach der Hochzeit stattfand, telefonierten sie sogar nur noch ab und an. Dabei war der Schriftsteller doch immer so anhänglich gewesen und jetzt schien von dieser Zeit nichts mehr da zu sein. Dies stimmte den Schwarzhaarigen irgendwie traurig.

„…wollen wir als nächstes hin?“

„Hmn?“

„Wo wollen wir als nächstes hin?“, fragte der Autor erneut.

„Ah. Ich war in Gedanken, entschuldige.“, erwiderte Takahiro. „Als nächstes? Hmn, entscheide du! Immerhin haben wir bis jetzt nur das gemacht, was ich wollte.“

„Hmn. Dann gehen wir uns die Delfin Show anschauen.“, meinte er und deutete auf das etwas weiter entfernte Gebäude, das einen Delfin auf dem Dach hatte.

„Was Ruhiges also, okay.“, sagte Takahiro lächelnd und stand auf.

Nach der Delfin Show sahen sie sich noch zwei weitere Shows an und gerade als sie das Gebäude verlassen hatten, klingelte ein Handy.

„Ich glaube das ist deins.“, meinte der Grauhaarige.

„Oh, du hast Recht.“ Als Takahiro sein Telefon aus der Tasche gezogen und auf das Display gesehen hatte, verfinsterte sich sein Blick augenblicklich. „Ich muss da eben ran gehen, dauert auch nicht lange.“, sagte er mit ernster Stimme und verschwand hinter einer Ecke.

Usami Akihiko sah seinem Freund mit ernster Miene hinterher und fragte sich wer der Anrufer sein könnte. Der Autor setzte sich auf eine naheliegende Bank und zündete sich eine Zigarette an. <Wann er mir wohl sagen wird was geschehen ist? Ich werde noch verrückt…>

10 Minuten später kam Takahiro wieder und noch immer hatte er diesen finsteren Gesichtsausdruck.

„Tut mir leid, hat doch länger gedauert.“

„Ist schon okay, war ja sicherlich wichtig…“, sagte der Autor mit einem leichten Lächeln.

„Naja… lassen wir das.“, erwiderte Takahiro. „Was machen wir jetzt? Es wird langsam dunkel.“

„Stimmt. Hmn, ich weiß nicht. Zurück fahren?“

„Also eigentlich würde ich lieber noch etwas hier bleiben.“

„Oh. Okay, dann bleiben wir eben noch hier.“ Der Schriftsteller sah seinem Freund an, dass irgendetwas bei dem Telefonat gewesen sein musste und er deshalb nun traurig war. Also musste er dafür sorgen, dass sich das änderte. „Wo willst du hin?“

„Da hin!“, erwiderte er und zeigte auf das große Riesenrad.

„Ah, gut. Dann dahin.“

Also machten sich die Zwei auf den Weg zum Riesenrad. Beide schwiegen, keiner von ihnen brachte auch nur einen Ton auf dem Weg dahin über ihre Lippen, obwohl ihnen so viel auf dem Herzen lag.

Nun saßen sie in einer Gondel des Riesenrades und starrten, ohne ein Wort zu sagen, in den sich dunkelblau färbenden Himmel.

„Was hältst du von der Ehe, Usagi-san?“, unterbrach der Schwarzhaarige die Stille.

„Hmn?“

„Und von der einen wahren Liebe?“

„Wie kommst du denn jetzt darauf?“, fragte der Autor etwas verwirrt.

„Ach nur so…“, gab er als Antwort zurück.

„Takahiro…“, fing der Autor ernst, jedoch mit sanfter Stimme, an. „Willst du mir nicht sagen, warum du plötzlich zu mir gekommen bist? Ich sehe dir doch an das etwas nicht stimmt. Immerhin kennen wir uns schon so lange.“

„Wie kommst du darauf, dass etwas nicht stimmt?“, fragte er mit einem gequälten Lächeln.

Dann beherrschte erneut Stille die Gondel. Nach einigen Minuten jedoch, atmete der Schwarzhaarige tief durch. „Die Wahrheit ist… ich wusste nicht wohin ich sonst gehen sollte. Du bist schließlich mein bester Freund…“

„Takahiro…“, Usami Akihiko sah sein Gegenüber mit weit geöffneten Augen an.

„Für mich ist das ein völlig neues Gefühl, ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.“, sagte er mit weinerlicher Stimme. „Ich meine, wie soll man sich fühlen, wenn man von seiner Frau verlassen wird?“
 


 

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Sehnsucht


 

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„Misaki, wie weit bist du?“, rief sein Chef ihm zu.

„Hier bin ich fertig!“, gab er als Antwort zurück.

„Gut.“, meinte Honda, als er auf Misaki zuging. „Jetzt nur noch das Buch von Yoshima-san.“

„Wie viel Zeit haben wir denn noch?“, fragte der angehende Editor.

„Ungefähr eine halbe Stunde, also noch genügend Zeit.“

„Ja schon, die hätten uns trotzdem früher in die Halle lassen können.“, nörgelte Misaki.

„Nun reg dich doch nicht darüber auf.“, meinte der Blonde gelassen. „Wir schaffen doch alles rechtzeitig.“

Inzwischen war es kurz vor 19 Uhr und Misaki bereitete mit seinen Kollegen alles für die heutige Ausstellung vor. Neben ihrem Stand bei einer Buchmesse, hatte sie noch diverse Ausstellungen. Um zu sehen wie so etwas ablief, wurden dieses Jahr die Neulinge des Verlages mit diesen Veranstaltungen betraut, natürlich unter der Aufsicht der Verkaufsabteilung.

Diese Arbeit machte Misaki sehr viel Spaß, doch heute hatte er auf nichts Lust. Er wünschte sich nur, dass alles schon vorbei wäre und er schnell zurück ins Hotel könnte.

Nachdem sein Bruder heute Morgen einfach aufgelegt hatte, stand er noch eine ganze Weile regungslos da und fragte sich, was das alles sollte. Er machte sich die ganze Zeit Sorgen und unendlich viele Gedanken und sein geliebter Usagi-san schien die Zweisamkeit mit Takahiro in vollen Zügen zu genießen.

Fast hätte er sich wieder seinen Koffer geschnappt und wäre am liebsten nach Hause gefahren. Doch er biss sich auf die Unterlippe und zwang sich selbst dazu sich zu beruhigen.

Also ging er ins Bad und warf sich erst einmal kaltes Wasser ins Gesicht. <Ich muss ruhig bleiben. Er hat immerhin gesagt ich brauch mir keine Sorgen machen!> Mit diesem Gedanken zog Misaki seinen Anzug an und ging hinunter in die Hotellobby, wo ihn sein Vorgesetzter schon ungeduldig erwartete. Sie frühstückten gemeinsam, danach jagte ein Termin den Anderen und so war der Tag schnell vorüber gegangen. Nun musste Misaki nur noch diese Ausstellung hinter sich bringen.

„Takahashi-san, es geht los!“, sagte ihm ein Kollege beim Vorbeigehen.

„Ja, ich weiß.“, erwiderte er und begab sich zum Haupteingang der Ausstellungshalle.
 

Die Zeit verging so langsam, dass Misaki das Gefühl hatte sie würde nie vorbei gehen, doch gegen 23 Uhr war es endlich soweit.

„Geschafft.“, sagte er erschöpft.

„Ja, gute Arbeit heute.“, meinte Honda und legte ihm seine Hand auf die Schulter. „Wollen wir noch etwas trinken gehen?“

„Schon wieder?“

„Was heißt hier bitte schon wieder? Das gestern konnte man nun wirklich nicht als trinken bezeichnen. Du bist ja schon nach zwei Gläsern umgefallen.“

„Ich vertrage eben nicht viel Alkohol!“, sagte Misaki etwas frustriert.

„Dann trinkst du eben Milch.“, neckte Honda seinen Kollegen.

„Was? Willst du mich etwa verarschen? Wer trinkt schon in einer Bar Milch…“

„Das war doch nur ein Scherz, reg dich doch nicht gleich wieder so auf…“

„Tut mir leid, aber mir ist heut echt nicht nach Scherzen zumute. Ich glaube, ich werde gleich ins Bett gehen…“

„Ist alles in Ordnung?“, fragte der Blonde nun etwas besorgt. „Du wirkst heute schon den ganzen Tag so abwesend.“

„Wie soll alles in Ordnung sein? Ich konnte seitdem nicht noch einmal mit Usagi-san reden… Ich habe keine Ahnung was er denkt oder ob er mir glaubt, dass wirklich nichts passiert ist.“

„Hör mal Misaki.“, warf Honda nun ein. „Wenn Usami-sensei dich wirklich liebt, wird er dir doch sicher vertrauen oder?“

„Ja schon… aber du kennst ihn eben nicht so wie ich…“

Misaki erinnerte sich an die Zeit zurück, wo die Familie des Autors sich zwischen sie stellen wollte und sie versucht hatte, einen Keil zwischen die zwei Liebenden zu treiben. Damals war der Schriftsteller ständig auf der Hut gewesen und übervorsichtig was Misaki anging. Er war jedes Mal die Eifersucht in Person wenn sein Bruder ins Spiel kam. Weshalb sich Misaki gut vorstellen konnte, das sein Geliebter in diesem Moment vor Eifersucht kochen würde, nachdem er das Gerede von seinem Vorgesetzten gehört hat. Jedoch beunruhigte es den angehenden Editor doch ein wenig, dass der Autor trotz allem so ruhig geblieben war. So kannte er ihn überhaupt nicht. Er hatte darauf gewartet angeschrien, ausgeschimpft und wie immer mit sanfter Gewalt genommen zu werden, doch nichts von allem geschah. Insgeheim hatte Misaki sich gewünscht, Usagi würde zu ihm kommen, um sich zu vergewissern. Das wäre nur mehr als typisch für ihn gewesen. Aber natürlich kam er nicht, immerhin konnte er Takahiro ja nicht einfach alleine lassen. Doch Misaki vermisste seinen Geliebten so sehr, dass er schon fast wahnsinnig wurde vor Sehnsucht. Dieses Gefühl war völlig neu für ihn.

„Hey! Pass doch auf!“, rief Honda plötzlich mit lauter Stimme und hielt seinen jungen Kollegen am Arm fest.

„Wa… was ist?“, stotterte dieser.

„Du wärst fast bei Rot über die Straße gelaufen! Wo bist du denn schon wieder mit deinen Gedanken?“

„Ich glaube, nicht da wo ich sollte… Danke.“

„Dafür musst du dich nicht bedanken.“, erwiderte der Blonde mit ernster Miene. „Du bist ja völlig durch den Wind… Da hilft nur eins!“

„Und das wäre was?“, fragte Misaki lustlos.

„Reden!“

„Reden?“

„Ja! Über seine Probleme reden hilft!“

„Ich weiß ja nicht.“, meinte der Braunhaarige skeptisch. „Selbst wenn ich jetzt mit dir darüber reden würde, löse ich mein Problem dadurch trotzdem nicht. Also bringt mir das reicht gar nichts! Außerdem würde das sicher die ganze Nacht dauern…“

„Hah… dir ist echt nicht zu helfen.“, seufzte Honda.

„Ich weiß…“, erwiderte Misaki deprimiert.

Mittlerweile war es kurz vor 24 Uhr. Die zwei erschöpften Männer hatten endlich ihr Hotel erreicht und waren auf dem Weg zu den Fahrstühlen.

„Soll ich noch mit zu dir kommen?“, fragte Honda, als sie nach oben fuhren.

„Nein… ich denke das ist keine gute Idee. Ich werde mich sofort ins Bett hauen.“

„Hmn, okay…“, sagte sein Chef mit leicht trauriger Stimme. „Na dann wünsch ich dir eine gute Nacht. Wir sehen uns morgen.“

„Ja, gute Nacht.“, erwiderte Misaki knapp und verschwand hinter der Tür seines Hotelzimmers.

Der Blonde starrte noch eine Zeitlang auf die Zimmertür seines Kollegen, ehe er sich auf den Weg in sein Zimmer machte. Dort angekommen warf er seine Sachen auf den Tisch, ließ sich seufzend auf sein Bett fallen und vergrub sein Gesicht im Kissen. „Misaki du Idiot…“

Wie gern hätte Honda seinen jungen Kollegen vorhin in den Arm genommen. Doch er musste seine Gefühle und sein Verlangen unterdrücken. Denn er wollte um jeden Preis verhindern, dass Misaki sich von ihm abwandte. Er wusste genau wie sehr sein Kollege den Autor liebte und wollte sich auf keinen Fall zwischen sie drängen. Aber genauso wenig konnte er mit ansehen, wie Misaki unter dieser Liebe litt. Der Blondhaarige befand sich in einer Zwickmühle und wusste seit langem nicht mehr, was er machen sollte.

Fast ein Jahr kannte er Misaki nun schon und er konnte sich noch ganz genau an ihr erstes Treffen erinnern. Denn er hatte sich auf den ersten Blick in den jungen Studenten verliebt. Als er kurze Zeit später dann herausfand, dass seine heimliche Liebe und der berühmte Autor Usami Akihiko zusammen leben, konnte er eins und eins zusammen zählen. Also versuchte Honda die Gefühle für seinen Kollegen im Keim zu ersticken. Doch er schaffte es einfach nicht, sein Verlangen wurde nur immer größer.

Plötzlich fuhr der Blonde erschrocken hoch, denn jemand hatte an seiner Tür geklopft. Nachdem er sich zurück auf seine Beine gequält hatte, ging er zur Tür und sah durch den Türspion. Er rieb sich die Augen und sah noch einmal durch den Spion. Honda glaubte nicht was er da sah, da stand doch wirklich sein geliebter Misaki vor der Tür.

„Hey Misaki, was ma-“, begann er, als er die Tür öffnete, verstummte jedoch, als er in das Gesicht seines Kollegen sah. Denn dieser hatte rote, Tränenerfüllte Augen und sah Honda mit einem Blick an, der ihm fast das Herz zerriss.
 


 

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Antworten


 

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„Wer war das denn jetzt um diese Uhrzeit? Etwa Misaki?“, fragte der Schwarzhaarige den Autor, als dieser sich gerade auf die Couch setzte.

„Nein…“, gab er als Antwort, nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte. „War nicht wichtig.“

„Okay…“

„Du bist jetzt wichtig, Takahiro!“

„Usagi-san…“

Nachdem Takahiro seinem Freund endlich gesagt hatte, was nun geschehen war und warum er so plötzlich bei ihm aufgetaucht war, verspürte er den Wunsch es nicht erfahren zu haben. Denn die Tatsache, dass seine Frau ihn verlassen hatte und er jetzt quasi wieder Single war, ließ in dem Autor seltsame Gefühle aufkommen. Usami Akihiko wusste in dem Moment nicht was er seinem Freund sagen und wie er ihn trösten sollte. Also war er einfach aufgestanden und nahm den Schwarzhaarigen, der mittlerweile Tränen in den Augen hatte, in seine Arme. Takahiro wusste zuerst nicht wie ihm geschah, doch dann erwiderte er die Umarmung und klammerte sich an den Autor. So verharrten sie, bis ihre Gondel zum Stehen kam und sie aussteigen mussten.

Während der gesamten Heimfahrt sagte keiner von ihnen ein Wort, erst nachdem sie die Haustür hinter sich geschlossen hatten wurde die unerträgliche Stille die sie umgab durchbrochen, denn das Handy des Schriftstellers klingelt. Natürlich konnte es um diese Uhrzeit nur sein geliebter Misaki sein, doch für ihn kam jetzt Takahiro an erster Stelle, er würde das sicherlich verstehen. Also beschloss er den Anrufer wegzudrücken, sein Handy auszuschalten und auch den Stecker des Telefons zu ziehen. Denn er wollte sich jetzt Zeit für seinen besten Freund nehmen.

„Dann erzähl mal.“, sagte Usagi vorsichtig, mit sanfter und ruhiger Stimme. „Was ist passiert?“

„Hmn…“ Der Schwarzhaarige senkte seinen Kopf. „Es lief eigentlich alles wunderbar zwischen uns. Mit unserer Arbeit war auch alles bestens. Wir haben sogar schon über Nachwuchs gesprochen… Dann eines Abends, kam Minami ins Wohnzimmer, setzte sich neben mir auf die Couch und sah mich traurig an. Ich fragte sie was denn los sei, doch sie schwieg einfach nur. Seit diesem Abend redete sie raum noch mit mir. Ich wusste überhaupt nicht was los war und dachte ich hätte irgendetwas falsch gemacht…“ Takahiro hielt inne.

Der Schriftsteller betrachtete seinen Freund mit sorgevoller Miene und hörte ganz genau zu was dieser zu erzählen hatte.

„Naja… nach gut einer Woche habe ich es dann nicht länger ertragen und sie zur Rede gestellt. Daraufhin fragte sie mich ob mir nicht etwas aufgefallen wäre, was ich verneinte. Und dann sagte sie mir tatsächlich, dass sie sich von mir nicht mehr geliebt fühlt. Ich war echt geschockt und wusste nicht was ich darauf antworten sollte… Wir haben dann eine Weile diskutiert und irgendwann meinte Minami dann, dass es besser sei wenn wir uns trennen. Völlig verstört habe ich dann meine Sachen gepackt und bin einfach losgefahren. Am Ende stand ich dann vor deiner Tür…“

„So war das also…“, meinte Usami Akihiko unfähig etwas anderes von sich zu geben. Zu geschockt war er von dem, was er eben gehört hatte.

„Ja…“

Wieder einmal herrschte Stille zwischen den zwei Freunden. Beide, einer der nicht wusste was er zu allem sagen sollte und sein bester Freund, der nicht mehr als das sagen konnte, saßen sich schweigend gegenüber.

„Und was hast du jetzt vor?“, fragte der Autor nach einer Weile.

„Ich weiß es noch nicht…“, antwortete der Angesprochene. „Bei der Arbeit habe ich erst mal Urlaub genommen. Wir wollen uns in ein paar Tagen treffen und überlegen wie es nun weitergehen soll. Ich dachte, dass ich vielleicht solange hier bleiben kann…“

„Sicher! Bleib solange du willst!“, platzte es aus dem Autor. Natürlich würde er ihn so gut er konnte unterstützen, das war selbstverständlich. „Takahiro… ich weiß nicht genau wie ich dir helfen kann, aber bitte sage mir wenn ich etwas für dich tun kann, egal was!“

„Usagi-san… ich danke dir.“, sagte der Schwarzhaarige gerührt. „Du hilfst mir schon indem du einfach nur da bist. Ich wollte nicht allein sein, ich brauchte einfach jemanden, bei dem ich mich wohlfühle und das ist nun mal bei dir…“

Der Grauhaarige sah sein Gegenüber überrascht und zugleich verwirrt an und fragte sich ob Takahiro schon früher einmal so ihm gegenüber gewesen war.

„Ähm…“ Nachdem Takahiro realisiert hatte was er eben von sich gegeben hatte, färbte sich sein Gesicht leicht rot und er sah verlegen zur Seite. „Ich glaube, ich werde dann mal schlafen gehen. Es ist schon spät und ich bin völlig erschöpft.“

„Du hast Recht, es ist wirklich schon recht spät. Lass uns morgen weiter reden, ruh dich erst einmal aus.“, sagte Usagi mit ruhiger Stimme.

„Ja, danke…“ Takahiro stand auf und ging mit langsamen Schritten auf sein Zimmer zu.

„Takahiro…“

„Ja?“ Der Schwarzhaarige drehte sich blitzartig um.

„Wenn du irgendetwas brauchst, sag es mir, okay? Ich bin für dich da…“

„Usagi-san… Ich danke dir, ich danke dir wirklich.“, erwiderte er mit Tränen in den Augen. „Es ist wirklich ein Wunder, dass ich so einen Freund wie dich an meiner Seite haben darf.“ Takahiro hielt kurz inne und es schien als würde er über etwas nachdenken. „Ich… Ach, ist nicht so wichtig.“, meinte er mit einem leichten Lächeln. „Ich danke dir, gute Nacht.“ Und damit verschwand er hinter seiner Zimmertür.

<Takahiro…> Usami Akihiko konnte es noch immer nicht wirklich glauben. Wie sehr hatte er sich damals insgeheim gewünscht, dass so etwas passiert und er seinen geliebten Takahiro trösten könnte. Doch jetzt wusste er nicht, was er machen geschweige denn was er fühlen sollte.

<Was wohl Misaki dazu sagen wird? Misaki… Misaki…> Mit einem Mal verspürte der Autor so eine Sehnsucht nach seinem Geliebten, dass er nach seinem Handy griff, es wieder anmachte und seine Nummer wählte. Doch noch während die Nummer durchgewählt wurde legte er wieder auf und warf das Handy in eine Ecke der Couch. Er konnte doch jetzt nicht einfach anrufen! Nicht um diese Uhrzeit und schon gar nicht nachdem er Misaki einfach weggedrückt hatte. Der Autor hätte sich dafür selbst Ohrfeigen können. Doch in diesem Moment waren all seine Gedanken nur bei Takahiro und er dachte über das, was er tat, nicht wirklich nach.

Der Grauhaarige schloss seine Augen. <Ich sollte ins Bett gehen, mein Kopf zerspringt gleich…> Er quälte sich auf seine Beine und ging ins Schlafzimmer. Dabei fragte er sich, was ihm Takahiro da eben wohl noch sagen wollte.
 

„Er hat also einfach aufgelegt und dann auch noch sein Handy ausgemacht? Oh Mann…“ Honda Shouta schüttelte seinen Kopf und sah sein Gegenüber mitleidig an. „Er wird sicher einen Grund dafür haben…“

„Ja, das denke ich ja auch.“, schluchzte Misaki. „Trotzdem… ich wollte unbedingt mit ihm reden!“

„Hmn… Erzähl mir doch endlich mal was los ist. Das mit anzusehen ist langsam echt unerträglich, also will ich wenigstens wissen warum du hier in meinem Zimmer sitzt und heulst.“

„Ja okay… ich erzähle dir alles.“, erwiderte der Braunhaarige und legte seinen Kopf seitlich auf den kleinen Tisch.

Misaki fing ganz von vorne an. Er erzählte wie er und der Autor sich kennenlernten und wie er durch einen Zufall herausfand, dass der Schriftsteller in seinen Bruder verliebt war. Und der Schriftsteller Misaki, nachdem Takahiro seine Verlobte vorgestellt hatte, seine Liebe gestanden hat. Natürlich ließ der angehende Editor den Ärger mit der Usami Familie nicht aus, er erzählte jede Kleinigkeit.

„Naja und nachdem Usagi-sans Vater mich ein wenig akzeptiert hatte, lief es eigentlich ganz gut. Sicherlich gab es hier und da Meinungsverschiedenheiten und auch mal Streit. Aber alles in allem kann ich mich nicht beklagen.“

„So war das also.“, warf Honda interessiert ein.

„Ja… darum versteh ich nicht, warum er jetzt so ruhig bleibt. Es wäre völlig normal für ihn gewesen, hier einfach aufzutauchen und mich zurück mit nach Hause zu nehmen, aber… Nichts ist passiert! Ich verstehe es einfach nicht! Das bringt mich noch um den Verstand! Darum…“ Misaki hielt kurz inne und ging noch einmal in sich. Dann machte er ein trauriges, jedoch ernstes Gesicht. „Darum werde ich auch das Gefühl nicht los, dass das alles etwas mit meinem Bruder zu tun hat. Ich meine, wenn er uns besuchen kam und das war nicht allzu oft, dann immer mit seiner Frau, nie allein. Und irgendetwas muss ja, laut Usagi-sans Aussage, vorgefallen sein. Was, wusste er in dem Augenblick auch noch nicht… Aaaaah ich werde noch verrückt! Heut Morgen wollten sie irgendwohin und schienen ihren Spaß zusammen zu haben. Natürlich bin ich der Einzige dumme der sich hier wie verrückt Gedanken macht!“ Der Braunhaarige holte tief Luft und leerte sein Bierglas mit einem Zug. „So, jetzt weißt du alles! Bist du nun zufrieden?“

„Ja und nein“, antwortete Honda nach einem kurzen Moment. „Nachdem was du mir eben erzählt hast, kann ich sein Verhalten auch nicht ganz nachvollziehen. Aber ich bin mir sicher, es gibt eine plausible Erklärung dafür.“

„Meinst du?“, fragte Misaki deprimiert.

„Bestimmt.“

„Hmn…“ Der angehende Editor starrte in die Luft und dachte nach. <Wahrscheinlich hat Honda-san recht. Immerhin hat er ja gesagt, ich brauch mir keine Sorgen machen…> Doch trotzdem wollten diese Gedanken nicht aus seinem Kopf verschwinden.

Der Blonde beobachtete den Jüngeren genau und wäre am liebsten über ihn hergefallen, um ihn von seinen Sorgen und Ängsten zu befreien. Doch da dies unmöglich war, füllte er sein Glas erneut mit Bier und leerte es sogleich mit einem Zug. „Haah… Es sind ja nur noch ein paar Tage, dann sind wir hier fertig.“

„Ein paar Tage?“, fragte Misaki verwirrt. „Es ist noch über eine ganze Woche!“

„Ach, habe ich dir das gar nicht erzählt? Die schicken noch ein paar Kollegen vorbei, sodass wir früher nach Hause können. Aber keine Ahnung wieso.“

„Aah! Super!“

„Ja…“

„Danke, dass du mir zugehört hast Honda-san.“, meinte der angehende Editor plötzlich mit ruhiger Stimme. „Ich habe noch nie jemanden gehabt, mit dem ich wirklich über Usagi-san und meine Probleme reden konnte.“

„Schon gut…“, erwiderte der Blondhaarige. „Der Ältere muss schließlich auf den Jüngeren aufpassen!“

„Hey! Was soll das denn bitte heißen? Ich bin nur zwei Jahre jünger!“

„Hahaha, tut mir leid. Aber wenigstens kannst du dich wieder über so etwas aufregen.“

„Oh, du hast Recht. Danke, das Reden hat wirklich geholfen.“, meinte Misaki etwas erleichtert.

„Sagte ich ja.“, sagte Honda mit einem Lächeln im Gesicht.

„Ja, dass hast du… wie spät ist es eigentlich?“

„Gleich um 4 Uhr.“

„Was?“ Er sah seinen Vorgesetzten geschockt an. „Ich hatte ja gesagt es würde die ganze Nacht dauern. Also ich denke, ich werde dann mal zurück in mein Zimmer gehen.“

„Ja…“

Der angehende Editor richtete sich auf und streckte sich erst einmal. „Also, nochmal danke fürs zuhören, hat wirklich gut getan.“

„Immer wieder gern wenn du es bist.“

„Honda-san…“

„Misaki, ich…“

„Hmn?“

„Ach nichts.“, sagte der Blonde dann und stand ebenfalls auf. „Schlaf gut und wenn irgendetwas ist, du weißt ja wo du mich findest.“

„Ja, ich danke dir.“, erwiderte er und schenkte seinem Chef ein herzliches Lächeln. „Gute Nacht!“

Und damit verschwand Misaki aus dem Hotelzimmer und ließ einen einsamen Honda Shouta zurück.
 


 

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Kurzschluss


 

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„Guten Morgen.“

„Guten Morgen. Wie geht’s dir Takahiro?“ Der Autor war gerade aus dem Bad gekommen und ging nun die kurze Treppe hinunter, um in den Wohnbereich zu gelangen.

„Danke, ganz gut denke ich.“, antwortete er, während er den Tisch deckte. „Es tat ganz gut sich den Kummer von der Seele zu reden. Tu mir leid, dass ich nicht schon früher etwas gesagt habe und dir Sorgen bereitet habe. Doch ich musste das Ganze erst einmal selbst richtig begreifen.“

„Du musst dich nicht entschuldigen Takahiro.“, erwiderte der Grauhaarige.

„Hmn… Minami hat sich vorhin gemeldet… Wir wollen uns morgen früh treffen.“

„Das hört sich doch gut an.“

„Ja…“

„Liebst du sie denn noch?“, fragte der Autor vorsichtig.

„Naja, ich…“, begann Takahiro, der nicht wirklich wusste, was er antworten sollte. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht…“

„Hmn.“ <So unentschlossen und unsicher kenne ich ihn überhaupt nicht.>

So eine Antwort hatte der Schriftsteller nicht erwartet. Er hatte das Gefühl, dass seinen Freund noch etwas beschäftigte, doch er sprach es nicht an. Denn er war froh gewesen, dass er sich ihm endlich anvertraut hatte.

Schweigend aßen sie ihr Frühstück; Beide bekamen kaum etwas hinunter.

Nachdem der Tisch wieder abgedeckt und auch abgewaschen war, verabschiedete sich Takahiro für einige Zeit. Er wollte in die Stadt und einige Besorgungen machen.

Da sich Usami Akihiko gestern einen Tag freigenommen hatte, musste er einiges an Arbeit aufholen. Also saß er bereits kurz nach dem Frühstück an seinem Schreibtisch und tippte eifrig auf die Tastatur seines Notebooks ein. Wirklich konzentrieren konnte er sich jedoch nicht. Viel zu viele Gedanken gingen ihm im Moment durch den Kopf. Die ganze Zeit überlegte er ob er nicht Misaki anrufen sollte. Aber er wollte ihn auch nicht bei seiner Arbeit stören, also beschloss er es am Abend zu versuchen.

Der Autor wollte seinem Geliebten alles erklären und hoffte, dass dieser es verstehen würde. Er war sich nicht ganz sicher, da Misaki anscheinend noch immer Angst hatte er würde Takahiro lieben. Doch das war natürlich völliger Unsinn! <Ich liebe Misaki und nicht Takahiro…> Der Grauhaarige war sich dessen eigentlich hundertprozentig sicher, doch etwas beschäftigte ihn schon eine ganze Weile. Warum war er nicht wie sonst auch rasend vor Eifersucht gewesen? Wieso blieb er nur so ruhig? Auch wenn er Misaki glaube das nichts passiert wäre, so wäre er doch trotzdem sofort zu ihm geeilt um sich selbst davon zu überzeugen. Das alles verwirrte den Autor ungemein und dazu kam dieses neue Gefühl, welches er nicht beschreiben konnte.

Der Schriftsteller wurde aus seinen Gedanken gerissen. Von draußen nahm er Geräusche war, welche darauf schließen ließen, dass Takahiro zurück sein müsste.

„Er ist also wieder da…“ Usagi erhob sich von seinem Stuhl und ging aus dem Zimmer.

„Du bist schon zurück?“, fragte er den Schwarzhaarigen.

Ja, es war nicht allzu viel los.“, antwortete dieser lächelnd. „Sag mal Usagi-san, hat sich Misaki seitdem eigentlich noch einmal angerufen?“

„Nein…“, log der Grauhaarige und wendete den Blick von seinem Freund ab.

„Hmn, komisch. Dabei schien es doch so wichtig zu sein.“

„Er ist sicher mit seiner Arbeit beschäftigt.“

„Ja, da magst du recht haben… Usagi-san ich… Darf ich dich etwas fragen?“

„Natürlich! Du kannst mich alles fragen.“, antwortete er selbstverständlich ohne zu wissen, was nun auf ihn zukommen würde.

„Bist du… Gibt es jemanden den du liebst?“

Usami Akihiko hatte seine Augen weit aufgerissen und sah Takahiro sprachlos an. Mit so einer Frage hätte er im Leben nicht gerechnet. Sollte er ihm jetzt alles erzählen wo er schon mal danach fragte? Nein, das wäre sicherlich nicht richtig gewesen.

„Ja.“, gab er als Antwort zurück. „Es gibt eine Person die ich über alles liebe.“ Der Autor wusste nicht, was der Blick des Schwarzhaarigen zu bedeuten hatte, den er für einen kurzen Moment sehen konnte.

„Verstehe… Also hast auch du Jemanden den du liebst.“ Takahiro sah bedrückt zur Seite. „Kenn ich sie?“

„Nun, ich denke schon, dass du diese Person kennst. Es ist wohl langsam an der Zeit sie dir vorzustellen. Doch im Moment ist sie nicht hier.“

„Da bin ich aber gespannt.“, meinte er mit leicht gequältem Lächeln.

„Aber Takahiro, wieso fragst du das so plötzlich?“, wollte der Grauhaarige wissen.

„Naja, weil… Ich meine, du bist allein und hast das richtige Alter zum Heiraten. Deshalb habe ich mich gefragt, ob es da nicht jemanden gibt. Immerhin habe ich dich noch nie mit einer Frau ausgehen sehen und du hast auch nie über so etwas gesprochen.“

„Hmn…“ Natürlich hatte er Recht, doch er konnte ihm ja nicht einfach sagen, dass er schwul wäre und an Frauen kein Interesse hätte. „Ich habe eben nie die richtige Person gefunden mit der ich mein Leben teilen und verbringen möchte.“

„Ja… so einen Menschen gibt es für jeden nur einmal auf der Welt, diesen zu finden ist so gut wie unmöglich.“

„Da hast du wohl Recht…“

Beide schwiegen sich nun an. Dem Schwarzhaarigen lag noch etwas auf dem Herzen, das sah man ihm an. Doch er konnte es nicht sagen.

Der Autor hätte zu gern den wirklichen Grund für die Frage seines Freundes erfahren, doch musste er sich wohl damit abfinden, dass dieser es ihm nicht sagen wollte. Allmählich wurde er aus Takahiro nicht mehr schlau. Dabei wusste er doch sonst immer sofort was mit ihm los war.

„Nun, ich gehe dann mal wieder an die Arbeit…“, sagte der Autor nach einigen Minuten.

„Ja tu das…“ Takahiro sah Usagi nicht mehr an als dieser Sprach. Erst als er hinter der Tür verschwunden war sah er ihm mit trauriger Miene hinterher.
 

Es war gerade kurz vor 13 Uhr und der angehende Editor begutachtete vor Eröffnung noch einmal den Stand seines Verlages.

Misaki hatte von seinem Chef am Morgen die Anweisung erhalten sich heute um den Messestand zu kümmern. Also hatte er sich nach dem Frühstück auf den Weg zu Messehalle gemacht und war nun gerade damit fertig geworden alles ordentlich herzurichten.

„So sollte es in Ordnung sein.“, meinte er zu sich selbst.

Dann war es soweit. Die Türen der Halle wurde geöffnet und die ersten Besucher strömten hinein. Es dauert nicht lange, da hatte sich eine Schar Menschen um den Stand des Madokawa Verlages gesammelt. Der Braunhaarige hatte alle Hände voll zu tun, worüber er sehr froh war. So musste er nicht ständig an seine momentanen Probleme und Sorgen denken.
 

Gegen 17 Uhr bekam Misaki Unterstützung. Honda Shouta kam mit Kaffee in den Händen freudestrahlend angelaufen.

„Kannst du Gedanken lesen?“, fragte der angehende Editor als ihm der Blonde einen Becher in die Hand drückte.

„Wusstest du das etwa nicht?“, fragte er empört.

„Nein, davon war mir bis jetzt noch nichts bekannt.“, meinte Misaki ernst. Dann sahen sich Beide an und fingen an zu lachen.

„Und, wie läuft es?“, wollte Honda wissen nachdem er sich zu Misaki hinter den Stand bequemt hatte.

„Sehr gut. Es ist schon eine Menge weggegangen.“

„Super, also ein gelungener Abschluss.“

„Hmn?“ Der Braunhaarige sah seinen Vorgesetzten fragend an.

„Isaka-san hat vorhin angerufen. Wir können schon morgen zurück.

„Was, echt?“

„Echt.“

„Das ist ja super!“, meinte Misaki begeistert.

„Ja… Wollen wir heut zum krönenden Abschluss noch etwas trinken?“, fragte der Blonde.

„Sicher!“, sagte der angehende Editor lächelnd. „Danach ist ja zum Glück erst einmal Schluss mit den Trinkabenden.“

„Hmn…“ Honda wollte einfach nur noch einmal Misaki für sich alleine haben. Auf den Alkohol hätte er auch verzichten können, jedoch war dies nun mal der beste Vorwand.

Nachdem dem Männerabend nun nichts mehr im Wege stand, ging es wieder zurück an die Arbeit. Misaki war froh Unterstützung bekommen zu haben, denn alleine hätte er das alles im Leben nicht geschafft. Zum Abend hin wurde es in der riesigen Halle noch einmal richtig voll und sie kamen kaum hinterher.
 

„Hah… Bin ich erledigt.“, seufzte Misaki.

„Gute Arbeit heute.“, meinte der Blonde zu ihm. „Ruh dich aus, ich mache den Rest.“

„Ach was, das schaffe ich jetzt auch noch.“

„Nein, keine Widerrede. Du setzt dich jetzt da hin!“, sagte Honda mit ernster Stimme.

„Okay, okay.“ Der Braunhaarige tat wie befohlen und setzte sich auf die Bank, die sich gegenüber von ihrem Stand befand und beobachtete seinen Vorgesetzten bei der Arbeit.

Misaki stellte fest, das Honda seine Arbeit über alles liebte. Dieses sanfte Lächeln während er seiner Arbeit nachging ließ keine anderen Gedanken zu. Er musste sich eingestehen, dass der Editor wirklich umwerfend aussah. Zuvor hatte er ihn noch nie so beobachten können wie in diesem Moment. Nun wusste er, weshalb die Frauen so hinter ihm her waren und sicherlich gab es da auch den einen oder anderen Mann. Misaki hatte von Honda selbst erfahren das er ausschließlich an Männern interessiert wäre. Denn er ging recht offen mit seinen Vorlieben um, wofür er seinen Vorgesetzten bewunderte. Er selbst konnte dies nicht. Schon allein wegen dem Ruf seines Geliebten war es unmöglich.

„Hey! Bläst du etwa schon wieder Trübsal?“, fragte der Blonde und wuschelte dem Jüngeren durchs Haar.

„Wa… was?“, stotterte der Angesprochene. Er war so in seine Gedanken vertieft, dass er nicht mitbekam, dass Honda inzwischen neben ihm auf der Bank saß. „Nein, tue ich nicht. Ich habe über etwas anderes nachgedacht.“

„So, so und über was?“

„Das… das…“ Misakis Wangen färbten sich leicht rot. „Das war nichts Wichtiges! Los lass uns lieber endlich gehen!“

„Wenn du das sagst.“, erwiderte Honda. „Zu dir oder zu mir?“

„Zu dir!“

„Okay, dann zu mir. Auf geht’s!“
 

„Hey, mach mal langsam!“

„Wisso? Wia haaben doch soo viiel spaß oda etwa nisch?“

„Du hast anscheinend zu viel Spaß Misaki. Und ich dachte du verträgst nicht so viel.“, sagte Honda leicht erstaunt.

„Daass dachte ich aallerdingss au... auch. Hicks.“, erwiderte der angehende Editor und leerte nun bereits sein elftes Glas.

„Nein, jetzt ist langsam Schluss! Gib mir den Sake!“

„Waaas!“, jammerte Misaki empört. „Du wolltest doch mit mia tri… trinken!“

„Ja, aber ich wollte doch nicht, dass du dich betrinkst!“

„Ach lass misch doch. Iiich will misch jetzt betrinken! Alsso gib das wieder herrr!“ Der Braunhaarige beugte sich über den Tisch und nahm seinen Vorgesetzten die Flasche Sake wieder ab. „So!“

„Oh Mann!“

„Weissu Shouta, ich hab disch richtig gern! Ja, wenn ich Usagi-san nicht hätte, würde ich misch glatt in disch verliiieben! Hicks.“

Misakis Worte ließen das Herz des Blonden schneller schlagen. Mit weit geöffneten Augen sah er sein Gegenüber an und war kurz davor den Verstand zu verlieren.

„Hey, nenn mich noch einmal so…“, hauchte er mit sanfter Stimme.

„Wie denn? Shoutaaa?“, erwiderte Misaki.

„Ja, genau so…“ Honda beugte sich nach vorn über den gesamten Tisch. Mit der rechten Hand stützte er sich ab, seine linke wanderte an Misakis Kinn und zog dieses vorsichtig an sich heran. Wenige Zentimeter waren sie jetzt nur noch voneinander entfernt. Der Blonde sah in Misakis Augen, die ein wenig Verwirrung widerspiegelten. Dann schloss er seine Augen, legte seine Lippen auf die von Misaki und küsste ihn.
 


 

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Geheime Gefühle


 

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Honda Shouta verlor langsam die Kontrolle über sich. Mit Gewalt drang er in Misakis Mund ein und umspielte dessen Zunge mit der seinen. Es brachte ihn beinahe um den Verstand, als er den Geschmack seines Geliebten schmeckte. Wie in Trance verlangte er immer mehr und liebkoste Misakis Zunge stürmisch.

Es dauerte einige Zeit ehe Misaki realisierte was in diesem Moment mit ihm geschah. Er hatte zwar viel Alkohol intus, dennoch wusste er das irgendetwas falsch war.

Mit beiden Händen schob er den Mann, der ihn so wild in Beschlag nahm, von sich. Was dazu führe, dass sich ein weißer Speichelfaden zwischen ihnen in die Länge zog. Misaki spürte Hondas heißen Atem auf sich und konnte das Verlangen in seinen Augen erkennen, als er ihn ansah.

„Ho… Honda-san…“

Mit einem Mal wich der Blonde schlagartig zurück und bedeckte mit beiden Händen sein Gesicht. „Misaki, ich... Es tut mir leid…“ Honda konnte nicht fassen was er da gerade getan hatte. Wie konnte er nur derart die Beherrschung verlieren?

„Is… ist schon gut…“, sagte der Braunhaarige und sah dabei zu Boden.

„Aber…“

„Wir haben einfach zu viel getrunken… vergessen wir das einfach.“, meinte Misaki mit einem gequälten Lächeln. „Ich werde dann mal in mein Zimmer zurückgehen. Gute Nacht…“ Und so verließ der angehende Editor das Zimmer seines Vorgesetzten ohne, dass dieser noch etwas sagen konnte.

„Mist!“, schimpfte der Blonde und haute dabei seine Faust auf den Tisch. „Von wegen zu viel getrunken. Du warst doch der Einzige, der sich ein Glas nach dem anderen reingekippt hat. Dagegen bin ich völlig nüchtern… Ich Idiot!“

Noch immer konnte er nicht glauben was er da getan hatte. Er konnte sich einfach nicht mehr zurückhalten nachdem Misaki diese Sachen gesagt und ihn dann auch noch beim Namen genannt hatte. Honda hoffte, dass dies nun nicht zwischen ihnen stehen würde und Misaki sich nicht von ihm abwende.
 

„Ich bin dann weg!“

„Pass auf dich auf und viel Glück.“, sagte der Grauhaarige zum Abschied zu Takahiro.

„Ja, danke Usagi-san.“, erwiderte er und verlies dann die Wohnung. In einer halben Stunde würde er sich mit seiner Frau Minami in einem Café treffen und war sichtlich nervös. Doch er musste es hinter sich bringen, daran führte kein Weg vorbei.
 

„Takahiro, hier bin ich.“, rief ihm eine Frauenstimme zu und winkte ihn heran. Sie saß an einem Fensterplatz im hinteren Teil des Cafés.

„Ah!“ Der Schwarzhaarige ging zu ihr hinüber und setzte sich der jungen Frau gegenüber. „Hallo Minami… Wie geht’s dir?“, fragte er aus Höflichkeit nach.

„Danke, ganz gut soweit und dir?“

„Danke, mir auch.“

„Schön.“, meinte sie mit einem leichten Lächeln.

Nachdem sich beide einen Kaffee bestellt hatten, sah Minami ihren Mann mit ernsten, jedoch traurigen Blick an.

„Also…“, begann sie. „Wie sieht es inzwischen aus? Konntest du darüber nachdenken und bist zu einem Entschluss gekommen?“

„Nun… ich habe viel Zeit zum Nachdenken gehabt, doch ich bin mir immer noch nicht sicher…“

„Das heißt also, du bestehst weiterhin auf die Trennung?“

„Es tut mir leid…“, entschuldigte sich der Schwarzhaarige und wendete seinen Blick von ihr ab.

„Ist schon gut.“, meinte Minami dann. „Du musst dir deiner Gefühle schon bewusst sein, sonst hat diese Ehe keinen Sinn.“

Takahiro schwieg und starrte auf seinen Kaffee, dessen Schwärze ihn magisch anzog. Noch nie hatte er andere Menschen, die ihm mehr Wert waren wie sein eigenes Leben, so hintergangen. Er hasste sich dafür. Doch er hatte keine andere Wahl, er musste lügen. Die Wahrheit konnte er einfach niemand sagen.

„Wo wohnst du eigentlich im Moment?“, fragte Minami nach einer Weile.

„Was? Ähm, bei Usagi-san und Misaki.“, antwortete er rasch.

„Verstehe… Takahiro, du weißt das ich dich liebe. Ich werde dir alle Zeit der Welt geben, denn ein Leben ohne dich kann ich mir einfach nicht mehr vorstellen.“ Nun sah sie ihren Mann mit trauriger Miene an. „Doch der Schmerz wird immer größer umso mehr Zeit vergeht… Also bitte, lass mich nicht zu lange warten.“

„Es war nie meine Absicht, dass jemand wegen meinem Egoismus leiden muss… Es tut mir wirklich leid. Ich verspreche dir, dass ich dir schon bald eine Antwort geben werde.“ Nachdem er seinen Satz beendet hatte, stand Takahiro auf, verbeugte sich vor der liebreizenden Frau und verließ schweigend das Café.
 

„Guten Morgen Honda-san.“

„Oh, guten Morgen Misaki…“, erwiderte der Blondhaarige. „Na, schon alles gepackt?“

„Ja. Es kann nachher sofort losgehen.“, meinte Misaki mit glücklicher Miene.

Heute war es endlich soweit, er konnte wieder nach Hause zu seinem geliebten Usagi-san. Er konnte es kaum noch erwarten. Allerdings musste man sich, bevor es zum Bahnhof ging, erst noch mit den anderen Kollegen zu einem Meeting treffen.

„Hoffentlich dauert es nicht allzu lang.“, sagte der angehende Editor, während sie darauf warteten, dass die Ampel auf Grün schaltete.

„Ach, dass denke ich nicht. Spätestens um halb müssen wir los, sonst schaffen wir den Zug nicht mehr.“

„Du hast gebucht?“

„Ja… heut Morgen.“ <Eine Kabine nur für uns zwei, damit ich mit dir reden kann…>
 

Das Meeting war rechtzeitig beendet, dennoch mussten Misaki und Honda sich beeilen, um den Zug nicht doch noch zu verpassen.

„Das war knapp.“, meinte Misaki, nachdem sie in den Zug hineingestürmt waren.

„Allerdings.“, erwiderte der Blonde. „Naja, wir haben es am Ende ja geschafft. Komm, gehen wir unsere Plätze suchen.“

Nachdem sie ihre Kabine gefunden hatte, verstauten sie ihr Gepäck und ließen sich erleichtert auf die Sitze fallen.

Während Honda aus dem Fenster sah und darüber nachdachte, wie er Misaki alles erklären konnte, kramte dieser in seiner Tasche und suchte nach etwas.

„Ah, da ist es ja.“, meinte der Braunhaarige und zog sein Handy hervor. „Oh…“

„Was ist?“

„Usagi-san… Elf Anrufe in Abwesenheit… Er hat versucht mich zu erreichen und ich Schussel habe gestern mein Handy im Hotel vergessen.“

„Hmn…“

Nach kurzem schweigen hielt es der Blondhaare einfach nicht mehr. „Misaki, wegen gestern Abend…“, begann er.

„Ist schon okay, wir haben beide etwas getrunken. Wir sollten das einfach vergessen.“, wart Misaki sofort ein.

Natürlich war es ganz klar, dass er so denken würde, immerhin hatte Honda seine Gefühle bisher gut verstecken können. Doch er wusste nicht, ob er es noch lange aushalten würde.

„Trotzdem, dass hätte einfach nicht passieren dürfen, schließlich hast du Jemanden…“

„Ich weiß, doch ändern können wir es jetzt auch nicht mehr. Es war ja auch irgendwie meine Schuld. Wenn ich das nicht gesagt hätte dann-“

„Nein!“, fiel ihm der Ältere ins Wort. „Dich trifft keine Schuld. Ich hätte einfach nicht meine Beherrschung verlieren dürfen!“

„Honda-san…“

„Es tut mir wirklich leid… bitte entschuldige.“

„Mir tut es auch leid. Lass es uns einfach eine Dummheit zweier Betrunkener nennen und weiter machen wie bisher.“, erwiderte Misaki.

„Okay, danke…“ Wie gern hätte er ihm gesagt was er wirklich fühlte. Doch es ging einfach nicht. Er wollte ihre Freundschaft nicht aufs Spiel setzen.

„In zwei Stunden endlich wieder zu Hause. Ich freu mich ja so! Bin gespannt was Usagi-san sagen wird.“

„Hast du es ihm etwa nicht gesagt?“

„Nein, habe ich nicht.“
 

„Das hat aber lange gedauert Takahiro.“, meinte der Grauhaarige zu seinem Freund, der gerade wiedergekommen war.

„Ja… ich bin noch ein wenig durch die Gegend gelaufen…“, erwiderte er.

„Ah. Und, hat sich etwas Neues ergeben?“

„Nei… nein…“ <Ich kann es ihm einfach nicht sagen…> „Es bleibt erst einmal alles wie es ist.“

„Hmn…“ Der Autor wusste nicht was er sagen sollte. Er konnte sich einfach nicht erklären, weshalb Minami das Gefühl hatte Takahiro würde sie nicht mehr richtig lieben. Denn immerhin schwärmte er ständig von ihr wenn sie telefonierten. Und plötzlich sagt er, er wüsste nicht ob er sie noch liebt? <Da muss noch irgendetwas sein, das er mir nicht erzählen will; aber warum? Ist es etwas so schlimmes, dass er es mir nicht sagen kann? Ich verstehe ihn einfach nicht.> „Takahiro… ich muss noch etwas fertig machen. Doch wenn du willst können wir danach irgendwas zusammen unternehmen.“

„Ja, gern.“, erwiderte der Schwarzhaarige lächelnd.

„Okay, dann bis gleich.“ Der Autor ging in sein Arbeitszimmer und machte sich sofort an die Arbeit. Irgendwie musste er versuchen seinen Freund aufzuheitern. Denn sonst könnte er sich nicht mehr als seinen Freund bezeichnen.
 

Zwei Stunden später war der Autor endlich fertig. Er hatte doch länger gebraucht als gedacht und eilte nun in den Wohnbereich.

„Takahiro, tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber jetzt bi-“ Er verstummte. Denn der Schwarzhaarige saß mit Tränen in den Augen vor ihm auf der Couch. „Ta… Takahiro, was hast du denn?“, fragte der Grauhaarige und schloss mit schnellen Schritten die Lücke zwischen ihnen.

„Ich… ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll Usagi-san. Ich weiß es einfach nicht…“

„Takahiro…“ Der Autor stand genau vor ihm und konnte es nicht ertragen. Es zerbrach ihm fast das Herz Takahiro so zu sehen. Er kniete sich vor ihm nieder und nahm seinen weinenden Freund in den Arm, um ihm ein wenig Trost zu spenden.

Takahiro war mehr als dankbar und erwiderte die Umarmung indem er den Autor mit seinen Armen umklammerte.

„Usagi-san, ich…“
 

„Danke, dass du mich nach Hause gefahren hast.“, meinte der angehende Editor, während er aus dem Auto stieg.

„Kein Problem, ich hatte mein Wagen ja direkt da stehen und es liegt ja fast auf dem Weg.“, erwiderte Honda. „Soll ich dich noch nach oben begleiten?“

„Was? Nein, das schaffe ich schon allein. Mein Bruder ist ja auch noch da.“

„Hmn… na gut, wenn du meinst. Dann sehen wir uns morgen früh.“

„Ja, ich wünsch dir noch einen schönen Tag und nochmal Danke.“

„Bis morgen.“, sagte Honda und fuhr mit seinem schwarzen Sportwagen davon.

„Endlich…“ Misaki drehte sich um und sah hinauf in Richtung seiner Wohnung. Sein Gepäck fest umklammert marschierte er los. Der angehende Editor konnte es kaum noch erwarten seinen geliebten Usagi-san wiederzusehen.

Rein in den riesigen Wohnkomplex und in den Fahrstuhl, welcher gefühlte zwei Stunden brauchte, um endlich in seinem Stockwerk anzukommen. Mit schnellen Schritten lief er zur Wohnungstür. Eilig öffnete er sie und stellte das Gepäck ab. Nachdem seine Schuhe in irgendeiner Ecke des Flurs gelandet waren, stürmte er in die Wohnung hinein. Doch plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen.

„Wa… was…“
 


 

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Der Kuss


 

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„Wa… was macht ihr da?“, fragte der Braunhaarige schockiert mit leicht zitternder Stimme. Schon einmal hatte er so eine Szene beobachten müssen, doch dieses Mal wurde sein Herz mit Angst überflutet.

„Mi…“ Usami Akihiko hatte es vor Schreck die Sprache verschlagen. Noch immer saßen Takahiro und er fest umschlungen da. Natürlich wusste der Autor genau wie dies in dem Moment für seinen Geliebten aussehen würde.

„Misaki!“, rief Takahiro mit erfreuter Stimme und löste die Umarmung zwischen ihm und dem Schriftsteller auf. Er sprang von der Couch und eilte auf seinen Bruder zu.

„Äh…“ Misaki wusste im ersten Moment gar nicht, wie ihm geschah, als sein Bruder ihn plötzlich umarmte.

„Ich freue mich! Wir dachte du kommst erst nächste Woche zurück.“, sagte der Schwarzhaarige und hielt seinen Bruder noch immer fest im Arm.

„Ja, dass dachten wir auch.“, erwiderte er und befreite sich dann aus den Fängen seines Bruders. „Doch uns wurde gestern gesagt, dass wir heut schon wieder nach Hause könnten. Ich wollte mich eigentlich melden, aber wir hatten so viel zutun, dass ich es total vergessen habe.“

„So ist das also.“

„Ja.“

„Ich freue mich wirklich.“, meinte Takahiro lächelnd. „Eine wirklich wundervolle Überraschung, nicht wahr Usagi-san?“

Doch der Schriftsteller reagierte nicht. Er war wie versteinert und starrte den Heimgekehrten mit seltsamen Blick an.

„Usagi-san?“ Der Schwarzhaarige ging einige Schritte auf den Autor zu. „Usagi-san?“

„J… ja?“, fragte er dann etwas schreckhaft, nachdem er wieder zu sich gekommen war.

„Ist alles in Ordnung?“

„Ja… ich war nur ein wenig überrascht.“, antwortete der Grauhaarige. „Willkommen zurück Misaki.“

„Danke… ich bin wieder zu Hause.“, erwiderte der Angesprochene. „Ist… ist etwas passiert oder warum habt ihr…“ Der angehende Editor ahnte schlimmes, als er sah wie sein Bruder und der Autor sich ansahen.

„Willst du dich nicht erst einmal umziehen und auspacken? Danach werde ich dir alles erzählen.“, sagte der Schwarzhaarige dann.

„Ja… okay.“ Misaki ging zurück in den Flur, um sein Gepäck zu holen und verschwand dann in seinem Zimmer.

Usami Akihiko ließ sich auf die Couch fallen und machte sich erst einmal eine Zigarette an. Er war im ersten Moment richtig geschockt gewesen, als er Misaki vor sich sah. Zuerst dachte er, er bilde sich das alles nur ein. Doch das sein Geliebter tatsächlich vor ihm stand, war wie ein Traum. Endlich hätte er seine Gedanken mit ihm teilen können, wäre da nicht Takahiro gewesen. Natürlich war es so auch unmöglich Misaki so zu begrüßen wie er es gern getan hätte. Der Autor seufzte und sah zu Misakis Zimmertür hinüber. <15 Minuten ist er da jetzt schon drin. Ob ich mal nach ihm sehen sollte?> Der Schriftsteller machte seine Zigarette aus und wollte gerade aufstehen, als der angehende Editor aus seinem Zimmer kam. Er sah den Grauhaarigen mit so einem seltsamen Blick an, dass dieser leicht verwirrt war. <Was hat Misaki nur? Er wird doch wohl nicht…>

„Da bist du ja. Ich habe uns Tee gemacht, komm setz dich.“, sagte Takahiro der gerade mit einem Tablett aus der Küche kam.

„Ja…“, erwiderte der Braunhaarige und setzte sich extra auf den kleineren Teil der Couch. „Was ist denn nun passiert?“

Takahiro verteile den Tee und setzte sich dann neben den Autor. „Nun, Minami und ich… wir haben uns vorläufig getrennt.“, begann er mit trauriger Miene.

„Was?“, platzte es aus Misaki heraus. „Getrennt? Ja aber wie kam es denn dazu? Liebt ihr euch etwa nicht mehr?“

„Doch, ich denke schon, dass wir uns noch lieben… Also, es war so…“ Takahiro erzähle seinem Bruder dasselbe, was er auch dem Autor erzählt hatte.
 

„Hmn, so war das also. Aber es muss doch einen Grund geben warum sie an deiner Liebe zweifelt.“, meinte der angehende Editor, nachdem sein Bruder zum Ende gekommen war.

„Den hat sie mir leider nicht gesagt.“, erwiderte der Schwarzhaarige.

„Ich verstehe das alles nicht.“ Misaki konnte sich das alles einfach nicht wirklich vorstellen. Er kannte doch seinen Bruder und wusste, dass dieser niemals etwas halbherzig machen würde. „Und wie soll es jetzt weitergehen?“

„Es bleibt erst mal alles so wie es im Moment ist. Wenn auch du nichts dagegen hast, würde ich gern noch ein wenig hierbleiben.“

„Was… Was sollte ich denn dagegen haben Nii-san? Du bist immerhin mein Bruder und gehörst zur Familie…“

„Misaki… ich danke dir.“

„Wofür denn? Es gibt nichts wofür du dich Bedanken musst.“, entgegnete er mit seltsamen Unterton. „Außerdem bin ich hier doch selbst nur Untermieter, also entscheidet das ganz allein Usagi-san.“ Nach diesem Satz, den er ganz unbekümmert von sich gegeben hatte, stand der Braunhaarige auf und ging langsam in Richtung Band. „Ich kümmre mich mal um die Wäsche.“

„Okay, ich werde das Abendessen machen.“, meinte der Schwarzhaarige und stand ebenfalls auf.

Natürlich hatte Takahiro keinen blassen Schimmer was sein Bruder tatsächlich dachte. Nur Usami Akihiko, der noch immer schweigend auf der Couch saß und nichts von sich geben konnte, wusste was in Misakis Kopf vorging.
 

Der Rest des Tages verlief relativ ruhig. Jeder machte etwas für sich allein und eh man sich versah war es beinahe schon wieder Mitternacht.

„Ich geh dann mal ins Bett.“, meinte Takahiro, nachdem der Film, den er sich unbedingt anschauen wollte, zu Ende war.

„Ja, mach das“, erwiderte Misaki. „Ich werde auch gleich gehen.“

„Na dann gute Nacht euch zwei.“

„Gute Nacht.“, sagten der Braunhaarige und der Autor im Chor.

Nachdem Takahiro in seinem Zimmer verschwunden war, saß das verliebte Paar nun schweigend da. Als es dann der Grauhaarige nicht mehr aushalten konnte, stand er auf und stellte sich vor Misaki. Dieser sah ihn verwirrt an und wollte grade fragen was denn los sein, als der Autor sich zu ihm hinunter beugte und ihn küsste. Zuerst erwiderte Misaki den Kuss voller Verlangen nach mehr, doch dann wich er mit einem Mal zurück.

Der Schriftsteller wusste nicht was los war und sah ihn fragen an. „Misaki? Du musst mir glauben, da war und ist nichts zwischen Takahiro und mir!“ Mit beiden Händen nahm der Autor den Kopf seinen Geliebten und wollte ihn erneut küssen. Doch als er dessen Tränen sah hielt er inne.

„Nein… das ist es nicht.“, schluchzte der angehende Editor. „Ich… wir…“

„Was hast du denn nur?“, fragte Usagi mit besorgter Stimme.

„Wir haben uns geküsst!“, platze es aus ihm heraus.

„Wa… was?“ Der Autor sah Misaki verwirrt an.

„Gestern… Also eigentlich hat er mich geküsst, doch eben… da hatte ich dieses Bild vor Augen. Ich… Es tut mir leid.“ Hunderte von Tränen liefen dem Braunhaarigen jetzt über sein Gesicht. Erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, was da gestern Abend geschehen war. Er schämte sich. Er hasste sich. Wie konnte er seinen Geliebten Usagi-san nur so hintergehen?

„Er hat dich geküsst?“, fragte der Grauhaarige noch immer leicht verwirrt.

„Ja, ich… Wir haben noch etwas getrunken und dann…“ <Das… das kann ich ihm doch nicht sagen…>

„Dann?“

„Dann habe ich etwas Dummes gesagt und dann hat er mich…“ Noch immer liefen ihm die Tränen wie ein Wasserfall über sein Gesicht. „Es tut mir wirklich leid… Ich…“

„Misaki, es ist okay. Beruhige dich.“, meinte Usagi mit ruhiger Stimme.

„Es ist okay?“, fragte Misaki ungläubig.

„Ja.“, erwiderte der Autor. „Er hat doch dich geküsst und nicht umgedreht. Und du wolltest es doch auch sicherlich nicht oder?“

„Nei… nein!“

„Siehst du? Deshalb trifft dich auch keine Schuld.“, sagte der Schriftsteller mit einem leichten Lächeln.

„Aber…“

„Misaki, es ist wirklich okay.“

„Wie… Wie kannst du das nur so einfach sagen?“, fragte der Braunhaarige entsetzt. „Gar nichts ist okay! Was ist nur los mit dir? Ich erkenne dich überhaupt nicht wieder! Sonst bist du doch immer fast verrückt geworden vor Eifersucht und jetzt ist es auf einmal okay?“ Der angehende Editor sprang auf seine Beine. „Ich glaub das alles einfach nicht!“, sagte er mit wütender Stimme und marschierte geradewegs in sein Zimmer.

Der Autor stürmte seinem Geliebten hinterher, doch die Tür war zu, abgeschlossen. „Misaki, mach bitte die Tür auf!“ Doch niemand reagierte.

Der Schriftsteller blieb noch einige Zeit vor der Tür stehen, in der Hoffnung Misaki würde noch einmal herauskommen. Doch das Warten war vergebens. Und so gab er letztendlich auf und begab sich in das Schlafzimmer, wo wieder einmal das große leere Bett auf ihn wartete.

Usami Akihiko musste seinem Geliebten Recht geben. Auch er selbst erkannte sich nicht mehr wieder. Er verstand nicht, warum er so ruhig blieb, was dieses seltsame Gefühl bedeutete. Konnte es denn möglich sein, dass er nicht wütend wurde weil er Misaki einfach nicht mehr richtig liebte? Nein, das war ausgeschlossen! Oder? Es musste einfach noch einen anderen Grund dafür geben.
 

„Ich bin dann weg!“

„Ja, viel Spaß!“

Nun war ein dumpfes Geräusch zu hören, was darauf schließen ließ, dass jemand die Wohnung verlassen hatte.

„Misaki?“ Langsam öffnete Usami Akihiko die Augen und musste kurz überlegen, was geschehen war. Doch es dauerte nur einen kurzen Augenblick, da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Eilig stieg er aus dem Bett und marschierte mit schnellen Schritten auf die Zimmertür zu. Mit Schwung riss er dieser auf und trat hinaus.

„Misaki?“, rief der Autor mit lauter Stimme.

„Ah, guten Morgen Usagi-san. Misaki ist eben gegangen, er musste zur Arbeit.“, sagte Takahiro und ging einige Schritte auf den Grauhaarigen zu.

„Verstehe… Ich geh dann mal arbeiten.“

„Was ist mit Frühstück?“

„Kein Hunger…“

„Okay. Sag bescheid wenn du e-“ Der Schwarzhaarige stoppte mitten im Satz. Der Schriftsteller war, ohne weiter auf seinen Freund zu achten, in seinem Arbeitszimmer verschwunden. „Usagi-san…“
 

Mittlerweile war Misaki seit drei Tagen wieder zu Hause. Seit ihrer kleinen Auseinandersetzung hatte der Autor kaum eine Möglichkeit gehabt mit ihm zu reden. Jeden Morgen ging Misaki früh aus dem Haus und kam erst spät abends wieder zurück. Der angehende Editor vermied es mit dem Schriftsteller allein zu sein. Wenn es doch mal dazu kam, blockte er sofort ab. Langsam aber sicher verlor Usami Akihiko seinen Verstand. Endlich war sein Geliebter wieder bei ihm. Er war ihm so nah und dennoch so fern. Der Autor hielt es bald nicht mehr aus. Doch der Autor war nicht der Einzige der langsam seinen Verstand verlor.

„Kann ich mir dir reden?“

„Sicher Takahiro.“, antwortete Usagi, der gerade eine Pause machen wollte und setzte sich zu seinem Freund auf die Couch.

„Also…“, begann der Schwarzhaarige. „Es gibt da etwas, das mich schon eine ganze Weile beschäftigt, aber ich konnte es einfach nicht sagen… Doch langsam werde ich wahnsinnig! Ich bin so naiv und dumm das es schon weh tut…“

„Ich verstehe nicht.“, meinte der Autor verwirrt.

„Ich hätte es merken müssen. Ich hätte es viel früher merken müssen! Es tut mir wirklich leid Usagi…“ Takahiro stand auf und stellte sich genau vor seinen Freund. „Aber ich weiß jetzt Bescheid, ich werde alles wieder in Ordnung bringen! Ich…“
 

„Hey Misaki, mach mal eine Pause und komm her.“, rief Honda Shouta quer durch den Raum.

„Aber i-“, begann er.

„Nichts aber! Das ist ein Befehl!“

„Ist gut, ich bin ja schon unterwegs.“ Der angehende Editor erhob sich aus seinem Stuhl und ging mit eher langsamen Schritten auf seinen Vorgesetzten zu. „Was gibt’s?“

„Nicht hier, lass uns nach draußen gehen.“, meinte der Blonde und deutete nach oben.

„Okay.“

Oben angekommen, blieb Honda mitten auf dem Dach stehen und drehte sich zu Misaki um.

„Sag mal, was ist in den letzten Tagen eigentlich los mit dir?“

„Nichts, was soll denn los sein?“, fragte der Braunhaarige unschuldig.

„Na du gehst mir doch schon die ganze Zeit aus dem Weg. Oder täusche ich mich da?“

„Nein… du hast Recht.“, erwiderte Misaki und senkte seinen Blick. „Es tut mir wirklich leid…“

„Ist denn irgendetwas vorgefallen?“, fragte Honda mit ernster Miene nach.

„Naja… ich habe Usagi-san alles erzählt.“

„Du hast es ihm gesagt?“ Der Blonde sah sein Gegenüber verblüfft an.

„Ja…“

„U… und wie hat er darauf reagiert?“

„Gar nicht!“, erwiderte Misaki mit leicht wütender Stimme.“

„Wie gar nicht?“

„Er sagte, dass es okay sei. Das ich keine Schuld hätte… Ich bin wirklich an die Decke gegangen und haben ihn stehen lassen.“

„Du bist was?“

„Ja! Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn überhaupt nicht mehr wiedererkenne. Danach bin ich gegangen und vermeide seither mit ihm allein zu sein.“

„So war das also… Aber, wieso gehst du dann auch mir aus dem Weg?“

Misaki schluckte. <Das kann ich ihm ganz sicher nicht sagen. Nein, auf keinen Fall…> „Ich… ich weiß es nicht.“

„Hmn, ich kann mich nur noch einmal für das, was geschehen ist entschuldigen.“

„Honda-san, das hatten wir doch geklärt!“, meinte der angehende Editor mit ernstem Blick. „Ich werde dir von jetzt an nicht mehr aus dem Weg gehen, okay? Und jetzt lass uns wieder reingehen. Ich will nur noch eben etwas fertig machen und dann nach Hause.“

„Okay…“
 

Eine dreiviertel Stunde später war Misaki endlich auf dem Weg nach Hause.

„Hah…“ <Ich glaube, ich sollte doch noch einmal in Ruhe mit Usagi-san reden. Es bringt ja auf Dauer nichts wenn ich ihm nur aus dem Weg gehe. Nii-san wird sich sicherlich auch schon fragen was los ist.> Der angehende Editor saß in der Bahn und starrte aus dem Fenster. Heute hatte er sich extra früher frei genommen und hoffte, dass sich alles klären würde.

Nachdem er dann also endlich die 10 Minuten Fußmarsch von der Band bis nach Hause geschafft hatte, öffnete er erschöpft die Wohnungstür. Entschlossen darüber mit seinem geliebten Usagi-san zu reden ging er in die Wohnung hinein. Doch nach einigen Schritten blieb er wie erstarrt stehen.
 


 

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Liebe und Schmerz


 

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„Was zum…“

Misaki konnte nicht glauben was er da vor sich sah. Takahiro und Usami Akihiko küssten sich vor seinen Augen. Nein, es sah eher so aus, als würde sein Bruder Usagi-san küssen. Seinen Usagi-san!

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte er mit lauter Stimme.

Der Schwarzhaarige, der zuvor noch wie in Trance war, wich ruckartig zurück als er die Stimme seines Bruders wahrnahm. Geschockt über sich selbst, sah er sein gegenüber Usami Akihiko perplex an. Dieser schien ebenfalls geschockt zu sein, denn er hatte seine Augen weit aufgerissen.

„I… ich…“, stotterte Takahiro.

„Hey!“, sagte Misaki schon fast schreiend. Er fühlte sich ignoriert und wurde langsam wütend. „Ich frage noch mal. Was hat das zu bedeuten?“

Der Autor sowie Takahiro richteten beide gleichzeitig ihren Blick auf den scheinbar Fassungslosen. Der Schriftsteller brachte kein Ton heraus. Er hatte das, was eben geschehen war noch nicht realisiert. Es kam ihm vor wie ein Traum.

„Misaki, ich…“, begann der Schwarzhaarige und versuchte die richtigen Worte zu finden. „Es ist nicht so wie du denkst.“

„Es ist nicht so wie ich… was?“ Der Braunhaarige kochte vor Wut. „Ihr küsst euch also nur zum Spaß?“

„Nein… ich… wie soll ich das nur erklären.“

„Du brauchst mir nichts erklären Nii-san. Ich verstehe schon… Viel Glück euch beiden!“

„Misaki?“ Takahiro sah seinen Bruder verwirrt an.

Doch der angehende Editor hatte genug, er wollte einfach nur noch weg. Er drehte sich um und marschierte Richtung Wohnungstür.

„Misaki!“

Der Braunhaarige blieb abrupt stehen als er seinen Namen hörte.

Der Schriftsteller schien wieder bei Sinnen und war von der Couch aufgesprungen. Jetzt sah er seinen Geliebten mit ernster Miene an, doch dieser würdigte ihn keines Blickes.

„Misaki! Was redest du da? Wir sind ni-“

„Ich habe genug gesehen!“, erwiderte Misaki mit lauter weinerlicher Stimme. „Deshalb habe ich dich also nicht wiedererkannt… Ich habe es immer gewusst! Ich bin weg, mir reicht‘s!“ Und damit stürmte der angehende Editor aus der Wohnung.

Der Autor wollte ihm hinterher laufen, wurde allerdings am Arm festgehalten.

„Usagi-san! Bitte geh nicht…“, flehte ihn der Schwarzhaarige an.

„Aber ich muss…“

„Ich flehe dich an… Ich… ich liebe dich!“

Usami Akihiko riss seine Augen auf und sah Takahiro irritiert an.

„Ja… ich liebe dich.“, wiederholte er, ließ den Arm des Autors los und ließ sich auf die Couch fallen.

„Takahiro was… Weißt du überhaupt was du da sagst?“, fragte ihn der Grauhaarige geschockt.

„Ja. Ich habe lange genug darüber nachgedacht. Die Zeit hier hat es mir letztlich gezeigt.“

„Aber wie…“ Doch bevor der Autor weiter sprechen konnte, musste auch er sich erst mal setzen. Sein geliebter Misaki war in den Hintergrund gerutscht. Jetzt musste er erst einmal das hier verstehen. „Wie kommst du plötzlich darauf, dass du mich lieben würdest?“

„Naja, ich… wie soll ich das nur erklären.“, begann der Schwarzhaarige. „Ich habe mich schon immer gefragt, warum du so speziell warst. Warum du dich in manchen Situationen so seltsam verhalten hast. Ja, ich habe es durchaus mitbekommen, dass du immer an meiner Seite warst… Ich konnte mir nur keinen Reim daraus machen. Ich verstand es einfach nicht. Auf die Idee, dass du mich lieben könntest, wäre ich niemals gekommen. Wie denn auch…“ Takahiro hielt kurz inne und versuchte die richtigen Worte zu finden. „Es muss schrecklich für dich gewesen sein, als ich dir Minami vorgestellt habe… Es tut mir so wahnsinnig leid. Ich war einfach Blind.“

Usami Akihiko saß auf der Couch, als hätte ihn ein Blitz getroffen. Er konnte nicht glauben was er da hörte. Doch was ihn noch mehr beschäftigte war die Frage, woher Takahiro so plötzlich wusste, dass er ihn geliebt hatte. Von ihm selbst hatte er es schließlich nicht erfahren und er glaubte auch nicht daran, dass es ihm Misaki gesagt hätte. Eventuell Hiroki? Nein, das war ausgeschlossen. Doch woher wusste er es dann?

„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll…“, meinte der Autor und sah zu Boden. „Woher… woher weißt du, dass ich dich…“

„Vor einigen Wochen…“, begann Takahiro erneut. „Da habe ich nach etwas gesucht und bin dabei zufällig auf die Spieluhr meiner Eltern gestoßen. Weißt du noch? Du hast sie damals reparieren und restaurieren lassen.“

„Ja, ich erinnere mich. Eine wirklich schöne Spieluhr.“

„Ja, das ist sie… Kannst du dich denn an noch etwas erinnern, wenn du an diese Spieluhr denkst?“

„An noch etwas?“, fragte der Schriftsteller und dachte angestrengt nach. „Nein, tut mir leid… kann ich nicht.“

„Hmn“ Takahiro sah sein Gegenüber enttäuscht und traurig an. „Diese Spieluhr… Sie hat ein Geheimfach. Ich habe es selber nur durch Zufall entdeckt.“

„Ein Geheimfa-“ Plötzlich fiel es dem Autor wie Schuppen von den Augen. Das Geheimfach! Wie konnte er das nur vergessen? Wie konnte er ihn nur jemals vergessen? Den Ort an dem er seine Gefühle für Takahiro versteckt hatte.
 

„Hey Misaki, was gibt’s? – Hallo?“

Honda Shoutas Handy hatte geklingelt. Er war natürlich dran gegangen, denn der Anrufer war kein geringerer als sein geliebter Misaki. Doch Misaki meldete sich nicht. Am anderen Ende der Leitung war es totenstill. „Misaki? Hey, sag doch wa-“ Doch er hatte aufgelegt. Der Blonde sah sein Telefon ungläubig an. Sofort wählte er Misakis Nummer und versuchte ihn zu erreichen, doch das Handy war aus.

„Was sollte das nur? Ob er nur ausversehen meine Nummer gewählt hat? Hmn, möglich wäre es, aber… Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl. Er wollte doch nach Hause, vielleicht ist etwas passiert?“ Honda machte sich aus irgendeinem Grund sorgen und dachte darüber nach, was er nun machen könnte.

„Die einfachste Lösung ist es wohl, wenn ich zu ihm fahre… Ja, das werde ich machen!“ Der Editor warf sich seine Jacke über die Schulter, schnappte sich seinen Schlüssel und verließ seine Wohnung.
 

„Hah… Hah…“ <Was mache ich jetzt nur…>

Misaki lehnte in einer kleinen Seitengasse an einer Wand und atmete schwer. Die ganze Zeit war er einfach nur gerannt. Ohne auf seine Umgebung zu achten, rannte er einfach quer durch die Stadt bis ihm allmählich die Luft ausgegangen war.

„Hmn… wo bin ich hier überhaupt?“ Nachdem der angehende Editor sich einen kurzen Moment ausgeruht hatte, sah er sich um. „Ach, ist ja eigentlich auch egal.“ Misaki ließ sich nach unten sinken und saß nun auf dem kalten Boden. Seine Beine angewinkelt, vergrub er seinen Kopf zwischen ihnen. <Ich wusste es die ganze Zeit... Usagi-san hat immer nur meinen Bruder geliebt. Ich war einfach nur ein Ersatz für ihn...> Der Braunhaarige zog seine Beine noch näher an sich heran. <Doch obwohl ich es wusste, tut es jetzt dennoch so weh... wieso nur?>

Tränen liefen ihm jetzt über das Gesicht, er konnte sie einfach nicht mehr aufhalten. Natürlich tat es ihm weh, denn er liebte den Autor mehr als alles andere. Dies war ihm schon vor langer Zeit klar geworden. Doch er hatte es ihm nie wirklich gesagt. Er sagte ihm zwar oft, dass er ihn liebte, aber nie wie sehr er dies tat.

<Jetzt ist es wohl zu spät… was soll’s. Usagi-san hat Glück, Nii-san scheint seine Gefühle endlich zu erwidern. Das freut mich wirklich… Aber… aber… ich liebe ihn doch auch!>

Nun saß der angehende Editor da, zusammen gekauert in einer Ecke und weinte fürchterlich. Er wusste nicht was er jetzt machen sollte, wo er denn hin könnte. Alles was ihm wichtig war hatte er auf einen Schlag verloren. Misaki brach innerlich zusammen, noch nie hatte er einen so unerträglichen Schmerz fühlen müssen. Seine Brust schmerzte so sehr, dass er dachte, er würde jeden Moment sterben.
 

Lieber Takahiro,

du wirst dich jetzt sicherlich wundern, denn normalerweise ist so etwas ja nicht meine Art. Doch ich muss irgendwo meine angestauten Gefühle ablegen können, sonst werde ich noch verrückt. Und mir scheint es, als würde dieser Ort perfekt sein, versteckt und immer in deiner Nähe.

Sicherlich wirst du dich jetzt fragen, was das alles zu bedeuten hat. Allerdings gehe ich davon aus, dass du dies niemals lesen wirst. Nur deshalb ist es mir möglich meine Gefühle für dich niederzuschreiben.

Ja, meine Gefühle für dich! Ich weiß nicht, ob du es verstehen wirst, aber… Ich liebe dich! Nicht wie einen Freund oder einen Bruder, nein…

Ich kann dir schon gar nicht mehr sagen, seit wann es so ist. Irgendwann war es einfach so und ich möchte dieses Gefühl auch nie wieder hergeben.

Du bist einfach ein wundervoller Mensch. Dein Art, wie du dich für deinen kleinen Bruder aufopferst. So jemanden wie dich habe ich noch nie getroffen. Ich will, dass du glücklich bist und dafür werde ich alles tun. Du sollst eine wundervolle Frau finden, heiraten und Kinder bekommen. Aus dem Hintergrund werde ich immer auf dich achtgeben.

Diese Gefühle werde ich stets und immer in mir tragen. Noch nie habe ich für jemanden so viel empfunden wie für dich.

Vielleicht ist es unfair, doch ich werde es als mein Geheimnis hüten. Du bist mir einfach zu wichtig, als das ich dich mit meinem Geständnis verlieren will. Mir reicht es vollkommen, wenn ich als dein Freund an deiner Seite sein kann.

Nun ja, natürlich stimmt das nicht so ganz. In Wirklichkeit möchte ich alles aus mir herausschreien, dir sagen was ich für dich empfinde. Doch ich kann einfach nicht. Mein einziger Wunsch ist es, dass du glücklich bist. Wenn dieser in Erfüllung geht, bin auch ich glücklich.

Takahiro, ich werde dich immer lieben… Einen Teil meiner Gefühle wirst du stets in deiner Nähe haben. Irgendwie macht mich das Glücklich.

Trotz allem, sollte ich jetzt langsam wieder zu mir selbst finden und zum Ende kommen.

Wenn du diese Zeilen doch eines Tages lesen solltest, dann entschuldige bitte meinen Egoismus. Denk nicht zu viel darüber nach und lebe dein Leben glücklich weiter. Das ist alles, was ich mir wünsche. Denn wenn man jemanden liebt, möchte man nur, dass diese Person glücklich ist. Und ich liebe dich…

In ewiger Liebe

Usami Akihiko
 

„Das…“

Der Autor hielt seinen eigenen Brief in den Händen und zitterte. Er konnte es nicht fassen. Wie konnte er nur so etwas Wichtiges vergessen?

„Es tut mir leid Usagi-san, ich… ich konnte deinen Wunsch nicht erfüllen.“, sagte Takahiro in die Stille hinein. „ich habe mir Gedanken gemacht, viele Gedanken. Es tut mir leid, aber ich habe gelogen… Nicht Miami wollte diese Trennung, sondern ich war es.“

„Du?“ Usami Akihiko starrte sein Gegenüber mit weit geöffneten Augen an.

„Ja, ich konnte einfach nicht mehr mit ihr zusammen sein nachdem ich diesen Brief gelesen hatte. Ich war mir einfach meiner Gefühle nicht mehr sicher. Doch jetzt bin ich es! Die letzten Tage haben mir die Augen geöffnet. Ich liebe dich Usagi-san!“

Der Autor wusste nicht was er sagen sollte, er war einfach überwältigt. Niemals hätte er es für möglich gehalten, das Takahiro einmal seine Gefühle erwidern würde.

„Natürlich werde ich Misaki alles erklären. Er wird es sicher verstehen.“, meinte der Schwarzhaarige.

„Misaki?“, fragte der Schriftsteller leicht geschockt. „Misa-“ Er hielt inne. Misaki! Wie konnte er ihn vergessen? Nein, das hatte er nicht! Er liebte jetzt Misaki und nicht mehr Takahiro. Das ist alles Vergangenheit. <Ich muss es ihm sagen ehe er noch einen Fehler begeht!> „Takahiro, ich mu-“ Der Grauhaarige stoppte mitten im Satz, denn es hatte an der Tür geklingelt. Es vergingen einige Sekunden ehe es nochmals klingelte. Der Autor zögerte, er hatte jetzt keine Nerven für irgendwelche Besucher. Endlich schien es ruhig zu sein und Usagi wollte seinen Satz von neuem beginnen, als nun jemand sturm klingelte.

„Hmpf, wer ist denn das? Merken die nicht, das keiner aufmachen will?“, schimpfte der Autor.

„Vielleicht ist es wichtig.“, meinte der Schwarzhaarige.

„Hah, dann werde ich mal an die Tür gehen…“ Der Grauhaarige erhob sich, lief Richtung Tür und fragte sich, was denn so wichtig sein könnte, dass jemand so penetrant sturm klingelte.

Durch den Türspion sah er niemanden. Als er dann die Tür geöffnet hatte, wich er erst einmal zwei Schritte zurück.

„Ist Misaki da?“, platzte es aus dem Besucher heraus ehe die Tür richtig offen war.

Vor dem Autor stand ein junger gutaussehender Mann mit blonden Haaren, der offenbar etwas von Misaki wollte.

„Nein, Misaki ist nicht da.“, gab Usagi als Antwort zurück. „Was wollen sie von ihm und wer sind sie überhaupt?“

„Ich ähm, sorry. Ich bin Misakis Vorgesetzter, Honda Shouta.“, erwiderte er.

„Sie!“, sagte Usami Akihiko mit lauter Stimme. „Sie waren das also!“ Der Autor spürte Wut in sich aufkommen. Das war als der Mann, der meinte, er würde sich Misaki nehmen, der Mann, der ihn geküsst hatte.

„Hmn?“ Zuerst verstand der Blonde nicht, was der Autor meinte, er hatte nur Gedanken für Misaki. Doch als er kurz darüber nachdachte, fiel es ihm wieder ein. „Ah, sie meinen… Aber das tut jetzt nichts zur Sache! Misaki ist also nicht da? Wissen sie denn wo er ist?“

„Nein, wissen wir nicht.“, warf Takahiro nun ein, der dazu gekommen war, nachdem er die laute Stimme seines Freundes gehört hatte.

„Sie müssen dann wohl sein Bruder sein…“, sagte Honda und sah den Schwarzhaarigen argwöhnisch an.

„Ja in der Tat, der bin ich.“, erwiderte der Schwarzhaarige. „Was wollen sie denn nun von meinem Bruder?“

„Er… er hat mich vorhin angerufen, aber als ich ans Telefon gegangen bin, hat er nicht geantwortet. Es war einfach nur totenstill und dann war plötzlich die Verbindung weg. Als ich versucht habe zurückzurufen, war sein Handy aus. Ich habe mir Sorgen gemacht, darum bin ich hergekommen.“

„Sie brauchen sich keine Sorgen machen, sicherlich ist nur sein Akku leer.“, meinte Takahiro und stellte sich nun seitlich hinter den Autor.

„Da bin ich mir aber nicht so sicher…“

„Aber ich.“, meinte Misakis Bruder mit gereizter Stimme.

„Na wenn sie meinen.“, entgegnete ihm Honda leicht wütend. <Wie kann er sich nur so sicher sein?>

„Ich denke…“, begann Takahiro und zog den Autor mit einem Rick an sich heran. „Sie sollten jetzt besser gehen.“ Er gab der Haustür einen leichten stoß und ließ sie ins Schloss fallen.

Der Schriftsteller war so geschockt von Takahiros handeln, dass er sich weder rühren, noch etwas von sich geben konnte.

„Ich…“ Der Schwarzhaarige, der von sich selbst auch ganz erschrocken war, ließ von seinem Freund ab und wich einige Schritte zurück. „Es… es tut mir leid. Ich wollte ni-“

„Takahiro… ich muss dir etwas sagen.“, unterbrach ihn der Autor. „Lass uns ins Wohnzimmer gehen.“ Endlich hatte Usami Akihiko alles verstanden. Nun hatte er es endlich begriffen.

„O… okay.“, erwiderte der Schwarzhaarige stotternd.

Beide gingen zurück ins Wohnzimmer und setzten sich wieder auf die Couch.

„Was willst du mir denn sagen?“, fragte Takahiro nach kurzem schweigen.

„Takahiro… Ich und Misaki, wir leben zusammen.“, sagte der Autor gerade heraus.

„Aber das weiß ich doch Usagi-san.“

„Nein, ich meinte, wir Leben zusammen und zwar richtig. Wir lieben uns…“

„Wa… was?“
 

„Man! Was war das denn?“ Der hat sie doch nicht mehr alle!“ Schimpfend lief Honda Shouta durch die Straßen in Richtung seines Apartments. Er konnte nicht fassen, dass man ihm einfach die Tür vor der Nase zugeknallt hatte. Dabei machte er sich doch nur sorgen um Misaki, was war daran denn nur so schlimm?

<Den Bruder habe ich mir irgendwie ganz anders vorgestellt. Und Usami-sensei… was war das nur für ein Gesicht? Ob etwas vorgefallen ist?> „Aaaah, das ist doch zum verrückt wer-“

Plötzlich klingelte Hondas Handy, was ihn kurz aufschrecken ließ.

<Matsumoto? Was will der denn jetzt?> Gereizt nahm er den Anruf entgegen.

„Hier Honda, was gibt es? – Ja, ich bin ganz Ohr. – Hmn. – Ja. – Was? Misaki hat WAS?“
 


 

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Déjà-vu mit Tränen


 

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Inzwischen waren bereits zwei Tage vergangen seitdem Misaki wie vom Teufel gejagt die Wohnung verlassen hatte. Der Autor war mittlerweile Krank vor Sorge. Den ganzen Tag schon lief er planlos in der Wohnung umher. An Arbeit war jetzt nicht zu denken. Die ganze Zeit dachte er darüber nach, wo sein geliebter Misaki wohl sein könnte. Jeden bekannten Ort hatte er nach ihm abgesucht. Jeden Bekannten nach ihm gefragt, doch es fehlte jede Spur von ihm. Sogar im Verlag war er gewesen und war dabei auch noch auf den genervten Honda Shouta gestoßen. Doch auch bei der Arbeit war Misaki seit zwei Tagen nicht aufgetaucht.

Der Schriftsteller war wütend auf sich selbst. Er hätte Misaki auf jeden Fall hinterher laufen müssen, doch er hatte es nicht getan. Stattdessen wurde er von seiner damaligen Liebe aufgehalten und bekam von ihr eine Liebeserklärung. Der Grauhaarige konnte es noch immer nicht wirklich glauben. Takahiro hatte ihm tatsächlich seine Liebe gestanden. Natürlich machte es den Schriftsteller glücklich, aber er liebte doch jetzt Misaki.

Usami Akihiko musste Takahiro schließlich sagen, dass er mit Misaki zusammen war. Doch nachdem er es dem Schwarzhaarigen sagte und er es auch verstanden hatte, war er, wie sein Bruder zuvor, fassungslos aus der Wohnung gestürmt und bisher nicht wieder aufgetaucht. Natürlich machte sich der Grauhaarige auch Sorgen um seinen Freund, doch für ihn stand jetzt Misaki an erster Stelle.

Mittlerweile war es kurz vor 13 Uhr und der Autor hatte sich auf die Couch gesetzt. Der Aschenbecher, der auf dem kleinen Wohnzimmertisch stand, lief bereits über und die zweite Schachtel Zigaretten war auch fast leer. Er konnte einfach nichts weiter tun außer da zu sitzen und warten. Das machte ihn wahnsinnig.
 

Der Schriftsteller war gerade dabei sich eine Zigarette zu nehmen, als er Geräusche aus dem Flur wahrnahm. Jemand schloss die Wohnungstür auf. Sofort sprang er von der Couch auf, ließ die Packung fallen und stürmte in Richtung Tür.

„Mi-“, begann er, hielt jedoch inne, als er den Heimkehrer erkannte. Es war Takahiro. Der Autor war enttäuscht, er hatte gehofft es wäre Misaki. Doch natürlich war er auch froh darüber gewesen, dass der Schwarzhaarige endlich wieder aufgetaucht war.

„Takahiro…“

„Hey…“ Takahiro sah den Autor mit leicht gequältem Blick an. Er war völlig übermüdet und sah ziemlich mitgenommen aus.

„Wo warst du denn die ganze Zeit?“, fragte der Schriftsteller nach einem kurzen Moment. „Ich habe mir Sorgen gemacht.“

„Ich…“, begann der Gefragte. „Ich brauchte einfach etwas Zeit. Immerhin ist das eine Sache, die man nicht jeden Tag gesagt bekommt und wenn man dann noch selbst in die eine Person verliebt ist, ist es noch… schwieriger.“

Der Grauhaarige wusste nicht was er sagen sollte. Natürlich hatte Takahiro vollkommen Recht. „Es tut mir leid.“, sagte er, drehte sich um und ging zurück ins Wohnzimmer. Nachdem er sich wieder auf die Couch fallen gelassen hatte, legte er seinen Kopf in den Nacken und starrte die Decke an.

„Hast du etwas von Misaki gehört?“, fragte Takahiro und setzte sich ebenfalls auf die Couch.

„Nein… bisher nicht.“, antwortete der Autor mit besorgter Stimme. „Er ist wie vom Erdboden verschluckt.“

„Ich habe ihn zuerst nicht verstanden und wusste nicht wirklich warum er so wütend wurde. Doch nachdem ich nun von euch beiden weiß wird mir einiges klar. Es tut mir wirklich leid, dass ich einfach weggerannt bin.“

„Nein, mir tut es leid.“, erwiderte der Schriftsteller. „Wir hätten es dir schon viel früher sagen müssen.“

„Seit wann ist es denn so?“, wollte Takahiro wissen.

„Hmn, eigentlich seitdem du uns damals an deinem Geburtstag Minami vorgestellt hast.“, gab Usagi als Antwort, woraufhin ihn der Schwarzhaarige leicht geschockt ansah. „Er… Er hat meine Gefühle für dich sofort erkannt und eh ich mich versah, war er es den ich liebte… Es hat eine Weile gedauert, aber wir haben alles überwunden und führten bis jetzt ein glückliches Leben.“

„Und dann tauche ich auf und zerstöre alles…“, warf Takahiro, wütend über sich selbst, ein.

„Dich trifft keinerlei Schuld Takahiro. Das alles konnte nur passieren, weil Misaki mir noch immer nicht voll vertraut und denkt, ich hätte noch Gefühle für dich. Doch, es tut mir leid, dem ist nicht so. Ich liebe Misaki und niemanden sonst. Es ist meine Schuld. Anscheinend habe ich ihm das nie deutlich gesagt.“

„Hmn. Also…“, begann der Schwarzhaarige. „Ich habe in den letzten zwei Tagen über alles nachgedacht. Und ich muss mich wirklich fragen, was für ein Idiot ich gewesen bin. Da habe ich so eine wundervolle Frau die ich liebe und setze fast alles aufs Spiel wegen einer Dummheit.“ Takahiro sah den Autor mit sanften Blick an. „Usagi-san, ich bin dir wirklich dankbar für deine Gefühle und freue mich, dass du in Misaki die Person gefunden hast, die du liebst. Nachdem ich deinen Brief gelesen habe, habe ich mich einfach in etwas verrannt. Ich liebe dich, daran besteht kein Zweifel, aber es ist vielmehr eine liebe wie für einen Bruder. Es tut mir wirklich leid, dass es so weit kommen musste.“

„Takahiro…“ Usami Akihiko sah seinen Freund überrascht und zu gleich erleichtert an. „Ich bin wirklich froh, dass du nun Klarheit über deine Gefühle hast. Du solltest alles so schnell wie möglich Minami sagen.“

„Ja, das werde ich machen. Doch was ist mit Misaki?“

„Misaki… ja, ich mache mir auch Sorgen, aber wir können nichts weiter tun als abwarten.“

„Weiß denn dieser Honda nichts?“, fragte Takahiro.

„Naja, ich bin ihm im Verlag kurz über den Weg gelaufen. Doch er sah mich einfach nur wütend an und ist dann hinter einer Tür verschwunden.

„Hmn, ich würde dir ja gerne bei der Suche helfen, aber erst muss ich zu Minami.“

„Natürlich.“, erwiderte der Autor. „Geh nur zu ihr. Das ist jetzt wichtiger für dich.“

„Ja, danke Usagi-san.“ Der Schwarzhaarige erhob sich von der Couch und verließ die Wohnung. Zurück blieb ein krank vor Sorge dreinschauender Usami Akihiko.
 

„Noch immer keine Spur von Misaki. Langsam werde ich noch verrückt. Wo steckt er nur?“

Honda Shouta war unterwegs zu sich nach Hause und führte Selbstgespräche. Es war kurz nach 23 Uhr und er hatte einen stressigen Tag hinter sich. Dazu kam, dass er sich jede Sekunde die verging, um Misaki sorgte. Denn, nachdem er vor zwei Tagen von seinem Arbeitskollegen Matsumoto erfahren hatte, dass Misaki fristlos gekündigt hatte, spielten sich in seinem Kopf die wildesten Szenarien ab. Er hatte keine Ahnung was passiert war und würde am liebsten die gesamte Polizei und Armee nach ihm suchen lassen.

Endlich war er zu Hause angekommen. Honda stieg aus dem Auto und ging in das Wohngebäude. Da ihm der Fahrstuhl zu lange brauchte, entschloss er sich dazu die Treppe zu nehmen. Oben angekommen ging er den langen Flur entlang und bog dann links um die Ecke. Plötzlich stoppte er und traute seinen Augen nicht.

„Misaki!“, rief er verwirrt. Mir schnellen Schritten eilte der Blonde zu dem jungen Mann, der zusammengekauert vor seiner Wohnungstür lag.

„Hey Misaki! Was ist denn passiert?“, fragte er, bekam jedoch keine Antwort. Es schien, als wäre Misaki bewusstlos. Als der Editor dies erkannte, öffnete er eilig die Tür, nahm den Braunhaarigen auf den Arm und trug ihn in die Wohnung. Drinnen legte er Misaki im Schlafzimmer auf das Bett. Honda zog ihm vorsichtig den Mantel, Schuhe und Hose aus und deckte ihn dann zu. Der angehende Editor sah stark mitgenommen aus. Was in aller Welt war nur geschehen?

Nachdem Honda den Schlafenden noch einige Zeit lang betrachtet hatte, ging er ins Wohnzimmer und musste sich erst einmal setzen. „Hah… Ich möchte wirklich gern wissen was vorgefallen ist. Doch erst mal bin ich unendlich froh, dass er wieder aufgetaucht ist. Und dann auch noch bei mir…“ Er legte seine rechte Hand auf seine Augen und atmete tief durch. Sein Herz klopfte wie verrückt. Es machte ihn wahnsinnig glücklich das Misaki zu ihm gekommen und nicht zu Usami Akihiko gegangen war.

Der Blondhaarige erhob sich, nachdem er noch einige Löcher in die Luft gestarrt hatte, von der Couch und entledigte sich seines Mantels und seiner Schuhe. Er ging zurück ins Schlafzimmer, nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu Misaki ans Bett.

Honda betrachtete den angehenden Editor mit sanften jedoch besorgten Blick. Er war von dem stressigen Tag so geschafft, dass er es kaum noch schaffte seine Augen offen zu halten. Immerhin hatte er seit zwei Tagen auch kaum ein Auge zugetan. Es dauerte also nicht lange, da war der Blonde auf dem Stuhl eingeschlafen.
 

„Nein! Geh nicht U-“

Erschrocken schlug Honda Shouta seine Augen auf und erblickte einen sich windenden Misaki. Er schien einen Alptraum zu haben. Der Blonde erhob sich von seinem Stuhl, griff nach Misakis Armen und versuchte sie nach unten zu drücken. Doch dies gestaltete sich schwerer als gedacht.

„Misaki, beruhige dich doch!“, sagte Honda und versuchte ihn zu beruhigen. „Misaki, hey!“

Der angehende Editor riss seine Augen auf und sah sein Gegenüber geschockt an. „Hon… da… san?“

„Ja, ich bin’s.“

„Wieso…?“ Misaki sah den Blonden verwirrt an.

„Du lagst vorhin bewusstlos vor meiner Tür…“

„Ah… Ich erinnere mich…“, meinte der Braunhaarige. „Ähm… du kannst mich dann wieder loslassen.“

„Oh… tut mir leid.“, erwiderte Honda und gab Misakis Arme wieder frei. „Willst du erst mal duschen? Kannst sicher eine vertragen… Ich mach so lang etwas zu essen.“

„Ja, gute Idee…“
 

Nachdem Misaki mit dem duschen fertig war und sich die Wechselkleidung des Blonden übergezogen hatte, ging er in die Küche, aus der ihm herrlicher Duft entgegen kam.

„Ah, da bist du ja. Setz dich, ich bin gleich fertig.“, meinte der Blondhaarige, als er Misaki erblickte.

„Okay.“ Der angehende Editor setzte sich an den runden Tisch und beobachtete Honda bei den letzten Handgriffen.

„So, fertig. Es ist zwar nur ein Eintopf, aber ich denke der wird dir gut tun.“, sagte der Koch und stellte Misaki einen dampfenden Teller vor die Nase.

„Danke.“, erwiderte er. „Ich verhungere gleich.“

„Na, dann iss dich satt, es ist genug da.“ Der Blonde füllte auch für sich einen Teller und setzte sich ebenfalls an den Tisch.

Beide aßen ihre Teller, ohne ein Wort zu verlieren, leer. Nachdem Honda ihre Teller in die Spüle gestellt hatte, setzte er sich wieder auf seinen Platz und sah Misaki nun mit ernster Miene an.

„Jetzt erzähl mir mal wo du die letzten zwei Tage warst und warum du fristlos gekündigt hast!“

„Das… Es tut mir leid.“, sagte der angehende Editor und wich dem Blick seines Gegenübers aus. „Ich kann da einfach nicht mehr arbeiten… nicht wenn ich Usagi-san dort ständig über den Weg laufe. Das ertrage ich nicht…“

„Wie meinst du das?“, fragte der Blondhaarige etwas verwirrt nach.

„Ich… Wir… Nii-san liebt Usagi-san…“

„Was?“, platzte es aus Honda heraus.

„Ja… er liebt ihn. Als ich am Dienstag nach Hause kam, haben sie sich geküsst… Ich habe es immer gewusst und dennoch kann ich es einfach nicht ertragen. Usagi-san hat immer nur meinen Bruder geliebt und nicht mich.“

„Also, ich weiß echt nicht was ich sagen soll. Ich dachte ihr wärt glücklich.“

„Das dachte ich auch… Doch anscheinend habe ich mich geirrt… Seitdem mein Bruder zu Hause aufgetaucht war, hat sich Usagi-san komisch verhalten. Er wurde nicht mehr eifersüchtig, was für ihn völlig untypisch ist. Ist, wenn es um Takahiro ging, gleich an die Decke gegangen. Zuerst wollte ich es nicht wahr haben, doch ich wusste die ganze Zeit warum er sich so verhalten hat.“

„Ja, das war schon recht merkwürdig…“, meinte Honda. „Sind sie denn jetzt zusammen? Hast du mit ihnen geredet?“

„Mit ihnen geredet?“, fragte Misaki ein wenig geschockt. „Nein… wie hätte ich auch mit ihnen reden können? Ich habe sie angeschrien, ihnen viel Glück gewünscht und bin gegangen… Niemand hat mich aufgehalten, niemand ist mir hinterher gelaufen… Es war also richtig zu gehen.“

„Hmn…“ Honda wusste nicht was er Misaki zum Trost sagen sollte. Wahrscheinlich würde eh nichts helfen um diesen Schmerz zu lindern. Er könnte höchstens dafür sorgen oder eher versuchen, dass er ihn für eine Weile vergisst. „Misaki ich muss di-“, begann er. Doch dem Blondhaarigen blieb plötzlich die Stimme weg. Über Misakis Gesicht liefen tausende von Tränen. Es zerriss Honda förmlich das Herz, er konnte seinen Geliebten nicht mehr länger so leiden sehen. Er stand auf, ging um den Tisch herum und stellte sich neben den Weinenden. Dann zog er ihn mit einem Ruck nach oben an sich heran und küsste ihn.

Eine ganze Minute verging, ehe sich der Blonde von Misakis Lippen lösen konnte. Dieser starrte ihn mit weit geöffneten Augen an. Seine Tränen waren getrocknet. Er erinnerte sich daran, dass sein Usagi-san damals auch durch einen Kuss dafür sorgte, dass seine Tränen verschwanden.

„Ich liebe dich!“, platzte es nun aus Honda Shouta heraus. Er konnte es einfach nicht mehr länger zurückhalten.

„Wa… was?“

„Ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt Misaki…“

„Honda-san…“

„Misaki!“ Der Blonde drückte ihn erneut an sich. „Es tut mir leid. Doch ich kann dich einfach nicht mehr so leiden sehen. Ich kann meine Gefühle für dich nicht länger unterdrücken.“

Der Braunhaarige war sprachlos. Mit so etwas hatte er im Leben nicht gerechnet. Es machte ihn in diesem Moment irgendwie glücklich und er sagte einfach das, was ihm in den Sinn kam.

„Du weißt doch noch was ich in der einen Nacht sagte oder? Ich würde mich glatt in dich verlieben wenn ich Usagi-san nicht hätte. Ich meinte das wirklich so, wie ich es gesagt habe…“
 


 

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Meine neue Liebe


 

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Der angehende Editor senkte seinen Kopf leicht nach unten, nachdem er realisiert hatte, was er eben von sich gegeben hatte.

Honda Shoutas Herz schlug ihm bis zum Hals. Meinte Misaki das wirklich ernst? Konnte es wirklich wahr sein, dass er seine Gefühle erwiderte? Doch der Blonde schüttelte den Gedanken von sich. „Misaki, was redest du denn da? Willst du ihn etwa so leicht aufgeben?“

Der Braunhaarige wendete sich Honda wieder zu. Mit Tränen in den Augen sah er ihn an. „Wozu soll ich kämpfen, wenn ich doch weiß, dass ich verloren habe? Sie sollen ihr Glück finden und glücklich sein.“ Langsam rollten wieder einige Tränen über sein Gesicht.

„Misaki…“ Honda spürte ein starkes Stechen im Herz, als er die Tränen sah. Er zog den Jüngeren noch enger an sich heran und küsste ihn erneut. Im Augenblick würde er alles dafür tun, dass Misaki seinen Schmerz vergisst.

Der angehende Editor legte seine Arme um den Hals des Blonden und erwiderte den Kuss. <Es ist besser so…>

Honda, dessen Gefühle und Verlangen langsam wieder Oberhand gewannen, konnte es kaum glauben. Er hob Misaki an und setzte ihn auf den Tisch. Mit seiner linken Hand glitt er unter Misakis Shirt und fuhr mit seinen Fingern sanft über dessen Haut. Ihre Lippen lösten sich voneinander und der Blondhaarige machte sich sofort am Hals seiner Begierde zu schaffen.

Der Braunhaarige zuckte leicht zusammen. Erst jetzt merkte er, wie lange er auf solche Berührungen hatte verzichten müssen. Ohne, das er es richtig wahrgenommen hatte, hatte ihm der Blonde sein Shirt ausgezogen und saß nun Oberkörperfrei da.

Honda wanderte mit seinen Fingerspitzen langsam zu Misakis rechter Brustwarze und fing an mit ihr zu spielen. Ein leises Stöhnen entwich dem angehenden Editor, woraufhin sich ein glückliches Lächeln auf dem Gesicht des Verursachers abzeichnete. Der Blondhaarige fuhr nun mit seiner Zunge an Misakis Hals entlang und wanderte immer weiter nach unten.

Sein Körper wurde langsam heiß und der angehende Editor ließ sich nach hinten auf den Tisch sinken. Die Zunge, die ihn voller Zärtlichkeit fast den Verstand raubte, hielt inne, als sie die linke Brustwarze erreichte. Sie umkreiste sie und begann sie sanft zu liebkosen. Misaki biss sich auf die Unterlippe, um seine Stimme zu unterdrücken.

Hondas Verlangen wuchs mit jeder Sekunde die er Misaki berührte. Er konnte sich kaum noch beherrschen. Nachdem die linke Brustwarze des Braunhaarigen hart war, wanderte der Blonde mit seiner Zunge weiter nach unten Richtung Bauchnabel. Diesen umkreiste er einige Male und fuhr weiter nach unten. Mit seiner Hand öffnete er mit geschickten Griffen den Gürtel des Jüngeren und öffnete den Knopf mit einer Handbewegung. Hondas andere Hand machte sich noch immer an der rechten Brustwarze zu schaffen und entlockte dem angehenden Editor erneut ein leises Stöhnen.

Misaki konnte es nicht länger unterdrücken. Er wollte mehr, mehr von diesen Berührungen. „Hah… U-“ Der Braunhaarige fuhr vor Schreck nach oben. <Was wollte ich da gerade sagen?>

Der Blonde sah sein Gegenüber verwirrt an. Er war so in seinen Rausch verfallen, dass er nichts mitbekommen hatte.

„Es tut mir leid…“ Misaki hielt sich aus Scham die Hände vor das Gesicht. „Ich… ich kann das einfach nicht.“

Honda musste erst einmal tief Luft holen, um wieder etwas runter zu kommen. „Nein, mir tut es leid. Ich hätte die Situation nicht ausnutzen dürfen. Es ist doch völlig klar, dass das nicht so einfach geht…“

„Honda-san…“

„Hier.“ Der Blonde drückte ihm sein Shirt in die Hand und ging einige Schritte zur Seite.

Der Braunhaarige stieg vom Tisch und zog sich wieder an. „Ich denke, ich geh besser…“

„Was? Nein! Es ist mitten in der Nacht, wo willst du denn hin?“

„Keine Ahnung…“

„Na also, dann bleib hier. Du kannst im Bett schlafen, ich nehme das Sofa.“

„Aber…“, begann Misaki und wollte ihm widersprechen.

„Kein aber! Du nimmst das Bett!“, erwiderte Honda energisch.

„Okay… Dann gute Nacht.“

„Ja, schlaf gut…“

Der angehende Editor ging ins Schlafzimmer und legte sich ins Bett. Er zog sich die Decke über den Kopf und versuchte das, was eben geschehen war zu verdrängen. Jetzt, wo er seine Augen geschlossen hatte, kam die Müdigkeit allmählich wieder. Der Schlafmangel der letzten Tage setzte ihm doch ganz schön zu. Es dauerte nur einige Minuten, da war Misaki bereits eingeschlafen und merkte daher nicht, dass Honda noch einmal ins Zimmer kam, um nach ihm zu sehen.
 

Schlagartig öffnete er seine Augen und richtete sich auf. Verwirrt sah Misaki sich um und überlegte in wessen Bett er hier saß. Es dauerte nur einen kurzen Moment ehe es wie ein Blitz durch den Kopf schoss. Der angehende Editor ließ sich zurück ins Bett fallen und vergrub sein Gesicht in seine Handflächen. Er spürte noch immer jede Berührung des Blonden. <Wie konnte ich es nur so weit kommen lassen? Was soll ich jetzt nur machen?>

Der Braunhaarige war so verzweifelt gewesen, dass er sich fast von Honda hätte trösten lassen. Doch er war kurz vorher wieder zur Besinnung gekommen und stoppte das Ganze. Jetzt wusste Misaki nicht wie er Honda Shouta gegenüber treten sollte. <Am besten ich verschwinde einfach…> Doch ehe er seinen Gedanken zu Ende denken konnte, klopfte es an der Tür und einige Sekunden später ging sie auch schon auf.

„Oh, du bist ja schon wach.“, meinte der Blonde, als er seinen Kopf ins Zimmer steckte.

„Ja…“, erwiderte der Braunhaarige.

„Ich habe Frühstück gemacht. Wenn du soweit bist, kannst du ja rüber kommen.“

„Okay, werde ich machen, danke.“

„Nichts zu danken.“, sagte Honda und verschwand mit einem sanften Lächeln auf dem Gesicht aus dem Zimmer.

Der angehende Editor starrte nach einer Weile die Tür an ehe er sich aus dem Bett quälte. <Wird wohl doch nichts mit einfach abhauen…> „Hah…“ Misaki zog sich seine gewaschene Kleidung an und trottete in die Küche.

„Da bist du ja. Setz dich.“, sagte Honda, der gerade dabei war die auf dem Tisch stehenden Tassen mit Kaffee zu füllen.

Der Braunhaarige tat wie ihm befohlen und setzte sich an den Platz an dem er auch schon nachts gesessen hatte. Nachdem sich auch der Ältere gesetzt hatte, begannen Beide mit dem Frühstück.

„Wo warst du denn nun eigentlich die letzten zwei Tage?“, warf Honda fragend in die grausame Stille hinein.

„Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung.“, antwortete Misaki mit gequältem Blick.

„Du hast keine Ahnung? Du musst doch wissen wo du warst?“

„Naja, nachdem ich aus der Wohnung gestürmt war, bin ich einfach nur gerannt. Ich habe auf nichts geachtet und irgendwann saß ich in irgendeiner Seitenstraße. Doch ich war so am Ende, dass ich das erst am nächsten Tag realisierte, als ich wieder wach geworden bin. Irgendwann muss ich wohl vor Erschöpfung eingeschlafen sein.“

„Hmn…“ Honda hörte dem Braunhaarigen schweigend zu.

„Ich bin dann also aus der Nebenstraße raus und fand mich in einer Menschenansammlung wieder.“, erzählte Misaki weiter. „Diesen Bezirk kannte ich nicht, die Menschen da… Irgendwie war es mir unheimlich. Als mich dann so ein Kerl finster angesehen hat, bin ich rückwärts zurück in die kleine Gasse gegangen. Da blieb ich dann in meiner Verzweiflung. Nachts tauchten dann plötzlich irgendwelche zwielichtigen Gestalten auf und wollten meine Wertgegenstände. Als ich ihnen jedoch sagte, dass ich nichts bei mir habe, schlugen sie mich. Allerdings hörten sie sofort auf und rannten weg, als in der Nähe Sirenen zu hören waren. Naja, danach wurde es mir dann doch etwas zu gefährlich und bin gegangen. Irgendwann stand ich dann vor deiner Tür, keine Ahnung warum. Doch wahrscheinlich, weil ich ja sonst nirgendwohin konnte… Im Endeffekt nutze ich dich also nur aus.“

„Was redest du denn da Misaki?“, sagte der Blonde mit ernster Miene. „Du nutzt mich doch nicht aus!“

„Hmn…“ Der angehende Editor schwieg und wendete den Blick von seinem Gegenüber ab.

„So war das also… Diese Kerle, wenn ich die in die Finger bekomme. Honda ballte seine Hände zu Fäusten.

„Ach, das war nichts weiter.“

„Natürlich war es das! Aber wahrscheinlich erwischt man sie eh nie…“

„Eben, also mach dir darum bitte keine Gedanken. Ich wurde ja auch nicht wirklich dabei verletzt.“, meinte Misaki.

„Ja… aber sag mal, was war denn mit dem Anruf?“, fragte der Blondhaarige.

„Anruf?“

„Ja, du hast mich doch vor zwei Tagen kurz angerufen und dann wieder aufgelegt.“

„Ach das…“, erwiderte er. „Ja… Ich habe einfach deine Nummer gewählt. Als du dann abgenommen hast, konnte ich einfach nichts sagen und habe wieder aufgelegt. Ich weiß nicht mal warum ich das getan habe…“

„Verstehe… hmn. Ehrlich gesagt bin ich glücklich darüber. Denn auch wenn du nicht das gleiche für mich empfindest wie ich für dich, so bedeute ich dir dennoch etwas. Denn du vertraust mir. Es tut mir wirklich leid, was heute Nacht passiert ist hätte nicht passieren dürfen. Ich hatte mich einfach nicht mehr unter Kontrolle nachdem ich dich so verzweifelt gesehen habe. Doch das wird jetzt nicht mehr geschehen. Denn ich will dich als Kollegen und Freund nicht verlieren Misaki.“

„Honda-san…“ Misaki sah den Blonden mit großen Augen an. Er hatte Recht, trotz allem vertraute er Honda noch immer.

„Weißt du schon, was du jetzt ma-“, begann der Blondhaarige, wurde jedoch vom klingeln seines Telefons unterbrochen. „Sorry, ich muss da kurz ran gehen.“

„Ja, mach nur, ich laufe schon nicht weg.“, meinte der angehende Editor scherzhaft. Der Blonde verschwand aus der Küche und ließ Misaki allein zurück. Dieser saß nun da und starrte auf seinen Teller. Bilder der letzten Nacht schwirrten ihm im Kopf herum, woraufhin sich sein Gesicht leicht rot färbte. So konnte es nicht weiter gehen. Der Braunhaarige haute sich gegen die Wangen und schüttelte den Kopf. <Auch wenn ich Honda-san vertraue, ich weiß wie er sich fühlt… Ich kann ihm meine Anwesenheit nicht zumuten. Ich muss… gehen...>

Misaki stand auf, ging in den Flur und zog sich leise seine Schuhe an. Dann nahm er seine Tasche und verschwand aus der Wohnung.
 

Mit schnellen Schritten lief der Autor zum Telefon und nahm den Hörer ab.

„Misaki?“, fragte er voller Hoffnung.

„Nein, ich bin’s.“, erwiderte der Anrufer.

„Ach, Takahiro.“

„Ja… Hat sich Misaki immer noch nicht gemeldet?“

„Nein… hat er nicht.“

„Irgendwo muss er doch sein…“, meinte der Schwarzhaarige mit besorgter Stimme. „Er wird wohl nicht… nein.“

Usami Akihiko riss die Augen auf, als er die Worte seines Freundes hörte. Daran hatte er bisher überhaupt nicht gedacht. Was wenn? Nein! Das war einfach nicht möglich!

„Hast du noch mal bei der Arbeit nachgefragt ob die etwas wissen?“, fragte Takahiro und riss den Autor damit aus seiner Gedankenwelt.

„Nein, ich wollte später noch mal hinfahren.“, antwortete er.

„Ah, okay.“

„Was ist mit dir? Hast du schon mit Minami alles erklären können?“

„Ja, habe ich.“, erwiderte der Schwarzhaarige. „Wir haben uns gestern Abend zusammengesetzt und ich habe ihr dann alles erzählt. Sie ist wirklich wundervoll. Ich bräuchte mir keine Gedanken machen sagte sie. Sie hätte völliges Verständnis für meine Gefühle und Gedanken, die ich hatte, nachdem ich deine Zeilen gelesen hatte. Ihr war nur wichtig, dass ich mir über meine Gefühle sicher bin und nichts bereue.“

„Das ist doch schön.“, warf der Autor ein.

„Ja, ist es. Ich bin ihr auch unendlich dankbar. Jetzt muss nur noch Misaki wieder auftauchen.“

„Hmn…“

„Ich werde später vorbeikommen und schauen, wie ich dir helfen kann. Irgendwo muss er ja sein.“

„Danke, ich werde dann gleich zum Verlag fahren.“, erwiderte der Grauhaarige.

„Ja, mach das. Also dann, bis später.“

„Bis später.“ Usami Akihiko legte den Hörer auf das Telefon, ging zu Couch und setzte sich. <Wieso ist mir der Gedanke nicht schon früher gekommen? Was ist, wenn er sich etwas antut? Was ist, wenn er wirklich so verzweifelt ist…> Der Autor vergrub sein Gesicht in seine Hände. <Das darfst du nicht Misaki… Ich brauche dich doch…>

Einige Minuten verharrte der Grauhaarige so, dann stand er ruckartig auf und marschierte Richtung Wohnungstür. Eilig schlüpfte er in seine Schuhe und verließ mit schnellen Schritten die Wohnung.
 

Der Autor stieg aus seinem Auto und ging auf den Haupteingang des Madokawa Verlages zu. Drinnen wartete er auf den Fahrstuhl. Als dessen Türen sich dann öffneten, drang ihm eine bekannte Stimme ins Ohr.

„Hey Akihiko, lange nicht gesehen.“

„Oh Isaka. Ja, ist schon eine Weile her.“, erwiderte der Angesprochene eher desinteressiert.

„Was verschafft uns die Ehre?“, fragte der Verlagschef.

„Nichts Wichtiges…“, antwortete der Schriftsteller.

„So, so. Ah! Hier muss ich raus. Also dann, man sieht sich.“

„Ja.“

„Ach, eine Sache noch. Kannst du mir mal sagen warum Misaki so plötzlich gekündigt hat? Er machte sich doch so gut.“

Der Autor riss seine Augen auf und wollte Isaka gerade fragen, was das alles zu bedeuten hatte, doch die Fahrstuhltüren hatten sich bereits wieder geschlossen.

<Er hat… gekündigt?> Geschockt taumelte er rückwärts gegen die Wand. <Was hat er nur vor?>

Nachdem der Fahrstuhl erneut in einem Stockwerk anhielt, verließ Usami Akihiko diesen voller Panik und rannte aus dem Verlagsgebäude. Er musste sofort zurück nach Hause. Mit Takahiro wollte er jetzt noch einmal alles absuchen und wenn sie ihn dennoch nicht finden, blieb ihm nichts anderes übrig, als die Polizei einzuschalten.
 

Mit schnellen Schritten lief Usami Akihiko durch die Gänge zu ihrer Wohnung. In seiner Manteltasche suchte er nach dem Schlüssel und war so in seine Gedanken vertieft, dass er beinahe in jemanden hineingelaufen wäre.

„Oh, tut mir leid.“, entschuldigte er sich und richtete seinen Blick nach vorn. „Sie! Was wollen sie denn schon wieder hier?“

„Ich… Ich wollte sehen ob Misaki eventuell hier ist.“, erwiderte Honda Shouta sichtlich beunruhigt.

„Er ist nicht hier. Seit drei Tagen schon ist er nicht nach Hause gekommen.“, sagte der Grauhaarige mit besorgter Stimme. „Seinen Job hat er auch gekündigt…“

„Ich weiß… Er hat mir alles erzählt.“

„Er hat ihnen alles erzählt? Wann?“ Der Schriftsteller sah den Blonden mit Hoffnungsvoller Miene an.

„Wollen wir nicht lieber rein gehen? Ich erkläre ihnen alles.“, meinte Honda und deutete auf die Wohnungstür.

„Sicher.“ Der Autor öffnete die Tür und beide betraten die Wohnung.

„Usagi-san! Ich glaube Mi-“ Takahiro kam ihnen entgegen und stoppte mitten im Satz, als er den Blondhaarigen sah.

„Der Schriftsteller nickte. „Er weiß etwas über Misaki. Setzen wir uns ins Wohnzimmer.“

Der Schwarzhaarige sah Honda für einen kurzen Moment ungläubig an und ging dann vor.

„Was wissen sie?“, fragte der Autor ungeduldig.

„Also.“, begann der Editor. „Misaki ist gestern plötzlich bei mir aufgetaucht.“

„Er ist bei ihnen aufgetaucht?“, fragte Takahiro und betonte dabei das Wort ihnen.

„Ja… er lag bewusstlos vor meiner Tür.“

„Warum haben sie mich nicht angerufen?“, meinte der Autor leicht verärgert.

„Ich wusste doch zuerst nicht, was überhaupt los war. Und glauben sie wirklich er hätte gewollt, dass ich sie anrufe? Überlegen sie doch mal.“

„Hmpf…“ Der Schriftsteller verzog sein Gesicht. Natürlich hatte der Blonde Recht. Misaki hätte wahrscheinlich nicht gewollt, dass er einfach so aufgetaucht. „Wo ist er jetzt?“, wollte er dann wissen.

„Ich weiß es nicht…“, gab er als Antwort zurück.

„Was?“

„Er hat bei mir übernachtet, hat mir erzählt was vorgefallen ist und wo er war. Heute Morgen während des Frühstücks musste ich einen Anruf entgegen nehmen. Als ich dann wieder in die Küche kam, war er einfach weg. Ich bin sofort nach draußen gerannt und habe nach ihm gesucht, aber er war nicht zu finden. Ich dachte, dass er vielleicht hierher kommt und mit ihnen reden will, aber anscheinend lag ich da falsch.“ Der Blonde hatte mit Absicht den Vorfall der Nacht für sich behalten. Es wäre sicher nicht gut gewesen wenn er davon erzählt hätte. Weder für Misaki, noch für ihn.

„Der Autor starrte den Blonden mit großen Augen an und wusste nicht was er sagen sollte.

„Ganz so unrecht hatten sie mit ihrer Vermutung nicht.“, warf Takahiro nun ein.

„Was?“, fragte der Grauhaarige und sah seinen Freund verwirrt an.

„Naja, ich habe meinen Satz vorhin ja nicht beendet gehabt. Ich wollte sagen, dass ich glaube, dass Misaki hier war.“

„Wie kommst du darauf?“

„Als ich vorhin hier ankam, ging ich zuerst zum Telefon. Es hätte ja sein können, dass er angerufen hat. Dies war zwar nicht der Fall, dafür lag neben dem Telefon ein Schlüssel. Ich hatte plötzlich ein komisches Gefühl und bin in sein Zimmer gegangen. Er hat wohl einige Klamotten mitgenommen.“

„Einen Schlüssel? Etwa den Wohnungsschlüssel?“

„Ich befürchte schon.“, meinte der Schwarzhaarige mit trauriger Stimme.

„Misaki…“

„Also lag ich mit meinem Gedanken doch nicht so falsch.“, meinte der Blonde.

„Was für ein Gedanke?“, wollte der Grauhaarige wissen.

„Naja, als wir uns darüber unterhalten haben was geschehen war, hatte ich den Eindruck das Misaki mit der Situation überhaupt nicht klar zu kommen scheint. Und bevor er es riskiert einen von ihnen Beiden hier irgendwo zu begegnen, würde er lieber verschwinden. Deshalb hat er auch fristlos gekündigt. Weil er ihnen, Usami-sensei, nicht über den Weg laufen wollte.“

Schweigen machte sich breit. Der Autor war besorgt und wütend zu gleich. Er hasste sich für das, was er seinem geliebten Misaki angetan hatte. „Wo kann er nur sein…“, fragte er sich und sprach damit seinen Gedanken laut aus.

„Er will wohl irgendwohin. Lange kann es ja noch nicht her sein das er hier war oder? Vielleicht ist er zum Bahnhof gegangen?“, meinte Honda.

„Ja, das kann durchaus möglich sein.“, sagte Takahiro. „Wenn er seine Sachen gepackt hat, will er sicherlich die Stadt verlassen.“

„Ja, worauf warten wir dann noch?“ Der Blonde erhob sich von der Couch. „Fahren wir zum Bahnhof und suchen ihn!“

„Ja! Fahren wir.“ Auch der Autor stand nun auf und ging voran der Wohnungstür entgegen. Takahiro und Honda folgten ihm mit schnellen Schritten.
 

Am Bahnhof angekommen stürmten die drei Männer in die große Halle und sahen sich um.

„Am besten wird es wohl sein, wenn wir uns aufteilen.“, sagte der Blonde.

„Ja, gute Idee.“, erwiderte der Schwarzhaarige.

Gesagt getan. Jeder von ihnen schlug einen anderen Weg ein und machte sich auf die Suche nach Misaki.
 

Takahiro kämpfte sich durch die Menschenmassen. Er sah sich jeden, der seinem Bruder auch nur ein bisschen ähnlich sah, drei Mal an. Doch 15 Minuten waren bereits vergangen und bisher gab es keine Spur von seinem Bruder. In dieser Menschenansammlung war es schier unmöglich jemanden zu finden.
 

„Hey, sie mal.“, sagte eine junge Frau zu ihrer Begleiterin. „Ist das nicht Usami Akihiko der Autor?“

„Ja, du hast Recht, das ist er.“, erwiderte sie. „Los, wir holen uns ein Autogramm.“

Die zwei jungen Damen gingen dem Schriftsteller entgegen und stellen sich ihm direkt in den Weg, so, dass er gezwungen war anzuhalten.

„Kö… können wir ein Autogramm bekommen Usami-sensei?“, fragte die Rothaarige etwas schüchtern.

Der Angesprochene sah die zwei Frauen mit trauriger und besorgter Miene an. „Tut mir leid, ich habe jetzt keine Zeit.“ Ohne weiter auf sie zu achten, ging er an ihnen vorbei und setzte seinen Weg fort.

„Was war das denn?“, fragte die junge Frau mit blonden Haarschopf und sah dem Autor mit enttäuschtem und verwirrtem Blick hinterher.

„Er schien irgendwelche Sorgen zu haben, so wie es aussah.“, meinte die Rothaarige. Ich möchte echt mal wissen, was jemand der berühmt ist und im Geld nur so schwimmt für Sorgen hat.“

„Ja, er kann sich doch alles kaufen was er will und unsereins muss sehen wie er klar kommt.“
 

Fast eine halbe Stunde lief Honda Shouta nun schon in der Menschenmenge umher. Doch gab es nirgendwo ein Zeichen des angehenden Editors. „Mensch Misaki, wo bist du nur?“, murmelte er vor sich hin.

Die Durchsage, dass ein Zug einfuhr, drang leise in sein Ohr. Wissend, dass die Leute um ihn herum gleich in den Zug stürmen würden, bahnte er sich einen Weg nach hinten durch die Masse. Es dauerte keine Minute, da ging es auch schon los. Honda machte sich lang und sah sich konzentriert um. Kurze Zeit später hatte sich die Anzahl der Menschen um über die Hälfte verringert. Doch auch jetzt konnte er Misaki nirgendwo sehen.

Er wollte gerade weitergehen, als er im Augenwinkel einen braunen Haarschopf erblickte. Blitzartig drehte er sich um und betrachtete ihn genau. Es bestand kein Zweifel, es war Misaki, der mit langsamen Schritten in die Richtung des Zuges lief. Ohne weiter darüber nachzudenken stürmte der Blonde auf ihn zu und griff nach seinen Arm, um ihn aufzuhalten.

„Misaki!“

Erschrocken drehte sich der junge Mann um und sah Honda irritiert an.

„Honda-san, wa-“

„Was machst du denn bloß?“, fiel ihm der Blonde ins Wort. „Du kannst doch nicht einfach heimlich verschwinden. Was glaubst du, was für Sorgen wir uns gemacht haben?“

„Wir?“, fragte Misaki verwirrt.

„Ja, wir. Dein Bruder und Usami-sensei sind auch hier und suchen nach dir.“

„A… aber wieso?“

„Warum wohl?“, erwiderte Honda. „Weil wir nicht wollen, dass du einfach gehst. Komm mit zurück Misaki!“

„Nein…“, sagte der angehende Editor und senkte seinen Blick. „Ich kann nicht. Ich kann das einfach nicht.“

„Misaki, ich kann dich verstehen, aber hör sie doch wenigstens an. Ich bin sicher, dass sie mit dir reden wollen, sonst wären sie doch nicht hier.“

„Hmn…“ Der Braunhaarige stand zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite wollte er einfach nur weg und die zwei Liebenden nicht mit ihrem Glück sehen. Doch natürlich war es auch so, dass er hören wollte, was sie ihm zu sagen hatten. „Ich wei-“, begann Misaki, hielt jedoch inne, als er das laute Rauschen der Lautsprecher hörte und ihm plötzlich eine bekannte Stimme ins Ohr drang.

„Mi… Misaki…“

Der angehende Editor riss seine Augen auf. Es war wirklich sein Usagi-san der da sprach.

„Misaki, kannst du mich hören?“, fragte der Autor durch die Sprechanlage mit weinerlicher Stimme. „Bitte hör mich an…“ Usami Akihiko stand in einem kleinen Raum, umringt von drei Frauen die ihn dahinschmelzend anstarrten. Seine Hände zu Fäusten geballt, sprach er ins Mikrofon und wollte seinem geliebten Misaki seine wahren Gefühle mitteilen, auch wenn dabei die ganze Welt zuhören würde.

„Es tut mir wirklich leid. Diese Worte können nicht mal annähernd Ausdrücken wie leid es mir wirklich tut. Ich habe dir wohl nie gezeigt, was ich wirklich für dich empfinde. Denn sonst hättest du dich nicht die ganze Zeit über mit solchen Gedanken quälen müssen. Misaki, ich liebe Takahiro nicht und er liebt mich nicht. Meine liebe gehört nur dir ganz allein, hörst du… Mir ist in den letzten Tagen bewusst geworden, dass ich dich von dem Moment an geliebt habe, wo wir uns zum ersten Mal richtig gegenüberstanden. Seither Misaki, seither warst ganz allein du meine Liebe… Meine neue Liebe.“ Der Grauhaarige hielt einen Moment inne. Er spürte die geschockten Blicke der Damen auf sich die hinter ihm standen, doch in diesem Moment war ihm alles egal. Er musste Misaki sagen was er fühlte.

„Mein Verhalten der letzten Tage, ich habe es zuerst auch nicht verstanden. Doch inzwischen weiß ich, dass es einfach nur daran lag, weil ich dir vertraue. Ich vertraue auf deine Liebe Misaki. In dir habe ich den einen Menschen gefunden den ich über alles liebe, mit dem ich glücklich sein kann und mein restliches Leben verbringen will. Ich bitte dich, komm wieder nach Hause… ich liebe und brauche dich…“ Der Autor war zum Ende gekommen und stand nun regungslos da.

Die ganze Bahnstation glich einer ausgestorbenen Stadt. Jeder hatte diese Liebeserklärung mit angehört und einige hatten sogar Tränen in den Augen. Natürlich wusste die Mehrheit wer da gesprochen hatte, denn man kannte ja die Stimme des Autors Usami Akihiko.

Auch Honda Shouta stand regungslos da und war überrascht über das Handeln des Schriftstellers. Ihm war dadurch klar geworden, dass dem Autor Misaki wohl wichtiger war, als seine eigene Karriere oder irgendetwas anderes. Nun da er dies wusste, wusste er, dass Misaki in guten Händen war und ihn jetzt leichter aufgeben konnte.

„Misaki, hast du da-“ Der Blonde hatte sich zu Misaki gedreht und unterbrach seinen Satz, als er dessen Tränen sah.

„Usagi-san…“ Der Braunhaarige war so überglücklich über die Worte seines Geliebten, dass ihm irgendwann einfach die Tränen gekommen waren. Natürlich war nun an weglaufen nicht mehr zu denken. Er wollte jetzt nur noch zu Usagi-san und sich für sein Verhalten entschuldigen. Als er sich umgedreht hatte und einige Schritte gegangen war, blieb er plötzlich stehen. Nur einige Meter von ihm entfernt stand nun der Autor und sah ihn mit weinerlichem Blick an.

Der Grauhaarige hatte Misaki und Honda auf dem Monitor einer Kamera entdeckt und war sofort zu ihnen geeilt.

„Misaki ich-“, begann der Autor.

„Es tut mir leid!“, fiel ihm der angehende Editor ins Wort. „Es tut mir leid, dass ich an deinen Gefühlen gezweifelt habe und mein Verhalten…“

Usami Akihiko schloss die Lücke zwischen ihnen und sah dem Jüngeren mit sanften Blick an. „Dir brauch nichts leid zu tun. Das wichtigste ist, dass wir jetzt wissen wie wir füreinander fühlen und uns von nun an nichts mehr im Wege stehen wird. Da bin ich mir sicher.“

„Usagi-san… auch ich fühle wie du. Ich liebe dich mehr als alles andere.“

Die Augen des Autors weiteten sich. Tief im inneren hatte er es immer gewusst, aber es jetzt klar und deutlich von seinem geliebten Misaki zu hören, war einfach unbeschreiblich und machte ihn unendlich glücklich.

Beide sahen sich jetzt in die Augen und hatten scheinbar die gleichen Gedanken. Denn sie fielen sich in die Arme und küssten sich. Über eine Minute dauerte es bis sie sich wieder voneinander lösen konnten. Alles um sie herum hatten sie in dem Moment vergessen und zuckten erschrocken zusammen, als plötzlich die Menschen um sie herum anfingen zu klatschen. Der angehende Editor senkte seinen Blick und lief rot an. Der Autor hingegen lächelte und war froh darüber, dass die Menschen ihre Liebe zu akzeptieren schienen.

Honda Shouta, der alles aus einer gewissen Ferne beobachtet hatte, freute sich für Misaki. Sicherlich schmerzte ihm ein wenig das Herz, aber wenn er sah wie glücklich er war, machte ihn das ebenfalls glücklich.

„Misakiii!“, ertönte plötzlich eine Stimme aus der Menschenmenge heraus. Einige Sekunden später tauchte Takahiro zwischen zwei älteren Herren auf. „Misaki, da bist du ja!“

„Nii-san!“

„Wir haben uns solche Sorgen gemacht!“, meinte Takahiro mit ernster Miene.

„Ja ich weiß. Es tut mir wirklich leid.“, erwiderte Misaki mit trauriger Stimme.

„Ist schon gut. Ich bin immerhin nicht ganz unschuldig daran.“, sagte der Schwarzhaarige dann und nahm seinen Bruder in den Arm. „Ich bin nur froh, dass wir dich gefunden haben ehe es zu spät ist.“

„Ja…“

„Lass uns nach Hause gehen.“, sagte dann der Autor und machte einen Schritt auf sie zu.

„Okay, ich will nur noch kurz mit Honda-san reden.“ Der angehende Editor deutete auf den, etwas im abseits stehenden, Blonden jungen Mann.

„Mach das, wir warten hier.“, erwiderte der Grauhaarige.

„Danke.“ Misaki drehte sich um und lief auf Honda zu.

„Scheint, als hätte sich alles geklärt.“, meinte dieser, als der angehende Editor vor ihm stand.

„Sieht wohl so aus…“, sagte der Braunhaarige mit bedrücktem Gesichtsausdruck. „Es tut mir leid, dass ich dir so viel Kummer bereitet habe.“

„Ach, ist schon okay. Ich bin immerhin ein Mann, da verkrafte ich das schon. Also mach dir um mich keine Gedanken, ja? Du solltest jetzt andere Dinge im Kopf haben.“

„Ja, da hast du wohl recht. Trotzdem danke ich dir dafür, dass du die ganze Zeit über für mich da warst.“, erwiderte Misaki und lächelte Honda an.

„Das war doch selbstverständlich. Ich weiß sogar, wie du dich revanchieren kannst.“, meinte der Blonde und grinste den Jüngeren an.

„Was?“

„Ja, du kommst morgen gefälligst wieder arbeiten! Das mit deiner Kündigung kläre ich.“

„Honda-san… Danke.“

„Dafür nicht.“, sagte er lächelnd. „Und nun geh, du wirst sehnsüchtig erwartet.“

„Ja, dann bis morgen.“

„Bis morgen.“

Beide verabschiedeten sich und Misaki ging wieder zu seinem Bruder und dem Autor hinüber. Gemeinsam verließen sie den Bahnhof und ließen Honda Shouta allein zurück.
 

Nachdem sie den Schwarzhaarigen vor seinem Hotel abgesetzt hatten, erzählte Usami Akihiko Misaki alles was zwischen ihm und Takahiro vorgefallen war. Noch einmal entschuldigte sich der angehende Editor von ganzen Herzen für sein Denken und Verhalten. Es tat ihm unendlich leid, dass er so an der Liebe des Autors gezweifelt hatte.

Als das Auto zum Stehen gekommen war, legte der Grauhaarige seine Hand auf die seines Geliebten und sah ihn mit sanften Blick an. „Misaki, es ist in Ordnung. Denk einfach nicht mehr daran, sondern lieber an die schöne Zeit die noch vor uns liegt.“

„Ja… du hast wohl Recht.“, erwiderte er. „Usagi-san… ich liebe dich.“ Nachdem der Braunhaarige seine Worte zu Ende gesprochen hatte, legte er seine auf die Lippen des Autors. Der angehende Editor genoss dieses Gefühl und dessen Geschmack. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit seitdem er seinen Geliebten das letzte Mal so berührt hatte.

Der Schriftsteller erwiderte den Kuss leidenschaftlich und war froh seinen Misaki wieder im Arm halten zu können.

Als sie sich dann wieder voneinander getrennt hatte, sahen sie sich in die Augen und jeder wusste in dem Moment was der andere dachte. Beide stiegen aus dem Auto, nahmen sich an die Hand und beschritten gemeinsam den Weg zu ihrem zu Hause.
 

Einige Stunden später lagen die zwei Verliebten noch immer in dem großen Bett. Doch irgendwann richtete sich Misaki auf und machte ein bedrücktes Gesicht.

„Was ist los?“, fragte der Autor irritiert.

„Es gibt da noch etwas das ich dir erzählen muss…“

Usami Akihiko sah den Jüngeren fragend an.

Der angehende Editor seufzte, faste all seinen Mut zusammen und erzählte und beichtete alles, was mit Honda Shouta gewesen war. Er musste es tun, keine Geheimnisse sollten mehr zwischen ihnen stehen.

Nachdem Misaki zum Ende gekommen war, schwieg der Schriftsteller einen Augenblick und lächelte dann. „Ist schon okay. Es ist in deiner Verzweiflung geschehen und am Ende hast du es selbst gestoppt. Das zeigt nur, dass du mich liebst. Mach dir keine Gedanken mehr darum, ja? Es ist alles gut so wie es jetzt ist.“

„Usagi-san…“ Wieder einmal füllte Salzwasser die Augen des Braunhaarigen.

Der Autor wischte dem Weinenden sanft die Tränen mit dem Daumen weg und küsste ihn anschließend. „Ich liebe dich Misaki.“

„Ich liebe dich auch Usagi-san.“, erwiderte er. „Was ist jetzt eigentlich mit Minami?“

„Takahiro hat ihr alles erzählt.“, antwortete der Grauhaarige. „Für sie ist es in Ordnung. Also wird auch bei den Beiden alles wieder gut.“

„Da bin ich aber froh.“

„Ja, ich auch.“

Überglücklich über diese Nachricht kuschelte sich Misaki wieder an seinen Geliebten, woraufhin ihn dieser in seine Arme schloss. Kurze Zeit später waren beide eingeschlafen.
 

Am nächsten Morgen war der angehende Editor gerade dabei sich für die Arbeit fertig zu machen, als Usagi plötzlich hinter ihm stand.

„Du gehst zur Arbeit?“, fragte er ihn.

„Ja, Honda wollte sich um meine Kündigung kümmern.“, gab Misaki als Antwort zurück.

„Verstehe. Was ist jetzt eigentlich mit ihm?“

„Wir sind Freunde und Arbeitskollegen. Er wird damit klar und darüber hinwegkommen.“, sagte der Braunhaarige und zog sich seinen Mantel über.

„Das ist gut für ihn.“, meinte der Grauhaarige.

„Ja, das ist es. Ich muss dann los, bis heut Abend.“

„Pass auf dich auf.“ Der Schriftsteller schloss mit zwei Schritten die Lücke zwischen ihnen und gab dem Braunhaarigen einen Abschiedskuss.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht verließ Misaki die gemeinsame Wohnung und freute sich auf einen normalen Tag des Alltags.

Auch Usami Akihiko sah dem angehenden Editor mit einem Lächeln hinterher. Er war überglücklich darüber, dass jetzt alles wieder so war wie es vorher war. Nur mit dem Unterschied, dass nun beide wussten, was der Andere wirklich für einen fühlte und sie jetzt nichts mehr trennen konnte. Von nun an konnten sie ohne Sorgen glücklich zusammen Leben.
 

~ENDE~
 

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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Mickimaus8
2014-10-10T21:23:10+00:00 10.10.2014 23:23
Wahnsinnig schöne Geschichte! Es war sehr ergreifend und am Ende hab ich mit geheult! War auch gut zu lesen und abwechslungsreich geschrieben ^^
Antwort von: abgemeldet
11.10.2014 00:28
=D
Freut mich, dass es dir gefallen hat :D
Ich schreibe gerade an der Fortsetzung, kannst ja da auch mal reinschauen, wenn du es nicht schon gesehen hast (:

LG Kaljaღ
Antwort von:  Mickimaus8
11.10.2014 00:31
Hab ich auch gerade gesehen! ^^ freu mich und werde gleich mal rein lesen :D
Antwort von: abgemeldet
11.10.2014 00:33
:D

Viel Spaß dabei =D
Von: abgemeldet
2014-09-18T08:46:10+00:00 18.09.2014 10:46
Ein cooles Kapitel^^
Solche Sturköpfe -_- Aber auchb süß^^
Von: abgemeldet
2014-09-18T08:42:04+00:00 18.09.2014 10:42
Ein toller Anfang^^



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