Meine neue Liebe von abgemeldet
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Kapitel 11: Liebe und Schmerz
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„Was zum…“
Misaki konnte nicht glauben was er da vor sich sah. Takahiro und Usami Akihiko
küssten sich vor seinen Augen. Nein, es sah eher so aus, als würde sein
Bruder Usagi-san küssen. Seinen Usagi-san!
„Was hat das zu bedeuten?“, fragte er mit lauter Stimme.
Der Schwarzhaarige, der zuvor noch wie in Trance war, wich ruckartig zurück als
er die Stimme seines Bruders wahrnahm. Geschockt über sich selbst, sah er sein
gegenüber Usami Akihiko perplex an. Dieser schien ebenfalls geschockt zu sein,
denn er hatte seine Augen weit aufgerissen.
„I… ich…“, stotterte Takahiro.
„Hey!“, sagte Misaki schon fast schreiend. Er fühlte sich ignoriert und
wurde langsam wütend. „Ich frage noch mal. Was hat das zu bedeuten?“
Der Autor sowie Takahiro richteten beide gleichzeitig ihren Blick auf den
scheinbar Fassungslosen. Der Schriftsteller brachte kein Ton heraus. Er hatte
das, was eben geschehen war noch nicht realisiert. Es kam ihm vor wie ein
Traum.
„Misaki, ich…“, begann der Schwarzhaarige und versuchte die richtigen
Worte zu finden. „Es ist nicht so wie du denkst.“
„Es ist nicht so wie ich… was?“ Der Braunhaarige kochte vor Wut. „Ihr
küsst euch also nur zum Spaß?“
„Nein… ich… wie soll ich das nur erklären.“
„Du brauchst mir nichts erklären Nii-san. Ich verstehe schon… Viel Glück
euch beiden!“
„Misaki?“ Takahiro sah seinen Bruder verwirrt an.
Doch der angehende Editor hatte genug, er wollte einfach nur noch weg. Er
drehte sich um und marschierte Richtung Wohnungstür.
„Misaki!“
Der Braunhaarige blieb abrupt stehen als er seinen Namen hörte.
Der Schriftsteller schien wieder bei Sinnen und war von der Couch aufgesprungen.
Jetzt sah er seinen Geliebten mit ernster Miene an, doch dieser würdigte ihn
keines Blickes.
„Misaki! Was redest du da? Wir sind ni-“
„Ich habe genug gesehen!“, erwiderte Misaki mit lauter weinerlicher Stimme.
„Deshalb habe ich dich also nicht wiedererkannt… Ich habe es immer gewusst!
Ich bin weg, mir reicht‘s!“ Und damit stürmte der angehende Editor aus
der Wohnung.
Der Autor wollte ihm hinterher laufen, wurde allerdings am Arm festgehalten.
„Usagi-san! Bitte geh nicht…“, flehte ihn der Schwarzhaarige an.
„Aber ich muss…“
„Ich flehe dich an… Ich… ich liebe dich!“
Usami Akihiko riss seine Augen auf und sah Takahiro irritiert an.
„Ja… ich liebe dich.“, wiederholte er, ließ den Arm des Autors los und
ließ sich auf die Couch fallen.
„Takahiro was… Weißt du überhaupt was du da sagst?“, fragte ihn der
Grauhaarige geschockt.
„Ja. Ich habe lange genug darüber nachgedacht. Die Zeit hier hat es mir
letztlich gezeigt.“
„Aber wie…“ Doch bevor der Autor weiter sprechen konnte, musste auch er
sich erst mal setzen. Sein geliebter Misaki war in den Hintergrund gerutscht.
Jetzt musste er erst einmal das hier verstehen. „Wie kommst du plötzlich
darauf, dass du mich lieben würdest?“
„Naja, ich… wie soll ich das nur erklären.“, begann der Schwarzhaarige.
„Ich habe mich schon immer gefragt, warum du so speziell warst. Warum du dich
in manchen Situationen so seltsam verhalten hast. Ja, ich habe es durchaus
mitbekommen, dass du immer an meiner Seite warst… Ich konnte mir nur keinen
Reim daraus machen. Ich verstand es einfach nicht. Auf die Idee, dass du mich
lieben könntest, wäre ich niemals gekommen. Wie denn auch…“ Takahiro
hielt kurz inne und versuchte die richtigen Worte zu finden. „Es muss
schrecklich für dich gewesen sein, als ich dir Minami vorgestellt habe… Es
tut mir so wahnsinnig leid. Ich war einfach Blind.“
Usami Akihiko saß auf der Couch, als hätte ihn ein Blitz getroffen. Er konnte
nicht glauben was er da hörte. Doch was ihn noch mehr beschäftigte war die
Frage, woher Takahiro so plötzlich wusste, dass er ihn geliebt hatte. Von ihm
selbst hatte er es schließlich nicht erfahren und er glaubte auch nicht daran,
dass es ihm Misaki gesagt hätte. Eventuell Hiroki? Nein, das war
ausgeschlossen. Doch woher wusste er es dann?
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll…“, meinte der Autor
und sah zu Boden. „Woher… woher weißt du, dass ich dich…“
„Vor einigen Wochen…“, begann Takahiro erneut. „Da habe ich nach etwas
gesucht und bin dabei zufällig auf die Spieluhr meiner Eltern gestoßen.
Weißt du noch? Du hast sie damals reparieren und restaurieren lassen.“
„Ja, ich erinnere mich. Eine wirklich schöne Spieluhr.“
„Ja, das ist sie… Kannst du dich denn an noch etwas erinnern, wenn du an
diese Spieluhr denkst?“
„An noch etwas?“, fragte der Schriftsteller und dachte angestrengt nach.
„Nein, tut mir leid… kann ich nicht.“
„Hmn“ Takahiro sah sein Gegenüber enttäuscht und traurig an. „Diese
Spieluhr… Sie hat ein Geheimfach. Ich habe es selber nur durch Zufall
entdeckt.“
„Ein Geheimfa-“ Plötzlich fiel es dem Autor wie Schuppen von den Augen.
Das Geheimfach! Wie konnte er das nur vergessen? Wie konnte er ihn nur jemals
vergessen? Den Ort an dem er seine Gefühle für Takahiro versteckt hatte.
„Hey Misaki, was gibt’s? – Hallo?“
Honda Shoutas Handy hatte geklingelt. Er war natürlich dran gegangen, denn der
Anrufer war kein geringerer als sein geliebter Misaki. Doch Misaki meldete sich
nicht. Am anderen Ende der Leitung war es totenstill. „Misaki? Hey, sag
doch wa-“ Doch er hatte aufgelegt. Der Blonde sah sein Telefon ungläubig
an. Sofort wählte er Misakis Nummer und versuchte ihn zu erreichen, doch das
Handy war aus.
„Was sollte das nur? Ob er nur ausversehen meine Nummer gewählt hat? Hmn,
möglich wäre es, aber… Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl. Er wollte
doch nach Hause, vielleicht ist etwas passiert?“ Honda machte sich aus
irgendeinem Grund sorgen und dachte darüber nach, was er nun machen könnte.
„Die einfachste Lösung ist es wohl, wenn ich zu ihm fahre… Ja, das werde
ich machen!“ Der Editor warf sich seine Jacke über die Schulter, schnappte
sich seinen Schlüssel und verließ seine Wohnung.
„Hah… Hah…“
Misaki lehnte in einer kleinen Seitengasse an einer Wand und atmete schwer. Die
ganze Zeit war er einfach nur gerannt. Ohne auf seine Umgebung zu achten,
rannte er einfach quer durch die Stadt bis ihm allmählich die Luft ausgegangen
war.
„Hmn… wo bin ich hier überhaupt?“ Nachdem der angehende Editor sich
einen kurzen Moment ausgeruht hatte, sah er sich um. „Ach, ist ja eigentlich
auch egal.“ Misaki ließ sich nach unten sinken und saß nun auf dem kalten
Boden. Seine Beine angewinkelt, vergrub er seinen Kopf zwischen ihnen. Der Braunhaarige zog seine Beine noch
näher an sich heran.
Tränen liefen ihm jetzt über das Gesicht, er konnte sie einfach nicht mehr
aufhalten. Natürlich tat es ihm weh, denn er liebte den Autor mehr als alles
andere. Dies war ihm schon vor langer Zeit klar geworden. Doch er hatte es ihm
nie wirklich gesagt. Er sagte ihm zwar oft, dass er ihn liebte, aber nie wie
sehr er dies tat.
Nun saß der angehende Editor da, zusammen gekauert in einer Ecke und weinte
fürchterlich. Er wusste nicht was er jetzt machen sollte, wo er denn hin
könnte. Alles was ihm wichtig war hatte er auf einen Schlag verloren. Misaki
brach innerlich zusammen, noch nie hatte er einen so unerträglichen Schmerz
fühlen müssen. Seine Brust schmerzte so sehr, dass er dachte, er würde jeden
Moment sterben.
Lieber Takahiro,
du wirst dich jetzt sicherlich wundern, denn normalerweise ist so etwas ja nicht
meine Art. Doch ich muss irgendwo meine angestauten Gefühle ablegen können,
sonst werde ich noch verrückt. Und mir scheint es, als würde dieser Ort
perfekt sein, versteckt und immer in deiner Nähe.
Sicherlich wirst du dich jetzt fragen, was das alles zu bedeuten hat.
Allerdings gehe ich davon aus, dass du dies niemals lesen wirst. Nur deshalb
ist es mir möglich meine Gefühle für dich niederzuschreiben.
Ja, meine Gefühle für dich! Ich weiß nicht, ob du es verstehen wirst,
aber… Ich liebe dich! Nicht wie einen Freund oder einen Bruder, nein…
Ich kann dir schon gar nicht mehr sagen, seit wann es so ist. Irgendwann war es
einfach so und ich möchte dieses Gefühl auch nie wieder hergeben.
Du bist einfach ein wundervoller Mensch. Dein Art, wie du dich für deinen
kleinen Bruder aufopferst. So jemanden wie dich habe ich noch nie getroffen.
Ich will, dass du glücklich bist und dafür werde ich alles tun. Du sollst
eine wundervolle Frau finden, heiraten und Kinder bekommen. Aus dem Hintergrund
werde ich immer auf dich achtgeben.
Diese Gefühle werde ich stets und immer in mir tragen. Noch nie habe ich für
jemanden so viel empfunden wie für dich.
Vielleicht ist es unfair, doch ich werde es als mein Geheimnis hüten. Du bist
mir einfach zu wichtig, als das ich dich mit meinem Geständnis verlieren will.
Mir reicht es vollkommen, wenn ich als dein Freund an deiner Seite sein kann.
Nun ja, natürlich stimmt das nicht so ganz. In Wirklichkeit möchte ich alles
aus mir herausschreien, dir sagen was ich für dich empfinde. Doch ich kann
einfach nicht. Mein einziger Wunsch ist es, dass du glücklich bist. Wenn
dieser in Erfüllung geht, bin auch ich glücklich.
Takahiro, ich werde dich immer lieben… Einen Teil meiner Gefühle wirst du
stets in deiner Nähe haben. Irgendwie macht mich das Glücklich.
Trotz allem, sollte ich jetzt langsam wieder zu mir selbst finden und zum Ende
kommen.
Wenn du diese Zeilen doch eines Tages lesen solltest, dann entschuldige bitte
meinen Egoismus. Denk nicht zu viel darüber nach und lebe dein Leben
glücklich weiter. Das ist alles, was ich mir wünsche. Denn wenn man jemanden
liebt, möchte man nur, dass diese Person glücklich ist. Und ich liebe
dich…
In ewiger Liebe
Usami Akihiko
„Das…“
Der Autor hielt seinen eigenen Brief in den Händen und zitterte. Er konnte es
nicht fassen. Wie konnte er nur so etwas Wichtiges vergessen?
„Es tut mir leid Usagi-san, ich… ich konnte deinen Wunsch nicht
erfüllen.“, sagte Takahiro in die Stille hinein. „ich habe mir Gedanken
gemacht, viele Gedanken. Es tut mir leid, aber ich habe gelogen… Nicht Miami
wollte diese Trennung, sondern ich war es.“
„Du?“ Usami Akihiko starrte sein Gegenüber mit weit geöffneten Augen an.
„Ja, ich konnte einfach nicht mehr mit ihr zusammen sein nachdem ich diesen
Brief gelesen hatte. Ich war mir einfach meiner Gefühle nicht mehr sicher.
Doch jetzt bin ich es! Die letzten Tage haben mir die Augen geöffnet. Ich
liebe dich Usagi-san!“
Der Autor wusste nicht was er sagen sollte, er war einfach überwältigt.
Niemals hätte er es für möglich gehalten, das Takahiro einmal seine Gefühle
erwidern würde.
„Natürlich werde ich Misaki alles erklären. Er wird es sicher
verstehen.“, meinte der Schwarzhaarige.
„Misaki?“, fragte der Schriftsteller leicht geschockt. „Misa-“ Er
hielt inne. Misaki! Wie konnte er ihn vergessen? Nein, das hatte er nicht!
Er liebte jetzt Misaki und nicht mehr Takahiro. Das ist alles Vergangenheit.
„Takahiro, ich
mu-“ Der Grauhaarige stoppte mitten im Satz, denn es hatte an der Tür
geklingelt. Es vergingen einige Sekunden ehe es nochmals klingelte. Der Autor
zögerte, er hatte jetzt keine Nerven für irgendwelche Besucher. Endlich
schien es ruhig zu sein und Usagi wollte seinen Satz von neuem beginnen, als nun
jemand sturm klingelte.
„Hmpf, wer ist denn das? Merken die nicht, das keiner aufmachen will?“,
schimpfte der Autor.
„Vielleicht ist es wichtig.“, meinte der Schwarzhaarige.
„Hah, dann werde ich mal an die Tür gehen…“ Der Grauhaarige erhob sich,
lief Richtung Tür und fragte sich, was denn so wichtig sein könnte, dass
jemand so penetrant sturm klingelte.
Durch den Türspion sah er niemanden. Als er dann die Tür geöffnet hatte,
wich er erst einmal zwei Schritte zurück.
„Ist Misaki da?“, platzte es aus dem Besucher heraus ehe die Tür richtig
offen war.
Vor dem Autor stand ein junger gutaussehender Mann mit blonden Haaren, der
offenbar etwas von Misaki wollte.
„Nein, Misaki ist nicht da.“, gab Usagi als Antwort zurück. „Was wollen
sie von ihm und wer sind sie überhaupt?“
„Ich ähm, sorry. Ich bin Misakis Vorgesetzter, Honda Shouta.“, erwiderte
er.
„Sie!“, sagte Usami Akihiko mit lauter Stimme. „Sie waren das also!“
Der Autor spürte Wut in sich aufkommen. Das war als der Mann, der meinte, er
würde sich Misaki nehmen, der Mann, der ihn geküsst hatte.
„Hmn?“ Zuerst verstand der Blonde nicht, was der Autor meinte, er hatte nur
Gedanken für Misaki. Doch als er kurz darüber nachdachte, fiel es ihm wieder
ein. „Ah, sie meinen… Aber das tut jetzt nichts zur Sache! Misaki ist
also nicht da? Wissen sie denn wo er ist?“
„Nein, wissen wir nicht.“, warf Takahiro nun ein, der dazu gekommen war,
nachdem er die laute Stimme seines Freundes gehört hatte.
„Sie müssen dann wohl sein Bruder sein…“, sagte Honda und sah den
Schwarzhaarigen argwöhnisch an.
„Ja in der Tat, der bin ich.“, erwiderte der Schwarzhaarige. „Was wollen
sie denn nun von meinem Bruder?“
„Er… er hat mich vorhin angerufen, aber als ich ans Telefon gegangen bin,
hat er nicht geantwortet. Es war einfach nur totenstill und dann war plötzlich
die Verbindung weg. Als ich versucht habe zurückzurufen, war sein Handy aus.
Ich habe mir Sorgen gemacht, darum bin ich hergekommen.“
„Sie brauchen sich keine Sorgen machen, sicherlich ist nur sein Akku leer.“,
meinte Takahiro und stellte sich nun seitlich hinter den Autor.
„Da bin ich mir aber nicht so sicher…“
„Aber ich.“, meinte Misakis Bruder mit gereizter Stimme.
„Na wenn sie meinen.“, entgegnete ihm Honda leicht wütend.
„Ich denke…“, begann Takahiro und zog den Autor mit einem Rick an sich
heran. „Sie sollten jetzt besser gehen.“ Er gab der Haustür einen
leichten stoß und ließ sie ins Schloss fallen.
Der Schriftsteller war so geschockt von Takahiros handeln, dass er sich weder
rühren, noch etwas von sich geben konnte.
„Ich…“ Der Schwarzhaarige, der von sich selbst auch ganz erschrocken war,
ließ von seinem Freund ab und wich einige Schritte zurück. „Es… es tut
mir leid. Ich wollte ni-“
„Takahiro… ich muss dir etwas sagen.“, unterbrach ihn der Autor. „Lass
uns ins Wohnzimmer gehen.“ Endlich hatte Usami Akihiko alles verstanden. Nun
hatte er es endlich begriffen.
„O… okay.“, erwiderte der Schwarzhaarige stotternd.
Beide gingen zurück ins Wohnzimmer und setzten sich wieder auf die Couch.
„Was willst du mir denn sagen?“, fragte Takahiro nach kurzem schweigen.
„Takahiro… Ich und Misaki, wir leben zusammen.“, sagte der Autor gerade
heraus.
„Aber das weiß ich doch Usagi-san.“
„Nein, ich meinte, wir Leben zusammen und zwar richtig. Wir lieben uns…“
„Wa… was?“
„Man! Was war das denn?“ Der hat sie doch nicht mehr alle!“ Schimpfend
lief Honda Shouta durch die Straßen in Richtung seines Apartments. Er konnte
nicht fassen, dass man ihm einfach die Tür vor der Nase zugeknallt hatte.
Dabei machte er sich doch nur sorgen um Misaki, was war daran denn nur so
schlimm?
„Aaaah, das ist
doch zum verrückt wer-“
Plötzlich klingelte Hondas Handy, was ihn kurz aufschrecken ließ.
Gereizt nahm er den Anruf entgegen.
„Hier Honda, was gibt es? – Ja, ich bin ganz Ohr. – Hmn. – Ja. – Was?
Misaki hat WAS?“
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