Meine neue Liebe von abgemeldet
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Kapitel 10: Der Kuss
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„Wa… was macht ihr da?“, fragte der Braunhaarige schockiert mit leicht
zitternder Stimme. Schon einmal hatte er so eine Szene beobachten müssen, doch
dieses Mal wurde sein Herz mit Angst überflutet.
„Mi…“ Usami Akihiko hatte es vor Schreck die Sprache verschlagen. Noch
immer saßen Takahiro und er fest umschlungen da. Natürlich wusste der Autor
genau wie dies in dem Moment für seinen Geliebten aussehen würde.
„Misaki!“, rief Takahiro mit erfreuter Stimme und löste die Umarmung
zwischen ihm und dem Schriftsteller auf. Er sprang von der Couch und eilte auf
seinen Bruder zu.
„Äh…“ Misaki wusste im ersten Moment gar nicht, wie ihm geschah, als
sein Bruder ihn plötzlich umarmte.
„Ich freue mich! Wir dachte du kommst erst nächste Woche zurück.“, sagte
der Schwarzhaarige und hielt seinen Bruder noch immer fest im Arm.
„Ja, dass dachten wir auch.“, erwiderte er und befreite sich dann aus den
Fängen seines Bruders. „Doch uns wurde gestern gesagt, dass wir heut schon
wieder nach Hause könnten. Ich wollte mich eigentlich melden, aber wir hatten
so viel zutun, dass ich es total vergessen habe.“
„So ist das also.“
„Ja.“
„Ich freue mich wirklich.“, meinte Takahiro lächelnd. „Eine wirklich
wundervolle Überraschung, nicht wahr Usagi-san?“
Doch der Schriftsteller reagierte nicht. Er war wie versteinert und starrte den
Heimgekehrten mit seltsamen Blick an.
„Usagi-san?“ Der Schwarzhaarige ging einige Schritte auf den Autor zu.
„Usagi-san?“
„J… ja?“, fragte er dann etwas schreckhaft, nachdem er wieder zu sich
gekommen war.
„Ist alles in Ordnung?“
„Ja… ich war nur ein wenig überrascht.“, antwortete der Grauhaarige.
„Willkommen zurück Misaki.“
„Danke… ich bin wieder zu Hause.“, erwiderte der Angesprochene.
„Ist… ist etwas passiert oder warum habt ihr…“ Der angehende Editor
ahnte schlimmes, als er sah wie sein Bruder und der Autor sich ansahen.
„Willst du dich nicht erst einmal umziehen und auspacken? Danach werde ich
dir alles erzählen.“, sagte der Schwarzhaarige dann.
„Ja… okay.“ Misaki ging zurück in den Flur, um sein Gepäck zu holen und
verschwand dann in seinem Zimmer.
Usami Akihiko ließ sich auf die Couch fallen und machte sich erst einmal eine
Zigarette an. Er war im ersten Moment richtig geschockt gewesen, als er Misaki
vor sich sah. Zuerst dachte er, er bilde sich das alles nur ein. Doch das sein
Geliebter tatsächlich vor ihm stand, war wie ein Traum. Endlich hätte er
seine Gedanken mit ihm teilen können, wäre da nicht Takahiro gewesen.
Natürlich war es so auch unmöglich Misaki so zu begrüßen wie er es gern
getan hätte. Der Autor seufzte und sah zu Misakis Zimmertür hinüber. <15
Minuten ist er da jetzt schon drin. Ob ich mal nach ihm sehen sollte?> Der
Schriftsteller machte seine Zigarette aus und wollte gerade aufstehen, als der
angehende Editor aus seinem Zimmer kam. Er sah den Grauhaarigen mit so einem
seltsamen Blick an, dass dieser leicht verwirrt war.
„Da bist du ja. Ich habe uns Tee gemacht, komm setz dich.“, sagte Takahiro
der gerade mit einem Tablett aus der Küche kam.
„Ja…“, erwiderte der Braunhaarige und setzte sich extra auf den kleineren
Teil der Couch. „Was ist denn nun passiert?“
Takahiro verteile den Tee und setzte sich dann neben den Autor. „Nun, Minami
und ich… wir haben uns vorläufig getrennt.“, begann er mit trauriger
Miene.
„Was?“, platzte es aus Misaki heraus. „Getrennt? Ja aber wie kam es denn
dazu? Liebt ihr euch etwa nicht mehr?“
„Doch, ich denke schon, dass wir uns noch lieben… Also, es war so…“
Takahiro erzähle seinem Bruder dasselbe, was er auch dem Autor erzählt hatte.
„Hmn, so war das also. Aber es muss doch einen Grund geben warum sie an
deiner Liebe zweifelt.“, meinte der angehende Editor, nachdem sein Bruder zum
Ende gekommen war.
„Den hat sie mir leider nicht gesagt.“, erwiderte der Schwarzhaarige.
„Ich verstehe das alles nicht.“ Misaki konnte sich das alles einfach nicht
wirklich vorstellen. Er kannte doch seinen Bruder und wusste, dass dieser
niemals etwas halbherzig machen würde. „Und wie soll es jetzt
weitergehen?“
„Es bleibt erst mal alles so wie es im Moment ist. Wenn auch du nichts
dagegen hast, würde ich gern noch ein wenig hierbleiben.“
„Was… Was sollte ich denn dagegen haben Nii-san? Du bist immerhin mein
Bruder und gehörst zur Familie…“
„Misaki… ich danke dir.“
„Wofür denn? Es gibt nichts wofür du dich Bedanken musst.“, entgegnete er
mit seltsamen Unterton. „Außerdem bin ich hier doch selbst nur Untermieter,
also entscheidet das ganz allein Usagi-san.“ Nach diesem Satz, den er ganz
unbekümmert von sich gegeben hatte, stand der Braunhaarige auf und ging langsam
in Richtung Band. „Ich kümmre mich mal um die Wäsche.“
„Okay, ich werde das Abendessen machen.“, meinte der Schwarzhaarige und
stand ebenfalls auf.
Natürlich hatte Takahiro keinen blassen Schimmer was sein Bruder tatsächlich
dachte. Nur Usami Akihiko, der noch immer schweigend auf der Couch saß und
nichts von sich geben konnte, wusste was in Misakis Kopf vorging.
Der Rest des Tages verlief relativ ruhig. Jeder machte etwas für sich allein
und eh man sich versah war es beinahe schon wieder Mitternacht.
„Ich geh dann mal ins Bett.“, meinte Takahiro, nachdem der Film, den er sich
unbedingt anschauen wollte, zu Ende war.
„Ja, mach das“, erwiderte Misaki. „Ich werde auch gleich gehen.“
„Na dann gute Nacht euch zwei.“
„Gute Nacht.“, sagten der Braunhaarige und der Autor im Chor.
Nachdem Takahiro in seinem Zimmer verschwunden war, saß das verliebte Paar nun
schweigend da. Als es dann der Grauhaarige nicht mehr aushalten konnte, stand
er auf und stellte sich vor Misaki. Dieser sah ihn verwirrt an und wollte grade
fragen was denn los sein, als der Autor sich zu ihm hinunter beugte und ihn
küsste. Zuerst erwiderte Misaki den Kuss voller Verlangen nach mehr, doch dann
wich er mit einem Mal zurück.
Der Schriftsteller wusste nicht was los war und sah ihn fragen an. „Misaki?
Du musst mir glauben, da war und ist nichts zwischen Takahiro und mir!“ Mit
beiden Händen nahm der Autor den Kopf seinen Geliebten und wollte ihn erneut
küssen. Doch als er dessen Tränen sah hielt er inne.
„Nein… das ist es nicht.“, schluchzte der angehende Editor. „Ich…
wir…“
„Was hast du denn nur?“, fragte Usagi mit besorgter Stimme.
„Wir haben uns geküsst!“, platze es aus ihm heraus.
„Wa… was?“ Der Autor sah Misaki verwirrt an.
„Gestern… Also eigentlich hat er mich geküsst, doch eben… da hatte ich
dieses Bild vor Augen. Ich… Es tut mir leid.“ Hunderte von Tränen liefen
dem Braunhaarigen jetzt über sein Gesicht. Erst jetzt wurde ihm wirklich
bewusst, was da gestern Abend geschehen war. Er schämte sich. Er hasste sich.
Wie konnte er seinen Geliebten Usagi-san nur so hintergehen?
„Er hat dich geküsst?“, fragte der Grauhaarige noch immer leicht verwirrt.
„Ja, ich… Wir haben noch etwas getrunken und dann…“
„Dann?“
„Dann habe ich etwas Dummes gesagt und dann hat er mich…“ Noch immer
liefen ihm die Tränen wie ein Wasserfall über sein Gesicht. „Es tut mir
wirklich leid… Ich…“
„Misaki, es ist okay. Beruhige dich.“, meinte Usagi mit ruhiger Stimme.
„Es ist okay?“, fragte Misaki ungläubig.
„Ja.“, erwiderte der Autor. „Er hat doch dich geküsst und nicht
umgedreht. Und du wolltest es doch auch sicherlich nicht oder?“
„Nei… nein!“
„Siehst du? Deshalb trifft dich auch keine Schuld.“, sagte der
Schriftsteller mit einem leichten Lächeln.
„Aber…“
„Misaki, es ist wirklich okay.“
„Wie… Wie kannst du das nur so einfach sagen?“, fragte der Braunhaarige
entsetzt. „Gar nichts ist okay! Was ist nur los mit dir? Ich erkenne dich
überhaupt nicht wieder! Sonst bist du doch immer fast verrückt geworden vor
Eifersucht und jetzt ist es auf einmal okay?“ Der angehende Editor sprang auf
seine Beine. „Ich glaub das alles einfach nicht!“, sagte er mit wütender
Stimme und marschierte geradewegs in sein Zimmer.
Der Autor stürmte seinem Geliebten hinterher, doch die Tür war zu,
abgeschlossen. „Misaki, mach bitte die Tür auf!“ Doch niemand reagierte.
Der Schriftsteller blieb noch einige Zeit vor der Tür stehen, in der Hoffnung
Misaki würde noch einmal herauskommen. Doch das Warten war vergebens. Und so
gab er letztendlich auf und begab sich in das Schlafzimmer, wo wieder einmal das
große leere Bett auf ihn wartete.
Usami Akihiko musste seinem Geliebten Recht geben. Auch er selbst erkannte sich
nicht mehr wieder. Er verstand nicht, warum er so ruhig blieb, was dieses
seltsame Gefühl bedeutete. Konnte es denn möglich sein, dass er nicht wütend
wurde weil er Misaki einfach nicht mehr richtig liebte? Nein, das war
ausgeschlossen! Oder? Es musste einfach noch einen anderen Grund dafür
geben.
„Ich bin dann weg!“
„Ja, viel Spaß!“
Nun war ein dumpfes Geräusch zu hören, was darauf schließen ließ, dass
jemand die Wohnung verlassen hatte.
„Misaki?“ Langsam öffnete Usami Akihiko die Augen und musste kurz
überlegen, was geschehen war. Doch es dauerte nur einen kurzen Augenblick, da
fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Eilig stieg er aus dem Bett und
marschierte mit schnellen Schritten auf die Zimmertür zu. Mit Schwung riss er
dieser auf und trat hinaus.
„Misaki?“, rief der Autor mit lauter Stimme.
„Ah, guten Morgen Usagi-san. Misaki ist eben gegangen, er musste zur
Arbeit.“, sagte Takahiro und ging einige Schritte auf den Grauhaarigen zu.
„Verstehe… Ich geh dann mal arbeiten.“
„Was ist mit Frühstück?“
„Kein Hunger…“
„Okay. Sag bescheid wenn du e-“ Der Schwarzhaarige stoppte mitten im Satz.
Der Schriftsteller war, ohne weiter auf seinen Freund zu achten, in seinem
Arbeitszimmer verschwunden. „Usagi-san…“
Mittlerweile war Misaki seit drei Tagen wieder zu Hause. Seit ihrer kleinen
Auseinandersetzung hatte der Autor kaum eine Möglichkeit gehabt mit ihm zu
reden. Jeden Morgen ging Misaki früh aus dem Haus und kam erst spät abends
wieder zurück. Der angehende Editor vermied es mit dem Schriftsteller allein
zu sein. Wenn es doch mal dazu kam, blockte er sofort ab. Langsam aber sicher
verlor Usami Akihiko seinen Verstand. Endlich war sein Geliebter wieder bei
ihm. Er war ihm so nah und dennoch so fern. Der Autor hielt es bald nicht mehr
aus. Doch der Autor war nicht der Einzige der langsam seinen Verstand verlor.
„Kann ich mir dir reden?“
„Sicher Takahiro.“, antwortete Usagi, der gerade eine Pause machen wollte
und setzte sich zu seinem Freund auf die Couch.
„Also…“, begann der Schwarzhaarige. „Es gibt da etwas, das mich schon
eine ganze Weile beschäftigt, aber ich konnte es einfach nicht sagen… Doch
langsam werde ich wahnsinnig! Ich bin so naiv und dumm das es schon weh
tut…“
„Ich verstehe nicht.“, meinte der Autor verwirrt.
„Ich hätte es merken müssen. Ich hätte es viel früher merken müssen! Es
tut mir wirklich leid Usagi…“ Takahiro stand auf und stellte sich genau vor
seinen Freund. „Aber ich weiß jetzt Bescheid, ich werde alles wieder in
Ordnung bringen! Ich…“
„Hey Misaki, mach mal eine Pause und komm her.“, rief Honda Shouta quer
durch den Raum.
„Aber i-“, begann er.
„Nichts aber! Das ist ein Befehl!“
„Ist gut, ich bin ja schon unterwegs.“ Der angehende Editor erhob sich aus
seinem Stuhl und ging mit eher langsamen Schritten auf seinen Vorgesetzten zu.
„Was gibt’s?“
„Nicht hier, lass uns nach draußen gehen.“, meinte der Blonde und deutete
nach oben.
„Okay.“
Oben angekommen, blieb Honda mitten auf dem Dach stehen und drehte sich zu
Misaki um.
„Sag mal, was ist in den letzten Tagen eigentlich los mit dir?“
„Nichts, was soll denn los sein?“, fragte der Braunhaarige unschuldig.
„Na du gehst mir doch schon die ganze Zeit aus dem Weg. Oder täusche ich
mich da?“
„Nein… du hast Recht.“, erwiderte Misaki und senkte seinen Blick. „Es
tut mir wirklich leid…“
„Ist denn irgendetwas vorgefallen?“, fragte Honda mit ernster Miene nach.
„Naja… ich habe Usagi-san alles erzählt.“
„Du hast es ihm gesagt?“ Der Blonde sah sein Gegenüber verblüfft an.
„Ja…“
„U… und wie hat er darauf reagiert?“
„Gar nicht!“, erwiderte Misaki mit leicht wütender Stimme.“
„Wie gar nicht?“
„Er sagte, dass es okay sei. Das ich keine Schuld hätte… Ich bin wirklich
an die Decke gegangen und haben ihn stehen lassen.“
„Du bist was?“
„Ja! Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn überhaupt nicht mehr wiedererkenne.
Danach bin ich gegangen und vermeide seither mit ihm allein zu sein.“
„So war das also… Aber, wieso gehst du dann auch mir aus dem Weg?“
Misaki schluckte. „Ich… ich weiß es nicht.“
„Hmn, ich kann mich nur noch einmal für das, was geschehen ist
entschuldigen.“
„Honda-san, das hatten wir doch geklärt!“, meinte der angehende Editor mit
ernstem Blick. „Ich werde dir von jetzt an nicht mehr aus dem Weg gehen,
okay? Und jetzt lass uns wieder reingehen. Ich will nur noch eben etwas fertig
machen und dann nach Hause.“
„Okay…“
Eine dreiviertel Stunde später war Misaki endlich auf dem Weg nach Hause.
„Hah…“ Der angehende
Editor saß in der Bahn und starrte aus dem Fenster. Heute hatte er sich extra
früher frei genommen und hoffte, dass sich alles klären würde.
Nachdem er dann also endlich die 10 Minuten Fußmarsch von der Band bis nach
Hause geschafft hatte, öffnete er erschöpft die Wohnungstür. Entschlossen
darüber mit seinem geliebten Usagi-san zu reden ging er in die Wohnung hinein.
Doch nach einigen Schritten blieb er wie erstarrt stehen.
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