Diamant und Rosenquarz von KiraNear ================================================================================ Kapitel 1: Diamant und Rosenquarz --------------------------------- „Miss Rarity, es ist schön, sie wieder zu sehen. Wie geht es Ihnen? Ihre Mähne sieht wieder einmal fantastisch aus!“, schwärmte ein kleines Fohlen mit einschmeichelnder Stimme. Es stand auf einem umgedrehten Wäschekorb und blickte über den Tisch, auf welchem Äpfel, Tassen, Hüte und unterschiedliche Edelsteine wie auf einem Warentisch zu sehen waren. Rarity fuhr sich mit dem Huf durch die Mähne und lächelte Applejack an. „Vielen Dank, Applejack. Ich habe die neueste Shampoo-Kreation von L’Omaré getestet, damit sieht meine Mähne einfach nur graziös aus.“ „Das freut mich“, entgegnete Applejack und wechselte so unauffällig wie möglich das Thema, da sie nicht gerade großes Interesse an den ausufernden Schwärmereien über Haarwäschemittel hatte. „Was kann ich heute für Sie tun, meine werte Stammkundin?“ Rarity, welche erst vor kurzem den Telekinese-Zauber vollständig erlernt hatte, holte sich einen kleinen Hocker, auf welchen sie vorsichtig hinaufstieg, was sich bei ihrem Kleid, welches schön, aber auch recht lang war, schwierig gestaltete. Schließlich hatte sie nach mehreren Versuchen den Aufstieg geschafft und blickte über die Waren, die ihr Applejack anbot. Nachdenklich tippte sie sich mit dem Huf auf ihr Kinn, bis sie ihre Wahl getroffen hatte. Stumm ließ sie drei Äpfel in ihren Korb schweben, ebenso einen großen, weißen Strohhut und ein paar Saphire. „Der Hut und die Saphire machen sich mit Sicherheit gut zu meinem neuesten Kleid“, entgegnete sie und zückte einen kleinen Geldbeutel. „Wie viel kostet das zusammen, Liebes?“ Das Erdpony rechnete ein wenig herum, antwortete dann mit „Fünf Bucks“ und Rarity bezahlte mit Münzen, die eher nach Spielgeld als nach echtem Geld aussahen. Leicht übertrieben nahm Applejack ihren Stetson-Hut, welcher ihr nur noch ein wenig zu groß war, ab und verneigte sich. „Vielen Dank für Ihren Einkauf. Ich hoffe, Sie kommen bald wieder zu uns!“ „Das werde ich mit Freude machen!“ Auch Rarity hatte sich verneigt und machte sich nun auf den Heimweg. Den Korb neben sich schwebend, verließ sie das Kinderzimmer auf dem Flur, machte dort kehrt und ging in das Zimmer zurück. Dort angekommen, fingen die beiden zu lachen an, so viel Spaß bereitete ihnen das Spiel. Anschließend beredeten sie mit kindlicher Übertreibung ihre Zukunftspläne. Applejack träumte davon, wie sie eines Tages vollständig auf der Apfelfarm mitarbeiten könnte und erläuterte einmal mehr, wie sehr sie ihren Bruder für seine Erntemethoden und seine Stärke bewunderte. Rarity, die anfangs ebenfalls von Big Mac schwärmte, erinnerte sich dank eines dezenten Räusperers an das eigentliche Thema und erzählte ihrerseits von ihren Träumen: von einer eigenen Boutique, in der sie schöne und wundervolle Kreationen schneidern würde, mit der sie alle Ponys glücklich machen würde. Dass Rarity für ihren großen Bruder schwärmte, war für Applejack längst kein Geheimnis mehr; jedoch behielt sie es für sich und amüsierte sich lediglich ein wenig, wenn Rarity wieder einmal mit einer Schwärmattacke kam.   „Rarity, Sonnenschein, wir sind wieder zuhause!“, rief Raritys Mutter die Treppen hinauf. Aufgeregt rannten die zwei Fohlen hinunter, Raritys Eltern entgegen, und hüpften voller Fragen um sie herum. „Wo wart ihr?“ „Habt ihr uns was zum Spielen mitgebracht?“ „Mama, Papa!“ Lächelnd sah Hondo Flanks seine Tochter und ihre Freundin an, während er sie sachte Richtung Wohnzimmer schob. „Hoffentlich waren meine kleinen Mädchen heute auch ganz brav, denn wenn sie es waren, dann erzählen wir ihnen eine tolle Neuigkeit!“ Er sah Granny Smith, die die ganze Zeit auf die beiden aufgepasst hatte, an und diese nickte nur. „Wie zwei kleine Engel waren sie“, lobte sie die beiden, während sie ein ganz junges Babyfohlen auf ihrem Schoß hatte und mit frischer Milch fütterte. „Hast du das gehört? Eine tolle Neuigkeit – was das wohl sein wird?“ „Setzt euch mal, ihr beiden“, meinte Hondo Flanks nun, und wies Applejack und Rarity  aufs Sofa. Inzwischen war auch Cookie Crumbles ins Wohnzimmer gekommen, wo zwei neugierige Blicke auf ihr lagen. Die Mutterstute räusperte sich, und sah leicht unsicher ihren Mann an. Fast so, als wäre sie sich nicht sicher, wie sie die Worte überbringen sollte, die ihr auf der Zunge lagen. Doch ihr Mann versuchte, sie mit seinen Blicken zu ermutigen. Keine Angst, ich bin auf deiner Seite – das wird schon!   Ein weiteres Mal räusperte sie sich, und sah ihrer Tochter tief in die Augen. „Rarity, wir, also ich und dein Vater haben eine tolle Überraschung für dich!“ Diese versuchte, das seltsame Lächeln auf den Gesichtern ihrer Eltern zu deuten, kam jedoch zu keinem Ergebnis. „Ihr habt mir eine neue Nähmaschine gekauft?“, fragte sie unsicher, doch diese verneinten. „Wir gehen in einen Abenteuerpark?“ war ihr zweiter Versuch, doch auch dies war es nicht. Rarity grübelte, doch sie merkte, dass sie nicht auf die Lösung kam und gab schließlich auf. „Rarity – ein bisschen hattest du Recht. Wir bekommen etwas Neues, Tolles und Aufregendes. Du wirst ein kleines Geschwisterchen bekommen!“ Augenblicklich starrte Rarity ihre Eltern geschockt an. Ein Geschwisterchen? Sie bekommt eines? „Gratulation“, meinte Granny Smith stolz. „Wow, du bekommst ein Geschwisterchen – ganz so wie ich!“, lachte Applejack und schüttelte an Rarity herum. Ihre Eltern lächelten sie immer noch an, doch sie war gänzlich in sich selbst versunken. Ein Geschwisterchen, ein Geschwisterchen, fuhr es ihr durch den Kopf. Heißt das … ich habe jemanden zum Spielen? Oder … oder aber … ist es möglich, dass sie ein neues Kind wollen? Werden sie mich vergessen? Oder aussetzen?   Tränen stiegen in ihre Augen, allerdings keine Freudentränen. Was auch von den anderen nicht unbemerkt blieb.  „Sonnenschein, ist alles in Ordnung?“, fragte Cookie Crumbles vorsichtig nach, doch Rarity blaffte sie nur mit einem „Nein, es ist nichts in Ordnung!“ an und rannte aus dem Wohnzimmer, aus dem Haus hinaus. Tränen rannten ihr übers Gesicht, die nachfolgenden Rufe ignorierte sie. Sie rannte immer weiter und weiter, bis sie auf einer Brücke stehen blieb. Erschöpft und verweint lehnte sie sich über das Geländer, den Fluss anseufzend. Sie bemerkte Schritte hinter sich, doch ignorierte auch diese. „Hallo Rarity – sag mal, was ist denn mit dir los?“ Natürlich erkannte Rarity die Stimme und drehte sich sofort um. „Big Mac“, schluchzte sie und wischte sich ein paar Tränen aus dem Gesicht. Stumm legte er einen Huf auf ihre Schulter und sah sie mitfühlend an. „Wenn ich dir ein paar Kekse gebe, erzählst du mir dann, was passiert ist?“ Ungewohnt, dass Big Mac so viel sprach, nickte Rarity nur und so gingen sei beide zu Sweet Apple Acres, dem Zuhause der Applefamilie. Wie versprochen reichte er ihr ein paar Kekse, welche sie dankend annahm. Eine Weile schwiegen sie vor sich hin,  aßen die Kekse und blickten in die Ferne. „Sag mal, Big Mac“, brach Rarity das Schweigen, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte. „Wie hast du dich damals gefühlt, als du erfahren hast, dass du eine Schwester bekommst?“ Big Mac sah sie verwirrt an, mit einer solchen Frage hatte er nicht gerechnet. Dennoch überlegte er nicht lange, sondern platzte direkt mit seiner Antwort heraus: „Stolz. Ich war stolz und fröhlich.“   Nun war es an Rarity, verwirrt zu sein. „Aber hattest du nie Angst, sie könnte eine Gefahr für dich werden? Dass deine Familie sie mehr lieben wird als dich?“ „Nein“, antwortete er nur. „Im Gegenteil, ich war sehr glücklich, als ich davon erfahren habe, und als ich meine Schwestern kennenlernte, mochte ich sie noch viel mehr. Klar streitet man sich, aber am Ende verträgt man sich wieder. Warum fragst du?“ Verlegen scharrte Rarity mit dem Huf auf dem Boden. „Meine Eltern haben gesagt, ich bekomme ein Geschwisterchen – und dann bin ich einfach abgehauen. Ich hatte einfach Angst, dass sie mich nicht mehr liebhaben könnten, dass sie mich ersetzen wollen …“ Sanft tätschelte Big Mac ihren Kopf. „Gib ihm oder ihr doch einfach mal eine Chance. Außerdem, wenn deine Eltern dich nicht lieben würden, hätten sie es dir doch nicht erzählt. Bestimmt bist du auch die erste Person, die das erfahren hat, und das haben sie ganz sicher nicht getan, um dich zu verletzten.“ Erstaunt, wie erwachsen und  außergewöhnlich wortgewandt Big Mac sein konnte, schämte sich Rarity für ihre Reaktion. Zwar hatte sie öfter solch emotionale Ausbrüche, doch ihr letzter war nun selbst ihr ein wenig zu peinlich. Mit hochrotem Gesicht bedankte sie sich schnell und rannte so schnell sie konnte wieder nach Hause.   Direkt in die Arme ihrer erleichterten Mutter. „Mama, Papa, es … tut mir leid!“, rief sie und fing wieder zu weinen an. „Ich … ich hatte einfach nur Angst, ihr würdet mich ersetzen. Dass ihr das Geschwisterchen mehr mögen werdet, als mich …“ Cookie Crumbles küsste sie auf die Stirn, und schob ein paar Strähnen, die sich aus der Mähne verirrt hatten, wieder auf ihren alten Platz zurück. „Sonnenschein, du weißt doch, dass wir dich über alles lieben und lieben werden.“ „Nichts und niemand könnte unseren kleinen Diamanten ersetzen“, fügte Hondo Flanks hinzu und wuschelte Raritys Mähne ein wenig durcheinander. „Ich habe euch auch lieb“, sagte Rarity, bevor sie alle drei sich liebevoll umarmten. „Sag mal, Mami, was wird es denn eigentlich? Bekomme ich einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester?“ Neugierig sah sie auf den Bauch, konnte jedoch nichts feststellen. „Der Arzt meinte, es wäre eine kleine Schwester.“ „Wow, das ist ja echt cool – sie und Applebloom könnten sich doch anfreunden!“, meinte Applejack, welche mit ihrer Großmutter noch geblieben und auf Raritys Rückkehr gewartet hatte. Sie kannte die emotionalen Ausbrüche ihrer Freundin und wusste, dass sie zurückkehren würde. „Wann wird es kommen? Habt ihr schon einen Namen? Kann ich ihr einen Namen geben, oh bitte bitte!“ Doch ihr Vater hielt seine nun aufgeregte Tochter zurück. „Wow, Rarity, das dauert noch ein wenig. Du musst leider noch ein wenig warten, bis deine Schwester auf die Welt kommt.“ Eine Schnute ziehend, sah sie ihren Vater an, doch dieser konnte Rarity nur vertrösten, auch in den darauffolgenden Wochen.   Schließlich war es soweit, Cookie Crumbles wurde ins Krankenhaus geliefert und alle warteten mit Spannung auf Mutterstute und Babyfohlen. Nach einer schmerzenden Ewigkeit kam die Hebamme. „Mutter und Kind sind wohlauf und gesund, ihr könnt sie nun besuchen, aber nicht lange! Sie brauchen ihre Ruhe.“ Langsam, aber voller Neugierde gingen Rarity und ihr Vater ins Zimmer, wo sie von Cookie Crumbles erwartet wurden – und einem kleinen Bündel, dass sie in den Armen trug. „Will sehen, will sehen“, hibbelte Rarity auf der Stelle, und ihre Mutter hielt ihr das Baby entgegen. Augenblicklich wurde Raritys Blick weich. „Wow, sie sieht so süß aus … wie heißt sie?“ Die Eltern tauschten stolze Elternblicke aus, dann sah Cookie Crumbles ihre ältere Tochter wieder an. „Deine Schwester hat bisher noch keinen Namen … hast du vielleicht eine Idee, mein Sonnenschein?“ Rarity sah das Baby, das inzwischen eingeschlafen war, genauer an, und hatte dann eine Idee. „Ich … ich würde sie Sweetie Bell nennen.“ „Sweetie Bell – das ist wirklich ein schöner Name. Gut gemacht, Rarity“. Die beiden lobten sie, doch sie hatte nur Augen für ihre neue kleine Schwester. „Wir werden bestimmt gute Schwestern werden und eine Menge Spaß miteinander haben, Sweetie Bell!“, flüsterte sie und berührte mit ihrem Horn das ihrer kleinen Schwester. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)