Vampires vs. Humanity von Nisshoku (Captured by Vampires) ================================================================================ Prolog: War ----------- Wo warst du als sie das erste Mal angriffen? Sie? Die Vampire. Ja, es gibt sie wirklich. Blutsaugende Monster in Menschengestalt, verborgen seit Anbeginn der Zeit. Woher sie kommen? Unbekannt. Wie lange sie existieren? Unbekannt. Was sie mit ihrem Angriff bezweckten? Macht. Macht über uns, die Menschheit. Macht über die ganze Welt. Lange, zu lange hatten sie im Verborgenen gelebt, ihr Dasein im Schatten gefristet bis sie ihren Plan in die Tat umsetzten und uns angriffen. Wir waren machtlos. Überrumpelt. Unfähig etwas auszurichten. Die erste Welle traf uns hart. Sie waren schnell, stark und unsichtbar für unsere Augen. Unsere Reihen waren infiltriert worden. Jeder Dritte entpuppte sich als Vampir und vernichtete unsere Militärs und die wichtigsten Knotenpunkte der Wirtschaft. In kürzester Zeit waren die Großstädte der Welt ein Schlachtfeld. Die Wirtschaft brach zusammen. Panik brach aus. Viele starben. Zu viele. Die Überlebenden flohen - aber wohin? Nur am Tage waren sie sicher. Eine Sache die wir wussten. Das Sonnenlicht schadete ihn aber sonstige Schwächen blieben uns lange unbekannt. Doch eines Tages wendete sich das Blatt. Die Menschen schlugen zurück. Immer häufiger wurde von Siegen gesprochen. Siege über die Vampire. Wir drängten sie zurück. Merzten sie aus, bis sie schließlich verschwanden. Wie war das möglich? Immer wurde ein Name genannt. Ein Name der im Zusammenhang mit den Siegeszügen über diese Wesen erschien. Phoenix. Die Phoenix Corporation hatte unsere Weltordnung wieder hergestellt. Wie? Unbekannt. Die Organisation ist ein streng geheimes Projekt diverser Länder. Nur der Name wurde bekannt gegeben. Mehr würde die Menschheit nicht erfahren, mussten sie auch nicht. Die Straßen wurden durch sie wieder sicher und kaum ein Vampir wurde mehr gesichtet. Die Menschen glaubten an den Frieden, die Vernichtung der Vampire und das war auch gut so. Dennoch war für alle, die es wissen mussten klar, dass die Vampire noch immer da draußen waren. Lauernd. Geduldig wartend auf ihre nächste Chance uns zu besiegen und zu versklaven. Der Kampf war nie vorbei. Erst wenn der letzte der Vampire endlich zu Asche zerfallen würde, war unsere Freiheit gesichert. Und so arbeitete Phoenix weiterhin im Verborgenen. Auf den nächsten Angriff wären wir vorbereitet, um sie ein für alle mal zu vernichten. Denn nun hieß es, sie oder wir! Kapitel 1: Fateful Meeting -------------------------- Gelangweilt blätterte ich durch die aktuellsten Untersuchungsergebnisse. Kein Fortschritt. Seufzend klappte ich den Ordner zu und ließ ihn auf meinem überfülltem Schreibtisch sinken. Für einen Moment schloss ich die Augen und rieb mir die Nasenwurzel. Da kam wohl eine Kopfschmerzattacke auf mich zu. Es war aber auch zum Kotzen. Schon seit Monaten arbeitete ich an einem Selbstheilungsmittel und jeder neue Versuch scheiterte. Ich konnte die Selbstheilungskräfte dieser Biester einfach nicht extrahieren. Egal was ich anstellte, wie ich an die Sache ranging, ich hatte keinen Erfolg. Dabei stand dieses Projekt auf der Prioritätenliste ganz oben und mein Chef machte langsam Druck. Ich musste endlich Erfolg haben, auch wenn er noch so klein war. Andernfalls würde ich schneller meinen Posten, als leitender Wissenschaftler, verlieren als ich Vampir buchstabieren konnte. Ein zaghaftes Klopfen riss mich aus meinen Gedanken weshalb ich die Augen öffnete und genervt meine Bürotür anstarrte. Wer störte denn nun schon wieder? "Herein.", murrte ich und versuchte das Chaos auf meinem Schreibtisch etwas zu ordnen. Zögerlich öffnete sich die Edelstahltür und meine Assistentin Makoto betrat den Raum. Sie hielt diverse dünne Aktenordner im Arm, was mir bedeutete, dass noch mehr Arbeit auf mich wartete. Wunderbar. Ich hatte ja auch nicht genug zu tun. Nein, mir stand das Wasser ja nur bis zur Nase aber natürlich, halst mir ruhig noch mehr Arbeit auf als nötig. Ich entschied, dass ich dem Chaos auf meinem Tisch gerade nicht Herr werden konnte und widmete mich Makoto, die nun unsicher lächelnd vor meinem überladenen Schreibtisch stand. "Was ist?" Ja ich klang genervt. Warum auch nicht? Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben und mich noch etwas entspannen bevor ich mich nach der Arbeit mit Ayumi traf. Makoto hielt mir die Akten entgegen und schien etwas irritiert. Gut, vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich normalerweise ein freundlicher Geselle war, solange man nicht das halbe Labor abfackelte. Ich nahm ihr die Akten ab ehe ich ihr einen fragenden Blick zuwarf. Würde sie heute nochmal sprechen oder litt Makoto jetzt unter spontaner Stummheit? Sie schien sich wieder zu fangen und lächelte peinlich berührt während ich mich wieder zurück lehnte. Die Akten beachtete ich erst mal nicht. Makoto würde mir schon erzählen was wichtig war. Wozu hatte man Assistenten? Sie räusperte sich und lächelte erneut. Meine Güte. Was war denn heute los? "Ehm, das sind neuen Testobjekte. Sie sind gerade eingetroffen und Dr. Shinjama möchte, dass Sie diese selbst in Augenschein nehmen, um zu entscheiden, welches Objekt für Ihr Projekt in Frage kommt." Ich hob eine Braue und seufzte erneut tief. Toll. Das war anscheinend die Strafe für meine Erfolglosigkeit. Jetzt durfte ich mich auch noch mit der persönlichen Auswahl beschäftigen. Normalerweise lies ich das für mich machen. Meine Mitarbeiter waren in der Hinsicht genauso fähig wie ich. Abgesehen davon, dass es eh fast keine Unterschiede gab. "Na gut. Wenn es sein muss." Ich erhob mich ächzend aus meinem Chefsessel, schnappte mir die Akten und lief um meinen Schreibtisch herum zur Tür. Langsam wurde ich wirklich alt. Vielleicht würde Sport helfen, wenn ich denn Zeit hätte, welchen zu treiben. Die Arbeit verschlang fast alles, was ich an Zeit anzubieten hatte. Ich wusste nicht mal, wann ich das letzte Mal ausgeschlafen hatte. Ich musste mich mit maximal fünf Stunden zufrieden geben ansonsten konnte ich meine Tagesabläufe komplett vergessen. Manchmal fragte ich mich wirklich wie ich da noch Zeit für meine Freundin fand. Wie hatte ich es überhaupt geschafft schon seit zwei Jahren in einer festen Beziehung zu stecken? Darüber sollte ich mir wirklich Gedanken machen. Makoto folgte mir während wir durch die weißen sterilen Gänge liefen. Die Neuankömmlinge lagerten wir zunächst in kleinen Zellen, ein Stockwerk tiefer. Der Aufzug war schon in Sichtweite und doch entschloss ich mich das Treppenhaus zu nutzen. Für ein Stockwerk musste ich nun wirklich nicht auf den Stahlkasten warten. Außerdem konnte einem alten Mann wie mir, ein bisschen Treppen steigen nicht schaden. Unten angekommen, öffnete ich die Tür und betrat das Stockwerk, dicht gefolgt von Makoto, die immer noch ungewöhnlich schweigsam daher kam. Normalerweise textete sie mich mit diversen Geschichten zu, die mich nicht interessierten. Jedoch hatte ich mich mit der Zeit daran gewöhnt, weshalb es nun recht ungewöhnlich war, dass sie so viel schwieg. Wir erreichten die Schleuse. Hier kam nur rein, wer einen Ausweis für diese Sicherheitsstufe besaß und durch die biometrische Kontrolle kam. Zielsicher löste ich den Clip meines Ausweises von meinem Kittel, zog ihn durch den Kartenschlitz ehe das Lämpchen grün leuchtete. Hürde eins genommen. Die Wachmänner betrachteten jeden ganz genau, der diesen Bereich betreten wollte. Klar, ich war bestimmt ein Vampir und wollte jetzt meine Freunde retten. Mit Sicherheit nicht. Wenn ich ein Vampir wäre, würde ich diesen Wolkenkratzer meiden. Weiträumig. Kontinental! Die nächste Passage kontrollierte meine Iris, wozu ich mein Auge in einen Sensor hielt und darauf wartete einen positiven Ton zu hören. Jetzt kam der unangenehme Teil, den ich jedes Mal hasste. Die Phoenix Corporation hielt es ganz genau mit ihren Mitarbeitern. Pässe konnte man Fälschen, Irisscanner überlisten aber den Bluttest konnte man nicht so leicht hinters Licht führen. Ich drückte meinen Daumen also auf die kleine Nadel, die sofort einen Blutstropfen aufsaugte, analysierte und mit einem erneuten positiven Geräusch die Tür vor mir öffnete. Ich wartete kurz darauf, dass Makoto sich wieder zu mir gesellte während ich mir den Daumen in den Mund steckte um die Blutung zu stoppen. So ein Mist aber auch. Wieder vollständig gingen wir zum Zellenabteil, dessen Tür ich wieder mit meinem Ausweis öffnete und hinein trat. Ein Wachmann sah mich überrascht an. Ja, ich war schon lange nicht mehr hier gewesen. Ich war eben beschäftigt, wichtig. Wie auch immer. Ein kurzes freundliches Nicken meinerseits ehe ich mich den Zellentüren zuwandte. Nun musste ich doch die Akten durchsehen. Es waren fünf Neuzugänge. Einen davon durfte ich auswählen. In der heutigen Zeit fanden wir kaum noch brauchbare Objekte, weshalb jedes Projekt maximal einen neuen Teilnehmer auswählen durfte. Ich hielt meine Testobjekte lange genug am Leben und ließ diese erst dann vernichten, wenn ich gar nichts mehr mit ihnen anfangen konnte. Nachdenklich sah ich durch die Akten, in denen nie viel stand. Ich benötigte auch keinen Lebenslauf um einen auszuwählen. Eigentlich geschah das nur durch Zufall oder vielleicht sogar Sympathie, falls man es so nennen konnte. Eine spontane Entscheidung eben. Ich schloss die letzte Akte und reichte den Stapel an Makoto weiter. Ich hatte mir zwei potenzielle Kandidaten ausgesucht weshalb ich die Zellen 2 und 3 ansteuerte. Ich hob die Hand und deutete mit dem Zeigefinger jeweils auf beide Zellen. Der Wachmann schaltete das Licht, in den sonst dunklen Zellen, ein damit ich durch die Scheibe sehen konnte. Immerhin hatte ich kein so ausgezeichnetes Sehvermögen wie die Bestien hinter dem Panzerglas. Ich schob meine Hände in die Kitteltaschen und betrachtete Kandidat Nummer eins. Fast gelangweilt glitt mein Blick über den zierlichen Körper des schwarzhaarigen Vampirs. Sie waren gefesselt. Immer. Silber war da sehr effektiv und schwächte sie beträchtlich. Dennoch war das Panzerglas von Nöten und galt unserer Sicherheit. Der Vampir starrte mich aus ängstlichen Augen an und schien zu wimmern, was ich nur vermuten konnte. Sie hörten nicht was wir sagten und umgekehrt. War besser so. Dennoch schien diesem Exemplar klar zu sein, was ihm blühte. War immerhin kein Geheimnis, was wir hier taten. Zumindest unter den Vampiren. Nein. Dieser Kerl war nichts für mich. Ich wandte mich ohne Umschweife der anderen Zelle zu, legte den Kopf schief und betrachtete Kandidat Nummer zwei. Der dunkelblonde Mann hob eine Braue, als er mich erblickte ehe er mir einen tödlichen Blick zuwarf. Hm. Schon interessanter. Der Vampir schien immerhin noch Feuer zu haben. Wohl genährt war er anscheinend auch. Wir hatten festgestellt, dass Vampire abmagerten wenn sie sich nicht regelmäßig von menschlichem Blut ernährten. Tierisches Blut war eine Maßnahme, konnte den Effekt von menschlichem aber nicht lange halten. Das Fazit, die Vampire waren dauerhungrig. Dieser Vampir war zwar sehr schlank, wirkte aber nicht unterernährt. Perfekt für mich. Ich konnte keine unterernährten Weicheier gebrauchen. Sie mussten durchhalten und dieses Exemplar schien dafür prädestiniert zu sein. Ein fast unsichtbares Lächeln stahl sich auf meine Lippen als ich mich von der Glastür abwandte und dem Wachmann zunickte. Mein Zeichen dafür, dass meine Wahl gefallen war. Sofort hing dieser am Telefon und bestellte Soldaten, die mir mein Wunschobjekt nach oben brachten. Schwer bewaffnet, versteht sich. "Gib mir seine Akte und vernichte die Anderen.", wies ich Makoto an, die mir hektisch die passende Akte reichte und mich nervös ansah. Irritiert betrachtete ich sie für einen Moment ehe ich den Kopf schüttelte und mit ihr erneut mein Reich betrat. Kurz bevor sich unsere Wege trennten, legte ich ihr behutsam eine Hand auf die Schulter worauf sie sofort stehen blieb. "Makoto. Was ist los? Du bist heute so still? Ist alles okay bei dir?" Da war er wieder. Der freundliche zuvorkommende Doktor Jin Miramura. Was war ich doch für ein Held. Sie sah mich allerdings nur aus großen braunen Augen an und lächelte ertappt. "Natürlich Dr. Miramura.", stotterte sie, was mich misstrauisch werden ließ. "Sicher?" Ich musste nachhaken. Das war doch nicht normal. Außerdem war ich chronisch neugierig weshalb mir meine Arbeit vermutlich auch mehr Spaß machte, als meinen Kollegen. Sie nickte leicht und schien nicht wirklich mit der Sprache rausrücken zu wollen. Gut, dann nicht. "Okay. Bereite bitte meinen Untersuchungsraum vor. Ich will direkt heute anfangen. Sag mir Bescheid wenn es da ist." Ja, es. Vampire waren keine Menschen und hatten somit auch nicht zwangsläufig eine weibliche oder männliche Definition verdient. Mit diesen Worten wandte ich mich ab und betrat erneut mein Büro. Die Akte landete auf den tausend anderen auf meinem Schreibtisch. Seufzend ließ ich mich in meinen Stuhl fallen und genoss die Ruhe. Toll. Jetzt musste ich also doch noch richtig arbeiten. Nicht, dass ich sonst nicht arbeiten würde aber heute war ich doch mehr als faul. Ich brauchte dringend Urlaub. Urlaub, den ich nie bekommen würde solange das Problem nicht gelöst war. Für einen Moment schloss ich erneut die Augen und dachte über Makotos Verhalten nach. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Hatte sie sich etwa in mich verguckt? Ihr Verhalten schien passend und wenn ich recht darüber nachdachte, war sie schon seit geraumer Zeit merkwürdig drauf. Meine Ignoranz war wirklich königlich. Ich war so beschäftigt, dass es mir ganz offensichtlich nicht aufgefallen war. Leise grummelnd rieb ich mir über die Augen. Das durfte nicht wahr sein. Makoto wusste, dass ich in einer festen Beziehung steckte und selbst wenn nicht, hätte ich mich nie auf meine Assistentin oder sonstige Arbeitskollegen eingelassen. Arbeit und Privates trennte ich strikt. Das gab nur Probleme. Warum musste sowas immer mir passieren? Okay, ich sah vielleicht ganz annehmbar aus aber Makoto war viel zu jung und ehrlich gesagt, entsprach sie nicht meinem angestrebten Typen. Sie war nicht hässlich aber einfach nicht das, was ich an einer Frau mochte. Ayumi war ganz anders. Langes karamellbraunes Haar, einen anbetungswürdigen Körper und ein Kleidungsstil der weder nuttig noch bieder war. Makoto war eben durch und durch Bioassistentin. Das typische graue Mäuschen. Wieder seufzte ich und schüttelte diese Gedanken ab. Ich musste ihre Gefühle im Keim ersticken, auch wenn das unschön werden würde aber ich konnte sowas im aktuellen Fall nicht gebrauchen. Das Klingeln meines Telefons ließ mich zusammen zucken ehe ich die Augen öffnete und nach dem Hörer griff. "Hm?" "Es ist alles vorbereitet Dr. Miramura." "Gut. Ich bin auf dem Weg." Ich legte auf und stemmte mich aus dem Sessel, schnappte mir die Akte und machte mich auf den Weg zu meinem Untersuchungsraum. Dort angekommen wartete Makoto und mein neues Objekt schon auf mich. Desinteressiert warf ich die Akte auf die Arbeitsplatte ehe ich nach Handschuhen griff und mir diese überzog. Erst dann wandte ich mich dem Stahltisch zu auf dem mein Neuzugang lag. Makoto reichte mir mein Untersuchungsformular ehe sie unserem neuen Freund den Knebel entfernte. Ich befragte meine Testobjekte zunächst bevor ich anfing an ihnen rumzuschneiden. Meine höfliche Art konnte ich nicht unterdrücken, nicht mal bei Vampiren was mir regelmäßig Hohn und Spott von Seiten meiner Kollegen einbrachte. Jedoch war mir das ziemlich egal. Der blonde Mann ließ seine Kiefergelenke knacken während er mich nicht aus den Augen ließ. Nachwievor funkelte er mich mörderisch an und wäre er nicht gefesselt, würde ich bestimmt als sein abendlicher Snack enden. "Name?", fragte ich kurz angebunden und als ich keine Antwort bekam, sah ich den Vampir vor mir prüfend an. "Du verstehst mich schon oder?" Man konnte sich da ja nie so sicher sein. Das dunkle Lachen des Vampirs hallte von den Wänden wieder und kurz überkam mich eine Gänsehaut. Interessant. Das war bisher noch nie passiert. Gut, ganz am Anfang meiner Karriere, aber nach drei Jahren ist man doch ziemlich abgehärtet. "Was ist so komisch?" Ich war bemüht gefasst zu wirken, sogar schon gelangweilt aber mir schlug das Herz bis zum Hals. Was sollte das? War ich etwa nervös? Unwahrscheinlich. Ich schüttelte das Gefühl ab und musterte den blonden Mann, der mich belustigt ansah. "Natürlich verstehe ich dich. Ich bin ja nicht minderbemittelt." Ich hob eine Braue. Das war ja ein ganz witziges Exemplar. Naja ein wenig Unterhaltung konnte nicht schaden, in diesem sonst so eintönigen Alltag. "Wundervoll. Dein Name?", hakte ich nun mit etwas mehr Nachdruck nach während er den Kopf schief legte und mich musterte. Was war denn heute nur los? Hatte ich einen fetten Pickel auf der Stirn oder warum starrte mich heute jeder so an? War ja nicht auszuhalten. "Byou und mit wem habe ich das Vergnügen?" Ich füllte die erste Spalte aus ehe ich wieder aufsah. "Dr. Miramura. Alter?" Interessant. Sonst erkundigte sich keiner nach meinem Namen. Vielleicht würde ich dieses Exemplar etwas länger leben lassen. Immerhin schien er gesprächig und vielleicht würde ich dadurch doch irgendwann den Durchbruch schaffen. "Uh. Der große Doktor höchstpersönlich. Da hatte ich ja Glück." Jetzt hatte er meine volle Aufmerksamkeit. "Mein Ruf scheint mir voraus zu eilen. Alter?" Ich wollte mir meine Neugier nicht anmerken lassen. War ich wirklich schon bekannt unter den Vampiren? Das war doch eigentlich unmöglich. Kein Vampir verließ diesen Komplex lebend um, auch nur ein Wort darüber verlieren zu können, was hier vor sich ging. Jedoch lachte mein Objekt namens Byou wieder und erneut huschte ein Schauer über meinen Rücken. "Sagen wir es so Doktor. Jeder möchte Sie gerne mal kennenlernen und ein paar nette Dinge mit Ihnen anstellen, die Sie natürlich nicht überleben. Versteht sich von selbst. Wie alt ich bin? Das geht keinen etwas an. Was soll die Fragerunde? Kann ich etwas gewinnen wenn ich brav die Fragen beantworte?" Er grinste mich kampfeslustig an und ich musste ein Grinsen unterdrücken. Schade, dass mein Gegenüber ein blutsaugender Mörder war, ansonsten hätte ich mich vielleicht an seiner Art erfreuen können. "Leider nein. Blutsaugende Monster sind leider von der Gewinnausschüttung ausgeschlossen." Ich wollte klar machen, dass wir uns hier nicht zum Kaffeekränzchen trafen sondern ich hier die Macht hatte und nicht er. Jedoch schmunzelte der Blonde nur und nickte theatralisch. "Natürlich." Ich seufzte tonlos und notierte alles was mir auffiel ehe ich Makoto das Klemmbrett reichte und den Tisch mit sämtlichen Utensilien zu mir zog. Natürlich wurde ich strengstens beobachtet und die blauen Augen des Vampirs ließen mich keine Sekunde aus den Augen. Die meisten Vampire in diesem Land behielten ihre dunkle Augenfarbe aber wenige seltene Exemplare konnten mit einer, für uns Japaner, ungewöhnlichen Farbe glänzen. Ich musste zugeben, ich hatte diese am liebsten. Mich faszinierte einfach, wie es dazu kam. Herausgefunden hatte ich es bisher aber noch nicht. Wie so vieles andere. Ich griff nach einer Spritze und einem Schlauch zum Abbinden. Vampire hatten einen ordentlichen Blutdruck, der ihre Zellen versorgte auch wenn ihr Herz nicht mehr schlug. Ein Mysterium, das sich uns noch nicht erschlossen hat aber daran arbeitete einer meiner Kollegen. Mit ruhigen Händen legte ich den Schlauch an, bevor die Nadelspitze die blasse Haut durchstach. Summend zog ich die komplette Spritze auf, zog die Nadel aus seinem Arm und beobachtete die Einstichstelle. Sie verheilte sofort. Es war so faszinierend und doch konnte ich das Geheimnis nicht lüften. Natürlich würde das Mittel einige Menschen ihre Stelle kosten aber dafür konnten wir alles heilen. Das war wichtiger als Arbeitsplätze. Nun griff ich zum Skalpell. Ich brauchte eine Gewebeprobe und überlegte woher ich sie dieses Mal nahm. Mein Exemplar lag nur in Unterwäsche da. Das war einfacher und so wirklich stören, tat es keinen. Nachdenklich ließ ich den Blick wandern ehe ich bei seinen Augen ankam, die mich fixiert hielten. "Keine Idee wo du anfangen sollst Doc?" Er provozierte mich oder versuchte es zumindest. Da war er nicht erste und würde auch nicht der letzte sein. Ich ignorierte die Frage gekonnt und entschied mich für seinen Oberarm. Als die Klinge die Haut durchtrennte, wie ein heißes Messer durch Butter glitt, hörte ich Byou fauchen. Niedlich. Es brachte nur nichts. Das Skalpell verrichtete treu seine Arbeit und Makoto hielt mir eine Petrischale hin, damit ich die Probe hinein legen konnte. Das Stück Fleisch schwamm nun in Blut, damit es sich nicht sofort in Asche verwandelte. Dazu neigten die Proben, wenn man sie nicht dementsprechend behandelte. Ich legte das Skalpell beiseite und betrachtete die Wunde, die sich bereits am Schließen war. Der Vampir starrte mir regelrecht Löcher in den Kopf weshalb ich den Blick hob und ihn fragend ansah. "Was ist?" Seine Lippen hatte er zu einem schmalen Strich gepresst ehe er sich wieder etwas entspannte. "Macht's Spaß?" Was für eine Frage. Ein Schulterzucken meinerseits beantwortete die Frage. Ich war nicht hier um Smalltalk zu führen. Daraus bestand nun mal meine Arbeit wobei es mir definitiv keinen Spaß machte an Körpern herum zu schnibbeln. Doch das ging diesen Vampir nichts an. Ich ging zu Makoto, die bereits dabei war die Gewebeprobe vorzubereiten, damit ich sie im Elektronenmikroskop genauer betrachten konnte. Vielleicht würde mir dieses Objekt endlich helfen diese Selbstheilungskräfte zu verstehen. Ein paar Stunden später hatte ich meine Erstuntersuchung abgeschlossen. Byou meine lebenden vampirische Laborratte hatte noch einige weitere Probenentnahmen über sich ergehen lassen müssen. So war das hier nun mal. Immerhin war er nicht zum Spaß hier. Gefallen hatte es ihm nicht, was ich sogar nachvollziehen konnte. Sprechen würde ich darüber natürlich nie. Ich rieb mir über die Augen ehe ich mich erhob und die Proben in einem gläsernen Kühlschrank lagerte. Für heute hatte ich genug gearbeitet. Morgen war auch noch ein Tag und davon abgesehen, freute ich mich wirklich auf Ayumi. "So ich mache Feierabend. Lass ihn in die Zelle bringen und mach dann auch Schluss.", sprach ich Makoto zugewandt und sie nickte nur freundlich. Byou beachtete ich gar nicht, was ich aber besser getan hätte. Immerhin grinste er diabolisch als er mir nachsah. Hätte ich damals gewusst, was diese Ratte vorgehabt hatte, hätte ich Makoto nicht mit ihm alleine gelassen. Kapitel 2: Loss --------------- Wieder in Alltagsklamotten fuhr ich mit dem Aufzug in die Tiefgarage, zog den Autoschlüssel aus meiner Jackentasche und entriegelte die Türen. Vorfreudig glitt ich auf den Ledersitz, schnallte mich an und fuhr aus der Tiefgarage. Ich war mit Ayumi zum Essen verabredet. Wir hatten vereinbart uns vor dem Restaurant zu treffen weshalb ich meinen schwarzen Audi, mein Baby, zielsicher durch die Straßen führte. Die Deutschen wussten einfach wie man Autos baute. Mein sportlicher Unterbau war zwar nicht billig gewesen, dafür hatte ich mir damit einen lang gehegten Traum erfüllt, den ich pflegte wie meinen Augapfel. Nach 15 Minuten erreichte ich das Restaurant, vor dem kein freier Parkplatz war. Grummelnd sah ich mich um und fuhr um den Block, bis ich schließlich einen Parkplatz fand. Wenigstens musste ich keine Angst haben, dass irgendwelche Banden mein Baby ausschlachteten und die Teile auf dem Schwarzmarkt verkauften. Hier in einer Seitenstraße fiel der Wagen fast nicht auf. Das war gut aber der Fußweg war leider dafür beträchtlich. Genervt verschloss ich den Wagen, steckte den Schlüssel zurück in meine Hosentasche und strich mir durch mein dunkelbraunes Haar, richtete es ein wenig, damit ich mehr nach Ausgehen anstatt nach Arbeit aussah. Nachdem ich endlich den Eingang erreichte, konnte ich Ayumi ausmachen, die davor wartete. Sie sah hübsch aus. Wie immer. Ein knielanges königsblaues Kleid saß passgenau an ihrem Körper, untermalt von einer weißen Strickjacke und farblich passenden High Heels. Ihr hellbraunes Haar lag in sanften Wellen auf ihren Schultern und ich seufzte zufrieden. Sie war wirklich eine Augenweide und ich ein verdammter Glückspilz, dass sie mich wollte. Als sie mich entdeckte, strahlte sie mich an ehe sie mir kichernd um den Hals fiel. Ich erwiderte die Umarmung und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. "Hey Baby.", hauchte ich ihr liebevoll entgegen ehe ich mich von ihr löste und sie betrachtete. "Hübsches Kleid. Neu?" Ich hatte keine Ahnung von dem Inhalt ihres Kleiderschranks aber das Kleid hatte ich noch nie gesehen und selbst wenn es nicht neu war, konnte ich wenigstens Interesse vorweisen. "Ja, ich habe es am Wochenende gekauft. Schön, dass es dir gefällt. Wollen wir reingehen?" Ich nickte, nahm ihre Hand und betrat das edle Restaurant. Es hatte mich einige Überredungskunst gekostet hier einen Tisch zu reservieren aber für Ayumi tat ich alles. Sie sollte bei mir bleiben und deshalb wollte ich ihr die Welt zu Füßen legen. Außerdem hatte ich für den heutigen Abend noch etwas ganz besonderes geplant, was nach dem Essen und einem Spaziergang folgen sollte. Vielleicht war ich heute schon den ganzen Tag so neben der Spur. Gut möglich. Immerhin machte man nicht tagtäglich einer Frau einen Antrag. Sofort befühlte ich die linke Innentasche meines Sakkos und seufzte erleichtert als ich das quadratische Kästchen befühlen konnte. Der Ring war noch da. Nicht auszudenken was wäre, wenn das gute Stück verloren gegangen wäre. Das Teil war schweineteuer gewesen und hatte mich einen halben Tag gekostet, um ihn auszusuchen aber ich war mir sicher, dass er Ayumi gefiel, vorausgesetzt sie sagte Ja. Am Empfang brachte eine nette Dame uns zu unserem Platz und überreichte die Speisekarten ehe sie sich nach unserem ersten Getränkewunsch erkundigte. Ich bestellte nur Wasser statt eines Bieres. Immerhin musste ich später noch fahren und da ich leider absolut keine Toleranz in Sachen Alkohol hatte, riskierte ich es lieber nicht mich noch unabsichtlich zu besaufen. Ayumi entschied sich für einen alkoholfreien Cocktail. Momentan stand sie wirklich auf diese fruchtigen Getränke. Mir war das nur Recht, da ich betrunkene Frauen mehr als unattraktiv fand. Die Frau entfernte sich daraufhin bis eine Kellnerin unsere Getränke brachte und sich nun nach unserem Essenswunsch erkundigte. Wir hatten uns auf das heutige Tagesmenü geeinigt. Die Kellnerin erleichterte uns um die Karten und zog sich zurück. Der Abend verlief ruhig und senkte mein Stresslevel. Ayumi berichtete von ihrem Arbeitstag und ich war wirklich dankbar dafür, mal nur zuhören zu dürfen. Mir war gerade nicht nach reden, abgesehen davon, dass ich sie immer ein wenig belügen musste. Wobei eigentlich log ich sie nicht an. Ich ließ einfach nur ein paar Einzelheiten aus. Das war nicht lügen. Meine Arbeit war streng geheim und auch wenn sie vielleicht meine zukünftige Ehefrau war, durfte ich sie nicht einweihen. Irgendwann würde mich das nochmal meinen Kopf kosten aber ich konnte es nun mal nicht ändern. Ayumi hingegen hatte einen schon fast langweiligen Beruf. Sie war Lehrerin und unterrichtete die Fächer Kunst und Japanisch an einer örtlichen Oberstufe. Interessante Konstellation aber solange sie sich damit wohl fühlte, war ich zufrieden. Ich griff nach meinem Glas und genehmigte mir einen Schluck meines Wassers ehe sie sich nach meinem Tag erkundigte. Bingo. Da ging es wieder los. Ich musste mich wieder an das erinnern, was ich ihr bei unserem letzten Treffen erzählt hatte und knüpfte daran an. Ich arbeitete so angeblich an neuen Impfstoffen und Medikamenten. Immerhin bin ich ein Doktor der Biologie und Chemie, habe eigentlich zwei Doktortitel aber mir ist selbst die Erwähnung nur eines einzelnen in meinem Namen unangenehm. Ich bin nichts besseres nur weil mein IQ überdurchschnittlich hoch ist. Dennoch log ich nicht direkt. Ich arbeitete sozusagen an einem Medikament, allerdings keines, das für die breite Allgemein gedacht war - noch nicht. Sie gab sich damit zufrieden und bevor sie weitere Fragen stellen konnte, kam zum Glück das Essen. Unsere weiteren Gespräche drehten sich eher um das Essen, das Lokal und das nette Ambiente. Das Essen war gut aber da ich heute noch nichts zu mir genommen hatte, wäre mir selbst ein McDonalds-Besuch, wie ein Fünf-Sterne-Essen vorgekommen. Ich war sogar bemüht das Essen nicht runter zu schlingen sondern dem Umfeld entsprechend meine Mahlzeit einzunehmen. Memo an mich: unbedingt dafür sorgen, dass ich auch während der Arbeit aß. Nachdem wir alle Gänge zu uns genommen hatten, kroch doch langsam die Nervosität in mir hoch und drückte sich durch ein temporäres Restless-Leg-Syndrom aus. Zum Glück bemerkte es Ayumi nicht und nachdem ich die Rechnung beglichen hatte, die mir fast die Socken ausgezogen hätte, erhoben wir uns und verließen das Restaurant. Das Essen war zwar gut gewesen aber der Preis für das bisschen Nahrung war schon ekelhaft hoch gewesen. Ich konnte es mir zwar leisten und trotzdem würde ich nicht so bald wiederkommen. Es sei denn, ich zahlte nicht. "Wo hast du denn geparkt?", fragte Ayumi, die sich suchend nach meinem Audi umsah was mich leicht lächeln ließ. "Um die Ecke aber ich habe noch eine Überraschung für dich." Oh mein Gott. Beinahe wäre mir die Stimme versagt. Ich musste mich wirklich zusammen reißen. Ayumi hingegen sah mich zwar neugierig aber dennoch fragend an. "Oh wirklich? Was ist das denn für eine Überraschung?" Sie war wirklich zu süß, aufgeregt wie ein kleines Kind. Ich griff nach ihrer Hand und setzte mich einfach in Bewegung ohne etwas zu sagen. Warum? Weil ich einfach kein Wort mehr raus brachte. Es war als ob meine Stimmbänder sich verknotete hätten und jeder Versuch etwas zu sagen, hätte höchstens einem Krächzen geähnelt. Diese Blöße wollte ich mir nicht geben. Meine Freundin hibbelte jedoch neben mir her und warf mir immer wieder diesen bohrenden Blick zu. "Wo gehen wir denn hin? Ist es noch weit?", fragte sie mich aus und ich räusperte mich leicht. "Nein. Sei nicht so neugierig, du wirst es noch erfahren.", tadelte ich sie liebevoll worauf sie nur lächelte und ich den Kopf schüttelte. Ich hatte vor sie auf das Dach eines nahe gelegenen Hauses zu bringen, von dem man eine wunderschöne Aussicht hatte. Die Nacht war zum Glück klar und der Mond hing als zunehmende Sichel am Himmel. Ein perfekter Abend. Dachte ich zumindest. Hätte ich gewusst, dass der nächste Weg, den ich einschlagen sollte, nur Unglück brachte, wäre ich einen Umweg gegangen. Ich betrat mit ihr eine Seitenstraße und verließ diese, um eine Abkürzung zu nutzen. Wir befanden uns nun in den versteckten Gassen hinter den Restaurants und Geschäften. Es war nichts los und ich machte mir keinerlei Sorgen. Immerhin waren kaum Vampire gesichtet worden und in die Großstädte verirrten sich nur die wirklich Mutigen. So kam mir an meiner Umgebung auch nichts verdächtig vor, bis ich Schritte vernahm. Ich spitzte die Ohren und stellte fest, dass sich jemand hinter uns befand. Sofort beschleunigte sich mein Puls und ich versuchte unauffällig den Kopf zu drehen und hinter uns zu sehen. Allerdings war dieser Versuch nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Ayumi wurde aufmerksam und blieb stehen. Ich nutzte die Gunst der Stunde und sah in die Gasse, die aber so verlassen war, wie noch kurz zuvor. Wurde ich nun paranoid? Irritiert glitt mein Blick über die Müllcontainer und Häuserwände aber ich konnte absolut niemanden ausmachen. Hatte ich mir die Schritte eingebildet? "Jin? Was ist los?", rüttelte Ayumi mich leicht aus meinen Gedanken weshalb ich sie blinzelnd ansah und den Kopf schüttelte. "Nichts. Ich dachte nur, da wäre jemand hinter uns gewesen aber mein Kopf scheint mir nur einen Streich zu spielen. Lass uns weitergehen.", lächelte ich ihr zu. Ja. Mein Hirn spielte mir Streiche. Das musste es sein. Ayumi hob ihre Hand an meine Wange und lächelte sanft. "Du brauchst dringend mal Urlaub. Du arbeitest viel zu viel. Ich möchte nicht, dass du noch krank wirst." Ihre Fürsorge war viel zu gut für mich aber leider hatte sie recht. Irgendwann würde ich vor Arbeit noch eingehen aber Urlaub gab es nur für erfolgreiche Wissenschaftler und nicht für Loser. Ich schmiegte mich leicht an ihre Hand und schloss für einen Moment die Augen. "Ich weiß aber momentan geht das leider nicht. Mach dir keine Gedanken. Es geht mir gut." Ich wusste, dass sie mir meinen aktuellen Status nicht abkaufte aber sie tat dennoch so, als würde sie mir glauben. Lächelnd beugte ich mich zu ihr und hauchte ihr einen kleinen Kuss auf die Lippen, worauf sie sofort rot wurde. Niedlich. Absolut niedlich. Jedoch riss uns ein tiefes Lachen aus diesem schönen Moment und mein Herz machte einen Satz. Erschrocken drehte ich den Kopf nach links und entdeckte eine Person, die einige Meter vor uns stand. Ich war also doch nicht paranoid. Da war jemand und dieser Jemand kam nun auf uns zu. "Ach wie süß. Das glückliche Pärchen schmachtet sich an und küsst sich sogar auf offener Straßen. Ihr Rebellen.", frotzelte der Mann, hielt sich aber zunächst im Schatten auf. Ich zog Ayumi direkt hinter mich und starrte die Person an. Seine Stimme bescherte mir eine Gänsehaut und irgendwie hatte ich so ein ungutes Gefühl, dass ich sie kannte. "Wer sind Sie und was wollen Sie?" Ja immer gerade raus. Wollte ich gerade wirklich den Helden spielen? Was war, wenn der Typ ein einfacher Krimineller war und seine Kumpels nur auf ein Zeichen von ihm warteten? Dann waren wir im Arsch. Mit einem würde ich es vielleicht noch aufnehmen können aber mehrere? Niemals. Wenn ich ehrlich war, würde ich es vermutlich nicht mal mit diesem einem aufnehmen können. Ich war einfach eine Niete wenn es um körperliche Auseinandersetzungen ging. Wieder lachte die Stimme und kam unaufhaltsam näher. Mein Herz überschlug sich fast und ich konnte meinen eigenen Puls fühlen. "Was ich will? Dich!" Nun verstand ich gar nichts mehr. Eine meiner Brauen wanderte in die Höhe während Ayumi sich in mein Sakko verkrallt hatte. "Was?", konnte ich nur ganz intelligent erwidern als die Person endlich aus den Schatten trat. Mir blieb das Herz stehen. Das war absolut unmöglich. Ich blinzelte ungläubig, hoffte darauf, dass es sich hier nur um einen bösen Traum handelte aber ich wollte einfach nicht aufwachen. Verfluchte scheiße. Ich spürte Panik in mir aufkeimen. Der Mann vor mir, war mein Testobjekt, ein Vampir und eigentlich sollte er in seiner Zelle sein und nicht auf der Straße herumspazieren. "Och mach doch nicht so ein Gesicht. Freust du dich denn gar nicht mich zu sehen, Doktor?" Seine Stimme kroch mir durch Mark und Bein während seine Augen diabolisch funkelte. Was sollte ich nur tun? Meine Waffe lag im Handschuhfach. Ich weiß, sehr praktisch. Da lag sie gut. Das hatte ich nun davon, dass ich immer zu sehr daran glaubte, dass nichts schlimmes mehr passieren konnte. Doch nun lernte ich auf die harte Tour, das dem nicht so war. "Jin? Wer ist das?", hörte ich Ayumi panisch flüstern und schluckte schwer. "Ja Jin, wer bin ich? Sei doch nicht so unhöflich. Stell uns einander vor.", forderte der Vampir gespielt empört während ich einfach unfähig war auch nur einen klaren Gedanken zu fassen bis auf einen. Ayumi musste hier weg und zwar schnell. "Ich denke nicht, dass das nötig ist. Lass uns gehen." Letzteres war an meine panische Freundin gerichtet, deren Hände ich nun aus meinem Sakko löste und den nächsten Fehler begann. Ich drehte Byou den Rücken zu. Ich bereute diesen Schritt sofort. Denn nun hatte er die Distanz überbrückt, packte mich am Nacken und in der nächsten Sekunde flog ich auch schon durch die Luft. Der nächste gelegene Müllcontainer stoppte meinen Flug. Keuchend durch den harten Aufprall, rutschte ich zu Boden und für einen Moment sah ich nur noch Sterne. Das konnte doch nicht wahr sein. Als ein spitzer Schrei durch die Gasse hallte, bemühte ich mich das Chaos in meinem Kopf zu kontrollieren und richtete mich wankend auf. Mein Rücken schmerzte und vermutlich hatte ich mir irgendetwas geprellt aber das war gerade absolut nebensächlich. Ich stützte mich mit einer Hand an der modrigen Steinwand ab und sah zurück. Wieder blieb mein Herz stehen als ich erkannte, was hier gerade ablief. Byou stand hinter Ayumi, hatte beide Arme um sie gelegt und grinste mich, über ihren gestreckten Hals, mörderisch an. "Nein...bitte nicht." Meine Worten glichen mehr einem Flüstern aber ich war mir sicher, dass er mich verstand. Ich animierte meinen geschundenen Körper zum Gehen und lief stockend auf beide zu, eine Hand nach Ayumi ausgestreckt. Das konnte doch nur noch ein böser Traum sein. Gleich würde ich aufwachen. Es musste einfach so sein. Wieder lachte Byou und als er seine Nase an Ayumis Hals drückte, wimmerte sie gepeinigt auf. Nun erkannte ich, dass sie weinte. Wie unerwartet. Natürlich weinte sie. Was erwartete ich eigentlich? Sie würde wohl kaum eine Lara Croft Nummer abziehen. "Byou. Bitte lass sie gehen. Sie hat nichts damit zu tun okay? Wir können das doch in Ruhe klären." Wow. Drei ordentliche Sätze hatte ich fabriziert während ich noch immer auf Beide zu ging. Wobei es humpeln besser traf. Nun sah er mich aus emotionslosen Augen an. "Oh können wir das? In deinem Labor mit deinen kleinen Spielzeugen? Nein, danke. Ich denke ich verzichte. Allerdings habe ich verdammt großen Hunger. Was meinst du kleine Ayumi, sollte ich mir da endlich etwas zu essen besorgen?" Es war eine Falle. Es gab keine richtige Antwort und meine Vermutung sollte traurige Gewissheit werden. Er rüttelte sie ein wenig, da sie nicht sofort antwortete und doch bejahte sie seine Frage. Ihr Todesurteil. Byou grinste zufrieden. "Gut, einer so netten Frau kann ich nichts abschlagen.", säuselte er und für einen Moment erkannte ich Hoffnung in Ayumis Augen, die nicht von langer Dauer war. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er seine Fänge in ihren makellosen Hals geschlagen und entlockte ihr einen schmerzerfüllten Schrei, der mein Herz zum Stillstand brachte. Ich schrie. Schrie ihren Namen und um Hilfe bis meine Stimme ihren Dienst aufgab. Ich keuchte schwerfällig, sah zu wie er ihr das Leben raubte und mich dabei unentwegt anstarrte. Wenigstens ging es schnell. Er ließ ihren leblosen Körper einfach auf den gepflasterten Weg fallen und leckte sich über die blutigen Lippen. Mein Herz zersprang in tausend Teile als ich in ihre leeren Augen sah und sank auf die Knie. Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten und ehe ich mich versah, spürte ich heiße Tränen über meine Wangen rollen. Er hatte sie getötet. Einfach so umgebracht. "Och sei nicht traurig. Frauen sind es nicht wert um sie zu weinen. Aber es dürfte dich freuen zu hören, dass ich mich nun besser fühle. Ihr Blut war wirklich köstlich. So rein. Bestimmt war sie noch Jungfrau.", lachte Byou und lief auf mich zu aber meine Aufmerksamkeit richtete sich ausschließlich auf Ayumi. Das war dumm. Sie war tot und ich konnte daran nichts mehr ändern. Ich war für ihren Tod verantwortlich. Ich allein. "Jetzt mach dir doch keine Vorwürfe kleiner Doktor. Sie ist hinüber. Ich hätte sie so oder so getötet. So jetzt würde ich aber sagen, dass wir langsam mal verschwinden. Wir haben noch ein Date." Nur langsam drang seine Stimme zu mir durch und ich starrte ihn aus tränennassen Augen an. "Du verdammter Bastard!", spie ich ihm entgegen worauf er nur amüsiert kicherte. "Da hat aber wieder jemand zu sich gefunden. Schön. Steh auf oder muss ich nachhelfen?" Ich hatte nicht vor, mich auch nur einen Zentimeter vom Fleck zu bewegen. Der Penner sollte mich einfach umbringen und die Sache wäre erledigt. Ja und wieder hatte ich gedacht schlauer zu sein. Ich war es nicht. Byou knurrte mich nur an, als er bemerkte, dass ich nicht nach seiner Pfeife tanzte weshalb er vor mir stehen blieb und blitzschnell meinen Arm packte um mich auf die Füße zu ziehen. Erschrocken stand ich nun auf meinen wackeligen Beinen ehe ich auch schon hinter ihm hergeschleift wurde. Seine Hand hatte sich wie ein Schraubstock um meinen Oberarm gelegt. Unerbittlich zog er mich hinter sich her. Ich wehrte mich, stemmte mich gegen ihn oder versuchte es zumindest. Jedoch ohne Erfolg. Dann bekam ich den Einfall einfach um Hilfe zu schreien. Wow. Ich hatte einen IQ von 160 und war da nicht schon früher drauf gekommen? Glückwunsch. Ich rief also um Hilfe und das sollte sich als nächster Fehler herausstellen. Byou hatte anscheinend vor mich zu verschleppen und nicht sofort zu töten. Vielleicht sparte er auch einfach für schlechte Zeiten. Er stoppte und ich rannte gegen eine Wand, taumelte wenige Schritte zurück ehe er mich mit einer Hand an der Schulter packte und die andere um mein Kinn legte. Er zwang mich ihn anzusehen und es gelang ihm. Ich wusste was nun kommen würde. Manche Vampire besaßen die Fähigkeit in den Geist eines Menschen einzudringen und alles zu tun, wonach ihnen beliebte. Byou wollte mich anscheinend nur ruhig stellen weshalb er mich anscheinend in eine Art Trance versetzte. Ab diesem Moment, als ich in diese untypischen hellblauen Augen gestarrte hatte, blendete ich alles aus und war praktisch nicht mehr anwesend. Welch ein wundervoller Abend das doch war. Nicht. Kapitel 3: New [forced] Life ---------------------------- Das erste woran ich mich wieder erinnern konnte waren die blauen Augen Byous, der mich nun aus meiner Trance befreite und mit einer Hand vor meinem Gesicht herum wedelte. "Na wieder bei Bewusstsein Prinzessin?" Seinen Sarkasmus konnte er sich sonst wo hin stecken. Ich blinzelte kurz und wollte mich am liebsten auf ihn stürzen. Ich wollte aber ich konnte nicht. Ein Klirren bedeutete mir, dass ich gefesselt war. An eine Wand. Mit Ketten. Das war doch wohl ein schlechter Witz. Ich musste ungläubig lachen. Wo waren wir hier? Bei einer schlechten Parodie von Dracula? Konnten sich die Vampire keine Zellen leisten oder gar Handschellen? Ich wandte den Blick von meinen gefesselten Gliedmaßen ab und sah mich um. Der Raum war klein und erinnerte mich an einen Keller. Es roch auch genau so. Modrig und feucht. Wie passend. Die Wände waren aus Backsteinen, die sich mit der Zeit verfärbt hatten und es war unglaublich kalt. Bei meinem Glück würde ich mir auch noch eine Erkältung einfangen, vorausgesetzt ich lebte so lange. Mein Blick fiel wieder auf den Vampir, der locker vor mir stand und mich betrachtete. "Warum bin ich hier? Was soll der Mist? Bring mich doch einfach um, dann haben wir es beide hinter uns." Ich war angepisst und sein belustigtes Grinsen machte es nicht besser. "Na na. Wer wird denn gleich so feindselig werden. Ich habe nicht vor dich umzubringen. Noch nicht zumindest. Für heute bin ich gesättigt. Hatte ich aber schon erwähnt." Byou zog eine Zigarettenschachtel aus seiner Hosentasche und zündete sich einen Sargnagel an. Eine Zigarette könnte ich nun auch wirklich gut gebrauchen. Ich hatte zwar vor einer Weile, wegen Ayumi, aufgehört aber hin und wieder, wenn der Stress zu groß wurde, genehmigte ich mir einen Glimmstängel. Ich musste seine Zigarette angestarrt haben denn er holte das Päckchen erneut hervor und hielt es mir hin. "Willst du auch? Ich glaube jetzt ist gerade so ein stressiger Moment." Er lachte über meine entgleisten Gesichtszüge und steckte das Päckchen wieder weg. Konnte er meine Gedanken lesen? Offensichtlich. Wunderbar. Dann würde er zumindest meine gedanklichen Beschimpfungen mitbekommen. "Lass den Scheiß. Wie bist du da rausgekommen? Was soll ich hier? Ist das so eine bescheuerte Racheaktion oder was? Wieso hast du sie umgebracht?" Die Fragen sprudelten nur so aus mir heraus und Byou hob die Hand. "So viele Fragen. Beruhig dich erst mal.", murmelte er und ging zur Ecke des Raumes um einen Stuhl zu holen. Der war mir gar nicht aufgefallen. Er setzte sich zwei Meter vor mich und rauchte genüsslich seine Zigarette während ich noch immer auf Antworten wartete und zwischendurch den Versuch unternahm, die Ketten zu lösen. Natürlich konnte ich das nicht. Ich war nicht Hulk und die Ketten würde nicht einfach so, wegen gutem Zureden von mir abfallen. "Also. Warum ich sie getötet habe? Ich hatte Hunger. Außerdem hat es mir Spaß gemacht dich leiden zu sehen. Auge um Auge.", zwinkerte er mir zu, was mich umso wütender machte. Wieder rüttelte ich an den Ketten was ihn nur leise lachen ließ. "Lass es einfach. Du tust dir nur weh und außerdem möchtest du doch Antworten, oder nicht?" Ich hielt inne und grummelte leise ehe ich mich an die kalte Wand anlehnte. "Brav. Wie ich fliehen konnte? Hm. Deine kleine Assistentin. Wie hieß sie nochmal? Maya? Ma...na wie auch immer. Die kleine graue Maus war ein leichtes. Ein Blick und sie hat mich befreit. Mit ihrem Ausweis konnte ich locker abhauen. Reicht das?" Ich erstarrte. "Makoto?", flüsterte ich geistesabwesend. "Was hast du ihr angetan?" Er zog an seiner Zigarette und trat sie auf dem schmutzigen Boden aus. "Gar nichts. Ich bin nicht bescheuert. Ich weiß, dass sich die Angestellten schützen. Jeden Tag, wenn ihr euren kleinen dämlichen Alltag beginnt, bekommt ihr eure Impfung, die uns ordentlich schadet, falls wir euer Blut trinken. Nein nein. Ich habe der Kleinen kein Haar gekrümmt. Allerdings gilt das nicht für ihre Nackenwirbel." Ein diabolisches Grinsen legte sich auf seine Lippen und mein Magen verkrampfte sich. Er hatte Makoto also auch umgebracht und er wusste Bescheid. Deswegen hatte er mich also bisher nicht ausgesaugt. Gut. Die Injektion würde mir wenigstens noch für ein paar Stunden diesen Blutsauger vom Hals halten. Wenigstens etwas. "Warum hast du mich entführt?" Ich verkniff mir eine Beleidigung wegen Makoto. Ich konnte nichts mehr ausrichten und sie war schon lange tot. Es tat mir leid aber gerade musste ich mich um meine eigene Haut kümmern. "Warum war ich in deinem Labor? Unsere Absichten ähneln sich. Du bist der große Dr. Miramura. Du wirst uns helfen. Es wäre wirklich schade, wenn ich dich umbringen müsste, weil du nicht kooperierst aber ich bin sicher, wir werden uns einig." Wieder verstand ich nur Bahnhof. Ich sollte diesen Monstern helfen? Niemals. "Einen Scheiß werde ich tun. Vergiss es!"Ich schüttelte den Kopf und seufzte tief bis ich eine Hand spürte, die sich um meine Kehle schloss und zudrückte. Ich keuchte erschrocken und sah wieder in diese blauen Augen, die mich nun bösartig musterten. Ich hatte ihn nicht mal aufstehen gehört. "Hör mal zu du laufende Blutbank. Du wirst uns helfen, ob du willst oder nicht. Ich kann dich auch dazu zwingen aber da das auf Dauer deinem Verstand schadet, würde ich es vorziehen wenn du freiwillig mitmachst. Ihr habt uns lange genug entführt und gefoltert. Ich weiß genau woran du gearbeitet hast und ich kann dir sagen, das ist eine Sackgasse. Wenn du kein Vampir bist, hast du keine Chance auf Selbstheilung. Vielleicht sollte ich dich wandeln. Dann hättest du ein neues Opfer an dem du rumdoktern kannst.", fauchte er gefährlich und fixiert meinen Hals. Ich bekam kaum noch Luft und riss an meinen Fesseln. Dennoch verstand ich die Drohung, die in der Luft lag. Niemals würde ich zu so einem Ding werden, eher brachte ich mich um. Ich öffnete die Lippen aber kein Laut kam über diese. "Was? Ich habe dich nicht verstanden. Du musst schon lauter sprechen.", grinste er und drehte sein Ohr zu mir. "Oh ich drücke dir die Luft ab? Sag doch was." Sofort löste sich die eiserne Umklammerung und ich sog rasselnd den benötigten Sauerstoff in meine Lungen. Ich ließ mich etwas hängen und atmete tief durch. Das war knapp gewesen. Ich war schon drauf und dran gewesen das Bewusstsein zu verlieren aber da das Schwarz aus meinem Sichtfeld verschwunden war, ging es wohl wieder. Langsam richtete ich mich wieder auf und sah meinen vampirischen Entführer an. "Was soll ich tun?", krächzte ich mit trockenem Hals und Byou blieb dicht vor mir stehen. "Wie ich bereits erwähnte, wirst du uns helfen. Wir wollen Informationen darüber welche Waffen und Mittel ihr bereits entwickelt habt. Das ist natürlich nicht alles. Dafür bräuchten wir dich nicht. Nein. Du wirst uns ein kleines Mittel zaubern, damit wir nicht mehr an die Nacht gebunden sind. Toll oder? Ihr wähnt euch tagsüber in Sicherheit aber was ist, wenn ihr dann nicht mehr sicher seid? Leider bist du führend auf deinem Fachgebiet und wir sind auf dich angewiesen. Vielleicht lassen wir dich sogar gehen, wenn du erfolgreich bist aber ich würde nicht allzu sehr darauf hoffen." Ich lauschte seinen Worten und schüttelte den Kopf. "Das ist unmöglich. Kauft euch Sunblocker wenn ihr unbedingt bei Tageslicht raus wollt. Von mir aus, sage ich euch, was ihr wissen wollt aber das Mittel kann ich wohl kaum entwickeln. Außerdem, wer sind wir?" Nun musterte er mich mit hoch gezogener Braue. "Ich scheine mich nicht deutlich genug ausgedrückt zu haben. Es scheint mir so, als ob du glaubst eine Wahl zu haben. Die hast du nicht. Du arbeitest für uns. Die Frage die sich stellt ist nur, ob du es freiwillig oder unter Zwang machst. Verstehst du das Jin? Du kannst und wirst das Mittel entwickeln." Ich ließ den Kopf hängen und schloss die Augen. Ich hatte also keine Wahl. Entweder ich experimentierte unter Trance an dem Mittel oder in vollem Bewusstsein. Welch Auswahl. Es war doch wirklich zum Kotzen. Wieso geschah sowas ausgerechnet mir? In Filmen wurden die Wissenschaftler nur so lange am Leben gelassen, bis sie das gewünschte Ergebnis erzielt hatten. Danach wurden sie umgebracht und dieses Schicksal würde ich teilen. "Okay...", hauchte ich leise und resigniert. Ich stimmte zu. Freiwillig. Ich wollte kein Zombie sein. Wenn dann wollte ich alles mitbekommen und vielleicht würde ich ja sogar die Möglichkeit haben, das ein oder andere Mittel herzustellen um hier doch noch lebend rauszukommen. "Versuchs erst gar nicht." Ich sah auf und hätte mich am liebsten geohrfeigt. Verflucht. Ich hatte vergessen, dass Byou meine Gedanken überwachte. Jetzt war er gewarnt. Ich hasste mein Leben. Wirklich. "Gut. Da wir das nun geklärt hätten, werde ich dich komfortabler unterbringen lassen. Es sei denn du fühlst dich in dieser Umgebung wohl." Ich lächelte leicht und schüttelte den Kopf. Einfach nur Ja und Amen sagen. Das würde mich zumindest erst mal am Leben lassen. "Byou?", hörte ich eine weitere Stimme rufen und sah auf, schüttelte mir kurz ein paar Strähnen aus dem Gesicht um den Neuankömmling sehen zu können. Der Vampir hatte sich umgedreht und versperrte mir zunächst die Sicht bis ein weiterer Mann neben ihn trat, der nun wirklich wie ein Vampir aussah. Diese Aura war unverwechselbar. An sich war der Typ wirklich hübsch, nicht, dass ich auf Männer stand aber er war es nun mal. Lange dunkelrote Haare, die ihm bis zu den Schultern reichten, ein schmales Gesicht und unglaublich helle Augen. Hätte ich noch nie zuvor einen Vampir gesehen, wäre ich wohl nun tausend Tode gestorben aber ich war den Anblick gewöhnt. Seine Augen waren fast weiß, hatten einen leichten violetten Unterton, soweit ich das durch die spärliche Beleuchtung ausmachen konnte. Hätte dieser Typ mein schwules Ich in einem Club aufgabeln wollen, er hätte es geschafft. "Uh. Du hast ihn also schon hergeschafft. Nett.", säuselte er und kam auf mich zu ehe er dicht vor mir zum Stehen kam. Der Vampir war genauso groß wie ich und musterte mich wie ein hübsches Schmuckstück in einer Auslage. Als er auch noch seine Hand hob und mit seinen schlanken Fingern durch meine Haare strich um sie zu richten, überkam mich eine unangenehme Gänsehaut. Instinktiv wollte ich ausweichen, schlug dadurch unsanft mit dem Kopf gegen die Wand. Zischend öffnete ich wieder die Augen und entdeckte das Schmunzeln des Vampirs vor mir. "Hübsches Kerlchen. Zier dich nicht so. Ich tu dir schon nichts.", säuselte er und ließ den Nagel seines Zeigefingers über meinen Hals gleiten, was mich erschauern ließ. "Manabu! Lass ihn in Ruhe." Sofort erstarb die Berührung des Anderen und ich entspannte mich wieder ein wenig. Trotzdem konnte ich noch immer das Kratzen auf meiner Haut fühlen. "Och Byou. Lass mich doch mal unseren Neuzugang begutachten. Du bist immer so eine Spaßbremse.", maulte der Rothaarige, lief zu dem Anderen und legte einen Arm auf dessen Schulter ab. Byou schien jedoch nicht sonderlich angetan und schob seinen Arm von sich. "Ich bin keine Spaßbremse aber wir brauchen ihn noch weshalb du der Letzte bist, der mit ihm spielen darf. Ich weiß wie das ausgeht. Ist sein Zimmer fertig oder warum bist du hier unten? Du hast mich sicherlich nicht vermisst." "Pah. Du hast keine Ahnung. Ich wäre doch vorsichtig bei diesem Exemplar. Er sieht so zerbrechlich aus. Armes Menschlein und ja. Ich habe dich schrecklich vermisst. So sehr wie einen Pickel an meinem Arsch. Natürlich bin ich wegen seiner Unterkunft hier und aus Neugierde. Die Anderen warten auch schon gespannt darauf den kleinen Doktor bewundern zu können." Ich lauschte einfach nur der Unterhaltung und musste mir ein Grinsen verkneifen. Ich wollte keinerlei Sympathie zeigen und doch fand ich den Konter sehr gelungen. Byou hingegen schien wenig begeistert und kam auf mich zu. Sofort verspannte sich mein Körper, was ihn grinsen ließ. "So viel Angst vor mir? Besser ist es. Du bist doch artig und unternimmst keinen Fluchtversuch wenn ich dich nun befreie oder? Ich würde dir raten es zu lassen ansonsten reiß ich sie dir ab. Du brauchst keine Beine um zu arbeiten." Sein Grinsen verriet mir, dass er wohl auf Variante zwei hoffte. Ich wollte meine Beine allerdings behalten und entschloss mich für Variante eins. "Nein ich laufe nicht weg. Hätte eh nicht viel Sinn." Ein zustimmendes Nicken von beiden Vampiren bestätigte meine Aussage. Byou löste meine Fesseln und ich rieb mir die Handgelenke ehe ich meine Schultern dehnte. Sie schmerzten von der unnatürlichen Haltung ehe ich eine Hand in meinem Nacken spürte, die mich schon fast zärtlich kraulte. Wieder verkrampfte sich alles in mir und als ich meinen Kopf zur Seite drehte entdeckte ich Manabu, der mich schmunzelnd betrachtete. Es schien ihm Spaß zu machen mir auf die Pelle zu rücken und eine Gänsehaut zu verursachen. Byou gesellte sich zu mir und entfernte kurzerhand die Hand des anderen Vampirs, wofür ich ihm sogar ein wenig dankbar war. Der Typ war mir nicht geheuer und ich hoffte, dass ich nie mit ihm alleine war. "Manabu geh vor und halte die Anderen in Schach. Ich habe keine Lust darauf, dass sie sich auf unser Menschlein stürzen und ihn noch umbringen." Mit erhobener Braue sah ich zwischen Beiden hin und her, bemerkte den leicht angepissten Blick Manabus, der sich dann aber verzog ehe wir folgten. "Manabu ist etwas anhänglich aber keine Sorge, er wird dich schon nicht schänden." Ich atmete erleichtert auf. "Zumindest dann nicht, wenn ihn jemand davon abhalten kann. Er steht auf hübsche kleine Jungs wie dich.", grinste Byou breit und mir blieb das Herz stehen. Was für wundervolle Aussichten. Ich hatte keinerlei Interesse daran vergewaltigt zu werden. Erst recht nicht von einem Mann und schon zwei Mal nicht von einem Vampir. Byou klopfte mir auf die Schulter, was mich zusammen zucken ließ während wir den Raum verließen und einen ebenso modrigen Gang entlang liefen. Hoffentlich war meine Zelle gut gesichert. Ich war nicht scharf auf Besuch. Zwei Gänge weiter wurde der modrige Geruch langsam schwächer und die Umgebung war nicht mehr ganz so schmutzig. Wir erreichten eine Treppe und eine dicke Eisentür, die Byou mit Leichtigkeit aufdrückte und dann wartete, dass ich ebenfalls herauskam ehe er diese wieder schloss. Ich traute meinen Augen kaum. Das hier war kein heruntergekommener Keller oder eine Bruchbude. Sie schienen sich in einem schicken großen Haus niedergelassen zu haben. Die Wände waren hell gestrichen, waren mit Gemälden verschiedener Epochen bestückt und der Teppich, der sich durch den Flur zog schien edel zu sein. Ich war wahrlich geschockt. "Los jetzt. Träum nicht.", wies mich Byou an und gab mir einen Schubs in die entgegengesetzte Richtung, worauf ich auch schon los lief. Wie groß dieses Haus wohl wahr? Ich schielte kurz zu dem Vampir, der mich gar nicht beachtete weshalb ich mir die Frage verkniff. Vermutlich würde ich es noch rausfinden. Wir bogen in einen weiteren Gang ein, der uns ins Innere des Hauses führte. Mir klappte der Kiefer auf als ich nach oben sah. Zwei weitere Stockwerke erstreckten sich über mir. Jedes Stockwerk war quadratisch mit einem weißen Säulengeländer abgegrenzt. Dieses Haus kam mir jetzt schon surreal vor. Wieder spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, die mich zum Gehen animierte. Wir betraten die weiße Marmortreppe auf der, passenderweise, ein blutroter Läufer lag. Der gute Marmor durfte ja auch nicht verletzt werden. Wir stiegen die Stufen empor bis in den letzten Stock. Meine miese Kondition machte sich bemerkbar. Ich schnappte leicht nach Luft während der Vampir, natürlich, unbeeindruckt blieb. Er schmunzelte nur und führte mich um das Geländer herum bis er vor einer dunklen Holztür stehen blieb und sie öffnete. Erst als er das Licht anstellte und mir mit einem Nicken befahl den Raum zu betreten sah ich mein vorrübergehendes zu Hause. Ich staunte nicht schlecht. Meine Zelle war ein ganz normales Zimmer. Ein wirklich hübsch eingerichtetes Zimmer aka Zelle. Nein. Ich durfte jetzt nicht sympathisieren. Das hier würde der letzte Raum sein, den ich bewohnen würde. "Also da hinter der Tür ist ein kleines Bad. Ansonsten hast du hier alles was du brauchst. Da ist ein Kühlschrank für Getränke. Mahlzeiten bekommst du entweder in dein Zimmer gebracht oder du isst während du arbeitest. Ist mir gleich. Das Zimmer ist verschlossen. Du wirst dich in diesem Haus nicht frei bewegen können und dürfen. Ist nur zu deinem besten. Jeden Tag, nach Sonnenuntergang wird dich Jemand abholen und zu deinem Labor bringen. Es befindet sich eine Etage tiefer. In dem Schrank findest du Klamotten. Durch die Klappe dort kannst du deine Schmutzwäsche entsorgen. Sie wird gewaschen und wieder zurück gebracht. Natürlich dann wenn du nicht da bist, was fast die ganze Zeit über der Fall sein wird. Dein Tagesrhythmus wird sich unserem anpassen. Du schläfst tagsüber und arbeitest nachts. Soweit alles klar?", erklärte er mir meine neuen Knastregeln worauf ich nur nickte. Was gab es daran auch nicht zu verstehen? Ein Klopfen ließ mich zusammenzucken. Gott, seit wann war ich denn so schreckhaft? Es könnte natürlich daran liegen, dass ich heute meine Freundin hatte sterben sehen und nun ein Gefangener, blutsaugender Monster, war und für diese arbeiten musste, bis ich nicht mehr von nutzen war. Ja da durfte man doch schreckhaft werden. "Ah Ruki. Komm rein. Was hast du denn da?", erkundigte sich mein dunkelblonder Wegweiser während ich den kleineren Vampir betrachtete. Sahen die hier alle so gut aus? Ruki, wie der andere wohl hieß, hielt ein silbernes Tablett in der Hand, das er kurzerhand auf einem Tisch abstellte und sich zu uns gesellte. "Was wohl? Fresschen für den Doc. Ich darf hier tatsächlich Zimmer Service spielen weil Manabu beleidigt ist. Was hast du ihm schon wieder an den Kopf geworfen? Das ist er also ja? Hm. Sieht gar nicht wie eine Intelligenzbestie aus.", grinste der Vampir und begann mich wie ein hungriger Geier zu umrunden. Das führte nicht gerade dazu, dass ich mich wohler fühlte. "Ach dein Bruder stellt sich nur schon wieder an. Er wollte mit dem Kleinen spielen. Du wirst verstehen, dass ich das nicht zulassen kann. Naja die Doktoren dieser Welt machen den Models langsam Konkurrenz. Mir aber egal solange seine Birne arbeitet kann er auch aussehen wie ein Penner.", zuckte Byou mit den Schultern was mich doch eher abfällig schnauben ließ. Penner. Wohl kaum. Ich verschränkte die Arme vor der Brust bis mich erneut eine Gänsehaut überkam. Ruki, der Aasgeier, sog gerade meinen Geruch ein und musterte mich. "Verstehe. Naja aber ich kann es ihm nicht verübeln. Trotz dem schwachen Silbergeruch, riecht er einfach köstlich. Wie auch immer. Ich passe schon auf meinen kleinen Bruder auf. Soll er hier schon zum Labor?" Mich gruselte es. Ich musste mich schütteln. Köstlich? Mein Parfüm war teuer aber wenn dann roch ich gut aber nicht köstlich. Was würde nur werden, wenn das Silber abgebaut war? Hieß es dann All you can Eat? Hoffentlich nicht. Dennoch störte es mich gewaltig, dass Beide, trotz meiner Gegenwart, so taten als sei ich gar nicht da weshalb ich kurzerhand beschloss mich dem Tablett zu widmen. "Mag sein. Trotzdem Finger weg. Ihr könnt alle nicht aufhören. Ich brauch ihn lebend und nein. Es lohnt sich nicht, ihn jetzt noch für zwei Stunden da hin zu bringen. Bring ihn morgen nach Sonnenuntergang ins Labor und pass auf, dass ihn keiner stört." Byou beobachtete mich. Ich konnte seinen Blick auf mir spüren und ich versuchte ihn, so gut wie möglich, zu ignorieren. Obwohl mir eigentlich nicht danach war, hatte ich Hunger. Makaber oder nicht? Meine Freundin war seit wenigen Stunden tot und ich dachte schon wieder ans Essen. Was war ich nur für ein Mensch? Vielleicht unterschied ich mich doch nicht wesentlich von diesen Monstern, die mich verschleppt hatten. Ich hob die Abdeckung des Tabletts an und fand klassisches japanisches Essen vor. Super. Das sättigte wenigstens im Gegensatz zu den Minimahlzeiten aus dem Restaurant. Während ich mein Essen inspizierte kam Byou auf mich zu und blieb neben mir stehen. "Ruki holt dich morgen ab. Sei fertig wenn er eintrifft. Geduld zählt nicht zu seinen Stärken. Ich habe noch zu tun und um ehrlich zu sein, habe ich heute schon genug Zeit mit dir verbracht. Man sieht sich." Das war ja wirklich unglaublich. Ich sah ihm einfach nur genervt hinter her, musterte Ruki nochmal, der mir einen kurzen neutralen Blick zuwarf ehe beide durch die Tür verschwanden. Dann wurde die Tür verschlossen und ich war allein. Seufzend ließ ich mich auf das Ledersofa sinken und zog das Tablett zu mir. Abwesend stopfte ich Reis und Curry in mich hinein. Es schmeckte gar nicht mal so übel aber ich vermutete einen Lieferdienst dahinter. Ich bezweifelte, dass sich hier eine funktionstüchtige Küche befand und selbst wenn, gab es mit Sicherheit keinen menschlichen Koch unter diesem Dach. Nachdem ich die Schüsseln geleert hatte schob ich das Tablett von mir und erhob mich. Ich schien fürs erste sicher zu sein. Zumindest so sicher, wie man in einem Haus voller Vampire war. Ich brauchte eine Dusche und dann wollte ich nur noch schlafen. Falls ich es schaffen würde mein überfordertes Hirn zu beruhigen, versteht sich. Im Schrank fand ich normale Klamotten vor. Alles in schwarz. Wie unerwartet. Ich griff mir frische, eingeschweißte Unterwäsche und ein T-Shirt ehe ich in dem kleinen Badezimmer verschwand. Das warme Wasser war eine Wohltat. Ich blieb eine ganze Weile unter dem Strahl stehen bevor ich mich mechanisch wusch und dann die Kabine verließ. Ruhig trocknete ich meinen Körper und die Haare ab ehe ich mich in die Klamotten warf und meine Haare mit einer neuen Bürste durchkämmte. Ich würde aufs Föhnen verzichten, auch wenn die Gefahr bestand, dass ich morgen wie ein aufgeplatztes Sofakissen aussah. Allerdings musste ich für keinen hübsch aussehen weshalb es mir gleich war, wie ich aussah. Ich schnappte mir meine Sachen, die ich in den Schrank packen wollte als eine kleine Schachtel aus meinem Sakko fiel. Ich war wie paralysiert. Mein Blick klebte an der kleinen schwarzen Schatulle. Der Ring. Ayumi. Sofort kippte meine Stimmung. Mit angespannten Gesichtszügen beugte ich mich zu der Schachtel, hob sie auf und öffnete den Deckel. Der herzförmige Brillant funkelte mir ungeduldig entgegen. Seufzend schloss ich die Schatulle, legte sie zur Seite und verstaute meine Sachen im Schrank. Diese Biester würden meine Klamotten nur über meine Leiche waschen. Ich nahm die Schatulle und ging zu dem geräumigen Himmelbett. Das war nun wirklich klicheehaft. Die dunklen Holzpfosten wurden von roten Organzavorhängen gesäumt, die allerdings geschlossen waren. An sich sah das Bett wirklich gemütlich aus aber ich durfte einfach nicht vergessen, wo ich hier war. Unter Vampiren. Mördern. Ich nahm die Schatulle, schlug die Bettdecke beiseite und schob die kleine Schachtel unter mein Kopfkissen. Morgen früh würde ich mir ein neues Versteck suchen müssen aber fürs Erste langte dieses. Außerdem brauchte ich dringend Zigaretten. Jetzt gab es ja niemanden mehr, der mich vom Rauchen abhalten konnte. Ich würde in absehbarer Zeit sterben also konnte ich meinen Körper auch vergiften. Wenigstens ein Laster sollte man vor seinem Tod noch auskosten und in meinem Fall würde es der Tabak sein. Mein letzter Gedanke, bevor ich tatsächlich einschlief, galt Ayumi, die hoffentlich jetzt an einem besseren Ort war und mir irgendwann verzeihen konnte, dass ich so nachlässig gewesen war. Kapitel 4: Delicious -------------------- Ein mechanisches Geräusch riss mich aus meinem traumlosen Schlaf. Mein Herz raste während ich mich nach dem Störenfried umsah. Schnell hatte ich diesen ausgemacht und seufzte tief. Elektrischen Rollläden. Ich hatte mir letzte Nacht keine Gedanken über das Fenster gemacht aber nun sah ich, dass diese vergittert waren. Wäre ja auch zu einfach gewesen. Selbst wenn es kein Gitter gegeben hätte, ich befand mich im zweiten Stock und würde nie im Leben heil unten ankommen. Ich rollte mich auf den Rücken und rieb mir die Stirn. So langsam würde ich wohl aufstehen müssen aber die Dunkelheit sugerierte meinem Organismus, dass es Zeit zum Schlafen war oder zumindest um weiterhin müde zu bleiben. Diese Umstellung würde mich einige Zeit kosten. Zeit. Ein kostbares Gut. Ich schlug die Decke beiseite, stand langsam auf und lief im Dunkeln durch den Raum. Ein großer Fehler. Ich konnte nur wenig erkennen und kannte den Raum noch nicht gut genug, weshalb ich mir direkt mehrere Zehen an einer Kommode neben der Tür anstieß. Fluchend stützte ich mich gegen die Tür und grummelte vor mich hin. Toller Morgen. Ich betätigte den Lichtschalter und begutachtete meinen geschundenen Fuß. Alles noch am rechten Fleck. Mein Weg führte mich zum Kleiderschrank, den ich sogleich öffnete und nachdenklich davor stehen blieb bis mir auffiel, was ich hier tat. So ein Schwachsinn. Heute hatte ich die Auswahl zwischen schwarz, schwarz und schwarz. Hm. Ich entschied mich für schwarz. Das T-Shirt in dem ich geschlafen hatte landete auf dem Bett ehe ich nach einer schwarzen Jeans und, wie sollte es auch anders sein, einem schwarzen Pullover griff. Socken fand ich in einer Schublade und natürlich waren sie auch schwarz. Doch wo waren meine Schuhe? Fragend sah ich mich um, legte die Sachen auf dem Sofa neben dem Kleiderschrank ab und begab mich auf die Suche. "Schuhe, Schuhe, Schuhe?!", lockte ich meine Boots und verzog das Gesicht. Super, jetzt wurde ich schon wahnsinnig und lockte meine Schuhe, als ob ich ein Leckerli für sie hätte. Ich wurde schließlich im Badezimmer fündig. Leider sah ich in den Spiegel und bekam einen Schock. Meine Haare waren mehr als nur explodiert. Was zur Hölle hatten die denn die Nacht über getrieben? Seufzend versuchte ich das Chaos mit einer Bürste zu retten...ohne Erfolg. Ich wandte mich zur Dusche, griff nach der Brause und wusch sie mir nochmal. Man gönnt sich ja sonst nichts. Mit einem Handtuch auf dem Kopf wollte ich zu meinen Sachen greifen, die nicht da waren. Irritiert sah ich mich um ehe meine Hand klatschend auf meiner Stirn landete. Wunderbar ich war heute wirklich zu nichts zu gebrauchen. Ich hatte die Sachen im Zimmer liegen gelassen weshalb ich nur in Shorts zurück ging und den Schock meines Lebens bekam. Ein kleiner erschrockener Schrei entwich meiner Kehle als ich Ruki mitten im Zimmer stehen sah. Er musterte mich verwirrt, bewegte sich aber keinen Zentimeter von der Stelle. "Was zur Hölle?! Schon mal was von anklopfen gehört? Verpiss dich! Ich bin gleich fertig.", motzt ich genervt und erntete nur ein amüsiertes Grinsen. Ruki hingegen hatte nicht vor, meinem Vorschlag nachzukommen und blieb wo er war. Ich warf die Hände in die Luft, schnappte mir mein ziviles Bestatteroutfit und verschwand im Bad. Mir war nicht verborgen geblieben wie der Vampir mich angesehen hatte. Was der Typ auch immer im Sinn hatte, er würde es nicht mit mir ausleben. Bei dem Gedanken schüttelte es mich weshalb ich sie lieber verdrängte und mich anzog. Ich fand einen kleinen Föhn und trocknete mir die Haare so gut es ging. Sie hingen nun glatt und noch etwas feucht an meinem Kopf herab. Das musste reichen. Schnell hatte ich meine Boots übergezogen und betrat wieder das Zimmer. Ruki hatte es sich nun auf dem Ledersofa gemütlich gemacht und rauchte sich gemächlich eine Zigarette. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und starrte seine Zigarette an. "Wenn du mich schon fast zu Tode erschreckst, entschuldige dich wenigstens mit einer Kippe." Ich unterstrich meine Aufforderung, in dem ich in die Richtung meines Wunschobjektes nickte. Er erhob sich, kam grinsend auf mich zu und blieb dicht vor mir stehen. Der Gute war tatsächlich minimal kleiner als und doch wirkte er nicht minder gefährlich. Seine hellen Augen funkelten als er ein Päckchen aus seiner Hosentasche zog und es mir unter die Nase hielt. "Rede nochmal so mit mir und wir haben ein Problem. Klar? Die kannst du behalten.", sprach er mit gefährlich ruhiger Stimme und warf mir das Päckchen entgegen. Ich hatte Mühe es nicht fallen zu lassen und schluckte. "Und jetzt beweg dich endlich. Ich habe besseres zu tun als auf unsere neue Diva zu warten." Ruki zog an seiner Zigarette, warf mir einen abschätzigen Blick zu und verließ das Zimmer. Ich ließ mich nicht zwei Mal bitten und huschte hinterher. Ich hatte das ungute Gefühl, dass wenn ich mir noch mehr Zeit ließ, er nachhelfen würde aber auf die unangenehme Art wie zum Beispiel Schuh im Hintern oder schlimmeres. Die Tür schloss ich hinter mir und folgte dem Brünetten zur Treppe, öffnete kurz die Kippenschachtel und murrte genervt. Das war doch wohl ein Witz. Da waren noch zwei Zigaretten plus Feuerzeug drin. "Du willst mich verarschen oder?", platzte es aus mir heraus während ich angepisst die Schachtel hoch hielt. Der Vampir blieb an der Treppe stehen und warf mir einen undefinierbaren Blick über die Schulter zu, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ ehe er bösartig lächelte. "Du hast mehr bekommen als du verlangt hast, also beschwer dich nicht. Wenn ich dich verarschen möchte, merkst du es schon und nun lauf endlich oder ich mach dir Beine. Meine Fresse." Seine Stimmung war von einer Sekunde auf die nächste gekippt und ich nahm tatsächlich die Beine in die Hand. Was ein komischer Zeitgenosse. Ich beschloss, dass ich mich mit dem Giftzwerg lieber nicht anlegen wollte und lief konzentriert die Treppe hinunter. Danach folgte ich dem Vampir wieder, der seine Zigarette nun einfach über das Geländer schnippte und ungerührt weiterlief. Interessant. Mister Stimmungsschwankung hielt wohl nichts von Ordnung und Sauberkeit. Als wir endlich ankamen, zeigte er mir meinen neuen Arbeitsbereich. Mir fiel alles aus dem Gesicht. Der Raum war super ausgestattet und ähnelte meinem Labor bei der Arbeit. Phoenix. Sie würden bestimmt schon längst gemerkt haben, dass ich verschwunden war. Ob sie nach mir suchten? Vermutlich nicht. Sie suchten nie nach verschwundenen Mitarbeitern. Ganz im Gegenteil. Diese wurden so schnell wie möglich ersetzt und damit war der Fall abgeschlossen. Ich spürte Rukis Hand im Rücken, der mich weiter in den Raum schob, um endlich die Tür schließen zu können. Nur kurz war ich unter der Berührung zusammen gezuckt ehe ich mir alles genauer ansah. Anscheinend hatte schon jemand vor mir hier gearbeitet. Einige Formeln standen an gläsernen Tafeln, die aber nicht vollendet waren. Konnten sie auch gar nicht, denn sie waren fehlerhaft. Ich korrigierte kurzerhand die Gleichung bis ich stockte. Von wem war diese Arbeit? Etwa von meinem Vorgänger? Ich erschauerte und sah mich fragend um. Nichts deutete auf einen zweiten Wissenschaftler hin, was wohl bedeutete, dass der Mensch schon lange tot war und vermutlich in einem nahegelegenen Wald vor sich hin rottete. Ein Seufzen überkam mich und zum ersten Mal, wusste ich nicht, was ich tun sollte. Ich kam mir so verloren vor weshalb ich mich auf den Bürostuhl setzte und einfach nur vor mich hinstarrte. Wieder bekam ich nicht mit, wie sich die Tür öffnete und jemand den Raum betrat. "Du wirst nicht fürs Träumen am Leben gelassen.", sprach eine mir bekannte Stimme und zum zweiten Mal, an diesem Tag, entwich mir ein Schrei. Ich hielt mir die Brust und drehte mich keuchend zu dem Übeltäter um. Es war nicht Ruki sondern Byou, der mich mit erhobener Braue musterte. "Könntest du dich vielleicht nicht so anschleichen? Gott verdammt! Haben diese Türen alle einen Geräuschefilter oder warum hört man euch nie? Ich sterbe bald noch vor Schreck!" Wieder konnte ich mich nicht zügeln. Ich hasste es erschreckt zu werden und bei diesen Kandidaten gehörte das wohl zur Standardausstattung. Allerdings lachte Byou nur und schüttelte den Kopf. "Mutig. Ruki hat mir schon berichtet, dass du auch ihm gegenüber ziemlich respektlos warst. Müssen wir das wirklich auf die harte Tour durchmachen, Jin? Wenn ja, dann fürchte ich, dass ich mich schon mal nach Ersatz umsehen muss." Der Vampir setzte sich auf eine der Arbeitsplatten und sah mich streng an. Vollkommen entnervt strich ich mir durch mein noch feuchtes Haar und schüttelte den Kopf. "Ich war nicht respektlos. Wenn ihr euch alle so anschleicht, müsst ihr damit rechnen, dass ich kurz austicke. Außerdem werde ich hier von dir festgehalten. Wer ist hier wohl respektlos?" War ich eigentlich von allen guten Geistern verlassen? Byou hatte mir eben gedroht und ich machte es nur noch schlimmer. Jedoch blieb die Strafe aus weshalb ich ihn irritiert ansah. "Touche.", war alles was er von sich gab ehe er sich abstieß und zu der gläsernen Tafel ging. "Du hast sie korrigiert. Interessant. Dann bist du ja doch nicht so unnütz gewesen, wie ich vermutet hatte." Sofort gab ich etwas von mir, was wohl einem Knurren gleichen sollte aber mehr wie sterbendes Auto klang und schmollte. Ja ich schmollte. Ich war nicht Unnütz und wenn er was von mir wollte, sollte Byou sich langsam Respekt angewöhnen. "Tz.", war alles was ich dazu zu sagen hatte. Somit hatte ich seine Aufmerksamkeit erneut gewonnen und eine Sekunde später stand er schon vor mir und starrte mich an. "Übertreib es nicht Jin. Meine Geduld kennt Grenzen. Das was du da korrigiert hast, ist eine mögliche Formel für das Mittel, das wir von dir verlangen. Setz dich dran und misch ein paar Pülverchen zusammen." Byou fuchtelte mit der rechten Hand in der Luft herum während er den Blick durch den Raum gleiten ließ. Das war doch wirklich nicht zu fassen. Der Typ hatte wirklich keine Ahnung von sowas und so jemandem musste ich auch noch helfen. Ich erhob mich und lächelte falsch. "Aber natürlich großer Meister. Allerdings lässt es sich mit leerem Magen nicht so gut denken. Wäret ihr wohl so freundlich mir eine Mahlzeit bringen zu lassen?" Hiermit begrüße ich meinen Sarkasmus und einen Vampir, der wirklich keinerlei Humor hat denn seine Hand schoss nach vorne und umklammerte erneut meinen Hals. Jedoch drückte er dieses Mal nicht so fest zu, dass ich fast ohnmächtig wurde. Seine Augen leuchteten unnatürlich blau und mich beschlich der Gedanke, dass ich ihn verärgert hatte. "Essen? Eine wundervolle Idee Jin!", zischte er, zog mich am Hals zu sich ehe er seine Hand löste um meine Arme hinter meinem Rücken festzuhalten. Der Schock stand mir ins Gesicht geschrieben als ich seinen Atem auf meiner Haut spürte. Eine Gänsehaut zog sich schon fast schmerzhaft über meinen Körper und ich hatte so eine Ahnung, was er nun vorhatte. Als Byou meine Haare beiseite schob und tief meinen Duft einsog, spürte ich eine leichte Vibration, die von ihm ausging. Er schien leise zu lachen. Unschöne Sache. Ich war also nun vogelfrei. Das Mittel war aus meinem Kreislauf raus und nun stellte mein Blut keine Gefahr mehr dar. Ich konnte nicht zu Ende denken. Der Schmerz war allgegenwärtig, auch wenn er schnell vorüber war. Ich sackte etwas zusammen und musste mich tatsächlich gegen den Vampir lehnen, der nun genüsslich seufzend mein Blut trank. Mein Körper begann zu kribbeln während mein Hirn durch Watte ersetzt wurde. Wieder bekam ich eine Gänsehaut ehe ein warmes Gefühl folgte und mich kurz seufzen ließ. Ich war zu keinem klaren Gedanken fähig bis er sich von mir löste, nochmal über den Biss leckte und mich dann schmunzelnd ansah. Sein Abschlecken brannte für einen Moment, was mir doch ein wenig Klarheit zurück brachte. Ich blinzelte und sah dem Vampir in die Augen. "Hm. Das scheint dir ja gefallen zu haben?", säuselte er amüsiert worauf ich mich von ihm löste und wankend auf meinem Stuhl zum Sitzen kam. Wow, mir war schwindelig. Hallo? Konnte mal bitte Jemand das Karussell anhalten? Ich wollte dringend aussteigen. Für einen Moment schloss ich die Augen und atmete tief durch. "Ganz...sicher...nicht.", erwiderte ich stockend und fasste mir an den Hals. Die Haut war glatt wie ein Babypopo. Es kam mir so vor, als ob nichts passiert wäre aber an Byous zufriedenem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass das was eben passiert war, der Realität entsprach. "Natürlich. Mach dir keine Gedanken, ich bin kein Arschloch und lasse dich hier verbluten. Nun lasse ich dir etwas zu essen bringen. Du scheinst es zu brauchen." Sein Lachen drang mir durch Mark und Bein während ich mich einfach nur in die Arbeitsplatte krallte und vor mich hinstarrte. Ich hatte das Gefühl gleich ohnmächtig zu werden. Würde das jetzt andauernd so sein? Jeder der wollte, kam vorbei und genehmigte sich einen kleinen Snack? So würde ich mit dem Mittel nie fertig werden. Gerade war ich schon froh, dass mein Körper von selbst atmete und ich einfach nur hier sitzen konnte. Ich bekam nicht einmal mit, wie Byou das Labor verlassen hatte. Verflucht. Das war definitiv keine gute Ausgangslage. Langsam lehnte ich mich zurück und lauschte meinem schnellen Herzschlag. Ich hatte die Vermutung, dass er irgendwie zu viel von mir getrunken hatte aber da ich noch lebte, war es wohl nicht genug gewesen um mich zu töten. Außerdem hatte er erwähnt, dass er mich nicht verbluten ließ. Anscheinend ließen sich die Selbstheilungskräfte auf andere übertragen denn der Biss war verschwunden. Vielleicht könnte ich doch nebenbei an meiner eigentlichen Forschung weiter arbeiten. Ja, das würde ich tun sobald ich in der Lage war wenigstens einen Stift halten zu können. Essen würde sich auch schon interessant gestalten. Wenn man vom Teufel sprach, da kam auch schon einer von ihnen wieder und brachte mir ein Tablett mit Essen. Ich erkannte Ruki, der mich nun schadenfroh betrachtete. "Na? Quittung kassiert? Schade, dass Byou ein bisschen übertrieben hat. Jetzt wo wir dürfen, hätte ich mich auch gerne für vorhin revangiert." Sein Zeigefinger glitt über die Stelle, wo auch Byou mich gebissen hatte und ließ mich leicht zucken. "Ja, wirklich schade.", hauchte ich angestrengt und sah zum Tablett. "Naja morgen ist auch noch eine Nacht. Du solltest vor allem das Zeug da trinken. Es hilft deinem Kreislauf sich zu regenerieren. Du musst ja morgen wieder fit sein." Mit diesen Worten lies er mich allein. Allerdings hatte er seine Drohung hier gelassen. Ich hatte die Befürchtung, dass er der nächste sein würde, der sich an mir labte. Seufzend drehte ich mich langsam zum Tablett und griff zu dem hohen Glas, dessen Inhalt eine pinke Farbe hatte . Was das wohl war? Vielleicht würde ich es mal untersuchen. Da ich aber davon ausging, dass sie mich nicht unter Drogen setzten, konnte es nichts schlimmes sein. Ich hatte alle Mühe das Glas an meine Lippen zu führen und das Getränk meine trockene Kehle hinunter zu kippen. Doch nach einer kleinen Ewigkeit schaffte ich es und trank das Glas in gierigen Zügen aus. Es hinterließ einen komischen metallischen Nachgeschmack aber es löschte meinen Durst fürs Erste. Erstaunlicherweise fühlte ich mich schon ein wenig besser weshalb ich das Glas in meiner Hand irritiert ansah und dann beiseite stellte. Was war das für Zeug? Leider hatte ich alles ausgetrunken und die Reste reichten nicht für eine ausführliche Analyse. Ich schob mein Vorhaben beiseite denn die Gelegenheit würde sich bestimmt nochmal anbieten. Da war ich mir sicher. Jetzt kümmerte ich mich erst mal darum mein Essen zu vernichten und würde mich dann an die Formel setzen. Eine Erfahrung mit den scharfen Eckzähnen eines Vampirs sollte mir fürs erste genügen. Ich war nicht scharf auf eine Wiederholung. Byou's POV Byou ließ sich im großen Wohnbereich auf seinem Sofa nieder und ließ sich Jins Blut nochmal auf der Zunge zergehen. Fast hätte er sich vergessen und den kleinen Menschen getötet. Nachdenklich kramte er nach seinen Zigaretten und zündete sich eine an während er über die Wirkung seines Blutes nachdachte. Es schmeckte. Ja, Blut schmeckte immer aber seines war eine absolute Wohltat. Wie das wohl kam? Bei manchen Menschen war das so aber leider blieben sie nie lange genug am Leben damit mehrere von ihnen kosten konnten. Es war wirklich ein Wunder, dass er sich zurück halten konnte. Leicht genervt zog er an seiner Kippe bevor eine Bewegung seine Aufmerksamkeit erregte. Manabu. Super, den brauchte er gerade wie eine Warze am Arsch. Der Brünette kam auf ihn zu geschlendert und schmiss sich zu ihm aufs Sofa wobei er sich auf Byous angewinkeltes Bein stützte. "Mies drauf?", säuselte er und betrachtete den Anderen. Byou verzog das Gesicht und sah an die Decke. Er hatte keine Lust auf eine Konversation mit dem Jüngeren. "So schweigsam? Was beschäftigt dich denn? Hm? Ist es etwa dieses kleine Menschlein? Wobei...warte...hast du etwa von ihm genascht?", hakte der Jüngere nach und Byou warf ihm nur einen kurzen Blick zu ehe er wieder die Decke fixierte. Manabu hingegen begann zu schmollen. "Och wie gemein. Ich wollte doch zuerst." Sofort richtete sich Byous Aufmerksamkeit wieder auf den Brünetten. "Lass die Finger von ihm. Kapiert?", zischte er nur drohend. Manabu erhob sich etwas und musterte den Älteren intensiv. "Warum sollte ich? Ich will auch ein Stück vom Kuchen. Schmeckt er so gut, wie er riecht?" Byou musterte den Anderen ehe er leise seufzte. "Besser und das ist der Grund weshalb du deine Fänge da lässt, wo sie sind. Ich hätte ihn vorhin beinahe getötet. Ich brauche ihn und deshalb wird keiner von euch, von ihm trinken. Habe ich mich da klar ausgedrückt Manabu?" Seine Stimme ließ keinen Widerspruch zu und doch schmollte der Jüngere. "Wie unfair. Du darfst von ihm kosten und verbietest es uns. Sag doch einfach, dass du den Fleischklops für dich haben willst und markier hier nicht den Boss.", grummelte der Brünette und fand sich kurzerhand in einer liegenden Position wieder mit Byou über sich, der ihn unsanft ins Polster drückte. "Hör mal zu, solange Hakuei weg ist, bin ich der Boss. Kapiert? Also halt endlich deine Klappe und tu was ich sage. Außerdem war das vorhin ein Unfall. Er hat mich gereizt und ich war hungrig.", wehrte er die Worte des Anderen ab und löste sich wieder von diesem. "Ja, ja, ja. Ist ja gut. Verstanden.", maulte Manabu und stand auf um aus Byous Reichweite zu kommen. Der Vampir hatte heute ja wirklich richtig miese Laune. Der Brünette ging ihm immer auf die Nerven, wenn er gerade überhaupt nicht in Stimmung war, als ob dieser ein Radar für schlechte Schwingungen hatte. Seufzend drückte er die Zigarette im Aschenbecher aus, die er kaum geraucht hatte bevor er sich wieder sinken ließ und einen Arm über seine Augen legte. Als er eine sachte Berührung am Oberschenkel ausmachte, die sich langsam nach oben arbeitete und kurz davor war, sich an seiner Hose zu schaffen zu machen, packte er blitzschnell das schlanke Handgelenk und murrte. "Was soll das jetzt?", murmelte er genervt und spähte unter seinem Arm hervor um Manabu zu betrachten. Dieser hing wieder über ihm und war bemüht unschuldig zu wirken. Pah. Unschuldig war Manabu schon lange nicht mehr. "Och Byou. Hab dich nicht so. Dann wirst du vielleicht wieder genießbar. Wann hatten wir das letzte Mal Spaß hm?", schnurrte der Brünette und leckte sich leicht über die Lippen. Er selbst seufzte nur leise und schleuderte den Arm des Anderen weg. "Kein Interesse. Biete dich jemand anderem an. Das letzte Mal ist lange genug her und ich habe nicht vor, das in nächster Zeit zu ändern. Also husch husch. Besteig irgendwen aber nicht mich." Er vernahm ein beleidigtes Geräusch und dann war er auch endlich allein. Als Manabu die Tür hinter sich zuknallte, zuckte er zwar kurz zusammen, entspannte sich aber schnell wieder. Der Typ war echt eine Hausnummer. Als die aber wieder Tür aufging, wappnete er sich schon für einen erneuten Überfall oder hysterisches Gezicke aber das blieb aus. Der Duft, der zu ihm herüber wehte, sagte ihm wer sich da eben zu ihm ins Wohnzimmer gesellt hatte. Er hörte wie Gläser klirrten und eine Flüssigkeit gluckernd in diese gefüllt wurde. Kurz darauf wurden die Gläser auf dem Glastisch neben ihm abgestellt und das Polster des Sessels ächzte leicht unter dem Gewicht des anderen Vampirs. Erst jetzt nahm Byou den Arm von seinem Gesicht und blickte zu Reita, der sein Glas zur Hand nahm und sich einen Schluck der bernsteinfarbenen Flüssigkeit genehmigte. Nun sah dieser auch zu ihm und nickte in Richtung des zweiten Glases auf dem Tisch. Langsam richtete sich Byou auf, griff zu dem kurzen Glas und trank einen Schluck der weichen Flüssigkeit. Das war kein Vergleich zu dem, was noch kurz zuvor seine Kehle benetzt hatte aber es half den Geschmack aus seinem Mund zu vertreiben, der ihn fast wahnsinnig machte. "Manabu flippt gerade aus. Nur zur Information.", gab der Blonde knapp von sich und nippte wieder an seinem Whiskey. "Ich weiß." "Ich nehme an, es hat etwas mit unserem Gast zu tun?" Reita war wirklich kein Freund vieler Worte aber innerlich bekam er alles mit, was in diesem Haus so vor sich ging. Byou nickte leicht und seufzte tief. "Unter anderem. Ihm hat vermutlich der Korb nicht geschmeckt, den ich ihm an den Kopf geknallt habe." Reita nickte nur verstehend ehe er den Anderen aus dunklen Augen musterte. "Du hast von ihm getrunken." Das war keine Frage sondern eine Feststellung, die den Dunkelblonden murren ließ. Das machte ja wirklich die Runde aber vermutlich hatten seine Mitbewohner einfach nur den Geruch des Blutes wahrgenommen. Jin war momentan ihr einziger menschlicher Gast was die Auswahl an Möglichkeiten stark einschränkte. "Offensichtlich.", gab er knapp zurück und blickte über den Rand seines Glases zu Reita, der ihn nun schon fast neugierig betrachtete. Es erstaunte ihn, dass der Blonde tatsächlich ein so offensichtliches Interesse daran hatte und auch ausdrückte. Eine unausgesprochene Frage lag im Raum und ließ ihm keine Wahl, außer zu antworten. "Ich habe ihn fast umgebracht. Beantwortet das deine Frage?" Byou schloss für einen Moment die Augen und wurde in die Szene zurück katapultiert als er den warmen menschlichen Körper an seinem spürte und dieses wundervolle Blut seine Kehle hinab rann, während das Herz des Menschen immer schneller schlug. Sofort erwachte sein Hunger aufs neue weshalb er schnell die Augen öffnete und das Glas leerte. "Es wird schwer sein Ruki davon abzuhalten, auch von ihm zu trinken. Er hat es sich in den Kopf gesetzt. Immerhin hat der kleine Mensch sein Ego angekratzt und du weißt wie er in solchen Fällen ist.", informierte ihn der Andere, was seine Aufmerksamkeit erregte. "Wenn du es nicht schaffst, dann niemand. Allerdings wäre es für beide gesünder, wenn er es bleiben ließe." Reite nickte. "Ich rede mit ihm aber mach dir keine allzu großen Hoffnungen. Wenn es um Blut geht, bin ich nur halb so wichtig wie sonst." Byou rieb sich über die Stirn und nickte. Er wusste wie bösartig Ruki werden konnte und das selbst Reita in dem Fall nicht viel ausrichten konnte. Allerdings war dieser Mensch zu wichtig, als das er zulassen konnte, dass auch nur ein weiterer von ihm trank, sich selbst eingeschlossen. "Du wirst das schon schaffen." Reita lachte leise. "Danke für dein Vertrauen aber ich bin mir nicht mal sicher, ob ich der Blutbank auf zwei Beinen widerstehen kann. Ich rieche sein Blut an dir und allein das lässt mich schon fast schwach werden." Byou sah auf und fixierte seinen Freund. Wenn dieser schon fast schwach wurde, wie sollte er dann dessen Geliebten und alle anderen von Jin fernhalten. Verdammt. Er hätte sich am liebsten für seine Nachlässigkeit geschlagen. Der Blonde war sonst nicht so leicht zu verführen. Selbst wenn er schon seit Tagen hungerte und ein blutendes Kind vor ihm lag, würde er niemals ein Finger an dieses legen. So viel Selbstbeherrschung war einfach nur erstaunlich. "Du solltest ihn vielleicht unter deine Fittiche nehmen, ihn schützen damit keiner auf dumme Ideen kommt. Du weißt schon was ich meine." Nun sahen sie sich in die Augen und Byou schnaubte verächtlich. Dieser Vorschlag war inakzeptabel. Er würde Jin doch nicht bei sich halten nur damit die anderen nicht an ihn herankamen. Das war lächerlich. Dadurch war der Mensch auch nicht sicherer, da er selbst schon von ihm gekostet hatte und nur noch an dessen Geschmack denken konnte. Nein. Das war definitiv keine Lösung. Er schüttelte den Kopf. "Bei mir? Dann kann ich ihn auch gleich zu euch stecken." Er bemerkte Reitas Schmunzeln und knurrte leise. Das war definitiv nicht witzig. Er würde sich niemals zurück halten können wenn der Mensch mit diesem wundervollen Duft die ganze Zeit vor seiner Nase rumtanzen würde. Natürlich würden sie nie lange aufeinander hocken aber das bisschen reichte schon aus. Seine Selbstbeherrschung glich einem instabilen Kartenhaus und Jin war der Orkan, der es mit Leichtigkeit zum Einsturz brachte. Nein, er wollte nicht Schuld daran sein, dass der Doktor noch durch seine Hand starb. "Ich würde sagen, du hast keine Wahl Byou. Entweder das oder morgen früh stirbt der Kleine. Ruki weiß, dass du bei ihm warst und hat ihn deshalb nicht angerührt." "Dann bringe ich ihn halt morgen zum Labor anstelle von Ruki." "Das bringt doch auch nichts. Dann schnappt er sich den Kleinen halt zu einem anderen Zeitpunkt. Ich kann ihn schlecht ans Bett fesseln." Reita unterdrückte ein Lachen und grinste nur als er in die hoffnungsvollen Augen des Anderen sah. "Vergiss es. Das klappt nicht. Du musst diesen Doktor schützen. Vielleicht härtet dich das Zusammensein mit ihm ja ab." Byou lachte. Es war kein heiterer, sondern eher ein verzweifelter Ausdruck seiner Situation. "Ist ja gut. Dir scheint ja sehr viel daran zu liegen, dass ich bei diesem Insekt bin. Wenn's nicht anders geht, dann erbarme ich mich und passe auf diese Kröte auf.", murrte der Dunkelblonde, griff zu seinem Glas und hielt es Reita wortlos hin. Das schrie nach mehr Alkohol um seine Nerven zu beruhigen, auch wenn dieser sonst keine Auswirkungen auf ihn hatte. Besser war es wohl ansonsten würde er Jin definitiv nicht standhalten. Kapitel 5: The [unwanted] Removal --------------------------------- Die Stunden vergingen, in denen ich an der Formel arbeitete, und auch schon die ersten Stoffe synthetisierte. Das Essen und vor allem das Getränk, hatten mir wirklich geholfen. Kurz nach Byous Attacke hatte ich mich wie ein Häufchen Elend gefühlt. Für einen Moment hatte ich sogar geglaubt, tatsächlich sterben zu müssen aber dem schien nicht so zu sein. Falls dieser Fall erneut eintreffen sollte, nahm ich mir vor, nicht alles auszutrinken und die Flüssigkeit zu analysieren. Moment! Was dachte ich da eigentlich? Mein innerer Wissenschaftler schien wohl mit mir durchzugehen. Ich war nicht scharf auf eine erneute Konfrontation, egal wer an mir nuckeln wollte. So starrte ich also auf die diversen gläsernen Kolben und deren Inhalt ehe ich mich suchend nach einer Uhr umsah. Ich konnte beim besten Willen keine entdecken. War das eine neue Methode um den Gefangenen zur Arbeit zu zwingen? Frei nach dem Motto, wenn die blöde Laborratte schon nicht weiß, wie spät es ist, kann sie gar nicht müde werden? Ich strich mir dümmlich grinsend durch die Haare und verwarf den Gedanken. Gut, ich hatte also keine Ahnung wie spät es war, aber spätestens wenn die Nacht sich dem Ende neigte, würde schon irgendwer vorbeischneien. Gelangweilt drehte ich mich auf meinem Stuhl bis mir die Zigaretten einfielen, die Ruki mir gnädiger Weise überlassen hatte. Dummes Arschloch. Trotzdem huschte ein kalter Schauer über meinen Rücken, als ich mich an seine Drohung erinnerte. Zerknirscht betrachtete ich die Schachtel, zuckte mit den Schultern und steckte mir den Glimmstängel an. Ein entspanntes Seufzen verließ meine Kehle, gefolgt vom blauen Dunst und für einen Moment musste ich die Augen schließen. Ich hatte einen Nikotin-Flash der mein Hirn kurzfristig in eine matschige Masse verwandelte, bevor es wieder seinen ursprünglichen Zustand annahm. Diese Zigarette war das Beste, bis auf dieses Getränk, das ich seit langem zu mir genommen hatte. Ein Klicken drang an mein Ohr und als ich erkannte, wer das Labor betrat, versteifte sich mein ganzer Körper. Byou. Wollte er nun eine zweite Runde einläuten? Okay ich musste cool bleiben. Ich wollte mir nicht anmerken lassen, dass ich mir gerade vor Angst fast in die Hosen machte. Dieser Typ hätte mich vorhin locker töten können und vermutlich war es auch fast dazu gekommen. Zumindest vermutete ich das weil es mir wirklich mies gegangen war. Nun war es an der Zeit mal nicht das ängstliche Opfer zu spielen, weshalb ich bemüht war locker auf meinem Stuhl zu sitzen und betont unbeeindruckt meine Zigarette zu rauchen, während der Dunkelblonde mit den Händen in den Hosentaschen auf mich zu kam. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und doch hatte ich das Gefühl, dass ich mich ganz gut schlug. Jedoch kam mir Byou nicht zu nahe. Er hielt wohl einen Sicherheitsabstand, von gut zwei Metern, ein und sah zwischen mir und dem Aufbau hin und her. Ganz geschäftig wandte ich mich wieder dem gläsernen Konstrukt zu. Es gab rein gar nichts zu sehen. Die Lösungen waren noch nicht fertig und ganz ehrlich - es ist definitiv nicht spannend Mischungen beim Kochen zu zusehen. Jedoch wurde die Stille langsam unerträglich. Was wollte der Vampir hier, wenn er doch nicht sprach? Mich beaufsichtigen? Ich sah ihn aus dem Augenwinkel an bis er seinen Blick wieder auf mich lenkte. "Es gibt eine kleine Planänderung." "Hmm?", war meine kurze Antwort während ich noch immer äußerst beschäftigt so tat, als ob ich das Konstrukt vor mir, beaufsichtigen müsste. Dem war natürlich nicht so. Immerhin war Byou nicht blöd. Er hatte gesehen wie ich total high auf meinem Stuhl saß, als er reingekommen war. Da war mir der Kochvorgang auch egal gewesen. Dennoch wollte ich ihn einfach nicht ansehen. Es war schon schlimm genug, dass er hier war und wenn es nicht sein musste, würde ich nur das nötigste mit ihm besprechen. "Du ziehst um." Nun hatte er meine volle Aufmerksamkeit. So ein Mistkerl. Ich zog an meiner Zigarette und hob fragend eine Braue. "Wohin? In den Keller? Das kannst du dir abschminken, da..." Er unterbrach mich mit einer Handbewegung und verzog das Gesicht. Der Grund seines Besuchs schien ihn genauso zu stören, wie mich. Jetzt war ich ernsthaft interessiert, was Mister Obervampir so tangierte. "Zu mir.", erklärte er knapp und mir fiel alles aus dem Gesicht. Meine Kinnlade rauschte klappernd zu Boden während ich ihn einfach nur entgeistert anstarrte. Nach gefühlten 100 Jahren hatte ich mich wieder gefasst und begann zu lachen. "Ja, ist klar. Soll ich jetzt deine persönliche Bluthure werden oder was? Vergiss es! Nur über meine Leiche!" Ich schüttelte vehement den Kopf, erhob mich um meine verrauchte Kippe unter fließend Wasser zu halten und dann wegzuwerfen. Byou seufzte nur schwerfällig, rührte sich aber zum Glück nicht von der Stelle. "Das mit der Leiche lässt sich einrichten. Spätestens morgen früh, wenn Ruki dich abholt. Glaub mir, ich halte auch nichts von der Sache aber leider brauche ich dich und du bist nur bei mir sicher." Er hatte den Satz noch nicht mal beendet, da begann ich erneut schallend zu lachen. "Ich bin bei dir sicher? Willst du mich verarschen? Was war das denn vorhin, hm?" Ich deutete auf meinen Hals, an dem natürlich nichts mehr zu sehen war, aber wir wussten beide worauf ich hinaus wollte. Sein Blick glitt zu meinem Hals und für einen Moment schienen sie sich daran festzusaugen ehe er zur Seite sah und tief seufzte. "Glaub mir einfach. Du bist bei mir sicher und außerdem hast du so oder so keine Wahl. Ob es dir passt oder nicht. In zwei Stunden hole ich dich ab. Sei bis dahin fertig.", wies er mich an und verschwand dann so schnell, wie er gekommen war. Verwirrt sah ich ihm nach während sich mein Mund immer wieder öffnete und schloss, unfähig etwas zu sagen. Was sollte der Mist denn nun? Ich würde doch niemals ein Auge zumachen können, wenn ich mit dem Vampir im selben Raum schlief. Außerdem beschäftigte mich wirklich der Grund dieses Umzuges. Ich stockte. Ruki. Wollte der Typ mich echt umbringen? Er hatte doch nur ein wenig Blutverlust angekündigt. Langsam verstand ich gar nichts mehr und ließ mich wieder auf dem Stuhl nieder. Das konnte ja heiter werden. Knapp zwei Stunden später hatte ich die Experimente soweit abgeschlossen, sodass ich morgen weiter machen konnte als ich erneut die Tür hörte. Byou stand im Türrahmen und sah mich auffordernd an. Er wirkte genervt. Nein eher angepisst. Ihm schien diese Situation ebenfalls nicht zu schmecken. Umso besser. Dann hielt er sich vielleicht von mir fern und wir konnten koexistieren. Ich schlüpfte aus meinem Kittel, den ich an einem Garderobenständer gefunden hatte, legte ihn über den Stuhl und lief langsam auf ihn zu. Netterweise wartete der Vampir neben der Tür. Vermutlich hatte er mal wieder in meinen Gedanken gestöbert und bemerkt, dass ich nach seiner Aktion nicht gerne in seiner Nähe war. Wir schwiegen den ganzen Weg über, was mir ganz recht war. Jedoch war es schon merkwürdig, dass ich nie einen der anderen Vampire zu Gesicht bekam. Zumindest bis auf Ruki und diesen Ma...Maya? Muna? Ma-Dings-Da. Dieser komische Kauz, der mich sofort angemacht hatte, nachdem ich hier zu mir gekommen war. Es schüttelte mich, als mir auffiel, dass wir die Treppe nach oben stiegen. Hatte Byou etwa auch sein Zimmer in diesem Stockwerk? Die Frage war wohl mehr als unnötig denn unser Weg führte uns in die entgegengesetzte Richtung, in der mein Zimmer lag. Wortlos steuerte der Vampir eine Tür an, öffnete sie und betrat den Raum dahinter, nachdem er das Licht angestellt hatte. Ich folgte ihm einfach und schloss die Tür hinter mir. Der Raum war viel größer als meiner. Gut, ich war ja auch nur ein temporärer Gast. Byou lebte hier. Ich musste schmunzeln, als ich bemerkte, dass der Gute es wohl nicht so mit der Ordnung hatte, denn überall lagen Klamotten herum, die er nebenbei einsammelte und auf einen Sessel warf. "Fühl dich wie zu Hause.", murrte er leise und schälte sich aus seinen Klamotten, die ebenfalls auf dem Sessel Platz fanden. Verwirrt blinzelnd stand ich nun mitten im Raum und wusste nicht wohin. Außerdem waren meine ganzen Sachen noch in meinem Zimmer und ich würde mich wohl kaum halbnackt hier hinlegen. Apropos. "Wo soll ich denn schlafen?" "Du stehst fast davor, es sei denn du möchtest dich zu mir legen." Ja, da war er wieder. Ich rümpfte die Nase und sah mir die geräumige Wohnlandschaft an. "Ich wiederhole mich nur ungern aber...nur über meine Leiche!", lächelte ich zuckersüß und ließ mich dann auf einem Teil des Sofas nieder. Gemütlich schien sie zu sein. "Bettzeug?", warf ich fragend ein und schluckte schwer als ich bemerkte, dass Byou eigentlich nichts mehr, bis auf seine Unterwäsche, trug. Peinlich berührt betrachtete ich meine Schuhe und wartete auf eine Antwort. "Im Schrank. Bedien dich einfach." Dann war er auch schon hinter einer Tür verschwunden. Als ich ein Rauschen hörte, wurde mir klar, dass der Vampir anscheinend duschen gegangen war. Grummelnd erhob ich mich und schlurfte zu seinem riesigen Kleiderschrank. "Vielen Dank. So ein netter Gastgeber.", murmelte ich vor mich hin während ich das Bettzeug suchte und endlich fündig wurde. Ich bereitete mir also mein Nachtlager und überlegte ob ich meine Sachen einfach anbehalten sollte. Nein. Das war absolut eklig. Ich war heute die ganze Zeit damit im Labor gewesen und morgen würde ich auch wieder dort sein. So wie jeden weiteren Tag. Ich seufzte tief und schlüpfte aus meinen Sachen. Die Klamotten legte ich einfach auf den Couchtisch wo sie in guter Gesellschaft von diversen Zeitschriften und Kleinkram waren ehe ich unter die Decke schlüpfte und sie mir bis unters Kinn zog. Ich fühlte mich definitiv zu nackt. Byou hatte sich vorhin schon an mir vergriffen, was würde ihn nun davon abhalten? Die Bettdecke wohl kaum. Ich sah wie sich die Tür öffnete und Byou mit feuchten Haaren heraustrat. Ich war bemüht zu ignorieren, dass er nur ein Handtuch trug und sah wieder zur Seite. Was war denn nur los? Warum machte mich der Vampir so nervös? Hah. Da hatten wir ja auch schon die Antwort. Ich lag hier im Zimmer eines Vampirs und das auch noch halbnackt. Da durfte man wohl etwas nervös werden. Ja das war es. Ganz sicher. Als es raschelte suchte mein Blick wieder den Vampir, der nun im Bett saß und sich nochmal mit einem Handtuch durch die Haare strich während er auf seinem Handy herum tippte. Handy. Ich hob eine Braue und richtete mich etwas auf. "Ist das mein Handy?" Byou sah mich ausdruckslos an und nickte. "Jup." Dann zerdrückte er das Smartphone mit einer Hand, wodurch erneut meine Gesichtszüge entgleisten. Da waren Erinnerungen drauf gewesen. Weg. Sie waren dahin. "Jetzt war es dein Handy.", warf er trocken ein und ließ die Überreste auf seinen Nachttisch rieseln. "Was du nicht sagst. Du spinnst doch total! Du hättest wenigstens meine Speicherkarte entfernen können! Da sind unbezahlbare Erinnerungen drauf gewesen!", fauchte ich schockiert und fuchtelte erneut dramatisch mit den Händen in der Luft herum. Byou starrte mich an und zuerst dachte ich, dass sich tatsächlich mal so etwas wie ein schlechtes Gewissen bei ihm eingestellt hatte, aber da wurde ich enttäuscht. Sein Gesicht wirkte angestrengt, die Lippen zu einem schmalen Strich gepresst während seine Hände sich in seine Decke krallten. Erneut leuchteten seine Augen unnatürlich blau und ich bekam eine Gänsehaut. Es war kühl und als ich an mir runter sah, wusste ich auch warum. Ich saß aufrecht in meinem provisorischen Bett. Mit entblößtem Oberkörper. Wie ein Häppchen auf einem Präsentierteller. Verfluchte Scheiße! Sofort griff ich zur Decke und bedeckte notdürftig meine Brust, was aber nicht viel half. Er schien abzuwägen, was er tun wollte aber eben nicht sollte. "Vergiss es! Komm mir ja nicht zu nahe verdammter Blutsauger! Ich weiß zwar nicht, was ich tun werde wenn doch, aber ich sage dir, es wird weh tun!" Wow was für eine Drohung. Fehlten nur noch die Wattebällchen mit denen ich Byou abhalten wollte, sich erneut an mir zu vergreifen. Die würden ihn sicher aufhalten. Vielleicht war er ja allergisch. Gott. Ich musste schlafen. Mein Hirn fabrizierte nur noch dummes Zeug weshalb ich mich hinlegte, auf die Seite rollte und die Decke wieder hoch zog, damit alles bedeckt war. Byou sagte einfach gar nichts und vermutlich war das auch besser so. Ich zuckte zusammen als das Licht plötzlich ausging und alles in Dunkelheit hüllte. Mit geweiteten Augen starrte ich die Lehne des Sofas an und lauschte. Jedoch hörte ich rein gar nichts, was mich doch etwas beruhigte. Er würde sich mit Sicherheit zurück halten. Ich musste mich immerhin erst mal erholen und auch wenn es mir gut ging, musste mein Körper das verlorene Blut ersetzen. Deshalb setzte auch langsam eine bleierne Müdigkeit ein, die sich schwer auf meine Glieder legte und mir schließlich die Augen zufielen. Schlafen. Ja, schlafen war wirklich eine gute Idee. Kapitel 6: Friend or Foe? ------------------------- Hastig renne ich durch die dunklen Straßen. Meine Lunge brennt vor lauter Anstrengung aber wenn ich stehen bleibe, werden sie mich einholen. Ich kann sie spüren. Sie sind nicht mehr weit. Ich renne weiter, vorbei an Müllcontainern und Hintereingängen. Nirgends brennt Licht. Die Gegend ist absolut verlassen. Niemand bemerkt mich. Niemand hört das Poltern meiner Stiefel, auf dem feuchten Asphalt. Doch dann stolpere ich. Wo war ich nur hängen geblieben? Es spielt keine Rolle denn das Straucheln verstärkte sich, bis ich schließlich zu Boden falle. Schwer keuchend verlangt meine Lunge nach mehr Sauerstoff, um meinen Körper versorgen zu können. Jetzt wo ich auf meinen Knien sitze, spüre ich wie sich meine Muskeln schmerzvoll verkrampfen. Ich vernehme Schritte und mein Herz setzt für einen Moment aus. Sie sind da. Ich sollte mich aufrappeln und weiter laufen aber mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Mein Körper ist wie paralysiert vor Schmerz und Angst, bis ich eine Hand auf meiner Schulter spüre. Glühende Augen sehen mich gierig an. Dann noch ein Paar und ein weiteres. Ich schlucke trocken. Ich will schreien aber kein Laut verlässt meine Kehle. Ausgeliefert. Nahrung. Mehr bin ich nicht. Schmerz. Grauenvoller Schmerz durchzuckt mein linkes Handgelenk bevor auch mein rechter Arm angehoben wird und sich scharfe Fänge darin vergraben. Ein stummer Schrei löst sich aus meiner Kehle bis mein Kopf zur Seite gebogen wird und der letzte Vampir zubeißt. Ich spüre wie das Leben mich verlässt. Das geräuschvolle Schmatzen bereitet mir Übelkeit bis ich jemanden vor mir ausmache. Byou. PLötzlich verebbte der Schmerz. Sie waren weg, doch die Wunden blieben und bluten stark. Mein weißes Hemd verfärbt sich rot. Schwach hebe ich meinen rechten Arm, strecke ihm diesen hilfesuchend entgegen. "Hilf mir...", höre ich mich flehen aber seine blauen Augen starren mich nur an. Langsam geht er vor mir in die Knie und legt eine Hand an meine Wange. Seine Haut ist so kalt. Ich habe das Gefühl von ihr durchdrungen zu werden. "Bitte...es tut so weh..." Er betrachtet mich nur ehe er verstehend nickt. "Ich helfe dir." Seine Worte sind genauso kalt, wie seine Haut und ehe ich mich versehe biegt er meinen Kopf zur Seite und beißt zu. Befleckt die einzige unversehrte Stelle, während er gierig mein Blut in sich aufnimmt. Ich versuche mich zu wehren aber mein Körper gehorcht mir wieder nicht. Gefangen in meinem eigenen Körper. Heiße Tränen laufen über meine Wangen als ich zusammensacke und in seinen Armen liege. Dann wird alles schwarz... Ich saß kerzengerade in meinem provisorischen Bett und atmete schwer. Mit wirren Augen sah ich mich um, hob die Arme um sie auf Biss-Spuren zu überprüfen ehe ich meinen Hals befühlte aber nichts ertasten konnte. Es war nur ein Traum gewesen. Ein viel zu realer Traum. Noch immer spürte ich den Schmerz der Fänge in meinem Hals und das machtlose Gefühl, den Vampiren einfach ausgeliefert zu sein. Ich schloss die Augen und fuhr mir über mein verschwitztes Gesicht. Was für ein Albtraum. Nur langsam beruhigte sich meine Atmung während ich versuchte den Traum abzuschütteln. Seufzend strich ich mir meine Haare zurück und sah mich um. Für einen Moment war ich verwirrt bis mir wieder einfiel, dass Byou jetzt mein persönlicher Leibwächter war und ich bei ihm schlief. Jedoch konnte ich ihn nicht ausmachen. Das wenige Licht, das von draußen hereinfiel, war auch keine große Hilfe. Nur langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, was trotzdem nichts daran änderte, dass er nicht in seinem Bett lag. Vermutlich war er bereits aufgestanden und unterwegs. Ich musste dringend duschen. Noch immer etwas zittrig, erhob ich mich aus meinem Nachtlager, schnappte mir meine Sachen und war schon drauf und dran Byous Badezimmer zu betreten als mir auffiel, dass ich keinerlei Wechselklamotten oder gar Hygieneprodukte hier hatte. Grummelnd ließ ich den Kopf hängen bis mir einfiel, dass unsere Zimmer auf derselben Etage waren. Es wäre bestimmt nicht dramatisch, kurz in mein Zimmer zu gehen, zu duschen und mich umzuziehen. Gesagt getan. Ich öffnete die Tür und streckte den Kopf hinaus um die Umgebung auszukundschaften. Jedoch konnte ich niemanden ausmachen weshalb ich auf Zehenspitzen zu meinem Zimmer hechtete. Hoffentlich war die Tür nicht verschlossen denn ich besaß ja keinen Schlüssel. Ich hatte Glück. Die Tür ließ sich öffnen weshalb ich zügig ins Zimmer schlüpfte und es leise verschloss. Ich atmete einmal tief durch und schaltete das Licht ein ehe ich zum Schrank ging, frische Klamotten heraus kramte und dann im Bad verschwand. Eine Dusche würde bestimmt die grässlichen Überreste meines Albtraumes davon spülen. Nach einer halben Stunde stand ich frisch geduscht, angezogen und zurecht gemacht im Zimmer. Was sollte ich nun tun? Mir war es ja eigentlich nicht erlaubt alleine hier rum zu laufen aber Byou war verschwunden. Nicht, dass es mir etwas ausmachte. Ganz im Gegenteil. Außerdem was sollte schon groß passieren? Alle wussten ja, dass ich hier war und würden mich zur Not schon im Labor abgeben. Allerdings erwachte meine Neugierde. Ich wollte mehr von meinem Gefängnis sehen. Es schien riesig zu sein. Wenn ich aus dem Fenster sah, konnte ich nicht viel erkennen. Wir waren vermutlich außerhalb von Tokyo in irgendeinem Waldgebiet, ergo vollkommen abgeschirmt. Ich öffnete meine Tür und zog sie leise hinter mir zu. Wo sollte ich hingehen? Diverse geschlossene Türen taten sich vor mir auf und doch traute ich mich nicht so recht, auch nur eine davon zu öffnen. Ich beschloss eine Etage tiefer zu gehen. Immerhin war da auch mein Labor, in das ich schnell verschwinden könnte, vorausgesetzt irgendjemand sah mich, den ich nicht kannte. Das traf vermutlich auf zwei Drittel der Bewohner zu. So schlich ich die Marmortreppe nach unten, blieb an der Ecke stehen und schielte um diese. Niemand war zu sehen. Wo waren die nur alle? Vermutlich war jeder auf Menschenjagd oder quälte irgendjemanden. Ich betrat den Gang und sah mich enttäuscht um bis ich eine angelehnte Tür entdeckte. Da war mein Forscherinstinkt geweckt. Langsam schlich ich mich an diese heran und lauschte. Allerdings konnte ich nichts hören weshalb ich die Tür etwas weiter aufschob und hinein sah. Ich hatte anscheinend eine Art Wohnzimmer oder Aufenthaltsraum gefunden. Meine Neugier animierte mich zum Weitergehen weshalb ich die Tür aufschob und den großen Raum betrat. Ein riesiger Kristalllüster hing an der Decke, umrahmt von edlem Stuck. Der Raum war großzügig eingerichtet. Viele Sitzgelegenheiten boten sich, neben diverser Unterhaltungselektronik, zum Entspannen an. Vampire sahen also auch Fern oder forderten sich an einer Spielekonsole heraus. Ich ging weiter in den Raum hinein, ließ den Blick schweifen und bemerkte nicht, dass Jemand hinter mir das Wohnzimmer betreten hatte. Das Bücherregal hatte mich gerade in seinen Bann gezogen. So viele alte Werke hatte ich noch nie gesehen, nicht mal in der städtischen Bücherei. Ich wollte gerade einen Band aus dem Regal holen, als mich das Gefühl überkam, beobachtet zu werden. "Kann ich dir helfen?" Mit einem Satz stand ich neben dem Regal und sah den Neuankömmling aus schreckgeweiteten Augen an. Mein Herz raste während sich mein Körper erneut verspannte. Der Vampir, der da schmunzelnd im Raum stand, schüttelte nur den Kopf und wandte sich dann ab. Ich ließ ihn nicht aus den Augen, da er mir unbekannt war. Er öffnete ein Barfach und genehmigte sich ganz offensichtlich einen Drink. Mit einem kurzen Glas bewaffnet ließ er sich in einen Ledersessel sinken und musterte mich. "Du bist der Doktor.", stellte er fest und ich nickte nur. Der Typ war irgendwie merkwürdig. Gut, es lag vermutlich an diesem Band, das seine Nase verdeckte. Noch nie zuvor hatte ich so etwas gesehen, traute mich aber nicht, dessen Sinn zu hinterfragen. Bisher schien Mister Ich-verdecke-mir-die-Nase ganz friedlich zu sein und ich wollte mein Schicksal nicht herausfordern. "Ich dachte Byou würde auf dich aufpassen. Ich vermute mal du hast dich einfach so aus dem Staub gemacht?" Wieder ein Nicken meinerseits, worauf er einen Schluck der goldenen Flüssigkeit zu sich nahm. "Das wird ihm gar nicht gefallen.", gab der Blonde mit einem undefinierbaren Unterton von sich. Ich schluckte. Egal was ich tat, es würde Folgen haben. Jedoch, wenn ich mich jetzt in Byous Zimmer zurückschleichen würde, bekäme er vielleicht gar nicht mit, dass ich je weg gewesen war. Das war doch immerhin ein Plan vorausgesetzt der Vampir, mit einem Hang zum Alkohol, ließ mich gehen. "Versuch dein Glück. Reisende soll man nicht aufhalten. Nur zu deiner Information. Ich bin Reita.", klärte er mich auf und mir wurde bewusst, dass der Blonde wohl auch Gedanken lesen konnte. Wie erfreulich...nicht. "Danke. Ich bin Jin." Ja, als ob er das nicht wusste. Ich hab vorsichtig die Hand, rang mir ein kleines Lächeln ab und huschte dann unter den wachsamen Augen des Blonden zur Tür. Während ich die Tür öffnete sah ich nochmal kurz zu Reita, der leicht nickend sein Glas etwas anhob, bevor ich ansetzte weiterzugehen und gegen die Tür knallte. Glaubte ich zumindest. Hatte ich etwa vergessen diese aufzumachen? Wie dämlich. Doch als ich vor mir ein Paar Stiefel sah, weiteten sich meine Augen. Je weiter mein Blick nach oben glitt umso trockener wurde meine Kehle. Byou stand mit hoch gezogener Braue vor mir und schien sich definitiv nicht zu freuen, mich zu sehen. Nein, er war stinksauer. Das konnte ich seinem Gesicht ablesen weshalb meine Beine meinen Körper zielsicher rückwärts führten während er mir folgte und die Tür zuknallte. "Byou...ich...", stotterte ich ängstlich und hob abwehrend die Hände. Scheiße. Ich hatte wirklich Mist gebaut. Vermutlich würde er mich dieses Mal umbringen. Ein leises untypisches Quietschen entwich mir als ich nun final die Wand im Rücken hatte. Byou stand nun ganz dicht vor mir, stemmte die Hände neben meinen Kopf und funkelte mich wütend an. "Habe ich mich gestern eigentlich undeutlich ausgedrückt? Spreche ich vielleicht eine andere Sprache? Was, zur Hölle nochmal, hast du eigentlich nicht an 'du darfst dich nicht alleine im Haus bewegen' verstanden? Was?!" Er knurrte mich bedrohlich an und ich lächelte nur dümmlich. "Du...naja, du warst nicht da als ich aufgewacht bin und da dachte ich..." Er unterbrach mich direkt, drückte sich von der Wand ab und blieb vor mir stehen. "Da dachtest du, du könntest ein wenig das Haus erkunden ja? Ich dachte wirklich du wärst schlauer. Sei froh, dass Reita so friedliebend ist. Wobei...Rei? Hunger?" Er drehte sich zu dem Blonden um während ich nur geschockt zwischen beiden hin und her sah. Was sollte denn nun der Mist? "Byou...wirklich ich wollte nur zum Labor und habe die falsche Tür erwischt.", log ich und bekam direkt die Quittung. Byou packte mich an der Kehle und zog mich an sich. "Wenn ich eines noch mehr hasse als Menschen, dann sind es Menschen, die mir dreist ins Gesicht lügen.", spuckte er mir entgegen und gab mich mit einem Schubs frei, der mich sogleich fast vor Reitas Füße katapultierte. Ich rieb mir die Kehle und sah vorsichtig auf. Der Blonde saß gemütlich im Sessel, hielt sein Glas mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger am Rand fest während er mich fixierte. "Bedien dich Rei, du hast meine Erlaubnis.", hörte ich Byou sagen und warf diesem einen schockierten Blick zu. "Dein Ernst? Nur weil ich nicht brav in deinem beschissenen Zimmer gewartet habe?", fauchte ich genervt und erntete einen erhobenen Daumen. Augen rollend richtete ich mich auf und klopfte mir die Knie ab ehe ich wieder zu Reita sah. "Du...du musst das nicht tun...", murmelte ich in der leisen Hoffnung, dass der Vampir vor mir, die Einladung ablehnte doch er schien ernsthaft über das Angebot nachzudenken. "Sei still!", befahl der Dunkelblonde hinter mir, was mich nur grummeln ließ. Doch etwas schien Reitas Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, denn er sah nun Richtung Tür. Oh nein. Was kam jetzt? Wurde mein Traum etwa Wirklichkeit? Nein. Nein, das war nur ein Traum gewesen. Als ich hörte wie sich die Tür öffnete und schloss, hätte ich mich am liebsten versteckt und als ich entdeckte, wer da soeben den Raum betreten hatte, wäre ich am liebsten, ganz Mann, in Tränen ausgebrochen. Ruki. Dieser schien ganz überrascht über die Anwesenheit eines Menschen, der zwischen Reita und Byou stand. Doch dann legte sich ein zufriedenes Grinsen auf seine Züge. Das war mein Todesurteil. "Wie nett. Sagt bloß ihr habt auf mich gewartet?", schnurrte er zufrieden, ging zu Reita und ließ sich auf dessen Schoß nieder. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. Waren die Beiden etwa ein Paar? Als Ruki sich zum Blonden drehte und ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte, bestätigte sich meine Vermutung. Interessante Konstellation. Blinzelnd stand ich also im Wohnzimmer, umringt von drei Vampiren, von denen mich zumindest zwei, hungrig musterten. Toll. "Naja nicht direkt. Eigentlich hatte ich Rei angeboten sich einen Schluck zu genehmigen. Unser kleiner Doktor war böse.", erklärte Byou ruhig, worauf ich nur abwertend schnaubte. "Hm verstehe. Liebling? Möchtest du oder darf ich?" Mir wurde schlecht. Ich hatte wirklich nichts gegen Homosexuelle, überhaupt nicht, aber homosexuelle Untote waren doch wirklich etwas zu viel des Guten. Vielleicht würde ich mich ja langsam davon schleichen können. Ich war bemüht, mich unauffällig von ihnen zu entfernen, wurde aber direkt von Byou aufgehalten, der mich am Arm festhielt. "Entscheidet euch. Das Essen möchte sich zu Fast Food weiterentwickeln." Sein Griff verstärkte sich nur, als ich versuchte mich zu befreien. "Verdammt...du tust mir weh. Lass mich los!" Byou lachte nur und beachtete mich gar nicht weiter weshalb ich es aufgab, mich aus seinem Griff zu lösen. "Geh du, aber bring ihn nicht um okay? Du weißt wir brauchen ihn. Lass mich einfach etwas von ihm schmecken." Reitas Stimme klang viel zu weich für sein Auftreten. Ich konnte beobachten wie liebevoll er Ruki ansah und ihm eine Strähne aus der Stirn schob ehe sie sich erneut küssten. Ich presste die Lippen aufeinander als der Brünette vom Schoß seines Freundes rutschte und auf mich zukam. Wieder war ich bemüht mich aus Byous Klammergriff zu lösen aber ich hatte keine Chance. "Hast du Angst Jin?" Was für eine blöde Frage. Natürlich hatte ich Angst vor dem Giftzwerg, mit den mordlüsternen Augen. Dann endlich gab Byou mich frei worauf ich einige Schritte rückwärts stolperte und unsanft auf meinem Hintern landete. Ruki betrachtete mich amüsiert wie ich vor ihm davon krabbelte. Ich wollte wirklich nicht, dass er von mir trank. Eigentlich verstand ich die ganze Szene hier nicht. Strafe hin oder her aber noch letzte Nacht hatte Byou es so aussehen lassen, als ob er mich vor den Anderen würde schützen müssen und nun eröffnete er einfach das Buffet? Das war so verwirrend. Als ich erneut die Wand im Rücken hatte, blieb Ruki vor mir stehen, zog eine Hand aus seiner Hosentasche und bedeutete mir aufzustehen. "Komm schon. Steh auf. Du bist doch ein Mann und keine Memme oder?", provozierte er mich und ich kam seiner Aufforderung nach. Immerhin war ich keine Memme. Ich musste diese Sache wohl einfach über mich ergehen lassen weshalb ich mich an die Wand lehnte und den Kopf zur Seite bog. "Mach schon, dann haben wir es hinter uns.", forderte ich den Vampir resigniert auf, der nun die Lippen schürzte. "Was? Och Jin. So macht das doch keinen Spaß. Ich mag keine ergebenen Opfer. Das ist so...langweilig. Byou, mach was! Vor dir scheint er noch Angst zu haben.", forderte er den Anderen auf, der ihn fragend ansah. "Vergiss es. Ich bin nicht sein Erzieher. Du wolltest ihn, jetzt sieh zu, dass du in die Pötte kommst. Der gute Doktor muss noch arbeiten." Enttäuscht und mit rollenden Augen grummelte Ruki vor sich hin, hob beide Hände und fuchtelte damit in der Luft herum. "Ist ja gut!" Dank ihres Gespräches wurde ich nervös. Meine Hände krallten sich in das T-Shirt, das ich heute anstelle des Pullovers trug, während ich alle abwechselnd ansah. Nun kam Ruki auf mich zu und mein Herz rutschte mir in die Hose. Mir ging der Arsch gerade mächtig auf Grundeis. Als seine kühle Haut meine überhitzte berührte, bekam ich eine Gänsehaut. Das alles hier erinnerte mich gerade extrem an meinen Albtraum von letzter Nacht. Mit einem Ruck zog der Brünette mich an sich und sah mir genervt in die Augen. Langsam kroch mir die Angst den Rücken hoch. Ich war mir sicher, dass er es so schmerzhaft wie möglich machen würde, wenn ich mich anscheinend sonst schon falsch verhielt. Er beugte sich zu mir und hielt an meinem Ohr inne. "Ganz recht...du sollst leiden.", schnurrte er mir ins Ohr und ich fügte gedanklich einen weiteren Namen auf die Liste der Gedankenleser, hinzu. "Dann fang an...", forderte ich ihn heraus und erschauerte als seine Zunge über meine Haut glitt. "Ungeduldig hm?", grinste er gegen meine Haut und strich mit den Spitzen seiner Eckzähne zart über meine empfindliche Haut. Er spielte mit mir, schürte meine Angst während sich meine Geduld dem Ende näherte. War es das worauf der Brünette aus gewesen war? Als seine freie Hand über meine Brust abwärts wanderte, verkrampfte sich mein ganzer Körper und nachdem er sich sogar, schneller als ich es mitbekam, unter mein Shirt gestohlen hatte, schnürte sich mir die Kehle zu. Ich starrte den Vampir vor mir nur groß an und wurde hibbelig. Ich wollte definitiv nicht von einem Mann, und schon gar nicht von einem Vampir, auf diese Weise berührt werden. Seine Finger glitten über angedeuteten Bauchmuskeln ehe sie über meine Brust kratzten. Das musste aufhören weshalb ich mich aus meiner Starre löste und ihn von mir stieß. Er war so überrascht, dass er tatsächlich zwei Schritte zurück wich und mich zunächst verwirrt, dann mörderisch ansah. Gerade wollte ich davon hechten, da packte er mich am Handgelenk und zog mich ruckartig zu ihm zurück sodass ich mit dem Rücken zu ihm stand. Das gefiel mir so gar nicht. Wieder begann ich, wie ein Fisch auf dem Trockenen, zu zappeln, doch ohne großartigen Erfolg. Ruki presste mich mühelos an sich, bog meinen Kopf zur Seite damit ich ihm meinen Hals darbot, den er eben noch von meinen Haaren befreite ehe er schnell und schmerzhaft zubiss. Ein schmerzerfülltes Wimmern entwich mir während Ruki sich, wohlig seufzend, an meinem Blut labte. Nun wehrte ich mich nicht mehr, da es einfach keinen Sinn mehr hatte. Ich krallte mich einfach in seinen Arm, der meinen Körper umschlungen hielt. Umso mehr Blut Ruki trank desto schwächer fühlte ich mich. Das Leben verließ mich erneut und die Erinnerungen an Byous Tat kamen zurück, bis sie langsam durch das Aufkommen von wohlig warmer Watte vertrieben wurde. Meine Beine trugen mich nicht mehr und doch fiel ich nicht zu Boden, zumindest nicht sofort. Nur kurze Zeit später machte ich Bekanntschaft mit dem dunklen Parkettboden, auf dem ich reglos lieben blieb. Entfernt hörte ich Gerangel und Stimmen aber so wirklich konnte ich sie in diesem Zustand nicht zuordnen. Ich wusste allerdings, dass es um mein Blut ging, mehr konnte ich allerdings nicht in Erfahrung bringen. Dann tauchte ein bekanntes Gesicht vor meinen Augen auf, warf einen kritischen Blick auf meinen Zustand ehe ich auch schon hochgehoben wurde. Gott, mir ging es scheiße. Schon wieder. Von meiner Umwelt bekam ich nichts mehr mit bis ich schließlich auf eine weiche Unterlage gelegt wurde. Im Nachhinein stellte sich diese als Byous Bett heraus. Dann war ich alleine. Es fühlte sich nach einer halben Ewigkeit an, in der ich mit schnell schlagendem Herzen auf dem Bett lag und mich hundeelend fühlte. Dann ging die Tür auf ehe sich diese wieder schloss. Byou war wohl zurück gekehrt. Als sich die Matratze etwas unter dem Gewicht einer zweiten Person senkte, drehte ich den Kopf mühsam in diese Richtung. Er saß neben mir, schob einen Arm unter meine Schultern und half mir, mich aufzusetzen. Nun lehnte ich an seinem Oberkörper und kurz darauf spürte ich ein Glas an meinen Lippen. "Trink!", befahl er leise und kippte das Glas, sodass die rötliche Flüssigkeit in meinen Mund lief. Ich schluckte brav das Getränk. Eine andere Wahl hatte ich nicht. Byou war unnachgiebig in seinem Tun und erst als das Glas geleert war, ließ er mich wieder zu Atem kommen. Es schüttelte mich kurz während ich gierig Sauerstoff in meine Lungen sog. Wieder ging es mir erstaunlich schnell besser. Das matte Gefühl löste sich langsam in Wohlgefallen auf und die Watte in meinem Kopf zog sich zurück. Seufzend sah ich in das ausdrucklose Gesicht des Vampirs, der mich musternd betrachtete. Er war Schuld an dieser Misere. Schon wieder wäre ich beinahe drauf gegangen und das nur, weil er mir eine Lektion erteilen wollte. Er war doch nicht meine Mutter und davon abgesehen, musste man mich nicht mehr erziehen. Meine Mutter hatte das ganz gut hinbekommen. "War es das, was du wolltest?", fragte ich mit einem leisen angepissten Unterton aber Byou regte sich nicht. Ich ignorierte die Tatsache, dass wir uns so nahe waren und er mich, nach wie vor, festhielt. "Lass mich das heilen.", entgegnete er und ignorierte meine Frage. Tolles Gespräch. Das nächste Mal würde ich mich mit der Wand unterhalten. Jedoch fragte ich mich, was er heilen wollte weshalb ich die Hand hob und sie an die Stelle legte, wo Ruki zugebissen hatte. Zischend zog ich die Finger zurück und betrachtete das frische Blut. Vermutlich hatte ich mir eben die leichte Kruste wieder aufgerissen. Ein leichter Schmerz legte sich auf den Bereich während ich Byou warnend ansah. "Hol lieber Verbandszeug. Ich will nicht, dass du an mir rumleckst!", knurrte ich leise und löste mich nun endlich aus seiner halben Umarmung. Byou seufzte nur tief und schüttelte den Kopf ehe er mich zurück zog, meinen Kopf zur Seite neigte und seine feuchte Zunge über den Biss gleiten ließ. Es brannte höllisch. Gut für vielleicht eine Sekunde. Danach verflog der Schmerz sofort und doch löste sich der Vampir nicht von mir. Als er aber nach meiner Hand griff und genüsslich über meine blutigen Finger leckte, war das Maß voll. Ich begann wie ein Maikäfer auf dem Rücken zu strampeln, bis er mich schließlich losließ. Sofort rutschte ich vom Bett, kam ins Wanken und musste mich an einem der Bettpfosten festhalten, damit ich nicht umfiel. Ich war wohl doch noch nicht ganz so fit, wie ich gedacht hatte. Sein Gesicht war konzentriert in Falten gelegt während er sich über die Lippen leckte und die Augen geschlossen hielt. Ich legte den Kopf schief und betrachtete den Vampir, der anscheinend einen inneren Kampf zu führen schien bis er die Augen öffnete und sie mir leuchtend Blau entgegen strahlten . "Geh dich umziehen. Ich komme gleich nach und bringe dich zum Labor." Byou nickte Richtung Tür. Ich schüttelte nur etwas ungläubig den Kopf und atmete tief durch, damit ich den viel zu weiten Weg, ohne Unfälle, gemeistert bekam. In meinem Zimmer angekommen lief ich erneut zum Schrank, fischte ein frisches T-Shirt heraus und betrat das Bad um das übrige Blut abzuwaschen. Der Blick in den Spiegel war nicht angenehm. Ich sah absolut scheiße aus. Nicht, dass es wichtig gewesen wäre, in meiner aktuellen Situation gut auszusehen aber ich war ungesund blass und tiefe Augenringe hatten sich gebildet. Bei näherem Betrachten wirkte ich so unmenschlich. Ich glich mehr einem Geist und seufzte wieder tief als ich den Blick von meinem Spiegelbild abwandte um mich abzutrocknen und wieder anzuziehen. Erledigt verließ ich das Badezimmer und entdeckte Byou, der im Türrahmen lehnte und auf mich wartete. Sein Blick war wieder gewohnt kalt und unnahbar, anstelle von verzweifelt. Ich lief langsam auf ihn zu wodurch er seinen Platz räumte und im Gang verschwand. Ich folgte ihm bis zum Labor. Er blieb jedoch neben der Tür stehen und sah mich nachdenklich an. "Ich will was zu essen." Jetzt war es an mir, Forderungen zu stellen. Wenn er mich hier schon rumreichte wie eine Schachtel Pralinen, dann wollte ich wenigstens gut genährt sein. Irgendwie musste ich den Spaß ja überleben und ohne Nährstoffe, würde sich das schwierig gestalten. Als Antwort erhielt ich nur ein kleines Nicken. Wow. Ich wurde nicht sofort gewürgt, bedroht oder gebissen weil ich so mit ihm sprach? Der Gute schien gerade mächtig abwesend zu sein. Schulter zuckend, weil es mich nicht wirklich interessierte, betrat ich das Labor und schlug die Tür hinter mir zu. Langsam ließ ich mich auf meinem Stuhl nieder und betrachtete die Apparaturen und Aufbauten. Es ging mir zwar besser aber mein Gehirn bereitete gerade einen Streik vor und verweigerte die Arbeit. Ich stützte meinen Kopf auf die Hände und schloss die Augen. Wenn das so weiterging würde ich in kürzester Zeit entweder sterben oder noch mit 80 hier sitzen. Weder auf das eine, noch auf das andere war ich erpicht. Beinahe hätte ich das zögerliche Klopfen überhört, bis das Geräusch einer geöffnete Tür an mein Ohr drang und ich aufsah. Ich hatte Byou erwartet, wurde aber enttäuscht. Gut, ich war nicht enttäuscht den Dunkelblonde nicht zu sehen, sondern lediglich überrascht. Ich bekam große Augen als ich den schlanken groß gewachsenen Mann ausmachte, der mich freundlich anlächelte und ein Tablett in der Hand hielt. Noch ein Vampir? Mein Mustern schien ihn etwas zu verunsichern weshalb er die Tür schloss und dann das Tablett abstellte. Ich war mir nicht sicher ob er ein Vampir war. Er war blass, sah gut aus aber das waren nicht zwingend Anzeichen für einen Blutsauger. Es gab auch genug Menschen, die von Natur aus blass wirkten aber weit davon entfernt waren, auch nur einen Tropfen Blut zu trinken. Ich fragte mich, wer hier noch alles in diesem Haus lebte ehe ich das Tablett zu mir zog und den Deckel abnahm. Sofort lief mir das Wasser im Mund zusammen. Es roch lecker. Wie immer. Ich gab es vor den Vampiren nicht zu und sprach auch nicht wirklich darüber, aber das Essen war wirklich gut. "Es freut mich, dass dir mein Essen zu schmecken scheint.", lächelte der Unbekannte und setzte sich auf die Arbeitsplatte. Ich blinzelte und sah ihn ertappt an ehe ich mit den Schultern zuckte. Er war der Koch? Dann konnte er doch unmöglich ein Vampir sein oder doch? War er vielleicht tatsächlich ein Mensch und lebte hier mit diesen Monstern? Ich griff zu den Stäbchen und schob mir etwas Reis in den Mund während ich immer wieder nachdenklich in das freundliche Gesicht sah. Ich konnte absolut nichts mörderisches ausmachen aber das hatte ich bei Ruki auch zuerst gedacht und später hatte er mich fast umgebracht. "Was ist? Ist etwas mit dem Essen nicht ok?", erkundigte sich mein Koch und schien gleich in Tränen auszubrechen. Das schockierte mich doch ein wenig. Langsam verschwand mein Misstrauen. Der Typ war nie im Leben fähig jemanden abzuschlachten. Das traute ich ihm einfach nicht zu. Ich schüttelte nur den Kopf und aß weiter. "Nein. Alles bestens...danke.", murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart und verputzte meine reichhaltige Mahlzeit bis zum letzten Reiskorn. Voll gestopft lehnte ich mich zurück und seufzte. Ich glaubte gleich zu platzen und strich mir über den Bauch. So viel hatte ich schon lange nicht mehr gegessen. Warum waren die Portionen jetzt größer geworden? Musste ich mich auf eine Blutorgie vorbereiten? Mein stummer Beobachter packte das leere Tablett zusammen und lächelte. "Du bist kein Vampir oder?", platzte es aus mir heraus und der Andere sah mich aus großen Augen an ehe er, wie unerwartet, lächelte. Das Lächeln schien wohl eine seiner Charaktereigenschaften zu sein. Es war ungewohnt, denn ansonsten lächelten mich Vampire nur bösartig oder blutgierig an aber nicht einfach nur warm und gütig. "Nein. Nicht direkt.", schmunzelte er und erhob sich. "Wie jetzt?" Er zuckte nur mit den Schultern und strich sich seine helle Jeans zurecht. Wo hatte er die wohl her? Memo an mich: Byou zwingen mir andere Klamotten zu besorgen. "Ich bin Kai. Freut mich dich endlich mal kennen zu lernen.", stellte er sich mit einer leichten Verbeugung vor und brachte mich damit komplett aus dem Konzept. Nicht direkt ein Vampir? Sondern? Mischling? Hybrid? Vampirfreund? Jedoch wollte ich nicht unhöflich sein, erhob mich und verbeugte mich ebenfalls. "Jin. Freut mich ebenfalls." Ich rang mir ein kleines ehrliches Lächeln ab und ließ mich wieder auf den Stuhl fallen. "Du bist doch ein Mensch oder nicht?" Ich kam mir super intelligent vor. Ich drehte die Frage einfach um und vielleicht würde ich so mehr aus ihm herausbekommen. Kai schien ja ein ganz großes Geheimnis daraus zu machen und das spornte meine Neugierde geradezu an. "Ja, sozusagen.", gab er erneut kryptisch von sich und ich grummelte leise. Er hatte meinen Versuch wohl bemerkt und wich meiner Frage aus. "Ich erklär es dir ein anderes Mal ok? Ich muss jetzt leider wieder los. Wir sehen uns bestimmt." Kai nahm das Tablett und hob die freie Hand um zum Abschied zu winken. Wieder lächelte er und ich beschloss ihn auf Kai - Die Grinsekatze umzutaufen. "Okay.", gab ich nur verwirrt aber ebenfalls winkend zurück und sah ihm nach. Etwa fünf Minuten später, fiel mir auf, dass ich noch immer winkte. Sofort nahm ich den Arm runter und starrte die Tür an. Seine gute Laune war irgendwie ansteckend und doch blieb Kai mysteriös. Ich nahm mir vor, das Geheimnis um seine Zugehörigkeit noch zu lüften aber jetzt musste ich mich, wohl oder übel, an die Arbeit begeben. Ein Nickerchen wäre mir zwar lieber gewesen, da sich mein erschöpfter Körper nach Ruhe sehnte, aber diesen Wunsch konnte ich ihm noch nicht erfüllen. Kapitel 7: Pandora's Box ------------------------ "Hey aufwachen!", maulte eine Stimme und rüttelte mich unsanft an der Schulter. Murrend schlug ich die Hand weg und kuschelte mich an meinen anderen Arm. "Noch fünf Minuten...", murmelte ich und seufzte leise. Doch plötzlich riss jemand den Stuhl, auf dem ich saß, nach hinten und ich wäre beinahe mit dem Gesicht nach vorne auf den Boden gefallen, konnte mich aber gerade noch an der Tischkante festhalten. Mein Herz schlug, wie so oft in der letzten Zeit, wieder viel zu schnell ehe ich erschrocken aufsah und meinen liebsten Vampir erkannte. Byou. Er sah mich genervt an während ich den ersten Schock verdaut hatte und nun Wut in mir hochkochte. "Was soll der Scheiß?", fauchte ich und rutschte wieder zur Arbeitsplatte. Meine Unterlagen lagen leicht verstreut und das letzte, das ich geschrieben hatte, war kaum leserlich. Ich war wohl über meiner Arbeit eingeschlafen. Tzja, mein Körper hatte wohl selbstständig gehandelt und mich kurzerhand einschlafen lassen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie der Vampir auf mich zu kam und wieder am Stuhl zog sowie ihn gleichzeitig drehte, wodurch ich gezwungen war ihn anzusehen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn trotzig an. "Macht's Spaß?" Ein Deja-Vu ereilte mich, worauf Byou nur grinste. Scheiß Gedankenleser. "Ich muss zugeben, das tut es, aber genug jetzt. Beweg dich!" Ich hob eine Braue und sah mich, mal wieder, nach einer Uhr um, die es nicht gab. "Ich bin aber noch nicht fertig!", entgegnete ich und wollte mich wieder umdrehen als ich auf die Beine gezogen wurde. "Wenn du nicht die ganze Zeit geschlafen hättest, wärst du es vielleicht." Mit diesen Worten gab er mir Schwung und ich stolperte einige Schritte vorwärts ehe ich mich wütend umdrehte. "Wenn du mich nicht an Ruki verschachert hättest, wäre mein Körper nicht so ausgelaugt gewesen, dass er mir den Schlaf aufzwingen musste.", konterte ich und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. "Hast du dir selbst eingebrockt also mach mich nicht für deine Fehler verantwortlich und jetzt geh!" Er rieb sich genervt über die Augen aber ich dachte nicht daran jetzt zu gehen. Ich wollte wenigstens meine Unterlagen vervollständigen. Das nahm auch nicht viel Zeit in Anspruch weshalb ich genau dort stehen blieb, wo ich war und erneut die Arme vor der Brust verschränkte. "Nein." Ich reckte das Kinn leicht nach oben und kam mir auf einmal besonders stark vor, was sich im Nachhinein als dämlicher Trotz herausstellte. Byou war innerhalb eines Wimpernschlages bei mir, warf mich über die Schulter und verließ mit mir das Labor. Ich keuchte erschrocken auf und begann zu zappeln. "Was zur Hölle? Lass mich verdammt nochmal runter! Du spinnst doch! Ich kann alleine laufen! Byou!!!!", zeterte ich und schlug mit den Fäusten gegen seinen Rücken. Das alles beeindruckte ihn in keinster Weise und er ließ mich erst runter als wir in seinem Zimmer ankamen. Genauer gesagt warf er mich auf mein Nachtlager und ging weiter zu seinem Bett. Wie eine Furie wirbelte ich herum und warf ihm giftige Blicke zu. "Mach das noch einmal und du kannst was erleben!" Er drehte den Kopf leicht zu mir und grinste. "Ach ja? Was kann ich dann erleben, Menschlein?" Die Bezeichnung meiner Spezies spukte er förmlich aus und ich kam ins Stottern. Wie war das? Erst denken, dann reden aber ich war wütend und da sagte und tat man Dinge, die man nicht unbedingt kontrollieren konnte. "Das wirst du dann schon sehen!" Er lachte und lachte. Ich hob eine Braue. Der Typ lachte mich tatsächlich aus. Byou hielt sich den Bauch vor Lachen und ging Kopf schüttelnd ins Bad. "Wichser!", zischte ich leise und saß wie ein trotziges Kind auf dem Sofa. Ich hörte die Dusche und starrte die Tür an. Es war anscheinend wirklich an der Zeit ein Exempel zu statuieren. Irgendetwas musste ich doch tun können, um ihm eins auszuwischen, auch wenn ich dafür vermutlich wieder die Quittung kassieren würde aber das war mir egal. Immerhin wollten sie alle etwas von mir und nicht umgekehrt. Ich war mir mehr als bewusst, dass ich diesen Ort niemals lebend verlassen würde, also konnte ich meinen Vorteil auch mal ausspielen. Kurzerhand stand ich auf und untersuchte den Raum. Irgendeinen Schwachpunkt musste dieses Arschloch doch haben. Sonnenlicht beziehungsweise UV-Licht hatte ich gerade nicht parat, genauso wenig wie Silber. Ich würde hier auch weder das eine noch das andere finden. Vorsichtig zog ich die Schublade des Nachtschrankes auf und wühlte darin herum. Zeitschriften, Papiere und Kleinkram kamen zum Vorschein. Nichts weltbewegendes. Ich schloss diese Schublade und öffnete die nächste. Bingo. Ein gerahmtes Foto. Neugierig betrachtete ich die Personen darauf. Eine davon war Byou aber er sah ganz anders aus. Sein Haar war schwarz und er trug einen feierlichen Kimono inklusive Haori und Hakama. Die Frau an seiner Seite war wirklich wunderhübsch. Sie schien einen sehr farbenfrohen Kimono anzuhaben aber genauer zuordnen, konnte ich diesen leider nicht, da das Bild nur eine schwarz-weiß Aufnahme war. Ich legte den Kopf schief und betrachtete sein Gesicht. Er wirkte glücklich und entspannt. Ob er zu dem Zeitpunkt schon ein Vampir war? Das Bild war in einem Zimmer geschossen worden weshalb ich nicht erkennen konnte, ob es Tag oder Nacht war. Byou hatte mir auch nie verraten, wie alt er war. Jedoch war ich überrascht, dass es auch noch eine andere Seite an dem Vampir zu geben schien. Ob das vielleicht seine Frau gewesen war? Ich verlor mich etwas in dem Anblick der Beiden bis mich Byous Stimme zusammen zucken ließ. "Was machst du da?", fragte er misstrauisch und ich steckte nun in der Patsche. Es gab keine Möglichkeit das Bild unauffällig zurück zu legen weshalb ich es während des Umdrehens, hinter meinem Rücken versteckt hielt. "Nichts.", log ich. Er hob eine Braue während er sich mit einem Handtuch durch die Haare strich. "Jin!", sprach er bedrohlich und ich zuckte nur mit den Schultern. Scheiße, wie kam ich denn nun aus der Nummer raus. "Naja ich habe nach Zigaretten gesucht. Du hast doch immer welche und naja ich wollte mir eine Schachtel mopsen.", lächelte ich zufrieden über meinen genialen Einfall. Er schien mir aber nicht zu glauben, zumindest nicht zu 100 Prozent. "Aha und die suchst du in meinem Nachtschrank? Interessant." Er beugte sich leicht zur Seite um an mir vorbeisehen zu können. Ich folgte seinem Blick und sah die geöffnete Schublade an, bis sich unsere Blicke wieder trafen. Da wusste ich, dass er es wusste. Sein Blick verdüsterte sich, als er schnellen Schrittes auf mich zu kam und ich panisch auf sein Bett sprang. Ich hatte gerade die Beine über die Kante geschwungen, da riss er mich am Kragen zurück wodurch das Bild im hohen Bogen durch die Luft flog und klirrend gegen die Wand prallte. Das Glas war nun definitiv hin. Er knurrte mich an während sein glühender Blick mich erfasste. Vermutlich überlegte er gerade ob er mich nun endlich töten sollte. "Zigaretten hm?", zischte er zwischen seinen Zähnen hervor und ich hob beschwichtigend die Hände und lachte leise. "Naja ich war wirklich auf der Suche gewesen..." Vielleicht würde er mir das ja abkaufen, was er nicht tat. Er zog mich an der Schulter übers Bett und im nächsten Moment prallte ich gegen die Wand, die auch schon Bekanntschaft mit dem Bild gemacht hatte. Keuchend landete ich auf dem Boden und meine Hände in den Scherben. "Scheiße...", fluchte ich und hob meine Hände hoch in denen blutige Splitter steckten. Außerdem tat mein Rücken weh aber es schien nichts gebrochen zu sein. Doch was nicht war, konnte ja noch werden. Byou war wieder bei mir, zog mich auf die Beine und drückte mich mit seinem Unterarm an der Kehle gegen die Wand. "Was fällt dir ein in meinen Sachen rumzuwühlen? Bist du wirklich so lebensmüde Jin?" Ich wollte etwas erwidern bis ein starker Schmerz durch meine Nervenbahnen zuckte. Byou hatte eine meiner Hände hoch gehoben und presste mit seiner eigenen die Scherben weiter in mein Fleisch. Okay das hier war definitiv kein Spaß mehr. Gebissen zu werden, damit konnte ich vielleicht noch leben aber das hier war wirklich zu viel. Ich hatte es wohl wirklich übertrieben, obwohl das gar nicht meine Absicht gewesen war. Unbewusst hatte ich tatsächlich etwas gefunden, das Byou schwach werden ließ aber leider nicht so, wie ich es bezweckt hatte. Ich keuchte schmerzlich auf als er seine Hand löste und begann die Scherben quälend langsam herauszuziehen. Jedoch tat er dies nicht um mir zu helfen, sondern um sie an anderer Stelle wieder in meine Hand zu schieben. Natürlich genauso so langsam. Ich konnte nicht anders als hinzusehen und verzog das Gesicht vor lauter Schmerz. "Hör auf...bitte...", flehte ich mit seichter Stimme, da ich kaum genug Luft zum Atmen bekam, geschweige denn zum Reden. Mein Flehen schien nur weiter Öl ins Feuer zu gießen, denn nun zog er eine der größeren Scherben aus meiner Hand, nur um sie über meinen Unterarm gleiten zu lassen. Ich öffnete gepeinigt den Mund, wollte etwas sagen aber die Angst schnürte mir die Kehle zu, abgesehen von Byous Arm. Der Vampir achtete peinlich genau meine Pulsader nicht anzuritzen aber alles darüber hinaus, durfte verletzt werden. Quälend langsam zog er die scharfe Scherbe über meine Haut und hinterließ blutige Schnitte, die höllisch weh taten. "Bitte...es tut mir leid...", startete ich den nächsten Versuch und bemerkte wie mir die Tränen kamen, die sich nun heiß ihren Weg über meine Wangen bahnten. Ich starrte in seine glühend blauen Augen während ich erkannte, dass er sich nicht erweichen lassen würde. Jedoch stoppte er sein Tun an meinem Arm, löste seinen eigenen von meiner Kehle, nur um mich an der Schulter gegen die Wand zu drücken. Er hob seine Hand und leckte sich genüsslich mein Blut von den Fingern und verdrehte für einen Moment die Augen. Etwas an ihm veränderte sich, leider nicht zum Positiven. Ich heulte noch immer aber ich hatte nun mal auch verfluchte Angst. Würde ich nun sterben? Gut möglich und das nur weil ich zufällig so ein blödes altes Bild gefunden hatte. Ich zuckte zusammen als er seine freie Hand an mein Shirt legte und es mir mit einem Ruck vom Körper riss. Was sollte das denn werden? "Byou..." Sein scharfer Blick ließ mich verstummen. "Wenn du deine Zunge behalten willst, sei still. Verstanden?", zischte er mich an und ich nickte leicht worauf er grinste. "Braver Junge." Mir wurde übel. Was hatte der Vampir nur vor? Das hier war weit davon entfernt gut auszugehen, wenn ihn nicht irgendjemand davon abhielt. Ich spürte wie seine Finger über meine Brust und den Bauch kratzten. Sofort quoll etwas Blut durch diese, die mir aber keine Sorgen bereiteten. Mein Arm und meine Hand bluteten ziemlich stark und mussten versorgt werden aber ich wollte meine Zunge nicht verlieren, weshalb ich den Mund hielt. "Ich war viel zu nachsichtig mit dir Jin. Du glaubst anscheinend, dass du unersetzbar bist aber dem ist nicht so. Du bist nur ein weiteres Insekt, das ich in Windeseile zerquetschen und dann ersetzen kann. Du solltest endlich erkennen, wo dein Platz ist und vor den Personen Respekt haben, die um dich herum sind.", sprach er gefährlich leise und betrachtete meinen nackten Oberkörper, den er gerade mit seinen Nägeln malträtierte. Ich war unfähig auch nur irgendetwas zu tun. Mein ganzer Körper war wie paralysiert. "Weißt du, ich habe mich lange genug zurück gehalten, dir nicht endlich Respekt einzuflößen. Zunächst war es ja ganz niedlich aber mittlerweile nervst du mich nur noch. Sag Jin, was soll ich jetzt tun? Du hast zwei Optionen. Option A: Ich töte dich und tue uns Beiden damit einen Gefallen oder Option B: Ich quäle dich noch ein bisschen aber dafür darfst du am Leben bleiben. Sag, was möchtest du? Es ist deine Entscheidung.", säuselte er mir entgegen, hob meinen Arm um die Scherben aus meiner Hand zu zupfen, wobei er mir die ganze Zeit über in die Augen sah. Ich zuckte bei jeder noch so kleinen Scherbe zusammen bis ich zusehen musste, wie er meine Hand an seine Lippen führt und über die Wunden leckt. Es brannte für den Bruchteil einer Sekunde bis es doch ganz angenehm wurde. Meine Tränen waren langsam versiegt aber die Angst war geblieben. Toll. Beide Optionen empfand ich als ätzend aber ich wollte leben. Auch wenn ich mich angeblich mit meinem Tod abgefunden hatte, galt das nicht für den Teil tief in mir drinnen. Ich hatte immer noch die Hoffnung lebend hier rauszukommen und ich wollte ums Verrecken nicht sterben. "B...", flüsterte ich fast nicht hörbar aber ich wusste, dass er mich verstanden hatte denn ein diabolisches Grinsen legte sich auf seine blutigen Lippen. Meine Handfläche begann bereits zu heilen. Immerhin etwas. Doch die Schnitte an meinem Unterarm bluteten nach wie vor. Allerdings hatte bei einem Teil der Wunden bereits mein Immunsystem eingegriffen und die Blutung gestoppt. Byou löste seinen Mund von meiner Hand nur um mich anschließend daran zum Bett zu schleifen. Ich hatte noch keinen Gedanken daran verschenkt, wie das Quälen wohl aussah aber langsam befürchtete ich, dass es nicht nur etwas mit Blut zu tun haben würde. Die Matratze beförderte mich leicht in die Luft als mein Gewicht die Federung auslöste bevor ich zum Liegen kam. Der Andere lief elegant wie eine Raubkatze auf mich zu, setzte sich zu mir und schnappte sich meine andere verletzte Hand um auch dort die Scherben aus den Wunden zu zupfen. Dadurch wurde der Blutfluss nur erneut belebt aber das schien ihm ganz recht zu sein. Ich zuckte wieder bei jeder entfernten Scherbe zusammen und presste die Lippen aufeinander. Vielleicht war es schneller vorbei, wenn ich keinerlei Laute von mir gab, denn daran schien Byou sich zu ergötzen. Sein Blick klebte an meinem Gesicht bis er meine blutige Hand hob und die Zunge darüber gleiten ließ. Ich schnaufte und schloss für einen Moment die Augen. War das seine Art mich zu quälen? Verletzen und Heilen? Das ergab doch keinen Sinn. Das alles hier ergab keinen Sinn. Eigentlich hatte ich nicht mal etwas falsches getan und trotzdem rastete der Vampir total aus. Es war nur ein Bild, das ich zufällig gefunden und nicht schnell genug zurück gelegt hatte. Das es dann auch noch durch die Luft geflogen war, ging auf sein Konto. Vampire waren aber auch aggressiv und leicht reizbar. Das sollte ich mir vermutlich merken und trotzdem konnte ich mir mein vorlautes Mundwerk nicht verbieten. Ich öffnete die Augen als er sich regte. Er hing nun über mir und musterte mich. Es machte mich wahnsinnig, dass ich nicht wusste, was als nächstes passieren würde. Doch dann hob er seine Hand ließ seine Fingerspitzen über meinen Hals abwärts wandern, strich über meine Brust und die Kratzer, die er mir zugefügt hatte, bis er an meinem Bauch angekommen war. "Weißt du...es gibt noch so viele Stellen am menschlichen Körper, von denen ein Vampir trinken kann. Je nachdem, wo ich zubeiße, bemerkst du sogar eine Veränderung. Neugierig?", schnurrte er diabolisch und ließ seine Finger zum Bund meiner Jeans wandern. Direkt weiteten sich meine Augen und ich begann zu zappeln als er sich am Verschluss zu schaffen machte. Nein. Das wollte ich nicht. Ich war keineswegs neugierig auf das, was nun folgen würde. "Nein! Hör auf!", zeterte ich worauf er sich kurzerhand auf meine Beine setzte und meine Bewegungen unterband. Meine Hände interessierten ihn nicht bis ich ausholte und ihm eine schallende Ohrfeige verpasste. Es geschah aus Reflex aber seinen Blick würde ich niemals vergessen. Er war absolut überrascht und doch verdüsterte sich sein Blick sofort als er sich die Wange rieb und dann begann zu lächeln. Schnell hatte er sich meine Handgelenke geschnappt, hielt sie mit nur einer Hand fest und beugte sich über meinen Kopf hinweg. Ich konnte nicht erkennen, was er da trieb, spürte es aber. Er fesselte meine Hände an die Bettpfosten. Sofort riss ich an den ledernen Bändern, die sich dadurch nur fester um meine Haut schlossen. Nun saß er wieder auf meinen Oberschenkeln und betrachtete mich. "Schon besser. Wo waren wir noch gleich? Ach ja...ich wollte dich mit diversen Stellen bekannt machen." Byou leckte sich über die Lippen und öffnete langsam, Knopf für Knopf, meine Jeans während ich mich unter ihm wand. Wenn es eines gab, auf das ich noch weniger scharf war als gebissen zu werden, dann war das von einem Mann oder gar einem männlichen Vampir angefasst zu werden. Er ignorierte meine Befreiungsversuche und erlöste mich schließlich von meiner Hose, wenn auch ungewollt. Für einen Moment erstarben meine Bewegungen als seine Finger über meine Hüften glitten und am Stoff meiner Shorts kratzten. "Hm. Davor hast du also noch mehr Angst, als von mir gebissen zu werden? Wie wäre es, wenn ich dir sagen würde, dass du das, was ich tun werde, sehr genießen wirst?" Zum ersten Mal betrachtete ich seine Fänge bewusst und schluckte schwer. "Niemals werde ich es genießen!", fauchte ich und krallte mich in meine Lederfesseln. "Abwarten.", schmunzelte er und beugte sich zu meinem Körper hinab. Instinktiv zog ich den Bauch ein und versuchte seiner Zunge zu entkommen, die über meine Haut glitt und mich leise wimmern ließ. Ich wollte das nicht. Wieso half mir denn nur keiner? Das war doch wirklich zum Kotzen. Er hielt vor dem Bund meiner Shorts inne, schob zwei Finger darunter und zog sie leicht hinab. Ich wollte gar nicht hinsehen aber es ging nicht anders. Wie lautete nochmal der Spruch mit dem Autounfall? Er war mir entfallen. Byou sah mir grinsend in die Augen bevor er sich wieder meinem Lendenbereich widmete. Ich atmete gehetzt ein und aus bis ich zusehen musste, wie er mich biss. Zum Glück tat es nur kurz weh. Seine Hände lagen auf meinen Hüften und hielten mich fest. Ich spürte, wie er an meiner Haut saugte und für einen Moment wurde mir schlecht, bis sich eine neue Empfindung bildete und langsam in meinem Körper ausbreitete. Ich schloss die Augen und bemerkte, dass mir plötzlich so heiß wurde bis ich ein Keuchen nicht unterdrücken konnte. Was zur Hölle? Blitzschnell schlug ich die Augen auf und sah an mir herab. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich empfand Erregung, auch wenn ich dieser Situation rein gar nichts erotisches abgewinnen konnte. Das hatte Byou also damit gemeint. Umso länger er an dieser Stelle von mir trank, desto größer wurde meine Lust. Mein Körper war ein mieser Verräter. Nur mein Verstand blieb mir treu, auch wenn sich dieser langsam verabschiedete und auf Sparflamme runterfuhr. Scheiße, wenn das so weiterging würde es nicht lange dauern, bis ich kam und diese Blöße wollte ich mir, weiß Gott, nicht geben. Meine Lider fielen wieder zu während ich mich bemühte meinen Verstand bei der Stange zu halten und an unerotische Dinge zu denken. Dreckige Socken. Meine Oma. Verwesende Leichen. Ratten. Laborratten. Laborratten mit blauen Augen und spitzen Eckzähnen. Byous Gesicht tauchte vor meinem inneren Auge auf und wieder verließ ein Keuchen meine Kehle. Sofort öffnete ich die Augen und konnte dort das reale Exemplar bewundern. Verdammt. "Hör auf..." Wow noch unterwürfiger konnte ich wohl kaum klingen. Es klang nicht mal nach einer Aufforderung und doch löste sich Byou von meinem Körper, leckte sich über die Lippen und sah mich triumphierend an. Am liebsten hätte ich ihm mit der Faust ins Gesicht geschlagen. "Soll ich wirklich aufhören? Es scheint dir doch zu gefallen, oder nicht?" "Es spielt keine Rolle! Hör bitte auf!", erwiderte ich nur worauf er den Kopf schief legte. "Warum sollte ich?" Das war eine sehr gute und berechtigte Frage. "Wir hatten uns darauf geeinigt, dass du mich nicht umbringst aber wenn du weiter trinkst, tust du genau das.", warf ich ein und wähnte mich schon auf der sicheren Seite. Byou lächelte. "Stimmt aber ich kann dich auch auf ganz andere Art und Weise quälen." Mir war sofort klar, worauf er hinaus wollte aber genau das, würde ich niemals zulassen. Der Typ war vielleicht ein Arschloch aber kein verfluchter Vergewaltiger. Hoffte ich zumindest. "Du hast Recht aber dein Körper scheint es zu wollen..." Er sah an mir herab und ich folgte seinem Blick zu der Beule in meiner Unterwäsche. Verdammt. Die war ja immer noch da. Warum betrog mich mein Körper nur so? "Er will es nicht! Du hast nur deinen kleinen Hokus Pokus abgezogen damit das so ist...", zischte ich und begann mich wieder unter ihm zu winden. Jedoch pinnte er mich mit seinem Unterleib in die Matratze und schob ein Bein mit Leichtigkeit zwischen meine um Druck auszuüben. Sofort verebbte meine Bewegung als ich seine Berührungen spürte und sie, zumindest bei meinem Körper, auf Wohlgefallen stießen. Er beugte sich weiter über mich bis sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt war. Ein siegessicheres Grinsen hatte sich auf seine Züge gelegt während ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Seine Bewegungen, so leicht sie auch nur waren, machten mich wahnsinnig und ließen meine Lust ins Grenzenlose steigen. Nur mit Mühe unterdrückte ich ein Stöhnen und presste einfach die Lippen aufeinander. Würde er das wirklich durchziehen? Es sah alles danach aus. Doch das schlimmste daran war, dass ich auch noch kurz davor war, mitzumachen. Gequält sah ich in seine blauen Augen und verlor mich in ihnen, was meinen Widerstand völlig zum Einsturz brachte. Ich hob die Hüfte und drängte mich seinen Bewegungen entgegen während sich ein lustvolles Stöhnen aus meiner Kehle löste und ich erneut die Augen schließen musste. Doch ganz plötzlich stoppte seine Penetration, was mich aufsehen ließ bis ich erkannte, dass Byou nicht mehr über mir war. Schwer atmend lag ich da und suchte nach ihm. Er stand neben dem Bett und betrachtete mich in Denkerpose. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf seine Lippen als er sich abwandte und zur Tür ging. Was sollte das? "Hey! Ey! Warte! Wo willst du hin? Byou?! Mach mich gefälligst los!", schrie ich ihm mit belegter Stimme hinterher aber er würdigte mich keines Blickes und schloss die Tür hinter sich. Das war doch wirklich nicht zu fassen. Dieser Mistkerl hatte mich heiß gemacht und ließ mich nun einfach hier liegen. Ich war, wohl gemerkt, immer noch gefesselt und meine Bisswunde hatte dieses Schwein auch nicht geheilt. Genervt und beschämt hob ich den Kopf und rammte ihn immer wieder in die Kissen, da ich mich einfach so sehr über mich selbst ärgerte. Mein Leben war vollkommen außer Kontrolle geraten. Nein, ich hatte einfach die komplette Kontrolle verloren. Seufzend schloss ich die Augen und wollte das alles hier einfach nur vergessen aber an Schlaf war gerade absolut nicht zu denken. Außerdem hatte ich im Labor geschlafen und auch wenn ich mich ausgelaugt fühlte, wollte mein Körper und ganz besonders mein Geist keine Ruhe finden. Andauernd blitzte Byous Gesicht in meinen Gedanken auf weshalb ich die Augen wieder öffnete und einfach an die Decke starrte während meine Erregung langsam verebbte wodurch das Gefühl unendlicher Scham und Wut mich überrollte. Kapitel 8: Guardian Angel ------------------------- Ich wusste nicht, wie lange ich einfach nur Löcher in die Luft starrte und darüber sinnierte, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Doch dann bemerkte ich, wie die Tür vorsichtig aufging. Ein tiefes Seufzen entwich mir. Er war wohl zurück gekommen um das zu vollenden, was er begonnen hatte. "Jin?", hörte ich eine Stimme fragen, die mich doch aufhorchen ließ. Das war nicht Byou weshalb ich meinen Kopf zur Seite drehte und Kai entdeckte, der mich mitleidig ansah. Super. Jetzt wurde ich auch schon bemitleidet. Das letzte Mal hatte mich meine Mutter so angesehen, als ich mal wieder mit einem blauen Auge und einer aufgesprungenen Lippe nach Hause gekommen war. In der Schule wurde ich regelmäßig verprügelt einfach nur weil ich intelligenter, als der Rest, war. Ich war das Opfer gewesen. Das hatte sich erst geändert als meine Eltern mich auf eine Privatschule schickten, die für hochbegabte Kinder eine Zuflucht bot. Danach hatte mich nie wieder irgendjemand mit Mitleid betrachtet. Doch Kais Blick katapultierte mich in diese Zeit zurück und das Gefühl mochte ich so gar nicht. Ich drehte den Kopf wieder zur Decke, da ich den Ausdruck auf seinem Gesicht einfach nicht ertrug. "Ich mache dich los.", verkündete er leise und ich ließ ihn machen. Als sich die Fesseln endlich lösten zog ich die Arme an meinen Körper und murrte schmerzlich. Meine Gelenke taten, durch die einseitige Haltung, weh und meine Hände kribbelten unangenehm, da sie nun endlich wieder ausreichend mit Blut versorgt wurden. "Danke...", murmelte ich, sah Kai aber nach wie vor nicht an. Dieser ließ sich behutsam auf die Bettkante sinken und betrachtete mich. Nun wuchs meine Scham. Wie viele Emotionen musste ich eigentlich noch durchleben? Es nervte und zwar gewaltig. "Jin? Geht es dir gut?" Ich lachte leise und hob die Hand um mir über die Augen zu reiben. Die Frage war wirklich dumm. Sah ich denn so aus, als ob es mir gut ginge? Jedoch konnte der Andere nichts für Byous Ausraster weshalb ich einmal tief durchatmete und ihn dann ansah. "Was glaubst du denn?" Ich war bemüht mein inneres Chaos nicht an ihm auszulassen und erhob mich langsam. Kai sah betreten zur Seite bis ich langsam vom Bett rutschte und aufstand. Erneut musste ich mich an dem Bettpfosten festhalten. Dieses Mal aber nicht, weil Byou zu viel Blut getrunken hatte, sondern weil ich einfach nur im Arsch war. Mein Kreislauf spielte verrückt und meine Beine zitterten. Vermutlich war das ein leichter Schock, der mich nun auch noch mit aller Macht in die Knie zwingen wollte. "Ich...komm. Ich nehm dich mit zu mir.", bot Kai mir an und erhob sich. Ich klammerte mich noch immer an den Pfosten und sah an diesem vorbei zu dem aufmunternd lächelnden Mann, von dem ich immer noch nicht wusste, was er war. Sollte ich mit ihm gehen? Ich wusste, dass er mir nichts tun würde und es nur gut meinte. Einerseits wäre ich gerne alleine gewesen, andererseits wollte ich aber auch genau das vermeiden. Eines wusste ich aber genau und zwar, dass ich nicht in diesem Zimmer bleiben wollte. "Okay.", willigte ich schließlich ein und sah mich nach meiner Hose um. Ich wollte um keinen Preis halb nackt durch dieses Haus wandern. Kai folgte meinem Blick und fand meine Jeans zuerst ehe er mir diese reichte und ich umständlich hineinstieg, seine Hilfsangebote aber ablehnte. Allerdings fiel mir nun ein, dass Byou mein Shirt zerrissen hatte, was mich seufzen ließ. "Hier." Kai hielt mir seine Kapuzenjacke entgegen. So viel Wärme und Nächstenliebe hatte ich schon lange nicht mehr erlebt, weshalb mir schon wieder die Tränen kommen wollten, die ich aber angestrengt wegblinzelte. Das war gerade nicht der Zeitpunkt um wie ein kleines Mädchen zu heulen. Dankend nahm ich ihm das Kleidungsstück ab und schlüpfte hinein. Ich war überrascht, dass der Stoff warm war, was mich zu dem Schluss brachte, dass Kai auf keinen Fall ein Vampir sein konnte. Vampire waren kalt, nur Menschen waren warm. Jedoch schüttelte ich den Gedanken ab, da ich gerade mit dem Reißverschluss kämpfte. Das blöde Dinge wollte sich einfach nicht einfädeln lassen. Gut, dass ich gerade nicht wie Espenlaub zitterte, sonst wäre das ganze Unterfangen am Ende noch schwer gewesen. Verdammt nochmal, konnte ich mich nicht einfach zusammen reißen? Jedoch kam Kai auf mich zu und nahm mir den Verschluss aus der Hand und half mir beim Zumachen. Seufzend ließ ich den Kopf hängen und fühlte mich erneut so hilflos. "Danke.", murmelte ich erneut ehe er mir meine Stiefel übergab. In diese schlüpfte ich problemlos bevor ich dem Größeren einfach aus dem Zimmer folgte. Eine unangenehme Angst überkam mich, als ich das Zimmer verließ und sofort malte ich mir die schlimmsten Dinge aus. Bestimmt würde Byou gleich hinter einer Ecke hervorspringen und mich eigenhändig zurück ins Zimmer schleifen weil ich mal wieder ohne Erlaubnis das Zimmer verlassen hatte. Ich schob meine Hände in die Taschen der Kapuzenjacke und folgte Kai bis ins Erdgeschoss. Anscheinend hatte er hier sein Zimmer, was mich wieder zu dem Schluss kommen ließ, dass er definitiv kein Vampir war. Die hatten ihr Reich, erfahrungsgemäß, im obersten Stockwerk. Ich war froh Niemanden anzutreffen, was vermutlich auch an der Tageszeit lag. Die Sonne war vermutlich schon längst aufgegangen. Kai öffnete eine Tür und trat als erster ein bevor ich ihm folgte, damit er die Tür hinter uns schließen konnte. Der Raum war größer als die Zimmer der Vampire, was mich doch sehr erstaunte. Was machte Kai so besonders, dass er so ein riesiges Zimmer bewohnen durfte? Ich verschob den Gedanken auf ein anderes Mal und ließ den Blick schweifen. Es war an sich genauso ausgestattet wie restlichen Zimmer bis auf die Tatsache, dass er einiges an persönlichen Dingen besaß. Das war vermutlich auch der Grund weshalb mir der Raum so gemütlich vorkam. "Setz dich. Hast du Durst oder Hunger?" Er deutete auf seine Sofaecke weshalb ich mich auf dieser niederließ und leicht den Kopf schüttelte. "Durst ja, Hunger nein." Er nickte und wandte sich ab ehe er durch eine Tür verschwand. Kurze Zeit später war er wieder da und stellte mir ein großes Glas Wasser vor die Nase ehe sich ein weiteres, kurzes Glas mit einem bernsteinfarbenen Inhalt dazu gesellte. Alkohol. Gute Idee. Zuerst trank ich das Wasser, in wenigen Zügen, aus ehe ich zum zweiten Glas griff und die Flüssigkeit auf Ex runterkippte. Kurz verzog ich das Gesicht, da der Abgang leicht brannte aber es wärmte mir immerhin den Bauch und der Geschmack war auch gar nicht mal so übel. Ich sah auf und lächelte schwach. "Danke. Mal wieder." Er winkte ab und ging zu seinem Bett, wo er eine Hälfte des Bettzeugs nahm und es auf die Couch legte. "Nimm das Bett. Ich glaube du könntest eine Nacht in einem ordentlichen Bett gut gebrauchen. Wenn du vielleicht duschen möchtest, dort drüben ist das Bad.", deutete er auf eine weitere Tür und ich überlegte. Duschen. Ja das war vermutlich keine schlechte Idee doch die Sache mit dem Bett schmeckte mir nicht wirklich. "Du musst dein Bett nicht für mich räumen. Ich komme auch mit der Couch klar.", erklärte ich leise und lief in Richtung Badezimmer. "Mach dir keine Gedanken um mich. Die Couch bringt mich nicht um. Geh erst mal duschen, dann sehen wir weiter." Mit einem Nicken verschwand ich im Badezimmer und war glücklich über eine Dusche. Doch als ich an mir herabsah entdeckte ich die Spuren, die Byou hinterlassen hatte, was mich direkt wieder erschauern ließ. Als die Wunden dann mit Wasser in Berührung kamen, brannte es leicht aber der Schmerz war erträglich. Ich wusch mich bestimmt drei Mal, bis ich mich einigermaßen sauber fühlte und aus der Dusche stieg. Den Blick in den Spiegel vermied ich, trocknete mich einfach ab und schlüpfte wieder in meine Shorts. Ich sparte mir die Jeans. Kai hatte mich mit noch weniger am Leib gesehen weshalb ich mir das prüde Verhalten auch verkneifen konnte. Ich verließ das Bad und betrachtete das Bett. Kai hatte es sich schon auf der Couch gemütlich gemacht. "Ehm, hast du vielleicht einen Verbandskasten? Mein Arm blutet wieder...", murmelte ich leise und sofort war Kai wieder auf den Beinen. Er ging zu einer Kommode, wühlte darin herum ehe er mit einem weißen Kasten zu mir kam. "Setz dich.", forderte er mich sanft auf weshalb ich mich auf die Bettkante sinken ließ. Er öffnete den Kasten, griff nach etwas zum Desinfizieren und betrachtete, Kopf schüttelnd, die Wunden. Ja, Byou hatte sich ordentlich ausgetobt. Ich verzog das Gesicht, als Kai alles desinfizierte und Salbe darauf verteilte ehe er sie verband. "So. Das sollte für's Erste reichen.", lächelte er sanft, packte alles wieder zusammen und stellte den Erste-Hilfe-Koffer beiseite. Er ging zurück zur Couch und legte sich wieder hin, während ich einfach sitzen blieb. "Es macht dir auch wirklich nichts aus, dass ich dein Bett in Beschlag nehme?", hakte ich erneut nach und erntete nur ein warmes Lächeln. "Natürlich nicht, sonst hätte ich es nicht angeboten. Los leg dich hin. Du kannst etwas Schlaf gebrauchen denn du siehst, um ehrlich zu sein, echt scheiße aus." Seine Ehrlichkeit brachte mich zum Grinsen. "Danke, ich nehme das als Kompliment." Er lachte leise und schüttelte den Kopf während ich zur Bettmitte rutschte und unter die Decke glitt. Ich rollte mich ein wenig zusammen und schlang die Arme um meinen Oberkörper. Eigentlich war ich kein bisschen müde. Meine Gefühle fuhren Achterbahn und die Erlebnisse waren noch allzu präsent, als das ich Ruhe hätte finden können. Ich hörte ein Rascheln, sah Kai zu wie er das Licht ausschaltete und seufzte tonlos. Dunkelheit. Ich starrte einfach vor mich hin, hatte Angst wieder die Augen zu schließen und Byous Antlitz zu entdecken. Das was er getan hatte, brachte mich ordentlich durcheinander. Natürlich war er äußerst brutal gewesen, hatte sich an meinem Blut und Schmerz bereichert während er meinen Körper dazu gezwungen hatte, nach seinen Berührungen zu lechzen. Dennoch hatte ich mich ihm, ab einem gewissen Punkt, einfach hingegeben. Ich hatte es gewollt, auch wenn ich diese Tatsache vehement leugnen würde, wenn man mich darauf ansprach. Wie sollte das hier nur weitergehen? Ich wusste es nicht und langsam war ich dieses ständige Hin und Her wirklich leid. Anscheinend musste ich tatsächlich einen Teil von mir selbst aufgeben, wenn ich solchen Situationen nachhaltig aus dem Weg gehen wollte. Wenigstens schien Kai ein netter Geselle zu sein. Obwohl er weder mich noch ich ihn kannte, half er mir und kümmerte sich ungefragt um mich. Morgen würde ich ihn fragen, warum er das alles für mich tat. Immerhin musste ihm das doch eine Menge Probleme einbrocken und das wollte ich gewiss nicht. Er war ein netter Kerl und doch wusste ich nicht so recht, ob ich ihm völlig vertrauen konnte. Das würde nur die Zeit zeigen. Zeit, die ich nicht wirklich hatte. Irgendwann musste ich doch eingeschlafen sein und sofort verfolgten mich Byous Taten. Wieder erschien er mir im Traum, nur leider nicht im positiven Sinne. Immer wieder durchlief ich ähnliche Szenarien, die sich so unglaublich real anfühlten. Doch dann drang eine Stimme an mein Ohr, die mein Bewusstsein langsam dazu animierte, mich aufwachen zu lassen. Dachte ich. Jedoch konnte ich nicht zwischen Traum und Realität unterscheiden weshalb ich um mich schlug. "Lass mich los! Fass mich nicht an!", krächzte ich und schlug weiter um mich. "Jin! Wach auf!", rief die Stimme nun mit mehr Nachdruck weshalb ich die Augen aufschlug und mich gehetzt atmend umsah. Kai saß neben mir und hielt meine Arme fest, die er sofort losließ, als er bemerkte, dass ich endlich aufgewacht war. Ich sah ihn verwirrt an, überprüfte nochmal die Umgebung um mir selbst zu versichern, dass Byou nicht anwesend war. "Hey...es ist alles gut. Du bist in Sicherheit...", versuchte Kai mich zu trösten und legte eine Hand auf meine Schulter worauf ich sofort zurückwich. Ich war immer noch nicht ganz bei mir aber ich spürte, dass mein Gesicht spannte und sich meine Augen komisch anfühlten. Langsam hob ich die Hand und bemerkte, dass ich anscheinend im Schlaf geweint hatte. Meine Augen waren noch immer feucht. Ich setzte mich auf und strich mir durchs Haar. Die Hölle war ein Ponyhof im Vergleich zu den Zuständen in diesem Haus. "Ich werde niemals sicher sein...", hauchte ich und Verzweiflung kroch in mir hoch. "Solange ich hier bin...solange ich ein wertloser Mensch bin...werde ich immer wieder das Opfer irgendeines Bewohners werden. Immer und immer wieder bis sie mich eines Tages töten..." Diese Erkenntnis traf mich wie eine Faust, mitten ins Gesicht. Es war ja nicht so, dass ich mir nicht darüber klar gewesen wäre aber dennoch hatte ich die leise Hoffnung gehabt, dass ich hier lebend rauskam und alles gar nicht so schlimm werden würde, wie es tatsächlich war. Ich zog die Beine an meinen Körper, schlang die Arme um sie und bettete meinen Kopf auf meinen Knien ehe ich elendig anfing zu weinen. Ich heulte wie ein kleines Mädchen. Mir wurde alles zu viel. Der Schmerz, die Angst, der Verlust meiner Freundin und meiner Freiheit. Das alles wuchs mir über den Kopf. Die Matratze gab leicht nach als Kai näher rutschte und mich vorsichtig in seine Arme zog. Ich unterdrückte den Impuls ihn von mir zu stoßen, da der Andere es ja nur gut meinte und gerade konnte ich eine Schulter zum Ausweinen wirklich gebrauchen. Beruhigend strich mir der Schwarzhaarige übers Haar und wiegte mich leicht hin und her während ich mich einfach nur an ihn drückte und meinen Emotionen freie Bahn ließ. Ich hatte keine Ahnung wie lange er mich einfach nur so im Arm hielt aber als meine Tränen langsam versiegten, löste ich mich etwas von ihm und rieb mir über die Augen. Ein Rascheln drang an mein Ohr, dann hielt Kai mir ein Taschentuch hin, das ich dankend annahm und mir erst mal die Nase putzte bevor ich mir die Tränen wegwischte. "Geht's wieder?", fragte er behutsam nach und ich nickte leicht, traute mich erst nicht, ihn anzusehen aber es war dunkel und ich konnte zunächst nur seine Umrisse erkennen. Wenn er ein Mensch war, dann würde es ihm genauso gehen. Also gab es keinen Grund sich wegen eines verheulten Gesichtes zu schämen, er sah es sowieso nicht. "Wieso bist du so nett zu mir?", platzte es aus mir heraus aber ich wollte einfach wissen, warum er sich so sehr um mich kümmerte. Er war vermutlich der Einzige in diesem Haus, der mir weder an die Wäsche noch an die Halsschlagader wollte. Ich hörte ihn leise lächeln und betrachtete seinen Umriss. "Wieso sollte ich nicht? Du hast mir keinen Grund gegeben unfreundlich zu sein, was ich durchaus werden kann. Ich weiß, man traut mir das nicht zu aber so wie Jeder, kann auch ich anders werden." Ich war nicht wirklich zufrieden mit dieser Antwort. Sie erklärte eigentlich nichts. "Für mich wird dadurch aber immer noch nicht klar, warum du dich so freundlich um mich kümmerst.", entgegnete ich und kam mir nun unglaublich unhöflich vor aber ich wollte wenigstens bei Kai Gewissheit haben. "Hm. Ich bin von Natur aus sehr uneigennützig und hilfsbereit. Natürlich machte es sofort die Runde, dass Byou dich herschaffen konnte. Ich wusste, dass das zu Chaos und Konfrontationen führen würde. Weißt du, meine Augen und Ohren sind überall und ich habe so einige Gespräche mitbekommen. Und bevor du fragst, du willst es nicht wissen, glaub mir. Um ehrlich zu sein, ich hatte Mitleid mit dir. Du scheinst eigentlich ein ganz netter und lustiger Kerl zu sein. Es erschien mir unfair, dass Jeder so auf dir rumhackt und dich wie ein Spielzeug behandelt. Das hast du einfach nicht verdient. Immerhin bist du nicht freiwillig hier und da ist eigentlich mit Gegenwehr zu rechnen. Allerdings bist du nicht der erste Gefangene und deine Vorgänger haben sich schnell einschüchtern lassen aber du bietest den Bewohnern immer noch die Stirn, obwohl Byou dir so etwas angetan hat. Es tut mir wirklich leid, dass du diese Erfahrung machen musstest. Er ist...wie drücke ich das am besten aus...", murmelte er nachdenklich. "...ein widerliches und brutales Arschloch?", vervollständigte ich seinen Satz wodurch Kai leise lachte. "Eigentlich hatte ihn als kompliziert beschreiben wollen aber das trifft es auch ganz gut." Ich nickte leicht. Seine Erklärung gefiel mir zwar nicht so ganz aber immerhin wusste ich, woran ich bei ihm war. "Wieso warst du in Byous Zimmer?" Wenn ich schon dabei war ihn auszufragen, konnte ich auch direkt weitermachen. "Nunja. Ich war eigentlich auf dem Weg zu einem anderen Bewohner als ich Geräusche aus seinem Zimmer hörte. Ich gebe zu, ich habe gelauscht. Jedoch dachte ich nicht, dass er es so dermaßen übertreiben würde. Ich war allerdings nicht die ganze Zeit vor der Tür weil ich ja noch etwas vorhatte. Als ich dann wieder aufbrechen wollte, sah ich Byou halbnackt davon stürmen und da wurde mir klar, dass irgendetwas passiert sein musste. So kam es also, dass ich sein Zimmer betrat und dich fand. Ich hätte nie gedacht, dass er zu so etwas fähig ist.", seufzte er tief, was nun doch meine Aufmerksamkeit erregte. "Wozu?", hakte ich nach und bemerkte, dass er mich ansah. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass Kai falsch informiert war. "Naja...du lagst gefesselt und halbnackt auf dem Bett...da schoss mir schon ein bestimmter Gedanke durch den Kopf." Kai redete um den heißen Brei herum aber nach kurzem Überlegen wusste ich, worauf er hinauswollte. Ich schüttelte den Kopf. "Du glaubst, dass er mich vergewaltigt hat oder?" Ein zustimmender Laut entwich ihm, worauf ich leise lächelte. "Ich kann dich beruhigen, er hat es nicht getan aber für einen Moment habe ich gedacht, dass er es tun würde. Dennoch fühle ich mich schon ein wenig so, als ob er mich vergewaltigt hätte." Kai legte mir mitfühlend eine Hand auf die Schulter worauf ich nur schief lächelte. "Versteh das nicht falsch aber ich bin sehr froh darüber, dass er es nicht getan hat. Ich hatte mich eigentlich schon darauf eingestellt, morgen mit ihm darüber sprechen zu müssen." Ich hob eine Braue. "Wieso solltest du mit ihm darüber sprechen?", hakte ich misstrauisch nach und Kai winkte nur ab. "Naja, weil ich dich eben in einem schrecklichen Zustand gefunden habe. Deshalb." Ich spürte genau, dass er meiner Frage auswich und wurde das Gefühl nicht los, dass er etwas vor mir verheimlichte. Da aber meine bisherigen Versuche alle abgewehrt wurden beließ ich es erst mal dabei. "Okay. Musst du nicht. Er war ganz artig...wenn man darüber hinweg sieht, dass er mir die Arme aufgeschlitzt, den Oberkörper zerkratzt und an einer Stelle von mir getrunken hat, die bisher nur ganz wenige berührt haben, nur um sich dann an meiner körperlichen Reaktion zu ergötzen. Ja er ist wirklich ein Heiliger.", zischte ich leise und rieb mir übers Gesicht. "Tut mir leid aber glaub mir, es hätte schlimmer kommen können. Ich weiß wozu er fähig ist, wobei er längst nicht der Schlimmste der Truppe ist. Verglichen mit dem Typen, ist Byou ein Schmusekater." Jetzt musste ich doch tatsächlich lachen. Ich stellte mir Byou mit Katzenohren und einem langen Schwanz vor, der sich gerade im Katzenklo wälzte. Eigentlich war das überhaupt nicht komisch aber ich schien gerade alle Emotionen durchzugehen weshalb ich es nicht unterdrückte. Kai sah mich grinsend an. "Der Vergleich war vielleicht nicht so passend aber es freut mich, dass du doch noch lachen kannst." Ich beruhigte mich langsam und wandte mich wieder dem Anderen zu. "Danke. Ich bin wirklich froh, dass es hier Jemanden wie dich gibt, mit dem ich mich normal unterhalten kann ohne gleich Angst haben zu müssen, dass du mir deine Fänge in den Hals schlägst, nur weil ich einen Witz gemacht habe." "Schon gut. Ich weiß, ich bin Mutter Teresa. Lob mich lieber nicht zu viel, sonst steigt mir das noch zu Kopf. Jetzt sollten wir uns aber wirklich hinlegen. Ich bin echt tot müde." Kai rutschte vom Bett aber bevor ich mich versah, hielt ich ihn am Handgelenk zurück und schluckte schwer. Okay, das war jetzt eine unangenehme Situation. Was zur Hölle hatte ich mir dabei gedacht? Vermutlich gar nichts. Ich hatte einfach reagiert, als er gehen wollte. Kai sah mich nun fragend an und legte den Kopf schief. "Willst du, dass ich bleibe?" Gott sei Dank. Ich war so froh, dass er fragte, weil mir die Worte einfach nicht über die Lippen kommen wollten. "Mhm.", murmelte ich leise und unterstrich meine Zustimmung mit einem Nicken. Ich wollte einfach nicht alleine sein und in seiner Nähe fühlte ich mich nicht ganz so verloren und unsicher. Irgendetwas sagte mir, dass der Größere auf mich aufpassen würde. "Gut. Lass mich nur mein Bettzeug holen." Ich ließ ihn los und machte etwas Platz damit er seine Sachen ablegen konnte. Kurzerhand lag er neben mir auf dem Rücken und hatte einen Arm hinter dem Kopf verschränkt und seufzte wohlig. Sein Bett war wohl doch bequemer als die Couch, was mir sofort ein schlechtes Gewissen machte. Ich drehte mich, mit dem Gesicht, zu ihm auf die Seite und zog mir die Decke bis unters Kinn. "Schlaf gut, und Kai?" Er drehte den Kopf zu mir und sah mich an. "Hm?" "Danke." Er lächelte leicht und schüttelte ein wenig den Kopf. "Schon gut. Schlaf gut Jin." Es dauerte nicht lange, da war ich auch schon in einen traumlosen Schlaf gefallen. Kais Anwesenheit tat mir gut, beruhigte mich und hielt mir sogar die Albträume vom Hals. Kai jedoch schlief noch nicht. Er drehte sich auf die Seite und betrachtete meine entspannten Gesichtszüge ehe er die Hand hob und mir vereinzelte Strähnen meines braunen Haares aus dem Gesicht strich. "Keine Sorge Jin...ab jetzt passe ich auf dich auf...ich werde dafür sorgen, dass er dir nie wieder weh tut und irgendwann erfährst du die Wahrheit, nach der du dich sehnst...", murmelte er leise, beugte sich zu mir und hauchte mir einen kleinen Kuss auf die Stirn, was mich nur leise murren ließ. Ich schlief seelenruhig weiter und auch Kai fand endlich seine wohl verdiente Ruhe. Kapitel 9: Inception -------------------- Die Zeit rann nur so dahin. Stunden wurden zu Tagen und diese zu Wochen. Ich hatte mein Zeitgefühl komplett verloren. Wie viel Zeit war eigentlich seit meiner Entführung vergangen? Zwei Wochen? Mehr? Weniger? Ich wusste es nicht aber irgendetwas um den Dreh würde wohl stimmen. Es hatte sich so einiges getan. Kai hatte mir ein kleines Zimmer neben seinem organisiert und so war ich ins Erdgeschoss gezogen. Nach wie vor arbeitete ich die ganze Nacht an dem geforderten Mittel. Leider auch hier mit nur mäßigem Erfolg. Die Formel meines Vorgängers war ein netter Ansatz gewesen, hatte sich aber als Sackgasse herausgestellt. Ich forschte weiterhin, probierte unzählige Wege aus aber der Erfolg wollte sich einfach nicht einstellen. Manche Dinge wiederholten sich eben immer wieder. Ansonsten war es ruhig geworden. Ich verbrachte meine Freizeit mit Kai, der mir mittlerweile zu einem echten Freund geworden war, auch wenn ich das Geheimnis um seine Existenz noch immer nicht gelöst hatte. Jedoch hatte ich bisher auch nicht mehr nachgefragt. Es interessierte mich zwar schon noch aber nicht genug, um unsere aufblühende Freundschaft kaputt zu machen. Wenn er soweit war, würde er es mir schon erzählen. Die Vampire sah ich nur selten. Ruki und Reita begegneten mir dabei am häufigsten. Ich hatte nichts mehr mit ihnen zu tun und war auch sehr froh über diesen Umstand. Byou hatte ich seit dieser einen Nacht zwei weitere Male gesehen und ignoriert. Er war praktisch Luft für mich, auch wenn dem nicht wirklich so war. Doch das war mein Geheimnis. Den rothaarigen Perversling hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich wusste nicht was das war, dass ich mir seinen Namen einfach nicht merken konnte. Irgendetwas mit M. Vampir M. Das klang doch auch ganz nett. Jedoch schlug ich mir die Vampire wieder aus dem Kopf und konzentrierte mich auf die Arbeit obwohl ich das Gefühl nicht loswurde, dass mich Jemand beobachtete. Unauffällig ließ ich den Blick schweifen und sah durch die Glasscheiben, die mein Labor umrahmten. Hinter mir vernahm ich eine Bewegung aber ich sah zu spät hin. Wer auch immer dort gestanden hatte, war verschwunden. Besser so. Ich hasste es beobachtet zu werden und da der Störenfried nun fort war, widmete ich mich wieder, mit vollem Einsatz, meiner aufgezwungenen Arbeit. Byous POV Nur für eine Sekunde hatte er in das Labor sehen wollen und stand dann doch länger vor dem gläsernen Raum, als ihm lieb war. Der Mensch darin bemerkte jedoch seine Anwesenheit weshalb er schnell aus dessen Blickfeld verschwand. Er lehnte sich an die Wand neben dem Labor und seufzte tief. Wieso war er hier? Hatte er nichts besseres zu tun? Für einen kurzen Moment dachte der Vampir darüber nach und kam zu keinem Ergebnis. Nein. Er hatte eigentlich gar nichts zu tun. Seitdem Jin im Erdgeschoss lebte und unter Kais Schutz stand, war sein Leben um einiges langweiliger geworden und das nun schon seit geschlagenen vier Wochen. Hin und wieder ertappte er sich dabei, wie er den Brünetten bei der Arbeit beobachtete und hatte sich bisher nur mit mentalen Arschtritten zum Aufhören bewegen können. Diese Anwandlungen waren wirklich lästig. Ein Räuspern riss den Dunkelblonden aus seinen Gedanken weshalb er zur Seite sah um den Grund für die Unterbrechung, seiner wirren Gedanken, ausfindig zu machen. Er entdeckte Kai. Wie passend. Der Schwarzhaarige trug ein Tablett mit sich herum und war wohl gerade auf dem Weg zu ihrem menschlichen Gast. "Was machst du hier?" Kai betrachtete ihn argwöhnisch weshalb er sich von der Wand abstieß und mit den Schultern zuckte. "Nichts. Rumstehen." "Sag mir etwas, das ich noch nicht weiß. Ich frage also nochmal, was machst du hier?" Byou hob eine Braue und seufzte genervt. "Ich glaube nicht, dass ich dir Rechenschaft schuldig bin, wo ich mich aufhalte. Wenn ich hier rumstehen will, dann tu ich das. Klar?" Der Andere ging ihm gewaltig auf die Nerven. Egal wann er sich in der Nähe des Doktors aufhielt, Kai war nicht weit. Ganz so, als ob er ihn verfolgte. Vielleicht war das auch so. Egal. Kai lächelte leicht und lief ein paar Schritte auf den Dunkelblonden zu. "Muss ich dich an unser Gespräch erinnern Byou? Pass auf wie du mit mir sprichst. Ich will dich nicht in seiner Nähe sehen. Wenn ich auch nur mitbekomme, dass du ihm..." Byou hob eine Hand um ihn zu unterbrechen. Gott, wie leid er es war. "...zu nahe kommst und auch nur ein einziges Haar krümmst, lernst du mich kennen...Bla Bla Buhu! Ja Kai. Du hast dich deutlich ausgedrückt. Ich bin nicht blöd, also verkneif dir dein Oberlehrerverhalten. Allerdings, nur für den Fall, dass du es vergessen haben solltest...aber das Labor liegt nun mal auf diesem Stockwerk, wo wir uns alle rumtreiben. Also hör auf etwas in Dinge hinein zu interpretieren, die nicht der Wahrheit entsprechen." Kai schnaubte leise, schüttelte dann den Kopf und beließ es dabei. "Dann bin ich ja beruhigt." Mit diesen Worten zog der Schwarzhaarige an ihm vorbei und betrat das Labor. Knurrend sah er ihm nach und lief los, doch wohin? Fragend sah er sich um und überlegte ob er vielleicht Manabu einen Besuch abstatten sollte, aber je länger er darüber nachdachte, desto weniger bekam er Lust auf die rothaarige Diva. Kurzerhand schlug er den Weg ins Wohnzimmer ein und hoffte darauf, wenigstens dort etwas Ruhe zu haben. Er betrat den Raum und bemerkte sofort, dass er nicht alleine war. Am liebsten hätte er sofort kehrt gemacht aber das wäre seinem besten Freund vermutlich aufgefallen. Dieser sah bereits Richtung Tür und als er seinen Freund entdeckte, wandte er sich wieder der Zeitschrift zu, die er in den Händen hielt. Schweigend lief er zur Bar und genehmigte sich einen Drink bevor er sich, in seine gewohnte Position, auf das Ledersofa warf und an seinem Whiskey nippte. "Scheiß Tag?", warf Reita ein, worauf er nur mit den Schultern zuckte. War das hier ein schlechter Tag? Ganz offensichtlich schon. "Was ist eigentlich mit dir los?", hakte der Blonde nach, legte seine Zeitschrift beiseite und nippte ebenfalls an seinem Getränk. Für einen Moment schloss Byou seufzend die Augen. Es war so klar gewesen, dass der Andere fragen würde. Obwohl Reita sich sonst nicht wirklich für seine Gefühlswelt interessierte, schien er nun fast besorgt. "Nichts. Was soll schon sein?", entgegnete er und starrte weiterhin Löcher in die Decke, so wie immer. Er vernahm das Knarzen von Leder als Reita seine Haltung veränderte und ihn ansah. Der Blick des Jüngeren war so unglaublich durchdringend, dass er das Gefühl nicht loswurde, durchleuchtet zu werden. Es war fast so, als ob der Blonde die Antworten kannte, bevor er selbst sie ergründet oder gar angefangen hatte, sie zu suchen. "Du weißt genau wovon ich spreche." Ja, das wusste er. "Nein, weiß ich nicht." Ein Seufzen von Reitas Seite und einige Schlucke Whiskey später spürte er erneut den Blick auf sich ruhen. "Byou, es ist ungewöhnlich dich mit solch einer schlechten Laune und dieser immensen Rastlosigkeit zu sehen. Alle merken, dass dich etwas beschäftigt. Ich erkenne dich kaum wieder. Also, ich frage dich noch ein Mal: Was ist los?" Byou presste die Lippen aufeinander und musste dann grinsen. "Du hörst dich schon an wie unser geliebter Kai." "Das bezweifle ich...aber wie kommst du darauf?" Byou hob abwehrend die Hand. "Vergiss es." Er wollte nicht reden. Wenn er darüber redete, brachen vielleicht die Dämme, die das zurückhielten, wovor er sich so sehr fürchtete. Er wollte nicht, dass das passierte und ihn vereinnahmte und vor allem, wollte er sich über gewisse Dinge einfach keine Gedanken machen und erst recht nichts zugeben. Reita schien seinen Versuch ihn auszuquetschen, aufzugeben denn sie waren schon seit geraumer Zeit ins Schweigen verfallen. Immer noch starrte er die Decke an ohne sie wirklich anzusehen. Mit den Gedanken war er schon längst wieder woanders. Obwohl er nicht über diese brünette Made mit Doktortiteln sinnieren wollte, tat er es. Wie so oft. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dachte er fast immer an ihn. "Du vermisst ihn.", warf Reita ihm, einfach so aus dem Nichts, an den Kopf worauf er fast sein Glas fallen gelassen hätte und sich nun, wie von der Tarantel gestochen, aufsetzte um seinen besten Freund anzusehen. Dieser blätterte wieder beiläufig in seiner Zeitschrift und sah nur kurz auf. "Das ist absoluter Bullshit Rei! Verbreite nicht so einen Mist okay? Als ob ich diese kleine Ratte vermissen würde! Ich bin froh, dass ich den los bin. Er hat mich regelmäßig zur Weißglut getrieben und mein Leben ist gerade wieder dabei, normal zu werden, okay?" "Versuchst du mich oder dich selbst zu überzeugen, dass es nicht so ist?" DAS, ja das war die Masterfrage. Byou schnaubte verächtlich und ließ sich wieder auf den Rücken fallen. "Ich muss niemanden überzeugen. Das ist eine Tatsache.", knurrte er gereizt und kippte den Rest seines Whiskeys herunter bevor er das Glas auf den Tisch stellte. "Wenn du meinst." "Ja meine ich!", zischte Byou genervt und verschränkte die Arme vor der Brust. Das war ja nicht auszuhalten. Jetzt dachte Reita auch noch, dass er diese kleine Made vermissen würde. So ein Schwachsinn. Er vermisste niemanden. Er brauchte niemanden. Das war, ist und würde auch immer so bleiben. Als sich erneut die Tür öffnete, murrte er leicht. Na super, jetzt kam auch noch Ruki, der sich sofort auf sowas stürzte. Eine Klatschtante eben. Der Vampir überlegte ob er sich einfach vom Acker machen sollte, entschied sich aber dagegen, da Reita das vermutlich als Bestätigung seiner vorherigen Aussage werten würde. "Hey.", grüße der Brünette ihn worauf Byou nur leise murrte. Verwirrt hob Ruki eine Braue und gesellte sich zu seinem Freund, der nun die Zeitschrift wieder beiseite legte um ihn zu begrüßen. "Was ist denn mit dem los? Schon wieder schlechte Laune Byou?" Die zweite Runde wurde gerade eingeläutet. Der Dunkelblonde hob erneut abwehrend die Hand und schloss genervt die Augen. Konnten sich die Beiden nicht einfach verziehen? In ihr Zimmer? Zum Vögeln? Es war ihm egal wohin, aber sie sollten einfach verschwinden. "Natürlich. Wann hat er denn keine schlechte Laune. Er vermisst den kleinen Doktor.", gab er grinsend an seinen Freund weiter und sah schmunzelnd zu Byou, der nun mit weit aufgerissenen Augen da lag. Das hatte Rei eben nicht wirklich getan. "Was? Echt jetzt? Stimmt das Byou? Vermisst du dieses Menschlein? Ich mein, lecker war er wirklich und er hat dich immer so schön geärgert.", grinste Ruki breit. Knurrend drehte Byou den Kopf und sah beide abwechselnd mordlustig an. "Haltet beide eure Fressen! Rei erzählt Scheiße! Ich vermisse dieses Kind mit Sicherheit nicht! Bekommt das auf die Kette und hängt mir nicht irgendwelchen Scheiß ans Bein. Sowas nennt man Rufmord!", fauchte er, richtete sich auf und schlurfte aus dem Wohnzimmer. Er wollte das nicht hören. Sollten sie sich doch in seiner Abwesenheit das Maul darüber zerreißen aber nicht, wenn er es mitbekam. Selbst wenn er tatsächlich nur für eine Sekunde Reitas Aussage in Betracht zog, war das absolut ausgeschlossen. "Ich liebe es, wenn ich recht habe.", hörte er Reita sagen. "Hm, du hast Recht aber ich glaube unseren lieben Byou beschäftigt noch viel mehr als das. Ich glaube nicht, dass er den Kleinen nur vermisst. Ich glaube er hat sich tatsächlich in ihn..." Er schlug die Tür zu bevor er das Ende von Rukis Satz hören konnte. Nein. Er wusste, wie dieser Satz endete und das war ebenso ausgeschlossen, wie alles andere. Genervt lief er durch den Gang und starrte auf den blutroten Läufer. Super. Die Beiden hatten auf seinen Damm gefeuert, der nun schon beträchtliche Risse aufwies. Er musste etwas dagegen tun, ganz dringend. Das musste aufhören. Doch während er abwesend durch den Gang lief, übersah er tatsächlich Jin, den er nun über den Haufen rannte. Erschrocken sah er den Brünetten an, der vor ihm auf dem Boden saß und sich den Ellbogen rieb. Sofort ging er in die Hocke und hielt dem Anderen die Hand hin, um diesem beim Aufstehen zu helfen. "Tut mir leid...ich habe dich ni..." Er stockte. Was zur Hölle tat er hier? Jin sah ihn an. Seine Gedanken rasten und sprangen ihn förmlich an, genauso wie seine Gefühle. Angst, Neugier, Schmerz, Misstrauen und...Freude? War das richtig? Nein, er fing wohl schon an zu spinnen. Sofort zog er die Hand zurück, erhob sich und verzog das Gesicht. "Pass doch auf wo du hinläufst!", fauchte er völlig überzogen und lief mit schnellen Schritten an ihm vorbei, die Treppen nach oben ehe er endlich in seinem Zimmer ankam. Seufzend lehnte er sich gegen die Tür und ließ sich daran hinab gleiten bis er auf seinem Hintern saß. Seine Hände umschlossen sein eigenes Gesicht während sich langsam das Chaos in seinem Inneren legte und er die Empfindungen und Gedanken des Kleineren in eine Box gepackt und vergraben hatte. Was war nur mit ihm los? Er hatte sich bei Jin entschuldigt und wollte ihm sogar aufhelfen? Das klang so gar nicht nach ihm. Nein, so war er nicht. Ganz und gar nicht. Niemals. "Scheiße!", fluchte Byou ungehalten und schlug mit dem Hinterkopf gegen seine Tür ehe er einfach in sein dunkles Zimmer sah. Und was war, wenn Ruki vielleicht doch recht hatte? Was war das denn nun gewesen? Der Zusammenstoß mit Byou hatte mich verwirrt. Noch immer saß ich auf meinem Hintern und sah dem Dunkelblonden nach, der schon lange nicht mehr da war. Sein Verhalten ließ mich nicht los. Im ersten Moment war der Vampir fast schon zuvorkommend gewesen und im nächsten wieder der Alte. "Jin?", drang eine mir bekannte Stimme an mein Ohr und ich schob die Gedanken rund um Byou beiseite. Ich sah zu Kai auf, der mich fragend musterte. "Was machst du da auf dem Boden?" Ich konnte das Misstrauen in seiner Stimme ausmachen und wusste, was er glaubte, das geschehen war. "Ehm...", murmelte ich wenig intelligent und sah mich um. Etwas in mir wollte den Zusammenstoß mit Byou nicht erwähnen. Nicht vor Kai. Noch immer sah er mich abwartend an weshalb ich beschloss zu lügen. Peinlich berührt kratzte ich mich am Kopf und lächelte leicht. "Ich bin über meine eigenen Füße gestolpert. Hatte ich nicht erwähnt, dass ich zur Tollpatschigkeit neige?" Kai musterte mich aufmerksam als ob er meine Lüge bereits gewittert hatte, bevor ich sie überhaupt aussprechen konnte. Dennoch streckte er mir seine Hand entgegen, die ich dankend ergriff und mir aufhelfen ließ. Schnell sammelte ich meine Unterlagen ein, die bei dem Aufprall zu Boden gefallen waren und wandte mich wieder meinem Freund zu. "Hm okay. Nein, hattest du nicht." Er glaubte mir nicht. Ich hätte mir nicht mal selbst geglaubt. Wer wusste schon, wie lange Kai da gestanden und mich beobachtet hatte? Wieso sollte ich auch einfach die Treppe zum obersten Stockwerk anstarren, wenn ich mich einfach nur durch zwei linke Füße hingelegt hatte? Das hätte ich nicht beantworten können ohne Byou zu erwähnen. "Können wir dann?" Ich nickte und folgte Kai nach unten in die Küche. Ein schwarzes Loch hatte sich bereits in meinem Bauch gebildet und verlangte nach Futter. Ich ließ mich auf meinem Stammplatz nieder - einem Barstuhl direkt an der Kochinsel, die durch einen Tresen gleichzeitig auch als Esstisch genutzt wurde. Meine Unterlagen legte ich vor mich und öffnete den Ordner um nochmal meine heutigen Ergebnisse durchzugehen. "Kommst du voran?" Ich sah auf und seufzte leise. "Nicht wirklich. Es ist schwer herauszufinden warum vampirische Zellen so anfällig für UV-Strahlung sind. Allerdings habe ich herausgefunden, dass es sich dabei wohl um eine Genmutation handelt, die vermutlich bei der Wandlung entsteht. Das spezielle Gen habe ich allerdings noch nicht ausfindig machen können. Vampire unterscheiden sich auf genetischer Ebene schon erheblich von Menschen, auch wenn wir uns in den üblichen Punkten gleich sind. Wenn ich das Gen gefunden habe, kann ich vielleicht eine Therapie entwickeln, die es möglich macht, die Wirkung dessen umzukehren, sodass die Vampire wieder im Tageslicht wandeln können. Mit einer einfachen Tablette, die man sich einwirft, dürfen sie aber nicht rechnen.", erklärte ich den Sachverhalt für Laien, da Kai vermutlich mit den ganzen Fachbegriffen überfordert wäre, so wie ich es war, wenn es um fachspezifisches Wissen in der Küche ging. "Und was hast du dann vor?", hakte er nach während er Gemüse schnitt. Ich betrachtete seine geübte Schnitttechnik bei der ich mir vermutlich schon längst sämtliche Finger abgetrennt hätte. "Ich denke an eine Art Impfung. Impfungen sensibilisieren das menschliche Immunsystem. Eine gewisse Menge des Erregers wird ins Gewebe gespritzt, sodass Antikörper gebildet werden können. Ich will mir diese Technik zu Nutze machen nur, dass ich das Mittel dazu bringen muss auf genetischer Ebene zu reagieren. Wenn ich allerdings so weit bin, brauche ich definitiv Testobjekte." Den letzten Satz hatte ich mehr als unverständlich genuschelt, da es mir doch unpassend vorkam, erneut von Testobjekten zu sprechen. Mittlerweile sah ich sie nicht mehr als Laborratten sondern als Wesen, die ich nicht vollkommen verstand. Vor allem einen ganz bestimmten Vampir verstand ich absolut nicht. Tada. Da war Byou zurück. Kai sah von dem klein geschnittenen Gemüse auf und musterte mich. Ich legte den Kopf schief und sah zurück. "Was denn?" Er schüttelte nur den Kopf und widmete sich dem Reiskocher. "Wegen der Testobjekte. Es dürfte kein Problem sein, Freiwillige zu finden. Du musst wissen, sie alle vermissen das Sonnenlicht. Manche von ihnen haben die Sonne schon seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen, geschweige denn die Wärme auf ihrer Haut gespürt. Mach dir darüber keine Gedanken." Ich nickte nur und ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen. Vampire vermissten die Sonne. Ja, warum auch nicht? Immerhin waren sie früher Menschen gewesen und hatten überwiegend am Tag gelebt. Es war wohl nicht verwunderlich, dass man früher oder später das vermisste, was man verloren hatte. Auch ich hatte die Sonne schon lange nicht mehr gesehen und wünschte mir nur fünf Minuten draußen in der prallen Sonne. Abgesehen davon musste ich irgendwann nach draußen, wenn ich mir keinen Vitamin D Mangel einfangen wollte. "Du Kai?" "Hm?" Ich schob meine Papiere akkurat zusammen und traute mich kaum zu fragen. "Spucks schon aus.", lächelte er leicht und ich nahm all meinen Mut zusammen. "Ich...naja...gäbe es die Möglichkeit, dass ich vielleicht mal wieder an die frische Luft kann? Ich vermisse die Sonne auch und im Gegensatz zu den Vampiren, brauche ich sie. Ich möchte vermeiden krank zu werden. Müsste auch nicht lange sein, vielleicht eine halbe Stunde oder so.", murmelte ich und Kai sah mich nachdenklich an. Ich wusste um die Gefahr, wenn ich das Haus verließ. Immerhin hätte ich weglaufen können und keiner von ihnen wäre in der Lage gewesen, mich wieder einzufangen. Jedoch dachte ich über nichts dergleichen nach. Merkwürdig. Ich wollte gar nicht weg. Vielleicht lag das auch nur daran, dass sie mich bei Sonnenuntergang suchen und vermutlich auch finden würden. Es gab wohl keinen Ort an dem ich mich verstecken konnte. Ja, das musste es sein. Vorsichtig sah ich auf um Kais Reaktion zu erhaschen. "Natürlich. Wir haben eine Dachterrasse. Wir können gerne nach Sonnenaufgang hoch gehen, damit du deine Reserven auffüllen kannst." Ich war überrascht. Das war ja einfach gewesen und eine Dachterrasse bot auch genug Sicherheit, damit ich nicht doch einem plötzlich aufkommenden Fluchtreflex folgen konnte. "Wirklich? Ist ja klasse.", lächelte ich vorfreudig und klappte meine Akten zu. Ich würde endlich wieder die Sonne sehen, vorausgesetzt es war nicht bewölkt. Andererseits war der Sommer nicht mehr weit, also war die Chance, dass es regnete nicht ganz so hoch wie im Herbst. "Klar. Ich bin gerne da oben, wenn ich kann. Allerdings war ich schon länger nicht mehr dort weil ich zu tun hatte aber ich teile diesen Ort gerne mit dir. Die Anderen sind eigentlich nie dort oben. Sie verkriechen sich lieber in ihren Zimmern oder gehen nachts raus in den Wald." Kein Vampir. Das schoss mir nun durch den Kopf. Er konnte kein Vampir sein. Wenn Kai nach Sonnenaufgang mit mir nach oben ging und doch ein Vampir war, würde er sich ernsthafte Verletzungen zuziehen, wenn er nicht sogar starb. Wieder bewegte mich die Frage nach seinem wahren Wesen. Jeden Tag spürte ich meine Neugier wachsen. Ich wollte endlich wissen, was es mit Kai wirklich auf sich hatte, auch wenn ich den Drang zu fragen immer wieder unterdrückte. Er wirkte wie ein Mensch. Er aß, trank, war warm und konnte anscheinend locker das Sonnenlicht aushalten aber auf der anderen Seite hatte ich manchmal das Gefühl einen Vampir vor mir zu haben. Immer dann, wenn ich etwas verschwieg wurde ich das Gefühl nicht los, dass er meine Gedanken lesen konnte. Außerdem hatten die Vampire einen Heiden Respekt vor ihm. Vor mir hatte keiner Respekt, ich entstammte ja auch der niederen Spezies Mensch. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich vermuten, dass Kai beides war - ein Mensch und Vampir. Das war aber absoluter Schwachsinn. Ich hatte noch nie von solch einer Gattung gehört. Man war entweder das eine oder das andere aber nicht beides. Es gab keine Hybriden. Allerdings, wie viel wusste ich schon über Vampire? Klar, die gängigen Fakten kannte jeder und ich war im biochemischen Teil auf dem neusten Stand aber wie sah es mit der Geschichte dieser Wesen aus? Die Filme und Bücher entsprachen wohl kaum der Wahrheit. Bisher war mir auch noch nie in den Sinn gekommen, mehr über den Hintergrund dieser übernatürlichen Wesen zu erfahren aber nun, da ich hier lebte und auf andere Art mit ihnen zu tun hatte, wuchs mein Wissensdurst. Gab es hier vielleicht eine Bibliothek mit Vampirchroniken? Das wäre wirklich praktisch. Vielleicht sollte ich Kai auch danach fragen. Jedoch holte er mich erneut aus meinen Gedanken als er mir mein Essen vor die Nase stellte und auf den Tresen klopfte. Verwirrt sah ich auf und lächelte dankend ehe ich begann diese wundervolle Mahlzeit in mich rein zu stopfen. Kai war der beste Koch, neben meiner Mutter, den ich kannte. Ich aß in Ruhe während er die Küche aufräumte und heute anscheinend nicht mit mir aß. Vielleicht hatte er schon gegessen oder war einfach nicht hungrig. Ich machte mir darüber keine großen Gedanken und konzentrierte mich auf mein Essen. "Du wirkst heute ziemlich nachdenklich. Ist alles okay bei dir?", warf Kai irgendwann ein weshalb ich aufsah. Ich schluckte den Happen Reis herunter und nickte. "Ja, ist alles in Ordnung. Die Arbeit lässt mich nur nicht los, das ist alles." Das war noch nicht mal gelogen. Ich hatte nur die anderen Dinge verschwiegen, die mich noch beschäftigten. "Okay aber wenn du über irgendetwas reden möchtest, kannst du das jederzeit machen, ja?", bot er mir an und ich lächelte nur sanft. "Ich weiß, danke aber es ist wirklich nur die Arbeit." Damit war die Unterhaltung beendet und ich aß brav meine üppige Portion auf, die mich fast zum Platzen brachte. Wenn ich nicht aufpasste, würde ich noch zunehmen. Voll gefressen schob ich die Schalen von mir während Kai lächelnd abräumte. "Hats geschmeckt?" "Nein, es war wie immer ganz fürchterlich deswegen habe ich auch aufgegessen.", schmunzelte ich und schob mich von meinem Stuhl. Ich fühlte mich wie eine gestopfte Weihnachtsgans, griff zu meinen Unterlagen und sah Kai an. "Ich bring das eben weg, dann können wir ja hoch gehen." Er nickte und ich verließ die Küche. Meine Unterlagen schmiss ich einfach auf mein Bett und griff zu der Kapuzenjacke, die eigentlich Kai gehörte aber irgendwie in meinen Besitz übergegangen war. Er schien sie nicht zu vermissen und irgendwie spendete sie mir etwas Sicherheit. Schwerfällig verließ ich mein Zimmer und traf dort auf Kai, mit dem ich dann die zwei Stockwerke nach oben nahm und oben angekommen, erst mal verschnaufen musste. Ich war randvoll und nun musste ich auch noch Treppen steigen. Dieses Haus benötigte dringend einen Aufzug. Kai wartete geduldig bis wir weitergehen konnten. Er lief durch die Gänge, öffnete dann eine Tür wodurch ich bemerkte, dass ich schon wieder Treppen steigen musste. Grässlich. Allerdings hielt sich deren Anzahl im Rahmen. Kai blieb vor einer schweren Eisentür stehen, drehte sich zu mir um und lächelte. "Bereit?" Ich nickte und er öffnete die Tür. Irgendwo hatte ich immer noch die Befürchtung, dass er gleich in Flammen aufging aber das blieb aus. Wir traten hinaus und ich erkannte den vermeintlichen Grund. Die Sonne stand erst in den Startlöchern. Der Horizont war bereits in rötliche Farben getaucht, die nach der dunkelblauen Schwärze griffen und sich die Macht zurück holten. Die Terrasse war wunderbar. Sie war zwar nicht riesig, reichte aber für Sitzgelegenheiten und Pflanzen. Ich ging zur Hauswand, die gleichzeitig das Geländer darstellte und lehnte mich daran. Lächelnd schloss ich die Augen und atmete tief durch. Die frische Nachtluft, die uns noch umhüllte, fühlte sich wahnsinnig toll an. Es war als würde mir eine Last von meinen Schultern genommen und zum ersten Mal, seitdem ich hier war, konnte ich mich wirklich entspannen. Ich öffnete die Augen und blickte zum Horizont. Man konnte in Echtzeit verfolgen wie sich die Sonne den Tag zurück eroberte. Als Kai neben mich trat, lächelte ich ihn fröhlich an. "Schön, dass es dir hier oben gefällt." Ich nickte. "Allerdings. Es ist wundervoll." Ich betrachtete den wolkenlosen Himmel noch ein wenig ehe ich mein Zigarettenpäckchen, das Kai mir besorgt hatte, aus meiner Hosentasche zog und mir einen Glimmstängel anzündete. Während der Arbeit kam ich nicht dazu, was vermutlich auch besser war. So verhinderte ich wenigstens, dass ich nicht zum Kettenraucher mutierte. "Wollen wir uns setzen?", fragte Kai und deutete mit einem Nicken auf die gemütlichen Rattansofas. "Klar." Ich löste mich vom Geländer und ließ mich auf dem Sofa nieder. Eine ganze Weile saßen wir einfach nur stumm da, ich rauchend er nachdenklich. Vielleicht war jetzt ein guter Zeitpunkt um meinen Freund etwas weiter auszuquetschen. Der Himmel wurde immer heller und ich genoss es, dass mir hier oben Niemand gefährlich werden konnte, was mich mutig werden ließ. "Kai? Sag mal, was weißt du eigentlich über Vampire?", warf ich einfach so ein und spürte wie er sich leicht zu mir drehte. Er hatte den Ellbogen auf die Rückenlehne gestemmt und stützte seinen Kopf mit der Hand. "Hm? Naja sie sind Untote, trinken das Blut von Menschen um zu überleben und so weiter." Ich schüttelte leicht den Kopf. "Nein das meine ich nicht. Das weiß ich auch. Ich meine ihre Geschichte. Niemand weiß etwas darüber und ich glaube nicht, dass der Ursprung in Transsilvanien bei Graf Dracula liegt. Das klingt schon sehr unrealistisch." Er lachte leise. "Verstehe und nein. Der Autor hatte einfach nur eine blühende Fantasie." Nun wandte ich den Blick vom Himmel ab und sah Kai neugierig an. Er wusste also Bescheid. Meine Neugier erwachte und ich drehte mich zu ihm. "Erzählst du es mir?" Kai musterte mich nachdenklich und schien abzuwägen ob er es tun sollte oder lieber doch nicht. Ich verstand jedoch nicht, warum er darüber nachdenken musste. Das hier würde der letzte Ort sein, an dem ich leben und auch sterben würde. Nur der Zeitpunkt meines Todes, war noch nicht genauer definiert. "Na gut. Was willst du wissen?" Was für eine dumme Frage. "Na alles! Wo kommen sie her? Wo liegt ihr Ursprung und all sowas." Nun wurde ich hibbelig. Endlich würde jemand meinen Wissensdurst stillen. Kai belächelte meine kindliche Ungeduld und sah zum Himmel, als ob er höchstpersönlich in der Zeit zurückreisen würde, um mir alles besser erzählen zu können. "Also. Wo fange ich an?", murmelte er nachdenklich und erhöhte meine Anspannung. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal so versessen auf eine Geschichte gewesen war. "Der erste Vampir wurde vor über 3000 Jahren geboren. So genau weiß man das aber nicht, es ist nur eine Schätzung. Er war der erste von sechs...nennen wir sie Urvampire. Drei Frauen, drei Männer, verteilt über die ganze Welt." Er grinste, als er mein geschocktes Gesicht bemerkte, ließ sich davon aber nicht aus dem Konzept bringen. "Durch sie wurde die Welt mit Vampiren bevölkert. Du fragst dich vermutlich, wie es überhaupt dazu kam, dass der erste Vampir auf der Bildfläche erschien. Das ist allerdings etwas schwieriger zu erklären. Ich weiß nicht über alle Entstehungsgeschichten der Sechs Bescheid. Nur drei sind überliefert. Der allererste Vampir wurde tatsächlich irgendwo im heutigen Europa geboren. Es wird sich erzählt, dass er als Ungeborenes im Mutterleib eigentlich hätte sterben sollen. Die Nabelschnurr hatte sich während der Geburt um seinen Hals gelegt und war dabei ihn zu erwürgen. Angeblich soll das Ungeborene schon so viel Bewusstsein gehabt haben, dass es darum flehte nicht sterben zu müssen. Jetzt wird es etwas unglaubwürdig. Angeblich ging er einen Pakt mit dem Teufel ein, der ihn zum aller ersten Vampir machte, um sein Überleben zu sichern. Der Teufel wollte die Welt mit einem neuen Übel überschwemmen und das Ungeborene schien der perfekte Start zu sein. Er wurde als Vampir geboren, überlebte somit die Geburt und galt lange als Wunder. Das änderte sich, als die Menschen um ihn herum feststellten, dass er Blut trank und unmenschlich stark sowie schnell war. Außerdem alterte er irgendwann nicht weiter und wurde dazu genötigt das Dorf zu verlassen. Bei einer der weiblichen Urvampirinnen soll es sich ähnlich abgespielt haben. Sie wurde einige Jahrhunderte später, im heutigen Amerika, geboren. Über die letzte Geschichte ist mehr bekannt. Dieser Vampir wurde ebenfalls als einer geboren. Er stammt aus dem heutigen Japan, was ich persönlich sehr interessant finde. Es wird sich erzählt, dass die Eltern dieses Vampirs die Uji-Gottheit verärgert haben sollen. Zu der Zeit waren die Uji sehr mächtig und hatten das Sagen. Was sie jedoch genau verbrochen hatten, weiß ich nicht. Jedenfalls wurden sie von Uji höchstpersönlich verflucht, was sich auf das ungeborene Kind auswirkte. Er wurde als Vampir geboren, wirkte aber völlig normal. Doch irgendwann tötete der Sohn, im Blutrausch, seine Familie und einen Teil seines Dorfes. Danach ging er fort und verbreitete seinen Virus um sich eine neue Familie zu schaffen. Man erzählt sich, dass heute nur noch zwei dieser Urvampire leben aber keiner hat einen von ihnen je getroffen. Von daher ist es fraglich, ob sie wirklich noch leben oder vielleicht schon längst zu Staub zerfallen sind. Nun, jetzt kennst du den Ursprung der Vampire.", beendete Kai seine Erzählung und ich hing, nach wie vor, gebannt an seinen Lippen. Die Geschichten klangen unglaublich und faszinierten mich deshalb umso mehr. Die Sonne hatte mittlerweile die Dunkelheit der Nacht vertrieben und hing strahlend am Horizont. "Das ist wirklich...ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll. Ich hatte mir das immer anders vorgestellt aber naja...alles hat seinen Ursprung, nicht wahr? Danke, dass du mir das erzählt hast." Er nickte leicht. "Kein Problem. Wieso wolltest du das denn überhaupt wissen?" Ich hatte gerade eine weitere Zigarette aus meiner Hosentasche gezogen und zündete mir diese an bevor ich antwortete. "Hm. Einfach so. Ich denke, ich fange an Vampire mit anderen Augen zu sehen. Umso länger ich hier bin desto größer wird mein Interesse am Hintergrund. Ich dachte mir, es fällt mir dann vielleicht leichter die Art der Vampire zu verstehen oder das was sie mit diesem Krieg bezwecken wollen." Kai legte den Kopf schief und seufzte leise. "Da sind wir schon zwei.", gab er ruhig zu, erhob sich und stellte sich wieder ans Geländer. Das rötliche Licht der Sonne flutete sein Gesicht und ich sah, dass er leicht lächelte. Nun stand ich ebenfalls auf und stellte mich zu ihm. Ich konnte spüren, dass dieser Tag warm werden würde. Schon jetzt strahlte die Sonne eine ordentliche Hitze ab und kündigte den Sommer an. Ich genoss diese Wärme und das Licht auf meinem Gesicht während ich den Vögeln beim Singen zuhörte. Es war einfach nur wundervoll friedlich hier oben. Wir blieben noch eine Weile bis ich langsam müde wurde. Trotz der Sonne war mein Körper tagsüber auf Schlafen eingestellt. "Ich würde sagen wir gehen dann langsam runter." Kai sprach mir aus der Seele weshalb ich nickte und noch ein letztes Mal zur Sonne sah ehe ich ihm folgte. Vor meinem Zimmer blieben wir stehen und ich umarmte Kai einfach. Ich musste es tun um meine Dankbarkeit irgendwie Ausdruck zu verleihen. Kai lächelte leise und erwiderte die Umarmung ehe er sich von mir löste. "Dann schlaf mal gut." "Du auch.", lächelte ich sachte und verschwand dann in meinem Zimmer. Ich zog mich aus und schlüpfte unter meine Bettdecke. Noch für einen Moment ließ ich mir die Geschichten durch den Kopf gehen ehe ich selbst dafür zu müde wurde. Außerdem rochen meine Haare nach der Sonne, was mich einfach nur entspannte und friedlich lächelnd einschlafen ließ. Kapitel 10: Touch ----------------- Byous POV Er hatte sie gesehen. Jin gesehen, der Kai glücklich und zufrieden umarmt hatte bevor sie getrennte Wege gingen. Ein merkwürdiges Ziehen hatte seine Brust heimgesucht als er das ehrliche Lächeln im Gesicht des Menschen gesehen hatte. Eigentlich war er nur nach unten gegangen, um in der Küche einen kleinen Snack einzunehmen. Sein Hungergefühl hatte ihn nicht schlafen lassen. Gut und die Gedanken an den Kleinen, der nun in seinem Zimmer verschwand. Wie gerne wäre er ihm gefolgt, hätte sich neben ihn gelegt und ihn in seine Arme gezogen um friedlich schlafen zu können. Stopp! Nein! Das war nicht, was er wollte. Er wandte den Blick ab und lehnte sich an die Wand, bis die Luft rein war. Wieder sah er um die Ecke und fixierte die Tür des Doktors. Langsam bewegten sich seine Beine auf diese zu und blieben davor stehen. Er hob die Hand an den Türgriff und hielt inne. Was zur Hölle war er gerade im Begriff zu tun? Byou presste die Lippen aufeinander, schüttelte den Kopf und ging, solange er noch konnte. Sein Hunger war vergessen. Der Appetit war ihm definitiv vergangen. Das Bild des glücklichen Menschen hatte sich auf seiner Netzhaut eingebrannt und wollte einfach nicht verschwinden. Es war nicht mal so, dass es ihn störte Jin glücklich zu sehen. Nein. Es störte ihn, dass nicht er der Grund dafür war. Warum auch immer. Es war doch wirklich zum Kotzen. Mit schnellen Schritten wandte er sich ab und lief in den ersten Stock, wo er sich umsah. Er wusste, was er tun musste. Der Kleine musste aus seinem Hirn verschwinden. Er brauchte Ablenkung und er wusste, wo er diese bekam. Zielsicher steuerte er die Tür am Ende des Ganges an. Ohne anzuklopfen betrat er den Raum und sah zu dem Vampir, der in seinem Bett lag und schlief. Manabu. Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich gegen diese während er unschlüssig zum Bett sah. Sollte er das wirklich tun? Eben hatte es sich noch nach einer guten Idee angehört aber jetzt, wo er hier stand, war er sich definitiv nicht mehr so sicher. "Willst du die ganze Zeit da stehen bleiben wie ein irrer Stalker oder kommst du her und tust das, weshalb du hergekommen bist?", ertönte die schläfrige Stimme des Rothaarigen und holte ihn aus seinen Gedanken. Verdammt. Manabu war also wach oder er war zumindest durch ihn wach geworden. Angestrengt presste er die Zähne aufeinander, während er innerlich mit sich selbst kämpfte. Seine Dämme waren dabei zu brechen und das musste er verhindern. Scheiß auf das schlechte Gewissen, das sich gerade breit machen wollte. Er tat nichts Falsches! Zur Hölle, er würde sich Jin aus seinem Kopf vögeln lassen und dann war alles wieder gut. Ganz sicher. Schließlich stieß er sich von der Tür ab, öffnete die Bändel seiner Pyjamahose, die er sich vorhin übergezogen hatte, und stieg aus dieser bevor er sich zu Manabu ins Bett legte. Dieser rieb sich kurz die Augen und betrachtete seinen Besucher aus hellen Augen. Warum er gekommen war, interessierte den Jüngeren nicht, Hauptsache er kam überhaupt mal wieder zu ihm. Schon viel zu lange hatte Byou sich nicht mehr blicken lassen, verhielt sich abweisend aber anscheinend hatte er nun doch wieder Sehnsucht. Byou betrachtete die feinen Gesichtszüge des Anderen, hob die Hand um sie an dessen Wange zu legen nur um mit dem Daumen über dessen geschwungene Lippen zu streichen. Normalerweise ging er nicht so zärtlich mit dem Rothaarigen um aber heute war ihm irgendwie danach, zumindest vorerst. Manabu wusste ihn zu reizen und so konnte seine Stimmung doch schnell umschlagen. Der Kleinere sah ihn etwas verwirrt an bevor er die Lippen öffnete und Byous Daumen mit seiner Zunge anstubste. Er hob die Hand und legte sie an die des Vampirs, löste sie von seiner Wange und schob sich rittlings auf den Dunkelblonden. Langsam beugte er sich hinab und die Spitzen seiner langen Haare kitzelten den Vampir ehe er Byou in einen schnell leidenschaftlich werdenden Kuss zog. Seine Hände ruhten zunächst auf Manabus Hüften bis sich eine Hand löste, über dessen Seite strich ehe sie in seinem Nacken verharrte. Er verkrallte sich leicht in die roten Strähnen und erwiderte den Kuss als ob sein Leben davon abhing. Irgendwie tat es das auch, denn er war ja nicht ohne Grund hergekommen. Nein, er durfte nicht an ihn denken, nicht jetzt. Er musste Jin endlich loswerden weshalb er Manabus Lippen neckte, sie etwas anritzte und die wenigen Blutstropfen ableckte. Manabu sah ihn aus glühenden Augen an, worauf er sich löste und sich dem schlanken Hals des Jüngeren widmete, ihn ausgiebig koste, zaghaft hinein biss, ohne die Haut zu brechen um als Dank dafür, ausgiebiges Keuchen von Seiten Manabus zu erhalten. Langsam erhob er sich, schob dabei den Anderen ebenfalls nach oben und widmete sich dessen Oberkörper, ließ die Zunge über die schmale Brust wandern um diese zu kosen. Manabu krallte sich in seine Schultern, was ihm selbst ein leises Keuchen entlockte. Der Jüngere hatte den Kopf in den Nacken gelegt und genoss die Behandlung, die ihm zu Teil wurde. Dennoch war es merkwürdig, wie zärtlich Byou mit ihm umging. Sofort entflammte seine Hoffnung, dass der Dunkelblonde doch mehr für ihn empfand, als bisher zugegeben. War es vielleicht so? Byou unterbrach seine Gedanken, als er ihn knapp unterhalb der Brust biss. Gierig trank er wenige Schlucke des Blutes und löste sich dann. Byou richtete sich auf und grinste den Rothaarigen mit blutigen Lippen an, der ihn sofort in einen stürmischen Kuss verwickelte und zurück in die Kissen drückte. Lüstern leckte er dem Anderen über die Lippen, um die letzten Reste seines eigenen Blutes aufzunehmen. Er löste sich von Byous Lippen, grinste verrucht und ließ dem Anderen nun dieselbe Behandlung zu Teil werden, die er eben genossen hatte. Er sollte diese Nacht nie vergessen weshalb er sie für den Dunkelblonden so unvergesslich, wie möglich, gestalten wollte. Byous Hände wanderten den schlanken Körper auf und ab während er immer wieder über die Haut kratzte. Quälend langsam schob sich der Rothaarige tiefer, küsste sich über Byous Bauch bis er an dessen enganliegender Designerunterwäsche angekommen war. Er verstand nicht wirklich, warum es der Ältere auf diese Marke abgesehen hatte, aber eines wusste er und zwar, dass sie ihm wunderbar standen. Jedoch war ihm das Teil gerade viel zu lästig weshalb er die schlanken Finger unter den weißen Bund schob und grinsend aufsah während er den Stoff immer weiter nach unten zog. Byou sah Manabu dabei zu und knurrte erregt. Der Andere wusste wirklich, wie er einen Mann bezirzen konnte und das war gerade mehr als nur sexy. Unterstützend hob er seine Hüfte an, damit Manabu ihn gänzlich von dem störenden Teil befreien konnte und ließ sich dann wieder in die Matratze sinken, worauf der Jüngere dort weitermachte, wo er aufgehört hatte. Genießend schloss er die Augen und ließ sich fallen. Die Lippen des Anderen waren wie Balsam für seine aufgewühlte Seele und beruhigten das innere Chaos. Manabu wusste wirklich, was er tat und berauschte, durch gezielte Berührungen, seinen Körper. Das Gefühl war unbeschreiblich und leerte seinen Kopf. Nur noch seine steigende Lust zählte weshalb er leise murrte als Manabus Berührungen erstarben. Sein Hirn war schon so benebelt, dass er kaum bemerkte, wie sich der Jüngere an seinem Lendenbereich zu schaffen machte. Erst als dessen Zähne seine Haut durchbohrten, keuchte der Dunkelblonde zunächst erregt, dann erschrocken auf. Für einen Moment genoss er die aufkeimende Lust bis ihn ein Flashback heimsuchte. Er fand sich in der Nacht wieder, als Jin das Bild gefunden hatte weil er neugierig gewesen war. Byou wollte die Augen öffnen aber er konnte nicht, sah sich wieder über dem Kleineren, der ihn so ängstlich angesehen hatte und gefesselt alles über sich ergehen ließ. Er hatte ihn an genau derselben Stelle gebissen und konnte wieder den Geschmack seines Blutes auf der Zunge spüren. Jins Körper hatte gebebt und er hatte es genossen mit anzusehen, wie sich der Kleinere gegen die Lust wehrte, die sich in ihm ausbreitete. Als die Bilder voranschritten zu dem Moment, an dem er auf ihm lag, seinen eigenen erregten Unterleib gegen Jins pressend, schlug er die Augen auf und zog Manabu hektisch von sich runter, sodass dieser polternd zu Boden fiel. Keuchend und mit geweiteten Augen saß er kerzengerade im Bett und sah an sich herunter. Seine Erregung war verschwunden und auch der Biss war schon längst verheilt. Seufzend fuhr er sich durch die Haare. "Scheiße...", fluchte er kaum hörbar, sprang auf und schlüpfte wieder in seine Sachen. Manabu betrachtete den Älteren aufgebracht, rappelte sich auf und war auch schon bei ihm. "Hey! Was soll denn der Scheiß jetzt? Wo willst du hin? Ich dachte, wir haben etwas Spaß?", maulte er verwirrt aber Byou schüttelte nur den Kopf. "Vergiss es.", warf er nur ein und verließ blitzschnell den Raum. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er konnte Jin nicht vergessen und erst recht nicht so. Manabu tat ihm tatsächlich leid. Er hatte ihn ausnutzen wollen und das hatte, bis zu dem Biss, auch wunderbar funktioniert. An dieser Stelle. Ab da war alles über ihm eingestürzt. Einfach so. Die Dämme waren am brechen und er konnte nichts dagegen tun. Er wusste gerade nicht mal wo er überhaupt hinlief weshalb er seine Beine endlich dazu bringen konnte stehen zu bleiben. Verwirrt sah er sich um und erkannte wo ihn seine Füße, in seiner mentalen Abwesenheit, hingetragen hatten. Er stand erneut vor Jins Tür und schluckte trocken. Es war mittlerweile schon Vormittag, also standen die Chancen gut, dass Jin und dessen Bodyguard Kai schon längst schliefen. Mit zittriger Hand griff er nach der Türklinke und drückte sie in Zeitlupe nach unten, um kein Geräusch entstehen zu lassen. Sofort schlug ihm Jins Geruch mit voller Wucht ins Gesicht. Er unterdrückte ein Keuchen und hielt sich kurz am Türrahmen fest weil er den Verdacht hatte, sonst umzukippen wie ein Sack Reis. Sollte er wirklich reingehen? Bevor sein Kopf entschieden hatte, stand er auch schon im Raum, hatte die Tür soweit es möglich war angelehnt ehe er das Bett anvisierte. Jin schlief seelenruhig. Langsam ging er auf den Kleineren zu, stand nun neben dem Bett und betrachtete das friedliche Gesicht bis sein Blick auf Wanderschaft ging. Der Brünette hatte seine Decke teilweise von sich geschoben und lag nun zur Hälfte auf dieser. Sein Blick glitt über den schmalen Körper, die sich hebende und senkende Brust bis hin zu den zierlichen Hüften und das eine frei gelegte Bein. Er presste die Kiefer aufeinander und streckte die Hand nach Jin aus, bis dieser sich kurz rührte und leise seufzte. Hätte sein Herz geschlagen, es wäre spätestens jetzt stehen geblieben. Erschrocken starrte er den Anderen an, der aber noch immer tief und fest schlief, jetzt aber auf dem Rücken lag. Vorsichtig setzte er sich auf die Bettkante und verzog kurz das Gesicht, als das Gestell einen knarzenden Ton von sich gab. Die ganze Zeit beobachtete er Jin, lauschte seinem ruhig schlagenden Herzen, ob dieser aufwachte aber das blieb zum Glück aus. Nun hob er erneut die Hand und strich dem Schlafenden ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht. Ein kleines Lächeln legte sich auf seine eigenen Lippen während er ihn so beobachtete. Sachte ließ er die Rückseite seiner Finger über die weiche Wange des Anderen gleiten und seufzte tief. Es war ein schönes Gefühl seine warme Haut zu berühren. Doch dann blieb sein Blick an Jins leicht geöffneten Lippen hängen, die ihn magisch anzogen. Nein. Das würde zu weit gehen. Er durfte das nicht tun, auch wenn er sich danach sehnte. Niemals hatte er diese Grenze überschritten und nun war er kurz davor, dem Menschen einen Kuss zu stehlen. Er leckte sich kurz über die Lippen bevor sein Herz erneut die Kontrolle übernahm und er sich über Jin gebeugt, wiederfand. Er hing wenige Zentimeter über dem schönen Gesicht und betrachtete es. Scheiß drauf. Er würde es nie erfahren und er musste einfach wissen, wie sich diese Lippen anfühlten. Nervosität stieg in ihm hoch als er die letzte Distanz überwand und die vollen Lippen des Brünetten mit seinen verschloss. Sofort erwachte etwas in ihm als er diese wundervollen weichen Lippen mit seinen koste, ihren Geschmack fest in sich verankerte und sich dann, schweren Herzens, löste. Noch für einen kleinen Moment blieb er sitzen und betrachtete den Brünetten, der niemals etwas von seiner Tat erfahren würde. Seufzend stand er auf, bis sich eine Veränderung in Jins Herzschlag bemerkbar machte. Vielleicht träumte der Kleinere nur. Ja, man konnte es sich immerhin versuchen einzureden. Innerlich betete er, dass der Andere nicht wach wurde und ihn erwischte. Jedoch wurde er enttäuscht. Ein verschlafenes Seufzen drang an sein Ohr weshalb er den Kopf hängen ließ. Vielleicht bemerkte Jin ihn ja gar nicht, wenn er sich nicht rührte. Immerhin war der Raum verdammt dunkel bis ihm auffiel, dass er vergessen hatte die Tür zu schließen. In den Gängen brannte immer Licht und ein schwacher Strahl zog sich durch den Raum, dicht an ihm vorbei, zum Bett. Scheiße. Er hörte wie Jin sich bewegte und die Decke raschelte bis sich sein Herzschlag erneut beschleunigte. "Byou?" Seine Stimme klang verschlafen, überrascht und fragend zugleich. Was sollte er sagen, was tun? Schluckend hob er den Kopf, drehte sich zu dem Anderen um, der nun auf der Seite lag und zu ihm sah. Byou erkannte, dass es dem Kleineren schwer fiel überhaupt wach zu bleiben. Vielleicht erinnerte dieser sich nach dem Aufstehen schon gar nicht mehr daran, dass er überhaupt da gewesen war. Ja darauf musste er nun bauen. "Ja...", bestätigte er schon fast flüsternd und überbrückte die Distanz erneut, stand neben dem Bett und betrachtete den Menschen. "Träume ich?" Blinzelnd sah Byou auf und lächelte schwach. Das war seine Chance. Er beugte sich erneut zu dem Brünette und strich ihm durchs Haar. "Ja und jetzt schließ wieder die Augen. Alles ist gut.", erwiderte er sanft und ehe er sich versah, packte Jin seine Hand und schmiegte seine Wange an diese. Byou presste die Lippen aufeinander und verfluchte sein Kommen. "Bleibst du bei mir?" Die Frage ließ seinen Verstand abstürzen. Error. System abgeschmiert. Neustart? Vergiss es. Jins Wärme drang durch seine Haut und wärmte seine kalte Hand. Er konnte nicht bleiben. Nein. Es ging nicht. Wenn er es nicht schaffte frühzeitig zu verschwinden, bekam er ein mächtiges Problem mit Kai und vermutlich auch mit dem Kleinen. Byou hätte sich verprügeln können. Warum war er nur hergekommen? Jetzt hatte er den Salat. "Byou...komm endlich ins Bett..." Jin sah ihn an aber er war sich nicht sicher, ob der Brünette tatsächlich wach war oder womöglich nur sein Unterbewusstsein. Aber eines wurde ihm klar, ein Teil von Jin wollte, dass er bei ihm war. Als er auch noch an seinem Arm zog, wehrte er sich nicht. Er war vollkommen überfordert. Sein Hirn produzierte keine klaren Zusammenhänge mehr. Die Masse in seinem Kopf hatte Jin soeben zu Brei verarbeitet. Nun lag er neben dem Brünetten und verkrampfte sich, als dieser sich auch noch an seine Seite schmiegte und den Kopf auf seine Brust bettete. Verflucht. Das würde ganz übel ausgehen. Wirklich übel. "Gute Nacht...", murmelte Jin bevor sich dessen Herzschlag wieder beruhigte und er anscheinend erneut schlief. Wenigstens würde einer von ihnen schlafen. Er würde es nicht. Die Gefahr, dass er nicht rechtzeitig wegkam, war viel zu groß, abgesehen davon, dass er diesen warmen weichen Körper im Arm hatte, dessen Atem ihn leicht kitzelte und er diesen Moment einfach nicht durch Schlaf vergeuden wollte. Nein er verschränkte einen ungenutzten Arm hinter dem Kopf und betrachtete den Menschen, der sich an ihn klammerte als ob sein Leben davon abhing. Vorsichtig strich er mit den Fingern über dessen Rücken, kraulte abwesend die weiche Haut und verfiel ein wenig in Trance. Nach einer Weile schloss er langsam die Augen und döste ein wenig. Die mollige Wärme des Kleineren durchdrang seinen Körper und machte ihn schläfrig. Toll. Jetzt konnte er schlafen. Super Timing. Langsam öffnete er die Augen und starrte wieder in die Dunkelheit. Er durfte nicht einschlafen, so gerne er auch wollte. Sein Blick glitt wieder zu Jin, der ganz friedlich da lag und schlief. Sachte hob er die Hand und strich erneut ein paar Strähnen aus seinem hübschen Gesicht. "Was machst du nur mit mir?", hauchte er fast tonlos und begann leicht zu lächeln während er seinen Arm wieder um den zierlichen Körper schlang. Seufzend rieb er sich die Augen. Er musste gehen. Die Erkenntnis traf ihn hart aber er war kurz davor einzuschlafen und das durfte er nicht riskieren. Es gab keine Zukunft für sie. Niemals. Wieder zog es in seiner Brust worauf er nur das Gesicht verzog. Jin hatte ihn dazu gebracht wieder etwas zu fühlen. Der Kleine hatte sich einfach auf leisen Samtpfoten in sein Herz gestohlen und nun standen sie Beide an einem Punkt, an dem es nicht weiterging oder besser gesagt, nicht weitergehen durfte. Er war nicht gut für ihn. Jin war ein netter junger Mann voller Lebensfreude und er war einfach nur er selbst. Mit ihm würde diese empfindliche Blüte verwelken. Das konnte er nicht zulassen, weshalb er Jin etwas anhob und sich von ihm löste. Behutsam achtete er darauf den Kleinen nicht zu wecken und setzte ihn langsam wieder auf der Matratze ab. Jedoch hatte er die Rechnung ohne den Brünetten gemacht, der sofort wach wurde und erneut nach seiner Hand griff. Was zur Hölle war nur los mit dem Kerl? Hatte er wirklich so eine selbstzerstörerische Ader? "Geh nicht...lass mich nicht wieder alleine..." Die Worte brachen ihm das Herz. Hatte Jin es etwa so empfunden? Gut, es entsprach der Wahrheit. Er hatte ihn nach seinem kleinen Austicker alleine gelassen. Wenn er nicht gegangen wäre, hätte er sich vermutlich zu Dingen hinreißen lassen, die er nicht verantworten konnte. Damals hatte er einfach Abstand gebraucht und es war ihm egal gewesen, wie es Jin erging und doch wunderte es ihn umso mehr, dass der Kleine ihn anscheinend vermisste. Er vermisste ihn doch, oder nicht? Immerhin hielt er ihn gerade vehement davon ab zu gehen, sagte Dinge, die sein Herz bluten ließen und doch konnte er ihm diesen Wunsch nicht erfüllen. "Sschh. Es ist alles gut. Ich gehe nicht weg." Das war eine Lüge aber sie beruhigte den Brünetten sodass er schon bald wieder eingeschlafen war. Langsam entzog er ihm seine Hand, beugte sich über ihn und hauchte dem Schlafenden einen Kuss auf die Schläfe ehe er endlich das Zimmer verließ, bevor er es nicht mehr konnte. Vorsichtig schloss er die Tür hinter sich und huschte in Sekundenschnelle durch das Haus bis er endlich im Schutze seines Zimmers war. Langsam schlurfte er zu seinem Sofa, griff sich eine Zigarette und zündete diese an. Seufzend stützte er beide Arme auf seinen Beinen ab und umfasste sein Gesicht. Scheiße. Was hatte er getan? War er denn verrückt geworden? Sein Innerstes glich einer Achterbahn. Einerseits machten ihm Jins unterbewusste Aussagen Hoffnung aber auf der anderen Seite wurde ihm dadurch umso deutlicher bewusst, dass er Jin nur schaden würde, wenn sich mehr aus der Sache entwickelte. Genervt zog er an seiner Zigarette ehe er leise lachte. Er war nicht glücklich. Nein, er war verzweifelt. Ruki hatte Recht gehabt. Dieser kleine Scheißkerl hatte ihn in einem Sekundenbruchteil durchschaut. Er hatte sich in Jin verliebt. Einen Menschen. Kapitel 11: If I had a Heart... ------------------------------- Langsam wurde ich wach. War es schon Zeit zum Aufstehen? Murrend tastete ich neben mir das Bett ab und seufzte enttäuscht, als ich ihn nicht fand. Moment. Wen fand ich nicht? Schleppend kam mein Verstand in die Gänge und ich öffnete träge die Augen. Die Rollläden hatten bereits den Rückzug angetreten und ließen das fahle Mondlicht in mein Zimmer scheinen. Ich starrte die linke Seite meines Bettes an und wusste nicht mal, warum ich es tat. Was hoffte ich zu finden? Langsam drehte ich mich auf den Rücken ehe ich mich aufsetzte. Verschlafen rieb ich mir das Gesicht und sah wieder neben mich. Warum war ich nur so fixiert auf den Bereich neben mir? Vermutlich spielte mir mein Verstand einen Streich. Ich ignorierte das aufkeimende Gefühl, dass ich etwas vergessen hatte. So als ob ich einen interessanten Traum gehabt hatte, an den ich mich nun nicht mehr erinnern konnte, egal wie sehr ich es auch versuchte. Ich wandte mich ab und stand auf. Eine Dusche würde mir helfen dieses beklommene Gefühl loszuwerden. Außerdem hatte ich im Schlaf geschwitzt. Ich konnte die Hitze des Tages noch immer fühlen und schleppte mich ins Bad um ausgiebig zu duschen. Eine halbe Stunde später hatte ich mich in eine frische schwarze Jeans und ein Tank Top geschmissen, die Haare gemacht und spürte Hunger aufkommen. Ob Kai schon wach war? Ich schlüpfte in meine Stiefel und verließ mein Zimmer. Ruhig klopfte ich an die Tür meines Freundes, worauf sofort ein 'Herein!' ertönte. Ich betrat den Raum und lächelte den Schwarzhaarigen an, der sich gerade ein T-Shirt übergeworfen hatte. "Morgen.", murmelte ich und ließ mich auf seine Couch fallen. "Morgen. Na, gut geschlafen?" Ich zuckte mit den Schultern. "Weiß nicht. Irgendwie schon aber irgendwie auch nicht. Kennst du dieses Gefühl, wenn du einen Traum hattest, den du richtig erlebt hast und von dem du sicher bist, ihn nicht zu vergessen aber sobald du wach geworden bist, tritt genau das ein? Irgendwie lässt mich dieses Gefühl nicht los. Vielleicht liegt es aber auch einfach an der Hitze." Kai sah mich interessiert an und nickte. "Ja, kenne ich. Das kann wirklich belastend sein aber wenn du erst mal was gegessen hast, wird sich das Gefühl bestimmt legen. Komm.", forderte er mich freundlich auf und ich erhob mich schwerfällig um ihm in die Küche zu folgen. Kai sollte Recht behalten. Nach dem Frühstück ging es mir schon besser oder es lag einfach daran, dass ich dieses Gefühl unterdrückte, das sich durch meine Hirnwindungen fraß. Ich fand mich bald im Labor wieder, wo es angenehm kühl war und widmete mich meiner Arbeit. Immerhin musste ich noch ein Gen finden und entschlüsseln. Okay, eine Maschine übernahm den Großteil der Arbeit aber ich wollte mich ablenken weshalb ich nun intensiv vor dem Bildschirm hing und mir die Sequenzen ansah. Doch nach einer Weile langweilte mich der Anblick, weshalb ich mich davon abwandte und mit dem Stuhl zu dem gläsernen Aufbau rollte, wo gerade einige Mittel köchelten. Ich überprüfte die bisherige Arbeit und dokumentierte sie. Doch leider war das auch schneller erledigt als erhofft weshalb ich mich auf meinem Stuhl etwas ausstreckte und gelangweilt die Decke betrachtete. Vielleicht sollte ich spitze Bleistifte dagegen werfen und schauen, wie viele hängen blieben. Während meiner Studienzeit war das ein beliebtes Spiel meiner Kommilitonen und mir gewesen aber alleine machte das keinen Spaß. Alleine konnte man nicht wetten. Unterfordert begann ich das Labor etwas aufzuräumen, rückte Dinge zurecht, die eigentlich nicht optimiert werden mussten und befand, dass mir heute wirklich extrem langweilig war. Woher kam das bloß? Lag das immer noch an diesem vergessenen Traum? Warum war ich heute nur so unruhig? Es war ja nicht auszuhalten. Ja, ich nervte mich selbst. Grummelnd zündete ich mir eine Zigarette an und fischte nach dem Aschenbecher während ich mich an die Arbeitsplatte lehnte. Mein Fuß wippte ungeduldig und so entstand ein kleiner Rhythmus auf den ich mich nun konzentrierte. Irgendwann wurde mir auch das zu langweilig und ich drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus ehe ich aufsah und Byou entdeckte. Er kam gerade die Treppe runter und wirkte irgendwie mitgenommen. Ich legte den Kopf schief und fragte mich, was mit ihm los war. Jedoch verbot ich mir sofort diese aufkeimenden Gedanken. Es ging mich nichts an und interessierte mich eigentlich auch nicht. Eigentlich. Ich rieb mir kurz die Nasenwurzel und als ich wieder aufsah, trafen sich unsere Blicke. Für einen Moment schien die Welt still zu stehen. Sein Blick war anders. Er wirkte traurig. Moment. Byou und traurig? Wohl kaum. Nein. Er war nicht traurig sondern niedergeschlagen. Irgendetwas schien passiert zu sein und ohne, dass ich mir dessen bewusst war, ging ich durch den Raum und blieb vor der Glasscheibe stehen, die mich vom Gang trennte. Byou stand einige Meter entfernt und sah mich noch immer an. Etwas in mir regte sich. Mein Herz begann zu rasen während ich ihn weiterhin ansah bis etwas vor meinen Augen aufblitzte. Ein dunkler Raum. Byou, der vor meinem Bett steht und meine Hand hält. Nein. Das ist falsch. Ich halte seine Hand fest, halte ihn davon ab zu gehen. Ich sehe kurz blinzelnd zur Seite, nur um kurz darauf wieder zu ihm zu sehen. Dann tauchte das nächste Bild auf, was mir meine unzähligen Fragen, nach dem Aufwachen beantwortet. Er liegt neben mir, hält mich im Arm während ich mich an ihn schmiege. Was zur Hölle? Nein. Das konnte nicht wahr sein. Ein Traum. Es konnte nur ein Traum sein. Bestimmt. Meine eigene Stimme drang an mein Ohr, bat ihn, mich nicht schon wieder alleine zu lassen und ich keuchte. Ungläubig starrte ich zur Seite, rieb mir die Augen und als ich erneut aufsah, war er weg. Byou war verschwunden. Sofort machte sich Panik in mir breit. Unsicher ließ ich den Blick schweifen, konnte ihn aber nicht finden. Wo war er nur hin? Was war hier los? Ich brauchte Antworten weshalb ich meinen Kittel auszog, auf den Stuhl schmiss oder zumindest in die Richtung, in der ich ihn vermutete und verließ das Labor. Wo sollte ich anfangen zu suchen? War er vielleicht im Wohnzimmer? Das befand sich immerhin in diesem Stockwerk. So ging ich schnellen Schrittes auf die Tür zu, öffnete sie etwas zu stürmisch und stolperte in den Raum. Peinlich berührt sah ich auf und bemerkte, dass ich Ruki und Reita wohl gerade gestört hatte. Der Brünette sah mich fragend aber auch ein wenig böse an, während Reita nur den Kopf schief legte und mich musterte. "Oh. Tut mir leid. Macht weiter wo ihr stehen geblieben seid. Ich bin schon wieder weg.", hob ich beschwichtigend die Arme und lächelte leicht während ich rückwärts zur Tür lief. Ich hatte vermutlich einfach nur Angst, dass Ruki mich hinterhältig ansprang wenn ich ihm den Rücken zudrehte. "Er ist in seinem Zimmer.", hörte ich Reita sagen weshalb ich stehen blieb, die Arme fallen ließ und ihn fragend ansah. "Eh...warum glaubst du, dass mich das interessiert?", hakte ich nach und bemerkte, wie sich die beiden einen undefinierbaren Blick zuwarfen ehe sie mich wieder ansahen. "Hm. Ich weiß auch nicht warum ich das gesagt habe. Du hast wohl recht.", warf er ein und ich betrachtete beide misstrauisch ehe ich endlich das Zimmer verließ. Puh. Das war knapp gewesen, obwohl mich das Gefühl nicht losließ, dass Reita mich durchschaut hatte. Gut, sie konnten Gedanken lesen. Verdammt. Das hatte ich total vergessen. Murrend schüttelte ich den Kopf und begab mich zur Treppe. Ich nahm immer zwei Stufen auf einmal und steuerte, oben angekommen, auf Byous Zimmer zu ehe ich vor seiner Tür zum Stehen kam. Nun verließ mich der Mut. Was, wenn ich tatsächlich nur geträumt hatte und mich nun zum Affen machte? Was, wenn er mich wieder bestrafte? Nein. Das würde er nicht tun. Moment. Wieso war ich mir da so sicher? Dazu gab es keinen Grund und doch straffte ich meine Schultern, klopfte an und öffnete dann einfach die Tür ehe ich sie hinter mir schloss. Es brannte nur eine kleine Lampe in der Ecke bei seiner Couch. Byou lag in gewohnter Pose darauf, hatte allerdings den Arm über seine Augen gelegt, weshalb er mich zunächst nicht ansah. Ich lehnte mich gegen die Tür weil ich mich nicht traute näher ranzugehen. Doch jetzt wo ich hier stand, war meine Kehle wie zugeschnürt. Was hatte ich noch gleich gewollt? Ich dachte angestrengt nach aber ich kam zu keinem Ergebnis. Eine merkwürdige Nervosität ergriff mich und ich begann meine Finger zu kneten. Ich starrte vor mich hin und bemerkte nicht, wie Byou den Arm von seinen Augen geschoben hatte und mich nun ansah. "Kann ich dir helfen?", fragte er leise und tonlos. Die Art, wie er fragte, ließ mich erschauern. Das war nicht der Byou, den ich kennengelernt hatte. Etwas war anders. Es schien wirklich so zu sein, dass ihn etwas betrübt hatte. Ich sah auf und blickte unschlüssig in seine Augen. Ich musste mich leise räuspern und kam mir gerade so unglaublich dumm vor. "Ich...ehm...also ich...", stotterte ich und seufzte tief. Gott, bekam ich jetzt nicht mal mehr einen geraden Satz zustande? Das war ja grauenhaft. Er sah mich nach wie vor an und ich lächelte beschämt. "Du warst letzte Nacht bei mir." Glückwunsch! Ich hatte einen vollständigen sinnvollen Satz zu Tage befördert. Das schrie doch nach einem Glas Sekt oder einer Flasche oder gleich einer ganzen Kiste. "Wer sagt das?", erwiderte er kühl und ich schluckte. Verdammt. Hatte ich mich etwa doch getäuscht? War meine Interpretation über die Art und Weise, wie er mich angesehen hatte und die Bilder in meinem Kopf, etwa falsch gewesen? Ich war wirklich ein verdammter Idiot. "Niemand. Tut mir leid...ich wollte dich nicht stören...", sprach ich versöhnlich, ließ den Kopf hängen und stieß mich von der Tür ab, damit ich verschwinden konnte. Ich hatte die Tür nur einen Spalt breit geöffnet, da wurde sie auch schon wieder zugedrückt. Erschrocken sah ich auf und entdeckte seine Hand, die mich daran hinderte zu gehen. Langsam drehte ich mich zu ihm um, konnte aber sein Gesicht nicht sehen, da er den Kopf hängen ließ. Was ging hier nur ab? Meine Intelligenz half mir hier überhaupt nicht weiter. Ein hoher IQ war eben doch nicht alles. "Byou...?", flüsterte ich leise und hob zaghaft eine Hand um nach ihm zu greifen aber bevor ich sein Gesicht erreichen konnte, packte er mein Handgelenk und hielt es fest. Ich erschrak mich ein wenig und stellte mich auf Schmerzen ein, die aber ausblieben. Er hielt mich lediglich fest und das nicht mal besonders schmerzvoll, ganz im Gegenteil. Ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen, klappte ihn aber wieder zu als mir bewusst wurde, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, als wir so da standen bis er endlich den Kopf hob und mich aus seinen blauen Augen ansah. Ich konnte keinerlei Blutlust oder Verlangen mir Schmerz zuzufügen, ausmachen. Ganz im Gegenteil. Sein Blick war weich, leidend und unschlüssig. Ich lehnte mich an die Tür und seufzte tonlos. Langsam löste er seinen Arm von der Tür, hielt mein Handgelenk aber immer noch fest ehe er einen Schritt auf mich zumachte und ganz dicht vor mir stehen blieb. Mir schlug das Herz bis zum Hals und in meinem Kopf herrschte nichts weiter als Leere. Er hob seine Hand und legte sie an meinen Hals während sein Daumen auf meiner Wange ruhte. Für einen Moment schloss ich die Augen, lehnte mich etwas gegen seine Handfläche ehe ich die Augen wieder öffnete. Nun ließ er mein Handgelenk los um seine andere Hand ebenfalls, in der gleichen Position, auf die andere Seite meines Gesichtes zu legen. Er strich leicht mit den Daumen über meine Wangen und starrte mich an. "Ich weiß, dass ich das, was ich jetzt mache, bereuen werde aber ich kann nicht anders...", flüsterte er und mein Puls stieg. Sein Gesicht kam immer näher. Ich sah aus halb geöffneten Augen auf seine Lippen, die auf magische Weise ihr Gegenstück fanden. Als sich unsere Lippen vereinten, sprang mir das Herz fast aus der Brust. Ich hatte noch nie einen Mann geküsst und bisher hatte ich es auch nie vorgehabt aber in diesem Moment, war es das schönste, das ich bisher erlebt hatte. Er hielt mein Gesicht fest worauf ich langsam die Hände hob und sie auf seine Unterarme legt. Ich hatte das Bedürfnis mich irgendwo festzuhalten, da meine Knie gerade weich wurden und ich Mühe hatte, mich auf den Beinen zu halten. Jedoch verdrängte ich das Gefühl und begann zaghaft den Kuss zu erwidern. Ich hörte Byou schnaufen oder war es ein Seufzen? Gerade bestand für mich keine Notwendigkeit den Unterschied zu ergründen. Seine Lippen schmiegten sich an meine, kosten sie liebevoll ehe er sie zärtlich neckte. Ich spürte seine Zunge, die immer wieder meine Lippen anstubste und um Einlass flehte, die ich ihm schüchtern gewährte. Als sich unsere Zungen trafen, explodierte ein Feuerwerk in mir weshalb ich mich auf meinen zittrigen Beinen nach vorne bewegte und an ihn schmiegte. Er löste eine Hand von meinem Gesicht und schlang den Arm um mich, während unsere Zungen einen zärtlichen Tanz vollführten, sich langsam herantastend umschmeichelten. Es war wunderschön und leider auch viel zu schnell vorbei. Zumindest kam es mir so vor. Denn Byou löste sich irgendwann von meinen Lippen, seufzte tief und sah mir dann in die Augen. Ich leckte mir kurz über die Lippen und sah ihn fragend an. Was würde jetzt kommen? Was würde jetzt werden? Ich war so verwirrt und als er sich gänzlich von mir löste, seufzte ich enttäuscht. Er strich sich durchs Haar und sah mich unergründlich an. "Jin...das hier kann nicht funktionieren." Ich stockte. "Wa...Was meinst du?" Er sah zur Seite und zierte sich, da er es anscheinend nicht sagen wollte. Es schien ihm tatsächlich schwer zu fallen. "Du weißt was ich meine. Du und ich. Das geht nicht. Es würde nicht funktionieren. Früher oder später, wohl eher früher, würde ich dich verletzen. Ich mein, sieh dich doch um. Du bist ein Gefangener in diesem Haus voller Vampire. Es darf nicht sein. Es tut mir leid..." Diese Worte trafen mich wie ein Fausthieb. Ich wusste nicht warum es weh tat aber das tat es nun mal. Ich wusste ja nicht mal, was zur Hölle mich geritten hatte, den Kuss zu erwidern oder gar zuzulassen und nun standen wir hier und Byou sagte mir, dass das mit uns nie funktionieren würde. Das war doch wirklich ein schlechter Scherz. Ich lächelte verletzt und schüttelte den Kopf. "Ich...ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich verstehe das alles nicht. Es übersteigt einfach meinen Horizont. Ich...ich sollte jetzt gehen. Tut mir leid. Ich hätte nicht herkommen sollen..." Ich wollte weg. Ich musste weg weil sich gerade einige Tränen auf ihren Weg machten und ich wollte nicht vor Byou weinen. Nicht schon wieder. Ich wollte eigentlich gar nicht weinen aber das sah mein Körper irgendwie anders. Er schwieg und trat einen Schritt zurück worauf ich mich umdrehte und kurz inne hielt. "Sag mir nur eins...warst du letzte Nacht beziehungsweise am Tag, wie auch immer, bei mir?" Ich musste es wissen und hoffte, dass er mir wenigstens das verriet. "Ja das war ich." Ich presste die Lippen aufeinander und blinzelte heftig. Scheiße. "Okay.", erwiderte ich leise, öffnete die Tür und verschwand. Meine Augen füllten sich immer weiter mit Tränen während ich mir die Hand auf den Mund presste. Ich musste irgendwo hin. Irgendwo, wo ich tatsächlich alleine war. Meine Beine brachten mich zur Dachterrasse. Ich schloss die Tür hinter mir ehe die Tränen und der unerklärliche Schmerz aus mir herausbrachen. Man konnte sagen, ich heulte wie ein Schlosshund. Langsam glitt ich an der Tür hinab und weinte mir die Augen aus dem Kopf. Ich verstand mich selbst nicht, verstand meine Tränen nicht und doch konnte ich mich einfach nicht beruhigen. Diese Ablehnung tat unglaublich weh, auch wenn ich nicht verstand, warum ich mich überhaupt abgelehnt fühlte. Ich stand nicht auf Männer, hatte ich nie und doch hatten Byou und ich uns geküsst und zwar richtig. Ich hatte meinem Wunsch, ihm nahe zu sein, sogar nachgegeben. Wieso? Wieso hing ich so an diesem Mistkerl? Seit er in mein Leben getreten war, hatte er mir nur Leid bereitet. Verdammt, er hatte sogar Ayumi auf dem Gewissen. Er hatte mich schlecht behandelt, mich sogar irgendwo misshandelt und doch wollte ich bei ihm sein. War das vielleicht eine Art Stockholm-Syndrom? Sympathie für den Entführer empfinden? Nein. Unmöglich. Das war es nicht. Ich hatte mich mit meiner aktuellen Lebenssituation schon längst abgefunden, irgendwo auch dank Kai. Aber wann war das nur passiert? Wann hatte mein Herz sich für den Vampir geöffnet? Ich fand keine Antwort darauf. Der Zeitpunkt war mir unbekannt. Er hatte sich einfach in mein Herz geschlichen, sich dort eingenistet und nun bekam ich die Quittung dafür. Nun saß ich hier und weinte. Ich weinte um etwas, dass vorbei war, bevor es überhaupt ansatzweise begonnen hatte. Nach einer halben Ewigkeit, in der ich auf dem Boden gesessen und geweint hatte, versiegten meine Tränen aber der Schmerz blieb. Er lähmte mein Innerstes. Ich hob den Saum meines Tops an und wischte mir übers Gesicht. Unbeholfen beförderte ich mich wieder in eine stehende Position und zog die Nase hoch. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich schon hier oben war aber es war Zeit zurück zu gehen. Hoffentlich hatte Kai noch nicht nach mir gesucht, obwohl es keine Rolle spielte. Sobald er mich sah, würde er wissen, dass etwas nicht stimmte und nachfragen. Was sollte ich sagen? Ich wollte nicht reden. Ruhe. Ich wollte Ruhe und alleine sein. Abwesend verließ ich die Dachterrasse und ging zurück ins Labor. Wie mechanisch beendete ich das Experiment, kümmerte mich um die diverse gläsernen Behälter und beschloss das Programm am Computer einfach weiterlaufen zu lassen. Es störte ja Niemanden und vielleicht würde ich so das Ergebnis schneller erhalten. Ich hob meinen Kittel vom Boden auf, legte ihn über den Stuhl und verließ, früher als gewöhnlich, das Labor. Mein Ziel war mein Zimmer, das ich kurz darauf betrat und die Tür hinter mir abschloss. Ich wollte niemanden sehen, was Kai auch einschloss. Langsam ging ich zum Bett, zog mich bis auf die Unterwäsche aus und legte mich ins Bett. Allerdings war ich bemüht meine linke Bettseite nicht zu berühren und rollte mich zusammen. Beschissener konnte dieser Tag einfach nicht mehr werden. Ein lautes Klopfen ließ mich aufschrecken. Ich war anscheinend eingeschlafen weshalb ich mich verwirrt umsah und meine noch leicht verquollenen Augen berührte. Wieder klopfte es weshalb ich verschlafen zur Tür sah. "Jin? Mach die Tür auf!", hörte ich Kai von draußen fordern und seufzte tief. Konnten mich nicht einfach alle in Ruhe lassen? Jedoch war ich mir sicher, dass er nicht eher Ruhe geben würde, bevor ich diese verfluchte Tür aufgemacht hatte. Murrend rollte ich mich aus dem Bett, lief im Dunkeln durch den Raum und entriegelte die Tür ehe ich wieder zum Bett zurückging und mich hineinlegte. Kai würde die Tür schon selbst öffnen, was auch sogleich geschah. Sofort betrat er den dunklen Raum und machte dann auch noch das Licht an. Es blendete mich weshalb ich mir die Decke über den Kopf zog und erleichtert seufzte. Schon viel besser. Ich hörte wie er die Tür hinter sich schloss und dann zu mir kam, sich auf die Bettkante setzte und mich vermutlich besorgt ansah. "Jin? Ist alles okay? Was ist denn los? Warum hast du dich eingeschlossen?", löcherte er mich und ich hatte eigentlich nicht vor auch nur eine dieser Fragen zu beantworten denn ich hätte Kai bei jeder belügen müssen. Obwohl! Eigentlich könnte ich ihm doch auch die Wahrheit erzählen, oder nicht? Nein. Lieber nicht. Ich wusste, dass Kai ein Machtwort gesprochen hatte, woher er auch immer die Gewissheit nahm, dass Byou auf ihn hörte aber er hatte es getan. Das Risiko war mir zu groß, dass Kai ihn zu Hackfleisch verarbeitete. "Jin! Jetzt rede endlich mit mir!", fauchte der Schwarzhaarige nun ungehalten, was mich kurz zusammen zucken ließ ehe er mich auf den Rücken drehte und die Decke von meinem Gesicht zog. Toll. Warum war Kai denn gerade so hartnäckig? Blinzelnd öffnete ich die Augen, bis sich diese an das Licht gewöhnt hatten und warf nur einen kurzen Blick in das besorgte Gesicht meines Freundes. Wie unerwartet. Kai machte sich andauernd Sorgen um mich. Gut, dieses Mal waren sie vielleicht sogar berechtigt. Ich sah zur Seite, schämte mich für mein verheultes Gesicht und wollte ihn einfach nicht ansehen. Manchmal hatte ich auch bei meinem Freund das Gefühl, dass er in mir lesen konnte wie in einem offenen Buch und das gefiel mir nicht. Er sollte und würde das von Byou und mir nicht erfahren. Was gab es auch schon zu erfahren? Er war letzte Nacht bei mir gewesen, weil ich ihn genötigt hatte. Dann hatten wir uns leidenschaftlich geküsst worauf ich mir meiner Gefühle bewusst geworden war, nur damit er die zarte Pflanze wieder zertreten konnte. Natürlich hatte ich Byou angesehen, dass es ihm schwer fiel mich abzuweisen, was allerdings nichts an seinem schmerzhaften Effekt änderte. "Jin...", hauchte Kai traurig und legte eine Hand an meine Wange, was mich sofort wieder an Byous Berührung erinnerte und mich zurückweichen ließ. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Kai meine Reaktion nicht verstand ehe sich etwas an ihm veränderte. "Was hat er dir wieder angetan?", knurrte er leise und ich weitete die Augen. Was zur Hölle? War es so offensichtlich, dass ich wegen dem Vampir zu Tode betrübt war? Ich seufzte schwer und schloss für einen Moment die Augen bis ich spürte, dass die Matratze zurücksprang weshalb ich die Augen aufmachte und sah, dass Kai im Begriff war zu gehen. Scheiße. Sofort sprang ich auf, umfasste sein Handgelenk und hinderte ihn daran zu gehen. Das durfte nicht passieren und ehrlich gesagt, ging es ihn auch nichts an, was zwischen mir und Byou vorgefallen war. "Was soll das?" Ich sah auf und blickte in ein wütendes Augenpaar. Schluckend schüttelte ich den Kopf. "Lass es bevor du dich zum Affen machst. Er hat nichts getan.", seufzte ich und hoffte, dass der Schwarzhaarige mir das abkaufte. Tat er nicht. "Lüg mich nicht an Jin! Warum schützt du diesen Bastard?" Erschrocken sah ich meinen Freund an. Ich hatte ihn noch nie so erlebt, wobei mir seine Worte wieder in den Sinn kamen. Er konnte auch anders und das war wohl gerade der Fall. Mir gefiel dieser Kai nicht. Ich mochte lieber den warmherzigen und zutiefst gütigen Menschen. "Können wir uns setzen?" Ich musste Zeit gewinnen. Kai wusste, dass es um Byou ging und ich brauchte eine plausible Erklärung, die allerdings nichts mit dem zu tun hatte, was tatsächlich passiert war. Kai sah mich nachdenklich an ehe seine verhärteten Züge wieder weicher wurden und er tief seufzte. Schon besser. Er nickte weshalb ich ihn los ließ und ihm folgte. Jedoch wollte ich mir zuerst etwas anziehen. Schnell zog ich mir ein Shirt und eine Pyjamahose über, die ich ebenfalls von Kai bekommen hatte. Mein Kleiderschrank sah solche Klamotten nicht vor und bisher war ich noch nicht dazu gekommen, mir neue besorgen zu lassen. Ich wusste jedoch immer noch nicht, was ich ihm erzählen sollte. Mein Kopf war wie leer gefegt und so tapste ich langsam zu ihm, ließ mich neben ihn sinken und griff erst mal zu meinen Zigaretten. Vielleicht halfen mir die Sargnägel ja, eine Lösung zu finden. Ich inhalierte den blauen Dunst und blies ihn geräuschvoll aus. Kai drehte sich zu mir und sah mich auffordernd an. Verdammte Scheiße. Mir fiel einfach nichts ein. Wir hatten schon seit Wochen nichts mehr miteinander zu tun, hatten uns auch nicht gerade im Guten getrennt und nun das! Ich glaubte es ja nicht mal selbst, wie sollte Kai mir da glauben oder mich gar verstehen? "Erzählst du mir jetzt endlich was los ist? Was hat er getan, damit du dich in deinem Zimmer einschließt und dir die Augen aus dem Kopf heulst?" Ich konnte die Feindseligkeit spüren und doch war sie eigentlich nicht angebracht. "Ich...ich kann nicht.", murmelte ich wenig intelligent, wissend, dass Kai darauf nur umso mehr anspringen würde aber die Wahrheit kam mir einfach nicht über die Lippen. Behutsam spürte ich seine Hand, die auf meiner Schulter lag und sanft zudrückte. Ich rieb mir die Stirn und zog erneut an meiner Zigarette. "Hat er dich bedroht, falls du etwas sagen solltest?", hakte Kai nach und ich musste leise lachen. "Bedroht? Nein. Er hat mich seit jener Nacht nicht mehr bedroht...er hat nichts dergleichen getan. Keine Misshandlung, keine Drohungen, kein Biss...nichts negatives im eigentlichen Sinne und das ist das Problem." Kais Gesicht war einmalig. Ich konnte die vielen kleinen Fragezeichen rund um seinen Kopf wachsen sehen, was mich lächeln ließ. Ja, jetzt war er genauso verwirrt wie ich. Gut, eigentlich wusste ich, was los war aber ein Teil von mir, wollte es sich einfach nicht eingestehen. Warum auch? Byou hatte es beendet also gab es nichts mehr worüber ich nachdenken musste. "Wie jetzt? Ich verstehe nicht. Drück dich doch mal klar aus, damit ich dir folgen kann. Was hat er dann getan, wenn er nicht bösartig zu dir war?" Sollte ich es aussprechen? Ich fürchtete mich davor, denn wenn man etwas aussprach, wurde es wahr und gerade war ich weit davon entfernt die Realität zu akzeptieren. Ich zog ein letztes Mal an meiner Zigarette und drückte diese dann im Aschenbecher aus ehe ich den Kopf drehte und Kai traurig lächelnd ansah. Kein Wort verließ meine Lippen aber vielleicht verstand der Andere ja auch so, was ich ihm sagen wollte. Eine Weile sah er mich nachdenklich an bis seine Brauen beinahe seine Stirn verließen, so weit waren sie in die Höhe gewandert. "Nein! Nein? Das...nein...", brabbelte er ungläubig lächelnd und schüttelte den Kopf während ich einfach nur ertappt zu Boden sah. "Jin! Das ist nicht dein ernst oder?! Ihr...du und Byou? Das ist unmöglich...das geht doch gar nicht..." Diese Worte trafen mich hart. Sie glichen denen des Vampirs, als er mich vor einigen Stunden weggestoßen hatte. Ich presste die Lippen aufeinander und schloss die Augen. "...Genau das...hat er auch gesagt...", fügte ich hinzu und sah Kai dann kurz an ehe ich aufstand und ziellos im Zimmer umher lief. Ich konnte nicht mehr still sitzen bleiben und mich mitleidig ansehen lassen. "Das...ich also...puh! Aber wie konnte es dazu kommen? Ich verstehe das nicht aber es ist wirklich besser so. Er hat tatsächlich mal das richtige getan.", murmelte Kai überrascht worauf ich mich umdrehte und ihn scharf ansah. "Sehe ich so aus, als ob ich das alles verstehen würde? Ich verstehe rein gar nichts und für mich, hat er absolut nicht das Richtige getan! Diese Worte, waren die Schlimmsten, die ich je gehört habe. Was meinst du warum ich mich hier eingeschlossen habe hm? Bestimmt nicht zum Spaß an der Freude!" Ich redete mich in Rage und bevor ich es bemerkte, rannen mir wieder Tränen über die Wangen. Wieder lief mein Herz über und musste sich Luft machen. Wieder musste ich wegen Byou weinen. Ich wollte es nicht aber ich tat es. Schluchzend schlug ich mir die Hände vors Gesicht ehe ich zwei Arme spürte, die mich in eine Umarmung zogen. Zuerst wehrte ich mich gegen die Berührung, gab aber schnell auf und ließ mich halten. "Sschh...es ist okay. Lass es raus.", hörte ich Kai beruhigend auf mich einreden aber ich schüttelte nur den Kopf. "Ich...will das...aber nicht...ich will nicht...wegen ihm weinen...wegen einem Mann....einem verfluchten Vampir...aber wieso tut...tut...es nur so weh?", stammelte ich schluchzend und vergrub mein Gesicht an Kais Schulter. Dieser seufzte nur leise und strich mir behutsam übers Haar. Er antwortete mir nicht und vielleicht war das auch besser so. Dieses Mal versiegten meine Tränen schneller. Vielleicht war die Reproduktion noch nicht sehr weit vorangeschritten weshalb ich mich langsam wieder fing und die Nase hochzog. Würde das jemals aufhören? Kai schob mich etwas von sich, griff in seine Hosentasche und förderte ein Taschentuch zu Tage, das er mir reichte. Ich nahm es ihm dankend ab, wischte mir übers Gesicht und putzte mir die Nase. Gott, ich musste schrecklich aussehen. Ich bekam tatsächlich einen Eindruck davon, wie sich Frauen häufig fühlen mussten. Es war definitiv nicht schön. Das Taschentuch stopfte ich die Tasche meiner Hose und sah langsam zu meinem Freund auf. Er betrachtete mich besorgt aber auch traurig. Tat es ihm leid? Vermutlich nicht so, wie ich dachte. Er strich mir durchs Haar und lächelte leicht. "Irgendwann wird es aufhören weh zu tun aber das wird dauern. Liebeskummer ist eines der schlimmsten Gefühle auf der Welt. Ich wünschte, ich könnte dir helfen." Ich blinzelte und schüttelte den Kopf. Liebeskummer? Das würde voraussetzen, dass ich Byou liebte, was absoluter Quatsch war. In dieser kurzen Zeit, mit all dem was vorgefallen war, hätte ich niemals so starke Gefühle entwickeln können. Nein. Unmöglich. "Ich habe keinen Liebeskummer. Ich liebe ihn nicht. Das ist ausgeschlossen!", erwiderte ich genervt und wollte nichts mehr davon hören. Ich löste mich von Kai und sah zur Uhr. Es war kurz vor 10 Uhr vormittags. Ich hatte lange geschlafen. Zu lange. Ich war zwar nicht müde aber erschöpft, was mir dennoch nicht helfen würde, erneut Schlaf zu finden. Kai schwieg zum Glück und beobachtete mich einfach. Mein Weg führte mich zum Kleiderschrank wo ich mich in meine Alltagskluft warf und dann im Bad verschwand. Nach 10 Minuten kam ich aus diesem und zog meine Schuhe an. Ich hatte den Fehler gemacht in den Spiegel zu schauen und entdeckt wie scheiße ich aussah. Jedoch wusste ich, dass Kai tatsächlich Make Up besaß und das wollte ich nutzen. "Was hast du vor?" Ich ging wortlos an ihm vorbei, aus meinem Zimmer und direkt in seines, steuerte das Badezimmer an und fand, wonach ich suchte. Er war mir gefolgt und lehnte nun im Türrahmen während ich die Beweise meiner Heulattacken verschwinden ließ. "Ich gehe arbeiten weil ich eh nicht schlafen kann. Danke für das hier. Leg dich jetzt besser hin. Wir sehen uns später.", sprach ich emotionslos, lächelte unterkühlt und schob mich an ihm vorbei aus dem Bad direkt zur Tür, worauf ich auch schon das Zimmer meines Freundes verließ. Ich spürte, dass er mir nachsah aber ich reagierte nicht. Wie ferngesteuert nahm ich die Stufen ins nächste Geschoss und betrat kurz darauf mein Labor. Ich hatte beschlossen den Teil einfach abzuschotten, der mich gerade so fertig machte und siehe da, ich war doch noch zu einem normalen Leben fähig. Gut, wenn ich ehrlich war, funktionierte ich einfach nur aber das war besser, als mein Leben als ein kleines Häufchen Elend zu verbringen. Das war es einfach nicht Wert. Immerhin hatte ich eine letzten Auftrag und dem würde ich nachgehen, bis ich Erfolg hatte oder sterben würde. Kapitel 12: Lockdown -------------------- Byou POV Schon seit Tagen hing er einfach nur noch rum. Entweder er sah sich blöde Shows im Fernsehen an oder lag in seinem Zimmer und starrte Löcher in die Decke. Diese Sache ließ ihn einfach nicht los. Jin ließ ihn nicht los. Sein entsetztes Gesicht verfolgte ihn und auch wenn er versuchte, dem Kleinen aus dem Weg zu gehen, schaffte er es nicht immer. Immer wieder stand er im Schatten und beobachtete den Menschen bei seiner Arbeit. Jin war verändert und es war seine Schuld. Jedoch war er noch immer felsenfest davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Es war nicht richtig, auch wenn es sich verdammt falsch angefühlt hatte, den Kleinen so zu verletzen und abzuweisen. Seufzend strich sich der Vampir durchs Haar und sah sich um, blieb mit dem Blick an seiner Tür hängen ehe sich die Szenen jener Nacht wiederholten. Er konnte Jin noch immer schmecken, dessen Wärme auf seiner Haut spüren und das machte ihn wahnsinnig. Immer wieder spielte er mit dem Gedanken seine Worte zurückzunehmen und es einfach zu versuchen. Das konnte so nicht weitergehen. Er musste etwas unternehmen. Langsam erhob sich Byou und griff zu seinem Handy, durchsuchte seine Kontakte ehe er den virtuellen grüne Hörer drückte und sich das elektronische Gerät ans Ohr hielt. Es klingelte einige Male, bis sich eine tiefe Stimme meldete. "Ja?" "Hey Haku. Ich bin's." Stille. Er rieb sich über die Stirn und lauschte. Es raschelte im Hintergrund. Vermutlich hatte er den Älteren gerade gestört aber das interessierte ihn momentan so gar nicht. "Byou. Was für eine Überraschung. Ist alles in Ordnung? Gibt's Probleme?", erkundigte sich das Oberhaupt worauf er nur tonlos seufzte. "Nein nein. Es ist alles okay. Wie läuft's denn so in Osaka?" "Mal so mal so. Wieso fragst du?" Er musste grinsen. Hakuei kam immer schnell zum Punkt und hielt nicht viel von unnötiger Konversation, es sei denn, es ging um Kai. "Verstehe. Wenn es in Ordnung wäre, würde ich gerne nach Osaka kommen und dich unterstützen." Erneut Stille am anderen Ende der Leitung. Ein Knarzen war zu hören. Hakuei hatte sich vermutlich aufrecht hingesetzt. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sich ein irritierter Zug auf dessen Gesicht gelegt hatte. "Ist das so? Wieso solltest du das wollen? Was ist vorgefallen?" "Ja das ist so und es ist nicht besonderes vorgefallen. Ich will einfach mal etwas raus. Mir fällt die Decke auf den Kopf. Kai hat alles im Griff, also spielt es keine Rolle ob ich hier bin oder nicht.", erklärte Byou wahrheitsgemäß, ließ den Teil aber aus, der einen zierlichen jungen Menschen beinhielt. Hakuei seufzte leise. "Hm. Na gut, wenn es dein Wunsch ist, werde ich dich nicht davon abhalten. Du weißt, dass ich dich immer gebrauchen kann. Wie geht es Kai?", erkundigte sich der Ältere und Byou lächelte leicht. Es hatte also funktioniert. Er hatte Kai extra erwähnt um die Aufmerksamkeit von sich zu lenken. "Super. Ich fahre noch heute Nacht los. Kai? Dem geht es gut. Müsstest du doch wissen, ihr telefoniert doch täglich oder nicht?" "Ist gut. Nein, momentan nicht." Das ließ ihn stutzig werden bis ihm Jin einfiel. Kai kümmerte sich um den Kleinen und vergaß anscheinend, sich darüber hinaus, ebenfalls um Hakuei zu kümmern. "Naja er ist beschäftigt." "Mit wem?", fragte Haku scharf und er konnte die Eifersucht förmlich durch das Handy greifen. "Er kümmert sich um den Doktor. Er hatte einige unschöne Zwischenfälle mit den Anderen aber das ist geregelt." "Warum?" "Warum was?", hakte Byou nach, da er nicht genau wusste, auf welche Einzelheit sich die Frage nun bezog. "Warum kümmert sich Kai um ihn. Das will ich wissen." Ohje Haku war sauer. "Naja er hat wohl Mitleid. Du weißt doch wie er ist. Er hilft gerne verletzten Vögelchen und pflegt sie gesund. Aber keine Sorge. Er hat kein weiteres Interesse an dem Doktor und umgekehrt ist es genauso." "Woher willst du das wissen?" Scheiße. Was sollte er sagen? 'Ich weiß das, weil ich den Doktor liebe und er mich'? Wohl kaum. "Er ist Hetero und nicht an Männern interessiert. Das weiß ich, weil ich seine Freundin ausgeschaltet habe." Seine Aussage schien den Älteren nur wenig zu beruhigen und dennoch brummte er zustimmend. "Aber hey, können wir darüber reden wenn ich da bin? Ich würde gerne losfahren." "Ja ist gut. Bis dann." Aufgelegt. Danke Haku. Er war aber auch liebenswürdig. Gut, er konnte es dem Älteren nicht verdenken. Immerhin war Kai sein Herz, sein Gefährte und davon abgesehen war er überaus eifersüchtig, auch wenn Kai ihn nie betrügen würde. Selbst er hatte schon eifersüchtig reagiert und das obwohl er wusste, dass Kai niemand anderes als Hakuei wollte. Seufzend schüttelte er den Kopf, stand auf und legte das Handy beiseite um zu packen. Schnell hatte er alles, was er brauchte, zusammengepackt und schulterte den Seesack ehe er nach Handy und Zigaretten griff um endlich das Zimmer und dieses Haus zu verlassen. Bevor er ging stattet er Reita und Ruki noch einen kurzen Besuch ab, teilte ihnen mit, dass er für unbestimmte Zeit nach Osaka zu Hakuei fahren würde, um diesem zu helfen. Länger hatte die Konversation auch nicht gedauert, da er kein Interesse an deren analytischen Fähigkeiten und aufmunternden Worten hatte. Es war noch früh aber als er das untere Stockwerk betrat, saß Jin bereits wieder im Labor und arbeitete. Für einen kurzen Moment beobachtete er ihn. Der Mensch sah schlecht aus. Trotz des Makeups konnte er sehen, dass der Kleine kaum schlief und anscheinend auch wenig aß. Er hatte in den wenigen Tagen bestimmt drei oder vier Kilo verloren. Das alles nur wegen ihm. Das hier zeigte ihm nur umso mehr, dass er nicht gut für ihn war. Er hoffte, dass es Jin besser ging, wenn er weg war. Dann konnten sie sich nicht mehr über den Weg laufen und vielleicht würde es seine Wunden heilen. Schnell, bevor der Andere ihn noch entdecken konnte, huschte er die Stufen nach unten und verließ die Villa. Draußen lief er zielsicher zu der Doppelgarage, öffnete das Tor und betrachtete die Autos. Der schwarze Audi gehört Jin. Er hatte die Schlüssel bei ihm gefunden und seinen Wagen geholt. Es war ein tolles Stück und obwohl er ihn gerne ausgeliehen hätte, entschloss er sich für seinen eigenen Wagen. Das Teil war zwar nicht brandneu aber es fuhr rund und war nicht zu auffällig. Ein normaler Mittelklassewagen eben. Er ließ sich in den Sitz sinken und startete den Motor ehe er die Garage und das Grundstück verließ um nach Osaka zu fahren und endlich Abstand zu gewinnen. Er kam gut durch, hatte sogar nur fünf ein halb Stunden gebraucht um Osaka zu erreichen. Allerdings musste er sich nun doch beeilen. Der Sommer kam immer näher, was sich bereits darin äußerte, dass die Sonne früher aufging. In gut zwei bis drei Stunden würde diese aufgehen und er war noch lange nicht am Ziel. Sein Weg führte ihn in die äußerlichen Bezirke bis er die abgelegene Gegend endlich erreichte. Die meisten Häuser waren seit dem Krieg verlassen und so hatten sie sich in einem dieser Häuser breit gemacht. Langsam fuhr er die verwilderte Straße entlang, bog ab und parkte direkt in einer offen stehenden Garage, dessen Tor sich sofort schloss. Ruhig stellte er den Motor ab, zog den Schlüssel und griff zu seiner Tasche ehe er ausstieg. Einer von Hakus Leuten stand in der Tür, die die Garage vom Haus trennte während er seinen Wagen abschloss und auf diesen zuging. Sofort machte er ihm den Weg frei. So gehörte sich das auch als rechte Hand des Obermackers. Das Haus war bei weitem nicht so luxuriös wie das in Tokyo aber es langte und außerdem war das hier keine Dauerlösung sondern ein normaler Besuch des Älteren, der sich um die Geschäfte kümmerte. Byou steuerte zunächst die Zimmer an und betrat eines von ihnen. Das hier war sein Reich, schon immer gewesen und bis jetzt hatte niemand diese Regel verletzt. Er schmiss sein Zeug aufs Bett und verließ den Raum wieder um Hakuei zu begrüßen. Dieser saß meistens im Arbeitszimmer im ersten Stock. Oben angekommen klopfte er an und trat dann ein, als er durfte. Der Vampir saß gerade konzentriert vor ein paar Akten und sah kurz auf, als er den Raum betrat. Gemächlich legte er das Blatt Papier beiseite, dass er eben noch in der Hand gehalten hatte und stand auf, umrundete seinen mächtigen Schreibtisch und zog Byou in eine Umarmung, klopfte ihm kurz auf den Rücken und löste sich dann wieder. "Schön, dass du hier bist. Setz dich.", deutete Haku auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch und er kam der Bitte nach während das Oberhaupt wieder dahinter Platz nahm. "Und bist du gut durchgekommen?" Byou nickte. "Ja, war nichts los. Wie sieht's aus, womit kann ich behilflich sein?", kam er direkt zum Punkt und fing sich einen amüsierten Blick. Hakuei lehnte sich zurück, stützte den Kopf in Denkerpose auf seinen Arm und betrachtete ihn ausgiebig bevor er sich eine Zigarette zwischen die Lippen schob und entzündete. "Ganz ruhig. Eins nach dem Anderen. Ich habe mit Kai gesprochen." Byou tat es dem Älteren gleich und erstarrte kurz, zündete sich dann aber den Glimmstängel an und hob eine Braue. "Schön für dich. Konntest du alle offenen Fragen klären?", erkundigte sich der Dunkelblonde obwohl es ihn nicht wirklich interessierte. Viel mehr interessierte ihn, ob Kai sein kleines Geheimnis kannte und wenn dem so war, ob er dieses Wissen an Hakuei weitergegeben hatte. Er war bemüht sich seine Nervosität, wegen dieser Aussage, nicht anmerken zu lassen und rauchte entspannt seine Zigarette während er die Beine überschlug. "Ja. Konnte ich, wobei sich mir neue eröffnet haben. Kannst du dir vorstellen, welche das sind?" Scheiße. Kai hatte gepetzt. Mistkerl. Byou schüttelte unschuldig den Kopf ehe er diesen schief legte. "Nein, klär mich auf." Hakuei lachte leise, lehnte sich zurück und legte seine Füße auf dem Schreibtisch ab. "Kai hat mir von dem Menschen erzählt, Jin heißt er, nicht wahr?" Byou nickte. "Und?" Hakuei warf ihm einen wissenden Blick zu und forderte ihn gleichzeitig dazu auf, mit den Spielchen aufzuhören. "Naja es scheint ja ein sehr interessanter Mensch zu sein, wenn er es schafft dich zu zähmen." Byou lachte laut. Ihn zähmen? Nie im Leben. "Kai scheint dir Scheiße zu erzählen. Niemand zähmt mich, erst recht kein Mensch." Hakuei schob die Beine wieder vom Schreibtisch und hob eine Braue. "Das hat sich ganz anders angehört, Byou. Wie mir scheint empfindest du eine Menge für diesen Menschen, was dir nicht ähnlich sieht. Die anderen Dinge, die du getan hast, entsprechen deiner Art, aber zärtlicher Umgang mit einem menschlichen Gefangenen passt so gar nicht zu dir. Ich nehme an, er ist der Grund warum du nun vor mir sitzt." Das war keine Frage sondern eine Feststellung worauf Byou nur grummelte und seine Zigarette, mehr als nötig, im Aschenbecher zerdrückte. Toll. Er wollte Ablenkung und nicht den ganzen Mist, vor dem er geflohen war, erneut aufrollen. "Kann sein.", antwortete er knapp und wich dem Blick des Älteren aus. Hakuei konnte sehr überzeugend sein und er wollte gerade diesem nicht sein Herz ausschütten. "Erzähl mir davon. Ich möchte gerne deine Version hören." Nun sah er doch auf und direkt in Hakueis Augen, der ihn auffordernd musterte. "Ist das hier ein Verhör oder warum interessiert dich das so?" Er wollte nicht darüber reden aber er wusste auch, dass Haku ihn dazu zwingen konnte, wenn er wollte. Seine Manipulation funktionierte nämlich auch bei seinesgleichen, was dem Rest leider verwehrt blieb. "Nein es ist kein Verhör Byou aber ich möchte wissen, was in dir vorgeht. Du scheust sonst keine Konfrontation und weglaufen gehört sonst nicht zu deinem Repertoire. Falls du glaubst, dass ich dich verurteile, muss ich dich enttäuschen. Du bist nicht der Erste und wirst auch nicht der Letzte sein, der sich in einen Menschen verliebt." "Ich bin nicht in Jin verliebt!", warf er ein und wurde mit einem strengen Blick gemaßregelt. "Bist du, also sei Manns genug wenigstens dazu zustehen. Kai hat mir erzählt, dass der Mensch leidet. Du weißt, dass wir ihn brauchen. Ich will von dir hören, was sich abgespielt hat. Warum bist du fort anstatt ihn dir zu nehmen?" "Du bist heute sehr gesprächig.", murrte Byou leise worauf Hakuei nur lachte. "Wenn du nur wüsstest. Also sprich!" Byou zierte sich aber er würde das jetzt einfach schnell hinter sich bringen und dann war das Thema hoffentlich bald gegessen. Kai POV Das Gespräch mit Hakuei hatte ihn wirklich erleichtert. Schon viel zu lange hatte er nicht mehr mit seinem Partner telefoniert weil ihm schlicht und ergreifend die Zeit dazu fehlte. Jin vereinnahmte ihn komplett, neben den anderen Dingen, um die er sich kümmern musste. Byou war also geflüchtet. Einerseits war es ihm ganz Recht, dass der Dunkelblonde nach Osaka gefahren war aber auf der anderen Seite, empfand er diese Reaktion als charakterschwach. Dennoch schien nicht nur Jin unter der Situation zu leiden, sondern auch Byou. Welch interessante Wendung. Er kannte die Geschichte des Vampirs und konnte sich vorstellen, wie sehr ihn diese Gefühle aufgewühlt hatten und wie viel Kraft es ihn vermutlich kostete, sich nicht auf Jin einzulassen. Trotzdem machte er sich Sorgen um seinen Freund. Er aß kaum noch, schlief wenig bis gar nicht und war auch sonst für nichts zu begeistern. Sogar, als er ihm angeboten hatte, neue Klamotten für ihn zu besorgen, hatte der Brünette nur mit den Schultern gezuckt und unbeteiligt gewirkt. Langsam war er mit seinem Latein am Ende. Jin verkroch sich nur noch in seinem Zimmer oder im Labor. Was sollte er nur tun? Er wusste es nicht, wobei er eines beschlossen hatte - Jin durfte nichts davon erfahren, dass Byou weg war. Niemals. Das würde dem Kleineren vermutlich den Boden unter den Füßen wegreißen, denn er wusste, dass der Kleine sich immer noch nach ihm sehnte und häufig im Labor nach ihm Ausschau hielt, um ihn wenigstens so sehen zu können. Deshalb befand er sich gerade auch auf dem Weg zu Ruki und Reita, die Bescheid wussten. Sie mussten die Klappe halten oder er würde sie ihnen stopfen. Ruhig öffnete er die Tür zum Wohnzimmer, wo die Beiden überwiegend ihre Zeit verbrachten und so war es auch heute. Reita sah von seinem Buch auf und Ruki bemerkte ihn zwar, war aber gerade in sein Spiel vertieft. Kai verschwendete keine Zeit, schloss die Tür und trat an die Beiden heran. "Ich störe euch nicht lange aber es gibt etwas, dass wir besprechen müssen." Nun pausierte der Brünette sein Spiel und bedachte ihn mit einem fragenden Blick. "Was ist los?" Er seufzte leise und setzte sich für einen Moment auf die Couch. "Es geht um Byou und Jin. Ihr wisst ja, dass Byou nach Osaka gefahren ist und ich will unter keinen Umständen, dass Jin etwas davon erfährt. Das würde ihm nicht gut tun. Falls es tatsächlich dazu kommen sollte, dass er euch auf Byous Verbleib anspricht, lügt. Ist mir egal, was ihr ihm erzählt, solange er nicht auf unbestimmte Zeit weg ist. Von mir aus sagt ihm, dass er in der Stadt ist oder, dass ihr es nicht wisst aber bloß nicht Wahrheit. Verstanden?" Er sah beide abwechselnd streng an worauf sie nur nickten. "Ist gut aber warum der ganze Aufwand?", hakte Reita nach. Kai strich sich durch die Haare und lächelte schief. "Weil es Jin nicht gut tun würde. Es geht ihm schlecht weil er kaum verkraftet, was vorgefallen ist. Also tut mir bitte den Gefallen und behaltet seine Abreise für euch." Anscheinend hatte er etwas Falsches gesagt, denn nun sahen ihn beide Vampire fragend an. "Was ist denn vorgefallen? Byou haben wir selbst kaum noch gesehen bis auf seine kleine Abschiedsnummer.", erklärte Ruki aber der Schwarzhaarige winkte ab. "Nicht so wichtig. Die Beiden haben gerade einfach ein paar Probleme." Er wollte die beiden einfach nicht aufklären. Genau genommen, war es noch nicht einmal ihn selbst etwas angegangen wenn Jin nicht völlig fertig, seiner Trauer Luft gemacht hätte. Doch Reita schüttelte nur leicht lächelnd den Kopf. "So ein Idiot. Ich kann mir schon vorstellen, was passiert ist. Mach dir keine Sorgen, der Kleine wird von uns nichts erfahren.", versicherte ihm der Blonde, was ihn doch sehr erleichterte. "Gut. Danke. Dann noch viel Spaß." Kai erhob sich und ließ die Beiden wieder alleine. Wenigstens war das geklärt. Sein Blick fiel ins Labor, in dem Jin geschäftig seiner Arbeit nachging. Das schien momentan sein einziger Anker zu sein. Es machte ihn wirklich traurig seinen Freund so zu sehen und nichts dagegen unternehmen zu können. Seufzend führte ihn sein Weg in die Küche. Wieder würde er Jin etwas zu essen machen, das dieser kaum oder gar nicht anrührte. Vielleicht sollte er ihn zwingen? Immerhin stand das in seiner Macht aber eigentlich wollte er ihre Freundschaft nicht damit aufs Spiel setzen. Ihm würde alles klar werden, was vermutlich sein seelisches Todesurteil war. Nein. Das würde er nicht riskieren. Also lief es so wie jeden Tag. Er bereitete ihm mittlerweile nur noch Suppen und etwas Reis zu. Das Zeug jedes Mal wegzuschmeißen war einfach viel zu schade. Außerdem war es nicht viel Arbeit. Mit zwei Schalen bewaffnet betrat er das Labor und stellte sie neben Jin auf die Arbeitsplatte. "Hier.", lächelte er sanft aber Jin warf nur einen kurzen Blick auf die Mahlzeit ehe er sich wieder seiner Arbeit widmete. "Keinen Hunger. Danke." Die kühle Art des Kleineren machte ihm wirklich zu schaffen. Wenn das so weiterging, hätte er schon bald keine Kraft mehr um auch nur aus dem Bett aufzustehen. Dann würde er Jin wirklich zwingen zu essen. Egal, was dann geschah. "Du musst was essen Jin. Ich mache mir Sorgen um dich. Du bist nur noch ein Schatten deiner selbst.", flehte er leise und schob die Schale mit der Suppe näher zu dem Brünetten. Seufzend legte dieser seinen Stift beiseite und sah auf. "Es ist alles bestens. Ich habe nur einfach keinen Hunger." Kai hob eine Braue und machte deutlich, dass Jin nicht nur ihn sondern auch sich selbst belog. "Hör auf damit okay? Ich weiß, dass du fertig bist aber wenn du dich zu Tode hungerst wird auch nicht alles besser. Bitte iss wenigstens die Suppe. Dein Körper macht das nicht mehr lange mit und dann darfst du im Bett vergammeln. Willst du das? Ich ernähre dich auch zwangsweise. Deine Entscheidung!" Es langte. Jin durfte sich gerne jede Nacht in den Schlaf weinen oder schreiend die Einrichtung zertrümmern aber wenn es um Selbstzerstörung ging, verstand er definitiv keinen Spaß. Er hatte schon dutzende Male gesehen, wie sich Menschen und Vampire selbst zu Grunde richteten und Jin wollte er auf dieser Liste nicht sehen. Er sah den Anderen streng und auffordernd an, machte deutlich, dass er keine Widerrede duldete weshalb Jin leise seufzte und sich ergab. Murrend zog er die Schüssel zu sich und begann die Suppe zu essen. Braver Junge. "Die ist ganz schön groß...", murmelte der Brünette worauf er nur die Augen verdrehte. "Das ist die kleinste, die ich finden konnte. Du hast früher locker das doppelte verdrückt. Die wirst du aufessen und falls du glaubst, ich würde dich alleine lassen, damit du sie nach meinem Verschwinden wegkippen kannst, hast du dich gewaltig geschnitten. Jetzt sieh mich nicht so an! Iss!" Es tat gut sich mal Luft zu machen, auch wenn er Jin selbst in dieser Situation mit Samthandschuhen anfasste. Am liebsten hätte er ihn an den Schultern gepackt und durchgerüttelt aber Kai hatte Angst, dass er den viel zu dünnen Mann zerbrach. Jin grummelte nur leise und widmete sich seiner Suppe, den Reis rührte er allerdings nicht an. Das war auch okay und immerhin ein Anfang. Er würde das jeden Tag durchziehen, bis der Brünette wieder zu Kräften kam und sich auch sein Hunger wieder einstellte. Egal wie lange es dauern würde, bis der Andere wieder mehr zu sich nahm, er würde es mit ihm durchstehen. Er würde ihn nicht alleine lassen und langsam wieder aufpäppeln bis er über den Berg war und wieder zu seinem alten Ich zurückfand. Kapitel 13: [Don't] Let me Go ----------------------------- Byou POV "Was soll das heißen, er ist verschwunden?!", fauchte Byou den Älteren an und ballte die Hände zu Fäusten. Das war nicht wahr. Er träumte. Ganz sicher. Das hier war einfach nur ein Albtraum. "Byou, beruhig dich. Sie werden ihn schon finden. Kai und die Anderen suchen ihn bereits." Hakuei versuchte ihn zu beruhigen aber ohne Erfolg. Verzweifelt raufte er sich die Haare während seine Gedanken rasten. Jin war verschwunden. Einfach weg. Wie war das nur möglich? Die ganze Zeit stand er unter Beobachtung, bewegte sich zwar relativ frei im Haus, hatte dieses aber nie verlassen und nun war er fort. Sorge und Wut wechselten sich ab ehe er ausholte und mit voller Wucht gegen die Wand schlug. Der Putz rieselte leicht von der eingedrückten Stelle hinab während er sich jetzt auch noch Vorwürfe machte. Das war alles seine Schuld. Seit fast vier Wochen war er bereits in Osaka. Bestimmt war Jin geflohen als er mitbekommen hatte, dass er nicht mehr im Haus war. Natürlich hatte Kai alles getan, damit es nicht dazu kam aber der Kerl war nicht dumm. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er es mitbekam. So ein verdammter Mist. Er musste etwas tun, musste zurück und den Kleinen suchen. "Ich muss zurück.", murmelte er und sah Hakuei aus großen Augen an. Dieser verzog das Gesicht und nickte. "Ich weiß. Finde ihn und bring ihn zurück. Es gefällt mir zwar nicht das zu sagen aber er weiß wo wir sind und wenn er uns verrät, sind wir geliefert. Leider geht es hier nicht nur um deine Gefühle sondern auch um unseren Fortbestand. Ich hoffe das ist dir klar.", mahnte Haku worauf Byou nur nickte. "Natürlich weiß ich das. Ich werde das regeln und gebe dir Bescheid, sobald wir ihn wieder haben." Er schenkte dem Älteren einen kurzen undefinierbaren Blick und verschwand, holte seine Sachen und saß keine zwei Minuten später im Auto. Wieso war er nur nach Osaka gefahren? Er verlor so viel Zeit, die er mit rumsitzen im Auto verbrachte, die er viel sinnvoller hätte nutzen können. Dennoch machte er sich Gedanken, wo der Kleine hingegangen sein könnte. Würde er sie wirklich verraten? Nein, er glaubte nicht daran oder zumindest wollte er das nicht. Es gab bestimmt eine plausible Erklärung dafür und wenn er Jin erst einmal gefunden hatte, würde sich alles ändern. Das schwor er sich, denn Jins Verschwinden hatte ihm einfach die Augen für das Wesentliche geöffnete. Ach was redete er sich da ein. Die ganze Zeit über hatte er nur an ihn denken können, vermisste den Brünetten und selbst die größte Distanz hätte nichts daran ändern können. Er liebte diesen Menschen und würde es nicht verkraften, wenn er sie verließ, ihn verließ und für immer verschwand. Nein, er würde so etwas nicht noch einmal überleben. Ich wusste nicht warum ich mich aus dem Haus geschlichen hatte aber irgendwann fand ich mich am Stadtrand von Tokyo wieder und wusste nicht wohin mit mir. Es war eine Kurzschlussreaktion gewesen. Ich hatte Kai unbeabsichtigt bei einem Telefonat belauscht und Byous Namen gehört. Ich konnte nicht anders, als das Gespräch mitanzuhören und was ich mitbekam, ließ mein Herz erneut zerbersten. Er war schon seit Wochen in Osaka. Er war einfach gegangen und hatte mich wieder allein gelassen. Kai hatte ihn auch noch gedeckt. Ich kam damit nicht zurecht, konnte mich nicht entscheiden welche Reaktion ich als schlimmer empfand. Fakt war, dass er weg lief, also konnte ich das auch. Ich war mir sicher, dass die Anderen bereits mit Hochdruck nach mir suchten aber das war mir herzlich egal. Ich hatte einfach gehen müssen. Trotz der Wärme, tagsüber herrschte, kühlten die Nächte noch immer erheblich ab, weshalb ich mir die Kapuze meiner Jacke über den Kopf zog und weiter durch die Straßen lief. Keine Menschenseele war unterwegs, was kein Wunder war. Immerhin war es Mitten in der Nacht und die meisten schliefen. Meine Schritte hallten von den Wänden der Häuser wieder ehe ich mich vor einem Park wiederfand. Nur wenige Straßenlaternen erleuchteten die Wege. Normalerweise hätte ich um diese Zeit einen großen Bogen darum gemacht aber nun betrat ich den Park und setzte meine ziellose Reise fort. Mein Kopf war leer. Alles was blieb, war das Gefühl, einer schmerzlichen Leere, die dabei war, mich komplett zu verschlingen. Ich vermisste diesen Mistkerl so sehr, dass es mir die Luft zum Atmen nahm. Wie sollte ich damit zurechtkommen, dass er einfach floh? Wieso durfte er gehen und ich nicht? Okay, die Antwort lag klar auf der Hand. Ich war der Doktor, der ihnen helfen sollte. Ein Gefangener der Vampire, die ich eigentlich abgrundtief verabscheute. Eigentlich. Doch seit geraumer Zeit konnte ich keinen Hass mehr für sie empfinden, obwohl sie meine Familie auf dem Gewissen hatten. Ich hatte sie betrogen. Eigentlich betrog ich gerade meine ganze Spezies. Sich auf einen Vampir einzulassen, Vampiren helfen. Das tat kein Mensch, dem seine eigene Spezies etwas bedeutete und doch hatte ich mich darauf eingelassen. Ich hatte sogar einem der Feinde mein Herz geschenkt. Welch ein Verrat. Irgendwer würde mich schon dafür richten, da war ich mir sicher. Meine Beine trugen mich währenddessen durch den Park. Der Kiesel knarzte unter meinen Stiefeln aber sonst drang kein Laut an mein Ohr. Nicht, dass ich darauf geachtet hätte. Irgendwann kam ich am anderen Ende heraus und lief weiter durch die Straßen bis ich der Innenstadt immer näher kam, die nun deutlich lebendiger war, wenn auch nicht übermäßig. An einer Kreuzung blieb ich stehen und betrachtete die Autos und Laster, die hier durch fuhren bis die Fußgängerampel auf grün schaltete und ich die Straße überqueren konnte. Drüben angekommen entdeckte ich einen Obdachlosen, der auf einer Bank saß und irgendetwas in sich hineinschüttete. Ich sah ihn an und griff nach der kleinen Schatulle, die in meiner Hosentasche steckte. Ich öffnete diese und strich behutsam über den Brillanten. Er bedeutete mir rein gar nichts mehr, genauso wenig wie das Geld, das er gekostet hatte. Ich beschloss, dass es Zeit für einen neuen Besitzer war. Langsam ging ich auf den Mann zu und legte die Schatulle in einen schmutzigen Hut, der neben ihm lag. Er sah mich fragend an worauf ich nur schmal lächelte. "Nicht alles für Sake ausgeben.", riet ich ihm und lief einfach weiter. Der Mann rief mir irgendetwas hinterher aber ich lief stur weiter und hing meinen Gedanken nach. Irgendwann wurde ich müde vom vielen Laufen und ließ mich auf einer kleinen Mauer nieder, um mich auszuruhen. Abwesend zog ich eine Zigarette aus meiner Jackentasche und zündete mir diese an. Was sollte ich denn nun machen? Wo sollte ich hin? Zurück? Nein. Ich wollte nicht mehr zurück, allerdings nicht aus den Gründen, die mich eigentlich zur Flucht hätten animieren müssen. Nein. Alles dort erinnerte mich an Byou und das war der wahre Grund. Ich war wirklich erbärmlich. Doch umso mehr ich darüber nachdachte, wo mich meine Reise hinführen könnte, umso präsenter wurde die Gewissheit, dass ich niemanden mehr hatte. Meine Wohnung existierte vermutlich schon längst nicht mehr. Phoenix war da sehr gründlich. Für einen Moment trauerte ich meinen persönlichen Dingen nach. Die Fotos meiner Familie oder andere Andenken, die vermutlich in einer Schrottpresse gelandet waren und nicht mehr existierten. Genauso wie ich auch. Für die Menschen existierte ich nicht mehr und zu den Vampiren gehörte ich nicht. Wo war mein Platz? Wo gehörte ich hin? Ich kam mir wie ein Ausgestoßener vor. Ein Seufzen verließ meine Lippen, bis ein Geräusch an mein Ohr drang und ich den Kopf hob. Schnell verdrängte ich die Angst, die sich ausbreiten wollte. Es war vermutlich nur eine Ratte gewesen, die es hier zu Hauf gab. Ich rauchte zu Ende und rutschte von der Mauer um meine Zigarette auszudrücken. Dann fielen mir zwei Männer auf, die in meine Richtung kamen weshalb ich mich wieder in Bewegung setzte. "Hey! Ey du! Bleib mal stehen!", rief einer von ihnen mir zu aber ich ignorierte diese Aufforderung und bog in die nächste Straße ein. Meine Augen suchten die Gegend ab und als ich einen offenen Hintereingang entdeckte, brachten mich meine Füße auf direktem Wege dorthin. Der Hinterhof war nicht sonderlich groß, bot aber einige Verstecke und so lief ich zu den Müllcontainern und versteckte mich zwischen einem und der Mauer, die dieses Haus von einem anderen trennte. Ich konnte die Typen reden hören, verstand aber nicht was sie sagten. Doch sie schienen weiterzugehen. Trotzdem wartete ich noch einige Zeit bevor ich aus meinem Versteck kam und mich vorsichtig umsah. Die Luft schien rein zu sein. Dachte ich. Ich hatte noch nicht mal einen Fuß aus der Hofzufahrt gesetzt, da wurde ich auch schon gepackt und gegen die Wand gedrückt. Erschrocken keuchte ich auf und starrte die Typen an. Ich erkannte sofort, dass es sich bei diesen beiden Prachtexemplaren um Junkies handelte. Sie waren schmutzig, stanken und sahen mich aus wirren Augen an. "Ey, gehört das dir?", sprach mich der Größere der Beiden an und hielt die Schatulle hoch, die ich dem alten Mann gegeben hatte. "Nein.", sprach ich leise und wurde direkt durchgerüttelt. Die Kapuze rutschte von meinem Kopf und gab mein Gesicht nun frei. "Ey, lügst du mich an? Ich hab genau gesehen wie du das dem Penner gegeben hast. Scheiß teurer Ring man. Wo sowas herkommt, gibts noch mehr. Gib uns deine Kohle!" Aha. Darum ging es also. Sie wollten Geld. Geld, dass ich nicht hatte. "Ich hab kein Geld.", gab ich offen zu und gab einen würgenden Laut von mir, als mich die Faust des Kleineren hart in der Magengrube traf. Sofort krümmte ich mich und hielt mir den Bauch. Scheiße. Das tat weh. Auch wenn die Typen verfluchte Junkies waren, sie schienen Kraft zu haben. "Also nochmal, gib uns deine Kohle! Du läufst wohl kaum nur mit so 'nem Klunker durch die Gegend. Bist 'en kleiner Bonze he?", frotzelte der Größere worauf ich nur den Kopf schüttelte. Mein Bauch tat echt weh. Ich hatte das Gefühl mich übergeben zu müssen aber da sowieso nichts in meinem Magen war, würde das eine unangenehme Sache werden. Als der Kleinere mich an den Schultern zurück drückte, keuchte ich leise und sah ihn aus schmerzverzerrten Augen an ehe er mich mehr ins Licht zog. "Ey schau mal...das ist echt ein Süßer...der quietscht bestimmt wie ein Weib, wenn man ihn mal ordentlich durchfickt.", lachte er und sah mich aus hungrigen Augen an. Das war doch nicht wahr. Wollten dich mich etwa vergewaltigen? Hier? Scheiße. Der Größere trat neben ihn und musterte mich aufmerksam ehe er grinste. "Ja man, du hast Recht. Dann würde ich sagen, dass du statt mit Kohle, mit deinem hübschen kleinen Arsch bezahlst. Es wird dir gefallen, versprochen!" Sein Atem bereitete mir noch mehr Übelkeit weshalb ich das Gesicht wegdrehte. "Verpisst euch! Niemand fickt mich!", fauchte ich und wusste, dass ich das bereuen würde. Die Quittung bekam ich umgehend, als die Faust des Größeren mein Gesicht traf. Mein Kopf flog zur Seite ehe ich Blut schmeckte. Meine Lippe war aufgeplatzt und meine Wange pochte vor Schmerz. "Halts Maul Flittchen! Wer hier wann gevögelt wird, entscheide ich und du hast jetzt das große Los gezogen!", beteuerte er, was mich nur grinsen ließ. "Ohja, ich habe schon immer davon geträumt mich von einem verrotteten Junkie ficken zu lassen...Danke, dass du mir endlich diesen Wunsch erfüllst...", spie ich ihm entgegen worauf der Typ ganz betroffen drein sah. "Was hast du gesagt? Hast du mich etwa als Junkie bezeichnet? Was glaubst du eigentlich wer du bist he?" Plötzlich blitzte eine silberne Klinge im Licht auf und mir verschlug es die Sprache. Ich sah das Klappmesser groß an und schluckte. "Ach haste davor Angst ja? Jetzt biste nicht mehr so mutig he?" Wieder wurde ich durchgeschüttelt und sah den Anderen fragend an. "Was hast du denn eigentlich für'n Problem? Macht's Spaß mich durchzuschütteln oder sind das Entzugserscheinungen?" Ich konnte aber auch einfach nicht die Klappe halten. Der Typ sah mich zwar nur dumm an aber sein Kollege machte kurzen Prozess und eine Sekunde später wurde mein Körper von einem unglaublichen Schmerz geflutet. Ungläubig sah ich den Größeren an und folgte dann seiner Hand, die das Messer hielt. Es steckte in meiner linken Bauchseite und als er es herauszog, keuchte ich schmerzlich, bevor ich auf die Knie fiel und eine Hand auf die Stelle presste. Es tat höllisch weh. "Ihr verdammten Schweine...", keuchte ich und sah auf, worauf mein Gesicht direkt Bekanntschaft mit dem Schuh des Kleineren machte. Durch den Schwung fiel ich auf die verletzte Seite und schrie leise auf. Für einen kurzen Moment sah ich Sterne und keuchte schwer. "Seid ihr bald fertig? Ich hab noch was vor.", hustete ich und sah zu den Beiden auf, die sich nur ansahen und dann grinsten. Ich unterschrieb hier gerade mein Todesurteil. Darüber war ich mir im Klaren und irgendwo sehnte ich mich danach. Endlich keine Gefühle und Gedanken mehr. Endlich frei. Sie kamen nun Beide auf mich zu. Allerdings hatte ich nicht mitbekommen, wie das Messer den Besitzer gewechselt hatte. Erst als es erneut in meinem Körper steckte, keuchte ich gurgelnd und sah an mir hinab. Die rechte Seite war dieses Mal betroffen und das Messer steckte, in Höhe der Milz und Leber, in meinem Körper. Verdammt. Das war mein Ende. Dem Typ reichte es aber nicht, dass Messer herauszuziehen. Nein, er riss daran, was mich vor Schmerz schreien ließ bis langsam die langen Krallen der Ohnmacht nach mir griffen und mich in die Dunkelheit zerrten. Als ich langsam wieder zu mir kam, schmeckte ich erneut Blut. Alles tat mir weh und ich fühlte mich so unglaublich schwach und müde. Ich konnte kaum etwas erkennen und blinzelte die Ohnmacht angestrengt weg, weil ich sehen wollte, was sich vor mir abspielte. Schreie und Gerangel drängten sich nämlich an mein Ohr ehe alles still wurde. Dann vernahm ich Schritte und seufzte tief bis ich anfing zu zittern. Toll. Ich konnte es nicht kontrollieren. Mein Körper stand unter Schock während ich langsam verblutete. Ich hatte die Blutlache gesehen, in der ich lag und das war definitiv nicht gut. Als ein Gesicht vor mir auftauchte, hätte ich beinahe geschrien. Zumindest wenn ich gekonnt hätte. Ich befürchtete, dass es einer der Typen war aber ich irrte. "Jin...oh Jin...bleib bei mir.", sprach Jemand zu mir und nur langsam erkannte ich ihn oder bildete ich mir das nur ein weil ich im Sterben lag und alleine war? "Byou?", flüsterte ich und wollte meine Hand nach ihm ausstrecken aber mein Körper gehorchte mir nicht mehr. "Ja! Ja ich bin da. Alles wird wieder gut...", versuchte er mich zu beruhigen aber ich lächelte nur schief. "Nein...wird es nicht...ich sterbe..." "Das lasse ich nicht zu.", antwortete Byou mit Nachdruck und ich lächelte nur ehe ich voller Schmerz keuchte, als er mich anhob und auf seine Beine bettete. "Tut mir leid...es tut mir alles so leid. Das ist alles meine Schuld." Etwas tropfte auf mein Gesicht, meinte ich zumindest, weshalb ich meine Augen noch weiter öffnete und zu ihm hoch sah. Weinte er etwa? Nein, unmöglich. Ich schüttelte leicht den Kopf. "Nein...oder naja...vielleicht ein wenig aber mach dir keine Gedanken..." Ein Zucken durchfuhr meinen Körper und ließ mich stöhnen. "Ah...mir ist so kalt...ich kann meinen Körper kaum noch spüren...", flüsterte ich angestrengt während mir langsam die Augen zufielen. Die Kraft verließ meinen Körper aber da war kein weißes Licht. Da war nichts als gähnende Leere und als Byou nach mir rief, öffnete ich wieder schwerfällig die Augen. "Jin. Ich kann dir helfen wenn du mich lässt...bitte. Ich will dich nicht verlieren." Etwas benetzte nun definitiv mein Gesicht. Ich fühlte also doch noch etwas. Erstaunlich. Ich sah zu ihm auf und lächelte schwach, nahm meine letzte Kraft zusammen und hob meinen Arm. Byou ergriff meine Hand und half ihr, das Ziel zu finden - seine Wange. "Ist schon gut...ich bin froh, dass du hier bist...dann bin ich wenigstens...nicht allein..." Plötzlich musste ich husten, was unsägliche Schmerzen verursachte und wieder schmeckte ich Blut. Super. Vermutlich hatten diese Penner auch noch meine Lunge verletzt. Das würde auch erklären, warum ich so schlecht Luft bekam. Kurze Zeit später hatte ich mich aber wieder gefangen und seufzte schwer. "Nichts ist gut! Bitte Jin! Du musst nicht sterben!", redete er mit Nachdruck auf mich ein und ich wusste worauf er hinaus wollte. Doch das kam nicht in Frage. "Nein...ich will es nicht...ich wollte es nie...niemals...bitte akzeptier das..." Er schüttelte den Kopf und nun hörte ich ihn schluchzen. "Wein nicht um mich...bitte...ich bin doch nur ein Mensch...", sprach ich leise und wieder durchzuckte es mich. Mein Körper wurde immer kälter, bis ich das Gefühl für ihn verlor. Endlich spürte ich keine Schmerzen mehr. Da war nur noch endlose Leere. Byou nahm meine Hand von seiner Wange weshalb ich ihn wieder ansah ehe er sich zu mir runter beugte und mich küsste. Ich hatte Mühe den Kuss zu erwidern und doch seufzte ich wohlig als ich seine Lippen auf meinen spürte. Viel zu schnell löste er seine Lippen von meinen und sah mich an ehe er seinen Blick abwandte. Ich konnte ihm nicht folgen, dafür war ich zu schwach. Jedoch hörte ich Kais Stimme, der aufgebracht zu mir stürzte und sich neben mich fallen ließ. "Jin! Gott! Nein! Wir lassen dich nicht sterben!" Ich schüttelte wieder den Kopf, glaubte ich zumindest. "Nein...ich will kein Vampir werden...niemals..." Kai schüttelte nur den Kopf und sah zu Byou, dem noch immer Tränen über die Wangen liefen. Ich sah Kai an und lächelte matt bis dieser wieder zu Byou sah und die Augen weitete. Langsam folgte mein Blick diesem aber ich verstand nicht, was vor sich ging. Mein Blickfeld wurde immer kleiner und langsam wurde alles schwarz bis ich kaum noch Luft bekam. Das Gefühl des Erstickens war grauenvoll. Meine Lunge wollte nicht mehr arbeiten weshalb ich nach Luft schnappte und wieder zu Byou sah, dessen Arm von Kai festgehalten wurde. "Nein! Er will es nicht also akzeptier das!", fauchte Kai und Byou funkelte ihn wütend an. "Es ist mir scheiß egal, was er will! Lass los, ich verliere ihn nicht noch einmal!" Er entriss dem Schwarzhaarigen seinen Arm, biss sich ins Handgelenk und beugte sich zu meinem bebenden Körper. Ich wimmerte und stöhnte. Der Schmerz war zurück und lähmte mich. "N..nein...", keuchte ich aber Byou lächelte nur sachte. "Es tut mir leid. Ich liebe dich Jin und ich kann nicht zulassen, dass du stirbst...verzeih mir...", flüsterte er und schon bekam ich sein Handgelenk auf den Mund gepresst. Mit einem Mal riss ich die Augen auf, als ich sein Blut schmeckte, dass in meinen Mund tropfte. Ich wollte mich wehren, den Arm wegschlagen aber ich konnte nicht, hatte keine Kraft dazu bis ich ausversehen etwas von seinem Blut schluckte. Es war als ob ein heißer Blitz durch meinen Körper zuckte und ihm neues Leben einhauchte. Sofort wollte ich mehr, obwohl der rationale Teil meines Ichs, es vehement ablehnte. Allerdings hatte dieser Teil keinerlei Macht mehr über meine Handlungen. Die lebensspendende Kraft seines Blutes, verzehrte mich und ich ließ es zu. Ich konnte mich wieder bewegen, krallte mich in seinen Arm und sog an der Wunde, trank sein Blut bis etwas in meinem Bauch explodierte. Schwer atmend schleuderte ich seinen Arm weg und sah mich wirr um. Was passierte hier gerade? Für einen kurzen Moment war alles ruhig und still, bis der Schmerz doppelt und dreifach zurück kam. Er hämmerte durch meinen Körper und vernichtete alles, auf das er traf. Es fühlte sich an, als ob mein ganzer Körper, jede einzelne Zelle zersplitterte und erneut zusammengefügt wurde. Das Gefühl war schrecklich. Ich wand mich wie eine Schlange bis Byou mich an seine Brust zog und festhielt. "Ssschhh es ist gleich vorbei...", flüsterte er und hielt mich fest während die Welt um mich herum verschwamm. Ich drückte den Kopf leicht in den Nacken und sah ihm in die Augen. "Warum...hast du...das...getan?", hauchte ich und keuchte schwer als mein Herz immer schneller schlug, bis es schließlich aufgab. Es stoppte, legte seine Arbeit nieder und auch mein Bewusstsein verabschiedete sich. Ich glitt hinab in eine tiefe schwarze Leere. Mein Körper erschlaffte in Byous Armen während alles menschliche an mir nun für immer fort war. Kapitel 14: Upsidedown ---------------------- Als die Nacht ihre Schwingen übers Land legte, erwachte ich aus einem traumlosen Schlaf. Ich schlug die Augen auf und bemerkte, dass ich in einem Bett lag. Der Raum kam mir bekannt vor weshalb ich mich aufsetzte um mich umzuschauen. Ja, ich kannte dieses Bett und dieses Zimmer. Es war Byous Raum. Byou. Die Bilder der letzten Nacht rauschten durch meinen Kopf. Ich lag im Sterben als er mich fand. Er hatte um mich geweint, mir gesagt, dass er mich liebt und nicht verlieren wollte und dann... Ich stockte und befühlte meine Lippen ehe meine Hände über meinen Körper glitten. Nichts tat weh. Ich fühlte mich gut weshalb ich mein Shirt, leicht panisch, nach oben riss und die makellose Haut begutachtete. Die Stichwunden waren verschwunden. Es wirkte fast so, als ob sie nie dagewesen wären. Ich presste die Lippen aufeinander und zog den Stoff wieder runter. Ich lebte aber auch wieder nicht. Meine Hand fuhr zu der Stelle, an der mein Herz war. Es war stumm. Keine Regung war zu fühlen. Ich war tot. Für einen Moment schloss ich die Augen und erinnerte mich an den Moment als Byou mir sein blutendes Handgelenk auf den Mund gepresst hatte, während ich im Todeskampf lag. Ich hatte es geschluckt. Aus Versehen hatte ich es getrunken und sofort mehr gewollt. Und nun war ich zu dem geworden, was ich immer so verabscheut hatte. Ein Vampir. Als sich die Tür öffnete, wehte ein Duft zu mir, den ich noch nie zuvor wahrgenommen hatte. Dennoch wusste ich instinktiv, dass er Byou gehörte. Er schloss die Tür und kam langsam zu mir, ließ sich auf sein Bett sinken und betrachtete mich. "Hey...wie geht's dir?", fragte er vorsichtig während ich nur vor mich hinstarrte. Er hob die Hand und strich mir ein paar Strähnen hinters Ohr, was mich aus meinen Gedanken holte. "Jin?" Ich drehte den Kopf zu ihm und sah ihn emotionslos an. Alles was ich aktuell verspürte war Hunger. Nicht mehr. Dieser unbändige Hunger verzehrte mich und ließ aktuell keinen Platz für weitere Emotionen. Ich wusste, dass Byou mir viel bedeutet hatte. Nur wegen ihm war ich gegangen, hatte seine Abwesenheit nicht ertragen, was zu dem führte, was ich nun war. Ich wusste, dass Jin der Mensch, ihn geliebt hatte aber gerade jetzt fühlte ich rein gar nichts. Ich war tot. Jin war gestorben und mit ihm seine Gefühle. Ich sah Byou einfach nur an und seufzte leise. "Es geht mir...gut. Denke ich.", gab ich zurück und drehte den Kopf zum Fenster. Obwohl es im Raum dunkel war, sah ich alles perfekt. Jede Farbe erstrahlte noch glanzvoller als bei Tageslicht und wäre ich durch meinen Hunger nicht so abgelenkt, hätte mich dieser Fakt unglaublich fasziniert. Die Nacht war nicht mehr ein Mischmasch an Grau- und Schwarztönen. Das waren also die Augen eines Vampirs. Ich schluckte und ließ meine Zunge über meine obere Zahnreihe wandern, wo ich leicht erschrocken meine längeren spitzen Eckzähne befühlen konnte. Spitz und tödlich, bereit sich in ein lebendes Opfer zu schlagen, um diesem das Leben zu rauben. Ich hörte ein Geräusch und drehte den Kopf blitzschnell zur Tür. Byou sah mich immer noch an aber ich ignorierte es. Jemand war da draußen und als es klopfte, bekam ich die Bestätigung. Die Tür öffnete sich und ich erkannte Kai, der vorsichtig den Raum betrat. Der nächste Verräter kam. "Hey..." Er hob leicht die Hand und näherte sich uns langsam, während ich auch ihn ausdruckslos ansah. Daraufhin sah ich zwischen Byou und Kai hin und her. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Langsam rutschte ich vom Bett und stellte mich auf meine Beine. Ich hatte die Befürchtung eventuell zu wanken aber das tat ich nicht. Ich stand mit beiden Beinen fest im Leben. Welch Ironie des Schicksals. Ich hörte, dass Byou ebenfalls aufstand aber stehen blieb. Mein Weg führte mich zu seinem Badezimmer, in dem ich den Lichtschalter betätigte und die Hand vor die Augen legte. Das Licht war im ersten Moment viel zu grell bis sich meine Augen daran gewöhnt hatten und ich die Hand wieder sinken lassen konnte. Ich betrat den weiß gefliesten Raum und sah an mir herab. Irgendjemand hatte mich umgezogen und gewaschen. Ich vermutete Byou. Wahrscheinlich hatte er niemanden in meine Nähe gelassen, nicht mal Kai. Schulter zuckend nahm ich diese Vermutung hin und stellte mich vor den Spiegel. Langsam hob ich den Blick und betrachtete mein eigenes Spiegelbild. Eigentlich sah ich aus wie immer. Meine Haut wirkte nur etwas reiner und glatter aber ansonsten war alles wie sonst, bis auf eines - meine Augen. Ich schluckte und beugte mich dem Spiegel entgegen um sie genauer inspizieren zu können. Sie waren nicht länger fast schwarz sondern blaugrau. Ich war nun auch einer dieser Vampire mit der Augenfarben-Anomalie. Eine ganze Weile stand ich vor dem Spiegel, sah mir in die Augen, hob dann meine Oberlippe an um meine Fänge zu begutachten ehe ich das Badezimmer verließ. Byou und Kai standen einfach da und sahen mich an. Ich machte das Licht aus und sofort stellten sich meine Augen um. Faszinierend. Byou löste sich aus seiner Starre und kam langsam auf mich zu, blieb aber knapp vor mir stehen. "Du hast bestimmt Hunger oder?" Ich nickte. Natürlich hatte ich Hunger. Mein Hunger fraß mich fast auf. Welch dumme Frage. "Komm mit." Er hielt mir seine Hand hin, die ich musterte und dann einfach an ihm vorbeiging. Ich wusste, wo sie das Blut aufbewahrten. Kai hatte es mir gezeigt. Es gab keinen Grund, mich wie ein Kleinkind zu behandeln. Ich spürte, wie sie mir beide verwirrt nachsahen als ich das Zimmer verließ. Barfuß ging ich über den Läufer, spürte jede einzelne Faser ehe ich die Hand auf das Marmorgeländer legte und auch dort die winzigsten Unebenheiten bemerkte. Erstaunlich. Ich wusste, dass sie mir folgten, was mich aber nicht davon abhielt, einfach meinen Weg fortzusetzen. Als sich eine Tür öffnete, hielt ich kurz an und legte den Kopf schief. Ruki zog sich gerade eine Jacke über als er mich entdeckte und stockte. Hinter ihm tauchte Reita auf, der ihn fragend ansah, weil er ihm den Weg versperrte, bis auch er mich entdeckte. Wir sahen uns einfach nur an und als Ruki einen Schritt vorwärts tat, ging ich weiter. Ich hatte kein Interesse an ihnen. Mein Hunger vereinnahmte mich und war das einzige, das gerade zählte. Endlich in der Küche angekommen führte mich mein Weg geradewegs zum Kühlschrank. Ich öffnete die Tür und entdeckte, neben normalen Lebensmitteln, diverse Blutkonserven. Zielsicher griff ich nach dem Plastikbeutel und schloss die Tür wieder. Ich betrachtete die rote Flüssigkeit darin und spürte, wie sich etwas in mir danach verzehrte, sich wand und lüstern danach gierte. Ich verlor keine Zeit, riss den oberen Teil mit den Zähnen auf und trank das Blut. Es war wie flüssiges Feuer, das meine Kehle benetzte und mich kräftigte. Als ich den Beutel geleert hatte, leckte ich mir über die Lippen und wischte das restliche Blut von meinem Gesicht. Gott, war das gut aber es war nicht genug. Ich hatte noch immer Hunger weshalb ich den leeren Beutel durch einen vollen ersetzte und mich an die Arbeitsplatte lehnte während ich mich nährte. Byou und Kai betraten die Küche worauf ich sie nur kurz ansah um mich dann wieder dem Blut zu widmen. Insgesamt vier Beutel später, seufzte ich erleichtert und fühlte mich endlich gesättigt. Ich ging zum Waschbecken und wusch mir das Gesicht, da ich doch zwischenzeitlich etwas gierig geworden war und dadurch gekleckert hatte. Ich trocknete mein Gesicht mit einem Handtuch und drehte mich wieder um, legte den Kopf schief und betrachtete Beide. "Was ist?", fragte ich genervt und beide sahen sich kurz an ehe sie noch etwas näher kamen. "Geht es dir wirklich gut?", warf Byou besorgt ein und ich begann zu schmunzeln. Ich legte den Kopf etwas zurück ehe ich mich von der Arbeitsplatte abstieß und auf ihn zuging. "Natürlich. Mir geht es wunderbar. Warum sollte es mir auch nicht gut gehen? Ich habe eben etwa 1,2 Liter Blut getrunken und fühle mich wunderbar. Ich bin nicht tot oder halt, rein medizinisch bin ich es schon und woran liegt das hm?" Ich lächelte provokant und Byou sah mich verwirrt an. "Ich sage dir woran das liegt...weil du mich zu einem gottverdammten VAMPIR gemacht hast!!", schrie ich und er wich zurück. "Du hast es gewagt meinen Wunsch zu übergehen. Du hast mich gewandelt weil du mich ja nicht verlieren wolltest. Ich sage dir mal eins, du hast mich in dem scheiß Moment verloren, als du mir dein Blut aufgezwungen hast! Ich wollte sterben aber nicht so!", fauchte ich und ließ mich von meiner Wut beherrschen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass meine Emotionen mit mir spielten und doch fühlte es sich gut an, sie einfach zu leben. Langsam drehte ich mich zu Kai und funkelte auch ihn wütend an. "Und du? Ich dachte du bist mein Freund! Du hast ihn nicht aufgehalten, vermutlich aus den gleichen egoistischen Gründen, wie er. Ihr widert mich an, ach was sage ich. Ihr kotzt mich an. Lasst mich bloß in Ruhe. Ich will euch nicht sehen und auch nichts von euch hören und nun hört auf mir zu folgen. Ich bin kein verfluchter Welpe, den man 24 Stunden am Tag beobachten muss.", zischte ich und verschwand. Vor der Tür blinzelte ich überrascht. Wow. Das ging schnell. Ich hatte vergessen, dass die Schnelligkeit genauso zu Vampiren gehörte, wie ihre Stärke und der Blutdurst. Nett. Ich joggte locker die Treppe nach oben und sah mich um. Im Wohnzimmer war jemand. Ich wusste auch genau wer. Ruhig ging auf die Tür zu, öffnete sie und betrat das Wohnzimmer. Reita und Ruki sahen mich erneut groß an. Ich ignorierte es und entdeckte den Alkohol. Genau das, was ich jetzt brauchte. Ich schenkte mir einen doppelten ein und kippte das Glas auf Ex. Kurz verzog ich das Gesicht und nickte dann angetan. "Du weißt, dass du dich nicht betrinken kannst oder? Die Zeiten sind vorbei.", hörte ich Ruki sagen, der mittlerweile aufgestanden war und mich neugierig musterte. Ich schenkte mir trotzdem nach und verschloss die gläserne Flasche ehe ich mich umdrehte und an dem Drink nippte. "Noch nie 'nen Vampir gesehen?" Ruki hob eine Braue und schmunzelte. "Ich glaube so du gefällst mir besser." Ich schnaubte, lief an ihm vorbei zur Couch und ließ mich darauf fallen, überschlug die Beine und betrachtete Beide. "Gefällt dir dein neues Leben nicht?", hakte Reita nach und ich sah ihn über den Rand des Glases hinweg an ehe ich es absetzte. "Ich habe nicht darum gebeten. Es wurde mir aufgezwungen.", erwiderte ich und sah mich um. Jetzt wo ich mich frei und sicher bewegen konnte, hatte ich auch Zeit mir alles genauestens anzusehen. Die Bücher kannte ich ja schon aber mein Interesse sie zu lesen, war gerade praktisch nicht vorhanden. Ich entdeckte die Heimkinoanlage, diverse Filme und CDs. Interessant. Als die Tür erneut aufging, richtete sich mein Blick zu dieser und erkannte Ma...Ma...Vampir M. Der Rothaarige schlurfte gelangweilt herein, stoppte jedoch als er mich entdeckte und kam dann grinsend auf mich zu. Ich hatte einen Arm auf der Rückenlehne abgelegt und hielt mein Glas am Rand fest. Manabu wollte danach greifen aber ich hob die Hand und er griff ins Leere. Er ließ sich neben mich sinken und betrachtete mich, sah mir in die Augen und grinste. "Was für eine Überraschung. Ich hatte davon gehört aber es nicht geglaubt. Byou hat dich gewandelt. Was für ein Glück du doch hast.", schnurrte er und ließ seine schlanken Finger über meinen Oberschenkel gleiten. Ich schlug seine Hand weg und knurrte leise. Wow ich konnte knurren. Es klang merkwürdig aber es gehörte zu einem Vampir weshalb ich es einfach akzeptierte. Vorerst. "Uh so kratzbürstig. Das mag ich...", schnurrte er und rutschte näher. "Verpiss dich Manabu!" Hah! So hieß der Vampir also. Ich hatte den Namen doch nicht vergessen. Ich sah ihm funkelnd in die Augen worauf er den Kopf schief legte. "Nö? Hab dich nicht so. Jetzt könnte ich dich immerhin nicht mehr verletzen." Seine Hand rutschte auf meine Brust worauf ich sie streng beobachtete. "Wenn du die behalten willst, nimm sie sofort dort weg. Das ist mein ernst. Ich bin nicht in Stimmung für deine notgeilen Spielchen. Geh Byou vögeln. Der braucht jemanden, der ihn tröstet.", zischte ich dem Rothaarigen zu und trank erneut einen Schluck worauf er tatsächlich die Hand von meiner Brust nahm. "Ist ja gut. Beruhig dich. Ist doch nur etwas Spaß. Mensch, dass ihr auch alle so verbohrt sein müsst und wieso sollte Byou Trost brauchen?" Ich seufzte leise ehe ich ihn ansah. "Weil er gerade nicht damit klarkommt, dass der Jin den er kannte, tot ist. Tzja, selbst Schuld. Er hätte mich einfach sterben lassen sollen." Ich zuckte mit den Schultern und betrachtete die goldene Flüssigkeit in meinem Glas. "Was? Halt! Was soll das bedeuten?", hakte Manabu nach und ich seufzte erneut. "Frag ihn doch selbst.", lächelte ich zuckersüß, sah zur Seite wobei mein Gesicht direkt wieder genervte Züge annahm. "Manabu! Verschwinde jetzt. Los!", forderte Ruki streng und nickte Richtung Tür. "Ja Manabu. Hör auf deinen Bruder. Wobei es echt erstaunlich ist, dass ihr Brüder seid.", sprach ich ruhig und hörte den Rothaarigen knurren ehe er einen Abgang machte. Besser so. Ich konnte auf seine Gesellschaft verzichten. Ruki sah mich an und zuckte mit den Schultern. "Sind wir aber. Hör mal Jin, du kannst an deiner Situation nichts mehr ändern aber wenn du willst, helfen wir dir, deine Emotionen zu kontrollieren, genauso wie deine Fähigkeiten. Eigentlich müsste das Byou machen aber ich vermute, dass er nicht deine erste Wahl wäre.", schlug er vor und ich hob den Daumen. "Richtig geraten. Byou kann mich mal kreuzweise aber was meinst du damit, meine Emotionen zu kontrollieren? Ich bin ganz ruhig. Ich glaube du hast nur erwartet, dass ich nach wie vor verschüchtert und ängstlich bin und hast nicht damit gerechnet, dass ich mich in die andere Richtung entwickelt habe." Er lächelte leicht und sah Reita an. "Gut, erwischt aber trotzdem. Vampire neigen dazu, vor allem wenn sie frisch sind, sich in ihre Emotionen zu stürzen. Trauer, Wut, Mordlust, Sex und so weiter. Wir können dir helfen.", erklärte er ruhig und ich sah interessiert auf. "So ist das also. Könnte erklären warum ich vorhin den Beiden fast den Kopf hätte abreißen können, wobei es durchaus gerechtfertigt gewesen wäre. Immerhin haben sie mich beide hintergangen und über meinen Kopf hinweg entschieden. Nun, wie auch immer. Von mir aus könnt ihr das tun. Wie du bereits erwähnt hast, kann ich mein Schicksal nicht mehr ändern, es sei denn ich bringe mich um aber daran habe ich gerade kein Interesse. Also wird es Zeit etwas mehr über mein neues Ich zu lernen." Ich vernichtete den letzten Rest meines Whiskeys und stellte das Glas auf dem Tisch ab. "Dann geh dich mal umziehen. Wir gehen nämlich raus.", erklärte Reita mir und ich erhob mich nickend. "Gut. Bis gleich." Ich verließ das Wohnzimmer und mein Blick fiel auf mein Labor. Ob sie nun jemand anderes entführen würden? Ich schüttelte den Kopf. Sie. Wir. Ich gehörte nun dazu. Vielleicht würde ich aber auch weiterarbeiten. Immerhin konnte ich nun tatsächlich mit mir selbst experimentieren und ich war ja auch schon relativ weit gekommen. Darüberhinaus würde mich die ständige Dunkelheit vermutlich noch in Depressionen stürzen. Ich schob die Gedanken beiseite und ging runter in mein Zimmer. Vielleicht sollte ich wieder nach oben ziehen, wo die anderen Vampire waren. Ich hatte kein Interesse mehr daran, direkt neben Kai zu leben. Das war gut gewesen solange ich ein Mensch war aber nun konnte ich auf mich selbst aufpassen. Ruhig wechselte ich meine Klamotten, fand sogar meine Schuhe und verließ mein Zimmer. Ruki und Reita warteten bereits an der Eingangstür auf mich. Gut, dann musste ich nicht wieder hochlaufen. Wir verließen das Haus und betraten das Außengelände, liefen um das Gebäude herum, wo sich mir ein verwilderter Garten eröffnete. Allerdings spielten meine Sinne verrückt. Ich wurde von diversen Gerüchen und Geräuschen erdrückt weshalb ich angestrengt blinzelte und mir die Nase zuhielt. Das war ja grauenvoll. "Was zur Hölle ist hier los?", murrte ich und sah die Beiden an, die mich musterten ehe Reita sich löste und an mich herantrat. "Das ist die Nacht. Deshalb haben wir dir angeboten dir zu helfen. Es ist nicht leicht das alles runterzufahren. Im Haus bist du davon kaum betroffen aber in der Außenwelt sieht das Ganze schon anders aus. Was du hörst sind die Geräusche diverser Tiere und der leichten Brise, die durch die Gräser und Bäume streift. Sei froh, dass wir so weit außerhalb sind , sonst würdest du durch die städtischen Geräusche vermutlich verrückt werden. Dein Geruchssinn hat sich ebenfalls verbessert. Allerdings weiß ich, wie das hier alles für dich riecht. Ein großer Mix aus Pflanzen, Tieren, Erde und dem Geruch des Tages. Ich helfe dir deine Sinne zu kontrollieren, damit sie dich nicht überwältigen, so wie sie es jetzt gerade tun.", erklärte er mir ruhig, auch wenn ich Schwierigkeiten hatte ihn durch den ganzen Lärm zu verstehen. Wie konnten ein paar Würmer nur so einen Krach veranstalten? Hoffentlich konnte ich Reitas Instruktionen auch umsetzen, ansonsten wäre ich vorerst dazu verdammt, in diesem Haus bleiben zu müssen. Nein, soweit durfte es nicht kommen. Jetzt, wo ich definitiv nicht mehr wegrennen würde, wollte ich auch mal nach draußen und dort nicht von Gerüchen und Geräuschen in den Wahnsinn getrieben werden. "Was muss ich tun?" Er lächelte und stellte sich dicht vor mich, umschloss meinen Kopf mit seinen Händen und sah mich ruhig an. "Schließ die Augen und entspann dich." Ich lachte leise. Wie sollte ich mich denn nur entspannen, wenn alles über mir zusammenbrach? Andererseits wusste Reita mit Sicherheit was er tat, weshalb ich es wenigstens versuchte. Ich wollte diesen Krach und die Gerüche loswerden. So schloss ich also die Augen und versuchte mich so locker wie möglich zu machen. Seine Hände übten einen angenehmen Druck auf meine Schläfen aus, der mir zusätzlich half mich zu entspannen. "So ist es gut. Konzentrier dich jetzt nur auf meine Stimme und blende alles andere aus. Stell dir vor du stehst in einem langen Gang voller geöffneter Türen. Ich stehe am Ende des Ganges aber du kannst mich kaum verstehen weil durch alle Türen Geräusche dringen. Schließe sie. Wenn du das geschafft hast, wirst du nur noch mich hören. Die anderen Geräusche werden dir eher, wie früher vorkommen.", sprach er ruhig und ich probierte es. Zum Glück hatte ich einiges an Fantasie und stellte mir diesen Gang mit den Türen vor. Ich konnte Reita am Ende sehen, aber seine Stimme war nur ein Geräusch von vielen. Er sprach mit mir aber die anderen Geräusche übertönten ihn fast vollständig, weshalb ich begann die Türen zu schließen. Allerdings gestaltete sich das schwieriger als gedacht. Sobald ich glaubte ein Geräusch entfernt zu haben und mich dem nächsten widmen zu können, ging die bereits geschlossene Tür wieder auf und malträtierte mein Gehör. Das war doch wirklich deprimierend. Immer wieder versuchte ich die Geräusche auszusperren aber die Türen wollten einfach nicht geschlossen bleiben. Ich seufzte tief und versuchte mich noch weiter zu entspannen. Vielleicht war ich einfach noch nicht locker genug. Das Ganze musste mir vermutlich wie etwas ganz normales vorkommen. Etwas alltägliches, das keinerlei Anstrengung benötigte. Einfacher gesagt als getan. Ich stand also wieder am Anfang des Ganges und sah mich um. Etwas neues musste her. Ich konnte die Türen nicht mit Gewalt schließen, also akzeptierte ich einfach, dass es sie gab und lief los. Immerhin wollte ich endlich verstehen, was Reita mir erzählte. Locker, schon fast gelangweilt lief ich durch den Gang und sobald ich die ersten beiden Türen passiert hatte, geschah das Wunder. Sie schlossen sich von alleine und blieben zu. Blinzelnd sah ich beide an und ging weiter. Ich passierte jedes Türpaar bis es immer stiller wurde und ich Reita immer näher kam. Ich konnte seine Stimme nun deutlicher hören und als ich bei ihm ankam, öffnete ich die Augen und blickte in seine dunklen Iriden. "Ehrlich? Ein Märchen?", schmunzelte ich und er zuckte mit den Schultern. "Mir fiel nichts besseres ein. Ich habe kein Drehbuch für solche Momente.", rechtfertigte er sich und sah mich grinsend an. Er hielt meinen Kopf noch immer fest weshalb ich sie fragend ansah. "Wir sind noch nicht fertig oder?" Er schüttelte den Kopf. "Nein sind wir nicht. Du hast die erste Hürde gemeistert, was erstaunlich schnell ging. Du kannst anscheinend nun die Geräusche unterdrücken aber kannst du auch nur eines von ihnen wieder zum Vorschein bringen, ohne alle erneut zu aktivieren? Probier es. In diesem Feld lebt eine Hasenfamilie, die gerade sehr aktiv ist. Deute in die Richtung, in der sie sich aufhalten." Ich hob eine Braue und sah kurz zu Ruki, der gelangweilt an den Pflanzen zupfte. Seufzend schloss ich die Augen und stellte mir also kleine süße Hasen vor. Mein Gang hatte sich nun in einen kreisrunden Raum verwandelt. Ich stand in der Mitte und betrachtete die geschlossenen Türen. Verflucht. Wie sollte ich denn testen, wo sich die kleinen Puschi-Häschen verkrochen? Ich lauschte den Geräuschen der Natur, die sich nur im Hintergrund abspielten, fast so als würde hinter der Wohnungstür ein Fernseher laufen aber man konnte nicht verstehen, was gerade lief. Hasen. Was machten Hasen für Geräusche? Sie scharrten, rannten durchs Gras und fraßen die Pflanzen. Das war wirklich nicht einfach. Als ich glaubte das Geräusch gefunden zu haben, zischte ich gepeinigt auf. Alle Türen waren aufgesprungen und sofort wurde es wieder laut. Ich entspannte mich und sperrte die Geräusche wieder aus. Okay, so klappte das nicht. "Wie soll das denn gehen?", murmelte ich genervt und hörte ihn leise lächeln. "Probieren geht über studieren Herr Doktor.", stichelte er und ich öffnete kurz ein Augen um ihn böse anzusehen, konnte mir ein Grinsen aber nicht verkneifen. "Na gut, dann lass mich halt leiden.", murmelte ich und atmete tief durch, wodurch ich sofort wieder die volle Ladung Gerüche inhalierte. Moment. Vielleicht war das ja die Lösung! Die Gerüche. Die war ich bisher nicht los geworden aber vielleicht konnte ich so die Hasen lokalisieren. Immerhin waren sie Lebewesen, durch deren Adern warmes Blut pumpte. Wie Blut roch, wusste ich. Doch wie sollte ich die Gerüche aufspalten? Ich dachte an Blut. Warmes Blut. Der metallische Geruch sammelte sich langsam in meiner Nase und überlagerte die Anderen. Die Richtung aus der der Geruch kam, schloss schon mal einige andere Türen aus. Langsam drang ein stetiges Klopfen an mein Ohr während der Geruch von Blut stärker wurde. Was war das für ein Klopfen? Ich ließ mich auf das Geräusch ein und siehe da, alle anderen Türen blieben zu bis auf eine. Das Klopfen entpuppte sich als Herzschlag und ich konnte nun den Arm heben, um eine Richtung anzuzeigen. Ich deutete in einem 25 Grad Winkel nach rechts und öffnete die Augen ehe das Geräusch wieder verschwand. "Nicht schlecht." "Du hättest mir ruhig sagen können, dass ich dafür die Gerüche brauche.", murrte ich ehe Reita mich losließ. "Wieso? Du hast es doch auch alleine rausgefunden. Jetzt hast du zumindest die Grundlagen gelernt, wie du die Gerüche und Geräusche im Zaum hältst. Das solltest du aber in der nächsten Zeit üben. Falls du tatsächlich mal bewohntes Gebiet betrittst, wird dir das helfen nicht durchzudrehen. Dagegen ist dieses Feld ein Ort der Stille." Ich nickte und sah zu Ruki, der sich uns nun anschloss. Er lehnte sich an Reitas Seite und sah zu diesem auf. Mir wurde etwas mulmig als ich die beiden so beobachtete und es wurde noch schlimmer, als Reita seinen Freund küsste. Ich schluckte und sah zur Seite bis Ruki meine Aufmerksamkeit forderte. "Also. Rei kann den Kontrollkram am besten. Er bringt es den meisten Neulingen bei uns bei aber ich bin für den Rest zuständig. Wollen wir doch mal sehen, wie es um deine Reaktion steht.", schmunzelte der Kleinere und war auch schon verschwunden. Ich hob eine Braue und instinktiv spitzte ich die Ohren und wich gerade so seiner Faust aus, die aus dem Nichts kam. Doch den nächsten Schlag konnte ich nicht abpassen. Er traf mich am Arm und ließ mich wanken ehe er mich zu Boden riss. Ich lag im hohen Gras und seufzte leise ehe er neben mir auftauchte und mir die Hand hinhielt. Er half mir hoch und ich klopfte mir die Sachen ab. "Naja. Sie ist nicht schlecht aber definitiv verbesserungswürdig. Vampire sind schnell. Sehr schnell. Darüber hinaus sind wir sehr wendig, manche von uns noch mehr als andere. Ein abrupter Richtungswechsel ist kein Problem für uns. Diese Stärke machen wir uns im Kampf zu nutze. Du kannst den Schlägen eines Vampirs locker ausweichen wenn du dich auf deine Instinkte und dein Gehör verlässt. Wir sind zwar schnell aber nicht 100 Prozent lautlos, vor allem nicht in dieser Umgebung. Also nochmal. Ich werde versuchen drei Treffer zu landen. Wenn du allen ausweichen oder sie zumindest abwehren kannst, zeig ich dir, wie du deine Schnelligkeit nutzt." Er hatte noch nicht richtig zu Ende gesprochen, da war er auch schon aus meinem Blickfeld verschwunden. Na gut. Instinkt und Gehör. Wie schwer konnte das schon werden? Ich blieb einfach stehen und lauschte. Hin und wieder hörte ich Gräser knacken und das leise Rascheln von Gras. Er kam. Ich spürte es und ich konnte es ebenso hören. Allerdings war ich mir über die Richtung noch nicht ganz im Klaren. Rechts? Links? Ich hob eine Braue und hörte etwas genauer hin. Der Mistkerl lief im Zick Zack. Kein Wunder, dass ich verwirrt war. Ich schloss die Augen und erst, als er mich fast erreicht hatte, wusste ich, von wo er kam. Rechts. Ich wich nach links aus und sah einen Schatten, der an mir vorbeihuschte. So sah das also aus. Doch dann läuteten die Alarmglocken. Hinter mir. Ohne zu zögern ging ich etwas in die Hocke und sprang nach oben. Ehe ich mich versah, war ich zwei Meter in die Höhe gesprungen. Faszinierend. Jedoch ging es auch wieder runter. Ich landete etwa einen halben Meter versetzt, von meinem Sprungpunkt aus, auf meinen Füßen und sah mich wieder um. Doch seinen letzten Angriff bemerkte ich zu spät. Er zog mir die Füße unterm Boden weg, worauf ich erneut auf meinem Rücken landete und seufzend den Kopf fallen ließ. "Scheiße...", murmelte ich und sah in Rukis grinsendes Gesicht. "Du lernst schnell aber du bist zu unkonzentriert. Du lässt dich schnell aus der Fassung bringen und bietest mir damit eine gute Grundlage um einen Schlag oder Tritt zu platzieren. Allerdings scheint dein Instinkt doch schon recht ausgeprägt zu sein. Der Sprung war perfekt gesetzt. Ich hatte keine Chance darauf zu reagieren. Doch deine unkontrollierte Landung hat dir dann das Genick gebrochen." Ich lauschte aufmerksam und nickte immer wieder. Eigentlich war ich doch schon längst aus der Schule raus und doch bekam ich gerade wieder Unterricht. Ruki half mir erneut auf und ich holte mir Pflanzen aus dem Haar. Blödes Feld. Während ich mich sauber machte fiel mir auf, dass ich Reita gar nicht sehen konnte. Ich hob eine Braue ehe ich ein Geräusch vernahm und mich blitzschnell duckte. Der Blonde schoss über mich hinweg, was mich grinsen ließ bis eine Faust auf mich zu schnellte. Ich griff nach dem Arm und gab Ruki ordentlich Schwung mit, sodass er in Reitas Richtung flog. Was sollte das denn jetzt werden? Ich war auf der Hut und sah nur hin und wieder einen blitzschnellen Schatten durch das Gras huschen. Gut, ich musste mich nun also gegen zwei Vampire wehren. Reita hatte ich schon längst gefunden. Im Vergleich zu Ruki, trampelte er durch das Feld wie eine Horde Elefanten. Doch sein Freund war schwerer auszumachen. Der Kleinere huschte wie eine Gazelle durch das hohe Gras und das machte mich ganz wild. Reita kam von links weshalb ich aus dem Stand über ihn sprang. Sobald ich auf Schulterhöhe war stieß ich ihn mit beiden Füßen nach vorne. Ich sah zu, wie der Blonde flog und geradewegs mit Ruki zusammenknallte. Meine Landung war etwas unsanft aber die Beiden blieben liegen und begannen zu lachen. Irritiert lief ich zu beiden und sah sie abwechselnd an. Ruki rieb sich kurz den Arm ehe er mich ansah. "Gut gemacht. Damit hab ich nicht gerechnet und konnte nicht mehr ausweichen. Du hast aber echt zu viele Kampfsportfilme gesehen oder?", schmunzelte der Brünette und rappelte sich, klopfte sich den Staub von der Kleidung und sah zu seinem Freund, der es ihm gleichtat. Ich lächelte zufrieden und zuckte die Schultern. "Naja, nicht wirklich aber ich habe früher etwas Unterricht gehabt. Ist wohl doch mehr hängen geblieben als gedacht.", zwinkerte ich ihm zu. "Verstehe. Das erklärt so einiges. Nun, aber für heute haben wir genug gemacht. Lass uns wieder reingehen." Nickend folgte ich den Beiden während ich das Haus betrachtete. Eigentlich glich es mehr einer Villa als einem simplen Haus. Die Bezeichnung wurde ihm nicht gerecht. Drinnen angekommen, verabschiedeten sich die beiden von mir und verschwanden nach oben. Ich sah ihnen nach bevor ich mein Zimmer betrat und das Licht einschaltete. Wollte ich nicht umziehen? Richtig. Ich öffnete meinen Schrank, holte meine gesamte Kleidung heraus und stopfte sie in einen Karton, der noch in einer Ecke stand. Ich wusste gar nicht mehr, warum das Ding dort war aber es war gut, dass es ihn gab. Es folgten Hygieneprodukte und diverser Kleinkram wie Aktenordner und Stifte. Mein Hab und Gut war überschaubar. Mühelos hob ich den Karton an und verließ mein Zimmer. Ich nahm die Treppe bis ins oberste Stockwerk und hatte zum ersten Mal keine Konditionsprobleme mehr. Wie praktisch. Ich betrat mein altes Zimmer, machte das Licht an und begann meinen Kram einzuräumen. Jetzt gehörte ich hier her. Murrend zog ich mich um und warf mich wieder in meine Pyjamahose ehe ich mich aufs Bett schmiss und die Arme hinter dem Kopf verschränkte. Ja, ich gehörte zu ihnen. Für immer und das war eine verdammt lange Zeit. Jetzt stand ich auch auf der Abschussliste der Menschen. Ich lächelte ironisch. Erst war ich der Doktor, der an Vampiren experimentierte und nun lag ich auf dem Tisch und wurde gepeinigt. Welch Ironie des Schicksals. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass diese höhere Macht da oben, einfach einen ganz schlechten Sinn für Humor hatte. Kapitel 15: Can you feel my Heart? ---------------------------------- Schon wieder rannte die Zeit. Mittlerweile war mein vampirisches Ich schon einige Wochen alt. Soweit kam ich mit meinen neuen Fähigkeiten ganz gut zurecht. Nur die Sache mit der Manipulation und das Gedanken lesen konnte ich nicht üben. Wir hatten hier keine Menschen und fürs Erste war mir das auch ganz recht. Ich war einfach froh mittlerweile, ohne Probleme, sämtliche Geräusche und Gerüche nach Belieben zu unterdrücken. Das war alles, was für den Moment zählte. Allerdings sah ich mich mit etwas neuem konfrontiert. Mein Geburtstag stand vor der Tür - um genauer zu sein, war er morgen. Ob jemand das wusste? Sollte ich feiern, es erwähnen? Ich wusste es nicht aber eigentlich war mir nicht nach feiern zumute, obwohl ich morgen einem runden Geburtstag entgegen sah. 30. Für jeden normalen Menschen war diese magische Drei ein Weltuntergang. Mir bedeuteten Zahlen nichts mehr. Ich würde für immer ein jugendliches Aussehen haben. Die Zeit konnte mir nichts mehr anhaben, also warum etwas menschliches feiern, wenn ich keiner mehr war? Ich verdrängte den Gedanken und ließ den Blick wandern. Die meiste Zeit verbrachte ich entweder im Labor oder im Wohnzimmer mit Ruki und Reita. Irgendwie hatten sie sich meiner angenommen. Obwohl ich Ruki als eher gruseligen Typen kennengelernt hatte, mochte ich ihn mittlerweile. Seine Stimmungsschwankungen waren zwar gewöhnungsbedürftig aber Reita wusste, wie er seinen Freund wieder beruhigen konnte. Immerhin kannten sie sich schon lange genug, wie ich erfahren hatte. Die Beiden lernten sich vor rund 250 Jahren kennen und lieben. Eine lange Zeit. Das war definitiv die längste Beziehung, von der ich je gehört hatte. Ich hingegen hatte kein Interesse an einer Beziehung. Eigentlich hatte ich an gar nichts Interesse, wenn ich ehrlich war. Meine Arbeit war meine Leidenschaft und obwohl ich ihr mit Eifer nachging, hielt sich mein Interesse in Grenzen. Ich beobachtete die Beiden ein wenig. Reita, definitiv der Ruhigere der beiden, las während Ruki zwischen seinen Beinen auf dem Boden saß und konzentriert auf seinem Smartphone herum tippte. Er spielte wohl gerade wieder eines seiner Spiele. Ich lag einfach nur auf der Couch herum und starrte Löcher in die Decke. Irgendwann hatte Rei sich an Ruki gewandt und ihm schmunzelnd gesteckt, dass meine Haltung ihn an Byou erinnerte. Natürlich hatte ich diesen Kommentar bemerkt, kurz geschnaubt und mich sonst in Schweigen gehüllt. Byou und ich hatten nichts gemein und nur weil wir eine ähnliche Position auf dem Sofa bevorzugten, war das noch lange kein lustiges Detail. Seit ich als Vampir erwacht war, hatte ich sowohl Byou als auch Kai nur selten gesehen. Sie kamen meiner Aufforderung nach, sich mir nicht mehr zu nähern. Ich war nämlich noch immer meilenweit davon entfernt, auch nur einem der Beiden zu verzeihen. Natürlich hatte ich mich an mein neues Dasein gewöhnt, fand es sogar mittlerweile gar nicht übel und trotzdem schmeckte mir die Tatsache nicht, dass sie einfach eigenmächtig gehandelt hatten - Gefühle hin oder her. Sie hatten einfach nicht das Recht dazu. Ruki und Reita hatten mich zum Glück nie darauf angesprochen. Vermutlich hatten sie bemerkt, dass dieses Thema tabu war. Sie halfen mir lediglich meine Fähigkeiten zu verstehen und zu verbessern, verbrachten Zeit mit mir und das war es auch schon. Wir waren so etwas wie Freunde und auch wenn ich es nicht so recht zugeben wollte, war ich froh darüber. Als Ruki einen genervten Laut von sich gab, schenkte ich ihm meine Aufmerksamkeit. Er fluchte vor sich hin und hatte vermutlich gerade ein Level nicht geschafft. Irgendwie war dieses kindliche Verhalten fast niedlich. Er schien zu bemerken, dass ich ihn beobachtete und sah auf. "Was?", murrte er und ich schüttelte nur den Kopf. "Dieser Pisser will einfach nicht sterben!", fluchte er weiter und hielt mir dann sein Handy hin. Irritiert hob ich eine Braue und sah zwischen ihm und dem Gerät hin und her. Sollte ich jetzt schon wieder für ihn spielen? Es war nicht das erste Mal aber eigentlich war mir gerade nicht danach. Jedoch schien das den Brünetten in keinster Weise zu interessieren denn er hielt mir noch immer auffordernd das Gerät entgegen. Resigniert seufzend griff ich danach und musste mir erst mal einen Überblick darüber machen, was er da überhaupt spielte ehe ich mir die Steuerung aneignete. Ich winkelte die Beine an und begann das Level für Ruki zu spielen. Dieser war zu mir gerutscht und kniete nun hinter der Armlehne, um zusehen zu können. Es war ein häufiger Anblick. Jedes Mal wenn Ruki irgendeinen Gegner, nach einer gewissen Anzahl an Versuchen, nicht schaffte, durfte ich das übernehmen. Ich war wirklich gut geworden, was wohl auch nicht unlängst daran lag, dass ich in meiner Jugend viel vor meinen Spielekonsolen gehangen hatte. "Pass auf! Gleich haut der dich instant um!" Kaum hatte er es ausgesprochen, geschah es. Ich hob eine Braue als in roten Lettern 'Game Over' erschien und knurrte. "Was ist das denn für ein Scheiß?" Er nickte nur. "Ja sag ich doch!" Meine Kampfeslust war geweckt und ich nahm mir vor diesen blöden Endboss zu vernichten und wenn es mich Tage kosten würde, der Bastard musste sterben. Reita sah grinsend zu uns rüber, schüttelte den Kopf und erhob sich dann. Ich brauchte nicht hinsehen um zu wissen, was er tat. Er füllte sein Glas nach und lief dann durch den Raum, um sich vermutlich ein neues Buch zu besorgen. Ich war so vertieft in den Kampf, dass ich die Schritte vor der Tür und das Geräusch, als diese geöffnet wurde, gar nicht mitbekam. Dafür aber Reita, der mit wenigen Schritten auf diese zugegangen war. Ruki hinter mir feuerte mich an, ließ hier und da einige Beschimpfungen fallen, was mich grinsen ließ. Doch irgendwann drang eine Stimme an mein Ohr, die etwas in mir aufwühlte, von dem ich nicht geglaubt hatte, dass es noch da war - Gefühle. Meine extremen Emotionen waren zwar mittlerweile abgeklungen, aber meine Gefühle für Byou schien ich seitdem nur unterdrückt zu haben, was mir nun zum Verhängnis wurde. Ich schluckte und versuchte mich dennoch auf das Gespräch, am Ende des Raumes, und das Spiel zu konzentrieren. Klappte so mittelprächtig. Die Unterhaltung interessierte mich gerade mehr. Warum auch immer. "Das ist keine gute Idee Byou." "Warum denn nicht? Ich will mich nicht mehr selbst ausschließen. Das muss ein Ende haben." Ich hob eine Braue. "Das stimmt auch aber glaubst du wirklich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist? Er kommt gerade so langsam mit sich selbst klar...ich weiß nicht ob das förderlich ist." Ich hörte Byou seufzen, sah aber nicht auf und spielte weiter. "Ich weiß...aber Rei...ich kann das so nicht mehr. Lass es mich wenigstens versuchen. Wenn's nicht klappt dann halt nicht. Okay?" Reita schien nachzudenken und gab dann einen zerknirschten Laut der Zustimmung von sich. "Von mir aus...", grummelte er und kam auf uns zu. Es ging also um mich. Kein Interesse. "Ru, komm mit.", sprach er seinen Freund an, der ihn nur fragend ansah, dann Byou entdeckte und eine Braue hob. "Wir sind beschäftigt. Ich habe kein Interesse.", antwortete ich für den Anderen, warf Reita einen kurzen strengen Blick zu ehe ich mich wieder auf den Touchscreen konzentrierte. Ich hörte Schritte. Reita hatte sich wieder hingesetzt aber Byou stand noch immer im Raum. Ich konnte ihn riechen und es machte mich wahnsinnig. Er sollte verschwinden und zwar sofort, denn ich spürte die Gefühle, die anfingen sich in mir zu regen. Sie wühlten mich auf, waren dabei mich erneut auszufüllen und darauf war ich so gar nicht scharf. "Jin? Können wir bitte endlich darüber reden?", sprach er mich nun direkt an, was neben den ganzen verloren geglaubte, Gefühlen auch noch Wut hochkochen ließ. "Kein Interesse. Ich bin beschäftigt.", lautete erneut meine Antwort, womit er sich aber nicht zufrieden gab. Ich spürte, dass sich die Atmosphäre anspannte. Ruki folgte dem Spiel schon lange nicht mehr, was mir aber egal war. Ich hatte den Boss fast niedergestreckt und Niemand würde mich nun davon abhalten, zu Ende zu spielen. Dachte ich. Es war Ruki der auf den Bildschirm drückte und das Spiel pausierte. Überrascht schob ich den Kopf in den Nacken und sah ihn an. Was sollte das? Er nahm mir sein Handy ab und erhob sich. Leicht genervt richtete ich mich auf und sah sowohl Reita als auch Ruki ungläubig an. Wollten sie mir dieses Gespräch etwa aufdrängen? "Jin, irgendwann musst du in den sauren Apfel beißen. Besser früher als später. Du kannst mir gerne später eine reinhauen aber jetzt redest du!" Rukis Stimme klang sanft aber bestimmend zugleich. Er ließ mir keine Wahl. Allerdings auf die Option mit dem 'eine reinhauen' würde ich vermutlich zurückkommen. Ich sah zu, wie sich beide verzogen und die Tür mit einem Klicken ins Schloss fiel. Na toll. Nun war ich angepisst. Ich langte zu meinen Zigaretten auf dem Glastisch und zündete mir eine an, inhalierte den beruhigenden Rauch und starrte einfach vor mich hin. Angespannt überschlug ich die Beine und begann unruhig mit dem Fuß zu wippen. Die Stille war fast noch unerträglicher als Byous Geruch, der mir in der Nase hing und sich nicht ausblenden ließ. "Ja rede endlich.", zischte ich genervt und vermied es ihn anzusehen, fixierte einfach den blauen Dunst, der von meiner Zigarette verursacht wurde und wartete. Schritte. Schritte die näher kamen bis ich ihn vor dem Glastisch stehen sah. Verdammter Mistkerl. Etwas in mir wollte ihn ansehen aber noch war der Teil stärker, der es nicht wollte, weshalb ich weiterhin meine Zigarette anstarrte und sobald ich daran sog, die Augen schloss um dann das Spiel fortzusetzen. "Jin...es tut mir wirklich leid.", waren seine ersten Worte und sie klangen aufrichtig, was nichts an den Fakten änderte. "Weiß ich schon.", erwiderte ich kalt und sah grummelnd dem Ende meines Glimmstängels entgegen. Was sollte ich fixieren, wenn sie nicht mehr da war? "Ich weiß, dass du mich nicht sehen willst und das kann ich verstehen aber langsam habe ich keine Lust mehr, mich im Haus wie ein Ausgestoßener zu bewegen. Jedes Mal wenn du irgendwo bist, muss ich mich an deine Ansage erinnern und diesem Ort fern bleiben. Das nervt und so langsam lasse ich es mir von dir nicht mehr verbieten. Es dreht sich hier nicht nur alles um dich." Aha, daher wehte also der Wind. Byou war die Einsamkeit leid. "Selbst Schuld." Ich drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus und blies den letzten Zug aus meinen Lungen. "Mag sein, wobei ich mich nicht dafür entschuldige, dich gerettet zu haben. Du lagst im Sterben Jin und weder Kai noch ich wollten das hinnehmen. Es war nicht richtig, es dir aufzudrängen aber wenn man keine Zeit mehr hat, um Diskussionen zu führen, handelt man und das musst du endlich akzeptieren. Verdammt nochmal, sieh mich wenigstens an wenn ich mit dir rede!", knurrte er verzweifelt und ich seufzte leise. Langsam hob ich den Blick und entdeckte das passende Gesicht zu seiner Stimme. Die feinen Züge waren verzerrt und seine Augen leuchteten vor Schmerz und Verzweiflung. Geschah ihm nur recht. "Zufrieden?", lächelte ich falsch, worauf er sich nur seufzend übers Gesicht strich. "Hör mal zu.", fing er an aber ich unterbrach ihn durch meine erhobene Hand ehe ich aufstand. Langsam ging ich um den Tisch herum, auf ihn zu. Umso näher ich ihm kam, desto schlimmer wurde mein Gefühlschaos aber ich hatte nicht vor, auch nur irgendetwas davon an die Oberfläche kommen zu lassen. "Du hörst mir mal zu Byou. Ich habe mein Dasein akzeptiert und das ist nicht dein Verdienst. Du hast verdammt recht damit, dass du eigenmächtig gehandelt hast. Mag sein, dass dir die Zeit davongelaufen ist aber das wäre alles nicht passiert, wenn du damals nicht so ein riesiges Arschloch gewesen wärst. Du hast mich fertig gemacht und als du einfach abgehauen bist, hat mir das den Rest gegeben. Weißt du eigentlich wie ich mich gefühlt habe, hm?" Meine Stimme wurde immer mehr zum Fauchen während ich ihn Richtung Wand drängte, bis er sie schließlich im Rücken hatte. "Wie?", fragte er leise und ich lachte. "Kannst du dir das nicht vorstellen? Verdammt nochmal, ich kam kaum mit meinen Gefühlen für einen Mann, für einen Vampir, klar da musste ich mich schon damit abfinden, dass das Objekt meiner Begierde mich ablehnte weil ich ein kleiner Mensch war. Doch als du aus dem Haus geflohen bist, habe ich mich wie der letzte Dreck gefühlt. Du konntest es anscheinend nicht erwarten so schnell wie möglich zu verschwinden, um mich nicht mehr sehen zu müssen. Dabei waren diese zufälligen Begegnungen das, was mich noch am Leben gehalten hat. Ich konnte dich nicht haben aber wenigstens sehen und als du mir auch noch das genommen hast, ist alles über mir zusammen gebrochen. Du hast mir nicht nur das Herz gebrochen, du hast es mir damit aus der Brust gerissen. Ich war nicht mehr derselbe. Kai hat dir bestimmt erzählt, wie ich drauf war. Ich aß nicht, ich arbeitete nur noch und schlief kaum. Zwar zwang Kai mich zu essen aber der Rest änderte sich nicht. Irgendwann kam ich mit dieser Leere in mir nicht mehr zurecht. Ich dachte ich könnte sie vielleicht überwinden, wenn ich Zeit in deinem Zimmer verbrächte aber es half nicht. Es machte alles schlimmer. Das Gefühl dieser Leere wuchs, infizierte jede Zelle in meinem Körper und ehe ich mich versah hatte ich kurz vor Sonnenuntergang das Haus verlassen und war bis in die Stadt gelaufen. Ich wollte nur noch weg. Doch in der Stadt fühlte ich mich auch nicht heimisch. Ich gehörte dort nicht mehr hin aber hier her gehörte ich auch nicht und irgendwann wurde mir klar, dass ich auf dieser Welt keinen Platz mehr hatte. Die Typen die mich abfingen, wollten mich zunächst gar nicht abstechen sondern lediglich ausrauben und vergewaltigen aber ich brachte sie dazu. Hörst du! Ich brachte sie dazu mich umzubringen weil ich zu feige war, es selbst zu tun und nun stehst du hier und siehst mich aus traurigen Augen an, weil du die Einsamkeit nicht mehr erträgst? Du hast aus purem Egoismus gehandelt und mir eine Ewigkeit aufgehalst, die ich nie wollte. Damit muss ich jetzt klarkommen, also hör auf zu jammern! Du kotzt mich echt an Byou!" Ich wusste nicht, warum ich ihm das alles erzählte oder wo das herkam aber irgendwie tat es gut, all diesen Ballast raus zulassen. Ich starrte ihn an während er diese ganzen Informationen zu verarbeiten schien bevor ich mich kopfschüttelnd von ihm abwandte und zum Sofa zurückging. Ich hatte alles gesagt, wollte nur meine Zigaretten holen und dann verschwinden. Jedoch kam es nicht soweit. Als ich mich umdrehte, lief ich gegen ihn worauf ich meine Kippen fallen ließ und mit erhobener Braue zu ihm aufsah. Ich knurrte leise, drehte mich um und wollte eben den anderen Weg benutzen, wenn er mir schon den schnellsten versperrte. Allerdings griff er nach meinem Handgelenk und wirbelte mich herum, sodass ich an seiner Brust lehnte. Überrumpelt starrte ich auf seine verhüllte Brust, musste mich kurz sortieren ehe ich mich gegen ihn stemmte und ihn von mir drückte. "Fass mich nicht an!", fauchte ich und rannte zur Tür, wo er mich abpasste. Mit einem Mal presste er mich gegen die Holztür, worauf diese schon gefährlich knarzte. Ich verspürte allerdings keinerlei Schmerzen. Als Mensch wäre das vermutlich anders gewesen. "Was soll der Scheiß?! Lass mich sofort los!", maulte ich genervt und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. Doch als er eine Hand an meine Wange legte, erstarrte ich. Ich wurde in jene Nacht zurückversetzt, als wir uns das erste Mal geküsst hatten. Verwirrt sah ich auf und starrte ihn einfach nur an, bis er sich zu mir beugte und mich küsste. Ich blinzelte und bevor mein Körper noch die Kontrolle übernahm und den Kuss erwidern konnte, stieß ich ihn von mir und wischte mir mit dem Handrücken über die Lippen. Er taumelte ein paar Schritte zurück und sah mich fragend an. Hatte er wirklich geglaubt, dass es so einfach war? Moment. Was dachte ich da? Es gab kein Zurück. Niemals. "Fass. Mich. Nie. Wieder. An. Verstanden?!", zischte ich mit erhobenem Zeigefinger und verschwand aus dem Wohnzimmer. Ich rauschte in mein Zimmer und schlug die Tür hinter mir zu ehe ich unruhig durch den Raum tigerte. Verwirrt befühlte ich meine Lippen und konnte Byous Geschmack auf ihnen ausmachen. Wieso hatte er das nur getan? Schon wieder hatte er sich meiner Aufforderung widersetzt. Das schien ihm Spaß zu machen, wobei es mich total aus dem Konzept brachte. Mein Innerstes war total aufgewühlt. Von überall her krochen Gefühle aus ihren Löchern, rissen die Wände ein, die ich zum Schutz errichtet hatte und quälten mich nun. Ich wollte das alles nicht fühlen. Ich wollte gar nichts mehr fühlen. Wieso tat ich es jetzt wieder? Wieso jetzt? Als meine Tür aufging, schrak ich zusammen und drehte mich langsam um. Schluckend strich ich mir übers Gesicht und seufzte tief. "Verschwinde!", forderte ich wenig überzeugend und wandte mich wieder ab, schlang einen Arm um meinen Körper während ich mir die andere auf's Gesicht legte. Ich konnte meine Emotionen zwar kontrollieren aber diese hier übermannten mich, rissen mich zu Boden und überschütteten mich mit allem, was ich bisher weggeschlossen hatte. Byou kam hinter mir zum Stehen, legte seine Hände auf meine Schultern und drehte mich zu ihm um. "Fass mich nicht an...verschwinde einfach..." Er ignorierte meine Aufforderung und zog mich erneut an seine Brust worauf ich mich halbherzig gegen ihn wehrte. "Du sollst verschwinden...geh einfach weg...ich...will das nicht...fühlen...", seufzte ich zittrig. Mein Körper gab die Befreiungsversuche selbstständig auf, weshalb ich nun vor ihm stand und die Stirn gegen seine Brust lehnte. Seine Arme hatte er nach wie vor um mich geschlungen und hielt mich fest, genauso wie sein betörender Duft, der mich gänzlich einhüllte. Ich spürte wie er die Nase in mein Haar drückte und schloss für einen Moment die Augen. Für einige Minuten standen wir einfach so da, während ich in mich ging und das Chaos ordnete. Ich wusste nicht, warum ich damals nach meinem Erwachen nichts mehr gefühlt hatte aber dafür fühlte ich nun umso mehr. Der ganze Schmerz, das Gefühl der Leere und Einsamkeit kehrte, Hand in Hand, mit der Liebe, die ich für Byou empfand, zurück und füllte die leeren Plätze. Langsam öffnete ich die Augen und hob den Kopf, um ihn ansehen zu können. Er hatte sich ein wenig nach hinten gelehnt und sah mir in die Augen. Ich konnte die Fragen, die ihn beschäftigten, förmlich greifen. Doch was sollte ich nur tun? Ihm einfach verzeihen? Zögernd legte ich eine Hand auf seine Wange, worauf er kurz die Augen schloss und sich leicht an sie schmiegte. Alles in mir schrie nach ihm und doch kam ich einfach nicht über seine Tat hinweg. Irgendwo nervte es mich tatsächlich, dass ich deshalb so ein Fass aufmachte aber es ging einfach ums Prinzip. Er öffnete wieder seine Augen und sah mich einfach nur sehnsüchtig an. Ich wusste, dass er mich vermisste, dass er mich liebte. Ich spürte es und als er etwas sagen wollte, hob ich die Hand von seiner Wange und legte meinen Zeigefinger auf seine Lippen. Er hielt inne während ich mit meinen Dämonen kämpfte, die sich ihm einfach hingeben wollten. Sie gewannen. Ich ließ meine Hand in seinen Nacken gleiten und zog sein Gesicht zu mir, bevor nun ich seine Lippen mit meinen versiegelte. Seufzend schloss ich die Augen und sofort drückte er mich an sich. Ich wehrte mich nicht, ließ es geschehen und steckte meine ganze Sehnsucht, sowie Verzweiflung in diesen Kuss. Wie lange hatte ich mich nach diesen Lippen verzehrt? Sie schmeckten gut, schmiegten sich perfekt an meine als ob sie für niemand anderen gemacht wären und doch, stand die Vorsicht mahnend, mit erhobenem Zeigefinger, in der Ecke und hielt mich zurück. Ich ließ unseren Kuss langsam ausklingen, verharrte mit meinen Lippen noch kurz an seinen bevor ich den Kopf sinken ließ und erneut meine Stirn gegen seine Brust lehnte. Was geschah nur mit mir? Ich war wieder genauso verwirrt wie damals, als ich mir meine Gefühle für Byou eingestanden hatte und doch war es dieses Mal anders. Das ich etwas für ihn empfand, war nicht mehr das Problem sondern eher, was dieser Mann getan hatte. "Jin?" Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern und doch verstand ich ihn klar und deutlich. Ich schüttelte leicht den Kopf ehe ich mich von ihm löste. Er ließ mich gewähren und sah mich fragend an. "Ich...ich brauche Zeit. Ich kann dir das einfach nicht verzeihen...ich weiß nicht ob ich es jemals kann aber aktuell kann ich es noch nicht...ich liebe dich aber das ist einfach nicht genug...", gab ich leise zu und hob schief lächelnd den Kopf. Meine Worte hatten ihn getroffen und doch sah ich einen Hoffnungsschimmer in seinen blauen Augen aufleuchten. Ja, vielleicht gab es noch Hoffnung auf ein Happy End aber momentan sah ich mich nicht in der Lage, eine Prognose zu stellen. "Verstehe...aber Jin?" Ich legte den Kopf schief und sah ihn abwartend an. "Hm?" Er überbrückte die kleine Distanz und legte beide Hände um mein Gesicht. Wenn es gekonnt hätte, wäre mein Herz vermutlich jetzt stehen geblieben. "Gib uns nicht vorschnell auf okay? Ich weiß, dass es ein riesiger Fehler war, dich damals wegzustoßen und ich bereue es zutiefst, auch wenn ich meine Gründe hatte. Irgendwann werde ich es dir erklären. Dennoch will ich, dass du weißt, dass ich dir die Zeit gebe, die du brauchst. Gott, an Zeit mangelt es uns nicht - nicht mehr. Ich liebe dich und ich werde alles tun, damit du mir verzeihen kannst und wir endlich ein WIR sein können. Vergiss das bitte nie, okay?" Seine Ansprache saß und brachte mich etwas ins Trudeln aber ich stieß sofort diesen aufkeimenden Gedanken von mir, dass ich einfach darauf scheißen sollte und ihn mir holte. Das war nicht richtig, auch wenn ich dem am liebsten nachgegeben hätte. "Ist gut...danke..." Er lächelte leicht und hauchte mir dann einen letzten kurzen Kuss auf die Lippen bevor er mich losließ. Ich leckte mir flüchtig über die Lippen und sah ihm nach, als er mein Zimmer verließ. Anscheinend wusste er doch, wann es klüger war, sich zurückzuziehen. Seufzend stand ich da und wusste nicht so recht wohin mit mir. Was sollte ich denn nun mit mir anfangen? Wie sollte es weitergehen? Ich hatte Byou gesagt, dass ich Zeit bräuchte und das stimmte auch, aber was bedeutete das? Würden wir uns jetzt wieder sehen? Hörte er auf mir aus dem Weg zu gehen? Immerhin wollte er um mich kämpfen und das bedeutete doch, dass wir uns auch wieder sahen, oder nicht? Unschlüssig sah ich mich um und seufzte tief. Sollte ich zurück ins Wohnzimmer gehen? Ich wollte gerade nicht alleine sein. Mein inneres Chaos wurde durch die Stille nur noch größer weshalb ich mein Zimmer wieder verließ. Mir fiel ein, dass ich meine Zigaretten im Wohnzimmer vergessen hatte und steuerte dieses an. Als ich eintrat war niemand dort. Ruki und Reita waren bestimmt in ihrem Zimmer oder unterwegs. Toll. Ich fischte meine Zigarettenschachtel und das Feuerzeug vom Boden ehe ich den Raum wieder verließ. Ziellos wanderte ich umher, entdeckte das Labor und dachte kurz darüber nach, ob ich vielleicht arbeiten sollte. Jedoch verwarf ich den Gedanken schnell wieder. Es war nicht klug, in meiner aktuellen Verfassung, mit Chemikalien herumzuspielen. Ich wollte das Haus ja nicht abfackeln. So trugen mich meine Beine ins Erdgeschoss, wo ich in die Küche ging. Irgendwie hatte ich Hunger. Ich musste nach wie vor relativ viel trinken um meinen Durst zu stillen. Komischerweise machte es mir aber gar nichts mehr aus, menschliches Blut aus Plastikbeuteln zu trinken, wobei ich dafür mittlerweile ein Glas benutzte. Nur weil ich ein Vampir war, musste ich ja nicht gleich zum Tier mutieren. In der Küche angekommen, steuerte ich den Kühlschrank an, holte einen der Beutel heraus und betrachtete diesen einen Moment, bis ich zum Schrank ging um ein Glas dafür zu besorgen. Abwesend öffnete ich den Beutel und kippte die Flüssigkeit in das hohe Glas wobei nicht alles reinpasste und ich den Rest einfach aus diesem schlürfte. Ich stand also in der Küche, nuckelte an einem Blutbeutel als die Tür aufging und Kai im Raum stand. Merkwürdigerweise fühlte ich mich irgendwie ertappt. Aus großen Augen sah ich den Schwarzhaarigen an, der unsicher in der Tür stand und anscheinend nicht wusste, was er tun sollte. Kai hatte ich noch seltener gesehen als Byou. Ihn schien meine Ablehnung von damals härter getroffen zu haben, als ich vermutet hatte. Er wollte gerade Anstalten machen wieder zu gehen, wovon ich ihn abhalten wollte. Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, vergaß dabei den Beutel, der nun etwas zu geräuschvoll zu Boden fiel. Irritiert sah ich zu Boden und entdeckte die Blutlache. "Scheiße...", murrte ich und betrachtete die Misere. Ich hatte keine Ahnung wie ein kleiner Beutel es geschafft hatte das Glas umzukippen aber es war geschehen. Leider war jenes ebenfalls runtergefallen und lag nun zersplittert auf dem Boden. Ich ließ den Kopf hängen und seufzte tief. Toll. Das gute Blut. Ich vernahm Schritte und sah auf. Kai war doch nicht gegangen und kam nun langsam auf mich zu, begutachtete das Unglück und wandte sich wieder ab. Er holte Lappen um das Blut aufzuwischen. Ich ging langsam in die Knie und sammelte die Scherben auf, die ich sogleich entsorgte während Kai mit den Lappen das Blut aufwischte. Das blöde Zeug war echt überall und so dauerte es eine Weile bis wir jeden Tropfen entfernt hatten. Er hielt mir auffordernd seine leere Hand entgegen worauf ich ihm meinen blutigen Lappen überreichte den er dann, zusammen mit den anderen, wegbrachte. Jetzt wollte er allerdings tatsächlich gehen, was jedoch nicht in meinem Sinn war. Wenigstens würde ich dieses Mal keine Schweinerei veranstalten. "Kai? Warte!" Er blieb stehen und drehte den Kopf zur mir. Ich ging langsam um die Kochinsel herum auf ihn zu und lächelte matt. "Keine Sorge, ich geh schon.", warf er nur ein aber ich schüttelte den Kopf. "Nein, das musst du nicht. Ich...können wir uns kurz unterhalten?" Seine Brauen wanderten in die Höhe und das warme Funkeln kehrte in seine dunklen Augen zurück. "Natürlich. Hier?", fragte er nach und ich rieb mir den Oberarm während ich mich umsah. "Können wir in dein Zimmer gehen?" Er nickte. "Klar." Es schien fast so, als ob der Andere Angst hatte, zu viel zu reden und mich dadurch wieder zu verscheuchen. Irgendwie fand ich das süß. Ich folgte ihm aus der Küche in sein Zimmer und stand erneut etwas verloren im Raum. Ich war schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr hier drin gewesen aber es hatte sich nichts verändert. Warum auch? "Willst du dich setzen?", fragte er mich zögerlich und ich sah verwirrt auf, folgte seiner einladenden Geste und nickte. Sitzen war eine gute Idee. Wir setzten uns auf seine Couch und zunächst stellte sich betretenes Schweigen ein. Ich wusste eigentlich nicht wirklich was ich hier wollte. Okay das war eine Lüge. Ich vermisste Kai. Ruki und Reita waren cool aber sie waren nicht Kai. Ich war ihnen wirklich dankbar für ihre Hilfe und es machte Spaß Zeit mit ihnen zu verbringen aber ich hatte den Schwarzhaarigen die ganze Zeit über vermisst und nun wusste ich nicht, wo ich anfangen sollte. Ich wusste nur, dass Byou der Auslöser war weshalb ich nun hier saß. "Es tut mir leid.", war das erste, was aus meinem Mund kam und schien Kai ordentlich zu verwirren. Er sah mich irritiert an, was mich leicht lächeln ließ. "Du musst dich für nichts entschuldigen...ich bin selbst Schuld." Ich schüttelte nur den Kopf. "Nein, das stimmt nicht. Ich war sehr hart zu dir. Das war falsch. Ich war nur so unglaublich...ich weiß nicht was ich war. Wütend, enttäuscht und verwirrt trifft es vermutlich ganz gut. Ich habe dich für etwas verantwortlich gemacht, woran du keine Schuld hast. Natürlich hättest du, als mein Freund, Byou davon abhalten müssen aber ich verstehe, dass du es nicht konntest. Obwohl ich zunächst ein Gefangener war, haben wir uns doch angefreundet und wenn es einen Weg gibt, einen Freund zu retten, dann geht man ihn. Das habe ich verstanden. Außerdem hättest du ihn eh nicht davon abhalten können. Er liebt mich und darüber hinaus, ist er ein Vampir und du..." Ich sah auf und musterte meinen Freund, der nun nervös auf seiner Unterlippe herum kaute. Langsam legte ich den Kopf schief und musterte ihn bis sich meine Augen weiteten. "Du...du bist ein Vampir?", entwich es mir schockiert und nun musste ich doch aufstehen. Ungläubig starrte ich ihn an und war zum tausendsten Mal an diesem Tag komplett verwirrt. Kai lächelte schief und sah mich voller Scham an. "Du hast gesagt du wärst keiner.", warf ich ein und er seufzte tief. "Das stimmt so nicht ganz. Ich sagte, dass ich nicht direkt einer bin. Wobei die Aussage auch nicht treffend ist." "Welche ist denn dann treffend? Ich verstehe das nicht! Du kannst essen und trinken, bist sogar warm und kannst ins Sonnenlicht! Allerdings hast du keinen Herzschlag. Das höre ich genau und ich habe dich nie Blut trinken sehen. Also erklär mir, was du bist!", forderte ich. Kai nickte und erhob sich dann, um zum Fenster zu gehen. Diese Nacht war bewölkt und stockdunkel, zumindest für einen Menschen. "Erinnerst du dich noch an den Tag, an dem wir auf der Dachterrasse gewesen sind weil du die Sonne vermisst hast?" Ich nickte nur und eigentlich hätte es mir schon da klar sein müssen aber mein Hirn hatte sich gerade aufgehängt und würde erst dann weiterarbeiten, wenn er endlich Klartext sprach. "Nun du hast mich doch nach der Geschichte der Vampire gefragt und ich habe sie dir erzählt.", fügte er hinzu und mir ging ein ganzes Fußballstadion an Lichtern auf. Mir fiel alles aus dem Gesicht. War das wirklich wahr? "Du...du...du bist einer der Sechs?", stotterte ich ungläubig und als er sich umdrehte und schwach lächelte, musste ich mich setzen. Ich wankte zum Sessel, der mir am nächsten war und ließ mich hineinfallen. "Wow...das muss ich erst mal sacken lassen..." Er kam wieder auf mich zu und setzte sich vor mich auf die Kante seines Couchtisches. "Es tut mir leid, dass ich dich nie aufgeklärt habe aber ich gehe damit nicht hausieren. Es...ist mein Geheimnis.", gab er leise zu worauf ich ihn fragend ansah. "Warum das denn? Sie würden dich doch bestimmt anhimmeln, oder nicht?" Er schmunzelte weil er sich bestimmt gerade vorstellte, wie er auf einem Thron saß und alle Vampire vor ihm niederknieten und ihn anbeteten. "Wie du schon bemerkt hast, bin ich einzigartig. Mein Blut ist rein und birgt so manche Kräfte, die ein Vampir übernehmen würde, sobald er von mir trinkt. Ich möchte nicht als Blutbank herhalten. Nur einer weiß, wer ich wirklich bin und das ist Hakuei." "Wieso weiß er es und die anderen nicht?" Kai lächelte warm und da verstand ich es. "Oh...ihr seid ein Paar?" Er nickte. "Ja aber nicht nur das. Ich habe ihn gezeugt. Er ist sozusagen mein Kind. Allerdings gibt es einen Nachteil, wenn man mein Kind ist. Viele wurden verrückt. Leider. Mein Blut ist so rein, dass es sie gierig macht. Alle niederen Instinkte werden geweckt und der Vampir wird fast unkontrollierbar." "Warum war das bei ihm nicht so?" "Ich weiß es nicht. Ich vermute das hing mit seiner damaligen Lebenserfahrung und seiner geistigen Stärke zusammen. Du musst wissen, dass er ein Samurai ist. Vielleicht hat ihn das davor bewahrt verrückt zu werden. Ich habe ihn damals auf meinen Wanderungen durch das junge Japan gefunden. Er lag verletzt an einem Bach und wäre gestorben, wenn ich ihn nicht gefunden hätte. Hakuei war damals ein mächtiger Mann und einer seiner Leute hatte es auf seinen Platz abgesehen, weshalb er ihn heimtückisch niedergestochen hatte. Das war eigentlich nicht üblich aber auch zu dieser Zeit gab es schwarze Schafe. Ich bot ihm die Unsterblichkeit und er willigte ein. Nun zunächst war er mein Kind, dann mein Gefährte und schließlich mein Liebhaber. Er führt offiziell die Vampire an aber eigentlich klärt er alles mit mir ab. Wenn du es so willst, ist er sozusagen mein Ghostwriter." Ich lauschte gespannt seiner Geschichte und war überrascht. Das hatte ich nicht erwartet. "Wieso werden deine Kinder verrückt? Liegt das an diesem Fluch?" Er zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Kann gut sein. Die anderen hatten damit keine Probleme, nur ich." Ich lehnte mich im Sessel zurück und betrachtete Kai eine Weile ausgiebig bevor ich mich ruckartig nach vorne lehnte. "Aber Moment...das heißt ja, dass du..." Ich musste rechnen worauf er lachte. "Fast 2000 Jahre alt bist?" "Ja, das heißt es. Ich weiß, ich habe mich gut gehalten. Ich war übrigens der letzte der Sechs, falls dich das interessiert und ja ich kannte sie alle." Ich pfiff anerkennend und lächelte. "Wow. Ich hoffe ich sehe in deinem Alter auch noch so aus, wobei ich die Vermutung habe, dass es so sein wird. Aber wieso hast du diese besonderen Fähigkeiten? Gut, ich kenne die Geschichte aber davon hast du nichts erwähnt." Er sah mich mit hoch erhobener Braue an worauf ich kurz blinzelte und dann dümmlich lächelte. Ich kannte die Antwort. "Okay okay. Schon klar. Der schlaue Doktor hätte es sonst rausgefunden." Ich hob abwehrend die Arme worauf er nur nickte. "Ja, du hast schon so viele Fragen gestellt und mich ordentlich unter Druck gesetzt. Es war nicht leicht dir meine Geschichte zu erzählen ohne emotional zu werden. Allerdings habe ich Übung darin und es hat ja auch geklappt." Kai stand wieder auf und wechselte den Platz, ließ sich auf dem Sofa nieder und klopfte neben sich. Ich folgte seiner Aufforderung und setzte mich neben ihn. "Aber um auf das zurückzukommen, was du vorhin sagtest...es ist trotzdem nicht zu entschuldigen. Ich hätte deinen Wunsch respektieren müssen, genauso wie auch Byou. Wie du nun weißt, wäre es ein leichtes für mich gewesen, ihn aufzuhalten. Er weiß zwar, dass ich alt bin weshalb er mich respektiert und meinen Anweisungen folgt aber er kennt nicht meine wahre Natur. Wie dem auch sei, ich hätte es nicht zulassen dürfen aber ja, ich war egoistisch. Als ich dich zum ersten Mal sah, wusste ich, dass du besonders bist. Du hattest diesen besonderen Duft und diese einmalige Ausstrahlung. Denn obwohl du den Tod deiner Freundin mit ansehen musstest und entführt wurdest, hast du dich nicht unterkriegen lassen. Byou hat dich gequält, aufgezogen und sonst was mit dir angestellt aber du hast trotzdem nicht aufgehört zu kontern. Obwohl du dich damit jedes Mal wieder in die Scheiße geritten hast. Aus Erfahrungen lernen ist wirklich nicht so dein Ding.", lachte er leise und ich kratzte mich ertappt am Kopf. Das war wohl wahr. "Naja eigentlich schon, aber ich wusste, dass ihr mich nicht umbringen würden. Ihr brauchtet mich. Das hat Byou mir immer wieder unter die Nase gerieben, also wollte ich es allen nicht so leicht machen. Früher habe ich mich immer unterkriegen lassen aber irgendwann habe ich aufgehört das Opfer zu sein. Deshalb habe ich provoziert und oft genug die Quittung dafür kassiert." "Das erklärt einiges. Dennoch wusste ich einfach, das mag sich jetzt merkwürdig anhören aber es ist meine Überzeugung, dass du zu etwas Höherem bestimmt bist. Es war nicht nur Zufall, dass wir dich auswählten. Ich denke es war Schicksal, dass ausgerechnet du auf dem Fachgebiet, das wir benötigten, so führend bist. Außerdem hast du Byou weich gekriegt. Allein dafür verdienst du schon einen Orden.", schmunzelte der Schwarzhaarige dessen Gesicht sich aber sofort veränderte, als ich leise seufzte. "Tut mir leid..." Ich schüttelte den Kopf. "Schon gut. Warum verdiene ich dafür einen Orden?", wechselte ich die Richtung des Themas. "Naja du hast Byou doch kennengelernt. Mürrisch, launisch und extrem leicht zu reizen. Er schlägt gerne über die Stränge und ist für seine gewaltbereite Art bekannt. Doch seitdem du hier bist und er gemerkt hat, dass er dich nicht klein bekommt, egal was er dir antut, wurde er anders. Sein ehemaliges schlummerndes Ich kam wieder zum Vorschein. Außerdem hat es ihn tierisch genervt, dass er deinem Durchhaltevermögen und Mut, Respekt zollte. Er respektierte einen Menschen und das ging gar nicht. Deshalb kam er in dieser speziellen Nacht auch zu mir." Ich horchte auf. Hatte Kai nicht erklärt, dass er nur durch Zufall an jenem Tag vor Byous Zimmer gewesen war? Das war also doch gelogen. Ich hatte es ihm schon damals nicht so ganz abgekauft aber hingenommen, weil ich in dem Moment einfach nicht weiter darüber nachdenken wollte. "Also doch...", murmelte ich und er lächelte entschuldigend. "Tut mir leid aber er hätte entweder dir oder mir den Hals umgedreht, wenn ich etwas verraten hätte. Wobei ersteres eher wahrscheinlich wäre. Er kam damals zu mir und war ganz aufgebracht, sogar durcheinander. Er wollte, dass ich mich um dich kümmere weil er nicht mehr wollte. Ich vermute aber eher, dass er es nicht mehr konnte. Du warst wie eine verbotene Frucht. Natürlich hat er von dir genascht und sich ordentlich die Finger verbrannt. Er hat es zwar nie zugegeben aber er hat damals Gefallen an dir gefunden. Du warst eben nicht wie die Anderen. Deshalb war ich in Byous Zimmer und habe dich erlöst." Ich war erstaunt wie viel hier eigentlich im Argen lag. Hier war so viel mehr im Busch als mir klar gewesen war und nun kam alles ans Licht. Kai war einer der Urvampire, Byou hatte ihn damals zu mir geschickt weil ich etwas in ihm ausgelöst hatte und so fragte ich mich, was noch alles kommen würde, von dem ich nichts wusste. "Sollte ich noch etwas wissen? Irgendetwas essentielles?", hakte ich nach und Kai hob nachdenklich den Zeigefinger an seine Unterlippe. "Hm. Nein. Ich denke nicht. Wenn es noch irgendetwas gibt, dass Byou dir nicht erzählt hat, dann solltest du ihn fragen. Ich, für meinen Teil, bin alles los." Ich strich mir kurz durch die Haare und seufzte leise. Ihn fragen. Ja, als ob das so einfach war. Unsere Beziehung war gerade mehr als kompliziert. "Du hast mit ihm gesprochen, hm?", klinkte sich Kai ein und sah forschend in mein Gesicht worauf ich schief lächelte. "Naja, er war sehr hartnäckig." "Hat es sich denn gelohnt?" Ich zuckte unschlüssig mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Auf der einen Seite schon. Irgendwie habe ich dadurch wieder zu mir gefunden oder besser gesagt, ich habe meine Gefühle wieder zugelassen aber trotzdem kann ich ihm einfach nicht verzeihen. Noch nicht oder vielleicht auch gar nicht. Ich weiß nicht so recht wie es weitergehen soll. Ich bin ziemlich unsicher, was die ganze Sache betrifft. Du kannst dir vorstellen, dass ich nicht sehr oft in so einer Situation gewesen bin. Außerdem ist dieses Männerding auch noch so eine Sache, an der ich etwas zu knabbern habe, aber andererseits will ich ihn. Jede Faser meines Körpers will mit ihm zusammen sein und das macht mir irgendwie Angst." Verzweifelt sah ich auf worauf Kai mir durch die Haare strich. "Das verstehe ich gut. Es ist nie leicht mit etwas neuem umzugehen, schon gar nicht wenn es die eigene Sexualität betrifft. Allerdings kennst du deine Gefühle für ihn, hast sie zugelassen und eigentlich sollte dieser Fakt keine Rolle mehr spielen. Was das eigentliche Problem angeht, weiß ich auch nicht weiter. Lass es langsam angehen. Du bist nun wie er, ein Vampir. Du bist nicht mehr der zerbrechliche Mensch von damals und das ändert schon einiges. Lernt euch neu kennen. Er ist dir lange aus dem Weg gegangen weil es dein Wunsch war aber er ist hier die Wände hoch gegangen. Es hat ihn wirklich fertig gemacht, sich von dir fernhalten zu müssen. Ihr solltet euch langsam wieder annähern, etwas Zeit miteinander verbringen und sehen wie sich alles entwickelt. Vielleicht kannst du irgendwann das Kapitel deiner Wandlung, und deren Umstände, schließen. Wobei ich mir eigentlich schon sehr sicher bin, dass du es schaffen wirst. Wenn Byou etwas will, dann legt er sich mächtig dafür ins Zeug und da er dich will, wird er kämpfen. Er ist nicht der Typ, der einfach aufgibt. Seine damalige Reaktion hat mich schon etwas schockiert aber auch er hatte Ängste, mit denen er nicht umgehen konnte. Ängste, die tief in seiner Vergangenheit verankert sind und, die er noch immer nicht ganz verarbeitet hat. Aber sag ihm bloß nicht, dass du das von mir hast okay? Dann reißt er mir vermutlich den Arsch auf, egal ob ich älter bin oder nicht." Ich lachte leise und nickte zustimmend. "Keine Sorge, ich verrate dich nicht aber was meinst du mit Ängsten aus seiner Vergangenheit? Aber ja, du hast vermutlich recht. Es ist eben alles so neu. Vor meiner Wandlung war mein einziges Problem, die Gefühle für Byou zu akzeptieren. Generell habe ich mich mit dem Leben hier angefreundet, empfand es sogar schon fast als normal. Krank oder? Eigentlich hätte ich alles daran setzen sollen hier rauszukommen aber ich tat es nicht. Ich habe nicht mal wirklich um Ayumi getrauert. Sie war eine wundervolle Frau und ihren Tod mit anzusehen war grauenvoll aber nachdem ich dann hier war, spielte das gar keine Rolle mehr. Es beängstigt mich ein wenig, dass ich das alles hier so locker aufgenommen habe. Glaub mir, ich bin sonst nicht der Typ, der mit Veränderungen so gut zurecht kommt. Dann kam einfach noch dazu, dass jeder mal von mir trinken wollte und ich dadurch mehr Zeit mit Byou verbringen musste. Ich glaube, ich habe ihn damals bewusst ausgewählt." Kai zog die Hand zurück und sah mich fragend an. "Uhm...frag ihn das lieber selbst. Ich will, dass er dir das von sich aus erzählt, wenn er dazu bereit ist. Aber was meinst du mit bewusst ausgewählt?" Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und sah dann lächelnd in den Raum. "Hm okay, das verstehe ich. Was glaubst du wohl? Du vergisst, dass ich Wissenschaftler bei Phoenix war und an jenem Tag habe ich mir Byou als Testobjekt ausgesucht. Ich frage mich aber schon, ob er tatsächlich gefangen wurde oder ob er sich fangen lassen hat. Wenn letzteres zutrifft, hätte das auch nach hinten losgehen können. Naja wie dem auch sei, ich wähle meine Testvampire eigentlich immer spontan aus. Ich hatte fünf zur Auswahl. Wobei ich sagen muss, dass es reiner Zufall war, dass ich an diesem Tag mein Opfer persönlich ausgesucht habe. Normalerweise lasse ich das von meiner Assistentin erledigen aber mein Chef wurde ungeduldig und brummte mir das als kleine Strafarbeit auf. Naja ich habe dann die Akten der fünf durchgesehen und zwei potenzielle Kandidaten ausgesucht. Als ich Byou das erste Mal sah, geschah etwas mit mir. Ich kann es nicht erklären und schob es einfach auf eine spontane Eingebung, dass er geeignet war aber ich vermute, dass ich da noch mehr gesehen habe. Er war einfach anders. Er hatte keinerlei Angst, sondern schien das ganze schon fast vorfreudig zu erwarten. Nun du kannst dir vorstellen, dass er es auf dem Tisch dann nicht mehr so lustig fand. Ich bin zwar nicht total darauf versessen an Vampiren rumzuschneiden aber ich brauche Proben. Dennoch redete er mit mir, konterte und provozierte. Kein Vampir zuvor hatte auch nur ein Mal den Mund aufbekommen. Es war faszinierend. Denkst du er hat mich dazu gebracht, ihn zu wählen?" "Nein das glaube ich nicht. Es wäre aufgefallen. Du hast dich selbst entschieden und wie du schon sagst, es war ein gefährliches Unterfangen, da der Schuss auch nach hinten hätte losgehen können. Es war übrigens tatsächlich geplant. Byou einzufangen ist so gut wie unmöglich. Er hat sich fangen lassen weil er sonst nicht anders ins Gebäude gekommen wäre. Er ist nun mal immer mit vollem Einsatz dabei.", rollte er mit den Augen und lächelte mich dann wieder an. So war das also gewesen. Byou war mit Absicht dort gewesen und nahm sogar die Experimente in Kauf, nur um an mich ranzukommen? Allerdings hätte er das auch wirklich einfacher haben können. Doch was wäre gewesen, wenn ich ihn nicht ausgewählt hätte? Was hätte er getan wenn ich, wie immer, Makoto geschickt hätte? Sie hätte vermutlich einen anderen ausgewählt. Gott war das alles kompliziert. Ich würde definitiv ein längeres Gespräch mit dem Dunkelblonden führen müssen. Dieses ganze Wirr-Warr musste dringend aufgelöst werden. "Aber ich verstehe was du versuchst auszudrücken. Es gibt dafür sogar einen Begriff.", schmunzelte er worauf ich ihn fragend ansah. "Welchen denn?", hakte ich dümmlich nach. Kai schien das ganze zu amüsieren, auch wenn ich nicht wusste warum. "Liebe auf den ersten Blick, Jin. Noch nie davon gehört?" Ich prustete los und schüttelte lachend den Kopf. Immer wieder musste ich leise lachen, bis es erstarb und ich ernsthaft darüber nachdachte. Ich war gerade mitten in einem Film gelandet, in dem sich der Protagonist plötzlich einer Wahrheit bewusst wurde, die er vorher nicht wahr haben wollte. Geschockt sah ich zu meinem Freund und legte die Stirn in Falten. "Das ist aber unmöglich. Ich war mit Ayumi zusammen, ich habe sie geliebt. Ich wollte ihr sogar an diesem Abend einen Antrag machen. Ein einziger Blick kann wohl kaum meine ganze Gefühlswelt um 360 Grad drehen, sodass ich meine langjährige Beziehung durch einen männlichen Vampir ersetze. Oder doch?" Nun war ich doch wirklich etwas verunsichert. Hatte ich deshalb nicht wirklich um Ayumi getrauert? Klar, ich hatte geweint. Die Szene war auch wirklich schlimm anzusehen gewesen aber danach hatte ich nur ein weiteres Mal an sie gedacht. Natürlich musste ich zusehen meine eigene Haut zu retten aber würde man von einem Mann, der seine Freundin liebte und sie sogar heiraten wollte, nicht eigentlich erwarten, dass er am Boden zerstört war, wenn eben diese Person starb? Vor seinen Augen? Eigentlich schon. Verflucht. War ich Byou tatsächlich schon bei unserem ersten Aufeinandertreffen verfallen? Nie zuvor hatte ich Männer attraktiv gefunden. Klar, manche sahen gut aus aber eben nur auf diese 'Ich hätte auch gerne so ein Six-Pack' Art. Mehr war da nie gewesen. Ich hatte nichts gegen Liebe unter Männern aber für mich kam das nie in Frage. Doch als ich Byou zum ersten Mal gesehen hatte, da geschah etwas. Mein Unterbewusstsein schickte mich zurück an jenen Abend, als ich genervt das Stockwerk betrat, die ganzen Tests über mich ergehen ließ und schließlich vor den Zellen stand. Ich stand da und betrachtete mich selbst, wobei ich mich denken hören konnte. Gedanken, die zuerst nur wie ein Flüstern in meinem Hinterkopf zu hören waren und immer lauter wurden, als ich mich Byous Zelle zuwandte. Ich durchlebte also eine Erinnerung, die ich gar nicht als diese wahrgenommen hatte. Der erste Kandidat ist ja wirklich eine Schande. Soll sich doch Takuya mit dem rumärgern. Der geht bestimmt schon nach dem ersten Schnitt kaputt. Auch wenn es kaum noch Vampire in der Nähe gibt, könnten sich die feinen Herrschaften da oben wirklich mal Gedanken darüber machen, wo sie besseres Material herbekommen. Die Dinger halten nicht durch und da wundert sich dieser alte aufgeblasene Sack, dass ich nicht vorankomme? Tz. Mal sehen ob Nummer 2 auch so eine Enttäuschung ist. Ich sah mir selbst dabei zu, wie ich Byou musterte. Es war schon merkwürdig sich selbst zu beobachten aber gerade hörte ich nichts. Sein Hirn, mein Hirn, war absolut zum Stillstand gekommen. Heilige Scheiße. Erst jetzt konnte ich mich wieder denken hören. Wunderschön. Wo haben sie dich denn aufgegabelt? Diese Augen...sie sind so hübsch. Ich kann mich kaum von ihnen lösen und diese Lippen. Die sind doch zum Küssen gemacht. Seine Ausstrahlung ist zwar so gefährlich aber irgendwie auch nicht. Ich mag seine Art mich anzusehen. Warum schlägt mein Herz nur so schnell? Ich habe das Gefühl keine Luft zu bekommen. Was ist das nur? Wer bist du? Was machst du mit mir? Ich muss dich haben, bevor ein anderer dich mir wegnimmt. Das darf nicht passieren. Du bist mein. Oh nein, sie schauen mich schon komisch an. Die Erinnerung stoppte abrupt und katapultierte mich in die Gegenwart zurück, wo Kai mich schon besorgt ansah. "Jin? Alles in Ordnung? Rede mit mir!", forderte er und rüttelte mich leicht an der Schulter. Ich blinzelte das eben erlebte weg und schüttelte kurz den Kopf ehe ich mich Kai zuwandte. "Was?", fragte ich, als ob ich seine Frage nicht verstanden hatte, was ja auch der Wahrheit entsprach. Ich hatte keine Ahnung was das eben gewesen war aber ich war definitiv nicht mehr anwesend gewesen. "Ich hatte dich gefragt ob du schon vorher mal Interesse an Männern gehabt hattest. Wo warst du denn gerade nur mit deinen Gedanken?" Ich blinzelte ihn dümmlich an. Mein Hirn war gerade damit beschäftigt die neuen Erkenntnisse zu verarbeiten aber es fand noch Zeit einen Impuls zum Kopf schütteln zu senden. "Ich...ich glaube du hattest recht.", warf ich kryptisch in den Raum während mir immer wieder das Wort MEIN durch den Kopf schoss. "Womit hatte ich Recht? Jin, sprich doch mal in klaren deutlichen Sätzen mit mir!" Er schien sich gerade wirklich Sorgen zu machen aber das war nicht nötig. Es ging mir gut, ich war nur verwirrt. Wie so oft. Ein Dauerzustand sozusagen. "Mit der Liebe auf den ersten Blick. Ich...ich hatte eben einen Flashback oder sowas. Ich konnte mir selbst bei der Auswahl eines Vampirs zusehen. Allerdings mit Kommentaren der Regie. Ich habe mich denken gehört. Gedanken, an die ich mich nicht mal erinnere, sie je gehabt zu haben. Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde aber meine Gedanken rasten, genauso wie mein Herz, als ich Byou das erste Mal sah.", berichtete ich wahrheitsgetreu und noch immer etwas aufgewühlt. "Und was war der Kerngedanke?", hakte Kai nach, worauf ich ihn mit großen Augen ansah und nicht glauben konnte, was ich nun sagen würde. "Mein." Das war genau genommen der Kerngedanke. Byou sollte nur mir alleine gehören und Niemandem sonst. Kai begann breit zu grinsen und schien sich wie ein Kleinkind zu freuen, das endlich das Feuerwehrauto zum Geburtstag bekommen hatte. "Siehst du?! Du wolltest ihn vom ersten Augenblick an, als du ihn gesehen hast. Das ist doch schön." Er rieb mir beruhigend über den Rücken und ich nickte nur. "Ganz offensichtlich, war das so. Dennoch war es Ayumi gegenüber nicht fair und nein, ich hatte nie Interesse an Kerlen. Byou war der erste, der mich total aus dem Konzept gebracht hat. Er hat mich dazu gebracht besitzergreifend zu werden und sogar den Tod meiner Freundin herunterzuspielen." Ich vernahm ein leichtes Seufzen und das Streicheln hörte auf. "Natürlich ist das nicht schön. Ich glaube dir, dass sie eine tolle Frau war aber mach dir keine Vorwürfe. Zu dem Zeitpunkt war dir gar nicht klar, dass Byou mehr für dich war, als nur eine weitere Laborratte. Ich bin mir sicher, dass ihre Familie sehr viel um sie trauert. Mach dich deshalb nicht verrückt. Du kannst es nicht mehr ändern. Wichtig ist, dass du damit abschließt und nach vorne siehst." Er hatte Recht. Ich musste mein schlechtes Gewissen, Ayumi gegenüber, endlich loswerden. Sie war wegen mir gestorben und ich hatte nicht mal den Anstand gehabt, gebührend um sie zu trauern. Das war nicht richtig gewesen, auch wenn ich genug Gründe finden würde, um das zu erklären. Es war dennoch einfach falsch. Allerdings war es Zeit das hinter sich zu lassen. Ich hatte nicht ahnen können, dass so etwas geschehen würde und das Byou meine ganze Gefühlswelt auf den Kopf stellen sollte, stand erst recht nicht in meinem Tageshoroskop. An dem damaligen Punkt liebte ich sie und wollte sie heiraten. Gott. Was wäre nur gewesen, wenn Byou nicht ausgebrochen wäre und ich Ayumi tatsächlich geheiratet hätte? Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn meine Gefühle danach hoch gekommen wären und ich eine Affäre mit ihm begonnen hätte - in meinem Labor. Nein. Da war der tatsächliche Hergang doch wirklich die beste Alternative. Ich seufzte leise und begann dann sachte zu lächeln. "Danke Kai. Ich habe das wirklich vermisst, dich vermisst und deine positive Art obwohl ich mich echt manchmal frage, wie du es schaffst immer so optimistisch zu sein." Er zuckte lächelnd mit den Schultern und zog mich kurzerhand in eine herzliche Umarmung. Es war echt erstaunlich wie warm er doch war. Als Mensch war mir das nicht so bewusst gewesen aber jetzt, wo ich selbst kalt war, fiel sie mir umso mehr auf. Ich kuschelte mich etwas mehr an meine wohlige Wärmequelle und seufzte leise. Langsam verstand ich, warum Vampire auf kurz oder lang die Sonne vermissten. Es ging nicht nur darum, auch tagsüber sein Unwesen zu treiben, sondern sich auch wieder an der Wärme dieses Sternes zu erfreuen. Die Nacht war meistens kalt, genauso wie wir und eigentlich sehnten wir uns doch nur nach der Wärme, die einige von uns, vor langer Zeit verloren hatten. Ich spürte wie Kai seine Arme enger um mich schloss und mich einfach festhielt. Vermutlich wusste er, warum ich mich so eng an ihn schmiegte. "Ich hab dich auch vermisst. Es war hart für mich dich so zu sehen. Du wirktest so verloren und wolltest dir nicht helfen lassen, wolltest uns nicht in deiner Nähe haben. Dein Schmerz war so riesig, dass ich schon Angst hatte, dass du dir vielleicht etwas antust, um doch noch zu sterben. Zum Glück haben sich Ruki und Reita deiner angenommen. Sie sind gute Lehrer und sehr geduldig. Zumindest Reita. Ich wusste, dass du bei ihnen in guten Händen bist, auch wenn du anfänglich ein paar Schwierigkeiten mit Ruki hattest." Ich nickte leicht. Kai hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. "Das stimmt. Ich wusste einfach eine ganze Zeit lang nicht mehr, wer ich war. Ich habe mir immer wieder die Frage gestellt, wer ich nun sein würde. Für mich war der Jin, den ihr kanntet, gestorben und eine Zeit lang, war er tatsächlich tot. Ich hatte das Gefühl für mich selbst verloren und hinzu kam einfach diese riesige Enttäuschung, dass über meinen Kopf hinweg entschieden worden war. Natürlich muss ich zugeben, dass ich eigentlich nicht sterben wollte aber ich hatte meinen Frieden damit gemacht. Ich hatte damals in dieser Einfahrt damit abgeschlossen, dass ich alleine sterben würde. Wer hätte schon ahnen können, dass Byou aus Osaka zurückkommt und sogar nach mir sucht? Zu dem Zeitpunkt war ich sogar froh zu sterben. Ich habe es begrüßt. Irgendwie schien sich diese Leere, trotz Byous Auftauchen, festgesetzt zu haben und so musste ich da auch nach meiner Wandlung durch. Schlussendlich war es aber auch Byou, der die Käseglocke zerschlagen hat, die meine Gefühle und mein wahres Ich gefangen gehalten haben. Ich werde ihm verzeihen müssen, was?", murmelte ich lächelnd gegen seine Brust, worauf er leise lachte. "Du musst gar nichts aber ich vermute, dass du es wirst. Du hast viel durchgemacht und sehr viel neues über dich herausgefunden. Das muss erst mal verarbeitet werden, damit du nach vorne sehen kannst. Ich hätte mir für dich auch ein anderes Schicksal gewünscht und zu hören, dass du tatsächlich sterben wolltest stimmt mich einerseits traurig und andererseits wütend. Du verstehst es viel zu gut deine Gefühle zu verbergen. Ansonsten hätte ich dich gar nicht mehr aus den Augen gelassen. Mach das bitte nie wieder. Dieses Mal könnten wir dich nicht retten, wie Byou es tat." Kai drückte mich nochmal kurz und schob mich dann etwas von sich, damit er mir ernst in die Augen sehen konnte. Ich wusste, dass ihm das wichtig war und ich sah auch ein, dass ich einen Fehler gemacht hatte. "Keine Sorge. Ich hege nicht mehr den Wunsch zu sterben und was das andere angeht...ich werde mir Mühe geben aber wie du siehst, bin ich hier und schütte dir mein Herz aus.", erwiderte ich lächelnd. Kurz musterte er mich prüfend ehe erneut ein Lächeln sein Gesicht zierte. So gefiel er mir schon viel besser. Kai standen Sorgenfalten nicht. Es war einfach gegen seine Natur. "Aber sag mal, wann hast du denn immer Blut getrunken? Musst du überhaupt welches trinken? Wolltest du auch damals von mir trinken?", platzte es aus mir heraus. Kai musste die Fragen wohl erst mal ordnen und lachte leise. "Ja, ich muss Blut trinken. Sogar relativ häufig. Eine meiner Schwächen. Ich habe immer getrunken wenn wir nicht zusammen waren. Klingt logisch oder? Allerdings kann ich nach so einer Mahlzeit nichts essen. Deshalb habe ich oft nicht mit dir gemeinsam gegessen und was dein Blut angeht...", er senkte den Blick für einen Moment und lächelte schief. "Ja, ein Teil von mir hätte gerne dein Blut gekostet aber ich bin alt genug, um mich von meinem inneren Tier nicht beherrschen zu lassen. Es fiel mir aber sehr schwer deinen Arm zu verarzten und so zu tun, als ob ich keinerlei Interesse an deinem Blut habe. Allerdings hab ich das doch ganz gut gemeistert, hm?" Ich schürzte die Lippen ehe ich lächelte. "Ich nehme es dir nicht übel. Mein Blut schien wohl super lecker zu riechen aber ich bin froh, dass du es nicht getan hast. Du hast tatsächlich deine Rolle sehr gut gespielt. Aber ich habe da noch eine andere Frage." Ich legte eine Kunstpause ein während meine Züge etwas ernster wurden. "Wenn du immun gegen das Sonnenlicht bist, wieso hast du nie Proben deines Blutes zur Verfügung gestellt? Ich könnte mir vorstellen, dass ich so viel schneller zu einer Art Heilmittel kommen würde." Ja das war eine der wichtigsten Fragen, die mir durch den Kopf schossen. Wir könnten schon längst im Sonnenlicht wandeln, wenn Kai mir sein Blut zur Verfügung stellen würde. Endlich wieder die Sonne auf der Haut spüren ohne zu verbrennen. Ja, das wäre eine wirklich schöne Aussicht. Manabu POV Er hatte alles gesehen und gehört. Eigentlich hatte er Byou gar nicht folgen wollen aber dessen genervter Gesichtsausdruck hatte ihn doch neugierig gemacht. Er war dem Dunkelblonden gefolgt und sah, wie dieser in Jins Zimmer verschwunden war. Sofort machte sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend breit und ließ ihn nicht los. Vorsichtig war er bis zur Tür geschlichen und hatte gelauscht. Gut, er hätte nicht lauschen müssen, da man das Gespräch auch so sehr gut verstand. Die Beiden fauchten sich an, klangen verzweifelt. Als Manabu schließlich hörte, worum es eigentlich ging, fielen ihm die Augen aus dem Kopf. Hatte Byou dieser kleinen Made etwa eben seine Liebe gestanden? Was ging hier ab? Er konnte es gar nicht glauben. Noch nie hatte er gehört, dass Byou für irgendjemanden etwas empfand und erst recht nicht für einen Menschen. Jedoch begann in ihm die Eifersucht zu kochen. Byou gehörte ihm! Er hatte sich nicht umsonst an den Älteren rangeschmissen. Schon damals als er ihn kennengelernt hatte, war er Feuer und Flamme für ihn gewesen und Byou hatte nichts dagegen gehabt. Doch schon seit längerem kam der Ältere nicht mehr zu ihm, wies seine Annäherungsversuche konsequent ab und seitdem dieses kleine Miststück da war, kam er überhaupt nicht mehr an ihn ran. Ganz zu schweigen von der einen Nacht, als er zu ihm gekommen war und plötzlich, nach seinem Biss, aufgesprungen und abgehauen war. Byou hatte ihm noch immer keine Erklärung dafür geliefert. Nun hatte er sie. Aufgebracht presste er die Lippen aufeinander und lauschte, wie auch Jin zugab, etwas für den Anderen zu empfinden, was ihn fast aus der Haut fahren ließ. Zähne knirschend entfernte er sich von seinem Platz und stapfte zurück in sein Zimmer. Am liebsten hätte er geschrien aber vermutlich stand sein Bruder dann sofort wieder auf der Matte und darauf hatte er gerade so überhaupt keine Lust. "Scheiße! Scheiße! Scheiße!", fluchte er leise vor sich hin und trat nach ein paar Klamotten, die auf dem Boden lagen. Er musste etwas dagegen tun. Das durfte einfach nicht sein. Wenn er Byou nicht haben konnte, dann keiner! Das stand schon mal fest. Er wusste, dass die Beiden Probleme hatten weil Byou seinen kleinen Geliebten einfach so gerettet hatte, obwohl er es ablehnte ein Vampir zu werden. So eine Dramaqueen. Jin brauchte Zeit. So lächerlich. Also befanden sie sich beide in einer komplizierten Phase. Umso besser. Er würde Jin einen Grund liefern den Älteren ein für alle Mal abzuschießen oder noch besser, er wurde Jin los! Ja, viel besser! Wenn diese Pissnelke weg war, tot oder so, dann würde er Byou trösten und dieser würde sich dann endlich für ihn öffnen. Wunderbar. Ja, so musste das laufen. Man hörte doch immer wieder, dass Leute, die ihre Partner verloren hatten, sich in ihrer Tröster verliebten. Blieb nur ein Problem. Er musste Jin loswerden aber wie? Byou zu verführen und sich ganz aus Versehen, in flagranti, erwischen zu lassen, wäre nicht wirkungsvoll genug und davon abgesehen, war der Ältere viel zu loyal um zweigleisig zu fahren. Die Nummer fiel aus. Was könnte er nur tun, dass man nicht zu ihm zurück verfolgen konnte? Nachdenklich ließ sich der Rothaarige auf sein Bett fallen und landete auf der Fernbedienung. Sogleich ertönte die Stimme der hübschen Nachrichtensprecherin, die etwas von Phoenix blubberte. Zuerst hörte er gar nicht zu, bis es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. Sofort richtete er sich auf und hörte sich die Reportage an. Eine Nummer wurde eingeblendet, die für die aufrichtigen Bürger Tokios eingerichtet worden war, um Vampire zu melden. Was für eine tolle Idee. Warum waren die da noch nicht früher drauf gekommen? Egal. Schnell warf er sich zur Seite, schnappte sich seine Notizbuch, das eigentlich für Noten gedacht war und schrieb sich kurzerhand die Nummer auf. Grinsend klappte er dieses zu und klopfte sich mit einer Kante gegen die Unterlippe. Nun wusste er was zu tun war und wer es tun würde. Die Phoenix Corporation würde sein kleines Problem aus der Welt schaffen, damit er endlich zu seinem wohl verdientem Happy End kam. Kapitel 16: Adore ----------------- Als ich langsam auf meinem tiefen Schlaf erwachte, kitzelte mich etwas in der Nase. Träge kam mein Gehirn in die Gänge und konnte zumindest den Grundgeruch identifizieren. Es roch nach Blumen. Nun öffnete ich doch meine Augen, um dem nachzugehen und entdeckte zunächst nichts. Das lag vermutlich auch daran, dass ich mit dem Rücken zum Raum lag weshalb ich mich auf die andere Seite drehte. Doch ich war noch immer müde weshalb ich die Rose nur kurz zur Kenntnis nahm ehe mir die Augen wieder zufielen. Eine Rose. Moment! Eine Rose? Sofort öffnete ich meine Augen und starrte eine einzelne rote Rose an, die geduldig neben mir lag. Wie war die denn dahin gekommen? Langsam erhob ich mich und griff danach, um an ihr zu riechen. Es war ja nicht so, als ob ich sie nicht vorher schon mehr als deutlich wahrgenommen hatte, aber so machte man das nun mal. Ich ertappte mich dabei, wie ich dümmlich lächelnd einfach dasaß und an der Rose schnupperte bis mir etwas anderes ins Auge fiel. Ich drehte den Kopf zur Seite und entdeckte eine flache quadratische Schachtel. Eine rote Schleife war darum gebunden worden und auf ihr stand eine kleine weiße Karte. Was zum Henker war hier los? Mit der Rose in der Hand rutschte ich zum Nachttisch und griff nach der Karte, die ich sogleich öffnete und las. Ein ungläubiges Blinzeln wurde durch ein liebevolles Lächeln abgelöst. Die Karte war von Byou und mir war nun auch klar, was das ganze sollte. Heute war mein Geburtstag. Er wusste es also, woher auch immer. Ich hatte es bisher nicht erwähnt und auch gestern hatte ich Kai nichts erzählt. Ich legte die Karte und die Rose beiseite um nach der Schachtel zu greifen. Sie war erstaunlich schwer. Ob er mir eine Knarre schenkte? Ich musste über mich selbst lachen. Erstens brauchte ich keine mehr und zweitens hätte diese niemals darin Platz gefunden. Ich löste die Schleife und zog das Band ab ehe mir erneut die Augen aus dem Kopf fielen. Auf der Schachtel stand der Name meines liebsten Schmuckdesigners. Das war doch ein Witz oder? Aufgeregt öffnete ich die Schachtel und verfiel in eine Art Schockstarre bis ich es wagte die Hand nach dem kunstvoll gefertigten Armband auszustrecken und es zu berühren. Andächtig strich ich über das kühle silbergraue Material und nahm das Schmuckstück schließlich heraus. Erst jetzt fiel mir auf, dass es sich um kleine Kronen handelte, die aneinander gereiht, ein Armband ergaben. Wieder musste ich lächeln und konnte gar nicht mehr aufhören. Es war Byou also aufgefallen. Wie sollte es auch nicht? Immerhin trug ich eine Krone als Tattoo auf meinem Oberarm. Eine kleine Jugendsünde und doch stand ich noch immer auf das Motiv. Früher trug ich fast nur Schmuck mit Kronen. Doch mit der Zeit machte ich mir nichts mehr aus Schmuck und bei der Arbeit durfte ich keinen tragen. Deshalb hatte ich gerade diese Designerstücke immer nur mit leuchtenden Augen bestaunt aber nie eines gekauft. Zum Glück, sonst wäre ich nun wirklich sauer weil das Zeug verloren war. Byou war wirklich verrückt. Ich wusste was so ein Armband kosten konnte und er hatte sich damit wirklich in Unkosten gestürzt. Allerdings fragte ich mich schon, woher er das wusste. Ich würde ihn natürlich darauf ansprechen. Irgendwann. Dann wenn ich das Ding endlich aufhören konnte anzustarren. Doch als es klopfte, sah ich zur Tür und fühlte mich sofort schlecht weil ich das Schmuckstück nicht mehr anhimmelte. "Ja?", rief ich und eigentlich war mir klar gewesen, wer mir einen Besuch abstattete. Byou betrat langsam mein Zimmer und machte das Licht an. Nicht, dass es nötig gewesen wäre aber es war schon eine gute Idee. So konnte ich das Armband in meiner Hand noch besser bewundern. "Du bist verrückt. Ich hoffe du weißt das." Er hob abwehrend die Hände und kam lächelnd auf mich zu. "Schuldig." Ich schüttelte nur den Kopf und betrachtete wieder das Geschenk, das er mir gemacht hatte. Byou setzte sich mir zugewandt auf die Bettkante und beobachtete mein strahlendes Gesicht. Ja, ich strahlte wie ein Atomreaktor. "Willst du es nicht anlegen oder musst du es erst noch weiter anstarren? Wobei beides geht, weißt du?", zog er mich etwas auf, worauf ich ihm nur die Zunge rausstreckte. Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Wann war ich wieder zum Teenager geworden? Ich feierte heute meinen 30. Geburtstag, verhielt mich aber wie 15. Er nahm mir das Armband aus der Hand um es mir anzulegen. Ehrfürchtig sah ich ihm dabei zu und drehte dann meinen Arm um es zu richten ehe ich mit meiner Anbetung fortfuhr. "Es steht dir wirklich gut.", holte Byou mich in die Gegenwart zurück worauf ich aufsah und wieder lächeln musste. "Danke...es ist wirklich wunderschön und verdammt teuer. Das hättest du nicht tun müssen...", murmelte ich und senkte den Kopf etwas peinlich berührt, weil mir noch nie irgendjemand so ein teures Geschenk gemacht hatte. Ich war so etwas einfach nicht gewohnt und ansonsten auch viel zu bescheiden um auch nur daran zu denken, solche Ansprüche zu stellen. Als ich jedoch seine Hände spürte, die sich um mein Gesicht legten sah ich ihn wieder an. Sein Blick war warm und er wirkte glücklich. "Ich weiß, dass ich das nicht musste aber ich wollte es. Außerdem ist heute dein Geburtstag also..." Er unterbrach sich selbst, beugte sich vor und küsste mich liebevoll. Seufzend erwiderte ich den Kuss und murrte leise, als Byou ihn viel zu schnell brach. Ich küsste ihn gerne. Immerhin hatte ich schon damals festgestellt, dass diese Lippen zum Küssen gemacht worden waren. "...Happy Birthday Baby.", hauchte er lächelnd gegen meine Lippen, sah mir dabei tief in die Augen ehe er mir nochmal einen kleinen Kuss aufdrückte und sich dann löste. Gott ich schmolz dahin. Wie konnte dieser Mann nur so sexy und gleichzeitig so liebevoll sein? Es war wirklich von Vorteil, dass ich nicht rot anlaufen konnte. Ich würde vermutlich jeder Tomate Konkurrenz machen aber eines gab es, dass konnte sogar mein neues Ich nicht verhindern. Ich kicherte. Ich kicherte wahrhaft wie ein Schulmädchen, was mir wiederrum extrem peinlich war. Byou nahm es lächelnd zur Kenntnis als ich mir auf die Zunge biss und dieses weibische Gekichere unterdrückte. Das war ja nicht zum Aushalten. "Süß.", warf Byou nur als Kommentar ein und begann zu lachen als er meine entgleisten Gesichtszüge bemerkte. "Süß? Ich bin nicht süß! Ich bin ein Kerl. Kerle sind nicht süß." Beleidigt reckte ich die Nase in die Luft und verschränkte die Arme vor der Brust, wobei mir auffiel, dass ich nur in Unterwäsche geschlafen hatte. Doch das spielte keine Rolle. Byou hatte mich schon so gesehen und sollte er doch gucken. "Doch sind sie und du bist einer davon. Ein süßer Kerl und ich finde, dass dir das auch ganz wunderbar steht.", sprach er zwar wahrheitsgemäß aber ich fühlte mich provoziert. Ich öffnete ein Auge und sah ihn streng an ehe ich mich einfach auf ihn warf und ihn damit auf den Rücken beförderte. "Ich bin nicht süß und sowas steht mir auch nicht! Ich bin ein ganzer Mann, der sich sicherlich nicht als weibisch abtun lässt. Ganz sicher nicht!" Mir war es todernst, doch Byou sah mich nur aus großen Augen an, wobei mir nicht entging, dass er sich ein Grinsen verkneifen musste. "Aber natürlich...", schmunzelte er und brachte mich zum Knurren. Doch ehe ich mich versah, lag ich auch schon auf dem Rücken und er über mir. "Sag, wenn das so ist, warum liegst du dann immer unten?" Ich sah ihn verwirrt an und öffnete den Mund um etwas zu sagen ehe ich ihn wieder schloss. Verflucht. Was sollte ich da nur erwidern? "Hm?", provozierte er mich weiter und mein Hirn arbeitete auf Hochtouren, auch wenn sich das etwas schwierig gestaltete, da Byou mir so nah war und mich, mal wieder, auf die Matratze pinnte. Ich musste zugeben, dass es mir schon etwas die Sinne vernebelte. "Naja weil du stärker bist!" Hah! Ich hatte eine plausible Erklärung gefunden. "Und diese Tatsache nutzt du immer aus! Deshalb lande ich meistens in der passiven Situation aber das hat rein gar nichts mit meiner Männlichkeit zu tun.", nickte ich zufrieden über mich selbst. Byou sah mich nach wie vor schmunzelnd an. "Stimmt, ich nutze es aus und genau das gefällt dir doch. Gib es wenigstens zu! Damals hat es dir auch gefallen." Ich blinzelte, als er die Nacht ansprach und hob eine Braue. "Das war ja wohl eine ganz andere Situation. Du hast deine sadistische Ader an mir ausgelassen! Außerdem, habe ich das nicht gewollt! Du hast mich da gebissen und dann war alles nur noch Chemie. Wehr dich mal gegen deine Hormone. Tz. Unmöglich. Also ruh dich nicht darauf aus, dass du deine Vampir-Magie an mir angewandt hast.", gab ich empört zurück und war erneut froh nicht rot werden zu können. Natürlich war ich irgendwo durch Byous Brutalität traumatisiert gewesen und doch hatte ich mich irgendwann fallen lassen, um die Berührungen sowie meine Lust zu genießen. Ich sah auf als Byou sich etwas regte und mich angrinste. "Hm...wenn das so ist..." Er ließ seine Finger hauchzart über meine Brust gleiten, strich über meinen Bauch und stoppte erneut am Bund meiner Short. "...wie sähe es denn aus, wenn wir das einfach wiederholen? Würde ich dann immer noch, durch meine Magie, deinen Hormonspiegel zum Kochen bringen oder würde es einfach geschehen, weil du es willst und genau weißt, dass du nun nicht mehr dafür empfänglich bist?" Ich bekam große Augen und sah an mir hinab. Sofort bekam ich eine Gänsehaut als ich Byous Finger so gefährlich nah am Bund meiner Unterwäsche ruhen sah. Wollte er das wirklich tun? Hier? Jetzt? Wobei die wichtigere Frage wohl war, ob ich das wirklich wollte. Wir hatten uns gerade erst wieder angenähert und dann sofort weitergehen? Außerdem hatte ich ja absolut keine Vorstellung davon, was da tatsächlich auf mich zukommen würde. Klar ich wusste, wie Sex unter Männern funktionierte aber war ich schon so weit? Leider musste ich mir eingestehen, dass er mich gerade unglaublich anmachte, was mein Innerstes wieder in zwei Lager riss. Die eine Gruppe wollte es tun, endlich intimer werden und die andere lehnte es strikt ab weil wir Byou noch nicht verziehen hatten und es ja eigentlich langsam angehen lassen wollten. Verflucht, warum war das nur immer so kompliziert? Ich sah wieder in Byous Augen wobei er meine Unsicherheit bemerkt haben musste. Sein aufreizendes Lächeln wich einem liebevollen worauf er die Hand zurückzog, sie an meine Wange legte und mich dann kurz küsste ehe er sich wieder aufrichtete. Ich blieb liegen. Irgendwie war ich enttäuscht und obwohl die eine Gruppe jubelte, war mir nicht nach feiern. Hatte ich mich eigentlich schon entschieden? Es wirkte so. Ich seufzte leise und schloss für einen Moment die Augen um in mich zu gehen. Wollte ich es? Meine Unzufriedenheit als Byou die Situation entschärft hatte, war mehr als eindeutig. Ich wollte nicht warten. Man konnte es ja nach wie vor langsam angehen lassen aber ich wollte definitiv mit ihm schlafen. Langsam öffnete ich meine Augen und musterte Byou, der gerade an der Rose roch und total friedlich wirkte. Ich setzte mich auf und rutschte hinter ihn um die Arme um ihn zu schlingen. Meine Hände ruhten auf seiner Brust und plötzlich wurde ich nervös. Verdammt. So nervös war ich nicht mal bei allen ersten Malen zuvor gewesen. Der erste Kuss, das erste Fummeln, der erste richtige Sex. Das alles war ein Scheißdreck gegen die Nervosität, die jetzt in mir herrschte. Ich drückte mein Gesicht gegen seinen Rücken worauf er den Kopf leicht zu mir drehte, aber nichts sagte oder unternahm. Sollte ich oder doch nicht? Nein, ich musste mich endlich zusammen reißen. Ich verhielt mich echt wie ein Mädchen. Diese chronische Unentschlossenheit und diese Angst waren wirklich unangebracht. Also würde ich die Zähne zusammenbeißen und das jetzt durchziehen. Byou wusste ja, dass ich in der Hinsicht unerfahren war und würde bestimmt einiges übernehmen. "Warum liegst du dann immer unten?", rauschte mir Byous Frage durch den Kopf und ich musste grinsen. Ja, warum wohl? Weil ich nun mal die passive Rolle in dieser Konstellation übernehmen würde. Langsam ließ ich meine Hände über sein Hemd wandern und begann mit zittrigen Fingern dieses zu öffnen. Nun hatte ich seine volle Aufmerksamkeit denn er legte die Rose beiseite, sah mir kurz bei meiner nervösen Arbeit zu ehe er meine Hände festhielt und sich leicht zu mir umdrehte. Sofort überflutete mich diese Angst, dass er mich erneut abwies. Ich wollte nicht schon wieder abgewiesen werden. Der Schmerz von damals war zwar einigermaßen vergangen und trotzdem war dieses Gefühl noch immer allgegenwärtig. Sein Blick war undefinierbar worauf ich leicht beschämt zur Seite sah. Er sollte mich einfach nicht so ansehen, das hier fiel mir schon schwer genug. "Jin? Sieh mich an!", befahl er sanft und als ich nicht reagierte, löste er eine Hand um mein Gesicht anzuheben. Nun musste ich ihn ansehen und entdecken, dass er mir forschend in die Augen sah. Er war sich wohl genauso unsicher wie ich, wobei ich vermutete, dass er sich eher unsicher darüber war, ob ich das wirklich will. "Ich wollte dich gerade nicht zu irgendetwas drängen. Also falls du dich nun genötigt fühlst, tut es mir leid. Ich weiß, dass wir eigentlich langsam machen sollten." Okay das hatte ich nicht erwartet. Byou machte sich Gedanken darum, ob ER etwas falsch gemacht hatte. Das war neu aber angenehm. Ich biss mir auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. "Das hast du nicht, keine Sorge. Ich...naja...oh man...ich bin echt wie eine verdammte Frau...", maulte ich resigniert, zog meine Hände zurück und bedeckte damit mein Gesicht. Ich schämte mich in Grund und Boden. Byou lachte leise und nahm meine Hände in seine, aber ich sah stur auf die Bettdecke. "Manchmal, und das macht dich süß und bringt dich dazu immer unten zu liegen.", schmunzelte Byou worauf ich nun schmollte. Gut, es war ja die verfluchte Wahrheit aber trotzdem musste man das nicht zwangsläufig lustig finden. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass er leicht den Kopf schüttelte ehe er meine Hände drückte und sie wieder auf seine Brust setzte. Blinzelnd sah ich nun auf und gab mein trotziges Verhalten auf. "Mach weiter! Deine Finger können das besser als meine...", forderte er sachte und ein heißer Schauer durchfuhr mich. Wieder biss ich mir auf die Unterlippe, sah zwischen dem Hemd und seinen Augen hin und her. Gut. Er wollte es. Er lehnte mich nicht ab. Das erleichterte mich. Leider wurde die Angst von der Nervosität abgelöst aber immerhin zitterten meine Hände nicht mehr ganz so stark, wie noch kurz zuvor. Konzentriert öffnete ich, Stück für Stück, sein Hemd und immer mehr seiner makellosen hellen Haut kam zum Vorschein. Als ich endlich den letzten Knopf erreicht hatte, wuchs meine Nervosität aufs neue. Was nun? Die Haut berühren wäre eine Option aber ich traute mich nicht. Ich kotzte mich gerade wirklich selbst an. "Zieh es mir aus." Wieder ein ruhiger Befehl von Byous Seite, der mir Sicherheit gab und mich auch irgendwo anmachte. Ja, es gefiel mir, dass er mir Anweisungen gab und vermutlich war es genau das, was Byou ebenfalls mochte. Zögerlich hob ich die Hände und ließ sie unter die Seiten des Hemdes wandern. Zum ersten Mal berührte ich seine Haut aufmerksam und sie war wirklich so glatt und weich, wie sie aussah. Ich schluckte trocken als meine Finger über seine Schultern glitten, um dieses überflüssige Hemd endlich loszuwerden. Es ging fast wie von selbst. Meine Hände schoben den Stoff darüber, worauf er an seinen Armen hinab glitt und sich an seinen Händen sammelte. Locker schüttelte er es ab und legte dann den Kopf schief. Ich brauchte gerade wirklich eine Gebrauchsanweisung. Noch nie in meinem Leben war mein Hirn so unfähig gewesen, Signale auszusenden und meinen Körper zu einer Bewegung zu veranlassen. Jedoch erhob sich Byou, streifte sich Schuhe, Socken und seine Jeans selbstständig ab. Vermutlich wollte er mir seine Jeans nicht auch noch zumuten. Das Teil saß aber auch recht eng an seinen schlanken Beinen, die nun zum Vorschein kamen. Ich musste meine Atmung kontrollieren und das Sabbern unterdrücken. Sein Körper war einfach nur zum Niederknien. Schlank, sportlich mit den richtigen Proportionen. Als er sich umdrehte, sah ich schnell zur Seite. Ich kam mir wie ein Spanner vor, was ihn leise lachen ließ. Wieder hob er mein Gesicht an, damit ich ihn ansehen musste. "Du darfst gucken. Das gehört alles dir." Ein Schauer bescherte mir erneut eine Gänsehaut. Er gehörte mir. Mein. Ich lächelte leicht worauf er mein Kinn losließ und ich zögerlich meinen Blick senkte, um auch die andere Hälfte seines Körper betrachten zu können. Byou stand vor dem Bett worauf ich mich auf die Knie stellte und die Hand auf seine Brust legte. Ohne groß darüber nachzudenken glitt sie über seine Haut, wanderte schließlich zu seinem flachen Bauch nur um über seine Seiten zurück zu streichen. Die ganze Zeit über spürte ich, wie sein Blick an meinem Gesicht klebte aber ich hatte nur Augen für den Körper vor mir. Es fühlte sich einfach gut an, ihn zu berühren aber Byou unterbrach mein Tun, legte seine eigene Hand auf meine Schulter und brachte mich wieder zum Liegen. Langsam stieg er aufs Bett und kurzerhand hing er wieder über mir, wie noch kurz zuvor. Seine blauen Augen sahen mich forschend an ehe er sich sinken ließ, ein Bein zwischen meine schob und mich in einen leidenschaftlichen Kuss zog. Sofort erwiderte ich diesen und hob langsam die Arme, damit sie nicht so nutzlos dalagen um eine Hand in Byous Nacken zu legen während die andere auf seinem Rücken zum Liegen kam. Wohlig seufzend genoss ich unseren Kuss und wurde etwas mutiger. Geküsst hatten wir uns ja schon mehrmals, also war das kein Problem. Ich biss ihm sachte in die Unterlippe und sog kurz daran ehe ich die Augen öffnete und ein Schmunzeln auf seinen Lippen entdeckte. Sofort verschloss er meine Lippen wieder mit den eigenen, drängte sich mit der Zunge dazwischen und forderte ihr Gegenstück zum Tanz auf. Wieder entlockte er mir ein wohliges Seufzen weshalb ich mich etwas in seine Haare verkrallte und enger an ihn presste. Seine freie Hand ging nun auf Wanderschaft und erkundete aufs Neue meine Seiten, da er an mehr gerade nicht herankam und bescherte mir eine erneute Gänsehaut. Zuerst glitten sie zärtlich über meine Haut bis er an meinem Oberschenkel angekommen war. Ich hatte das Bein angewinkelt, was Byou nun änderte in dem er es sich um die Hüfte schlang und sachte mit seinen Nägel über die Unterseite kratzte. Meine Lust stieg von Sekunde zu Sekunde aber da war ich nicht allein. Auch Byou ließ sich immer wieder hinreißen leise zu seufzen, ganz davon abgesehen, dass ich langsam spürte, wie sich etwas hartes gegen meinen Unterleib presste. Nun löste er sich aber von meinen Lippen, ließ seine Zunge kurz neckend darüber gleiten bevor er sich meinem Hals widmete. Wortlos ließ ich den Kopf zur Seite kippen und schloss genießend die Augen. Seine Lippen und seine Zunge bildeten eine Einheit, die sich an der empfindlichen Haut zu schaffen machten und mich erschauern ließen. Ich spürte sogar hin und wieder seine Fänge über meine Haut kratzen aber er biss mich nicht. Nein, vermutlich verlegte er das ein paar Etagen tiefer, was mir recht sein sollte. Langsam ließ er mein Bein los und glitt an mir hinab, natürlich nicht ohne jeden Zentimeter, den er antraf, zu liebkosen. Seine Hände hatte er neben mir abgestützt wobei meine Arme wieder nutzlos herumlagen aber ich wusste gerade nicht wohin mit ihnen. Ich hatte nur noch Byou im Kopf und die Empfindungen, die er in mir auslöste. Jedoch entwich mir ein kleines Stöhnen, als ich bemerkte, dass er nun bei einer meiner Brustwarzen angekommen war und sachte an ihr sog. Ich öffnete die Augen und sah zu ihm hinab. Er war gerade damit beschäftigt meine Brustwarze mit seiner Zunge zu necken worauf ich mir auf die Unterlippe biss und mich leicht unter ihm wand. Ich hatte nicht gewusst, dass ich an dieser Stelle überhaupt so empfindlich war aber nun schossen Blitze voller Erregung durch meinen Körper, die sich in meiner Körpermitte trafen und vereinten. Wieder schmolz ich dahin, gab mich ihm einfach komplett hin. Byou wanderte nun weiter und meine Anspannung wuchs. Gleich wäre er an der Stelle angekommen, wo er mich an jenem Abend gebissen hatte. Ich öffnete schwerfällig meine Augen und blickte direkt in seine. Grinsend leckte er über die Stelle und ich erzitterte. Er hatte mich einfach sowas von in der Hand. Hatte ich mich je irgendwem so hingegeben? Wohl kaum. Jedoch löste er sich ein Stück und schob nun die Finger beider Hände unter den Bund meiner Short worauf ich doch wieder etwas nervös wurde. So weit waren wir bisher noch nie gewesen und ich schämte mich ein bisschen, bei der Vorstellung, gleich komplett entblößt vor ihm zu liegen. Dennoch hob ich meine Hüfte an damit er mich von dem letzten Kleidungsstück befreien konnte. Byou sah mich aus glühenden Augen an, während er mich auszog und ich war dankbar dafür. So fühlte ich mich wenigstens nicht direkt so unwohl. Jedoch änderte sich das ein wenig, als er sich wieder hinab beugte und dort fortfuhr, wo er aufgehört hatte. Allerdings biss er mich nicht, sondern küsste sich weiter abwärts. Ich traute mich gar nicht runter zu schauen, da ich wusste, dass ich bereits einen mächtige Erektion hatte und Byou sich genau darauf zubewegte. Die Anspannung wurde immer größer, bis seine Berührung erstarb. Überrascht und neugierig wandte ich doch den Blick nach unten und tat das, worauf er nur gewartet hatte. Als unsere Blicke sich trafen, ließ er seine Zunge über meine Erregung wandern und mein Hirn verabschiedete sich komplett. Error. Kein Anschluss unter dieser Nummer. So gern ich es auch gewollt hätte, ich konnte meine Augen nicht offen halten. Meine Hände verkrallten sich im Laken während Byou wirklich gekonnt mein Innerstes zum Überkochen brachte. Immer wieder gab ich Laute von mir, die ich nie erwartet hätte bis ich etwas Zeit zum Luft holen bekam. Er hörte auf, was mich dazu veranlasste die Augen zu öffnen. Byou hing wieder über mir und musterte mich. Auch ihm sah man mittlerweile an, dass ihn das hier bei weitem nicht kalt ließ. Ganz im Gegenteil. Seine Augen sahen mich lustverhangen an während er seine Hand erneut über mein Bein gleiten ließ, es anhob und sich um die Hüfte schlang. Dann führte er seine Finger zu meinen Lippen und strich sachte darüber worauf ich mir die Kuppe seines Zeigefingers schnappte und leicht daran sog. Das entlockte ihm ein kleines Keuchen worauf er den Finger weiter in meinen Mund schob. "Schon saugen...", schnurrte er und ich kam seiner Aufforderung nach. Meine Lust hatte die Kontrolle übernommen und war zu jeglicher Schandtat bereit. Mein Hirn hatte Sendepause. Nach einer Weile entzog er mir seinen Finger und legte die Hand an meinen Hintern. Sofort wurde mir klar, wofür das gewesen war und ich bekam etwas Angst. Byou streichelte zuerst meine Haut und tastete sich langsam zu der Stelle vor, auf die er es abgesehen hatte. Ich legte meine Arme um ihn bevor er sich zu mir runter beugte um mich erneut gierig zu küssen. Es lenkte mich ab, da ich mich nur auf den Kuss konzentrierte und nicht auf seinen Finger, der sich nun ganz sachte in mich drängte. Dennoch blieb er natürlich nicht unbemerkt. Ich zog die Stirn in Falten und keuchte in den Kuss, den ich nun doch brechen musste. Es war ein wirklich merkwürdiges Gefühl aber es tat immerhin nicht weh. Noch nicht, vermutete ich. "Entspann dich Baby, ich bin vorsichtig.", hauchte er mir gegen die Lippen und suchte meinen Blick. Ich erwiderte diesen bis er seinen Finger in mir bewegte und ich bemüht war, mich nicht zu verkrampfen. Das erste Mal, war wohl immer...nennen wir es, anders. Doch ich gewöhnte mich langsam an das Gefühl und machte mich locker, bis ich den zweiten Finger spürte, der nun um Einlass bot. Nun wurde es unangenehm. Byou bemühte sich zwar, mich durch Liebkosungen meines Halses abzulenken aber das half nur minimal. Es tat schon etwas weh und außerdem hatte ich das Gefühl, dass sie zusammen nicht so gut hinein glitten, wie noch der erste. Er löste sich von meinem Hals und stoppte auch seine Versuche, ehe er mich lächelnd ansah. "Bin gleich wieder da." Blinzelnd sah ich ihm nach und keine fünf Sekunden später stand er wieder in meinem Zimmer und schloss ab. Uh, gute Idee. Das hatte ich ganz vergessen. Ich wollte garantiert keinen ungebetenen Besuch. Byou nahm wieder seine alte Position ein während ich ihn fragend ansah. Er hielt grinsend eine Tube in die Höhe, die ich als Gleitgel identifizieren konnte. Schon die zweite gute Idee. Ich sah zu, wie er sich die Finger damit bestrich und sie dann erneut positionierte. Wir sahen uns nur tief in die Augen als er den nächsten Versuch startete und es schon viel besser, vor allem etwas schmerzloser, funktionierte. Natürlich war das unangenehme Gefühle zurück und verwandelte sich in leichten Schmerz als er sie weiter in mich schob. Ich krallte mich in seinen Rücken, was ihn seufzen ließ. Es hätte auch ein Keuchen sein können, so genau konnte ich mich nicht darauf konzentrieren aber es schien ihm zu gefallen. Als sie endlich in mir waren, gönnte er mir eine Verschnaufpause, die ich dankend annahm. "Wird es immer so sein?", krächzte ich leise und musste mich räuspern während ich mich an seine Finger und die dadurch empfundene Spannung gewöhnte. Er schüttelte den Kopf. "Nein, nur die ersten Male sind so, bis sich dein süßer Hintern daran gewöhnt hat." Ich musste lächeln. Das Kompliment mochte ich, denn mein Hintern war tatsächlich rund und knackig. Darauf bestand ich. "Willst du lieber aufhören?", hörte ich ihn fragen und schüttelte den Kopf. "Nein...es ist alles in Ordnung. Mach weiter!", forderte ich nun leise, hob eine Hand um sein Gesicht zu mir ziehen zu können. Nun verwickelte ich ihn in einen feurigen Kuss, der mich von seinem Tun ablenken sollte. Er nahm dies zum Anlass und bewegte seine Finger. Kurz legte ich die Stirn in Falten, ermahnte mich aber, locker zu bleiben. Seine Finger glitten nun in einem ruhigen Rhythmus immer wieder in mich und langsam wandelte sich das ungewohnte Gefühl in ein sehr angenehmes. Es gefiel mir tatsächlich weshalb ich einen Versuch startete mich seinen Finger etwas entgegen zu bewegen. Byou löste den Kuss und sah mich schmunzelnd an ehe er das Tempo etwas erhöhte und nach etwas zu suchen schien. Schüchtern sah ich zur Seite bis mein gesamter Körper elektrisiert wurde und ich mich stöhnend aufbäumte. Für einen Moment sah ich Sterne bis Byou wieder vor meinem Gesicht auftauchte. "Was...?" Er grinste mich nur wissend an ehe er mich, als Antwort, nochmal Sterne sehen ließ. Ich krallte mich an ihn während mich die Lust, in Form von Blitzen, durchströmte. Was zur Hölle war das gewesen? Zittrig öffnete ich meine Augen und biss mir auf die Unterlippe. Das konnte nur eines gewesen sein und hätte ich schon früher gewusst, dass das Gefühl so unbeschreiblich gut war, hätte ich mich vielleicht schon vorher darauf eingelassen. Nun hatte meine Erregung ein Level erreicht, das nur noch Taten folgen lassen wollte. Ich schob meine eine Hand über Byous Rücken bis zu seiner Short, die ich nun ungeduldig nach unten schob aber nicht weit kam. Er lag ja immerhin auf mir. Sein Blick wirkte fast ein bisschen arrogant als er mir mit Genugtuung dabei zusah, wie ich seine Unterwäsche loswerden wollte. "Byouuuuu!!!", maulte ich ungeduldig, was ihn nur lachen ließ. "So ungeduldig?" Ich schob die Unterlippe schmollend vor worauf er nur seine Finger nach vorne drückte und mich wieder in andere Sphären katapultierte. Es schien ihm Spaß zu machen, mich leiden zu lassen aber was hatte ich auch anderes erwartet? Byou war nun mal so und wenn ich ehrlich war, gefiel mir das ja auch. Allerdings würde mein Unterleib bald platzen und ich wollte ihn, darüber hinaus, auch endlich in mir spüren. "Jetzt zieh dich endlich aus und nimm mich!", fauchte ich nicht halb so böse, wie ich hatte klingen wollen. Es klang mehr nach einem Flehen und Byou blinzelte mich überrascht an. Ja, ich war es selbst. Noch nie war ich so fordernd gewesen und schon gar nicht, wenn es um so etwas ging. Lag das vielleicht an meinem Vampir Dasein oder doch einfach daran, dass ich mich nach ihm verzehrte? Ich lächelte unschuldig und nun war mir das Ganze doch etwas peinlich. Byou legte den Kopf schief während er quälend langsam seine Finger aus mir zog. Ich murrte leise über die entstandene Leere. Dennoch löste er sich ganz von mir, kam meiner Aufforderung aka Bitte nach und reinigte sich mit dem Stoff seiner Short erst mal grob die Finger. Zum ersten Mal konnte ich ihn in voller Blüte betrachten. Als mein Blick jedoch tiefer wanderte, musste ich schlucken. Das würde weh tun, definitiv. "Gefällt dir, was du siehst?", neckte er mich worauf ich ihm nur einen schüchternen Blick zuwarf und leicht nickte. Sowas fragte man doch nicht! Byou schon. Ich beobachtete ihn dabei, wie er wieder zu der Tube griff und eine große Menge herausdrückte, die er dann auf seiner eigenen Erektion verteilte. Gott, diesen Anblick würde ich niemals vergessen. Sofort war meine Angst verflogen und ich wollte es einfach nur noch tun. Wieder musste seine Short als Handtuch herhalten. Ob man das Ding wieder sauber bekam? Nicht, dass es gerade eine Rolle spielte aber ich wurde doch wieder etwas nervös als er sich über mich beugte und meine Lippen suchte. Langsam ließ er sich sinken und drückte währenddessen meine Beine Richtung Brust. Ich war damit beschäftigt mich auf den Kuss zu konzentrieren, erst als ich seine Erregung dort spürte, wo ich sie haben wollte, wurde mir etwas mulmig. Meine Beine schlang ich um seinen Körper und löste den Kuss. Ich konnte mich eh nicht mehr darauf konzentrieren und sah ihm lieber in die Augen. So würde er doch wohl am ehesten merken, wenn es zu schnell ging. Sein Blick war tatsächlich forschend während er langsam in mich eindrang. Ich schnappte direkt nach Luft. Wow, das war anders. Sehr anders. Die Finger waren ja noch okay gewesen aber das hier war doch etwas schmerzvoller. Ich krallte mich in seinen Rücken und versuchte mich zu entspannen, insofern das möglich war aber Byou stoppte in seinem Tun. "Nicht...mach weiter...es geht schon.", lächelte ich schwach worauf er nur eine Braue hob. "Bitte...", flehte ich und er gab sich geschlagen. Er schien mir nichts abschlagen zu können. Das würde ich mir merken. Also schob er sich in einem ruhigen Rhythmus Stück für Stück in mich, was mich keuchen ließ. Leider nicht vor Lust. Noch nicht. Byou erging es wohl nicht besser, wobei ich bei ihm eher auf Lust tippte. Als er sich nicht mehr rührte, hatte er sich wohl vollständig versenkt und sah mich nun schwer atmend an. Noch war das Gefühl wirklich schräg. Es spannte und fühlte sich zunächst unnatürlich an aber umso länger er in mir verharrte, desto schneller verstand das Gefühl. "Alles okay?", erkundigte er sich und strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Ja, alles okay...und bei dir?" Er warf mir einen vielsagenden Blick zu und schmunzelte angestrengt. "Ja...bis auf die Tatsache, dass ich schon fast drei Mal gekommen wäre, ist alles super." Was ein Kompliment. Sollte ich mich darüber freuen? Ich beschloss, dass ich es tat. Langsam hob ich das Becken ein wenig und er erzitterte. "Hm...so empfindlich?", neckte nun ich ihn worauf er mich nur aus funkelnden Augen ansah. "Abwarten Baby, Abwarten.", sprach er verheißungsvoll und begann sich langsam zu bewegen. Der Schmerz war auszuhalten und erregte mich sogar ein wenig, sodass ich nach einer Weile doch leise zu stöhnen anfing. Byou steigerte langsam sein Tempo und die Intensität mit der in mich eindrang, was ihm selbst das ein oder andere Geräusch entlockte. Ich bekam davon eine Gänsehaut während ich mich ihm einfach hingab. Das Gefühl wurde immer besser, wodurch ich lockerer wurde und es mehr genießen konnte. Byou nahm es hingegen zum Anlass, noch eine Schippe drauf zu legen und nun fester in mich zu stoßen, was mir sofort ein heiseres Keuchen entlockte. Er hatte sich auf die Arme gestützt und rammte sich nun schon fast in mich während er meine Reaktionen beobachtete. Ich öffnete die Augen und hielt mich an seinen Oberarmen fest ehe ich mich seinen Stößen entgegen drückte. So verfielen wir langsam in einen harmonischen Takt bis er seinen Stoßwinkel etwas veränderte und wieder diesen Punkt traf, der mir Schwindel bereitete. Mein ganzer Körper erzitterte unter seiner Behandlung während ich mich in seine Arme krallte. "Oh...Gott...", kam mir zwischen diversen Lauten über die Lippen. Er lächelte angestrengt und schien sich wirklich zurückhalten zu müssen, was aber nicht lange gut ging. Irgendwann nahmen seine Stöße zu, wurden fordernder und ließen mich fast dauerhaft stöhnen. "Du machst mich wahnsinnig...", keuchte er leise, was ich mit einem Grinsen zur Kenntnis nahm ehe er seine ursprüngliche Position auf mir einnahm ohne seinen Rhythmus zu lockern. Doch dann spürte ich, wie er einen Arm unter meine Schultern schob und uns kurzerhand in eine sitzende Position verfrachtete. Ich saß nun auf seinen Beinen und war doch etwas verwirrt. Sollte ich mich jetzt etwa bewegen? Ich konnte das doch gar nicht und das wäre fürs erste Mal doch echt etwas zu viel verlangt oder? Seine Hände ruhten auf meinen Hüften ehe sie zur Unterseite meines Hinterns glitten. Jetzt verstand ich, was er vorhatte und da geschah es auch schon. Byou hob mich immer wieder hoch um mich dann in seinem vorherigen Takt auf sich sinken zu lassen. Ich umklammerte seine Schultern und ließ vor Lust den Kopf in den Nacken fallen. Sofort beugte er sich vor und ließ seine Zunge über meine Kehle wandern und biss sachte hinein, was mir ein zusätzliches Keuchen entlockte. Er löste sich von mir als ich den Kopf wieder nach vorne schob um ihm in die Augen sehen zu können. Ich wusste, wonach er verlangte, weil es mir selbst so ging. Deshalb ließ ich den Kopf zur Seite kippen und bot ihm meinen Hals an. "Beiß mich...", hauchte ich leise. Byou ließ sich nicht zwei Mal bitten, küsste die auserkorene Stelle bis seine Zähne meine Haut durchstießen. Doch dieses Mal war es anders. Dieses Mal geschah auch, weil ich es wollte und nicht genötigt wurde. Der Schmerz war praktisch nicht vorhanden, nur meine Lust, die sich nun aufbäumte als alles zusammentraf. Byou trank von mir und malträtierte diesen einen Punkt. Diese Kombination war absolut tödlich und brachte mich an den Rand des Vorstellbaren. Jedoch löste er sich von mir und leckte sich über die blutigen Lippen, die mir sofort Hunger machten. Allerdings stieß er unerbittlich in mich und brachte das zu Ende, was er begonnen hatte. Es dauerte nicht lange, da hatte er mich so nah an die Klippe getrieben, dass ich sprang oder eher fiel. Byou hatte nicht mal meine Männlichkeit berührt und doch kam ich laut stöhnend, wobei es schreiend besser traf. Die Explosion meines Höhepunktes loderte durch meinen Körper, setzte alles in Brand und schüttelte mich durch während ich mich überwiegend auf Byous Bauch ergoss. Doch er bewegte sich weiterhin in mir, stöhnte nun immer wieder, was mich langsam zurück holte. Ich sah ihm mit lustverschleierten Blick in die Augen und hoffte, dass er verstand, was ich wollte. Für einen Moment biss er sich auf die Unterlippe ehe er den Kopf ebenfalls zur Seite kippen ließ. Allerdings hatte ich das bisher noch nie getan. Noch nie hatte ich irgendjemanden gebissen aber es schien mir im Blut zu liegen. Ich erkannte die Stelle, an der ich zubeißen konnte und tat es Byou gleich, indem ich meine Zunge über die Haut gleiten ließ bis ich schließlich einfach zubiss. Ich war dabei nicht sonderlich zärtlich aber ich hatte gerade den Orgasmus meines Lebens hinter mir, fühlte unbändigen Hunger und wurde das Gefühl nicht los, dass ich kurz davor war ohnmächtig zu werden. Doch als der erste Tropfen seines Blutes auf meiner Zunge landete, schnurrte ich leise und trank. Sein Blut war prickelnd und eine echte Wohltat. Ich wollte mich gar nicht mehr lösen, tat es aber als ich eine rauchige Note heraus schmeckte. Anscheinend war Byou kurz davor zu kommen und das wollte ich nicht verpassen. Konnte ich natürlich auch nicht. Hin und wieder stöhnte ich unter seiner Behandlung bis sich seine Schultern verkrampfte und er lautstark in mir kam. Sein ganzer Körper bebte während er noch einige Male zustieß, um die Wellen zu reiten, bis seine Bewegungen langsam verebbten und sein Kopf auf meiner Schulter ruhte. Ich schlang die Arme um ihn und strich müde durch seine langen Strähnen. Sein schneller Atem fühlte sich schon fast warm auf meiner Haut an. Wir blieben noch eine Weile so sitzen bis er sich soweit beruhigt hatte und den Kopf hob. Sein Gesicht wirkte glücklich aber erschöpft. Er küsste mich kurz bevor er mich anhob, um aus mir herauszugleiten. Wieder murrte ich. Die Leere, die er nun zurückgelassen hatte, fühlte sich mehr als unangenehm an. Ich ließ mich auf den Rücken fallen und Byou tat es mir gleich. Für einen Moment schloss ich die Augen und ruhte mich aus ehe ich mich auf die Seite rollte und an ihn schmiegte. Sofort legte er einen Arm um mich sodass ich meinen Kopf auf seine Brust betten konnte. Besitzergreifend schob ich mein Bein zwischen seine und schloss wieder die Augen. Ich spürte wie er mir zärtlich über den Rücken streichelte und sah doch wieder auf. Sein Gesicht wirkte tiefenentspannt. Ich hob die Hand und fuhr mit den Fingern die Konturen seines Gesichtes nach ehe er mich mit leicht geöffneten Augen ansah. "Wie fühlst du dich?", erkundigte er sich leise und betrachtete forschend mein Gesicht. Meine Hand lag nun auf seiner Brust, wobei mein Zeigefinger kleine Kreise malte. "Gut...erschöpft aber gut. Das war...mir fällt kein Wort ein, das auch nur annähernd beschreiben könnte, wie atemberaubend das eben gewesen ist." Byou lächelte und strich mir die Haare aus der Stirn. "Das freut mich. Deinem Hintern geht's auch gut?" Ich spürte wie seine Hand zärtlich über den Ansatz meines Pos streichelte und mir eine Gänsehaut bescherte. "Ja, ich denke schon aber er fühlt sich einsam...", murmelte ich worauf er nur leise lachte. "Bist du soeben süchtig geworden?" Ich sah auf und überlegte nicht lang, bevor ich mich auf ihn schob und in einer halb sitzenden, halb liegenden Position widerfand. Er musterte mich interessiert ehe er schmunzelte. "Kann sein." Ich grinste wie ein dämliches Honigkuchenpferd worauf er nur leicht lächelnd den Kopf schüttelte. "Willst du mir gerade wirklich sagen, dass du noch eine zweite Runde möchtest?" Ich richtete mich auf und strich über seine Brust während er mich beobachtete. "Ja...ich bin das Geburtstagskind und ich entscheide.", sprach ich leicht empört, mit erhobener Nase, ehe ich einen leisen Schrei loswurde als Byou mich auf den Rücken warf, und wieder auf mir lag. "Wie wahr, wie wahr und Euer Wunsch sei mir Befehl." Kapitel 17: Adore [zensiert] ---------------------------- Als ich langsam auf meinem tiefen Schlaf erwachte, kitzelte mich etwas in der Nase. Träge kam mein Gehirn in die Gänge und konnte zumindest den Grundgeruch identifizieren. Es roch nach Blumen. Nun öffnete ich doch meine Augen, um dem nachzugehen und entdeckte zunächst nichts. Das lag vermutlich auch daran, dass ich mit dem Rücken zum Raum lag weshalb ich mich auf die andere Seite drehte. Doch ich war noch immer müde weshalb ich die Rose nur kurz zur Kenntnis nahm ehe mir die Augen wieder zufielen. Eine Rose. Moment! Eine Rose? Sofort öffnete ich meine Augen und starrte eine einzelne rote Rose an, die geduldig neben mir lag. Wie war die denn dahin gekommen? Langsam erhob ich mich und griff danach, um an ihr zu riechen. Es war ja nicht so, als ob ich sie nicht vorher schon mehr als deutlich wahrgenommen hatte, aber so machte man das nun mal. Ich ertappte mich dabei, wie ich dümmlich lächelnd einfach dasaß und an der Rose schnupperte bis mir etwas anderes ins Auge fiel. Ich drehte den Kopf zur Seite und entdeckte eine flache quadratische Schachtel. Eine rote Schleife war darum gebunden worden und auf ihr stand eine kleine weiße Karte. Was zum Henker war hier los? Mit der Rose in der Hand rutschte ich zum Nachttisch und griff nach der Karte, die ich sogleich öffnete und las. Ein ungläubiges Blinzeln wurde durch ein liebevolles Lächeln abgelöst. Die Karte war von Byou und mir war nun auch klar, was das ganze sollte. Heute war mein Geburtstag. Er wusste es also, woher auch immer. Ich hatte es bisher nicht erwähnt und auch gestern hatte ich Kai nichts erzählt. Ich legte die Karte und die Rose beiseite um nach der Schachtel zu greifen. Sie war erstaunlich schwer. Ob er mir eine Knarre schenkte? Ich musste über mich selbst lachen. Erstens brauchte ich keine mehr und zweitens hätte diese niemals darin Platz gefunden. Ich löste die Schleife und zog das Band ab ehe mir erneut die Augen aus dem Kopf fielen. Auf der Schachtel stand der Name meines liebsten Schmuckdesigners. Das war doch ein Witz oder? Aufgeregt öffnete ich die Schachtel und verfiel in eine Art Schockstarre bis ich es wagte die Hand nach dem kunstvoll gefertigten Armband auszustrecken und es zu berühren. Andächtig strich ich über das kühle silbergraue Material und nahm das Schmuckstück schließlich heraus. Erst jetzt fiel mir auf, dass es sich um kleine Kronen handelte, die aneinander gereiht, ein Armband ergaben. Wieder musste ich lächeln und konnte gar nicht mehr aufhören. Es war Byou also aufgefallen. Wie sollte es auch nicht? Immerhin trug ich eine Krone als Tattoo auf meinem Oberarm. Eine kleine Jugendsünde und doch stand ich noch immer auf das Motiv. Früher trug ich fast nur Schmuck mit Kronen. Doch mit der Zeit machte ich mir nichts mehr aus Schmuck und bei der Arbeit durfte ich keinen tragen. Deshalb hatte ich gerade diese Designerstücke immer nur mit leuchtenden Augen bestaunt aber nie eines gekauft. Zum Glück, sonst wäre ich nun wirklich sauer weil das Zeug verloren war. Byou war wirklich verrückt. Ich wusste was so ein Armband kosten konnte und er hatte sich damit wirklich in Unkosten gestürzt. Allerdings fragte ich mich schon, woher er das wusste. Ich würde ihn natürlich darauf ansprechen. Irgendwann. Dann wenn ich das Ding endlich aufhören konnte anzustarren. Doch als es klopfte, sah ich zur Tür und fühlte mich sofort schlecht weil ich das Schmuckstück nicht mehr anhimmelte. "Ja?", rief ich und eigentlich war mir klar gewesen, wer mir einen Besuch abstattete. Byou betrat langsam mein Zimmer und machte das Licht an. Nicht, dass es nötig gewesen wäre aber es war schon eine gute Idee. So konnte ich das Armband in meiner Hand noch besser bewundern. "Du bist verrückt. Ich hoffe du weißt das." Er hob abwehrend die Hände und kam lächelnd auf mich zu. "Schuldig." Ich schüttelte nur den Kopf und betrachtete wieder das Geschenk, das er mir gemacht hatte. Byou setzte sich mir zugewandt auf die Bettkante und beobachtete mein strahlendes Gesicht. Ja, ich strahlte wie ein Atomreaktor. "Willst du es nicht anlegen oder musst du es erst noch weiter anstarren? Wobei beides geht, weißt du?", zog er mich etwas auf, worauf ich ihm nur die Zunge rausstreckte. Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Wann war ich wieder zum Teenager geworden? Ich feierte heute meinen 30. Geburtstag, verhielt mich aber wie 15. Er nahm mir das Armband aus der Hand um es mir anzulegen. Ehrfürchtig sah ich ihm dabei zu und drehte dann meinen Arm um es zu richten ehe ich mit meiner Anbetung fortfuhr. "Es steht dir wirklich gut.", holte Byou mich in die Gegenwart zurück worauf ich aufsah und wieder lächeln musste. "Danke...es ist wirklich wunderschön und verdammt teuer. Das hättest du nicht tun müssen...", murmelte ich und senkte den Kopf etwas peinlich berührt, weil mir noch nie irgendjemand so ein teures Geschenk gemacht hatte. Ich war so etwas einfach nicht gewohnt und ansonsten auch viel zu bescheiden um auch nur daran zu denken, solche Ansprüche zu stellen. Als ich jedoch seine Hände spürte, die sich um mein Gesicht legten sah ich ihn wieder an. Sein Blick war warm und er wirkte glücklich. "Ich weiß, dass ich das nicht musste aber ich wollte es. Außerdem ist heute dein Geburtstag also..." Er unterbrach sich selbst, beugte sich vor und küsste mich liebevoll. Seufzend erwiderte ich den Kuss und murrte leise, als Byou ihn viel zu schnell brach. Ich küsste ihn gerne. Immerhin hatte ich schon damals festgestellt, dass diese Lippen zum Küssen gemacht worden waren. "...Happy Birthday Baby.", hauchte er lächelnd gegen meine Lippen, sah mir dabei tief in die Augen ehe er mir nochmal einen kleinen Kuss aufdrückte und sich dann löste. Gott ich schmolz dahin. Wie konnte dieser Mann nur so sexy und gleichzeitig so liebevoll sein? Es war wirklich von Vorteil, dass ich nicht rot anlaufen konnte. Ich würde vermutlich jeder Tomate Konkurrenz machen aber eines gab es, dass konnte sogar mein neues Ich nicht verhindern. Ich kicherte. Ich kicherte wahrhaft wie ein Schulmädchen, was mir wiederrum extrem peinlich war. Byou nahm es lächelnd zur Kenntnis als ich mir auf die Zunge biss und dieses weibische Gekichere unterdrückte. Das war ja nicht zum Aushalten. "Süß.", warf Byou nur als Kommentar ein und begann zu lachen als er meine entgleisten Gesichtszüge bemerkte. "Süß? Ich bin nicht süß! Ich bin ein Kerl. Kerle sind nicht süß." Beleidigt reckte ich die Nase in die Luft und verschränkte die Arme vor der Brust, wobei mir auffiel, dass ich nur in Unterwäsche geschlafen hatte. Doch das spielte keine Rolle. Byou hatte mich schon so gesehen und sollte er doch gucken. "Doch sind sie und du bist einer davon. Ein süßer Kerl und ich finde, dass dir das auch ganz wunderbar steht.", sprach er zwar wahrheitsgemäß aber ich fühlte mich provoziert. Ich öffnete ein Auge und sah ihn streng an ehe ich mich einfach auf ihn warf und ihn damit auf den Rücken beförderte. "Ich bin nicht süß und sowas steht mir auch nicht! Ich bin ein ganzer Mann, der sich sicherlich nicht als weibisch abtun lässt. Ganz sicher nicht!" Mir war es todernst, doch Byou sah mich nur aus großen Augen an, wobei mir nicht entging, dass er sich ein Grinsen verkneifen musste. "Aber natürlich...", schmunzelte er und brachte mich zum Knurren. Doch ehe ich mich versah, lag ich auch schon auf dem Rücken und er über mir. "Sag, wenn das so ist, warum liegst du dann immer unten?" Ich sah ihn verwirrt an und öffnete den Mund um etwas zu sagen ehe ich ihn wieder schloss. Verflucht. Was sollte ich da nur erwidern? "Hm?", provozierte er mich weiter und mein Hirn arbeitete auf Hochtouren, auch wenn sich das etwas schwierig gestaltete, da Byou mir so nah war und mich, mal wieder, auf die Matratze pinnte. Ich musste zugeben, dass es mir schon etwas die Sinne vernebelte. "Naja weil du stärker bist!" Hah! Ich hatte eine plausible Erklärung gefunden. "Und diese Tatsache nutzt du immer aus! Deshalb lande ich meistens in der passiven Situation aber das hat rein gar nichts mit meiner Männlichkeit zu tun.", nickte ich zufrieden über mich selbst. Byou sah mich nach wie vor schmunzelnd an. "Stimmt, ich nutze es aus und genau das gefällt dir doch. Gib es wenigstens zu! Damals hat es dir auch gefallen." Ich blinzelte, als er die Nacht ansprach und hob eine Braue. "Das war ja wohl eine ganz andere Situation. Du hast deine sadistische Ader an mir ausgelassen! Außerdem, habe ich das nicht gewollt! Du hast mich da gebissen und dann war alles nur noch Chemie. Wehr dich mal gegen deine Hormone. Tz. Unmöglich. Also ruh dich nicht darauf aus, dass du deine Vampir-Magie an mir angewandt hast.", gab ich empört zurück und war erneut froh nicht rot werden zu können. Natürlich war ich irgendwo durch Byous Brutalität traumatisiert gewesen und doch hatte ich mich irgendwann fallen lassen, um die Berührungen sowie meine Lust zu genießen. Ich sah auf als Byou sich etwas regte und mich angrinste. "Hm...wenn das so ist..." Er ließ seine Finger hauchzart über meine Brust gleiten, strich über meinen Bauch und stoppte erneut am Bund meiner Short. "...wie sähe es denn aus, wenn wir das einfach wiederholen? Würde ich dann immer noch, durch meine Magie, deinen Hormonspiegel zum Kochen bringen oder würde es einfach geschehen, weil du es willst und genau weißt, dass du nun nicht mehr dafür empfänglich bist?" Ich bekam große Augen und sah an mir hinab. Sofort bekam ich eine Gänsehaut als ich Byous Finger so gefährlich nah am Bund meiner Unterwäsche ruhen sah. Wollte er das wirklich tun? Hier? Jetzt? Wobei die wichtigere Frage wohl war, ob ich das wirklich wollte. Wir hatten uns gerade erst wieder angenähert und dann sofort weitergehen? Außerdem hatte ich ja absolut keine Vorstellung davon, was da tatsächlich auf mich zukommen würde. Klar ich wusste, wie Sex unter Männern funktionierte aber war ich schon so weit? Leider musste ich mir eingestehen, dass er mich gerade unglaublich anmachte, was mein Innerstes wieder in zwei Lager riss. Die eine Gruppe wollte es tun, endlich intimer werden und die andere lehnte es strikt ab weil wir Byou noch nicht verziehen hatten und es ja eigentlich langsam angehen lassen wollten. Verflucht, warum war das nur immer so kompliziert? Ich sah wieder in Byous Augen wobei er meine Unsicherheit bemerkt haben musste. Sein aufreizendes Lächeln wich einem liebevollen worauf er die Hand zurückzog, sie an meine Wange legte und mich dann kurz küsste ehe er sich wieder aufrichtete. Ich blieb liegen. Irgendwie war ich enttäuscht und obwohl die eine Gruppe jubelte, war mir nicht nach feiern. Hatte ich mich eigentlich schon entschieden? Es wirkte so. Ich seufzte leise und schloss für einen Moment die Augen um in mich zu gehen. Wollte ich es? Meine Unzufriedenheit als Byou die Situation entschärft hatte, war mehr als eindeutig. Ich wollte nicht warten. Man konnte es ja nach wie vor langsam angehen lassen aber ich wollte definitiv mit ihm schlafen. Langsam öffnete ich meine Augen und musterte Byou, der gerade an der Rose roch und total friedlich wirkte. Ich setzte mich auf und rutschte hinter ihn um die Arme um ihn zu schlingen. Meine Hände ruhten auf seiner Brust und plötzlich wurde ich nervös. Verdammt. So nervös war ich nicht mal bei allen ersten Malen zuvor gewesen. Der erste Kuss, das erste Fummeln, der erste richtige Sex. Das alles war ein Scheißdreck gegen die Nervosität, die jetzt in mir herrschte. Ich drückte mein Gesicht gegen seinen Rücken worauf er den Kopf leicht zu mir drehte, aber nichts sagte oder unternahm. Sollte ich oder doch nicht? Nein, ich musste mich endlich zusammen reißen. Ich verhielt mich echt wie ein Mädchen. Diese chronische Unentschlossenheit und diese Angst waren wirklich unangebracht. Also würde ich die Zähne zusammenbeißen und das jetzt durchziehen. Byou wusste ja, dass ich in der Hinsicht unerfahren war und würde bestimmt einiges übernehmen. "Warum liegst du dann immer unten?", rauschte mir Byous Frage durch den Kopf und ich musste grinsen. Ja, warum wohl? Weil ich nun mal die passive Rolle in dieser Konstellation übernehmen würde. Langsam ließ ich meine Hände über sein Hemd wandern und begann mit zittrigen Fingern dieses zu öffnen. Nun hatte ich seine volle Aufmerksamkeit denn er legte die Rose beiseite, sah mir kurz bei meiner nervösen Arbeit zu ehe er meine Hände festhielt und sich leicht zu mir umdrehte. Sofort überflutete mich diese Angst, dass er mich erneut abwies. Ich wollte nicht schon wieder abgewiesen werden. Der Schmerz von damals war zwar einigermaßen vergangen und trotzdem war dieses Gefühl noch immer allgegenwärtig. Sein Blick war undefinierbar worauf ich leicht beschämt zur Seite sah. Er sollte mich einfach nicht so ansehen, das hier fiel mir schon schwer genug. "Jin? Sieh mich an!", befahl er sanft und als ich nicht reagierte, löste er eine Hand um mein Gesicht anzuheben. Nun musste ich ihn ansehen und entdecken, dass er mir forschend in die Augen sah. Er war sich wohl genauso unsicher wie ich, wobei ich vermutete, dass er sich eher unsicher darüber war, ob ich das wirklich will. "Ich wollte dich gerade nicht zu irgendetwas drängen. Also falls du dich nun genötigt fühlst, tut es mir leid. Ich weiß, dass wir eigentlich langsam machen sollten." Okay das hatte ich nicht erwartet. Byou machte sich Gedanken darum, ob ER etwas falsch gemacht hatte. Das war neu aber angenehm. Ich biss mir auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. "Das hast du nicht, keine Sorge. Ich...naja...oh man...ich bin echt wie eine verdammte Frau...", maulte ich resigniert, zog meine Hände zurück und bedeckte damit mein Gesicht. Ich schämte mich in Grund und Boden. Byou lachte leise und nahm meine Hände in seine, aber ich sah stur auf die Bettdecke. "Manchmal, und das macht dich süß und bringt dich dazu immer unten zu liegen.", schmunzelte Byou worauf ich nun schmollte. Gut, es war ja die verfluchte Wahrheit aber trotzdem musste man das nicht zwangsläufig lustig finden. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass er leicht den Kopf schüttelte ehe er meine Hände drückte und sie wieder auf seine Brust setzte. Blinzelnd sah ich nun auf und gab mein trotziges Verhalten auf. "Mach weiter! Deine Finger können das besser als meine...", forderte er sachte und ein heißer Schauer durchfuhr mich. Wieder biss ich mir auf die Unterlippe, sah zwischen dem Hemd und seinen Augen hin und her. Gut. Er wollte es. Er lehnte mich nicht ab. Das erleichterte mich. Leider wurde die Angst von der Nervosität abgelöst aber immerhin zitterten meine Hände nicht mehr ganz so stark, wie noch kurz zuvor. Konzentriert öffnete ich, Stück für Stück, sein Hemd und immer mehr seiner makellosen hellen Haut kam zum Vorschein. Als ich endlich den letzten Knopf erreicht hatte, wuchs meine Nervosität aufs neue. Was nun? Die Haut berühren wäre eine Option aber ich traute mich nicht. Ich kotzte mich gerade wirklich selbst an. "Zieh es mir aus!" Wieder ein ruhiger Befehl von Byous Seite, der mir Sicherheit gab und mich auch irgendwo anmachte. Ja, es gefiel mir, dass er mir Anweisungen gab und vermutlich war es genau das, was Byou ebenfalls mochte. Zögerlich hob ich die Hände und ließ sie unter die Seiten des Hemdes wandern. Zum ersten Mal berührte ich seine Haut aufmerksam und sie war wirklich so glatt und weich, wie sie aussah. Ich schluckte trocken als meine Finger über seine Schultern glitten, um dieses überflüssige Hemd endlich loszuwerden. Es ging fast wie von selbst. Meine Hände schoben den Stoff darüber, worauf er an seinen Armen hinab glitt und sich an seinen Händen sammelte. Locker schüttelte er es ab und legte dann den Kopf schief. Ich brauchte gerade wirklich eine Gebrauchsanweisung. Noch nie in meinem Leben war mein Hirn so unfähig gewesen, Signale auszusenden und meinen Körper zu einer Bewegung zu veranlassen. Jedoch erhob sich Byou, streifte sich Schuhe, Socken und seine Jeans selbstständig ab. Vermutlich wollte er mir seine Jeans nicht auch noch zumuten. Das Teil saß aber auch recht eng an seinen schlanken Beinen, die nun zum Vorschein kamen. Ich musste meine Atmung kontrollieren und das Sabbern unterdrücken. Sein Körper war einfach nur zum Niederknien. Schlank, sportlich mit den richtigen Proportionen. Als er sich umdrehte, sah ich schnell zur Seite. Ich kam mir wie ein Spanner vor, was ihn leise lachen ließ. Wieder hob er mein Gesicht an, damit ich ihn ansehen musste. "Du darfst gucken. Das gehört alles dir." Ein Schauer bescherte mir erneut eine Gänsehaut. Er gehörte mir. Mein. Ich lächelte leicht worauf er mein Kinn losließ und ich zögerlich meinen Blick senkte, um auch die andere Hälfte seines Körper betrachten zu können. Byou stand vor dem Bett worauf ich mich auf die Knie stellte und die Hand auf seine Brust legte. Ohne groß darüber nachzudenken glitt sie über seine Haut. Die ganze Zeit über spürte ich, wie sein Blick an meinem Gesicht klebte aber ich hatte nur Augen für den Körper vor mir. Es fühlte sich einfach gut an, ihn zu berühren aber Byou unterbrach mein Tun, legte seine eigene Hand auf meine Schulter und brachte mich wieder zum Liegen. Langsam stieg er aufs Bett und kurzerhand hing er wieder über mir, wie noch kurz zuvor. Seine blauen Augen sahen mich forschend an ehe er sich sinken ließ und mich in einen leidenschaftlichen Kuss zog. Sofort erwiderte ich diesen und hob langsam die Arme, damit sie nicht so nutzlos dalagen um eine Hand in Byous Nacken zu legen während die andere auf seinem Rücken zum Liegen kam. Wohlig seufzend genoss ich unseren Kuss und wurde etwas mutiger. Geküsst hatten wir uns ja schon mehrmals, also war das kein Problem. Ich biss ihm sachte in die Unterlippe und sog kurz daran ehe ich die Augen öffnete und ein Schmunzeln auf seinen Lippen entdeckte. Sofort verschloss er meine Lippen wieder mit den eigenen, drängte sich mit der Zunge dazwischen und forderte ihr Gegenstück zum Tanz auf. Wieder entlockte er mir ein wohliges Seufzen weshalb ich mich etwas in seine Haare verkrallte und enger an ihn presste. Ich wusste, was heute geschehen würde und obwohl ich auch etwas Angst davor hatte, überwog die Freude und Aufregung endlich mit ihm zu verschmelzen. Ich ließ mich auf den Rücken fallen und Byou tat es mir gleich. Für einen Moment schloss ich die Augen und ruhte mich aus ehe ich mich auf die Seite rollte und an ihn schmiegte. Sofort legte er einen Arm um mich sodass ich meinen Kopf auf seine Brust betten konnte. Besitzergreifend schob ich mein Bein zwischen seine und schloss wieder die Augen. Ich spürte wie er mir zärtlich über den Rücken streichelte und sah doch wieder auf. Sein Gesicht wirkte tiefenentspannt. Ich hob die Hand und fuhr mit den Fingern die Konturen seines Gesichtes nach ehe er mich mit leicht geöffneten Augen ansah. "Wie fühlst du dich?", erkundigte er sich leise und betrachtete forschend mein Gesicht. Meine Hand lag nun auf seiner Brust, wobei mein Zeigefinger kleine Kreise malte. "Gut...erschöpft aber gut. Das war...mir fällt kein Wort ein, das auch nur annähernd beschreiben könnte, wie atemberaubend das eben gewesen ist." Byou lächelte und strich mir die Haare aus der Stirn. "Das freut mich. Geht's dir gut?" Ich spürte wie seine Hand zärtlich über den Ansatz meines Pos streichelte und mir eine Gänsehaut bescherte. "Ja, es ging mir nie besser aber ich möchte mehr...", murmelte ich worauf er nur leise lachte. "Bist du soeben süchtig geworden?" Ich sah auf und überlegte nicht lange, bevor ich mich auf ihn schob und in einer halb sitzenden, halb liegenden Position widerfand. Er musterte mich interessiert ehe er schmunzelte. "Kann sein." Ich grinste wie ein dämliches Honigkuchenpferd worauf er nur leicht lächelnd den Kopf schüttelte. "Willst du mir gerade wirklich sagen, dass du nochmal möchtest?" Ich richtete mich auf und strich über seine Brust während er mich beobachtete. "Ja...ich bin das Geburtstagskind und ich entscheide.", sprach ich leicht empört, mit erhobener Nase, ehe ich einen leisen Schrei loswurde als Byou mich auf den Rücken warf, und wieder auf mir lag. "Wie wahr, wie wahr und Euer Wunsch sei mir Befehl." Kapitel 18: Reflection ---------------------- Frisch geduscht verließ ich das Badezimmer während ich mir mit einem Handtuch durch die Haare strich. Byou hatte es sich wieder in meinem Bett gemütlich gemacht und musterte mich nun mit diesem vielsagendem Blick. Ich schüttelte lächelnd den Kopf bevor ich mir im Kleiderschrank ein paar frische Anziehsachen raussuchte. Wir waren seit Stunden hier drin gewesen und so langsam bekam ich Hunger. Ich ließ beide Handtücher fallen und zog mich in aller Seelenruhe vor Byou um. Immerhin musste ich mich jetzt nicht mehr vor ihm verstecken, wenn man bedachte, was wir eben alles getrieben hatten. Welch ein Glück, dass ich nicht mehr rot werden konnte, sonst hätte ich einer Tomate enorme Konkurrenz gemacht. Zurück im Bad kämmte ich mir Haare ehe ich sie trocken föhnte und wieder das Zimmer betrat. "Na komm schon. Ich hab Hunger.", schmunzelte ich und blieb neben Byou, der noch immer faul rumlag, stehen. Er streckte die Hand nach mir aus, um mich vermutlich zurück ins Bett zu ziehen, aber ich wich aus. Mahnend hob ich den Zeigefinger, konnte aber ein Grinsen nicht unterdrücken. "Na, na. Wer ist hier jetzt süchtig hm?", neckte ich Byou, der nun eine Braue hob und aufstand. "Pff, wenn ich das will, kommst du schon ins Bett zurück. Freiwillig." Nun war es an mir eine Braue zu heben. "Ziemlich arrogant Herr Vampir, meinen Sie nicht? Was, wenn ich nicht will?", forderte ich ihn heraus und seine Augen funkelten mich amüsiert an. "Dann fang ich dich halt ein und befördere dich eigenhändig zurück. Vielleicht fessel ich dich auch - nur so zur Sicherheit." Ich blinzelte, legte die Hand an meine Türklinke und grinste. "Verlockend aber dazu musst du mich aber trotzdem erst mal kriegen!", sprach ich lachend und schlüpfte aus dem Zimmer. Byou folgte mir natürlich auf dem Fuße und jagte mich durchs Haus. Ich war bemüht mich, durch meine Schnelligkeit, auf der Treppe nicht hinzulegen. Andauernd musste ich lachen und vermutlich schreckten wir gerade das ganze Haus auf, aber das war mir herzlich egal. Ich erreichte die Küche und ging zum Kühlschrank ehe auch Byou angekommen war. Grinsend drehte ich mich um und stellte Gläser sowie Blutbeutel auf die Kochinsel. "Auch schon da? Du wirst langsam alt, was?", schmunzelte ich frech weshalb er langsam und bedrohlich auf mich zukam. Jedoch wusste ich, dass er mir nichts tun würde, zumindest nichts, was ich nicht auch wollte. Ich drehte mich etwas zu ihm ehe er seine Arme um meine Taille legte und mich kurzerhand gegen den Kühlschrank drückte. "Mag sein aber immerhin willst du etwas von diesem alten Kerl.", konterte er und ich hatte dem nichts entgegen zu setzen. "Touché.", schmunzelte ich und schlang die Arme um seinen Hals ehe er mich küsste. Ein Räuspern ließ uns beide erschrocken zusammen zucken ehe ich mich etwas zur Seite lehnte und blinzelnd in den Raum sah. "Ruki...Reita. Hi! Na, alles klar?", lächelte ich leicht beschämt worauf nun auch Byou den Kopf drehte und breit grinste. Ich löste mich von ihm und ging wieder zur Kochinsel um endlich unsere Mahlzeit fertig zu machen. "Ja alles klar, bis auf den Krach, den ihr da gerade veranstaltet habt. Wir dachten schon, hier zerfetzen sich zwei.", warf Ruki ein und schnappte sich eines der bereits gefüllten Gläser. "Ey!", murrte ich, worauf er mir nur zuzwinkerte. Byou reichte mir zwei weitere Gläser und Beutel, damit ich nun drei Gläser vorbereiten konnte. Ich reichte Rei eines, der es dankend annahm bevor ich das vorletzte Byou reichte, der noch immer hinter mir stand. Mein Hunger war riesig weshalb ich das Glas ansetzte und in wenigen Zügen austrank. Es tat gut, war aber noch nicht genug. Ich hatte noch nicht mal eine Faser meines Körpers in Richtung Kühlschrank bewegt, da reichte Byou mir den nächsten. Blinzelnd sah ich zu ihm auf und er zuckte nur mit den Schultern. "Ich weiß doch, dass du noch mehr brauchst.", hauchte er mir leise zu und gab mir einen Kuss auf die Schläfe, worauf ich nur lächelte und mir ein neues Glas zubereitete. "Oh nein, wie süß. Sieh sie dir an.", gluckste Ruki und lehnte sich an seinen Freund. Ich sah blinzelnd auf bevor Byou sein Glas beiseite stellte und seine Arme um meinen Nacken schlang, sodass sie auf meiner Schulter zum liegen kamen und er mich schon fast besitzergreifend umarmte. "Süß ist nur er. Ich nicht.", grinste Byou weshalb ich schmunzelnd aufsah. "Doch du auch - manchmal zumindest. Akzeptier es.", warf ich ein und wandte mich wieder meinem Glas zu während ich eine Hand auf seinen Arm legte. Dabei fiel den Anderen mein neues Armband auf und Ruki löste sich von seinem Freund und kam auf uns zu. Er blieb vor mir stehen und musterte Byous Geschenk ehe er anerkennend pfiff. "Schön und so passend! Woher hast du das denn?", fragte er nach und ich lächelte schon fast verstrahlt. "Byou hats mir geschenkt.", gab ich offen zu weshalb Ruki nun breit grinsend den Dunkelblonden ansah. "Soso, hat er das? Gab es dafür einen besonderen Anlass?" Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass die beiden Bescheid wussten weshalb ich den Kopf hob und Byou fragend ansah. Er schien zu überlegen, was mir sagte, dass das nicht der Fall war, aber Ruki kurz davor war, es herauszufinden. War das etwa schlimm? "Heute ist mein Geburtstag.", murmelte ich leise und nahm ihm damit die Entscheidung ab. Was solls. Es war ja nicht schlimm, dass die Beiden davon erfuhren. Byou grummelte leise und beugte sich zu meinem Ohr. "Du weißt schon, dass Ruki neben einer Diva, mit mörderischen Stimmungsschwanken, auch sehr gerne feiert oder? Er wird feiern wollen und zwar richtig.", flüsterte er mir zu und ich schluckte. Nein, das hatte ich nicht gewusst und ich sollte sofort die Quittung dafür kassieren. "Was?! Echt?! Und das erfahre ich erst jetzt? Byou! Das war doch bestimmt dein Verdienst oder? Ich hätte doch was vorbereitet.", maulte der Brünette und ich hob versöhnlich die Hände. Doch Byou zuckte nur mit den Schultern. "Na und? Erst mal wollte ich ihn beglück...wünschen." Er räusperte sich kurz und ich warf ihm einen bösen Blick zu. Das ging die Beiden nichts an und doch sah ich Reita schmunzeln. Vermutlich würden sich die Beiden bald in bester Machopose abklatschen und beglückwünschen. Männer! Stop! Ich war ein Mann. Keine Frau. Sowas sagten Frauen. Wow. Das war wirklich merkwürdig. War ich wirklich schon so weiblich geworden? Anscheinend. "Ja und? Hättest du ja auch gekonnt! Mou!! Okay, ich überlege mir was. Wie alt wirst du überhaupt?", erkundigte sich Ruki, nachdem er zu Ende geschmollt hatte, worauf ich aufsah. "30." Ruki lachte amüsiert. "Süß. Naja du bist ja noch jung aber ich hätte dich gar nicht auf 29 oder 30 geschätzt. Eher jünger. Vielleicht sollte ich dementsprechend eine Kindergeburtstagsparty veranstalten!", stichelte der Brünette worauf ich nur eine Braue hob. "Wag es dich! Beiß nicht die Hand, die dir immer bei deinen Games hilft! Ansonsten darfst du das bald alleine machen." Ich traf seinen wunden Punkt und Ruki knickte sofort ein. "Okay okay. Kein Kindergeburtstag. Du brauchst mir nicht gleich in die Eier treten. Gut, also ein normaler Geburtstag.", wehrte er ab und dachte angestrengt nach. "Ich...eh...aber ich will eigentlich..." Byou unterbrach mich und schüttelte den Kopf. Auch Reita schloss sich ihm an und ich seufzte tief. "Keine Chance. Du wirst feiern, ob du willst oder nicht." Murrend über diese Aussicht hob ich mein Glas und kippte den letzten Rest meines Blutes runter. "Apropos, wie alt seid ihr eigentlich?" Nun sah Ruki auf. "Hatten wir das nicht mal erwähnt?" Ich schüttelte den Kopf worauf er nur nickte. "Oh, na wenn das so ist. Ich bin zarte 365 Jahre jung und mein Mann ist 371. Er ist alt, vielleicht suche ich mir bald was jüngeres.", grinste er schelmisch und warf Reita einen zuckersüßen Blick zu. Dieser schien nur wenig beeindruckt, war schnell bei seinem Freund und packte ihn im Nacken. Es wirkte aber in keinster Weise bedrohlich oder bösartig. Reita spielte einfach mit. Ich verschenkte keinen Gedanken daran, dass Ruki sich je einen anderen Mann suchen würde. Nicht nach 250 Jahren Beziehung. Ich sah wie Reita ihm etwas ins Ohr flüsterte, verstand es aber tatsächlich nicht und beobachtete Rukis schmunzelndes Gesicht. "Wohl wahr...", schnurrte er leise und küsste seinen Freund ehe er sich wieder zu uns umdrehte. "Nur ein kleiner Spaß. Er wäre ohne mich total aufgeschmissen. Allerdings solltest du dir überlegen, ob du dir nicht was Jüngeres, viel knackigeres angelst. Dein Typ ist echt alt!" Es klang fast ein wenig abfällig aber ich wusste, dass Ruki das nicht so meinte und dennoch legte ich den Kopf etwas in den Nacken und sah zu ihm auf. Byou knurrte leise und drückte mich enger an sich, was mich grinsen ließ. "Keine Angst...aber du hast mir tatsächlich nie verraten, wie alt du eigentlich bist.", warf ich ein. "Willst du das wirklich wissen?" Ich nickte. "436. Also nicht so viel älter als die kleine Kröte da." Ich folgte seinem Blick und bemerkte, wie Ruki ihm den Mittelfinger zeigte, was mich amüsiert schnauben ließ. "Ganz schön alt...", murmelte ich dennoch leise, worauf Ruki in die Hände klatschte. "Siehste! Er sagt auch, dass du alt bist!" Ich blinzelte erschrocken, weil ich das eigentlich nur gedacht und nicht hatte aussprechen wollen. "Du findest mich alt?" Erschrocken schüttelte ich den Kopf und lächelte sanft. "Nein. Also ihr seid alle auf eine gewisse Art und Weise alt. Ihr seht zwar alle total jung aus aber seid es nicht. Das wollte ich damit sagen.", versuchte ich die Wogen zu glätten aber Byou schmunzelte nur. Dieser Mistkerl hatte mich anscheinend eiskalt verarscht. Eigentlich hätte ich es doch besser wissen sollen. Ich drehte mich in seinen Armen und sah ihn böse an. "Dafür, dass du mich gerade so böswillig verarscht hast, gehe ich jetzt mit Ruki meine Party besprechen und nein du bekommst keinen Kuss!", gab ich beleidigt zum Besten und löste mich aus seinen Armen ehe ich zu Ruki ging, einen Arm um dessen Schultern legte und wegzog. "Bis später.", säuselte ich und grinste breit, als ich Byous leicht entgleisten Blick sah, der aber kurz darauf wieder warm wurde. Das geschah ihm ganz recht. Er musste immerhin lernen, dass ich nicht zu allem 'Ja und Amen' sagte. Das war einfach nicht meine Art aber ich glaubte, dass genau dieser Charakterzug, ihm am besten gefiel. Byou POV Das würde Jin später büßen, wenn sie alleine waren aber das wusste dieser vermutlich. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf und sah den Blonden an, der auch verlassen in der Küche stand. Byou räumte die Gläser und Blutbeutel weg bevor ihm Kai noch den Kopf abriss. Der Schwarzhaarige duldete keine Unordnung in seiner Küche. Als er das soweit erledigt hatte, ging er zu Reita, der ihm auf die Schulter klopfte. Irritiert, wofür das gewesen war, sah er den Blonden an. "Hast es ja doch noch hingekriegt." Jetzt ging ihm ein Licht auf. Er lächelte leicht und nickte. "Scheint ganz so. Allerdings lassen wir es langsam angehen." Reita lachte und er stimmte leise mit ein. "Ja, das sehe ich. Ganz langsam. Ist klar." Byou zuckte unschuldig mit den Schultern. "Was soll ich machen? Ich gebe ihm nur, wonach er verlangt." Reita hob eine Braue. "Natürlich und du lässt es einfach nur über dich ergehen." "Klar! Ich bin hier das Opfer!", gab Byou gespielt empört von sich und fasste sich theatralisch an die Brust ehe er lachte. "Ich glaube du bist alles, aber kein Opfer. Nur... Byou? Versprich mir eins!" Die Stimmung wurde ernster weshalb sein Lächeln erstarb und er den Blonden aufmerksam ansah. "Was?" "Lass den Kleinen nicht mehr gehen und tu ihm nicht mehr weh. Wir haben gesehen, wie ihr beide drauf wart und ich habe weder Lust dich, noch ihn wieder so zu sehen. Ruki und ich haben viel Zeit und Mühe investiert, ihn überhaupt wieder einigermaßen zu stabilisieren. Wenn du davon auch nur eine Sekunde verschwendest, reiße ich dir persönlich die Eier ab, ok?!" Byou war erstaunt über die Worte seines besten Freundes. Ihm war es todernst und das verstand er. Ein sanftes Lächeln legte sich auf Byous Lippen als er eine Hand auf die Schulter des Blonden legte. "Keine Sorge. Ich habe nichts dergleichen vor. Ich habe meine Lektion gelernt also halte dich von meinen Kronjuwelen fern okay? Es gibt nur einen, der da dran darf und das bist nicht du. Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen." Reita schenkte ihm ein entsetztes Gesicht. "Was? Ich dachte immer wir würden uns so nahe stehen und nun das! Das verletzt mich sehr." Byou lachte leise, drückte die Schulter seines Freundes ehe er sie losließ. "Tut mir leid aber ganz ehrlich...ich bin glücklich mit Jin und sehr dankbar dafür, dass er mir nochmal eine Chance gibt. Ich wäre ein verdammter Vollidiot, wenn ich das nochmal mit Füßen treten würde. Also zerbrech dir nicht den Kopf okay? Ist sowieso ungewöhnlich, dass du mir den Kopf wäschst. Früher hättest du dir nur deinen Teil gedacht aber niemals eingegriffen." Reita legte den Kopf schief und lächelte. "Tzja mein lieber Freund. Ungewöhnliche Zeiten verlangen nach ungewöhnlichen Maßnahmen. Außerdem bin ich auch nicht aus Stein und sorge mich sehr wohl um die Personen, die mir wichtig sind. Gewöhn dich aber nicht dran. Ich spiele nicht Paartherapeut. Das müsst ihr alleine hinkriegen und nun lass uns mal nachsehen, was unsere Frauen so treiben.", schmunzelte der Blonde worauf Byou nur einstieg. "Wenn sie das hören, häuten sie dich bei lebendigem Leibe und ich werde das genüsslich verfolgen, aber ich stimme dir zu. Lass uns gehen." Ruki POV "Also wir könnten hier im Wohnzimmer feiern. Kai macht bestimmt auch mit. Weiß er es eigentlich?", hakte der Brünette nach und sah den Jüngeren fragend an. "Ich weiß es nicht. Ich habe ihn heute noch nicht gesehen." Ruki nickte nur und sah sich nachdenklich um. "Wird er bestimmt noch. Wir könnten hier die Möbel etwas verrücken und da vorne die Karaokemaschine aufbauen, neben den anderen Konsolen.", sprach er weiter und ließ sich dann aufs Sofa sinken. Ruhig griff er zu einem Block, den er aus dem Schrank geholt hatte und machte sich Notizen. "Den Alkohol kann Reita übernehmen. Ich hole eh nur das falsche Zeug. Er ist da echt eigen.", schmunzelte er und spürte, wie Jin sich neben ihn setzte. "Ich dachte er steht nur auf Whisky?" Ruki schüttelte den Kopf. "Nein, also schon. Er hat sich darauf spezialisiert aber er kennt sich im Allgemeinen sehr gut mit Spirituosen aus. Du willst nicht wissen, wie viele Diskussionen wir schon über Wodka hatten. Ich persönlich finde, dass sie alle irgendwie gleich schmecken aber er sieht das anders. Schlimm.", rollte er mit den Augen worauf Jin leise lachte. Er beendete seine Notizen fürs erste, griff in seine Jackentasche und zog ein Päckchen Zigaretten heraus. Ruhig zündete er sich eine an und sah dann zu Jin ehe er ihm das Päckchen hinhielt, damit dieser sich eine herausnehmen konnte. Der Brünette sah nicht so aus, als ob er welche dabei hatte. Dankend nahm dieser einen Glimmstängel heraus und ließ sich von ihm Feuer geben. "Stört es Reita nicht, dass du rauchst?" Er lehnte sich zurück und schenkte dem Anderen einen fragenden Blick. "Wieso sollte es ihn stören? Er raucht selbst. Ist dir das noch nie aufgefallen?", hakte er nach und sah dem Jüngeren beim Nachdenken zu ehe dieser den Kopf schüttelte. "Nein, irgendwie nicht. Vermutlich habe ich immer gedacht, dass du am Rauchen bist. Komisch. Aber kann ich dich mal was anderes fragen?" Ruki zog an seiner Zigarette und sah auf, als er bemerkte, dass sich Jins Art, eine Frage zu stellen, verändert hatte. "Klar." Der Größere schien sich etwas zu zieren, also musste es etwas unangenehmes sein. Nun war er doch neugierig, was dem Brünetten unter den Nägeln brannte. "Ich naja, weiß nicht, wie ich das sagen soll aber was hat das mit diesem Ding in seinem Gesicht auf sich? Es geht mich natürlich nichts an aber ich habe sowas noch nie zuvor gesehen. Allerdings traue ich mich nicht, ihn direkt zu fragen. Manchmal wirkt Reita so...so...wie drücke ich das aus?" Ruki lächelte leicht und hatte sich schon gefragt, wann das Gespräch sich mal darum drehen würde. "Gruselig? Abschreckend? Kühl?", bot er ihm an und Jin nickte bei jeder Eigenschaft, was ihn leicht lachen ließ. "Das sagen viele, dabei ist das gar nicht so und das müsstest du eigentlich mittlerweile wissen. Ich weiß auch nicht, warum Andere das so empfinden. Sie meiden ihn, wenn es geht. Er hat nur auch einfach schon eine Menge durchgemacht, genauso wie Manabu und ich. Ich bin ziemlich...extrovertiert und er ist eher in sich gekehrt und lässt zunächst niemanden an sich ran. Er wirkt immer sehr distanziert, ist er aber gar nicht. Vermutlich rückt er in diesem Moment Byou den Kopf zurecht." Er sah den Jüngeren lächelnd an, der ihm gespannt lauschte und doch ein wenig überrascht drein sah, als er Byou erwähnte. "Echt? Also Reita ist echt nett und du hast Recht aber dennoch kann ich ihn nicht ganz einschätzen. Ich mag seine ruhige Art aber ich hätte das tatsächlich nicht unbedingt erwartet. Klar, was dich betrifft ist er immer voll dabei aber ansonsten wirkt er tatsächlich, wie du sagst, sehr distanziert." Ruki zog an seiner Zigarette und blies den Rauch geräuschvoll aus. "Ja, echt. Er mag dich und wenn man es erst mal auf die Liste der wichtigen Personen geschafft hat, setzt er sich auch für diese ein. Fühl dich geehrt. Manabu steht nicht drauf, obwohl er mein Bruder ist. Du siehst also, er differenziert schon und nur weil du nun mit seinem besten Freund zusammen bist, hätte das nicht automatisch bedeutet, dass er dich besser leiden kann.", erklärte er dem Anderen ruhig und musste wieder lächeln. Jin sah ganz überrascht aus, wobei er durchaus Ehrfurcht in seinem Blick ausmachen konnte. Besser war es. Reitas Entscheidungen trat man nicht mit Füßen oder man bereute es sehr schnell. Er kannte seinen Mann und auch die Abgründe, die es in ihm gab, die bei Weitem nicht so schlimm ausarten konnten wie seine eigenen. Er seufzte leise, zog nochmal an der Zigarette und drückte sie im Aschenbecher aus während er den auffordernden Blick des Jüngeren auf sich spürte. Er hatte sein Anliegen also nicht vergessen. Schade. Er war sich nicht sicher, ob er einfach die Geschichte erzählen sollte, ohne das mit Reita abzusprechen. Allerdings mochte dieser ihn und irgendwann hätte Jin sich vermutlich getraut ihn selbst darauf anzusprechen. Er würde seinem Freund das ersparen. "Aber um auf deine eigentliche Frage zurück zu kommen...ich erzähle dir den Hintergrund, aber dafür bitte ich dich, es dann nicht mehr zu erwähnen und so zu tun, als ob du nichts wüsstest und es dich auch nicht interessiert okay? Er reagiert darauf gerne mal allergisch." Jin nickte eifrig, was ihn lächeln ließ. Er wusste, was Byou an dem Kleinen fand und war froh, dass dieser Teil wieder zurück war. Ruki hatte zwar auch die emotionslose Seite gut gefallen aber so war ihm Jin doch lieber. Er atmete durch und drehte sich dann etwas zu dem Brünetten. "Also. Ich muss dir dazu erst mal ein paar Vorabinformationen geben. Reita hat mich und Manabu geschaffen. Natürlich nicht im direkten Sinne. Er hat unser jetziges Ich geschaffen. Gewandelt wurden wir von einem anderen Vampir. Naja eigentlich muss ich dir sogar alles erzählen, also erfährst du meine und Manabus Geschichte gleich mit. Da komme ich wohl nicht drum rum.", lächelte er schief aber Jin schüttelte den Kopf. "Nein, du musst das nicht, wenn du nicht willst. Ich war nur neugierig." Ruki hob abwehrend die Hand. "Schon gut. Es ist eigentlich ziemlich traurig und ich erinnere mich nicht gerne zurück aber auch ich muss mich meinen Dämonen stellen. Wie erwähnt, wurden wir von einem anderen Vampir geschaffen. Das war 1645. Mein Vater war ein einfacher Bauer und wir hatten unser ganzes Leben lang mithelfen müssen. Meine Mutter war sehr krank und ihre Medizin teuer. Wir konnten uns diese nicht immer leisten und irgendwann starb sie. Mein Vater wurde auch nicht jünger und er litt sehr unter dem Verlust seiner Frau, sodass Manabu und ich für die Feldarbeit verantwortlich waren. Wir haben Reis angebaut, nur so zur Info. Eines Tages gingen wir mit einem Teil der Ernte in die Stadt um sie zu verkaufen oder gegen andere Lebensmittel einzutauschen. Wir waren den ganzen Tag unterwegs und kamen erst nach Einbruch der Dunkelheit zurück. Wir bemerkten sofort, dass etwas nicht stimmte. Normalerweise war unser Vater immer lange auf. Er konnte nur noch schlecht schlafen aber es brannte kein Licht in unserem kleinen Haus. Wir fanden ihn tot in seinem Schlafzimmer vor. Manabu brach damals weinend zusammen aber ich war so geschockt, dass ich versuchte ihn aufzuwecken. Zwecklos. Ich entdeckte das Blut an seinem Hals sowie zwei Einstiche. Noch nie zuvor hatte ich so etwas gesehen. Wir gingen zunächst von einem Dieb aus aber mir kamen Zweifel. Ich war komplett überfordert mit der Situation. Manabu war traumatisiert. Obwohl er nur zwei Jahre jünger ist, hatte er noch immer dieses kindliche Wesen an sich. Er liebte unseren Vater sehr und hatte immer enorm an ihm angehangen. Ich war da eher das Mamakind. Vermutlich erklärt das auch warum mein Bruder noch heute zu sehr klammert. Aber zurück zur Geschichte. Wir waren in dieser Nacht nicht alleine im Haus. Der Vampir war noch dort und hatte auf uns gewartet. Wie sich später herausgestellt hat, wollte er uns und mein Vater war halt einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Normalerweise ging er in die Stadt aber an diesem Tag hatte er sich nicht wohl gefühlt. Der Vampir überraschte uns, schaltete uns aus und verschleppte uns in die Stadt. Er lebte unter den Menschen, besser gesagt unter den Eta. Vielleicht hast du das im Geschichtsunterricht gelernt. Das waren die vom Ständesystem ausgeschlossenen. Dort fiel er nicht auf. Um alles etwas abzukürzen, er machte uns zu Huren." Ruki schloss für einen Moment die Augen und seufzte tief ehe er eine mitfühlende Berührung an der Schulter spürte. Lächelnd öffnete er wieder die Augen und nickte leicht. "Schon gut. Es ist Vergangenheit. Damals waren männliche Huren wirklich weit verbreitet. Hübsche Männer brachten gute Summen. Manabu und ich hatten damals lange Haare. Er blieb dabei, ich trage sie mittlerweile kürzer. Das half unseren femininen Touch zu unterstreichen. Der Vampir hielt uns eine Weile gefangen um uns gefügig zu machen. Allerdings klappte das bei mir nicht wirklich. Ich war schon damals ziemlich stur. Manabu hingegen ließ sich leicht einschüchtern. Es war mir egal, ob er mich schlug, hungern ließ oder vergewaltigte. Ich machte einfach nicht mit. Doch eines nachts tat er mir dafür etwas anderes an. Er wandelte mich gegen meinen Willen. Du siehst, ich weiß also wie du dich damals gefühlt hast. Wie auch immer. Nun bekam ich einen Grund für ihn zu arbeiten. Ich musste mir mein Blut verdienen. Die Existenz von Vampiren oder solcher Wesen, war uns unbekannt. Auf jeden Fall gehörte ich nun zur Dunkelheit und fügte mich. Ich wollte Leben aber das hieß nun, dass ich Blut trinken musste. Manabu hatte nun auch Angst vor mir. Davon abgesehen trennte er uns, damit ich nicht über meinen Bruder herfiel. Das war wenigstens eine schlaue Unternehmung gewesen. Ich hatte mich oft kaum zurückhalten können. Es vergingen einige Monate, in denen wir als männliche Huren arbeiteten. Bei Manabu hinterließ das starke Spuren. Noch heute kann er nicht gut mit Sex umgehen. Irgendwo ist da die Hure hängen geblieben. Er war leider sehr beliebt, was mir auch heute noch sehr weh tut. Seine Unschuld und Schüchternheit zog die Männer magisch an. Ich war auch beliebt aber seine Freier waren zahlreicher als meine. Zu mir kamen die Männer, die es gerne etwas ruppiger mochten und hin und wieder, gönnte ich mir auch einen Snack. Die bekamen es kaum mit und mir füllte es den Bauch. Doch das ging nicht lange gut. Irgendwann ließ mich mein Erzeuger zur Strafe hungern bis ich schon fast verrückt geworden war. Dann brachte er mir Manabu." Wieder stoppte er und fuhr sich übers Gesicht. Die Schuld fraß ihn noch heute auf. Manabu hatte ihm zwar schon längst vergeben und trotzdem kam er nur schwer damit zurecht, seinen eigenen Bruder getötet zu haben. Nur langsam hob er wieder den Kopf und sah in Jins traurige Augen. Er hatte doch gesagt, es würde traurig werden. "Naja, du kannst dir vorstellen was passiert ist. Ich konnte nicht mehr klar denken und da saß nun ein Mensch vor mir, mit schnell klopfendem Herzen, der so wunderbar duftete. Ich konnte mich nicht zurückhalten und Manabu war nicht in der Lage mich aufzuhalten. Zunächst schrie er sich die Seele aus dem Leib, bis es ruhig wurde. Dann wurde ich von ihm weggezerrt und landete am Ende des Raumes. Erst dort begriff ich, was ich soeben getan hatte. Mein Bruder war mehr tot als lebendig und da wurde mir klar, was dieser Mistkerl damit bezweckt hatte. Er stellte mich vor die Wahl. Ich riss mich am Riemen, machte meine Arbeit gut und dafür rettete er Manabu oder eben nicht. Es ist klar wofür ich mich entschieden habe. Er hatte mich gebrochen. Als Vampir veränderte sich Manabu. Irgendwann fing er an seine Rolle zu mögen und kostete sie aus. Allerdings distanzierte er sich von mir. Er konnte mir nicht vergeben. Mittlerweile hat er das, nur so am Rande. Ich tat einfach das, was ich tun musste. Nun die Zeit verging, wir reisten rum, da wir nicht für immer an diesem Ort bleiben konnten. Die Menschen wären sonst misstrauisch geworden. Mittlerweile war ich schon über ein Jahrhundert alt, als ich Reita kennenlernte. Wir arbeiteten natürlich nach wie vor als Huren, etwas anderes kannten wir nicht mehr. Reita trug damals noch nicht dieses Band. Er war ein ganz normaler Mann, der Spaß suchte. Trotz Manabus Bemühungen, entschied er sich für mich. Eigentlich war mir das ganz gleich aber etwas in seinem Blick zog mich magisch an. Als wir alleine waren, wusste ich, was mich so angezogen hatte. Er war kein Mensch. Nein, er war dasselbe wie ich. Ein Vampir. Mein Erschaffer hatte immer groß rumgetönt, dass er der mächtigste Vampir wäre und wir die letzten seien. Ich wusste nun, dass das nicht stimmte. Es gab Reita. Natürlich wusste er auch, dass ich zu seiner Spezies gehörte. Wir unterhielten uns zunächst ein wenig bevor wir es mit einander taten. Er war immerhin nicht nur zum Tee trinken vorbeigekommen. Dennoch tat ich etwas, was ich bis zu diesem Tage noch nie einem Freier gewährt hatte. Ich küsste ihn. Eigentlich ist das eine der schöneren Erinnerungen aus diesen Tagen. Wir trafen uns immer häufiger beziehungsweise er kam oft vorbei um mich zu sehen und um auch mit mir zu schlafen. Er bezahlte schließlich gut dafür. Woher er das Geld hatte, war mir nicht klar aber es war mir auch egal. Doch eines Tages fand mein Erzeuger heraus, dass wir Pläne schmiedeten von dort abzuhauen. Manabu wollten wir natürlich mitnehmen. Er hatte den anderen Vampir nur geduldet, weil er zahlte aber er sah es nicht ein, dass dieser ihm seine besten Pferde im Stall nahm. Wir wollten schon in der nächsten Nacht fliehen. Es war nicht leicht gewesen Manabu überhaupt erst dazu zu bewegen mit mir zu sprechen, geschweige denn mitzukommen aber ich wusste, dass er es tief im Inneren leid war, sich jeden Tag mehreren Männern hingeben zu müssen. Wir hatten alles soweit geplant und waren bereit es durchzuziehen, als ich Feuer roch. Es brannte. Sofort eilte ich zu Manabu als die Flamen uns schon den Weg, in die Freiheit, versperrten und uns eingekesselt hatten. Wir wussten, dass Feuer uns töten konnte. Wir versteckten uns in meinem Zimmer, wo ich versuchte die Gitter von den Fenstern zu lösen aber es klappte nicht. Sie waren mit einer Silberfarbe überstrichen worden, weshalb ich sie nie lange genug anfassen konnte um sie zu verbiegen. Wir waren gefangen. Reita kam uns allerdings zu Hilfe. Er war wirklich der strahlende Held der Stunde. Ich wusste nicht, wie er durch die Flammen gekommen war aber er stand irgendwann vor uns und nahm uns mit. Er hatte ein Loch in die Hauswand gerissen, durch das wir abhauen konnten. Manabu sprang zuerst und landete anmutig, wie eine Katze, auf den Beinen ehe ich ihm folgte. Wir sahen nach oben und gerade als er uns folgen wollte, kam mein Erzeuger und zog ihn wieder zurück. Ich war unfähig etwas zu unternehmen. Es wäre ein Leichtes gewesen wieder hoch zu springen aber ich war wie paralysiert. Ich sah zu wie die Flammen sich immer weiter ausbreiteten und schließlich auch gierig aus der Öffnung zügelten. Wo war er nur? Ich habe mir die Augen aus dem Kopf geheult während Manabu versuchte mich zu trösten. Doch dann kam er durch die Öffnung gestürzt und landete unsanft auf dem Boden. Zuerst hatte ich es nicht gesehen aber als er den Kopf hob, musste ich mich zurückhalten, nicht erschrocken zurück zu weichen. Sein Gesicht war nicht wiederzuerkennen. Ich erspare dir die Details. Zwar heilte bereits seine Haut aber seine Nase...naja...sagen wir es so, sie war nur noch zum Teil vorhanden. Er wollte mich sogar wegstoßen aber ich ließ das nicht zu. Ich hielt Manabu davon ab, näher zu kommen, löste ein Stoffband aus meinem Kimono und verdeckte damit seine Nase. Seitdem trägt er dieses Accessoire. Niemand außer mir, hat ihn je ohne gesehen. Weißt du, so gut unsere Heilfähigkeiten auch sind, egal wie schwer wir verletzt sein mögen, es heilt wieder aber bei fehlenden Körperteilen stoßen auch wir auf Grenzen. Das fehlende Stück hat sich einfach nie regeneriert und ohne würde er wirklich gruselig aussehen. Mein Erzeuger hatte mit ihm gekämpft und Silber eingesetzt. Dieser Bastard hat ihm quasi die Nase aus dem Gesicht geätzt. Das Feuer tat dann sein übriges. Dennoch kann ich seinem Gesicht nichts hässliches abgewinnen. Er meidet es zwar, mir ohne das Band gegenüber zu treten aber oft genug nehme ich es ab und betrachte ihn. Ich liebe ihn. Ich habe ihn vor der Attacke geliebt und auch der erste Anblick seines geschundenen Gesichts, hatte mich nicht davon abgehalten. Er kann das zwar nicht ganz nachvollziehen aber er lebt damit. Nach dieser Nacht änderte sich alles für uns. Wir gingen zu dritt weg und begannen ein neues Leben. Ende der Geschichte.", lächelte Ruki leicht und musterte das Gesicht des Jüngeren, der tatsächlich Tränen in den Augen hatte. Als dieser dann noch seine Arme ausbreitete, hob er eine Braue und sah einfach nur dumm aus der Wäsche. Was würde das werden? Er wollte kein Mitleid. Die Geschichte war traurig und ja, die Vergangenheit dramatisch aber das war kein Grund sich hier nun in die Arme zu fallen. Sie waren ja nicht in einer dieser blöden Doramas. Jin schien das aber nicht zu interessieren weshalb er kurzerhand zu ihm rutschte, um ihn einfach zu umarmen. Für einen Moment schloss der Brünette die Augen und seufzte tief. Er war aufgewühlt und das traurige Gesicht des Jüngeren machte es nicht besser. Vielleicht hätte er ihm doch nicht so ausführlich alles erzählen sollen. Jetzt hatte er den Schlamassel. "Das tut mir wirklich alles sehr leid...", flüsterte der Andere ihm ins Ohr worauf er nun doch die Umarmung erwiderte und den Kopf auf dessen Schulter legte. "Schon gut...ich sagte ja, es ist eine traurige Geschichte aber sie hat ein Happy End.", murmelte er leise und löste sich wieder von Jin. Langsam hob er die Hände und wischte dem Brünetten die Tränen aus den Augen und vom Gesicht. "Hör auf zu weinen. Ich habe genug Tränen für uns Beide verdrückt. Außerdem schlachtet mich Byou noch ab, wenn er sieht, dass du geweint hast. Also beruhig dich bitte okay?", lächelte er sanft worauf Jin nur nickte. "Du hast Recht. Danke, dass du es mir erzählt hast. Jeder hat wohl so sein Päckchen zu tragen. Wenn man auch schon so viele Jahre gelebt hat, bleibt das wohl auch nicht aus.", lächelte Jin, worauf er nur nickte. "Richtig. Also hör auf traurig zu sein. Heute ist dein Geburtstag und wir haben noch einiges zu planen!" Angestachelt rutschte er nach vorne und griff wieder zum Notizblock während Jin ihn nur lächelnd ansah. Ja, er lenkte gerade vom Thema ab aber er wollte sich nicht schon wieder mit seiner Vergangenheit befassen. Sie war vergangen und sie waren nun glücklich. Das alles war vorbei und würde auch nie wieder geschehen. Mehr musste er darüber auch nicht sinnieren. Kapitel 19: Fadeless -------------------- Rukis Geschichte ließ mich gar nicht mehr los. Selbst als Byou und ich uns zurück zogen, war ich gedanklich noch mit der Verarbeitung beschäftigt. Wir hatten beschlossen meinen Geburtstag in den nächsten Tagen zu feiern, wenn alles besorgt war. Kai war auch später noch vorbeigekommen und hatte mir gratuliert. Er wollte sich der Feier natürlich anschließen. Ich hatte nichts anderes erwartet. Byou fiel allerdings auf, dass ich schon den ganzen Abend über komisch gewesen war. Natürlich hatte ich versucht mir nichts anmerken zu lassen, vor allem Reita gegenüber nicht, aber Byou konnte ich wohl nichts vormachen. Als er die Tür hinter uns schloss, griff er nach meiner Hand und zog mich an sich. Forschend sah er mir ins Gesicht und versuchte mir wohl von der Stirn abzulesen, was in mir vorging. "Was ist los? Du bist schon die ganze Zeit so nachdenklich." Seine Hand glitt durch mein Haar und für einen Moment schloss ich genießend die Augen. "Naja...Ruki hat mir vorhin von seiner Vergangenheit erzählt. Ich wollte eigentlich nur wissen, was das mit Reitas Band auf sich hat und ja...er hat mir dann gleich alles erzählt. Es beschäftigt mich irgendwie." Byou nickte leicht und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. "Verstehe. Ja, sie haben alle genug durchgemacht. So wie die meisten von uns. Mach dich nicht verrückt. Sie kommen auf ihre Weise damit zurecht." Ich gab nur einen zustimmenden Laut von mir ehe Byou mich frei gab und Richtung Bett schob. "Lass uns schlafen gehen. Ich bin müde." Es war eine gute Idee. Auch ich war ziemlich geschafft, obwohl wir so einige Fragen im Kopf herum schwirrten. Eigentlich wusste ich nichts von Byou. Klar, hier und da hatte Kai etwas angedeutet aber so wirklich konnte ich mir daraus keinen Reim bilden. Ich sah ihm dabei zu, wie er sich auszog und seine Sachen auf die Couch warf. Merkwürdig, wie vertraut wir uns gerade waren. Es schien fast so, als ob es nie anders gewesen wäre. Eigentlich ging das alles viel zu schnell aber ich wollte mich nicht wieder von ihm trennen, weshalb es mir ganz recht war, dass er bei mir übernachtete. Ich tat es ihm nun gleich und zog mich aus, bevor ich zu ihm ins Bett krabbelte und mich an ihn schmiegte. Wohlig seufzend kuschelte ich mein Gesicht an seine Brust während meine Hand diese leicht kraulte. Es war schön einfach nur so dazuliegen und die Nähe des Anderen zu genießen. Und obwohl ich eigentlich ziemlich müde war, wollte mein Hirn keine Ruhe geben. "Byou?", fragte ich leise und erhielt nur ein leises "Hm?". Ich musste grinsen. Er war vermutlich kurz vorm Einschlafen und ich würde ihn nun mit Fragen belästigen. "Woher wusstest du eigentlich, dass ich Geburtstag habe und von meinem Faible für Designerschmuck?" Ich legte den Kopf etwas zurück damit ich ihm ins Gesicht sehen konnte. Er öffnete seine Augen einen Spalt breit und sah zur mir runter ehe er lächelte. "Glaubst du, ich hätte keine Nachforschungen angestellt?", murmelte er leise und ich zuckte mit den Schultern. "Weiß nicht. Kai hat mir erzählt, dass du dich gezielt gefangen nehmen lassen hast. Ziemlich riskant. Hätte auch nach hinten losgehen können und eigentlich hättest du mich auch nach der Arbeit abfangen können.", warf ich ein worauf er leise seufzte. Er schien nicht wirklich an einem Gespräch interessiert zu sein aber ich wollte halt jetzt noch darüber reden. Da konnte sein Schlaf warten. "Stimmt aber in dem Moment fand ich es passender. Außerdem ist bei dir nie klar gewesen, wann du das Labor verlässt. Mal früher, mal später. Du hattest keine konstante Zeit und es fällt auf, wenn ein Mann andauernd in der Nähe von Phoenix oder vor deiner Wohnung herumlungert." Ich hob eine Braue. "Du wusstest, wo ich wohne?" Wieder grinste er und sah mich ruhig an. "Natürlich. Sei mir nicht böse aber ich war sogar mehrfach in deiner Wohnung. Das Sicherheitssystem ist echt mies. Du hattest eine hübsche Wohnung. Tut mir leid, dass das alles verloren ist." Nun war ich fassungslos. Er war in meiner Wohnung gewesen? Mehrfach? Ich richtete mich etwas auf und sah ihn geschockt an. "Ehrlich jetzt? So hast du Informationen gesammelt?" Er nickte. "Ich vermute du hast auf meine Privatsphäre geschissen und echt alles durchsucht, oder?" Wieder ein Nicken seinerseits und ich ließ den Kopf etwas hängen. Das war wirklich unerwartet aber es erklärte zumindest, woher er wusste, wann ich Geburtstag hatte und was ich so mochte. "Tut mir leid aber damals, war es halt einfach ein Auftrag. Nimm's mir nicht übel okay?" "Mache ich nicht. Es überrascht mich einfach nur. Es ist mir allerdings auch nie aufgefallen, dass Jemand in meiner Wohnung war. Gut, ich war auch immer beschäftigt und überhaupt froh zu Hause zu sein. Da achtet man nicht so auf Kleinigkeiten." Er hob eine Hand und strich mir erneut durchs Haar. Ich lehnte mich leicht gegen die Berührung und lächelte. "Können wir jetzt schlafen?" Er sah mich flehend an aber eine Sache gab es da noch, die ich jetzt wissen wollte weshalb ich ihm einen unschuldigen Blick schenkte. Byou seufzte nur leise. "Nur eine noch. Dann können wir schlafen." Er murrte und sah mich dann erwartungsvoll an. "Na dann schieß los. Ich bin müde." Mir entging nicht, dass Byous Laune gerade recht anfällig für schlechte Schwingungen war, weshalb ich die Frage nach dem Foto hinten anstellte. Das hatte bis morgen Zeit. "Wie konntest du wissen, dass ich an jenem Abend dort sein würde? Was gab dir die Garantie, dass ich dich wählen würde? Eigentlich hatte ich schon lange keine Vampire mehr selbst ausgesucht. Es war purer Zufall, dass ich dort war." Er sah mich aus großen Augen an und lachte leise. "Ach wirklich? Jin, es war kein Zufall, dass du dort warst. Allerdings hatte ich tatsächlich keine Garantie dafür, dass du mich wählen würdest aber anhand der Auswahl, der du gegenüber standest, habe ich mir doch ganz gute Chancen ausgemalt." Ich sah ihn blinzelnd an und verstand nicht, worauf er hinaus wollte. "Eh?", gab ich verwirrt von mir und wieder lachte er. "Manchmal ist es wirklich süß, wie naiv du doch bist. Wir haben es so arrangiert. Dein Chef wurde zu Hause abgefangen, manipuliert und zur Arbeit geschickt. Wir haben ihm gesagt, dass er dich zur Auswahl schicken soll. So konnten wir wissen, dass du dort sein würdest. Der Rest war pures Glück.", erklärte er und mir ging ein Licht auf. Das erklärte so einiges. Mir entging echt zu viel. Das zog wirklich Kreise, die ich mir gar nicht vorstellen konnte. Irgendwie fragte ich mich schon, wie die Menschen es geschafft hatten, nicht unterzugehen. "Konntest du meine Gedanken lesen?", platzte es aus mir heraus, bevor ich über die Frage nachdenken konnte. Ich hatte das eigentlich gar nicht fragen wollen aber irgendwie, war es eine logische Konsequenz. Ich wollte wissen, ob Byou von meinen Gedanken, ihn betreffend, wusste. "Deine Gedanken lesen? Wann?" "Na als ich vor der Scheibe stand und dich gemustert habe.", murmelte ich leise und Byou machte ein nachdenkliches Gesicht. "Nein. Das Glas hat den Empfang gestört. Wenn etwas zwischen einem Vampir und einem Menschen steht, zum Beispiel eine Hauswand oder eben dieses Panzerglas, dann funktioniert es nicht. Wir brauchen direkten Kontakt. Wieso fragst du?" Erleichterung machte sich in mir breit. Er wusste es also nicht und hatte es auch nicht ausgenutzt. Das war gut. Ich schüttelte leicht den Kopf und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen ehe ich mich wieder hinlegte. "Schon gut. Danke. Jetzt können wir schlafen.", lächelte ich zufrieden, bemerkte aber, dass Byou mich musterte. "Toll, du darfst mich ausquetschen aber ich dich nicht? Das ist unfair. Waren deine Gedanken etwa verwerflich?" Ich hörte ihn grinsen und zuckte mit den Schultern. "Vielleicht ja, vielleicht nein. Du wirst es nie erfahren.", schmunzelte ich während er leise grummelte. "Niemals? Och Jin sag schon. Jetzt hast du mich neugierig gemacht.", maulte er worauf ich den Kopf wieder zurück legte um ihn ansehen zu können. Byou schmollte und es sah wirklich super süß aus. Ich hob die Hand und legte sie an seine Wange. "Hm, wie soll ich es ausdrücken? Meine Gedanken waren mir zwar nicht wirklich bewusst aber ich habe in diesem Moment, als ich dich sah, mein Schicksal besiegelt. Reicht das?" Er musterte mich, dachte kurz nach und schüttelte den Kopf. "Nö. Mehr.", forderte er, was mich leise lachen ließ. "Du bist echt ziemlich hartnäckig. Na gut. In dem Moment, als ich dich gesehen habe, hast du meine ganze Welt auf den Kopf gestellt. Obwohl ich glücklich vergeben war, an eine Frau wohl gemerkt, wollte ich dich und zwar ganz für mich allein. Ich war dir von der ersten Sekunde an verfallen. Wie gesagt, es war mir nicht bewusst aber früher oder später, wären diese Gefühle wohl hoch gekommen und hätten eine Menge Chaos verursacht. In dem Moment musste ich dich einfach haben und tat es als Eingebung ab, dass du der richtige Kandidat wärst. Das ist so ungefähr, was mir durch den Kopf ging. Nun zufrieden?" Ich hatte zugesehen, wie sein Grinsen immer breiten geworden war ehe er nickte. "Ja, mehr als nur zufrieden. Jetzt können wir schlafen." Ich schüttelte leicht den Kopf und rutschte wieder in meine ursprüngliche Haltung. "Okay, gute Nacht. Schlaf gut.", murmelte ich leise und kuschelte mich enger an ihn. Byou hauchte mir einen Kuss aufs Haar und rutschte kurz etwas herum, bis er eine gute Position gefunden hatte. "Du auch Baby." Müde aber glücklich ließ ich mich auf Byous Couch fallen und sah diesem dabei zu, wie er das Zimmer ebenfalls betrat und die Tür hinter sich schloss. Immer wieder schmunzelte ich geräuschvoll wenn ich an die vergangenen Stunden dachte. Meine Geburtstagsfeier war einfach nur toll gewesen. Wenn ich so darüber nachdachte, hatte ich in meinem Leben noch nie so viel Spaß gehabt, wie in dieser Nacht. Schon peinlich, wenn man es genauer betrachtete aber ich schob diesen Gedanken einfach beiseite und erfreute mich der Erinnerungen. Reita hatte uns mit diversen alkoholischen Spezialitäten verwöhnt und ich war wirklich dankbar, dass ich nicht mehr betrunken sein konnte. Ansonsten wäre der Abend wirklich schnell vorbei gewesen, da ich wirklich nichts vertrug. Doch der Alkohol spielte nur eine zweitrangige Rolle. Die Wettstreite an den Konsolen waren viel lustiger gewesen. Da wir ja wirklich jede Spielekonsole besaßen, die es auf dem Markt gab, hatten wir uns in Teams aufgeteilt und in diversen Spielen unsere Stärken demonstriert. Egal ob wir an der Wii unser sportliches Können unter Beweis stellten oder uns gegenseitig bei Rennspielen über den Haufen fuhren, wir hatten einfach Spaß. Allerdings nahmen Ruki und Byou die Spiele schnell zu ernst und machten einen regelrechten Wettkampf daraus, wer der Meister der Spiele war. Ruki gewann ganz klar. Also hatte Byou ihn zum Karaoke aufgefordert. Dort hatte ich mich ganz gezielt rausgehalten, denn wenn ich eines nicht konnte, dann war es singen. Ich hatte mich geweigert, egal was die Beiden mir androhten, ich nahm es in Kauf. Wir alle amüsierten uns lieber darüber, wie die beiden sich bekriegten. Allerdings war ich doch enorm überrascht, wie gut die beiden singen konnten. Unter anderen Umständen hätte ich sogar eine Band vorgeschlagen. Der Rest, der nicht am Gesangswettbewerb teilnahm, musste Jury spielen. Ein sehr undankbarer Job, wenn man bedachte, dass Reita und ich unsere Partner beurteilen mussten, die natürlich erwarteten, dass wir ihnen die höchste Punktzahl gaben. Interessenkonflikt nannte man sowas. Leider konnte ich Byou einfach nicht sehr oft die besseren Punkte geben, da Ruki doch einfach ein noch besserer Sänger war. Dafür würde ich noch leiden und das hatte mir der Gute auch, in einem unbeobachteten Moment, zugeflüstert. Allerdings hatte ich eher Vorfreude als Angst empfunden. Als Mensch wäre das vermutlich anders gewesen aber da wir nun ein Paar waren, ich zu ihrer Spezies gehörte und das Funkeln in seinen Augen gesehen hatte, freute ich mich einfach nur darauf, was noch kommen sollte. "Ich sollte dir definitiv dieses Grinsen aus dem Gesicht treiben.", hörte ich ihn sagen und sah auf. Er lächelte aber ich konnte das anzügliche Böse dahinter deutlich raus lesen, was mich umso mehr grinsen ließ. "Solltest du das? Lass mir doch meinen Spaß. Alter Miesepeter.", provozierte ich und Byou schien darauf anzuspringen. Geschmeidig kam er auf mich zu, stemmte sich mit beiden Armen gegen die Rückenlehne, als er sich zu mir herunter beugte. Meine Haut begann zu prickeln, als er mir so nah kam, das sich unsere Gesichter fast berührten. Er überbrückte die kurze Distanz, worauf ich ihm leicht entgegenkam, bis er sich abwandte und ich etwas verdattert die Augen öffnete. Ich spürte lediglich seinen Atem auf meinem Hals, der zu meinem Ohr wanderte bis er inne hielt und kurz mein Ohrläppchen zwischen seine Zähne nahm. Abwartend biss ich mir auf die Unterlippe und war gespannt, was nun kommen würde, als er von meinem Ohr abließ aber dort verharrte. "Oh Jin, glaub mir, Spaß wird bald nicht mehr dein größtes Problem sein, wenn ich mit mir fertig bin.", flüsterte er mir kryptisch ins Ohr, hauchte einen Kuss auf dieses ehe er sich abstieß und mir einen vielsagenden Blick zuwarf. Blinzelnd sah ich auf, als er diese Atmosphäre einfach verfliegen ließ und begann zu schmollen. Er hatte den Braten also gerochen. Verflucht. "Byou!! Das ist unfair.", grummelte ich, worauf er nur leise lachte und sich seiner Stiefel entledigte. "Ich habe auch nie behauptet, dass ich fair spiele. Dumm gelaufen Baby." Mehr als ein Schnauben bekam er von mir nicht als Antwort, was ihn erneut lachen ließ. Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust und ignorierte ihn konsequent. "Du bist süß, wenn du beleidigt bist. Komm, wir gehen duschen." Ich war kurz in Versuchung ihn anzusehen und tatsächlich auf das Angebot anzuspringen, aber wenn er mich am langen Arm verhungern ließ, würde ich es ihm gleich tun. "Pff..träum weiter.", reckte ich die Nase in die Luft, bevor ich Kleidung rascheln hörte. Ich öffnete die Augen und sah in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war und presste die Lippen aufeinander. Byou hatte sich gerade ganz ungeniert ausgezogen. "Na gut, wie Ihr wünscht Prinzessin.", zog er mich auf und ging kurzerhand ins Badezimmer. Verdammt. Er wusste einfach, wie er mich ködern konnte und egal, wie sehr ich meinen Körper davon abhalten wollte, ihm zu folgen, ich konnte es nicht. So ein Mistkerl. Ehe ich mich versah, hatte ich mich aus meinen Klamotten geschält und stand nun ebenfalls in seinem Badezimmer. Zerknirscht stieg ich zu ihm in die geräumige Dusche, worauf er mich schmunzelnd betrachtete. Am liebsten hätte ich ihm diesen wissenden Blick aus dem Gesicht geschlagen aber ich ließ es. "Ein Wort und schläfst die nächste Zeit alleine.", drohte ich, worauf er abwehrend die Hände hob aber noch immer dieses Siegerlächeln auf den Lippen hatte. Die Drohung hätte ich vermutlich eh nicht wahr gemacht und das wusste er leider viel zu gut. Dennoch sagte er nichts dazu, musste er auch nicht. Wie konnte man einem Mann nur so sehr verfallen? Ich wusste es nicht und es war mir gerade auch ziemlich egal, denn seine Hände auf meinem Körper zu spüren, die mich an ihn drückten, ließen diese Gedanken unwichtig werden. Er war alles, was ich brauchte und nur das zählte. Einen kleinen Vorgeschmack, auf meine bevorstehende Bestrafung hatte er mir tatsächlich doch noch gewährt und nun konnte ich es fast nicht erwarten, das es soweit war. Vermutlich war es genau das gewesen, was er vorgehabt hatte und ich hasste ihn dafür. Er spielte tatsächlich nicht fair aber das war es, was mich so anzog. Byou war unberechenbar und manchmal wusste ich nicht so recht, wie ich seine Launen zu bewerten hatte, aber das war wohl Teil des Spiels. Trotz des kleines Einblickes, war ich nun endgültig erledigt. Wenn das nur ein Vorgeschmack war, dann wollte ich gar nicht wissen, wie ich mich nach dem Hauptgang fühlte. Byou hingegen schien überhaupt nicht mitgenommen, sondern noch taufrisch, was mich innerlich grummeln ließ. Er saß im Bett, rauchte genüsslich eine Zigarette und hielt sein Handy in der Hand. Wie machte dieser Mann das bloß? Ich lag total zerstört neben ihm und betrachtete den Vampir, der ganz entspannt am Surfen war. Jedoch bemerkte er meinen Blick und wandte sich von dem Display ab um mich anzusehen. Ganz ruhig und unschuldig legte er den Kopf schief, sog an seiner Zigarette und betrachtete mich. Ich konnte sehen, wie sehr ihn dieser Anblick amüsierte. "Was ist los? Alles okay?", fragte er ganz scheinheilig worauf er seine Zigarette im Aschenbecher ausdrückte und sich mir wieder zuwandte. Ein leises Knurren verließ meine Kehle ehe ich ihn mit einem bösem Blick bedachte. "Du weißt ganz genau was los ist. Wieso bin ich fertig und du nicht? Das ist nicht fair und ja ich weiß, du spielst nicht fair, bla bla.", maulte ich worauf er leise lachte. "Man nennt so etwas Übung Darling.", spottete er worauf ich nur eine Grimasse zog und mich schwerfällig in eine sitzende Position schob. Gott, ich war noch nie so fertig und befriedigt zugleich gewesen. Doch das würde ich Byou niemals verraten, dafür war mein Stolz viel zu groß. "Wie wäre es, wenn du uns mal was zu trinken besorgst oder eher nur mir. Immerhin bin ich hier die Blutbank gewesen.", lächelte ich falsch und sah meinen Freund auffordernd an. "Natürlich, alles was du willst und tu nicht so, als ob es dir nicht gefallen hätte. Ich weiß, dass es so war.", schmunzelte er frech ehe er aus dem Bett stieg, sich schnell eine Jogginghose überwarf und mit einem zufriedenen Lächeln zur Tür ging. Ich konnte nicht anders, schnappte mir sein Kissen und zielte auf seinen Kopf. "Und grins nicht so blöd, da weiß ja gleich jeder Bescheid." Allerdings wich Byou aus, öffnete die Tür und sah mich schmunzelnd an. "Niemals und glaub mir, das wissen sie bereits. Vielleicht sollte ich dich das nächste Mal knebeln..." Weiter kam er nicht, da ich das nächste Kissen nach ihm warf. Jedoch hatte er die Tür geschlossen, bevor das Objekt sein Ziel treffen konnte. Allerdings konnte ich ihn lachen hören, was mich schnaufen ließ. Doch lange hielt das peinlich berührte Gefühl nicht an und auch ich musste leise über mich selbst lachen. Seufzend strich ich mir die Haare zurecht und rutschte auf Byous Seite um nach der Schachtel Zigaretten zu greifen. Als ich mir eine herausgezogen hatte, fehlte allerdings das Feuerzeug. Suchend sah ich mich um und entdeckte es auf dem Boden vor dem Nachtschrank. Umständlich beugte ich mich nach unten und angelte danach, bis mir die unterste Schublade ins Auge fiel. Nachdenklich starrte ich diese an, hob erst mal das Feuerzeug auf bevor ich dieses und die Zigarette beiseite legte. Ob das Bild immer noch dort drin war? Ich wusste gar nicht was damit geschehen war, nachdem es einmal quer durch den Raum geflogen war. Hatte Byou den Bilderrahmen erneuert? Sollte ich nachsehen? Damals war er ziemlich ausgetickt und ich war mir nicht so sicher, ob er das nicht auch jetzt noch würde - Partner hin oder her. Kai hatte angedeutet, dass etwas in Byous Vergangenheit lag, das ihn verändert hatte und ich vermutete, dass diese Frau auf dem Foto etwas damit zu tun hatte. Warum war ich nur so schrecklich neugierig? Das war ja grauenvoll aber andererseits wollte ich endlich wissen, was es damit auf sich hatte. Davon abgesehen war es wirklich an der Zeit, dass mein vampirischer Partner sich mir endlich öffnete. Ich kannte ihn nachwievor kaum und das sollte sich ändern. Dennoch ließ ich die Schublade geschlossen. Wenn er es mir zeigen wollte, falls es überhaupt noch dort war, dann sollte er es aus freien Stücken tun. Also griff ich wieder zu der Zigarette und dem Feuerzeug, entzündete das Eine mit dem Anderen und rutschte wieder auf meine Seite des Bettes. Nachdenklich, mit dem Aschenbecher auf dem Schoß, saß ich nun da und hörte, wie Byou zurückkam. "Der Blutexpress ist da.", flötete der Karamellblonde und ich sah leicht lächelnd auf. Er kam ruhig auf mich zu, hielt mir das extra große Glas entgegen, das ich entgegen nahm, nachdem ich meine Zigarette ausgedrückt hatte. "Danke." Ich setzte das Glas an meine Lippen und trank in gierigen Zügen. Mein Durst war enorm und eigentlich hätte ich noch mehr trinken wollen aber fürs Erste würde das genügen. Byou hatte sich derweil wieder aus der Jogginghose geschält und war zurück ins Bett gekommen. "Ist wirklich alles in Ordnung?", hakte er besorgt nach und der spielerische Glanz war aus seinen Augen verschwunden, was mir bedeutete, dass er sich nun ernsthaft Sorgen machte. Ich nickte und lächelte ihn leicht an. "Sicher? Du wirkst nachdenklich. Ich habe dir nicht doch etwa weh getan oder so?" Ich musste lächeln und wandte mich ihm leicht zu. Zärtlich betrachtete ich sein besorgtes Gesicht, hob die Hand und strich ihm über die Wange. "Nein hast du nicht, mach dir keine Sorgen. Allerdings gibt es tatsächlich etwas, das mich beschäftigt aber...ich weiß nicht, wie ich es ansprechen soll.", erklärte ich wahrheitsgemäß, worauf er mir einen verwirrten Gesichtsausdruck schenkte. "Einfach gerade raus. Was soll schon passieren?" Ich schürzte die Lippen und wiegte meinen Kopf hin und her. "Nunja, das letzte Mal, als ich dich nicht mal wirklich darauf angesprochen habe, hast du mich mit Glasscherben bearbeitet. Das Ganze würde zwar jetzt eher weniger tödlich enden aber ich bin nicht sonderlich scharf darauf." Er verstand den Wink und ein tiefes Seufzen verließ seine Lippen bevor er sich doch etwas abwandte und die Stirn in Falten zog. Gut, er schien mich nicht mehr aufschlitzen zu wollen aber Begeisterung sah definitiv anders aus. Was war nur vorgefallen, dass er absolut nicht darüber reden wollte? "Byou, ich merke, dass das Thema Tabu zu sein scheint aber ich weiß so gut wie nichts über dich. Ich kann an einer Hand abzählen, was ich von dir weiß. Du kennst mein ganzes Leben, hast darin herumgeschnüffelt und es wäre nur fair, wenn du mir endlich etwas erzählst.", appellierte ich, worauf er erneut seufzte. "Da stimme ich dir zu aber warum muss es das sein? Ich kann dir gerne erzählen, was meine Lieblingsfarbe ist oder ähnliches. Reicht das nicht?" Aha. Er wollte also tatsächlich nicht darüber reden und versuchte mir gerade Online Dating Informationen anzudrehen. Doch nicht mit mir. Ich schob mich kurzerhand auf seinen Schoß, damit er mir nicht ausweichen konnte und legte die Hände an sein Gesicht, damit er mich ansehen musste. Ich hatte noch nie so viel Schmerz in seinen Augen gesehen, wie in diesem Moment. Nun tat es mir leid, dass ich dieses Thema angeschnitten hatte aber er konnte nicht ewig davor weg laufen. "Byou bitte. Mich interessiert deine ganze Geschichte und glaubst du wirklich ich lasse mich mit ein paar Farben oder Parfümsorten davon abbringen? Du hast mich wegen dieses Bildes übel zugerichtet und irgendwo schuldest du es mir." Ich hatte zwar diese Sache nicht neu aufrollen wollen aber irgendwie musste ich ihn dazu bewegen, mir endlich reinen Wein einzuschenken. Sein Blick war nachdenklich während in ihm wohl ein Kampf entbrannt war, ob er es mir erzählte oder eben nicht. Ein resigniertes Seufzen offenbarte mir, dass er sich wohl dafür entschieden hatte. "Okay aber versprich mir eins...", seine Stimme wurde ernst "...wenn ich dir davon jetzt erzähle, wird es nie wieder Thema sein. Wir werden nicht mehr darüber sprechen und du wirst es auch niemandem sonst erzählen, ist das klar? Ich meine das nicht böse aber es gibt Dinge, die nicht jeder wissen muss und diese Geschichte gehört dazu. Kannst du mir das versprechen?" Byou wirkte so zerbrechlich, dass es mir fast die Tränen in die Augen trieb und doch nickte ich. "Ich verspreche es." Das war die Wahrheit und ich würde ihn nicht enttäuschen. Es schien ihm wirklich schwer zu fallen, darüber zu sprechen und ich wollte dieses Vertrauen nicht ausnutzen, das er mir entgegenbrachte, indem ich mit irgendjemandem darüber sprach. Byou wandte sich kurz ab, beugte sich zur Seite und öffnete tatsächlich die unterste Schublade. Er förderte das Bild zu Tage, welches er allerdings neu gerahmt hatte. Nachdem er sich wieder an das Kopfteil lehnte, überreichte er mir den Bilderrahmen und ich nahm ihn, wie einen Schatz, entgegen. Ich kannte das Foto, hatte es mir immerhin vor einiger Zeit schon angesehen aber nun, da ich durfte, betrachtete ich jedes Detail der alten Fotografie. Nachwievor überraschte mich, wie anders Byou aussah aber die Zeit veränderte nun mal jeden. Ich wusste auch nicht, ob ich in 100 Jahren noch immer dieselbe Frisur und Haarfarbe tragen würde, die ich aktuell hatte. 100 Jahre. Unvorstellbar, dass ich so lange leben würde aber was war schon ein Jahrhundert. Kai war über 2000 Jahre alt und wirkte keinen Tag älter als 25. Jedoch riss mich ein leises Seufzen aus meinen sinnlosen Gedanken, weshalb ich langsam aufsah. Er sah so verletzlich aus und für einen kurzen Moment wollte ich die ganze Sache abblasen aber als er den Blick zum Bild wandern ließ, tat ich es ihm gleich. "Ihr Name war Hina und sie war meine Frau." Dieser Satz ließ mich stocken. Langsam hob ich den Kopf und sah Byou aus großen ungläubigen Augen an. Seine Frau? Wow. Ich war überrascht, schon fast schockiert, was ihn amüsiert lächeln ließ. Es war eigentlich ziemlich bescheuert, davon auszugehen, dass Byou schon immer auf Männer gestanden hatte und ich wusste nicht, warum mich die Tatsache, dass er verheiratet gewesen war, so schockierte. "Schockiert dich das so sehr, dass ich verheiratet war?", hakte er leicht belustigt nach worauf ich kurz zum Bild sah, bevor ich den Blick wieder in sein Gesicht hob. "Ja also nein. Ich weiß nicht. Es überrascht mich einfach. Ich bin irgendwie einfach davon ausgegangen, dass du schon immer auf Männer gestanden hast. Ist blöd...ich weiß. Sie ist hübsch." Ich versuchte diese peinliche Situation irgendwie zu kaschieren und das Thema wieder auf das eigentliche zu lenken. Byou ließ mich gewähren, auch wenn er nicht wirklich glücklich damit war. "Ja das war sie. Ihre Schönheit ist auf dem Bild eigentlich kaum zu sehen. Sie war alles, was man zu dieser Zeit sein musste - was den Idealen entsprach. Nun, wie auch immer, wir waren verheiratet. Das Bild ist nach unserer Hochzeit entstanden. Das war 1871. Du siehst, es ist also noch gar nicht so lange her." Ich hob eine Braue und betrachtete ihn verwirrt. "Da warst du schon ein Vampir.", stellte ich dümmlich fest und war umso verwirrter. Er nickte und suchte meinen Blick. "Das ist richtig. Ich war damals schon ein Vampir und sie wusste das. Sie war selbst einer. Gut, nicht von Anfang an, aber später.", warf er ein und mir schwirrte der Kopf. Byou las in meinem Gesicht und lächelte erneut. "Tut mir leid, ich weiß es ist verwirrend. Als wir geheiratet haben, war sie noch ein Mensch. Ich war damals in Osaka unterwegs und genoss die Zeit in der Stadt. Eines Nachts lief ich durch die Straßen und da traf ich sie. Gut, sie traf eigentlich mich, da sie mich fast umgerannt hatte. Ich hatte keine Ahnung warum eine Frau zu dieser späten Stunden noch unterwegs war aber sie flehte mich an ihr zu helfen. Zwei amerikanische Männer waren hinter ihr her und kurz nachdem sie in mich gerannt war, sind die Typen auch schon aufgetaucht. Sie waren betrunken und hatten Hina anscheinend in irgendeiner Bar angemacht, bis sie geflüchtet war. Die Beiden waren wirklich widerlich, hatten nur Augen für sie und ignorierten mich fast gänzlich bis ich sie hinter mich schob und den Typen den Weg versperrte. Naja, um das Ganze etwas abzukürzen...ich habe sie beschützt und die Kerle fertig gemacht.", lächelte er leicht während ich das Gesagte verarbeitete. Er hatte sie fertig gemacht? "Hast du sie umgebracht?", hakte ich nach und sah ihm in die Augen. Byou schüttelte den Kopf. "Nein, habe ich nicht. Das hätte ich mir nicht leisten können aber sagen wir es so...ich habe ihnen ordentlich Angst gemacht und ein paar Knochen gebrochen aber gestorben sind sie nicht.", betonte er leicht lächelnd. Er schien schon fast stolz auf sich zu sein, dass er die Amerikaner nicht umgebracht hatte, obwohl es durchaus in seiner Macht gelegen hätte. Ich hätte vermutlich kurzen Prozess gemacht aber ich verstand die Gründe und auch ich würde mich daran halten müssen, falls ich jemals in eine ähnliche Situation kommen sollte. "Was ist mit ihr geschehen? Du hast gesagt, sie sei später auch ein Vampir gewesen. Erklärs mir." Ich wollte mehr wissen aber nähere Details, wie sehr er sie mochte oder was er für sie getan hatte, zählte nicht dazu. Ja, ich war komischerweise eifersüchtig - auf eine tote Vampirin, die seine Frau gewesen war. Erbärmlich. Dennoch konnte ich nichts dagegen tun und so hoffte ich, dass er die gestellten Fragen beantworten würde, damit wir das Thema doch recht schnell beenden konnten. "Ja, ich habe sie später gewandelt. Nach dem Kampf wusste ich, dass sie wusste, dass ich anders war. Kein Wunder, wenn man sich so schnell bewegt, dass man kaum mitkommt. Wir trafen uns eine ganze Weile bis sie mich darauf ansprach und ich es ihr gestand. Zuerst hatte sie panische Angst aber komischerweise legte sich diese schnell und sie blieb bei mir. Nachdem wir geheiratet hatten, offenbarte sie mir ihren Wunsch, die Ewigkeit mit mir zu teilen. Eigentlich wollte ich das nicht. Mir gefiel ihre Wärme, das schlagende Herz und all das, was einen Menschen eben auszeichnet aber sie ließ nicht locker, also gab ich nach. Ich wandelte sie in der nächste Nacht und dann begann das Martyrium." Byou seufzte tief, was mich von meiner erneuten Eifersuchtsattacke etwas ablenkte. Ich wollte schon nachfragen, öffnete den Mund aber schloss ihn wieder, als er mich aus traurigen Augen ansah. Etwas schlimmes musste geschehen sein, denn ich hatte ihn noch nie so traurig gesehen, außer in der Nacht, in der ich, mehr oder weniger, gestorben war. "Ich kann die Fragen in deinem Kopf rattern sehen. Warum war es ein Martyrium? Nun, zuerst dachte ich, alles sei gut. Hina schien sich wirklich sehr gut an ihr neues Ich gewöhnt zu haben aber das schlug bald um. Ich hatte es erst gar nicht mitbekommen, weil ich schon damals häufig mit Hakuei zusammen gearbeitet habe und dementsprechend nicht die ganze Nacht zuhause war. Jedes Mal, wenn ich heim kam, wirkte sie völlig normal aber einmal kam ich früher zurück als erwartet, und musste herausfinden, dass meine geliebte Frau verrückt geworden war. Sie kam absolut nicht mit dem Vampirdasein zurecht. Die ganzen Gefühle, Eindrücke und der Hunger hatten sie kaputt gemacht. Jede Nacht entführte sie Menschen, schleifte sie, wie ein wildes Tier, nachhause und begann sie zu malträtieren. Sie quälte die Menschen zu Tode. Es waren nicht nur Männer oder Frauen, sogar Kinder hat sie entführt und ergötzte sich an ihrem Leid. Es war grauenvoll. Ich weiß, du denkst vermutlich an gewisse Parallelen und sie sind nicht ganz von der Hand zu weisen aber das, was sie getan hat, würde ich höchstens meinem schlimmsten Feind antun aber niemals Unschuldigen und erst recht keinen Kindern. Sie...ich werde diese Bilder nie vergessen. Ich weiß bis heute nicht, wie sie es geschafft hat das Haus wieder so sauber zu kriegen, bevor ich heim kam. Es war ein Gemetzel. Sie verstand nicht mal, was sie da getan hat. Es war etwas normales für sie und da wurde mir bewusst, dass..." Ich sah, wie er sich mit der Hand über sein Gesicht strich, den Kopf aber gesenkt hielt, was mir das Herz brach. Ich spürte seine Trauer. Sie durchdrang jede meiner Zellen, sodass mir das Herz schwer wurde. Langsam hob ich die Hand an seine Wange und zwang ihn dazu, mir in die Augen zu sehen. Er weinte. Ein sehr seltener Anblick, der mir erneut das Herz brach und mich näher rutschen ließ. Sanft wischte ich ihm die Tränen von den Wangen und lächelte matt. "Schon gut. Ich verstehe. Du musstest es tun und ich kann mir nicht vorstellen, wie es gewesen sein muss. Ich...es tut mir leid, ehrlich." Meine Worte waren nicht mehr als ein Flüstern. Es tat mir so weh, Byou so leiden zu sehen und nun konnte ich verstehen, warum ihn dieser Punkt so sehr verändert hatte. Er schmiegte sich leicht an meine Hand und lächelte schwach. "Ja das war es. Es war mehr als schwer. Innerlich bin ich auch gestorben, zumindest ein Teil von mir. Ich...war schon immer ein sehr angriffslustiger Kerl, hab schnell über die Strenge geschlagen aber nach dieser Nacht wurde ich kalt. Ich nahm mir wen und was ich wollte, wann ich wollte. Für mich gab es keine Konsequenzen, die man nicht durch den Tod von irgendjemandem, ausmerzen konnte. Das war für eine sehr lange Zeit der Fall, bis zu dem Tag, als ich mich an dir verging." Byou senkte den Blick und ich konnte die Scham schmecken, die er empfand, was mich den Kopf schütteln ließ. "Byou, ich..." Er unterbrach mich, indem er mir einen Finger auf die Lippen legte. "An dem Tag, als du das Bild gefunden hast, kam alles wieder hoch. Ich war blind vor Wut und Schmerz aber als du unter mir gelegen hast, gefesselt und zunächst panisch dann doch willig, dich mir hinzugeben, kam ich wieder zu mir. Ich hab erkannt, was ich im Begriff war, dir anzutun und wie sehr ich das eigentlich nicht wollte. Als ich floh, tat ich es nicht, weil ich dich schmoren lassen wollte sondern weil ich weg musste. Ich konnte deine Nähe für den Moment nicht mehr ertragen weil sie so viel in mir ausgelöst hat, dass es schon weh tat. Ich bat Kai sich um dich zu kümmern, damit ich Zeit für mich haben konnte. Ich ging in den Keller, dort ist man eigentlich immer alleine. Wer geht da schon gerne hin? Also habe ich mich irgendwo hingesetzt und hing meinen Gedanken nach. Die restliche Nacht und fast den ganzen Tag saß ich da bis mich eine Erkenntnis traf, die ich nur ein einziges Mal zuließ. Okay, eigentlich waren es zwei Dinge, die mir klar wurden.", lächelte der Andere, was mich ebenfalls leicht lächeln ließ. "Und die waren? Mach es nicht so spannend.", forderte ich ihn auf, nahm die Hände von seinem Gesicht und wartete gespannt, was nun folgen würde. "Na gut. Nummer eins war, dass ich eigentlich nicht ausgerastet bin, weil du das Bild gefunden hast und Nummer zwei war, dass ich doch wesentlich mehr für dich empfand, als ich dachte." Blinzelnd sah ich Byou an, da ich gerade nur die Hälfte von dem verstand, was er da von sich gab. Nummer zwei war simpel aber Nummer eins überhaupt nicht. "Warum bist du dann so ausgetickt?", hakte ich nach worauf er mir mit der Hand durch die Haare strich und mir einen liebevollen Blick schenkte. "Weil du unterbewusst etwas in mir aufgeweckt hast, dass ich seit Hina gut unter Verschluss gehalten habe. Naja eigentlich dachte ich, es sei gar nicht mehr da aber da hab ich mich wohl getäuscht. Hina war ebenfalls neugierig und genauso schlagfertig gewesen, wobei du da doch noch eine Schippe drauf gelegt hast. Als ich dann das Bild von ihr und mir sah, brach das ganze Kartenhaus zusammen. Ich wollte nicht wahr haben, dass du, ein Mensch, mir mein altes Ich zurück geben konntest. Diese ganzen Gefühle wühlten mich auf und mein Ventil für so etwas, war leider Gewalt. Ich wollte einfach nicht akzeptieren, dass du dabei warst, dich in mein Herz zu stehlen und die Leere in meinem Inneren zu füllen. Es fühlte sich zu gut an, also musste ich dich irgendwie abschrecken, damit du dich von mir abwendest, obwohl ja ich eigentlich das Problem war. Ich hatte mir geschworen, mich nie wieder zu verlieben und erst recht nicht in diesem Ausmaß. Nie wieder wollte ich meine Liebe auf diese Weise verlieren, also verbot ich es mir einfach. Naja, wie man sieht, hat das wirklich gut geklappt.", schmunzelte er ertappt. Ich musste das erst mal sacken lassen und starrte auf seine nackte Brust. "Also damit ich das richtig verstehe...du hast mich gezielt, nennen wir es misshandelt, damit ich dir fern bleibe, weil du gemerkt hast, dass ich dir mehr bedeute als du bereit warst zu empfinden. Du wolltest, dass ich dich hasse damit du mich nicht lieben musst? Das ist schon verdammt unlogisch aber verrückterweise verstehe ich es. Wenn du mir so sehr weh tun kannst, kannst du mich nicht lieben. Oh man. Du hast schon echt 'nen Schaden.", lachte ich leise und konnte immer noch nicht fassen, dass ich diese perverse und verdrehte Ansicht meines Freundes tatsächlich verstand. Ich war vermutlich genauso kaputt wie er. "Ja, so könnte man es ausdrücken. Ich weiß wie das klingt aber so ist es nun mal. Allerdings bin ich sehr froh, dass du keinen hast." Unsere Blicke trafen sich, als er mir seine Hand auf die Wange legte und mich ernst ansah. Was meinte er? "Das ich was nicht habe?" Noch immer sah er mich mit diesem nachdenklichen Blick an, als ob etwas mit mir nicht stimmen würde. "Einen Schaden. Du glaubst gar nicht, wie viel Angst ich hatte, dass sich mein Schicksal wiederholt. Als du sterbend in meinen Armen gelegen hast und ich nur eine Wahl hatte, betete ich zu allen Göttern dieser Welt, dass es dieses Mal nicht schief gehen würde. Noch einen Menschen zu verlieren, der mir die Welt bedeutete, hätte ich nicht überlebt. Ich bin allerdings sehr froh, dass meine Gebete erhört wurden. Wurden sie doch oder?" Byou scherzte nicht und ich konnte meine sarkastische Ader gerade noch so unterdrücken. Er machte sich wirklich Sorgen, dass auch ich verrückt war, weil ich mit mir nicht mehr klarkam. Leicht lächelnd legte ich meine Hand auf seine und nickte leicht. "Keine Sorge. Ruki macht mich zwar manchmal wahnsinnig aber ich bin geistig immer noch genauso drauf wie vor meiner Wandlung. Das liegt aber vermutlich auch an dem Giftzwerg und seinem Freund. Ohne sie wüsste ich nicht, ob ich nicht tatsächlich den Verstand verloren hätte. Aber das ist Vergangenheit und mittlerweile finde ich es gar nicht mehr so schlimm, ein Vampir zu sein. Immerhin lebe ich nun ewig, werde nie alt und faltig oder gar schwer krank. Gut, ob ich es tatsächlich mit dir ein Leben lang aushalten will, weiß ich noch nicht aber man kann es sich ja manchmal nicht aussuchen, ne?", neckte ich Byou ein wenig, um die Stimmung wieder etwas aufzuhellen. Natürlich sah ich Erleichterung auf seinem Gesicht, bis er mich aus großen Augen ansah. "Was?", hakte er entsetzt nach und ich begann zu schmunzeln. "Ja du hast mich schon verstanden. Ich mein, ich bin noch jung. Wer weiß? Vielleicht läuft mir in 50 oder 100 Jahren ja eine richtige Sahneschnitte über den Weg oder du wirst mir zu langweilig. So eine Ewigkeit ist schon verdammt lang.", gab ich nachdenklich von mir, bis ich herumgewirbelt wurde und überrascht keuchend unter Byou lag. Dieser funkelte mich wissend an. "Falls du denkst, ich glaube dir auch nur ein einziges Wort, hast du dich geschnitten. Mich wirst du nicht mehr los und ich denke, das ist es auch genau, was du willst." Interessiert lauschte ich seinen Worten, zog eine Schnute und spielte mit einer Strähne seines karamellfarbenen Haares. "Wer weiß, wer weiß.", grinste ich frech, bemerkte das diabolische Leuchten in seinen Augen worauf mein Grinsen erstarb. Natürlich spielte ich nur mit. Ich freute mich auf das, was kam und auch, wenn ich es nicht ausgesprochen hatte, war Byou genau das, was ich wollte. Für immer. Kapitel 20: Another Way ----------------------- Kai POV "Liebling das ist übertrieben." Kai versuchte schon seit einer geschlagenen Viertelstunde seinem Partner die fixe Idee auszutreiben, dass er Vampire zu seinem Schutz brauchte. Außer denen, die eh schon hier rumschwirrten. Hakuei hatte ihm berichtet, dass sich die Lage in Tokyo immer weiter zuspitzte, auch wenn sie fernab der Stadt nicht so viel davon mitbekamen. Immer mehr Vampire wurde eingefangen oder starben bei dem Versuch, den Männern der Phoenix Corporation zu entkommen. Auch wenn Jin nicht mehr für seinen alten Arbeitgeber arbeitete, so hatten er und seine Kollegen mächtige Waffen entwickelt, die ihnen enorm zusetzten. Dennoch war es absoluter Blödsinn, dass Haku einige seiner Gefolgsleute abzog um sie nach Tokyo, zu ihm, zu schicken. "Das ist absolut nicht übertrieben. Ich will nicht, dass dir etwas passiert und da ich nicht da bin, werde ich dir eben Ersatz schicken.", erklärte er sachlich, was Kai nur schwer seufzen ließ. "Du weißt schon wie das wirkt oder? Keiner von ihnen, bis auf Jin, weiß, wer oder was ich bin und ich hatte eigentlich nicht vor, die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Haku, die Anderen werden Fragen stellen, wenn du Leute herschickst, damit diese auf mich aufpassen. Darüberhinaus kann dich niemand ersetzen.", gab er leicht genervt zurück bevor ihm etwas ganz anderes bewusst wurde. "Allerdings kannst du froh sein, dass ich dich liebe und weiß wie du das meinst, denn allein dein Vorschlag ist eigentlich eine Beleidigung. Wäre es anders, hätten wir nun ein dezentes Problem. Wie auch immer, ich will hier keine weiteren Vampire, die in die Schusslinie geraten könnten. Wir sollten uns vielleicht eher zurückziehen anstatt die Reihen aufzustocken." Der Vampir ließ sich auf sein Sofa sinken und rieb sich die Nasenwurzel. Er konnte die Sorgen seines Liebsten verstehen aber er hatte nicht vor sich zu outen und sich einem Pool an Fragen zu stellen. Das würde nur Probleme geben, von denen sie aktuell schon genug hatten. Davon abgesehen war er gottverdammte 2000 Jahre alt und durchaus in der Lage sich selbst zu verteidigen, wenn er musste. "Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht beleidigen. Natürlich kannst du dich selbst schützen aber trotzdem wäre es mir lieber, wenn zumindest ein weiterer Vampir bei euch wäre. Es muss ja niemand wissen, dass ich ihn wegen dir schicke. Was meinst du?" Hakus hoffnungsvoller Ton ließ ihn schmunzeln. Was sollte er nur tun? Der Gute würde niemals von seiner Idee ablassen und selbst wenn er es schaffen sollte, Haku davon abzubringen, war das mehr Schein als Sein. Kai konnte sich sicher sein, dass wenige Tage später genau das umgesetzt wurde, was Hakuei wollte. Eigentlich sollte man meinen, dass er hier das Sagen hatte aber dieser Zug war wohl schon lange abgefahren. Wenigstens hatte sein Liebster den Anstand, ihn vorher davon in Kenntnis zu setzen und so zu tun, als ob er ihm eine Wahl ließ. "Von mir aus. Ich kann es dir eh nicht ausreden. Allerdings solltest du darüber nachdenken, ob wir Tokyo nicht besser aufgeben. Wenn es wirklich so schlimm geworden ist, sind auch wir bald nicht mehr sicher. Jin arbeitet zwar, nach wie vor, an dem Mittel aber Fortschritte sind kaum erkennbar. Allerdings hat er mich nach meinem Blut gefragt. Ich sollte es ihm geben, dann wären wir vielleicht bald alle frei." Kai hörte, wie etwas auf der anderen Seite der Leitung zerbrach. Vermutlich hatte Hakuei gerade sein Glas, oder ähnliches, fallen lassen. "Bitte was?! Nein, nein, nein! Du wirst ihm nicht dein Blut geben. Schlimm genug, dass er es überhaupt weiß. Es muss eine andere Möglichkeit geben und er wird sie schon finden, da bin ich mir sicher und was die Sache mit Tokyo angeht...ich denke darüber nach. Vermutlich hast du Recht aber ihr solltet nicht vorschnell die Flinte ins Korn werfen.", warf Hakuei ein und ließ keinen Platz für Diskussionen, glaubte er zumindest, denn er hatte die Rechnung definitiv ohne seinen Freund gemacht. "Bitte? Du darfst darüber bestimmen ob ich einen Babysitter brauche aber ich darf nicht entscheiden ob ich einen entscheidenden Baustein an Jin weitergebe? Wir haben ihn nur deswegen entführen lassen und darüber hinaus, gehört er nun zu uns. Es ist ebenfalls in seinem Interesse wieder in die Sonne zu können. Ich fasse es einfach nicht, dass du tatsächlich glaubst, in der Position zu stehen, mir Befehle erteilen zu können.", zischte der Ältere und sah mit funkelnden Augen ins Nichts. Das war doch wirklich die Höhe. Er kannte die Gefahr, wenn er Jin Proben seines Blutes gab und doch war er bereit, dieses Risiko einzugehen. "Kai ich..." "Ja? Ich bin ganz Ohr.", knurrte Kai erneut in den Hörer und war wirklich gespannt, was nun kommen würde. Wie gerne hätte er Hakuei jetzt vor sich gehabt, denn sich über das Telefon zu streiten, war wirklich unangenehm. Er konnte nicht in seinem Partner lesen, nicht abschätzen was dieser wirklich meinte oder im Begriff war zu sagen und es machte ihn wahnsinnig. Es war schon so lange her, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Vermutlich war das auch der Grund, warum sie sich in letzter Zeit so häufig stritten. "Nein ich befehle dir gar nichts. Ich will dich doch nur beschützen du Idiot. Wie willst du seinen eventuellen Durchbruch erklären? Dann musst du so oder so mit der Sprache rausrücken. Willst du das wirklich? Ich weiß nicht, ob es das wert ist. Ganz davon abgesehen, dass ihn dein Blut anziehen würde. Du weißt ganz genau was passiert, wenn andere Vampire dein Blut riechen und egal wie alt du bist, wenn alle aus dem Haus zusammenkommen, und das ist durchaus möglich, dann wirst auch du dich nicht mehr wehren können. Ich vertraue den Anderen aber dennoch sind sie Vampire, deren Tier nur auf so einen Leckerbissen wie dich wartet und ich will nicht, dass du dich auf dem Silbertablett servierst. Verstehst du das nicht?" Super. Hakuei nahm ihm den Wind aus den Segeln. Alles, was er sagte, hatte Hand und Fuß. Kai grummelte leise. Er hatte ja recht und trotzdem traten sie nur auf der Stelle. Es musste eine Möglichkeit geben, dass Jin sein Blut untersuchte, ohne gleich in Raserei zu verfallen und diese würde er finden. "Doch ich verstehe es und ich hasse dich dafür. Ich hasse es sie so leiden zu sehen aber gut, fürs Erste lege ich diesen Gedanken auf Eis. Nun, wen willst du mir schicken?", lenkte der Brünette vom Thema ab, damit sich die Atmosphäre wieder etwas entspannen konnte. Sich mit Haku zu streiten machte ihm keinen Spaß aber wenn man schon so lange zusammen war, blieb das nicht aus. Dennoch liebte er diesen sturen Bock noch wie am ersten Tag und wenn er darauf bestand, dass zumindest ein weiterer Vampir hier einzog, dann sollte es so sein. Solange er seinen Liebsten in naher Zukunft wiedersah, war Kai einfach alles recht und auch wenn der Andere es nicht direkt zugab, wusste er, dass es ihm nicht anders ging. Aoi POV "Ja, vielen Dank. Wir werden uns so schnell wie möglich um Ihr Anliegen kümmern. Danke, dass Sie uns angerufen haben.", verabschiedete sich Aoi super freundlich und betätigte eine Taste, auf seinem Telefon, bevor es in der Leitung still wurde. Seufzend tippte er etwas in den Computer ein und schickte es ab. Gott, wenn er noch länger hinter einem Schreibtisch gefangen war, würde er sich höchstpersönlich an seinem Headsetkabel aufhängen. Er fühlte sich so unglaublich gefangen in diesem Raum ohne Fenster. Es gab nur diverse Reihen an Boxen, in denen genauso arme Schweinen saßen, wie er selbst. Dazu verdonnert kleine Hausmütterchen am Telefon zu beruhigen, die angeblich einen Vampir gesichtet haben wollten. Meistens stellten sich diese Anrufe als vollkommener Fehlalarm raus. Entweder es war der Schatten eines Baumes, ein Penner oder irgendetwas anderes, das einem Vampir nicht mal glich. Nicht mal mit viel Fantasie. Das war nun schon seit geraumer Zeit sein Leben. Ätzend. Dabei gehörte er doch nach draußen, bis unter die Zähne bewaffnet und nach Vampiren jagend. Er war gut und das wusste Phoenix. Deshalb hielten sie ihn nun hier gefangen, um ihn für seine Missetaten zu bestrafen. Sie bestraften nur sich selbst. Wenn er hier drin war, konnte er nicht draußen sein und so wie er das sah, war das nur ein Verlust. Immerhin hatten sie ein paar seiner geschätzten Kollegen, vor wenigen Nächten, verloren als eines dieser Biester sich aus seinen Ketten befreien konnte und durch die Wachen metzelte. Es hatte sie vollkommen unvorbereitet erwischt. Unter seiner Leitung wäre das nicht passiert aber nein, er saß hier vor diesem verfluchten Monitor, mit einem Headset auf dem Kopf und telefonierte stundenlang wie ein verdammter pubertierender Teenie. Zum Kotzen. Als es dann schon wieder klingelte, seufzte Aoi laut, sehr laut. Manche Kollegen streckten die Köpfe aus ihren Kabinen und sahen zu ihm. Er ignorierte sie gepflegt, hob den Kugelschreiber in seiner Hand, um schon fast brutal die Annahmetaste zu betätigen. "Vampirhotline der Phoenix Corporation. Mein Name ist Aoi, wie können wir Ihnen helfen?", sprach er zuckersüß in das Mikrofon vor seinem Mund und hätte am liebsten mit der Faust gegen den Monitor geschlagen. Jedoch hörte er nur ein kurzes Lachen, weshalb er eine Braue hob und ungeduldig den Kugelschreiber, zwischen seinen Fingern hin und her wippen ließ. "Was für eine blöde Ansage.", hörte er eine Stimme sagen und setzte sich nun aufrechter hin. "Wenn Sie meinen. Was kann ich für Sie tun?", blubberte er den Text erneut runter und doch war da etwas, dass ihn aufhorchen ließ. "Ja, sagen Sie mir wer sich diesen blöden Spruch ausgedacht hat. Der gehört wirklich aufgehängt.", schnaubte die Stimme am anderen Ende amüsiert und Aoi biss sich auf die Unterlippe. Sämtliche Alarmglocken in seinem Kopf klingelten weshalb er schnell etwas in den Computer eintippte und die Aufnahme stoppte. Nun konnte er wenigstens frei reden. "Das stimmt allerdings und mit wem habe ich das Vergnügen?" Wieder dieses Lachen. Wenn das kein Vampir war, der sich anscheinend gerade einen Spaß daraus machte, hier anzurufen, dann würde er dieses Headset fressen. "Oh keine Namen Aoi. Ist doch richtig, Aoi oder?", erkundigte sich die Stimme und ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. "Richtig. Gut, was kann ich dann für dich tun?" Er verkniff sich das Siezen. Das war hier absolut unnötig. "Hm weißt du Aoi, ich duze dich mal, da du ja schon so frei warst. Ich habe da ein kleines vampirisches Problem und ich weiß nicht, ob ich da bei dir richtig bin." Wieder grinste der Schwarzhaarige und spielte mit dem Kugelschreiber in seiner Hand. "Oh. Also ein Vampir, der ein Problem mit einem Vampir hat? Das klingt ja schon fast langweilig. Wie sollte ich dir dabei helfen können? Solltest du das Problem nicht selbst aus der Welt schaffen können? Warum sollte ich dir also gewillt sein zu helfen?" Stille. Schmunzelnd lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. Er hatte es gewusst. Sofort als er diese Stimme gehört hatte, wusste er, dass sie nicht normal war. Nicht menschlich. Zumindest nicht mehr. Es knackte kurz in der Leitung und für einen Moment dachte er schon, dass der Fremde aufgelegt hatte. Dem war nicht so. "Du bist gut. Respekt. Ja, eigentlich sollte ich das können aber sagen wir es so...es ist etwas heikel und deswegen bräuchte ich eine diplomatischere Lösung. Eine endgültige Lösung, die nicht auf mich zurückfällt. Also wie sieht's aus? Interessiert, Aoi?" Es erstaunte ihn wirklich, dass der Vampir so offen mit ihm sprach. War das etwa kein Zufall, dass der Anruf seinen Platz erreicht hatte? Wer wusste das schon. Vermutlich der Vampir am anderen Ende. "Ich verstehe. Ich gehe davon aus, dass du weißt, wer ich bin." Das war keine Frage sondern eine Feststellung. "Ja, das weiß ich sehr wohl. Dir kann man aber auch gar nichts vormachen. Zu schade, dass du in diesem Call Center verrotten musst. Nun, ich wiederhole mich wirklich äußerst ungerne aber hast du Interesse oder muss ich mich an jemand anderes wenden?" Aoi überlegte. Das musste ja ein wirklich dicker Fisch sein, wenn sich ein Vampir nicht traute, einen anderen auszulöschen. "Sagen wir mal, du hättest mein Interesse geweckt. Was springt dabei für mich raus?" Wieder dieses amüsierte Schmunzeln. Aoi war wahrhaftig an dem Vampir interessiert, der sich da gerade so mutig mit ihm unterhielt während er selbst den Anruf zurückverfolgen ließ. Er war ja kein Anfänger und der Computer in diesem schäbigen Raum war kein Gegner gewesen und hatte sich so gar nicht gegen ein paar Upgrades gewehrt. "Nun, ich weiß, dass sie dich nicht mehr raus lassen um uns abzuschlachten oder einzufangen. Du musst dir wie ein Tiger im Käfig vorkommen, nicht? So voller Energie aber keine Möglichkeit ihr freien Lauf zu lassen." Der Typ provozierte ihn und obwohl seine Braue zuckte, riss er sich am Riemen. "Du weißt erstaunlich gut Bescheid. Wie auch immer. Ich wiederhole mich auch nur ungerne aber was springt dabei für mich raus?" Das Spielchen war ja ganz nett gewesen aber langsam wollte er doch zum Wesentlichen kommen. "Ich verspreche dir, die Person, der Vampir, den du für mich entsorgen sollst ist schon seit geraumer Zeit verschwunden. Er war wichtig für euch und noch wichtiger für uns. Na, dämmert es dir?" Aoi konnte ihn grinsen hören und doch musste er kurz sein Hirn anstrengen bevor er die Augen weitete. "Du bluffst." Das konnte nicht sein. Wenn er wirklich von dem Menschen sprach, den er vermutete, würde das heute sein absoluter Glückstag werden. "Denkst du? Ich kann dir versichern, dass dem nicht so ist. Ich biete dir an Dr. Jin Miramura zu erledigen, der eure Geheimnisse kennt und dafür erlangst du sogar deine Freiheit wieder. Du siehst. Eine Win-Win Situation oder nicht?" Aoi ließ seinen Kugelschreiber fallen und sah sich sofort um. Wenn das stimmte, dann würde er seinen alten Posten wieder bekommen und zwar schneller, als er denken konnte. "Also Aoi, haben wir einen Deal oder schlägst du das Angebot aus?" Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen aus. "Wir haben einen Deal...", beendete er den Satz offen, da er ja den Namen des Vampirs nicht kannte, der ihm hier behilflich war, seine Karriere wiederzubeleben. "Manabu. Mein Name ist Manabu und wenn dein Programm durchgelaufen ist, kannst du mich auch genau bei diesen Koordinaten finden. Aber keine Tricks okay? Sonst bist du schneller tot, als du glaubst. Bis dann." Gerade als die Leitung still wurde, hatte sein Trackingprogramm die Koordinaten des Anrufers ausgespuckt, weshalb er zufrieden grinste. Keine Tricks. Nein, er hatte tatsächlich nicht vor, irgendwem von diesem Treffen zu erzählen. Aoi wollte seinen alten Posten zurück und wenn er es schaffen sollte, an Jin heranzukommen, ihn sogar zu töten, würde man ihm mit Kusshand sogar noch eine Beförderung anbieten. Ja, so würde es laufen weshalb er sich die Daten notierte, den Zettel in seine Hosentasche stopfte und sich das Headset vom Kopf zog. Er war hier fertig, weshalb er einfach aufstand, seine Jacke nahm und ging. Er hatte ein Date und Dates ließ man bekanntlich nicht warten. Mit einem frustrierten Laut ließ ich den Kugelschreiber fallen und umschloss mein Gesicht mit den Händen. Ein tiefes Seufzen entwich meiner Kehle bevor ich wieder das Ergebnis auf meinem Monitor anstarrte und den Kopf schüttelte. Ich fand es einfach nicht heraus. Dieses verfluchte Gen wollte einfach nicht so wie ich wollte und das machte mich rasend. Zwar hatte ich es endlich gefunden aber nun stand ich vor einer Wand. Egal in welche Richtung ich mich drehte, da war sie wieder. Die Wand. Ich kam nicht voran. Kein bisschen. Grummelnd raufte ich mir die Haare und lehnte mich zurück, ließ die Arme hängen und starrte weiterhin auf das Fenster, dass mir in großen Lettern mitteilte, dass ich versagt hatte. Schon fast höhnisch lächelten sie mich an weshalb ich genervt das Fenster schloss. Sämtliche Ansätze, die ich durchrechnen ließ, wurden von dem Programm niedergeschmettert. Keine Simulation funktionierte. Ich fand einfach keine Hintertür um das UV-Problem in den Griff zu kriegen. Es ließ sich nicht extrahieren, nicht verändern. Einfach gar nichts ließ sich damit machen. Wieso nur, ließ es sich nicht genetisch verändern? Hatte ich die falschen Formeln? Ging ich falsch an die Sache ran? Nutzte ich die falsche Chemie? Gab es etwa noch eine andere? Wohl kaum. Es war einfach nur deprimierend. Genauso wie die Tatsache, dass ich die Sonne bereits vermisste, obwohl ich erst seit kurzem ein Vampir war. Schöne Scheiße. Doch ein zaghaftes Klopfen ließ meine gedanklichen Hasstiraden enden weshalb ich mich zur Tür drehte, als diese geöffnet wurde. "Darf ich reinkommen oder stör ich gerade?", hörte ich Kai vorsichtig fragen, der meine Wut wohl bemerkte. Kein Wunder. Der Raum stank förmlich danach. Selbst ich konnte es riechen, winkte ihn aber rein. "Du störst nicht, ganz im Gegenteil. Ich würde sonst irgendetwas zertrümmern. Was gibt's?", lächelte ich schief und rollte, mit etwas Schwung, zu meinem anderen Arbeitsplatz um mir einen Glimmstängel zu besorgen. Vielleicht beruhigte der ja meine Nerven. Als ob. "So schlimm?", erkundigte sich mein Freund und während ich mir die Zigarette zwischen die Lippen schob und entzündete, nickte ich. "Ziemlich. Es ist fast so, als würde das Gen nicht verändert werden wollen. Ich kann den Löwen einfach nicht bändigen.", seufzte ich tief und inhalierte den Rauch meiner Zigarette um ihn nur kurz darauf geräuschvoll auszuatmen. Ich beobachtete wie Kai an den Monitor trat und sich die Analyse meiner letzten Simulation ansah. Ich bezweifelte, dass er überhaupt nur ein Wort von dem verstand, was dort angezeigt wurde aber ich ließ ihn einfach machen. Schlimmer konnte es eh nicht werden. "Hast du darüber nachgedacht?" Kai drehte sich zu mir um und sah mir in die Augen. Er wusste genau, was ich meinte und seufzte leise. Ich beobachtete wie er sich von dem Monitor abwandte und dann neben mich trat um sich auf die Arbeitsplatte zu setzen. "Ja. Ich habe vorhin mit Hakuei telefoniert. Er hält es für eine schlechte Idee und seine Argumente waren wirklich gut." Das verstand ich nicht, weshalb ich ihm einen fragenden Blick zuwarf während ich mir die Zigarette wieder an die Lippen führte. Ein Lächeln zierte seine Züge, doch es erreichte seine Augen nicht. Ein merkwürdiger Anblick. "Es ist kompliziert Jin. Das ist nicht wie beim Arzt. Ich kann mich hier nicht einfach hinsetzen und mir von dir Blut abnehmen lassen, damit du es analysieren oder nutzen kannst. Ich kann es dir gerne demonstrieren.", bot er mir an und ich fühlte mich noch immer nicht viel schlauer, weshalb ich meine Zigarette ausdrückte und nickte. "Okay, dann zeig mir mal was du meinst. Ich habe nämlich keine Ahnung worauf du hinauswillst." Ich konnte ihm seine Unsicherheit ansehen und doch erhob er sich, ging zur Tür um diese abzuschließen bevor er den Schalter für die Lüftung betätigte, die diesen Raum mit frischer Luft versorgte, und abschaltete. Ich hatte ihn bisher nicht abgestellt. Eigentlich hatte ich es tatsächlich vergessen. Manchmal vergaß ich sogar das Atmen. Ich brauchte es ja nicht mehr und doch tat ich es noch. Es gab mir einfach ein Gefühl von Sicherheit, das ich noch irgendwo menschlich war. Doch dann kam er wieder auf mich zu, sah sich kurz auf dem Schreibtisch um und griff zur Schere. Was hatte er denn nun damit vor? Die Antwort folgte auf dem Fuße, als er die Schere auseinanderzog und eine der Klingen an seinem Unterarm ansetzte und einen Schnitt provozierte. Nun war ich wahrhaft interessiert, was nun passieren sollte. Ich sah wie Kai die Schere von seiner Haut löste und sich der Schnitt mit Blut füllte. Es war rot. Wie unerwartet. Also das konnte es nicht gewesen sein weshalb ich fragend in seine Augen sah und dann wieder auf den Schnitt blickte. Es dauerte ein bisschen bis ich spürte, dass sich etwas tief in mir zu regen begann. Ohne es zu bemerken, war ich aufgestanden, den Schnitt noch immer fest fixiert während ich dicht vor Kai stehen blieb. Ich spürte wie mein ganzer Körper zu kribbeln begann und sich ein Verlangen an die Oberfläche grub, das ich noch nie zuvor verspürt hatte. Alles in meinem Körper drängte auf Kais Blut. Es war noch nicht mal viel, das da aus dem Schnitt sickerte und doch hatte es mich völlig in seinen Bann gezogen. Wie ferngesteuert streckte ich die Hand nach seinem Arm aus, bis sie festgehalten wurde. Irritiert darüber, wollte ich ihm meine Hand entziehen aber er hielt sie einfach fest, was mich knurren ließ. Das Blut weckte immer neue Gelüste und die Gier in mir wuchs, weshalb ich einfach den Weg nach vorne suchte und mich nach vorne beugte, um endlich an das Objekt meiner Begierde zu gelangen. Doch so weit kam ich nicht. Nur einen Wimpernschlag später, hatte ich eine Wand im Rücken. Der Schwung presste mir die Luft aus den Lungen. Überrascht sah ich auf und direkt in Kais Augen, die mich rötlich anfunkelten. Es war wunderschön anzusehen. "Hör auf.", hörte ich ihn bestimmt fordern und sofort versiegten meine Handlungen. Ich wurde ruhiger und auch die Anspannung wich, bis zu einem gewissen Grad, aus meinem Körper. Kai löste langsam eine Hand von meiner Schulter, führte sich seinen Arm an den Mund und entfernte sein eigenes Blut. Ich beobachtete alles mit Argusaugen, unternahm aber nichts dagegen, obwohl etwas tief in mir gegen den Käfig ankämpfte, der mir aufgezwungen wurde. Mein Freund ließ mich nicht aus den Augen, legte die eine Hand wieder an meine Schulter und so kam es, dass wir einfach nur dastanden und uns anstarrten. Seine Augen leuchteten noch immer in einem rötlichen Schwarz, was mich wirklich unglaublich faszinierte. Das war mir noch nie aufgefallen oder er hatte es mir, schlicht und ergreifend, noch nie gezeigt. Einige Momente später löste ich unseren kleinen Starr-Wettkampf und sah zur Seite. Blinzelnd kam ich wieder zu mir und die ganze Anspannung fiel von mir ab. Der Bann, unter dem ich gestanden hatte, schien gebrochen weshalb ich tief einatmete und wieder verwirrt aufsah. "Was...?", brachte ich nur wenig intelligent heraus worauf Kai mich losließ. Ich sackte fast ein wenig zusammen, drückte mich gegen die Wand und strich mir durch die Haare. "Das war mein Blut und das, was es mit dir macht.", erklärte er mir und ich schüttelte leicht den Kopf. "Ich...das verstehe ich nicht." Er entfernte sich ein paar Schritte und lehnte sich wieder an die Arbeitsplatte bevor ich ihm mit weichen Knien folgte und einfach wieder auf dem Stuhl Platz nahm. "Weißt du, ich bin ein Urvampir. Mein Blut ist mächtig und es regt deine niedersten Instinkte an. Du wolltest es trinken um dir meine Macht anzueignen." Geschockt sah ich auf und schüttelte den Kopf. "Was? Nein! Ich wollte...also naja, ich weiß nicht so wirklich was ich wollte aber ich konnte mich nicht dagegen wehren. Eigentlich habe ich nur zugeschaut. Gott, ich glaube ich wollte dich töten.", entfuhr es mir und ich hielt mir die Hand vor den Mund. Hatte ich Kai wirklich töten wollen, nur um an sein Blut zu kommen? Das war doch Wahnsinn. Ich spürte seine Hand auf meiner Schulter und als ich ihn wieder ansah, lächelte er sanft. "Ja das wolltest du. Wobei, eigentlich wolltest du mich nicht prinzipiell töten. Du wolltest einfach nur mein Blut trinken und zwar alles. Umso mehr Blut umso mehr Macht. Zumindest ist das der Kerngedanke. Dabei spielt es eigentlich gar keine Rolle wie viel du getrunken hättest. Selbst ein Tropfen würde reichen, aber da mein Blut deine Gier einfach nur auf ein neues Level hebt, hättest du mich getötet. Zumindest wenn ich nicht fast 2000 Jahre älter wäre als du.", schmunzelte er und ich verzog das Gesicht. Ich konnte nichts witziges daran finden. "Hey! Mach dich nicht fertig. Ich wollte dir demonstrieren, was Hakuei als Argument vorgebracht hat. Wie du siehst, ist es eins, das ich nicht ganz von der Hand weisen kann. Ich denke du verstehst jetzt, warum es kompliziert ist oder?" Ich nickte. Oh ja und wie ich es nun verstand. "Aber wie soll ich es dann schaffen? Ich kriegs nicht hin Kai. Ich weiß nicht ob es an meinem Blut liegt, obwohl ich sogar schon Byous genommen habe und da habe ich dieselben Resultate erzielt. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, wenn ich es nicht mit deinem Blut probieren kann.", gab ich verzweifelt zurück und stützte meinen Kopf in meine Hände. Ich war wirklich kurz davor aufzugeben. Es ging nicht. Ich konnte Kais Blut nicht gefahrlos untersuchen und wenn der Geruch am Ende noch durchs Haus ging, hatte ich dazu noch ein mächtiges Problem. Oder Kai. Oder wir beide. Doch dann packte mich eine Erkenntnis, die mich schlagartig aufsehen ließ. "Moment mal. Hast du mich eben manipuliert?", hakte ich mit leicht verengten Augen nach und Kai lächelte. "Ja habe ich." Ich hielt mich an der Tischkante fest und stand auf während ich nachdenklich in die Gegend sah. "Das ist es doch! Du könntest mich manipulieren, damit ich nicht mehr auf dein Blut abfahre. Dann könnte ich ein bisschen davon untersuchen und es dann einfach vernichten. Verbrennen oder so. Irgendwas würde mich schon einfallen. Ginge das nicht?" Meine Hoffnung tanzte gerade Tango mit einer Rose im Mund während ich Kai einfach nur ansah. Das war doch eine gute Lösung und zur Not manipulierte er eben alle, die hier so rumhingen oder er schickte sie für die Zeit weg, die ich brauchte. Das sollte ja nicht schwer fallen. "Theoretisch könnte das klappen." "Aber?", hakte ich ungeduldig nach und wusste nicht, warum er nicht einfach aus dem Häuschen war. Das löste doch einfach alle Probleme, also warum machte er so ein nachdenkliches Gesicht? "Aber eben nur theoretisch. Jin, du hast einen sehr starken Geist. Das ist dir vielleicht nicht aufgefallen aber mir." Nun hob ich eine Braue und schenkte ihm den Blick der tausend Fragezeichen. "Wie jetzt?" Er lachte leise und bedachte mich mit einem leicht amüsierten Blick. "Ich hatte tatsächlich Mühe dir die Manipulation dauerhaft aufzuzwingen. Du hast es gespürt. Das Tier in dir hat sich trotz der Manipulation stark gewehrt. Du konntest nicht aufhören mein Blut anzustarren, nicht mal, als ich es selbst getrunken habe, um dich zu erlösen. Du hast dich sogar in mein Hemd gekrallt und nicht losgelassen, bevor mein Blut aufgehört hat, auf dich zu wirken." Ich sah an ihm herunter und entdeckte eine arg zerknitterte Stelle. Sofort wurde mein Mund trocken und ich seufzte tief. "Das ist doch scheiße.", maulte ich meinen Unmut heraus und lief ein paar Schritte in den Raum hinein. "Warum zum Teufel ist mein Geist so stark? Sind die Anderen auch so? Kannst du sie auch nur so schwer manipulieren?" Ich musste das wissen. Ich wollte einfach nicht besonders sein. Nicht schon wieder. Mein ganzes Leben lang war ich etwas besonderes gewesen. Besonders intelligent. Besonders geeignet um dafür verprügelt und gehasst zu werden. Jetzt war ich ein Vampir und nicht mal in diesem Zustand konnte ich einfach nur normal sein? Ich konnte ihn seufzen hören und ließ den Kopf hängen. Das reichte mir schon als Antwort. Als sich dann seine Arme von hinten um mich schlangen und er seinen Kopf auf meiner Schulter ablegte, wäre ich am liebsten zusammen gebrochen. "Die Anderen zu manipulieren ist schon fast lächerlich einfach. Ich mache das andauernd oder glaubst du etwa sie wissen, dass ich in die Sonne kann? Meinst du wirklich, sie hätten noch nie bemerkt, wie alt ich bin oder welche Fähigkeiten ich habe? Das ich essen kann? Ich habe es sie vergessen lassen. Für sie bin ich einfach nur älter, weshalb sie mir Respekt zollen, neben dem Umstand, dass Hakuei mein Partner ist. Keiner von ihnen weiß, dass ich Hakuei gezeugt habe. Sie glauben, es sei anders herum und das ist auch gut so. Sie nehmen mich eigentlich nur als ruhigen und warmherzigen Typen wahr, der hier eben auch ist und zu dem man nett sein sollte. Mehr auch nicht.", erklärte er mir ruhig und ich biss mir auf die Unterlippe. So war das also. Sie hatten es alle schon mal gespürt. Nur Kai stand zwischen ihnen und ihren Erinnerungen. "Und sie wissen wirklich gar nichts mehr? Kommt es ihnen nie komisch vor? Bemerken sie nichts von der Manipulation?" Er schüttelte den Kopf, was mich wieder seufzen ließ. "Warum ist es bei mir anders? Wobei, ist es das wirklich? Ich war von deinem Blut berauscht. Vielleicht ist deine Fähigkeit da einfach etwas beschränkt. Versuch mich doch so zu manipulieren. Mach einfach irgendetwas okay?" Ich klang verzweifelter als ich hatte klingen wollen und doch wollte ich einfach beweisen, dass ich nichts besonderes war weshalb ich mich aus seiner Umarmung löste und vor ihn stellte. "Los! Mach! Irgendetwas, egal was. Bitte.", flehte ich ihn schon förmlich an und Kai schloss kurz die Augen bevor er sie wieder öffnete und mich schief anlächelte. Langsam kam er auf mich zu, legte mir eine Hand auf die Wange und sah mir in die Augen. "Glaubst du wirklich, das ich es noch nie versucht habe?" Meine Züge entglitten mir. Verwirrt suchte ich in seinen Augen eine Antwort, fand aber keine. "Was meinst du?" Noch immer lächelte er mich mit einer mütterlichen Wärme an. "Ach Jin. Schon, als du noch ein Mensch warst, habe ich versucht dich zu manipulieren. Ich habe versucht dir das Interesse an Byou zu nehmen. Mehrfach. Als er dich abgewiesen hat, habe ich es wieder probiert. Nach deiner Wandlung habe ich es erneut probiert. Wir sind uns doch einmal auf dem Flur begegnet. Du hast mir in die Augen gesehen, ich habe die Chance genutzt aber du hast nicht mal sonderlich reagiert. Klar, du bist kurz stehen geblieben aber das wars dann auch schon. Erinnerst du dich?" Mein Kiefer stieß durch den Boden des Labors. Ich konnte es nicht glauben. So oft hatte Kai versucht mich zu manipulieren und war gescheitert? Das war doch alles nicht wahr. "Ich...ja. Ich erinnere mich. Ich hab mich an dem Tag gefragt, warum ich stehen geblieben bin, hab dem aber nicht weiter Beachtung geschenkt. Das...das ist doch alles ein schlechter Witz. Sag mir einfach, dass du mich gerade verarscht hast und dann machen wir weiter okay? Das kann einfach nicht sein. Aber Moment! Byou hat mich doch damals auch manipuliert!", lächelte ich schon fast panisch und strich mir durch die Haare bevor ich ihn aus großen Augen ansah. Kai überbrückte die restliche Distanz und zog mich erneut in eine Umarmung. "Tut mir leid. Das kann ich nicht. Weißt du noch, als ich dir gesagt habe, dass du etwas besonderes bist und ich es von Anfang an wusste?" Ich nickte leicht während ich die Umarmung zögerlich erwiderte und mich leicht in den Stoff seines Hemdes krallte. "Das war keine Floskel. Ich habe es so gemeint. Dir war nur nicht bewusst, was ich wirklich gemeint habe. Das ich dich eben manipulieren konnte, war nur meinem Blut zu verdanken. Es hat deinen Geist eingelullt und ihn angreifbar gemacht. Du hast sozusagen die Firewall runtergefahren. Nur so konnte ich eindringen. Du hast meine Augen gesehen. Sie verändern sich nur, wenn ich mich wirklich stark anstrengen muss, jemandem meinen Willen aufzudrängen. Meinst du nicht, dir wären sie sonst vorher schon aufgefallen? Ich habe es nie mit aller Gewalt probiert um mich selbst nicht zu enttarnen. Jetzt ist es ja nicht mehr nötig gewesen. Allerdings ist das, was Byou getan hat, nicht mit einer gedanklichen Manipulation zu vergleichen. Er hat dich einfach ruhig gestellt. Das funktioniert anders, als Teile deiner Gedanken nachhaltig zu verändern." Ich lehnte meine Stirn gegen seine Brust und lauschte einfach nur seinen Worten, schloss die Augen und seufzte tief. "Ich will nicht besonders sein.", murmelte ich gegen seinen Oberkörper und Kai schloss mich noch etwas fester in seine Arme. "Ich weiß aber sieh es als Geschenk. Wenn ich es nicht kann, kann es Niemand. Wer weiß, was noch so alles in dir steckt aber du siehst, wir stehen vor einem Problem und ich weiß nicht, wie wir es lösen können." "Kann ich es vielleicht trainieren? Also dieses Tier in mir, dass dein Blut um jeden Preis haben will? Ich konnte ja auch meine Sinne trainieren. Wenn ich ja so einen starken Geist habe, sollte der auch noch für was anderes nutze sein.", murmelte ich und löste mich etwas um ihn ansehen zu können. "Ich weiß es nicht. Vielleicht. Das herauszufinden ist ziemlich gefährlich. Ich könnte dir weh tun und das will ich nicht." Ich schnaubte amüsiert. "Das spielt keine Rolle. Ist ja nicht so, als ob du mich kaputt machen könnten. Zumindest nicht, wenn du mir nicht gleich das Herz rausreißt oder den Kopf abhackst." Er schenkte mir einen vielsagenden Blick und ich zuckte nur mit den Schultern. "Ich mein ja nur." Kai löste die Umarmung, ließ nur seine Hände auf meinen Schultern ruhen und betrachtete mich. Das tat er eine ganze Weile, bis es mir langsam unangenehm wurde. Das schien er zu bemerken und nickte leicht. "Okay. Wir können es probieren, allerdings habe ich keine Ahnung, wie du das anstellen willst. Das sind keine Blätter, die im Wind über die Straße kratzen oder Berge voll vergammelten Müll, den du nicht riechen willst. Es ist etwas viel größeres. Etwas mächtiges. Aus meinem Blut wurdet ihr sozusagen alle geboren. Ich weiß nicht, ob du dir vorstellen kannst, wie viel Kraft du aufwenden musst, um diesem Drang zu wiederstehen und den Bann zu lösen." Ich zuckte mit den Schultern. "Wenn wir es nicht versuchen, werden wir es nie herausfinden. Du hast immerhin die Kraft mich im Zaum zu halten, wenn ich es nicht schaffe. Dann warten wir bis das Blut aufhört zu wirken und fangen von vorne an. Solange, bis ich es kann oder daran scheitere." Mir war bewusst, wenn ich es nicht schaffte, dieses Verlangen in den Griff zu kriegen würde ich für meine ganze Spezies scheitern, denn mit meiner bisherigen Forschung kam ich nicht weiter. Wir befanden uns nun beide an einem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab. Ich musste es einfach schaffen, koste es was es wolle. Kapitel 21: Remember the Urge ----------------------------- In den darauffolgenden Tagen hatten Kai und ich immer wieder zusammen im Labor gehangen um mein Training in Angriff zu nehmen. Ich hatte bisher keine Ahnung davon gehabt, dass die verglaste Front sogar einen Sichtschutz bot. Warum hatte man mir das nicht früher gesagt? Wie gemein. Gut, vorher war ich auch ein Mensch gewesen, gefangen genommen von Vampiren, die mich zur Mithilfe zwangen. Da war es nur richtig, dass ich mich nicht vor ihren Blicken hatte schützen können. Immerhin lag es nahe, dass ich mir vielleicht etwas antat. Das war natürlich totaler Blödsinn. Noch nie hatte ich den Drang verspürt meinem Leben ein Ende zu setzen. Nie, bis auf diese eine Nacht in der ich dann tatsächlich gestorben war. In der heutigen Nacht trafen wir uns wieder im Labor. Ich hatte alles vorbereitet. Die Lüftung war aus, die Tür fest verschlossen und ein Messer lag bereit. Ein Skalpell war vielleicht etwas zu übertrieben. Kai sollte sich ja nicht regelrecht aufschlitzen. Nur ein kleiner feiner Schnitt, aus dem etwas Blut quoll, reichte schon aus. Ich hatte mir die letzten Nächte den Kopf darüber zerbrochen, wie ich es anstellen sollte, meinen Geist vor diesem Bann zu schützen. Immer wieder rief ich die Erinnerung an das Training mit Reita ab, auf der Suche nach etwas nützlichem. Das Problem war nur, dass Kais Blut einfach eine enorme Anziehung ausübte und es sich hier tatsächlich nicht einfach nur um einen leckeren Geruch handelte, den ich ausblenden wollte. Es war also dementsprechend schwer. Ich hatte es bisher nur maximal fünf Sekunden geschafft mich nicht einlullen zu lassen, bevor wir wieder abbrechen mussten. Immerhin konnte Kai nun auch die Manipulation an mir üben. Zwar hatte sich nichts großartig verändert und er musste sich immer noch enorm anstrengen, aber wenigstens griff sie überhaupt. Wir standen wieder vor einander und Kai griff zu dem Messer, sah mich kurz prüfend an worauf ich nur nickte, bevor er an seinem Unterarm ansetzte und einen geübten Schnitt hinterließ. Es dauerte nicht lang, da quoll das Blut bereits aus diesem. Da es keine wirkliche Luftzirkulation in diesem Raum gab, hatte ich einige Momente Zeit mich vorzubereiten. Ich schloss die Augen, machte mich locker und versuchte mir einfach vorzustellen, dass ich eine Wand baute, die mich vor dem Einfluss des ersten vampirischen Blutes schützte. Sie sollte mich abschotten, meinen Geist und das Tier schützen, damit ich ihn nicht wieder anfiel, aber es klappte nicht. Mal wieder. Ich hatte sie vielleicht zur Hälfte errichtet, da riss das Tier in mir die unfertigen Mauern wieder ein weshalb ich die Augen öffnete und seinen Arm anstarrte. Wieder schoss ich darauf zu, taumelte aber ins Leere bevor ich erneut Bekanntschaft mit der Wand machte. Eine Manipulation später, hing ich wieder da, konnte das Tier in mir randalieren spüren weshalb ich einfach die Augen schloss und versuchte zu ergründen, was genau eigentlich sein Antrieb war. Immerhin schaffte ich es mittlerweile Kais Blut nicht mehr anzustarren, konnte tatsächlich etwas abschalten und warten, bis der Bann gebrochen war. Ein kleiner Fortschritt in diesem schier unmöglichen Unterfangen. Ich spürte, dass das Tier in mir einfach nur von Gier angetrieben wurde. Die Gier nach Macht und Leben. Super. Was hatte ich dem schon entgegen zu setzen? Nichts. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das bekämpfen sollte und so langsam verlor ich die Hoffnung. Nachdem die Wirkung verflogen war, öffnete ich die Augen wieder und blickte ich diese faszinierenden rötlichen Augen. Es sah wirklich schön aus und ein wenig beneidete ich Kai ja schon darum. Klar, ich hatte blaue Augen, dank der Anomalie, aber sie veränderten sich nicht großartig. Leider. "Kannst mich loslassen.", meinte ich leise seufzend und Kai kam der Aufforderung nach. Ich sah ihm an, dass auch er langsam die Hoffnung verlor. Er öffnete den Mund, wurde aber von einem Klopfen unterbrochen. Etwas erschrocken sah ich zu der Tür ehe es wieder klopfte. Dieses Mal nur wesentlich energischer. Irritiert drückte ich mich von der Wand ab und lief zur Tür. Da ich wieder normal war, konnte ich gefahrlos die Tür öffnen, weshalb ich aufschloss und einen Satz zurück machte, weil sie mich fast getroffen hätte. So schwungvoll war sie geöffnet worden. Alles ging irgendwie total schnell. Ich hatte mich noch nicht richtig von dem Schock erholt, da sah ich wie Kai sich an den penetranten Klopfer klammerte, als hinge sein Leben davon ab. Blinzelnd und etwas dümmlich beobachtete ich die Szenerie, sah wie der Andere ihn fest an sich presste und da ging mir ein Licht auf. Das musste Hakuei sein. Ich hatte ihn bisher nur auf Fotos gesehen, war ihm aber noch nicht begegnet. Als sie sich küssten, sah ich etwas beschämt zur Seite und machte mich daran die Glasfronten wieder frei zu geben. Ich gab den beiden etwas Zeit und hätte ihnen sogar noch mehr Privatsphäre gegeben, wenn sie nicht in der Tür gestanden hätten. Das war nun wirklich unangenehm. Dennoch sah ich ganz interessiert aus dem Labor, als ob es viel zu sehen gäbe. Tat es natürlich nicht. Es war lediglich der Flurbereich und einige Türen zu sehen. Wie spannend. Ich hörte ein Räuspern und wie eine Tür geschlossen wurde. "Jin?", sprach Kai mich an weshalb ich mich langsam zu ihnen umdrehte und in ein strahlendes Gesicht sah. Himmel. Kai strahlte wie 10 Atomkraftwerke. Er musste Hakuei wirklich stark vermisst haben. Nicht ungewöhnlich. Ich vermisste Byou schon, wenn er mal nicht mit mir ins Bett ging, sondern erst später nachkam. Wie musste es da wohl Kai gegangen sein? "Das ist Hakuei. Liebling, das ist Jin.", stellte er uns vor, obwohl ich das Gefühl hatte, dass es absolut unnötig war. Ich lächelte unsicher und hob eine Hand zum Gruß während seine dunklen Augen mich ungeniert musterten. "So du bist also das kleine Wunder, das Byou gezähmt hat." Seine Stimme war erstaunlich dunkel und bescherte mir eine Gänsehaut. Er wirkte schon fast furchteinflößend, weshalb ich doch etwas unruhig wurde. Dann hörte ich ihn aber leise lachen bevor ich auf ein Paar Stiefel sah und den Kopf langsam hob. Verdammt der Vampir war echt groß. Ich kam mir so verdammt klein und unbedeutend vor. Nicht mal in Kais Gegenwart fühlte ich mich so und dabei war er ein Urvampir. Einer von sechs. "Keine Angst. Ich beiße nicht. Freut mich dich kennenzulernen." Er streckte mir seine Hand entgegen, auf der ich Tattoos ausmachen konnte. Vampire konnten also tätowiert sein. Gut zu wissen. Zögerlich nahm ich seine große Hand in meine und kam mir ernsthaft wie ein Kind vor. "Freut mich auch. Ich hab schon viel von dir gehört.", lächelte ich schwach, sah dann kurz zu Kai, der zu uns aufschloss bevor Hakuei meine Hand los ließ. "Als Wunder würde ich mich aber nicht bezeichnen.", antwortete ich dann aber doch kleinlaut auf seine Aussage, die zwar keine Frage gewesen war, aber doch irgendeine Reaktion meinerseits verlangt hatte. Wieder lachte er leise und der Bass seiner Stimme drang mir durch Mark und Bein. Herrje. Irgendwie schüchterte mich dieser Mann tierisch ein. "Doch glaub mir, das bist du. Aber warum habt ihr beiden euch hier drin eigentlich eingeschlossen?", hakte er dann nach und ich stockte. Ohje. Das war vermutlich etwas, das er nicht wissen sollte. Ärger war da sicher vorprogrammiert. Er sah Kai an, der die Lippen verzog und leicht lächelte. "Das erklär ich dir später.", versuchte er den Größeren davon zu überzeugen, dass das jetzt nichts war, das man besprechen musste. Hakuei schien das nicht zu gefallen aber er nahm es erst mal hin. Ich bekam nun ganz lebhaft einen Eindruck davon, warum alle Hakuei als ihren Anführer respektierten und nicht Kai. Sie waren so grundverschieden. Wie Tag und Nacht. Kai war strahlend wie die Sonne und Hakuei eher furchteinflößend wie die Nacht. Doch seine Anwesenheit schien nicht lange unbemerkt zu bleiben und zum Glück war Byou der Erste, der zu uns stieß. Lächelnd trat er an den Älteren heran bevor sie sich umarmten und gegenseitig auf den Rücken klopften. "Du bist tatsächlich hier... und du hast Jin kennengelernt.", sprach mein Freund freudig und stellte sich neben mich worauf er einen Arm um meine Taille schlang. Ich war dankbar, dass er endlich da war und mir etwas Halt gab. Es war nicht so, dass ich Hakuei unsympathisch fand, ganz im Gegenteil, aber irgendetwas an ihm ließ mich schon fast ehrfürchtig zu Boden sehen. Ob das so ein eingebauter Respekt vor dem Älteren war? Vermutlich. "Ja hab ich. Er ist aber ein bisschen schweigsam. Ich glaube ich mache ihm Angst und dabei hatte ich mich schon darauf gefreut die spitze Zunge kennenzulernen, von der du mir erzählt hast." Ich sah überrascht auf, direkt in die dunklen Augen des Schwarzhaarigen bevor ich zu Byou sah. Er lächelte mich an und zuckte mit den Schultern. "Hm. Naja du bist auch schon eine Erscheinung Haku und er ist noch jung. Keine Sorge, du wirst bestimmt noch mitkriegen, wie er mich durch die Gegend scheucht.", schmunzelte der Ältere mich an worauf ich nur schnaubte. "Hast du auch nicht anders verdient, wenn ich mir überlege, wie du manchmal mit mir umspringst." Ich reckte die Nase leicht in die Höhe und sah dann wieder zu Hakuei, der nur schmunzelte. "Wo warst du eigentlich den ganzen Tag?", warf ich dann einfach ein, weil es mir in diesem Moment einfiel. "Du warst schon vor mir wach und hast mich nicht mal geweckt.", schmollte ich leicht worauf er mir über die Wange strich. "Tut mir leid. Beschwer dich bei ihm. Er ist mein Boss und ich tue nur, was er sagt.", lud er die Schuld einfach bei Hakuei ab, was wirklich gemein war. Vorsichtig sah ich zu dem Anführer und lächelte schief. Ich traute mich einfach nicht, etwas zu sagen. Noch nicht. Hoffte ich zumindest. "Ja ich bin schon böse. Ich weiß. Du führst doch ein traumhaftes Leben bei dem bisschen Arbeit, das du leisten musst. Allerdings solltest du deinen Liebling nicht einfach so zurücklassen, wenn du arbeiten gehst." Ich nickte zustimmend. "Ja! Hör auf den Mann. Er ist dein Boss." "Eh ja. Verschwört euch doch gegen mich. Ich machs ja wieder gut. Ich weiß, du kannst nicht ohne mich." Ich hob eine Braue und löste mich von ihm. "Was? Pff. Als ob. Du kannst doch nicht ohne mich. Das ist ein Unterschied mein Lieber.", schmetterte ich zurück worauf er nur mit den Schultern zuckte. "Stimmt, aber ich muss wohl nicht deine Geburtstagsparty erwähnen und die Dusche danach." Byou grinste sein übliches anzügliches Grinsen und ich war wirklich dankbar, nicht rot werden zu können. Stattdessen kreuzte ich die Arme vor meiner Brust und plusterte beleidigt die Wangen auf. "Das war was anderes.", murrte ich leise bevor er mich in seine Arme zog. "Nein war es nicht, und das weißt du.", flüsterte er in mein Ohr und hauchte mir einen Kuss auf die Schläfe bevor er wieder zu Hakuei sah. "Ist er nicht perfekt?" Ich sah wieder groß auf und biss mir auf die Unterlippe als ich den Größten unter uns, nicken sah. "Definitiv. Aber da ich persönlich auch meinen perfekten Gegenpart schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen habe, werde ich ihn nun entführen. So für die nächsten Wochen oder so." Ich musste tatsächlich schmunzeln während Byou wieder dreckig grinste. Ich stieß ihn an und warf ihm einen eindeutigen Blick zu. "Was denn?", beschwerte er sich noch immer grinsend und ich schüttelte nur den Kopf. "Viel Spaß.", wünschte ich ihnen worauf Kai mir nur zuzwinkerte und dann waren sie auch schon verschwunden. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was die beiden in ihrem Zimmer so treiben würden. Wobei treiben wohl schon genau der richtige Begriff dafür war. Und wieder war ich froh, nicht rot werden zu können. "So und was machen wir nun?" Ich zupfte an Byous Hemd herum, zog eine Schnute und sah zu ihm auf. Weiter trainieren konnte ich eh nicht und wenn er schon mal hier war, konnten wir auch was zusammen machen. Das Funkeln in seinen Augen, ließ mich kurz meine eigenen verdrehen bevor ich seine, für mich gefühlt, warmen Lippen auf meinem Hals spürte, die sich neckend über die Haut küssten. Genießend schloss ich die Augen und hielt mich einfach an ihm fest. "Ich glaube...ich entführe dich jetzt auch.", hauchte er mir ins Ohr und ein vorfreudiges Kribbeln durchzog meinen Körper. Byou griff nach meiner Hand und zog mich kurzerhand aus dem Labor, wobei ich es gerade noch so schaffte, die Tür hinter mir zu schließen bevor wir auch schon in unserem Zimmer ankamen. Ich wusste ganz genau, was mein Lieblingsvampir wollte und ich hatte absolut nichts dagegen einzuwenden. Kai POV Sie waren noch nicht richtig im Zimmer angekommen, da hatte Haku ihm bereits die Klamotten vom Leib gerissen und presste ihre Körper aneinander. Sehnsüchtig erwiderte der Urvampir den leidenschaftlichen und feurigen Kuss, ließ sich zurückdrängen und fiel gemeinsam mit seinem Liebsten auf ihr Bett. Seufzend schlang er die Arme und Beine um den gut gebauten Körper, gab sich diesen wundervollen Lippen hin, die er so sehr vermisst hatte und seufzte hinein. Allerdings störte Kai, dass der Andere noch voll bekleidet war, wo er doch bereits komplett nackt unter ihm lag. Das war so nicht richtig. Aus glühenden Augen sah er den Größeren an, erhob sich etwas wobei Hakuei auf dem Bett kniete und ihn ansah. Die Hände des Kleineren wanderten langsam über den verhüllten Oberkörper bevor er beide Hände an die Knopfleiste seines Hemdes legte und, ohne viel Kraftaufwand, das gute Stück in zwei Hälften riss. Die Knöpfe sprangen durch den ganzen Raum, das war ihm aber gerade mehr als egal. Angetan, von dem was er sah und schon viel zu lange nicht mehr gesehen hatte, ließ er die Finger über den muskulösen Körper wandern. Kai biss sich auf die Unterlippe und befühlte jedes bisschen Haut, prägte sich die Erhebungen der Muskeln ein, als ob er sie schon bald nicht mehr würde bewundern dürfen, bevor er sich nach vorne beugte und die Lippen über die weiche Haut gleiten ließ. Mit Wohlwollen lauschte er dem Seufzen des Jüngeren, küsste sich über dessen Brust langsam abwärts, zupfte spielerisch mit den Zähnen an seinen Brustwarzen, kurz an ihnen sog und ebenfalls seufzte, als Hakueis Geschmack seinen Mund flutete. Wie konnte ein Mann nur so gut schmecken? Er wusste es nicht und es spielte auch keine Rolle. Das alles war viel zu lange her und eigentlich hatte er einfach nur den Wunsch, es endlich zu tun und doch wollte er sich mit diesem Körper beschäftigen, ihn sich wieder einverleiben bevor sie sich gemeinsam in den Laken wälzten. Hakus Hände vergruben sich in seinem Haar, kraulten ihm den Nacken während er sich weiter abwärts arbeitete, die Zunge über die Muskelstränge am Bauch gleiten ließ um sie nachzuzeichnen. Währenddessen glitten seine Hände zu dem Gürtel, der die schwarze Jeans an Ort und Stelle hielt, öffnete ihn mit Leichtigkeit und schob dann die Finger direkt unter den Bund der Short, die darunterlag, um alles in einem Rutsch herunter zu ziehen. Richtig ausziehen konnte Haku das noch später. Gerade gefiel ihm die Position ziemlich gut weshalb er weiter abwärts wanderte, seine Zunge und Lippen über die Haut gleiten ließ, bis er neckisch in Hakueis zarte Haut im Lendenbereich biss. Ein Zucken ging durch den schönen Körper und ließ ihn schmunzeln. Er löste sich etwas von dem Körper, ließ seine Finger über den Teil der Oberschenkel wandern, die er berühren konnte, bevor sich die schlanken Finger um den Schaft der Erektion legten, die sich ihm so wundervoll entgegen reckte. Grinsend sah er auf, blickte in strahlend blaue Augen bevor er einmal über die gesamte Länge leckte und Hakuei ein gedehntes Stöhnen entlockte. Ein Schauer durchfuhr seinen eigenen Körper, ließ ihn erzittern während er die Zunge wieder über die weiche Haut gleiten ließ, nun die Spitze verwöhnte, an der ihn bereits die ersten Lusttropfen erwarteten. Seufzend nahm er diese auf und schloss für einen Moment die Augen. Haku schmeckte einfach wundervoll und so öffnete er die Lippen und ließ dessen Männlichkeit langsam in seinen Mund gleiten. Wieder schoss ihm das Stöhnen des Größeren durch den Körper, was ihn selbst gegen die Erregung seufzen ließ bevor er den Kopf langsam vor und zurück bewegte. Immer wieder sah er dabei zu seinem Partner auf, blickte in gierige Augen während dessen Hand sich fest in seine Haare verkrallt hatte. Irgendwann schien es ihm zu reichen, denn er wurde an seinen Haaren zurück gezogen und entließ die pralle Männlichkeit aus seinem Mund. Schmunzelnd leckte Kai sich über die Lippen während Haku sich seiner Klamotten entledigte und ihn gierig ansah. Er wusste, dass sich sein Partner nun nicht mehr einem ausgiebigen Vorspiel hingeben würde, aber das war absolut in Ordnung. Auch er war heiß auf ihn, weshalb er zusah, wie dieser die Schublade des Nachtschrankes öffnete und eine Tube zu Tage förderte. Aus gierigen Augen beobachtete er ihn dabei, wie er sich selbst mit dem Gleitgel einrieb und konnte ein kleines Keuchen nicht unterdrücken. Daraufhin zog Haku ihn einfach auf seinen Schoß, was ihn lächeln ließ. Diese Stellung bevorzugten sie immer, wenn sie sich schon lange nicht mehr gesehen und geliebt hatten. Man war sich dabei so nah und die Gefühle waren unglaublich intensiv. Der Ältere benötigte keine Vorarbeit, wollte gerade auch überhaupt keine, weshalb er sich einfach langsam sinken ließ. Mit einer Hand hielt er sich an Hakus Schulter fest, während die Andere sein bestes Stück stützte, als er dieses langsam in sich aufnahm. Keuchend, sowohl vor Lust als auch vor Schmerz, ließ er sich immer weiter sinken und drängte Hakuei in sich, bis er ihn komplett aufgenommen hatte. Schnurrend legte Kai nun auch die andere Hand auf seiner Schulter ab und setzte zu einem langsamen Rhythmus an, damit er sich erst mal wieder an die Größe gewöhnen konnte. Stöhnend sah er seinem Liebsten in die Augen, beugte sich zu ihm runter um wieder von diesen vollen Lippen kosten zu können während er das Tempo langsam aber sicher anzog. Er konnte seine eigene Erregung schon fast schmecken, so heiß war er auf Hakuei und auch dieser verströmte diesen ganz eigenen Duft, der ihn jedes Mal fast in den Wahnsinn trieb. Die Hände, die auf seinen Hüften lagen, krallten sich fest in seine Haut, führten diese ein wenig während er doch den Hauptteil der Arbeit erledigte. Doch das machte Kai nichts aus, er mochte es dem Anderen so nah zu sein und sich sinnlich auf ihm bewegen zu können, bis es dieser nicht mehr aushielt und ihre Position wechselte, damit er wieder die Oberhand haben konnte. So lief das immer und doch schien es heute tatsächlich zunächst anders zu sein. Hakuei ließ sich tatsächlich sehr lange von ihm reiten. So lange, bis ihr Stöhnen zu einem einzigen verschmolz weil er sich mittlerweile in einem schnellen und harten Tempo auf ihm bewegte. Doch irgendwann drängte der Jüngere ihn zurück auf die Matratze, worauf er sofort die Beine um seine Hüfte schlang und aufstöhnte, als der Obere zum ersten Mal zustieß. Seine Finger krallten sich in Hakueis Rücken, hinterließen rote Striemen, als er über die Haut kratzte bevor er den Kopf in den Nacken drückte. Die schnellen und absolut unnachgiebigen Stöße trieben ihn schon sehr bald an den Rand der Klippe, die er nur gemeinsam mit ihm hinabstürzen wollte. "Ha...Haku...", stöhnte der Ältere lustvoll und spürte wie sich Lippen über seinen Hals arbeiteten. Leider konnte der Andere ihn nicht einfach beißen. Das war zu gefährlich aber umgekehrt war es möglich, woran er aber gerade nicht denken konnte, da sein Körper von elektrisierenden Blitzen durchzuckt wurde, die ihn beben ließen. Sein Partner drängte sich in einem harten Stakkato in ihn, stöhnte erregt gegen seine Haut bis er ihm in die Augen sah. Das war der Moment in dem Kai wusste, dass er soweit war weshalb sie sich kurz innig küssten und der Größere mit seiner Behandlung fortfuhr während er sich dessen Hals hingab. Und als sich in ihren beiden Unterleibern ein unermesslicher Druck aufgebaut hatte, stieß Kai seine Fänge in den schlanken Hals und brachte sie beide dazu, die Klippe Hand in Hand herunterzuspringen. Er selbst schrie schon fast gegen die blutende Stelle, trank weiterhin das flüssige Feuer seines Liebsten während Hakuei noch einen Zahn zulegte und sich laut stöhnend in ihm ergoss. Leise keuchend löste er sich von seinem Hals, leckte das überschüssige Blut von der bereits verheilten Haut und ließ sich sinken. Hakuei beugte sich zu ihm herab, küsste ihn kurz bevor er sich einfach sinken ließ um die letzten Wellen dieses Höhepunktes komplett auskosten zu können. Kai strich dem Größeren einfach nur glücklich schnurrend durch das lange Haar und seufzte zufrieden. Es dauerte nicht lange, da richtete sich dieser etwas auf, strich ihm über die Wange und lächelte liebevoll. "Ich liebe dich." Kai strahlte nachwievor und verwob seine Finger mit ein paar dunklen Strähnen. "Und ich liebe dich. Mehr als alles auf dieser Welt. Geh bitte nicht mehr weg." Er biss sich auf die Unterlippe, sah den Jüngeren einfach nur etwas traurig an und schmiegte sich an die Hand, die seine Wange hielt. "Ich gehe nicht mehr weg und wenn doch, dann nehm ich dich mit. Versprochen.", erwiderte Hakuei, was den Älteren wieder zum Strahlen brachte. Ja, er wollte nie wieder von dem Jüngeren getrennt sein. Diese 5 Monate waren die Hölle gewesen. Er ertrug es einfach nicht, wenn Hakuei nicht da war und er alleine schlafen musste, ohne die schützenden Arme, die sich immer so besitzergreifend um ihn schlangen, während sie schliefen. Nein. Nie wieder wollte er ohne ihn sein und wenn sein Partner etwas versprach, dann hielt er dies auch. So nickte er zufrieden, schlang die Arme um seinen Nacken und zog ihn wieder zu sich herunter um ihn erneut in einen tiefen innigen Kuss zu verwickeln. Nein, nie wieder wollte er sein Leben ohne ihn verbringen und ab jetzt würden sie jeden Weg gemeinsam bestreiten. Für immer. Kapitel 22: Remember the Urge [zensiert] ---------------------------------------- In den darauffolgenden Tagen hatten Kai und ich immer wieder zusammen im Labor gehangen um mein Training in Angriff zu nehmen. Ich hatte bisher keine Ahnung davon gehabt, dass die verglaste Front sogar einen Sichtschutz bot. Warum hatte man mir das nicht früher gesagt? Wie gemein. Gut, vorher war ich auch ein Mensch gewesen, gefangen genommen von Vampiren, die mich zur Mithilfe zwangen. Da war es nur richtig, dass ich mich nicht vor ihren Blicken hatte schützen können. Immerhin lag es nahe, dass ich mir vielleicht etwas antat. Das war natürlich totaler Blödsinn. Noch nie hatte ich den Drang verspürt meinem Leben ein Ende zu setzen. Nie, bis auf diese eine Nacht in der ich dann tatsächlich gestorben war. In der heutigen Nacht trafen wir uns wieder im Labor. Ich hatte alles vorbereitet. Die Lüftung war aus, die Tür fest verschlossen und ein Messer lag bereit. Ein Skalpell war vielleicht etwas zu übertrieben. Kai sollte sich ja nicht regelrecht aufschlitzen. Nur ein kleiner feiner Schnitt, aus dem etwas Blut quoll, reichte schon aus. Ich hatte mir die letzten Nächte den Kopf darüber zerbrochen, wie ich es anstellen sollte, meinen Geist vor diesem Bann zu schützen. Immer wieder rief ich die Erinnerung an das Training mit Reita ab, auf der Suche nach etwas nützlichem. Das Problem war nur, dass Kais Blut einfach eine enorme Anziehung ausübte und es sich hier tatsächlich nicht einfach nur um einen leckeren Geruch handelte, den ich ausblenden wollte. Es war also dementsprechend schwer. Ich hatte es bisher nur maximal fünf Sekunden geschafft mich nicht einlullen zu lassen, bevor wir wieder abbrechen mussten. Immerhin konnte Kai nun auch die Manipulation an mir üben. Zwar hatte sich nichts großartig verändert und er musste sich immer noch enorm anstrengen, aber wenigstens griff sie überhaupt. Wir standen wieder vor einander und Kai griff zu dem Messer, sah mich kurz prüfend an worauf ich nur nickte, bevor er an seinem Unterarm ansetzte und einen geübten Schnitt hinterließ. Es dauerte nicht lang, da quoll das Blut bereits aus diesem. Da es keine wirkliche Luftzirkulation in diesem Raum gab, hatte ich einige Momente Zeit mich vorzubereiten. Ich schloss die Augen, machte mich locker und versuchte mir einfach vorzustellen, dass ich eine Wand baute, die mich vor dem Einfluss des ersten vampirischen Blutes schützte. Sie sollte mich abschotten, meinen Geist und das Tier schützen, damit ich ihn nicht wieder anfiel, aber es klappte nicht. Mal wieder. Ich hatte sie vielleicht zur Hälfte errichtet, da riss das Tier in mir die unfertigen Mauern wieder ein weshalb ich die Augen öffnete und seinen Arm anstarrte. Wieder schoss ich darauf zu, taumelte aber ins Leere bevor ich erneut Bekanntschaft mit der Wand machte. Eine Manipulation später, hing ich wieder da, konnte das Tier in mir randalieren spüren weshalb ich einfach die Augen schloss und versuchte zu ergründen, was genau eigentlich sein Antrieb war. Immerhin schaffte ich es mittlerweile Kais Blut nicht mehr anzustarren, konnte tatsächlich etwas abschalten und warten, bis der Bann gebrochen war. Ein kleiner Fortschritt in diesem schier unmöglichen Unterfangen. Ich spürte, dass das Tier in mir einfach nur von Gier angetrieben wurde. Die Gier nach Macht und Leben. Super. Was hatte ich dem schon entgegen zu setzen? Nichts. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das bekämpfen sollte und so langsam verlor ich die Hoffnung. Nachdem die Wirkung verflogen war, öffnete ich die Augen wieder und blickte ich diese faszinierenden rötlichen Augen. Es sah wirklich schön aus und ein wenig beneidete ich Kai ja schon darum. Klar, ich hatte blaue Augen, dank der Anomalie, aber sie veränderten sich nicht großartig. Leider. "Kannst mich loslassen.", meinte ich leise seufzend und Kai kam der Aufforderung nach. Ich sah ihm an, dass auch er langsam die Hoffnung verlor. Er öffnete den Mund, wurde aber von einem Klopfen unterbrochen. Etwas erschrocken sah ich zu der Tür ehe es wieder klopfte. Dieses Mal nur wesentlich energischer. Irritiert drückte ich mich von der Wand ab und lief zur Tür. Da ich wieder normal war, konnte ich gefahrlos die Tür öffnen, weshalb ich aufschloss und einen Satz zurück machte, weil sie mich fast getroffen hätte. So schwungvoll war sie geöffnet worden. Alles ging irgendwie total schnell. Ich hatte mich noch nicht richtig von dem Schock erholt, da sah ich wie Kai sich an den penetranten Klopfer klammerte, als hinge sein Leben davon ab. Blinzelnd und etwas dümmlich beobachtete ich die Szenerie, sah wie der Andere ihn fest an sich presste und da ging mir ein Licht auf. Das musste Hakuei sein. Ich hatte ihn bisher nur auf Fotos gesehen, war ihm aber noch nicht begegnet. Als sie sich küssten, sah ich etwas beschämt zur Seite und machte mich daran die Glasfronten wieder frei zu geben. Ich gab den beiden etwas Zeit und hätte ihnen sogar noch mehr Privatsphäre gegeben, wenn sie nicht in der Tür gestanden hätten. Das war nun wirklich unangenehm. Dennoch sah ich ganz interessiert aus dem Labor, als ob es viel zu sehen gäbe. Tat es natürlich nicht. Es war lediglich der Flurbereich und einige Türen zu sehen. Wie spannend. Ich hörte ein Räuspern und wie eine Tür geschlossen wurde. "Jin?", sprach Kai mich an weshalb ich mich langsam zu ihnen umdrehte und in ein strahlendes Gesicht sah. Himmel. Kai strahlte wie 10 Atomkraftwerke. Er musste Hakuei wirklich stark vermisst haben. Nicht ungewöhnlich. Ich vermisste Byou schon, wenn er mal nicht mit mir ins Bett ging, sondern erst später nachkam. Wie musste es da wohl Kai gegangen sein? "Das ist Hakuei. Liebling, das ist Jin.", stellte er uns vor, obwohl ich das Gefühl hatte, dass es absolut unnötig war. Ich lächelte unsicher und hob eine Hand zum Gruß während seine dunklen Augen mich ungeniert musterten. "So du bist also das kleine Wunder, das Byou gezähmt hat." Seine Stimme war erstaunlich dunkel und bescherte mir eine Gänsehaut. Er wirkte schon fast furchteinflößend, weshalb ich doch etwas unruhig wurde. Dann hörte ich ihn aber leise lachen bevor ich auf ein Paar Stiefel sah und den Kopf langsam hob. Verdammt der Vampir war echt groß. Ich kam mir so verdammt klein und unbedeutend vor. Nicht mal in Kais Gegenwart fühlte ich mich so und dabei war er ein Urvampir. Einer von sechs. "Keine Angst. Ich beiße nicht. Freut mich dich kennenzulernen." Er streckte mir seine Hand entgegen, auf der ich Tattoos ausmachen konnte. Vampire konnten also tätowiert sein. Gut zu wissen. Zögerlich nahm ich seine große Hand in meine und kam mir ernsthaft wie ein Kind vor. "Freut mich auch. Ich hab schon viel von dir gehört.", lächelte ich schwach, sah dann kurz zu Kai, der zu uns aufschloss bevor Hakuei meine Hand los ließ. "Als Wunder würde ich mich aber nicht bezeichnen.", antwortete ich dann aber doch kleinlaut auf seine Aussage, die zwar keine Frage gewesen war, aber doch irgendeine Reaktion meinerseits verlangt hatte. Wieder lachte er leise und der Bass seiner Stimme drang mir durch Mark und Bein. Herrje. Irgendwie schüchterte mich dieser Mann tierisch ein. "Doch glaub mir, das bist du. Aber warum habt ihr beiden euch hier drin eigentlich eingeschlossen?", hakte er dann nach und ich stockte. Ohje. Das war vermutlich etwas, das er nicht wissen sollte. Ärger war da sicher vorprogrammiert. Er sah Kai an, der die Lippen verzog und leicht lächelte. "Das erklär ich dir später.", versuchte er den Größeren davon zu überzeugen, dass das jetzt nichts war, das man besprechen musste. Hakuei schien das nicht zu gefallen aber er nahm es erst mal hin. Ich bekam nun ganz lebhaft einen Eindruck davon, warum alle Hakuei als ihren Anführer respektierten und nicht Kai. Sie waren so grundverschieden. Wie Tag und Nacht. Kai war strahlend wie die Sonne und Hakuei eher furchteinflößend wie die Nacht. Doch seine Anwesenheit schien nicht lange unbemerkt zu bleiben und zum Glück war Byou der Erste, der zu uns stieß. Lächelnd trat er an den Älteren heran bevor sie sich umarmten und gegenseitig auf den Rücken klopften. "Du bist tatsächlich hier... und du hast Jin kennengelernt.", sprach mein Freund freudig und stellte sich neben mich worauf er einen Arm um meine Taille schlang. Ich war dankbar, dass er endlich da war und mir etwas Halt gab. Es war nicht so, dass ich Hakuei unsympathisch fand, ganz im Gegenteil, aber irgendetwas an ihm ließ mich schon fast ehrfürchtig zu Boden sehen. Ob das so ein eingebauter Respekt vor dem Älteren war? Vermutlich. "Ja hab ich. Er ist aber ein bisschen schweigsam. Ich glaube ich mache ihm Angst und dabei hatte ich mich schon darauf gefreut die spitze Zunge kennenzulernen, von der du mir erzählt hast." Ich sah überrascht auf, direkt in die dunklen Augen des Schwarzhaarigen bevor ich zu Byou sah. Er lächelte mich an und zuckte mit den Schultern. "Hm. Naja du bist auch schon eine Erscheinung Haku und er ist noch jung. Keine Sorge, du wirst bestimmt noch mitkriegen, wie er mich durch die Gegend scheucht.", schmunzelte der Ältere mich an worauf ich nur schnaubte. "Hast du auch nicht anders verdient, wenn ich mir überlege, wie du manchmal mit mir umspringst." Ich reckte die Nase leicht in die Höhe und sah dann wieder zu Hakuei, der nur schmunzelte. "Wo warst du eigentlich den ganzen Tag?", warf ich dann einfach ein, weil es mir in diesem Moment einfiel. "Du warst schon vor mir wach und hast mich nicht mal geweckt.", schmollte ich leicht worauf er mir über die Wange strich. "Tut mir leid. Beschwer dich bei ihm. Er ist mein Boss und ich tue nur, was er sagt.", lud er die Schuld einfach bei Hakuei ab, was wirklich gemein war. Vorsichtig sah ich zu dem Anführer und lächelte schief. Ich traute mich einfach nicht, etwas zu sagen. Noch nicht. Hoffte ich zumindest. "Ja ich bin schon böse. Ich weiß. Du führst doch ein traumhaftes Leben bei dem bisschen Arbeit, das du leisten musst. Allerdings solltest du deinen Liebling nicht einfach so zurücklassen, wenn du arbeiten gehst." Ich nickte zustimmend. "Ja! Hör auf den Mann. Er ist dein Boss." "Eh ja. Verschwört euch doch gegen mich. Ich machs ja wieder gut. Ich weiß, du kannst nicht ohne mich." Ich hob eine Braue und löste mich von ihm. "Was? Pff. Als ob. Du kannst doch nicht ohne mich. Das ist ein Unterschied mein Lieber.", schmetterte ich zurück worauf er nur mit den Schultern zuckte. "Stimmt, aber ich muss wohl nicht deine Geburtstagsparty erwähnen und die Dusche danach." Byou grinste sein übliches anzügliches Grinsen und ich war wirklich dankbar, nicht rot werden zu können. Stattdessen kreuzte ich die Arme vor meiner Brust und plusterte beleidigt die Wangen auf. "Das war was anderes.", murrte ich leise bevor er mich in seine Arme zog. "Nein war es nicht, und das weißt du.", flüsterte er in mein Ohr und hauchte mir einen Kuss auf die Schläfe bevor er wieder zu Hakuei sah. "Ist er nicht perfekt?" Ich sah wieder groß auf und biss mir auf die Unterlippe als ich den Größten unter uns, nicken sah. "Definitiv. Aber da ich persönlich auch meinen perfekten Gegenpart schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen habe, werde ich ihn nun entführen. So für die nächsten Wochen oder so." Ich musste tatsächlich schmunzeln während Byou wieder dreckig grinste. Ich stieß ihn an und warf ihm einen eindeutigen Blick zu. "Was denn?", beschwerte er sich noch immer grinsend und ich schüttelte nur den Kopf. "Viel Spaß.", wünschte ich ihnen worauf Kai mir nur zuzwinkerte und dann waren sie auch schon verschwunden. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was die beiden in ihrem Zimmer so treiben würden. Wobei treiben wohl schon genau der richtige Begriff dafür war. Und wieder war ich froh, nicht rot werden zu können. "So und was machen wir nun?" Ich zupfte an Byous Hemd herum, zog eine Schnute und sah zu ihm auf. Weiter trainieren konnte ich eh nicht und wenn er schon mal hier war, konnten wir auch was zusammen machen. Das Funkeln in seinen Augen, ließ mich kurz meine eigenen verdrehen bevor ich seine, für mich gefühlt, warmen Lippen auf meinem Hals spürte, die sich neckend über die Haut küssten. Genießend schloss ich die Augen und hielt mich einfach an ihm fest. "Ich glaube...ich entführe dich jetzt auch.", hauchte er mir ins Ohr und ein vorfreudiges Kribbeln durchzog meinen Körper. Byou griff nach meiner Hand und zog mich kurzerhand aus dem Labor, wobei ich es gerade noch so schaffte, die Tür hinter mir zu schließen bevor wir auch schon in unserem Zimmer ankamen. Ich wusste ganz genau, was mein Lieblingsvampir wollte und ich hatte absolut nichts dagegen einzuwenden. Kai POV Sie waren noch nicht richtig im Zimmer angekommen, da hatte Haku ihm bereits die Klamotten vom Leib gerissen und presste ihre Körper aneinander. Sehnsüchtig erwiderte der Urvampir den leidenschaftlichen und feurigen Kuss, ließ sich zurückdrängen und fiel gemeinsam mit seinem Liebsten auf ihr Bett... Kai strich dem Größeren einfach nur glücklich schnurrend durch das lange Haar und seufzte zufrieden. Es dauerte nicht lange, da richtete sich dieser etwas auf, strich ihm über die Wange und lächelte liebevoll. "Ich liebe dich." Kai strahlte nach wie vor und verwob seine Finger mit ein paar dunklen Strähnen. "Und ich liebe dich. Mehr als alles auf dieser Welt. Geh bitte nicht mehr weg." Er biss sich auf die Unterlippe, sah den Jüngeren einfach nur etwas traurig an und schmiegte sich an die Hand, die seine Wange hielt. "Ich gehe nicht mehr weg und wenn doch, dann nehm ich dich mit. Versprochen.", erwiderte Hakuei, was den Älteren wieder zum Strahlen brachte. Ja, er wollte nie wieder von dem Jüngeren getrennt sein. Diese fünf Monate waren die Hölle gewesen. Er ertrug es einfach nicht, wenn Hakuei nicht da war und er alleine schlafen musste, ohne die schützenden Arme, die sich immer so besitzergreifend um ihn schlangen, während sie schliefen. Nein. Nie wieder wollte er ohne ihn sein und wenn sein Partner etwas versprach, dann hielt er dies auch. So nickte er zufrieden, schlang die Arme um seinen Nacken und zog ihn wieder zu sich herunter um ihn erneut in einen tiefen innigen Kuss zu verwickeln. Nein, nie wieder wollte er sein Leben ohne ihn verbringen und ab jetzt würden sie jeden Weg gemeinsam bestreiten. Für immer. Kapitel 23: The Final: Part I ----------------------------- "Rei! Lass mich los! Verdammt Reita! Ich muss zu ihm!", fauchte ich den blonden Vampir an, der mich noch immer dazu zwang, seine Geschwindigkeit zu halten, mit der wir durch die Landschaft rasten. Er sagte nichts. Schwieg mich an während wir flüchteten. Auf der Flucht. Wie war es nur dazu gekommen? Eigentlich hätte es doch ein schöner Abend werden sollen. Dachte ich zumindest. Warum hatte ich den Braten nicht gerochen? War ich wirklich so verblendet, dass ich die List dahinter nicht bemerkt hatte? Anscheinend. Reita riss mich aus meinen Gedanken weshalb ich aufsah und bemerkte, dass wir stehen geblieben waren. Wo waren wir? Ich sah mich fragend um und entdeckte weit und breit nur Wald. Ein Baum nach dem Anderen stand um uns herum, ließ kein Licht hindurch, sodass uns die Dunkelheit verschlang. Ein kleines altes Häuschen lag auf einer Lichtung, die sich direkt vor uns erstreckte. Licht drang allerdings nicht heran, dazu war alles zu verwildert. Mutter Natur hatte um sich geschlagen und ihr Territorium zurück erobert. "Komm mit!", hörte ich seine leise Forderung. Fast hätte ich diese nicht mal als gesprochenes Wort wahr genommen, so leise hatte der Andere gesprochen. Er hatte doch gesprochen oder? Er hielt meine Hand, zog mich daran zu der alten Hütte, öffnete die morsche Tür und ließ mich zuerst hindurch schlüpfen. Ich war glücklich über meine gute Nachtsicht, ansonsten hätte ich mir vermutlich vor Angst in die Hose gemacht. Vorausgesetzt ich wäre zu dem Zeitpunkt noch ein Mensch gewesen. Ich ließ den Blick wandern. Überall Schmutz, Dreck, morsches Holz und ein modriger Geruch, der mich das Gesicht verziehen ließ. Reita verschloss die Tür und trat an mich heran, schob mich weiter in den Raum bevor er sich dann vor mich stellte. "Jin? Jin, ist alles okay mit dir?", hörte ich seine besorgten Worte und konnte nicht anders als ironisch zu lächeln. "Nichts ist okay!", fauchte ich erneut und löste mich von seinen Händen, die auf meinen Schultern gelegen hatten. "Warum hast du mich ihm nicht helfen lassen? Warum?!" Reita seufzte tief und fuhr sich mit der Hand über den Nacken. "Weil er wollte, dass du lebst. Du wärst nie gegangen." Ich unterbrach ihn mit meiner erhobenen Hand. "Natürlich wäre ich das nicht. Wärst du gegangen wenn Ruki an seiner Stelle gewesen wäre? Was zur Hölle hast du da überhaupt gemacht?" Ich spürte die Wut in mir hochkochen. Ich war so wütend und traurig zugleich. Mein Herz schmerzte. Die Bilder wollten einfach nicht verschwinden. Bilder von Byou, der eben noch zu meiner Rettung geeilt kam und was tat ich? Ich versteckte mich in einer heruntergekommenen Hütte wie ein feiges Huhn. "Er hat mich mitgenommen. Also er hat mich aufgefordert. Ich habe nicht groß Fragen gestellt. Er sagte nur, ich solle dafür sorgen, dass du gehst, wenn er es sagt." Ein schiefes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Wie gekonnt Reita meine Frage umschifft hatte. Wir wussten beide, dass er nicht anders gehandelt hätte. "Und warum sind wir dann hier? Wir können nicht ewig hier bleiben.", erwiderte ich leicht genervt und lehnte mich an einen modrigen Türrahmen, der meinem Gewicht zumindest standzuhalten schien. "Ablenkung. Sie dürfen das Haus nicht finden. Wenn sie nicht eh schon wissen, wo es ist...verflucht. Ich kann es einfach nicht glauben..." Reita fuhr sich durch das blondierte Haar und ich stimmte nickend zu. Nein, glauben konnte ich es auch nicht. "Lass uns nach Hause gehen Rei. Er wird ihm alles erzählen. Glaub mir. Wir müssen die Anderen warnen. Phoenix wird kommen und dann sollten wir besser weg sein oder zumindest vorbereitet. Außerdem stinkt es hier." Ein Seufzen verließ meine Kehle während Reita mich ansah und dann einfach nickte. "Du hast Recht. Lass uns gehen." Drei Stunden zuvor Langsam zog ich die Tür hinter mir zu, als ich Kai und Hakuei verließ. Er hatte uns mächtig die Hölle heiß gemacht. Kai hatte ihm mittlerweile erzählen müssen, warum wir in meinem abgeschotteten Labor gewesen waren. Nun, seine Reaktion fiel erstaunlicherweise ruhig aus. Ich hatte eigentlich erwartet, dass er uns anbrüllte, zerfleischte oder sonst was tat aber das blieb aus. Er hatte lediglich sehr tief geseufzt, sich die Augen gerieben und uns beide ungläubig angeschaut - vor allem Kai. Diesem hatte er so ein Vorhaben ja immerhin verboten. Meinte er zumindest. Nicht, dass Kai sich von ihm irgendetwas sagen ließ. Dennoch schien er nicht böse zu sein, was mich doch arg beruhigte. Er hatte sich sogar nach unseren Fortschritten erkundigt. Vermutlich wählte er den diplomatischeren Weg, denn ändern konnte er die bereits vergangenen Trainingseinheiten nicht mehr. Es gab natürlich keinen Fortschritt. Ich war zwar besonders aber in meinen Augen eher besonders unfähig. Seit der gestrigen Nacht hatte sich natürlich nichts verändert. Ich hielt dem Verlangen, mit gut Glück, vielleicht zwischen fünf und zehn Sekunden stand. Dann knickte ich ein und mein Tier übernahm. So war der Stand der Dinge. Nicht gerade ein großer Erfolg. Deshalb war mir nun wirklich nach Ablenkung. Ob Byou Zeit hatte? Ich wusste nicht, ob Hakuei ihm irgendetwas aufgetragen hatte, genauso, wie ich nicht mal wusste, was mein Freund für den Obermacker erledigte. Worin bestand die Arbeit von Byou? Leute zerfleischen? Beobachten? Entführen? Wohl kaum. Es gab hier keine weiteren Menschen. Das hätte ich gerochen oder gespürt. Also was tat er eigentlich den ganzen Tag? Eine berechtigte Frage, die ich ihm bei Zeiten stellen würde aber jetzt betrat ich erst mal unser Zimmer aka sein Zimmer. Ich wohnte so halb bei ihm, einige meiner Sachen lagen auch hier herum und mein ursprüngliches Zimmer betrat ich kaum noch. Wenigstens war meine Garderobe erweitert worden und ich konnte mich auch wieder einen stolzen Handybesitzer nennen. Nicht, dass ich irgendjemanden hätte anrufen können, den ich hier nicht eh schon jederzeit treffen konnte aber einige Fotos hatte ich gemacht. Selfies waren ja so In. Nur hochladen dufte ich sie nicht. Wo auch? Ich hatte ja keinerlei Zugriff mehr auf soziale Netzwerke. Dennoch erfreute ich mich an den Bildern. Im Zimmer angekommen schaltete ich das Licht ein und fand einen verlassenen Raum vor. Byou war also nicht da. Wie unerwartet. Seufzend ließ ich die Tür zufallen und betrachtete das Chaos. Dieser Mann war so unglaublich unordentlich, dass mir schon ganz schwindelig wurde. Also hieß es nun aufräumen und ihm das später vorhalten. So wie immer aber man gewöhnt sich an alles. Während ich also Dreckwäsche von guter Wäsche trennte und in die Klappe warf, die an der Wand installiert worden war, fiel mir eine Karte auf, die aus dem Berg herausfiel. Blinzelnd betrachtete ich das quadratische Stück festen Papiers, quetschte die letzten Reste in die Klappe, damit sie unten in der Waschküche ankamen bevor ich diese schloss und mich bückte. Was das wohl war? Wieder stehend drehte ich die Karte um und entdeckte eine handschriftliche Nachricht. Sie richtete sich an mich und schien von Byou zu sein. Oh. Hoffentlich hatte ich nun nichts entdeckt, was ich noch nicht sehen sollte. Dennoch las ich einfach, was darauf stand. //Liebster Jin, triff mich um 23 Uhr an unserem besonderen Platz. Ich habe eine Überraschung für dich. Bis dann. Ich liebe dich. Byou// Irritiert las ich die Karte ein paar weitere Male und zog nachdenklich eine Schnute. Er wollte mich um 23 Uhr treffen? Ich zückte mein Handgelenk und checkte die Zeit. Es war bereits halb 11. Ohje. Hatte er etwa vergessen mir die Karte zukommen zu lassen? Warum lag sie sonst zwischen den ganzen Klamotten? Vielleicht hatte er sie aber auch extra dort platziert, weil er wusste, dass ich diesen Saustall aufräumen würde. Andererseits konnte er aber auch nicht wissen, ob ich nicht mit etwas anderem beschäftigt sein würde. Fragen über Fragen. Ich würde mich also an unserem Platz mit ihm treffen und mich überraschen lassen, was nun Fakt sein sollte. Pünktlich traf ich an unserem Treffpunkt ein. Es war ein schöner Ort, den Byou mir vor einer Weile gezeigt hatte und der zu so etwas, wie unserem besonderen Platz geworden war. Eigentlich waren es nur zwei riesige Trauerweiden, die an einem kleinen See standen. Es gab keine Bank oder ähnliches, dafür aber einen alten Baumstamm, der einem die Möglichkeit bot, sich zu setzen. Viele schöne Stunden hatten wir hier verbracht und ich wollte keine Sekunde davon missen. Deshalb führte mich mein Weg zielsicher durch die herabhängenden Weidenäste, die den Ort wie einen natürlichen Sichtschutz, abschirmten. Der Boden unter meinen Stiefeln knarzte leicht. Es hatte die letzte Zeit kaum geregnet weshalb alles doch arg trocken war. Unbeirrt lief ich weiter und entdeckte ihn. Er saß auf dem Baumstamm und schien auf mich zu warten. Allerdings trug er eine Kapuze, was mich doch etwas irritierte. Das war sonst nicht Byous Art aber das sollte mir erst mal egal sein. "Byou?", ging ich lächelnd auf ihn zu bis er sich regte, aufstand und wie in Zeitlupe zu mir umdrehte. Verwirrt betrachtete ich die Person, konnte sie immer noch nicht erkennen. Ich wusste nur, dass es definitiv nicht Byou war. Diese Person verhielt sich merkwürdig, hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und erst, als eine feingliedrige Hand diese entfernte, war meine Verwirrung komplett. Mit leicht geöffnetem Mund starrte ich ihn an während er mich nur mit blitzenden Augen anlächelte. "Manabu?" Aoi POV Bewaffnet und einsatzbereit wartete der Ex-Soldat hinter dem dicken Stamm der Trauerweide. Vorerst alleine. Es war erstaunlich, dass diese neuen synthetische Stoffe seinen Geruch und den Herzschlag komplett zu unterdrücken schienen oder war Jin einfach nur ein totaler Anfängerfehler unterlaufen? Seine Stimme hatte ihm eine Gänsehaut beschert. Es war schon wirklich lange her. Zu lange. Der Klang seiner Stimme wirkte so fremd und zugleich vertraut auf ihn. Unheimlich. Normalerweise wäre er schon längst aus seinem Versteck gekommen und hätte sich den Vampir geschnappt aber Manabu hatte ihn darum gebeten, erst rauszukommen, wenn er das Stichwort gab. So eine Drama-Queen. Um ihn würde er sich auch noch kümmern, aber solange der Vampir ihm half, eines der begehrtesten Zielobjekte der Phoenix Corp zu kriegen, spielte er diesem eben vor, dass er ihn gehen lassen würde. Wenn Manabu wirklich glaubte, dass er dieses Gelände lebend verließ, deutete das wirklich auf einen Mangel an Hirnfunktionen. Doch irgendwie glaubte Aoi nicht daran, dass der Vampir sich nicht darauf vorbereitet hatte. Wenigstens war sein Plan aufgegangen und Jin war hier. Er sprach ihn zwar zunächst mit falschem Namen an, aber das klärte sich bald auf. Jedoch lauschte er neugierig, warum der Vampir lieber so ein Theaterstück aufführte, als ihn einfach seine Arbeit machen zu lassen. "Jin, schön, dass du gekommen bist." "Was machst du hier? Wo ist Byou?" Byou. Bei dem Namen klingelte etwas, weshalb er den kleinen Minicomputer an seinem Arm aufklappte und den Namen eintippte. Die Datenbank spuckte schnell etwas aus und Aoi schossen die Augenbrauen in die Höhe. Die rechte Hand von Hakuei? Interessant. Es klang fast so, als ob Jin mehr von diesem Byou wollte, als er gedacht hatte. Stand der Doktor nicht eigentlich auf Frauen? Nun, das sollte ihn nicht stören weshalb er den Computer wieder zuklappte und weiter lauschte. Er musste ja immerhin auf seinen Einsatz warten. Bei dem Gedanken verdrehte er nur genervt die Augen und seufzte tonlos. So ein Blödsinn. "Byou? Er ist nicht hier. Ich hab dich nur in seinem Namen hergelockt. War mir schon klar, dass du seinem Ruf folgen würdest.", spie ihm der Ältere entgegen und Aoi legte den Kopf schief. Herrje. War da etwa Jemand eifersüchtig? Dieser Byou musste ja ein ganz toller Hecht sein, wenn alle auf ihn abfuhren. "Ich verstehe das nicht? Ich...ich gehe." "Nein das wirst du nicht!" Er konnte den Untergrund knacken hören und kurz hatte etwas geraschelt. Vermutlich hatte der Vampir ihn aufgehalten zu gehen. Sehen konnte er es ja nicht. "Was soll das? Lass mich gefälligst in Ruhe. Was willst du denn von mir?!" Jin klang dezent empört und durchaus wütend, dennoch war da sein Stichwort gefallen. Jetzt kam ja sein ganz großer Auftritt. Wie peinlich. Also drückte er sich von der Weide ab, machte ein paar Schritte zur Seite und entdeckte die beiden Vampire. Manabu sah grinsend zu ihm, während Jin ihm den Rücken zuwandte. "Er will gar nichts von dir Jin, aber ich...", beantwortete Aoi für den anderen Vampir die Frage. Seine Hand lag locker auf seiner Handfeuerwaffe, jederzeit bereit zu schießen, wenn er musste. Der Soldat beobachtete mit Freude, wie sich sein Zielobjekt vorsichtig umdrehte und ihn aus großen Rehaugen ansah, nur mit dem Unterschied, dass sie nun blau glühten. Das war, trotz der dichten Baumkrone, durch das Mondlicht gut zu sehen. Aoi konnte zusehen, wie aus einer Frage Gewissheit wurde und wie ihm alles aus dem Gesicht fiel. "Aoi?!" Meine Stimme zitterte. Was zur Hölle war hier nur los? Der Mann kam näher und zeigte sich nun deutlicher, was mich schwer schlucken ließ. Verdammt. Ich steckte in Schwierigkeiten und das war noch milde ausgedrückt. Eigentlich war ich schon tot. Die Frage, die sich mir nur stellte war, warum es Manabu noch nicht war oder was die beiden miteinander zu tun hatten. "Ganz richtig. Schön, dass du dich noch an mich erinnerst. Gut siehst du aus, obwohl du eigentlich irgendwo in einem Loch verrotten müsstest." Ich konnte seinen Hass förmlich schmecken und zuckte leicht zusammen. "Naja...", ich wurde von einer schnalzenden Zunge unterbrochen. "Sei still. Weißt du eigentlich was du mir angetan hast Jin? Unserer Familie angetan hast?", zischte er mir entgegen und ich biss mir auf die Unterlippe bevor sich Manabu einschaltete. "Halt! Moment mal! Wie jetzt? Was meinst du mit Familie?", hakte der Rothaarige nach und kam neben mir zum Stehen. Ich hörte Aoi nur lachen, was mich tief seufzen ließ. Es gab anscheinend doch Dinge, die Byou und der Rest nicht über mich herausgefunden hatten. Ich hatte definitiv Geheimnisse und Aoi war eines davon. "Aoi, nicht..." Manabu stieß mir seinen Ellbogen in die Rippen, was mich erschrocken keuchen ließ. "Sei still. Ich will das hören.", fauchte er leise und starrte wieder den Soldaten an. "Sag bloß, ihr wisst es nicht? Ich dachte deswegen hättest du mich kontaktiert oder zumindest, dass es ein weiterer Grund gewesen sei.", warf er fragend an Manabu zurück, der mich nun skeptisch betrachtete und seine Aufmerksamkeit dann wieder auf den Soldaten lenkte. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. "Hast du es ihnen nie gesagt Jin?" Ich schüttelte leicht den Kopf bevor ich ihn schief lächelnd ansah. "Wozu? Ich wollte dich nicht in Gefahr bringen." Es war die Wahrheit und doch lachte er ironisch, hob beide Arme von seinem Körper und gestikulierte um sich herum. "Wie nobel von dir. Glaubst du denn, mein Job wäre sicher? Es war absolut unnötig. Ich kann mich gut verteidigen." Ja das konnte er, sehr gut sogar. Auch wenn Aoi nur ein Mensch war, hatte er Fähigkeiten entwickelt, die ihn dazu befähigten Vampire zu töten, ohne auch nur ins Schwitzen zu geraten. "Könntet ihr diese Unterhaltung vielleicht verschieben und mir endlich verraten, was zur Hölle hier los ist?!" Manabu wurde hysterisch und sah uns abwechselnd an. Sein Blick ruhte dann aber doch wieder auf Aoi, der die Arme sinken ließ und leicht lächelte. "Aber natürlich euer Hoheit. Du hast geglaubt, dass du dir den besten Mann für diese Mission an Land gezogen hast, was auch stimmt. Allerdings scheinst du nicht zu wissen, dass ich noch ein ganz anderes Motiv verfolge, das Jin betrifft." "Ja, mach es nicht so spannend. Wir sind hier nicht beim Film.", zickte Manabu und schien doch langsam ungeduldig zu werden. Nichts, das mich sonderlich wunderte und doch wurde ich nervös. Aoi verzog das Gesicht. Das hatte er schon immer getan, wenn ihm etwas missfiel oder er genervt war. Er sah den Vampir neben mir einfach nur kurz an bevor er mir in die Augen sah. Die Enttäuschung, die ich in seinen dunklen Iriden lesen konnte, jagte mir einen Schauer über den Rücken und doch stellte ich mich ihm. "Es widert mich an das sagen zu müssen, wenn ich sehe, was aus dir geworden ist Jin. Ein gottverdammter Vampir. Eines dieser Monstren, das nur lebt um zu töten. Ich töte sie, bevor sie Menschen töten. Unschuldige Menschen. Menschen wie Ayumi. Ich dachte du seist tot, ich habe um dich getrauert und am Ende habe ich auf der Suche nach dir oder irgendwelchen Anhaltspunkten meinen Job verloren. Doch wofür? Alles was ich sehe ist, dass mein Bruder zu einem dieser Bestien geworden ist, die wir beide so verabscheut haben. Nun gehörst du zu ihnen und es bricht mir das Herz aber ich werde dich töten." Ich bezweifelte nicht die Ernsthaftigkeit seiner Worte und hätte es gekonnt, mein Herz wäre stehen blieben. Ein tiefes Seufzen verließ meine Kehle als ich den Blick abwandte. "Was?! Wow Wow Wow. Ganz langsam. Das ist jetzt ein Scherz oder? Ihr...seid Brüder? Das...ist nicht wahr oder?" Manabu sah mich verwirrt an, doch ich schüttelte nur den Kopf. "Nein ist es nicht. Aoi ist mein großer Bruder.", bestätigte ich nochmals die Aussage dessen, worauf Manabu alles aus dem Gesicht fiel. Ich sah wie er sich mit der Hand übers Gesicht fuhr und ein paar Schritte auf und ab ging. "Mag sein, dass dich das nun schockiert aber ich würde gerne meine Arbeit tun." Ich hörte wie eine Waffe geladen wurde und mir schnürte sich die Kehle zu als ich aufsah. Aoi war näher gekommen, stand aber immer noch mit gut vier Meter Abstand von mir entfernt und richtete eine Waffe direkt auf meine Brust. "Aoi...lass es mich erklären...bitte.", flehte ich und spürte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. "Halt die Klappe! Ich will es nicht hören! Wir haben uns damals geschworen die Vampire aufzuhalten, sie zu jagen solange bis wir sterben. Du im Labor, ich auf den Straßen. Du hast es am Grab unserer Eltern geschworen und sieh dich nun an. Mit diesen blauen Augen, die mich so weinerlich anstarren. Stirb gefälligst wie ein Mann!", brüllte er mir entgegen und jedes Wort traf mich wie ein Fausthieb. "Hey! Mal ganz ruhig hier.", mischte sich Manabu ein und plötzlich stand er mit erhobenen Händen vor mir, versperrte mir die Sicht. Irritiert starrte ich auf seinen Hinterkopf. Was sollte das denn nun? Er war es doch, der mich ganz offensichtlich in eine Falle gelockt hatte, um mich aus dem Weg räumen zu lassen und nun wollte er mich schützen? "Manabu?" Er drehte den Kopf leicht zu mir und sah mich an. Ich konnte seine Kiefer malmen sehen. Es gefiel ihm nicht, dass er nun vor mir stand und mich schützte. Ich konnte den Hass in seinen Augen lesen, wie er feurig züngelnd nach mir griff und doch wandte er sich wieder ab. "Was soll das? Geh aus dem Weg! Du hast mir Jin auf dem Silbertablett serviert, also gib ihn mir auch. Falls du glaubst, du könntest mich aufhalten, lass dir gesagt sein...du wirst sterben.", drohte mein Bruder und ich biss mir auf die Unterlippe. Auch wenn ich den Anderen nie hatte leiden können, für mich sterben sollte er nicht. "Nein, tut mir leid aber das kann ich nicht tun. Ich weiß, dass ich ihn dir versprochen habe aber unter dem Aspekt...kann ich das nicht zulassen. Ich kann nicht zulassen, dass du deinen eigenen Bruder tötest." Seine Worte verwirrten mich. Warum hatte er seine Meinung geändert? War diese Geschwistersache etwa der Auslöser? Ich wusste, dass Ruki Manabu fast umgebracht hatte. Er hatte damals nachgegeben und seinen Bruder wandeln lassen, als es die einzige Möglichkeit war, ihn zu retten. Lag es wirklich daran? Manabu hatte seinem Bruder irgendwann verziehen aber das hatte doch nichts mit mir zu tun. Aoi und ich verband eine ganz andere Geschichte. "Manabu...lass gut sein." "Sei still und verschwinde!", zischte er mir zu und sah mir wieder in die Augen. "Jetzt oder nie Jin." Mitleid durchzog seine hellen Augen, die nun nicht mehr ganz so hart wirkten. Der Moment währte nicht lange und bevor ich etwas erwidern konnte, war Manabu fort. Ich sah wie er verschwand und meinen Blick auf Aoi wieder frei gab, der mich verbittert ansah, noch immer die Waffe auf mich richtete bis ihn etwas von den Füßen riss. Der Ältere hatte sich auf ihn gestürzt, ihn sogar zu Boden geworfen. Etwas, das meinem Bruder, unter anderen Umständen, nie passiert wäre. Die Waffe fiel ihm aus der Hand und rutschte raschelnd über den Boden während Manabu auf seinem Kreuz saß und ihn in den Dreck drückte. "Lauf!", schrie er mir auffordernd zu und plötzlich ging ein Ruck durch meinen Körper. Nur kurz sah ich ihm in die Augen, nickte fast unmerklich und nur einen Wimpernschlag später war ich verschwunden. Doch ich kam nicht weit. Ich hatte mich nur wenige Meter von dem eigentlich so idyllischen Ort entfernt, da konnte ich das Rotorgeräusch eines Hubschraubers hören, gepaart von Stiefeln, die durch das Gras liefen und Waffen, die geladen wurden. Dann ging das Licht an. Gleißend hell. Es blendete mich zunächst, bis ich ein Brennen auf meiner Haut spürte, das sich schnell in Schmerz verwandelte. UV-Licht. Ich stöhnte vor Schmerz und versuchte mich abzuwenden, mich vor dem Licht zu schützen und weiter zu rennen aber es schien so, als kämen sie von überall. Es waren vielleicht 15 Mann aber das UV-Licht, und die daraus resultierenden Schmerzen, beeinträchtigten meine Wahrnehmung. Ich konnte kaum mehr klar denken, nahm auch die Stimme nicht wahr, die nach mir rief. Langsam sank ich auf die Knie und war bemüht mich so klein wie möglich zu machen, dieser Strahlung zu entgehen und somit den Schmerz abzustellen, der sich durch meinen Körper fraß. Solche Schmerzen hatte ich noch nie erlebt. So fühlte es sich also an, wenn man in die Sonne trat. Es vergingen gefühlte Wochen bis der Schmerz plötzlich nachließ. Die Hitze ätzte sich nicht mehr durch mein Fleisch wodurch der Heilungsprozess langsam einsetzte und auch mein Kopf wieder klarer wurde. Verwirrt nahm ich die Hände von meinem Gesicht und sah mich um. Wie in Zeitlupe tasteten meine Augen die Umgebung ab bis der Geruch von frischem Blut an meine Nase drang und in mir das Verlangen danach weckte. Doch ich würde keinen dieser Soldaten beißen, geschweige denn ihr Blut trinken. Die feine Silbernote lag schon fast schwer in der Luft und würde mich vergiften, sobald ich mich an dem Menschen nährte. Jedoch entdeckte ich dann endlich den Grund für meine Erlösung. Byou. Er war hier und metzelte sich durch die Soldaten. Der Anblick war wunderschön. Er glitt so anmutig wie eine Tänzerin zwischen den Menschen hindurch, drehte sich, sprang und wich Kugeln aus, die einfach viel zu langsam für sein Tempo waren. Ich war absolut fasziniert. Noch nie hatte ich ihn kämpfen sehen aber ich wusste, dass er sie besiegen konnte. Als sich dann eine Hand auf meine Schulter legte und mich auf die Füße zog, schnappte ich erschrocken nach Luft, bevor sich eine Klinge an meine Kehle drückte. "Aoi...", flüsterte ich und schloss die Augen. Ein blutiger Duft umgab ihn. Ein Gemisch aus seinem und Manabus. Ob der Andere wohl tot war? "Ja Bruderherz. Wie ich sehe ist Verstärkung eingetroffen.", schmunzelte er vorfreudig und sah einfach nur dabei zu, wie sich mein Freund durch die Soldaten arbeitete, bis einer nach dem Anderen tot am Boden lag. Als sich unsere Blicke dann endlich trafen erstarrte er in seiner Bewegung. "Byou! Komm ruhig näher.", forderte mein Bruder worauf Byou mir in die Augen sah und ich zustimmend blinzelte. Nur langsam bewegte er sich auf uns zu. Seine Kleidung war blutgetränkt und teilweise löchrig. Messer hatten ihn verletzt, auch wenn schon längst keine Wunden mehr zu sehen waren. "Das reicht." Byou blieb wenige Meter vor mir stehen und starrte mich besorgt an. "Lass ihn sofort gehen!", hörte ich ihn fordern und ein mattes Lächeln umspielte meine verkniffenen Lippen. Aoi lachte. Doch es war kein freundliches Lachen, nicht so wie früher. Nichts war mehr wie früher. "Tut mir leid. Das kann ich nicht. Hör zu, noch kannst du gehen. Obwohl das wirklich furchtbar ärgerlich wäre, die rechte Hand des Oberhauptes gehen zu lassen. Du weißt so viel." Byou verzog amüsiert das Gesicht. "Als ob ich ihn dir einfach überlassen würde Aoi." Er musste meinen offen stehenden Mund bemerkt haben, denn er sah mich entschuldigend an. "Oh du kennst mich? Interessant. Hat dir mein Bruder etwa von mir erzählt?", hakte er nach aber Byou schüttelte leicht den Kopf. "Nein. Brauchte er auch nicht. Ich wusste es von Anfang an. Wenn ich einen Job bekomme, dann führe ich ihn auch gewissenhaft aus. Sollte dir ja bekannt vorkommen. Dennoch...ich kann nicht zulassen, dass du ihn tötest. Lass ihn gehen und wir klären das auf die herkömmliche Weise. Ein guter alter Kampf. Na, wie sieht's aus? Steigst du ein oder ziehst du den Schwanz ein, weil du weißt, dass du verlieren wirst?", provozierte Byou meinen Bruder und ich wollte ihn anschreien, traute mich aber nicht. Er würde sterben oder am Ende starben sie beide. Egal, wie es laufen würde, mir war beides nicht recht. Auch wenn Aoi mich umbringen wollte, nahm ich es ihm nicht übel. Ich wusste ja, woher dieser Drang und der Hass kam. Der Hass, der auch mich kurz nach meiner Wandlung überkommen und komplett vereinnahmt hatte. "Als ob ich einen Kampf ausschlagen würde. Allerdings wärt ihr dann zu dritt und da ich selbst meinem kleinen Bruder nicht traue, wäre ich schön blöd, mich auf einen Kampf einzulassen. Ich bin doch etwas eingerostet." Byous Überraschung ließ meinen Bruder lachen und verwirrte mich. Wieso zu dritt? Ich sah nur uns beide, bemerkte aber das zerknirschte Gesicht meines Freundes. Er hatte also Jemanden mitgebracht. "Oh, hast du geglaubt, ich hätte deinen Kumpel nicht bemerkt? Man scheint mich wirklich zu unterschätzen. Wie dem auch sei. Noch ein paar letzte Worte? Ich will ja nicht so sein, wobei es mich echt wundert, dass du dich von einem Kerl vögeln lässt. Sogar mit dem zusammen bist, so wie ihr euch anseht. Es wäre ja tatsächlich süß, wenn es mich nicht so anwidern würde, dass ihr beide Vampire seid.", zischte der Schwarzhaarige mir zu und ließ mich tief seufzen. Die Klinge drückte sich fest gegen meinen Hals. Ein ersticktes Keuchen entwich meiner Kehle. Etwas rann an meinem Hals hinab, dem Geruch nach zu urteilen, mein eigenes Blut. Die Klinge hatte meine Haut verletzt und ich wusste, dass ich nicht mehr lange leben würde. "Byou...", flüsterte ich leise, spürte wie Tränen meine Wangen hinab liefen während sein Blick voller Schmerz auf mir lag. Er wusste, wenn er sich bewegen würde, war mein Schicksal besiegelt. Wenn er es nicht tat, sowieso. Die Situation war einfach nur zum Kotzen und ich selbst konnte gerade auch nichts ausrichten. "Okay. Das reicht.", hörte ich Aoi sagen und plötzlich stieg Panik in mir auf, als er die Klinge von meinem Hals zog und vor meinem Körper platzierte. Er würde damit mein Herz durchstoßen. Er würde mein Tod sein. Wie ironisch. Dann geschah alles wie in Zeitlupe. Mein Blick hing auf Byou während ich aus dem Augenwinkel zusehen konnte, wie das Messer auf meine Brust zuschoss und die Spitze eindrang. Sie glitt in mich, wie ein heißes Messer durch Butter. Doch bevor ich es wirklich realisierte, drehte sich meine Welt. Ich landete krachend auf dem Boden und die Welt spulte vor, hielt dabei ruckartig im Hier und Jetzt an bevor mir das Messer aus der Brust gezogen wurde. Keuchend hielt ich mir die Stelle und richtete meinen Blick auf. "Verschwinde endlich. Gottverdammt. Wie oft muss ich dich noch retten, bis du dich endlich verpisst?", fauchte mir Manabu entgegen und ließ mich zusammenzucken. "Aoi...", flötete der Rothaarige und ließ das Messer in seiner Hand rotieren. Ich war gebannt von dem Anblick. Der Vampir war blutbefleckt und schien nicht mehr lange auf seinen Beinen stehen zu können. Dennoch hatte er mich gerettet. Mal wieder. Ich löste meinen Blick erst, als Byou an mich herantrat und auf mich einredete, mich dabei auf die Füße zog. "Jin!" Er befühlte meine Brust aber ich hielt seine Hand fest und kurz darauf spürte ich seine Lippen kurz auf meinen. "Lass uns verschwinden!", hauchte er mir fest zu, sah dann über meine Schulter hinweg zu Aoi und Manabu, die wir kurz darauf, alleine ließen. Wir sprinteten durch die Nacht, entfernten uns vom Geschehen, bis ich einen Schuss vernahm. Verwirrt ließ ich den Blick schweifen, bis wir beide hart auf den Boden krachten und gute zwei Meter darüber schlitterten. Zischend sah ich zu Byou, der sich keuchend die Hände auf den Oberschenkel presste. Sofort krabbelte ich zu ihm und zog die Hände von der blutenden Wunde. "Scheiße...", fluchte ich, als sich der feine Geruch von Silber breit machte. Sie hatten ihn tatsächlich angeschossen und das Silber fraß sich nun in sein Fleisch, vergiftete ihn langsam aber stetig. Die Schmerzen mussten unvorstellbar sein und doch lächelte er mich leicht an. "Lauf...bitte Jin. Du musst weg. Warn die Anderen.", krächzte er mir entgegen während er bemüht war, seine Schmerzen nicht zu deutlich zu offenbaren, aber ich wusste, wie mies es ihm ging. "Rei...", hörte ich ihn sagen und plötzlich stand der Vampir auch schon neben uns. "Scheiße...wir müssen dich hier wegbringen." Er kniete neben uns und wollte sich meinen Freund schon über die Schulter werfen, da hielt dieser ihn auf. "Ihr seid zu langsam mit mir. Nimm Jin mit und lauft. Geht zu Haku und sagt ihm alles. Bitte Rei..." Was ich wollte, schien nicht von Belang zu sein. Darüber hinaus war ich unfähig zu sprechen. Alles drehte sich in meinem Kopf und ergab einfach keinen Sinn. Als dann auch noch Lichter angingen und man Stimmen hören konnte, die sich schnell näherten, griff Byou nach meiner Schulter und zog mich zu sich. Sein Kuss war intensiv und doch konnte ich den Abschied schmecken. Ein Abschied für immer. Das würde ich nicht zulassen, so viel stand fest. Dennoch ließ er mich los, sah mir fest in die Augen und lächelte sanft. "Geh. Geh und falls sie mich mitnehmen, hol mich nicht. Versuch es nicht. Versprich mir das Jin!" Ich erwiderte seinen Blick, presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. Er rüttelte mich leicht. "Versprich mir, dass du mich nicht retten kommst!" Seine Stimme wurde lauter und ließ mich leicht zucken bevor ich dann doch nachgab. Es schien ihn zu erleichtern weshalb er nun Reita ansah, der sofort nach meinem Arm griff und mich auf die Beine zog. Ich wehrte mich, versuchte mich aus seinem Griff zu lösen aber es gelang mir nicht. Mein Blick galt Byou als sein bester Freund mich wegzerrte und ich mich seinem Tempo anpassen musste. Das letzte, was ich in der Dunkelheit sah war, ein Haufen Soldaten, ein Hubschrauber und mein Partner der abgeführt wurde. Ich würde ihn retten und mein gelogenes Versprechen brechen. Und wenn es das Letzte war, das ich tun würde. Kapitel 24: The Final: Part II ------------------------------ Stimmen. So viele Stimmen erfüllten den Raum. Sie diskutierten miteinander, analysierten das Geschehene, wägten ab und ich befand mich mittendrin. Ich saß auf der Couch, mein Gesicht ruhte in meinen Händen während ich die letzten Stunden immer und immer wieder Revue passieren ließ. Allerdings konnte ich mich kaum konzentrieren. Die Anderen waren so laut und drängten sich immer wieder in meine Gedanken, dass ich am Rande des Wahnsinns weilte. "Seid still!!", fauchte ich lauthals in den Raum und seufzte tief. Stille. Oh welch wunderbare Stille. Ich hatte sie wohl tatsächlich dazu bringen können endlich die Klappe zu halten. "Jin?", sprach mich Kai vorsichtig an und ich spürte wie das Polster neben mir nachgab, als er sich zu mir setzte. Kurz darauf legte sich eine warme Hand auf meine Schulter weshalb ich den Kopf hob und ihn ansah. "Was?" Es klang schärfer, als ich hatte klingen wollen. Kai schien es mir nicht übel zu nehmen. Nein, er sah mich voller Mitleid an, das ich noch weniger ertragen konnte, als ihr Geplapper. Ich wandte mich ab und ließ den Blick schweifen. Alle sahen mich an. Alle bis auf Ruki. Dieser hing gedankenversunken in einem Sessel, rieb sich dabei immer wieder übers Kinn und sagte gar nichts. Ich wusste, wie ihm zumute war. Seine Augen verrieten alles. "Ich werde ihn holen." Meine Worte waren an niemanden direkt gerichtet aber ich wusste, dass sie verstanden, worum es ging. "Jin. Das ist Selbstmord. Sei nicht dumm.", redete Hakuei auf mich ein weshalb ich ihm in die Augen sah. Langsam erhob ich mich und schüttelte den Kopf. "Tz. Meinst du das wäre mir nicht bewusst aber wenn es einer da rein schafft, dann wohl ich oder willst du ihn opfern?" Hakuei seufzte tief und sah kurz hilfesuchend zu Kai, doch bevor dieser auch nur ein Wort gesagt hatte, hob ich schon die Hand und er tat gut daran, meiner stummen Bitte zu folgen. "Willst du mir ernsthaft verklickern, dass du Byou...deinen Freund, deine rechte Hand und meinen verdammten Partner sterben lassen willst? Verstehe ich dich da richtig Hakuei?!" Mit jedem Wort war ich näher an den Anführer getreten, funkelte ihn an, auch wenn es diesen kaum beeindruckte. Der Größenunterschied trug seinen Teil dazu bei. Mir war das egal. Es ging hier ums Prinzip. Ich würde Byou nicht opfern. "Jin, ich bin der letzte, der das will aber ich sehe keine Chance, dass du es lebend hinein und mit ihm wieder raus schaffst. Manchmal...müssen wir Opfer bringen. Es tut mir leid." Ein lauter Knall hallte durch den Raum. Er hatte sogar Ruki aus seinen Gedanken geholt, der uns nun aus großen Augen ansah. Es war so unglaublich still in diesem Moment. Man hätte ein Haar zu Boden fallen hören. Zornig stand ich da. Meine Hand pochte leicht vor Schmerz. Scheiße. Ich hatte Hakuei eben eine Backpfeife verpasst, die sich gewaschen hatte. Niemand sagte etwas und die Spannung stieg. Hakuei sah mich langsam wieder an, mit nun seinerseits funkelnden Augen, die mir doch ein wenig Angst machten. Dennoch blieb ich stark und erwiderte den Blickkontakt. Es tat mir nicht leid, dass ich ihn geschlagen hatte. "Byou zu opfern ist absolut inakzeptabel. Ich brauche dein verschissenes Einverständnis nicht Hakuei. Ich werde zu Phoenix gehen und ihn retten oder dabei drauf gehen. Es ist mir einerlei.", zischte ich ihm zu während wir uns in die Augen starrten. "Dann geh. Ich werde dich nicht aufhalten.", entgegnete er mir mit festem Blick bevor sich Kai zwischen uns schob. Er hatte die angespannte Atmosphäre wohl gespürt, die sich zwischen uns ausgebreitet hatte. Sie griffen nach einander, ließen Funken sprühen. Ich würde in einem Kampf unterliegen, das war mir klar aber ich würde ihn deshalb noch lange nicht scheuen. "Jin...denk doch bitte nach. Wie willst du das denn machen?" Ein missglücktes Lächeln legte sich auf meine Züge. "Keine Ahnung. Ich werde schon einen Weg finden. Ich erwarte keine Hilfe und ich will sie auch nicht. Es ist besser wenn ich alleine gehe. Ich hole ihn zurück." Kai sah mich skeptisch an. Die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben. Es war schade, denn ein Lächeln stand ihm so viel besser aber nichts an dieser Situation war auch nur ansatzweise schön oder komisch. "Lasst ihn gehen. Ihr könnt ihn nicht festhalten. Ich würde an seiner Stelle genau dasselbe tun.", hörte ich Ruki sagen weshalb ich mich zu ihm herum drehte. Er sah mich fest an, hatte sich aber sonst keinen Zentimeter gerührt. Jedoch ließ er den Arm langsam sinken und erhob sich nun, kam dann auf mich zu und blieb vor mir stehen. Ich wusste genau, was er von mir wollte. Er brauchte es nicht aussprechen. Ich zog den Älteren in meine Arme und seufzte leise. "Wenn ich ihn finde, bringe ich ihn dir zurück.", flüsterte ich in sein Ohr, klopfte ihm kurz auf den Rücken worauf wir uns lösten. Ein dankbarer Ausdruck lag in seinen Augen, der mich nur schwach lächeln ließ. Ich löste mich von ihm und sah dann wieder zu Kai, umarmte ihn und schloss für einen Moment die Augen. Mein Vorhaben war mehr als riskant. Eigentlich war es absolut unmöglich. Dennoch beschlich mich eine leise Vorahnung, dass ich es schaffen konnte, es schaffen würde. "Ich komme zurück...mit Byou." Er löste sich von mir und sah mich aus traurigen Augen an. "Ich hoffe es." Es gab nichts mehr zu sagen weshalb ich jeden nochmal ansah und dann verschwand. Auf dem Weg in die Stadt ging mir so vieles durch den Kopf. Der Komplex von Phoenix war absolut sicher. Nichts kam hinein, nichts heraus. Eigentlich. Ich wusste nicht, ob sie die Zugangscodes geändert hatten aber darauf konnte ich mich auch nicht verlassen. Es gab immer einen Weg hinein und raus kamen wir auch wieder. Die Stadt kam immer näher während meine Anspannung ins unermessliche wuchs. Ich durfte nicht scheitern. Den Komplex erreichte ich über ein paar Nebenstraßen und hielt mich zunächst bedeckt. Die Mauern waren hoch und an ihrem Ende blitzte der silberne Stacheldraht auf, der vor unerwünschten Gästen schützen sollte. Ob ich so hoch springen konnte? Mit viel Anlauf vielleicht. Aus dem Stand schaffte ich locker zwei bis drei Meter. Einen Versuch war es wert weshalb ich ein Stück die Straße runterging, mir gedanklich wieder vor Augen führte, welche Stelle sich am besten eignete. Abgeschieden musste sie sein, fernab der Wachen und schon bald hatte ich sie gefunden. Kurz sah ich mich um, entdeckte aber niemanden. Dann lief ich los. Meine übernatürliche Geschwindigkeit half mir genug Energie aufzubauen, die ich für den Sprung benötigte. Ich hielt die Luft an, als ich mich vom Asphalt abstieß und lautlos durch die Luft glitt. Wie eine Katze flog ich im hohen Bogen über die Mauer, zog die Beine leicht an und landete etwas holprig auf der andere Seite, gefolgt von einer Rolle, die ich machte um den Schwung abzufangen. Nur kurz verweilte ich in einer hockenden Position, verschaffte mir einen Überblick bevor ich meinen Weg fortsetzte. Er führte mich geradewegs zum Lieferanteneingang. Überall konnte ich Wachen hören, natürlich auch dort. Es waren nicht ganz so viele wie am Haupteingang. Leichte Beute. Sie hatten mich gar nicht bemerkt. Dumme Menschen. Mit einem Satz flog ich erneut durch die Luft, nutzte den Überraschungsmoment um auf einem Wachmann zu landen. Mit schnellen Händen, die sich um seinen Kopf legten, hatte ich dessen Genick gebrochen. Das Geräusch war absolut ekelerregend und hallte kurz in meinen Ohren nach während ich schon mit der Faust ausholte um mich um den zweiten Soldaten zu kümmern. Wieder knackte und knirschte es, als meine Faust sein Gesicht traf und der Körper mit Schwung gegen die nächste Wand klatschte. Kein Herzschlag. Vermutlich hatte ich ihm die Stirn zertrümmert. Es war mir egal. Ich schnappte mir die Messer des Soldaten, der noch immer unter mir lag, verstaute sie in meiner Hose und öffnete die Tür mit seiner Schlüsselkarte. Vorsichtig lauschend betrat ich den Gang und entdeckte einen Notfallplan an der Wand. Ich war bisher nie im Lieferantenbereich gewesen und kannte mich hier absolut nicht aus. Es könnte tödlich enden, wenn ich hier herumirrte. Abgesehen davon, musste ich schnell sein. Alles war voller Kameras und vermutlich war ich schon entdeckt worden. Nachdenklich studierte ich den Plan, der im Falle eines Feuers, die Ausgänge aufzeigte. Ich musste nur durch zwei Gänge, dann würde ich zum Treppenhaus oder wahlweise, zu den Hauptfluren gelangen. Diese wollte ich aber vermeiden. Prinzipiell mussten nicht mehr Menschen sterben als nötig und doch würde ich jeden töten, der sich zwischen mich und Byou stellte. Er war mit Sicherheit in einem der Labore. So einen Fang ließen sie doch nicht in den Gefängnissen verrotten. Ich musste nur herausfinden, wo er untergebracht worden war, wobei ich da schon so eine Vermutung hatte. Zeit war kostbar und so löste ich mich vom Plan um meinen Weg fortzusetzen. Das Treppenhaus hatte ich unbemerkt erreicht, bewegte mich fast lautlos hindurch bis ich hielt. Auf dieser Etage war mein Büro gewesen. Vielleicht existierte es noch. Ich musste immer noch herausfinden wo sie ihn hingebracht hatten also öffnete ich die Tür und spähte um die Ecke. Alles war ruhig. Kein Wunder. Um diese Uhrzeit sollte hier eigentlich niemand mehr sein. Nur in den Labors wurde auch nachts gearbeitet. Ich ließ die Tür leise hinter mir ins Schloss fallen und rannte zu meinem alten Büro. Mein Name war bereits entfernt und durch einen anderen ersetzt worden. Es wunderte mich nicht. Ich war froh, dass ich nichts mehr mit diesem Konzern zu tun hatte und öffnete die Tür. Der Raum lag im Dunkeln, was mir herzlich egal war als ich zum Computer lief und den Bildschirmschoner deaktivierte. Sofort öffnete sich das Fenster zum Netzwerk-Login. Prüfend sah ich mich um. Es war viel zu ordentlich auf diesem Schreibtisch. Vermutlich war der Kollege neu und mit Sicherheit kannte er seine Zugangsdaten noch nicht auswendig. Das Passwort wurde von Phoenix bestimmt und war unknackbar. Ich durchsuchte also den Schreibtisch nach Hinweisen und als ich die Tastatur anhob, fand ich das kleinen Post-It mit allem was ich brauchte. Ein diabolisches Grinsen legte sich auf meine Züge, als ich die Zugangsdaten eingab und nun Zugriff auf alle Daten bekam. Sofort suchte ich nach den Neuzugängen und wurde fündig. Byou war bereits im System eingetragen, Manabu fand ich allerdings nicht. Natürlich war Byou ein VIP. Kein Wunder. Er wusste eigentlich alles und wurde dementsprechend abgeschottet. Meine Vermutung, dass Dr. Sato ihn hatte, bestätigte sich. Der Mann war ein Meister darin, Informationen aus Vampiren heraus zu foltern. Er tat ihnen grausame Dinge an, schlitzte sie auf, vergiftete ihre Wunden mit Silber, schnitt ihnen die Organe oder ganze Gliedmaßen ab. Es war grauenvoll aber wirksam. Ich würde nicht zulassen, dass er Byou auch nur eines dieser Dinge antat. Den Computer ließ ich, wie er war und verließ das Büro sowie das Stockwerk. Es war erstaunlich, dass sich mir keine Soldaten in den Weg stellten. Natürlich roch ich dabei eine Falle. Vermutlich wollten sie mich genauso einfangen, wie sie es bei Byou gemacht hatten. Wahrscheinlich warteten sie alle im richtigen Stockwerk auf mich. Sollten sie doch. Im 20. Stock hielt ich vor der Tür und lauschte. Nichts war zu hören aber das musste nichts bedeuten. Ich hatte Aoi ebenfalls nicht bemerkt, obwohl er nur wenige Meter von mir entfernt gestanden hatte. Nicht mal gerochen hatte ich ihn. Eine Technik, die mir unbekannt war. Anscheinend war Phoenix nicht untätig gewesen. Ich hatte keine Wahl, als einfach durch die Tür zu gehen. Also stieß ich sie auf, wartete kurz und sah auch schon die ersten Projektile übereifriger Soldaten durch die Luft fliegen. Ich sprintete geradeaus, sah mich kurz zu beiden Seiten um und entdeckte sie. Es waren bestimmt fünf auf jeder Seite, die nun auf mich schossen. Zielsicher lief ich gegen die Wand, sprang diese an um mich mit etwas Schwung nach links abzustoßen. Ich musste sie alle aus dem Weg räumen. Zum Glück war meine Schnelligkeit etwas, wogegen sie nichts tun konnten und als sie realisierten, wo ich nun war, war es für sie auch schon zu spät. Fünf Männer fielen in Bruchteilen von Sekunden leblos zu Boden während Blut von meiner rechten Hand tropfte. Es war nicht mein eigenes. Jedoch verweilte ich nicht lange und wich den nächsten Geschossen aus, zückte eines der Messer und warf es. Surrend glitt es durch die Luft und blieb im Kopf eines Soldaten stecken, der keuchend zu Boden fiel. Der Rest schien überrascht. Frischlinge. Vermutlich neue Soldaten, die erst vor kurzem ihre letzte Prüfung hinter sich gebracht hatten. Es würde ihr letzter Einsatz werden. Ich schnappte mir den nächstbesten, nutzte ihn als Schutzschild während ein Kollege sein halbes Magazin auf ihn abfeuerte und dabei kein einziges Mal mich traf, dafür den Anderen aber tötete. Den Körper schleuderte ich ihm entgegen und stürzte mich auf den nächsten, rammte ihm mein zweites Messer so tief ins Herz, das nur noch ein kleines Stück des Griffs aus seiner Brust lugte. Den vorletzten erledigte ich erneut durch ein krachendes Genick. Doch der letzte schien fliehen zu wollen, was mein inneres Tier nur weiter anstachelte. Nur einen Moment wartete ich, bevor ich über den Gang hechtete und ihn in Windeseile einholte. Meine Hand schnellte vor, packte den jungen Mann am Genick und schleuderte ihn, mit dem Gesicht voran, gegen die nächste Wand. Wieder krachte es unappetitlich und die weiße Wand färbte sich rot, als der tote Leib hinab rutschte. Der Anblick war wirklich nicht hübsch. Das Gesicht eingedrückt und zertrümmert, Blut quoll aus jeder Öffnung. Wie gut, dass ich keinen schwachen Magen hatte. Ich wandte mich von dem Soldaten ab und lief weiter. Es war nicht mehr weit bis zum Labor und doch fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. An jeder Ecke erwarteten mich Soldaten, die auf mich schossen und sogar trafen. Allerdings schmerzte es nur kurz, als die Silberkugeln durch meinen Körper jagten, zum Glück nicht auf einen Knochen trafen und somit wieder austraten. Die Wunden verheilten zwar langsamer aber sie heilten noch immer schnell genug. Sie hinderten mich auch nicht daran diese Menschen zu töten, immer brutaler vorzugehen. Anstatt ein Genick nach dem Anderen zu brechen, zermalmte ich ihre Köpfe, schlitzte Kehlen auf oder durchstieß ihre Brustkörbe direkt mit meiner Hand. Sie starben alle. Keuchend sah ich mich um. Ich stand in einem Berg aus Leichen. Alles war voller Blut und selbst an mir gab es nur wenige Stellen, die nicht blutbefleckt waren. Ich wäre vermutlich ein toller aufsteigender Stern am Hollywoodhimmel geworden. Jedoch drang eine Stimme an mein Ohr, die mich knurren ließ: Dr. Sato. Mein Weg führte mich durch die nächste Tür worauf ich das Labor von ihm betrat. Es war riesig und durch ein verspiegeltes Fenster konnte ich sie sehen. Byou, der gefesselt auf einem Tisch lag und dieser Bastard, der gerade mit einem Skalpell vor ihm hantierte. "Womit sollen wir anfangen hm? Aufschneiden wäre lustig. Vielleicht sollte ich dein Herz Millimeter für Millimeter abtragen. Ob du bald sterben würdest? Das werden wir doch gleich ausprobieren.", hörte ich ihn aufgeregt sagen und mir brannten die Sicherungen durch. Ich lief nicht außen rum, was vermutlich leichter gewesen wäre, sondern sprang kurzerhand durch das Spiegelglas. Klirrend fielen die Bruchstücke zu Boden während ich so schnell bei diesem Mistkerl war, dass ich seinen Körper in die Wand drückte statt nur dagegen. Seine großen Kuhaugen glotzten mich ungläubig an, starrten in meine blauen bis er erkannte, wer ich war. Jedoch richtete sich seine Aufmerksamkeit auf die Hand, die in seinem Brustkorb steckte weshalb er das Skalpell fallen ließ. "Bitte...ich will nicht sterben...", flehte er mich an. Ich legte den Kopf schief, sah auf meinen Arm, dessen Hand nicht mehr zu sehen war bevor ich ihm wieder in die trüben Augen sah. "Falsche Antwort.", gab ich kalt zurück und riss ihm das Herz aus der Brust. Gurgelnd verdrehte der Doktor die Augen während ich sein Herz in der Hand hielt, das nur wenige Schläge später verstummte. Der leblose Körper rutschte einfach wie ein nasser Sack zu Boden worauf ich das Organ neben ihn fallen ließ und mich zu Byou umdrehte. Er sah mich fast erschrocken an, was ich nicht ganz nachvollziehen konnte aber das war gerade auch absolut nicht wichtig. Schnell löste ich seine Fesseln und klammerte mich an ihn, als er endlich saß. "Byou...", flüsterte ich erleichtert, ihn noch lebend gefunden zu haben während er mich fest in seine Arme schloss. "Ssch. Mir geht's gut aber wir sollten lieber verschwinden." Ich löste mich widerwillig von ihm und blieb noch kurz vor ihm stehen. Tränen liefen mir über die Wangen worauf er mich sanft anlächelte und diese, samt etwas Blut, wegwischte. "Hey. Nicht weinen. Noch sind wir hier nicht raus." Ich nickte und machte ihm Platz, begann dann in den Schränken nach Kleidung zu suchen, fand aber nur die typische medizinische Kleidung. Das musste reichen. Byous Klamotten waren nicht mehr zu gebrauchen, da jegliche Kleidung immer vom Körper geschnitten wurde. "Hier, zieh das über." Ich warf ihm die Hose und das Oberteil entgegen worauf er in diese schlüpfte und kurz die Nase rümpfte. "Besser als nichts." Ich lächelte leicht und verließ dann mit ihm das Labor, wobei er kurz stehen blieb und sich das Massaker ansah, das ich angerichtet hatte. Seine Lippen hatten sich zu einem schmalen Strich verwandelt und nur kurz warf er mir einen Blick zu, bevor er sich bückte, einem Soldaten die Stiefel entwendete und sie selbst anzog. Das war vermutlich eine gute Idee und so schloss er wieder zu mir auf, damit wir endlich diesen verfluchten Ort verlassen konnten. Manabu POV Als er erwachte, hämmerten die schlimmsten Kopfschmerzen seines Lebens, durch sein Hirn. Kopfschmerzen. Er hatte eigentlich noch nie welche gehabt oder er erinnerte sich nicht mehr. Es lief aufs selbe hinaus. Keuchend öffnete der Vampir die Augen und sah sich fragend um. Wo zur Hölle war er und viel wichtiger, warum lebte er noch? Manabu erinnerte sich an den Kampf mit Aoi. Der Mensch war definitiv merkwürdig. So gut konnte keiner ausgebildet sein, das er es mit einem fast 400 Jahre alten Vampir aufnehmen konnte. Und doch war er ihm haushoch unterlegen gewesen. Ein Wunder, dass er nach dem ersten Kampf so schnell zu sich gekommen war. Wieso, noch gleich, hatte er Jin ein zweites Mal gerettet? Achja. Die Geschwistersache. So eine Scheiße. Wieso machte Ruki ihm nur alles kaputt? Seufzend ließ er den Kopf hängen und zischte direkt wieder gepeinigt auf. Verdammte Kopfschmerzen. Doch erst jetzt fiel ihm auf, dass er sich nicht bewegen konnte, zumindest nicht nennenswert. Seine Arme wurden von schweren Silberketten an der Wand gehalten und boten nur wenig Spielraum. Das gleiche galt für seine Füße. Tolle Aussichten. Manabu zerrte an den Fesseln, unterließ dies aber, als er Schritte hörte. Sofort legten sich seine hellen Augen auf den Mann, der da zu ihm schlenderte. "Lass mich frei du verdammtes Arschloch.", fauchte er Aoi entgegen, der ihn nur verwirrt ansah. "Na. So spricht man aber nicht mit seinem Gastgeber. Ein bisschen Respekt ist nicht verkehrt.", spottete der Soldat, was ihn genervt zischen ließ. "Respekt hast du nicht verdient. Mach mich los und ich zeig dir, was du verdienst." Er konnte den Größeren lachen hören. "Oh Manabu. Du hast zwei Mal gegen mich verloren. Ein dritter Kampf wird nichts daran ändern. Sei froh, dass du noch lebst. Ich sehe da doch eine Menge Potenzial in dir. Immerhin hast du mir meinen Bruder versprochen, der nun immer noch quicklebendig durch die Gegend hüpft. Sag mir, warum hast du ihn beschützt? Ich dachte, du wolltest ihn tot sehen." Am liebsten hätte er dem Schwarzhaarigen dieses dreckige Grinsen aus dem Gesicht gebissen. Er hasste es so schutzlos ausgeliefert zu sein und doch konnte er nichts mehr an dieser Situation ändern. So ein Mist aber auch. Deshalb lehnte er sich einfach an den kalte feuchte Wand und ließ die Arme hängen, die durch die Fesseln gehalten wurden. "Wollte ich auch aber nachdem sich ja das große Geheimnis gelüftet hat, habe ich mich umentschieden. Wird ja noch erlaubt sein oder nicht? Ich persönlich halte nichts von Geschwistermord. Wir sind hier ja nicht bei einem Remake der Bibel oder?", grinste er Aoi an, der sich tatsächlich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. "Nette Metapher. Das beantwortet trotzdem meine Frage nicht. Du hast mich auflaufen lassen aber glaub mir, du wirst mir noch sehr nützlich sein. Ich werde alle deine Freunde töten, solange bis du mir sagst, wie und wo ich Jin finden kann." Manabu lachte leise. "Welche Freunde meinst du? Weißt du da mehr als ich? Ich dachte ich hätte keine aber klär mich ruhig auf." Seine gefesselte Hand vollführte eine auffordernde Geste während Aoi nur grinste. "Ach lass doch das Theater. Wir wissen beide, dass es Personen gibt, die dir sehr wichtig sind. Dein Bruder zum Beispiel. Ruki, nicht wahr? Byou, der deine Liebe nicht erwidert und es gibt bestimmt noch so manch andere, die dir wichtig sind. Ich werde es herausfinden.", zählte er seine Optionen auf während der Vampir ihm einen mörderischen Blick zuwarf. "Du wirst weder den einen noch den anderen töten und mach mit mir, was du willst, aber niemals werde ich auch nur einen von ihnen verraten!", zischte er zurück und fixierte den Soldaten mit seinen hellen Augen. Dieser kam langsam auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen. Eine Hand schloss sich um ein paar der roten langen Strähnen während er dieses siegessichere Lächeln auf den Lippen hatte. "Fass mich nicht an und was gibt's da eigentlich so zu grinsen?", knurrte Manabu direkt hinterher worauf Aoi ihm in die Augen sah. "Ach, ich finde es nur durchaus amüsant, wie du dich verhältst. Du scheinst dir deiner Situation nicht wirklich bewusst zu sein. Du bist hübsch aber nicht sonderlich intelligent. Glaubst du denn wirklich, ich wüsste nicht schon längst, wo sich dein Bruder und der Rest dieses erbärmlichen Haufens aufhält?" Diese Aussage saß und ließ den Vampir erstarren. Aus großen Augen sah er zu dem Menschen auf und schluckte trocken. "Ja, jetzt dämmert es dir oder? Ich weiß wo sie sind und es liegt an dir zu verhindern, dass sie nicht alle sterben. Mein Team ist bereits auf dem Weg zu eurer bescheidenen Hütte um dort etwas aufzuräumen. Ich kann ihnen Bescheid geben, dass sie deinen Bruder nur gefangen nehmen sollen. Dann sperre ich euch vielleicht gemeinsam ein und quetsche euch so lange aus, bis ich alles weiß, was ich wissen will. Also? Wie hört sich das an?" Manabus Kiefer malmten während er dem Größeren einfach nur ins Gesicht sah. Stimmte das? Sagte er die Wahrheit? Aois Herzschlag war ruhig und kontrolliert. Das alleine war aber keine Garantie dafür, dass er die Wahrheit sagte. Er konnte lediglich ein guter Lügner sein. Wer wusste schon, worin diese verfluchten Phoenix Soldaten so alles ausgebildet wurden. "Versuchst du gerade herauszufinden, ob ich lüge? Warte, ich helfe dir das herauszufinden. Ich will ja nicht so sein." Aoi ließ die Strähnen los, hob eine Hand zu seinem Auge und löste die Kontaktlinse. Diese behielt er auf seinem Zeigefinger, blinzelte kurz und sah dann dem Vampir wieder in die Augen. "Überzeug dich selbst von der Wahrheit.", forderte er Manabu auf, der ihn skeptisch ansah. Sollte er es wagen? Er könnte genauso gut versuchen ihn dazu zu bringen, ihn frei zu lassen aber irgendetwas sagte ihm, dass das nicht funktionierte. Also drang er einfach nur in den Geist des Menschen ein und suchte nach den Informationen, die er brauchte, auch wenn er hoffte, sie nicht zu finden. Leider wurde aus seiner Skepsis schnell Gewissheit. Er konnte es sehen, es hören. Die Befehle, die Pläne, die das Gebiet rund um die Villa zeigten. Woher wussten sie es nur? Irgendwer musste sie verpfiffen haben und das war dieses Mal nicht er selbst gewesen. Immerhin hatte er nur Jin aus dem Weg schaffen wollen und nicht gleich alle. So bescheuert war er auch wieder nicht. Also grub er tiefer, suchte und suchte, bis er es gefunden hatte. Die Bilder, die er vor seinem geistigen Auge sah, ließen ihn erstarren. Manabu klappte der Unterkiefer auf. Er konnte nicht glauben, was er da sah und so klinkte er sich aus dem Hirn des Menschen aus und sah ihn einfach nur entgeistert an. "Das ist nicht wahr...", flüsterte er und schüttelte den Kopf. Das konnte nicht wahr sein. Nicht er. "Oh doch Manabu das ist es. Du bist nicht der erste Vampir, der sich an uns gewandt hat um mit den Menschen zu verhandeln. Natürlich auf Kosten anderer, versteht sich. Ihr könnt es wohl einfach nicht anders. Also, willst du nun das Leben deines Bruders retten oder nicht?" Es schien Aoi Spaß zu machen ihn zu quälen und für einen kurzen Moment ertappte sich der Vampir dabei, wie er sich den Anderen ebenfalls als solchen vorstellte. Er würde einen wunderbaren Vampir abgeben und unter anderen Umständen, hätte er sich vielleicht endlich von Byou losgesagt und an Aoi rangemacht. Allerdings entsprach das nicht den Tatsachen und so begrub er den Gedanken schnell. Doch er konnte nicht anders und nickte zustimmend. Das geräuschvolle Schmunzeln des Soldaten ignorierte er gepflegt während er einfach nur auf den Boden starrte, bis ihm ein Handy vor die Nase gehalten wurde. "Ist die Nummer so richtig?" Wieder nickte Manabu. "Du wirst Jin anrufen und ihm sagen, dass du auf dem Weg zurück bist, damit er deinem Bruder Bescheid geben kann. Er kann ja nicht wissen, was aus dir geworden ist. Du wirst ihn also auf jeden Fall zum Haus zurückschicken. Wenn meine Leute mir die Nachricht übermitteln, dass sie ihn haben, werden alle bis auf Ruki sterben. So der Deal. Abgemacht?" Manabu sah den Soldaten nicht an, nickte nur stumm und seufzte tief als ihm das Mobiltelefon ans Ohr gehalten wurde. Das Freizeichen brannte sich förmlich in seinen Gehörgang während es in seinem Kopf nur so ratterte. Konnte er das wirklich tun? Sollte er das wirklich tun? Er wollte nicht, dass seinem Bruder etwas passierte aber wie konnte Aoi für Rukis Sicherheit garantieren? Das war nicht möglich. Ruki würde niemals kampflos aufgeben, eher würde er in diesem sterben als sich gefangen nehmen zu lassen. Außerdem würde dieser es ihm nie verzeihen, wenn Reita getötet wurde. Er war doch alles für den Älteren. Nein, das ging nicht. Er musste sie warnen. Sie alle. Als der Anruf auf einmal entgegen genommen wurde, stockte der Vampir und biss sich auf die Unterlippe. Sofort betätigte Aoi den Lautsprecher, damit er selbst mithören konnte. "Ja?", hörte man Jin gehetzt reden, worauf Manabu von seinem Entführer angestoßen wurde. "Jin? Ich bin's...Manabu." "Manabu? Oh Gott sei Dank. Geht es dir gut? Wo bist du?" "Jaja alles okay. Ich bin auf dem Weg." "Ja wir auch. Ich hab Byou rausholen können. Ruki macht sich tierische Sorgen um dich." Manabu schluckte schwer und starrte das Handy an. "Jin, tust du mir einen Gefallen?" "Ja klar, was denn?" "Geht nicht zum Haus, das ist eine Falle! Warnt die Anderen vor..." Ein Schlag in die Magengrube verhinderte, dass er weitersprechen konnte. Gequält keuchte der Vampir während er Jins Rufe hören konnte, die sich nach ihm erkundigten bis alles still wurde. Aoi hatte wohl aufgelegt. "Du kleine Ratte...", zischte der Andere und zog seinen Kopf an den Haaren nach oben. Manabu grinste nur selbstgefällig. "Du bist nicht der Einzige, der gut schauspielern kann mein Lieber. Wie ich bereits sagte, es ist mir scheiß egal ob du mich tötest oder nicht aber meine Leute kriegst du nicht. Nicht, wenn ich es verhindern kann. Sag, was willst du dagegen unternehmen?", provozierte er Aoi, dessen Hand sich nun schmerzhaft um seinen Kiefer legte. "Das wirst du bereuen und glaub mir, irgendwann wirst du mich anflehen dich umzubringen. Und nun, werde ich mich meiner Crew anschließen und ein verdammtes Nest ausheben gehen. Es wird mir eine Freude sein, dir ihre Asche zu bringen. Wir sehen uns bald wieder.", funkelte Aoi ihn an und irgendetwas blitzte da in seinen Augen, das der Vampir nicht erklären konnte. Es war fast so, als ob die dunklen Augen feurig glühten. Bildete er sich das nur ein? Vermutlich. Aoi ließ ihn jedoch los, worauf er nur den Kiefer dehnte und ihm nachsah, als dieser den Raum verließ. Seufzend ließ er den Kopf hängen und schloss die Augen. So eine verdammte Scheiße. "Manabu? Manabu! Hallo?", rief ich ins Mobiltelefon und erhielt einfach keine Antwort. Nur ein kurzes Keuchen, dann Rauschen bis es klickte. Jemand hatte aufgelegt. Scheiße. Ungläubig ließ ich das Handy sinken, starrte den erhellten Bildschirm an bis sich mein Blick hob. Byous Brauen waren nachdenklich zusammengezogen. "Aoi. Ich wette er hat ihn. Ich kann es mir nicht anders erklären. Wir...wir müssen die Anderen warnen." Byou nickte. "Wir müssen zum Haus, egal was er sagt. Ruf Kai an, vielleicht geht er dran aber lass uns los. Wir haben keine Zeit.", erklärte er und ich nickte nur, durchforstete schnell meine Kontakte und wählte die Nummer bevor wir los rannten. Es klingelte und klingelte aber Niemand hob ab. Ich versuchte es weiter - erfolglos. "Er geht nicht dran.", verkündete ich und versuchte es einfach bei Ruki. Doch auch diesen konnte ich nicht erreichen. Dasselbe Spiel bei Reita. Irritiert schob ich das Handy zurück in meine Hosentasche. "Keiner von ihnen geht ran. Wir müssen uns beeilen." Hoffentlich war es noch nicht zu spät. Aoi war bestimmt noch nicht bei seinen Männern und ohne ihn, würden sie sicherlich nicht das Haus stürmen. Er war die Geheimwaffe, deren Eigenschaften nicht mal ich kannte. Was hatten sie meinem Bruder nur angetan? Irgendetwas hatten sie definitiv mit ihm gemacht. Er kämpfte fast übermenschlich, verlor nie gegen einen Vampir und hatte Manabu scheinbar mit Leichtigkeit überwältigt. Da war etwas faul und zwar gewaltig. Wir brauchten eine gefühlte Ewigkeit bis wir uns dem Haus langsam näherten. Äußerste Vorsicht war geboten, denn wenn alle Soldaten mittlerweile mit Spezialausrüstung versehen waren, würden wir sie nicht bemerken und ihnen quasi in die Arme rennen. Wir hielten uns demnach erst mal bedeckt, erkundeten die Umgebung. Es war ruhig. Viel zu ruhig. Sie waren sicher schon hier irgendwo und ließen uns vielleicht nur durch, um uns ebenfalls zu erwischen. Es stank förmlich nach einer Falle, so wie Manabu es gesagt hatte. Doch was sollten wir tun? Wir hatten keine Wahl. Der Rest würde ins offene Messer laufen, wenn wir sie nicht warnten. Ich war nicht scharf darauf zu sterben und doch stellte ich mich dem bevorstehenden Kampf. Mittlerweile waren diese Vampire zu meiner Familie geworden. Sie waren mir wichtig und lieber starb ich kämpfend an ihrer Seite, als mich wie ein Feigling zu verstecken und wegzulaufen, in der Hoffnung, dass ich noch etwas länger leben würde. Schließlich betraten wir das Haus und trafen auf ein paar andere Vampire, die wild umher liefen. Byou hielt einen von ihnen an. "Wo ist Hakuei?" Der Angesprochene konnte nicht mal antworten, da hörte ich Kai, der oben auf der Treppe stand. "Byou! Jin!", rief er aus und ich griff nach dem Unterarm meines Freundes damit wir zu ihm gehen konnten. Zuerst umarmte er Byou, dann mich. Sein Blick glitt an mir herab. Das Blut war mittlerweile getrocknet und hatte meine Klamotten versteift. Ich musste mich dringend umziehen. "Frag nicht. Es gibt wichtigeres. Manabu wurde gefangen genommen. In diesem Moment ist vermutlich die ganze Villa schon umstellt. Sie sind auf dem Weg. Irgendwer hat uns verraten.", klärte ich Kai auf, der mich zunächst aus großen ungläubigen Augen ansah, bis sich sein Gesicht verzerrte. "Shit. Manabu? Hat er uns verraten?" Ich schüttelte den Kopf. "Glaube ich nicht. Er hat uns gewarnt. Ich vermute, dass Aoi ihn hat." Ein tiefes Knurren verließ seine Kehle. Ich ging davon aus, dass ihm klar geworden war, dass wir einen anderen Verräter in unserer Mitte hatten. Nur das Warum war uns absolut unbekannt. "Kommt!", wies Kai an und wir folgten ihm. Byou schien etwas verwirrt, warum ich all unsere Erkenntnisse an ihn weitergab und nicht direkt an Hakuei. Mir fiel ein, dass er es nicht wusste. Niemand wusste es. Kai hatte die Erinnerungen aller manipuliert, nur meine konnte er nicht nachhaltig verändern. "Ich erklär es dir später.", lächelte ich leicht bevor wir das Wohnzimmer betraten. Alle waren versammelt, nur Hakuei fehlte. Ruki sprang sofort auf, suchte scheinbar nach Manabu, den er aber leider nicht fand. Reita ging hingegen auf meinen Freund zu und umarmte ihn, klopfte ihm auf den Rücken während ich mich um Ruki kümmerte. "Ich...er war nicht dort. Er hat uns angerufen...ich vermute mein Bruder hat ihn in seiner Gewalt. Er hat uns gewarnt. Wir müssen uns alle kampfbereit machen." Sein Blick brach mir das Herz und doch nickte er. Meine Hände ruhten auf seinen Schultern. "Wenn wir das hier überstanden haben suchen wir ihn. Versprochen." Wieder ein Nicken seinerseits. "Schon okay. Wir müssen uns jetzt auf das Bevorstehende konzentrieren.", erwiderte er nur, was mich leise seufzen ließ. Es tat mir so leid, dass ich ihm Manabu nicht hatte bringen können. Klar, dieser war überhaupt erst Schuld an dieser ganzen Sache, hatte mich umbringen lassen wollen und doch war er es, der mich vor Aoi beschützt hatte. Es passte vorne und hinten nicht zusammen. Allerdings hielt ich ihn nicht für den Verräter, nur für einen Mann mit gebrochenem Herzen. "Okay. Wir haben soweit alle Eingänge verbarrikadiert. Sie werden die Türen zwar leicht aufbrechen können aber das macht nichts. Dahinter erwarten sie Sprengfallen. Das wird die erste Hut erst mal ein wenig dezimieren. Wir bleiben versteckt auf den verschiedenen Ebenen und schalten sie nach und nach aus.", erklärte Kai uns den Schlachtplan. "Gut. Unten gibt es noch Waffen. Ganz ohne werden wir nicht auskommen. Geht jetzt. Ich glaube nicht, dass wir noch so viel Zeit haben." Ich nickte, sah dann zu Byou worauf wir alle das Wohnzimmer verließen. Zunächst wollte ich mich umziehen. Die Klamotten waren ekelhaft, auch wenn ich mir die nächsten genauso versauen würde. Es war egal. Byou schien denselben Gedanken zu hegen und im Zimmer angekommen liefen wir beide auf den Kleiderschrank zu um uns andere Klamotten herauszusuchen. Wir blieben beide bei schwarzen Sachen, die eng anlagen aber genug Bewegungsfreiheit boten bevor Stiefel folgten. Ich schloss die Türen des Kleiderschrankes wieder und trat an Byou heran, schlang meine Arme um ihn. Ja, wir hatten keine Zeit aber das musste jetzt sein. Ich war losgezogen um ihn zu retten, wir hatten es lebend rausgeschafft um nun direkt in den nächsten Kampf zu schlittern. Da war ein kleiner Moment der Zweisamkeit ja nicht verboten. Er schlang seine Arme um mich, strich mir durchs Haar. "Danke, dass du mich raus geholt hast...aber das war wirklich dumm von dir. Du hättest drauf gehen können Jin und doch...du hast sie alle ausgeschaltet und es mit mir geschafft abzuhauen. Ich bin stolz auf dich." Ich sah auf und sofort umrahmten seine Hände mein Gesicht, hielten es während wir uns in die Augen sahen. "Es ist mir egal, wie dumm es war. Ich hatte keine Wahl Byou. Ich musste es versuchen und wenn ich bei dem Versuch drauf gegangen wäre, dann wäre es halt so gewesen aber ich konnte dich nicht aufgeben...nicht so wie Hakuei." Meine Augen wurden feucht. Die ganze Anspannung und die Angst, Byou vielleicht für immer verloren zu haben, wich langsam von mir und ich war einfach nur so unglaublich dankbar dafür, dass er noch lebte. "Ich weiß, trotzdem war es dumm. Mach sowas nie wieder okay?" Er sah mich mit diesem typischen unmissverständlichen Blick an, der mich lächeln ließ. "Nur wenn du dich nie wieder gefangen nehmen lässt." Er schüttelte schmunzelnd den Kopf, beugte sich zu mir und küsste mich. Wohlig seufzend krallte ich mich in sein Shirt, erwiderte den Kuss hungrig bis sich unsere Lippen von einander lösten. "Ich liebe dich...", hauchte ich gegen diese, sah ihm nochmal in die Augen. "Ich liebe dich auch Babe.", erwiderte er lächelnd, strich mir dabei mit den Daumen über die Wangen bis wir beide zusammen zuckten. Ein lauter Knall hallte durch die Villa und simultan drehten sich unsere Köpfe zur Tür unseres Zimmers bis wir uns wieder ansahen. "Sie sind da." Kapitel 25: The Final: Part II [zensiert] ----------------------------------------- Stimmen. So viele Stimmen erfüllten den Raum. Sie diskutierten miteinander, analysierten das Geschehene, wägten ab und ich befand mich mittendrin. Ich saß auf der Couch, mein Gesicht ruhte in meinen Händen während ich die letzten Stunden immer und immer wieder Revue passieren ließ. Allerdings konnte ich mich kaum konzentrieren. Die Anderen waren so laut und drängten sich immer wieder in meine Gedanken, dass ich am Rande des Wahnsinns weilte. "Seid still!!", fauchte ich lauthals in den Raum und seufzte tief. Stille. Oh welch wunderbare Stille. Ich hatte sie wohl tatsächlich dazu bringen können endlich die Klappe zu halten. "Jin?", sprach mich Kai vorsichtig an und ich spürte wie das Polster neben mir nachgab, als er sich zu mir setzte. Kurz darauf legte sich eine warme Hand auf meine Schulter weshalb ich den Kopf hob und ihn ansah. "Was?" Es klang schärfer, als ich hatte klingen wollen. Kai schien es mir nicht übel zu nehmen. Nein, er sah mich voller Mitleid an, das ich noch weniger ertragen konnte, als ihr Geplapper. Ich wandte mich ab und ließ den Blick schweifen. Alle sahen mich an. Alle bis auf Ruki. Dieser hing gedankenversunken in einem Sessel, rieb sich dabei immer wieder übers Kinn und sagte gar nichts. Ich wusste, wie ihm zumute war. Seine Augen verrieten alles. "Ich werde ihn holen." Meine Worte waren an niemanden direkt gerichtet aber ich wusste, dass sie verstanden, worum es ging. "Jin. Das ist Selbstmord. Sei nicht dumm.", redete Hakuei auf mich ein weshalb ich ihm in die Augen sah. Langsam erhob ich mich und schüttelte den Kopf. "Tz. Meinst du das wäre mir nicht bewusst aber wenn es einer da rein schafft, dann wohl ich oder willst du ihn opfern?" Hakuei seufzte tief und sah kurz hilfesuchend zu Kai, doch bevor dieser auch nur ein Wort gesagt hatte, hob ich schon die Hand und er tat gut daran, meiner stummen Bitte zu folgen. "Willst du mir ernsthaft verklickern, dass du Byou...deinen Freund, deine rechte Hand und meinen verdammten Partner sterben lassen willst? Verstehe ich dich da richtig Hakuei?!" Mit jedem Wort war ich näher an den Anführer getreten, funkelte ihn an, auch wenn es diesen kaum beeindruckte. Der Größenunterschied trug seinen Teil dazu bei. Mir war das egal. Es ging hier ums Prinzip. Ich würde Byou nicht opfern. "Jin, ich bin der letzte, der das will aber ich sehe keine Chance, dass du es lebend hinein und mit ihm wieder raus schaffst. Manchmal...müssen wir Opfer bringen. Es tut mir leid." Ein lauter Knall hallte durch den Raum. Er hatte sogar Ruki aus seinen Gedanken geholt, der uns nun aus großen Augen ansah. Es war so unglaublich still in diesem Moment. Man hätte ein Haar zu Boden fallen hören. Zornig stand ich da. Meine Hand pochte leicht vor Schmerz. Scheiße. Ich hatte Hakuei eben eine Backpfeife verpasst, die sich gewaschen hatte. Niemand sagte etwas und die Spannung stieg. Hakuei sah mich langsam wieder an, mit nun seinerseits funkelnden Augen, die mir doch ein wenig Angst machten. Dennoch blieb ich stark und erwiderte den Blickkontakt. Es tat mir nicht leid, dass ich ihn geschlagen hatte. "Byou zu opfern ist absolut inakzeptabel. Ich brauche dein verschissenes Einverständnis nicht Hakuei. Ich werde zu Phoenix gehen und ihn retten oder dabei drauf gehen. Es ist mir einerlei.", zischte ich ihm zu während wir uns in die Augen starrten. "Dann geh. Ich werde dich nicht aufhalten.", entgegnete er mir mit festem Blick bevor sich Kai zwischen uns schob. Er hatte die angespannte Atmosphäre wohl gespürt, die sich zwischen uns ausgebreitet hatte. Sie griffen nach einander, ließen Funken sprühen. Ich würde in einem Kampf unterliegen, das war mir klar aber ich würde ihn deshalb noch lange nicht scheuen. "Jin...denk doch bitte nach. Wie willst du das denn machen?" Ein missglücktes Lächeln legte sich auf meine Züge. "Keine Ahnung. Ich werde schon einen Weg finden. Ich erwarte keine Hilfe und ich will sie auch nicht. Es ist besser wenn ich alleine gehe. Ich hole ihn zurück." Kai sah mich skeptisch an. Die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben. Es war schade, denn ein Lächeln stand ihm so viel besser aber nichts an dieser Situation war auch nur ansatzweise schön oder komisch. "Lasst ihn gehen. Ihr könnt ihn nicht festhalten. Ich würde an seiner Stelle genau dasselbe tun.", hörte ich Ruki sagen weshalb ich mich zu ihm herum drehte. Er sah mich fest an, hatte sich aber sonst keinen Zentimeter gerührt. Jedoch ließ er den Arm langsam sinken und erhob sich nun, kam dann auf mich zu und blieb vor mir stehen. Ich wusste genau, was er von mir wollte. Er brauchte es nicht aussprechen. Ich zog den Älteren in meine Arme und seufzte leise. "Wenn ich ihn finde, bringe ich ihn dir zurück.", flüsterte ich in sein Ohr, klopfte ihm kurz auf den Rücken worauf wir uns lösten. Ein dankbarer Ausdruck lag in seinen Augen, der mich nur schwach lächeln ließ. Ich löste mich von ihm und sah dann wieder zu Kai, umarmte ihn und schloss für einen Moment die Augen. Mein Vorhaben war mehr als riskant. Eigentlich war es absolut unmöglich. Dennoch beschlich mich eine leise Vorahnung, dass ich es schaffen konnte, es schaffen würde. "Ich komme zurück...mit Byou." Er löste sich von mir und sah mich aus traurigen Augen an. "Ich hoffe es." Es gab nichts mehr zu sagen weshalb ich jeden nochmal ansah und dann verschwand. Auf dem Weg in die Stadt ging mir so vieles durch den Kopf. Der Komplex von Phoenix war absolut sicher. Nichts kam hinein, nichts heraus. Eigentlich. Ich wusste nicht, ob sie die Zugangscodes geändert hatten aber darauf konnte ich mich auch nicht verlassen. Es gab immer einen Weg hinein und raus kamen wir auch wieder. Die Stadt kam immer näher während meine Anspannung ins unermessliche wuchs. Ich durfte nicht scheitern. Den Komplex erreichte ich über ein paar Nebenstraßen und hielt mich zunächst bedeckt. Die Mauern waren hoch und an ihrem Ende blitzte der silberne Stacheldraht auf, der vor unerwünschten Gästen schützen sollte. Ob ich so hoch springen konnte? Mit viel Anlauf vielleicht. Aus dem Stand schaffte ich locker zwei bis drei Meter. Einen Versuch war es wert weshalb ich ein Stück die Straße runterging, mir gedanklich wieder vor Augen führte, welche Stelle sich am besten eignete. Abgeschieden musste sie sein, fernab der Wachen und schon bald hatte ich sie gefunden. Kurz sah ich mich um, entdeckte aber niemanden. Dann lief ich los. Meine übernatürliche Geschwindigkeit half mir genug Energie aufzubauen, die ich für den Sprung benötigte. Ich hielt die Luft an, als ich mich vom Asphalt abstieß und lautlos durch die Luft glitt. Wie eine Katze flog ich im hohen Bogen über die Mauer, zog die Beine leicht an und landete etwas holprig auf der andere Seite, gefolgt von einer Rolle, die ich machte um den Schwung abzufangen. Nur kurz verweilte ich in einer hockenden Position, verschaffte mir einen Überblick bevor ich meinen Weg fortsetzte. Er führte mich geradewegs zum Lieferanteneingang. Überall konnte ich Wachen hören, natürlich auch dort. Es waren nicht ganz so viele wie am Haupteingang. Leichte Beute. Sie hatten mich gar nicht bemerkt. Dumme Menschen. Mit einem Satz flog ich erneut durch die Luft, nutzte den Überraschungsmoment um auf einem Wachmann zu landen. Mit schnellen Händen, die sich um seinen Kopf legten, war es vorbei. Das Geräusch war absolut ekelerregend und hallte kurz in meinen Ohren nach während ich schon mit der Faust ausholte um mich um den zweiten Soldaten zu kümmern. Wieder knackte und knirschte es, als meine Faust sein Gesicht traf und der Körper mit Schwung gegen die nächste Wand klatschte. Kein Herzschlag. Vermutlich hatte ich ihm die Stirn zertrümmert. Es war mir egal. Ich schnappte mir die Messer des Soldaten, der noch immer unter mir lag, verstaute sie in meiner Hose und öffnete die Tür mit seiner Schlüsselkarte. Vorsichtig lauschend betrat ich den Gang und entdeckte einen Notfallplan an der Wand. Ich war bisher nie im Lieferantenbereich gewesen und kannte mich hier absolut nicht aus. Es könnte tödlich enden, wenn ich hier herumirrte. Abgesehen davon, musste ich schnell sein. Alles war voller Kameras und vermutlich war ich schon entdeckt worden. Nachdenklich studierte ich den Plan, der im Falle eines Feuers, die Ausgänge aufzeigte. Ich musste nur durch zwei Gänge, dann würde ich zum Treppenhaus oder wahlweise, zu den Hauptfluren gelangen. Diese wollte ich aber meiden. Prinzipiell mussten nicht mehr Menschen sterben als nötig und doch würde ich jeden töten, der sich zwischen mich und Byou stellte. Er war mit Sicherheit in einem der Labore. So einen Fang ließen sie doch nicht in den Gefängnissen verrotten. Ich musste nur herausfinden, wo er untergebracht worden war, wobei ich da schon so eine Vermutung hatte. Zeit war kostbar und so löste ich mich vom Plan um meinen Weg fortzusetzen. Das Treppenhaus hatte ich unbemerkt erreicht, bewegte mich fast lautlos hindurch bis ich hielt. Auf dieser Etage war mein Büro gewesen. Vielleicht existierte es noch. Ich musste immer noch herausfinden wo sie ihn hingebracht hatten also öffnete ich die Tür und spähte um die Ecke. Alles war ruhig. Kein Wunder. Um diese Uhrzeit sollte hier eigentlich niemand mehr sein. Nur in den Labors wurde auch nachts gearbeitet. Ich ließ die Tür leise hinter mir ins Schloss fallen und rannte zu meinem alten Büro. Mein Name war bereits entfernt und durch einen anderen ersetzt worden. Es wunderte mich nicht. Ich war froh, dass ich nichts mehr mit diesem Konzern zu tun hatte und öffnete die Tür. Der Raum lag im Dunkeln, was mir herzlich egal war als ich zum Computer lief und den Bildschirmschoner deaktivierte. Sofort öffnete sich das Fenster zum Netzwerk-Login. Prüfend sah ich mich um. Es war viel zu ordentlich auf diesem Schreibtisch. Vermutlich war der Kollege neu und mit Sicherheit kannte er seine Zugangsdaten noch nicht auswendig. Das Passwort wurde von Phoenix bestimmt und war unknackbar. Ich durchsuchte also den Schreibtisch nach Hinweisen und als ich die Tastatur anhob, fand ich das kleinen Post-It mit allem was ich brauchte. Ein diabolisches Grinsen legte sich auf meine Züge, als ich die Zugangsdaten eingab und nun Zugriff auf alle Daten bekam. Sofort suchte ich nach den Neuzugängen und wurde fündig. Byou war bereits im System eingetragen, Manabu fand ich allerdings nicht. Natürlich war Byou ein VIP. Kein Wunder. Er wusste eigentlich alles und wurde dementsprechend abgeschottet. Meine Vermutung, dass Dr. Sato ihn hatte, bestätigte sich. Der Mann war ein Meister darin, Informationen aus Vampiren heraus zu foltern. Er tat ihnen grausame Dinge an, über die ich nicht mal mehr nachdenken wollte. Es war grauenvoll, aber wirksam. Ich würde nicht zulassen, dass er Byou auch nur ein Haar krümmte. Den Computer ließ ich, wie er war und verließ das Büro sowie das Stockwerk. Es war erstaunlich, dass sich mir keine Soldaten in den Weg stellten. Natürlich roch ich dabei eine Falle. Vermutlich wollten sie mich genauso einfangen, wie sie es bei Byou gemacht hatten. Wahrscheinlich warteten sie alle im richtigen Stockwerk auf mich. Sollten sie doch. Im 20. Stock hielt ich vor der Tür und lauschte. Nichts war zu hören aber das musste nichts bedeuten. Ich hatte Aoi ebenfalls nicht bemerkt, obwohl er nur wenige Meter von mir entfernt gestanden hatte. Nicht mal gerochen hatte ich ihn. Eine Technik, die mir unbekannt war. Anscheinend war Phoenix nicht untätig gewesen. Ich hatte keine Wahl, als einfach durch die Tür zu gehen. Also stieß ich sie auf, wartete kurz und sah auch schon die ersten Projektile übereifriger Soldaten durch die Luft jagen. Ich sprintete geradeaus, sah mich kurz zu beiden Seiten um und entdeckte sie. Es waren bestimmt fünf auf jeder Seite, die nun auf mich schossen. Zielsicher lief ich gegen die Wand, sprang diese an um mich mit etwas Schwung nach links abzustoßen. Ich musste sie alle aus dem Weg räumen. Zum Glück war meine Schnelligkeit etwas, wogegen sie nichts tun konnten und als sie realisierten, wo ich nun war, war es für sie auch schon zu spät. Fünf Männer fielen in Bruchteilen von Sekunden leblos zu Boden während Blut von meiner rechten Hand tropfte. Es war nicht mein eigenes. Jedoch verweilte ich nicht lange und wich den nächsten Geschossen aus, zückte eines der Messer und warf es. Surrend glitt es durch die Luft und traf einen Soldaten tödlich, der keuchend zu Boden fiel. Der Rest schien überrascht. Frischlinge. Vermutlich neue Soldaten, die erst vor kurzem ihre letzte Prüfung hinter sich gebracht hatten. Es würde ihr letzter Einsatz werden. Ich schnappte mir den nächstbesten, nutzte ihn als Schutzschild während ein Kollege sein halbes Magazin auf ihn abfeuerte und dabei kein einziges Mal mich traf, dafür den Anderen aber tötete. Den Körper schleuderte ich ihm entgegen und stürzte mich auf den nächsten. Den vorletzten erledigte ich erneut durch eine schnelle Handbewegung am Kopf. Doch der letzte schien fliehen zu wollen, was mein inneres Tier nur weiter anstachelte. Nur einen Moment wartete ich, bevor ich über den Gang hechtete und ihn in Windeseile einholte. Meine Hand schnellte vor, packte den jungen Mann am Genick und schleuderte ihn, mit dem Gesicht voran, gegen die nächste Wand. Wieder krachte es unappetitlich und die weiße Wand färbte sich rot, als der tote Leib hinab rutschte. Der Anblick war wirklich nicht hübsch. Wie gut, dass ich keinen schwachen Magen hatte. Ich wandte mich von dem Soldaten ab und lief weiter. Es war nicht mehr weit bis zum Labor und doch fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. An jeder Ecke erwarteten mich Soldaten, die auf mich schossen und sogar trafen. Allerdings schmerzte es nur kurz, als die Silberkugeln durch meinen Körper jagten, zum Glück nicht auf einen Knochen trafen und somit wieder austraten. Die Wunden verheilten zwar langsamer aber sie heilten noch immer schnell genug. Sie hinderten mich auch nicht daran diese Menschen zu töten, immer brutaler vorzugehen. Sie starben alle. Keuchend sah ich mich um. Ich stand in einem Berg aus Leichen. Alles war voller Blut und selbst an mir gab es nur wenige Stellen, die nicht blutbefleckt waren. Ich wäre vermutlich ein toller aufsteigender Stern am Hollywoodhimmel geworden. Jedoch drang eine Stimme an mein Ohr, die mich knurren ließ: Dr. Sato. Mein Weg führte mich durch die nächste Tür worauf ich das Labor von ihm betrat. Es war riesig und durch ein verspiegeltes Fenster konnte ich sie sehen. Byou, der gefesselt auf einem Tisch lag und dieser Bastard, der gerade mit einem Skalpell vor ihm herum fuchtelte. "Womit sollen wir anfangen hm? Aufschneiden wäre lustig. Vielleicht sollte ich dein Herz Millimeter für Millimeter abtragen. Ob du bald sterben würdest? Das werden wir doch gleich ausprobieren.", hörte ich ihn aufgeregt sagen und mir brannten die Sicherungen durch. Ich lief nicht außen rum, was vermutlich leichter gewesen wäre, sondern sprang kurzerhand durch das Spiegelglas. Klirrend fielen die Bruchstücke zu Boden während ich so schnell bei diesem Mistkerl war, dass ich seinen Körper in die Wand drückte statt nur dagegen. Seine großen Kuhaugen glotzten mich ungläubig an, starrten in meine blauen bis er erkannte, wer ich war. Jedoch richtete sich seine Aufmerksamkeit auf die Hand, die in ihm steckte weshalb er das Skalpell fallen ließ. "Bitte...ich will nicht sterben...", flehte er mich an. Ich legte den Kopf schief, sah auf meinen Arm, dessen Hand nicht mehr zu sehen war bevor ich ihm wieder in die trüben Augen sah. "Falsche Antwort.", gab ich kalt zurück und beendete sein Leben. Gurgelnd verdrehte der Doktor die Augen während er starb. Der leblose Körper rutschte einfach wie ein nasser Sack zu Boden worauf ich mich zu Byou umdrehte. Er sah mich fast erschrocken an, was ich nicht ganz nachvollziehen konnte aber das war gerade auch absolut nicht wichtig. Schnell löste ich seine Fesseln und klammerte mich an ihn, als er endlich saß. "Byou...", flüsterte ich erleichtert, ihn noch lebend gefunden zu haben während er mich fest in seine Arme schloss. "Ssch. Mir geht's gut aber wir sollten lieber verschwinden." Ich löste mich widerwillig von ihm und blieb noch kurz vor ihm stehen. Tränen liefen mir über die Wangen worauf er mich sanft anlächelte und diese, samt etwas Blut, wegwischte. "Hey. Nicht weinen. Noch sind wir hier nicht raus." Ich nickte und machte ihm Platz, begann dann in den Schränken nach Kleidung zu suchen, fand aber nur die typische medizinische Kleidung. Das musste reichen. Byous Klamotten waren nicht mehr zu gebrauchen, da jegliche Kleidung immer vom Körper geschnitten wurde. "Hier, zieh das über." Ich warf ihm die Hose und das Oberteil entgegen worauf er in diese schlüpfte und kurz die Nase rümpfte. "Besser als nichts." Ich lächelte leicht und verließ dann mit ihm das Labor, wobei er kurz stehen blieb und sich das Massaker ansah, das ich angerichtet hatte. Seine Lippen hatten sich zu einem schmalen Strich verwandelt und nur kurz warf er mir einen Blick zu, bevor er sich bückte, einem Soldaten die Stiefel entwendete und sie selbst anzog. Das war vermutlich eine gute Idee und so schloss er wieder zu mir auf, damit wir endlich diesen verfluchten Ort verlassen konnten. Manabu POV Als er erwachte, hämmerten die schlimmsten Kopfschmerzen seines Lebens, durch sein Hirn. Kopfschmerzen. Er hatte eigentlich noch nie welche gehabt oder er erinnerte sich nicht mehr. Es lief aufs selbe hinaus. Keuchend öffnete der Vampir die Augen und sah sich fragend um. Wo zur Hölle war er und viel wichtiger, warum lebte er noch? Manabu erinnerte sich an den Kampf mit Aoi. Der Mensch war definitiv merkwürdig. So gut konnte keiner ausgebildet sein, das er es mit einem fast 400 Jahre alten Vampir aufnehmen konnte. Und doch war er ihm haushoch unterlegen gewesen. Ein Wunder, dass er nach dem ersten Kampf so schnell zu sich gekommen war. Wieso, noch gleich, hatte er Jin ein zweites Mal gerettet? Achja. Die Geschwistersache. So eine Scheiße. Wieso machte Ruki ihm nur alles kaputt? Seufzend ließ er den Kopf hängen und zischte direkt wieder gepeinigt auf. Verdammte Kopfschmerzen. Doch erst jetzt fiel ihm auf, dass er sich nicht bewegen konnte, zumindest nicht nennenswert. Seine Arme wurden von schweren Silberketten an der Wand gehalten und boten nur wenig Spielraum. Das gleiche galt für seine Füße. Tolle Aussichten. Manabu zerrte an den Fesseln, unterließ dies aber, als er Schritte hörte. Sofort legten sich seine hellen Augen auf den Mann, der da zu ihm schlenderte. "Lass mich frei du verdammtes Arschloch.", fauchte er Aoi entgegen, der ihn nur verwirrt ansah. "Na. So spricht man aber nicht mit seinem Gastgeber. Ein bisschen Respekt ist nicht verkehrt.", spottete der Soldat, was ihn genervt zischen ließ. "Respekt hast du nicht verdient. Mach mich los und ich zeig dir, was du verdienst." Er konnte den Größeren lachen hören. "Oh Manabu. Du hast zwei Mal gegen mich verloren. Ein dritter Kampf wird nichts daran ändern. Sei froh, dass du noch lebst. Ich sehe da doch eine Menge Potenzial in dir. Immerhin hast du mir meinen Bruder versprochen, der nun immer noch quicklebendig durch die Gegend hüpft. Sag mir, warum hast du ihn beschützt? Ich dachte, du wolltest ihn tot sehen." Am liebsten hätte er dem Schwarzhaarigen dieses dreckige Grinsen aus dem Gesicht gebissen. Er hasste es so schutzlos ausgeliefert zu sein und doch konnte er nichts mehr an dieser Situation ändern. So ein Mist aber auch. Deshalb lehnte er sich einfach an den kalte feuchte Wand und ließ die Arme hängen, die durch die Fesseln gehalten wurden. "Wollte ich auch aber nachdem sich ja das große Geheimnis gelüftet hat, habe ich mich umentschieden. Wird ja noch erlaubt sein oder nicht? Ich persönlich halte nichts von Geschwistermord. Wir sind hier ja nicht bei einem Remake der Bibel oder?", grinste er Aoi an, der sich tatsächlich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. "Nette Metapher. Das beantwortet trotzdem meine Frage nicht. Du hast mich auflaufen lassen aber glaub mir, du wirst mir noch sehr nützlich sein. Ich werde alle deine Freunde töten, solange bis du mir sagst, wie und wo ich Jin finden kann." Manabu lachte leise. "Welche Freunde meinst du? Weißt du da mehr als ich? Ich dachte ich hätte keine aber klär mich ruhig auf." Seine gefesselte Hand vollführte eine auffordernde Geste während Aoi nur grinste. "Ach lass doch das Theater. Wir wissen beide, dass es Personen gibt, die dir sehr wichtig sind. Dein Bruder zum Beispiel. Ruki, nicht wahr? Byou, der deine Liebe nicht erwidert und es gibt bestimmt noch so manch andere, die dir wichtig sind. Ich werde es herausfinden.", zählte er seine Optionen auf während der Vampir ihm einen mörderischen Blick zuwarf. "Du wirst weder den einen noch den anderen töten und mach mit mir, was du willst, aber niemals werde ich auch nur einen von ihnen verraten!", zischte er zurück und fixierte den Soldaten mit seinen hellen Augen. Dieser kam langsam auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen. Eine Hand schloss sich um ein paar der roten langen Strähnen während er dieses siegessichere Lächeln auf den Lippen hatte. "Fass mich nicht an und was gibt's da eigentlich so zu grinsen?", knurrte Manabu direkt hinterher worauf Aoi ihm in die Augen sah. "Ach, ich finde es nur durchaus amüsant, wie du dich verhältst. Du scheinst dir deiner Situation nicht wirklich bewusst zu sein. Du bist hübsch aber nicht sonderlich intelligent. Glaubst du denn wirklich, ich wüsste nicht schon längst, wo sich dein Bruder und der Rest dieses erbärmlichen Haufens aufhält?" Diese Aussage saß und ließ den Vampir erstarren. Aus großen Augen sah er zu dem Menschen auf und schluckte trocken. "Ja, jetzt dämmert es dir oder? Ich weiß wo sie sind und es liegt an dir zu verhindern, dass sie nicht alle sterben. Mein Team ist bereits auf dem Weg zu eurer bescheidenen Hütte um dort etwas aufzuräumen. Ich kann ihnen Bescheid geben, dass sie deinen Bruder nur gefangen nehmen sollen. Dann sperre ich euch vielleicht gemeinsam ein und quetsche euch so lange aus, bis ich alles weiß, was ich wissen will. Also? Wie hört sich das an?" Manabus Kiefer malmten während er dem Größeren einfach nur ins Gesicht sah. Stimmte das? Sagte er die Wahrheit? Aois Herzschlag war ruhig und kontrolliert. Das alleine war aber keine Garantie dafür, dass er die Wahrheit sagte. Er konnte lediglich ein guter Lügner sein. Wer wusste schon, worin diese verfluchten Phoenix Soldaten so alles ausgebildet wurden. "Versuchst du gerade herauszufinden, ob ich lüge? Warte, ich helfe dir das herauszufinden. Ich will ja nicht so sein." Aoi ließ die Strähnen los, hob eine Hand zu seinem Auge und löste die Kontaktlinse. Diese behielt er auf seinem Zeigefinger, blinzelte kurz und sah dann dem Vampir wieder in die Augen. "Überzeug dich selbst von der Wahrheit.", forderte er Manabu auf, der ihn skeptisch ansah. Sollte er es wagen? Er könnte genauso gut versuchen ihn dazu zu bringen, ihn frei zu lassen aber irgendetwas sagte ihm, dass das nicht funktionierte. Also drang er einfach nur in den Geist des Menschen ein und suchte nach den Informationen, die er brauchte, auch wenn er hoffte, sie nicht zu finden. Leider wurde aus seiner Skepsis schnell Gewissheit. Er konnte es sehen, es hören. Die Befehle, die Pläne, die das Gebiet rund um die Villa zeigten. Woher wussten sie es nur? Irgendwer musste sie verpfiffen haben und das war dieses Mal nicht er selbst gewesen. Immerhin hatte er nur Jin aus dem Weg schaffen wollen und nicht gleich alle. So bescheuert war er auch wieder nicht. Also grub er tiefer, suchte und suchte, bis er es gefunden hatte. Die Bilder, die er vor seinem geistigen Auge sah, ließen ihn erstarren. Manabu klappte der Unterkiefer auf. Er konnte nicht glauben, was er da sah und so klinkte er sich aus dem Hirn des Menschen aus und sah ihn einfach nur entgeistert an. "Das ist nicht wahr...", flüsterte er und schüttelte den Kopf. Das konnte nicht wahr sein. Nicht er. "Oh doch Manabu das ist es. Du bist nicht der erste Vampir, der sich an uns gewandt hat um mit den Menschen zu verhandeln. Natürlich auf Kosten anderer, versteht sich. Ihr könnt es wohl einfach nicht anders. Also, willst du nun das Leben deines Bruders retten oder nicht?" Es schien Aoi Spaß zu machen ihn zu quälen und für einen kurzen Moment ertappte sich der Vampir dabei, wie er sich den Anderen ebenfalls als solchen vorstellte. Er würde einen wunderbaren Vampir abgeben und unter anderen Umständen, hätte er sich vielleicht endlich von Byou losgesagt und an Aoi rangemacht. Allerdings entsprach das nicht den Tatsachen und so begrub er den Gedanken schnell. Doch er konnte nicht anders und nickte zustimmend. Das geräuschvolle Schmunzeln des Soldaten ignorierte er gepflegt während er einfach nur auf den Boden starrte, bis ihm ein Handy vor die Nase gehalten wurde. "Ist die Nummer so richtig?" Wieder nickte Manabu. "Du wirst Jin anrufen und ihm sagen, dass du auf dem Weg zurück bist, damit er deinem Bruder Bescheid geben kann. Er kann ja nicht wissen, was aus dir geworden ist. Du wirst ihn also auf jeden Fall zum Haus zurückschicken. Wenn meine Leute mir die Nachricht übermitteln, dass sie ihn haben, werden alle bis auf Ruki sterben. So der Deal. Abgemacht?" Manabu sah den Soldaten nicht an, nickte nur stumm und seufzte tief als ihm das Mobiltelefon ans Ohr gehalten wurde. Das Freizeichen brannte sich förmlich in seinen Gehörgang während es in seinem Kopf nur so ratterte. Konnte er das wirklich tun? Sollte er das wirklich tun? Er wollte nicht, dass seinem Bruder etwas passierte aber wie konnte Aoi für Rukis Sicherheit garantieren? Das war nicht möglich. Ruki würde niemals kampflos aufgeben, eher würde er in diesem sterben als sich gefangen nehmen zu lassen. Außerdem würde dieser es ihm nie verzeihen, wenn Reita getötet wurde. Er war doch alles für den Älteren. Nein, das ging nicht. Er musste sie warnen. Sie alle. Als der Anruf auf einmal entgegen genommen wurde, stockte der Vampir und biss sich auf die Unterlippe. Sofort betätigte Aoi den Lautsprecher, damit er selbst mithören konnte. "Ja?", hörte man Jin gehetzt reden, worauf Manabu von seinem Entführer angestoßen wurde. "Jin? Ich bin's...Manabu." "Manabu? Oh Gott sei Dank. Geht es dir gut? Wo bist du?" "Jaja alles okay. Ich bin auf dem Weg." "Ja wir auch. Ich hab Byou rausholen können. Ruki macht sich tierische Sorgen um dich." Manabu schluckte schwer und starrte das Handy an. "Jin, tust du mir einen Gefallen?" "Ja klar, was denn?" "Geht nicht zum Haus, das ist eine Falle! Warnt die Anderen vor..." Ein Schlag in die Magengrube verhinderte, dass er weitersprechen konnte. Gequält keuchte der Vampir während er Jins Rufe hören konnte, die sich nach ihm erkundigten bis alles still wurde. Aoi hatte wohl aufgelegt. "Du kleine Ratte...", zischte der Andere und zog seinen Kopf an den Haaren nach oben. Manabu grinste nur selbstgefällig. "Du bist nicht der Einzige, der gut schauspielern kann mein Lieber. Wie ich bereits sagte, es ist mir scheiß egal ob du mich tötest oder nicht aber meine Leute kriegst du nicht. Nicht, wenn ich es verhindern kann. Sag, was willst du dagegen unternehmen?", provozierte er Aoi, dessen Hand sich nun schmerzhaft um seinen Kiefer legte. "Das wirst du bereuen und glaub mir, irgendwann wirst du mich anflehen dich umzubringen. Und nun, werde ich mich meiner Crew anschließen und ein verdammtes Nest ausheben gehen. Es wird mir eine Freude sein, dir ihre Asche zu bringen. Wir sehen uns bald wieder.", funkelte Aoi ihn an und irgendetwas blitzte da in seinen Augen, das der Vampir nicht erklären konnte. Es war fast so, als ob die dunklen Augen feurig glühten. Bildete er sich das nur ein? Vermutlich. Aoi ließ ihn jedoch los, worauf er nur den Kiefer dehnte und ihm nachsah, als dieser den Raum verließ. Seufzend ließ er den Kopf hängen und schloss die Augen. So eine verdammte Scheiße. "Manabu? Manabu! Hallo?", rief ich ins Mobiltelefon und erhielt einfach keine Antwort. Nur ein kurzes Keuchen, dann Rauschen bis es klickte. Jemand hatte aufgelegt. Scheiße. Ungläubig ließ ich das Handy sinken, starrte den erhellten Bildschirm an bis sich mein Blick hob. Byous Brauen waren nachdenklich zusammengezogen. "Aoi. Ich wette er hat ihn. Ich kann es mir nicht anders erklären. Wir...wir müssen die Anderen warnen." Byou nickte. "Wir müssen zum Haus, egal was er sagt. Ruf Kai an, vielleicht geht er dran aber lass uns los. Wir haben keine Zeit.", erklärte er und ich nickte nur, durchforstete schnell meine Kontakte und wählte die Nummer bevor wir los rannten. Es klingelte und klingelte aber Niemand hob ab. Ich versuchte es weiter - erfolglos. "Er geht nicht dran.", verkündete ich und versuchte es einfach bei Ruki. Doch auch diesen konnte ich nicht erreichen. Dasselbe Spiel bei Reita. Irritiert schob ich das Handy zurück in meine Hosentasche. "Keiner von ihnen geht ran. Wir müssen uns beeilen." Hoffentlich war es noch nicht zu spät. Aoi war bestimmt noch nicht bei seinen Männern und ohne ihn, würden sie sicherlich nicht das Haus stürmen. Er war die Geheimwaffe, deren Eigenschaften nicht mal ich kannte. Was hatten sie meinem Bruder nur angetan? Irgendetwas hatten sie definitiv mit ihm gemacht. Er kämpfte fast übermenschlich, verlor nie gegen einen Vampir und hatte Manabu scheinbar mit Leichtigkeit überwältigt. Da war etwas faul und zwar gewaltig. Wir brauchten eine gefühlte Ewigkeit bis wir uns dem Haus langsam näherten. Äußerste Vorsicht war geboten, denn wenn alle Soldaten mittlerweile mit Spezialausrüstung versehen waren, würden wir sie nicht bemerken und ihnen quasi in die Arme rennen. Wir hielten uns demnach erst mal bedeckt, erkundeten die Umgebung. Es war ruhig. Viel zu ruhig. Sie waren sicher schon hier irgendwo und ließen uns vielleicht nur durch, um uns ebenfalls zu erwischen. Es stank förmlich nach einer Falle, so wie Manabu es gesagt hatte. Doch was sollten wir tun? Wir hatten keine Wahl. Der Rest würde ins offene Messer laufen, wenn wir sie nicht warnten. Ich war nicht scharf darauf zu sterben und doch stellte ich mich dem bevorstehenden Kampf. Mittlerweile waren diese Vampire zu meiner Familie geworden. Sie waren mir wichtig und lieber starb ich kämpfend an ihrer Seite, als mich wie ein Feigling zu verstecken und wegzulaufen, in der Hoffnung, dass ich noch etwas länger leben würde. Schließlich betraten wir das Haus und trafen auf ein paar andere Vampire, die wild umher liefen. Byou hielt einen von ihnen an. "Wo ist Hakuei?" Der Angesprochene konnte nicht mal antworten, da hörte ich Kai, der oben auf der Treppe stand. "Byou! Jin!", rief er aus und ich griff nach dem Unterarm meines Freundes damit wir zu ihm gehen konnten. Zuerst umarmte er Byou, dann mich. Sein Blick glitt an mir herab. Das Blut war mittlerweile getrocknet und hatte meine Klamotten versteift. Ich musste mich dringend umziehen. "Frag nicht. Es gibt wichtigeres. Manabu wurde gefangen genommen. In diesem Moment ist vermutlich die ganze Villa schon umstellt. Sie sind auf dem Weg. Irgendwer hat uns verraten.", klärte ich Kai auf, der mich zunächst aus großen ungläubigen Augen ansah, bis sich sein Gesicht verzerrte. "Shit. Manabu? Hat er uns verraten?" Ich schüttelte den Kopf. "Glaube ich nicht. Er hat uns gewarnt. Ich vermute, dass Aoi ihn hat." Ein tiefes Knurren verließ seine Kehle. Ich ging davon aus, dass ihm klar geworden war, dass wir einen anderen Verräter in unserer Mitte hatten. Nur das Warum war uns absolut unbekannt. "Kommt!", wies Kai an und wir folgten ihm. Byou schien etwas verwirrt, warum ich all unsere Erkenntnisse an ihn weitergab und nicht direkt an Hakuei. Mir fiel ein, dass er es nicht wusste. Niemand wusste es. Kai hatte die Erinnerungen aller manipuliert, nur meine konnte er nicht nachhaltig verändern. "Ich erklär es dir später.", lächelte ich leicht bevor wir das Wohnzimmer betraten. Alle waren versammelt, nur Hakuei fehlte. Ruki sprang sofort auf, suchte scheinbar nach Manabu, den er aber leider nicht fand. Reita ging hingegen auf meinen Freund zu und umarmte ihn, klopfte ihm auf den Rücken während ich mich um Ruki kümmerte. "Ich...er war nicht dort. Er hat uns angerufen...ich vermute mein Bruder hat ihn in seiner Gewalt. Er hat uns gewarnt. Wir müssen uns alle kampfbereit machen." Sein Blick brach mir das Herz und doch nickte er. Meine Hände ruhten auf seinen Schultern. "Wenn wir das hier überstanden haben suchen wir ihn. Versprochen." Wieder ein Nicken seinerseits. "Schon okay. Wir müssen uns jetzt auf das Bevorstehende konzentrieren.", erwiderte er nur, was mich leise seufzen ließ. Es tat mir so leid, dass ich ihm Manabu nicht hatte bringen können. Klar, dieser war überhaupt erst Schuld an dieser ganzen Sache, hatte mich umbringen lassen wollen und doch war er es, der mich vor Aoi beschützt hatte. Es passte vorne und hinten nicht zusammen. Allerdings hielt ich ihn nicht für den Verräter, nur für einen Mann mit gebrochenem Herzen. "Okay. Wir haben soweit alle Eingänge verbarrikadiert. Sie werden die Türen zwar leicht aufbrechen können aber das macht nichts. Dahinter erwarten sie Sprengfallen. Das wird die erste Hut erst mal ein wenig dezimieren. Wir bleiben versteckt auf den verschiedenen Ebenen und schalten sie nach und nach aus.", erklärte Kai uns den Schlachtplan. "Gut. Unten gibt es noch Waffen. Ganz ohne werden wir nicht auskommen. Geht jetzt. Ich glaube nicht, dass wir noch so viel Zeit haben." Ich nickte, sah dann zu Byou worauf wir alle das Wohnzimmer verließen. Zunächst wollte ich mich umziehen. Die Klamotten waren ekelhaft, auch wenn ich mir die nächsten genauso versauen würde. Es war egal. Byou schien denselben Gedanken zu hegen und im Zimmer angekommen liefen wir beide auf den Kleiderschrank zu um uns andere Klamotten herauszusuchen. Wir blieben beide bei schwarzen Sachen, die eng anlagen aber genug Bewegungsfreiheit boten bevor Stiefel folgten. Ich schloss die Türen des Kleiderschrankes wieder und trat an Byou heran, schlang meine Arme um ihn. Ja, wir hatten keine Zeit aber das musste jetzt sein. Ich war losgezogen um ihn zu retten, wir hatten es lebend rausgeschafft um nun direkt in den nächsten Kampf zu schlittern. Da war ein kleiner Moment der Zweisamkeit ja nicht verboten. Er schlang seine Arme um mich, strich mir durchs Haar. "Danke, dass du mich raus geholt hast...aber das war wirklich dumm von dir. Du hättest drauf gehen können Jin und doch...du hast sie alle ausgeschaltet und es mit mir geschafft abzuhauen. Ich bin stolz auf dich." Ich sah auf und sofort umrahmten seine Hände mein Gesicht, hielten es während wir uns in die Augen sahen. "Es ist mir egal, wie dumm es war. Ich hatte keine Wahl Byou. Ich musste es versuchen und wenn ich bei dem Versuch drauf gegangen wäre, dann wäre es halt so gewesen aber ich konnte dich nicht aufgeben...nicht so wie Hakuei." Meine Augen wurden feucht. Die ganze Anspannung und die Angst, Byou vielleicht für immer verloren zu haben, wich langsam von mir und ich war einfach nur so unglaublich dankbar dafür, dass er noch lebte. "Ich weiß, trotzdem war es dumm. Mach sowas nie wieder okay?" Er sah mich mit diesem typischen unmissverständlichen Blick an, der mich lächeln ließ. "Nur wenn du dich nie wieder gefangen nehmen lässt." Er schüttelte schmunzelnd den Kopf, beugte sich zu mir und küsste mich. Wohlig seufzend krallte ich mich in sein Shirt, erwiderte den Kuss hungrig bis sich unsere Lippen von einander lösten. "Ich liebe dich...", hauchte ich gegen diese, sah ihm nochmal in die Augen. "Ich liebe dich auch Babe.", erwiderte er lächelnd, strich mir dabei mit den Daumen über die Wangen bis wir beide zusammen zuckten. Ein lauter Knall hallte durch die Villa und simultan drehten sich unsere Köpfe zur Tür unseres Zimmers bis wir uns wieder ansahen. "Sie sind da." Kapitel 26: The Final: Part III ------------------------------- Schüsse hallten durch die Villa. Hier und da ein Schrei. Dinge gingen zu Bruch. Dann wieder Schreie. Die Luft war erfüllt von Rauch. Es stank nach Tod, Blut und Schießpulver. Silber war auch dabei. Ich roch es. Es brannte sich einen Weg durch meine Atemwege weshalb ich es vermied zu atmen. Wir mussten es nicht, taten es aber trotzdem. Es war schwer sich das Atmen zu verkneifen, aber gesünder war es definitiv. Die Hölle war los gebrochen. In jeder Etage wurde gekämpft und gestorben. Auf jeden getöteten Soldaten schienen zwei neue nachzukommen. Es nahm kein Ende. Byou und ich trennten uns kaum, bildeten eine Einheit, die sich durch die Etagen kämpften. Hier und da bemerkte ich einen unserer Freunde. Ruki, der mir das Kämpfen beigebracht hatte, war kaum zu sehen und doch wusste ich, dass er da war. Er metzelte sich durch die Reihen, ließ seine Wut und Verzweiflung über das Verschwinden von Manabu an den Soldaten aus. Es war mir recht. Doch irgendwann schien der Strom an Soldaten zu versiegen und anscheinend musste sich Phoenix neu organisieren, neue Pläne schmieden. Sicher waren wir allerdings keineswegs. Jederzeit konnten sie wieder angreifen und seitdem ich auch nicht mehr dort war, hatten wir auch keinerlei Informationen über neue Waffentechniken. Es machte mich unglaublich nervös. Nein, eigentlich machte es jeden nervös. Wir nutzten die Zeit um unsere Magazine aufzufüllen, neue Waffen auszurüsten und uns kurz zu versammeln, dabei aber immer auf der Hut bleibend. Kai hatte auch gekämpft. Überall klebte Blut und er wirkte etwas mitgenommen. Nicht, weil der Akku leer war, sondern weil es ihm nicht gefiel so viele Menschen einfach sinnlos niederzumetzeln aber auch ihm war wohl bewusst, dass es hier um unser Überleben ging. Sie oder Wir. "Gibt es einen Fluchtplan? Unsere Reihen sind deutlich dezimiert worden.", warf Ruki ein, der sich mit dem Handrücken ein paar Blutstropfen aus dem Gesicht wischte. "Bisher nicht. Wir haben keine Ahnung wie es draußen aussieht. Sie könnten bereits die Umgebung mit Fallen versehen haben. Wenn wir Pech haben, hoffen sie nur darauf, dass wir rauskommen.", erklärte Kai. Leise schnaubend sah ich zur Seite. Das war doch einfach nur eine beschissene Situation. "Aber wir können nicht ewig hier bleiben. Wir haben keine Ahnung, was die da draußen vielleicht gerade vorbereiten und sie könnten uns auch ganz leicht ausräuchern, dann kommen wir definitiv raus. Vielleicht probieren wir es über die Dachterrasse? Zumindest um einen Blick auf die Umgebung zu werfen?", warf ich ein und erntete nachdenkliche Gesichter. "An sich ein guter Vorschlag aber was, wenn wir damit einen potenziellen neuen Angriffspunkt bieten oder sie gar einen von uns erschießen, weil sie ihn doch im Blick haben? Es ist zu gefährlich. Ich habe Verstärkung angefordert aber wer weiß wann die da ist. So lange müssen wir durchhalten." Kai hatte gute Argumente. Ich seufzte tief und lehnte mich leicht an Byou. Das Kämpfen war mühselig und wir wussten ja nicht mal, ob wir diese Nacht überlebten und das war eben auch der Knackpunkt an der Geschichte. Wir konnten nicht raus. Nur Kai konnte das. Uns lief im wahrsten Sinne des Wortes die Zeit weg. Vielleicht spielte Phoenix auch diese Karte aus. Zuerst dezimierten sie uns bis nur noch die wirklich wichtigen Ziele übrig waren und hielten uns so lange hier drin, bis wir sowieso nicht mehr raus konnten. Dann waren wir leichte Beute. "Aber wir müssen irgendetwas tun. Wir haben nur noch ein paar Stunden Zeit hier wegzukommen. Ansonsten sind wir tot. So oder so. Wir können nicht auf eventuelle Verstärkung warten." Wieder betretene Gesichter. Sie wussten es, das sah man ihnen an. Alle hatten hier die Uhrzeit im Blick. Alle bis auf Kai. Er würde verschwinden können, genauso wie Hakuei. Doch ich war mir eigentlich sicher, dass er uns nicht hier sterben lassen würde. Niemals. Apropos. "Wo ist Hakuei? Ich hab ihn gar nicht gesehen.", fiel mir dann ein und mein Blick galt Kai. Er würde ja wohl wissen wo sein Partner war, oder etwa nicht? Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass nun alle Augen auf ihn gerichtet waren. "Ich...ehm...um ehrlich zu sein...ich habe keine Ahnung, wo er ist. Ich habe ihn gesehen als alles los ging aber seitdem..." Meine Brauen zogen sich zusammen und ich lief nachdenklich durch den Raum. "Was wenn..." Kai unterbrach mich sofort. "Untersteh dich auch nur daran zu denken Jin! Niemals würde er das tun!", fauchte der Ältere mich an und ich zuckte kurz zusammen. Langsam ging ich auf ihn zu, sah ihm fest in die Augen. "Warum? Er ist der Einzige, der hier irgendwie mit Abwesenheit glänzt. Sollte er nicht bei dir sein? Sollte es nicht in seinem Sinne sein, auf dich aufzupassen und sicherzustellen, dass es dir gut geht? Wie sollte ich da bitte nicht auf den Gedanken kommen? Es springt einen förmlich an.", entgegnete ich und bemerkte die rot glühenden Augen. Kai war sauer und nicht nur ein bisschen, sondern richtig sauer. "Was willst du damit sagen? Das mein Partner der Verräter ist? Das er mich zum Sterben zurück lässt?", knurrte er gefährlich und ich schluckte trocken, sah kurz zu Byou, der das Ganze nicht recht verstand aber scheinbar eingreifen wollte, wenn es die Situation erforderte. Er würde Kai nicht aufhalten können, selbst wenn er wollte, selbst wenn Kai keiner der Ersten gewesen wäre. "Ja genau das will ich damit sagen...und ich tue es nicht, weil ich dir weh tun will aber wenn man es logisch betrachtet, ist es die einzige Möglichkeit." Kaum hatte ich fertig gesprochen, presste mir die Wand im Rücken die Luft aus den Lungen. Als ich die Augen wieder öffnete, blickte ich in Kais verzerrtes Gesicht. Wut aber auch Trauer spiegelte sich in seinen rot glühenden Augen wieder und es machte mir Angst. "Kai...", sprach ich leise und hob eine Hand, als ich über dessen Schulter hinweg sah, wie sowohl Byou als auch Ruki und Reita näher kamen. Sie sollten bleiben wo sie waren. Ich würde das schon klären weshalb ich ihm wieder in die Augen sah. "Kai...ich...es tut mir leid...ich will das genauso wenig wie du aber...denk doch bitte logisch..." Er knurrte leise und sein Griff um meine Schultern verstärkte sich, worauf ich leise zischte. "Und was sollte er damit bezwecken wollen hm? Warum sollte er mich verraten Jin? Weißt du das auch? Erleuchte mich!" Himmel. Er war wirklich wütend. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Andersrum hätte ich wohl nicht anders reagiert, wenn er an meiner Stelle behauptet hätte, Byou sei der Verräter. "Ich weiß es nicht aber vielleicht um seine Haut zu retten? Du hast mir selbst gesagt, dass du nicht weißt, warum dieser Krieg überhaupt existiert. Du wolltest das nie. Hakuei schon. Außerdem war er doch mehr weg als hier. Wer kann ausschließen, dass er sich nicht vielleicht an Phoenix gewandt hat um eben dich zu verkaufen? Du bist einer der Sechs. Der Letzte. Dein Blut ist mächtig. Phoenix will es um vielleicht endlich ihre Soldaten zu stärken oder uns zu schwächen. Was weiß ich. Hakuei hat deine Stärke. Er will vielleicht nur noch überleben und den Krieg vielleicht doch beenden oder sich ein eigenes Königreich aufbauen. Mit Genehmigung von Phoenix natürlich. Schöner kontrollierter Anbau sozusagen.", gab ich meine Ideen Preis und seufzte tief. Kai seufzte ebenfalls und nahm den Druck etwas von meinen Schultern bevor er den Kopf drehte und einen nach dem anderen ansah. Sie schüttelten sich kurz, fassten sich an den Kopf oder massierten sich die Schläfen. "Du hast ihnen den Bann genommen?", fragte ich leise und er nickte. "Ja habe ich. Es spielt nun keine Rolle mehr." Er ließ mich los, blieb aber vor mir stehen und strich sich über die Augen. "Was? Hast du uns manipuliert?" Reita war der Erste, der wohl wieder fähig war zu sprechen und wirkte schon fast entsetzt über diese Dreistigkeit. "Ja das hat er. Aber es war nur zu eurem Besten. Keiner wusste davon außer Hakuei, um sowohl ihn selbst, als auch euch zu schützen.", klärte ich die Situation für Kai auf, der mir schwach zulächelte. "Ach aber du wusstest es auch und dich scheint er nicht manipuliert zu haben. Warum bist du anders?", warf Ruki ein. Er schien irgendwie sauer auf mich zu sein oder einfach nur enttäuscht. Wirklich sicher war ich mir da nicht. "Ich habe ihn nicht manipuliert weil es nicht funktioniert. Jin ist immun dagegen. Ansonsten wäre er genauso schlau wie ihr alle, bevor ich die Manipulation rückgängig gemacht habe." Byou trat an mich heran und beäugte mich mit fragendem Blick. "Du bist immun gegen seinen Einfluss?", fragte er nochmal nach, worauf ich nickte. "Ja. Er kann mich nur ganz minimal beeinflussen und muss alleine dafür schon alles auffahren, was er hat. Wir haben versucht es zu trainieren. Ich habe versucht diese Barriere zu lösen damit ich mit seinem Blut experimentieren kann aber es klappt nicht. Höchstens 10 oder 15 Sekunden kann ich seinem Blut widerstehen und es gibt nichts, was er dagegen tun kann.", erklärte ich und für einen Moment schien ihn die Tatsache zu treffen, dass ich mehr wusste oder gar mehr vor ihm verheimlichte, als er dachte. "Es tut mir leid..", murmelte ich und griff nach seiner Hand. Byou schüttelte nur den Kopf. "Mach dir keine Gedanken. Ich verstehe es, allerdings ist das jetzt auch nebensächlich. Was Jin gesagt hat klingt durchaus einleuchtend. Tut mir leid Kai aber ich glaube wirklich, dass Hakuei nicht mehr auf unserer Seite steht. Wenn er Phoenix wirklich den letzten der Sechs versprochen hat, dann werden sie nicht eher aufgeben, bis sie dich haben und das können wir nicht zulassen." Alle nickten einstimmig. So war es. Wir würden nicht ohne Kai gehen und ging er nicht, taten wir es auch nicht. Ganz einfach. Doch als ein Klatschen erklang, zuckten wir alle zusammen, starrten zur Tür und dort stand mein Bruder, inklusive Hakuei. Er wirkte ertappt und doch hatte sein Blick etwas gleichgültiges. Es tat selbst mir weh weshalb ich zu Kai sah, dessen Augen, wie heiße Lava, glühten. "Ach seid ihr nicht alle süß. Alle für einen und Einer für alle. Herzerweichend. Nun Kinder. Ich glaube wir haben genug gespielt oder? Wir haben eure Soldaten getötet, ihr unsere. Also...ich hätte da ein Angebot zu unterbreiten.", säuselte Aoi und ich presste die Lippen aufeinander. Ich konnte mir schon vorstellen, wie dieses Angebot aussah. "Das da wäre?", hörte ich Kai sagen und starrte ihn an. Bitte was? "Kai! Du kannst do-..." Seine erhobene Hand ließ mich verstummen weshalb ich die Zähne zusammenbiss und wieder zu meinem Bruder sah, der da so selbstgefällig im Raum stand, als ob ihm Niemand etwas anhaben könnte. Ob ihm eigentlich klar war, wie gefährlich seine Position wirklich war? "Du bist schlau. Nun...ihr habt das schon richtig erörtert. Euer alter Freund hier macht gemeinsame Sache mit uns. Eine Hand wäscht die Andere. Er gibt uns den Ältesten und er bekommt dafür seine Freiheit und das Recht sich ein eigenes Reich aufzubauen, sobald der Krieg beendet ist und wir mit den Vampiren Frieden schließen. Nun, ich wäre eventuell gewillt euch drei...", er deutete auf Byou, Reita und Ruki. "...gehen zu lassen. Du bekommst natürlich auch noch deinen Bruder wieder. Die Nervensäge behalte ich sicher nicht freiwillig.", verdrehte der Schwarzhaarige die Augen, was Ruki nur knurren ließ. "Und was willst du dafür?", hakte Kai nach. Aoi ging einen Schritt auf uns alle zu und ich ahnte schon, was er wollte weshalb ich Byous Hand fest drückte. "Ich will meinen Bruder. Sagen wir es so. Vier Leben für eines. Klingt nach einem fairen Deal oder?" Aoi drehte sich zu mir und lächelte falsch, was mich nur angewidert das Gesicht verziehen ließ. "Bruder für Bruder, Jin. Du willst doch nicht, dass deine Freunde sterben oder? Immerhin hast du dir Byou so tollkühn aus der Zentral zurück geholt. Es wäre doch schade, wenn er jetzt sterben würde oder? Manabu hat dir mehrfach den Arsch gerettet und Ruki will seinen kleinen Bruder bestimmt zurück." Ich wusste genau, was er damit bezweckte. Er wollte mir ein schlechtes Gewissen machen und es funktionierte. Ich schluckte schwer, sah zu Byou auf. Sein Blick war voller Unverständnis weshalb er den Kopf schüttelte. Ich sah zu Ruki und Reita. Selbst Ruki schüttelte den Kopf, auch wenn es hier um seinen Bruder ging. Die letzte Station war Kai, der mich aber nicht ansah. "Ich töte dich auch nicht. Versprochen. Ich werde etwas finden um dich wieder zu dem zu machen, was du eigentlich bist.", köderte Aoi weiter und ich dachte wirklich darüber nach, zuzustimmen. "Nein!" Kai schob sich vor mich, versperrte mir die Sicht, was mich nur aus großen Augen zu ihm aufsehen ließ. "Kai! Ich..." "Halt die Klappe Jin! Denkst du wirklich ich liefere dich aus? Keiner von uns hält das für einen guten Deal." Ich senkte leicht beschämt den Kopf. Aoi hingegen stieß tadelnde Laute aus, trat wieder ein paar Schritte zurück und sah Hakuei an. "Nun. Viel Spaß. Du kennst deinen Part.", forderte er mit einem Kopfnicken in unsere Richtung, worauf dieser sich ein paar Schritte auf uns zu bewegte. Doch weit kam er nicht. Ich hatte es nicht mal gesehen, nicht mal realisiert, geschweigen denn mitbekommen. Kai war nach vorne gestürmt und hatte ihn an der Kehle gepackt, hob ihn in die Luft und das obwohl Hakuei größer war als er selbst. Er sagte irgendwas zu ihm aber ich konnte nicht verstehen was. Ich erkannte nur die geweiteten Augen des Größeren bis er plötzlich zu Staub zerfiel. Geschockt starrte ich zu Kai, der seine andere Hand sinken ließ. Sie war blutig. Er hatte tatsächlich sein einziges Kind, das gleichzeitig sein Partner gewesen war, umgebracht. Es tat mir wirklich weh und doch konzentrierte sich unser Blick wieder auf Aoi, der aber nicht mehr da war. "Shit.", stieß ich aus und löste mich von Byou, rannte zu Kai und legte meine Hände auf seine Oberarme. "Kai...Kai wir müssen gehen. Wir müssen wirklich abhauen, sonst sind wir wirklich am Arsch.", redete ich auf ihn ein aber er lächelte mich nur an, hob seine saubere Hand und ließ sie durch mein Haar gleiten. "Nein. Ihr werdet gehen. Ich halte sie auf." "Das ist doch Selbstmord! Wir lassen dich nicht zurück!", mischte sich Ruki ein, worauf ich nur enthusiastisch nickte. "Sie bringen mich nicht um. Sie brauchen mich. Deshalb werde ich gehen und sie aufhalten, damit ihr fliehen könnt. Keine Sorge. Ich werde mich nicht fangen lassen." Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Das war doch purer Wahnsinn. Kai konnte das doch nicht ernst meinen. Tränen stiegen mir in die Augen während ich mich an sein Oberteil krallte, er mir aber beruhigend über die Wange strich, die Tränen wegwischte, die über diese flossen. "Keine Angst. Wir werden uns wiedersehen.", flüsterte er mir optimistisch zu. Doch ich konnte ihm ansehen, dass er selbst nicht daran glaubte. Ich schüttelte den Kopf, krallte mich nur noch fester an ihn aber er schob mich dennoch sachte von sich, löste meine verkrampften Finger von seinem Oberteil. "Aber bevor ich gehe, will ich, dass ihr mein Blut trinkt.", verkündete er und meine Kinnlade fiel scheppernd zu Boden. "Was? Aber...Kai...wir werden dich umbringen.", hauchte ich geschockt und schüttelte den Kopf. Nein, ich wollte das nicht. Ich wollte sein Blut nicht, wollte nicht durchdrehen und ihn umbringen. Vor allem, weil ich der einzige war, den er nicht manipulieren konnte. "Jin. Ihr werdet mich nicht umbringen. Vertrau mir okay?", nickte er und sah dann zum Rest, die genauso unsicher wirkten bevor er sie alle zu sich winkte. "Rei...du zuerst.", wies Kai an und reichte ihm sein Handgelenk. Reita schien noch immer nicht sonderlich überzeugt als er das schlanke Handgelenk umfasste und die Wärme spürte, die von Kai ausging. Prüfend sah er Kai nochmal in die Augen und meine Anspannung wuchs. Wir würden ihn töten, ihn in Stücke reißen vor Gier. Ich krallte mich wieder an sein Oberteil, starrte Reita an, der nun den Arm hob, seine Fänge entblößte und zunächst zögerte bevor er tief seufzte. Dann biss er zu und es dauerte keine zwei Sekunde, da knurrte er angetan, krallte sich in den Arm bevor er die Augen aufriss. Ich konnte hinein sehen und waren sie sonst tiefschwarz, glommen sie nun rötlich. Genauso wie bei Kai. "Das reicht.", befahl er ruhig und schüttelte Reita von seinem Arm ab, der keuchend ein paar Schritte rückwärts stolperte und sich genüsslich über die Lippen leckte. Er schien im Rausch zu sein, irgendwie weggetreten, was mich doch etwas irritiert aufsehen ließ, bevor ich meinen Blick von ihm löste. "Ruki." Der Angesprochene kam schnell näher, zögerte aber nicht, wobei ich durchaus Furcht und Unsicherheit in seinen Augen ausmachen konnte. Dennoch biss er zu. Die Bissspuren von Reita waren längst verheilt und auch Ruki knurrte, krallte sich fester in den Arm. Ich stellte mir nun eher die Frage, ob es Kai nicht zu sehr schwächen würde, wenn wir alle von ihm tranken. Zwar schüttelte er auch Ruki schnell wieder ab, sprach im Befehlston auf ihn ein, worauf sich dieser zu Reita verzog. Erstaunlich. Sie hörten auf ihn und ich hatte keine Ahnung warum. Dann war Byou an der Reihe, dem ich deutlich ansah, dass ihm das hier nicht gefiel und doch tat er es, sah mir dabei die ganze Zeit in die Augen, die nun ebenfalls rot glühten. Es bildete einen merkwürdigen Kontrast zu seinen blauen Augen. Würde es bei mir auch so aussehen? Vermutlich. Wobei das Rot ja verschwand und nur auftauchte wenn der Vampir starke Emotionen durchmachte. Als Byou abgeschüttelt wurde, ließ er sich gegen die Wand sinken und führte sich die Finger an seine Lippen . Nun war ich wohl an der Reihe weshalb ich vorsichtig zu ihm aufsah. Kai lächelte warm, strich mir durchs Haar und ließ sich auf die Armlehne eines Sessels sinken, der noch intakt war. Er zog mich mit sich und neigte den Kopf. "Trink...", forderte er sachte aber ich wusste, dass ich keine Wahl hatte. Nur für einen Moment sah ich ihm nochmal tief in die Augen, presste die Lippen aufeinander bis ich resigniert seufzte und mich zu ihm beugte. Er roch gut aber das tat er immer. Dennoch verharrte ich kurz über seiner Hals bis ich den Mund öffnete und schließlich zubiss. Die ersten Tropfen, die meine Zunge benetzten, ließen mich nicht nur knurren sondern stöhnen. Fast knickten mir die Beine weg aber Kai hatte seine Arme um mich geschlungen. Ich war ein junger Vampir, der nun von der Macht des ältesten lebenden Vampires kosten durfte. Deshalb trank ich gierig, krallte mich an ihn und konnte gar nicht mehr aufhören. Jede meiner Zellen schien erneut zu zersplittern, um wieder neu zusammen gefügt zu werden. Es tat nicht weh. Ganz im Gegenteil. Das Gefühl war pulsierend, elektrisierend und sogar ein wenig erregend. Ich konnte die Macht spüren, die mich erfüllte und doch vernahm ich Kais Stimme, die mir befahl aufzuhören. Tatsächlich löste ich mich von seinem Hals, leckte aber nochmal über den Biss bevor ich auf die Knie sank und keuchte. Langsam sah ich zu ihm auf, ballte die Hände zu Fäusten und löste sie wieder. Ich fühlte mich so unglaublich stark und unbesiegbar. Jedoch beugte Kai sich wieder zu mir. "Ihr alle habt nun meine Stärken. Jin...selbst wenn ich es nicht schaffen sollte...arbeite weiter an einer Erlösung für alle...ihr habt sie nun aber könnt sie nicht weitergeben. Das kann nur ich aber der Schlüssel fließt nun durch deine Adern. Nutze es. Ich werde euch finden, wenn wir das überstanden haben.", sprach er mir leise zu und ich nickte leicht. Das pulsierende Gefühl ließ langsam nach. "Ist gut.", stimmte ich zu und fiel ihm nochmal um den Hals, drückte ihn an mich. Er war doch mein bester Freund und ich wollte ihn nicht verlieren aber ich wusste, dass ich ihn gehen lassen musste. "Wehe du stirbst...", hauchte ich ihm ins Ohr und unterdrückte die Tränen, die erneut in mir aufsteigen wollten bevor ich ihn los ließ und langsam aufstand. Byou legte einen Arm um meine Taille, hielt mich bei sich während auch Reita und Ruki sich erholt hatten und nun bei uns standen. "Ich gehe raus und werde sie ablenken, die Reihen ausdünnen und ihr verschwindet. Wartet nicht auf mich. Ich finde euch, wenn die Zeit reif ist. Danke für alles.", lächelte Kai und dann war er auch schon verschwunden. Ich biss mir fest auf die Unterlippe aber jetzt gerade war der denkbar schlechteste Moment um in Tränen auszubrechen. Draußen konnte man wieder Schüsse und Schreie vernehmen. Das war wohl unser Zeichen. Wir sahen uns alle an. Keiner war sonderlich begeistert und doch mussten wir gehen, uns trennen und es war klar, wer mit wem gehen würde. Wir umarmten uns nicht, sagten uns nicht Lebewohl. Es war nur ein Abschied auf Zeit. Wir würden uns alle wiedersehen und mit diesem Wissen traten wir in die Eingangshalle, warfen einen Blick nach draußen bevor Reita und Ruki zuerst verschwanden. Sie waren kaum mehr zu erkennen. Vermutlich ein Effekt von Kais Blut. Ich sah nochmal zu Byou auf, dessen Hand ich noch immer hielt. Er beugte sich zu mir, küsste mich zärtlich auf die Lippen. "Lass uns verschwinden...", sprach er leise. Ich nickte nur, atmete tief durch. Ich betete inständig, dass Kai es schaffte nicht gefangen zu werden und sich wieder mit uns vereinen würde. Mein Blick galt der Tür und keinen Wimpernschlag später rauschten wir durch die Nacht, vorbei an all den Soldaten, ließen die Villa und Kai zurück. Doch es würde ein Wiedersehen geben, daran glaubte ich fest, während wir alles hinter uns ließen, auf dem Weg in eine neue ungewisse Zukunft. Epilog: Eternity ---------------- Drei Wochen waren seit jener Nacht vergangen in der wir uns alle getrennt hatten. Noch immer nagte es an mir, dass wir nichts von Kai gehört hatten. Lebte er noch? War er gefangen worden? Suchte er überhaupt nach uns? Wie würde er uns finden? Diese Fragen kreisten dauerhaft in meinem Kopf und raubten mir noch den letzten Nerv. Mittlerweile hatte es uns nach Mie verschlagen, wo wir uns in einem kleinen Haus, in der Nähe der Küste niederließen. Es stand leer und bis auf die Hauptstadt, waren die umliegenden kleineren Städte eher verlassen. Also hatten wir unsere Ruhe. Diese Flucht hatte mich sehr mitgenommen und auch an Byou war sie nicht spurlos vorbei gegangen. Wir hatten uns verändert. Zunächst fiel es uns gar nicht so auf aber umso mehr Tage vergingen, umso stärker wurden die Veränderungen, die Kais Blut, hinterlassen hatten. Wir waren schneller, stärker und wir waren warm. Unsere Haut fühlte sich nicht mehr kalt an. Gut, wir kamen uns nicht kalt vor aber nachdem wir tatsächlich mit einem Fieberthermometer unsere Temperatur gemessen hatten, fiel es uns auf. Doch die größte Veränderung war das Sonnenlicht. Wir ertrugen es ohne Probleme. Vielleicht war das auch ein Grund dafür, dass ich an die Küste wollte. Seitdem ich der Sonne wieder gefahrlos gegenüber treten konnte, liebte ich Sonnenaufgänge umso mehr. Am Meer wirkten sie natürlich noch schöner. Allerdings fand ich auch in dieser Nacht mal wieder keinen Schlaf. Seit all den Veränderungen hatte sich unser Tagesrhythmus verändert und wir schliefen meist in Nacht. Dennoch, mein Kopf war voll. Ich konnte mich einfach nicht entspannen, wie sehr ich mich auch versuchte an Byou zu schmiegen, es half nicht. Also schälte ich mich vorsichtig aus seiner Umarmung und stieg aus dem Bett, hüllte mich in einen Yutaka und verließ das kleine idyllische Haus durch die Terrassentür. Wir waren praktisch am Meer. Vermutlich war das hier mal eine Ferienhütte gewesen. So genau wusste ich es nicht und es war für mich auch nicht von Belang. Ich lief über den feuchten Rasen und ließ mich auf der kleinen Bank nieder, auf der ich immer saß, wenn ich nicht mehr schlafen konnte. Der Himmel wurde bereits heller, leuchtete in heller werdenden Blautönen. Der Sonnenaufgang würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Ich zog die Beine an meinen Körper und schlang die Arme darum, legte mein Kinn auf meinen Knien ab und starrte einfach auf das offene Meer, das ruhige Wellen schlug und in dem sich der Himmel spiegelte. Der Anblick beruhigte mich und doch dachte ich die ganze Zeit über Kais letzte Worte nach. Ich sollte weitermachen, sollte eine Lösung für das Problem finden, das ich nicht mehr hatte. Nur wie? Ich hatte keinerlei Ausrüstung. Byou hatte vorgeschlagen vielleicht doch mal einen Abstecher in die örtliche Universität zu machen und sich einfach das zu besorgen, was wir brauchten aber so einfach war das nicht und irgendwie, war ich einfach noch nicht so weit. All unsere Freunde waren zerstreut. Von Ruki und Reita hatten wir auch nichts gehört. Wie auch? Wir hatten keine Handys dabei und uns auch nicht abgesprochen, wo wir uns vielleicht wieder versammeln würden. Es ließ mich tief seufzen. Ich vermisste sie alle aber vor allem Kai. Er fehlte mir und meine Sorge, um ihn, fraß mich förmlich auf. Schweigend starrte ich einfach vor mich hin, hörte aber deutlich, dass sich etwas im Haus rührte. Nur kurze Zeit später strichen zwei starke Hände über meine bestofften Oberarme und legten sich von hinten um mich. Ich drehte den Kopf leicht und entdeckte Byou, der mich kurz ansah und dann den Blick ebenfalls geradeaus richtete. "Kannst du wieder nicht schlafen?" Die Frage war eigentlich unnötig und trotzdem nickte ich. Leise seufzend ließ er mich los, kletterte über die Rückenlehne und ließ sich neben mich sinken. Ohne darüber nachzudenken krabbelte ich auf seinen Schoß und lehnte mich an, sah aber weiterhin zum Horizont. "Du musst damit aufhören Jin.", sprach er leise während er mir übers Haar strich. Ich bekam eine Gänsehaut aber nicht nur, weil ich es mochte so von ihm liebkost zu werden, sondern auch weil eine kleine kühle Brise meine nackten Waden umspielte. Mit der Körperwärme kam auch das Temperaturempfinden stärker zurück. Wir konnten Kälte und Hitze wieder besser unterscheiden. Es war äußerst merkwürdig. Für Byou umso mehr. Als er das erste Mal wieder die Sonne gesehen und ihre Wärme auf der Haut gespürt hatte, war er in Tränen ausgebrochen. Ich erinnerte mich noch gut an diesen Moment. Eine kleine Ewigkeit lang hatte er darauf verzichten müssen. Seitdem war er fast nur noch draußen. Ich bekam jeden Tag deutlich den Eindruck davon, wie sehr die Vampire die Sonne vermissten. Vor allem diese, die schon hunderte Jahre auf dem Buckel hatten, was dazu führte, dass ich mich umso schlechter fühlte, weil ich noch nicht mit Hochdruck an einer Lösung arbeitete. "Womit?", fragte ich leise zurück, kannte die Antwort aber. "Dir zu viele Gedanken zu machen. Kai geht es sicher gut. Genauso wie dem Rest und darüber hinaus, bist du niemandem etwas schuldig. Du wirst dieses Mittel herstellen, wenn es soweit ist. Setz dich nicht so unter Druck. Ich kann das nicht mehr mitansehen, wie dich all dieser Druck und die Sorgen zerfressen. Du zerbrichst daran.", seufzte er leise und drückte mich etwas enger an sich. Ich presste die Lippen aufeinander und senkte den Blick. "Ich weiß aber ich kann einfach nicht anders. Ich habe das Gefühl, dass mich das alles erdrückt. Kai hat mir gesagt, ich soll weitermachen aber ich kann einfach nicht. Nicht, solange ich nicht weiß, ob es ihm gut geht." Ich hob den Kopf um Byou in die Augen zu sehen, worauf sich seine warme Hand auf meine Wange legte. "Es geht ihm gut." "Was macht dich da so sicher?", entgegnete ich mit leicht verzweifelter Stimme. Byou ließ seine Hand von meiner Wange zu meinem Herzen gleiten. "Ich spüre es. Spürst du ihn nicht?" Fragend zog ich die Brauen zusammen und sah auf seine Hand bevor ich meinen Blick wieder hob und leicht mit den Schultern zuckte. "Ich weiß nicht. Wie fühlt sich das denn an?" Als ob ich davon Ahnung hätte. Jedoch lächelte mein Freund mich nur an. "Hm, schwer zu erklären. Es besteht eine Verbindung zwischen ihm und uns. Schließ die Augen, entspann dich und konzentrier dich auf Kai. Die Verbindung ist nicht einseitig. Er kann dich spüren und du ihn. Probier es.", forderte er mich sanft dazu auf aber ich war noch immer skeptisch. Immerhin hatten Byou und ich ja auch eine Verbindung. Er hatte mich erschaffen weshalb ich mir nicht so sicher war, ob ich nicht eher das spüren würde, aber ich gab dem ganzen eine Chance. Also schloss ich die Augen, atmete tief durch und versuchte mich zu entspannen. Das war etwas, das mir nicht ganz so leicht fiel aber ein bisschen ruhiger wurde ich schon. Eine Verbindung. Ich sollte mir Kai vorstellen? Das fiel mir eigentlich nicht schwer. Ich sah ihn andauernd aber meist nur in kurzen Erinnerungsfetzen. Also gab ich mir mehr Mühe, stellte ihn mir vor, wie er lächelnd auf mich zukam, so wie er es oft getan hatte. Ich rief mir seinen Geruch, den Klang seiner Stimme und seine ganze Präsenz in Erinnerung und da war es. Wie ein kleines Aufblitzen. Ich zuckte zusammen. Was war das? Ich konzentrierte mich stärker darauf und es kam wieder, wurde stärker und stetiger. Dann, für einen kurzen Moment, hatte ich das Gefühl durch seine Augen zu sehen. Es glich mehr einem verschwommenen Foto aber das Bild wurde klarer und was ich sah, trieb mir die Tränen in die Augen. Kai stand vor einer Fensterscheibe, in der er sich spiegelte. Gekleidet in Schwarz und er lächelte sich selbst an. Nein, er lächelte für mich. Es ging ihm gut. Er lebte. Dann wandte er sich ab und ich öffnete die Augen, begann daraufhin einfach nur zu schluchzen. Byou drückte mich enger an sich worauf ich mein Gesicht an seiner Brust vergrub und einfach leise weinte. Er sagte nichts, hielt mich einfach nur fest und wartete darauf, dass ich mir den ganzen Druck von der Seele weinte. Es dauerte auch eine ganze Weile bis ich mich wieder beruhigt hatte und tief durchatmen konnte. Ich hob mir den Ärmel an die Augen, wischte mir die Tränen weg und hob den Kopf dann wieder. "Danke.", flüsterte ich aber Byou schüttelte nur den Kopf. "Schon gut. Du hast ihn gesehen oder?", erkundigte er sich und strich mir ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht. "Ja...ich habe ihn gesehen. Es geht ihm gut.", nickte ich und beugte mich ihm entgegen um seine Lippen zu einem zärtlichen Kuss einzufangen. Zwar wollte ein Teil von mir böse auf ihn sein, weil er mir das nicht schon früher offenbart hatte, andererseits war der Moment zu schön, als das ich ihn durch unnötige Streitereien zerstören wollte. Ich ließ den Kuss langsam ausklingen, sah ihm in die Augen bevor er Richtung Meer nickte. "Es geht los." Ich drehte den Kopf aber lehnte mich wieder an ihn und lächelte sanft. Der Himmel glühte förmlich als sich die Sonne langsam zurück kämpfte und die Nacht vertrieb. Das Wasser spiegelte die Farben und ließ alles so friedlich aussehen, sodass es mich tiefenentspannte. Jetzt, wo ich mir sicher sein konnte, dass es Kai gut ging und ich jederzeit eine Verbindung zu ihm aufnehmen konnte, ging es mir besser. Es nahm mir die Bürde, die ich mir selbst auferlegt hatte. Und während die Sonne langsam empor stieg, den Himmel in immer schönere Farben tauchte, wurde ich immer ruhiger. Ich konnte die Augen nicht mehr offen halten und während Byou mich so fest und schützend im Arm hielt, schlief ich endlich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)