Aurora Feather von Phoenix_Michie ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Nun saß er hier zurück in Japan mitten auf einer nicht allzu kleinen Bühne, auf der er sich, lediglich mit Takumi, etwas verloren fühlte. Er wusste gar nicht recht, wie ihm geschehen war, so schnell war alles gegangen. Erst vor kurzem war er zusammen mit Tomo und Takumi, seinen besten Freunden, die sich aber wiederum gegenseitig kaum kannten, aus den USA zurückgekehrt. Er hatte etwa 3 Jahre dort zugebracht. Zuletzt in Japan gewesen war er allerdings vor 2 Jahren, mit seiner Band, die er zusammen mit Takumi in den USA gegründet hatte. Nachdem die Japan-Tour äußerst erfolgreich beendet worden war, hatte Satsuki seinen Freund besucht. Ja, er hatte eine Fernbeziehung geführt, die mal mehr, mal weniger glücklich verlaufen war. Sein Freund wohnte in dem Haus, welches Satsuki einst selbst aufgebaut und eingerichtet hatte. So konnte der Sänger immer wieder dorthin zurückkehren, wo er sich am wohlsten fühlte, und wo er all sein Blut und seinen Schweiß hinein gesteckt hatte. Er war stolz auf sein eigenes Haus gewesen und hatte es nur unter Schmerzen zurück gelassen, als er nach Amerika aufgebrochen war. Doch das Wissen, dass Zero einzog und auf das Haus Acht gab, hatte ihn beruhigt und mit einem nicht allzu bitteren Gefühl gehen lassen. Diese letzte Woche in Japan, die nun knapp 2 Jahre zurück lag, war eine sehr turbulente gewesen. Nach einer Party, die er und Zero bei einem befreundeten Bassisten besucht hatten, war Satsuki ins Gefängnis gekommen. Man hatte ihn verdächtigt, seine Ex-Freundin, die ebenfalls auf der Party umher gelungert hatte, angegriffen zu haben – sie lag zu der Zeit in einem Krankenhaus. Erst nach einigen Tagen, als Zero die Kaution hatte auftreiben können, war Satsuki endlich frei gekommen. An jenem Tag hatte Karyu ihn in der Haftanstalt besucht – der Gitarrist war Zeros bester Freund und Satsukis ehemalige Flamme, doch letzteres lag bereits äußerst lange zurück. Nette Worte hatte der Blonde nicht verloren. Stattdessen hatte er ihm erzählt, wie er immer dann das Bett mit Zero teilte, sobald Satsuki nicht mehr im gleichen Land war. Wenig später, nachdem er entlassen worden war, hatte Satsuki früher als geplant einen Flug zurück in die USA genommen. Denn wer die meiste Zeit mit Zero verbrachte, das war eben Karyu. Also hatte er den beiden nicht länger im Weg stehen wollen. Er hatte nie wieder etwas von Zero gehört und er hatte ihn auch nicht darüber unterrichtet, dass er seit etwa 3 Wochen wieder zurück in Tokyo war. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich begegneten, lag zwar nicht bei 0%, es war eher fifty fifty. Etwas, womit er sich zufrieden gab. Er warf einen kurzen Blick zu Takumi, der ihm zunickte und begann, auf der schwarzen Akustikgitarre zu spielen. So sahen ihre kleinen Auftritte bisher erstmal aus: nur er und Takumi, unplugged. Doch auch wenn ihnen momentan noch Bassist und Drummer fehlten, so konnten sie nicht über fehlende Aufmerksamkeit klagen. Sie hatten sich in Amerika so schnell einen Namen gemacht, der Fokus hatte dabei immer schon auf ihnen beiden gelegen, dass sie nun hier in Japan auch ohne ihre amerikanischen Kollegen zurechtkamen, welche lieber in ihrer Heimat zurück geblieben waren und sich anderer Projekte angenommen hatten. Nur richtige Konzerte konnte er mit Takumi nicht geben. Stattdessen befanden sie sich nun in einem Saal, wo irgendetwas stattfand – etwas mit Musik, das hatte er auf die Schnelle noch verstanden, und er hatte schon bekannte Gesichter gesehen. Was hier genau los war, würden sie sich noch erklären lassen. Mehr als Hintergrundmusik war das aber nicht, wofür sie hier waren. Das war ihm allerdings herzlich egal, da der Lohn zufrieden stellend war. So saß er hier gerne mit Takumi und gab die umgeschriebenen Songs ihrer eigentlich amerikanischen Band zum Besten. Zuerst hatte es für Satsuki paradox geklungen: die Idee, Songs einer Hard Rock Band für Akustikgitarre umzuschreiben, aber Takumi hatte es geschafft. Das war ein Teufelskerl, er hatte eine Menge drauf. Sein bester Freund überraschte ihn immer wieder. Satsuki ließ den Blick durch den Saal schweifen, sah etwas genauer hin, wer alles anwesend war. Manche liefen umher, andere saßen an Tischen und unterhielten sich leise. Ab und an entdeckte er ein entfernt bekanntes Gesicht. Genauso gut hätte er mit Takumi auch in einem Restaurant auftreten können – es wäre das gleiche Flair gewesen. Er hätte sich an ein Klavier setzen können, welches er ausgezeichnet beherrschte. So gut wie das Singen selbst. Aber er hatte sich das hier ja mehr oder weniger selbst so ausgesucht. Es war ja auch nur vorübergehend. Im nächsten Moment musste Satsuki alles tun, um nicht sämtliche seiner Gesichtszüge entgleisen zu lassen. Er hatte gerade Zeros Profil perfekt im Blick, konnte den Anderen dabei beobachten, wie dieser ihm langsam den Rücken zukehrte. Da hinten, inmitten des Saals, stand sein Ex-Freund. Oh je. Was in Gottes Namen machte er hier? Von allen Leuten, die er kannte. Ausgerechnet der Bassist. Die Augen schließend konzentrierte er sich lieber auf das Singen. „この愛がウソだった…“ (Kono ai ga uso datta, „Diese Liebe war eine Lüge.“) Er hatte versucht, nicht weiter auf die anwesenden Personen zu achten, was ihm auch irgendwie gelungen war. Nachdem der Auftritt beendet war, verließ er, Takumi im Rücken, die Bühne über eine kleine Treppe an der Seite, die direkt in den Saal hinein führte - so etwas wie einen Backstage-Bereich gab es hier natürlich nicht. Wie angewurzelt blieb er stehen, als vor ihm Kisaki, Bassist und Firmen-Boss, dem er eine Menge zu verdanken hatte, und neben diesem Zero, sein Ex, standen. Heute war nicht sein Tag… Kisaki hatte ihn immer wieder in unangenehme Situationen gebracht. Hätte er gewusst, dass dieser auch hier war, hätte er den Job wohl nicht angenommen – irgendetwas hatte ja passieren müssen, und nun hatte der Rothaarige offenbar ausgerechnet Zero zu ihm geschleppt. Takumi hatte Mühe, auszuweichen statt Satsuki umzurennen, als er so unvermittelt stehen blieb. Überrascht begrüßte Satsuki die zwei vor ihm Stehenden und fuhr sich abwesend durch die Haare, welche er hatte wachsen lassen. Sie waren nun länger, aber auch gelockter und hatten dadurch mehr Volumen. Nur die Farbe war die gleiche geblieben: kupferbraun. Er strich sich eine wilde Strähne hinter das Ohr und sah leicht lächelnd zu Zero. „Lange nicht mehr gesehen. …du siehst gut aus“, sagte er, während Takumi sich in die Menge verzog, nachdem er Kisaki und Zero nur zugewinkt hatte. Der Gitarrist wusste, dass es besser war, nicht stehen zu bleiben und zu lauschen, die unangenehme Atmosphäre nicht auf sich wirken zu lassen. Auch Kisaki schien zu merken, dass da eine gewisse Spannung bestand und ließ sie vorerst allein, mit dem Hinweis, an der Bar auffindbar zu sein. Zögerlich sah Zero ihn an, senkte dann wieder den Blick und schaute beiseite. „Ja, es ist eine Weile her…“ Ein verlegenes Lächeln huschte über die vollen Lippen. „Du siehst auch gut aus. Deine Haare sind länger. Es steht dir“, sagte er leise. Satsuki nickte nur und ließ den Blick flüchtig durch die Gegend schweifen. So ganz sicher war er sich nicht, was er sagen sollte. „Dir…dir geht’s gut?“ „Ja, alles bestens“, erwiderte Zero knapp, während seine Hand sich um die Kette schloss, die er trug. „Ich wohne mit Karyu zusammen… Auch mit der Band läuft es gut. Ich kann mich nicht beschweren.“ Satsukis Mundwinkel zuckte leicht bei der Erwähnung von Karyu. Sollte es ihn überraschen, dass die beiden zusammen gezogen waren? Wahrscheinlich lebten die beiden nun in seinem Haus. Seinem Haus, das er gebaut und eingerichtet hatte. Wie ironisch. „Das freut mich“, erwiderte er und verschränkte die Arme. „Lebt ihr in meinem Haus?“ Der Andere nickte lediglich. „Euren Katzen geht es gut?“ Wieder ein Nicken. „Was ist mit dir? Wie läuft es? Warum bist du hier?“, wollte der Bassist schließlich wissen. „Tomo musste zurück nach Japan. Seiner Mutter geht es nicht gut. Er weiß nicht, wann er zurückgehen kann. Und da Takumi kurz vorher ein interessantes Angebot bekommen hat und überlegte, hierher zurück zu kommen, schlug er unserer Band vor, mit ihm zu gehen. Das fand die amerikanische Seite nicht so gut, aber ich war einverstanden. Jetzt machen wir eben hier Musik, aber noch fehlen uns ein Drummer und ein Bassist. Erst dann können wir wieder richtig loslegen“, erzählte er. „Verstehe. Ich wünsche euch viel Erfolg“, murmelte Zero floskelnhaft und sah verlegen an Satsuki vorbei. Auch er wusste wohl nicht mehr, worüber er reden sollte. „Na schön, ich werde dann mal Takumi suchen“, verabschiedete sich Satsuki, woraufhin Zeros Gesichtsausdruck sich aufhellte. „Gut, ja, tu das. Ich…muss sowieso langsam gehen. Alles Gute.“ Sie nickten einander unbeholfen zu und entfernten sich schnellstmöglich voneinander. War das unangenehm gewesen! Unsichtbar, aber sie immer begleitend stand jener Morgen zwischen ihnen, an welchem Satsuki Zero aus heiterem Himmel eröffnet hatte, früher als geplant abzureisen. Als Grund hatte er einzig das Gefühl genannt, sich in Japan nicht mehr wohlzufühlen. Und dass die Fernbeziehung für ihn auf Dauer nicht auszuhalten war. Es war zu wenig und zu anstrengend. Er hatte Zero kaum Gelegenheit für eine Diskussion gegeben. Eher hatte er ihn vor vollendete Tatsachen gestellt. Den Bassisten hatte das alles andere als erfreut. Man konnte nicht gerade behaupten, dass sie sich im Guten getrennt hatten. Das stand zwischen ihnen, aber was brachte es, jetzt darüber zu reden? Zwei Jahre waren vergangen, sie hatten sich verändert und weiter entwickelt. Die Erde hatte sich weiter gedreht. Nur wenige Minuten später stand er an der Bar, hatte Takumi noch nicht gefunden, aber wollte seiner Kehle erstmal etwas Gutes tun. Nachdem er so viel gesungen hatte, würde etwas Flüssiges gut tun. Bevor er etwas ordern konnte, tippte ihm jemand auf die Schulter, weswegen er sich umdrehte. „Ich habe da noch eine Frage.“ Es war Zero. Er nickte ihm nur zu. „Jetzt, wo du wieder hier bist, willst du da zurück in dein Haus? Momentan wohne ich ja mit Karyu darin.“ „Ich habe es dir ja sozusagen überlassen. Das war das Mindeste, was ich tun konnte, anstatt dich einfach rauszuschmeißen und es gewinnbringend zu verkaufen. Ich bin ja nicht erst seit gestern zurück. Ich habe ein neues Zuhause, du kannst also…ganz einfach mit Karyu da wohnen bleiben.“, antwortete er, während seine Mundwinkel sich nach unten verzogen hatten. Am liebsten wäre er wieder in sein Haus gezogen, natürlich ohne Zero und Karyu, aber das ging nun wirklich nicht. „Danke, das ist nett.“, erwiderte Zero und zögerte für einen Moment. „Es sind noch ein paar Sachen von dir da. Wenn du sie brauchst, kannst du sie dir gerne abholen kommen.“ Satsuki nickte lediglich. Er würde die Sachen nicht brauchen. Er war bisher ohne sie ausgekommen, worum auch immer es sich handelte, also würde er das in Zukunft auch können. Schweigen entstand und langsam verstand er, dass Zero nicht die Frage gestellt hatte, die er eigentlich hatte vorbringen wollen. Er ließ dem Bassisten Zeit, Mut aufzubringen, und tatsächlich öffnete dieser nach einigen langen Sekunden den Mund. „Was ich noch wissen will, hat mit unserer Trennung zu tun.“ Jedes Wort kam langsam und mit Bedacht. Dem Anderen fiel es sichtlich schwer, darüber zu sprechen. „Auch wenn du dich von mir getrennt hast, so war das doch nicht im Schlechten, oder? Wir müssen nicht so verkrampft sein im Umgang. Oder war doch ich der Grund, weshalb du gegangen bist? Hast du mir nur nicht sagen wollen, dass ich etwas falsch gemacht habe?“ Satsuki seufzte tief. War das hier der richtige Ort, um so etwas zu besprechen? „Kommst du kurz mit?“, bat er Zero und als dieser nickte, winkte er ihn hinter sich her. Sie passierten eine der zwei Eingangstüren und standen nun im Gang zum Foyer. „Ich bin gegangen, weil es für uns beide das Beste war. Wir mussten dieses Hin und Her nicht mehr ertragen und du musstest dich nicht mehr zwischen mir und Karyu entscheiden. Hatte ich dir das nicht deutlich gemacht?“ Zero zuckte zurück. „Es war das Beste für uns? Dann würden wir uns jetzt nicht so merkwürdig verhalten. Es würde sich nicht so komisch anfühlen, einander zu sehen, wenn alles bestens so wäre, wie es gekommen ist.“ Er machte eine kurze Pause. „Du wusstest es, oder? Dass ich mit Karyu geschlafen habe, wenn du in den USA warst.“ Satsuki nickte lediglich. „Ich weiß, dass ich gesagt hatte, ich würde es nicht tun. Ich habe dir versprochen, ich würde nicht mit Karyu und auch nicht mit jemand Anderem schlafen, während du weg wärst.“, sagte er leise und reumütig wirkend. Doch Satsuki zuckte mit den Schultern. „Das ist doch unwichtig, wo ich dich immer wieder ermuntert habe, genau das zu tun – dich von Karyu trösten zu lassen“, erwiderte er leicht blinzelnd. Da durfte er wohl keinen Aufstand machen oder böse sein. Zero betrachtete ihn für einen langen Moment. „Nur weil du gesagt hast, ich solle das tun, heißt es nicht, dass es dir egal war. So ist es doch, oder?“ Zaghaft streckte er die Hand aus und ergriff die des Sängers, doch Satsuki entzog sie ihm sofort wieder. „Du hast Recht. Ich weiß, dass ich selbst schuld bin. Was erwarte ich auch, wenn ich zu dir sage, wirf dich in Karyus Arme und du tust es. Warum war ich dennoch überrascht und enttäuscht, als du es tatsächlich getan hast? Aber das ist eben der Unterschied zwischen dem, was der Verstand sagt und dem, was das Herz will…“, meinte er. „Ich….ich gebe zu, dass ich immer noch Gefühle für dich habe, aber jetzt bin ich mit Karyu zusammen…“, hauchte Zero, welchen er gereizt unterbrach. „Gefühle? Du hast noch ‚Gefühle‘ für mich? Diese ‚Gefühle‘ hattest du ja sicher auch schon damals, und die waren so stark, dass du gleich am nächsten Tag, nachdem ich gegangen war, mit Karyu eine Beziehung angefangen hast“, sagte er sarkastisch und schnaubte leise. „Und dann zieht er gleich zu dir in MEIN Haus.“ Er hielt für einen Augenblick inne. Die Gefühle überwältigten ihn, er konnte sich nicht mehr zurück halten. „ICH habe dich geliebt! ICH hatte Gefühle, und die habe ich immer noch. ECHTE Gefühle. Ich habe mir nicht sofort einen neuen Freund zugelegt. Erzähl du mir nichts von Gefühlen…“, murrte er verächtlich und atmete tief durch. Sofort verengten sich Zeros Augen. Sie waren laut geworden, weswegen sich einige Leute im Foyer, aber auch im Saal, zu ihnen umdrehten. Der Bassist wurde blass und packte ihn an der Schulter, um ihn weiter weg zu drängen, in irgendeinen abzweigenden Gang, der ihm noch nicht aufgefallen war. Eine Tür wurde geöffnet und dann wurde er auch schon in ein Konferenzzimmer gedrängt – ein großer, länglicher Tisch, der schwarz glänzte, füllte den Raum fast komplett aus, drumherum waren zahlreiche Drehstühle aus schwarzem Leder drapiert. „Wag es ja nicht, so mit mir zu reden! Tu nicht so, als wärst du hier das Opfer! Du bist einfach abgehauen, ohne mir Zeit zu geben oder eine wirklich vernünftige Erklärung! Du hast mich wie Dreck weg geworfen, du Idiot! Und nun, wo du mich am Boden zerstört zurück gelassen hast, dich zwei Jahre lang nicht gemeldet hast, da sagst du mir, du würdest noch Gefühle für mich haben? Mich lieben? Das hast du mich damals schon nie spüren lassen. Wie soll ich dir das jetzt glauben?!“ Der Bassist schnaufte wütend. „Dreh mir keinen Strick daraus, dass ich zu Karyu gegangen bin. Ich konnte nicht allein sein. Nicht, nachdem du mir mein Herz gebrochen hattest. Karyu hat mir immer zur Seite gestanden. Er war der Einzige gewesen, dem ich noch vertrauen konnte, blind. Er hat mich aufgefangen. Ohne ihn hätte ich das alles nicht überstanden.“ Doch Satsuki winkte verächtlich ab. „Er ist doch überhaupt erst Schuld an dem ganzen Mist! Ständig hat er sich zwischen uns gedrängt-…“ „Hör auf!“, schrie Zero ihn unvermittelt an. „Hör auf! Hör auf, zu reden! Fang nicht wieder mit Karyu an. Wenn ich ihm nicht dabei zuhören muss, wie er sich über dich beschwert, dann muss ich DIR dabei zuhören, wie du dich über ihn beschwerst! Darauf habe ich keine Lust mehr. Es ist sowieso sinnlos! Es bringt nichts mehr. Ich verstehe, du machst mir Vorwürfe, aber weißt du, du bist selbst nicht fehlerfrei! Du hast dich entschieden, aufzugeben. Dir war unsere Beziehung nichts mehr wert.“ „Das habe ich doch gar nicht gesagt!“, fuhr er dem Bassisten aufgebracht dazwischen. „Mein Problem war, dass du doch eigentlich bereits mit Karyu in einer Beziehung warst, wann immer ich dich besucht habe!“ Nun zuckte Zero zurück. „Du hast mit ihm geschlafen, wenn ich nicht da war – und das war oft und lange. Du hast es wahrscheinlich öfter mit ihm getrieben als mit mir. Und du hast es mir nicht erzählt. Und ganz entgegen meiner Worte hat es mir eben doch etwas ausgemacht, als ich davon erfuhr. Das war mein Problem.“, erklärte Satsuki und hatte Mühe, ruhig zu bleiben. Zero ließ die Schultern hängen. „Das hättest du mir sagen können. An jenem Morgen, oder wann immer du gemerkt hattest, was eigentlich lief. Wir hätten darüber reden können. Hätte ich gewusst, dass es dich stört, dann-…“ Zero wurde unterbrochen, allerdings brüllte Satsuki ihn nicht an, nein, stattdessen hatte er den Bassisten an sich gezogen und küsste ihn nun direkt auf die weichen Lippen. Zeros Worte wurden durch einen stürmischen Kuss erstickt. Seit er Zero wieder direkt gegenüber gestanden hatte, hatte er versucht, den Blick von dessen Lippen zu nehmen, aber der Drang, diese wieder mit den eigenen zu berühren, war schlussendlich doch zu groß geworden. So sehr sie sich gerade auch anschrien, er liebte Zero immer noch. Er wollte ihn anfassen, ihn riechen und schmecken. Und daran arbeitete er gerade. Der Bassist wehrte sich nicht, kämpfte auch nicht groß gegen die Zunge an, die sich plötzlich in seinen Mund schob. Angespornt packte Satsuki ihn an den Schultern, leckte über die fremde Zunge und forderte sie zu einem wilden Spiel heraus. Zero ging darauf ein. Schon bald erfüllte heißes Keuchen den sonst stillen Raum. Nur äußerst gedämpft drangen geschäftige Stimmen aus dem Foyer und dem Saal zu ihnen durch. Zeros Hände krallten sich in seine Unterarme. Und nach einigen verlangender werdenden Küssen wurden sie mutiger. Satsuki strich mit den Fingern durch Zeros Haare, ließ sie über den Hals hinab wandern, über die Seiten des Bassisten streichen, schließlich vergruben sie sich im Po des Anderen. Auch der Dunkelhaarige blieb nicht untätig, berührte seinen Körper unablässig und dann, dann überschritten sie eine Grenze. Schwer atmend öffnete Zero die Knöpfe von Satsukis Hemd, und er ließ es geschehen. Er genoss die rauen Fingerkuppen auf seiner Brust, auf seiner Haut. Die Berührungen sollten nicht mehr aufhören, das wünschte er sich! Zwar ließ er dem Bassisten das Shirt an, doch nestelte er an dessen leicht zerrissener Jeans herum, öffnete Knopf und Reißverschluss, war dankbar, dass Zero keinen Gürtel trug. Rasch war der störende Stoff über die schlanke Hüfte hinab gezogen, woraufhin er ihn näher zum großen Tisch drängte. Sie keuchten in ihre leidenschaftlichen Küsse und schon spürte er die fremden, und doch so vertrauten Hände an seiner eigenen Hose. Zero schob ihm auch die Unterwäsche gleich mit hinab, bis ihm alles um die Knie hing. Ein letzter begehrender, sehnsüchtiger Kuss, dann drückte er den Bassisten mit dem Oberkörper voran auf den schwarz glänzenden Konferenztisch. Zero sog die Luft ein, beschwerte sich aber nicht, während er die Arme seitlich von sich streckte. Eines der Handgelenke umfasste Satsuki, mit der freien Hand befeuchtete er seine Finger und drang mit dem ersten in Zeros Inneres, um ihn vorzubereiten. Ein erstes leises Stöhnen brach sich von den weichen Lippen des Dunkelhaarigen, ungeduldig bewegte dieser seinen Po, sodass Satsuki gleich einen weiteren Finger hinzunahm. Im nächsten Moment ersetzte er jene durch seine Erregung, füllte den Anderen damit aus und versank mit einem Ruck in dessen warmem Körper. Laut stöhnte der Bassist auf; es erschien Satsuki wie eine Mischung aus Qual und so etwas wie Erleichterung, Zufriedenheit. Nur für einen Augenblick verharrte er still in ihm, beugte sich etwas über ihn, während er weiterhin das linke Handgelenk des Anderen festhielt. Doch schließlich wanderten seine Finger ein Stück höher, umfassten die Hand des Bassisten, der dies mit sanftem Druck erwiderte. Das nahm Satsuki als Aufmunterung, als Zustimmung, und begann sich in dem erhitzten Leib zu bewegen, zog sich langsam zurück, um wieder zuzustoßen. Schon bald begann der Andere zu beben, stöhnte immer wieder leise auf. Heiß keuchend schmiegte er sich an den Rücken, bewegte sich mit kraftvollen Stößen weiter in ihm. So versuchte er die Sehnsucht zu stillen, mit welcher er so lange schon erfüllt war. Wie oft hatte er daran gedacht, genau das endlich einmal wieder mit Zero zu tun? Erbarmungslos trieb er sich in den zitternden Leib, nahm ihn hart, sodass Zero einzig abgehackte Atemstöße entwichen, die nicht von Missfallen zeugten, im Gegenteil. Ab und an entwich dessen Kehle noch ein gekeuchtes Stöhnen. Im Gegensatz zu früher waren sie diesmal erstaunlich leise, was nicht bedeutete, dass es ihnen nicht gefiel. Nein, dieser Sex war begleitet von einem Gefühl, das nicht zu beschreiben war. Sie beide hatten lange auf diesen Moment gewartet, hatten ihn nicht erhofft, aber doch immer wieder erträumt, ersehnt. Es ging nur um die Befriedigung, um das Mindern ihrer Sehnsucht, um das Erfüllen ihrer verbotenen Träume. Gerade für Zero war es verboten, hatte er doch Karyu als festen Freund, aber daran dachte er in diesen Momenten überhaupt nicht. Er war gefangen in seiner Lust, spürte nur die Wärme des anderen Körpers, Satsukis Körper….welchen er trotz Karyu immer vermisst hatte. Er drückte die zierliche Hand des Sängers, spürte nicht, wie sich die Oberfläche des Tisches langsam unangenehm gegen seine Brust drückte. Viel zu sehr wurde er abgelenkt von Satsukis Glied in sich, das immer wieder punktgenau das empfindliche Nervenbündel tief in ihm traf und ihm seinem Höhepunkt rasant näher brachte. Schon nach kurzer Zeit zog er sich um den Blonden herum zusammen, einmal, zweimal, dreimal, bis Satsuki abgehackt stöhnend in ihm versunken kam, jedoch weiter zustieß, was auch ihn selbst über die Klippe beförderte und seinen Höhepunkt erreichen ließ. Ein erlöstes Stöhnen perlte über seine Lippen, während er auch schon auf dem Tisch zusammen sackte. Seine Augen schlossen sich, sein Atem ging stoßweise. Satsuki sank über Zero zusammen, verweilte noch für ein paar Sekunden in dem verführerischen Körper. Die Wärme ihrer beider Körper, der Geruch nach Sex, das alles hüllte ihn ein, ließ ihn sich geborgen fühlen. Doch mit ihrem leiser werdenden Keuchen, ihrer wieder regelmäßig werdenden Atmung, drangen auch die Geräusche von draußen zu ihnen. Mit einem tiefen Seufzen zog er sich aus Zero zurück. Sie hatten in ihrer Hektik nicht einmal ein Kondom benutzt. Es war einfach so schnell und unvorhergesehen gekommen. Mit Sex hatte er als allerletztes gerechnet. Rasch trat er einen Schritt zurück und zog sich seine Shorts wieder hoch, dann die Hose. Auch die Tür hatten sie nicht abgeschlossen – jederzeit hätte sie jemand erwischen können! Zero regte sich nun auch wieder, richtete sich auf und betrachtete den Tisch. „Oh…“, machte er abwesend und besah sich die Schweinerei, die er hinterlassen hatte. Als auch Satsuki das sah, kramte er in seiner Hosentasche. „Zieh dich an“, sagte er, während er ein Taschentuch hervor holte und damit die Tischplatte reinigte. Stumm kam Zero dem nach, dann sahen sie sich für einen langen Moment an. „Ich geh schon mal vor“, meinte Satsuki schließlich und fuhr sich nervös durch die Haare, nachdem er das Papiertaschentuch in einem Mülleimer neben der Tür entsorgt hatte. „Dein Hemd“, murmelte der Bassist, woraufhin er sich bewusst wurde, dass dieses noch aufgeknöpft war. „Oh…“ Er schloss das Hemd, rückte seine Kleidung zurecht und legte die Hand auf die Türklinke. Kurz wandte er sich zu Zero um, dieser nickte ihm nur zu, und dann verließ er das Konferenzzimmer. Die Tür fiel mit einem leisen Klicken ins Schloss und augenblicklich fühlte Zero sich so einsam, dass es wehtat. Er strich sich über die Kleidung, glättete seine Haare wieder, dann sank er auf einem der Stühle zusammen. Was hatte er nur getan? Er hatte mit Satsuki geschlafen, es war zwar nicht mehr als ein Quickie gewesen, aber er hatte Sex mit einem anderen Mann gehabt. Er hatte Karyu betrogen, seinen Karyu, dem er geschworen hatte, ihn nicht mehr zu verletzen. Wenn er ihm das erzählte, dann würde er sich von ihm trennen, da war er sich sicher. So viel schon hatte der Gitarrist ihm bisher verziehen, noch mehr würde ihre Beziehung nicht aushalten. „Was hab ich getan, was hab ich getan?“, flüsterte Zero verzweifelt vor sich hin. „Was hab ich nur getan…?“ Kapitel 2: ----------- Er fuhr sich durch das gelockte Haar, strich sich eine wilde, kupferbraune Strähne hinter das Ohr, während er den Saal durchquerte. Immer noch suchte er Takumi. Wo war er nur? So viele Menschen liefen hier gar nicht mehr umher, der Saal hatte sich in den letzten Minuten etwas geleert. Abwesend überprüfte Satsuki nochmals, ob jeder Knopf seines Hemdes wirklich zu war, dann strich er es glatt. Nervös sah er sich um. Beobachteten ihn die Leute? Er war sich nicht sicher. Ob jemand etwas bemerkt hatte? Hatte sie jemand in das Konferenzzimmer gehen sehen? Hatte jemand sie beide gehört? Sah er zerzaust aus, irgendwie verdächtig? Tief atmete Satsuki durch, zuckte dann zusammen, als eine Hand sich auf seine Schulter legte. „Hier bist du. Ich habe dich schon gesucht.“ Als er sich umdrehte, stand Takumi hinter ihm. „Ist alles in Ordnung? Hast du dich mit Zero unterhalten?“ Er nickte. „Ja…es ist nicht so gut gelaufen.“ Immerhin hatten sie sich ja angebrüllt. Und dann hatten sie einen filmreifen Quickie hingelegt, aber das brauchte er Takumi nicht zu erzählen. „Das tut mir leid.“, erwiderte der Gitarrist und musterte ihn. Ahnte er etwas? Auf jeden Fall schien er misstrauisch zu sein. „Lass uns gehen“, schlug er dann vor, woraufhin er dankbar nickte. Als er Takumi ins Foyer folgte, fiel ihm Zero ins Auge, der gerade erst den Gang entlang kam, der zu dem Konferenzzimmer führte. Ihre Blicke streiften sich für ein paar Sekunden. Verlegen sahen sie beiseite, in dem stillen Einverständnis, niemandem von dem zu erzählen, was vorgefallen war. Was sie getan hatten… Zero: Als er nach Hause kam, war Karyu bereits da und lag im Schlafzimmer auf dem Bett. Zero ließ sich Zeit, die Katzen zu begrüßen, sich im Badezimmer fertig zu machen, bevor er sich schuldig fühlend zu dem Gitarristen wagte. Er würde nichts sagen. Karyu würde nie etwas davon erfahren. Dieser war noch wach. Als Zero sich zu ihm legte und unter die Decke schlüpfte, regte sich der Blonde und drehte sich zu ihm auf die Seite. „Hey…ich hab dich schon vermisst. Wie war es?“, erkundigte er sich müde. „Gut… Es war okay. Nichts Spannendes…“ Doch das war ja eine Lüge, und er wollte Karyu nicht anlügen. „Na ja, bis auf….bis auf Satsuki.“ „Was?“ Auf einmal schien Karyu hellwach zu sein. „Ich hab Satsuki dort gesehen. Er hat da gesungen. Ich hab kurz mit ihm geredet, aber es war nicht… Es lief nicht gut, wir haben uns gestritten.“, erzählte er knapp. „Oh…“ Karyu schwieg nachdenklich. „Wie geht’s dir jetzt?“ „Ach, alles in Ordnung. Ich bin kurz danach gleich gegangen. Es ist nicht weiter wichtig.“ Er drehte sich zu Karyu und streichelte ihm über die Wange. „Du bist wichtig.“ Der Gitarrist lächelte ihn im Dunkeln an und gab ihm einen Kuss auf die Lippen. „Ich liebe dich.“ Ein langer Arm schlang sich um Zeros Taille. „Ich weiß…“, murmelte der Bassist nur und blieb auf dem Rücken liegen, starrte voller Angst hoch an die Decke. Er hatte eine irrationale Panik davor, dass Karyu es irgendwie bemerken würde, dass er Sex mit jemand Anderem gehabt hatte… Doch der Blonde sagte nichts mehr. Während dieser bald wegdöste, fand Zero in dieser Nacht keinen Schlaf. Kapitel 3: ----------- Seufzend starrte er in sein Glas hinein. Immer mal wieder gab er ein tiefes Seufzen von sich, aber es bemerkte keiner, da die Musik im Haus viel zu laut war. Lange, gute Gespräche waren nicht möglich, aber darauf hatte es der Freund, der die Party bei sich zu Hause schmiss, auch nicht unbedingt angelegt. Satsuki saß seit einiger Zeit, vielleicht schon 1 ½ Stunden, in der Küche des Hauses und mischte sich einen Drink nach dem anderen. Ständig wuselten andere Leute um ihn herum, die sich ebenfalls etwas zu trinken holten oder sich an dem Buffet bedienten. Seinen Freund, der die Party gab, hatte er bisher nur zwei Mal gesehen. Ena war beliebt, irgendjemand wollte ständig etwas von ihm. Ihm etwas zeigen, etwas erzählen, etc. Zwar kannte Satsuki den ein oder anderen vom Gesicht her, aber das reichte ihm heute nicht, um ins Gespräch zu kommen. Sowieso war er nur hier, damit er keinen Ärger mit seinem ehemaligen Supportbassisten bekam. Ena hatte ihn schließlich auch schon zwei Jahre nicht mehr gesehen. Er wollte sich wieder mit ihm gut stellen. Vielleicht noch eine halbe Stunde, dann würde er wieder nach Hause gehen. Dann hätte er lange genug hier gesessen und Ena könnte sich nicht beschweren. Seine Gedanken drehten sich sowieso ständig um den Abend, an dem er Zero wieder gesehen hatte. Das war nun schon mehrere Tage her. Schlussendlich hatte Takumi gemerkt, dass etwas passiert war und so lange nachgebohrt, bis er es ihm erzählt hatte. Der Gitarrist hatte nur stöhnend die Augen verdreht, versucht, ihm ins Gewissen zu reden und war dann schulterzuckend und mit einer Moralpredigt, dass Satsuki sich gefälligst zu konzentrieren hatte, von dannen gezogen. Das war zwei Tage her. Takumi war sauer. Hätte jemand von Satsukis Familie im Krankenhaus gelegen, hätte er Verständnis gehabt, aber nur weil er seinen Ex gevögelt hatte, war das kein Grund, sich von der Arbeit ablenken zu lassen und ins Leere zu starren. So hatte sich der Gitarrist ausgedrückt. Hart, aber er hatte wohl Recht. Wieder seufzte Satsuki, während er aus dem Augenwinkel eine Bewegung neben sich wahrnahm. Jemand beugte sich neugierig über den Tisch und betrachtete die Vielzahl an Alkohol. „Was haben wir denn da…“, murmelte derjenige, auch wenn es laut war, konnte er es verstehen, stand er ja direkt neben ihm. Satsukis Augen wurden groß und er hob den Blick. „Zero?“ Beinahe fiel dem Bassisten die Dose Bier aus der Hand, als dieser ihm den Kopf zuwandte. „Satsuki?! Oh…“ Nervös blickten sie einander für einen Moment an, überlegten, was sie sagen sollten. „Ena hat dich natürlich auch eingeladen, was?“, erkundigte er sich dann, woraufhin Zero nickte. Sie waren eben Bassisten-Freunde. „Die letzte Feier ist schon wieder ein ganzes Jahr her“, murmelte der Dunkelhaarige, während er den Blick auf die Dose Bier senkte und diese dann öffnete. „Ach so lange schon…“ Der Bassist nickte abwesend und nahm einen großen Schluck von dem Bier, jedoch verzog er dann das Gesicht leicht. Satsuki schüttelte den Kopf. „Vergiss es, du musst dir hier schon selbst was Nettes zusammen mixen.“ „Geht das?“ „Das geht. Willst du mal probieren?“ Er hielt Zero sein Glas hin. Viel war nicht mehr darin. Zögerlich musterte der Bassist das Glas, dann nahm er es ihm langsam ab und nippte daran. „Was ist das?“ „Ich hab dem Zeug noch keinen Namen gegeben. Ich weiß, dass ich Wodka reingetan habe und etwas Orangensaft. Dann noch so was Blaues und irgendetwas, das von der Farbe her wie Whiskey aussah… Glaube ich… Und Sirup…“ Zero hob eine Augenbraue, während er ihm das Getränk zurückgab. „Und dein wievieltes Glas ist das?“ „Mh…vielleicht das Vierte.“, antwortete er vage. „Ich hab nun wirklich nicht mitgezählt, aber so lange sitze ich hier auch noch nicht.“ Der Bassist nickte nur und holte sich ein sauberes Glas aus einem der Hängeschränke, bevor er die Flaschen sichtete, die auf dem Tisch standen. Schweigend beobachtete er ihn dabei, wie er sich einen Drink mischte. Nun stand noch viel mehr zwischen ihnen als ohnehin schon. „Bereust du’s?“, wollte er unvermittelt von Zero wissen, woraufhin dieser abrupt aufsah und ihn anblinzelte. Brauchte er wirklich einen Moment, um zu überlegen, wovon Satsuki sprach? „Ich möchte lieber nicht darüber reden“, sagte er schließlich und stellte die Flasche beiseite, die er gerade in der Hand hielt. „Es war falsch.“ „Klar…du hast Karyu betrogen.“, erwiderte er, war nicht unbedingt leise dabei, wo doch die Musik im Haus nach wie vor lief – und laut war. Verärgert blickte Zero ihn an, aber er verstummte dennoch nicht. Stattdessen lehnte er sich zurück und erwiderte den Blick kühl. „Ist doch aber nicht das erste Mal, dass du jemanden betrügst.“ Nun wurden Zeros Augen schmal. „Legst du es wieder mal auf Streit an? Geilt dich das auf oder was?“, knurrte der Bassist, knallte den frisch gemixten Drink so heftig auf den Tisch, dass etwas von der Flüssigkeit hinaus schwappte. „Ich hab dich nicht betrogen, mein Lieber. Darauf spielst du doch an, oder? Du hast es mir ja quasi erlaubt. Wer weiß, was du alles in den USA gevögelt hast, was bei Drei nicht auf den Bäumen war.“ Nun war es an Satsuki, die Stirn zu runzeln. „Ich habe in der ganzen Zeit mit niemand Anderem Sex gehabt. Ich hab nie gesagt, dass ich mich anderweitig vergnügen würde, wenn du nicht da warst.“ „Du hast mir aber auch nie gesagt, dass du treu wärst.“, erwiderte Zero kühl. Sie starrten sich über den Tisch hinweg an. Er hatte zwar das Gefühl, dass sie sich langsam im Kreis drehten, aber dennoch hatte er das Bedürfnis, mit Zero über ihre Beziehung und ihre Trennung zu sprechen. „Du hast nicht gefragt“, sagte er leise und leerte seinen Drink. Bevor Zero etwas erwidern konnte, betrat eine ihm unbekannte Frau die Küche und sah sich neben ihnen die Reste vom Büffet an. Kurz betrachteten sie sie, entschieden sich dann wohl beide dafür, dass es keine gute Idee war, jetzt weiter zu reden. Niemand musste ihre heiklen Gespräche belauschen. Zero schnaubte und ging um den Tisch herum, an ihm vorbei. „Komm mit.“ Lautlos seufzend ging er ihm hinterher. Das erinnerte ihn jetzt doch ein wenig an ihr letztes Zusammentreffen, da hatten sie sich auch ein ruhiges Plätzchen zum Reden gesucht, und was war passiert…? Etwas, was Zero unglücklicher machte als ihn selbst. Ja, warum fühlte Satsuki sich eigentlich schlecht wegen dem, was passiert war? Er hatte nichts Verbotenes getan, Zero hatte das Problem… Aber vielleicht lag es daran, dass er selbst nicht ganz unschuldig daran war, dass Zero nun Schwierigkeiten bekam. Der Bassist führte ihn ins obere Stockwerk und schob ihn ins nächstbeste Zimmer hinein. Na toll, Enas Schlafzimmer. Oder ein Gästezimmer. Hier gab es viele Zimmer, und das hier war wie ein Schlafzimmer eingerichtet: Bett, Kleiderschrank, ein Gemälde über einem Spiegel. „Hast du es ihm erzählt?“, wollte Satsuki von dem Anderen wissen. Das interessierte ihn jetzt. Der Bassist seufzte und schüttelte schließlich den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Ich bin doch nicht verrückt. Er würde mich verlassen.“ „Damit hast du ja auch Erfahrung.“, kommentierte er trocken, hatte er Zero ja auch verlassen, die Beziehung beendet, als er erfahren hatte, dass der Bassist mit Karyu ins Bett stieg, sobald sie nicht mehr im gleichen Land waren. Die Augen des Bassisten wurden zu schmalen Schlitzen. „Ich bin nicht gewalttätig, aber du machst es mir gerade schwer. Können wir bitte wie normale Erwachsene sprechen? Ohne einander Vorwürfe zu machen?“ Satsuki grunzte nur und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Tür. „Also, raus mit der Sprache, was willst du überhaupt noch von mir?“ Er blinzelte den Bassisten an. „Gar nichts. Ich kann auch nichts dafür, dass Ena sowohl mich als auch dich eingeladen hat. Sonst wären wir uns ja nicht begegnet.“ Er fühlte sich an ihre Anfangszeit erinnert. Als Ena sie einander vorgestellt hatte, sie sich kennen gelernt hatten, da hatten sie sich auch nicht besonders gut verstanden. „Gar nichts? Deswegen hast du mich ja auch letztens gefickt.“, warf Zero trocken ein. „Du hast mitgemacht. Du hast dich nun wirklich nicht gewehrt, nicht mal zum Anschein. Was willst DU also von mir?“ Ein empörtes Schnauben verließ Zeros volle Lippen. „Mein Gott, wir hatten Sex, na und? Das heißt nicht, dass ich was von dir will.“ „Natürlich nicht… Ich für meinen Teil…“ Er leckte sich über die Lippen und sah beiseite. „Ich liebe dich. Deswegen ist das letztens passiert. Und was ist mit dir?“ „Ich liebe Karyu“, erwiderte Zero prompt, weswegen er leise seufzte. „Das hast du schon immer, und dennoch hattest du dich für mich entschieden“, warf er nüchtern ein. „Ja, bis sich rausgestellt hat, dass dir diese Beziehung zu anstrengend ist und ich dir nichts wert bin.“ „Du warst und bist mir etwas wert! Ich sagte doch, ich liebe dich. Genau deswegen bin ich ja gegangen! Es hat wehgetan, von Karyu gesagt zu bekommen, dass ihr im Bett landet, du dich von ihm trösten lässt, sobald ich weg bin!“, rief er aufgebracht. Anstatt etwas zu erwidern, zuckte Zero ein Stück zurück und blinzelte ihn an. „Karyu? Was hat er damit zu tun?“ „Er kam im Gefängnis zu mir und ließ mich wissen, was ihr so hinter meinem Rücken getrieben habt. Dann hat er die restliche Kaution bezahlt. Wahrscheinlich hat er darauf spekuliert, dass ich gehe. Oder dich zumindest darauf anspreche und wir uns streiten, was weiß ich.“ Für einige lange Sekunden erwiderte Zero gar nichts, starrte ihn nur an. Schließlich schluckte er und schüttelte leicht den Kopf. „Ob es nun stimmt oder nicht, dass ändert auch nichts mehr. Ich liebe ihn, Schluss Ende. Du hast in meiner Nähe nichts mehr verloren.“ Es tat weh, das zu hören. Als er in Amerika gewesen war, hatte er mit dem Thema Zero abgeschlossen. Nun war er wieder hier, lief ihm über den Weg, alte Gefühle kochten hoch. Daher tat es weh, so etwas gesagt zu bekommen. Er war also unwichtig geworden… „Ja…“, murmelte er nur und stieß sich von der Tür ab. „Ist in Ordnung. Tu mir einen Gefallen: sollte Karyu je erfahren, dass du ihn mit mir betrogen hast, dann stell dich nicht als armes Opfer hin, wie du es sonst so gerne tust. Es war von unser beider Seite aus freiwillig. Sonst wäre es ja auch nicht so gut gewesen.“ Den Quickie würde er jedenfalls so schnell nicht vergessen. Der Bassist starrte ihn aus großen Augen an. „Opfer? Wann habe ich mich als Opfer hingestellt?“ Er schnaubte verächtlich. „Ich glaube, der Umgang mit Takumi hat dir nicht gut getan, du bist genauso ein Arschloch wie er geworden!“ Der Dunkelhaarige zitterte und ballte die Hand zu einer Faust. „Du redest wie ein besserwisserischer Macker daher! Du hast wirklich zu lange in Amerika gelebt. Der scheiß Sex hätte nicht mal passieren dürfen! Und das ist er auch nicht! Ich streiche ihn aus meinem Gedächtnis und das solltest du besser auch tun!“, keifte er, woraufhin Satsuki die Hände in die Hüften stemmte. „Was ich tue und was nicht, ist meine eigene Entscheidung! Seit wann bist du denn so herrschsüchtig geworden? Frustriert von deinem Liebesleben? Besorgt’s dir Karyu nicht mehr richtig?“ Auf Karyu war er schon lange sauer. Das brach sich jetzt erst so richtig durch. Zero brachte ihn gerade zur Weißglut und ließ ihn all seine guten Manieren völlig vergessen – dem Bassisten schien es umgekehrt aber auch so zu gehen. Mit einem Satz stand dieser direkt vor ihm und packte ihn am Kragen seines Hemdes. „Spielen wir jetzt Kindergarten!? Du hast doch sonst immer so viel Wert auf erwachsenes Gehabe gelegt! Auf das Niveau jetzt lass ich mich nicht hinab!“ Satsuki wurde gegen die Tür gepresst. Schweigend starrten sie sich an. Der Bassist ließ ihn nicht los und er machte selbst auch keine Anstalten, sich aus dem Griff zu befreien. Er atmete tief durch. „Ich versuche eben, dich zu hassen, aber ich glaube, das geht nicht.“ Augenblicklich lockerten sich Zeros Finger um den Stoff und die Augen des Bassisten weiteten sich etwas. Wieder vergingen ein paar Minuten des Schweigens. „Ja…ich habe es auch versucht…“ Versucht… Heftig, völlig unvorbereitet, prallten ihre Lippen aufeinander. Fast gleichzeitig hatten sie sich vorgebeugt, die letzten Zentimeter überwunden, die ihre Gesichter noch voneinander entfernt gewesen waren. Sofort hatte Satsuki die Zunge des Anderen im Mund, welche sich fordernd gegen seine eigene drängte. Zero raubte ihm gleich jegliche Luft zum Atmen, so bestimmend hatte er ihn eigentlich noch nie erlebt. Endlich kam er dazu, den Kuss richtig zu erwidern, umspielte die geschickte Zunge und versuchte sie in ihre Schranken zu weisen. Zero gab ein angetanes Knurren von sich, drehte nebenbei den Schlüssel im Schloss herum und schon wurde Satsuki an den Armen gepackt und zum Bett geschoben. Er konnte sich gar nicht dagegen wehren, denn schon hatte er die Kante in den Knien und landete auf der weichen Decke. Der Bassist hatte ihm einen leichten Schubs gegeben, war aber selbst stehen geblieben und blickte nun auf ihn hinab. Für einen Moment versank er in den dunklen Augen, dann kniete Zero sich auch schon über ihn und drückte ihm wieder seine Lippen auf. Voller Leidenschaft erwiderte er den Kuss, während sein Atem immer schwerer wurde. Die Hände des Bassisten waren eifrig dabei, ihm sein dunkelgraues T-Shirt immer höher zu schieben, kühle Finger berührten dabei flüchtig seine Haut. Es tat so gut. Hastig zog Zero ihm den Stoff über den Kopf, das Shirt landete neben dem Bett, und schon trafen sich ihre Lippen zu einem weiteren verlangenden Kuss. Wieder einmal fiel zwischen ihnen kein Wort, während sie sich gegenseitig die Kleidung vom Körper zerrten. In stummem Einverständnis fielen sie übereinander her, stillten ihre Sehnsucht, die zumindest Zero sich bisher noch nicht hatte eingestehen wollen. Ein dünner Schweißfilm begann sich auf Satsukis Körper zu legen, die Haare wurden langsam feucht. Das würde ihn zwar bald wie ein zerplatztes Sofakissen aussehen lassen, aber noch war das überaus unwichtig. Viel interessanterer, viel mehr von Bedeutung war es, den schlanken Leib des Bassisten mit den Händen zu berühren, ihn an dicht an sich zu drücken, bis er dessen wachsende Erregung sich gegen seinen Schritt drängen spürte. Ein leises Stöhnen entwand sich Zeros Kehle, was ihm eine sanfte Gänsehaut bescherte. Er wollte, er musste sich das einprägen! Gierig nach mehr Nähe schlang er die Arme enger um ihn, nippte an den sinnlichen Lippen und wäre am liebsten sofort in dem warmen Körper versunken. Heiß keuchend rollte er sich über Zero, kam so einen Moment zum Durchatmen, dann war er schon im nächsten Kuss gefangen, der immer verlangender wurde, so verlangend, dass er sich schließlich doch lösen musste und mit den Lippen zu Zeros Hals wanderte. Das letzte Mal hatte er diesem keine Aufmerksamkeit widmen können, jetzt holte er es nach, an diesem nach Belieben zu lecken und zu knabbern. Unter ihm begann der Dunkelhaarige zu beben, raue Finger gruben sich in Satsukis Schultern. Diesmal konnten sie sich etwas mehr miteinander beschäftigen, aber ein Quickie würde es wohl dennoch bleiben. Sie waren hier in einem fremden Haus, in einem fremden Bett, und jederzeit konnte jemand dieses Zimmer betreten wollen. Wenn Ena herausfand, was sie hier trieben, würden Köpfe rollen! Ein lautes Stöhnen verließ Zeros Lippen, was ihn sich wieder komplett auf den Bassisten konzentrieren ließ. Dieser atmete stoßweise, schwer, dass es beinahe etwas vulgäres hatte – es machte Satsuki nur zusätzlich an, ließ sein Herz höher schlagen und sein Verlangen steigen. Die zierlichen Finger des Anderen gruben sich in sein Haar und im nächsten Moment drehte Zero sich wieder über ihn, erneut tauschten sie ihre Positionen. Aus dunklen Augen beobachtete Satsuki, wie der Andere notdürftig einige Finger befeuchtete, bevor sie zwischen seinen Beinen verschwanden. Mit klopfendem Herzen ließ Satsuki den Kopf in den Nacken rollen und verspannte sich leicht, als der erste Finger in ihm versank. Mit einem leisen Ächzen hob er den Kopf wieder und betrachtete Zero, da dieser sich etwas aufgerichtet hatte und ihn musterte. Der Bassist musterte ihn sogar aus großen Augen, schien überrascht zu sein. „Du…hast dein Tattoo erweitert“, stellte er fest, woraufhin Satsuki keuchend nickte. „Gefällt’s dir?“ Zero sah es sich noch für ein paar Sekunden an, dann lächelte er nur leicht und beugte sich wieder tiefer über ihn, begann, an seiner rechten Brustwarze zu knabbern, anstatt zu antworten. Er wertete das mal als Ja. Das Tattoo hatte sich hinauf bis zu seiner Taille verlängert, nach unten hin ging es nun bis knapp oberhalb des Knies. Das Rankenmuster hatte es ihm einfach angetan. Die Tattoos an seinem Arm und auf seiner Schulter hatte er jedoch nicht weiter vermehrt. Es war genug. Nun war er es, dem ein lautes Stöhnen über die Lippen kam, denn geschickt neckte ihn Zeros Zunge an der Brustwarze, was ihn kurzzeitig von dem weiteren Finger in sich abgelenkt hatte. Doch nun jagte ein heißer Blitz durch seinen Körper, von seinem Unterleib ausgehend höher in jede Faser. Was das anging, war er sehr empfindlich. Er hatte unter anderem deswegen bisher nur einmal zugelassen, dass Zero den aktiven Part übernahm. Nun war offenbar das zweite Mal gekommen. Normalerweise hätte Satsuki sich beschwert, aber der Bassist schien nicht in der Laune für Widerworte zu sein. „Woran denkst du?“, hauchte Zero gegen seinen Bauchnabel, während er sich langsam wieder etwas aufrichtete. Zeit für eine Antwort blieb ihm aber gar nicht, da der Bassist dafür sorgte, die Frage selbst zu beantworten, indem er sich ohne Vorwarnung in den verschwitzten Leib unter sich drängte. Ein weiteres Stöhnen löste sich aus Satsukis Kehle, doch diesmal mischte sich auch ein schmerzerfüllter Unterton hinein. Zero war nicht unbedingt sanft, doch er konnte das verstehen, sie hatten es eilig. Schließlich waren sie nicht erpicht darauf, erwischt zu werden. Niemand sollte merken, dass jemand in dem verschlossenen Zimmer war. Hier hatten sie nichts zu suchen. Der Bassist hielt erst für einen Moment inne, nachdem er ganz im Körper des Anderen versunken war. Satsuki nutzte die Gelegenheit, um tief durchzuatmen, und versuchte, sich zu entspannen. Schnurrend knabberte Zero derweil an seinen Lippen, nagte sanft daran, wie um ihn abzulenken. So wie sie sich eben noch angeschrien hatten, war das, was gerade passierte, kaum vorstellbar. Keuchend bewegte sich Satsuki schließlich gegen den Bassisten, animierte diesen so, einen Rhythmus aufzubauen. Heißes Keuchen hallte von den Zimmerwänden wieder, während Zero immer wieder tief in ihn stieß. Bereits jetzt prickelte es überwältigend stark in seinem Unterleib. Seine Nägel gruben sich in Zeros Oberarme, während er ihm sich verlangend entgegen bewegte. Das süße Ziehen in seinem Unterleib nahm stetig zu, und Zeros kraftvolle, ruckartiger werdende Stöße verstärkte das nur rasant. Ja, er hatte es ja schon geahnt, das war auch nichts weiter als Quickie, aber einer, mit dem er nicht gerechnet hatte. Einer, der wieder der Wahnsinn war. Verzweifelt nach viel mehr Nähe, presste er sich an den Körper über sich, genoss das berauschende Gefühl, welches der Bassist in ihm auslöste, indem er wiederholt den empfindlichen Punkt in ihm berührte, der einen weiteren heißen Schauer durch sein Inneres jagte. Und dann, völlig ohne Vorwarnung, sah Satsuki buchstäblich nur noch Sterne, während ein ungehaltenes Stöhnen seine Lippen verließ. Sollte jemand in der Nähe des Zimmers stehen, würde man ihn hören, aber daran konnte er keinen Gedanken verschwenden. Sein Kopf war mit einem Schlag vollkommen leergefegt, während er, ohne dass man ihn berührt hatte, seinen Höhepunkt erreichte und sich zuckend zwischen ihnen ergoss. Mit angespannten Muskeln kostete er das Gefühl, das Zero ihm bescherte, in vollen Zügen aus, bekam nur am Rande mit, wie der Bassist ihn ruckartiger, aber nicht minder kräftig nahm, bis auch er seine Erlösung bekam und sich tief in ihm versenkt verströmte. Das tiefe Stöhnen des Dunkelhaarigen bescherte Satsuki eine feine Gänsehaut. Schwer atmend verharrte er, während seine Gedankengänge nur langsam wieder auflebten. Abwesend lockerte er seinen Griff, hatte er die Finger in Zeros Schultern gegraben, was sogar einen Abdruck auf der glatten Haut hinterlassen hatte. Einzig ihre ungleichmäßige Atmung war in dem Zimmer zu hören. Der Bassist bewegte sich nicht, hielt sich mit Mühe über Satsuki abgestützt. Unvermittelt jedoch drangen Stimmen zu ihnen. Zunächst nur unklares Gemurmel, entwickelte es sich besorgniserregend schnell zu klaren Sätzen. „Ja, es ist kein Problem. Du kannst das bei mir ablegen.“ … „Hier sollte es sicher sein. Da guckt schon keiner.“ Die Türklinke bewegte sich. Satsuki starrte diese überrascht an. „Oh…da ist abgeschlossen.“ Enas Stimme. „…das muss ich wohl vergessen haben. Den Schlüssel verlege ich auch ständig….Komm, wir suchen ein anderes Zimmer. Da am Ende des Gangs, das müsste offen sein. Versuch es doch mal.“ Schritte waren zu hören, dann ein einmaliges Klopfen gegen die Tür. „Wer auch immer da drin ist, komm da besser schnell wieder raus, und wehe, ich finde das Zimmer nicht in dem Zustand vor, in dem ich es vorhin verlassen habe!“ Ena war sauer, sagte aber nichts weiter. Erneut waren Schritte zu hören, dann wurde es still. Mit einem tiefen Seufzen entspannte sich Satsuki. „Verdammt…“, murmelte er nur, woraufhin Zero ein Grunzen von sich gab und sich aus dem Körper unter ihm zurück zog. „Das war knapp“, kommentierte der Bassist und ließ sich neben ihn fallen. Satsuki nickte nur, starrte kurz an die holzverkleidete Decke hoch, dann setzte er sich auf und sah auf das Bett nieder, auf dem sie sich befanden. „Zum Glück liegt hier eine Tagesdecke drüber..“, murmelte er, weswegen Zero leise gluckste. „Jetzt ist es wohl eher eine Fickdecke.“ Satsuki grinste schief und stand auf. Die Klamotten waren auf dem Bett und drumherum verteilt, daher dauerte das Anziehen etwas länger. Auch in den Bassisten kam Bewegung. Sobald sie beide angezogen waren, nahm er die Tagesdecke vom Bett. „Ich tue die lieber in die Waschmaschine.“ Er kannte sich ja gut genug in dem Haus seines Freundes aus. „Wie nett von dir.“ Der Bassist sah verlegen beiseite. „Wir schweigen doch darüber, oder? Über das hier?“ „Aber natürlich“, erwiderte Satsuki nur knapp und drehte langsam den Schlüssel der Tür um, bevor er diese vorsichtig öffnete und den Gang entlang sah. „Ich..ich weiß nicht…sollte ich es nicht Karyu erzählen?“, drang die leise Stimme des Dunkelhaarigen zu ihm. Überrascht wandte er sich zu ihm um. „Willst du das denn? Du meintest doch, dass er dann gehen würde.“ „Davon gehe ich aus….ich kann ihn aber doch nicht so belügen….“, murmelte Zero mit gesenktem Kopf. „Hmm..“ Satsuki schloss die Tür wieder für einen Moment. „Ich habe nichts dagegen, deine heimliche Affäre zu sein“, meinte er ruhig, woraufhin Zero ihn aus großen Augen anstarrte. „Was?! Nein….nein, das geht doch nicht. Das will ich nicht. Ich denke nur, dass Karyu Bescheid wissen sollte…egal was passiert.“ Satsuki seufzte. „Wahrscheinlich verzeiht er dir. Er liebt dich über alles. Bisher hat er dir auch alles andere verziehen, oder?“ Der Bassist hob die Schulter. „Na ja, überstürz nichts. Überleg dir das gut. Ich werde jetzt gehen.“ Die halbe Stunde, die er noch hatte hier bleiben wollen, war längst vorbei. Nachdem er die Tagesdecke, auf der sie sich vergnügt hatten, tatsächlich in Enas Badezimmer gebracht hatte, strich er sich durch die gelockten Haare, ordnete seine Kleidung und ging hinunter, als wäre nichts geschehen. Die Party war noch immer in vollem Gange. „Satsuki!“ Er wandte sich um. Ena… „Da bist du ja. Ich hab dich schon gesucht.” Der kleine Bassist winkte ihn nah zu sich heran. „Du glaubst ja nicht, was mir passiert ist. Ich glaube, da hat jemand Sex in meinem Schlafzimmer gehabt. In MEINEM Schlafzimmer.“ Ena hatte ganz große Augen und seiner Stimme war Empörung zu entnehmen. Sofort lief es Satsuki heiß und kalt den Rücken runter. Er hob die Augenbrauen. „Ist nicht dein Ernst.“ Ena nickte eifrig. „Wer denn?“ „Keine Ahnung. Ich weiß nicht im Ansatz, wer das gewesen sein könnte. Ich bin mir ja auch nicht ganz sicher, aber Tatsache ist, da war jemand in meinem Schlafzimmer – die Tür war ja sogar abgeschlossen.“ Er schüttelte den Kopf. „Hmmm…wollen wir noch mal nachschauen gehen? Ich kann dir die Tür auch einrennen.“, meinte er großmütig, woraufhin Ena lachen musste. „Nein nein, ich brauche die Tür heile. Ich warte einfach. Irgendwann müssen die ja mal da rauskommen.“ „Ja…du Armer.“ Ena zuckte schief lächelnd mit den Schultern und schien sich abwenden zu wollen. „Warte, ich wollte mich verabschieden.“ „Du gehst schon?“ „Ich bin doch schon eine Weile hier. Ich muss für morgen fit sein, tut mir leid.“ Ena seufzte und sah ihn traurig an. „Na gut…danke, dass du hier warst. Wir müssen uns bald mal in Ruhe treffen!“ „Aber ja, auf jeden Fall!“ Er lächelte den kleineren Bassisten an und umarmte ihn kurz. Auf dem Weg hinaus sah er Zero nicht wieder. Ob dieser noch oben war? Hoffentlich nicht. Was sollte Ena von ihnen denken, wenn er herausfand, wer da Sex gehabt hatte… Nachdenklich starrte er hinauf in den dunklen Himmel. Wann er Zero wohl wieder sehen würde? Ob dieser Karyu erzählen würde, was vorgefallen war? Noch glaubte er nicht daran. Und selbst wenn es geschehen würde, so konnte er die Reaktion des Gitarristen absolut nicht einschätzen. Epilog: -------- Karyu saß im Arbeitszimmer und brütete über irgendeinem Papierberg. Sie hatten zu Hause immer mindestens 3 verschiedene liegen, mit dem einer von ihnen beschäftigt war. Als Zero tags zuvor nach Hause gekommen war, hatte der Gitarrist bereits geschlafen. Er hatte nicht mehr mit ihm gesprochen. Mit wild klopfendem Herzen stand Zero nun im Türrahmen und betrachtete seinen Freund. Vielleicht war es doch besser, ihm nichts zu sagen? Karyu würde es bestimmt nie erfahren! Er würde nie erfahren, dass er betrogen worden war. Nicht, wenn er es ihm nicht selbst erzählte. Aber Zero konnte ihn nicht belügen. Er konnte ihm die Wahrheit nicht verschweigen. Denn immer saß da dieser Gedanke in seinem Kopf, ob Karyu es nicht doch noch von Satsuki erfahren könnte. Die beiden könnten zufällig aufeinander treffen und dem Sänger würde es entschlüpfen. Das wäre wohl noch furchtbarer, als es von Zero selbst gesagt zu bekommen. „Wie lange willst du mich noch schweigend anstarren?“ Karyu drehte ihm lächelnd den Kopf zu, während Zero schluckte. „Was ist los? Kann ich was für dich tun?“ Dem Bassisten war nach Heulen zumute. Er würde Karyus gute Laune zerstören, dessen heile Welt. Er würde ihn zutiefst enttäuschen und aller Wahrscheinlichkeit nach würde er ihn verlassen. Auch wenn Zero inständig hoffte und dafür betete, dass es nicht geschehen würde. „Ich… Ich muss dir was erzählen.“ Gern hätte er um den heißen Brei herum geredet, aber was brachte das? Er wollte es loswerden, er musste, und das würde er jetzt tun. Kurz und schmerzlos. Karyu legte den Stift nieder, den er in der Hand hielt und stand auf. „Okay. Schieß los.“ „Es ist…nichts Schönes. Es ist schlimm, sehr schlimm. Und es tut mir furchtbar leid…“ Karyu verschränkte schweigend die Arme und lehnte sich gegen den Schreibtisch. „Gestern war ich auf Enas Party.“ „Ja, das weiß ich. Davon hattest du mir erzählt. Ist was passiert?“ Zero nickte. „Ja…ich war eine Weile dort und hab mich mit den Leuten unterhalten…irgendwann bin ich in die Küche, um mir was zu trinken zu holen und da…hat…Satsuki mich angesprochen.“ Er hob den Blick und sah Karyu vorsichtig an. Dieser runzelte die Stirn und sah ihn lange an. Nach einiger Zeit blinzelte er. „Satsuki? Du hast ihn dort getroffen?“ Zero nickte nur. Karyus zog die Augenbrauen weiter zusammen, dann weiteten sich seine Augen plötzlich. „Sag mir, was du getan hast.“ Seine Stimme zitterte. Er ahnte es. „Ich hab mich mit ihm gestritten und…“ Nervös befeuchtete Zero seine Lippen. „Wir sind in ein ruhiges Zimmer des Hauses und haben uns angeschrien.“ Er senkte den Kopf. „Ich weiß nicht, wie es passieren konnte, aber…wir…ich… Ich hatte Sex mit ihm…“, gab er kleinlaut zu. „Und als ich ihn vor einiger Zeit sah, ist es auch schon einmal passiert.“ Er schlug sich innerlich. Das machte alles nur schlimmer, warum erzählte er das auch noch? Karyu stieß sich vom Schreibtisch ab und ging wortlos an ihm vorbei. Unsicher sah er ihm hinterher. „Karyu?“ Da er nicht antwortete, ging er ihm hinterher. „Sag was..“ „Nein! Oh nein! Ich sage GAR NICHTS!“, brüllte der Gitarrist ihn unvermittelt an, war stehen geblieben. „Ich gehe! Wie konntest du nur?!“ In Karyus Augen traten Tränen. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Und noch ganz andere Emotionen. „Es tut mir leid, hörst du? Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen. Ich schäme mich so!“ Karyu schnaubte verächtlich. „Du schämst dich so sehr, dass du es gleich zwei Mal mit diesem Idioten getrieben hast? Ich hab es ja geahnt. Kaum ist er wieder da, gehst du zu ihm zurück. Dann werd mal glücklich mit Satsuki. Mit uns ist es vorbei!“ Aus großen Augen starrte er Karyu an. „Nein, bitte…ich flehe dich an, überleg dir das! Ich brauche dich. Du bist mein Freund! Und mein bester Freund bist du auch. Ich liebe dich! Satsuki ist…ist nicht wichtig. Es tut mir so unendlich leid“, beteuerte er mit tränenerstickter Stimme. Er wollte Karyu nicht verlieren. Es war schon furchtbar, mit ihm zu streiten. „Satsuki ist nicht wichtig? Du hast zwei Mal mit ihm geschlafen, obwohl du sauer auf ihn sein müsstest. In unserer Beziehung läuft alles gut, wir haben keine Probleme, aber bei der nächstbesten Gelegenheit lässt du dich von ihm vögeln! Darüber solltest du mal nachdenken. Ich wusste, dass du ihn nie vergessen können würdest… Aber dass du mir das so mitteilst und einfach mit ihm rummachst.. Das ist echt unfassbar. Ich hab dich nie für einen schlechten Menschen gehalten. Aber ich habe mich wohl geirrt.“ Karyu ging in sein Zimmer. Zero lief ihm hinterher und versuchte, mit ihm zu reden, aber der Blonde hörte ihm nicht zu. Stattdessen packte er eine Tasche zusammen und stürmte in den Flur. „Sei still! Das kannst du nicht wieder gut machen. Wir sind fertig!“, stellte er klar, während er sich Schuhe und Jacke überzog. Verzweifelt musste Zero dabei zusehen. „Karyu…verlass mich bitte nicht.“, flüsterte er, aber der Gitarrist winkte nur ab und öffnete die Haustür. „Das war’s endgültig. Ich will dich…nie wiedersehen. Niemals“, sagte der Gitarrist leise und knallte die Tür hinter sich zu. Zero starrte diese noch lange an, konnte nicht sehen, wie Karyu davon ging. Er konnte sich nicht bewegen, kaum atmen. So hatte er den Gitarristen noch nie erlebt. Er meinte es ernst. Sie waren keine Freunde mehr. Und war es das wert gewesen? War es das alles wert gewesen…? Zero ballte die Fäuste. Wie dumm war er nur gewesen! Und Satsuki war schuld. Warum war dieser zurück gekehrt? Warum hatte er ihn so verwirrt, dass er das mit sich hatte machen lassen? Schluchzend sank er auf dem Boden zusammen. Was sollte er ohne Karyu anfangen? Nach einer Weile stand er auf und wollte irgendetwas tun. Er wusste noch nicht was, aber es war besser, nicht mehr auf dem Boden zu hocken. In diesem Moment klingelte es. Sofort riss er die Tür auf, da er Karyu vermutete. Aber der war es nicht. „Satsuki? Was willst du hier?“ Der Blonde hielt inne. „Oh…du…siehst nicht gut aus.“ „Du auch nicht.“ Der Sänger blutete im Gesicht. „Ja, ich…ich bin grad Karyu begegnet. Du hast es ihm wohl erzählt.“ Zero nickte. „Hab ich. Und jetzt verschwinde. Dank dir hat er mich verlassen.“ Satsuki hob protestierend eine Hand. „Nein, das hast du dir selbst zuzuschreiben. Du hättest es ihm ja nicht erzählen müssen.“ Der Sänger kassierte eine Ohrfeige. Aber es tat ihm auch gleich schon wieder leid, ihn geschlagen zu haben. Satsuki sah beiseite und strich sich langsam über die vermutlich schmerzende Wange. „Ich weiß! Ich weiß, dass ich es nicht hätte erzählen müssen, aber…dann hätte er es vielleicht später erfahren. Durch dich. Wer weiß. Dir rutschen ja so einige Dinge einfach raus. Halt jetzt einfach die Klappe.“ Zero ließ die Schultern hängen. „Komm rein und lass mich dein Gesicht anschauen. Und dann verschwinde.“ Zero hasste sich und ihn dafür, was sie getan hatten. Aber er wollte jetzt auch nicht allein sein. Dass Satsuki eine eher unpassende Gesellschaft war, war ihm klar, aber er konnte sich nicht gegen den Wunsch wehren, ihn jetzt bei sich zu behalten. Nur für ein paar Minuten, vielleicht für eine Stunde… Er mochte sich nicht eingestehen, dass er ihn immer noch liebte. Aber er mochte auch nicht daran denken, wie es ohne Karyu weitergehen sollte. Vielleicht konnte er ja doch noch mal mit ihm reden. Irgendwann… Denn jetzt zu Satsuki zurück zu kehren, war das letzte, was er tun würde. Das wäre taktlos, falsch, schwach und abscheulich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)