Deimos von Necr0w (Vor 10 Jahren auf Fushia Island....) ================================================================================ Kapitel 8: Deal --------------- Ben erwachte als er etwas an seinem Oberschenkel drücken spürte. Als er seinen Kopf hob erblickte er das Gesicht eines Jungen, der ihn zunächst erschrocken ansah – dann grinste? Er reagierte nicht schnell genug um den Jungen zu packen, als dieser plötzlich davon wich. Alles was er darauf in der Hand hatte war ein Stofffetzen. Sofort sprang er auf und nahm die Verfolgung auf, fluchte als er dem kleinen Bengel folgte. Er war eingeschlafen, verdammt. Warum musste es immer gleich eskalieren wenn er einmal unachtsam war? Während er dem Jungen hinterher rannte betatschte Ben nervös die Tasche seiner Jeans. Sie war leer – verdammte Scheiße! Damit konnte er den Bengel nicht davonkommen lassen. Auch wenn der Junge einen kleinen Vorsprung hatte und für seine Größe unverschämt schnell voran kam, kam Ben ihm allmählich näher. Ab und zu verlor er ihn zwar zwischen den Bäumen des dicht bewachsenen Waldes aus des Augen. Aber das war kein Problem. Mit seinem Kenbunshoku konnte er die Anwesenheit des Diebes auch aus der Ferne mit Leichtigkeit spüren. Nach ein paar weiteren Hundert Metern spürte er ihn ganz in der Nähe. Warum konnte er den Jungen nicht sehen? Die Bewegungen hatten sich offensichtlich sehr verlangsamt. Ben hielt inne um seine Konzentration zu schärfen. Es konnten nur wenige Meter sein. Genau dort, in der Richtung. Wieso konnte er ihn nicht sehen? Dann wurde es ihm klar, als er die Aushöhlung zwischen den Wurzeln, am Fuß eines riesigen Baumes sah. Er war unter der Erde... Ben ging auf das Erdloch zu und bückte sich um die genaue Größe ausmachen zu können. Unmöglich auch nur daran zu denken sich dort hindurch zu quetschen. Die Öffnung hatte gerade mal einen Durchmesser von einem halben Meter. Weit konnte der Tunnel nicht gehen. Er spürte die Anwesenheit des Jungen in etwa 5 Metern Entfernung und keine Bewegung mehr. Ein entzündetes Streichholz gebot ihm einen kurzen, genaueren Blick in die Höhle. Da saß die diebische Rotznase, zusammengekauert am Ende des Tunnels und zog eine beleidigte Schnute. „Komm raus und gib mir meine Uhr zurück.“, ermahnte er den Jungen mit neutraler Stimmenlage. Eine Antwortet bekam er nicht. „Wie lang willst du da drin herum hocken? Ich weiß zwar nicht wie spät es ist, weil du meine Uhr hast.. Aber ich habe Zeit...“ Der Junge verharrte weiterhin in Schweigen. „Gib mir das Teil einfach wieder. Ich werd' dir schon nichts tun....“ Auch hierauf bekam er keine Antwort und ließ sich seufzend auf den Boden, neben dem Höhleneingang, sinken. Auch wenn Ace es niemals offen zugeben würde oder sich selbst eingestehen, er hatte eine Scheißangst und hockte, die Beine angewinkelt und mit seinen Armen umschlungen, am Ende des Tunnels. Es war vor Allem die Tatsache dass dieser Kerl es tatsächlich geschafft hatte ihn einzuholen. Ace war schnell, verdammt schnell. Wenn er etwas wirklich gut konnte, dann war es Rennen. Und bisher kam er immer davon. Auch Erwachsene, die mit ihren langen Beinen normalerweise schneller als Andere seines eigenen Alters vorankommen sollten, konnte er sonst immer mühelos abhängen. Dieser Typ war ihm nicht geheuer. Sollte er es trotzdem noch einmal versuchen? Tun, als würde er sich darauf einlassen, antäuschen, die Uhr zurück zu geben und dann irgendwie entwischen? Seine rechte Hand hielt die Kette noch immer fest umklammert. Das Metall war massiv und verdammt schwer – sicher ein ordentliches Vermögen Wert. Damit käme er seinem Traum, sich ein eigenes Schiff leisten zu können und diesen verdammten Ort zu verlassen einen ordentlichen Schritt weiter. Aber momentan wollte ihm nichts einfallen aus dieser Sache heil raus zu kommen. Die Anmerkung des Mannes, er 'würde ihm schon nichts tun', hatte Ace direkt ignoriert. Hier war Niemandem zu trauen, außer sich selbst. Verzweifelt biss Ace sich auf die Unterlippe und schluchzte, brach sein eigenes Versprechen, nicht mehr zu weinen. Nein, nicht einmal sich selbst konnte er noch trauen. Er war zu schwach und zu klein. Wie ein Käfer fühlte er sich, den man auf den Rückenpanzer geschnipst hatte und der voller Verzweiflung mit den Beinen strampelte aber es nicht schaffte Halt zu finden. Ben hörte das Schluchzen und massierte sich seufzend ausgiebig die Stirn. Er konnte nicht mit Kindern. Was trieb sich dieses Balg überhaupt mitten in der Nacht im Wald herum und bestahl Leute? Natürlich, wenn er wollte, könnte er einfach den Boden mit seinen bloßen Händen aufreißen oder die Höhle mit ein paar gut gezielten Tritten zum Einsturz bringen. Aber das wäre ja barbarisch. Es musste auch eine diplomatische Lösung geben. Kinder waren allgemein nicht gerade für ihre durchdachten Entscheidungen bekannt und gerne leichtgläubig und naiv – ein bisschen wie Shanks. Ihm würde schon was einfallen. „Was willst du damit überhaupt? Ich nehme an, verkaufen?“ „Das geht dich gar nichts an!“ Zumindest bekam er diesmal eine Antwort. Trotzig, fügte er gedanklich seiner Kinder-Eigenschaften Liste hinzu. „Es geht mich sehr wohl etwas an. Es ist meine Uhr.“ Für einen Augenblick dachte Ben daran, dem Jungen einfach zu drohen um der Farce ein schnelles Ende zu setzen – aber irgendetwas gefiel ihm daran nicht. Es war nicht gut die Dinge zu tun, die man eigentlich verachtete. Andererseits bezweifelte er auch, dass es etwas bringen würde dem Jungen ins Gewissen zu reden. „Weisst du, ich hab sowas früher auch gemacht und bin oft davon gekommen. Aber man muss wissen, wann man den Kürzeren gezogen hat. Wir können das Spiel auch jetzt beenden...“ Da wieder keine Antwort folgte, setzte er einfach fort: „Schmeiß mir das Ding rüber und ich geh und vergess die Sache.“ Vielleicht war es Intuition, vielleicht auch nur Zufall. Jedenfalls erwachte Shanks kurz nach dem Vorfall und bemerkte auch gleich, nachdem er das erste Intervall seiner Schlafrunkenheit nachgelassen hatte, dass etwas im Camp fehlte. Ben. Als nächstes registrierte er die Sakeflasche, die noch fast voll war und neben Bens Rucksack lag. So ein Arsch – hatte er sie die ganze Zeit für sich gebunkert? Im nächsten Moment war die Flasche in seiner Hand und im darauffolgenden ein gutes Stück des Inhalts in seinem Hals. Verwundert blickte er sich um. Wo trieb der Kerl sich schon wieder herum? Yasopp und Lucky schliefen tief und fest. Mit zusammengekniffenen Augen suchte Shanks die nähere Umgebung ab. Es war Stockduster. Er wartete, ungefähr so lange bis er die Flasche bis zur Hälfte geleert hatte und steuerte die Nächstbeste Richtung an. Einfach drauf los, wie er es so oft zu tun pflegte und rief in unterschiedlichen Intervallen den Namen seines Vizen in die Nacht hinein. Dass er keine Antwort bekam war ihm nicht geheuer. Shanks beschleunigte seine Schritte, in irgendeine Richtung und lief weiter und weiter. Irgendwann war die Flasche leer und landete im nächstbesten Gebüsch. Ihm fiel gar nicht ein sein Kenbunshoku aktiv zu nutzen. Bei ihm war das meist eher ein unbewusster Prozess. Deshalb war Shanks auch recht verwundert als er seinen ersten Offizier, plötzlich, nur einige Meter entfernt, an einem riesigen Baumstumpf sitzend, wieder fand. „Oi, Ben! Was machst du denn da?“ Das gleiche konnte Ben seinen Captain fragen in diesem Augenblick. Etwas ungläubig starrte er Shanks an. Wie, zum Teufel, hatte er hierher gefunden? „Hab was verloren.“ In wenigen Worten erklärte Ben die Lage und was vorgefallen war. Shanks lachte. „Ist ja unglaublich, dass du dich von so 'nem Balg an der Nase heurmführen lässt.“, gröhlte Shanks und kniete sich vor das Loch. „Scheiße, is das dunkel da drin. Sicher, dass da überhaupt wer drin ist?“ Ben nickte und warf Shanks seine Schachtel mit Streichhölzern zu. Dieser fang sie und störte sich nicht weiter daran, dass der Höhlengang für einen ausgewachsenen Menschen nicht geeignet war und warf sich auf den Boden um seinen Kopf in die Öffnung zu strecken. Als Shanks das Streichholz entzündete sah auch er die kleine Gestalt am Ende des Tunnels kauern. Grimmig starrte der Junge ihn an. „Hey!“ begrüßte Shanks ihn mit einem breiten 1000-Watt-Lächeln. „Das sieht echt ziemlich ungemütlich da drin aus. Willst du nicht rauskommen?“ Der Junge schüttelte, immer noch eine Schnute ziehend, den Kopf. „Weisst du, mir ist das eigentlich ziemlich egal mit der Uhr. War 'n cooler Move von dir, dass du's echt geschafft hast sie meinem Kumpel abzunehmen. Aber irgendwie hängt er an dem Klunker und ich hab keine Lust mir sein Gejammer die nächsten Tage anzuhören.“ Während er sprach arbeitete Shanks sich mit vollem Körpereinsatz kriechend durch den Tunnel, beide Arme vorne, in denen er die Schachtel hielt und ein Streichholz nach dem anderen entzündete. „Kannst du nicht sprechen oder so?“ Ace presste beleidigt die Lippen zusammen. Er saß ordentlich in der Klemme. Wortwörtlich in einer Sackgasse. War jetzt der Zeitpunkt gekommen an dem er sich seine Niederlage eingestehen musste? „Ich.. kann sprechen!“, war das einzige was ihm in dem Moment einfiel. „Cool! Was willst du dafür haben?“ Verdutzt starrte Ace den Mann an, der nur noch ein paar wenige Meter von ihm entfernt war. „Für die Uhr meine ich. Ich kauf sie dir ab. Ist ja nur fair. Du hast uns ja ausgetrickst.“ War das ein Trick? Andererseits hatte er wohl eh gerade nicht wirklich eine Wahl an Optionen. Ace dachte nach. Er hatte keinen Schimmer was so ein Teil wert war. „50.000 Berry!“ forderte er schließlich, aus blauem Dunst. Shanks verschluckte sich an seinem Atem. „Oha! Ist es dir das Wert, Ben? Haben wir überhaupt soviel dabei?“ Stöhnend fasste sich Ben an die Stirn. Es war zwar schön, das sein Captain die Eigenschaft hatte, Konflikte auf die Stelle lösen zu können. Aber ohne Verluste ging dies meist nie von statten. Warum musste er gerade jetzt aufgetaucht sein? „Ja, haben wir... aber-“ „Gut, abgemacht! 50.000!“ Shanks gab sich alle Mühe sich möglichst schnell weiter durch den Tunnel zu bewegen, der zum Ende hin allerdings schmaler wurde. Euphorisch streckte er dem Jungen die Hand entgegen. Ace starrte ihn fragend an. „Deal, oder was? Da muss man sich die Hand geben.“ Noch immer verdutzt und etwas misstrauisch entschied sich Ace dennoch letztlich vorsichtig näher zu kommen und einzuschlagen. „Coole Sache, man. Gut, dann sehen wir zu, dass wir zurück ins Lager kommen. Du kannst den Klunker dann bis zur Übergabe behalten. Noch immer grinsend entzündete Shanks ein weiteres Streichholz, das vorige hatte gerade wieder den Geist aufgegeben, und setzte seinen Rückmarsch an. Vergeblich. Wie er es auch anstellte, eine Bewegung nach Hinten war nicht möglich. „Scheiße, Ben! Ich steck fest! Du musst mich rausziehen!!!“, brüllte Shanks panisch und zappelte mit den Beinen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)