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Zusammen für immer

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Tja, hier ist eine neue Ff.
ABER, dazu sei gesagt, dass sie nicht nur von mir ist!
Klara (bei FanFiction.de) hat sie geschrieben. (Freundin ^^)
Ich habe ihre Erlaubnis, die Ff hier reinzustellen.
Sie hat eine Ff von mir gepostet und da haben wir uns überlegt, dass ich dann eine von ihr poste.
So, und damit es nicht unfair wird, helfe ich ihr ab den nächsten Kapis beim Schreiben.

Jetzt aber wünschen wir euch Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Viel Spaß! ^^ Komplett anzeigen

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Kagome Higurashi

1
 

Es war ein nebliger Nachmittag im April 1784, und niemand, der Kagome Higurashi durch die engen Straßen Niras schleichen sah, wäre darauf gekommen, dass sie ein Mädchen war.

Sie war jetzt fünfzehn  und seit acht Jahren spielte sie die Rolle eines Jungen so erfolgreich, dass sie manchmal selbst ihr wahres Geschlecht vergass.

Ihr dichtes schwarzes Haar reichte ihr fast bis zu den Schultern und ihre feinen Gesichtszüge wurden von einer dicken Schmutzschicht nahezu verdeckt.

Ihre leuchtend braunen Augen mit den dichten Wimpern wirkten riesig in dem schmalen, von Hunger gezeichnetem Gesicht, aber auch sie gingen in dem Schmutz beihnahe unter.

Ihre Hosen waren wenigstens zwei Nummern zu groß und der Mantel, den sie um ihren Körper schlang, war alt und abgenutzt.

So getarnt sah sie aus ie irgendein zerlumpter zwölfjähriger Junge, genau wie ihr Freund, nur das es bei ihm keine Tarnung war.
 

"Oh Gott, Higurashi, riech doch mal!"
 

Shippo blieb stehen und sog gierig den Geruch der frischen Fleischpastete ein, die ein Händler gerade auf die Theke seines Wagens gestellt hatte.

Sie waren noch so frisch, dass noch Dampf von ihnen aufstieg.

Kagome starrte auf die goldbraunen Krusten.

Ihr köstlicher Duft stieg ihr in die Nase und das Wasser lief ihr im Mund zusammen.

Vor Hunger verkrampfte sich ihr Magen.

Weder Shippo noch sie hatten seit gestern mittag etwas gegessen; jetzt war es schon wieder spät am Nachmittag und das Abendessen würde wahrscheinlich auch nicht gerade üppig ausfallen.

In diesem Viertel machten so viele Diebe und Bettler die Straßen unsicher, dass alle Händler bewaffnet waren.

Selbst für den Diebstahl eines Apfels konnte man schon am nächsten Tag hängen.

Obwohl auf den Straßen Jahrmarkt war und die Hafenarbeiter jeden Tag durch das Viertel drängten, war die Ausbeute nicht besonders groß.

Jeder passte auf sein Geld gut auf und die Händler wachten über ihre Waren.

Erst letzte Woche war Tikko gehängt worden, weil er zwei Pflaumen und ein Stückchen Brot gestohlen hatte.

Er hatte auch zu ihrer Bande gehört.

Die Jungen waren wie eine Familie für Kagome, alles, ws sie nach dem Tod ihrer Mutter noch hatte.

Die Sache mit Tikko hatte ihr zugesetzt, seither war sie übervorsichtig, aber langsam wurde der Hunger stärker.

Wenn sie nicht stahl, würde sie nicht zu essen haben.
 

"Ihr da! Verschwindet! Oder ich lasse meinen Stock auf euren Hinterteil tanzen!"
 

Der Händler hatte ihr Interesse bemerkt und starrte sie nun wütend an, einen Stock drohend in der Hand haltend.

Kagome wehrte sich nicht, als Shippo sie weiter zog.

Auf beiden Seiten der Straßen standen Händler mit ihren Ständen und es gab alles, von Fleischpasteten bis zu Lederschuhen.
 

"Am besten wir warten auf Kirian und die anderen. Zu zweit sind unsere Chancen nicht so gut."
 

Shippos Vorsicht reizte Kagome und sie verzog verärgert das Gesicht.

Tikkos Tod machte feige Hühner aus ihnen.

Shippo und ein paar der anderen waren fest davon überzeugt, dass seither das Unglück über ihrer kleinen Gruppe hing wie ein böser Fluch.

Das war natürlich völliger Unsinn.

Tikko war einfach nicht vorsichitg genug gewesen oder nicht schnell genug.

Die Lektion bestand also nicht darin nicht mehr zu stehlen, sondern sich nicht mehr dabei erwischen zu lassen.

Und das hatte sie nicht vor.

Sie war schon immer vorsichtig gewesen und sie war schnell, die Schnellste von ihnen.

Sie würde sich nicht von dem dicken Händler schnappen lassen, so wie Tikko.
 

"Schau mal da!"
 

Mit einer Kopfbewegung lenkte sie Shippos Aufmerksamkeit weiter die Straße hinauf.

Ein hochgewachsener, elegant gekleideter Herr bahnte sich mit lässiger Unbekümmertheit seinen Weg durch die schmutzigen Hafenarbeiter.

Während sie ihn beobachteten, zog er seine goldene Taschenuhr hervor, öffnete den Deckel mit einem Daumennagel und warf einen kurzen Blick darauf ehe er sie zurücksteckte.

Ein großer Fehler

Angewidert verzog Kagome das Gesicht.

Ganz offensichtlich war der Gentleman ein Neuankömmling aus Sira und niemand hatte daran gedacht, ihn vor dem gefährlichen sirischen Viertel zu warnen.

Er schlenderte die Straße entlang, als ob für ihn die Welt in schönster Ordnung wäre und bemerkte nicht einmal die düsteren Blicke der Menschen um sich herum.
 

„Dieser Hahn will gerupft werden Shippo, mein Junge.“
 

Kagomes Augen glänzten vor Vorfreude.
 

„Den hat uns der Himmel geschickt. Wenn die Jungs hier mit ihm fertig sind, wird er froh sein, wenn er noch Schuhe anhat. Wir sollten uns besser ran halten, solange es noch etwas zu holen gibt.“
 

Shippo sah sich nervös um.

Unter dem Schmutz verbargen sich Sommersprossen und rote Haare, aber er hatte nichts von dem Temperament, das man Rothaarigen nachsagte.

Er war besonnen und vorsichtig und Tikkis Schicksal hatte diese Eigenschaften noch verstärkt.
 

„Nicht jetzt Higurashi, hier sind zu viele Leute. Man wird uns ganz bestimmt erwischen!“

„Sei nicht albern Shippo, es ist auch nichts anderes als sonst.“, sagte sie ungeduldig.

„Wir haben seine Taschen ausgeräumt und sind weg, ehe er überhaupt merkt, dass etwas fehlt.“

„Er ist ziemlich groß!“
 

Shippo sah ebenso zweifelnd aus, wie er sich anhörte.
 

„Mein Gott, Shippo und du willst mit dem schwarzen Rebellen reiten? Er würde niemals so einen Feigling aufnehmen!“
 

Kagome brachte den Namen von Niras gefürchtetstem Straßenräuber absichtlich ins Spiel.

Es war schon lange Shippos Traum, einmal zu seiner Bande zu gehören, auch wenn dieser Traum so diffus war wie der Nebel Niras.

Immerhin war der Mann ein Nationalheld.

Im sirischen Viertel sprach man nur mit der größten Hochachtung von ihm und von den Siranieern wurde er gefürchtet.

Seine Beliebtheit bei der Bevölkerung kam daher, dass er nur die verhassten siranischen Unterdrücker überfiel und beraubte und es hieß, dass er seine Beute mit den Armen teilte.

Sein Zeichen war das niranische Kreuz, das er als silbernen Anhänger um den Hals trug.

Damit zeigte er den Niranieern, dass er ebenso Niranieer war wie sie.

Niemand kannte seien wahre Identität oder konnte mit Sicherheit sagen, ob er wirklich existierte.

Aber sein Name hatte einen großen Einfluss auf Shippo.
 

„Ich bin kein Feigling! Er würde mich ganz sicher mit ihm reiten lassen! Pass mal auf!“
 

Shippo bahnte sich seinen Weg zu dem Gentleman.

Kagome folgte ihm mit ein wenig Abstand, ein Grinsen auf dem Gesicht.

Der Name des schwarzen Rebellen wirkte auf Shippo, wie ein Schlag mit der Peitsche.
 

„Bitte eure Lordschaft, habt ihr nicht ein wenig Geld übrig? Nur ein wenig für einen hungrigen Jungen.“
 

Shippo verbeugte sich unterwürfig und rasselte dabei seine Sätze herunter.
 

„Bettle nicht Junge.“, sagte ihr Opfer unfreundlich.

„Bewahre dir deine Würde.“
 

Ein wirklicher Gentleman, dachte Kagome höhnisch, als sie näher kam.

Der Junge ist am Verhungern und er sorgt sich um seine Würde!

Sie würde ihn gerne sehen, wenn er dazu gezwungen wäre, zu betteln und zu stehlen und einfach alles zu tun, nur für ein Stück Brot.

Aber so wie es aussah, hatte er wohl keine Ahnung, was es hieß zu hungern.

Sein Haar war so schwarz wie ihres, nur so sauber, dass es bläulich schimmerte.

Im Nacken wurde es von einer Schleife zusammengehalten.

Er hatte ein schmales, attraktives Gesicht, aber seine Haut war weiß gepudert und so glatt und weich wie die Wolle und seine Weste war blendend weiß.

Ein Zeremonienschwert hing in einer mit Juwelen besetzten Scheide an seiner Hüfte.

Alles an ihm war sauber und das sagte einiges darüber aus, wie er seinen Tag verbracht hatte.

Seine Schuhe waren aus rabenschwarzem Leder und hatten ausgerechnet rote Absätze.
 

„Bitte verzeihen sie...“
 

Shippo verbeugte sich weiter, er leierte seinen Spruch herunter und versperrte dem Gentleman den Weg.

Kagome tat so als würde sie über einen losen Pflasterstein stolpern und fiel schwer gegen ihn.

Ihre Hände bewegten sich mit geübter Schnelligkeit.

Während sie noch eine Entschuldigung murmelte, verschwand ihre Hand in seiner rechten Tasche und kam mit einer zufriedenstellend, schweren Geldbörse wieder heraus.

.Sie schwankte noch einmal, als ob sie ihr Gleichgewicht noch nicht ganz wiedererlangt hätte und ihre Finger schlossen sich um seine Uhr.

Sie lächelte leicht, als sie ihre Hand zurückzog.

Diese  Siranieer waren doch ebenso blöde, wie sie gemein waren.
 

„Moment mal!“
 

Die Stimme war ruhig, aber so bestimmt, dass es ihr eiskalt den Rücken runterlief.

Sie machte ihr mehr Angst als die Hand, die sich mit stählernem Griff um ihr Handgelenk schloss.

Verdammt, sie war gefangen!
 

„Lauf Shippo!“, schrie sie.
 

Shippos Augen weiteten sich.

Einen Moment lang starrte er sie an und das Entsetzen stand ihm klar ins Gesicht geschrieben.

Dann drehte er sich um und lief.

Hoffnung

„Loslassen!“
 

In panischer Angst zerrte sie an der Hand, die sie gefangen hielt und sie hörte ihr Herz in der Brust hämmern.

Wenn sie sich nicht befreien konnte, würde sie hängen.

Verzweifelt stürzte sie sich auf ihn.

Sie trat ihm gegen das Schienbein und ihre freie Hand holte zu einem mächtigem Schlag aus, der, hätte er getroffen, ihm wahrscheinlich die Nase gebrochen hätte.

Aber er war groß und brachte seinen Kopf mit einer schnellen Bewegung außer Reichweite, so dass ihre Faust nur seinen Hals streifte.

Er verstärkte seinen Griff um ihr Handgelenk, bis die Uhr aus ihren tauben Fingern fiel und sie auf die Knie gezwungen wurde.

Es kostete sie alle Kraft, nicht zu wimmern.

Er beugte sich vor und hob seine Uhr auf, ohne dabei seinen eisernen Griff zu lockern.

Sie kniete auf dem Boden, das Gesicht weiß vor Schmerz und immer größer werdender Panik.

Trotzdem blickte sie ihm stolz ins Gesicht, das jetzt gar nicht mehr so weich wirkte.

Kagome Higurashi bettelte nicht um Gnade, niemals.
 

„Dann ruf doch die Polizisten, du verdammtes Schwein!“, zischte sie.
 

Seine Augen wurden schmal.

Sie hatten eine seltsame Farbe, eine Mischung aus gold und rot, mit einem dunklen Ring um die Iris.

Sie schauderte und dachte: Teufelsaugen.

Nur die Tatsache, dass sie ihre Furcht nicht zeigen wollte, hinderte sie daran, das Zeichen zu formen, das den bösen Blick bannte.
 

„Hab keine Angst Junge. Wir werden doch nicht einen von uns an diese verdammten Siranieer übergeben!“
 

Der so redete, war ein kräftiger Mann aus der kleinen Gruppe der Hafenarbeiter und ihre Frauen, die sich um sie versammelt hatten.

Kagome musterte ihre wütenden Gesichter mit neuer Hoffnung.

Hätte sie einen von ihnen bestohlen, würden sie keine Gnade zeigen, aber einem dieser verdammten Siranieer...

Vielleicht würde sie dem Henker doch noch entwischen!

Der Fremde zog sie auf die Füße und ließ seine Augen über die wütende Menge wandern.

Er musste Angst haben, da er den Hass in den Augen der unterdrückten Menschen um sich herum sah, aber man merkte ihm nichts an.

Er musterte sie gelassen.

Kagome versuchte, seine heikle Lage auszunutzen und zerrte heftig an seiner Hand.

Sofort verstärkte er den Druck um ihr Handgelenk und der Schmerz ließ ihre Beine nachgeben.

Unwillkürlich zuckte sie zusammen und ein Grollen ging durch die Menge.

Der Mann, der sich eingemischt hatte, trat einen Schritt nach vorne.

Wie beiläufig nahm der Siranieer ihr Handgelenk in seine linke Hand und legte die Rechte auf den Schwertgriff.

Dann zog er blitzschnell die Waffe.

Das war kein Zeremonienschwert, das war ein rasiermesserscharfes Rapier.
 

„Bereit für den Jungen zu sterben?“
 

Die Frage war an niemanden Bestimmten gerichtet, aber seine Augen fixierten den Mann.

Kagome wusste aus eigener Erfahrung, dass man am Besten mit einer feindlichen Gruppe fertig wurde, indem man ihren Anführer ausschaltete.

Sie hatte es selbst schon oft genug getan.

Aber jetzt, wo der Siranieer abgelenkt war...

Gerade holte sie mit dem Fuß aus, um ihn in die Kniekehle zu treten, als eine andere Stimme sie unterbrach.
 

„Was geht hier vor?“
 

Zwei Polizisten bahnten sich ihren Weg durch die aufgebrachte Menge.

Als Kagome ihre blauen Uniformen sah, verließ sie jeder Mut.

Jetzt würde sie nichts mehr vor Tikkis Schicksal bewahren können.
 

„Nur ein kleines Missverständnis. Nichts, was wir nicht unter uns regeln könnten.“
 

Kagome war verblüfft

Warum übergab er sie nicht der Polizei?

Misstrauisch musterte sie ihn, sagte aber nichts.
 

„Besser sie halten sich aus diesem Teil der Stadt fern, Sir.“, warnte ihn einer der Polizisten.
 

Die Gruppe, von der Kagome sich soviel versprochen hatte, löste sich langsam auf.

Kagome konnte sie sogar verstehen.

Es war etwas anderes, es mit einem einzelnen Feind aufzunehmen, als den vollen Hass dieser Unterdrücker auf sich zu laden.

Die Siranieer waren Metzger.

Wenn zwei von ihren Polizisten etwas zustoßen würde, wäre ihre Rache sicherlich fürchterlich; einige Niranieer würden dafür mit dem Leben bezahlen müssen.
 

„Das werde ich in Zukunft. Vielen Dank für ihre Unterstützung.“
 

Er steckte das Rapier wieder in die Scheide, nickte den beiden Polizisten freundlich zu und setzte sich in Bewegung.

Kagome zog er hinter sich her und ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm ohne Gegenwehr zu folgen.

Nichts konnte schlimmer sein als der Galgen, nicht einmal, wenn er der Teufel persönlich wäre.

Schaudernd dachte sie an seine seltsamen Augen.

Als niemand es sehen konnte, formte sie das Zeichen gegen den bösen Blick.

Sofort fühlte sie sich etwas besser.

Der Siranieer zog sie auf einen Weg, der entlang einer kleinen Flusses verlief.

Das Bild das sich ihnen dort bot, unterschied sich auffallend von der vorherigen Straße.

Die Menschen hier waren gut gekleidet und gehörten zur herrschenden Schicht.

Vor etwa hundert Jahren waren sie von Sira hierhergekommen und Taro Hai (verflucht sei sein Name!) hatte mit seinem blutigen Gemetzel unter der irdischen Bevölkerung ihre jetzige Machtposition geschaffen.

Für sie waren die Niranieer nur Barbaren ohne Kultur und Verstand.

Die Gesetze, die sie erlassen hatten, verweigerten den niranischen Geistlichen praktisch jedes menschliche Recht.

Sie verboten ihnen, Land zu besitzen, eine Ausbildung zu erhalten, zur Wahl zu gehen, ein Geschäft zu eröffnen und ihre Religion auszuüben.

Darüber hinaus mussten die Niranieer auch noch eine jährliche Abgabe  an die Siranieer bezahlen.

Kein Wunder, dass die Niranieer die Siranieer mit jeder Faser ihres Herzens hassten.

Kagome war da keine Ausnahme.

Sobald sie aus dem Blickfeld der Polizisten verschwunden waren, zerrte sie kräftig an seiner Hand, aber sein Griff lockerte sich nicht.

Er verlangsamte seinen Schritt und musterte sie.

Seine Größe war wirklich beeindruckend, aber so leicht ließ Kagome sich nicht einschüchtern und sie funkelte ihn an.

Auch die Tatsache, dass er sie nicht an die Polizisten übergeben hatte, konnte ihren Hass nicht mildern.
 

„Verdammter Siranieer!“, zischte sie und seine Augen wurden schmal.
 

Er wog bestimmt doppelt soviel wie sie und er überragte sie um einiges, aber Zurückhaltung war noch nie ihre Stärke gewesen.

Er blieb stehen, drehte sich zu ihr um und hielt ihr seine freie Hand hin.
 

„Meine Geldbörse, bitte.“

„Das Geld ist von den Niranieern geklaut, genau wie ihr verdammten Schweine unser Land stehlt!“
 

Wütend starrte sie ihn an.

Sie wusste sehr wohl, das ihn zu verärgern das Dümmste war, was sie tun konnte, aber es gelang ihr nicht, sich zu zügeln.

Er streckte ihr nur wortlos die Hand entgegen und ihr blieb nichts anderes übrig, als in den weiten Taschen ihres Mantels nach seiner Geldbörse zu kramen.

Sie gab sie ihm nur widerwillig.

Er dankte ihr mit einem kühlen Nicken und steckte die Börse weg, ohne auch nur einen weiteren Blick darauf zu werfen.

Dann musterte er sie wortlos.

Wütend starrte sie zurück, aber es fiel ihr schwer, dem Blick seiner hellen Augen standzuhalten.
 

„Da habe ich mir also einen niranischen Dieb eingefangen,“
 

Mit diesem Satz trieb er sie fast zur Weißglut.
 

„Und die dreckigsten, sind die, die von den Niranieern stehlen!“
 

Wütend funkelte sie ihn an.

Ihr Stolz hatte einen schweren Schlag erlitten, sie hatte Angst und zu allem Überfluss war sie auch noch diesem verdammten Siranieer mit seinen Teufelsaugen ausgeliefert.

Er schüttelte den Kopf.
 

„Heißblütig wie alle Niranieer“, sagte er gelassen,“Das wird dich schneller umbringen als das Stahlen. Wenn du so weitermachst, lebst du nicht mehr lange genug, um dich das erste Mal zu rasieren. Oder mit deinem ersten Mädchen zu schlafen.“

„Und was zum Teufel geht dich das überhaupt an? Was weißt du schon, du verdammtes, siranisches Schwein?“

„Pass auf, was du sagst! Ich werde mir nicht noch mehr Unverschämtheiten gefallen lassen und schon gar nicht von einer halben Portion, die meine Geldbörse stehlen wollte.“
 

Er musterte sie mit gerunzelter Stirn.

Kagome starrte zurück.

Es freute sie, dass sie es endlich geschafft hatte, ihn zu reizen.

Ihr Triumph war aber nur von kurzer Dauer, denn ihr Magen begann ohne Vorwarnung laut zu knurren.
 

„Du hast Hunger nicht!“
 

Seine Stirn glättete sich.

„Was meinst du wenn ich dir etwas zu essen gebe, wirst du es dann schaffen, dich einer zivilisierten Sprache zu bedienen?“

„Mit so einem wie dir würde ich nicht einmal das Brot teilen, wenn ich am Verhungern wäre!“
 

Ihr Stolz war getroffen.
 

„Außerdem habe ich gerade gegessen. Frisches Brot mit Butter, mit Kartoffeln, Fisch...“

„Ja und ich bin in Wirklichkeit eine Frau.“, entgegnete er freundlich.
 

Seine Antwort kam so unerwartet, dass sie überrascht blinzelte.

Bevor sie ihm noch antworten konnte, zog er sie schon weiter.

Kurz hinter den steinernen Bögen von einer Kirche hielt er an und deutete mit dem Kopf auf das Schild eines Gasthofs.
 

„Ich gehe jetzt etwas essen.“, sagte er.

„Du bist herzlich eingeladen. Ich denke wenn ich dir etwas Anständiges zum Essen kaufe, dann  bleibt dir der Galgen vielleicht noch einen Tag erspart.“
 

Dann ließ er ihre Hand los, nickte ihr freundlich zu, wie um es zu sagen, dass sie es sich aussuchen konnte und überquerte die Straße.

Kagome stand wie vom Blitz getroffen.

Er hatte sie ziehen lassen, sie war frei!

Jetzt konnte sie zurück gehen und Shippo suchen.

Dann würden sie ein anderes Opfer ausfindig machen, das sie erleichtern konnten.

Der Gedanke alleine jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

Sie wollte nicht wie Tikki enden und mit blau angelaufenem Gesicht erstickend im Wind schwingen.

Aber sie hatte solchen Hunger.

Der Siranieer hatte angeboten, ihr etwas zum Essen zu kaufen.

Ihr Stolz kämpfte mit dem Hunger, Neugierde mit Vorsicht.

Ihr Hass ließ sie die schmerzende Leere in ihrem Magen ignorieren.

Aber Siranieer oder nicht, sie brauchte dringend etwas zu essen.

Und wenn sie so darüber nachdachte, schien es ihr nur gerecht, dass einer dieser verdammten Siranieer ihren Hunger stillen sollte.

Schließlich war das ja auch alles ihre Schuld. 

Das Angebot

2
 

Immer noch in Gedanken, überquerte sie die Straße und wurde dabei fast von einem Farmer auf seinem Karren überfahren.

Vor der Tür des Gasthauses zögerte sie.

Jeder wusste, dass man einem Siranieer nicht trauen konnte.

Aber was konnte er ihr an einem öffentlichen Platz wie diesem schon tun?

Und nach dem Essen würde sie verschwinden.

Nähme sie seine Einladung nicht an, müsste sie selbst für etwas zu Essen sorgen.

Und ihr Selbstvertrauen war nach  dem missglückten Anschlag auf seinen Geldbeutel ziemlich erschüttert.

Zögernd stieß sie die Tür auf.

Der Gasthof wirkte einladend im sanften Licht der Talgkerzen.

Die verfluchten Siranieer waren überall und ihre verhassten Stimmen füllten den Raum.
 

„Was willst du denn hier? Los, verschwinde!“
 

Eine stämmige Frau mit einer weißen Schürze über ihrem schwarzen Kleid kam hinter der Theke hervor gestürzt und drohte Kagome mit einem Besen.
 

„Ihr verdammten Niranieer! Mach, das du wegkommst, sofort!“
 

Kagomes Augen glühten.

Sie ballte die Fäuste.

Ihr Verstand riet ihr zwar, schnellstens von hier zu verschwinden, aber sie war wütend.
 

„Einen Moment, der Junge gehört zu mir.“
 

Der Gentleman ging an der Frau vorbei und packte Kagome am Arm.

Gerade rechtzeitig, denn sie wollte soeben auf die Frau losgehen.
 

„Ich werde nicht in einem Raum mit diesen verfluchten Siranieern essen!“

„Und wir wollen hier kein niranisches Gesindel haben.“, kam die prompte Antwort von der Wirtin.
 

Hätte der Mann sie nicht festgehalten, sie hätte die Frau in diesem Moment angesprungen und in Stücke zerrissen.

Aber so wurde sie schimpfend  und protestierend aus dem Gasthof gezogen.

Die Frau folgte ihnen und verfluchte besenschwingend diese elenden Niranieer.

Kagomes Antwort war sehr ausführlich.
 

„Genug jetzt!“
 

Er sprach ruhig, aber mit so einer Autorität, dass es ihr die Sprache verschlug.

Sie versuchte, den Arm zu befreien, an dem er sie hinter sich herzog.
 

„Verfluchter Siranieer!“
 

Die Beleidigungen der Wirtin hatte ihren Hass, den der Hunger etwas betäubt hatte, wieder auflodern lassen.

Diese seltsam hellen Augen blickten sie an.
 

„Ich bin müde und hungrig und ich habe es satt, mir deine Beschimpfungen anzuhören, Junge. Jetzt mach, dass du hier reinkommst und halte gefälligst den Mund, sonst werde ich nachhelfen.“
 

Ehe sie noch etwas tun oder sagen konnte, saß sie schon in einem kleinen, verräucherten siranischen Gasthof.

Vorsichtig sah sie sich um, aber niemand schenkte ihnen auch nur die geringste Aufmerksamkeit.

Sie begegnete seinen Augen und sein Blick ließ sie tatsächlich schweigen, bis er für sie beide bestellt hatte.

Als die Bedinung gegangen war, musterte sie ihr Gegenüber misstrauisch, aber in dem schwachen Kerzenlicht konnte sie sein Gesicht nur undeutlich erkennen.

Trotzdem dachte sie, ein amüsiertes Glitzern in seinen Augen entdeckt zu haben.

Aber bevor sie noch etwas sagen konnte, sprach er sie an.
 

„Hast du auch einen Namen, Kleiner?“

„Was geht das sie an?“
 

Zu ihrer Überraschung grinste er breit.
 

„Was für ein charmanter junger Mann! Du kannst deinem Schutzengel danken, dass ich eine Schwäche für für struppige kleine Kampfhähne wie dich habe!“
 

Das Essen kam; Suppe mit Rindfleisch, dazu Brot und zwei Gläser schäumendes Bier.

Kagomes verräterischer Magen knurrte laut, als ihr der köstliche Duft in die Nase stieg.

Verlegen musterte sie ihr Gegenüber, aber er schien nichts gemerkt zu haben.
 

„Ich werde auf keine Weise dafür bezahlen, wenn sie verstehen, was ich meine.“
 

Er hatte sich gerade den ersten Löffel Suppe mit Rindfleisch in den Mund geschoben und ließ sich Zeit mit der Antwort.

Dabei kaute er genüsslich und spülte dann alles mit einem Schluck Bier hinunter.

Sie starrte ihn an.

Sie würde sich nicht einmal erlauben, an das Essen zu denken, bis zwischen ihnen alles geklärt war.
 

„Iss nur, Junge. Es sind keine Bedingungen damit verbunden. Ich weiß, was es heißt, Hunger zu haben.“

„Sie?“
 

Ungläubig starrte sie ihn an.

Dann gewann ihr Stolz die Oberhaupt.
 

„Naja. So hungrig bin ich nun auch wieder nicht. Wie gesagt, meine Freunde und ich, wir haben erst gegessen. Kartoffeln und...“

„Ich bin sicher, du wirst noch etwas hinunter bekommen. Nur aus Höflichkeit.“
 

Sie musterte ihn vorsichtig, aber der köstliche Geruch der Suppe ließ sich nicht verleugnen.
 

„Nun gut, ich denke, das bin ich ihnen schuldig. Schließlich hätten sie mich vorhin auch an die Polizisten übergeben können.“

„Das stimmt.“, sagte er trocken, aber sein Gesicht blieb dabei so ausdruckslos, dass sie keinen Grund hatte, sich angegriffen zu fühlen.

Sie warf ihm noch einen letzten misstrauischen Blick zu, dann begann sie zu essen.

Es war seit Wochen ihr erstes warmer Essen und es schmeckte so gut, dass sie den Siranieer völlig vergaß und es hungrig hinunterschlang.

Mit dem letzten Stück Brot wischte sie noch den Rest der Soße aus dem Teller, dass lehnte sie sich zufrieden zurück.

Erst jetzt bemerkt sie, dass er sie beobachtete

Sie merkte, wie sie rot wurde.
 

„Wenn du weiter Geldbörsen stiehlst, wirst du bald hängen. Du bist nicht gut genug.“, sagte er im Ton einer unpersönlichen Warnung.
 

Verletzt riss sie die Augen auf.
 

„Ich bin verdammt gut! Ich mach das schon seit Jahren und ich bin noch nie erwischt worden! Zuvor, meine ich.“

„Du bist langsam und ich habe deine Hand wie ein Stück Blei im meiner Tasche gefühlt. Wenn sie dich noch nie erwischt haben, war das Glück, nicht mehr.“

„Was, zum Teufel, verstehen sie denn davon?“

„Ich merke, wenn mich ein schlechter Dieb bestiehlt. Ein schlechter Dieb und ein dummer noch dazu. Denn du wirst nicht damit aufhören, bis sie dich hängen, nicht war?“
 

Er hörte sich angewidert an.
 

„Nun, dann können sie ja kommen und mit der Menge jubeln, nicht? Verdammtes siranisches Schwein!“
 

Das letzte Wort schrie sie schon fast.

Wütend sprang sie auf.

Die Leute um sie herum, begannen sich nach ihr umzudrehen.

Der Gentleman lehnte sich zurück und musterte sie aus schmalen Augen.

Dann griff er wortlos über den Tisch, packte sie vorne am Mantel und zog sie kräftig, dass sie plötzlich wieder auf der schmalen Holzbank saß.
 

„Zügle dein Temperament, Junge, sonst werde ich es für dich tun. Mit hitzköpfigen Jungs wie dir habe ich jede Menge Erfahrung.“
 

Er machte eine kurze Pause und musterte sie.

Dann sagte er plötzlich:
 

„Verstehst du was von Schafen?“

„Was gibt es da schon zu verstehen?“, sagte sie schnippisch.

„Beantworte meine Frage!“
 

Kagomes Augen wurden schmal.
 

„Ich liebe die kleinen Biester, als wären sie meine Kinder.“
 

Das war eine ziemlich unverschämte Lüge, aber er hatte es verdient.

Sie hatte einmal in einem Stall mit einem Schaf geschlafen, aber mehr hatte sie noch nie mit diesen Tieren zu tun gehabt.
 

„Kannst du Torf stechen und den Stall ausmisten?“

„Kommt darauf an, warum ich es tun soll.“
 

Er beschloss ihre unverschämte Bemerkung zu überhören.
 

„Ich habe eine Schaffarm in Midder. Ich könnte noch einen Jungen gebrauchen, falls er bereit ist, hart zu arbeiten und sich zu benehmen. Natürlich hatte ich mit jemand Kräftigeren vorgestellt, aber...“

„Ich bin stark wie ein Ochse!“

„Ich biete drei warme Mahlzeiten täglich, ein Bett in der Scheune und viel Arbeit an der frischen Luft. Wenn ich nicht irre, ist das mehr, als du hier hast.“

„Sie bieten mir einen Job an? Warum? Ich habe ihnen gerade die Geldbörse gestohlen - fast jedenfalls.“
 

Misstrauisch musterte sie ihn, aber aus seinem Gesicht konnte sie nichts lesen.
 

„Weil ich einmal einen Jungen kannte, der dir sehr ähnlich war. Aufbrausend und zu allem bereit. Ich mochte ihn.“
 

Der Blick, den er ihr zuwarf, schien ehrlich zu sein.

Aber sie hatte schon viele ehrliche Blicke gesehen und die meisten von den größten Lügnern in der Gegend.
 

„Kein Interesse:“
 

Er zuckte mit den Schultern und stand auf.
 

„Ganz, wie du willst. Ich bin im Hotel in der 'Singende Henry' Straße. Ich breche morgen bei Sonnenaufgang auf. Wenn du einen ehrlichen Job willst, sei dort. Wenn nicht 'wünsch' ich dir viel Glück.“
 

Er legte ein paar Münzen für das Essen auf den Tisch, nickte ihr zu und ging.

Kagome biss nervös auf ihren Lippen herum.

Er hatte ihr einen Job angeboten.

Sie hatte noch nie einen Job gehabt.

Und dreimal am Tag warmes Essen.

Lautes Lachen von der Bar riss sie aus ihren Gedanken.

Es war nicht gut als Niranieer allein in einem siranischen Gasthof zu sein.

Als sie aufstand, fielen ihre Augen auf die Münzen, die auf dem Tisch lagen.

Zögernd sah sie sich um, aber niemand beachtete sie.

Blitzschnell steckte sie das Geld ein und verschwand aus dem Gasthaus.


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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Jeanne18
2014-04-18T14:04:24+00:00 18.04.2014 16:04
Huhu,
Da ist unsere kleine aber echt widerspenstig, wenn das nicht noch extrem viele Probleme gibt!

Bin mal gespannt wie jetzt das nächste Kapitel so ist! ;-)

Gruß Jeanne
Antwort von: abgemeldet
19.04.2014 20:15
Ohja, aber ich schätze das wird Kagome noch früh genug erfahren. ;D

Lg SessyKaLove :)
Von:  Kagome123
2014-04-06T20:52:05+00:00 06.04.2014 22:52
Hallo ich melde mich auch mal. Mit klara habe ich auch schon geschrieben und eure ff dort abboniert ;)
Lg Kagome123
Antwort von: abgemeldet
07.04.2014 23:40
Na, dann hoffe ich doch, dass sie dir weiterhin gefällt! ^^
Von:  Jeanne18
2014-04-06T15:40:11+00:00 06.04.2014 17:40
Hallöchen,
hört sich schon mal sehr interessant an und freu mich auf die nächsten Kapitel :-)

Hoffe das diese auch etwas länger werden ;-)

Gruß Jeanne
Antwort von: abgemeldet
07.04.2014 23:40
Natürlich werden ein paar länger werden, aber manchen sind auch noch kurz, trotzdem weiter viel Spaß an der Ff! ;D


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