Zusammen für immer von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Hoffnung ------------------- „Loslassen!“ In panischer Angst zerrte sie an der Hand, die sie gefangen hielt und sie hörte ihr Herz in der Brust hämmern. Wenn sie sich nicht befreien konnte, würde sie hängen. Verzweifelt stürzte sie sich auf ihn. Sie trat ihm gegen das Schienbein und ihre freie Hand holte zu einem mächtigem Schlag aus, der, hätte er getroffen, ihm wahrscheinlich die Nase gebrochen hätte. Aber er war groß und brachte seinen Kopf mit einer schnellen Bewegung außer Reichweite, so dass ihre Faust nur seinen Hals streifte. Er verstärkte seinen Griff um ihr Handgelenk, bis die Uhr aus ihren tauben Fingern fiel und sie auf die Knie gezwungen wurde. Es kostete sie alle Kraft, nicht zu wimmern. Er beugte sich vor und hob seine Uhr auf, ohne dabei seinen eisernen Griff zu lockern. Sie kniete auf dem Boden, das Gesicht weiß vor Schmerz und immer größer werdender Panik. Trotzdem blickte sie ihm stolz ins Gesicht, das jetzt gar nicht mehr so weich wirkte. Kagome Higurashi bettelte nicht um Gnade, niemals. „Dann ruf doch die Polizisten, du verdammtes Schwein!“, zischte sie. Seine Augen wurden schmal. Sie hatten eine seltsame Farbe, eine Mischung aus gold und rot, mit einem dunklen Ring um die Iris. Sie schauderte und dachte: Teufelsaugen. Nur die Tatsache, dass sie ihre Furcht nicht zeigen wollte, hinderte sie daran, das Zeichen zu formen, das den bösen Blick bannte. „Hab keine Angst Junge. Wir werden doch nicht einen von uns an diese verdammten Siranieer übergeben!“ Der so redete, war ein kräftiger Mann aus der kleinen Gruppe der Hafenarbeiter und ihre Frauen, die sich um sie versammelt hatten. Kagome musterte ihre wütenden Gesichter mit neuer Hoffnung. Hätte sie einen von ihnen bestohlen, würden sie keine Gnade zeigen, aber einem dieser verdammten Siranieer... Vielleicht würde sie dem Henker doch noch entwischen! Der Fremde zog sie auf die Füße und ließ seine Augen über die wütende Menge wandern. Er musste Angst haben, da er den Hass in den Augen der unterdrückten Menschen um sich herum sah, aber man merkte ihm nichts an. Er musterte sie gelassen. Kagome versuchte, seine heikle Lage auszunutzen und zerrte heftig an seiner Hand. Sofort verstärkte er den Druck um ihr Handgelenk und der Schmerz ließ ihre Beine nachgeben. Unwillkürlich zuckte sie zusammen und ein Grollen ging durch die Menge. Der Mann, der sich eingemischt hatte, trat einen Schritt nach vorne. Wie beiläufig nahm der Siranieer ihr Handgelenk in seine linke Hand und legte die Rechte auf den Schwertgriff. Dann zog er blitzschnell die Waffe. Das war kein Zeremonienschwert, das war ein rasiermesserscharfes Rapier. „Bereit für den Jungen zu sterben?“ Die Frage war an niemanden Bestimmten gerichtet, aber seine Augen fixierten den Mann. Kagome wusste aus eigener Erfahrung, dass man am Besten mit einer feindlichen Gruppe fertig wurde, indem man ihren Anführer ausschaltete. Sie hatte es selbst schon oft genug getan. Aber jetzt, wo der Siranieer abgelenkt war... Gerade holte sie mit dem Fuß aus, um ihn in die Kniekehle zu treten, als eine andere Stimme sie unterbrach. „Was geht hier vor?“ Zwei Polizisten bahnten sich ihren Weg durch die aufgebrachte Menge. Als Kagome ihre blauen Uniformen sah, verließ sie jeder Mut. Jetzt würde sie nichts mehr vor Tikkis Schicksal bewahren können. „Nur ein kleines Missverständnis. Nichts, was wir nicht unter uns regeln könnten.“ Kagome war verblüfft Warum übergab er sie nicht der Polizei? Misstrauisch musterte sie ihn, sagte aber nichts. „Besser sie halten sich aus diesem Teil der Stadt fern, Sir.“, warnte ihn einer der Polizisten. Die Gruppe, von der Kagome sich soviel versprochen hatte, löste sich langsam auf. Kagome konnte sie sogar verstehen. Es war etwas anderes, es mit einem einzelnen Feind aufzunehmen, als den vollen Hass dieser Unterdrücker auf sich zu laden. Die Siranieer waren Metzger. Wenn zwei von ihren Polizisten etwas zustoßen würde, wäre ihre Rache sicherlich fürchterlich; einige Niranieer würden dafür mit dem Leben bezahlen müssen. „Das werde ich in Zukunft. Vielen Dank für ihre Unterstützung.“ Er steckte das Rapier wieder in die Scheide, nickte den beiden Polizisten freundlich zu und setzte sich in Bewegung. Kagome zog er hinter sich her und ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm ohne Gegenwehr zu folgen. Nichts konnte schlimmer sein als der Galgen, nicht einmal, wenn er der Teufel persönlich wäre. Schaudernd dachte sie an seine seltsamen Augen. Als niemand es sehen konnte, formte sie das Zeichen gegen den bösen Blick. Sofort fühlte sie sich etwas besser. Der Siranieer zog sie auf einen Weg, der entlang einer kleinen Flusses verlief. Das Bild das sich ihnen dort bot, unterschied sich auffallend von der vorherigen Straße. Die Menschen hier waren gut gekleidet und gehörten zur herrschenden Schicht. Vor etwa hundert Jahren waren sie von Sira hierhergekommen und Taro Hai (verflucht sei sein Name!) hatte mit seinem blutigen Gemetzel unter der irdischen Bevölkerung ihre jetzige Machtposition geschaffen. Für sie waren die Niranieer nur Barbaren ohne Kultur und Verstand. Die Gesetze, die sie erlassen hatten, verweigerten den niranischen Geistlichen praktisch jedes menschliche Recht. Sie verboten ihnen, Land zu besitzen, eine Ausbildung zu erhalten, zur Wahl zu gehen, ein Geschäft zu eröffnen und ihre Religion auszuüben. Darüber hinaus mussten die Niranieer auch noch eine jährliche Abgabe  an die Siranieer bezahlen. Kein Wunder, dass die Niranieer die Siranieer mit jeder Faser ihres Herzens hassten. Kagome war da keine Ausnahme. Sobald sie aus dem Blickfeld der Polizisten verschwunden waren, zerrte sie kräftig an seiner Hand, aber sein Griff lockerte sich nicht. Er verlangsamte seinen Schritt und musterte sie. Seine Größe war wirklich beeindruckend, aber so leicht ließ Kagome sich nicht einschüchtern und sie funkelte ihn an. Auch die Tatsache, dass er sie nicht an die Polizisten übergeben hatte, konnte ihren Hass nicht mildern. „Verdammter Siranieer!“, zischte sie und seine Augen wurden schmal. Er wog bestimmt doppelt soviel wie sie und er überragte sie um einiges, aber Zurückhaltung war noch nie ihre Stärke gewesen. Er blieb stehen, drehte sich zu ihr um und hielt ihr seine freie Hand hin. „Meine Geldbörse, bitte.“ „Das Geld ist von den Niranieern geklaut, genau wie ihr verdammten Schweine unser Land stehlt!“ Wütend starrte sie ihn an. Sie wusste sehr wohl, das ihn zu verärgern das Dümmste war, was sie tun konnte, aber es gelang ihr nicht, sich zu zügeln. Er streckte ihr nur wortlos die Hand entgegen und ihr blieb nichts anderes übrig, als in den weiten Taschen ihres Mantels nach seiner Geldbörse zu kramen. Sie gab sie ihm nur widerwillig. Er dankte ihr mit einem kühlen Nicken und steckte die Börse weg, ohne auch nur einen weiteren Blick darauf zu werfen. Dann musterte er sie wortlos. Wütend starrte sie zurück, aber es fiel ihr schwer, dem Blick seiner hellen Augen standzuhalten. „Da habe ich mir also einen niranischen Dieb eingefangen,“ Mit diesem Satz trieb er sie fast zur Weißglut. „Und die dreckigsten, sind die, die von den Niranieern stehlen!“ Wütend funkelte sie ihn an. Ihr Stolz hatte einen schweren Schlag erlitten, sie hatte Angst und zu allem Überfluss war sie auch noch diesem verdammten Siranieer mit seinen Teufelsaugen ausgeliefert. Er schüttelte den Kopf. „Heißblütig wie alle Niranieer“, sagte er gelassen,“Das wird dich schneller umbringen als das Stahlen. Wenn du so weitermachst, lebst du nicht mehr lange genug, um dich das erste Mal zu rasieren. Oder mit deinem ersten Mädchen zu schlafen.“ „Und was zum Teufel geht dich das überhaupt an? Was weißt du schon, du verdammtes, siranisches Schwein?“ „Pass auf, was du sagst! Ich werde mir nicht noch mehr Unverschämtheiten gefallen lassen und schon gar nicht von einer halben Portion, die meine Geldbörse stehlen wollte.“ Er musterte sie mit gerunzelter Stirn. Kagome starrte zurück. Es freute sie, dass sie es endlich geschafft hatte, ihn zu reizen. Ihr Triumph war aber nur von kurzer Dauer, denn ihr Magen begann ohne Vorwarnung laut zu knurren. „Du hast Hunger nicht!“ Seine Stirn glättete sich. „Was meinst du wenn ich dir etwas zu essen gebe, wirst du es dann schaffen, dich einer zivilisierten Sprache zu bedienen?“ „Mit so einem wie dir würde ich nicht einmal das Brot teilen, wenn ich am Verhungern wäre!“ Ihr Stolz war getroffen. „Außerdem habe ich gerade gegessen. Frisches Brot mit Butter, mit Kartoffeln, Fisch...“ „Ja und ich bin in Wirklichkeit eine Frau.“, entgegnete er freundlich. Seine Antwort kam so unerwartet, dass sie überrascht blinzelte. Bevor sie ihm noch antworten konnte, zog er sie schon weiter. Kurz hinter den steinernen Bögen von einer Kirche hielt er an und deutete mit dem Kopf auf das Schild eines Gasthofs. „Ich gehe jetzt etwas essen.“, sagte er. „Du bist herzlich eingeladen. Ich denke wenn ich dir etwas Anständiges zum Essen kaufe, dann  bleibt dir der Galgen vielleicht noch einen Tag erspart.“ Dann ließ er ihre Hand los, nickte ihr freundlich zu, wie um es zu sagen, dass sie es sich aussuchen konnte und überquerte die Straße. Kagome stand wie vom Blitz getroffen. Er hatte sie ziehen lassen, sie war frei! Jetzt konnte sie zurück gehen und Shippo suchen. Dann würden sie ein anderes Opfer ausfindig machen, das sie erleichtern konnten. Der Gedanke alleine jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie wollte nicht wie Tikki enden und mit blau angelaufenem Gesicht erstickend im Wind schwingen. Aber sie hatte solchen Hunger. Der Siranieer hatte angeboten, ihr etwas zum Essen zu kaufen. Ihr Stolz kämpfte mit dem Hunger, Neugierde mit Vorsicht. Ihr Hass ließ sie die schmerzende Leere in ihrem Magen ignorieren. Aber Siranieer oder nicht, sie brauchte dringend etwas zu essen. Und wenn sie so darüber nachdachte, schien es ihr nur gerecht, dass einer dieser verdammten Siranieer ihren Hunger stillen sollte. Schließlich war das ja auch alles ihre Schuld.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)