Magi: The crying Soul von NeriHyuga (Band 2: Die Reise nach Sindria) ================================================================================ Kapitel 3: Taumelnder Tag ------------------------- „Komm, sei vorsichtig“, sie sah auf die ausgestreckten Arme des Prinzen, der mittlerweile Abgestiegen war. Die Stute schien momentan keine Anstalten mehr zu machen, doch das Beben das bei jedem Atemzug durch ihre Muskeln ging, zeigte, dass sie immer noch bereit war zu flüchten oder zu attackieren, sollte sie Gefahr wittern. Sheila schwang das eine Bein über den Hals des Tieres, sodass sie nun seitlich, im Damensitz, im Sattel saß und sich vorsichtig herunter gleiten lassen konnte, während Hakuryuu sie abfing und dafür sorgte das sie sanft auf dem Boden landete. „Danke“, sie lächelte dem guten Freund kurz zu, ehe sie ihre verletzte Hand schonend an die Brust hielt und mit der anderen nach den Zügeln der Stute griff. Als der schwarze Wildfang sie herausfordernd ansah, erwiderte Sheila den Blick nur stur und musste sich grinsend an den Starrwettkampf mit Judal erinnern. Nur im Gegensatz zu Judal, gab die Stute unter Sheilas Blick nach und ließ sich die Zügel über den mächtigen Kopf ziehen. Der junge Prinz stand daneben und sah dem ganzen mit Freude zu, erleichtert das sich die Stute nicht wieder aufführte und sich von Sheila sogar in den Stall führen ließ. Zumindest bis der Kopf in der Tür war, dann hielt sie an und ließ sich erst weiterführen, als der Prinz sich auch in Bewegung setzte und den beiden folgte. „Sie ist ganz schön auf dich fixiert“, stellte Sheila dann fest und sah zu dem Blauhaarigen nach hinten, welcher leicht nickte. „Ja, das kommt wohl daher, dass ich ihr gezeigt habe dass ich ihr Chef bin. Aber dass sie darauf so extrem reagiert hätte ich nicht erwartet, auch wenn Pferde sensible Tiere sind, so sensibel sind sie eigentlich nicht.“, antwortete er ihr dann doch und öffnete eine der Boxentüren, damit Sheila das Pferd hinein führen konnte. Die Stute schien diese Prozedur zu kennen, also hielten die Minotauren ihre Pferde auch in Stallungen? Zivilisierter als Sheila es erwartet hätte. Sie hatte eher vermutet, dass sie die Pferde in Pferchen hielten. Während Sheila das Tier festhielt, schlüpfte Hakuryuu ebenfalls in die Box und begann die Rüstungsteile um Brust und Kruppe der Stute zu lösen, ehe er sie dann auf dem Boden außerhalb ablegte und danach den Sattel löste, welchen er über die Boxenwand hängte. „Gut, sie scheint fit zu sein, ich bin froh das alles noch glimpflich ausgegangen ist“, stellte der Blauäugige fest, als er mit einer Hand über das schwarze, seidig glänzende Fell des Tieres strich und dann Sheila half die Trense zu lösen. „Dank dir… ich wüsste nicht wie es ausgegangen wäre, wärest du nicht gekommen… ich bin froh, dass ihr es mitbekommen habt“, Sheila lächelte dem Prinz kurz zu und schloss dann die Boxentür hinter ihm, während sie zusah, wie er dem Tier noch einen kleinen Batzen Heu hinlegte. Bald würden sie wahrscheinlich aufbrechen, aber solange konnte sich das Tier ausruhen. „Eigentlich ist es eher Judal zu verdanken… er ist wach geworden weil er ein komisches Gefühl hatte und hat mich mit seinem unruhigen Verhalten ebenfalls geweckt. Das wird wohl diese Bindung sein die ihr habt? Als Mentor und Schülerin… das klingt immer noch so verrückt“, der Prinz schüttelte leicht den Kopf und stellte dabei die Heugabel wieder auf die Seite, außer Reichweite der Tiere. Wie auf Kommando, öffnete sich dann wieder die Stallung und Jafar betrat den Stall. Er hielt seinen Hengst nur an der Mähne fest und führte das dunkelbraune Tier in seine Box zurück, wobei Hakuryuu dem Hengst ebenfalls ein wenig Heu bereitstellte. Sheila griff dann ebenfalls in das getrocknete Gras und gab dem 3ten Pferd, dem Begleitpferd, auch einen Bissen zu futtern, damit es nicht ganz leer ausging. „Ja… für mich ist es auch noch schwer zu begreifen, dass wird Judal nicht anders gehen. Aber ich bin mittlerweile dankbar für diese Verbindung, sie hat uns nun schon oft genug aus der Patsche geholfen“, wandte Sheila ihre Worte dann wieder an den Prinzen. Merkend, dass Jafar die Unterhaltung neugierig mit anhörte. Sie hatte ihm nichts von der Verbindung zwischen ihr und Judal erzählt oder? Zumindest konnte sie sich nicht erinnern. Also war es kein Wunder, das ihn das Thema interessierte. Aber erklären würde sie es jetzt nicht, nicht wo die Schmerzen in ihrer Hand stärker geworden waren. „Geh zu Judal und lass es behandeln“, Sheila hob auf Hakuryuus Worten ruckartig den Kopf. Konnte man ihr Ansehen das sie noch schmerzen hatte? „Dein Hand…“, als der Prinz dann auf Sheilas verletzte Hand deutete, wusste die Magus, das er rein aus Sorge daran gedacht hatte und nicht weil sie sich etwas hatte anmerken lassen. Wieso war ihr das eigentlich so wichtig? Einfach weil sie nicht gerne Schwäche zeigte, das hatte sie noch nie gerne getan. „Ich weiß nicht ob es funktionieren wird… aber ich kann es probieren“, stimmte sie dann aber nickend zu und ging zur Stalltür, hielt aber an, als sie hörte wie sich Jafar räusperte. Sie sah zu Sinbads Berater, sie schien instinktiv zu Wissen dass er sie gemeint hatte. „Können wir später nochmal kurz reden?“, fragte der Weißhaarige dann und Sheila nickte, ehe sie den Stall verließ. Hakuryuu beäugte Jafar kurz misstrauig und sah dann besorgt der Magus nach. Ihm machte es nichts aus, dass sich Sheila mit Jafar verstand… aber er wusste, dass sie damit vielleicht Judals Plänen in die Hände spielte. Hakuryuu hoffte, dass der Magi das Interesse an seinem Schützling noch lange nicht verlieren würde.   Sheila stand währenddessen vor der Stalltür und sah sich um. Alle waren hier, wo war der Magi? Ah vielleicht… „Blindfisch!“. Zur spät… sie hatte gerade geahnt wo er sein könnte. Aber seine Stimme bestätigte dass zumindest und sie sah hinauf, wo der Magi auf dem geöffneten Dachboden saß, die Beine runter baumeln ließ und die Hand über Sheilas Kopf hielt. Als er sie öffnete, rieselte Stroh hinunter, auf die blauen Haare der Magus. „Lass das du Trottel!“, sie schüttelte ihren Kopf und pflückte mit einer Hand das Stroh aus ihrem Haar. Gut, sie hätte ausweichen können… aber dafür war sie in dem Moment doch irgendwie zu resigniert gewesen. „Du wirst auch immer kindischer… komm runter! Dein Mann ist gefragt“, meinte sie dann nur grinsend und stemmte die gesunde Hand in die Hüften. Judal legte den Kopf kurz zur Seite, ehe er sich einfach abstieß und herunter sprang, wobei er sanft neben Sheila landete. Das übliche eben. „Mein Mann ist gefragt?“. Zack… Da war der Arm wieder, der mochte ihre Schulter aber auch ungemein gerne, schade nur, dass diese die Gefühle des Armes nicht erwiderte. „Nicht den Mann, den darfst du wieder einziehen…“, konterte sie seine definitiv zweideutig gemeinte Frage, leicht zu erkennen an dem fiesen zweideutigen Grinsen. Langsam, ganz langsam gewöhnte sie sich daran und lernte sogar zu kontern, das war gut, sehr gut. Aber nun schüttelte sie den Magi wie beiläufig ab und hielt ihm die verletzte Hand hin. „Versuchen wir es! Es werden nur feindliche Angriffe abgewehrt oder? Also muss es irgendwie möglich sein, dass du mich heilen ka… auaa!“, das war jetzt nicht wahr oder? Wie zum Reflex, hatte ihre Hand ausgeholt, aber scheinbar hatte Judal damit gerechnet, denn er konnte die Ohrfeige einfach mit den Metallreifen an seinem Arm abwehren. „Lass meine Hand los!“, dass tat verdammt weh! Das Arschloch hatte einfach ihre Hand gegriffen und sie wie zur Begrüßung geschüttelt. Der hatte sie doch nicht mehr alle! „Dann halt sie mir nicht so hin. 1. Teil unseres Trainings: Nie die Deckung vergessen!“, Judals grinsen war breit und fies, und scheinbar dachte er nicht mal daran, Sheilas verletzte Hand wieder loszulassen.    „Verstanden, verstanden! Jetzt lass los!“, sie traute sich nicht, die Hand weg  zu ziehen, da sie wusste, dass die Schmerzen dann noch schlimmer werden würden. Auch wenn sie so schon kaum noch zu ertragen waren, schließlich hatte die Stute ihre Zähne ziemlich tief in das Fleisch ihrer Hand gegraben. Stark geblutete hatte es seltsamerweise bisher nicht, wahrscheinlich aufgrund des Schocks, doch jetzt wo Judal sie so grob festhielt, konnte sie sehen dass die rote Flüssigkeit ihre Hand hinab lief und mit jeder Sekunde mehr zu werden schien. „2ter Teil unseres Trainings: Den Gegner ablenken und überwältigen, na, wie willst du das anstellen?“, Judal schien an dem ganzen sichtlich Spaß zu haben. Er liebte diese Situation, anderen Schmerzen zuzufügen und sie nach Lust und Laune zu benutzen. Sheila derweil, dachte tatsächlich darüber nach wie sie Judal ablenken konnte um ihre Hand zu befreien, die übrigens immer noch ziemlich weh tat und blutete. Dass musste nochmal gesagt werden.  Die Schmerzen machten es ihr jedoch schwer sich zu konzentrieren, egal wie sehr sie es versuchte. Doch es musste eine Ablenkung geben, irgendwie… ein Pfirsich war nicht in der Nähe oder? Nein… Also was anderes… Ablenkung, irgendwie musste sie ihn doch ablenken können… Oh nein, die Idee die ihr in den Kopf kam war verrückt, verrückt und eklig, aber sie würde vielleicht klappen.  „Dich ablenken…“, murmelte sie und sah auf ihre Hand die er immer noch fest umklammert hielt. Dann sah sie ihn an und verbannte jeglichen Gedanken ganz weit weg, für das was sie jetzt tat, war es besser, wenn sie nicht darüber nachdachte. Sie schoss nach vorne und bekam noch mit, wie Judal sich leicht in Abwehrhaltung begab, scheinbar weil er dachte, sie würde versuchen ihn anzugreifen. Aber so war es nicht und das was sie jetzt tat, erwartete er tatsächlich überhaupt nicht. Umso überraschter war er, als sie sich regelrecht auf ihn warf und ihre Lippen auf seine drückte. Sheila konnte nicht sehen das Judals Augen sich weiteten, da sie ihre Augen fest zusammengekniffen hatte, aber sie spürte wie er ihre Hand losließ und sofort zog sie diese aus seinem Griff und brachte sich in der gleichen Sekunde mit einem einzigen Satz wieder auf Abstand. Nun standen sie da, starrten sich beide ungläubig an, ehe Sheila realisierte was sie gerade getan hatte. „Aah…aaaah… iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiih! Igitt! Baaaaah!“, rief sie und wischte sich hastig mit dem Ärmel den Mund ab und sie spürte wie sich wahrscheinlich jedes einzelne Haar ihres Körpers aufstellte, inklusive ihrem Zopf! Das war die wohl bescheuertste Idee ever!!! „Übertreib mal nicht… am überwältigen müssen wir noch üben, aber die Ablenkung fand ich gut“, Judal hatte seine Fassung weit schneller wiedererlangt und konnte das breite Grinsen nicht unterdrücken, während er mit der Zunge leicht über seine Lippen leckte als sie ihn wieder ansah. Was in Sheila noch eine Gänsehaut aus Ekel hervorrief. „An der Ablenkung auch Üben!! Auf jede fall! Das war... das war… Eigentor!“, rief Sheila empört, unfähig richtige Sätze zu bilden und schüttelte heftig den Kopf. Sie hielt ihre Hand dicht an ihrem Körper, wobei es ihr egal war, dass sie damit ihr Hemd dreckig machte. Judal rollte nach ihrer verbalen Abwehr mit den Augen. „Was denn? Hat doch geklappt, auch wenn ich dir davon abraten würde das bei deinen Feinden zu tun“, er zog die Mundwinkel zu einem smirken hoch, ehe er auf Sheila zutrat, die gegen seine Erwartung, nicht zurücktrat sondern stehen blieb. „Jetzt zeig deine Hand, ich kann versuchen ob es klappt“, mit einer kurzen Geste seiner Hand, unterstrich er seine Worte noch, wobei er mit der Anderen sein Zepter unter dem Chunnari hervor holte. „Ach… wenn man dich küsst, wirst du handzahm?“, warum zum Al-Thamen hatte sie das jetzt eigentlich noch mal gesagt? War sie verrückt!? Ihn jetzt auch noch zu provozieren, wo sie definitiv diejenige war, die am meisten aus der Fassung gebracht wurde. Der Konter ließ auch nicht lange auf sich warten. „Pass auf was du sagst, sonst ramm ich dir beim nächsten Mal meine Zunge in den Hals“, Judal griff ihre Hand und beugte sich leicht herunter, sah aus den Augenwinkeln zu Sheila hoch, wobei seine roten Augen gefährlich blitzten, er meinte es ernst! Seine Worte und sein Blick, hätten sie fast dazu gebracht, ihre Hand wieder weg zu ziehen, aber sie konnte sich gerade noch davon abhalten. „Es wird kein nächstes Mal geben!“, knurrte sie ihm trotzdem entgegen, woraufhin der Magi nur kurz auflachte. „Sag das nicht! Das geht ganz schnell!“, dabei sah er sie herausfordernd an und fuhr mit seiner Hand, in der er das Zepter hielt, hoch zu seinem Mund, wobei er zwei Finger spreizte und seine Zunge dazwischen herausstreckte. Die Geste verstand sie aber noch!! „Konzentrier dich auf meine Hand du Schwein!“, Sheila war daraufhin zusammengezuckt und beim Rukh, sie würde ihm eine Scheuern wenn er das nochmal tat! Sie schüttelte leicht den Kopf und funkelte Judal an, der darüber nur wieder lachen musste. „Stell dich doch nicht so an! Ist ja jetzt nicht so als würden wir zusammen in die Kiste hüpfen, obwohl ich nicht nein sagen würde, falls du das als neues Ablenkungsmanöver üben willst versteht sich...“, sein Grinsen wurde nun richtig Breit und seine Augen zogen sich verheißend zusammen. „Vergiss es! Da findet sich sicher wer der sich weit besser eignet als du“, sie könnte jetzt ein Beispiel nennen, aber sie wollte niemanden in ihre kleinen Streitereien mit hineinziehen. Aber allein, dass sie sich wohl ein Beispiel vorstellen konnte, schien zu reichen. Denn sie wusste was es bedeutete, wenn Judals Gesichtsausdruck sich verfinsterte, obwohl er nichts an seiner Mimik änderte. „Dito…“, hauchte er ihr nur ernstgemeint entgegen, während er sich jetzt scheinbar wirklich um ihre Hand zu kümmern gedachte. Seine Worte ließen sie aber doch relativ kalt, obwohl sie sich das letzte Mal noch irgendwie angegriffen gefühlt hatte. Nun konzentrierte sie sich eher darauf, dass sie wieder herunter kam. Wie schaffte es der Magi nur, sie jedes Mal wieder hoch zu puschen und solche Aktionen aus ihr heraus zu bekommen? „Jetzt beruhig dich endlich… wenn du so aufgewühlt bist komm ich nicht durch deine Barriere“, die genervte Stimme des Magis holte sie wieder aus ihren Gedanken und Sheila sah zu ihrer Hand, die nach wie vor verletzt war und dann zu Judal hoch. Er sah sie genauso genervt an, wie sein Tonfall es vermuten ließ, scheinbar hatte sie nicht mal mitbekommen wie er versuchte hatte, ihre Hand zu heilen. „Barriere?“, Sheila legte den Kopf leicht schief und sah den Magi fragend an, was für eine Barriere? „Tz, jedes Mal wenn ich Magie auf dich Anwende, treffe ich auf diese Barriere die meine Magie einfach verpuffen lässt, als wär es nichts“, nun klang er angesäuert, sie wusste auch warum, wie konnte sie einfach die Magie eines Magis abwehren? Nicht nur irgendeines Magis, sondern SEINE Magie! Das ging ja nicht an! „Ich wusste nicht mal das es da eine Barriere gibt… ich dachte es neutralisiert sich einfach oder kommt nicht mal richtig zustande. Ich weiß nicht wie ich diese Barriere senken kann, wenn ich sie nicht einmal selbst bemerke“, murmelte sie nachdenklich, versuchte seine unterdrückte Wut zu ignorieren. Sie hatte sich das hier ja auch nicht ausgesucht und erklären konnte sie es sich noch weniger. „Irgendwie musst du es aber versuchen, sonst werd ich nicht im Stande sein dich zu heilen, jetzt nicht und auch in Zukunft nicht. Ich dachte es liegt vielleicht nur daran wenn ich das schwarze Rukh benutze, das wird sofort neutralisiert, aber auch wenn ich das weiße benutzte ist dort eine Barriere.“, das alles pisste ihn sichtlich an. Es ärgerte ihn ungemein, dass er sich keinen Reim darauf machen konnte. „Vielleicht, lehne ich deine Magie allgemein ab, weil sie bösen Ursprung besitzt, auch wenn du das weiße Rukh nutzt, bist du immer noch ein gefallener Magi. Sonst wüsste ich nicht, woran es liegen könnte“, gab Sheila ehrlich zu und versuchte sich darauf zu konzentrieren, diese Barriere zu fühlen, die sie scheinbar rief wenn er versuchte Magie auf sie anzuwenden. Wieso kam Magie durch, die gar nicht an sie gerichtet war, wenn nicht mal gute Magie durch die Barriere kam… das war wirklich mehr als fraglich. Der Schutz des Rukhs musste doch auch da sein, wenn er nicht auf sie zielte. Obwohl, Angriffe von Anderen kamen ja auch durch, gegen die hatte sie keine Barriere außer ihr Bolg. Was bedeutet das der Schutz wirklich nur gegen Judal ging und auch nur wenn dieser bewusst versuchte Magie auf sie anzuwenden. „Dann kann man es nicht ändern, ich werde mich nicht wegen sowas banalem ändern, ich werde mich überhaupt nicht ändern, für nichts und niemanden“, knurrte Judal dann nur und ließ ihre Hand los. Dann stieß er sein Zepter wütend zurück in sein Chunnari und verschränkte die Arme. „Das hab ich auch nicht verlangt! Wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht. Vielleicht finden wir später noch etwas heraus, aber bis dahin, müssen wir uns eben damit abgeben und es akzeptieren… die Wunde heilt auch so wieder“, lenkte Sheila dann ein. Auch wenn sie nicht wirklich etwas wegen der plötzlichen Wut des Magis konnte, schließlich war sie was das anging, scheinbar genauso hilflos wie er. Ihre Worte schienen seine Laune aber nur noch mehr herunter zu ziehen. So etwas wie akzeptieren und aufgeben, wollte er scheinbar einfach nicht hören. Dieser elende Sturkopf. „Spar dir deine Worte, den Scheiß will ich gar nicht hören“, gab er dann noch sein Gemüt unterstreichend von sich. Wobei er sich protestierend auf einem Zaunpfahl des Zaunes, der an den Stall grenzte, niederließ. Sheila hätte fast damit gerechnet, dass er einfach abzischte. Wieso er es nicht tat wusste sie nicht, vielleicht war er gerade zu stolz dafür, um das Feld zu räumen. Aber Sheila wusste jetzt auch nicht wirklich, was sie sagen oder tun sollte um ihn aufzumuntern. Sie seufzte leise. Ehe sie dann einfach ebenfalls zu dem Zaun ging und sich auf die Holzdiele setzte. Immer noch ziemlich unschlüssig, darin was sie nun tun konnte. „Du musst nicht hier bleiben…“, Judal sah zu ihr rüber und veränderte seine Position leicht. Ehe er seine Aufmerksamkeit kurz seinen Haaren widmete, die sich in der unteren Holzdiele verfangen hatten. Leise fluchend pfriemelte er die Strähnen aus dem Holz heraus und achtete dann darauf, dass sich der lange Zopf nicht wieder verfing. „Ich weiß… aber ich hab sonst sowieso keine Ahnung was ich jetzt tun könnte. Ich warte eigentlich nur noch darauf, dass wir los können“, sie sah zum Stall hin. Ob Hakuryuu und Jafar mittlerweile rausgekommen waren? Ohje, wenn hatte sie es nicht gemerkt und… hoffentlich hatten sie diese selten dämliche Aktion nicht gesehen! „Komm!“, ehe sie reagieren konnte, merkte sie schon wie sie am Arm gepackt wurde. „Hä?“, perplex sah sie zum Magi, der sein Zepter wieder hervorgeholt hatte und es leicht schwang, dann entdeckte sie was er meinte, als sein selbstgewobener Teppich angeflogen kam! „Willst du fliegen? Wohin?“, fragte sie dann, als der schwebende Stoff vor ihnen leicht im Wind wallte. Dann ließ Judal ihren Arm los und schwang sich mit einem Satz auf den Teppich drauf, wo er sich in der Mitte niederließ. Seine schlechte Laune schien wie weggeblasen… wahrscheinlich brauchte er nun einfach die Ablenkung, die ein kleiner Landschaftswechsel bringen würde, sowie das fliegen auf dem Teppich. „Wohin ist doch egal! Lass uns einfach fliegen!“, er sah sie ungeduldig an, was Sheila leicht den Kopf schütteln ließ. Wie konnte jemand solche Stimmungsschwankungen besitzen!? Aber es half wohl nichts und da sie eben noch gesagt hatte, dass ihr langweilig war, hatte sie wohl keine andere Wahl. Weswegen sie nach dem Stoff griff und sich mit einem kräftigen Stoß ihrer Beine mit Hilfe einer Hand hinauf schwang. Eigentlich freute sie sich sogar darauf, sie war noch nie geflogen! Aber als der Teppich sich dann anfing zu bewegen, just in dem Moment indem sie sich hingesetzt hatte, schwankte sie doch ein wenig. „Woah… gar nicht so leicht sich auszubalancieren… und du kannst darauf sogar stehen?“, Sheila hielt sich mit einer Hand am Teppich fest und sah zu Judal hin, der mittlerweile tatsächlich aufgestanden war. Wahrscheinlich um mehr sehen zu können, während sie langsam an Höhe gewannen. Sheila beobachtete neugierig, wie sich der Magi mit den kleinsten Bewegungen seiner Beine und Hüftgelenke auf dem schwankenden Teppich hielt, er wankte kaum und schien keine Probleme mit der Balance zu haben. „Klar, ist doch nicht schwer… ich mach das schon von selbst“, er sah nur mit einem amüsanten Gesichtsausdruck zu ihr herunter. Schon fast, als würde er sie belächeln, zynisch belächeln. „Weil du es gewöhnt bist, es ist ganz schön holprig… aber genial, der Ausblick“, fasziniert sah die Blauhaarige leicht über den Rand des Teppichs hinab, wo sich die Dächer der Häuser immer mehr entfernten und wenn sie den Blick hob, konnte sie über die ganze Landschaft blicken. Alles sah so winzig aus, wie eine Miniaturausgabe des Landes, winzige Bäume, Wälder, Häuser, Felder, Wiesen und auch Ruinen. Überwachsene Gebäude von vor 80 Jahren, die noch niemand gewagt hatte wieder zu besiedeln. Entweder Aufgrund der Dungeonmonster oder anderen Problemen die es unmöglich machten. Vielleicht auch die Gefahr der fortwährenden Alterung, die Gebäude konnten leicht in sich zusammenfallen. Aber eigentlich waren auch eher die behauenen Steine und das manchmal doch noch recht gut erhaltene Holz das wichtigste. Sowie die Schätze die sich im inneren der Häuser verbergen konnten, doch diese waren mittlerweile fast alle ausgeraubt. Von Dieben, Räubern, Mördern, Flüchtlingen und einfachen Leuten die versuchten irgendwie an Reichtum zu gelangen, egal wie groß die Gefahr war. Aber natürlich auch von Dungeonmonstern, die sich genauso über die wertvollen Dinge her machten. „Jetzt kann ich verstehen wieso du so gerne fliegst… es ist wirklich, Wahnsinn…“, sie konnte keine Worte dafür finden. Sie genoss alles, der Wind der ihr durch die Haare wehte und der Duft den das Meer herantrug. Obwohl sie so lange schon keine Meeresbrise und keinen Wind mehr gerochen oder gespürt hatte, war es jetzt fast so, als wäre es immer da gewesen. Sie schloss genießerisch die Augen und konzentrierte sich auf das Gefühl, wie die Böen über ihre Haut strichen, ihr Haar zerzausten und an ihren Kleidern rissen. Kleider, die sie hoffentlich bald ersetzen konnte. Auf der Reise, würde sie sich sicher neue Klamotten leisten können oder hatte zumindest endlich die Möglichkeit die zerschlissenen Sachen abzulegen. „Ja… Freiheit, hier oben, kann ich tun und lassen was ich will, niemand stört mich und ich kann mich frei fühlen“, Judal ließ sich neben Sheila nieder, die Hände auf den Rand des Teppichs gelegt und die Beine leicht unter den Körper gezogen, während er spielerisch hinab sah. Sheila konnte erkennen, dass er zur Abwechslung nicht grinste sondern tatsächlich lächelte, fröhlich… wie man es selten bei ihm sah. Zumindest nicht so echt und losgelöst wie jetzt. Aber es verschwand als er den Kopf in ihre Richtung drehte und ihren Blick erwiderte. „Halt dich fest!“, nun grinste er wieder breiter und Griff den Saum des Teppichs. Sheila blinzelte und wusste nicht was er vorhatte. Doch als er plötzlich an dem Saum zog und sich der Teppich langsam begann aufzurichten, kapierte sie. „Bist du verrückt!?“, woran sollte sie sich festhalten? Wie er? Das war die einzige Möglichkeit… notfalls auch an ihm. Aber jetzt griff sie nach dem Saum des Teppichs und zog ebenfalls die Beine unter ihren Körper und stemmte die Füße in den Stoff. Ihre Schuhe hatten nicht so viel halt wie Judals bloße Füße, aber genug dass sie nicht abrutschte und schon ging es steil nach oben. „Jeaaaah!“, der Ausruf des Magis ließ Sheila kurz zusammen zucken, sie konnte das nicht so richtig genießen wie er. Sie hatte das Gefühl, dass der starke Wind und die Geschwindigkeit sie herunter reißen würde, aber sie tat es nicht und bevor sie zu weit nach oben flogen und begannen zu frieren, senkte Judal den Teppich wieder etwas ab und nun stand er regelrecht in der Luft. „Holla… was für ein Kick…“, die Magus blinzelte leicht und konnte ihre steifen, mittlerweile weiß gewordenen Knöchel nur schwer von dem Teppich lösen. So fest hatte sie sich hinein gekrallt. Sie blickte über den Teppich und konnte die Häuser nur noch als winzige Flecken auf der Erde ausmachen. „Wie hoch sind wir? Es ist ganz schön kühl geworden… sogar das Atmen fällt mir schwer…“, stellte sie fest und zog wie zum Beweis die Luft tief in ihre Lungen, so tief sie es konnte, aber es fühlte sich trotzdem an, als würde etwas auf ihren Brustkorb drücken. „Sehr hoch! Das ist toll“, Judal blickte nun ebenfalls nach unten, sah dabei zufrieden aus. Zufrieden und frech. Aber plötzlich verengten sich seine Augen und der Ausdruck auf seinem Gesicht änderte sich. „Was ist los?“, Sheila sah ihn verwirrt an, hatte er etwas entdeckt was ihm nicht gefiel? „Halt dich fest“, die Worte kamen kurz und knapp und Sheila hatte kaum die Möglichkeit halt zu suchen, als Judal den Teppich brutal absenkte und ihn dann auch schon in einem Affenzahn lossausen ließ. Verzweifelte krallte sie sich wie zuvor an den Teppich um wenigstens etwas halt zu haben. Auch wenn es sich nun so anfühlte als würde sie etwas brutal nach unten drücken, es war schwerer sich zu halten als zuvor, aber Judal schien damit gar keine Probleme zu haben. „Judal langsamer! Ich kann mich kaum noch halten!“, rief Sheila verzweifelt, im Endeffekt hatte sie ja nur eine Hand zur Verfügung im Gegensatz zu ihm und tatsächlich verlangsamte der Magi die Geschwindigkeit, gerade um so viel, dass sie nicht mehr drohte hinunter zu fallen. Doch sein Blick war immer noch an einen Punkt geheftet und nun konnte auch Sheila erkennen was er sah. War das ein Mensch? Er war so klein… nicht mehr als ein Kind… es schien unter einer schwarzen Decke zu liegen. Als sie näher heranflogen, konnte Sheila erkennen das es keine Decke war, sondern eine Robe. Eine Magierrobe? Es wirkte so, der Stoff schien fein, aber Risse durchzogen ihn, als wäre etwas über das Kind hergefallen. Nun konnte die Magus auch sehen dass die Haare des Menschen blau waren, einen winzigen ticken heller als ihre eigenen und ebenfalls geflochten. Jedoch nicht so wie ihre, sondern mehr wie Judals, nur in viel kleineren Abständen, sodass sie wie geflochten wirkten. Zumindest konnte sie das langsam erkennen, aber ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelte konnte sie jetzt immer noch nicht ausmachen. Mittlerweile waren sie jedoch nah genug heran, dass Sheila sehen konnte, das ein Stab auf dem Boden lag, zerbrochen, nein, zersplittert. Die Form war nur noch schwer zu erkennen, es sah aus wie ein Vogel. Judal verlangsamte nun die Geschwindigkeit wieder, sonst würden sie es nicht schaffen den Teppich rechtzeitig anzuhalten, aber sein Blick schien wütend, fassungslos und ungläubig zugleich. Das einzige was er mit bebender Stimme sagte war: „Aladdin…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)