Dreamland Shi-Zen von Nanatsuya ================================================================================ Kapitel 2: Lernen ----------------- Wir ritten jetzt schon gut eine Stunde. Mein Hintern begann zu schmerzen, aber ich ließ mir nichts anmerken und biss die Zähne zusammen. Um mich von meinem Hinterteil ab zulenken, blickte ich in alle Richtungen und suchte nach etwas Interessantem. Aber ich fand nichts außer ganz normale Bäume. Deshalb fragte ich Narutaki: "Du, Narutaki, ich weiß, es hört sich doof an, aber sagst du mir, wie das Land und der Planet hier heißt?" Er blickte kurz über die Schulter zurück. "Du scheinst ja einen völligen Blackout zu haben. Na ja, also, das Land in dem wir uns befinden heißt Shi-Zen. Der Planet heißt Tengho. Er ist einer der fünf Monde des Planeten Warengi. Warengi ist der große Planet dort, den man nur zur Hälfte sehen kann!" Er zeigte zum Himmel. Ich folgte seiner Hand und blickte zum Himmel hinauf. Es war ein überwältigender Anblick. Plötzlich schossen mir so viele Fragen durch den Kopf. "Du.., es gibt so vieles, was ich nicht mehr weiß. Zum Beispiel warum die Menschen hier Schwerter tragen. Aber wofür?" Er lächelte. "Frag ruhig alles was du wissen möchtest. Es ist ja nicht deine Schuld, dass du nichts mehr weißt. Weißt du, nicht alle Menschen tragen Schwerter. Ich trage es, weil es mir oft das Leben rettet. So zu sagen, Berufsrisiko! Allerdings gibt es nur all zu viele, die besser kein Schwert tragen sollten." Er verstummte. Es vergingen einige Minuten ohne ein Wort, doch dann fragte ich zögernd: "Narutaki? Alles in Ordnung? Warum sollten so viele kein Schwert tragen?" Noch immer schwieg er. Es dauerte etwas, bis er durch atmete und antwortete: " Es ist zwar schon lange her, aber durch ein Schwert, das in der Hand des Falschen lag, starb meine ganze Familie." Ich erschrak "Oh, tut mir leid, das wollte ich nicht!" "Nein, ist schon gut! Ich sagte ja, es ist schon lange her, so etwa 13 Jahre. Ich war damals 3. Ich war mit meiner Familie auf dem Weg zu einem Stadtfest. Ich hatte so sehr darauf gedrängt dort hin zu fahren. Doch auf dem Weg durch den Wald, sind wir von einer Räuberbande angegriffen worden. Wir hatten nichts, was für sie für Bedeutung war. Weil wir ihre Gesichter gesehen hatten, sollten wir sterben. Sie töteten vor meinen Augen meine Eltern und meine Geschwister. Als sie auch mich töten wollten, tauchten wie aus dem Nichts Tempelkrieger auf. Die Räuber flüchteten. Die Mutter der Priesterin, für die ich arbeite, nahm mich mit und zog mich auf. Ich wurde von den Tempelkriegern ausgebildet und das Endprodukt siehst du heute vor dir!" Als ich nicht antwortete blickte er zurück. "Miharu?" "IST DAS TRAURIG!!" schluchzte ich und heulte wie ein Schlosshund. Wie Wasserfälle rannen mir die Tränen über die Wangen und ich klammerte mich an ihm fest. "Hätte ich das gewusst, hätte ich dir das gar nicht erst erzählt!" Er lies den Kopf hängen. So ritten wir weiter, ohne eine Pause ein zu legen. Nach meiner Rechnung waren wir wieder etwa 1 Stunde unterwegs. Ich merkte, wie das Pferd stehen blieb. "Miharu, sieh! Das ist Belsay!" Ich lehnte mich seitlich vom Pferd, um an ihm vorbei sehen zu können. Ich erblickte eine Stadt, sie wirkte alt, aber friedlich und ruhig. Ich rutschte vom Pferd hinunter und ging zum Rand des Hanges. "Sie ist wunderschön!" sagte ich beeindruckt. Der Wind blies mir einige Haarsträhnen ins Gesicht. Ich strich sie zurück. Narutaki war vom Pferd abgestiegen und trat neben mich. "Wollen wir weiter?" fragte er. Ich nickte bestätigend. "Na dann, wir können ja ein Stück zu Fuß gehen, ist dir sicher lieber, oder?" Er lächelte mich an. Ich schielte ihn verwundert an. Hatte er es etwa gemerkt? Ich wurde rot und nickte verlegen. "Na komm!" sagte er und ging an mir vorbei. Daras führte er am Zaumzeug hinterher. Ich blieb kurz stehen und blickte nochmals zu Belsay hinunter. Schließlich folgte ich ihnen. Es war nur noch ein kurzer Weg bis zu den Stadttoren von Belsay. Während Narutaki schon durch das Tor die Stadt betrat, blieb ich unter ihm stehen und betrachtete es. Es war mit seltsamen Kreaturen verziert. Einige wirkten böse, andere wiederum nicht. "Hey, Miharu, willst du da Wurzeln schlagen?" "Nein, ich komme!" Ich löste meinen Blick von den Kreaturen und lief Narutaki hinterher. Mir wurde immer unhohler zumute, als ich merkte, wie die Leute mich hier ansahen. Es war aber kein Wunder. Zerrissene, merkwürdige Kleidung, keine Schuhe, zersauste Haare. Ich senkte meinen Blick zum Boden. Narutaki blickte mich an. Er hatte wohl gemerkt, wie ich mich fühlte. "Miharu, warte!" sagte er und blieb stehen. Als ich aufsah, legte er seinen Umhang um mich. "So ist es vielleicht besser. Es ist noch ein kleines Stück, bis wir da sind." "Danke!" erwiderte ich. "Ist schon gut. Lass uns weiter!" sagte er und setzte seinen Weg fort. Während wir weiter gingen blickte ich gelegentlich prüfend auf. Die Leute starrten mich nicht mehr so an, wie sie es zuvor getan hatten. Erleichtert atmete ich durch. Wir durchquerten noch einige Straßen, bis wir endlich vor einem Laden stehen blieben. "So, da wären wir!" Ich war schon auf den Weg zur Ladentür, als Narutaki mich aufhielt. "Hey, ich geh rein, du wartest hier." "WAS? Wie soll ich denn von hier draußen die Sachen anprobieren? Kommt also gar nicht in Frage, dass ich hier draußen warte!" Großäugig blickte er mich an. Prüfend blickte ich um mich. Alle die um uns herum gestanden hatten sahen mich an. "Wie gesagt, ich warte nicht draußen!" Wie schon so oft lies er den Kopf hängen. "Bitte, kommst du halt mit rein!" Er öffnete die Tür. "Nach dir!" Na endlich hatte er verstanden. Ich betrat den Laden. Drinnen wurden wir gleich von einer freundlichen, jungen Frau empfangen. "Willkommen, kann ich euch helfen?" Ich wollte gerade antworten, doch Narutaki kam mir zuvor: "Entschuldigen sie die Frage, aber kann sich meine Begleiterin bei ihnen hier irgendwo frisch machen? Während ich ihr neue Kleidung heraus suche?" Die Frau blickte uns zuerst verwundert an, lächelte dann aber. "Sie kann sich im Hinterzimmer frisch machen!" Sie blickte mich an. "Folgt ihr mir?" fragte sie freundlich. Ich nickte und folgte ihr durch eine Tür in eine Zimmer neben an. Ich schloss die Tür hinter mir. Die Frau stellte sich mir mit dem Namen Aeryn vor. "Ihr könnt hier ein Bad nehmen. Eigentlich wasche ich hiermit meine Wäsche, aber ich hoffe es stört euch nicht! Ich werde dann eben schnell Wasser heiß machen." "Ich danke euch." "Ist gut. Ihr reist mit einem Tempelkrieger, da erfüllt man gerne solche Bitten." Sie lächelte. "Zu dem ist er ganz besonders gut aussehender Krieger! Aber genug davon, gebt mir eure alte Kleidung, ich werde sie für euch entsorgen." Ich zögerte, bevor ich den Mantel ablegte. Aeryn blickte mich erstaunt an, als sie meine zerrissene Kleidung sah. Um großartige Erklärungen zu umgehen, sagte ich. "Eine lange Geschichte." Sie nickte kurz angedeutet, bevor sie meine Kleidung griff und den Raum verließ. Ich legte mir den Umhang um die Schultern und setzte mich auf einen Stuhl, der an der Wand stand und wartete. Es dauerte ein bisschen, bis Aeryn zurück kam. Sie trug zwei Eimer mit warmen Wasser herein. "Puh! Ich bringe euch gleich noch einmal zwei Eimer. Ich könnt ja schon mal anfangen, euch zu waschen." Mir fiel auf, dass sie immer lächelte. Sie schien eine wirklich sehr nette Person zu sein. Ich verbeugte mich leicht. "Danke!" Sie nickte nur lächelnd und verließ den Raum erneut. Ich legte dem Umhang beiseite und stieg in das kleine Becken. Das Wasser war sehr warm, aber nicht heiß. Ich wusch mein Gesicht und die Haare. Aeryn kam nach kurzen wieder mit zwei Eimern zurück. "So, das sollte reichen. Ich werde jetzt eurem Begleiter helfen. Wenn ihr Hilfe gebraucht, ruft mich einfach!" Ich nickte: "Gut, werde ich machen!" Aeryn ging zur Tür und öffnete sie. Gleich darauf zog sie sie ins Schloss. Narutaki hatte sich derzeit einige Kleidungsstücke angesehen. "So, jetzt stehe ich euch zur Verfügung." Aeryn stellte sich ihm gegenüber. "Habt ihr schon etwas gefunden?" "Ja, einiges habe ich schon gesehen. Allerdings weiß ich nicht, wie es sich mit ihrer Größe verhält." "Da kann ich euch helfen. Schließlich bin ich Schneiderin und habe ein Auge für so was. Welche Kleidungsstücke sollen es denn sein?" Sie blickte ihn fragend an. "Es dürfen keine Sachen sein, die uns nur aufhalten. Also keine langen Kleider. Ich hatte an diese Sachen hier gedacht!" "Eine gute Wahl. Mal sehen!" Sie sah sich die Größen nach einander an. "Ich schätze, dieses hier dürfte ihr passen. Habt ihr noch etwas gesehen?" Er nickte und zeigte ihr noch einige Stücke. Aeryn suchte für jedes das Passende heraus. "Halten die Stücke auch Kämpfe aus?" Aeryn nickte: "Ja, wie man sieht ist es Kampfkleidung. Deshalb habe ich sie aus Ingurhen-Leder gefertigt. Das ist ganz besonders haltbares Leder. Das dürfte also kein Problem sein. Soll ich eurer Begleiterin die Stücke bringen, das sie sich eines aussucht oder habt ihr euch für eines entschieden?" "Nein. Bringt ihr ruhig die Drei. Sie soll sich eines aussuchen." Aeryn legte sich alles über den linken Arm und verließ das Geschäft ins Hinterzimmer. "Ich hoffe ihr seid fertig." sagte sie während sie die Tür schloss. "Euer Begleiter hat euch einige Sachen ausgesucht. Ihr dürft euch eines aussuchen." Ich bekam glänzende Augen. Endlich, die schönen Kleider! Ich hatte mir in der zwischen Zeit den Umhang wieder um die Schultern gelegt. "Ich lege euch die Sachen hier auf den Tisch." "Ja, danke." Aeryn verließ schon wieder das Zimmer. Ich war noch ganz in meinen Träumen von den schönen Kleidern versunken, als ich auf den Tisch blickte und fast in Ohnmacht fiel. Mit weit geöffneten Augen marschierte ich auf den Tisch zu und griff eines der 'Kleider'. "So was hat er mir ausgesucht?! Ich glaub ich spinne!" Ich ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt. "NARUTAKI! Du spinnst wohl total! So was ziehe ich doch nicht an!" Er grinste mich um die Ecke an. "Tja, wenn du das nicht anziehst, musst du ganz ohne alles herum laufen!" antwortete er weiterhin grinsend. Ich hatte das Gefühl ,das in mir Tausende Vulkane zum Ausbruch kamen. Ich wollte noch etwas erwidern ,doch im Prinzip hatte er recht. Ich hatte Aeryn meine alte Kleidung zum vernichten mitgegeben. Diesmal war ich diejenige, die nach geben musste. Ich schloss die Tür und ging zum Tisch zurück. Vor mir lagen drei Stücke und jedes verdeckte mehr oder weiniger das nötigste. Sie waren alle sehr schön gearbeitet und verziert. Aber ich war einfach nicht der Typ für eine solche Kleidung. ,Na ja, was soll's. Ich hab ja keine andere Wahl.' sagte mein inneres Ich. Ich suchte mir das schönste aus und zog es über. Als ich fertig war, trug ich ein bauchfreies Oberteil mit tiefem Ausschnitt, welches man zu schnüren musste in schwarzem Leder. Es hatte goldene Muster in Formen einiger seltsamer Blumen eingearbeitet. Dazu trug ich einen kurzen, einen wirklich sehr kurzen Minirock aus dem selben Leder wie das Oberteil, allerdings war er ohne Verzierungen. Außerdem gehörten noch kniehohe schwarze Lederstiefel dazu. Am oberen Rand waren sie ebenfalls mit einigen dieser seltsamen Blumen verziert. Um da ganze abzurunden, gab es glücklicherweise einen langen schwarzen Umhang dazu. Obwohl ich mir hätte vorstellen können, das solche Kleidung bei mir zu Hause aufs strengste verboten wäre, musste ich zu geben, dass sie sehr bequem war. Ich stellte mich vor den Spiegel, der in einer der Ecken stand und betrachtete mich. Wenn ich ehrlich war, stand es mir doch ganz gut. Mit dieser Kleidung würde mich jeder hier für ein ,normales' Mädchen halten. Sie würden mich nur noch anstarren, weil ich so gut aussehe und nicht weil ich wie eine Außerirdische aussehe. Ich kicherte und steckte mir die Haare zusammen. Ich löste mich von meinem Spiegelbild und ging zur Tür. Hinter ihr blieb ich noch kurz stehen und atmete tief durch. Dann öffnete ich die Tür und verließ das Zimmer. Narutaki unterhielt sich gerade mit Aeryn, bevor er in meine Richtung blickte. Ich sah mich ganz überrascht an. Sicher hatte er sich mich nicht so vorgestellt. Er drehte sich in meine Richtung und ging auf mich zu. "Du... Du siehst toll aus!" Ich lächelte: "Findest du?" Er nickte. Auch Aeryn kam auf mich zu. "Und passt es gut?" Auch ich nickte. "Ja, es passt wirklich gut! Aber..!" Ich blickte Narutaki an. "Warum musste es den so was knappes sein?" "Aus dem einfachen Grund: Wenn du mich begleiten willst, musst du mithalten können. Würdest du prunkvolle Kleider tagen, würde es Ewigkeiten dauern, bis du mich einholen würdest. Deshalb." Ach so, aus diesem Gesichtspunkt hatte ich es noch gar nicht gesehen. So ist es natürlich verständlich, aber dennoch, ganz glücklich bin ich nicht. Narutaki wandte sich wieder an Aeryn: "Wie viel kostet es?" "Das macht dann 200 Gil. "Hier bitte!" Er reichte ihr das Geld und Aeryn legte es in eine Metallbox, die sie aus einem Schrank hinter sich holte. Danach wandte sich Narutaki wieder an mich. "Wir werden dir noch eine Waffe kaufen. Schließlich bin ich nicht immer da, um dir zu helfen.!" Ich nickte nur, fragte aber: "Aber ist das nicht zu teuer? Ich meine all die Sachen sind doch ziemlich teuer!" Er lächelte und machte eine kurze Handbewegung. "Das Geld ist doch egal, ist doch im Sinne des Tempels und der zahlt schon! Mach dir da mal keine Sorgen!" "Wenn das so ist! Ich möchte dir keine Probleme machen!" "Du selbst bist ja schon das Problem..!" "WAS?" "Ach nichts! Lass uns weiter!" er ging zum Ausgang und öffnete die Tür. Ich folgte ihm, vorher verabschiedete ich mich noch von Aeryn und bedankte mich für alles was sie für mich getan hatte. Vor dem Haus hatte Narutaki Daras schon vom Pfosten abgebunden und führte ihn in die nächste Straße. Wie ich es mir schon vorgestellt hatte, sahen mich alle nur noch 'normal' an. Ich war froh darüber, denn die starrenden Blicke waren wirklich unangenehm. "Wo gehen wir den jetzt hin?" Narutaki blickte zu mir hinunter. " Wir gehen zur Schmiede von Surako, dort kaufen wir was passendes für dich!" Er blickte wieder gerade aus. Daras schnaubte, rhythmisch klapperten seine Hufe auf dem gepflastertem Weg. Es war nur ein kurzer Weg, denn wir erreichten schon die Schmiede von Surako. Man hörte schon vor der Tür das laute Gehämmer auf Eisen. Narutaki band Daras an einem naheliegenden Pfosten fest. Danach ging er zur Tür und öffnete sie. Das Gehämmer wurde lauter. Ich folgte ihm. Der folgende Raum, war eigentlich kein Raum. Seine Rückwand war offen, in einer Feuerstelle brannte ein großes Feuer. Im hinteren Teil arbeitete ein Mann an einem Amboss. Er schlug mit einem Hammer auf ein rotglühendes Eisenstück ein. Schweiß tropfte ihm von der Stirn. Narutaki trat an seine Seite und sprach ihn lauthals an. Aber erst reagierte er nicht. Narutaki probierte es noch weitere male ohne Erfolg . ,Gleich springt er sicher verzweifelt mit den Armen fuchtelnd um den alten Knacker herum.' Wie vom Blitz getroffen rotierte der Schmied herum und fauchte : "Was alter Knacker ?!" erschreckt von seinem Anblick suchte ich schnell Zuflucht unter Narutaki' s Umhang. Hatte ich etwas laut gedacht?! Narutaki schielte mich seitlich an und fragte : "Was soll das bitte schön werden, wenn' s fertig ist ?" "Na ja, du großer starker Krieger und ich kleines unschuldiges Mädchen." Ich blitzte den Schmied an und machte: "Bähhh !" Ich zeigte dem Mann die volle Pracht meiner Zunge. Sein fieses Gesicht wandelte sich in verwundertes. Sein Blick lag noch auf meiner Zunge, wanderte aber dann an Narutaki hoch. "Ach, du bist es Narutaki!" sagte er plötzlich. Narutaki lies erleichtert den Kopf fallen. "Endlich hast du mich mal bemerkt!" Surako ging zu seinem Amboss zurück, um das gefertigte Schwert ab zu kühlen. Narutaki folgte ihm. "Wir wollten ein Schwert bei dir kaufen!" "Kaufen?" Surako's Blick wanderte wieder auf mich. "Und ich dachte, ich soll dir deins wieder reparieren! Na dann, was soll' s denn sein?" Er wischte sich die Hände an einem Tuch ab und legte es auf einen Tisch in der Ecke. Als er wieder in unsere Richtung blickte, begann er mich zu mustern. "Sie braucht ein Schwert oder etwas ähnliches." Er sah mich noch misstrauischer an. "Kann sie damit umgehen?" Narutaki übernahm das Reden. "Nein, noch nicht! Aber das werde ich ihr schon beibringen!" Surako wanderte um mich herum, ich folgte nahm mit meinem Blick. "Soso, fühl dich geehrt, Kleines. Viele würden töten, um von einem Tempelkrieger ausgebildet zu werden!" Überrascht von dieser Aussage blickte ich Narutaki an. Er grinste mich, mit der rechten Hand am Hinterkopf kratzend, aber nur an. "Das tut jetzt aber nicht zur Sache. Hast du fertige Ware da?" Surako lies endlich von mir ab und blickte nun Narutaki an. "Ja, hab ich. Folgt mir, sie liegt im Lager." Surako ging durch die offene Wand zu einem im hinteren Teil des Gartens stehendem Häuschen. Narutaki ging voraus und ich folgte ihm. Surako kramte ein Schlüsselbund aus der Tasche und den passenden Schlüssel für die Tür. Knarrend schob er die Tür auf. Durch ein Fenster an der Decke fiel einiges Licht, so dass man etwas sehen konnte. Im inneren des Hauses waren sorgfältig vielerlei Waffen auf gereiht. Surako drehte sich zu uns herum und sagte: "Hier könnt ihr euch etwas raussuchen, was zu ihr passt." Er verlies das Haus und ging zu seinem Arbeitsplatz zurück. "Danke dir, alter Freund!" antwortete Narutaki. Surako grummelte noch etwas von "Ich bin nicht 'alt!" und war dann schon verschwunden. "So, dann wollen wir mal sehen." Narutaki legte seinen Umhang auf einem Holzhaufen neben dem Haus ab und krempelte sich die Ärmel hoch. "Es wäre wohl angemessen, wenn du nicht so etwas schweres bekommst." Ich beobachtete ihn nur. Er verschwand im Inneren des Häuschens, während ich mich im Gras nieder lies und einige Grashalme ausriss. Ich griff nach der Spange, die meine Haare am Hinterkopf fest hielt und öffnete sie. Mit Schwung fielen die Strähnen um mein Gesicht. Es dauerte nicht lange und Narutaki kam mit einigen Waffen auf dem Arm zurück und legte sie neben dem Holzstapel nieder. "So, Miharu, aufstehen und antreten." Ich zog Schmolllippen. "Och nööö! Ich sitz gerade so bequem!" Doch ehe ich mich versah stand Narutaki hinter mir und stellte mich ohne große Problem auf die Beine. "Hatte ich dir nicht mal irgendwann etwas zum Thema beschützen erzählt? Ich denke schon, deswegen werde ich dir jetzt beibringen, wie man mit so etwas umgeht!" Er hielt mir ein Schwert mit goldenem Griff hin. Ich griff danach. Als er los lies, dachte ich, hin zufallen. Das Ding war so schwer, dass ich es nur ein ganz kleines Stück über dem Boden halten konnte. Als ich zu Narutaki hoch sah, konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. "Hahaha.., du solltest dich mal ansehen!" lachte er mit Tränen in den Augen. Ich zog die Augenbrauen zusammen und fauchte ihn an: "Ich denk du willst mir was beibringen und nicht über mich lustig machen?" Ich lies das Schwert zu Boden fallen. "Haha.., ist ja gut! Ich glaube, das ist nicht die passende Waffe für dich." Mit Leichtigkeit hob er das Schwert auf und lehnte es an die Wand. Danach griff eine andere Waffe. Es war ein Degen mit einer flachen, etwa 3 cm breiten Klinge. "Probier es mal mit dieser hier." Wieder hielt er mir das Schwert vor die Nase. Wieder griff ich zu und bereitete mich auf einen weiteren Fall vor. Doch, ich konnte es halten. Es war ganz leicht gearbeitet. Meine Augen begannen zu leuchten. "Sieh, ich kann es fest halten. Es ist ganz leicht!" sagte ich und fuchtelte damit herum. Narutaki wich einen Schritt zurück. "Toll, echt toll. Aber eines sage ich dir, solange du damit nicht umgehen kannst: HÖR AUF DAMIT SO RUM ZU FUCHTELN!" Sofort stellte ich meine Freudenfeier ein. "Gut!" sagte er und griff nach seinem eigenem Schwert. "Ich zeige dir erst mal wie man es hält." Er demonstrierte mir einige Haltungen und erklärte sie nebenbei immer. Ich versuchte sie nach zu machen. Viele waren einfach, andere wieder rum nicht. Nach einiger Zeit sagte er lobend: "Du bist gar nicht so schlecht! Du lernst schnell!" Ich lächelte ihn an. "Danke!" antwortete ich kurz. Ein plötzlich aufkommender Wind ließ meine Haare wild um mein Gesicht fliegen, reflexartig kniff ich die Augen zu und begann. Als ich die Augen wieder öffnete, bemerkte ich, wie Narutaki mich fast fasziniert ansah. Plötzlich wurde er rot und blickte zu Boden. "Wir sollten weiter machen." Ich kicherte nur und antwortete: "Okay!" Er räusperte sich und blickte mich an: "Ähem, ich werde dir jetzt zeigen, wie man kämpft, worauf man achten muss und so! Achte im Kampf immer auf deine Deckung. Vernachlässige sie nie, sonst kann es dir das Leben kosten, klar?" Ich nickte und er fuhr fort. "Gut, es gibt verschiedene Form der Deckung, Tempelkrieger benutzen aber im allgemeinen diese!" Er zeigte mir eine Stellung und ich machte sie nach. "Gut, allerdings greift der Gegner nicht nur aus einer Richtung an. Deswegen kombiniert man vieles." Als ich alles einigermaßen drauf hatte, begann es schon zu dämmern. Ich war ziemlich aus der Puste. "Lass uns für heute auf hören, ja?" Ich nickte und bekam ein leises 'Ja, in Ordnung' heraus. Narutaki legte die anderen Waffen zurück in das Häuschen und zog die Tür ins Schloss. 'Meinen' Degen hatte er draußen gelassen. Danach griff er nach seinem Umhang und stellte sich zu mir. "Du hast viel gelernt. Morgen machen wir dann weiter! Sag mal, kannst du reiten?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein, leider nicht! Aber ich lerne schnell." sagte ich lächelnd. Auch er lächelte zurück. "Hey, ihr beiden. Wenn ihr was essen wollt, dann kommt!" rief Surako, der schon lange mit der Arbeit aufgehört hatte. "Ja, gerne!" antwortete Narutaki. Ich hatte vorhin gar nicht bemerkt, das sich auf der Rückseite des Ladens eine weitere Tür befand. Surako war eben in ihr verschwunden. Als auch wir durch traten, eröffnete sich vor mir ein gemütliches Zimmer mit Kamin. In der Mitte stand ein Holztisch mit zwei Bänken. Darauf waren drei Teller und Becher verteilt. "Kommt rein und setzt euch." "Ja, danke." antwortete Narutaki und legte seinen Umhang über die Bank. Dann setzte er sich. Ich setzte mich nicht gleich hin, sondern stellte mich an das Feuer. Surako setzte sich Narutaki gegenüber hin und goss etwas Wasser in die Becher. "Wo hast du die denn gefunden?" flüsterte Surako etwas über den Tisch gebeugt. Narutaki blickte kurz zu mit herüber. "Sie war im Wald. Sie muss irgendwas auf den Kopf bekommen haben. Sie sagt, dass sie sich an nichts mehr erinnert." Surako lies sich zurückfallen und lehnte sich mit den Händen hinter dem Kopf verschränkt etwas nach hinten. "Da bist du gekommen und hast den großen Helfer in der Not gespielt." Narutaki sah ihn trotzig an. "Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen?" "Da lassen!" antwortete er schnell. "Statt dir, muss ich jetzt auch noch ihr was zu essen geben!" sagte er genervt. "Ich zahle ja alles, also, was regst du dich auf?" Er stützte seinen Kopf auf einen Arm ab. Ich hatte mich inzwischen neben ihn gesetzt. "Bekommen wir auch etwas zu essen?" fragte ich Narutaki so leise ich konnte. Er nickte und sah Surako an. "Ja, Surako wird uns jetzt etwas zu bereiten, du musst wissen, er ist wirklich gut im kochen! Stimmt's nicht?!" Surako zögerte, erhob sich aber dennoch und antwortete: "Tempelkriegern schlägt man für gewöhnlich nichts ab." Seine Stimme klang fast ironisch. Ich blickte Narutaki fragend an. "War etwas? Hab ich was falsch gemacht?" Er lächelte nur. "Nein, du hast nichts falsch gemacht!" Ich blickte Surako zweifelnd hinterher. "Er scheint mich nicht sonderlich zu mögen!" "Er mag niemanden wirklich. Er ist eben ein alter Sturkopf." Wenig später hatten wir gegessen. Narutaki hatte recht gehabt, Surako konnte wirklich gut kochen. Er hatte uns auch ein Zimmer mit zwei Betten zur Verfügung gestellt. Er schien des öfteren Gäste zu haben, nicht umsonst hat man so ein Zimmer. Ich hatte ein Teil meiner Kleidung abgelegt und trug nur noch den Rock und das Oberteil. Ich hatte das Fenster geöffnet. Es war eine klare warme Nacht. Grillen zirpten. Die zwei Monde schienen im einem sanften, blauen Licht auf den Planeten herunter. Ich sah zum Himmel, der von glitzernden Sternen bedeckt war. ,Meine erste Nacht in dieser seltsamen Welt. Wie lange würde ich wohl hier bleiben? Aber wie sollte ich nach Hause kommen?' Mir gingen so viele Fragen durch den Kopf. "Du siehst so nach denklicht aus!" sagte Narutaki. Erschrocken blickte ich in seine Richtung. Ich hatte nicht mitbekommen, dass er rein gekommen war. "Ach, mir gehen so viele Fragen durch den Kopf, doch auf keine weiß ich eine Antwort." Ich blickte wieder zu den Monden. "Ich bin mir sicher das du dich mit der Zeit wieder an alles erinnerst." Er trat neben mich ans Fenster. Ich hatte ganz vergessen, dass er glaubte, ich habe mein Gedächtnis verloren. Aber ich musste ihn in diesem Glauben lassen, so war es einfacher für ihn und mich. Dann blickte er mich an. "Lass uns schlafen gehen, morgen müssen wir weiter. Im Laufe des Tages werde ich dir dann noch einiges im Umgang mit dem Schwert beziehungsweise Degen beibringen." Ich nickte und ging zu meinem Bett, während er das Fenster schloss. Als ich mich gesetzt hatte blickte ich in seine Richtung. "Ich danke dir, Narutaki!" "Wofür?" Er blickte mich verwundert an. "Ach, das Fenster, nee, mir war nur kalt!" Diese Aussage traf mich wie ein Stein und ich fiel vom Bett. Nach dem ich mich wieder aufgerappelt hatte sagte ich: "Doch nicht deswegen, Idiot!" 'Nur Muskeln, null Hirn!' ging es mir durch den Kopf. "Ich wollte mich bei dir noch mal bedanken, dass so mich mitnimmst!" "Ach so!" Er lächelte. "Ist doch klar!" "IST GAR NICHT KLAR!" Plötzlich stand Surako im Zimmer. "Immer verstößt du gegen die Tempelregeln. Die da ist auch schon wieder ein Verstoß!" Er zeigte mit dem Zeigefinger auf mich. Schielend blickte ich ihn an. Narutaki zögerte nicht lange und schob Surako Richtung Ausgang. "Hat man dir nicht beigebracht, an zu klopfen, wenn man ein Zimmer betritt?" Surako nörgelte sich noch etwas zusammen, doch Narutaki hatte ihn schon vor die Tür gesetzt. Auf dem Flur pöbelte er noch irgendwas, aber die Tür nahm viel weg. "Komischer Kauz!" sagte ich. Narutaki grinste. "So war er schon immer!" Ich hatte mich schon unter meine Decke gelegt. Das Bett war wunderbar weich und bequem. Narutaki lehnte sein Schwert gegen einen Stuhl und begann sein Hemd auf zu knöpfen. Mir fiel sofort der wunderschöner Anhänger seiner Kette auf und ich setzte mich wieder auf. "Was ist das?" fragte ich neugierig. Er blickte den Anhänger an. "Das ist das Symbol unseres Tempels, jeder Tempelkrieger bekommt so einen." Er zog die Kette über den Hals und reichte sie mir. Ich griff nach ihr und betrachtete sie. Sie sah aus wie ein junger Drache mit blauen Augen. "Wieso ein Drache?" Ich blickte ihn fragend an, doch erhob die Schultern. "Tut mir leid, kann ich dir nicht sagen, hab es vergessen!" Wieder grinste er mich an. Dann kam er auf mich zu und setzte sich mir gegenüber auf sei Bett. Ich gab ihm die Kette zurück und er streifte sie über den Kopf. Danach machte er sich auf dem Bett lang und verschränkte die Arme unter dem Kopf. Auch ich legte mich wieder hin. Eine Weile schwiegen wir. Ich hörte wie er atmete. Ruhig und gleichmäßig. "Du, Narutaki?" Als er nicht antwortete blickte ich zu ihm hinüber. Er war schon eingeschlafen. Ich lächelte "Dann werd ich auch mal schlafen!" Ich legte mich wieder hin und zog die Decke bis zum Hals hoch, kurz darauf war ich auch eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)