Lust'n'Needs von Anemia ================================================================================ Kapitel 97: Hair Pulling ------------------------ Hair Pulling     Es würde nicht sein Tag werden, das hatte er schon vorher ganz genau gewusst. Und wahrscheinlich war seine Prophezeiung auch nur wegen seiner negativen Gedanken eingetroffen, auch wenn er dies vehement abgestritten hätte. Schließlich besaß er gute Gründe, um Trübsal zu blasen. Er hasste es, wenn er sich auf solch verkorkste Weise derart allein fühlte, einsam und verlassen. Zwar war ihm noch immer der Alkohol treu in den schwereren Stunden des Lebens, doch vermochte dieser nicht die Nähe zu einem Menschen ersetzen. Insbesondere nicht die Nähe zu seiner Freundin, in deren Genuss er heute jedoch arbeitsbedingt nicht kommen durfte. Ja, er hatte an seinem Geburtstag von früh bis spät geschuftet, im Tonstudio so ziemlich alle neuen Songs einsingen müssen, da sie ohnehin schon viel zu viel Zeit mit Trödeleien verschwendet hatten. Nun hingen sie folglich dem Zeitplan ziemlich hinterher, was sich Jamies Meinung nach allerdings auch nicht mehr ändern ließ. Was geschehen war, war geschehen. Er konnte auch nicht mehr geben als sein Bestes. Schon gar nicht heute. Nein, heute nicht mehr. Heute wollte er sich einfach nur in aller Seelenruhe betrunken machen, damit der Rest des Tages schon bald passé sein würde. Hin und wieder machte es keinen Sinn, auf etwas sehnsüchtig zu warten.   "Wow, machst du ein langes Gesicht. Alles klar?" Cari war auf einmal da, gesellte sich direkt zu ihm an die Bar. Für einen Moment hatte er Anstalten gemacht, Jamie seinen Arm um die Schultern zu legen, hatte sich dies aber schließlich doch nicht gewagt, als er die Miene seines besten Kumpels gesehen hatte. Ein Blick genügte, um Cari ganz genau wissen zu lassen, dass etwas nicht stimmte mit ihm. Zumal Jamie für gewöhnlich immer ziemlich albern und ausgelassen wurde, wenn er einen im Tank hatte. Doch heute sah die Sache ein wenig anders aus. Und das beunruhigte den Drummer ungemein. Insbesondere an seinem Geburtstag sollte man nicht so verflucht traurig aus der Wäsche gucken. "Ja, ja, alles klar", murmelte Jamie aber nur und klopfte mit seinem Schnapsglas auf den Tresen, um dem Barkeeper zu vermitteln, dass er nachgeschenkt haben wollte. "Alles in bester Ordnung." "Sieht mir nicht so aus." Cari konnte hartnäckig sein, wenn er sich in den Kopf gesetzt hatte, jemandem eine Wahrheit zu entlocken. Und dass Jamie log oder besser gesagt seine Situation beschönigte, stand ganz außer Frage. Er kannte seinen Freund lange genug, um sagen zu können, dass es ihm gelinde gesagt beschissen ging. Die dicken Augenringe und der angespannte Zug um den Mund herum muteten schon besorgniserregend an. "Dann sieht es halt nicht so aus." Jamie konnte nicht mehr verhehlen, dass ihm die Nachbohrungen seines Kumpels auf den Sack gingen. Am liebsten hätte er ihn weggeschickt, damit er den Rest des Abends ganz allein samt seines treuen Freundes Alkohol verbringen konnte, aber so wie er Cari kannte, hätte der sich niemals einfach so abwimmeln lassen. Nicht, solange dieser ihn mit gerunzelter Stirn musterte und ihm ganz offenbar etwas auf den Lippen lag, wie Jamie feststellen musste, als er Cari einen flüchtigen Blick zuwarf. Zum Glück schaffte er es, nicht allzu großes Interesse an seinem Freund zu zeigen. Natürlich tat er das - nicht umsonst hatte er sich jahrelang in dieser Disziplin geübt. Also blieb sein Blick kalt und abweisend. Ganz im Gegensatz zu Caris. "Raus mit der Sprache", forderte dieser da auch schon, was dafür sorgte, dass sich Jamies Magen etwas verkrampfte. "Ehe du dir hier die Birne wegballerst, kannst du auch mit mir drüber quatschen." Das Angebot klang ungemein verlockend, das musste Jamie zugeben. Und doch hätte er am liebsten still geschwiegen. Während er den nächsten Klaren seine Kehle hinunterkippte, legte er sich seine Worte zurecht. Harmlose Worte, die man getrost aussprechen konnte. Keine von der verräterischen Sorte. "Mich kotzt es an, dass ich arbeiten musste, ausgerechnet heute", brachte er also auf den Tisch. "Ich weiß, wir konnten uns nicht aussuchen, wann wir das Tonstudio bekommen, aber...ich wollte doch so gerne mit meiner Freundin feiern. Einfach nur ganz gemütlich, zu zweit...verstehst du?" Er suchte die Antwort auf seine Frage in Caris ihm so vertrauten Augen, und natürlich fand er sie. In Cari fand er immer, was er suchte. Das brauchte nur ein warmer Blick zu sein, wie gerade eben in diesem Moment, eine aufmunternde Berührung oder ein von Herzen kommendes Lächeln. Dass es einen Geburtstag gegeben hatte, an dem er noch mehr von ihm bekommen hatte als all diese zaghaften Zuneigungsbekundungen, daran dachte er gar nicht mehr. Zumindest versuchte er es. Es war sein siebzehnter gewesen. Und die Nacht, an der alles anders geworden war. So viel anders...   Cari sagte nichts. Von ihm ging ein leichter Geruch nach Zigaretten und Alkohol aus, als er nun doch den Arm um Jamies Schultern legte und ihn tröstend an sich zog, sofern sich dies bewerkstelligen ließ, wenn sie doch beide auf einem Barhocker saßen. "Kopf hoch, Mann", versuchte Cari ihn zu beschwichtigen und legte seinen Zeigefinger unter das Kinn seines Freundes, um es passend zu seinen Worten anzuheben. Dabei lächelte er Jamie derart bestechend ins Gesicht, dass selbst dessen Mundwinkel dezent zu zucken begannen. Ein Lächeln wäre zu viel verlangt gewesen, aber es stellte schon einen Erfolg dar, seine bis dato steinerne Miene durchbrochen zu haben. "Du wirst noch ganz viele Geburtstage mit ihr gemeinsam feiern können", redete er Jamie weiterhin gut zu und tätschelte kräftig dessen Brust. "Dass sie heute nicht hier ist, das ist zwar verdammt schade, aber meinst du nicht auch, dass du trotzdem das Beste aus dem Abend machen solltest?" Ihre Blicke trafen sich, nur einen Wimpernschlag lang. Jamie fröstelte es mit einem Mal, ohne, dass er fror. Das musste der Alkohol sein, redete er sich ein, dann nickte er langsam und so lange, bis auch er von Caris Worten überzeugt war. "Hast Recht", befand er schließlich, hatte aber noch so seine Zweifel. "Nur weiß ich nicht, wie mir das gelingen soll. Der Gute-Laune-Knopf ist noch nicht erfunden worden. Leider." Caris Schmunzeln verbreiterte sich nur noch. "Das macht nichts", entgegnete er fest. "Du hast ja noch mich." Cari führte etwas im Schilde, dessen war Jamie sich spätestens jetzt sicher. Nicht nur die Worte seines Freundes hatten ihm dies unmissverständlich klar gemacht, sondern vor allen Dingen dessen Funkeln in den Augen. Mit einem Mal fühlte er sich ziemlich unsicher, fast so, als würde er sich aufs Glatteis hinauswagen, wenn er sich auf den Plan seines Freundes einließ. Und dies tat er nur, weil die Erinnerungen an seinen siebzehnten Geburtstag noch über ihm schwebten wie eine unsterbliche Seele, welche keine Ruhe gefunden hatte in all den Jahren. Sie war sein böser Geist geworden, sein treuer Begleiter, den er allerdings auch nicht missen mochte. Doch es hätte vieles einfacher gemacht, hätte er die Erinnerungen einfach in seinem Herz aufbewahren können, dort, wo sie niemand hätte finden können, am wenigsten er selbst. Aber dies war ihm nie gelungen, und insbesondere heute ließ ihn dieser vage, flüsternde Schatten nicht mehr los. Sollte ihn auch nicht mehr loslassen, den ganzen Abend und die ganze Nacht nicht mehr.   Cari hatte eine Überraschung für ihn geplant, anlässlich seines Ehrentages. Dass er noch nicht eher damit herausgerückt war, erstaunte Jamie, andererseits aber freute er sich tatsächlich irgendwie, als sie mit dem Taxi zum Kino fuhren, um sich dort den gerade erst angelaufenen Horrorstreifen anzusehen. Da sein Freund natürlich alles zahlte, scheute er sich nicht davor, den größten Popcorneimer zu ordern sowie eine Tacoschachtel und ein Eis. "Du bist unverschämt", kommentierte Cari dies nur, als Jamie voll bepackt mit Snacks auf ihn zu schlenderte. Seine Augen aber waren die ganze Zeit über warm. "Sei froh, dass ich dir das durchgehen lasse." Ehe Jamie es sich hatte versehen können, hatte sein Freund wieder den Arm um seine Schultern gelegt, und gemeinsam gingen sie die Stufen hinauf zu dem Saal, in welchem ihr Film ausgestrahlt werden sollte. Allerdings interessierte sich Jamie mittlerweile überhaupt nicht mehr für den Film. Alles, was ihm im Kopf herumschwirrte war der Gedanke, dass man mühelos hätte annehmen können, dass sie ein Paar waren, so vertraut wie sie miteinander umgingen und wie viel Körperkontakt Cari zu ihm suchte. Er ließ Jamie partout nicht mehr los, nicht einmal mehr dann, als sie in ihre Kinosessel in der letzten Reihe fielen und sich auf den Film einstimmten. Cari blätterte schweigend in einem Programmheft, während er Jamie im Arm hielt. Dieser tat so, als würde er ebenfalls in dem Heft lesen, doch in Wirklichkeit war er viel zu sehr damit beschäftigt, Cari zu mustern. Er kannte dieses Gesicht mit all seinen Details wie seine Westentasche, er kannte jedes einzelne der Tattoos seines Freundes und er wusste, wie sein Haar duftete, welches Shampoo er benutzte und welches After Shave. Es gab nichts, was neu oder aufregend hätte sein dürfen, und doch empfand er es so. Nie hatte Cari ihn im Arm gehalten, und heute tat er es mit aller Selbstverständlichkeit. Fast so, als hätte er nie etwas anderes getan. Jamie vermisste seine Freundin immer noch. Zumindest ging er davon aus. Doch so wie er sich heimlich enger an seinen Kumpel schmiegte, der ihn wie selbstverständlich gewähren ließ und ihn nur noch fester in den Arm nahm, verschwamm die Sehnsucht nach der einen mit der Sehnsucht nach der anderen Person. Er wünschte sich, wieder so frei zu sein wie damals und seinem Freund bis zum Grund seiner Seele blicken zu können. Damals hatten sie sich nur in die Augen sehen müssen, um zu sehen, dass es kein Geheimnis mehr zwischen ihnen gab, dass all das, was den anderen ausmachte, offen vor ihnen lag. Und dabei hatten sie sich noch gar nicht lange gekannt, waren erst im Vorjahr beste Freunde geworden, und doch waren sie sich so nahe gewesen wie nie einem Menschen zuvor. Schon deshalb würde Cari auf ewig etwas Besonderes für Jamie bleiben. Auch wenn er bezweifelte, dass er noch alles von ihm wusste, jedes noch so kleine Geheimnis. Denn kein Mensch veränderte sich nicht mit den Jahren. Auch Jamie hatte dies getan. Und doch war etwas von damals geblieben. Etwas, das ihn den ganzen Film über beschäftigte und dafür sorgte, dass die Handlung an ihm vorbeizog wie eine unbedeutende Wolke vor einem betrübten Himmel. Er konnte es fast greifen, dieses Gefühl. Er konnte es regelrecht schmecken. Und doch war es ihm so fern, ferner noch als jene Erinnerung an eine ganz besondere Nacht, in der sie gemeinsam erwachsen geworden waren.   Erst, als der Abspann über die Leinwand rollte, erwachte Jamie aus seiner Trance. "Es ist vorbei", hörte er Cari nahe an seinem Ohr hauchen, woraufhin er eine wohlige Gänsehaut erlitt. Die Lippen des anderen waren leicht an seinem Haar kleben geblieben, aber das kümmerte keinen von ihnen. Im Gegenteil. "Ich will sitzenbleiben", eröffnete Jamie ihm da. "Weiter gucken. Ich hab ja sonst nichts Besseres zu tun heute." Er wusste, dass man sie rausschmeißen würde, wenn man sie erwischte, aber das interessierte ihn nicht. Ihn interessierte auch nicht der nächste Film, der gezeigt wurde, ihn interessierte nur der Mann neben ihm. Das beruhigende Geräusch seines Atems, seine Fingerspitzen, die manchmal wie zufällig über seinen Arm strichen, wenn sie beide gleichzeitig die Armstützen benutzen wollten. Ihn interessierte nur die Nähe seines Freundes, die doch so weit weg war, zu weit weg, um die Sehnsucht in seinem Herzen zum Schweigen zu bringen. Er sah zu ihm hin, und Cari erwiderte seinen Blick. Das letzte, was er sah, waren die zuckenden Lichter und Schatten auf dem Gesicht seines Freundes, durchbrochen von seinem Blick, der seine Zuflucht gewesen war, damals, als es ihn gepackt hatte, dieses Fieber. Dann schlief er einfach ein, trotz des lärmenden Filmes und der flackernden Lichter. Der Alkohol hatte seinen Teil dazu beigetragen, und doch war er nicht wirklich betrunken. Zumindest nicht so betrunken wie damals, an seinem siebzehnten, als er frei wie ein Vogel gewesen war und Cari ihm seine Jungfräulichkeit genommen hatte.   *   Er erwachte in einer ungewohnten Umgebung, im Dämmerlicht der kleinen Lämpchen auf den schmalen Tischen, die sich durch die Sitzreihen zogen. Um ihn herum herrschte nun Stille, bis auf den gleichmäßigen Atem seines Freundes, welcher schlaff wie eine Puppe an ihn gelehnt war und offenbar schlief. Eine der schwarzen Strähnen Caris klebte an seiner Lippe, doch anstelle, dass er sie wegstrich, genoss er das, was ihm seinen Freund noch ein wenig näher brachte. An jeden noch so dünnen Strohhalm war er sich bereit zu klammern, egal, wie nichtig und klein er doch erscheinen mochte. Hauptsache, sie waren ein Puzzleteil des großen Ganzen, welches er sich ersehnte.   Cari erwachte ohne sein Zutun, nach gefühlten zehn Minuten, in denen Jamie ihn einfach nur betrachtet hatte, mit einer Ehrfurcht und Hingerissenheit, mit der man einen besten Freund nicht betrachten sollte. Sein Blick in Jamies Gesicht mutete zunächst benommen an, und Jamie befürchtete, dass seine Augen etwas verrieten, hatte er seine Gefühle doch nicht so schnell verdrängen können. Zum Wegschauen allerdings war es zu spät, und als sich ein intimes Lächeln auf Caris Gesicht stahl, wusste er, dass seine Augen geschwiegen hatten. "Oh Shit", kam es rau über die Lippen seines Freundes, begleitet von einem leisen Lachen. "Wir sind eingepennt..." Er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und strich sich dann die Haare hinter die Ohren. Jamies Blick tastete sich beinahe gierig über den zum Vorschein kommenden Ring, welcher in einem silbernen Tunnel steckte. Er hatte schon immer gefunden, dass Metall am Körper ungemein sexy machte, nicht zuletzt deshalb trug er selbst ein Labret, ein Nostril und herkömmliche, dezente Ohrringe. Aber die besten Piercings fanden sich meist an jenen Stellen, die nicht ständig offensichtlich waren. Seit Cari die Haare offen trug und sich seinen Undercut nicht mehr rasierte, verbargen sich seine schönen Ohrringe ganz oft vor Jamies Blicken. Aber wenn sie dann zum Vorschein kamen... Als er mitbekam, dass er starrte, schaute er schnell weg, hinauf an die Decke, die Hände hinter den Kopf geschoben. "Und jetzt?", wollte er wissen. "Hast du nen Plan, wie du uns hier raus bringst? Ich wette, die Bude ist längst zu." "Die haben uns eingeschlossen", bemerkte Cari noch immer schmunzelnd. "So was aber auch..." Jamie schwieg. Einfach, weil ihm nichts zu sagen einfiel. Zumindest nichts, was für irgendjemandes Ohren bestimmt war. Eine Weile lang sagte niemand etwas, doch dann sah Cari Jamie direkt an und fragte: "Wo bist du denn mit deinen Gedanken, mh? Bei deiner Freundin?" Er hätte sich denken können, dass Cari irgendwann intuitiv spüren würde, dass ihn etwas bedrückte, ihm etwas zu schaffen machte. Cari kannte ihn einfach. Er wusste, dass Jamie normalerweise kein weltfremder Typ war, der sich irgendwelche Fantasieszenarios im Kopf ausmalte. Wenn er dies dann doch tat, musste etwas nicht stimmen. "Nein." Es verließ seinen Mund, ohne, dass er es aussprechen wollte, dieses kleine Wörtchen. Wahrscheinlich, weil er es doch wollte. Weil es endlich raus musste, wie ein verdorbenes Essen wieder aus dem Magen musste. "Das ist es nicht." Cari hatte den Kopf gegen das dicke Polster gelehnt und sah ihn geduldig an. "Was ist es dann?" Es gab kein Zurück mehr. Und der Schutz dieser unwirklichen Nacht bekräftigte ihn darin, es einfach auszusprechen. Sich Luft zu machen. Sie waren hier fernab der Realität. "Ich denke an damals." Sein Herz wurde zu einem schweren Klumpen, und seine Kehle schmerzte fast, als er schluckte. "An meinen Siebzehnten." Er wusste nicht, was für eine Erwiderung er von Cari erwartet hatte, doch er hatte zumindest nicht vermutet, dass sein Freund einfach schwieg. Als er in seinem Gesicht beunruhigt nach einer Gefühlsregung suchte, hatte Cari seinen Blick abgewandt und wirkte lediglich nachdenklich. Jamie sah ihn an, bis er blinzelte, einmal, dann noch einmal. Dann wurde das Risiko für ihn zu groß. Ohnehin schon schämte er sich dafür, dass er so leichtsinnig gewesen war und das Thema aufs Tapet gebracht hatte. Cari hatte ihr Erlebnis sicherlich schon längst vergessen und wollte dementsprechend auch nicht daran erinnert werden. In Anbetracht dessen wollte Jamie nicht noch den Eindruck erwecken, als würde er sich noch immer nach seinem besten Freund sehnen. Und doch schmerzte die vermeintliche Gewissheit ungemein, dass Cari die Erinnerung abgestreift hatte wie einen alten Mantel, den man nicht mehr brauchte. Es hatte ihm nichts bedeutet. Aber dann hätten seine Blicke lügen müssen, damals, als ihre Körper und Seelen eins geworden waren.   "Ich muss auch noch manchmal daran denken." Die Worte trafen ihn unerwartet und ließen sein Herz mit aller Heftigkeit schlagen. Zunächst zweifelte er daran, dass Cari sie auf das eben angeschnittene Thema bezog, doch insgeheim wusste er es besser. "Du...auch?", hakte er unbeholfen nach, woraufhin sein Freund nickte. Manchmal wirkten Caris Augen viel zu dunkel, um grün zu sein. Zumindest jetzt hatte Jamie den Eindruck, als wären sie fast schwarz. "Ja." Caris Antwort war fast nur ein Hauch. "Weil es so seltsam war." Als seltsam hätte Jamie ihr Erlebnis womöglich nicht bezeichnet, obwohl dieses Wort jene Nacht im Januar sehr gut zu beschreiben wusste. Ja, es war ungemein seltsam gewesen, seinen eigentlich besten Freund von dieser Seite kennenzulernen und die intimsten Dinge mit ihm zu teilen. Schon deshalb, weil die seltsamsten Dinge oftmals auch die schönsten waren.   Jamie hatte geglaubt, dass es sich gut anfühlen würde, seinen Gedanken endlich Luft zu machen, doch das Gegenteil war der Fall. Sie schnürten ihm förmlich die Kehle zu, und er wünschte sich, nie damit angefangen zu haben. Ganz gleich, ob er nun wusste, dass Cari seinen Siebzehnten ebenfalls nicht vergessen hatte. Es fühlte sich seltsam an, allerdings nicht auf schöne Weise. "Weißt du, was schade ist?", versuchte er sich schon bald an einem anderen Thema, das dem vorherigen allerdings gar nicht so fern war. "Dass der Tag vorbeigegangen ist, ohne, dass man mir nen richtigen Geburtstagssex spendiert hat. Jedes Jahr habe ich an meinem Ehrentag gefickt, aber dieses Mal...es ist doch bestimmt schon weit nach Mitternacht." "Solange wir hier drin sind, ist der Tag noch nicht vorüber", meinte Cari zu Jamies Überraschung. Fragend sah dieser ihn an, doch er gab sich nicht erst mit Erklärungen ab. Anstelle rückte er näher hin zu Jamie. Nicht mehr viel, und er hätte seinen Atem über seine Lippen streichen gespürt. "Wie meinst du das?" Sein Freund sah ihm fest in die Augen. "Willst du es?" Trotz dieser vagen Gegenfrage wusste Jamie, auf was Cari anspielte. Sein Herzschlag fühlte sich fast schmerzhaft in seiner Brust an. Fast so, als ob der Muskel aus seinem Leib springen wollte, direkt in Caris Arme. "Ich..." Er bekam keinen Ton heraus. Die Aufregung hatte seine Stimme gelähmt. Doch er hatte noch Cari. Cari, der nun behutsam seine Hand auf den Arm seines Freundes legte. "Willst du mich?" Ein glasiger Schleier legte sich über Jamies Augen, und eigentlich hatte Cari da bereits seine Antwort auf die Frage erhalten. Die Sehnsucht seines Freundes schwelte heiß und heftig in seinen Lenden, und er hatte eine genaue Vorstellung davon, wie er sich nun fühlen musste, teilte er diese Empfindungen doch mit ihm. Mehr noch, als Jamie auch nur zu vermuten wagte. Der Sänger nickte. Immer verzweifelter, bis es schließlich aus ihm herausplatzte. "Ja...und wie ich dich will..." Er hatte ihm so vieles verschwiegen. Zum Beispiel, dass er vor ein paar Monaten angefangen hatte, sich zu fingern, weil er ihn so vermisste, aber dass es ihm nichts gegeben hatte, weil er sich nicht nur nach dem Körper seines Freundes sehnte, sondern nach seiner Nähe wie nach nichts anderem. Und dieses Gefühl konnte ihm keine Hand und auch kein Spielzeug geben. Kein Ersatz war lieferbar für seinen besten Freund, der sich so gut angefühlt hatte, damals, als er tief in ihn gedrungen war und ihm die ganze Zeit über in die Augen gesehen hatte, während sie ihrer Ekstase nahe gewesen waren, so nahe...   Sie hatten es sich verboten, viel zu lange schon, und dementsprechend erregend war das Gefühl von Caris trockenen Lippen, die sich auf Jamies pressten und damit seinen fast schon quälenden Hunger wachküssten. Verzweifelt drängte der Sänger sich näher an seinen Freund, schob seine Hand in dessen Nacken, trotz der störenden Armlehne zwischen ihnen. Solch eine Lappalie konnte sie nicht mehr davon abhalten, sich das zu nehmen, was sie brauchten. Die Küsse wurden tiefer, heißer. Cari küsste ihn wie damals, nur mit mehr Bestimmtheit aufgrund seiner größeren Erfahrung in der Liebe, die Jamie in dieser Nacht zugutekommen sollte. Sein Freund sollte sich nicht länger voller Verzweiflung an die Erinnerungen an seinen siebzehnten Geburtstag krallen müssen; es war an der Zeit für eine Nacht, in der sie sich einfach ihre Freiheit nahmen, um wie Vögel fliegen zu können. Sie pressten ihre erregenden Leiber gegeneinander, als Jamie auf Caris Schoß Platz genommen hatte, um ihn besser spüren zu können, seine Lust und seinen Hunger. Er stöhnte abgehackt auf, so wie sein Freund die Arme um ihn schlang und seinen Hals verlangend küsste, bis er sicherlich nicht nur einen Knutschfleck davon getragen hatte. Doch nichtsdestotrotz reckte er den Kopf in die Höhe, um sich ihm hinzugeben, so, wie er es sonst nur in der Nacht erträumte, wenn er nicht schlafen konnte. "Du brauchst es so sehr", raunte Cari betört gegen seine Haut, womit er dafür sorgte, dass sich alle Härchen auf Jamies Körper aufstellten. Der Drummer war längst zu einem Raubkater verkommen, dessen harter Schritt sich immer aufreizender gegen Jamies presste. "Ich kanns kaum noch erwarten, mich fest in dich zu treiben, in deine Enge, die schon damals so schön und heiß war." Jamies Loch zuckte schon die ganze Zeit über voller Vorfreude auf das Liebesspiel zwischen den beiden Männern, doch nun bebte er förmlich am ganzen Körper und kam selbst mit Caris Hilfe nicht schnell genug aus seinen Klamotten. Schließlich aber war er aus Shirt und Hose geschlüpft, gefolgt von den lästigen Schuhen und Socken und drängte sich gegen seinen Freund, der ihn bereits erwartete, genauso nackt wie er und nicht weniger erregt. "Komm her", wisperte er verlockend und legte seine Hände auf den geschmeidigen Rücken seines schönen Freundes, dessen Sexappeal er hatte so lange verleugnen müssen. Er wollte sich an seiner Attraktivität weiden, doch nicht nur mit Blicken, sondern insbesondere mit Berührungen, sodass er rau aufstöhnte, als Jamies harter Prügel sich gegen seine Brust schmiegte und sein Junge lustvoll das Becken bewegte, es aufreizend kreisen ließ. Spätestens jetzt konnte er nicht mehr widerstehen und schob seine fahrigen Hände zu den Pobacken seines schwarzen Engels, um sie gehörig zu kneten und sie schließlich auseinanderzuziehen. Er drückte seinen Freund sanft hinunter, so weit, bis er seinen Schwanz zwischen das süße Fleisch klemmen konnte. Stirn an Stirn verharrten sie in dieser Position. Jamies Blick war längst nicht mehr klar, und seine Lippen standen atemlos offen. "Ohh..jaaaa..." Der Sänger bewegte sich, langsam, lasziv, denn er wusste, wie man sich bewegte. Immer wieder spannte er seine Backen an, um Cari in den Wahnsinn zu treiben und biss sich lüstern auf die Lippe, wenn dieser sich in seinen Schenkeln verkrallte und auf eine Weise heiser aufkeuchte, die Jamies Schwanz zucken ließ. All das konnte ihm keine Frau geben. Wahrscheinlich konnte ihm das noch nicht einmal ein anderer Mann geben. Das hier, das war nicht nur nackter Sex. Das hier war der Genuss von hundertprozentiger Vertrautheit und dem Gefühl, sich nicht mehr verstecken, geschweige denn schämen zu müssen. Genau wie damals hatte Jamie das Gefühl, als würde er geradewegs in Caris Seele blicken können, wann immer er ihm in die Augen sah und dort nichts außer der Begierde vorfand, die nur ihm galt. Aber es war noch nicht genug. Es würde erst genug sein, wenn es nichts mehr gab, was sie trennte und sie gemeinsam in Flammen standen. "Lass uns miteinander schlafen", keuchte Jamie zwischen zwei innigen Küssen, während er nach wie vor sein Becken unterstützt von den Händen seines Freundes vor und zurück bewegte. "Auch ohne Kondom, egal...ganz egal..." Jamie neigte zu Leichtsinn, wenn er nicht mehr Herr über seine Sinne war, aber das war in Ordnung, wenn sein Partner denn noch über genügend Verstand verfügte, um für die Sicherheit beider zu sorgen. Cari nämlich hatte bereits im Voraus geahnt, dass die Lust die Oberhand über sie gewinnen würde in dieser Nacht, kannte er doch seinen Freund und dessen sehnsüchtigen Blick, wann immer sie sich ansahen. Und deshalb hatte er heimlich ein Kondom in seiner Hosentasche verschwinden lassen, gemeinsam mit einer kleinen Tube Gleitgel. Seit Jahren schon führte er diese Utensilien mit sich, wann immer die Aussicht bestand, mit Jamie alleine zu sein. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis es zwischen ihnen passierte. Das damals, vor zehn Jahren, das war viel zu schön gewesen, um es nie wieder zu tun. Und jetzt, mit wesentlich mehr Erfahrung in Sachen Sex, sollte das Ganze unbeschreiblich werden.   Cari verstand es, zärtlich zu sein, selbst mit einem Kerl wie Jamie, der stets vorgab, ein harter, zäher Typ zu sein, den man nicht mit Samthandschuhen anpacken musste. Nun jedoch genoss der Sänger das Einfühlungsvermögen seines Freundes in vollen Zügen, gab sich ihm vertrauensvoll hin, während er ihn sanft mit den Fingern und dem Gel dehnte und dabei behutsam sein Innerstes massierte. Ein kleiner Vorgeschmack auf das Kommende würde sich als nicht verkehrt erweisen, und Jamie dankte es ihm tatsächlich mit einem verhaltenen Stöhnen und einem Zittern am ganzen Körper. Als Cari schließlich mit dem Daumen in ihn vordrang und behutsam seinen süßen Punkt berührte, begann er ihn sogar in die Schulter zu beißen und verkrampfte sich vollständig. "Sssh, Baby", flüsterte der Drummer und strich ihm eine Strähne hinter das Ohr, die sich aus seinem Zopf gelöst hatte. "Ich möchte jetzt in dich. Bist du soweit?" Der Sänger nickte und begab sich in Position, die Beine etwas gespreizt und ließ sich dann mit Caris Hilfe auf dessen Glied nieder. Es ging leicht und ohne Schmerzen, sodass sich Jamie nur auf das Gefühl konzentrieren konnte, endlich wieder derart ausgefüllt zu sein. Er hatte seinen Freund in sich so unheimlich vermisst. So wie sie ineinander waren, legte Jamie seine Füße auf den Armlehnen ab und ließ sich vollends von Cari führen. Auch wenn dieser sicherlich nicht jeden Tag Analsex praktizierte, so wusste er doch ganz genau, was er zu tun hatte. Hungrig bewegte er sich gegen seinen schönen Freund, der selbstvergessen die Augen geschlossen hielt und sich treiben ließ, jedoch kräftig die Bewegungen erwiderte. Doch schon bald wurde Cari zu seiner Überraschung noch wesentlich ungehaltener als er. Es gefiel seinem Freund, die alleinige Kontrolle über ihren Sex zu haben, sodass er ihre Position ein wenig verlagerte, Jamie gegen die Ablage drückte und ihn regelrecht nahm. Er fickte ihn und ließ Jamie die Stärke spüren, die in ihm steckte, was für den Sänger eine ganz neue und sehr intensive Erfahrung war, hatte er doch noch nie derart geballte Männlichkeit fühlen dürfen. Als Jamie gerade die Arme um den Rücken seines Freundes schlang, riss dieser ihm an seinem Zopf den Kopf zurück, bis er ihm seine bloße Kehle schutzlos präsentierte. Während er ihn ritt, biss er ihm in seiner Wildheit in den Hals, in den Trapezmuskel und schließlich auch in die Schulter, wo er sich länger aufzuhalten gedachte. Jamie feuerte dieser süße Schmerz erst so richtig an. Sich vollkommen an seinen Freund klammernd und durch dessen rhythmische und ausdauernde Bewegungen an dem Holz gerieben werdend ließ er sich fallen und konzentrierte sich nur noch auf die Versessenheit des anderen nach ihm sowie die immer heftiger und unkontrollierbareren Lust in seinem Unterleib. Er selbst hatte keine Gewalt mehr über das, was in ihm vorging, und so musste er sich seinem Höhepunkt schließlich hingeben, diesem schutzlos ausgeliefert beben, begleitet von einem Aufschrei. Cari hatte bereits die Vorboten von Jamies Orgasmus wahrgenommen, war dieser doch zum Schluss immer enger und enger geworden und hatte schließlich begonnen um ihn herum zu krampfen in einem gar betörenden Rhythmus, als wäre sein Anus begierig darauf, seinen Schwanz zu melken. Er spürte, wie sein Freund kam, und er kam mit ihm, krallte sich mit einer Hand noch fester in Jamies anbetungswürdiges Haar und lockte damit nur noch lautere, süßere Schreie aus dessen Kehle. Die Hand, welche ihn bei der Hüfte gepackt hielt, grub sich in das weiße Fleisch und hinterließ fünf leicht blutende Striemen, als sie schwer atmend voneinander wichen, allerdings ohne ihre Verbindung zu trennen. Anstelle blieb Jamie auf Caris Schoß sitzen. Er schien schwerer geworden zu sein, nun, wo seine Muskeln erschlafft waren und er seine Zeit brauchte, um die Nachwirkungen seines Höhepunktes zu verdauen. Sicherlich hatte er nicht häufig solch leidenschaftlichen Sex, und wenn, dann mit Sicherheit nicht als passiver Part. Und auch Cari konnte nicht von sich behaupten, es seiner Freundin oft derart heftig besorgt zu haben. Seine ungezügelt animalische Seite galt eben nur Jamie, der es hart von ihm brauchte, zumal sie ganze zehn Jahre nachzuholen hatten. Zehn lange Jahre, in denen sie von ihren feuchten Träumen gezehrt hatten.   Eine Weile saßen sie nur so da und genossen ihre Nähe. Cari strich mit einem Schmunzeln über den vollends ruinierten Zopf Jamies, der es ihm spontan ziemlich angetan hatte, da Jamies lange Haare ohnehin so etwas wie seinen Fetisch darstellten. Sie waren aber auch anbetungswürdig, genau wie der ganze Kerl... Für einen Moment hatte er das Gefühl gehabt, dass Jamie eingeschlafen war, doch er wurde eines Besseren belehrt, als sein Freund zu ihm aufblickte. "Und?", wollte dieser wissen und streichelte sanft über die tätowierte Brust seines Freundes, während sein Kopf in dessen Halsbeuge ruhte. "Hat es sich gelohnt, deine Freundin mit mir zu betrügen?" Cari schmunzelte nur. Für das schlechte Gewissen würde später noch genügend Zeit bleiben, befand er. "Ich sollte eher dich fragen, ob die Nummer der Bezeichnung Geburtstagssex würdig ist." "Ist sie." Jamie schloss wieder die Augen. Offenbar hatte dieser verdammte Fick ihn ziemlich ausgelaugt. "Das war grandios. Besser noch als das an meinem Siebzehnten..." Das freute Cari zu hören. Schließlich hatte er sich auch extra Mühe gegeben, um seinem Freund ein bombastisches Geschenk zu bereiten. Schön zu wissen, dass es ihm geglückt war.   Wahrscheinlich würden sie noch eine Weile so sitzen bleiben. Sie mussten schließlich erst angezogen sein und bereit zum Abflug, wenn die Putzkolonne eintrudelte. Bis dahin konnten sie noch ein wenig ihre Zweisamkeit genießen, genau wie die körperliche Nähe, welche ohne der seelischen wohl nie zustande gekommen wäre. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)