Lust'n'Needs von Anemia ================================================================================ Kapitel 91: Love Making ----------------------- Love Making     Des Nachts schwarze Lebensmittelfarbe in einem kleinen Kiosk auftreiben zu wollen, stellte kein sonderlich leichtes Unterfangen dar. Das Sortiment dieses Saftladens bestand nämlich anscheinend nur aus Tiefkühlpizzen jeglicher Couleur, Schokolade und weiteren, maßlos überteuerten Süßigkeiten sowie ekligen Fertiggerichten. Einzig und allein die Päckchen mit den Kondomen erschienen Cari als ziemlich sinnvoll, sollte man doch zu jeder Tages- und Nachtzeit einen Gummi mit sich tragen, schließlich konnte man nie wissen. Und wenn man zudem ein gewisses Ziel verfolgte, dann war es erst recht nicht verkehrt, gleich zum Zehnerpack zu greifen. Als er das tat, beäugte der Verkäufer Cari bereits etwas misstrauisch. Doch was für eine Fresse würde er erst ziehen, wenn er erfuhr, weshalb der Schlagzeuger diesen Saftladen wirklich aufgesucht hatte? Cari kümmerte es nicht. So, wie ihn selten etwas kümmerte. Außerdem war er seit geraumer Zeit nicht mehr als nüchtern zu bezeichnen, so wie eigentlich immer, was die Hemmschwelle nur noch weiter nach unten drückte. Wie bereits den ganzen Abend über. Den ganzen, verdammten Abend, der in dieser Form besser nie stattgefunden hätte. Einmal mehr bekam er vor Augen geführt, dass auch er nur ein Mann war. Ein beschissener Scheißkerl mit ebenso beschissenen Vorlieben, die wie gesagt ein bestimmtes Ziel verfolgten.   Er baute sich vor der Kasse auf und sah den Verkäufer ungerührt an. "Haben Sie auch schwarze Lebensmittelfarbe?" Daraufhin zuckten dessen Augenbrauen auf so lächerliche Weise in die Höhe, dass Cari das Lachen, das bereits hämisch in seiner Kehle hockte, beinahe nicht mehr unterdrücken hätte können. Nun sah dieser untersetzte Mann original wie ein Schweinchen aus, Schweinchen Dick oder einer seiner Verwandten. Schweinchen Dick. Dick. Zumindest grinsen musste Cari, allerdings mehr über seine eigenen Gedanken als über die feiste Visage seines Gegenübers. Wenn man gesoffen hatte, dann kamen einem die seltsamsten Einfälle. Dagegen war die Sache mit der schwarzen Farbe noch nicht einmal sonderlich merkwürdig. Schweinchen Dick wedelte unbestimmt mit der Hand in Richtung eines der nahegelegenen Regale. Dass es eben quasi ausgelacht worden war, schluckte es tapfer hinunter. Wenigstens gehörten Professionalität und der Umgang mit sichtlich Betrunkenen zu seinen Talenten, wenn es schon nicht mit einer gnadenlosen Schönheit gesegnet worden war. Doch was bedeutete schon Schönheit? Im Grunde fand Cari alle Menschen hässlich. Na gut, außer sich selbst vielleicht. Und natürlich Jamie. Jamie fand er sogar noch ein bisschen schöner als sich selbst. Falls man denn annahm, dass 'ein bisschen' ein großes bisschen war. "Schwarze Farbe haben wir dort hinten", bedeutete der Verkäufer etwas träge. "Kann man die auch essen?", hakte Cari mit ebenfalls hochgezogenen Augenbrauen nach. Allerdings ähnelte er mit dieser Mimik kein Stück Schweinchen Dick. Denn Schweinchen waren rund und fett, und Cari war gut trainiert durch sein Schlagzeugspiel und außerdem von optisch passablen Eltern in die Welt gesetzt worden. Das war ohnehin schon die halbe Miete. Kein Wunder, dass Jamies Mutter eine so attraktive Frau war, obwohl schon Anfang fünfzig. "Essen kann man die nicht, nein", erwiderte der Verkäufer verdutzter denn je, und Cari winkte ab. "Dann nutzt sie mir nichts", erklärte er. "Wissen Sie, ich habe Pläne, und nun kann ich sie nicht in die Tat umsetzen. Weil ihr Scheißsortiment keine scheiß Lebensmittelfarbe führt. Dabei ist heute verdammt noch mal der letzte Tag für uns! Die letzte Gelegenheit! Und Sie vermasseln alles!" Er redete sich vollkommen in Rage, zum Leidwesen des armen Mannes hinter der Kasse, der allen Anscheins nach nicht mehr wusste, wie er reagieren sollte. Mit alkoholisierten Typen war schließlich nicht zu spaßen, und wahrscheinlich lag seine dicke Pfote bereits auf seinem Mobiltelefon, um im Zweifelsfall die Nummer der Bullerei zu wählen und dem von Gefühlen überschwemmten Cari von den Sittenwächtern Manieren beibringen zu lassen. "Der letzte Tag?" Er konnte nicht verbergen, dass sich Unsicherheit in ihm ausbreitete. Caris Worte waren zwar nicht ernst zu nehmen, doch nichtsdestotrotz klangen sie verdächtig nach Apokalypse, und eigentlich hatte der Verkäufer vorgehabt, noch für ein paar Jährchen nervtötende und zum Teil aggressive Kunden in seinem Laden zu bedienen. Dass es hieß, dass Kinder und Betrunkene immer die Wahrheit sagten, beruhigte ihn ebenfalls nicht wirklich. "Ja, verdammt, der letzte Tag!", echauffierte Cari sich des Weiteren vollkommen erzürnt dreinschauend und knallte wenigstens seine Kondompackung auf die Ladentheke. "Sie sind der ultimative Anti-Amor, ist Ihnen das eigentlich bewusst?" Anti-Amor? Damit konnte der fette Verkäufer noch weniger anfangen. Deshalb beschloss er, dem jungen Kerl vor sich gar nicht mehr erst für voll zu nehmen. Der wusste doch ohnehin nicht mehr, was er laberte... "Anti-Amor?", fragte auch eine dritte Stimme, während Cari gerade mit Mühe ein paar Münzen aus seiner Hosentasche kramte, um für das einzige zu bezahlen, was er hatte für ihren letzten Tag ausfindig machen können. Besser als nichts. Und doch zu wenig. Er hatte so einen tollen, ausgeklügelten Plan gesponnen, und nun war dieser jäh zunichte gemacht worden. Er hatte etwas so Besonderes vorgehabt. Etwas, das nahtlos an all die Geschehnisse des Abends angeknüpft hätte. Und nun stand er hier, mit fast leeren Händen, aber dafür mit einem prall gefüllten Herzen. So wie er den Blick hob und den Besitzer der Stimme von vorhin ansah, zweifelte er nicht mehr daran, dass sein dämliches Herz jeden Moment platzen würde, weil die ganze Liebe, die er für diesen bescheuerten Kerl empfand, hinaus musste, raus aus der viel zu engen Brust und hinein in den großen, schlagenden Muskel seines Angebeteten. Seine Liebe wollte ihn durchdringen, in jede seiner Körperöffnungen krabbeln und erst wieder weichen, wenn er für ihn geschrien hatte, dieser ordinäre Typ mit seinen langen, schwarzen Haaren, die ihm bis über den halben Rücken reichten und ihn erst zu einem richtigen Luder machten. Liebe, Liebe...was faselte er in seinen wirren Gedanken von Liebe? Ficken wollte er ihn, und das am besten hier und jetzt. Sogar vor den Augen des Verkäufers hätte er es mit ihm getan, ganz egal, Hauptsache, die Sache war endlich vom Tisch und sein Freund ging nicht als anale Jungfrau in die Ehe.   Da Cari zu nichts anderem mehr in der Lage war, als mit glasigen Augen zu starren, setzte Jamie sich grinsend in Bewegung und legte schließlich kumpelhaft, aber auch sichtlich geschafft von dem langen Abend seinen Arm auf die Schulter seines Freundes und stützte sich somit auf Kosten des Schlagzeugers auf ihr ab. "Wo treibst du dich denn rum?", säuselte er beinahe lieblich, keine Spur mehr von seiner sonst so kratzbürstigen Reibeisenstimme, mit der er sein Publikum zu entzücken wusste. "Ich hab dich gesucht, Mann." Sein warmer Bieratem schlug Cari mitten ins Gesicht, und es hätte ihn angeekelt, wenn dieser von Rikki oder Tim gestammt hätte, doch dieser war keinem anderen als Jamie zuzuordnen. Jamie, der ihm jetzt so nahe war. Jamie, dessen bloßer, über und über mit schwarzen Kussabdrücken übersäter Oberkörper gegen seinen Oberarm drückte. Doch schlimmer als dieses Gefühl von Nähe war der Gedanke an das, was ihm eine der Flitzpiepen quer über die Brust geschrieben hatte, mit schwarzem Kajal. Nun war die Schrift leicht verwischt und klebte teilweise auf Caris Arm, bedingt durch Schweiß und Reibung. Aber dennoch würde Jamie das bleiben, was man nur noch mit viel gutem Willen entziffern konnte. Eine Knutschpuppe nämlich. Den ganzen Abend über war er nur zum Küssen da gewesen, für all die Mädchen mit den leuchtenden Augen, welche sich ebenfalls so einen Kerl wie Jamie an ihre Seite gewünscht hatten, und das, obwohl Jamie laut Cari wirklich nicht der Typ war, um sich in Ehefesseln zu legen. Aber auf ihn hörte ja niemand. Auf ihn hörte ja nie jemand. Zum Glück hörte er wenigstens auf sich selbst. "Ach ja?", hakte Cari nach und blickte Jamie direkt in sein ebenfalls schwarz beflecktes Gesicht. Der für ihn schönste Mann auf Erden sah aus, als hätte er sich eben auf dem Kriegspfad vergnügt, und so ähnlich konnte man es wirklich nennen. Dinge, die die Teilnahme mindestens einer weiblichen Person erforderten, hatten immer etwas mit Krieg zu tun, im näheren oder auch entfernteren Sinne. "Ja", murmelte Jamie und schmiegte nun sogar seinen Kopf anhänglich gegen Caris. Seine verrückte letzte Nacht in Freiheit hatte längst ihren Tribut gefordert. So hatte sich der wilde Engel doch ohne jegliche Hemmung mit Genuss volllaufen lassen, mit so ziemlich jeder alkoholischen Köstlichkeit, die er hatte in die Finger bekommen können. Wahrscheinlich hätte er nüchtern die Aufmerksamkeit all dieser fremden Damen nicht ertragen, die allesamt Teilnehmer dieses beschissenen Spieles geworden waren, welches die Freunde sich ein paar Tage zuvor für Jamie ausgedacht hatten. Dass sie sie zunächst an einer Leine durch die U-Bahn geführt hatten, ihre kleine Knutschpuppe, hatte Cari bereits die ein oder andere schmutzige Fantasie abgerungen. Die Regel, dass man nur eine Stelle seines Körpers küssen durfte, die noch keine Farbe abbekommen hatte, hatte allerdings nur noch Caris Neid angestachelt. Er begehrte Jamie nicht erst seit gestern, ja liebte ihn schon seit einigen Monaten regelrecht, und seitdem begegneten sich die beiden auf einer freundschaftlichen Basis, die mit ein wenig Romantik und Zärtlichkeit gewürzt war. Kein Wunder also, dass Jamie auch heute seinen Arm um Caris Hüften legte und dieser immer tiefer rutschte, dies wohl eher unabsichtlich, da Jamie nicht mehr Herr über sein Tun war. Der arme Junge hatte seinen Verstand schlafen gelegt, und im Grunde durfte Cari davon gar nicht profitieren. Dennoch tat er es. Würde es tun. Wollte es tun. Jamies trunkener Blick fiel auf das Kondompäckchen, und dieses sorgte dafür, dass sich ein wissendes Lächeln über sein Gesicht stahl. "Du hast heute Nacht wohl noch viel vor, mh?", flüsterte er süffisant und drängte sich noch ein wenig enger gegen seinen Freund, was es Cari auch nicht gerade einfacher machte, die Contenance zu wahren. Dieser Kerl schrie geradezu stumm danach, flachgelegt zu werden. "Sehr viel", erwiderte Cari dezent, was Jamie allerdings nicht zu gefallen schien. "Du kannst dich jetzt aber nicht einfach verpissen", nuschelte er gegen die Schulter Caris und schaute ihn von unten herauf aus großen Augen an. "Da wäre ich ganz, ganz traurig..." Cari spürte regelrecht, wie er allmählich immer mehr den Reizen seines Freundes erlag. Und doch hielt er seinen Mund. Zumindest vorerst. Trotz Trunkenheit wusste er, dass er nichts überstürzen durfte. Jungs, welche eigentlich heterosexuell waren, musste man behandeln wie scheue Tiere, mit äußerster Vorsicht, damit man sie nicht verschreckte. Und Jungs an ihrem Junggesellenabschied konnte man erst recht nicht überfordern. Obwohl sie doch gerade an diesem alles ausleben durften, was ihr Herz begehrte. Cari legte den Arm um Jamies Schulter und drückte seine Lippen gegen die etwas verschwitzte Schläfe des Sängers. "Ich bleib bei dir", hauchte er. "Bis die Sonne aufgeht. Bis zum Ende." Von Jamie her drang ein leises, unterdrücktes Glucksen. "Hör auf, so romantisch zu sein, das steht dir nicht." "Ich bin auch nicht romantisch", entgegnete Cari und löste sich wieder ein Stück weit von seinem Jungen, um ihm besser in die Augen sehen zu können und auch dem Verkäufer einen Seitenblick zuzuwerfen. "Frag den Kunden dort. Der wird dir bestätigen, dass ich total die Axt im Walde bin. Schließlich bin ich nicht hergekommen, um dir Blumen zu kaufen, sondern um mir schwarze Lebensmittelfarbe zu besorgen." Der Verkäufer musterte die beiden verrückten Kerle aus seinen kleinen Schweinsäuglein, reagierte aber nicht auf die indirekte Ansprache Caris. Manchmal war es besser, nichts anderes zu tun als zu lächeln und zu winken. Zumindest dann, wenn man keinen Ärger wollte. "Schwarze Lebensmittelfarbe?" Jamie lachte erstaunt auf. "Was hast du denn damit vor?" Noch ehe Cari allerdings etwas erwidern konnte, redete Jamie mit einem amüsierten Kopfschütteln weiter. "Manchmal glaub ich echt, dass du nicht mehr alle Latten am Zaun hast, Alter." Sein Gesicht schmuste trotzdem einmal mehr mit Caris nackter Schulter. Selten hatte er Jamie so offensichtlich nach Liebe suchen sehen. Sein Jamie brauchte ein wenig Zuwendung heute Nacht. Sein Jamie hungerte förmlich nach einem unvergesslichen Erlebnis. Das zumindest war es, wovon Caris besoffener Geist fest überzeugt war. "Das hat nichts mit Latten am Zaun zu tun", erklärte er. "Ich hatte voll den genialen Plan geschmiedet, verstehst du", sein erzürnter Blick huschte über die Witzfigur hinter der Theke, "aber man führt ja hier keine Lebensmittelfarbe in diesem Scheißladen. Deshalb kann ich nun meinen Plan auch nicht umsetzen. Dabei hatte er was mit dir und mir zu tun..." Anstatt Jamie weiterhin darauf herumritt, worin denn genau Caris so ausgeklügelter Plan bestand, kümmerte er sich gar nicht erst lange um das Warum, sondern brillierte samt müder Stimme mit einer Idee, für die er sich eigentlich einen dicken, fetten Kuss auf seine schwarzen Lippen verdient hätte. "Vielleicht gibts ja hier Schokosoße", brummelte er mit geschlossenen Augen. "Auch wenn ich keine Ahnung hab, wozu du die brauchst, so hoffe ich, dass du dich ein wenig beeilst...ich kann nämlich bald nicht mehr stehen..." Wenn Caris klopfendes Herz einen Mund gehabt hätte, hätte dieser nun sicherlich im Kreis gegrinst. Auch wenn Jamie total dicht war, so hatte er eben wahre Intelligenz bewiesen und damit jene von Cari um Längen getoppt. Dafür ließ Cari sich nur zu gern als lebende Stütze missbrauchen. Um ehrlich zu sein hätte er sich von Jamie zu allem missbrauchen lassen. Im Gegensatz zu dem Verkäufer, der den Anti-Amor darstellte, war er ein liebestoller Romeo, der sich nach nichts mehr verzehrte als nach der Nähe seiner männlichen Julia, und wenn er diese Nähe nur erhalten konnte, wenn er Jamie mehr durch den Laden trug, als dass er selbstständig lief, so hätte er ihn auch Huckepack genommen, nur um sich wenigstens der Gewissheit hingeben zu können, dass sich das gegen sein Kreuz drückte, was er genüsslich abzulecken gewillt war. Nun, der Kiosk alias Scheißladen war zu klein geraten für solche Manöver, weswegen sie dieses schon bald nach draußen verlagerten, wo die kühle Nacht sie begrüßte und mit ihren schützenden Armen umfing, sie damit belügend, dass sie auf ewig bei ihnen bleiben würde. Jamie wusste nicht, wohin die Reise gehen sollte, und er wusste noch weniger, dass er gerade im wahrsten Sinne des Wortes abgeschleppt wurde, aber er vertraute Cari, und er wäre ihm überall hin gefolgt. Dass er wenig später in einem warmen, weichen Bett landete, an einem Ort, den er nicht kannte und der sich allerdings um ihn wie ein Karussell drehte, bewies ihm, dass er sich in guten Händen befand, in Caris sicheren Händen, ebenfalls im wahrsten Sinne des Wortes. Er kam aus dem Lachen kaum mehr hinaus, als sein Freund begann, ihm die Hosen auszuziehen, hielt das Ganze für ein besonders witziges Spielchen in seinem watteweichen Hirn, das kein Gut und Böse mehr kannte. Er schien kein besseres Gefühl zu kennen als jenes, sich komplett nackt in den Armen seines besten Freundes zu räkeln, ungeniert und von etwas Heftigem erfüllt, das nur Cari galt, dem Mann, den er nie als Mann gesehen hatte, bis dieser Abend ins Land gezogen war, an dem sich alles verändert hatte. Es war so anders, heute in sein Gesicht zu sehen. Es war, als wäre es nicht das Antlitz seines Freundes, und doch erschien es ihm so vertraut, wie etwas, das man tausendmal gemustert hatte und kannte wie seine eigene Westentasche. Aber etwas war neu, etwas, das in seinen Augen schimmerte und ihn so schön machte, dass Jamies Sicht verschwimmen ließ. Cari blieben die Tränchen, die in den hübschen Augen seines Freundes glitzerten, natürlich nicht verborgen. Besorgt beugte er sich zu ihm hinab, streichelte seine Wangen und küsste ihn, wollte ihm seinen Schmerz nehmen, den vermeintlichen Schmerz, der keiner war. "Was hast du?", flüsterte er gegen seine Lippen, und da schüttelte Jamie ergriffen lächelnd den Kopf. "Du bist so schön", entkam es ihm mit erstickter und zugleich überwältigter Stimme. "Du bist so verdammt schön, weil du mich plötzlich genauso erschreckend sehr willst wie ich dich." Anstatt etwas zu erwidern, glitt Cari angespornt von diesen Worten an seinem Freund abwärts, küsste sich über all die unzähligen, schwarzen Abdrücke anonymer Lippen, die keine Bedeutung inne hatten, sondern nur einen seltsamen Spaß darstellten. Unter seinem Mund spürte er, wie die strammen Bauchmuskeln Jamies sich verhärteten, genau wie dessen Oberschenkel, über die er sanft mit der Zungenspitze fuhr, was seinem Freund ein holpriges Aufstöhnen, aber auch ein recht ungeduldiges Winden entlockte. Cari wusste, wo sich sein Mund für den anderen am besten anfühlen würde, wo er ihn ungehemmt spüren, arbeiten fühlen wollte, doch für ihn ging doch nichts über die spannenden Augenblicke, in denen er sich langsam der köstlichen Mitte des Sängers näherte. Die Dunkelheit im Zimmer verwehrte ihm die genaue Sicht auf all das, was ihn erwartete, doch dafür wusste er, als sich die Härchen unter seinen küssenden Lippen zu verdichten begannen, dass er seinem Ziel bereits sehr nahe war, und für jeden einzelnen Zentimeter belohnte Jamie ihn mit einem Keuchen oder gar einem Zucken. Es würde einfach werden, diesen liebeshungrigen Jungen in eine wonnige Ekstase zu versetzen, mittels einer Färbung dessen, was Caris Meinung nach bereits den ganzen Abend sehnsüchtig darauf gewartet hatte, geküsst, geleckt und gestreichelt zu werden. Bevor Jamie die Beherrschung für ihn verlieren durfte, schüttete er sich den halben Becher Schokoladensoße in den Rachen und behielt die volle Ladung in seinem Mund, so lange, bis sich seine Lippen über Jamies inzwischen erhärtetes Glied stülpten. Das Zimmermädchen würde die beiden mit deftigen Flüchen besehen, für die Schweinerei, die sie veranstaltet hatten, doch was kümmerte es Cari, wenn doch endlich die Bereiche geschwärzt waren, die er hatte an der Knutschpuppe zeichnen wollen? Und was scherte es Jamie, der längst nicht mehr Herr über seine Sinne war und nichts anderes mehr kannte als Hingabe? Außerdem feierte man nur einmal im Leben seinen Junggesellenabschied, zumindest im Optimalfall. Und bei einem solchen durfte es auch einmal etwas heißer hergehen. Denn sobald die Nacht sie aus ihren schützenden Armen entließ und sie dem grauenden Morgen auslieferte, würde alles vorbei und womöglich sogar aus ihren Köpfen gelöscht sein, so, als hätte es das nie gegeben, dass Jamie und Cari sich ineinander verliebt hatten, ein paar magische Augenblicke lang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)