Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 83: Veränderte Verhältnisse ----------------------------------- Deidara lenkte sein Pferd in den Geisterwald. Da er in der Burg gerade sowieso nichts zu tun hatte, wollte er die Rônin-Bande wiedersehen. Vielleicht war es auch ganz gut, dass er für ein paar Tage verschwand, damit sich die Gemüter kühlen konnten und etwas Gras über die Sache wuchs. Sicherlich war Yahiko noch immer nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen, aber er lebte noch. Also hatte er keinen gravierenden Fehler gemacht. Der Anführer von Akatsuki sollte nicht solch ein Drama aus der Angelegenheit machen. Gaara verriet nichts. Wie sollte er auch, wenn er nicht einmal wusste, wo er gewesen war? Deidara gelangte auf die Lichtung. Sein Pferd zügelte er und betrachtete die zwei Fremden, die nahe des Hauses trainierten. Was hatte er verpasst? Der Blonde stieg vom Pferd. Langsam näherte er sich, sein Tier trottete am Zügel neben ihm her. In angebrachter Entfernung verharrte er. Die Fremden hatten ihn inzwischen bemerkt und richteten ihre Waffen nun auf ihn. Deidaras sichtbare Augenbraue hob sich. Die Statur des Größeren war ähnlich stämmig wie bei Kisame. Deidaras Blick fiel auf dessen Waffe. Zum Training verwendete er anscheinend ein Dôtanuki, doch dieses hatte er soeben gegen ein Zanbatô[59] eingetauscht, das bis dato an der Veranda gelehnt hatte. Eine solch sperrige Waffe war äußerst unpraktisch in einem richtigen Kampf. Man brauchte viel Kraft. Mit einem Katana konnte man sich deutlich schneller bewegen. Im Vergleich zu dem großen Kerl wirkte die junge Frau sehr zierlich. Aber sie war durchaus hübsch. Zwei lange Strähnen umrahmten das weiche Gesicht. Die restlichen Haare waren hochgebunden. Konan war vermutlich glücklich über eine zweite Frau bei Akatsuki, lebte sie nun nicht mehr allein zwischen einem Haufen Männer. „Wer bist du?“, knurrte der große Kerl ihn an. Betont langsam legte Deidara seine Hand an den Griff seines Katana. Das Interesse war geweckt. Wie gut waren die beiden wohl im Kampf? „Hat man euch denn nichts erzählt, hm?“, hakte Deidara belustigt nach. „Dass nicht alle Mitglieder hier wohnen?“ In diesem Moment streckte Kisame seinen Kopf aus der Eingangstür. „Zabuza, Haku, wartet!“, rief er. Zügigen Schrittes trat er zu ihnen. „Legt die Waffen nieder. Das ist Deidara. Er gehört zu uns.“ Triumphierend grinste der Blonde. Seine Hand ließ vom Katana ab. Sobald die Angesprochenen ihre Waffen gesenkt hatten, kam er näher. Amüsiert musterte er vor allem den Größeren, wirkte dieser deutlich gereizter von der Situation. „Oi, Kisame. Wie geht’s?“, fragte der Blonde. Kisame neigte zur Begrüßung leicht den Kopf. „Gut. Du besuchst uns wieder mal? Hast Glück, Yahiko ist mit Kakuzu und Hidan weg.“ Deidara zuckte mit den Schultern. „Ist er immer noch sauer? Er soll sich nicht so anstellen, hm.“ Es war nur ein bisschen schade, dass Hidan nicht da war. Dabei hatte er extra etwas besorgt auf dem Weg hierher, um sich an ihm für die Flausen zu rächen, die er Gaara in den Kopf gesetzt hatte. Aber ganz auf seinen Spaß wollte er nicht verzichten. Von dem Pulver hatte er genug, um noch jemand anderen in eine peinliche Lage zu bringen. Und ihm fiel auch direkt eine bestimmte Person ein. Das wurde amüsant. Kisame machte eine abwägende Handbewegung. „Mehr oder weniger. Hidan nervt zurzeit ungemein, weil er seine Frauen herschleppen will. Du hast Gaara ja auch hergebracht.“ Deidara verdrehte die Augen. „Gaara war schwer verletzt. Wie dämlich ist Hidan eigentlich, hm?“ Kisame lächelte schief. „Du kennst Hidan.“ Zustimmend brummte Deidara. Dann wandte er sich endlich den beiden Neuen zu. „Ihr habt also wieder mal wen aufgegabelt, hm?“ Kisame deutete auf den Größeren. „Das ist Momochi Zabuza. Wir haben damals unter demselben Daimyô gedient.“ Deidara grübelte. Hatte er schon mal von ihm gehört? Der Name war ihm nicht völlig unbekannt. Es gab einen Rônin, der mit einem Zanbatô kämpfte. Offensichtlich war das besagter Mann. „Und das ist seine Frau, hm?“ Deidara musterte die Schwarzhaarige. „Das sagt der Richtige“, grollte Zabuza. Kisame schüttelte den Kopf. „Haku ist ein Mann.“ Überrascht sah er zu Itachis Partner. Das war ein Mann? Deidara näherte sich Haku und musterte die Gesichtszüge eingehend. Die braunen Augen bargen einen sanften Glanz in sich. Seine Haut wirkte sehr rein, die Nase zierlich und der Kiefer war sanft geschwungen. Haku war sogar kleiner als er. Forsch griff Deidara seinem Gegenüber in den Schritt. Entschieden schlug dieser die Hand sofort weg. „Eindeutig Mann, hm“, kommentierte der Blonde. „Deidara… du kannst mir ruhig glauben.“ Kisame seufzte. „Gibt es noch mehr Akatsuki-Mitglieder, die nur ab und zu vorbeikommen?“, fragte Haku an Kisame gewandt. Selbst seine Stimme war recht hell und leicht mit der einer Frau zu verwechseln. „Ich möchte nicht noch mal eine Hand zwischen meinen Beinen haben.“ Kisame verneinte, während Deidara belustigt lachte. Er spielte sicherlich auf Hidan an. Kein anderer wäre hier so dreist. „Was denn? Dass Hidan dich mit einer Frau verwechselt, ist nicht verwunderlich. Der hat sogar mich verwechselt.“ Kisame sah ihn schräg an. „Ich hoffe, Hidan färbt nicht auf dich ab.“ Abwinkend wandte der Blonde sich dem Stall zu. „Nicht mehr als früher, hm.“ Hinter sich hörte er Zabuza etwas brummen, was er aber nicht mehr verstand. „Wenn du dein Pferd auf die Weide gebracht hast, komm rein“, rief ihm Kisame noch nach. Am Abend trat Deidara in die Küche. Konan war mit dem Essen beinahe fertig. Haku half ihr. Jetzt trug er sein Haar komplett offen. Der Kleine wirkte wie eine Frau. Selbst seine Bewegungen hatten eine Eleganz und Anmut an sich, die Frauen inne sein sollte. Bestimmt hatte Haku seine Wirkungsweise bereits gegen Feinde ausgespielt. Es wäre einfältig, nicht davon Gebrauch zu machen. Deidaras Blick fiel auf das Tablett. Teeschalen und die Kanne waren bereits darauf platziert. „Ich bring den Tee schon mal rein, hm“, bot er an und nahm das Tablett in die Hände. Konan sah zu ihm. „Danke, das ist nett von dir.“ Eigentlich halfen Männer im Haushalt nicht. Aber sie waren kein normaler Haushalt. Es war nicht sonderlich unüblich, dass jemand Konan beim Kochen zur Hand ging, obwohl es sich meist um dieselben handelte. Haku hatte sich anscheinend neu dazu gesellt. „Ist die Sitzordnung wie immer, hm?“, fragte Deidara. Jeder hatte seine eigene Teeschale, sodass er definitiv das Pulver in die richtige Schale schüttete. Aber am Tisch gab es eine gewisse Sitzordnung, die nur leicht geändert wurde, wenn nicht alle anwesend waren. „Zabuza sitzt neben Kisame, Haku daneben.“ Deidara gab ein verstehendes Brummen von sich und brachte das Tablett ins Wohnzimmer. Also saß Zabuza regulär neben Kisame, kannten sich die beiden von früher. Oder er saß jetzt nur dort, weil Kakuzu nicht da war. Die Teeschalen verteilte er auf dem Tisch. Dann lauschte er kurz. Die Tür hatte er hinter sich geschlossen. Überraschen konnte ihn niemand. Mit einem hinterhältigen Grinsen holte er das sorgsam gefaltete Papiertütchen hervor und öffnete es. Die Hälfte vom Inhalt gab er in Itachis Teeschale. Geschwind verstaute er das Mittelchen wieder in seinem Gi. Als sei nichts gewesen, goss er nun in jede Schale Tee hinein. Vergnügt brachte er das leere Tablett in die Küche zurück. Gemeinsam trugen sie die Speisen auf. Dann rief Konan Zabuza, Kisame und Itachi zum Abendessen herein. Entspannte Ruhe begleitete das gemeinsame Mahl. Deidara musste sich allerdings jedes Mal zusammenreißen, keinen verräterischen Laut von sich zu geben, wenn Itachi nach seiner Teeschale griff. Die alte Kräuterfrau hatte ihm gesagt, dass die Wirkung etwas Zeit brauchte, um ihre Wirkung zu entfalten. Aber da sie sich immer Zeit ließen mit dem Abendessen, war er sich recht sicher, den Anfang noch mitzukriegen. Und tatsächlich. Sie waren gerade alle fertig und tranken noch ihren Tee, da hörte er Kisames leise Stimme an Itachi gerichtet fragen: „Alles in Ordnung?“ Deidara blickte nun auf, wie alle anderen auch. Am liebsten hätte er gelacht. Itachis Wangen waren gerötet und offensichtlich bemühte er sich, ruhig zu atmen. Aber man sah ihm die Erregung deutlich an. Um seine Tarnung nicht auffliegen zu lassen, schnaufte der Blonde genervt. „Was denn, schon wieder krank? Und Zetsu ist nicht da, was für ein Pech, hm.“ Gehässig grinste Deidara. Jeder wusste hier, dass er Itachi nicht leiden konnte. Wurde dieser krank, hatte er immer einen Kommentar für den Schwarzhaarigen. Und wie üblich ignorierte Itachi ihn. Ohne ein Wort erhob Itachi sich und verließ das Wohnzimmer. Kisame sah Konan kurz ratlos an. „Ich sehe besser nach ihm.“ Sie nickte zustimmend. „Wenn du etwas brauchst, sag Bescheid.“ Deidara biss sich auf die Zungenspitze. Die mussten sich wirklich keine Sorgen um Itachi machen. Es war ja nicht so, als hätte er niemanden, der Abhilfe schaffen konnte. Kisame würde heute Nacht sicher seinen Spaß haben. Ob Itachi allerdings mit der Lust zurechtkam, über die er keine Gewalt hatte, war fraglich. Der Uchiha hatte doch immer so gern alles unter Kontrolle. Die Nacht war wirklich amüsant. Noch nie zuvor hatte Deidara Itachi stöhnen hören. Manchmal hatte er sich gefragt, ob Kisame überhaupt ein Sexleben mit dem Schwarzhaarigen hatte. Vermutlich, aber sie hatten sich bisher immer bemüht, niemanden zu stören. Und jetzt waren sie lauter als er damals mit Sasori. Der Blonde empfand seinen Streich als einigermaßen angemessene Entschädigung, weil er sich noch nicht an Hidan rächen konnte. Der Silberhaarige mit einem Aphrodisiakum, aber ohne Möglichkeit, die angestaute Lust abzubauen, wäre die Krönung gewesen. Dann hätte Hidan, der sich so viel auf seine Weibergeschichten einbildete und sich immer über Sasori und ihn beschwert hatte, selbst Hand anlegen müssen. Nun den ach so gefassten Uchiha seine Beherrschung verlieren zu hören, war eine ähnlich amüsante Genugtuung. Grinsend stopfte er sich Stofffetzen in die Ohren und drehte sich auf dem Futon um. Schließlich wollte er noch etwas schlafen. Seine letzten Gedanken huschten zu seinem Rotschopf. Vielleicht sollte er das Zeug auch irgendwann mal mit Gaara probieren. Dann aber wissentlich. Deidara war schon daran interessiert, wie es sich anfühlte. Am nächsten Morgen konnte Deidara sich das Lachen wirklich nicht mehr verkneifen, als Itachi sich zu ihnen an den Tisch setzte. Kisame wirkte bereits übermüdet von der offensichtlich langen Nacht. Aber Itachi sah einfach nur fertig aus. Und er lief etwas steif. „Wie lang habt ihr’s getrieben, hm?“, fragte Deidara. „Seid froh, dass Hidan nicht da ist. Der hätte sich auf euch gestürzt.“ Der böse Blick, der ihn traf, war überraschend. Bisher hatte Itachi ihn fast immer einfach ignoriert. Aber der Schwarzhaarige war nicht dumm. Wenn man eins und eins zusammenzählen konnte, war klar, wer das Zeug mitgebracht und ihm untergejubelt hatte. Deidara störte sich nicht daran, Itachis Zorn möglicherweise geweckt zu haben. Er beachtete ihn endlich. Das war es ihm wert gewesen. Konan räusperte sich. „Ich hoffe, das wird keine Gewohnheit.“ Itachi schwieg sich wie meist aus, während Kisame den Kopf schüttelte. „Nein, keine Sorge.“ „Hoffentlich“, brummte Zabuza. Da hatte wohl jemand die Nacht wach gelegen. Mit Stofffetzen in den Ohren schlief es sich dagegen wirklich angenehm. Warum Hidan das nie gemacht hatte. Vermutlich, weil er sich beschweren wollte, fand er es unfair, wenn sich manche im Versteck vergnügen konnten, während er außerhalb seinen Leidenschaften nachgehen musste. Kakuzu nahm auf ihn schließlich wenig Rücksicht. Nach dem Frühstück fragte Kisame ihn, ob sie die Pferde zusammen versorgen wollten. Deidara war klar, dass der Ältere mit ihm reden wollte. Dieses Mal drehte der Spieß sich um. Bisher hatte Deidara immer danach gefragt, wenn er einen Rat von ihm gewollt hatte. Kaum waren sie im Stall, begann Kisame ohne Umschweife. „Deidara, ich muss mit dir reden.“ Während der Blonde das Heu verteilte, wartete er, was folgen würde. „Du kannst nicht einfach anderen ohne ihr Wissen ein Aphrodisiakum untermischen.“ Dreist grinste der Blonde. „Du kannst mir nicht erzählen, dass es dir nicht gefallen hat. Im ganzen Haus hat man euch gehört.“ Kisame brummte. „Es war… unbeschreiblich“, murmelte er. „Aber ohne das Wissen der betreffenden Person war es trotzdem nicht in Ordnung. Du machst dir damit selbst nur Probleme.“ Deidara zuckte mit den Schultern. „Ist dem feinen Herrn Uchiha aufgefallen, dass ich existiere, hm?“, hakte er abfällig nach. Tief seufzte Kisame. „Ich weiß, du hast ein Problem mit Itachi, aber lass das in Zukunft trotzdem sein. Wir müssen uns nicht untereinander das Leben schwer machen.“ Deidara stemmte die Mistgabel in den Boden und sah Kisame zweifelnd an. „Wann ist Akatsuki zu einem Haufen Weicheiern verkommen, hm?“ Genervt knallte er die Mistgabel gegen die Wand, an der sie normalerweise lehnte und marschierte aus dem Stall. Das war ja nicht zum Aushalten. Nirgendwo wurde ein bisschen Risiko noch geschätzt. Konan war schwanger und aus Akatsuki wurde eine langweilige Großfamilie. Eine Hand packte Deidara unvermittelt am Hals und zerrte ihn um die Ecke. Schwarze Augen bohrten sich in ihn. Hart drückte Itachi ihn gegen die Stallwand. Der Druck seiner Finger war schmerzhaft. Aber noch wehrte Deidara sich nicht. Dafür war er zu neugierig, was der Schwarzhaarige vorhatte. Dafür, dass er eine harte Nacht hinter sich hatte, schien noch recht viel Kraft in ihm zu sein. „Wage es nie wieder, mir irgendwas in meine Nahrung zu mischen.“ Itachis Stimme war wie immer leise, doch der Unterton gefror einem das Blut in den Adern. Ein eisiger Schauer durchzog Deidara. Frech grinste er. Das war nach seinem Geschmack. Mit einer flinken Bewegung befreite er sich aus dem Griff. Itachi ließ es zu. „Abwarten, Uchiha-sama, hm“, erwiderte Deidara und verbeugte sich spöttisch vor ihm. Absichtlich nannte er nun Itachis Nachnamen und hing auch noch die Respektsbekundung dran. Doch sein höhnischer Tonfall strafte die höfliche Anrede eine Lüge. Vielmehr hatte Deidara eine Basis erschaffen, um von Itachi beachtet zu werden. Und das war dem Blonden sehr viel wert. Ob Itachi ihn leiden konnte, war ihm egal. Man konnte sich auch leidenschaftlich hassen. Dann wurde es immerhin nicht langweilig. ____________________________ [59]Zanbatô: Zabuzas Schwert: ein sogenannter „Pferdeschlächter“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)