Überraschung von sunny3291 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sie saß gerade in Verwandlung als endlich ihr Wunsch wahr wurde – es schneite. Diese weiße Pracht, die leise und langsam vom Himmel fiel, hüllte die Ländereien von Hogwarts in ihr Winterkleid. Lily liebte Weihnachten – und vor allem weiße Weihnachten. Schon als kleines Kind hatte sie sich neugierig ihre Nase am Fenster plattgedrückt und war dann tanzend durch das Haus gerannt, als die erste Schneeflocke an die Scheibe geflogen war. Ihre Mutter hatte sogar einige Fotos geschossen. Und wenn Lily jetzt darüber nachdachte, war es ihr peinlich. Um sie herum wurde es lauter, weshalb Lily aus ihren Erinnerungen geholt wurde. Natürlich die Rumtreiber. Doch anstatt genervt von diesem Chaoten-Quartett zu sein, musste sie dieses Mal lächeln. James Potter und Sirius Black freuten sich wie sie früher, dass es endlich schneite. Es war irgendwie süß, wie die beiden Frauenhelden schlechthin glänzende Augen hatten, als die Flocken fielen. Und natürlich tuschelten die beiden nun zusammen – irgendeine Schneeballschlacht musste ausgedacht, ein kleiner Schneescherz musste ausgeheckt und vor allem musste geplant werden, wie man am schnellsten aus dem Unterricht flüchten konnte. „Meine Herren, könnten Sie sich bitte auf den Unterricht konzentrieren und nun endlich den Zauber vorführen?“, durchbrach Professor McGonagalls Stimme den Raum und Lily zuckte zusammen. Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick in Richtung Fenster fegte Lily ihre Schneeträume beiseite und konzentrierte sich auf den Aus Kelch mach Katz-Zauber. Sie hätte ihre Handschuhe anziehen sollen. Jetzt waren ihre Hände eiskalt und nur weil sie einfach der Versuchung nicht wieder stehen konnte, den Schnee immer wieder hochzuwerfen und erneut auf die Erde rieseln zu lassen. Lily gestand sich selbst ein, dass sie noch immer ein Kind war. Aber diese Leichtigkeit des Schnees ließ sie so vieles Vergessen – ließ die Welt ein friedlicher Ort sein. Hogwarts war vielleicht zur Zeit der einzige friedliche Ort – mal abgesehen von den Streitereien unter den Häusern und den üblichen Kinderscherzen. Obwohl sie bereits im siebten Schuljahr war, würde Hogwarts dieses Jahr zum aller ersten Mal der Ort sein, an dem sie Weihnachten feiern würde. Weil sie kein zuhause mehr hatte. Eine Träne verließ Lilys Augen. Es tat noch immer weh. Warum mussten es ihre Eltern sein? Warum mussten ihre Eltern an diesem Tag an diesem Ort sein? Warum? Warum? Die einzige Antwort auf diese ganzen Warums war, dass es schwierige Zeiten waren, dass Lord Voldemort ein barbarischer Mistkerl war, der keine Rücksicht auf andere Menschen nahm. Der ihre Eltern für schlecht hielt, weil sie keine Zauberer waren, weil sie keine Kunststücke mit einem Zauberstab hervorbringen konnte. Dabei hatte er sie doch nie kennen gelernt. Hatte nie erfahren, wie wunderbar das Lachen ihrer Mutter geklungen hatte, wie geschickt ihr Vater alles im Haushalt auch ohne Magie renoviert hatte, wie wunderbar die beiden als Eltern waren. Lily ballte ihre Hände zu Fäusten. Am liebsten hätte sie irgendjemand zusammengeschlagen. Aber sie war eine zivilisierte Hexe, die ihre Emotionen im Griff hatte. Ein Schneeball traf sie im Rücken und Lily zog scharf die Luft ein. Es war kalt. Doch nicht so kalt wie ihr Blick, den sie dem Übeltäter zuwarf , als sie sich umdrehte – James Potter. Er war einfach ein Quälgeist. Aber ein Süßer, musste sie zugeben. Sie brauchte nicht lange zu überlegen. Schnell formte sie einen Schneeball und feuerte ihn in Richtung des Gryffindors, der total erstaunt wie erstarrt stehen blieb und den Schneeball im Gesicht abbekam. „Evans?“, fragte er geschockt. Lily nahm erneut den Schnee in ihre Hand und ging auf ihren Mitschüler zu. „Was ist los, Potter?“, stellte sie die Gegenfrage. „Gehst du mit mir aus?“ Innerlich jubelte Lily auf, doch nach Außen tat sie genervt. Er konnte es einfach nicht lassen. Immer wieder fragte er sie nach einem Date. Immer wieder erhielt er von ihr eine Abfuhr. Warum? Lily hatte Angst. Angst davor, dass es für ihn nur ein Spiel war. Eine weitere Eroberung – seine letzte Hürde. Ja, Lily wusste, dass viele ihrer Mitschülerinnen sie beneidetet, hassten und einfach nicht verstanden. Lily Evans, eine normale Muggelgeborene, war die Herzdame von James Potter, dem beliebtesten Jungen in Hogwarts – der Traummann. Eigentlich sollte Lily glücklich sein, doch konnte sie es einfach nicht glauben. Vielleicht war er auch nur so hinter ihr her, weil sie die einzige war, die ihm Parole bot. Die nicht in Ohnmacht viel, wenn er mit ihr sprach. Vielleicht war es für ihn nur ein Spaß. Ein Spaß, der sie aber sehr verletzten konnte, da sie ihn wirklich liebte. Auch wenn sie immer so tat, dass er ihr auf die Nerven ging, so erlebte sie bei jeder Frage ein erneutes Hochgefühl. Denn sie liebte ihn seit ihr verrücktes kleines Herz erkannt hatte, dass Jungs nicht einfach nur Freunde sein konnte, sondern der Prinz auf dem weißen Pferd. Doch jetzt brauchte ihr Prinz erst einmal eine kalte Abreibung. Mit einem Lächeln schmierte Lily ihm die Handvoll Schnee ins Gesicht. „Nein, Potter. Wann verstehst du es endlich und hörst auf?“ „Wenn du endlich ja sagst.“ Lily schüttelte den Kopf. „Warum? Warum willst du unbedingt mit mir ausgehen?“ „Weil ich dich liebe.“ Lily hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser Antwort. Geschockt sah sie ihn an. Die Kälte an ihren Fingern war die Arme hinauf gekrochen. Ihr Herz pochte wie verrückt in ihrer Brust. Sie konnte nicht sagen, was sie empfand. Sie stand einfach nur da. „Lily, ich will dich nicht verletzten. Und auch wenn du es vielleicht denken magst, ich möchte auch nicht mit dir spielen. Dafür bist du mir zu wichtig. Ich möchte dir gerne zeigen, wie sehr ich dich liebe. Möchte dir beweisen, dass es sich lohnt, mir zu vertrauen.“ James sah ihr bei seinen Worten in die Augen. Er blinzelte nicht einmal. Lily hatte einmal gelernt, dass Menschen, die einem bei jedem Wort in die Augen blicken konnten, die Wahrheit sagten. Wenn man diesen Worten glauben konnte, dann war James Potter wirklich ihr Prinz in schimmernder Rüstung auf dem weißen Pferd. Der sie liebte und nicht nur benutzte. Ein Mensch, dem man vertrauen konnte in einer Zeit, in der es so schwer war, anderen Menschen zu vertrauen. „Wo würdest du mich den hinbringen, wenn ich ja sagen würde?“, fragte Lily leise und eher stockend. Es fiel ihr so schwer, zu vertrauen. Auch James schien wie sie noch erstaunt zu sein. Über ihre Worte und ihre Bedeutung. Jedoch wäre er nicht James Potter, wenn er sich nicht schnell von seinem Schock erholen würde. „An einen Ort, wo nur wir beiden sind. Ein Ort, der sich ganz unseren Wünschen anpasst. Wo wir beiden uns näher kennen und vertrauen lernen.“ Auch James Worte waren leise gesagt. Lily vermutete zwar, dass Sirius – sein bester Freund, ja fast schon Zwillingsbruder – trotzdem wusste, was sein Freund gesagt hatte, aber es war ihr egal. Sie wollte endlich wieder vertrauen. Wollte positiv in die Zukunft blicken. Wollte eine Zukunft haben. „Einverstanden. Dann sehen wir uns morgen Nachmittag um drei Uhr im Raum der Wünsche. Ich freu mich.“, lächelte sie und lief zurück ins Schloss. Kurz vor der großen Eingangstür drehte sie sich noch einmal um und blickte direkt zu James, der ihr noch immer hinterher blickte und dabei sah er aus, als würde er es noch immer nicht glauben. Es freute Lily, dass sie ihn so überrascht hatte. Denn für sie war es eine genauso große Überraschung. Als sie in die Eingangshalle trat, nahm Lily sich eins vor. Sie wollte James weiter überraschen und sich selbst überraschen lassen von ihm. Denn obwohl Lord Voldemort außerhalb dieser Schlossmauern für schlimme Überraschungen sorgte, so wusste sie zu hundert Prozent, dass James Potter sie immer wieder positiv überraschen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)