Flügel der Liebe von Mo-mo (Levi x Petra) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Die Sonne stand schon so hoch, dass man sie leicht über der Mauer sehen konnte. Sie hatte noch das orangene Leuchten einer Morgensonne und löste langsam die Müdigkeit der Soldaten, die sich auf den Weg zu ihrer heutigen Mission machten. Der Sieg über den weiblichen Titan. Warum es ausgerechnet so früh sein musste wusste keiner. Man merkte an der Stimmung von allen auf jeden Fall, dass es eine schlechte Idee war den ruhigen Morgen durch diese Mission zu unterbrechen. Petra ging an einer Reihe salutierenden Soldaten vorbei und war ziemlich genervt von ihrer Einstellung. Sie waren Soldaten und keine verschlafenden Schlafmützen. „Jetzt zeigt etwas mehr Motivation! Wir gehen auf eine wichtige Mission außerhalb der Mauern. Wie ihr alle wisst ist das kein Kaffeekränzchen. Also strengt euch etwas an!“. Sie war richtig wütend. Dies war eine Idee von Levi und sie fand, dass es eine sehr gute war. Alles was Levi befahl führte sie ohne zu zögern aus, denn sie vertraute ihm zu 100%. Genau weil er diese Idee hatte und auch die Mission anführte, wollte sie dass die anderen etwas mehr Respekt zeigten. „Sei still. Du bist doch nicht Corporal Levi, oder etwa doch?“. Derjenige der dies sagte und auch noch ein paar seiner Kameraden fingen an zu lachen. Sie machten sich darüber lustig, dass sie immer so zu Levi hielt. Wahrscheinlich dachten sie, sie wäre in ihn verliebt oder so… was natürlich nicht stimmte. Sie respektierte ihn nur. Das war alles. „Das war ja auch kein Befehl. Es war nur die Wahrheit“, hörte man plötzlich eine Stimme hinter Petra. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie die Stimme erkannte. Natürlich war es Levi. Niemand sonst hatte so eine ruhige Stimme wie er. „Heichou!“, rief sie überrascht, war gleichzeitig aber auch froh darüber, dass er gekommen war. Levi verschränkte seine Arme und sah mit seinem üblichen Gesichtsausdruck auf die Reihe Soldaten, die endlich anfingen ernst zu salutieren. Sie konnte einfach nicht anders als ihn zu bewundern. Er zeigte niemals Angst oder Schwäche, weshalb er ja auch der stärkste Soldat genannt wurde. Sie konnte ein erleichterndes Lächeln nicht unterdrücken. Heute würde sie wieder mit Levi auf Mission gehen können und sie hatte überhaupt keine Angst, da sie zu denen gewählt wurde, die immer hinter Levi bleiben sollten. Am meisten freute sie sich darüber, dass Levi derjenige gewesen war, der gewählt hatte. Plötzlich erschrak sie von ihren eigenen Gedanken und wurde etwas rot. Nein, sie war nicht in ihn verliebt. Ganz bestimmt nicht! Sich selbst zu überreden versuchend, biss sie sich auf die Unterlippe. Das half ihr, wieder klarer denken zu können. Sie durfte jetzt nicht so nachlassen wie die anderen Soldaten. „Die Mission beginnt in ein paar Minuten. Geht auf eure Position und bereitet euch auf eure Aufgabe vor. Jede einzelne Aufgabe ist wichtig, denn wenn nur eine nicht richtig ausgeführt wird, werden mehr sterben als geplant ist.“ Das klang ziemlich hart, fand selbst Petra. Aus Levis Mund klang es noch härter als es eigentlich war, denn jeder wusste, dass dies leider stimmte. Keine Mission außerhalb der Mauern hatte jemals ohne einen einzigen Tod funktioniert. Erst Recht nicht, wenn es sich um eine Mission handelte wie diese hier. Sie hatten vor den weiblichen Titan in den Wald zu locken und ihm dort eine Falle zu stellen. Natürlich klang dies nicht gerade sehr sicher. Aber Levis Idee dazu war sehr gut und sie würden es dieses Mal schaffen ihn zu besiegen. Trotzdem… Der Gedanke daran, dass heute wieder ein paar ihrer Kameraden sterben würden, machte sie etwas nervös. Sie hatte schon so viele Freunde verloren und heute würden es noch mehr werden. Sie schüttelte den Kopf um auf andere Gedanken zu kommen. Heute war Levi ihr Anführer und es würde besser verlaufen als sonst. Da war sie sich ganz sicher. „Petra“, ertönte Levis Stimme neben ihr. Erschrocken wandte sie sich zu der Stimme und salutierte sofort. Sie erschrak noch mehr als sie sah, dass jemand neben ihm stand. Und es war nicht irgendjemand, es war Eren. Sie mochte ihn schon sehr. Er war nett und man konnte ihm vertrauen, aber… zurzeit war Levi viel bei ihm, da sie mehr über seine Verwandlung in einen Titan herausfinden wollten. Es schien so, dass Levi nicht ungerne bei ihm war… also, sie vertrugen sich gut. Petra schlug sich innerlich selbst, denn ihre Gedanken klangen falsch und waren auch falsch. „Du, Eren und Armin werden hinter mir bleiben. Ihr sollt nach Titanen Ausschau halten und mir Bescheid geben, wenn ihr welche seht. Und nicht sofort angreifen, ich entscheide dann durch die Situation wie wir vorgehen, klar?“, sagte er mit einem ernsten Blick zu Eren, der leicht verärgert zur Seite schaute. Wahrscheinlich weil Petra nicht antwortete, oder rein gar nichts sagte, sah Levi sie verwundert an. „Wenn du dich fragst wo Armin ist, er sollte noch bei einer Besprechung vor der Mission dabei sein. Da die meisten sowieso noch nicht bereit sind, habe ich ihn gehen lassen.“ „Das ist es nicht“, war von ihr nur schwer zu hören, da sie ziemlich leise sprach. „Es ist alles in Ordnung. Ich muss mich nur selbst innerlich noch etwas vorbereiten.“ Ihre Stimme war nun etwas deutlicher, trotzdem senkte sie noch den Kopf. Warum fühlte sich ihr Herz auf einmal so schwer an? Levi und Eren sind beide männlich und ganz bestimmt nicht… „Petra“. Ihr Herz schien fast zu explodieren, als sie Levis Stimme nah an ihrem Ohr hörte. Sie löste ihren auf den Boden fixierten Blick und sah direkt in Levis Gesicht. Er hatte seine Hand auf ihre Schulter gelegt und sah sie… irgendwie unbeschreiblich an. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Es war eine Mischung aus Verständnis und Mitleid, und trotzdem behielt er noch seinen üblichen Gesichtsausdruck. „Du solltest dir nicht zu viele Gedanken machen. Wenn du nicht mehr klar denken kannst, ist die Mission schon gescheitert.“ Hatte er das gerade echt gesagt? Petra stand mit vor Schock geöffnetem Mund da und starrte Levi in die Augen. Bestimmt hatte sie nur ein Tagtraum oder so, denn er würde so etwas niemals sagen. Er nahm die Hand von ihrer Schulter und wandte sich ab. „Du bist im Gegensatz zu den anderen schließlich die einzige in der noch ein richtiger Soldat steckt.“ Er gab Eren ein Zeichen ihm zu folgen. Bevor er hinter der Menschenmenge von Soldaten verschwand, sah er noch einmal über seine Schulter zu ihr und sagte irgendetwas, nur war es durch das laute Gerede von Soldaten nicht mehr zu hören. Petra stand stocksteif da und war immer noch total geschockt von dem, was Levi ihr gerade gesagt hatte. Sie war eine Soldatin… die einzig richtige Soldatin. Plötzlich spürte sie, wie sie anfing zu lächeln. So glücklich wie gerade hatte sie sich noch nie in ihrem Leben gefühlt. Petra ging zwischen all den Leuten der Aufklärungslegion umher und suchte Armin. Er sollte eigentlich schon zurück sein, weshalb sie beauftragt wurde ihn zu suchen. Es war schwierig nicht von ihrer Aufgabe abzukommen, denn innerlich suchte sie eigentlich eher nach Levi. Sie wollte vorher, noch bevor die Mission losging, schon bei ihm sein. Wo könnte Armin sein? Die Besprechung war doch schon lange wieder vorbei. Irgendwann, nach 10 Minuten gründlichem Suchen durch die ganze Menschenmenge, gab sie auf und kam plötzlich auf die Idee in seinem Zimmer nachzusehen. Es war eigentlich sehr unwahrscheinlich, dass er dahin zurückgegangen wäre, aber gleichzeitig konnte sie dann auch im Gebäude weiter nach ihm suchen. Endlich fand sie etwas Ruhe. Hier in der Umgebung waren keine Soldaten mehr und man hörte nur noch die ruhigen Stimmen der Bewohner, die sie etwas ängstlich ansahen. Jeder wusste natürlich davon, wenn die Aufklärungslegion wieder auf eine Mission außerhalb der Mauern ging und vielleicht mit weniger als der Hälfte zurückkam. Petra wollte sie mit einem Lächeln beruhigen, doch brachte keins über die Lippen, als sie Kinder in einer Gasse neben sich weinen hörte. Das Leben hier hinter den Mauern war echt die Hölle, vor allem für Kinder. Sie musste einmal tief durchatmen, um wieder an ihr eigentliches Ziel zu denken. Armin. Als sie die nächste Gasse erreichte, bog sie ab und kam dem Gebäude der Aufklärungslegion schon sehr nah. Mehr als die Hälfte war hinter den anderen Häusern schon zu sehen. Sie hatte einen ziemlichen Umweg genommen, doch das war beabsichtigt. Eigentlich wollte sie noch etwas nachdenken, doch die Kinder hatten sie davon abgehalten. „Armin..“ Erschrocken blieb sie stehen, als sie eine Stimme aus der Gasse vor ihr hörte. Sie konnte nicht ganz erkennen welche es war, doch eindeutig erkannte man, dass es eine weibliche war. „Du solltest nicht mit auf die Mission gehen, ich mein das ernst.“ „Aber Annie, Levi hat mir befohlen mitzukommen. Selbst wenn ich nicht wollte, ich muss.“ Annie? Was machte sie bei Armin? Da sie nicht entdeckt werden wollte, schlich Petra an der Wand entlang näher zur Gasse, um besser zu verstehen was sie sagten. „Du wirst zu hundert Prozent sterben. Diese Idee von Levi war echt bescheuert. Wenn du schlau bist, bleib hier!“ „Dann bin ich jetzt mal schlau und werde mitgehen! Zu wissen, dass man sterben könnte und trotzdem weiterzukämpfen, genau das macht doch einen Soldaten aus! Außerdem ist die Idee nicht bescheuert. Selbst Erwin hat sie für eine Gute gehalten und ihm erlaubt sie anzuführen.“ Armins Wut war schon aus seiner Stimme zu hören. Man spürte, dass er sofort los wollte. „Ich bin sowieso schon viel zu spät. Jetzt lass mich gehen!“ „Nein.“ Annies Stimme klang aggressiv, hatte aber trotzdem noch etwas Ruhiges in sich. „Du wirst nicht gehen, davon werde ich dich aufhalten.“ Ein leichtes unterdrückendes Atmen war von Armin zu hören. Wurde er von Annie erwürgt? Petra ballte ihre Hände zu Fäusten und biss sich fest auf die Zähne. „Jetzt hör auf!“, schrie sie plötzlich, als sie merkte dass Armins Atem immer schwerer wurde. „Du bringst ihn noch um!“ Sie kam aus ihrem Versteck und blickte wütend auf Annie, die Armin fest am Hals hielt und sie erschrocken ansah. Plötzlich ließ sie los und kam mit geballten Fäusten auf sie zugelaufen. „Annie nicht!“, brüllte Armin und rannte los um sie aufzuhalten. Annie war unglaublich schnell. Schon nach nur 2 Sekunden stand sie vor Petra und holte aus um zuzuschlagen. Diese kniff die Augen zu, da sie wusste dass sie nicht mehr ausweichen konnte. Sie hörte nur ein lautes Krachen, weshalb sie die Augen sofort wieder öffnete. Armin hatte sich auf Annie geschmissen und hielt sie am Boden fest. „Hör auf! Hör einfach auf damit! Ich werde gehen, Petra hat bestimmt schon nach mir gesucht. Jetzt lass mich!“. Es war schon etwas ungewohnt Armin so schreien zu hören, normalerweise ist auch er eher der ruhige Typ. Er sprang auf, rannte los, packte Petras Hand und zerrte sie hinter sich mit. „Lass uns verschwinden, schnell!“ flüsterte er ihr zu und drückte ihre Hand fester. Bevor sie hinter einer anderen Gasse verschwanden, sah sie noch einmal zu Annie und erkannte, dass sie ganz ruhig da stand und einfach nur mit gesenktem Kopf auf den Boden starrte. Was hatte das eben alles zu bedeuten? Das ging viel zu schnell! „T…Tut mir Leid wegen gerade eben und auch, d…dass ich zu spät komme…“, entschuldigte sich Armin, als sie zur Versammlungsstelle vor der Mauer zurückkamen. Sie waren den ganzen Weg gerannt, weshalb sie jetzt vollkommen außer Atem waren. „D…Du musst dich nicht entschuldigen. Du wolltest ja immerhin gehen, nur A…Annie hat dich aufgehalten“, keuchte Petra und lächelte ihn an. „A…Aber warum?“. Ihr Lächeln verschwand sofort wieder und Armin zog unwissend die Schultern hoch. „Ich hab keine Ahnung“. Langsam wieder zu Atem kommend, sah Petra sich um und suchte Levi. Die ganze Zeit, als sie zurückgelaufen waren, hatte sie nur eins im Kopf: Levi. Sie waren viel zu spät und wenn die Mission schon angefangen hatte, dann war Levi sehr wahrscheinlich schon außerhalb der Mauern. Es beruhigte sie etwas, dass noch sehr viele Soldaten auf dem Versammlungsplatz standen und es nicht so aussah, als ob sie angefangen hatten. „Da seid ihr ja endlich, Levi wartet auf euch! Jetzt kommt und trödelt nicht. Wir hätten alle ganze zwei Stunden länger schlafen können!“, hörten sie eine Stimme von hinten. Als Petra sich umdrehte um herauszufinden wer sie gerade angeschrien hatte, zuckte sie erschrocken zusammen. Es war Jean. Irgendwie hatte sie das gar nicht erwartet. „Was guckt ihr mich jetzt so an? Kommt schon“. Mit einem Blick zu Armin stellte Petra fest, dass auch er geschockt zu Jean sah. Er musste einen echt schrecklichen Morgen gehabt haben, wenn er jetzt schon so schlecht drauf war. Um nicht von Jean erschlagen zu werden nickten sie sofort und folgten ihm. Wenigstens wusste er wo Levi war und das bedeutete, dass sie wirklich noch nicht angefangen hatten. Petra stöhnte vor Erleichterung und versuchte sich zu beruhigen, denn ihr Herz raste wie verrückt. Er hatte auf sie gewartet? Zufrieden grinste Petra vor sich hin. Sie hatte recht gehabt, Levi war nicht so fies wie alle es sagten. Genau vor der Mauer, wo sich alle auch schon versammelt hatten, stand Levi… mit Eren… auf seiner Position und wartete. Er sah ziemlich genervt aus und starrte in die Ferne. Jean ging ganz schön schnell, was wieder zeigte wie wütend er war. Wahrscheinlich wollte er es einfach nur hinter sich bringen, doch als er Eren neben Levi sah blieb er stehen und wandte sich zu uns. „Seht ihr. Da ihr nicht pünktlich gewesen seid ist Levi jetzt schlecht drauf. Ich misch mich da nicht ein, das müsst ihr selbst regeln.“ Damit ging, oder eher rannte er zurück in Richtung seiner Position. Wieso redete er jetzt über Levi? Petra erkannte sofort, dass Jean nur nicht zu Eren wollte und sie heute Morgen wohl wieder gestritten hatten, weshalb er so schlecht drauf war. Mit einem Lächeln im Gesicht stöhnte Petra. Die beiden waren echt nicht einfach. „Wir sollten uns beeilen. Jean hat Recht, wegen uns musste die Mission um zwei Stunden verschoben werden. Komm schnell.“ Armin schnappte Petras Hand, wodurch sie aus ihren Gedanken gerissen wurde. Sie hielt die Luft an und bemerkte wie ihr Herz wieder anfing zu rasen, als sie direkt vor Levi anhielten. „Es tut uns Leid für die Verspätung. Petra hat dabei aber keine Schuld. Ich… bin nur zu spät und sie hat mich nicht gefunden!“, rief Armin und salutierte sofort. Nach ungefähr drei Sekunden bemerkte Petra dass sie, statt zu salutieren, nur in Levis Augen starrte. Dieser hatte das ganz bestimmt bemerkt, denn er sah sie etwas verwundert an. Ihr Gesicht färbte sich komplett rot als sie das Salutieren nachholte und biss sich auf die Zähne um nicht bemerken zu lassen, wie sehr sie gerade zitterte. „Wo bist du gewesen?“, wandte er sich dann aber zu Armin. „In der Nähe des Gebäudes der Aufklärungslegion.“ Levi sah ihn fragend an. „Warum warst du dort?“. Armin zögerte und ein Schweißtropfen lief ihm das Gesicht herunter. Er wollte Annie wohl nicht ansprechen. „Egal. Vergiss es, wir müssen anfangen“, sagte Levi und griff nach den Zügeln eines Pferdes neben ihm. Mit einem Blick zu Eren zeigte er ihm, dass er herkommen sollte. Stopp, Eren war die ganze Zeit hier gewesen? Petra hatte das gar nicht bemerkt. Sie wurde etwas nervös und sah ihn an. Dieser verhielt sich aber ganz normal und schien nichts bemerkt zu haben. Erleichtert wischte sich Petra den Schweiß von der Stirn. Sie machte sich schon echt komische Gedanken. „Armin, du wirst links, Eren rechts und Petra direkt hinter mir sein. Verstanden?“, befahl Levi und stieg auf sein Pferd. Alle nickten einverstanden und stiegen ebenfalls auf ihre Pferde. Vor der Mauer angekommen hob Levi die Hand. „Öffnen!“, schrie der Soldat neben ihm und der einzige Ein- und Ausgang der Mauer öffnete sich. „Schneller! Drei unnormale Titanen von Links!!“. Direkt nachdem sich die Aufklärungslegion vollständig außerhalb der Mauer versammelt hatte, brach schon das reinste Chaos aus. Titanen über Titanen, die es wohl gar nicht mehr erwarten konnten in den Nacken geschnitten zu werden. „Wir haben einen schlechten Tag erwischt. Leute passt auf, da kommen noch mehr!“. Überall waren die entsetzenden Schreie und das herumkommandierende Befehlen zu hören. Selbst Armin, Eren und Petra mussten einsetzen und waren schon blutüberströmt. Außer Atem ritten sie Levi hinterher, der bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Wort gesagt hatte und nur in Richtung Ziel ritt. Die meisten Titanen die von vorne kamen, wurden von ihm mit Leichtigkeit besiegt. Obwohl er gegen so viele gekämpft hatte, war er kein Stück außer Atem. „Er ist der Wahnsinn“, musste Petra erleichtert sagen und zuckte zusammen als sie bemerkte, dass sie das laut gesagt hatte. „Was?!“, rief Armin von Links und Petra schüttelte nur kräftig den Kopf. „Nichts!“. „Da hinten ist der Wald! Schnell, auf die Bäume!“, brüllte ein Soldat hinter Petra und sie wunderte sich über seinen Befehl. Levi ist doch derjenige der diese Mission anführte. „Was soll das? Bist du hier etwa der Anführer?!“, rief sie obwohl sie wusste, dass er Recht hatte. Das war der Wald, in dem sie die Falle vorbereiten wollten. „Heichou!!“, schrie sie entsetzt. Warum sagte er nichts? Levi zeigte keine Reaktion. Nur dass er anfing in Richtung Wald zu reiten. Wütend blickte er nach hinten. „Sei still Chris, das hatte ich vor.“ Petra sah nach hinten und streckte die Zunge heraus. Wieder mal hatte sie recht gehabt. Der Soldat, Levi nannte ihn Chris, ballte seine Hände zu Fäusten und sah so aus, als wollte er sie gleich umbringen. „Wenn dich ein Titan frisst wäre ich echt froh, du Besserwisserin die in Levi verknallt ist!“, brüllte er und streckte nun auch die Zunge raus. „Pah, wirst schon sehen!“, konterte Petra und wandte sich von ihm ab. Mit dem wollte sie jetzt gerade echt nichts zu tun haben. Stolz ritt sie Levi hinterher. Endlich konnte sie beweisen, dass er hier der Anführer war und auch ein sehr Guter. Da er das Tempo beschleunigte, war es schwierig mit ihm Schritt zu halten. Sein Pferd konnte echt schnell sein und gehorchte ihm wie ein Diener. Petras Pferd war auch eines der Besten, sagte sie zumindest, denn es ist eins von Levis Pferden. Zum ersten Mal schaute er über seine Schulter zurück und gab einen Befehl. „Reiht euch hinter mich ein. Der Pfad ist eng.“ Er sagte das so ruhig, dass Petra auch etwas ruhiger wurde. Plötzlich schoss ihr ein Satz, den Levi erst vor kurzem zu ihr gesagt hatte, in den Kopf: „Du solltest dir nicht zu viele Gedanken machen. Wenn du nicht mehr klar denken kannst, ist die Mission schon gescheitert.“ Ihr Herz schien stehen zu bleiben und sie atmete einmal tief durch. „Ich muss ruhig bleiben. Für Levi“, flüsterte sie in sich selbst hinein. Nach nur ungefähr einer Minute ziellosem Geradeausreiten hielt Levi in einer großen Lichtung des Waldes an. Hier war genug Platz für alle, um sich zu versammeln und die Falle vorzubereiten. Total außer Atem stiegen die Soldaten von ihren Pferden und suchten Schutz auf den Bäumen. „Hier ist zu wenig Platz für alle, wir sollten sowieso noch ein paar Soldaten am Anfang des Waldes Ausschau nach Titanen halten lassen. Sonst…“ „Das ist schon erledigt. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du still sein sollst?“. Chris verhielt sich mal wieder wie der Anführer und gab Levi an was er befehlen sollte. Vor Wut stieg auch Petra von ihrem Pferd, kam auf Chris zu und schlug ihm so kräftig ins Gesicht, dass er auf den Boden fiel und leicht anfing zu bluten. Geschockt machte Petra einen Schritt zurück. Hatte sie ihn gerade wirklich geschlagen? „Was sollte das denn?“, fragte er und krümmte sich vor Schmerz. Petra zögerte kurz, doch dann schrie sie ihn an: „Das kommt davon wenn man sich als einer ausgibt der man nicht ist. Hör auf zu denken du wärst hier der Beste, denn das bist du ganz eindeutig nicht! Sei froh in die vorderen Reihen gewählt worden zu sein. Dort ist nämlich der sicherste Platz überhaupt, weil Levi vor uns ist und die Titanen abwehrt! ...Idiot.“ Chris grinste plötzlich und fing an zu lachen. „Man, es ist ja schon fast nicht mehr auszuhalten wie verknallt…“, er stoppte. Oder besser wurde gestoppt. Levi zog ihn am Kragen hoch und konnte ihn damit dazu bringen nicht mehr zu lachen. „Hast du’s immer noch nicht verstanden? Deine Position ist Kadett in der Aufklärungslegion und nichts anderes. Ich habe schon vor der Mission gesagt, dass wir in diesen Wald gehen. Du hast sehr wahrscheinlich nicht zugehört.“ Damit ließ Levi ihn los, starrte ihn aber weiterhin böse an. „Außerdem solltest du auch auf das hören was andere sagen, denn sie haben meistens mehr Recht als du.“ Chris verzog nur vor Schmerz das Gesicht und sagte nichts mehr. Er traute sich noch nicht einmal mehr Levi anzusehen. „Angsthase“, rutschte Petra heraus und sie wär am liebsten sofort weggerannt, denn Levis Blick wechselte von Chris zu ihr. Doch… sein Blick zeigte das komplette Gegenteil von Wut. Es hatte sich… naja, wieder zum Normalen verändert. Petras Herz machte einen Sprung, als er auf sie zukam. „Dein Platz ist hinten. Ungefähr da wo Eren steht“, deutete er mit einem Blick zu diesem. Petra nickte und setzte an, um mit dem Manöver Gear auf ihre Position zu springen. „Bevor du gehst, nimm das hier.“ Verwundert sah sie zu Levi, der ihr seine Hand hinhielt. Auf ihr lag etwas, das aussah wie eine Kette. Eine Kette mit zwei Flügeln als Muster. Warum gab er ihr diese? „Beeil dich. Wir müssen weitermachen“, war das letzte was er sagte, bevor er davon sprang und ein paar Soldaten seine Befehle gab. Petra konnte sich zuerst gar nicht mehr bewegen. Lange musste sie auf die Kette starren und wurde von der Frage „Warum“ überwältigt. „Petra, komm her! Da unten ist es gefährlich!“, riss Erens Stimme sie aus ihren Gedanken und ließ sie wieder in die Realität zurückkommen. Sie musste sich konzentrieren. Das hatte Levi auch von ihr gewollt. „Tut mir leid, ich komme schon!“ „Sag mal, weißt du vielleicht wo Armin steckt?“, fragte Eren sie, als sie auf dem Baum neben ihm landete. „Was? Ist er etwa schon wieder verschwunden?“, gab sie als Antwort und Eren nickte mit einem leichten Zeichen von Sorge im Gesicht. Das war eindeutig nicht mehr normal. „Was macht Armin nur die ganze Zeit?“. Ein Schock ging ihr durch den ganzen Körper, als Annies Worte ihr in den Kopf kamen. „Du wirst nicht gehen, davon werde ich dich aufhalten.“ Für eine kurze Zeit konnte sie nicht mehr Einatmen und Eren fragte sie besorgt, ob alles in Ordnung war. So richtig realisieren konnte sie Erens Stimme nicht. Der Gedanke daran, dass Annie Armin irgendwas antat war gerade zu stark. „Wir müssen ihn finden… Heichou“, murmelte sie vor sich hin und suchte verzweifelt nach Levi. Er war doch gerade erst gegangen. Wo könnte er so schnell hingegangen sein? Irgendetwas wollte sie tun und sie brauchte ihn als Hilfe. „Hey Petra, was ist los?“ Sie ignorierte Erens Frage vollkommen und sprang davon, als sie Levi in der Ferne wahrnehmen konnte. „Hey!“ „Heichou! Heichou!“, schrie sie so laut, dass sich alle Soldaten, die sich in der Nähe aufhielten, verwundert zu ihr umdrehten. Auch Levi unterbrach das, was er gerade machen wollte und sah sie an. „Heichou, Armin… Armin ist wieder verschwunden“, sagte sie außer Atem und Besorgnis war das Einzige, was man ihr gerade ansehen konnte. Levi sah sie entsetzt an. Fast als würde er sich wundern, warum sie sich so große Sorgen um Armin machte. „Warum…“, fragte er dann sogar, brach aber ab. „Wo ist er zuletzt gewesen?“, wandte er sich stattdessen zu einem Soldat hinter sich. „Er war doch vorne neben Petra und Eren. Ich hab gesehen wie ihr euch getrennt habt, als wir in den Wald ritten, aber ich hab nicht so auf Armin geachtet. Ich dachte er wäre hinter dir gewesen?“, fragte er Petra, die aber unwissend den Kopf schüttelte. „Ich war direkt hinter Levi und hab nicht gesehen wer hinter mir ritt, aber ich denke es war Eren.“ „Es war Eren“, ergänzte Levi und sah sich um. Petra tat es ihm nach. Irgendwo musste er doch sein. Der Boden bebte und ein lautes schweres Stampfen war aus der Ferne zu hören. „Der Titan! D…Der weibliche Titan!!“, kamen entsetzte Rufe aus der vorderen Reihe am Waldrand. Wieder einmal breitete sich das ängstliche Schreien unter den Soldaten aus und jeder versuchte irgendwie zu fliehen. Petra war fast am Verzweifeln. Das sollten Soldaten sein? „Jetzt reißt euch doch mal zusammen!“, brüllte sie, obwohl sie selbst am ganzen Körper zitterte. Sie hatte auch unglaubliche Angst und wollte noch nicht sterben. Aber zu wissen, dass es passieren könnte und trotzdem weiterzukämpfen. Genau das hieß es doch ein Soldat zu sein. Und deswegen kämpfte sie… an Levis Seite. Er war doch hier. Warum hatten alle Angst? Sie versuchte sich selbst Mut zu machen, indem sie an Levi dachte. Von ihrer Position aus, am Ende der Lichtung, konnte sie ihn sehr gut sehen und hatte schon die ganze Zeit über nirgendwo anders mehr hinsehen können. Er hatte ihr versprochen nebenbei nach Armin zu suchen, doch mussten sie jetzt die Mission weiter führen. „Petra, mach dich bereit“, hörte sie Eren neben sich sagen. Er sah so aus als könnte er es kaum erwarten endlich dem weiblichen Titan entgegen zu springen und ihn zu töten. Petra bewunderte ihn dafür, weshalb sie ihre Hände fester an ihre Schwerter drückte und auf Levis Befehl wartete. Die anderen hatten auch endlich aufgehört und standen nun regungslos auf ihren Positionen. Alle warteten… Spannung lag in der Luft und alles war totenstill. Levi war der einzige der sich bewegte und alle starrten auf ihn. Sein Befehl loszuspringen und den weiblichen Titan gleichzeitig anzugreifen. Das war eine sehr gute Idee, denn nur die schnellsten unter den Soldaten durften vorne stehen und starteten den Angriff. Er hätte keine Chance auszuweichen und seine Körperteile einzufrieren. Konzentration… Es war kaum auszuhalten so eine Anspannung lag in der Luft. Petra erschrak, als Levi die Hand hob. Das war das Zeichen. Das Zeichen auf das alle gewartet hatten. „Jeeetzt!“, schrie die Menge und genau dann, als alle lossprangen, tauchte der weibliche Titan aus dem Schatten des Waldes auf und rannte mit einer unglaublichen Geschwindigkeit in die Lichtung hinein. Petra, die zur zweiten Reihe gehörte, sah zu wie die Menschenmenge mit Wut und Hass auf ihn zu preschte. Es waren so viele, dass man den Riesen schon fast nicht mehr sehen konnte. Petra kniff für kurze Zeit die Augen zusammen um zu beten, dass alles gut verlaufen würde. Ihre Aufgabe, und die noch ein paar anderer Soldaten, war es, die Situation im Auge zu behalten und Levi bekannt zu geben, wenn etwas nicht stimmte. Levi begründete dies damit, dass sie erst eingreifen sollten, wenn es fast nach einer Niederlage aussah. Sie hatten anscheinend die beste Kondition als Soldat und würden vielleicht doch noch einen Sieg herführen können. Meinte er wirklich, dass auch sie zu diesen gehörte? Eren verstand sie ja. Er war stark und wenn es um Mut ging, gehörte er zu den obersten Reihen. Aber sie? „Du bist im Gegensatz zu den anderen schließlich die einzige in der noch ein richtiger Soldat steckt.“ Er meinte es ernst. Petra lächelte und war fast schon zu glücklich für die Situation in der sie sich gerade befanden. Petra befahl sich selbst nicht nur an Levi zu denken, sondern sich zu konzentrieren. Immerhin hatte er vertrauen in sie und sie wollte ihm zeigen, wie dankbar sie ihm dafür war. Erstaunlicherweise verlief alles gut. Zumindest sah es so aus, denn noch kein einziger hatte sein Leben beenden müssen. In dem Gewirr aus Menschen konnte sie plötzlich Jean erkennen, der statt zu kämpfen eher seinen Kameraden half und Connie gerade zur Seite stand. Seine schlechte Laune hatte sich wohl gelegt und er war wieder ganz der alte freundliche Jean, so wie sie ihn kannte. Direkt daneben konnte sie Mikasa mit all ihrer Kraft kämpfen sehen. Es war unglaublich was für eine sie besaß und mit welcher Leichtigkeit sie dabei half den Sieg immer weiter nach vorne zu bringen. So viele Soldaten die ihr etwas bedeuteten und die sie nicht verlieren wollte, kämpften um das Leben aller Menschen. „Bitte sterbt nicht“, flüsterte sie vor sich hin und eine leichte Berührung auf ihrer Schulter ließ sie zusammenzucken. Eren hatte seine Schwerter zurückgezogen und sah deutlich beruhigter aus als vorher. „Levi hat sich wohl echt die Besten rausgesucht. Mach dir keine Sorgen. Sie schaffen das schon.“ Petra wunderte sich etwas, dass ausgerechnet er das sagte. Sonst war er doch immer derjenige, der sofort eingreifen wollte um mitzukämpfen. Eren schien das bemerkt zu haben, denn er packte seine Hände verlegen auf den Kopf und meinte: „Ich weiß das du dich wundern musst, aber ich mach das gerade auch nicht extra. Ich wollte dich nur etwas beruhigen und außerdem hatte mich Levi gedroht zu erschlagen wenn ich zu früh einspringe.“ Damit hatte er es echt geschafft sie zum Lachen zu bringen und auch ihre Sorge etwas zu vertreiben. „Danke Eren“, sagte sie ihm noch bevor sie sich wieder auf ihre Aufgabe konzentrierte. Nicht viel Zeit ist vergangen und das erste Mal schien es so, dass ihnen wirklich ein Sieg bevorstand. Der weibliche Titan wurde gestürzt und die Soldaten bemühten sich nur noch darum seinen mit Eis geschützten Nacken zu treffen. „Kommt schon, ihr schafft das“, sagte Eren neben ihr und sie musste wieder etwas lächeln als sie sah, wie hibbelig er war. Plötzlich, etwas weiter in der Ferne, schien Petra eine Gestalt wahrzunehmen. Sie sah genauer hin um herauszufinden wer es sein könnte, doch es war zu weit weg. Irgendwie verspürte sie den Drang nachzuschauen, obwohl sie ihre Position eigentlich nicht verlassen sollte. „Eren“, begann sie dann doch. „Kannst du kurz alleine weiter aufpassen?“. Sie vertraute ihm und war sich sicher, dass er sowieso nichts anderes machen würde, als das Getümmel da unten weiter zu beobachten. Er sah zwar etwas verwirrt aus, stimmte aber trotzdem noch mit einem Nicken zu. „Beeil dich aber, Levi würde das bestimmt nicht gefallen wenn er sieht, dass du weg bist.“ „Klar, ich komm gleich wieder“, antwortete sie darauf und sprang so unauffällig wie sie konnte davon. Leise versuchte sie der Gestalt immer näher zu kommen. Erst mal wollte sie herausfinden wer oder was es war. Nach ein paar Metern erkannte sie, dass es ein Mensch sein musste, denn die Umrisse zeigten deutlich die eines Menschen. Nicht mehr lange und sie konnte kurze blonde Haare erkennen und außerdem die Uniform der Soldaten. Stopp… kurze blonde Haare? „Armin?“, flüsterte Petra und wollte noch etwas näher herangehen, um herauszufinden was er hier machte. Er sah verzweifelt aus, so als ob er nach jemandem suchte. Hecktisch sah er in alle Richtungen, wahrscheinlich wollte er nicht entdeckt werden. „Das ist nicht gut. Was soll ich tun?“, hörte Petra ihn sagen. Verwundert kam sie aus ihrem Versteck. Er war ja schließlich keine Gefahr. „Armin?“, fragte sie den ängstlichen Jungen. Dieser erschreckte sich so sehr, dass er nach hinten sprang und sie entsetzt ansah. „Petra…“, hauchte er dann aber erleichtert und beruhigte sich wieder. „Was ist los? Wo bist du gewesen?“, fuhr Petra fort, als Armin schweigend auf den Boden sah. „Es tut mir Leid, wir müssen Annie aufhalten. Petra! Wir müssen sie aufhalten!“, schrie er plötzlich und griff nach ihren Schultern. „W…Warte Armin, was ist los? Hey!“, versuchte Petra ihn zu fragen, doch der halb ausrastende Junge sank zu Boden. „Jetzt sag schon. Armin!“. Nach ein paar Sekunden Schweigen hob er endlich den Kopf und versuchte mit zitternder Stimme zu reden. „D…Der weibliche Titan, es…es ist Annie.“ „Was?“ Petra stockte der Atem. Annie sollte der weibliche Titan sein? War das was Armin da sagte etwa die Wahrheit? „Ich hab‘s zuerst auch nicht geglaubt. Aber es ist wahr. Sie ist es wirklich“, sagte Armin mit gesenktem Kopf. „Warum tut sie das?“. Er hält sich seine Hand ins Gesicht und es sah so aus, als würde ihm eine kleine Träne die Wange herunterlaufen. „Armin…“. Petra legte die Hände auf seine Schulter und nach kurzem Zögern umarmte sie ihn. Sie wusste, dass Armin Annie sehr gerne hatte und die Neuigkeit, dass sie der weibliche Titan war musste ihn halb zerstört haben. Sie wollte ihn beruhigen. „Was...?“. Petra zuckte zusammen, als sie eine bekannte Stimme von hinten hörte. Verlegen drehte sie sich um und musste in das entsetzte Gesicht von Levi sehen. „Äh, Heichou. Es ist nicht so wie es aussieht. Wirklich nicht!“. Ihr ganzes Gesicht lief rot an und sie drückte sich von Armin weg. „I…Ich wollte nur…“, sie stockte, als sie bemerkte wie Levi sie gerade ansah. So hatte sie ihn in ihrem ganzen Leben noch nicht gesehen. Es war ein Blick mit etwas… Neid? Nein, nein! Das konnte ganz eindeutig nicht stimmen. Das musste sie sich eingebildet haben. „Ich sehe schon“, sagte er und sein Gesichtsausdruck wurde wieder normal… mit etwas Wut vermischt. „Ich hab gesehen, dass du nicht auf deiner Position warst. Du bist also hierhergekommen um…“ „Nein!“, schrie Petra dazwischen. „Das stimmt nicht. Ich habe nur eine Gestalt in der Ferne gesehen und wollte herausfinden was es ist. Dann habe ich Armin hier gefunden. Das ist die Wahrheit!“. In ihrer Stimme lag deutliches Entsetzen. Sie wollte nicht, dass Levi falsch darüber dachte. „Eine Gestalt in der Ferne gesehen. Und das ist schon Grund genug für dich deine Position zu verlassen?“, fragte Levi sie ernst. Sie bekam etwas Angst so wütend war er. „E…Es tut mir Leid“, entschuldigte sie sich und senkte den Kopf. „Sie hat nichts getan. Es ist meine Schuld“, fing Armin plötzlich an und griff nach Petras Hand. „Sie hat mir nur geholfen. Danke… wirklich“, wandte er sich zu ihr und lächelte. Als er aufstand veränderte sich sein Blick aber gleich wieder. „Heichou. Annie ist der weibliche Titan“, brachte er es auf den Punkt. Levi reagierte erst gar nicht. Er wirkte wie abwesend. „Woher weißt du das?“, fragte er dann aber plötzlich. „Ich… Ich hab es gesehen“, war Armins Antwort und man sah ihm an, dass er nicht noch mehr verraten wollte. Levi stöhnte und wandte sich von ihnen ab. „Das heißt wir dürfen ihn nicht töten, sondern sie da herausholen und deutlich abfragen was das soll“. Levi sah noch einmal über seine Schulter zu Petra. Als es so aussah als ob er ihr etwas sagen wollte, schwieg er doch und befahl nach kurzem Zögern nur: „Kommt mit. Ich brauche eure Hilfe.“ Die lauten Geräusche des Kampfes gegen den weiblichen Titan hörte man schon aus weiter Entfernung. Petra musste schlucken bei dem Gedanken, dass er Annie war. Sie konnte es sich gar nicht vorstellen. „Ihr werdet ihn ablenken. Ich werde Annie dann da rausholen, verstanden?“, befahl Levi plötzlich und blieb stehen. „Verstanden“, antworteten Petra und Armin gleichzeitig und machten sich bereit einzuspringen. Sie befanden sich genau vor dem Gewirr aus Menschen, die immer noch verzweifelt gegen den Riesen… Annie kämpften. „Was ist mit den anderen Soldaten?“, fragte Armin Levi, doch der antwortete nur: „Ignoriert sie. Sie werden schon ausweichen wenn ihr angreift“. Wie als ob er nicht geantwortet hätte sah Armin ihn verwirrt an. „Armin“, flüsterte Petra und zog ihm am Ärmel. „Nicht jetzt“. Darauf nickte er und folgte Petra, als sie lossprang und sich auf den Riesen stürzte. Als die anderen die beiden bemerkten und dann auch Levi sahen, der ihnen ein Zeichen gab, wichen sie auf die Bäume aus und ließen Armin und Petra alleine. „Siehst du. Ich sag ja er regelt das schon“, musste Petra prahlen und grinste Armin an. „Ja, du hast ja Recht“, gab er zu und lachte auch etwas. „Lass ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken, immerhin wollte sie mich ja davon abhalten auf diese Mission zu gehen… jetzt weiß ich auch warum“, wechselte er dann aber das Thema mit einem Anzeichen von Trauer im Gesicht. Petra nickte und überließ ihm den Anfang. „Pass aber auf!“, rief sie ihm noch hinterher. Dieser sah zurück und lächelte als Antwort. Armin war ziemlich schnell und gut wenn es ums Ausweichen ging. Er hatte, genau wie geplant, die volle Aufmerksamkeit von Annie bekommen und behielt sie im Griff. „Es läuft gut“, dachte sich Petra und sie machte sich bereit einzuspringen. Armin sprang auf einen Baum und hob die Hand. „Petra jetzt!“, rief er ihr zu worauf sie sofort lossprang und auf dem Kopf des Titanen landete. „Annie, warum nur?“, fragte sie, als sie sich an ihren Haaren festhielt. Plötzlich schien sie Petra bemerkt zu haben, denn sie brüllte unglaublich laut und versuchte nach ihr zu greifen. Eine starke Wut war in ihren Augen zu erkennen und Petra musste schnell ausweichen um nicht von ihr erschlagen zu werden. Erschrocken landete sie auf dem Baum neben Armin. „Was hab ich ihr angetan?“, fragte sie entsetzt, als sie sah wie Annie halb ausrastete. „Ich weiß es nicht. Aber auf jeden Fall ist sie stinkwütend auf dich“, antwortete Armin mit ängstlicher Stimme. „Pass auf!“, rief er und Annies Faust traf die Bäume auf denen sie gerade noch gestanden hatten. Ihre Aufmerksamkeit gehörte überhaupt nicht mehr Armin sondern vollständig Petra. Mit einer unbeschreiblichen Geschwindigkeit gab sie alles um sie zu erschlagen, doch diese konnte jeden Angriff von ihr ausweichen. „Heichou!“, rief Petra aus Hoffnung, dass er endlich auftauchen würde. Lange würde sie nicht mehr ausweichen können. Schnell… so schnell und etwas klein. Petra lächelte, als sie sah wie etwas vor ihr erschien. Sie wusste sofort, dass es Levi war. Niemand sonst konnte so… cool aussehen wenn er auftauchte. Er hatte seine Schwerter gezogen und, wie als ob die Zeit stehen geblieben wäre, stand er dort, den Blick auf Annie gerichtet. Seine Haare und sein Umhang bewegten sich langsam im Wind. Petra stockte der Atem bei diesem Anblick und kniff schnell die Augen zusammen, um wieder zurück zur Realität zu kommen. „Überlass den Rest mir“, sagte er, cool wie immer, und sah über seine Schulter zu Petra. „V…Verstanden“, erwiderte sie mit zitternder Stimme. Warum musste er sie so… verrückt machen? Um Levi nicht zu stören sprang sie auf den nächstgelegenen Baum und atmete einmal tief durch. „Reiß dich zusammen Petra, bleib ruhig“, sagte sie zu sich selbst und hielt ihre Hand auf ihr Herz. Sie hatte das Gefühl, dass es noch nie so schnell geschlagen hatte wie jetzt. Levi kämpfte mit Leichtigkeit gegen Annie. Ihren Angriffen auszuweichen war gar nichts für ihn. Petra sah ihm dabei zu und bewunderte ihn wieder für die Art, wie er kämpfte. Er hatte natürlich die volle Kontrolle über Annie und sie hatte keine Chance ihn zu treffen. „Hey, Petra. Sorry wenn ich dich aus deinen Träumen reiße, aber vielleicht solltest du zur Sicherheit hierher kommen. Dieser Titan scheint ja ziemlich wütend auf dich zu sein. Hier kann er dich nicht mehr sehen“, hörte sie plötzlich eine unangenehm vertraute Stimme von hinten. Genauso wie sie’s dachte war es Chris, der ihr die Zunge herausstreckte. „Pah!“, sagte Petra nur und sprang, statt zu ihm, ein paar Bäume weiter zu Armin. „Ist alles in Ordnung? Bist du okay?“, fragte der sie besorgt, doch Petra nickte lächelnd und beruhigte ihn damit etwas. „Welch ein Glück“. Nach kurzer Zeit bemerkte sie, dass die auf den Bäumen versammelten Soldaten immer weniger wurden. Auch die erst vor kurzem gerufene Unterstützung sah Levi und verschwand gleich wieder mit einem Gesichtsausdruck wie „Eh, wir können wieder zurück…“. Sie fand das in irgendeiner Art und Weise etwas lustig, denn das bewies wieder mal wie alle über Levi dachten. „Ach, der schafft das sowieso. Wir können gehen“. So in der Art dachten ganz bestimmt alle. „Petra?“, fragte Armin sie, da sie wohl angefangen hatte zu grinsen. „Äh, sorry. Es ist nichts“, versuchte sie sich herauszureden, musste innerlich aber weiterlachen. Sie liebte es, wenn alle Levi genauso wie sie respektierten und ihm sogar so vertrauten, dass sie es für unwichtig hielten hier zu bleiben, und falls etwas passierte, einzuspringen. Es würde sowieso nichts passieren. „Irgendwie kämpft Annie nicht mehr so konzentriert wie vorher. Wird sie schwächer?“, bemerkte Armin und brachte Petras Aufmerksamkeit damit zurück auf den Kampf. „Du hast Recht“, gab Petra als Antwort. Annie sah so aus, als würde sie Levi überhaupt nicht mehr treffen wollen. Eher sah sie sich suchend um. Ein Schock ging ihr durch den Körper. Ganz bestimmt suchte sie nach ihr. „Das ist nicht gut. Ich muss hier weg“, sagte sie und rannte reflexartig in Richtung Treffpunkt davon. Levi hatte ihr beigebracht, immer dahin zu gehen wenn etwas passierte. „Petra, nicht da lang!“, schrie Armin von hinten, doch Petra konnte nicht mehr stoppen. Sie bemerkte erst jetzt, dass sie genau in die falsche Richtung gelaufen war. Genau in die Richtung, in der Annie sie sehen konnte. „Mist, was ist los mit mir?“, dachte sie sich und sah ängstlich zu Annie. In der Hoffnung, dass diese sie nicht bemerkt hatte. „Nein nicht!“, war irgendeine Stimme zu hören, die Petra vor Angst gerade nicht zuordnen konnte. Natürlich hatte Annie sie gesehen und preschte nun mit vollem Tempo auf sie zu. Sie konnte kurz Levis entsetzten Blick sehen, als Annie plötzlich an ihm vorbeilief und ihn ignorierte. Das letzte was Petra tun konnte, war versuchen auszuweichen. Doch sie zweifelte an sich selbst, denn sie war nicht so gut darin und Annie war viel zu schnell. Trotzdem musste sie es versuchen. Eine andere Möglichkeit gab es gerade nicht. „Reiß dich zusammen. Du kannst das“, sagte sie zu sich selbst. „Denk einfach nur an Levi“. Oft hatte es ihr auch schon beim Training geholfen, wenn sie an ihn dachte. Deswegen tat sie’s jetzt wieder. Ihre Konzentration war weitaus höher als sonst und sie bekam plötzlich Motivation, dass sie es schaffen würde. „Jetzt!“ Einen besseren Sprung hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht hinbekommen und sie war unglaublich stolz auf ihr erfolgreiches Ausweichen. Triumphierend sah sie noch im Sprung in das Gesicht von Annie und lächelte sie an. „Tut mir leid, ich bin besser geworden“. Wie als ob Annie ihr antworten wollte, drehte sie sich und holte plötzlich mit der anderen Faust aus. Dies geschah so schnell, dass Petra nicht sah, sondern nur spürte, wie sie getroffen wurde. Nichts Weiteres als Schmerz ging ihr durch den Körper. Sie hätte sich echt nicht zu früh freuen sollen. „Petra!“, hörte sie eine Stimme rufen, die ihr Herz wieder zum Rasen brachte. Levi… rief nach ihr? Sie konnte nicht sehen, was vor ihr passierte, denn alles was sie sah war Blut, das ihr von der Stirn in die Augen lief. „Heichou!“, schrie sie so laut wie sie nur konnte. Sie wollte noch nicht sterben. Nicht jetzt, wo sie doch gerade erst herausgefunden hatte, dass sie ihn wirklich liebte. Verzweiflung stieg in ihr auf, als sie schwächer wurde und nur noch Annies entsetztes Gekreische hörte. Was passierte hier? Sie wollte es unbedingt sehen, doch das Schwarze hielt sie gefangen. Es dauerte nicht lange bis es sie vollkommen eingenommen hatte. „Heichou… bitte“, konnte sie noch denken, bevor sie das Bewusstsein verlor. Es war so warm. Herzerwärmen warm. Sie zitterte nicht mehr und ihre Angst war auch vollkommen verschwunden. „Levi?“, fragte sie einfach, obwohl sie keine Antwort erwartete. Sie wusste, dass sie gestorben war und ihn nie wieder hören konnte. Plötzlich, bei diesem Gedanken, liefen ihr unzählige kleine Tränen die Wange herunter. Es war zu spät, sie hatte es nicht mehr geschafft ihm zu sagen wie sehr sie ihn liebte. Was hatte ihr Leben denn jetzt schon gebracht? Bei der Mission war sie keine große Hilfe… Nein, sie war noch nie eine richtige gewesen. Plötzlich spürte sie etwas. Etwas um ihren Hals. Vorsichtig griff sie danach und bemerkte, dass es die Kette war, die Levi ihr vor kurzem geschenkt hatte. Freude kam in ihr auf. Ein Glück hatte sie sich diese, gleich nachdem sie sie bekommen hatte, umgemacht. Jetzt war wenigstens ein Teil von ihm mit ihr im Himmel. Ihr Gesicht war nass von Tränen und sie wollte die Augen gar nicht öffnen. Noch sah sie Levi vor sich, doch wenn sie sie öffnete, könnte er für immer verschwunden sein. „Petra“. Noch einmal… noch einmal konnte sie Levis ruhige Stimme wahrnehmen. Sie lächelte dankbar. „Danke Levi. Danke für alles… ich liebe dich“, sagte sie jetzt einfach weil sie wusste, dass es sowieso niemand hören würde. Sie wollte es wenigstens noch einmal ausgesprochen haben. Auf einmal spürte sie etwas Warmes auf ihrer Wange. Da sie doch wissen wollte was es war, öffnete sie die Augen. Ihr Atem stockte und ihr Herz war nicht mehr zu stoppen. „H…Heichou?“. Levi hockte vor ihr und berührte ihre Wange mit seiner Hand. Mit der anderen griff er nach der Kette. Sie bemerkte, dass diese wie ein Stern hell angefangen hatte zu leuchten. „Es hat also wirklich funktioniert“, sagte Levi und legte seinen Kopf an ihren. „Die Kette soll denjenigen vor dem Tod retten, den man liebt. Deswegen hab ich sie dir gegeben.“ Bei diesen Worten liefen Petra plötzlich so viele Tränen, wie sie noch nie geweint hatte, die Wange herunter. Er hatte sie geliebt? Und deswegen gab er ihr diese Kette? „A…Aber Levi. D…Du und…mich lieben?“, rutschte ihr heraus. Das konnte sie überhaupt nicht glauben. „Ich sagte dir doch, dass du der beste Soldat bist den es gibt. Du bist die einzige Person, die wirklich versteht was es heißt einen Anführer zu haben. Du weißt, dass dies keine leichte Aufgabe ist wie alle denken. Und… denk nicht immer so viel an Armin, okay?“. Petra spürte plötzlich wie glücklich sie wurde und drückte seinen Kopf fester an ihren. War er wirklich eifersüchtig gewesen? Sie konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. Ihr war es gerade egal, dass ihr Herz raste und Levi es vielleicht spüren könnte, denn… sie konnte nur seinen ruhigen Atem neben ihrem Ohr hören und vor allem seine weichen Haare spüren, die ihr Gesicht leicht berührten. Petra stockte der Atem, als Levi sich von ihr löste, sie danach aber vollständig umarmte. „Du bist nicht tot Petra“. Dieses Satz alleine reichte um ihr zu verdeutlichen, dass das gerade wirklich in der Realität passierte. „Also ist es kein Traum“, flüsterte sie vor Freude. „Es ist kein Traum“… Wärme, Freude, Glück, Liebe… So viele Gefühle auf einmal umgaben sie. „Ich bin ganz eindeutig der glücklichste Mensch der Welt geworden“, dachte sie mit einem Lächeln, das nicht mehr so schnell verschwinden würde. „Danke Levi… ich liebe dich“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)