Operation: Brusthaartoupet von Kalliope (Die Pinguine aus Madagascar) ================================================================================ Kapitel 1: Operation: Brusthaartoupet ------------------------------------- Private ließ den Kopf hängen und gab ein herzzerreißendes Seufzen von sich, während er den Fisch lustlos von einer Seite auf die andere schob. Noch einmal seufzte er, dann ließ er den Fisch liegen, stand auf und watschelte zu seinem Bettchen, in das er sich kuschelte. Rico zog fragend die Schultern hoch, Kowalski legte den Kopf schief und Skipper kratzte sich am Kinn, ehe er ebenfalls aufstand, zu Private ging und ihm auf die Schulter klopfte. „Agent Private, was ist los mit dir? Du wirst doch nicht etwa krank?“ „Grananaha!“, rief Rico in diesem Augenblick, warf die Flügel in die Luft und gestikulierte panisch hin und her. „Nein, Rico, er hat nicht die Vogelgrippe“, erwiderte Kowalski ruhig, schluckte das letzte Stück seines Fischs herunter und drehte sich zu Skipper und Private um. „Wobei ich natürlich zuerst einige abschließende Untersuchungen machen müsste, um diese These zu bestätigen.“ „Ich bin nicht krank“, piepste Private zurück, schnappte sich sein Einhorn und drückte es fest an sich, während er sich auf den Rücken rollte und an die Decke starrte. Das fliederfarbene Spielzeug wurde von dem kleinen Pinguin hin und her gewogen, dann drückte er es nur noch ganz fest an sich und seufzte schon wieder einen langgezogenen, tieftraurigen Seufzer. Nun wechselten die drei anderen doch einen besorgten Blick und versammelten sich rund herum um Privates Bett. Sie tuschelten miteinander und Kowalski beharrte darauf, dass er zuerst einen Apparat bauen müsse, mit dem sich Tests durchführen ließen. Doch genau in dem Moment, als er zwei Elektroden hervorholte und sie Private an den Kopf stecken wollte, setzte dieser sich auf, schaute ruhig von einem seiner Freunde zum nächsten und rückte mit der Sprache raus. „Bald ist Weihnachten und ich habe gehört, wie Alex und die anderen gesagt haben, dass der Weihnachtsmann dieses Jahr nicht kommen wird, weil der Tierpfleger Karl im Urlaub ist. Was sollen wir denn machen, wenn der Weihnachtsmann nicht kommt? Dann muss Weihnachten ausfallen und es wird überhaupt keine Geschenke geben.“ „Aber Private, der Weihnachtsmann ist doch nicht e-“ Skipper boxte Kowalski in die Seite, gab ihm und Rico ein Zeichen und rutschte auf seinem Bauch quer durch die Basis bis ans andere Ende, sodass sie ungestört miteinander reden konnten. „Männer, wir haben ein Problem.“ „Ja, dass Private tatsächlich glaubt, der Weihnachtsmann sei echt, obwohl sich jedes Jahr nur Karl dieses lächerliche Kostüm anzieht.“ „Bra grana hu!“ Rico klatschte seine Flügel an seine Wangen, riss die Augen auf und starrte Kowalski an, woraufhin Skipper sich selbst an die Stirn fasste. „Gut gemacht, Kamerad Kowalski“, sagte er mit beißendem Unterton, hielt Rico an den Schultern fest und schaute ihm tief in die Augen. „Ja, es ist wahr. Den Weihnachtsmann gibt es nicht wirklich. Aber wir müssen uns jetzt zusammenreißen und einen Plan entwickeln, wie wir Private seinen knuddeligen Frohsinn zurückgeben können. Also Männer, irgendwelche Ideen?“ Einige Sekunden lang biss Rico noch verstört auf seinen Flügelspitzen herum, dann besann er sich, schüttelte sich und begann zu grübeln. Alle drei Pinguine standen im Halbkreis, warfen immer wieder Blicke zu Private, der auf seinem Bett lag und trostlos mit seinem Einhorn spielte, bis Rico auf einmal eine Idee hatte und aufgeregt den beiden anderen zuwinkte. „Na, gralaba Kostüm schan blalala buhra Überraschung – tadaa!“ Lächelnd und nickend eiferte er der Zustimmung seiner beiden Kumpane nach, bis Skipper schließlich klatschte. „Das ist eine ausgezeichnete Idee. Männer, ihr wisst, was zu tun. Kostüm, Geschenke, Bart, Glitzer. Machen wir uns an die Arbeit. Kowalski, Optionen bitte.“ Augenblicklich zückte Kowalski Stift und Skizzenblock und begann einige Strichmännchen durch Pfeile zu verbinden, bis schließlich die ganze Seite unübersichtlich beschmiert war. „Karl benutzt das Kostüm aus dem alten Fundus des Zoos, wir finden es in Planquadrat sieben.“ Dabei klopfte er mit dem Radiergummi-Ende seines Bleistifts auf die Zeichnung. „Geschenke stehen bereits in der Planung fest und den Glitzer gibt es bei den Lemuren und ihrer Weihnachtsdekoration.“ „Wie sieht es mit dem Bart aus?“ „Negativ, Skipper. Karl trägt Vollbart, wir könnten ihn höchstens überwältigen und den Bart abrasieren.“ Rico hüpfte begeistert auf und ab, doch Skipper hielt ihn zurück: „Nein, das wäre zu auffällig. Wir brauchen einen anderen Plan. Wie sieht es mit Bartersatzmaterialien aus? Irgendwelche Möglichkeiten?“ „Positiv, Skipper. Karl trägt ein Brusthaartoupet, das er während der Arbeitszeit in seinem Spind aufbewahrt.“ „Sehr gut. Männer, das klingt nach einem fabelhaften Plan. Machen wir uns an die Arbeit. Operation Brusthaartoupet kann beginnen!“ Die drei Pinguine klatschten sich gegenseitig ab und eilten zum Aufgang an die Oberfläche. Kaum hatten sie den Deckel zur Seite geschoben, blies ihnen ein leichter Wind den puderig rieselnden Schnee ins Gesicht. Von unten waren keine Geräusche zu hören, die darauf schließen ließen, dass Private ihrem Verschwinden überhaupt Beachtung schenkte, daher schlossen sie den Deckel und sprangen hinter den nächsten Mülleimer am Gehweg. „Keine Besucher in Sichtweite. Die Personalräume befinden sich in nord-nord-westlicher Richtung, dort finden wir Kostüm und Brusthaartoupet. Den Glitzer gibt es bei den Lemuren“, sagte Kowalski und deutete dabei in die unterschiedlichen Richtungen. „Alles klar, dann besorgen wir uns etwas Glitzer von unseren pausbackigen, pelzigen Freunden, Männer. Auf geht’s!“ Skipper rutschte auf seinem Bauch voran quer über den Gehweg, vorbei an einer Laterne, unter einer grünen Parkbank hindurch hinter eine Steinmauer. Dicht hinter ihm folgten Kowalski und Rico, sodass sie wie drei schwarzweiße Schatten von Objekt zu Objekt glitten und immer wieder Deckung suchten, um unerkannt zu bleiben, bis sie das Gehege der Lemuren erreichten. Der Pinguin-Anführer gab den beiden anderen ein Zeichen, woraufhin sie über die Mauer sprangen und auf einem aufgetürmten Schneeberg landeten. Vor ihnen waren Mort und Maurice damit beschäftigt den Schnee an den Rändern des Geheges aufzuschaufeln, während Julien umher stolzierte und alles mit glitzernden Fähnchen dekorierte. „Oh, was sehe iche da? Meine gefiederten Freunde sinde gekommen, um zu helfen bei die Dekoration fur meine Weihnachts-Samba-Party! Maurice? Maurice!“ „Ich kann jetzt gerade nicht!“, rief Maurice vom anderen Ende des Geheges und schnaubte abfällig. Mort balancierte auf seinen Schultern und gemeinsam versuchten sie den Schneemassen habhaft zu werden. „Typisch“, erwiderte der Lemurenkönig mit einem theatralischen Augenrollen. „Immer musse man alles selbste machen.“ Dabei streute er noch etwas Glitzer aus einer Art großem Salzstreuer auf die bunten Fahnen. „Julien, ich mache es kurz und schmerzlos“, begann Skipper, „wir brauchen deinen Glitzer.“ „Ach, wozu brauchte ihr Pinguine denn Glitzer? Wollt ihr eure Gefieder schöner machen?“ „Das ist eine sehr komplizierte Angelegenheit und würde deinen Horizont übersteigen“, plapperte Kowalski sogleich dazwischen. „Ganz genau, Hombre. Du hast hier schon mehr als genug Glitzer.“ „Skipper, du kannste nie genug haben von die Glitzer!“ Julien warf die Arme in die Höhe, lachte und drehte sich einmal um sich selbst, wobei er Glitzer auf seiner Blätterkrone verteilte. „Maurice, sage ihm, dasse er nie genug haben kann von die Glitzer! Los, sage es ihm!“ Schwankend kamen Maurice und Mort zu ihnen, schüttelten sich den Schnee aus dem Fell. Während Maurice Julien einen eher giftigen Blick zuwarf, tanzte Mort bereits mit großen Augen um seinen König herum und murmelte unentwegt: „Julien und ich tanzen Samba!“ „Ihr habt ihn gehört – aber unter uns, ihr würdet uns allen einen großen Gefallen tun, wenn ihr uns von diesem Glitzerzeug befreit.“ „Eine bisschen Glitzer hier, eine bisschen Glitzer da“, summte Julien und wirbelte mit seinem Streuer um die Pinguine herum. „Glitzer uberall!“ „Rico?“ „Gra!“ Der Pinguin wirbelte zu Mort und Julien herum, fügte sich wie selbstverständlich in den Tanz ein, verpasste Mort einen Hüftschwung, sodass das kleine, pelzige Tier mit König Julien zusammenprallte und diesem der Glitzerstreuer im hohen Bogen aus den Pfoten glitt. Rico sprang hinterher, verschluckte den Streuer blitzschnell im Flug und eilte zu Skipper und Kowalski zurück. „Mort, du schusseliges Tierchen, kannste du nicht aufpassen!“ „Aber, ich…“ „Wo haste du versteckt meine Glitzer?“ „Ich war das nicht!“ „Keine Widerrede!“ „Männer, ich glaube, es ist Zeit, dass wir wieder verschwinden“, raunte Skipper den beiden anderen zu, winkte Maurice fröhlich zu und mit einem Hechtsprung brachten die drei sich in Sicherheit. „Na das lief doch wie am Schnürchen. Fehlen nur noch das Kostüm und das Brusthaartoupet. Hier entlang.“ Skipper gab die Richtung vor und so, wie sie sich bereits vorher zum Lemurengehege bewegt hatte, schlichen sie sich nun um die Ecken und durch Büsche und Hecken bis zum Fenster der Männer-Umkleidekabine. Mit Skippers Hilfe sprang Rico hoch auf den schmalen Fenstersims, würgte eine Haarnadel hervor und im Nu war die Fenstermechanik ausgehebelt, sodass sie das Fenster aufziehen und nach drinnen verschwinden konnten. Es roch muffig und der Raum lag im Halbdunkeln, dafür konnten sie Karls Spind in Rekordgeschwindigkeit ausfindig machen, indem sie sich an den Elvis-Stickern orientierten, die der Tierpfleger so sehr liebte und auf alles klebte, was ihm gehörte. Rico öffnete den Spind und im obersten Fach fanden sie das braune Brusthaartoupet, das gerade üppig genug war, um einem Pinguin einen kurzen Bart zu verleihen. Auch das Kostüm war schnell besorgt, allerdings konnten sie es nur zu dritt tragen, weshalb Kowalski eine alternative Route zurück zu ihrem Pinguin-Gehege vorschlug. Eine geschlagene halbe Stunde benötigten sie, um unerkannt an den Menschen und anderen Tieren vorbei zurück in ihre Katakomben zu gelangen, wo Private noch immer in seinem Bettchen lag und seufzte. Kowalski kletterte auf Ricos Schultern, der den Glitzerstreuer hervor würgte, Skipper tunkte das Brusthaartoupet in Mehl und färbte es dadurch weiß und sprang anschließend noch auf Kowalski drauf. Dann stülpten sie sich Bart und Kostüm über und schwankten in den Raum hinein. „Ho, ho ho! Ich bin es, der Weihnachtsmann!“, sprach Skipper mit verstellter Stimme und gab Kowalski mit dem Fuß das Signal, dass er die Arme des Kostüms bewegen und dadurch Glitzer verstreuen sollte. „Sei nicht länger betrübt, Private!“ Private schoss aus dem Bett, drückte sein Einhorn fest an sich und schaute den Weihnachtsmann mit großen Augen an. „Aber wir haben doch noch gar nicht Weihnachten, das ist erst morgen. Wieso bist du schon hier? Und wieso glitzerst du?“ „Das ist… die neuste Mode im Weihnachtsmannland. Oh ja, das ist sie. Ich bin hier, um dir zu sagen, dass Weihnachten nicht ausfällt, ich bin aber… eh… verhindert und muss auf eine… geheime Mission gehen. Genau!“ „Eine geheime Mission? Oh, das klingt ja so spannend!“ Aufgeregt und mit leuchtenden Augen schaute Private an dem Kostüm hinauf. „Ja, eine sehr spannende und sehr geheime Geheimmission! Deshalb darfst du auch niemandem davon erzählen, verstanden?“ „Du meinst, wir haben ein Geheimnis?“ „Ganz genau, Private. Und nun muss ich wieder los, aber denke daran, dass du keinen Grund hast, um schlecht gelaunt zu sein.“ „Vielen Dank, Herr Weihnachtsmann! Ich werde das Geheimnis nicht verraten!“ Die drei verkleideten Pinguine schwankten wieder aus dem Raum heraus, ein kleines Stück den Gang entlang und entledigten sich der Sachen, sobald sie außer Hör- und Sichtweite waren. „Na das lief doch wie am Schnürchen, Männer. Mission ausgeführt! Und nun lasst uns dieses stickige Kostüm schnellstens entsorgen.“ „Kaboom?“ „Nein, Rico, nicht hier drinnen.“ Zu dritt stopften sie das Kostüm, den Glitzerstreuer und das Toupet in die abzweigende Kanalisation und kehrten, als wäre nie etwas gewesen, zu Private zurück. „Hallo, da seid ihr ja wieder.“ „Wieder gut gelaunt, Private? Das sieht man gerne“, sagte Skipper und klopfte dem kleineren Pinguin auf die Schulter. „Dann wäre ja wieder alles beim Alten und wir können mit unserem vorweihnachtlichen Ritual beginnen.“ Sogleich sprang Rico auf und ab. „Eierflip!“ „Seit wann trinken wir denn vor Weihnachten Eierflip?“, fragte Private unsicher und folgte den anderen an den großen Tisch. „Seit heute, Männer. Lasst uns feiern! Fröhliche Vor-Weihnachten!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)