Im Auge des Täters von Goetheraserei ================================================================================ Kapitel 2: Höllenfahrt ---------------------- ___________________________________________________________________ In Gefängnissen soll man sich nicht nur eingesperrt, man soll sich auch sicher vor der übrigen Bevölkerung fühlen. - Martin Gerhard Reisenberg ___________________________________________________________________ "Mein Name ist Uzumaki Naruto." Naruto konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal seine eigene Stimme so in seinen Ohren vernommen hatte. Kräftig wie ein Hammer donnerte sie lautstark auf die ahnungslose Menschenmenge, schreckte müde Gemüter auf und ließ viele einst teilnahmslose Schüler neugierig in seine Richtung blicken. Gegen eine lärmende Gruppe anzukämpfen war definitiv kein Kinderspiel, vor allem dann nicht, wenn die Mehrheit den Klang der Schulglocke herbeisehnte. Er hasste den Ton. Öfter nahm Hidan diesen zum Anlass Narutos Sitzplatz aufzusuchen, um sich wie eine unüberwindbare Mauer vor ihm aufzubauen. Vom hämischen Gelächter seiner Kameraden begleitet, stellte der notorische Schläger seinem Gegenüber Fragen. Ein blauer Planet, eine schimmernde Welt und strahlende Sterne wurden angeschnitten, doch manchmal brachte er es genau auf dem Punkt und fragte Naruto, ob er sich nicht eine Hofpause lang mit Schlägerei und Bier beschäftigen wollte. Welcher Kerl wollte sich nicht gerne grundlos im Schulhof mit Vertretern des gleichen Geschlechts messen, während nebenbei Alkohol in Massen konsumiert wird? Natürlich sagte Naruto nicht zu und musste selbst dran glauben. Als Spielball für Hidans darauffolgende schlechte Laune fungierend, endeten Narutos Pausen mit einer Reise in den Müllcontainer. Eine wohlriechende Mischung, hervorgerufen durch schimmelnde Brote, abgestandene Getränke und Tüten voller Hundekot, bildeten den neuen Körpergeruch des Blondschopfs. Glücklicherweise blieb es nicht nur beim Geruch, da der Abfall sich am Stoff seiner Kleidung festsetzte. Nach solch einer Pausenerfahrung wurde der Uzumaki im Unterricht hin und wieder unfreiwillig zur Attraktion. Ja, er hasste den Ton der Schulklingel wirklich. "Uzumaki Naruto. Hm. Ich verstehe. Möchtest du nicht vielleicht noch etwas mehr über dich erzählen? Nur keine Scheu. Es beißen nur die Bio-Experimente.", meinte eine hellere, männliche Stimme gelassen, begleitet von einer kurzen, ausschweifenden Handbewegung. Während der Sensei seine Brille auf seiner Nase zurecht schob, wendete er seinen Blick nicht von der Kursliste ab, er schien sogar mehr Interesse an den einzelnen Namen zu haben als an der bevorstehenden Rede des neuen Schülers. Naruto konnte beobachten, wie haargenau der Ältere vermutlich seinen Steckbrief musterte und bei einigen Punkten kaum merklich vor sich hin nickte. War dies ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Es wäre eine gute Ablenkung gewesen sich seine zukünftigen Kurskameraden genauer anzuschauen, wenn nicht einer der Schüler ihn pausenlos gelangweilt angeschaut hätte. Seinen Kopf auf seiner Hand stützend blickte dieser den Neuling abschätzend an, nur um im nächsten Moment einen tiefen Seufzer von sich zu geben. Seiner Frisur und seinem leichten Kinnbart nach zu urteilen, hatte seine Mutter in seinem Leben nicht mehr viel zu melden. Dafür aber das Mädchen neben ihm umso mehr, denn nach einem kurzen Blickaustausch mit ihr, verkniff er sich einen weiteren Seufzer und beendete seine Musterung mit einem leisen 'Mendokuse'. Hingegen schien ein weiterer männlicher Jugendlicher nicht viel Wert auf die Meinung der Vertreterinnen der Gesellschaft zu geben, denn während die Mädchen ihre Loblieder sangen und ihm schöne Augen machten, waren seine onyxfarbenen Iriden starr auf die Uhr über der Tafel gerichtet. Passend zu seinen pechschwarzen Haaren trug er eine dunkle Schuluniform, ohne besondere Kennzeichen. Wie bei fünfundneunzig Prozent der Unterrichtsteilnehmer stach ein weißes Hemd unter der Oberbekleidung hervor. Allerdings war sein Hemd fleckenlos, was nicht von allen Kleidungsstücken der Oberschüler gesagt werden konnte. "Wann stellt er sich denn endlich vor?! Ich hab Hunger!", jammerte ein kräftiger junger Mann mit langem Haar im Flüsterton, drückte somit seinen Missmut aus. Kurzzeitig schaute er auf seine halb geöffnete Tüte, runzelte dabei die Stirn und schien mit sich zu hadern, ob er nicht doch die Kartoffelchips verspeisen sollte. "Sei nicht so unhöflich, Choji!" Fluchend nahm eine blonde junge Frau ihm die Verpackung weg, steckte diese in ihre Handtasche, um den inneren Kampf des Hungrigen zu beenden. Daraufhin piekste sie ihm mit dem Zeigefinger auf eine krümmelfreie Stelle seines Hemdes. "Du hast heute schon genug gegessen!" Chojis Miene verfinsterte sich bei ihrer Aussage, während er seine rechte Hand zu einer Faust ballte, sie jedoch nicht vom Tisch erhob. "Von wegen! Ich hatte heute morgen nur drei Croissants! Ich brauche Nährstoffe und diese kann ich nicht zu mir nehmen, wenn alles still sein muss, weil der Neuling über sich quatschen soll!", beschwerte sich der Kräftige etwas lauter. "Du kannst auch in der Pause essen!", entgegnete seine Gesprächspartnerin nun hörbar gereizt. Von ihrem Handspiegel konnte sie solch einen Protest nicht erwarten, dafür war sie ihrem Helfer-in-modischen-Krisen mehr als nur dankbar. Welche Frau konnte schon jemanden gebrauchen, der einen ernsthaft im Streitgespräch ins Bockshorn jagen könnte? Ino bevorzugte konfliktscheue Männer mit dunklen Haaren und ebenso dunklen Augen. Mit einem Blick, welcher selbst die Hölle zum Gefrieren brachte, konnte sie erobert werden. Ein verstohlener Blick seitens Ino reichte aus, um festzustellen, dass ein gewisser Herr ihr keine, jedoch der Uhr über der Tafel umso mehr Aufmerksamkeit schenkte. Auch den anderen Schülern schien Inos Konflikt am Hintern vorbei zu gehen, die Beschäftigungsfelder lagen eher im Bereich des Nägellackierens, des Schminkens, einer Unterhaltung mit dem Nachbarn oder des Lesen eines Buches. Einzig und allein ihr Kontrahent nahm sie wahr. "Aber bis dahin sind es noch 37 Minuten und 40… nein 39 Sekunden! Das ist noch voll lange hin, Ino!" Klagend schaute er seine Sitznachbarin an, während seine Hand unter dem Tisch sich schleichend auf die Suche nach ihrer Handtasche begab. Dummerweise bemerkte er nicht, dass ihre Tasche über der anderen Seite des Stuhls angebracht wurde, sodass er statt mit seiner heißgeliebten Chipstüte Bekanntschaft mit ihrem Bein machte. Ino hatte ihre Beine überschlagen, um mit Bequemlichkeit belohnt zu werden. Nun hatte sie Chojis mit Krümmeln eingedeckte, schwitzige Hand auf ihrem nackten Bein. "Choji!" Verärgert schlug die Blondine die Hand ihres Kameraden weg, fluchte zischend einige unverständliche Worte vor sich hin, warnte ihn mit bösen Blicken vor weiteren Aktionen. Nicht nur, dass er seine Kartoffelchips nie wieder sehen würde, Ino würde sein zukünftiges Leben in eine Höllenfahrt ohne Wiederkehr verwandeln, sollte er sich nicht zusammenreißen und in nächster Zeit seine Klagelieder einstellen. Geschlagen löste er die angespannte Haltung, entballte seine rechte Faust und ließ seinen Kopf gen Tisch sinken. "Ist ja gut! Mensch! 'Tschuldigung!", gab Choji kleinlaut von sich, während er sich seine nun schmerzende Hand unter dem Tisch rieb. Seufzend begrub er seinen Plan 'Sein Pausenessen wieder ergattern' und wendete sich stattdessen hilfesuchend an den Sitznachbarn seiner blonden Kameradin. Der junge Mann mit dem leichten Kinnbart zuckte nur gelassen mit den Schultern und schaute dann aus dem Fenster. Für die Vögel, genauso wie für die anderen Unterrichtsteilnehmer, waren Chojis Probleme nichtig, denn auch nach seiner Auseinandersetzung mit Ino, gab es keine Blicke in deren Richtung, keine komischen Zwischenrufe, sogar der Lehrer hielt es scheinbar für unnötig die Diskussion zu kommentieren. Immer noch betrachtete dieser lächelnd einzelne Steckbriefe genauer, schien zufrieden mit seinen Entdeckungen zu sein. Langsam aber sicher kam der Lehrer Naruto suspekt vor. Einer seiner Schüler hatte ein Mädchen unterm Rock fassen wollen und er unternahm nichts dagegen. Selbst er hatte bemerkt, dass das Mädchen kurzzeitig lauter wurde. Konnte diese Liste wirklich das gesamte Interesse eines Pädagogen beanspruchen? Würde er als Neuling genauso wenig Unterstützung bekommen, sollte er einen Streit mit einem Mitschüler haben? Würden seine zukünftigen Kameraden auch schamlos auf ihn einprügeln dürfen? Würde sich niemand dazwischen werfen? Das konnte doch nicht wahr sein! Das durfte nicht wahr sein! ~ Nervös sich durch die Haare fahrend bemerkte er, wie sich eine verdorbenschwarze Flüssigkeit durch die korallenroten Wände des Raumes fraß, hervorgekrochen aus allen Ecken. Wie eine hungrige Hyäne versuchte die Schwärze den Aufenthaltsort zu verschlingen, einzudecken mit der dunklen Farbe der Nacht. Nicht nur Tische, Stühle und Bänke, auch Schuhe und Socken wurden in Mitleidenschaft gezogen, konsequent von der Dunkelheit einverleibt. Naruto blickte an sich herunter. Würde die glitschige Substanz hochkriechen und seine Kleidung, gar seine Haut wegätzen? Auf Narutos Stirn zeichneten sich Schweißperlen ab, während er sich unruhig umschaute. Er schluckte. Binnen Sekunden hatte sich der Raum in eine dunkle, weitläufige Arena mit unzähligen als Bögen gestaltete Eingänge verwandelt. Im Innenraum führten zahlreiche Marmortreppen bis zum obersten Stockwerk, von wo aus das Publikum ihre Plätze auf den Sitzreihen erreichen konnte. Wächter sorgten für Ruhe und Ordnung, so sollten Wände von Kritzeleien verschont bleiben und stattdessen ihre Verzierungen beibehalten. Durch Fackeln wirkten die Wände schauriger, gar morbider als sie waren. Es war, als würden knochige Hände einer alten, in eine dunkler Roben gehüllte Frau sich einen Weg den Wänden entlang bahnen. Mit einem Grauen erregenden Kichern würde sie sitzende Zuschauer begutachten, die Wohlernährtesten unter ihnen auspicken, um das beste Menschenfleisch zu bekommen. Geisterhaft würde sie über all die wehrlosen Menschen hausen, als Zeitvertreib ihre letzten Stunden zählen. Sie wäre nur ein Schatten, ein leiser Albtraum, doch ihr schreckliches Treiben würde dennoch durch Mark und Bein gehen. Naruto lief es eiskalt den Rücken runter und er war sich nicht sicher, ob er aufblicken wollte. Keuchend stieß er seinen Atem aus, als er dies doch tat. Hölzerne Tisch- und Stuhlbeine streckten sich urplötzlich Richtung Decke, bauten Distanz zwischen den Kursteilnehmern und ihm auf. Ein Lichtschein über ihnen erhellte alle Personen, welche hinter den Möbelstücken thronten und mit kalter Miene auf ihn herunter sahen. Wenige Augenblicke waren vergangen, doch sahen ihn die Schüler an, als wären sie mit einem Verbrecher des Jahrzehnts konfrontiert worden. "Uzumaki! Hast du eure Prügelei angezettelt? Ja oder Nein?!", hallte die eisige Stimme des Lehrers im Raum wider. Mit straffen Schultern blickte der Pädagoge von seinem hölzernen Richterpult auf Naruto herab, als sei er ein Winzling von einer Gestalt. Yakushi Kabuto hatte es bereits mit vielen Rebellen zu tun gehabt, so würde er auch diesen nicht entkommen lassen. Dessen war er sich sicher. Er schob seine Brille zurecht, lächelte kaum erkennbar und hob sein Kinn leicht an. Es hätte nur noch ein adligeres Gewand gefehlt, um ihn einen Blaublüter nennen zu können. "Nein, habe ich nicht!", murmelte der Angeklagte in seinen nicht vorhandenen Bart. Mit hängenden Schultern untersuchte der blonde Schüler den Boden genauer, doch konnte er weder eine Falltür noch einen Strick entdecken. So würde ihm auch sein Stuhl, auf dem er saß, nicht behilflich sein können. Schade aber auch. Auf seiner Sitzgelegenheit umher rückend strich sich Naruto nervös über seine verschwitzte Stirn und versuchte den Standpunkt des Lehrers auszumachen. "Wie war das? Ich hab dich nicht verstanden, Uzumaki. Sprich lauter!" Mit einer Taschenlampe ließ der junge Lehrer dem Blondschopf von einem Kollegen ins Gesicht leuchten, während er ihn durch Gebrüll in die Knie zwingen wollte. Naruto kniff die Augen zusammen, wodurch sein sonst so angenehm zu betrachtendes Gesicht schmerzverzerrt aussah. Es ließ Kabuto auflachen, seine Hände freudig in die Luft heben, als hätte er den Friedensnobelpreis gewonnen. Hämisch grinsend betrachtete er den jungen Mann, der versuchte sich mit einer Hand vor dem Licht zu schützen und mit der anderen Hand seine Krawatte etwas lockerte. Gleich hinter dem Neuling betrat ein weiterer Kollege Kabutos die Arena. Naruto konnte einen kalten Blick auf seinen Rücken spüren, er fühlte, wie die Spitzen von langen Fingernägeln langsam seinen Rücken hinunter wanderten und nachwirkend eine Spur von reiner Kälte auf der nackten Haut hinterließen. Fröstelnd rieb er sich die Hände. Er wollte flüchten, einfach nur flüchten. Seinen Fluchtweg wollte er sich selbst bahnen. "Nein, habe ich nicht!", sagte Naruto mit fester Stimme, obwohl seine Körpersprache ein anderes Band sprach. Zitternd wollte der ehemalige Teitan-Oberschüler nach hinten blicken, doch schreckte er bei der Begegnung mit stechend gelben Augen zurück. Viel hatte er nicht sehen können, doch erkannte er eine Person mit blassem, knochigem Gesicht, der nicht nur die dunkle Umgebung mit bleckenden Zähnen musterte. Naruto konnte förmlich Gänsehaut auf seinem ganzen Körper wachsen sehen. Er schluckte kräftig. Nicht mehr den Kollegen Kabutos hinter seinem Rücken zu haben, wäre eine Erlösung gewesen, jedoch scheiterte diese Überlegung an seinen Fußfesseln. Schnürend hatten sie sich um seine Haut gelegt, hinterließen bei jeder kleinen Bewegung blutige Furchen und stechende Schmerzen. Was gäbe er nicht für ein Bett mit warmer Decke und heißem Kakao. Langsam würde er das Getränk seine Kehle hinunter fließen lassen, jeden einzelnen Tropfen genießen. Was gäbe er dafür, barfuß über eine taufrische Wiese laufen zu dürfen, ohne Kummer und Sorgen. Was gäbe er nicht für Freiheit. Freiheit blieb ihm in der düsteren Arena fern. Er musste weg hier. Unbedingt. Auch wenn er Selbstbewusstsein ausstrahlen wollte, schaute er gelegentlich Richtung Boden, um nicht allen schaurigen Gestalten ins Gesicht blicken zu müssen. Auf ihn waren viele Augenpaare gerichtet, die von Missgunst bis zum vollständigen Hass alles verrieten. Dabei hatte er sich nur gegen einen ihm unbekannten Kerl wehren wollen. Weshalb wurde nur er angeprangert? Wo war der unbekannte Kerl geblieben? Er hätte auch verklagt werden müssen! Kabuto beugte sich über das Pult, woraufhin ihm einige Strähnen über die Stirn hingen. Seine Augen verengte er zu Schlitzen, während ein dünnes Lächeln seine Lippen zierte. Ein Lächeln, welches hohl und unecht wirkte. Mit einer Hand am Ohr blickte er zu seinem Schüler herab. Die Arroganz hinter den nahezu schwarzen Augen machte den Uzumaki nicht nur rasend, sondern auch nervös, doch versuchte er sich zu beherrschen. Emotionen konnten gegen einen verwendet werden. Naruto wollte diese Waffe nutzen. "Irgendetwas…", begann Kabuto, wobei Naruto das Amüsement im Gesicht seines Lehrers sehen konnte. "Irgendetwas säuselt hier… hört ihr es auch, meine lieben Schüler?" Mit bebender Brust und erhobenen Händen wendete sich Kabuto vom Angeklagten ab, drehte sich geräuschvoll lachend zu seinen Schützlingen. Nur einen Augenblick hatte es gedauert, bis alle Anwesenden in gewaltiges Gelächter ausbrachen. Lautstark donnerten die Fäuste der Schülerschaft immer wieder zu den Pult ähnlichen Tischen, während innerlich ein ganz anderer Dämon zu kochen begann. Zähne knirschend ballte Naruto beide Hände zu Fäusten bis die Fingerknöchel weiß hervortraten und funkelte seinen Sensei böse an. Es reichte! Er mochte vielleicht ein Feigling gewesen sein, doch als Witzfigur wollte er noch lange nicht dastehen! "Wer oder was säuselt hier wohl s-", fragte Kabuto ungeniert in die Runde, bevor ein ohrenbetäubender Lärm die Meute keuchend aufschrecken ließ. Naruto war mit krachendem Stuhl aufgestanden und entriss mit einem Ruck dem Kollegen Kabutos vor ihm, ohne auf seine Fußfesseln zu achten, die Taschenlampe. Rasselnd hielten ihn die Fesseln an seinem Standort gefangen, während Blut durch offene Wunden zum Boden gelangte und sich mit dem Getrocknetem vermischte. Dies bemerkte Naruto nicht, denn seine Aufmerksamkeit galt seinem Lehrer. Dieser hatte seinem hinter dem Oberschüler stehenden Kollegen zugenickt, damit der Uzumaki mit Druck wieder zum Hinsetzen gezwungen werden konnte. Vergeblich. Wütend leuchtete der Angeklagte erst beiden Kollegen und dann seinem Lehrer ins Gesicht, während er diesem die nächsten Worte entgegen zischte. "Dieses Arschloch hat angefa-" "Lügner!", schrie Kabuto dazwischen. Mit bebenden Nasenflügeln hatte er seine Faust auf das Pult krachen lassen, beugte sich daraufhin seinem Schüler entgegen und versuchte dem Licht der Taschenlampe zu entkommen. Durch seine Brille verstärkte sich der Effekt des Lichtes, sodass er nicht nur vom Licht geblendet wurde, seine Augen wurden dadurch ernsthaft gereizt. Auch zusammen gekniffene Augen halfen nicht mehr. So etwas Blödes! Erbost über die Unverfrorenheit Narutos brüllte Kabuto mit hochrotem Kopf seinen Kollegen zu: "Sperrt ihn ein!" "Sperrt ihn ein!", echote die Schülerschaft lauthals mit erhobenen Fäusten. Energiebündel, Introvertierte, stille Beobachter waren alle derselben Meinung. Hasserfüllte Blicke peitschten auf Naruto nieder, als wäre er ein Serienmörder, der kein Recht auf Freiheit und Individualität hätte. Ein Zittern ging durch den Körper des blonden Neulings, doch es war weder Angst noch Kälte, die dies verursachte. Es war unterdrückte Wut. Was hatte er ihnen getan? Warum wurde nur er angeprangert? Würde der unbekannte Prügelanstifter nie verhaftet werden? Wie Schatten nahm er am Rande seines Sehfeldes wahr, wie Steine auf ihn zuflogen. Leichtes Gekicher ertönte am anderen Ende des Richterpultes und nun sah der Oberschüler, wie auch die beiden Kollegen Kabutos sich vom Licht der Taschenlampe erholt hatten und nebem ihm standen. Der Angeklagte senkte den Kopf und schwieg. Den Kampf hatte er verloren. Er würde eingesperrt werden. Er wäre nicht mehr frei. "Sperrt ihn ei-" ~ "Du kannst dir nun einen Platz suchen, Uzumaki Naruto! Scheinbar willst du dich nicht vorstellen, was ich zwar nicht verstehen, jedoch akzeptieren kann. Allerdings akzeptiere ich es nicht, wenn mir nach dreimaligem Rufen immer noch keine Antwort entgegen gebracht wird. Über dieses Verhalten werden wir uns noch unterhalten. Nun such' dir einen Sitzplatz und lass' mich mit dem Unterricht anfangen!", ertönte es neben dem neuen Unterrichtsteilnehmer. Blinzelnd versuchte er seine Umgebung wahrzunehmen. Vor ihm saßen tuschelnde Jugendliche, die hin und wieder mit dem Finger kurzzeitig auf ihn zeigten, nur um ihre Gedanken im weiteren Geflüster ihren jeweiligen Sitznachbarn mitzuteilen. Wo war die dunkle Arena, der Richterpult und die Taschenlampe hin verschwunden? Hatte er wieder einmal geträumt? Seufzend vergrub der blonde Schüler seine Hände in seine Hosentaschen, trottete an seinem Lehrer vorbei. Kaum hatte er einen Fuß ins Kurszimmer betreten, hatte er durch ein Faux Paus die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Das war ja großartig! Peinlich berührt lief Naruto schnell durch die Tischreihen, schaute sich nach einem geeigneten Platz um. Neben einem Mädchen sollte er sich nicht hinsetzen, konnte er doch keine vernünftige Konversation mit ihnen führen, welches über 'Hallo' und 'Auf Wiedersehen' hinaus ging. Auch neben dem jungen Mann, der die Uhr über der Tafel fixierte, sollte er sich nicht hinsetzen, er strahlte ungeheures Selbstbewusstsein aus und vermittelte, dass er nicht viele Freunde an seiner Seite benötigte. Es blieben also nur noch wenige Plätze übrig, darunter einen Platz neben einem jungen Mann mit roter Faschingsfarbe an seinen Wangen. Lässig wollte der Spiderman-Fan sich auf die Sitzgelegenheit niederlassen, als eine Schmerzwelle ihn lautstark aufschreien ließ. Er wurde gebissen! Er wurde tatsächlich gebissen, seine Hose war nun hin und sein Hintern schmerzte! "Wie kannst du es wagen dich auf Akamaru zu setzen, du Volltrottel?!", knurrte sein auserkorener Sitznachbar ihn an. Kiba konnte es nicht leiden, wenn Menschen seinen besten Freund wie ein Lebewesen zweiter Klasse behandelten. Doch noch weniger konnte er es leiden, wenn sein bester Freund verletzt wurde. Wütend funkelte er den Uzumaki an, während er Akamaru schützend in seine Arme nahm, ihm beruhigend über dem Kopf streichelte. Der Hundeliebhaber konnte beobachten, wie sich sein tierischer Kumpel zittrig in seine Arme kuschelte und hörte, wie dieser leise vor sich hin winselte. "Woher hätte ich wissen sollen, dass er auf dem Stuhl liegt, du Suppenkasper?!", entgegnete der Neue bedrohlich die Zähne bleckend. Naruto hatte es satt. An seiner alten Schule wurde er wegen seiner ruhigen, kampfscheuen Natur verlacht, doch würde ihm dies an der neuen Schule erspart bleiben. Dafür würde er höchstpersönlich sorgen. "Indem man sich vorher seinen Sitzplatz genauer anschaut, du Idiot!", erwiderte Kiba demonstrativ auf den leeren Stuhl neben sich zeigend. Der Inuzuka kraulte Akamaru über dem Bauch, ehe er sich wieder seinem Diskussionspartner zuwendete: "So schwer ist das nämlich nicht." Kabuto seufzte genervt. Ihm wurde ein ruhiger, aufmerksamer Schüler versprochen, der gelegentlich unauffällige Bemerkungen von sich gab. Einen Jugendlichen von einer disziplinierten, traditionsbewussten Eliteschule, der den Verlauf des Unterrichts positiv beeinflussen könnte. Doch davon war nicht viel zu sehen. Statt sich an einem stillen Beobachter erfreuen zu können, musste er mit ansehen, wie der Neuling energisch mit den Armen gestikulierend durch den Kursraum schrie: "Welcher Hirni untersucht zuerst seinen Platz, bevor er sich drauf setzt? Niemand geht davon aus, dass man mit einem Hund konfrontiert wird!" "Setzte dich etwa auch einfach auf 'ne Klobrille, ohne zu gucken, ob sie sauber ist, oder was?", brüllte sein auserkorener Sitznachbar ebenso wild um sich fuchtelnd ihm entgegen. Sowohl Naruto als auch Kiba bemerkten die tuschelnde Schülerschaft nicht, die hin und wieder mit dem Zeigefinger in ihre Richtung deuteten, woraufhin einige die Köpfe schüttelten, weitere anfingen zu kichern oder genervt einen Seufzer von sich zu gaben und die wenigsten euphorische Jubelrufe ausstießen. Vor lauter Lärm sprang Akamaru von Kibas Schoß und suchte im Rucksack seines menschlichen Freundes Schutz. Davon nahm der Inuzuka nur am Rande Notiz. Innerlich versprach er sich selbst, sich später um seinen besten Kumpel zu kümmern, ihm mehrere Leckerli zu kaufen, doch wollte er nun, dass sich der Neue für seine Tat entschuldigte. Dieser hatte jedoch anderes im Sinn. "Das ist überhaupt nicht dasselbe, Blödmann!", schrie der Uzumaki lautstark. "Ist es wohl!", warf Kiba nicht minder geräuschvoll ein. Noch heute würde sein Kontrahent für sein Vergehen büßen und wenn er ihm die Beine brechen müsste. Im Alleingang, damit Akamaru verstand, dass auf sein Kumpane Verlass war. Zähneknirschend sah der Hundeliebhaber, wie Naruto mit dem Zeigefinger an seiner eigenen Schläfe tippte und ihm somit den Vogel zeigte. "Ist es nicht!" "Ist es wohl und nun halt die Fresse!", krakeelte der Inuzuka, während er Naruto mit einem kräftigen Stoß von sich schubste. Mit dem Hinterkopf gegen einen Tisch knallen, langsam gen Boden sacken und daraufhin eine Hand an die entstandene Wunde am Kopf zu drücken, wäre wesentlich besser gewesen als gegen ein Mädchen geschubst zu werden. Von überraschten Blicken der Anwesenden begleitet blickte Naruto stöhnend auf die Person hinab, gegen die er geschubst wurde. Hätte sie nicht fünf Minuten später auf die Idee kommen können aufzustehen? Warum befand sie sich ausgerechnet in seiner Fallbahn? Er wusste es nicht. Er wusste es auch dann nicht, als er ihr hoch half und ihr dabei in die Augen schaute. In ihre wunderschönen lilienfarbenen Iriden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)