My Lord... von Susuri ================================================================================ Kapitel 1: Prolog *zensiert* ---------------------------- London, April 1888   „Rosa, so lange ist es jetzt her, dass ich dir wieder schreibe und doch weiß ich, dass ich diesen Brief, genau wie die anderen, niemals abschicken werde. Er wird doch nur wieder in den Gluten meines Kaminfeuers landen, du wirst nie die Worte lesen, die ich an dich richte, doch es stört mich nicht, ich meine, da du sowieso nichts von mir hören möchtest. Es ist nicht so, dass ich dich vermisse, oder dass ich bereue, was ich tat, nein! Doch, als ob du es wohl für möglich halten könntest, auch ich besitze so etwas wie ein Gewissen, obwohl auch das vielleicht etwas zu rührselig ausgedrückt ist, dennoch beruhigt es mich seltsamerweise dir zu schreiben. Allemal ist es eine interessante Beschäftigung, vor allem, da das Wetter dem Monat entsprechend ist und wie so oft wünsche ich mir weit, weit weg aus diesem Moloch zu sein. London mit seiner verschmutzen Luft, den überfüllten Straßen und der Armut an jeder Ecke ist mit Abstand kein Vergleich zu meinem Landsitz, doch ich muss hier sein, muss Leute beobachten und gegebenenfalls auch ihnen mal ihr Leben nehmen, alles im Auftrag Ihrer Majestät. Das klingt unglaublich, oder? Aber weißt du, es gibt nicht nur Gut und Schlecht oder Schwarz und Weiß, nein, jede Medaille hat eine Kehrseite. Ich bin, auch wenn du es mir nicht glaubst, nicht durch und durch ein schlechter Mensch, einer mit... eigenwilligen Vorlieben und einem einzigartigen Charakter, aber ich bin kein Monster! Ich...“   Wütend blickte der junge Mann von seinem Brief auf, legte die Feder beiseite und starrte zur Tür vor der er die leisen Rufe seines Butlers vernommen hatte. „My Lord, es ist spät in der Nacht. Ihr habt morgen einen Termin bei Scotland Yard vor Euch, es wäre ratsam Sich bald zu Bett zu begeben!“ Der Mann seufzte und ließ sich in seinen Sessel zurück fallen. „My Lord, darf ich eintreten?“ Der Mann antwortete nicht, doch sein Butler kannte ihn, er antwortete so selten auf seine Fragen, dass es sich sein Angestellter beinahe schon zur Regel gemacht hatte nicht auf Rückmeldung zu warten. „Sebastian? Du bist weder mein Kindermädchen noch sonst irgendwie dazu befugt so mit mir zu reden!“, fuhr ihn sein Herr verärgert an. Sein Angestellter lächelte traurig und meinte: „Junger Herr... My Lord...“ Ihn so anzureden war ihm immer noch fremd. „My Lord, Eure Eltern haben mich...“ „Schweig!“, fauchte der Angesprochene wütend. „Wag es nicht weiter zu sprechen!“ Er sprang auf seinem Sessel auf und für einen kurzen Moment erhellte ein Blitz vor dem Fenster der Bibliothek den fast dunklen Raum. „Verzeiht, My Lord, doch ich verstehe nicht was Ihr...“ Doch weiter kam er nicht, denn auf einmal zerschnitt ein silbernes Geräusch den Raum. Der Bedienstete sackte stöhnend zusammen, als sich die Feder in sein Auge bohrte. Sie hatte sich bis in sein Gehirn gebohrt, sie steckte fest. „Mein Herr warum habt Ihr...“   ...   Der junge Mann erhob sich aus seiner Hocke, klopfte sich die Hände an den Hosen ab und schlenderte dann zur Tür. „Das muss jemand wegmachen...“, murmelte er angewidert und verließ den Raum. Er war ein Mörder, durch und durch. Ein Sadist, wie er im Buche steht. „Du wirst schon noch sehen, auch du wirst von ihnen besessen sein und dann kriechst du vor mir im Dreck!“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)