Licht in deinem Herzen von khlimMave ================================================================================ Kapitel 6: Drei Bedingungen --------------------------- Shikamaru schlenderte die Straße, an der ihr Hotel lag, entlang. Der Lärm des belebten, unruhigen Markts, welcher in der entgegengesetzten Richtung lag, drang nur noch gedämpft, kaum wahrnehmbar, an sein Ohr. Er befand sich nun im reinen Wohnviertel des Dorfes. Die Häuser waren heruntergekommen, sahen aber nicht verwahrlost aus. Sie waren schlicht abgenutzt, vom Leben vieler Generationen. Er hatte den Auftrag, etwas über die Chikas herauszufinden, speziell, etwas über die älteste Tochter. Er wusste bereits, dass sie mit Vornamen Hiko hieß und 16 Jahre alt war. Sakura erzählte, Hiko habe mit ihrer kleinen Schwester geschimpft, weil diese etwas getan hat, was sie nicht tun darf. Ihre Stimme soll dabei besorgt geklungen haben. Das sprach dafür, dass sie, ganz wie es der Angestellte des Hauses gesagt hatte, tatsächlich führsorglich war. Shikamaru blieb, völlig in Gedanken versunken stehen und betrachtete zwei ältere Herren beim Shogi spielen. Andererseits gab es da die Gerüchte, dass sie arrogant sein soll. Er seufzte und kratzte sich am Kopf. Mit diesen Überlegungen kam er nicht weiter, nicht zuletzt deshalb, weil er fast ununterbrochen darüber nachdachte und schon seit geraumer Zeit keine neuen Schlussfolgerungen ziehen konnte. „Ohh, Tora! Du konntest mich ja schon wieder nicht schlagen! Noch ein Spiel?“, lachte unweit entfernt ein alter Mann seinen Freund aus. Es handelte sich um die zwei Herren, denen Shikamaru die ganze Zeit beim Shogi spielen zugesehen hatte. Schon nach wenigen Zügen war ihm klar gewesen, dass der Gewinner des Spiels genau das tun würde – gewinnen. Sein Freund – Tora hatte er ihn genannt – spielte gut, aber der andere… Shikamaru wusste nicht, ob er ihn leicht hätte besiegen können. „Es ist immer das gleiche mit dir, mein alter Freund. Für heute habe ich oft genug verloren, frag mich Morgen nochmal“, gab sich Tora geschlagen. Er hatte eine Glatze und war ein etwas untersetzter Mann, er brummte die Worte zwar aber auf seinem Gesicht lag ein Lächeln, das um seine Augen herum kleine Fältchen bildete. „Bis morgen, grüß deine Frau und die Kinder von mir“, erwiderte sein Freund, ebenfalls lächelnd. Er hatte volles, weißes Haar und sah, für sein geschätztes Alter, noch sehr agil und muskulös aus. Nur um den Bauch herum spannte seine Kleidung ein wenig. Dem Älteren war nicht entgangen, dass er und sein Freund seit geraumer Zeit von einem jungen Mann beobachtet wurden. Er erschien ihm nachdenklich, also sprach er ihn an. „Hey, du da!“ Shikamaru sah ihm nun direkt in die Augen und verstand, dass er näher treten sollte. Hoffentlich fühlte sich der Alte nicht von ihm belästigt. Das würde Ärger geben und der war anstrengend. „Spielst du?“, fragte ihn der Mann neugierig. Überrascht weiteten sich Shikamarus Augen, damit hatte er nicht gerechnet. Er brachte ein Nicken zustande und setzte sich auf den Platz, am gegenüberliegenden Ende des Shogi-Tisches. „Mein Name ist Kenshin Furugawa“, sagte der Weißhaarige. „Ich bin Shikamaru Nara“, antwortete er auf die Vorstellung des anderen. „Du kommst aus Konohagakure“, stellte Kenshin bedächtig fest, während er seinen ersten Zug machte. Shikamaru nickte darauf nur und setzte seine Figur. „Du bist nicht allein hier?“, er sagte das, als wäre es eine Frage, aber dem jungen Shinobi war der wissende Ton nicht entgangen. Er entschied, dem Mann die Wahrheit über ihren Aufenthalt zu verraten, vielleicht wusste der Alte ja etwas. „Wir sind hier, um Informationen über die Familie eures Daimyou zu sammeln“, er würde abwarten, was Kenshin zu diesem Informationshäppchen zu sagen hatte. Das Spiel, obwohl es von Beiden nur einen Bruchteil ihrer Aufmerksamkeit erhielt, war komplex und keiner der Beiden konnte die Oberhand gewinnen. „Die Gerüchte… wurde das kleine Mädchen wirklich entführt?“, in Kenshins Gesicht stand echte Sorge. Seine weisen Augen blickten Shikamaru ernst an. „Nein, durch einen glücklichen Zufall konnten wir sie vor einer Entführung bewahren.“ „Dann stimmen ja die Gerüchte über den Brand vielleicht auch nicht…“, die Hoffnung, die seine Worte versprachen, konnte seine Augen nicht erreichen. „Wo hat es gebrannt?“, fragte Shikamaru drängend. Er gab sich Mühe seine Stimme zu beherrschen, doch der Gedanke, sie könnten Kabuto falsch eingeschätzt haben, war schrecklich. „In der Nähe des Anwesens der Chikas. Eine Scheune soll diese Nacht gebrannt haben, aber es soll niemand verletzt worden sein.“ Shikamaru atmete erleichtert auf, hätte es Verletzte gegeben, hätte sich das am Schnellsten herumgesprochen. „Können Sie mir etwas über die Familie erzählen?“ „Ich weiß nicht, kann ich?“, die braunen Augen des Mannes schienen in Shikamaru lesen zu können wie in einem Buch. „Sie waren auch ein Shinobi. Es geht um die Sicherheit der beiden Töchter, vielleicht sogar um die Sicherheit des Landes. Wir brauchen Informationen mit denen wir etwas anfangen können.“ Nun war es an Kenshin überrascht die Augen zu weiten. Dieser Junge hatte ihm angesehen, dass er einst zu den Shinobi zählte. „Drei Informationen von mir sind an drei Bedingungen geknüpft. Diese Informationen sind alles was ich weiß und dir verraten kann.“ „Und diese Bedingungen sind?“, Shikamaru war sich nicht sicher, ob er sich darauf einlassen sollte. „Erstens: Gewinne das Shogi-Spiel. Zweitens: Sage mir, wer diese Bedrohung darstellt. Drittens: Wie kommst du darauf, ich wäre je ein Shinobi gewesen? Erkläre es mir.“ Der junge Shinobi runzelte die Stirn, welch merkwürdige Dinge der alte Mann von ihm verlangte. Zum ersten Mal konzentrierte sich Shikamaru richtig auf das Shogi-Spiel vor ihm. Es war ausgeglichen, im Moment konnte keiner innerhalb weniger Züge die Oberhand gewinnen, da war er sich sicher. Kenshins Stil zu spielen unterschied sich gänzlich von dem seines Meisters Asuma. Er ähnelte etwas dem seines Vaters, aber offensiver. Je länger Shikamaru darüber nachdachte, desto bewusster wurde es ihm, der alte Mann spielte am Ehesten wie er selbst. Die andere Bedingung machte ihm weniger zu schaffen, Kenshin würde nicht herumtratschen, um was es ging und er würde auch nicht in Panik verfallen. Wenn es belanglose Kleinigkeiten wären, die dieser Mann weiß, dann würde er nicht solche Aufgaben stellen. „Wir haben Grund zur Annahme, dass Orochimaru’s rechte Hand Kabuto, die Töchter Chika’s entführen will, um Experimente an ihnen durchzuführen. Wir suchen Informationen darüber, weshalb er gerade sie will. Es könnte sein, dass diese Kinder ein Geheimnis bergen, dass Orochimaru helfen könnte verschiedene gefährliche Nin-Jutsu zu verbessern, aber das ist nur eine von unzähligen Möglichkeiten. In jedem Fall schickt er nicht ohne Grund seinen Lieblingsschüler persönlich. Zu der anderen Sache… Sie beobachten sehr genau, diese Aufmerksamkeit übersteigt die eines Zivilisten. Außerdem sind sie unverhältnismäßig gut trainiert. Die meisten Männer hier sehen älter aus, gebrechlicher. Sie sind muskulös, geradezu gut genährt. In diesem von Armut zerfressenen Land können sich das nur Shinobi leisten.“ Kenshin lächelte über den scharfen Verstand seines Gegenübers. „Zuallererst eine kleine Stellungnahme zu meinem Äußeren – du hast in diesem Punkt völlig recht – aber der kleine Bauch ist meiner Frau geschuldet“, lachte er etwas verlegen, dass dem Jungen dieser aufgefallen war, auch wenn der es nett ausgedrückt hatte. Beim Gedanken an das eigentliche Thema wurde er wieder sehr ernst. „Orochimaru, hm?“ „Ja.“ Kenshin sah sich in der Straße um, als befürchtete er belauscht werden zu können. Doch niemand war in der Nähe, es schien Markttag zu sein. „Wenn das so ist, sollte ich dir wohl wirklich erzählen was ich weiß. Zwei Informationen hast du dir bereits erarbeitet. Die Erste: Takeru Chikas verstorbene Ehefrau wurde vor fünf Jahren von Orochimaru entführt, sie ist nie zurückgekehrt. Die Zweite: Auch Hiko Chika, die Tochter über die ihr Informationen sucht, wurde entführt. Das ist mittlerweile etwa zehn Jahre her. Damals war es nicht Orochimaru selbst der sie entführte, es waren wohl irgendwelche Handlanger. Hiko-sama war in der Lage die Personen zumindest soweit zu bekämpfen, dass ihr nichts weiter geschah. Sie hat einige Verbrennungen davon getragen, doch die konnten alle behandelt werden. Sie wurde von einem großen Trupp befreit. Ich war einer von ihnen. Kurze Zeit später bin ich jedoch vom Dasein als Shinobi zurückgetreten.“ Shikamaru hatte gebannt zugehört. Diese Informationen waren mehr als hilfreich, auch wenn sie mehr Fragen aufwarfen, als sie klärten. Das Shogi-Spiel, beide waren in der Lage während der Unterhaltung weiterzuspielen, wurde immer ernster, doch im Moment sah es so aus, als könnte Shikamaru die letzte Information nicht erspielen. „Können Sie eine dieser Informationen beweisen? Mir Details mitteilen?“ „Nein. Höchstens die Narben an Hiko’s Armen und Beinen… Aber selbst die können ja nicht nachweislich durch diese Entführung geschehen sein. Details, hm? Es tut mir Leid, auch damit kann ich nicht dienen. Du könntest mir Fragen stellen, dann fällt mir vielleicht etwas ein“, Kenshin lächelte Shikamaru aufmunternd zu und dieser war sich nicht sicher, ob der alte Mann sich gerade über ihn lustig machte. „Wieso wurden sie entführt? Wie konnte Hiko das überleben? Was hat es mit den Bränden auf sich? Hilft ihnen eine dieser Fragen?“ Shikamaru bemerkte eine Lücke in der Verteidigung von Kenshins König. „Du bist wirklich klug… die Brände… ich weiß nichts genaues, nur so viel: die Familie ist Katon-Anwender. Alles Weitere kann auch ich nur mutmaßen und Vermutungen sind keine Information, auf die du nicht selbst kommen könntest.“ Shikamaru dachte über das gesagte nach, während er die letzten Züge des Spiels ausführte. Mit einem beförderten Turm trieb er ihn weiter in die Enge und eroberte einen der letzten Bauern Kenshins. „Sie wissen wirklich nicht noch mehr?“ Shikamaru sah ihm misstrauisch in die Augen, versuchte dort das Wissen zu finden, dass der ehemalige Shinobi nicht Preis gab. Dieser konzentrierte sich auf das Spiel, er schlug, in einem Versuch das Ende noch umzukehren, eine Lanze Shikamarus. „Was ist die letzte Information?“, wollte er wissen. Kenshin ließ sich Zeit, Shikamaru hatte nur noch fünf Figuren, darunter zwei goldene Generäle und ein Pferd, außerdem den Drachen. Er selbst hatte zwar noch sieben, aber das musste nichts heißen. Der Stil von Shikamaru wurde immer offensiver. Kenshin sah ihn nur an, wartete den Zug seines Gegenübers ab. Dieser überlegte schon eine Weile, hatte den Zug des anderen eingeplant und setzte sein Pferd auf B7. Der alte Mann betrachtete das Spielfeld, er wusste was kommen würde. In genau zwei Zügen wäre er Tsume. Er spielte noch mit, doch es war ohnehin egal. Er hatte von Anfang an im Gefühl gehabt, dass dieser Junge ihn schlagen würde. Wenige Minuten später wurde sein König geschlagen. „Ich habe dir die Informationen gerade mitgeteilt“, lächelte der Alte ihn an, „du hattest bereits gewonnen. Du spielst gut, es ist die erste Partie seit einer gefühlten Ewigkeit, die ich nicht gewinnen konnte.“ Shikamaru war überrascht, dass er noch vor ihm erkannt hatte, wer das Spiel für sich entschied. „Danke, dass sie mir das alles gesagt haben“, sagte Shikamaru, „Mein Meister hat mir Shogi beigebracht, er denkt, dass ich ein guter Stratege bin.“ „Wenn das so ist, weißt du dann auch, wer der König ist?“ Kenshin machte es Spaß sich mit diesem Jungen zu unterhalten, er erinnerte ihn an sich selbst. Auch sein Meister hatte ihm Shogi beigebracht, doch wer der König ist, hatte er lange Zeit nicht verstanden, bis sein eigenes Kind das Licht der Welt erblickte. Er fragte sich, ob es Shikamaru wohl genauso erging. Dieser machte sich jedoch gerade Gedanken darüber, was auf einmal alle mit dem König hatten. Erst vor kurzem hatte ihn Asuma darauf aufmerksam gemacht. Er wusste es immer noch nicht und schüttelte deshalb mit dem Kopf. „Du wirst es herausfinden, da bin ich mir sicher“, antwortete Kenshin daraufhin nur. Shikamaru lächelte ihn an und bedankte sich für das Spiel und noch einmal für die Informationen. Kenshin erwiderte den Dank und lud Shikamaru ein etwas zum Essen mitzunehmen. Auch wenn seine Kinder längst nicht mehr Zuhause wohnten, kochte seine Frau mindestens für vier. „Gib dem Kind etwas, es ist gute Hausmannskost aus diesem Land“, sagte Kenshin noch, als sie sich verabschiedeten. Es wurde schon dunkel, die Sonne stand tief über dem Dorf und die Bäume warfen lange Schatten. Shikamaru winkte dem alten Mann und machte sich dann auf den Weg, den anderen von seinem Nachmittag zu erzählen. Kenshin blickte dem Jungen mit einem Lächeln nach und fragte sich, ob er ihm vielleicht alles hätte erzählen sollen. Aber auch wenn er kein Shinobi mehr war, konnte er sich doch nicht von dem Schwur lösen, den er einst der Herrin des Landes gegeben hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)