Denn sie wissen, was sie tun… von abgemeldet (von Susu-chan) ================================================================================ Kapitel 14: Kapitel 14 - No one ------------------------------- Kapitel 14 – No one „Marik und Ciel werden mich auf die nächste Reise begleiten“, Shadow zog die Holo – Karte wieder länglich, sodass heran gezoomt wurde und wir die nächste Stadt sehen konnten. Die Häuser waren komplett zerstört und alles lag in Schutt und Asche. Es sah aus, als wäre direkt über die Stadt eine Bombe abgeworfen worden. Ich schluckte nervös. Städte machten mir noch immer Angst. Sehr große Angst sogar. „Marik mag keine Städte!“, meldeten sich Raimi und Sichi gleichzeitig zu Wort „Es wäre besser, wenn jemand anderes geht!“ „N-Nein! Ich schaffe das schon“, sagte ich, bemüht selbstbewusst, doch ich merkte selbst wie jämmerlich unsicher das klang. „Dann komme ich mit!“, erwiderte Sichi hartnäckig „Ich werde dafür sorgen, dass Marik nichts zustößt!“ „Ich bin…“, fing Heriot an, doch Shadow unterbrach ihn. „Du kommst nicht mit. Ich will dich nicht in dieser Stadt haben.“ „Wa-Warum denn nicht?“, fragte ich verwirrt „Was ist mit der Stadt?“ Der Igel schwieg kurz, ehe er noch etwas näher an die Stadt heranzoomte und die zerstörten Straßen betrachtete. „Das war die Stadt der Widerstandskämpfer.“ „Der…Widerstandskämpfer?“, wiederholten wir ehrfürchtig. Die Widerstandskämpfer waren so etwas wie die anonymen Helden – Die heimlichen Beschützer. „Ja. Und ich will niemanden in dieser Stadt haben, der die Toten nur als Statistik ansieht“, erwiderte Shadow scharf und sah dabei zu Heriot und Nero. Nero stand weiter hinten und sah bei seinen Worten kurz zur Seite. „Sichi und Raimi haben Respekt vor den Toten!“, warf ich zögerlich ein „Sie könnten doch mitkommen…bitte…“ Mir behagte es gar nicht, in einer Stadt zu sein, die so viele schlimme Erinnerungen enthielt – Und dann auch noch mit Ciel. „Wir werden nur hinein gehen und die Splitter holen, mehr nicht! Diese Exkursion wird harmlos sein, wir brauchen nicht so viele Leute…“, erklärte der Igel etwas gereizt. „Wenn es nicht gefährlich ist und nicht schnell gehen muss, können doch mehr Leute mitkommen!“, Sichi blieb hartnäckig, was sich auch bezahlt machte, denn Shadow seufzte bloß. „Meinetwegen, Sichi kommt mit. Der Rest bleibt hier und bewacht das Schiff.“ „Jawohl, Käpt’n“, hörte ich Nero leise murmeln und sah zu ihm. Als mein Blick seinen traf, drehte er bloß den Kopf zur Seite und sagte nichts mehr. „Wir gehen in die Stadt der Helden!“, rief Sichi aufgeregt und schliff dabei seine Machete, auch wenn Shadow gesagt hatte, er würde sie gar nicht brauchen. Mit Waffen fühlte er sich einfach sicherer. Sie gaben ihm ein…Gefühl der Macht, könnte man sagen. Nicht, dass Sichi machtversessen war, doch für ein Waisenkind, dass früher nicht einmal genug Mut hatte sich gegen die Älteren zu wehren, war das ein Gefühl der Sicherheit. Apropos Waffen…In den letzten Tagen seit ich Shadow begegnet war…da rückte mein Messer und mein Wahnsinn immer mehr in den Hintergrund. Er hatte mich dazu gebracht einen Teil meiner Geschichte zu erzählen. Vielleicht hatte das eine heilsame Wirkung auf mein Verhalten ausgeübt. Wobei mir noch einfiel, dass ich mich dringend für mein Verhalten bei ihm entschuldigen musste… „Wir sind da.“, hörte ich Shadow aus dem Cockpit des kleinen Shuttles und spürte danach ein kurzes Rütteln, ehe wir auf dem Boden landeten. Ciel stieg zögerlich als Erste aus, dann Sichi, Shadow und zum Schluss ich. Und als ich aufsah, hatte ich das Gefühl am ganzen Körper Gänsehaut zu bekommen. Die Stadt sah noch viel schlimmer aus, als auf dem Holo. Einzelne Wracks, bis zur Unkenntlichkeit verrostet und zerstört, lagen willkürlich zerstreut auf dem aufgebrochenen Asphalt herum. Keine Pflanze schlängelte sich zwischen dem Bürgersteig hervor, nur Rauch, bei dem ich husten und die Augen zusammen kneifen musste. Die Gebäude waren nicht nur zerstört, sondern förmlich weggefegt, alle von der Richtung des Zentrums ausgehend weggeneigt. Wahrscheinlich war dort die Bombe eingeschlagen. Die Widerstandskämpfer…ich wusste, dass sie nicht hier gelebt hatten. Sie waren von hier weggegangen, um ihre Familien zu schützen. Und dann hatte Eggman die Stadt eiskalt angegriffen – Hatte die Kinder, Frauen und Alten getötet, die übrig geblieben waren. Nur um zu gewinnen. Ich fragte mich, was Eggman gesehen hatte, wenn er in seinen Spiegel gesehen hatte. War er stolz auf sich gewesen? Auf seine Taten, seine Verbrechen, seine Morde? Oder hatte er ebenfalls ein Monster gesehen, wenn er sich selbst angeblickt hatte, aber es war ihm gleichgültig gewesen? Was auch immer ihn zu so einer Tat, zu so einem Monster hat werden lassen, es war keine Rechtfertigung für das, was er diesem Planeten angetan hatte. „Da hat Eggman was angerichtet“, hörte ich Sichi murmeln und sah zu Ciel. Sie war ganz blass im Gesicht und flüsterte irgendetwas von „Mein Gott“, während ihre Hände sich in ihr Oberteil krampften. Shadow hingegen hob nicht mal den Blick. Vielleicht interessierte es ihn nicht, oder die Erinnerung war zu schmerzhaft, als das er die Trümmer hätte ansehen können. „Wir müssen weiter.“, sagte er bloß und ging schnell vor. Wir folgten ihn auf dem Fuße, ich jedoch eher langsamer. Denn je näher wir dem Zentrum der Stadt kamen und je mehr Straßen wir durchliefen, desto schwächer und schlechter fühlte ich mich. Ich hatte das Gefühl von allen Seiten, allen Gegenständen angestarrt und angeschrien zu werden. Als ob die Einsamkeit an mir zerren würde, damit ich ein Teil von ihr werde. Damit die Seelen hier nicht alleine wären. „Hilf uns doch!“ „Hier sind wir!“ „Bringt euch in Sicherheit!“ „Nicht die Kinder!“ „MAMA!“ Der Schrei hallte in meinen Ohren nach, bis ich zitternd stehen blieb und hastig den Kopf schüttelte, um die Stimmen los zu werden. Staub wirbelte über den Boden und ich hatte das Gefühl, es waren die Einzelteile der zerfallenen Skelette, die mich streiften. „Hey, alles okay?“, fragte Sichi mich besorgt und ich sah zu ihm. „Ich…e-es geht schon. M-Mir ist nur nicht so gut“, stotterte ich zögerlich „D-Du weißt ja…bei Städten drehe ich irgendwie durch…“ „Das liegt an der Luft. Ich muss schon dauernd husten wegen dem Rauch“, murrte er bloß. „Wir teilen uns in Zweier - Gruppen auf.“, unterbrach Shadow unsere Unterhaltung und blickte zu mir „Ihr sucht oberhalb der Stadt nach den Splittern und Ciel und ich unterhalb der Stadt. Die Widerstandskämpfer hatten hier unterirdische Tunnelgänge. Vielleicht sind dort die Splitter“ „Alles klar“, murmelte ich bloß und hatte das Gefühl, Shadow hatte mich nicht nur mitgenommen, weil ich Respekt vor Toten hatte, sondern, um mir eine Lektion für mein Verhalten zu erteilen. Eigentlich hatte ich es ja verdient. „Gut. Dann trennen wir uns“, der Igel nickte leicht, ehe er mit Ciel in die Richtung eines Gebäudes ging, dass verdächtig nach einem ehemaligen Krankenhaus aussah. „Und wo sollen wir mit der Suche anfangen?“, wollte Sichi etwas ratlos wissen „Die Stadt ist gigantisch!“ „Ähm…sehen wir am besten im Zentrum nach…da, wo die Bombe eingeschlagen ist. In Büchern sind die gesuchten Dinge meistens dort, wo man sie am wenigsten vermutet“, erwiderte ich langsam, auch wenn mir klar war, dass die Chancen 1 zu 1000000 standen, dass wir die Splitter einfach so finden würden. „Sag mal, kannst du nicht einfach…wieder Stimmen hören, die uns zu den Splittern bringen…?“, fragte er scherzhaft und kickte mit dem Fuß einige Haufen Schutt aus dem Weg. „Als ob ich das kontrollieren könnte“, murmelte ich bloß und er merkte, dass ich nicht in der Laune war Scherze, zu machen. Ich stieg vorsichtig über einen aufgebrochenen Spalt und merkte, wie unter meinen Füßen etwas knirschte, als ich ihn wieder aufsetzte. “Wäääähäääähääää!!“ Ein lautes und schrilles Schreien erklang in meinen Ohren. Der Schrei eines Kindes. Erschrocken sprang ich zurück und gab selbst einen leisen Laut von mir. Als ich zu der Stelle sah, wo ich eben hingetreten war, lag dort ein zertrümmerter Skelettkopf. Mir wurde kalt. „Volltreffer!“, bemerkte Sichi trocken, doch seine Worte drangen nur hohl an mein Ohr. Irgendein Teil in mir wollte jetzt nur noch wegrennen und hoffen, nie mehr in diese Stadt kommen zu müssen. Nacktes Grauen breitete sich in mir aus, als würden sich alle Emotionen des Toten auf mich übertragen und versuchen, mich zu verschlingen in einem Abgrund aus Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. „Sieh mich an!“ „Hast du mich damals nicht getötet?“ Entsetzt kniff ich die Augen fest zusammen. Wie früher, wenn ich gehofft hatte alles Böse verschwinden lassen zu können, wenn ich nur fest genug daran glaubte. Wenn ich nur nicht die Augen öffnen würde, bevor dieser Albtraum vorbei wäre. „Los komm.“ Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich eine Hand vor mir. Die Hand war klein und zierlich, wie eine… Eine Kinderhand. „Ich helfe dir.“ Ich blickte zu dem kleinen Mädchen hoch, das ca. 5 Jahre alt war. Ihre Augen waren strahlend blau, die Haare blond und sie trug ein weißes Blümchenkleid. Ihre nackten Füße waren dreckig von der Erde, auf der wir standen. Moment mal…Erde? Ich sah runter zu Boden, während wir aufstanden. Grünes Gras lugte zwischen meinen Zehen hervor und ein paar Ameisen krabbelten auf dem feuchten Laub umher. „Bin ich…wo bin ich?“, fragte ich etwas schwach. Das Mädchen drehte sich bloß um und ging in die Richtung der Stadt, die plötzlich wieder belebt und heil war. Verwirrt folgte ich ihr, wobei ich beinahe über meine eigenen Füße stolperte. „W-Warte doch! Wo bin ich hier? Wo ist…“ Mir fiel auf, dass die Straße gar nicht mehr aufgebrochen war. Auch der Himmel war nicht mehr düster und rot, sondern strahlend blau und in der Ferne hörte ich Vögel zwitschern. Ich wurde langsamer, als ich einem Spielplatz näher kam. Eltern, egal ob Mobianer oder Menschen, standen neben dem Sandkasten, unterhielten sich und lachten, während kleinere Kinder fröhlich die Rutsche herunter rutschten oder schaukelten. Es wirkte so friedlich. Als ob es den Krieg nie gegeben hätte… Auf der Straße liefen Menschen umher und redeten miteinander, saßen auf Terrassen und lachten zusammen oder in Cafés. Warum…waren hier alle so fröhlich? Was war mit der Stadt passiert…? Ich sah wie ein Vater seine Tochter hochhob und sie im Kreis drehte, wobei sie fröhlich lachte. Alle Geräusche drangen nur dumpf an mein Ohr, als wäre zwischen ihnen und mir eine dicke Glaswand. Noch während das Mädchen so tat als wäre sie ein Schmetterling, verblasste das Bild vor meinen Augen wie eine Erinnerung. Die Eltern verschwanden, genau wie alle Menschen und Cafés. Der strahlend blaue Himmel färbte sich grau und es schien, als würde jede Farbe aus der Welt gezogen werden. Als ich auf das Gesicht des Mannes sah, der gerade seine Tochter herumwirbelte, entdeckte ich Tränen, ehe auch er verschwand und sie am Boden stand, als wäre nie etwas gewesen. Nur die Kinder blieben übrig und spielten weiter, als wäre nichts gewesen. So fröhlich dieser Spielplatz wirkte, so bedrückend war auf einmal die Atmosphäre. Es war…wie eine ferne Erinnerung. Immer wieder flackerten Bilder vor meinen Augen, als wären sie da und doch nicht real. Ich streckte die Hand aus um ein Kind zu berühren, doch ihr Körper glitt durch meine Hand, als wäre ich Luft. Was passierte hier? War das wieder eine meiner Einbildungen? Die Stimmen der Kinder drangen nur stumpf an mein Ohr, während ein kleines Mobianermädchen ihr Plastik Schwert hochhob und irgendetwas sagte. Ich kniff die Augen zusammen um die verschwommene Gestalt irgendwie zu erkennen. Die Gestalt eines Igelmädchens. Shadows Tochter. Sie hob ihr Plastikschwert und schien irgendetwas zu rufen, woraufhin die Kinder fröhlich zustimmten und den Spielplatz gemeinsam verließen. Als die Kinderhorde an mir vorbei lief, merkte ich wie der Spielplatz in sich zusammen fiel, bis nur noch Staub übrig war. Einzig ein kleines Schaukelpferd aus Metall wippte einsam hin und her. Ich drehte mich um und sah zu den Kindern. Dort, wo sie hinrannten, wurde der Stadt wieder Leben eingehaucht und sie sah aus wie früher. Gras wuchs und verbrannte ebenso schnell, als die kleinen Füßchen den Boden berührten und ich folgte ihnen eilig. „Hey! Wartet doch!“, rief ich ihnen hinterher, doch ich wusste, dass sie mich nicht hören würden „Wartet! Was tut ihr hier?“ Die Anführerin der Bande, Shadows Tochter, kletterte eine alte Eiche hoch, die bis eben noch gar nicht existiert hatte. Die Kinder folgten ihr sofort und bald schon waren alle in der Baumkrone verschwunden. „Wir verstecken uns hier und erschrecken dann unsere Eltern, wenn sie zurückkommen!“, rief sie und plötzlich waren ihre Stimmen klar und deutlich. Ich blieb am Fuß der Eiche stehen. Ihre Eltern… Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ihre Eltern würden nie wieder kommen. Aus irgendeinem Grund konnten die Kinder diesen Ort nicht verlassen. Das hier war keine Einbildung, kein Hirngespinst und keine Wahnvorstellung, es war eine Erinnerung der Toten. Die bittere Realität. Und hier war nicht ICH der Geist, sondern sie. „Wir warten bis sie wieder kommen“ Plötzlich stand das kleine Mädchen, das mir aufgeholfen hatte, wieder neben mir. Sie hielt mich am Arm fest und ihre Hand war so kalt wie Eis. „Sie werden kommen.“ „Aber…eure Eltern werden nicht mehr wieder kommen…!“, sagte ich langsam und vorsichtig. Ich wusste nicht, wie sie darauf reagieren würden. Wie lange saßen ihre Seelen schon hier fest? Saßen hier fest und warteten auf ihre Eltern, die schon vor so vielen Jahren gestorben waren. Die Bombe hatte alle unerwartet getroffen, doch die Kinder hatten am Meisten daran leiden müssen. Immerhin hatten sie nicht einmal gewusst, dass sie sich im Krieg befanden und ihre Väter für den Widerstand arbeiteten. „Ich weiß“ , erwiderte sie und ihre Stimme klang wie ein Windhauch, während sie zu ihren Freunden sah. „Aber sie wissen es nicht.“ Ich sah zu der Baumkrone hoch. Mittlerweile waren alle Geräusche verstummt, kein Ast und kein Blatt rührte sich. Als würden die Kinder, die eben noch dort oben gewesen wären, gar nicht mehr existieren. Wenn man für sie alle ein Grab errichten würde, wären es Massengräber. Namenlose Massengräber, errichtet um den tausenden Opfern zu gedenken, die einsam gestorben waren und deren Seelen noch immer keine Ruhe fanden. Mir wurde klar wie zerbrechlich der menschliche Körper doch war. Von heute auf morgen konnte alles vorbei sein. Ob die Eltern es gewusst hatten? Vielleicht hatte es keine Möglichkeit zur Flucht mehr gegeben. Deswegen waren sie hier geblieben und hatten ihren Kindern den schönsten Tag bereitet, den sie je hatten. Ich konnte verstehen, warum sie es geheim hielten. Es war besser, wenn die Kinder es nicht wussten. Für Kinder gab es keinen Tod. Für sie hieß es immer nur, dass bestimmte Personen weg waren. Vielleicht hatten die Leute gedacht, dass sie immerhin mit ihrer Familie zusammen sterben konnten, doch anscheinend hatten sie nicht damit gerechnet, dass ihre Kinder nicht mit kommen könnten. „Das ist schrecklich“, flüsterte ich bestürzt und hatte das Gefühl an der Trauer zu ersticken. Wie süßer Rosenduft lag sie über der gesamten Stadt, bleischwer und intensiv. Ich hätte den Kindern so gerne geholfen. „Was ist hier passiert?“, fragte ich das Mädchen neben mir und im nächsten Moment verblasste die Erinnerung wieder. Diesmal stand ich vor keinem Spielplatz. Sondern vor einer Bank an einem Aussichtspunkt, auf dem zwei Personen saßen. Die eine Person war eine junge Mutter, grade mal 23 Jahre alt mit ihrer 5 – jährigen Tochter. Schwarze Fledermausflügel ragten aus dem Rücken der Mutter, während ihr Kind Stacheln hatte. Waren das…Rouge und die geheimnisvolle Tochter? „Wann kommt denn Papa zurück?“ , fragte das kleine Mädchen und ließ ihre Beine schaukeln. „Wir sehen Papa bald wieder. Versprochen.“ , antwortete Rouge, aber ihr Tonfall hatte etwas schmerzliches. Ich wäre so gerne zu ihnen gegangen, doch meine Beine gehorchten mir nicht und so konnte ich nur von hinten zusehen, was passierte. Im nächsten Moment erschien ein grelles Licht am Himmel. „Mama, sieh mal! Eine Sternschnuppe!“ , rief die Kleine begeistert „Jetzt kann ich mir was wünschen, richtig?“ „Ja, richtig…du kannst dir alles wünschen, was du willst…“ , Rouge schloss die Kleine in ihre Arme. Obwohl sie mir jetzt das Gesicht zuwandte, konnte ich statt Gesichtszügen nur verschwommene Schatten erkennen. Das Licht wurde immer greller, bis ich mir die Augen abschirmen musste. Was war das nur? Dieses Licht…das konnte doch unmöglich eine Sternschnuppe sein…oder war das etwa…? „Mama, warum weinst du denn?“ , hörte ich noch die Stimme des Mädchens, ehe ein ohrenbetäubender Krach ertönte und im nächsten Moment schwarze Rauchwolken auf mich zukamen. Rouge und ihre Tochter…ihre Haut löste sich wie Papier auf und verbrannte auch ebenso schnell. Was übrig blieb, war Staub. Ich kniff die Augen zusammen und als ich sie wieder öffnete, sah ich vor mir nur noch einen großen, rauchenden Krater. „DAS IST EURE STRAFE! NIEMAND LEGT SICH MIT DEM EGG-IMPERIUM AN!!!“, tönte es von hoch oben und ich entdeckte ein winziges, weit entferntes Luftschiff. Eggman… Das war also seine Bombe gewesen. Ein Laserstrahl…stark genug um eine ganze Stadt auszulöschen. Hatte er es so geschafft, Sonic zu besiegen? Doch die Erinnerung war noch nicht vorbei. „Eggman befiehlt nach Überlebenden zu suchen. Seht im Untergrund nach! Jeder Überlebende soll gefangen genommen werden.“ , hörte ich eine mir irgendwie bekannte Stimme. Vor meinen Augen tauchten zahlreiche Gestalten auf, alle trugen Gasmasken und waren schwer bewaffnet. Ihr Anführer stand mit dem Rücken zu mir gewandt, ich erkannte nur die schwarze Kleidung und die flammend roten Haare. Ich wusste nicht warum, aber sie kam mir so bekannt vor… „Und was ist mit Überlebenden, die nicht zum Untergrund gehören?“ , fragte einer der Gesichtslosen Soldaten. „Töten.“ , entgegnete ihr Kommandant kalt und wandte sich zum Gehen, wobei er sich zu mir umdrehte. Auf der Stirn des Kommandanten sah ich das eingravierte Zeichen von Eggman. Und seine schwarzen Augen starrten mich an, als könnte er mich sehen. Kurze Zeit bekam ich Angst, er würde mich tatsächlich sehen, doch dann ging er bloß durch mich hindurch und die Soldaten folgten ihm. Irgendwie…kam er mir so bekannt vor. Auch wenn ich sein Gesicht noch nie gesehen hatte. Seine Stimme, seine Gesichtszüge…all das kam mir so bekannt vor. Nur woher? Wieder verblasste meine Umgebung und vor mir sah ich wieder die große Eiche, auf die die Kinder vorhin geklettert waren. „Ich weiß, dass du uns helfen willst.“ , ihre Lippen bewegten sich nicht, doch ich hörte ihre Stimme klar und deutlich in meinem Kopf. Wie ein Windspiel… „Warum sagst du es den anderen Kindern nicht? Du kannst es doch versuchen!“, wollte ich wissen. „Ich kann ihr Schicksal nicht beeinflussen. Was mit den Seelen nach dem Tod geschieht, weiß nur Gott.“ , entgegnete sie leise und trauriger. Ob die Kinder gute Freunde von ihr waren? „Und warum gehst du nicht? Du weißt doch, dass deine Eltern nicht mehr…zurückkommen.“ „Ich gehe nicht ohne sie. Wo auch immer wir später einmal sein werden…ich will dort nicht ohne meine Freunde sein.“ Ich spürte ein schmerzhaftes Ziehen in der Brust. Sie opferte den Rest ihres „Lebens“ für ihre Freunde und spielte das Theater mit, obwohl sie vielleicht schon längst an einem besseren Ort hätte sein können. „Glaubst du, dass es Gott gibt?“ , fragte sie mich plötzlich und sah hoch in den leeren Himmel „Ich frage ihn immer, aber er antwortet nie.“ „Gott?“, wiederholte ich langsam und seufzte „Ich weiß es nicht. Ich glaube…das weiß man erst, wenn man bei ihm ist oder eben nicht.“ „Dann freue ich mich auf den Tag, an dem wir hier weg können.“ , entgegnete sie und lächelte, ehe sie meine Hand nahm „Wenn ich tot bin, kann Gott auch meine Frage nicht mehr ignorieren…“ Ich spürte eine seltsame Wärme in meinen Händen, ehe das Mädchen sie losließ und ihm nächsten Moment meine komplette Umgebung verschwamm. Keuchend fuhr ich hoch. Wo…war ich? Ich blinzelte und starrte angestrengt auf die Trümmer der Häuser, bis mir klar wurde, dass ich mich nun wieder in der Realität befand. In der Realität… Ich sah in meine Handfläche, wo die beiden Splitter wie Diamanten funkelten. Hastig steckte ich sie in meine Hosentasche, ehe ich mich suchend umsah. „SICHI!“, rief ich, als mir einfiel, dass ich ihn ja ganz vergessen hatte. Eigentlich rechnete ich damit, dass er gleich aus irgendeiner Ecke springen und mich erschrecken würde, doch es blieb still. „SICHI!“, brüllte ich wieder und stand schnell auf „DAS IST NICHT LUSTIG!“ Meine Stimme hallte in der zerstörten Stadt nach. Mit ungutem Gefühl stieg ich über diverse Autowracks und Spalten im Asphalt, wobei ich mich umsah. Hatte er seine Reise alleine fortgesetzt, weil ich ohnmächtig geworden war? Er würde mich doch niemals alleine lassen. Das wusste ich genau. „S-Sichi…“, ich entdeckte ihn, als ich etwas weiter aus der Stadt heraus gegangen war, unbewusst zu dem Aussichtspunkt, wo Jahre zuvor noch Rouge und ihre Tochter gesessen hatten. Die Bank war aus irgendeinem Grund noch da, wahrscheinlich weil sie aus massivem Stein bestand. Sichi saß mit dem Rücken zu mir gewandt, angelehnt an die Rückenlehne. „Sichi, jag mir nie wieder so einen Schrecken ein…“, seufzte ich und trat vor ihn. Er schien zu schlafen. Seine Augen waren geschlossen und er wirkte so friedlich. In solchen Momenten sah man ihm gar nicht an, dass er ein Waffenfreak war. „Du dämliche Schlafmütze…lässt mich allein, um ein Nickerchen zu machen“, murrte ich gespielt beleidigt, auch wenn ich nicht wirklich böse war. Er hatte seinen Ledermantel wie eine Decke über sich gelegt, auch wenn es gar nicht kalt war. Das wunderte mich aber nicht sonderlich, denn Sichi war jemand, dem es immer zu kalt war. Statt ihn mit einer Ohrfeige aufzuwecken, packte ich ihn an der Schulter und rüttelte ihn leicht. Keine Reaktion. Als er noch immer nicht aufwachte, schüttelte ich ihn etwas fester. Sein Körper fiel zur Seite und blieb bewegungslos liegen. Mir wurde kalt. „S-SICHI!“, ich schüttelte ihn wieder und versuchte ihn wach zu kriegen. „W-Wach auf! W-Wir…wir gehen wieder zum Luftschiff, okay? R-Raimi kriegt das wieder hin…b-bitte steh auf…“, flüsterte ich mit erstickter Stimme und merkte, dass er sich kalt anfühlte „Das ist nicht witzig!“ Ich versuchte ihn hoch zu heben, doch er war zu schwer weswegen ich ihn wieder auf die Bank legte. Als ich auf meine Hände sah, waren sie blutverschmiert. „S-Sichi…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)