Denn sie wissen, was sie tun… von abgemeldet (von Susu-chan) ================================================================================ Kapitel 12: Kapitel 12 - Traitor -------------------------------- Kapitel 12 – Traitor „Aua!“ „Entschuldige“ Raimi ließ meine Hand los und seufzte „Besser kriege ich sie nicht hin, tut mir leid.“ Ich sah zu meiner Hand. Sie hatte nun komische schwarze Punkte, als hätte ich Ruß abbekommen…aber immerhin war sie nicht mehr so entstellt wie vorher. „Und du hast echt in diese Energiekugel gefasst? Ganz schön tapfer!“, sagte sie um vom Thema abzulenken und ich hob den Blick. „Nein…also ja, eigentlich schon…aber ich war nicht tapfer. Ich…ich hatte total Angst…“, murmelte ich und sah zu Heriot, der neben der Tür stand und jede unserer Bewegungen beobachtete. „Sag mal, kannst du den nicht weg schicken? Der macht mich nervös…“, flüsterte Raimi mir zu. Ich schüttelte den Kopf. „Nein…ich werde ihn nicht los. Er will um jeden Preis auf mich aufpassen. Er folgt mir überall hin…außer ins Bad.“ „Wenn er das tun würde, würde ich ihm so eine verpassen…“, Raimi schnitt eine Grimasse und ich fing an zu lachen. „Ja, habe ich auch! Deswegen lässt er es jetzt…“ „Tja, immerhin hast du einen gut aussehenden Beschützer, was?“, meinte sie neckend und ich stieß ihr den Ellenbogen in die Seite. „Hör auf damit! Sichi zieht mich auch schon ständig damit auf…ich kann doch nichts dafür, dass er mir nach läuft…“ Zugegeben: Heriot sah gut aus. Er war groß, hatte breite Schultern und war muskulös. Aber er war nicht mein Typ. Er war mir viel zu…ernst. Und emotional abgestumpft. Viele Mädchen mögen auf so was stehen und finden es cool, aber ich finde es einfach nur abweisend. Wobei Heriot nichts dafür kann. Er war Jahrhunderte lang im Tank eingesperrt…und vielleicht hatte man ihn auf absoluten Gehorsam gepolt. Hoffentlich schaffte ich es, ihm das auszutreiben. „Danke nochmal für die Heilung. Ich…ich gehe schlafen.“, sagte ich zu Raimi gewandt und stand vom Krankenbett auf, ehe ich die Station mit Heriot verließ. Die ersten Sonnenstrahlen schienen durch die Fenster und ich gähnte erschöpft. „Heriot…wo schläfst du…überhaupt?“, fragte ich zwischen meinem Gähnen „Hast du das Shadow schon gefragt?“ „Ich bleibe in Eurer Nähe.“ „War klar…“, murmelte ich und schnitt eine Grimasse „Na ja, in meinem Zimmer ist genug Platz. Du kannst ja….ähm…auf dem Teppich schlafen…ich schätze du lässt mich nicht auf dem Boden schlafen.“ „Nein.“ „Na dann.“ Heriots Kopf drehte sich zu dem Fahrstuhl als wir einstiegen, ehe er wieder zu mir runter sah. „Ist was?“, fragte ich ihn, als ich mich unter seinem Blick etwas unbehaglich fühlte. „Eine Frage…“ „Ja?“ „Warum habt Ihr so gehandelt?“ Ich blinzelte verwirrt „Hä?“ „Bei der Energiekugel. Es…Es sprach gegen die Vernunft…Ihr habt es trotzdem getan.“ „Ja. Natürlich…“, erwiderte ich etwas unsicher „Ich meine…meine Gesundheit war nicht wichtig im Vergleich zu dem, was auf dem Spiel stand…hat Shadow dir die Sache mit den Splittern erklärt?“ „Nein.“ „Dann…also…es gibt sieben Chaos Emeralds. Die haben keine Kraft mehr, weswegen wir den Master Emerald benutzen müssen, der ihre Kräfte kontrolliert. Das Problem ist, dass der leider auseinander gebrochen ist und wir nun die Splitter suchen.“ „Verstehe“, machte er nur. „So wollen wir die Zeit zurückdrehen und die Welt wieder schön machen…und genau das ist der Grund, warum ich das getan habe.“, erklärte ich und lächelte leicht „Es ist unsere Welt. Ich bin bereit alles dafür zu opfern, damit sie wieder so wird, wie sie es einmal war.“ Heriot starrte mich noch so lange an, bis der Fahrstuhl im Crewdeck hielt. Als wir ausstiegen, wandte er den Blick ab und drehte den Kopf in Richtung Beobachtungsdeck. Ich glaube, er verstand es nicht wirklich. Für ihn war die Welt in Schwarz und Weiß eingeteilt, aber es gab noch Grau. Und er wusste scheinbar nicht, wie er mit Grau umgehen sollte. Vielleicht…wollte er deswegen Befehle haben. Selbst zu denken ist viel schwieriger als einfach nur Befehlen zu folgen. Deswegen wollte ich auch keine erteilen – Denn dann würde ich die Verantwortung tragen müssen. Und das wollte ich nicht. „Hier ist dein Kissen…“, sagte ich zu ihm gewandt, als wir in meinem Zimmer auf dem Beobachtungsdeck ankamen und drückte ihm mein zweites Kissen auf dem Bett in die Hand. „Und die Decke…“, ich sah mich suchend um und öffnete ein paar Schränke um eine zu finden, bis ich sie im untersten Fach des Schrankes entdeckte. „Hier bitte!“ Er sah zu dem Kissen und der Decke, ehe er sich im Zimmer umsah und es sich schließlich auf dem dicken Teppich neben meinem Bett gemütlich machte. „Gute Nacht, Heriot“, sagte ich noch aus Gewohnheit, ehe ich das Licht ausknipste. Ich fragte mich ja, ob er die Maske zum Schlafen abziehen würde…bzw. den Helm, denn eigentlich war die „Maske“ das Visier seines Helms, der aus zwei beweglichen Metallplatten bestand, die sich hinten an seinem Hinterkopf befanden. Es sah ein wenig aus wie ein Samurai-Helm, jedoch ohne das ganze prunkvolle Zeug. Er war schlicht gehalten, hatte aber einige schöne Eingravierungen und Verzierungen. „Gute Nacht.“, entgegnete er nur, aber es klang wie ein hohles Echo meines Satzes. Irgendwie war er komisch. Doch darüber dachte ich nicht weiter nach, denn nun lag ich in einem weichen Bett – Das im Übrigen 50cm zu klein war – und schlief bald mit angewinkelten Knien ein. „Marik…du sollst mich…nicht so…sehen…“ „Nein! Bitte…bitte bleib hier…i-ich brauche dich…“ Er lächelt leicht. Aus seinem Mundwinkel läuft Blut. „Hoffentlich…komme ich in die…Hölle. Im…Himmel ist…es sche*ße kalt…“ Ruckartig riss ich die Augen auf. Erst musste ich einige Sekunden lang blinzeln, ehe ich merkte, dass Heriot neben meinem Bett kniete und mich anscheinend wachgerüttelt hatte. „Ich….e-es ist a-alles okay…“, flüsterte ich mit erstickter Stimme und wischte mir einige Tränen aus dem Gesicht. Er starrte mich in der Dunkelheit an. „Nein. Ist es nicht.“ Bei der Antwort zuckte ich leicht zusammen. „Bitte lass mich einfach…in Ruhe.“, murmelte ich und drehte mich auf die andere Seite des Bettes, ehe ich die Decke bis zum Kinn hochzog. Ich spürte seine Blicke, die sich in meinen Rücken bohrten, doch nach einigen Minuten legte er sich wieder hin. Mir fiel ein, dass ich nicht nachgesehen hatte, ob er noch seine Maske trug. Leise drehte ich mich wieder um und spähte zu ihm herunter. Maske. Nicht mal im Schlaf zog er sie aus? Hmm…vielleicht war sie auch festgemacht. Immerhin war er kein Mensch…oder er wollte möglichst geheimnisvoll wirken. Heriot hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und lag…irgendwie steif da. Er war wirklich ein komischer Kerl. „Nächster Halt: Crysis City“, Shadow zog die Holo-Karte längs und zoomte dabei auf eine in Lava und Asche liegende Stadt. Oder eher…die Trümmer einer Stadt. „17 Splitter sind noch übrig. In dieser Stadt befinden sich vermutlich die meisten…immerhin liegt sie im totalen Chaos.“, erklärte er und ich unterdrückte ein Gähnen. Es fing langsam an zu dämmern, und auch wenn ich den Tag über geschlafen hatte…ich war so oft aufgewacht, dass ich mich todmüde fühlte. „Diesmal kommen Pandorra und Ciel mit mir. Marik, du ruhst dich aus. Deine Hand sieht immer noch so aus als hättest du sie in Lava gehalten.“ „Das schwarze geht nicht weg…und mir geht es schon viel besser!“, protestierte ich schwach, während ich mir die Handschuhe überzog. Ciel war in vor ein paar Stunden in die Stadt gegangen und hatte mir dabei rote Handschuhe mitgebracht – Seidenhandschuhe. Zudem hatte sie mir noch neue Klamotten gekauft. Ich glaube, dass sie sich bei mir so für den Wackelpudding entschuldigen wollte – Und für die Halluzinationen. Entweder das, oder in diesen Klamotten erwartete mich eine böse Überraschung. Wobei ich bezweifelte, dass sie sich das noch traute. Seit sie Heriot kurz auf dem Flur begegnet war – Er hatte sie einfach umgerannt – verhielt sie sich mir gegenüber eher ängstlich. Doch ganz praktisch einen Bodyguard zu haben. Aber die Klamotten gefielen mir wirklich: Eine schwarze, robuste ¾ Jacke, Jeans und ein rotes, mit schwarzen Blumen verziertes Oberteil. Klamottengeschmack hatte sie schon mal. „Endlich! Ich kann helfen!“, Ciel klatschte fröhlich in die Hände, ehe sie etwas verlegen wieder ruhiger wurde, da wir sie alle anstarrten. „Marik, du wirst in die Stadt gehen. Die Stadt hier ist friedlich gegenüber Menschen – Eine der letzten Städte. Wir brauchen Nahrung, Kleidung und Wasser. Geld findest du im Tresor, ich werde dir den Schlüssel geben.“, fuhr der Igel fort. „Ich werde mitgehen.“, sagte Heriot, der im Versammlungsraum bis jetzt nur im Schatten an der Wand gelehnt und gewartet hatte. „Nein, du bist irgendwie etwas….auffällig“, versuchte ich ihn abzuwimmeln, doch Shadow widersprach mir. „Er begleitet dich. Nur weil die meisten friedlich sind, heißt es noch lange nicht, dass es sicher ist. Und im Falle dessen, dass du ausgeraubt wirst, wird Heriot dich beschützen.“ „Also ich traue dem Kerl aber nicht. Ich kann doch auch mit Marik in die Stadt gehen!“, warf Sichi ein. „Nein.“, erwiderte er nur schlicht. „Sichi…nichts für ungut, aber…du siehst etwas schäbig aus…“, erklärte Raimi vorsichtig „Was glaubst du, warum Ciel Marik neue Kleidung gekauft hat?“ Aha! Dann war es also doch nicht als Entschuldigung gedacht. „Dir würden alle in der Stadt aus dem Weg gehen…aber keine Sorge, Marik bringt dir Kleidung mit…“ „Aber der Möchtegern – Ninja darf in die Stadt? Der verscheucht doch auch jeden!“, murrte Sichi nur noch, schien aber einverstanden zu sein. „Wäre praktischer, wenn er die Maske abnehmen würde…“, stimmte Pandorra zu und ich warf einen neugierigen Blick zu Heriot. „Nein.“, entgegnete er schlicht, aber in einem Tonfall der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Ach komm, bist du echt so hässlich?“, meinte Sichi scherzhalber und Raimi sah ihn mit strengem Blick an. Ich wusste, dass er es sowieso nicht ernst meinte, weswegen ich dem kaum Beachtung schenkte. „Warum denn nicht?“, fragte ich nur. „Es gibt kein Gesetz, dass mich dazu zwingt meine Maske abzulegen.“ Ich seufzte bloß. Gesetz, Gesetz, Gesetz… „Du hast ja echt einen Stock im A*sch…“, hörte ich meinen besten Freund noch murmeln. Das war genau das, was ich gedacht hatte. Doch der >Möchtegern – Ninja< ignorierte diesen Satz einfach und blieb weiterhin unbeweglich an die Wand gelehnt. „Sag Mal, weiß Heriot überhaupt um was es geht?“, wollte Pandorra noch wissen „Immerhin…er ist erst vor einem Tag aus einem Jahrhundertschlaf erwacht…“ „Ich beschütze meine Herrin. Der Rest interessiert mich nicht.“ „Und warum nicht?“ „Ich bin Soldat. Ich befolge Befehle, mehr steht mir nicht zu.“ „Na toll.“, knurrte Shadow leise für sich, aber dennoch so, dass man es hören konnte „Noch so einer der nicht selbstständig denken kann.“ Ich hatte den Verdacht, dass sich die Beiden nicht ausstehen konnten. Vielleicht weil sie so viel gemeinsam hatten? Oder weil Shadow ihn davon abgehalten hat mich zu beschützen… „Also was soll ich alles in der Stadt holen?“, wechselte ich schnell das Thema, bevor das Ganze zu einem Streit eskalierte. Seit Heriot da war, war die Stimmung ganz schön angespannt. Sichi traute ihm nicht, Shadow hasste ihn fast schon, Ciel hatte Angst vor ihm – Wobei mich das eher freute – , Raimi fand ihn irgendwie komisch und Pandorra…gut, was sie dachte wusste ich wieder nicht. Sie schien ihn zu akzeptieren, gleichzeitig aber auch zu misstrauen. Bis jetzt hatten die Beiden keinen großartigen Kontakt…eigentlich hatte Heriot bis jetzt mit niemand anderem geredet als mit mir. Und selbst mit mir redete er nur, wenn ich ihm Fragen stellte. „Kleidung für Sichi, Verbände für Raimi, Nahrung, Wasser und wenn es gibt…Obst.“ „Okay“, murmelte ich, nachdem ich mir alles auf einen Zettel geschrieben hatte. Ich vergaß schnell Dinge. „Hier ist der Schlüssel zum Tresor. Und jetzt geh bevor es zu spät wird. Und sei um…20 Uhr zurück.“ „Hast du bis jetzt mit irgendjemandem außer mir geredet?“, fragte ich Heriot, als er den Gullideckel, er zur unterirdischen Stadt führte, hochhob. „Nein.“ „Warum nicht?“, ich kletterte vorsichtig die Leiter hinunter und er mir hinterher. „Ich hielt es nicht für nötig.“ „Du solltest wirklich etwas…menschlicher sein. Du bist kein Roboter.“ „Aber ich bin auch kein Mensch.“ „Aber du bist ein Lebewesen! Und meiner Meinung nach sollten Lebewesen etwas mehr…Emotionen besitzen.“ „Wie der Mobianer?“ Ich schüttelte den Kopf „Von allen Beispielen ausgerechnet Shadow…nein, du könntest etwas mehr wie…Sichi sein.“ „Humorlos?“ Ich starrte ihn eine Weile an, ehe er nur sagte: „Das war ein Scherz.“ „Du lernst schnell.“, bemerkte ich nur und verdrehte die Augen „Du sollst nicht die genaue Persönlichkeit kopieren! Du sollst eine eigene entwickeln. Das zeichnet einen Menschen – Ein Lebewesen - aus.“ „Dann habe ich keine Persönlichkeit?“, fragte er, während wir den Kanal entlang liefen Richtung Eingang. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen und antwortete hastig: „Nein, so meinte ich das nicht! Du…hast schon eine Persönlichkeit, nur ist die eben sehr…hohl.“ „Hohl?“ „Leer. Wie bei einem Roboter. Du wartest immer nur auf Befehle…“ „Ich bin Soldat.“ „Ja, aber auch ein Soldat kann denken, oder? Freier Wille? Oder hat man dir den genommen?“ „Freier Wille…?“ Ich seufzte „Vergiss es…“ Vielleicht würde er irgendwann selbst verstehen, was ich meinte. Doch jetzt mussten wir uns erst mal den Beiden Wächtern des Eingangs stellen…Ein Mensch und ein Bär? „Wow, kommt selten vor, dass wir hier Menschen zu Gesicht bekommen“, bemerkte der junge Mann grinsend „Vor allem so junge! Kommt ihr von oberhalb?“ „Ja…schön mal freundliche Gesichter zu sehen“, sagte ich erleichtert und er zwinkerte. „Keine Sorge, Süße, die da drin sind allesamt harmlos. Hättest deinen Beschützer gar nicht mitnehmen müssen.“ „Danny, bleib bei der Sache“, mischte sich sein Partner mit strenger Stimme ein „Wir müssen sie immer noch kontrollieren, also spar dir deine Flirterei für den Feierabend auf.“ „Jaja, natürlich. Also, habt ihr Waffen, Fäulnis oder eine andere Art von Krankheit?“ „Fäulnis nein, Krankheit nein…darf man keine Waffen mitnehmen?“, fragte ich nervös. „Messer und Pistole gehen klar, nur große Kaliber sind verboten. Schrotflinte und so.“ „Dann haben wir nichts davon.“ „Und der Große?“, der Bär wies auf Heriot, der uns um einige Köpfe überragte und der fast bis an die Decke stieß. „Er hat gar keine Waffen…glaube ich.“, erwiderte ich zögerlich und sah zu ihm „Hast du Waffen?“ „Kurzschwert. Zwei Stück.“ „Geht klar.“, behauptete der junge Mann und fügte zögerlich hinzu „Wir müssten euch auf Fäule untersuchen. Könntet ihr also…“ Ich wusste genau, was er meinte. Ständig musste ich mich ausziehen wegen dieser dämlichen Untersuchung. Heriot schien das weniger zu verstehen, denn er rührte sich kein bisschen. Seufzend wies ich ihn dazu an sich etwas herunter zu beugen und erklärte ihm dann im Flüsterton, was wir tun sollten. „Nein.“, sagte er nach der Erklärung sofort. „Hey, wir mögen das auch nicht, aber es ist nun mal die Re – “, fing der junge Mann an, ehe Heriot ihm an die Schläfe schlug und er einfach umkippte. Bevor ich oder der Bär etwas sagen konnten, kippte dieser ebenfalls schon ohnmächtig um und Heriot öffnete die Tür. „Wa-Was sollte das gerade!?“, wollte ich wütend und entsetzt von ihm wissen „Du kannst sie doch nicht einfach zusammen schlagen...!“ „Warum nicht?“ „Das…das gehört sich nicht!“, erwiderte ich frustriert „Okay, wenn du auf meine Befehle hören musst, habe ich hier für dich einen: Du tust niemandem weh auf irgendeine Art und Weise, außer es lässt sich nicht vermeiden, verstanden!?“ „Verstanden.“, sagte er bloß und nickte. „Gut. Jetzt komm schnell, bevor sie aufwachen…“, ich packte ihn am Handgelenk und zog ihn schnell mit mir. Irgendwann musste ich mir eine Leine für ihn besorgen…ich hatte Angst, dass er sonst irgendwas richtig Dummes tat. Wobei. Eigentlich hing er schon die ganze Zeit an mir… „Also, was müssen wir holen…“, murmelte ich, während ich nach der Liste in meiner Tasche kramte. „Kleidung für Sichi, Verbände für Raimi, Nahrung, Wasser und wenn möglich Obst.“, erwiderte Heriot sofort. „Ähm…ja. Danke.“ Ich hörte auf in meiner Tasche zu kramen und sah mich in der Stadt um. Wie in jeder mobianischen Stadt gab es auch hier eine Kuppel – Nur in diese hier war…überwältigend. Sie war ein Hologramm eines blauen Himmels, Vögeln…und sogar der Sonne. Wahrscheinlich wurde, während es draußen Tags war, Strom aus Solarenergie produziert, die dann nachts dafür benutzt wurde in der Stadt den Tag zu produzieren. In vielen Städten gab es zwar so einen Zeitunterschied, doch bei dieser hier war das wirklich unglaublich. Die Häuser waren wunderschön und dennoch hochmodern, es gab sogar einzelne Bäume und die Luft war erstaunlich rein. Wenn man hier lebte, war es, als würde diese schreckliche Welt da draußen gar nicht existieren. Ich begegnete sowohl Menschen, als auch Mobianern die miteinander redeten und lachten. Diese Stadt hier…war wie ein Paradies. Von niemandem wurde ich komisch oder entsetzt angestarrt, im Gegenteil. Die meisten begrüßten mich sogar. Am Anfang war ich erst mal so überrascht, dass ich gar nichts erwidern konnte. Doch jetzt grüßte ich zurück und schaffte es sogar ein Lächeln aufs Gesicht zu bekommen. „Entschuldigen Sie…wo ist denn hier der Markt?“, fragte ich eine Passantin zögerlich. „Zwei Blocks weiter, dann kommen Sie zu der Hauptpassage. Wenn Sie ihr folgen, kommen Sie direkt zum Wochenmarkt.“, erwiderte sie freundlich und bedankte mich zögerlich, ehe ich der Wegbescheibung folgte. „Es ist so schön hier, oder?“, ich bewunderte vereinzelt einige Blumen, die auf den Terrassen der Häuser standen. Heriot antwortete nicht. Ich wünschte, ich hätte Sichi oder Raimi mitgenommen. Mit denen hätte ich immerhin reden können…außerdem drehte sich jeder zweite Passant wegen ihm zu uns um. Er überragte auch die Meisten um mindestens einen Kopf. Nach ein paar Minuten kamen wir am Markt an. Er war in einem Kreis angeordnet, sodass es in der Mitte einen großen Platz gab, auf dem viele Kinder von Eltern spielten, die gerade einkauften. Er schien so was wie das Herz der Stadt zu bilden… Und hier brüllten die Händler nicht wie üblich herum. Sie hatten Schilder aufgestellt, auf denen die Preise standen und unterhielten sich mit ihren Käufern. Ich sah auf den Boden. Jetzt wusste ich, was die ganze Zeit über gefehlt hatte… Eine Statue der mobianischen Helden. Doch hier gab es keine Statue…der Boden war ein Mosaik, dass das Abbild von Sonic zeigte. Heriot schien ebenfalls auf den Boden zu blicken. Ich wusste zwar nicht, wie er mit der Maske sehen konnte, aber anscheinend konnte er es. „Dieser Igel…“, es war das erste Mal, dass er von sich aus etwas sagte. „Meinst du Sonic?“, fragte ich ihn „Bist du ihm mal im Krieg begegnet?“ „Ja. Das bin ich.“ „Und? Wie war er?“ Heriots Mundwinkel schienen kurz zu zucken, ehe er antwortete: „So wie erwartet.“ Erst wollte ich ihn fragen, was er damit meinte, doch dann entdeckte ich die vielen Stände mit Gewürzen und Stoffen und vergaß vor lauter Begeisterung meine Frage. Zögerlich stellte ich mich an einige Schlangen zu den Ständen an. Es dauerte zwar eine Weile, doch bald hatte ich die gesuchten Materialien zusammen. Ich sah mich solange um, bis ich einen Obststand entdeckte und begab mich direkt dorthin. Heriot war mir die ganze Zeit schweigend gefolgt – Plus einer kleinen Schar von neugierigen Kindern, die ihn fragten warum er denn eine Maske trug und so groß war. Der Anblick von ihm, umzingelt von fünf kleinen Jungs war wirklich göttlich. Vor allem…Heriot reagierte so, als hätte er noch nie Kinder gesehen. Vielleicht hatte er das auch nicht. Im Krieg sah man normalerweise keine Kinder – Jedenfalls…keine lebenden. „Hey ihr Knirpse! Lasst doch mal den Großen in Ruhe, der tut euch sonst weh!“, hörte ich plötzlich eine Männerstimme lachend sagen. Mir gefror das Blut in den Adern. Diese Stimme… Ruckartig drehte ich mich zu dem Obsthändler um und starrte ihm in die Augen. Erst runzelte er die Stirn, ehe auch er den Blick weitete vor Entsetzen. „Eines…Tages…sehen wir…uns wieder…versprochen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)