Denn sie wissen, was sie tun… von abgemeldet (von Susu-chan) ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7 - Sadness ------------------------------ Kapitel 7 – Sadness Mareike... Wenn ich dir wehgetan habe, tut es mir wirklich leid. Es ist nicht so, dass du mir nicht wichtig bist, aber...ich kann wirklich nicht mehr. Bitte weine nicht wegen mir, das wäre das letzte, das ich wollen würde. Ich will, dass du sagst, dass ich dich nicht verdient habe und nicht, dass ich dir zu lieb war und du mich nicht ganz verdient hast. Mir ist bewusst, dass du in deinem Leben von vielen verlassen wurdest und ich wohl eine weitere Narbe hinterlassen werde...aber das ist mir wirklich lieber, als dich weiterhin mit meinen Problemen zu belasten. Ich werde versuchen, etwas Neues anzufangen und ich hoffe, dass du mir eines Tages verzeihen kannst. Erinnere dich an unser erstes Treffen. Erinnere dich an die Worte, die du gesagt hast. Erinnere dich an unsere nächtlichen Gespräche. Erinnere dich an die Blumen. Erinnere dich daran, wie du mir beigestanden hast, trotz allem was ich tat. Erinnere dich an mich, weil ich dich nie vergessen werde. Verzeih mir. Nero „MARIK! AUFSTEHEN!“, hörte ich eine Stimme brüllen und zog mir die Decke über den Kopf. „Nghmn...“, nuschelte ich noch schlafend, als mir die Decke weggezogen wurde. „Hey, Mann! Heute noch?“, Sichi klopfte mir gegen die Wange und ich schlug die Augen auf. „Wa – Leute?“, fragte ich verwirrt bei dem Bild, das sich mir bot. Pandorra, Raimi, Ciel und Sichi standen um mich herum und starrten mich förmlich an. „Ähm...was ist?“ „Du weinst“, erklärte er sachlich und erst jetzt merkte ich, dass mein Gesicht ganz nass war. Hastig wischte ich mir über die Augen und unterdrückte ein Schluchzen, das in mir hochkommen wollte. „Was ist los?“, fragte Ciel besorgt und beugte sich zu mir runter. „N-Nichts...“, stammelte ich und schluckte schwer „N-Nur...e-ein Albtraum...“ „Nah kommt. Hört auf, sie so anzustarren“, sagte Pandorra im tadelnden Tonfall und ich sah sie dankbar an. „Willst du ins Bad?“, es klang nicht wie eine Frage, sondern wie eine Feststellung. Und tatsächlich war der Gedanke, mich solange wegzusperren bis meine Augen nicht mehr rot waren verlockend. „Ich...danke“, erwiderte ich nur, als die Pantherdame mir hoch half und mich an den besagten Ort brachte. „Kein Problem“, meinte sie leicht lächelnd „Albträume hat jeder mal.“ Ich sah zu Boden. Ein paar Albträume wären ja okay...aber warum musste ich jede Nacht einen haben? Und dabei war dieser so anders gewesen. Ich konnte mich klar und deutlich an ihn erinnern, es war... Als wäre dieser Traum eine Erinnerung gewesen. Bevor ich es mich versah, stand ich im Bad vor einem Spiegel und Pandorra schloss die Tür. Ich sah grausam aus. Meine Augen waren vom Weinen verquollen und gerötet, meine Haare waren vom Dreck glanzlos und klebten aneinander. Ich beschloss erst mal zu duschen, vielleicht ging es mir dann besser. Ciel hatte mir noch gestern Abend ein Handtuch zum Duschen gegeben, aber da war ich so erschöpft, dass ich keinen Nerv dafür hatte. Jetzt hingegen konnte ich ruhig etwas Entspannung gebrauchen. Nach der Dusche ging es mir wirklich besser. Ich hatte wieder einen klaren Kopf und meine Augen waren auf ihre normale Größe zurück geschrumpft. Wieder musterte ich mich im Spiegel. Meine schwarzen Haare waren sauber und glänzten wieder. Irgendwie lagen sie mir immer noch am meisten am Herzen. Als ich sie abschneiden musste...das war, als müsste ich mir die Hand abhacken. Jetzt waren sie kurz, nicht mal mehr Schulterlang und lagen platt an meinem Kopf an. Über meine linke Gesichtshälfte hatte ich einen Pony. Ich schob ihn beiseite und musterte das Gesicht, das mir entgegenstarrte. Eine große, formlose Narbe an der Wange. Zwei schwarze, schmale Augen, die mich nervös ansahen. Hätte ich nicht die ganzen Narben, wäre ich vielleicht ganz hübsch. Zumindest nicht so hässlich wie jetzt. Ich sah auf meine Arme, die ebenfalls vernarbt waren und auf meine Füße. Vom Rennen hatte ich an den Sohlen Blasen und ebenfalls lauter kleiner Narben auf dem Fußrücken. An den Beinen hingegen hatte ich kaum welche, genau wie am Bauch. Kurz noch musterte ich mich selbst, ehe ich seufzte und einen Verband aus meiner Tasche zog. Wie immer band ich mir den Busen ab. Nicht etwa, weil ich männlicher sein wollte. Nein, es war einfach aus praktischen Gründen. Mir war es egal, wenn ich deswegen oft für einen Jungen gehalten wurde...meine Oberweite störte mich einfach beim Rennen. Seufzend zog ich den Rest meiner Kleidung an – Eine kurze, braune Hose, die schon lauter Löcher hatte und ein dünnes, zu großes Oberteil. Darüber hing ich mir normal immer noch einen Umhang um, weil mir entweder kalt war oder ich verhindern wollte, dass allzu viel Sand in mein Gesicht flog. Schließlich öffnete ich die Tür des Bades und ging Richtung Küche. „Marik! Du kommst gerade richtig!“, sagte Raimi und klang begeistert „Ciel hat gemeint, dass Shadow gemeint hat, dass wir ihm helfen dürfen!“ Ich lächelte schwach. Natürlich wusste ich das schon, aber das sagte ich nicht. „Ich frag' mich ja, woher der Sinneswandel kommt, aber mir soll's Recht sein“, fügte Sichi grinsend hinzu und nippte an seinem Glas Wasser. „Und ich habe Gesellschaft!“, Ciel klatschte in die Hände und lächelte „Endlich langweile ich mich nicht mehr!“ Irgendwie erinnerte sie mich an ein Kind. Nicht, dass das etwas Falsches wäre...in dieser Welt sollte man solange Kind bleiben, wie man nur konnte. Pandorra hingegen schien das alles wenig zu interessieren. Sie sah mich an und ich konnte die Frage in ihren Augen lesen. „Alles in Ordnung?“ Ich nickte leicht und sie lächelte. Irgendwie mochte ich Pandorra. Obwohl ich sie erst seit 4 Tagen kannte... sie schien all das zu verkörpern, was ich immer sein wollte. Selbstbewusst, aber nicht arrogant, Verständnisvoll, aber nicht hochsensibel, ruhig, aber nicht kaltherzig. Sie wirkte...wie die perfekte Balance zwischen allen Emotionen. „Ach ja. Hätte ich beinahe vergessen.“, meldete sich plötzlich nochmal Ciel zu Wort und sie sah mich mit einem undefinierbaren Blick an „Shadow hat gesagt...wenn du fertig bist mit Duschen und so sollst du in sein Labor kommen...“ „Ähm...was? Ich?“, fragte ich verwirrt und blinzelte „Was...was soll ich denn tun?“ „Na ja. Anscheinend helfen.“, erwiderte sie bloß. „O-Okay...“ „Du solltest dich geehrt fühlen. In all den Jahren durfte ich nie in sein Labor...“, sagte Ciel. Bildete ich mir das nur ein oder klang sie...neidisch? Wäre irgendwie verständlich. Sie war schon seit 3 Jahren bei Shadow und hatte ihm bei seinem Projekt nie helfen dürfen...mich kannte er nicht mal einen Tag lang und ich durfte das schon. Wobei ich mich auch fragte warum. Vielleicht auch wegen unserem nächtlichen Gespräch...oder er brauchte Hilfe von jemandem, der etwas größer war. Da hätte er eigentlich auch Sichi fragen können. Er war sogar noch größer als ich. „Ich...u-und wie soll ich rein?“, fragte ich etwas ratlos, als ich vor der großen Tür stand, die zu Shadows Labor führte. „Du musst bloß klingeln und dann öffnet er sie dir“, erklärte Ciel nun sachlicher. Unsicher sah ich zu Raimi, die mir nur aufmunternd zunickte. Sichi schien misstrauisch zu sein und Pandorra...ich konnte nicht wirklich in ihr lesen, aber ich glaube, dass sie neugierig war. „Im Nachhinein musst du uns aber verraten, was genau er von dir wollte“, meinte die Pantherdame grinsend „Und wie sein Projekt aussieht. Ich bin schon richtig gespannt.“ „Ich...ähm...okay...“, murmelte ich und drückte dann auf den roten Knopf. Ein leises Klingeln ertönte. Dann surrte es kurz und seine Stimme ertönte durch den Lautsprecher: „Komm rein.“ „Woher weiß er, dass ich es bin?“, fragte ich verwirrt und die Katzendame wies auf die Kamera oberhalb der Tür. „Oh.“ Die Tür zischte, als sie auseinander glitt und den Blick auf einen Gang freigab, an dessen Ende ebenfalls eine Tür war. Ich trat ein und sah nochmal zurück zu meinen Freunden, bis der Eingang wieder verschlossen wurde und ging langsam weiter zur nächsten Tür. Warum machte Shadow um diesen Bereich so ein großes Geheimnis? Was verbarg sich dahinter? „Warte.“ Verwundert blieb ich stehen, als wieder seine Stimme ertönte. Irgendwo war hier also noch ein Lautsprecher. „Bevor du reinkommst, muss ich dich warnen.“ Geduldig blieb ich auf der Stelle, bis er weitersprach. „Wenn du dich anders verhalten solltest als normal, muss ich dich töten.“ Hä? Warum sollte ich mich anders verhalten? Jetzt verstand ich gar nichts mehr. „Die Splitter des Master Emeralds senden eine Energie aus, die das...man könnte sagen, die einen hypnotisiert. Ist man nicht stark genug, sich dagegen zu wehren, wird man wahnsinnig. Denkst du, du hältst das aus?“ Wahnsinnig? Was!? Entsetzt wich ich einen Schritt zurück. Ich war so oder so schon kaputt, da wollte ich nicht auch noch meinen Verstand verlieren! Andererseits... Ich hatte ihm gesagt, ich wollte helfen. Jetzt einen Rückzieher zu machen...das wäre feige. Mehr als das sogar. „Ich...ich halte das aus!“, erwiderte ich deswegen, bemüht ruhig, obwohl ich innerlich zitterte. „Dann komm rein.“ Die Schwebetür öffnete sich und ich ging schnell durch, bevor ich doch noch kneifen konnte. Hoffentlich würde ich da auch wieder lebend rauskommen. Shadows Labor war...riesig. Es standen viele Maschinen herum und an den Wänden hingen überall Baupläne. Werkzeuge lagen geordnet auf einer Werkbank am Rand und es roch nach Öl, Verbranntem und...irgendwelchen Dingen, die ich nicht kannte. Doch all das war nebensächlich. Denn in der Mitte des Raumes, stand eine riesige Maschine, beinahe 3 Meter hoch. Sie war in der Mitte rund und die Spitze lief dünn zu, während sie nach unten hin immer breiter wurde. Direkt in der Mitte sah ich sieben Löcher, die alle achteckig waren. Ich wette, dass man da die Chaos Emeralds hineinsteckt. Im unteren Teil war die Maschine hohl. Ich sah dort mehrere kleine und große, leuchtende Bruchstücke. Waren das...die Splitter des Master Emeralds? Sie glühten in einem beruhigenden grün. Irgendwie...hypnotisierend... Bevor ich es überhaupt gemerkt hatte, war ich bei der Maschine und hatte eine Hand auf das Glas gelegt. Die Splitter strahlten Wärme aus. Auf seltsame Art und Weise angenehm...faszinierend... Ich spürte, wie ich ganz ruhig wurde bei dem Anblick und wie die Hitze durch meinen ganzen Körper floss. Sie waren so schön... „Sieh nicht hin, das ist eine Falle!“ Ruckartig wich ich von dem Glas zurück. Was...war das eben? Ich blinzelte. Hatte nicht gerade irgendwer geschrien? Und warum starrte ich den Boden an? „Faszinierend“, bemerkte da die Stimme von Shadow und ich fuhr herum. Er hielt eine Pistole in der Hand und hatte sie auf mich gerichtet. „Du hast widerstanden.“, sagte er sachlich und ließ die Waffe sinken, als er meinen entsetzten Blick sah „Das konnte bisher noch niemand.“ Mir fiel erst jetzt auf, dass er eine Art Sonnenbrille trug. Jedenfalls sah es aus wie eine, nur waren die Gläser so schwarz, dass sie fast undurchsichtig wirkten. „Was...war das gerade?“, frage ich, da ich mich noch immer ziemlich durch den Wind fühlte. Diese komische Wärme... „Die Splitter hypnotisieren dich. Es ist...als würden sie wollen, dass du sie an dich nimmst und überall auf der Welt verteilst.“, versuchte er es mir zu erklären, während er mir eine kleine Dose in die Hand drückte „Hier. Das sind Kontaktlinsen, setz sie dir ein. Normal trage ich sie, aber ich bezweifle, dass dir diese Brille hier passt.“ „Warum...“ „Sie vermindern die hypnotisierende Wirkung der Splitter. So kannst du immerhin widerstehen, ohne dir eine mentale Ohrfeige zu geben, jedoch hilft das nur bei denjenigen, die auch ohne Brille widerstehen könnten.“ „Nein, das meinte ich nicht...“, murmelte ich, während ich die Dose dankbar annahm „Warum hypnotisieren die Splitter einen?“ „Nun...das weiß ich nicht. Der Master Emerald ist noch nie auseinander gebrochen...vielleicht beeinflusst der Zustand der Welt auch die Energie von ihm. Ist die Welt im Gleichgewicht, ist seine Energie gutartig. Ist die Welt im Chaos, ist seine Energie eben bösartig. Wirklich genau wusste das wohl nur Knuckles.“ Irgendwie glaubte ich das nicht so Recht. Die Splitter wollten einen dazu bringen, sie überall auf der Welt zu verteilen...wodurch sie kaputt gehen würde...aber warum sollten sie das wollen? Ich schüttelte den Kopf. Jetzt tat ich schon so, als hätten Splitter einen Willen. „Hast du einen Spiegel?“, wollte ich einfach dann wissen und Shadow wies auf die Tür, neben der der gewünschte Gegenstand hing. Nachdem ich mir die Kontaktlinsen eingesetzt hatte, ging ich zurück zu dem Igel. Er lag unter der Maschine und schraubte an irgendwas herum. „Ähm...was soll ich tun?“, hackte ich eifrig nach. „Siehst du die Leiter neben der Werkbank?“ „Ähm...ja...“ „Nimm sie und sag mir Bescheid, wenn das rote, das blaue und das lilane Lämpchen oben blinken.“ Ah. Deswegen brauchte er also meine Hilfe...nicht mal mit einer Leiter kam er an das obere Ende der Maschine. Eher gesagt...kein normal großer Mobianer käme da heran. Wobei ich mich fragte, wie er sie dann so hoch gebaut hatte... Ich schnappte mir die Leiter, stellte sie neben Shadows Beinen auf die unter der Maschine hervorlugten und kletterte hinauf. Auf dem „Deckel“ der Maschine sah ich diverse bunte Lämpchen – Gelb, Rot, lila, blau, grün, weiß und weitere Farben. Jedoch achtete ich auf die von ihm genannten Farben. „Sag mal Shadow...kann ich dir eine Frage stellen?“ „Nein“, war die Antwort von unten. Seine Stimme klang dumpf, als hätte er den Kopf in der Maschine stecken. „Warum trägst du eine Hose? Bist du früher nicht immer...nackt herumgelaufen?“ „Tu mir den Gefallen und sei still.“ „Bist du immer so gesprächig?“, murrte ich sarkastisch. Wobei ich die Antwort längst wusste, aber...ich hatte gehofft, dass er nach dem Gespräch gestern vielleicht etwas aufgetaut wäre. Aber anscheinend war er noch genauso schweigsam. Oder ich müsste wieder warten, bis er was sagen würde. „Gelbes Licht, grünes Licht, rotes Licht...Blau aus, Lila an, weiß an, weiß aus...“, murmelte ich während ich zusah, wie die Lichter immer wieder ein – und – ausgingen. Was machte er da unten? Kurz hörte ich ein knistern von Strom, dann sprangen die drei gewünschten Lampen an. „Shadow, sie sind an!“, informierte ich ihn wie gewünscht und fragte noch: „Was soll ich jetzt machen?“ „Kannst du das lesen?“, er war aus der Maschine gekrochen und ging nun zu einem der Baupläne, die er mir gab. Sie waren vollgeschrieben mit Instruktionen und Zeichnungen des oberen Teils der Maschine. „Ja. Kann ich.“, entgegnete ich und er hob eine Augenbraue. Ich wusste auch wieso. Kaum ein Mensch konnte lesen. Aber ich konnte es schon seit ich 6 war. Ich hatte einen Freund gehabt, der Lesen konnte und der hatte es mir beigebracht...ich wollte es auch Raimi und Sichi beibringen, aber die hatte es nicht interessiert. Ich war die Einzige, die Schreiben und Lesen konnte. Leider brachte das in dieser Welt nicht allzu viel. „Meinst du, du kannst das umsetzen?“, wollte der Igel wissen und ich sah nochmal auf die Zeichnungen. Es sah kompliziert aus...aber die Beschreibungen waren sehr genau, sodass nicht mal ich etwas verwechseln könnte. „Ja. Ich glaube schon.“, meinte ich und Shadow drückte mir die entsprechenden Werkzeuge in die Hand. „Dann los.“ „Warum hast du nicht Sichi gefragt?“, wollte ich nach einer Weile neugierig wissen. Shadow war wieder in die Maschine gekrochen und hantierte dort herum, während ich einen Deckel abgeschraubt hatte und nun diverse Kabel miteinander verband. „Wen? Den anderen Mensch?“ „Ja. Er ist doch größer als ich...“ „Kann er lesen?“ „Ähm...nein...“ „Ist er handwerklich begabt?“ „Also...nein, aber das bin ich doch auch nicht...“ „Das einzige, was dein Freund kann, ist töten.“, tönte es dumpf aus dem Inneren und ich hörte, wie er irgendwas hämmerte. „Das stimmt nicht, Sichi ist doch kein Mörder!“ „Welche Aufgabe hat er in eurer Gruppe?“ „Er ist so was wie unser Beschützer“, erwiderte ich aufgebracht „Er tötet nur, wenn es nötig ist und das auch nur wilde Tiere, die uns anfallen wollen! Er hat noch nie einen Menschen oder Mobianer getötet...!“ „Ob Tier, Mensch oder Mobianer, das macht keinen Unterschied.“, meinte Shadow kalt und stoppte sein Gehämmer. „Jetzt tu nicht so, als hättest du noch nie getötet“, behauptete ich langsam bissig. „Doch. Habe ich. Sogar sehr oft.“ „Also bist du nicht besser...“ „Das habe ich auch nie gesagt.“, er steckte den Kopf aus der Maschine und musterte mich mit unergründlichem Blick „Aber ich gebe auch zu, dass ich ein Mörder bin.“ Meine Hand zuckte kurz. Am liebsten hätte ich dem Igel jetzt einen Schraubenzieher an den Kopf geworfen...trotz der Angst, die ich hatte. „Sichi sagt über sich selbst auch, dass er ein Mörder ist. Aber wenn man tötet, um sich zu verteidigen, ist man kein Mörder!“, langsam wurde mir bewusst, dass ich nicht nur Sichi damit verteidigen wollte. Nein. Ich selbst hatte auch diese Seite an mir...wie den Löwen, den ich damals umgebracht hatte. Ja, ich war ein Mörder. Immerhin hatte es mir Freude bereitet es zu töten, hatte mich sogar in gewisser Weise befriedigt...das war einfach nur krank. Krank und Ekelhaft. „Du wirst schnell wütend, wenn es um deine Freunde geht“, bemerkte der Igel nur und steckte den Kopf wieder in die Maschine. Ich merkte, dass ich meinen Schraubenzieher so fest umklammert hatte, dass meine Knöchel weiß hervortraten. Schnell lockerte ich meinen Griff und nahm ihn in die andere Hand, während ich so tat, als würde ich mich wieder auf die Pläne konzentrieren. Doch meine Gedanken waren weit weg. Irgendwas...stimmte nicht mit mir. Es war nicht normal, was ich beim Töten empfunden hatte und das wusste ich. Bis jetzt hatte ich mit niemandem darüber geredet, nicht mal mit Raimi. Und ihr vertraute ich sonst alles an. Ich spürte die Umrisse des Messers an meinem Bein. Ich hatte es mir mit einem Stück Stoff um den Oberschenkel gebunden, damit ich es immer bei mir hatte. Durch meine löchrige Hosentasche konnte ich es jederzeit raus ziehen und wieder einstecken. Ich wollte es nicht bei mir haben. Und doch konnte ich irgendwie nicht anders. Mit einer Waffe fühlte ich mich einfach...mächtiger. Als müsste ich nicht mehr ständig beschützt werden. Als wäre ich nicht mehr so hilflos. Genau dieses Gefühl hatte ich bei den Splittern. Diese Wärme... ...als wäre ich nicht länger allein. Als würden die Splitter mich verstehen und jedes meiner Geheimnisse kennen und sie bewahren. Es war komisch so was über Gegenstände zu sagen, aber es stimmte. Gegenstände waren mir sowieso lieber als Menschen. Gegenstände konnten einen nicht zurücklassen und einen enttäuschen. Gegenstände würden nur dann weggehen, wenn man beschlie¬ßen würde sie wegzuwerfen. Bei Menschen war das anders. Sie konnten einen jederzeit verlassen, ohne Vorwarnung und konnten eine tiefe Narbe im Herzen hinterlassen... Sieh dich um und sag mir, was du siehst... Vögel? Sehr gut, Mareike. Was siehst du noch? Wasser? Gras? Ein blauer Himmel? Wunderbar machst du das. Ja, genauso, mal schön weiter. Weißt du, die Welt sah mal wirklich so aus. Was? Du fragst, ob ich für immer bei dir bleibe? Natürlich bleibe ich bei dir. Ich werde immer bei dir sein, solange du uns nicht vergisst. Keine Angst, Mareike, ich werde nicht Sterben und ich verlassen, so wie alle anderen. Nein, ich werde auch nicht eine andere Freundin finden und dich ersetzen. Nur du kannst mich sehen. Wir werden für immer beste Freundinnen bleiben, solange, bist du auch stirbst und zu einer Seele wirst, so wie ich! „Mareike!“ Shadows Stimme schreckte mich aus meinen Gedanken und ich blinzelte verwirrt. Warum war es so dunkel? Wo war ich? Erst langsam fiel mir ein, dass ich ja die Kontaktlinsen trug, die meine Umgebung in eine düstere Dunkelheit tauchten. Und... Ich lag auf dem Boden? „Was...ist passiert?“, fragte ich verwirrt. Shadow hockte neben mir. „Du bist runtergefallen.“, erklärte er. Als mein Blick sich nicht änderte, fügte er hinzu: „Von der Leiter. Ich habe dich noch aufgefangen, aber du warst kurz ohnmächtig.“ „Ich...war ohnmächtig...?“, murmelte ich und setzte mich etwas auf. Was war geschehen? Eben noch hatte ich an den Kabeln herumgebastelt...und dann...Blackout. „Passiert so was öfter?“, wollte er wissen. Er klang nicht besorgt – Er klang vielmehr wie ein Arzt, der gerade einen x-beliebigen Patienten untersuchte. „Ich...nein, eigentlich...“, fing ich an, doch da dachte ich etwas länger nach. „Doch. Ich werde zwar nicht ohnmächtig...aber einen Blackout hatte ich schon öfter...“ Ich rief mir nochmal die Stimme, die ich gehört hatte, in Erinnerung. Sie klang...so vertraut...es war dieselbe Stimme, die mich von den Splittern weggerufen hatten, aber...woher kannte ich sie? Oder bildete ich mir das bloß ein? „Hm.“, machte der Igel nur, ehe er aufstand. Ich tat es ihm gleich und versuchte nicht gleich wieder umzukippen. Meine Hände zitterten und ich fühlte mich wie eine Geisteskranke. Was war in letzter Zeit nur los mit mir? „Tut mir leid...ich habe nur seit einiger Zeit nicht gut geschlafen...“, versuchte ich es ihm zu erklären und strich mir schnell ein paar Strähnen auf dem Gesicht „Ich glaube, das liegt bloß an der Erschöpfung...“ „Was heißt >seit einiger Zeit