Die etwas andere Cinderella-Story von Lunata79 ================================================================================ Kapitel 3: Abendessen in der Höhle der Löwin -------------------------------------------- Kapitel 3: Abendessen in der Höhle der Löwin - Seto´s POV - Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, aber Aisha und Shiela – Warum habe ich mir überhaupt ihre Namen gemerkt? Ach, ja. Ich muss sie ja von mir überzeugen. – haben mich zum Abendessen, zu ihnen nach Hause eingeladen. Ob sie überhaupt noch einen Gedanken an Yumi verschwendet haben? Oder sie sind einfach nur strohdumm. Sie haben mir auf jeden Fall ihre Adresse aufgeschrieben, wo ich gegen 18 Uhr erscheinen soll. Und ja, ich werde dorthin gehen, um die Lage unter die Lupe zu nehmen. Es könnte nämlich sein, dass ich Yumi suchen muss. Sie hat mir ja erklärt, dass ihre Stiefmutter eine sehr gerissene Frau ist, da muss ich mit allem rechnen. Aber ich bin nicht weniger gerissen. Ich werde die Frau schon durchschauen, mit meiner überragenden Menschenkenntnis. Und mein Bauchgefühl hat mich auch noch nie enttäuscht. Ich werde mich ganz auf mein Gefühl verlassen, und wenn es notwendig sein sollte, auch improvisieren. Aber mein Plan sollte eigentlich keine Fehler aufweisen. So sitze ich im Arbeitszimmer meiner Villa und sinniere über das Abendessen, das demnächst stattfinden soll. 16.30 Uhr. Ich sollte mich jetzt allmählich fertig machen. Ich erhebe mich aus meinem Bürostuhl und begebe mich in mein Schlafzimmer. Dort entkleide ich mich, gehe ins Badezimmer und genehmige mir eine entspannende Dusche. Nach ausgiebigem Waschgang trockne ich mich mit dem bereitgelegten Handtuch ab und kehre ins Schlafzimmer zurück. Ich durchforste meinen Kleiderschrank nach etwas nicht so übertrieben schicken Sachen und entscheide mich für eine schwarze Stoffhose und ein weißes Hemd, das ich sodann ankleide. In der Küche angekommen, genehmige ich mir noch eine Tasse schwarzen Kaffee, als Mokuba herein schneit. „Seto, was hast du denn vor? Ich hab dich noch nie so legere gesehen.“ „Bin zum Abendessen eingeladen, bei so zwei Mädchen, um ein drittes zu sehen.“ „Äh, … ich versteh nicht ganz.“ „Nicht so wichtig. … Wenn sich alles geklärt hat, erzähle ich dir alles.“ „Na, gut. Ich mach dann Hausaufgaben und bin danach in meinem Zimmer Videospielen. Wann kommst du denn wieder?“ „Es wird sicher nicht so spät. Ich werde nur so zwei Stunden dort bleiben.“ „Ach, so. Ich finde es übrigens toll, dass du mal eine Zeit lang nicht nur an die Firma denkst, sondern ausgehst und mal an dich denkst. Und bring eine Freundin mit.“ grinst er schelmisch. „Mokuba. Ich denke, das hat echt noch Zeit. Dräng mich doch nicht. Ich arbeite doch eh schon daran.“ „Das ist ja toll. Ich hoffe, dass du dein Glück findest. Und dass sie dich auch glücklich macht.“ „Ganz bestimmt.“ murmle ich in meinen nicht vorhandenen Bart. „Also bis später. Ich mache mich dann jetzt auf den Weg.“ füge ich noch an. „Ja, viel Spaß.“ Ich verdrehe meine Augen und trinke die Kaffeetasse aus. Danach gehe ich in die Empfangshalle und ziehe mir dazu passende schwarze Schuhe und einen schwarzen Mantel an, was mein Outfit komplettiert. Keine Minute später habe ich die Villa verlassen und steige in meinen dunkelblauen Rolles Royce. Vor dem Haus, in einer gar nicht so schlechten Gegend, halte ich und parke den Wagen. Das muss es sein. Von außen sieht das Haus sogar recht neu aus. Mit dem kleinen Vorgarten wirkt das Grundstück recht sympathisch, auf dem mehrere kleine Blumenbeete gepflanzt sind. Wirklich hübsch hier. Dann bin ich mal gespannt, wie es drinnen aussieht. Ich nähere mich der Haustür und klingle. Nach wenigen Sekunden höre ich Gestolpere und die Stimmen der zwei Mädchen, wie sie sich darum streiten, wer von ihnen nun die Türe öffnet. Dann höre ich IHRE Stimme, wie sie fragt, ob sie stattdessen die Türe öffnen soll. Danach vernehme ich eine herrische Frauenstimme, die IHR anweist, in ihr Zimmer zu gehen, da sie vornehmen Besuch erwarten und sie nicht anwesend zu sein hat. Meine Augenbrauen ziehen sich wütend zusammen. Die haben echt kein Benehmen. Mir wird die Tür von der Hausherrin geöffnet, die mich plötzlich mit schleimiger Stimme bittet, einzutreten und mir wird extremst übel. Ich leiste ihr Folge und betrete das Haus, während ich mich umsehe. Nicht luxuriös, aber dennoch geschmackvoll eingerichtet. Nachdem ich mich meiner Schuhe und meinem Mantel entledigt habe, werde ich in einen Essraum geleitet, wo mir freundlichst ein Platz angeboten wird. Wenn das so weitergeht, muss ich mich echt übergeben. Ich hasse solche schleimigen Individuen. „Meine Töchter ziehen sich noch um. Sie werden schon bald zu uns stoßen. Wollen Sie in der Zwischenzeit vielleicht etwas trinken?“ „Was haben Sie denn da?“ „Orangensaft, Apfelsaft und sämtliche Teesorten.“ „Wie sieht´s aus mit Kaffee?“ „Ähm, … sicher doch. … Yumi!!! Kaffee!!!“ brüllt sie den letzten Teil. „Ich eile, Mutter.“ kommt vom Obergeschoss etwas leiser zurück. Unverkennbar Yumi´s Stimme. Danach vernehme ich Schritte, die in den Keller zu eilen scheinen. Ich verziehe angewidert mein Gesicht, fasse mich aber sofort wieder. Ich muss mit Yumi reden, um sie hier rauszuholen. Daher sollte ich mir überlegen, wie ich ihre Stiefmutter ablenke. „Kann ich Ihnen ein Glas Wasser zum Kaffee anbieten, Mr. Kaiba?“ „Ja, bitte.“ Jetzt bin ich doch durstig geworden. Die Frau macht sich auch sofort daran, mir ein Glas mit Wasser zu überreichen. Mir muss irgendetwas einfallen. Warum fällt mir nichts ein? Ich kenne diese Leute leider zu wenig, um sie einschätzen zu können. Warum flieht Yumi nicht einfach? Ist es wegen dem Märchen? Liegt ihr wirklich so viel daran? Hm, … Wenn dem so ist, müsste ich eigentlich einen Ball geben. … Keine schlechte Idee. … Vielleicht als Ablenkungsmanöver? … Oder sollte ich wirklich ihren Schuh als Ausrede verwenden? Ich mache einen Schluck aus dem Glas mit Wasser. Ich höre Kettengerassel, das sich dem Essraum nähert. „Mutter, der Kaffee.“ höre ich Yumi´s Stimme an der Tür zum Essraum. Ich wende meinen Blick zu ihr und stocke. Selbst, wenn sie so zerlumpt aussieht, strahlt sie eine Schönheit aus, die einfach bemerkenswert ist. „Seto.“ formt sie mit ihren Lippen, als ihre Stiefmutter auf sie zukommt und ihr den Kaffee abnimmt. Erst jetzt stelle ich fest, dass Yumi einen Kettenring um den Hals trägt, dessen Kette irgendwo in den Flur führt. Ach, deshalb kann sie nicht fliehen. Sie wurde angekettet. Welch Grausamkeit. Dennoch strahlt sie mich überglücklich an. Sie scheint sich echt zu freuen, mich zu sehen. Ihre Stiefmutter geht zur Kaffeemaschine und bereitet den Kaffee für mich vor, als ich Stimmengewirr vernehme. „Hey, Miststück, verschwinde auf dein Zimmer. Du hast hier nichts verloren.“ kommt von Shiela und ich würde mich am liebsten übergeben. Wie kann man dieses wundervolle Mädchen nur dermaßen beschimpfen und misshandeln. Ich sollte die Frau dem Jugendamt melden, da Yumi noch minderjährig ist. … Ja, das wäre eine Idee. Ich sollte aber dennoch vorher mit ihr reden, ob sie das überhaupt will. Da betreten die zwei Hyänen, auch Mädchen genannt – dass sich sie so schimpfen, ist schon eine Beleidigung - auch schon den Essraum und schreiten auf mich zu. „Guten Abend, Kaiba. Schön, dass du unserer Einladung gefolgt bist.“ verbeugen sie sich höflich. Na, wenigstens jemand hat Anstand in diesem Haus. Ich allerdings nicke nur, zur Begrüßung. Kurz darauf werde ich auch schon gefragt, wie ich den Kaffee denn gern hätte. „Schwarz, bitte.“ Und kurze Zeit später habe ich eine dampfende Tasse Kaffee vor mir stehen. Ich nehme sie in die Hand, puste gegen den Dampf und probiere einen Schluck. Naja, er schmeckt annehmbar. Die beiden Mädchen machen sich derweil im offenen Küchenbereich zu schaffen. Wahrscheinlich kümmern sie sich um das Abendessen. Ob sie kochen können? Allerdings fällt mir gerade ein, wie ich unauffällig ein Gespräch mit Yumi suchen kann. „Verzeihen Sie, aber wo finde ich denn, bitte, die Toilette?“ „Im Obergeschoß, rechte Seite, zweite Tür rechts.“ Danach vernehme ich ein Getuschel. Zum Glück habe ich sehr gute Ohren. „Aber, Mama. Dieses Klo ist doch gegenüber von Yumi´s Zimmer.“ wirft Aisha ein. „Das weiß doch Mr. Kaiba nicht.“ „Wie du meinst.“ kommt daraufhin von Shiela und Aisha zuckt nur mit den Schultern. Gut zu wissen. Ich erhebe mich also und entschuldige mich. Danach mache ich mich auf den Weg nach oben. Vor dem angeblichen Zimmer von Yumi bleibe ich stehen. Die Tür ist einen Spalt geöffnet auf Grund der Kette, an die Yumi gelegt ist. Wie ich vorhin auch feststellen durfte, nimmt die Kette ihren Ursprung direkt vor dem Treppenabsatz im Erdgeschoß. Und sie ist vermutlich gerade so lang, dass sie jeden Bereich im Haus betreten kann. Wenn ich dem Märchen Glauben schenke, dann macht Yumi für gewöhnlich den gesamten Haushalt. Was bedeutet, dass ich nur hoffen kann, dass das Abendessen genießbar ist. Ich schiebe die Tür ganz auf und werfe einen Blick ins Zimmer. Yumi liegt auf ihrem Bett und starrt an die Zimmerdecke. „Ist dir langweilig?“ frage ich in die Stille. „Seto!“ Sie springt vom Bett auf und fällt mir um den Hals. Ich schließe sie in eine Umarmung und streiche ihr beruhigend über den Rücken. „Ich habe mir Sorgen gemacht, weil du mich heute in der Pause nicht besuchen gekommen bist.“ „Tut mir leid. Meine Stiefmutter hat mir fortan verboten, in die Schule zu gehen. Sie wusste ja nicht einmal, dass ich zur Schule ging. Sie hätte es mir ja auch niemals erlaubt, dass ich mich bilde. Ihre Töchter sind nämlich strohdumm und ihre Noten in der Schule sind gerade mal etwas akzeptabel. Sie duldet nicht, dass ich besser bin, als ihre Töchter. Dabei sind sie einfach nur zu faul.“ Das erklärt natürlich ihre Dummheit, mich zu ihnen eingeladen zu haben. „Das ist wirklich grausam. Jedem Mensch sollte eigentlich die Bildung zu teil werden dürfen. … Aber mal zu etwas anderem. Wie stellst du dir vor, wie ich dich retten soll?“ Wir lösen die Umarmung und ich betrachte mir die Kette, um Yumi´s Hals. „Hättest du etwas dagegen, wenn ich das Jugendamt verständige?“ frage ich sie. „Würde ich dann nicht in ein Heim kommen? Oder zu Pflegeeltern?“ „Wenn du willst, kann ich das so regeln, dass du anschließend bei mir bleiben darfst.“ „Das würdest du für mich tun?“ Ich nicke zur Bestätigung und wieder fällt sie mir um den Hals. Zugegeben, es freut mich wirklich, wenn sie mir um den Hals fällt. Es fühlt sich schön an, sie bei mir zu wissen. „Dann werde ich gleich morgen jemanden vom Jugendamt kommen lassen. Ich werde ihm auch raten, drei Polizisten mitzunehmen. … Hast du deine Sachen denn noch am Bahnhof gelagert?“ „Mhm.“ bestätigt sie mir. „Gut. … Ich sollte jetzt wieder nach unten gehen. Offiziell bin ich auf der Toilette.“ „Ja, das ist immer eine gute Ausrede, wenn man wo hin will, wenn es sonst niemand wissen soll. … Holst du mich morgen ab? … Oder treffen wir uns am Bahnhof.“ „Ich komme dich abholen und deine Sachen lasse ich vom Bahnhof abholen.“ „Hier hast du den Schlüssel vom Schließfach. … Und danke.“ „Keine Ursache.“ Und ich nehme den Schließfachschlüssel entgegen. Sie löst sich etwas von mir und lächelt mich glücklich an. Ich kann einfach nicht anders und küsse sie. Sie erwidert den Kuss und drückt sich noch näher an mich. Wenn ich ehrlich bin, bin ich froh, diesen schwarzen Umschlag geöffnet zu haben. Ich hätte nie gedacht, dass ich zu meinen Lebzeiten in ein Märchen gezogen werde, auch wenn es sich hierbei um die Realität handelt. Und Yumi ist einfach nur wundervoll. Zweifelsohne hätte ich es zutiefst bereut, wenn sie sich das Leben genommen hätte. Wir lösen uns voneinander, ich nicke ihr zum Abschied und mache mich wieder auf den Weg nach unten. Nachdem ich mich wieder im Essraum auf meinem zugewiesenen Platz gesetzt habe, trinke ich meine Tasse Kaffee aus, da sie bereits bis zur Trinktemperatur ausgekühlt ist. Wenig später wird mir auch das Essen serviert und die beiden Hyänen setzen sich jeweils neben mich. Sie säuseln mich voll und ihre Mutter lächelt zufrieden. Ich hoffe wirklich, dass ich die Beiden morgen nicht länger ertragen muss. Ich kriege sonst echt noch die Krise. Nach dem Essen wird abgeräumt und das Geschirr, scheinbar nur für Yumi, einfach neben der Spüle aufgestapelt, neben den Töpfen, mit denen gekocht worden ist. Das Essen hat zwar nicht ungenießbar geschmeckt, aber dennoch bevorzuge ich es, zuhause zu Essen, wo ich mir sicher sein kann, dass das Essen wirklich schmeckt. Einige Zeit später bin ich dann endlich erlöst, verabschiede mich höflich und mache mich auf, zu meinem Rolles Royce. Endlich kann ich wieder nach Hause fahren. Und endlich weiß ich, was ich tun kann, um Yumi aus dem Irrenhaus zu holen. Ich starte den Wagen und fahre nach Hause. Noch unterwegs rufe ich beim Jugendamt an und regle alles. Zuhause angekommen suche ich sofort Mokuba auf und erkläre ihm, dass wir morgen eine neue Mitbewohnerin haben werden. Auch erkläre ich ihm nun die ganze Situation, die ich ihm vor meinem Aufbruch noch verschwiegen habe. Mokuba freut sich natürlich total für mich, dass ich jetzt eine Freundin habe. Ich verdrehe nur meine Augen und mache ihm klar, dass dem noch nicht so ist, aber ich vorhabe, Yumi zu fragen. Mokuba´s Augen funkeln erfreut. Danach begebe ich mich auch gleich zu Bett. Der Tag ist recht anstrengend gewesen, obwohl ich nur zu einem Abendessen gefahren bin. Aber das hat eindeutig an denen gelegen, bei denen ich war. Einfach nur grauenhaft. Und nie wieder tue ich mir so etwas an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)