Die etwas andere Cinderella-Story von Lunata79 ================================================================================ Kapitel 2: Der verlorene Schuh ------------------------------ Kapitel 2: Der verlorene Schuh - Yumi´s POV - Am nächsten Tag, in der ersten Pause, beobachte ich zufällig, wie sich meine zwei Stiefschwestern aufdringlich an Seto hängen und ihn volltexten, während sie ihn auf den Schulhof begleiten. Mich wundert echt, dass sie von ihm nicht Reißaus nehmen, obwohl er sie mit seinen Blicken zu erdolchen versucht. Scheinbar sind sie versucht, seinen Blicken auszuweichen. Ein Glück, dass sie mich in meinen normalen Kleidern nicht erkennen. Sie kennen mich schließlich nur in den Lumpen, die ich gezwungen bin, zuhause zu tragen. Ich fasse es immer noch nicht, dass ich gestern tatsächlich wieder nach Hause gegangen bin. Dennoch ist mir keine Idee gekommen, wie ich Seto davon überzeugen könnte, mein Prinz zu sein. Glaubt er denn wirklich daran, dass ich Cinderella sein könnte? Oder will er mir nur die Möglichkeit gestatten, es zu sein? Hmm, … verstehe einer einen Seto Kaiba. Jetzt wird mir der Anblick aber schon zu viel, weil ich es nicht lassen kann, ihnen zu folgen. Eifersucht macht sich allmählich in mir breit. Ich verziehe wütend mein Gesicht, bis mir eine böse Idee kommt, die Seto unter Umständen nicht gefallen könnte. Aber gegen die zwei allemal ankommt, sie zu verscheuchen. Zumindest für den Moment. Daher schreite ich nun auf ihn zu. „Seto!“ Ich winke ihm scheinheilig zu, als er mir seinen Kopf zudreht. Bei ihm angekommen, schließe ich ihn offenherzig in meine Arme und lege sanft meine Lippen auf seine. Ich spüre, wie er sich anspannt und versteift. Wenn er nicht mitmacht, verziehen sich die zwei nie. Komm schon, Seto, spiel mit und erwidere. Ich spüre, wie seine Arme freigelassen werden und kann mir den entsetzten Gesichtsausdruck meiner Stiefschwestern nur zu gut vorstellen. Nun bemerke ich auch, dass Seto seine Arme um mich schließt und den Kuss zu erwidern beginnt. Er übernimmt die Kontrolle über den Kuss und ich lasse mich in den Kuss fallen. Wunderbare Gefühle durchströmen meinen Körper und das Bauchkribbeln, das ich immer habe, sobald ich ihn auch nur erblicke, wird immer stärker spürbar. Unbewusst öffne ich leicht meine Lippenpaare, als ich auch schon eine Zunge dazwischen vernehme. Ich lasse ihn gewähren und sogar zu, dass er den Kuss vertieft. Meine Hand wandert in seinen Nacken und ich spiele mit seinen Nackenhärchen, was ihn in den Kuss seufzen lässt. Ich glaube, sogar zu spüren, wie wir mehrere Blicke auf uns ziehen. Wir befinden uns hier ja auch mitten auf den Treppen, die in den Schulhof führen. Erst als ich merke, dass mir langsam die Luft ausgeht, löst Seto seine Lippen von mir und ich ringe nach Sauerstoff, während ich ihm gebannt in die Augen blicke. Auch er keucht etwas, um Luft in seine Lungen zu bekommen. Er räuspert sich verlegen, mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen und drückt mich nun ganz von sich, da ich meine Hände noch an seinem Rücken liegen hatte. „Tut mir leid, diese Aktion, aber ich konnte nicht zulassen, dass sich meine zwei Stiefschwestern noch weiter so an dir festklammern.“ „Wieso wundert mich das nicht … und warum haben dich die beiden nicht erkannt?“ „Ich hab dir doch erzählt, dass die beiden keine Ahnung haben, was ihre Mutter verbricht. Das bedeutet nichts anderes, als dass sie mich noch nie normal gesehen haben, da ich doch nur zuhause in Lumpen herumlaufe.“ „Bist du denn nie auf die Idee gekommen, ihnen davon zu erzählen?“ „Was würde es bringen? Ihr Charakter ist genauso mies, wie der ihrer Mutter. Und das Beste daran ist, dass sie dir gar nicht so unähnlich ist, so wie du zu Fremden bist.“ Er öffnet bereits den Mund, um etwas zu erwidern, doch entkommt ihm nur ein: „Äh, …“ und verstummt wieder. Ich lächle ihn lieb an und meine Wangen beginnen zu brennen. Als ihm scheinbar meine Worte klarwerden, färben sich auch seine Wangen wieder etwas ins Rötliche. Er hat anscheinend meine Anspielung verstanden. Seto ist nicht mehr so kalt, wie anfangs, zu mir. Nachdem ich bemerke, dass Seto sich umsieht, tue ich es ihm nach und stelle fest, dass ich mit bösen, sowie wutverzerrten und eifersüchtigen Blicken taxiert werde. Mir wird unwohl und blicke beschämt gen Boden. Was die Schüler jetzt wohl von mir halten mögen? Besonders, da sie Zeugen wurden, dass mich Seto Kaiba nicht von sich gestoßen hat, sondern auf den Kuss eingegangen ist. Oh, Hilfe, ich will weiterleben. … Häh? Habe ich das gerade wirklich gedacht? … Ja, verdammt. Gerade, weil es so gut mit Seto läuft und ich das Gefühl habe, eine reelle Chance zu besitzen, ihn für mich zu beanspruchen. „Die Pause ist gleich um.“ wirft er in das Schweigen, das uns umhüllt. „Mhm.“ „Man sieht sich.“ Ohne uns noch eines weiteren Blickes zu versehen, wenden wir uns gegenseitig ab und ich gehe in meine Klasse zurück. *** Am nächsten Morgen, als ich das Schulgebäude, vor Unterrichtsbeginn, betrete, vernehme ich an jeder Ecke in jedem Flur Gruppen von Schülern, die zu tuscheln scheinen. Als ich jedoch ihre Wege kreuze, verstummen sie prompt, was mich zu dem Schluss bringt, dass über mich geredet wird. Beim Vorbeigehen atme ich jedes Mal tief ein und aus, bis ich in meine Klasse komme. Dort werde ich von einigen Schülerinnen schief angesehen, was mein Unbehagen steigert. Nachdem es endlich zur ersten Pause geläutet hat, mache ich mich sofort auf die Suche nach Seto. Ich muss mit ihm sprechen. Denn wir sind ja nicht zusammen, sodass dieses Getuschel gerechtfertigt wäre. Sie sollen alle aufhören, hinter meinem Rücken, über mich zu reden. Ich kann so was überhaupt nicht leiden. So marschiere ich sämtliche Flure ab, bis ich ihn einsam und verlassen in einer Klasse sitzen sehe. Vermutlich seine Klasse. „Seto.“ „Yumi?“ Er klingt müde und erschöpft. „Seto, du siehst echt schlimm aus. Was ist denn passiert?“ Er seufzt und schließt die Augen. „Ist ok. Du musst mir nicht antworten, wenn du nicht willst. Kann ich dir vielleicht was Gutes tun?“ fahre ich einfach fort. Seine Augen öffnen sich halbmast und eine Augenbraue zuckt schwach nach oben, da sie scheinbar nicht oben bleiben will. Besorgt hockerl ich mich neben ihn, streiche über seine Stirn, über seine Augen und seine Wangen. Danach erhebe ich mich leicht, setze meine Lippen sanft an seine Stirn, sowie auf die Augen, Wangen und zu guter Letzt auch auf seine Lippen. Diesmal erwidert er sofort die Lippenberührung und ich beginne seinen Nacken etwas zu massieren, während er meinen Nacken packt und mich näher zu sich zieht. Er leckt mit seiner Zunge über meine Lippen, ich gewähre ihm Einlass und er intensiviert den Kuss, während ich die Massage zu seinen Schultern ausweite. Meine Gedanken rasen mit meinem Herzschlag mit, bis mir in den Sinn kommt, was er gemeint haben könnte, mit ‚ überzeuge mich, dass ich dein Prinz bin‘. Meinte er vielleicht, ob ich es schaffe, dass er sich in mich verliebt? Vielleicht, … ich weiß es wirklich nicht. Ich bin mir ja nicht einmal sicher, ob ich wirklich Cinderella darstelle. Aber diese Ähnlichkeiten sind schon auffällig. Seto rückt den Stuhl, auf dem er sitzt, ein Stück zurück und zieht mich auf seinen Schoß. Mir ist es im ersten Moment etwas unangenehm, ihm gar so nah zu sein. Aber dieses Gefühl legt sich langsam und ich genieße es, ihm so nah sein zu dürfen. Bevor uns die Luft ausgeht, lösen wir uns voneinander und Seto ist auch einiges entspannter durch meine Massage. Er wirkt nun auch nicht mehr so müde, wie zuvor. „Geht´s dir besser?“ frage ich, mit einem kleinen Lächeln. „Ja, danke. … Warum bist du eigentlich gekommen?“ Ich ziehe meinen Kopf ein und blicke verlegen zu Boden, ehe ich nuschle: „Es ist mir etwas unangenehm, dass wir scheinbar Gesprächsthema Nummer eins sind. Überallhin folgen mir böse und wütende Blicke und überall wird über uns getuschelt. Ich hoffe, dass es bei den Blicken und dem Getuschel bleibt, denn ich wüsste nicht, was ich sonst tun sollte.“ „Ist das so schlimm für dich? Das geht auch wieder vorbei, dann werden sie es akzeptiert haben.“ Ruckartig blicke ich ihm verwundert in die Augen. „Nein, gar nicht. … Du willst sie im Glauben lassen, wir wären zusammen?“ „Warum denn nicht? Ist das denn nicht dein Ziel?“ Mit offenem Mund starre ich ihn an und er lächelt mich einfach nur an. Ein Lächeln, das man auch in seinen Augen sehen kann. Wunderschön. Ich bin ganz verzückt, sodass ich sein Lächeln nur erwidern kann. In diesem Moment tauchen plötzlich in der Tür zwei Mädchen auf, die sofort schreien: „Runter von Kaiba!“ Sie stürmen auf mich zu – ich bin viel zu perplex, um sofort zu reagieren - und ziehen mich von seinem Schoß, sodass ich mit meinem Hintern auf dem Boden lande. „Hey, was soll das?“ beschwere ich mich dann. Doch unvorhergesehen stürzen sie sich auf mich, um mir sichtlich wehzutun. Sie reißen an meinen Haaren, an meiner Kleidung und Seto kann das nur fassungslos mitansehen, denn er scheint es nicht zu wagen, sich zu rühren. Obwohl ich mich wehre, schaffe ich es nicht, zu verhindern, dass ich zum Schluss, nachdem sie von mir ablassen, so auszusehen, wie ich zuhause für gewöhnlich aussehe. „Du!“ Ihr Entsetzen steht in ihren Gesichtern geschrieben. „Du hast kein Recht, dich Kaiba an den Hals zu werfen, du Stück Scheiße. Du kommst jetzt sofort mit nach Hause.“ Ich werde an den Haaren von beiden mitgezogen, aber schaffe es noch, Seto einen leidenden Blick zuzuwerfen. Er hat sich bereits erhoben und will mir nacheilen, doch meine Stiefschwestern zerren mich unnachgiebig mit sich, durch den Flur. Durch einen dummen Zufall verliere ich in diesem Augenblick meinen rechten Schuh. Ich blinzle und komme mir allmählich wirklich vor, wie in Cinderella. Wenn das so weitergeht, hege ich bald keinen Zweifel mehr. Aber, auch, wenn ich meinen Schuh verloren habe, bezweifle ich, dass es ihm helfen wird, mich so zu finden. Da das hier das reale Leben ist, wird sich das nicht spielen. Ich kann nur hoffen, dass Seto einen Weg findet, mir zu helfen. - Seto´s POV – Das darf doch nicht wahr sein? Was war das denn jetzt? „Yumi!“ Mein Herz setzt für einen Moment aus. Meine Gesichtszüge sind entgleist und mir steht der Schock ins Gesicht geschrieben. Ich versuche die beiden verrückten Mädchen aufzuhalten, doch ich verliere sie aus den Augen. „Verdammt! Ich weiß doch nicht, wo ich dich finden kann. Ich kann nur hoffen, dass du morgen wieder in die Schule kommst.“ Mein Gang verlangsamt sich, bis mein Blick auf einen Schuh trifft. Skeptisch hebe ich eine Augenbraue und dann breche ich in Gelächter aus. Yumi hat ihren Schuh verloren. Ich fasse es nicht. Sie scheint wirklich das Märchen zu leben. Ich hebe den Schuh auf und betrachte ihn. Es handelt sich hierbei um einen üblichen, allerdings recht hübschen, Damenschuh. Wenn ich dem Märchen glauben schenke, müsste ich jetzt eine Ankündigung machen, die in etwa lautet, wie: „Alle Mädchen, im Alter von 17 Jahren, die auf die Domino-High gehen, sollen in meiner Villa antanzen und den Schuh anprobieren.“ Hm. Das könnte trotzdem problematisch sein. Wie soll Yumi ihnen entkommen? Ich muss herausfinden, wo sie wohnt. Vielleicht kennt sie ja jemand. Und der Schuh ist leider mein einziger Hinweis. Da sollte sich doch sicher jemand finden lassen. Und beim Schuhladen fange ich am besten an. *** Am nächsten Tag in der Schule, in der ersten Pause, in der Yumi gewöhnlich kommt, um mich zu besuchen, bleibt sie allerdings fern. Ich mache mir Sorgen um sie. Und ich muss zugeben, dass ich sie auf unerklärliche Art und Weise vermisse. Ich befürchte, dass ich mich bereits an sie zu sehr gewöhnt habe, obwohl wir uns noch gar nicht so lange persönlich kennen. Ach, verdammt. Wo bist du, Yumi? Die Recherchen haben leider zu nichts gebracht. Was soll ich nur tun? … Hmmm, … Ich glaube, ich habe eine bessere Idee. Ich könnte ihren zwei Stiefschwestern doch schöne Augen machen, bis sie mich mit zu sich nach Hause nehmen. Dann könnte ich Yumi da herausholen. Entschlossen erhebe ich mich von meinem Sitzplatz und gehe den Flur entlang, Ausschau haltend nach den beiden verrückten Mädchen, die hier auch auf die Schule gehen. Unauffällig sehe ich durch die Mädchen, als ich den Schulhof erreiche und stolziere auf meinen Platz zu. Wenn sie mich erblicken, dürften sie von selbst auf mich zukommen. Wie erwartet tänzeln die Beiden auf mich zu und setzen sich dreist jeweils eine neben mich. Jede von ihnen vereinnahmt einen Arm, sodass ich mich nicht mehr rühren kann. Ich weiß jetzt schon, dass ich diese beiden Mädchen abgrundtief verabscheue. Aber sie sind leider meine einzige Möglichkeit, Yumi zu finden. Also versuche ich mit ihnen Kontakt aufzunehmen und verbeiße mir dabei jegliche Beleidigungen, die mir auf der Zunge liegen. Ganz im Gegenteil versuche ich übertrieben freundlich zu wirken. „Was beschert mir das Vergnügen zu solch hübschen jungen Damen?“ Sie kichern. Irgh, wie ekelhaft. Was tut man nicht alles, um glücklich zu werden. … Häh? … Ist dem so? … Kann ich mit Yumi wirklich glücklich werden? … Ich atme tief durch und seufze. Sie hat es scheinbar geschafft. Nicht nur, dass ich ihr zuliebe das Märchen nachahme, jetzt habe ich mich auch noch ernsthaft in sie verliebt. Toll. Echt ganz toll. … Wie allerdings soll ich nun vorgehen? Eins steht aber fest. Ich darf unter keinen Umständen Yumi erwähnen. „Darf ich nach euren Namen fragen?“ fahre ich also fort. „Ich bin Shiela.“ kommt von links. „Und ich heiße Aisha.“ kommt von rechts. „Freut mich, euch kennen zu lernen. Ich nehme nicht an, dass ich mich euch extra vorstellen muss.“ „Nein, nicht nötig. Wir wissen, wer du bist.“ erklärt Aisha kichernd. „Schön.“ Und schon weiß ich nicht mehr, was ich mit denen reden soll. Mit Yumi war alles irgendwie leichter. Sie hat einfach drauf los geredet und ich habe dann meinen Senf dazu gegeben. Wie soll ich den beiden, bitte, schöne Augen machen? Sie sind abstoßend und einfach nur widerlich. Aber Yumi ist es allemal wert, wenn ich diese Prozedur auf mich nehme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)