Die etwas andere Cinderella-Story von Lunata79 ================================================================================ Kapitel 1: Ein schwarzer Liebesbrief? ------------------------------------- Kapitel 1: Ein schwarzer Liebesbrief? - Seto´s POV – Ich sitze hier im Mathematikunterricht und kann es kaum erwarten, bis es zur ersten Pause klingelt. Dieser minderbemittelte Lehrer wiederholt wiedermal, für die Dummköpfe unter den Schülern, den Schulstoff der letzten Stunde. Warum kann ich nicht in irgendein Meeting müssen? Dummerweise hat es sich leider nicht so ergeben. Jetzt muss ich den Unterricht leider über mich ergehen lassen. >DRRRIIIINNNG!!!> Na, endlich. Ich packe meine Sachen zusammen und verlasse das Klassenzimmer, während ich jeden ignoriere, um meinen Spind aufzusuchen und die Schulsachen für das nächste Fach zu holen. Mit stolzen Schritten begebe ich mich zu den Spinden und als ich meinen öffne, fallen, wie jedes Mal, tonnenweise Liebesbriefe heraus. Aber Moment, … da befindet sich ein schwarzer Umschlag unter den Liebesbriefen, der besonders heraussticht. Ich hebe ihn auf und betrachte ihn einen Augenblick skeptisch, mit gerunzelter Stirn, ehe ich ihn doch öffne. Meine Neugier lässt es nicht zu, dass ich ihn ignoriere. Also hole ich den zweiseitigen Brief heraus und beginne ihn zu lesen: „Lieber Seto, in erster Linie nehme ich an, dass du mich nicht kennst, da wir nicht in dieselbe Klasse gehen. Aber das ist nebensächlich, denn es ist ohnehin egal, weil wir uns niemals mehr über den Weg laufen werden. Warum ich dir diesen Brief schreibe, ist ein Grund, der um einiges weitreichender ist. Meine Stiefmutter und ihre zwei Töchter machen mir leider mein Leben zur Hölle, weshalb ich es einfach nicht mehr ertragen kann, weil ich niemanden sonst habe, der mich tröstet und in die Arme nimmt. Daher werde ich mir mein Leben nehmen. Es ist aber so, dass ich mich in dich verliebt habe, was ich dir unbedingt noch mitteilen wollte, ehe ich meinem Leben ein Ende bereite. Wenn du denkst, dass ich dich nicht kenne, um einen Grund zu haben, in dich verliebt zu sein, dann irrst du dich. Ich kenne mich mit der Psychologie etwas aus und habe dich durchschaut. Deine ganzen Reaktionen und dein Verhalten bauen darauf auf, nicht verletzt zu werden. Ich kenne mich damit recht gut aus. Die Angst beherrscht uns. Jeder Mensch hat sie inne. Angst verletzt zu werden, Verlassensängste, Angst vor Gewalt und viele mehr. In deinem Fall tendiere ich auf Angst nicht respektiert zu werden, Schwäche zu zeigen und angreifbar zu sein. Du bist schließlich noch ein Teenager, der bereits Firmenleiter ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht leicht ist, sich bei anderen Firmenleitern durchzusetzen. Und das tust du, indem du diese kalte Maske aufsetzt, um respektiert zu werden. Von Seiten einiger Schüler, aus deiner Klasse, habe ich mitbekommen, dass du mit deinem kleinen Bruder viel freundlicher umgehst, was der Grund ist, wie ich zu diesem Schluss komme. Du versuchst dich unangreifbar zu machen, jedoch ist dein kleiner Bruder deine Schwäche, den du nicht immer zu schützen vermagst. Aber du gibst dennoch immer dein Bestes, denn er ist dein Ein und Alles, was ich gut nachvollziehen kann, denn er ist ja auch dein einziges Familienmitglied, dass du noch hast. Ebenso bist du sehr gebildet, auf welches Niveau ich nie heran kommen werde. Und ebenso, wie du, bin ich eine Einserschülerin. Aber ich schweife ab. Ich habe mich auf jeden Fall in dich verliebt und mir ist klar, dass dich das keinen Deut interessiert. Ich bin eben nur eine von vielen. Ich weiß noch nicht mal, ob du meinen Brief überhaupt liest oder ihn mit den anderen gleich wegwirfst. Aber das ist mir egal, denn so kann ich immerhin diese Welt mit gutem Gewissen verlassen. Soll ich dir was verraten? Ich komme mir vor, wie in Cinderella. Nur habe ich keine Ahnung, wer in meinem Fall den Prinz darstellt. Gibt es für mich überhaupt ein Happy-End? Nein, ich denke nicht. Denn, wenn ich diese Welt verlassen habe, wird es mich nicht mehr interessieren. Da ich nicht weiß, ob du meinen Brief liest oder nicht, und ich auch sicher bin, dass mich keiner aufhalten wird, was ich sehr bedauerlich finde, werde ich es dennoch noch einmal, nach der Schule auf dem Schuldach überdenken, ob ich es wirklich tun soll. Ich erwarte zwar nicht, dass du mich aufsuchst, um mir mein Vorhaben auszureden, allerdings stirbt die Hoffnung doch immer zuletzt. Auf jeden Fall werde ich nicht wieder nach Hause zurückgehen. Das habe ich für mich bereits beschlossen. Ich habe sämtliche meiner Sparbücher mitgenommen, auch wenn ich sie sicher nicht mehr brauchen werde, aber meiner Stiefmutter lasse ich sie bestimmt nicht. In der Hinsicht war mein Vater ein kluger Mann. Die Passwörter hat er ihr nämlich nicht verraten, denn nur ich sollte auf sie Zugriff haben, ab dem Zeitpunkt, wo ich alt genug dafür bin, weshalb ich einen eigenen Treuhänder besitze, den mir mein Vater laut Testament zur Seite gestellt hat. Um ehrlich zu sein, kannst du dir mein Leben, genau wie in Cinderella vorstellen, denn genauso sieht es aus. Nur eben ohne Prinz. Ich hätte im Mittelalter geboren werden sollen, da hätte ich größere Chancen auf einen Prinz gehabt, aber das ist nun alles egal. Ich würde dir nur raten, mich nicht aufzusuchen, da es keinen Sinn macht, mich kennen zu lernen, nur um mich dann nie wieder zu sehen. Zudem würde ich es nicht verkraften, dich nun zu sehen, weil ich es dann vielleicht nicht übers Herz bringe. Ich muss es tun. Ich muss meinem Leben ein Ende setzen, um in Frieden sterben zu können. Denn ich ertrage diese psychische Folter meiner Stiefmutter und meinen zwei Stiefschwestern einfach nicht mehr. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Auch wenn ich mich immer daran festgehalten habe, dich wenigstens Tag für Tag sehen zu können. Jetzt hilft es einfach nicht mehr. Darum sage ich dir jetzt wohl lieber „Lebe wohl und es hat mich gefreut, dich immer aus der Ferne betrachten zu dürfen.“ Eine dich liebende Verehrerin“ Entsetzen und Überraschung, sowie Verwirrtheit überzieht meine Mimik. Allerdings fasse ich mich wieder recht schnell und die gewohnte kühle Maske ist wieder aufgesetzt. Ich habe keine Ahnung, was ich von diesem Brief halten soll, dennoch berührt er mich zutiefst. Dummerweise sind meine Neugier und mein Interesse geweckt. Wer wohl hinter dieser Verehrerin steckt, die sich selbst als Cinderella sieht? Ein Grinsen legt sich auf meine Lippen, dass ich schnell wieder unterdrücke und mich in die Schulkantine begebe, um mir einen Kaffee zu gönnen, während ich den Brief wieder in den schwarzen Umschlag zurückstecke und in meiner Manteltasche verschwinden lasse. *** Nach Schulschluss packe ich meine Sachen zusammen und verlasse flott die Klasse. Etwas unsicher marschiere ich die Treppen nach oben auf das Schuldach. Vor der Tür zum Dach halte ich inne, während meine Hand bereits auf der Klinke ruht. Ich atme tief durch und drücke sie herunter, um die Tür zu öffnen. Ich lasse meinen Blick schweifen und mein Atem stockt. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. „Wunderschön.“ ist das einzige Wort, das mir durch den Kopf schießt. - Verehrerin POV - Erschrocken drehe ich mich um, als ich die Tür zum Dach geräuschvoll ins Schloss knallen höre. Mein Blick fängt sofort den von Seto Kaiba ein und mein Herz schlägt um einige Takte schneller. Er ist ja doch gekommen. Ist das Zufall oder hat er meinen Brief gelesen? Dummerweise bin ich nicht in der Lage meinen Blick von seinen Augen zu lösen. Ich bin zu gefesselt von seinen wunderschönen blauen Augen. Eine ganze Weile starren wir uns einfach nur in die Augen – ohne Probleme seinem durchbohrenden Blick standzuhalten. Nach zwei Minuten löse ich dann doch meinen Blick, um meinen Kopf verlegen ganz abzuwenden. Warum tut er mir das an? Jetzt fällt es mir doch noch schwerer, ihn zurückzulassen, weswegen ich ihm doch nicht begegnen wollte. Warum ist er hier? Ich drehe meinen Kopf zu ihm zurück und mustere ihn. Da entdecke ich meinen schwarzen Briefumschlag in seiner Hand, den er anscheinend, während ich mich abgewandt hatte, aus seiner Manteltasche geholt hat. Also ist er wegen meinem Brief hier? Meine Augen weiten sich entsetzt. Will er mich an meinem Vorhaben hindern? Aber warum sollte er das tun wollen? Er kennt mich doch gar nicht. Und so sollte es auch bleiben. Mein Herz beginnt zu rasen, als er auf mich zukommt. „Deiner Reaktion entnehme ich, dass das dein Brief ist.“ Seto hält meinen schwarzen Briefumschlag in die Höhe. Ich hingegen gebe keine weitere Reaktion von mir, denn es war eine Feststellung, die zutrifft. „Wieso bist du hier? … Wenn du den Brief gelesen hast, sollte dir doch klar sein, dass du nicht herkommen solltest.“ „Reine Neugier.“ Er zuckt nur mit den Schultern. „Und was erhoffst du dir davon?“ „Ich wollte wissen, hinter wem dieser Brief steckt.“ „Das weißt du nun, also kannst du wieder gehen.“ „Ich bedaure zutiefst, aber ich will erst Antworten.“ Ich sehe ihn verwundert an, seufze, wende mich ab und nehme auf einer naheliegenden Sitzbank, die eine schöne Aussicht auf den Schulhof gibt, Platz. Er folgt mir und setzt sich neben mich. Dass er es bedauert, nehme ich ihm allerdings nicht ab, aber er soll seine Antworten gerne bekommen, wenn es ihn glücklich macht. „Also, … was willst du wissen?“ „Alles. Von Anfang an.“ Ich lasse meine Schultern absacken. Na, toll. Das kann lange dauern. Aber es soll mir recht sein. Die Schule ist immerhin zu Ende und ich hatte ohnehin nicht vor, nach Hause zurück zu gehen. Ich seufze. „Na, schön. … Mein Vater hat vor fünf Jahren, nachdem meine Mutter starb, wieder geheiratet. Er war Geschäftsmann, wie du. Nur ist er bereits vor zwei Jahren ebenfalls verstorben. Meine Stiefmutter hat sich alles rechtswidrig angeeignet und behandelt mich nun wie Dreck. Und um das zu rechtfertigen, muss ich mich in Lumpen stecken, um entsprechend auszusehen. Die beiden Töchter wissen leider nicht, was ihre Mutter mit mir macht. Sie denken, ich wäre eine Magd oder Angestellte eben. Und dementsprechend behandeln sie mich auch. … Deswegen auch der Vergleich mit Cinderella.“ „Und wer ist nun der Prinz?“ „Du?“ Eine feingeschwungene Augenbraue wird angehoben. „Naja, … du bist gekommen, obwohl du es nicht tun solltest. Wir unterhalten uns miteinander. Und meine Stiefschwestern stehen auch auf dich. … Aber mal ehrlich. Welches Mädchen steht nicht auf dich, auch wenn nicht unbedingt ehrbare Absichten dahinter stecken.“ Seine Mundwinkel zucken verdächtig, bis sich seine Lippen doch zu einem Lächeln verziehen. „Wenn du mir schon deine wertvolle Zeit opferst, weiß ich wenigstens, wem ich meine Habseligkeiten überlasse. Ich hab bereits alles geräumt und am Bahnhof in ein Schließfach gesperrt. Nimm den Schlüssel und tu damit, was du für richtig hältst. Für meine Sparbücher hab ich bereits die Passwörter hinzugefügt und eine Eigentumsübertragung dagelassen.“ Ich warte darauf, dass er seine Hand ausstreckt, damit ich ihm den Schließfachschlüssel in die Hand drücken kann. Als ich ihm den Schlüssel in die Hand lege, berühre ich seine Hand unbeabsichtigt und seine zweite Hand legt sich auf meine. Sofort beginne ich zu zittern und seine Augen weiten sich. „Behalt ihn.“ Er legt seine Hände nun auf meine Wangen und streicht mir die Tränen weg, die nun darüber laufen. Ich reiße mich wieder zusammen und meine Tränen versiegen kurzzeitig. Dennoch zieht er mich in seine Arme und umarmt mich, was mich doch sehr irritiert und noch mehr verwirrt. Wärme, Sicherheit und Geborgenheit umgibt mich. Das, was ich mir schon solange gewünscht, aber nie erhalten habe. Ich erwidere die Umarmung und beginne abermals zu weinen. Doch diesmal weiß ich, dass da jemand ist, der mich auffängt, wenn ich mich fallen lasse. Und ich drücke mich ganz fest an ihn, um den Schmerz im Keim zu ersticken, während ich meine Hände in seinen Mantel kralle. Im nächstem Moment wird mir klar, dass er bisher noch nie jemanden so nah an sich ran gelassen hat. Aber warum gerade jetzt? Warum bei mir? Ist er vielleicht wirklich mein Prinz? So, wie ich es zuvor gesagt habe? „Verrätst du mir deinen Namen?“ „Yumi Matoshi.“ Antworte ich mit zittriger Stimme. „Matoshi? Der Name ist mir geläufig. … Ich erinnere mich an deinen Vater. Allerdings wusste ich nicht, dass er eine Tochter hat.“ „Ist doch egal. Er wollte mich eben beschützt wissen. Nicht anders, als bei dir mit deinem Bruder.“ „Da hast du vermutlich Recht. Geht´s wieder?“ Ich nicke stumm, was er an seiner Halsbeuge zu spüren scheint, weil er mich sanft von sich drückt. „Willst du dir wirklich das Leben nehmen? Ich fände es schade um dich.“ Er schließt, scheinbar mitgenommen, seine Augen und öffnet sie danach wieder, um mir in die Augen zu sehen. Bilde ich mir das nur ein, oder wirken seine Augen eine Spur wärmer, als wie er das Schuldach betreten hat? Nein, das bilde ich mir nicht nur ein. Sie sind auch eine Spur dunkler als sonst. Bei diesem Gedanken stiehlt sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. „Ich glaube, diesen Gedanken habe ich bereits liegen gelassen, weil du nicht gehen wolltest. Auch wenn ich das Gefühl habe, es dennoch tun zu müssen. Ich kann nicht mehr zurück. Ich würde daran zerbrechen, wenn ich noch länger dorthin zurück muss.“ „Du hast doch vorhin gemeint, ich wäre der Prinz in deiner Geschichte. Wenn du es schaffst, mich davon zu überzeugen, dass es wirklich so ist, dann … hm … Ich weiß was. … Was hältst du davon, wenn ich dich bei mir aufnehme? … Aber erst musst du mich überzeugen.“ „Davon sollten aber meine Stiefmutter und meine Stiefschwestern nichts mitbekommen, weil meine Stiefmutter sehr gerissen ist, und sicher Wege findet, um mich daran zu hindern.“ „Das ist ganz dir überlassen, wie du es anstellst.“ „Aber wie soll ich das denn anstellen? Ich weiß ja nicht, was ich da tun muss?“ Er grinst mich schulterzuckend an und erhebt sich. „Ich denke, es ist alles gesagt. Ich werde dann jetzt gehen. Ich hoffe, wir sehen uns morgen wieder.“ Er macht sich auf den Weg zur Tür, die vom Dach wieder ins Schulgebäude führt. „Seto?“ In seiner Bewegung innehaltend, dreht er sich halb, mit gehobener Augenbraue, zu mir um. „Danke.“ Nun umspielt ein kleines Lächeln seine Lippen, ehe er das Dach verlässt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)