New Age von hard-peel_soft-core (Die Geschichte einer Revulotion) ================================================================================ Kapitel 4: The Most (un)Wanted ------------------------------ Von nun an war es unmöglich, Saga zu meiden. Dieser hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Neko durch seine Nähe zu verunsichern und ihn dann mit einer unverschämten Zufriedenheit auf die Röte in seinem Gesicht hinzuweisen. Doch das war noch nicht genug der Demütigung. Kaum passte Ritsu einmal nicht auf, fand er sich in einer fast schmerzhaft engen Umarmung wieder oder schlimmstenfalls sogar in einem feurigen Kuss. Es war kein Wunder, dass der arme Neko verwirrt war. Einerseits waren diese Berührungen leidenschaftlich und manchmal sogar liebevoll und verpassten ihm Schmetterlinge im Bauch, doch andererseits ließ das selbstgefällige Schmunzeln des Älteren die armen Schmetterlinge sofort gefrieren. Was sollte er davon nur halten? Sicher tat Saga all diese Sachen nur, um ihn zu ärgern und nicht, weil er aufrichtig etwas für ihn empfand. Ritsu kam bald zu dem Schluss, dass dies ein Racheakt für sein Verschwinden sein sollte. So hatte man ihn also nicht nur seiner Freiheit beraubt, sondern ihn auch noch in seine persönliche Hölle gesteckt. Um das Unglück des Hybriden noch zu steigern musste er bald feststellen, dass die restlichen Angestellten des Anwesens alles andere als angetan von ihm waren. Mit der Ausnahme von Eba, natürlich. Allerdings bekam er Eba nicht allzu oft zu Gesicht, da ihr Aufgabenbereich beinahe ausschließlich in der Küche lag. Er als Neko war dort nicht willkommen. Immerhin war er nicht mehr als ein dreckiger Streuner in den Augen der Küchengehilfen. Sein Essen stellte man ihm in einer Schüssel auf den Boden. Sein Herz zog sich bei diesem Anblick jedes Mal wieder aufs Neue zusammen. Warum konnte niemand sehen, dass er trotz der Unterschiede immer noch ein Mensch war und es verdiente, auch wie einer behandelt zu werden? An diesem Tag aber war das gesamte Dienstpersonal in Aufruhr und in noch schlechter Stimmung als sonst. Nancy, eine der vielen Dienstmädchen, scheuchte Ritsu schon sehr früh aus seinem unbequemen Klappbett und drückte ihm einen Besen in die Hand. Ein großer Hausputz stand ihm an diesem Tag bevor und niemand aus dem Personal konnte sich davon drücken. Aber sie konnten zumindest die unangenehmsten Aufgaben dem Neko überlassen. Das war auch der Grund, warum Ritsu sämtliche Toiletten des Hauses putzen musste. Der einzige Lichtblick des Tages war ein altes Radio, das mehr knisterte als dass es Musik erzeugte. Dennoch erschien der Tag mithilfe der Musik nicht mehr ganz so schrecklich. Zu seinem Pech durfte er sich nicht allzu lange in dem Raum, in dem das Radio sich befand, aufhalten. Doch eines der Lieder, das er gehört hatte, hatte sich in seinem Kopf verankert. Er erwischte sich sogar selbst dabei, die Melodie zu summen. Bevor er es merkte, hatte er sogar leise zu singen begonnen. „Dreaming, I was only dreaming Of another place and time Where my family's from.“ * Es war schließlich Saga, der ihm einen Grund für die Aufregung des Tages lieferte. Ritsu und sein Master hielten sich zu diesem Zeitpunkt gerade in der Bibliothek auf. Die Bibliothek schien ein Ort zu sein, den sie beide liebten. Saga verbrachte wohl den Großteil seiner Zeit in diesem Raum. Nachdem Saga den Tee, den ihm Ritsu auf Bitte Takano-sans jeden Tag brachte, entgegengenommen hatte, zog er den Neko zu sich auf das Sofa, auf dem er üblicherweise las. Der Ältere beachtete gar nicht, dass sich der Hybride versteifte und sich unbemerkt aus seinem Griff zu winden versuchte und zog ihn auf seinen Schoß. Ritsus Gesicht war rot wie eine Tomate vor Scham und Wut, was Saga ganz besonders zu amüsieren schien. Die langen Finger seines Masters glitten unbeschwert seinen Rücken entlang und lenkten Ritsu beinahe davon ab, aus diesen Armen fliehen zu wollen. „Du riechst nach Reinigungsmittel“, bemerkte Saga. Für Ritsus Geschmack waren die Lippen des anderen zu nahe an seinem Ohr. Mit beiden Händen drückte er gegen die Brust des Älteren, doch die Arme ließen nicht locker. Im Gegenteil, sie umschlangen seine Taille nur noch fester. „Da-das ist nun mal so, wenn man den ganzen Tag putzt!“, gab der Neko irritiert zurück. Dann spürte er wie die Nase des anderen seinen Hals berührte und ein unmännliches Quieken entfuhr ihm. Plötzlich aber zog Saga sich zurück und Ritsu bemerkte, dass ein dunkler Ausdruck in seine Augen getreten war. „Putzen? Ach ja, richtig, deshalb die ganze Aufregung. Meine Eltern kommen morgen zurück“, murmelte er, mehr an sich gewandt als an Ritsu. „Warum sind dann alle so gereizt?“ Die Frage war aus ihm geschossen, bevor er überhaupt darüber nachdenken konnte. Erschrocken über seine dreisten Worte klatschte er sich selbst eine Hand auf den Mund. Doch die Worte waren bereits über seine Lippen gekommen. Jetzt konnte er sie auch nicht mehr zurücknehmen. Zu seiner Überraschung lachte Saga kurz humorlos auf. Eine Hand strich ihm beinahe sanft durch die zimtfarbene Mähne. „Weil meine Eltern furchtbare Menschen sind. Nicht einmal die Dienstboten mögen sie.“ Die Bitterkeit dieser Worte erschrak den Neko ein wenig. Sollte man nicht zumindest Respekt, wenn schon nicht Liebe, für die eigenen Eltern empfinden? Er selbst, der seine Eltern vergöttert hatte, konnte ein solches Verhalten nicht nachvollziehen. „Geh ihnen, soweit du kannst, lieber aus dem Weg“, riet Saga ihm, während seine Hände Ritsus Gesicht umschlossen und ihn zwangen, in die kalten goldenen Augen zu sehen. Ritsu konnte nicht umhin, sich zu erinnern, dass dieses Gold einst so warm gewesen war, dass es sein Herz schmelzen konnte. „W-warum?“ Ritsu hatte beinahe ein wenig Angst vor der Antwort auf seine Frage. Lippen verschmolzen für kurze Zeit mit den seinen. Als der Kuss endete, verharrten die Lippen des anderen wenige Zentimeter vor seinen, sodass er den Atem des anderen einatmete. Die Worte, die der Ältere dann aber aussprach, hätte er am liebsten nicht eingeatmet. Er hätte sie am liebsten nicht einmal gehört. „Weil sie dir das Leben zur Hölle machen werden. Sie hassen Nekos.“ Diese Worte sandten einen Schock durch Ritsus Körper. Wie unter Strom zuckte er zurück, während seine Glieder zitterten. Es war kein Wunder, dass der Neko so reagierte. Er war lange genug im Zwinger gewesen, um zu wissen, wie schlecht Menschen, die Nekos verachteten, einen Angehörigen dieser Spezies behandeln konnten. Hatte er vorher noch geglaubt, sich in der Hölle zu befinden, so wurde ihm nun bewusst, dass es sich lediglich um das Fegefeuer handelte. Die Hölle stand ihm erst noch bevor. Er dachte an die Misshandlungen zurück, unter die sein Körper leiden hatte müssen und erschauerte. Augenblicklich sprang er aus den Armen des Älteren und ging auf Abstand. Er fühlte sich verraten. „Dann hättest du mich nicht kaufen sollen! Niemand bei Verstand bringt einen Neko in ein Neko-feindliches Zuhause! Warum tust du das? Gehört das auch zu deinem Racheakt?!“, tobte der junge Neko, allerdings mehr von Verzweiflung als von Wut angetrieben. „Ich habe dich nicht gekauft, weil ich dich wollte. Du warst ein Geschenk für meine Großmutter“, stellte Saga kühl klar. „Die Reaktion meiner Eltern auf dich interessiert mich herzlich wenig. Das ist nun deine Angelegenheit. Ich hab dich zumindest gewarnt.“ Ohne ihn noch eines weiteren Blickes zu würdigen wandte sich Saga nun einem Buch zu. Das Gespräch war für ihn offensichtlich beendet. Diese Nacht konnte Ritsu nicht schlafen. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, suchten die Grausamkeiten, die ihm in seinem Leben widerfahren waren, ihn heim. Es war ein Albtraum, aus dem er nicht aufwachen konnte. Einst hatte er ihn zurücklassen können, doch nun sah es aus, als hätte er ihn wieder eingeholt. Vor Angst traute er sich kaum, die Augen zu schließen. Schließlich begann er leise zu singen, um sich selbst von seinen Ängsten abzulenken. „Dying Everyone's reminded Hearts are washed in misery Drenched in gasoline“* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)