PMD Himmel jenseits von Zeit und Dunkelheit - Reptains Sicht von Skampi835 ================================================================================ Kapitel 2: 02 - Die Suche beginnt ---------------------------------       Es war ein vollkommen merkwürdiges und fremdes Gefühl welches meinen Körper übermannte, als wir durch den Strudel der Zeit gezogen wurden. Zum Glück hatte ich nichts gegessen und mein Körper war noch immer sehr ausgezehrt wegen unserer Flucht vor den Zobiris. Andererseits war es vielleicht genau das, weshalb sich mein Magen gefühlte zehn Mal gegen den Uhrzeigersinn drehte und auch einige andere Organe an Stellen rückten an die sie normalerweise nicht hin gehören. Ich hielt die Klaue von Reptain sehr fest. Vermutlich glaubte mein Partner, dass ich sie zerquetschen würde unter der schieren Kraft die ich aufbrachte. Doch ich befürchtete, dass wenn ich den Druck um seine Klaue auch nur etwas lockern würde, dass wir auseinander geschleudert werden würden und wir uns verlieren. Das Gefühl, als würde ich mit einem raschen Tempo irgendwo herunterfallen und nebenbei von der ein oder anderen Baumkrone getroffen und durchgeschleudert werden, setzte sich auch in meinen Gedanken fest. Doch vermutlich ging es Reptain da nicht anders als mir.       Ich wagte es meine Augen zu öffnen und erhaschte einen kurzen Blick auf eine dunkle Kugel, die sich rasend schnell auf uns zubewegte, ehe ich sie wieder schloss. Mir wurde schlecht, doch meine durchgeschüttelten Sinne regten sich alarmierend. Eine dunkle Kugel? Ich zwang mich wieder meine Augen blinzelnd zu öffnen und die Orientierung zu behalten. Wir wurden nicht wirklich durchgeschüttelt, oder fielen, so wie es mir mein Gefühl übermitteln wollte. Stattdessen rauschten mehrere Farbzonen und Geschehnisse an uns vorbei. Mir wurde schwindelig doch mein Blick fiel wieder auf die beunruhigende, dunkle Kugel die mit einem raschen Tempo auf uns zu bewegte. Nein, nicht auf uns. Es war Reptain der ungefähr einen Schritt von mir entfernt stand. Die Kugel, sie war falsch. Sie sollte hier nicht sein. Über meinen Rücken kroch kalte Angst als ich die Kugel direkt auf Reptain zukommen sah.       Vielmehr aus Instinkt als durch Intelligenz, da meine Gedanken immer noch durchgeschüttelt wurden, zog ich mich zu meinem Partner, der immer noch die Augen verschlossen hatte. In diesem Moment zog alles an mir nur noch wie in Zeitlupe vorbei und ich hörte mein pochendes Herz laut schlagen. Ich sollte meine Augen vielleicht auch wieder verschließen, denn der über mir ziehende Strudel aus Farben und Ereignissen erzielte ohnehin nur, dass mir noch übler wird, als ohnehin schon. Mir kam in den Sinn, dass ich Reptain schützen würde und dass die Kugel jeden Moment gegen meinen Rücken aufprallen würde. Doch der Gedanke des unvermeidlichen Schmerzes der gezwungenermaßen folgen würde, wollte mir einfach nicht in den Sinn kommen. Ich sah über die Schulter, die Kugel war nur noch einen Schritt von mir entfernt. In einem kurzen Augenblick, als ich das pochen meines Herzschlages hören konnte, erkannte ich am Ende des Zeittunnels einen Schatten der dem Portal gerade den Rücken gekehrt hatte und verschwand. Ein merkwürdiges Pokemon.       Die knisternde Kugel war ein Spukball. Die elektrisierende Schattenenergie durchzuckte meinen Körper als die Kugel schmerzhaft auf meinen Rücken einschlug. Ich brüllte auf, als der Angriff mich mit einem Volltreffer erwischte. Aber ich hatte Reptain schützen können. Meinen Partner...       Der Schmerz zuckte durch meinen Körper und lähmte mich. Ich zitterte, konnte mich nicht mehr festhalten als ich mich krampfhaft krümmte und mich versuchte aufzubäumen. Meine Gedanken entschwanden, als das einzige Empfinden welches ich noch haben konnte unerträgliche Schmerzen waren.         Wo bin ich? Was halte ich da fest?       Das waren die ersten Gedanken die mir völlig schleierhaft erschienen. Warum schmerzte mein ganzer Körper so sehr? Was war das für ein knistern, welches über meinen Körper kroch? Es wird leiser...       Meine Augen sind zugekniffen. Ich versuchte noch nicht einmal sie zu öffnen. Zu groß ist der Schmerz der sich von meinem Rücken ausbreitete und bis in die letzte Zelle meines Körpers eindrang. Zu groß war die Angst vor dem was mich erwarten würde, wenn ich sie öffnete. Meine Gedanken waren schwer und wollten sich nur sehr langsam klären. Zu langsam.       »Boah...!«, keuchte jemand direkt an meiner Seite auf. »B-Bist du in Ordnung?!« Es war ein tiefes Raunen das an mein Ohr drang. Wer spricht da? Ich zwang mich nun doch meine Augen zu öffnen, aber ich erkannte nur Schwärze, als plötzlich etwas Grelles über mir aufleuchtet und meine Sicht weiß wurde. Ich schloss meine Augen augenblicklich wieder, als ein furchteinflößendes Fauchen oberhalb von mir zu hören war. Mein Körper zuckte und ich klatschte auf irgendetwas Nassem auf. Es umzingelte mich als scharfe Klauen an mir zogen und ich nach Luft schnappe, unfähig etwas anderes zu tun. »Nein! Nicht aufgeben!« Die Stimme klang hektisch, doch mein Körper gehorchte mir nicht. Die Klaue entschwindet mir langsam. »Nein! Noch ein bisschen!«, erklang wieder die Stimme, nun bestimmender, aber auch verzweifelter.       Aber ich konnte nicht mehr. Ich erkannte keine Orientierung mehr. Nur ein Gefühl des Schwindels während alle meine Körperfunktionen, meine Sinne aufhörten zu arbeiten. Ein unangenehmes Gefühl der Taubheit kroch über meinen Körper. Etwas versuchte mich festzuhalten, mich an sich zu drücken. Doch ich entglitt diesem merkwürdigem etwas.       »Ich... Kann Nicht...!« Der verzweifelte Ruf wurde leiser als mein Körper fortgespült wurde.         Wieder ertönte ein erschreckendes Fauchen über mir und ein ohrenbetäubendes Rauschen erhob sich von meiner Seite, als ich kurzzeitig unter Wasser getaucht wurde. Meine Augen öffneten sich. Panisch sah ich mich um und erkannte einen pechschwarzen Horizont über mir, über dem Blitze zuckend aufleuchteten und innerhalb eines Wimpernschlags wieder verschwanden. Ich trieb auf dem Wasser und versuchte mich verzweifelt strampelnd an der Oberfläche zu halten, als von meiner Seite wieder ein ohrenbetäubendes Rauschen ertönte. Mein Kopf wurde abermals unter Wasser gedrückt, ebenso wie mein ganzer Körper. Ich schluckte einen Mundvoll salziges Meerwasser, als ich mich abermals strampelnd zur Wasseroberfläche zurück kämpfte und diese durchbrach. Gierig atmete ich die Luft und umher wirbelnde Salzwasserpartikel ein. Wieder ertönte ein Rauschen und mein Körper wurde abermals nach unten gezogen. Ich strampelte wieder, doch diesmal schaffte ich es nicht mehr in die Nähe der Oberfläche.       Mein Blick trübte sich und um mich herum wurde alles schwarz. Wieder sankt mein Körper in eine furchtbare Taubheit als ich gegen etwas Hartes aufschlug.               »Nein!«, keuchte Reptain und blickte entgeistert und mit weit aufgerissenen Augen wie das etwas, was er eben noch zu halten versucht hatte hinter einer tosenden Welle verschwand. Was geschah hier nur? Über ihm fauchten Blitze und Donner grollte unter tosendem Lärm, während er selbst strampelnd versuchte nicht unter einer gigantischen Welle begraben zu werden.       Die Zeitreise, etwas muss schief gelaufen sein. Doch was war geschehen? Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Warum das hier passierte und was genau passierte. Reptain hatte Skampi aufbrüllen hören, erst dann hatte er es gewagt zu blinzeln. Das Gefühl das ihm während der Zeitreise übermittelt wurde, hatte ihm verboten die Augen zu öffnen.       Er hatte Partikel und umher zuckende, dunkle Blitze einer schattenhaften Aura wahrgenommen, die sich innerhalb eines Wimpernschlags aufgelöst hatten. Daraufhin hatte Skampi angefangen zu schreien und sich zu krümmen. Was war nur geschehen? Sie war von ihm weggespült worden, ihm aus seinen Klauen entglitten, als er versucht hatte sie bei sich zu behalten. Doch war er nicht imstande gewesen sie festzuhalten. Er hatte seinen Partner verloren.       Die Wassermassen brachen über ihn herein, wie ein Faustschlag in sein Gesicht. Er versuchte sich an der Oberfläche zu halten, und blinzelte verzweifelt um irgendetwas zu erkennen, doch er sah nur die Schwärze der schäumenden Wellen um sich herum. Nur gelegentlich, als die Umgebung in weißes, helles Licht getaucht wurde, wenn ein Blitz, gefolgt von einem Fauchen des Donnerschlags über den wolkenverhangenen Himmel zog konnte er etwas erkennen. Doch Skampi war von ihm fortgespült worden. Das weite, stürmische Meer hatte die beiden voneinander getrennt.       Eine sich aufbäumende Welle zwang ihn in die schwarzen Wassermassen hinunter. Er fing sich recht schnell und strampelte wieder an die Oberfläche die er durchbrach. Auch wenn er kein Wasserpokemon war, war ihm das Wasser doch irgendwie vertraut und er konnte seine Orientierung behalten. Die Wellen wirbelten ihn wie ein fallendes Blatt im Wind umher, während er eine massige Felswand auf sich zukommen sah, die für den Bruchteil einer Sekunde weiß aufleuchtete, woraufhin ein grollender Donnerschlag folgte. Einen Aufprall mit der massiven Felswand konnte er nicht vermeiden. Die Wellen schmetterten ihn gegen den harten Stein und er streckte seine Klauen aus um sie in die Felskante zu schlagen. Er fand Halt und hielt sich verbissen fest als die Wellen wegen des Sogs an ihm zogen und drohten ihn wieder in das Meer hinaus zu schwemmen. Keuchend zog er sich ein paar Fuß nach oben um seinen Halt zu festigen und sah sich panisch um.       Seine gelben, reptilienartigen Augen fanden was er suchte, als sich bereits eine weitere Welle auftürmte um ihn mit sich zu reißen. Doch er hielt sich wie besessen fest als die Flut wieder an ihm zog. Ein maulvoll Salzwasser ausspuckend hievte er sich die Wand entlang zur rechten Seite geneigt. Dort hatte er im Schein eines Blitzes gesehen, dass es eine Möglichkeit gab über einen Hang nach oben zu klettern. Reptain hoffte nur, dass ihn die Kraft bis dahin nicht verlassen würde, denn der Kampf gegen die Wellen die immer und immer wieder pausenlos auf ihn einschlugen und an ihm zogen war sehr Kräftezehrend. Er erreichte endlich die Stelle und hievte sich ächzend über den Hang, weg von den Wassermassen die gierig nach ihm zu greifen versuchten. Er verlor einmal den Halt als die Kraft der Wellen seine Füße wegrissen und er rutschte gefährlich den Hang zurück, doch schnell fand er wieder Halt an der felsigen Wand und zog sich endlich keuchend über den Hang.       Am Hang angekommen konnten die Wellen ihn fast nicht mehr erreichen. Regen prasselte auf ihn herab als er seine Klauen hob und weitere drei Fuß nach oben kletterte. Er zog sich mit Aufwand seiner letzten Kraft über die Kante und spürte weiches Gras unter sich als er sich zur Seite weg von der Kante rollte und keuchend liegen blieb. Er fühlte sich entkräftet und ausgezehrt. Reptain schnaufte aus, sah wie über ihm ein Blitz über den Wolken zuckte und schloss die Augen. Er lauschte dem grollen eines Donnerschlags und dem ununterbrochenen Prasseln des Regens der auf ihn herabfiel.       Das Bild eines Mädchens materialisiert sich vor seinem geistigen Auge in seinem Kopf. Sie lächelte ihn an. Wie optimistisch und fröhlich sie aussah. »Wir werden die Lähmung des Planeten aufhalten.«, hallte es durch Reptains Kopf. Er öffnete noch einmal schwach seine gelben Augen zur Hälfte. Er musste sie suchen.         Als Reptain wach wurde, war es ungewöhnlich hell hinter seinen verschlossenen Liedern. Die Helligkeit war der Grund, die ihn blinzeln ließ. Seine schweren Augen, die sich erst an diese ungewohnte Helligkeit gewöhnen mussten, suchten seine Umgebung ab. Als erstes erkannte er grünes, gesundes Gras das sich minimal, zuckend bewegte. Über ihm raschelte sanft das Blätterdach eines hochgewachsenen Baumes, als sich die Äste langsam durch den Wind angetrieben bogen und wieder zurückfielen. Auf einmal war Reptain hellwach und richtete sich kerzengerade auf. Er war überwältigt von dem wundervollen Anblick der Natur, die sich um ihn herum bot. Der Wind wehte und hinterließ auf seiner Haut ein angenehmes, frisches Gefühl und er konnte das rhythmische rauschen von Wellen hören. Reptain drehte sich zur Seite und trat zum Rand der Klippe. Er erstarrte als er den Sonnenaufgang erblickte.       Reptain bezweifelte sehr stark, dass er jemals auch nur etwas annähernd vergleichbar Schönes gesehen hatte. Das Sonnenlicht spiegelte sich glitzernd auf den Wellen die weiter rauschten und gegen das Kliff unter ihm schlugen auf dem er stand. Die Sonne war noch nicht lange aufgegangen. Sie kletterte gerade über den Meeresspiegel hinauf. Dieser Anblick raubte Reptain den Atem. Er war wie gelähmt, als die Sonnenstrahlen das Kliff hinaufkletterten und ihn in ihr warmes Licht tauchten. Reptain hatte sich noch nie so gelähmt und so befreit zugleich gefühlt. Die Wärme und das Licht der Sonne verliehen ihm neue Energie und belebten jeden Muskel in ihm. Unbewusst musste Reptain lächeln. Er lächelte tatsächlich der Sonne entgegen. Noch nie hatte ihn ein Anblick so fröhlich, entspannt und ruhig gestimmt. Mehr denn je war er davon überzeugt den Planeten vor der Lähmung zu retten. Der Sonnenaufgang, die Energiequelle die jedem Lebewesen neues Leben einhauchte nach einer kalten, stürmischen Nacht, sie musste beschützt werden. Er war sich sicherer denn je, das richtige zu tun. Für die Zukunft.       Seine Gedanken wanderten zu Skampi. Er würde heute nach ihr suchen. Er musste sie einfach finden. Sein Blick schweifte über das Meer am Rand der Klippe entlang. Ja, dort gab es einige Stellen an denen sein Partner gestrandet sein könnte und an Land gestiegen war. Wahrscheinlich war sie gerade ebenfalls auf der Suche nach ihm. Reptain wand sich zu seiner Linken und begann das Kliff entlang am Rand des Meeres abzulaufen. Seinen Kopf erhoben suchte er nach den kleinsten Anzeichen seines menschlichen Partners.         Die Sonne kletterte bereits wieder nach unten und der Himmel war in angenehmen Orange- und Rottönen gefärbt, als Reptain an einem Strand angekommen seine Suche beendete. Verzweifelt und erfolglos war er über Hügel, an Waldränder vorbei und um Kliffe herum gereist, immer seine Augen und Ohren geöffnet um Hinweise für Skampis verbleib zu finden. Aber von ihr fehlte jede Spur. Er hatte es nicht geschafft sie innerhalb eines Sonnenzyklus zu finden. Der Strand endete abrupt in einem Höhleneingang. Er könnte einfach zurückgehen und eine Ebene weiter nach oben steigen um seine Suche weiter fortsetzen zu können, doch stattdessen starrte er in die Dunkelheit der Höhle. Seine Suche nach Skampi wurde erfolgloser, je länger er sich damit beschäftigte. Reptain sorgte sich, nur dank ihr war es überhaupt möglich gewesen die Standorte der Zahnräder der Zeit in der Zukunft aufzuspüren und um hier in der Vergangenheit überhaupt Anhaltspunkte zu haben, wo sie sein könnten. Doch von dem Mädchen fehlte jede Spur. Er atmete die inzwischen bekannte, salzige Meeresluft ein und ließ sich in den warmen Sand sinken. Reptain klärte seine Gedanken um abzuwiegen was seine nächsten Schritte sein würden.       Lange Zeit starrte er über die kleinen Wellen die auf der Hälfte ihres Weges zu ihm brachen, sich weit über den Strand zogen und dann wieder zurück in das Meer flossen. Sie glitzerten leicht in der bereits tief stehenden Sonne, die sich über dem Meer befand und den Abend einleitete. Reptain fasste seinen Entschluss nach reichlicher Überlegung und erhob sich wieder auf die Beine.       »Ich kann nicht weiter nach Skampi suchen. Es ist vergebens.«, murmelte er dem Meer entgegen. Fast schon entschuldigend klang er dabei. Das Meer antwortete mit dem sachten rauschen der Wellen, die sich am Stand sammelten und wieder zurück in das Meer fielen. »Wenn Skampi aufwacht und mich nicht findet... Ja, sie wird sich auf die Suche nach den Zahnrädern der Zeit machen.« Reptain war entschlossen und sieht weiterhin über das Meer. »Die Zahnräder der Zeit. Skampi würde wollen dass ich ebenfalls nach ihnen suche. Sie würde es nicht anders machen. Vielleicht so... Vielleicht begegne ich ihr während der Suche.«       Die Sonne versank langsam im Meer und der Schleier der Nacht legte sich langsam über die Welt. Reptain blickte nach oben zu den vereinzelten Sternen, die auf dem Himmelszelt aufgetaucht waren und matt funkelten. Sogar wenn es dunkel ist, war es in dieser Welt noch immer hell. Ja, er musste den Sonnenaufgang beschützen. Skampi und er. Skampi... Sie würde sich zu helfen wissen und wer weiß... Möglicherweise war sie schon jetzt auf der Suche nach einem Zahnrad der Zeit. Vielleicht hatte sie bereits eines gefunden.       Reptain senkte seinen Blick und sah zu dem Höhleneingang. Müde wegen des langen Tages ging er darauf zu und inspizierte die Höhle kurz. Er prüfte die Luft und stellte nach einigen Atemzügen fest, dass sie unbewohnt war. Gegen die Höhlenwand gelehnt ließ er sich auf den Höhlenboden sinken. Die Wand in seinem Rücken war angenehm kühl wo hingegen der Sand unter ihm noch immer aufgeheizt durch die Sonne Wärme ausstrahlte. Reptain schloss seine Augen und nach nur wenigen Minuten in denen er dem rhythmischen rauschen des Meeres lauschte schlief er bereits ein.         Mit den ersten Sonnenstrahlen die sich über das Land erstreckten, wachte Reptain aus seinem traumlosen Schlaf auf. Wieder fühlte er sich als würden seine Lebensgeister von einer unbekannten Energiequelle geweckt werden, als er den Sonnenaufgang betrachtete. Dabei zusah, wie die Sonne hinter einer merkwürdig aussehenden Klippe hervor kletterte und die Welt in ihr warmes Licht tauchte.       Reptain überquerte den Strand und fand sich nach wenigen Metern und zu seiner eigenen Verwunderung an einer Kreuzung wieder. Nach Westen blickend erkannte er mehrere Häuser aus Holz und sogar einige Stände. Ein Schild stand in der Nähe, auf dem in Fußabdruckrunen 'Schatzstadt' stand. Reges Treiben herrschte als einige Pokemon ihre Ware aufbereiteten und ihre Stände öffneten. Wenn er nach Norden sah, erkannte er sehr viele Treppenstufen die einen Hügel hinaufführten. Was dahinter lag, konnte er allerdings nicht mehr ausmachen. Reptain hielt sich im Hintergrund. Er konnte sich nicht vorstellen dass Schatten-Dialga seinen Partner und ihn tatenlos in dieser Welt gewähren ließ. Etwas würde noch geschehen und er sollte besser auf alles vorbereitet sein. Es wäre von Vorteil vorerst unerkannt zu bleiben, auch wenn ein Teil in ihm danach verlangte die Bewohner der Stadt nach Skampi zu auszufragen. Ein Mensch musste doch in einer Welt der Pokemon sehr auffällig sein und konnte nicht ungesehen vorankommen, oder?       »Kannst du das glauben? Wir sind ein Erkundungsteam! Das ist so aufregend! Hättest du das gestern glauben können?«, rief eine Stimme begeistert auf, was Reptain leicht zusammenzucken ließ. Er duckte sich und schlüpfte in die Büsche direkt neben der Kreuzung. Vorsichtig und ohne einen Laut von sich zu geben, spähte er durch die Blätter, während er versuchte jedes Wort aufzufangen. »Du solltest meine Antwort darauf eigentlich kennen...«, hörte Reptain nun auch eine zweite Stimme, etwas unsicher und weniger aufgeregt als die erste sagen. Die zweite Stimme erschien ihm vielmehr resigniert. Er spähte durch das Gebüsch zu der Kreuzung um eine gute Sicht auf die beiden Pokemon zu bekommen die wohl jeden Moment den Weg passieren mussten.       »Das Training wird hart und unsere erste Aufgabe hat wenig mit dem Erkunden eines Gebiets zu tun.«, erklärte die erste Stimme und ein Karnimani kam in Reptains Sicht. Karnimani sah über Schulter zurück. »Aber wir müssen unser bestes geben! Immer und immer und immer!« Seine Worte überschlugen sich und er schien vollkommen aufgeregt zu sein.       »Ja, natürlich werden wir unser bestes geben, Karnimani.«, seufzte die zweite Stimme. »Aber du weißt, dass ich erst seit gestern hier bin und ich mir nicht sicher bin ob es die richtige Entscheidung war.«       Karnimani drehte sich frontal um und starrte zurück. »Du musst dir keine Gedanken darüber machen. Es war bestimmt die richtige Entscheidung. Außerdem werde ich auf dich aufpassen und dir alles zeigen, was du wissen musst.«, erklärte Karnimani weniger aufgedreht und blinzelte. »Aber bevor wir unseren ersten Auftrag abschließen brauchen wir noch unbedingt etwas vom Keckleon Markt.«       »Keckleon Markt?«, fragte die andere Stimme wieder unsicher und ein Evoli kam direkt vor dem Karnimani zum stehen. Verwirrt sah es ihn an und schien allgemein etwas zurückhaltend zu sein. Oft sah es sich um und behielt dabei die Augen suchend offen. »Ja, dort können wir uns ein paar Items kaufen die uns helfen werden durch die gefährlichen Gebiete zu kommen. Ich glaube solange du noch keine Spezialangriffe beherrscht, wäre es das beste, wenn du ein Kraftband bekommst.«, erklärte das Karnimani mit strahlenden Augen. »Das wird dir richtig gut stehen. Du wirst es mögen, Mädchen stehen auf so einen Kram.«       Evoli plusterte sich auf und starrte das Karnimani für den Bruchteil einer Sekunde erbost an, ehe sich ihr Nackenfell wieder legte. Ruhig begann sie zu sprechen und wedelte dabei mit ihrem  buschigen Schweif. »Du wirst mir alles beibringen, was ich wissen muss, oder Karnimani?« Sie sah Karnimani mit leicht schräg gelegten Kopf und einem unsicher zurückgeklappten Ohr an. Sie setzt sich zurück, während ihre Augen hoffnungsvoll blinzelten. »Na klar. Immerhin sind wir jetzt auch noch ein Erkundungsteam. Du kannst dich auf mich verlassen.« Karnimani erwiderte den Blick seines Freundes fest. »Der Keckleon Markt ist gleich dort hinten in Schatzstadt und dann können wir dir auch einen Schatzbeutel besorgen, den du tragen kannst.« Evoli seufzte leise und neigte den Kopf, sodass sie auf ihre Pfoten starrte. Karnimani murmelte leise etwas, das nur für das Evoli bestimmt war und was Reptain nicht hören konnte, aber Evoli hob ihren Kopf wieder und nickte. »In Ordnung, Karnimani. Team Sternglanz geht auf Erkundung.«, sprach sie nun fröhlicher und nickte als sie sich wieder auf alle vier Pfoten erhob. Gemeinsam gingen die beiden Pokemon weiter in Richtung Schatzstadt die Straße nach Westen führend.       Reptain steckte den Kopf aus seinem Versteck, überprüfte noch einmal die Luft ehe er sich hinter den Büschen erhob und den beiden Pokemon nachdenklich hinterher sah. Seine Gedanken nahmen Form, an als er das eben gesprochene zusammensetzt. Diese Information hatte ihm einige Einblicke in diese Fremde Welt gebracht, diese Welt der Vergangenheit. Soso, also wissen diese Pokemon überhaupt nichts von dem was sie erwartet. Sie ahnen es womöglich noch nicht einmal. Sie scheinen so unbesorgt zu sein, ob sie überhaupt von dem Zeitturm wissen? Sie sind so Ahnungslos.       Seine Augen schmälten sich kaum merklich, als er sich auf der Stelle drehte und nach Osten in das angrenzende Unterholz und das darüber liegende Dickicht schlüpfte. Vielleicht, wussten sie noch nicht einmal etwas von den Zahnrädern der Zeit. Das könnte ihm sehr nützlich für ihn sein und würde ihm das ein oder andere Ärgernis ersparen.         Reptain wanderte lange, fast den ganzen Tag war er unterwegs gewesen. Er hatte die Orientierung verloren und war eine lange Zeit lang im Kreis gelaufen. Doch dann hatte er sich wieder zurechtgefunden und sich auf dem direkten Weg zum Schemengehölz gemacht. Das Gebiet, in dem er sein erstes Zahnrad der Zeit finden würde. Am Abend legte er eine kleine Pause ein und aß einige Beeren, die er auf seinem Weg gefunden hatte. Sie waren so köstlich gewesen, dass er über seinen Hunger hinaus gegessen hatte. Vorsorglich hatte er einige Beeren in Blätter eingewickelt und sie in seinen unscheinbaren, kleinen Lederbeutel gepackt, den er über die Schulter gebunden trug. Zu seinem Übel begann es in der Nacht allerdings zu regnen, doch sogar den empfand er als sehr angenehm, auch wenn er mit dem stätigen prasseln der Regentropfen auf seiner Haut und den Blättern in seiner Umgebung schlechte Erinnerungen zusammenbrachte. Wenn er sich daran erinnerte, dass das unter ihm keine Wassermassen waren sondern nur gewöhnliches Gras und fester Boden, konnte er sein pochendes Herz beruhigen.       Reptain bewegte sich schnell durch das Dickicht des Schemengehölzes. Die langen Schatten welche die Bäume um ihn herum warfen, während ein Halbmond hinter einigen Wolken kurz zu sehen war, machte er sich zu Nutze, sodass er schneller und ungesehen vorankommen konnte. Als er im tiefsten Teil des Schemengehölzes eindrang, konnte er es schon von weitem durch die verregnete Nacht leuchten sehen. Langsam drehte es sich in der Luft über einem unnatürlich glatten Baumstamm und strahlte schimmerndes, grünes Licht aus.       Reptains Puls schlug schneller, je näher er dem Zahnrad der Zeit kam und je länger er es betrachtete. Er schluckte und versuchte seine Nervosität zu unterdrücken, während jede Zelle seines Körpers zu kribbeln begann. »Ja... Da ist es. Ein Zahnrad der Zeit.«, murmelte er und trat mit vorsichtigen Schritten näher. Fasziniert betrachtete er das Zahnrad der Zeit wie es schimmerte und sich langsam in der Luft bewegte. »Endlich... Das erste habe ich gefunden. Doch es ist nur eins von vielen.«, sprach er langsam weiter, während hinter ihm ein Blitz über den Himmel zuckte und diesen für einen Wimpernschlag erhellte.       Er streckte seine Klaue aus, gewillt nach dem Zahnrad der Zeit zu greifen, doch nur sehr langsam ertastete er es und entfernte es schließlich von seiner Position über dem Baumstamm. Das Zahnrad der Zeit hörte sofort auf selbstständig zu Handeln, drehte sich nicht mehr und hörte auf zu schimmern, als Reptain es berührte. Er betrachtete es ein paar Herzschläge lang, das aufgeregt gegen seine Brust schlug und steckte es in seinen Beutel. Erst nachdem er das Zahnrad der Zeit sicher verstaut hatte, erkannte er eine Veränderung in seiner Umgebung. Misstrauisch sah er sich um, auch wenn er durch die Dunkelheit zunächst nichts erkennen könnte, fühlte er es augenblicklich.       Der Regen über ihm hatte gestoppt, stattdessen schwebten kleine, erstarrte Wassertropfen um ihn herum. Die Blätter die sich unter dem Gewicht des angesammelten Wassers gebogen hatten, zitterten nicht mehr und es wehte absolut kein Wind. Reptain verengte die Augen als er teilweise erschrocken, teilweise fasziniert feststellte dass die Zeit in dem Gebiet um das Zahnrad der Zeit angehalten hatte. Plötzlich fauchte es um Reptain herum und er konnte Blitze erkennen, die in einem raschen Tempo um das Gebiet kreisten. Die Blitze zogen sich über das Gras, auf dem er stand, hüllten die Blätter und die Regentropfen ein die auf der Stelle eingehalten hatten. Reptain beeilte sich wegzukommen und sprang im schnellen Tempo zurück aus der Richtung aus der er gekommen war. Die unheimlichen Blitze zogen sich über die Region, in der die Zeit stehen geblieben war. Sie würden diese Gebiete ergrauen und erstarren lassen, da war sich Reptain nur zu sicher. Wenn er in dem sich ausbreitenden Grauschleier gefangen werden würde, würde er ebenfalls in der Zeit gefangen bleiben.       Wie eine Wand schlug ihm der Regen plötzlich entgegen und er blinzelte heftig. Er sah zurück, seine Sicht klärte sich nachdem er einige Male energisch geblinzelt hatte. Die Blitze kreisten fauchend um das Gebiet in dem das Zahnrad der Zeit entwendet wurde und ließen es verdunkeln. Doch inmitten des Pfades, drehten sie ab und erstarben augenblicklich. Der Radius um das Zahnrad der Zeit in dem die Zeit angehalten hatte, betrug vielleicht 25 Schritte, so schätzte Reptain. Mit herausforderndem Blick spähte er in das dahinterliegende Gebiet, welches sich nun dunkel und erstarrt aufbaute. Er hatte ein Zahnrad der Zeit, noch vier musste er finden und einsammeln. Seine einzige Hoffnung war es, so lange unentdeckt zu bleiben wie möglich. Reptain wand sich vom Schemengehölz ab und sprang den Ast eines Baumes hinauf während der Regen auf sein Gesicht prasselte und das Wasser an ihm und seinen Halmblättern herabtropfte. Sein nächstes Ziel... Welcher Ort würde sein nächstes Ziel sein? Der Blick des Pflanzenpokemons glitt lauernd über den weiten Waldrand des Schemengehölzes.         Zwei Tage später in der Knuddeluff-Gilde       »Waaaas?!« Die Pokemon starrten Plaudagei allesamt so an, als hätten sie einen Geist gesehen. »Was meinst du damit, dass die Zeit im Schemengehölz stehen geblieben ist?« Es war Sonnflora die gesprochen hatte.       »Hey, hey. Wie ist das möglich?«, drängelte Krebscorps.       »Nun...«, begann Plaudagei krächzend zu sprechen, und legte den Kopf auf die Seite um abzuwiegen wie viel er preisgeben konnte und wie sicher seine Informationen waren. »Im tiefsten Teil des Schemengehölzes befindet sich normalerweise ein Zahnrad der Zeit. Es wurde gestohlen.«       »WAAAAAAAAAAS?!«       »Wer würde nur so etwas furchtbares tun?«, fragte Karnimani fassungslos an Evoli gewandt, der sich keinen Reim darauf machen konnte. »Hmm...«, machte Evoli nur und folgte dem Geschehen weiterhin aufmerksam mit den Ohren.       »Nun... Es ist nicht unsere Aufgabe das herauszufinden. Ihr solltet alle darauf achten, dieses Gebiet vorerst nicht zu betreten. Wir wissen nicht was es mit diesem Grauschleier auf sich hat, der über diesem Gebiet liegt. Lasst das Schemengehölz einfach mal das Schemengehölz sein, verstanden? Wir wissen nicht was passiert wenn man ein solches Gebiet betritt und wir möchten keine tüchtigen – aber lebensmüden - Rekruten gefährden, nur weil sie sich das anschauen möchten. Haltet euch fern von dem Gebiet. Habt ihr das verstanden?«, fragte Plaudagei ernst in die Runde und sah jeden seiner Rekruten mahnend an.       »Hey, hey...«, gab Krebscorps etwas niedergeschlagen von sich, doch wurde er von den übrigen Pokemon mit einem lauten »Jawohl!« gänzlich übertönt.       »Na dann, auf einen weiteren, erfolgreichen Tag!«, krächzte Plaudagei zufrieden.       »Hurra!«       Karnimani und Evoli wechselten einen Blick miteinander. Sie wollten sich wohl schnell aus dem Staub machen, doch Plaudagei hatte sie bereits in sein strenges Auge gefasst. »Ihr beiden, ihr werdet euch in Schatzstadt umhören, ob ihr etwas über diesen merkwürdigen Grauschleier herausfinden könnt. Das sollte für heute reichen. Ich verlasse mich auf euch.« Karnimani seufzte und Evoli stimmte ihrem Freund leise grummelnd zu, als sich Plaudagei flatternd erhob und in das Zimmer des Gildenmeisters flog. Sie hatten als Anfänger in der Gilde noch die Aufgabe sich um die ganzen Botengänge die anstanden und die Informationsbeschaffung zu kümmern. Die beiden gingen los, doch Evoli legte die Ohren zurück als sie sich der Treppe nähert die in die erste Gildenebene und zum Ausgang führte.       »Was ist los?«, fragte Karnimani der das bemerkte. »Stimmt etwas nicht?«       Evoli schüttelte nur abwesend mit dem Kopf. »Ach... Ich verstehe es einfach nicht... Das heißt vielmehr...«, murmelte sie stockend, versuchend sich selbst einen Reim zu bilden.       »Hmm?«, fragte Karnimani nach. »Was denn?«       Evoli drehte sich zu ihrem Partner als sie die obersten Stufen erreicht hatte und blinzelte ihm fragend und ernst entgegen. »Erzähle mir doch bitte etwas über... Diese Zahnräder der Zeit...«, murmelte sie.         Am westlichen Waldrand des Schemengehölzes       Die umherwandernden Pokemon nahmen es nicht einmal zur Kenntnis, wenn sich Reptain mit schnellen, gezielten Sprüngen einen Weg durch den Wald bahnte. Schwungvoll stemmte er sich von Ast zu Ast die unter seinem Gewicht und der Kraft seiner Beine wippten. Es würde wohl nicht lange unentdeckt bleiben, dass ein Zahnrad der Zeit fehlte. Die Pokemon auf dieser Insel würden misstrauisch werden und wenn er Pech hatte, sich ebenfalls auf die Suche nach den Zahnrädern der Zeit machen um sie zu schützen. Um die Zahnräder der Zeit vor ihm zu schützen. Reptain sprang auf einen hohen Baum und kletterte Pfeilschnell nach oben und durchbrach die Wipfelblätter der Baumkrone. Er überblickte das Land bis hin zum Meer, einige Minuten hielt er inne als der Wind ihm entgegen peitschte. Alles in ihm hätte sich sofort auf die weitere Suche nach dem nächsten Zahnrad der Zeit gemacht, allerdings war es seine Vorsicht und seine Wachsamkeit, die ihm von genau diesem Weg abhielten.       Im Moment hatte er nur ein Zahnrad der Zeit. Eine vorschnelle und unüberlegte Handlung würde ihn verraten. Er musste Schutz suchen, Schutz vor den fremden Blicken der Pokemon, die auf der Insel lebten. Außerdem musste er sich eingestehen, dass er müde war. In dieser Nacht hatte er kein Auge zugemacht. Die Sonne war bereits über den Meeresspiegel geklettert und tauchte das Land in ihr warmes, belebendes Licht. Der kleine Beutel, den Reptain um seine Schultern trug, war sehr leicht. Darin befand sich bis jetzt auch nur ein einzelnes Zahnrad der Zeit, zwei Strahlorbs und eine Fliehorb. Die kleinen Glaskugeln denen magische Effekte innewohnten, hatte er einem sehr unaufmerksamen Waumpel abgenommen. Es hatte ihn bestimmt nicht bemerkt. Diese Gegenstände waren nichts ungewöhnliches, nichts sperriges, nicht viel, aber es reichte ihm. Außerdem hatte er noch ein Problem was ihm zu denken gab.       Er wusste ungefähr wo sich die Zahnräder der Zeit in dieser vergangenen und für ihn so fremden, schönen Welt aufhielten. Schließlich hatte er mit Skampis Hilfe alle ausfindig machen können. Auch wenn viele Orte gleich aussahen und ihm bekannt vorkamen, wie das Schemengehölz und das Dickicht, gab es vereinzelte Regionen die er nicht wieder erkannte. Zu sehr hatten ihn bereits die Dunkelheit und die Stille seiner Welt geprägt. Reptain schüttelte den Kopf und hielt seinen Blick starr geradeaus. Sein nächstes Ziel sollte die Schuttruine sein, die in seiner Welt westlich vom Schemengehölz zu finden sein sollte. Doch konnte er nichts erkennen, was im Entferntesten auf die Schuttruine hinwies. Vielleicht weil es in dieser Zeit noch nicht die Schuttruine war, aber dies war nur eine Spekulation auf die er sich nicht verlassen wollte. Zu diesem Ort wollte er als nächstes um das zweite Zahnrad der Zeit zu sammeln. Er war schon sehr lange ohne Rast unterwegs und er hätte auf dem Weg noch mindestens ein weiteres Zahnrad der Zeit einsammeln können, doch wollte er zuerst die Schuttruine aufsuchen.       Wenn ihm jetzt schon jemand auf den Fersen sein sollte, so wollte er seinen Verfolgern keinen Anhaltspunkt geben, wo er als nächstes zuschlagen würde. Es sollte kein Muster ergeben, keine Reihenfolge in der er die Zahnräder der Zeit einsammelte. Sie würden das, was er tat, nicht verstehen. Dass die Zeit in den Regionen stehen bleibt, spricht gegen ihn wenn es zu einem Verhör kommen sollte. Die Pokemon würden die größeren Auswirkungen seines Handelns nicht verstehen, da sie die Welt in seiner Zeit, die Zukunft nicht kannten. Die Dunkelheit nicht gesehen hatten, die Hoffnungslosigkeit nicht gespürt hatten...       Reptain begann wieder von Ast zu Ast zu springen direkt unter den Baumkronen. Immer mal wieder blieb er stehen und prüfte die Luft um sich herum. Er hatte noch ein weites Stück vor sich und er musste sich ran halten. Außerdem hatte er öfters als einmal das Gefühl, dass er in die völlig falsche Richtung lief. Sein Magen begann mit einem leisen knurren zu demonstrieren. Er hielt nach einer sicheren Stelle Ausschau und setzte sich wenig Später in eine Astgabel umgeben von dichtem Blätterwuchs. Reptain überprüft den Inhalt seines Beutels. Tatsächlich waren neben den magischen Kugeln und dem Zahnrad der Zeit noch zwei Äpfel die noch nicht ganz ausgereift waren, er hatte sie nur völlig vergessen. Sein Blick verdüsterte sich als er daran dachte, wie Skampi und er die Äpfel den Zobiris abgeknöpft hatten, nur wenige Atemzüge nachdem sie den Aufstand der Gefangenenkarawane angestiftet hatten. Sie sind damals nur ganz knapp entkommen und mussten direkt im Anschluss durch den Zeittunnel in diese Welt reisen. Ob Skampi wohl auch schon ein Zahnrad der Zeit gefunden hat? Oder...       Reptain stoppte seine Gedanken augenblicklich und schüttelte den Kopf. »Nein, Skampi ist nicht tot.«, sprach er leise und entschlossen während er die gelben, reptilienartigen Augen verengte. Skampi ist nicht schwach, auch wenn sie ein Mensch ist. Dass sie über dem Meer gelandet sind auf dem ein Sturm gewütet hat, war nicht geplant gewesen. Aber, noch etwas anderes war ebenfalls nicht geplant gewesen. Er erinnerte sich daran, als wäre es erst wenige Sekunden her. Wie die schattenhaften Partikel und Blitze um Skampi herum gezuckt waren und sich auflösten. Ihr Schrei hallte in seinen Gedanken nach. Nein, irgendetwas war geschehen, was nicht hätte passieren dürfen. Aber was war genau geschehen?       Reptain steckte den Apfel zurück in seinen Beutel und führte seinen Weg über die Bäume fort. Der Appetit war ihm vergangen. Bedacht darauf, nicht zu viel Lärm zu machen oder in irgendeiner anderen Form Aufsehen zu erregen sprang er von Ast zu Ast unter den Blättern der Bäume hindurch. Reptain hielt inne, als er Pokemon auf Pfaden unter sich vorbeiwandern sah, versuchte den einen oder anderen Wortfetzen aufzuschnappen und dann seinen Weg weiter fortzusetzen. Auch wenn ihn das Hungergefühl nach einiger Zeit wieder plagte, rührte er die beiden Äpfel in seinem Beutel nicht an. Zu sehr wurden seine Gedanken getrübt von dem Verschwinden von Skampi. Doch warum? Er stellte sich selbst diese Frage die ihn auf bizarre Weise verwunderte. Er war immer ein Einzelgänger gewesen. Warum bereitete es ihm ausgerechnet jetzt Kopfzerbrechen alleine unterwegs zu sein?       Sein Blick wurde etwas weicher. Es hatte diese eine Situation gegeben, die alles in ihm verändert hatte. Als er glaubte gebrochen zu sein, war dieses Mädchen da gewesen und hatte ihm zu einer Kraft verholfen und nichts hatte sie im Austausch dafür verlangt. Sie hatte ihm getraut, in ihrer kindlichen Naivität und ihn akzeptiert. Später hatte sie ihm genügend Raum gelassen und hatte nie versucht seine Freiheit an sich zu reißen. Letztendlich hatte er einen treuen Partner in Skampi gefunden, aber war es nicht auch Skampi so ergangen? Dank ihm war es ihr möglich gewesen, dass sie den Grund ihres Dimensionalen Schreis herausfinden konnte, bereits bei ihrer ersten Begegnung. Doch, war dies wirklich ihre erste Begegnung gewesen? Nein, damals war sie noch viel jünger gewesen. Sie konnte sich unmöglich daran erinnert haben und so schnell Vertrauen zu ihm, einem Fremden, einem wilden Pokemon aufgebaut haben.       Reptain war nun schon ziemlich weit gekommen. Es hatte ihn sehr viel Zeit gekostet beinahe geräuschlos und ungesehen voranzukommen. Doch hatte er seine Deckung zu jeder Zeit bewahren können. Er hatte einige vereinzelt stehende Bäume erreicht, bis sich vor ihm kein Baum mehr erhob. Jetzt müsste er aus seiner Deckung kommen, doch die Sonne würde ihn verraten. Bald würde sie untergehen und der Schleier der Nacht würde über die Insel gezogen werden. Er entschloss sich dazu auf dem Baum eine Rast zu machen und zu warten. In der Dunkelheit der Nacht, die für ihn sogar noch hell war, würde er seinen Weg über das hochgewachsene Gras welches sich vor ihm erstreckte fortsetzen. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen zur Hälfte. Ja, damals. Sie konnte sich unmöglich noch daran erinnern.         Viele Jahre zuvor       Da ist schon wieder dieses Mädchen... Was macht sie nur im Wald? Ich spähte durch einige erstarrte Blätter um auf den Waldboden unter mir zu sehen. Dort saß ein kleines, braunhaariges Mädchen gegen einen Baum gelehnt. Es sah sogar danach aus, als würde sie sich einfach nur ausruhen. Nichts desto trotz sah sie sich sehr oft prüfend um. Hatte sie etwa Angst? War sie auf der Flucht? Tse... Es wird Zeit dass sie von hier verschwindet. Es wird Zeit, dass ich aktiv werde. Was würde geschehen wenn dieses Mädchen noch mehr Menschen in diesen Wald führt? Ich hätte keine Ruhe mehr... Vielleicht würden sie diesen Wald verändern wollen? Nein, das durfte nicht geschehen. Dieser Wald ist das einzige was sich noch vom Rest der Welt abhebt. Er war der einzige Ort der noch entfernt an die Natur erinnerte, wie sie einmal gewesen sein musste. Auch wenn die einzige Farbe die dieser Wald noch ausstrahlte kaltes Grau war. Ich schlug mit meinem Schweif gegen die Blätter, sodass ein krachendes Geräusch entfacht wurde. Das Mädchen unter mir auf dem Waldboden schreckte auf und reckte den Kopf. Ja, gut so. Hau ab!       Doch zu meiner Enttäuschung sah sich das Mädchen nur neugierig um. Warum tut sie das? Sie sollte doch wissen, dass sie hier nicht willkommen ist. Ein weiteres knacken, diesmal von einer anderen Richtung schreckte das Mädchen auf. Langsam wurde ihr wohl doch ein wenig mulmig. Leise zischend biss ich mir auf die Unterlippe. Harter Brocken...       Ein weiteres Knacken ertönt, diesmal von unten, nicht von den Bäumen. Das Mädchen sieht sich besorgt um, ebenso wie ich es tat, denn von mir war dieses Geräusch nicht verursacht worden. Hier war noch jemand, ob es noch ein Mensch war? Jemand, der nach dem Mädchen sucht? Doch zu meiner eigenen Überraschung waren es Zobiris. Sie waren zu viert und durchkämmten den Wald. Wieder zischte ich leise. Bestimmt suchten sie wieder nach Pokemon die sie einfangen konnten. Diese Untiere. Selbst für Pokemon waren sie sehr gemein und handelten auf einen Befehl hin den sie bekamen. Sie würden aber an dem Mädchen und mir vorbeilaufen, das kann ich sehen.       »Hallo? Ist hier jemand?«, rief das Mädchen laut und ich zuckte zusammen. Nein! Sie hatte nicht gerade wirklich...? Ich hörte wie die Zobiris in ihrem Marsch inne hielten. Verdammt! Warum waren Menschen so verdammt dumm? Warum war sie nicht einfach still geblieben? Die Zobiris näherten sich nun der Lichtung. Innerhalb von wenigen Sekunden hatten sie das Mädchen eingekreist und deuteten mit funkelnden Diamantaugen auf dieses. »Da ist ein Menschenmädchen!«, rief einer und legte den Kopf wohl etwas überfordert schief.       »Wähähä!«, erschallte es und die Zobiris traten aus ihren Verstecken in den Büschen hervor. Das Mädchen drehte sich nur unsicher im Kreis und starrte die Zobiris mit großen, runden Augen an. »Wer seid ihr?«, fragte sie leise, doch immer noch laut genug dass ich sie hören konnte.       »Ein Mensch, so weitab des Dorfes.«, kreischte ein anderer Zobiris und funkelte. »Wir sollten Meister Zwirrfinst befragen was wir tun sollen.«       »Nehmen wir sie erst einmal mit.«, rief ein anderer seinen Kameraden zu.       »Wähähä!« Das zustimmende Kreischen der Zobiris schallte aus der Lichtung herauf.       »Wer-... Wer ist denn Meister Zwirrfinst?«, fragte das Mädchen neugierig, nicht ängstlich oder verwirrt. Nur Neugierig. Dieses Mädchen war wirklich dümmer als alle anderen Menschen die ich kannte! Und dabei kenne ich noch nicht einmal andere Menschen! Angespannt stellte ich fest, dass die Zobiris ihren Kreis um das Mädchen immer enger schlossen. Sie würde da von alleine nicht mehr herauskommen. Eigentlich konnte mir das auch egal sein, schließlich war sie selbst Schuld. Was schreit sie auch durch den Wald sobald sie das kleinste Geräusch hört? Verdammt nochmal, warum war sie nicht weggelaufen als sie noch die Möglichkeit dazu hatte?       »Aua! Nein! Lass mich los!« Das Gejammer riss mich aus meiner Starre die ich eingenommen hatte. Sie würden das Mädchen mitnehmen um es Zwirrfinst vorzuführen. Doch welchen Grund hatte es, ein Menschenkind dieser Marionette von Zwirrfinst zu bringen? Ich wand meine Augen ab. Ich wollte das nicht mit ansehen. Nicht ansehen wie jemand hilflos abgeführt wird. Wie all diese Pokemon, welche die Zobiris zusammengepfercht und mitgenommen hatten. »Du tust mir weh!«, rief das Mädchen klagend weiter und versuchte sich von den kleinen, scharfen Krallen zu befreien die sie gepackt hatten.       Die Zobiris würden sie wegbringen, genauso wie die Pokemon. Wenn ich nur zusehen würde... Sie ist doch nur ein Menschenmädchen! Und doch wurde sie von den Zobiris nicht weniger grob behandelt. Ich schüttelte meinen Kopf und klärte meine Gedanken. Meine Entscheidung war bereits gefallen.       Ich sprang aus der Deckung meines Baumes nach unten, geradewegs auf einen Zobiris zu. Dieser brach unter meinem Gewicht welches plötzlich auf ihn einschlug zusammen. Ein anderer Zobiris, der, der mir am nächsten stand drehte sich verwirrt zu mir um, doch diesem ließ ich keine Zeit um zu realisieren dass ich hier war. Ich schleuderte ihn mithilfe meiner Pfundattacke die ich mit meinem Schweif ausführte mehrere Schritte weit weg. Er verschwand in einem Busch als sich die zwei restlichen Zobiris sich nach mir umdrehten.       »Wähähä! Wer bist du denn?«, fragte einer erstaunt. »Egal! Er greift uns an!«, maulte der andere. »Machen wir ihn fertig!«, stimmte derjenige zu, der das Mädchen umklammert hielt.       »Pah! Träumt weiter!«, höhnte ich leichtfertig und sprang dem Zobiris entgegen der das Mädchen nicht festhielt. Doch dieser sprang ebenfalls flink zur Seite weg und hieb mit seinen spitzen Krallen über meine Seite. Ich taumelte, konnte aber mein Gleichgewicht behalten als der Schmerz der Kratzerattacke meine Seite brennen ließ.       Gerade noch rechtzeitig konnte ich mich zur Seite rollen, als der Zobiris aus dem Busch wieder aufgetaucht war und nun mit einem weiteren auf mich zuspringen wollte. Ich entkam ihren spitzen Krallen, während ich mich wieder auf die Beine rappelte. Ich erkannte meine Chance und sprang direkt auf den Zobiris zu der noch immer das Mädchen mit seinen Krallen festhielt. Er rührte sich nicht als ich meine Pfundattacke einsetzte um ihn kräftig wegzuschleudern. Die beiden Zobiris dessen Angriff ich ausweichen konnte, waren zu weit weg um schnell genug zu handeln. Ich sah das Mädchen ernst an, als es mich nur verwirrt ansah. »Schnell! Wir müssen hier weg!«, rief ich, doch im nächsten Augenblick fragte ich mich bereits warum ich mit ihr spreche. Sie konnte mich ohnehin nicht verstehen. Ich deutete fuchtelnd in eine Richtung und lief los. Das Mädchen folgte mir zum Glück. Ansonsten hätte ich sie vermutlich wirklich zurückgelassen.       Mein Herz klopfte panisch gegen meine Brust als wir über Büsche hinwegsprangen und unter tief hängende Äste schlüpften. Wir waren schnell unterwegs, doch dem Mädchen ging nach einiger Zeit bereits die Poste aus und wurde langsamer. Die Zobiris hatten die Verfolgung aufgenommen und waren hinter uns her. Sie konnten wirklich zu einem großen Problem werden. Doch schließlich waren wir hier in meinem Wald! Ich sah mich kurz um und sprang dann auf einen Baum. Dank der kleinen Stacheln an meinen Sohlen gelang es mir sogar auf der Rinde zu klettern ohne mir die Mühe machen zu müssen, mich festzuhalten. Das Mädchen hielt am Stamm keuchend inne und sah zu mir nach oben. Ich sah sie streng an und deutete mit dem Schweif an dass sie ebenfalls Klettern sollte. Doch sie sah mich nur keuchend an, mit inzwischen verängstigten Augen. »Ich tu dir doch nichts. jetzt kletter hier rauf, sonst finden uns die Zobiris.«, sprach ich und versuchte es ihr irgendwie verständlich zu machen, doch sie würde mich ohnehin nicht verstehen. Das Mädchen keuchte noch einmal auf und griff nach einem tief hängenden Ast um sich nach oben zu ziehen. Mit den Füßen suchte sie nach halt um sich weiter hinaufzuziehen. Na endlich, dachte ich mir während ich die Zobiris durch den Wald hetzen hören konnte. Doch das Mädchen war noch immer zu tief. »Los! Weiter hinauf!«, rief ich panisch und kletterte weiter hoch in das Blätterdach. Ich versuchte ihr zu zeigen, wie sie am besten weiter klettern könnte um nicht abzustürzen indem ich den Weg vorauskletterte. Sie würde es nicht schaffen, ehe die Zobiris bei uns sind. Ich hätte sie wirklich zurücklassen sollen.       »Klettere weiter, bis du ganz oben bist und rühre dich nicht von der Stelle.«, zischte ich und sprang an dem Mädchen vorbei auf den Waldboden zu. Wenn sie mir jetzt folgen würde, würde ich sie zurücklassen und meine eigene Haut retten. Dumme Menschen!       »Wähähä! Ich kann ihn sehen! Dort ist Geckarbor!«, rief ein Zobiris als er mich entdeckte. Augenblicklich rannte ich los. »Hinterher!«, kreischten sie und folgten mir. Ich versuchte so weit zu laufen, wie mich meine Füße tragen konnten. Erst nach mehreren Minuten die mir wie endlose Stunden vorkamen entschloss ich mich mein Tempo stark zu erhöhen und meine Letzte Kraft zu benutzen, um meinen Verfolgern aus der Sicht zu entschwinden. Geschickt kletterte ich einen Baum hinauf und versteckte mich hinter den grauen Blättern.       Ich keuchte und versuchte mein pochendes Herz zu beruhigen als die Zobiris unter mir vorbei rannten. Weiter... Ja, sollen sie laufen. Sie würden mich nie finden. Ich kauerte mich auf den Ast und verschnaufte. Ich müsste bald zurückkehren... Oder? Das Mädchen könnte auch wieder vom Baum gestiegen sein als die Luft rein war und vielleicht war sie endlich aus dem Wald verschwunden. Ich schluckte und atmete auf. Das wäre nur gut so. Ich wollte keine Menschen in meinem Wald haben. Aber auch keine Zobiris. Doch waren sie hier, auf der Jagd nach Pokemon die sich möglicherweise hier noch aufhalten könnten. Als wenn ein paar vereinzelte, gebrochene Pokemon eine Gefahr für Schatten-Dialga darstellen könnten. Tse...         Es verging etwas Zeit ehe ich mich aufraffen konnte, meine Deckung zu aufzugeben und den Baum zu verlassen, um mich auf den Weg zurück zu machen. Bei dem Versuch die Zobiris auf eine falsche Spur zu lenken, hatte ich meine Kraft sehr beansprucht. Vermutlich war das Mädchen schon verschwunden, aber nachsehen musste ich schließlich.       Ich kletterte über die Äste die sich kreuzten um andere Bäume zu erreichen und von dort aus wieder auf andere Äste, um wieder zurück zu gelangen wo ich hergekommen war. Ich fand den Baum schnell auf dem das Mädchen hinaufgeklettert war. Schließlich kannte ich mich in diesem Teil des Waldes ausgesprochen gut aus. Es war so etwas wie mein Heim, ein trostloses, graues Heim. Ich konnte das Mädchen nicht sehen als ich mich umsah und war erleichtert. Doch dann hörte ich ein »Hier oben.«, oberhalb von mir quieken und reckte meinen Kopf in die Höhe. Das Mädchen saß in einer senkrechten Astgabel und beugte sich zu mir hinunter. Hinter dem Schutz der Blätter hätte ich sie kaum erkannt, wenn sie nicht hektisch mit der Hand herumgefuchtelt hätte. Mit einem leisen grummeln kletterte ich nach oben, sodass ich mich mit ihr auf einer Augenhöhe befand. »Puhh... Ich bin so froh dass dir nichts passiert ist.«, flüsterte das Mädchen und lächelte mich an.       »Tse... Als würde es jemanden wie dir etwas ausmachen, wenn sie mich geschnappt hätten.«, entgegnete ich bissig, wohl wissend dass sie mich ohnehin nicht verstehen konnte. Das Gespräch würde in etwa so konstruktiv sein wie es eben sein konnte, wenn einer der Parteien den anderen nicht verstehen konnte.       »Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht...«, murmelte das Mädchen leise und sah traurig aus. Ich legte den Kopf schief. »Hast du?«, fragte ich genervt. Zu meinem entsetzten nickte das Mädchen. »Ja, blöde Frage. Immerhin hast du mich gerettet.«       Ich blinzelte und ein merkwürdiges Gefühl der Blöße beschlich mich. Ich schloss die Augen und öffnete sie erneut um das Mädchen nur weiterhin anzustarren, was zugegeben ziemlich lächerlich aussehen musste. »Wie war das?«, fragte ich verwirrt.       »Du bist merkwürdig... Ich sagte du hast mich gerettet. Hörst du irgendwie schlecht?«, fragte sie schüchtern nach. Mit einem erschrockenen Ausruf taumelte ich zurück und hielt mich gerade noch rechtzeitig fest als ich drohte vom Baum herunterzurutschen. »D-Du... DU! Du kannst mich verstehen!« Ich riss meine Augen auf und konnte sie nicht von dem Mädchen abwenden. Wie war das nur Möglich? Wie konnte ein Mensch ein Pokemon verstehen? Das ist doch unmöglich!       Das Mädchen wiegte mit ihrem Kopf langsam von links nach rechts und sah aus als wäre ihr unbehaglich zu Mute. »Die Erwachsenen haben mir bereits gesagt, dass das nicht normal ist und ich aufhören soll so zu tun als könnte ich mit Pokemon sprechen. Aber...«, begann sie etwas eingeschüchtert und seufzte traurig. »Aber ich kann dagegen auch nichts machen. Normalerweise reagieren nur Erwachsene so blöd darauf wie du es gerade getan hast.«       Ich musste mich erst einmal auf einen Ast der über dem Mädchen hing setzen. Das war wirklich das sonderbarste, das ich je erlebt hatte. Ein Mädchen das ein Pokemon verstehen konnte. Wie im Namen von allem was mir in dieser Welt noch heilig war, war das Möglich? »Die meisten Pokemon mit denen ich spreche sind ganz froh darüber, dass ich sie verstehen kann. Sie meinen es wäre wunderbar und angenehm. Aber die Erwachsenen halten mich für verwirrt und kindisch...«, murmelte das Mädchen und wurde immer trauriger. »Deswegen bin ich weggelaufen. Ich halte es nicht mehr aus bei den Erwachsenen. Sie können mich nicht verstehen, und ich dachte mir, vielleicht können es die Pokemon?«       Ich konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. Es war wirklich nicht gewöhnlich, dass Pokemon und Menschen miteinander Kommunizieren. »Du kannst hier aber nicht bleiben. Es ist zu gefährlich.«, versuchte ich dem Mädchen klar zu machen. »Und du bist noch zu jung um auf dich selbst aufzupassen.«       »Ich bin schon groß genug!«, widersprach das Mädchen protestierend und sah mir trotzig in die Augen.       »Tse... Gerade noch konntest du dir selbst nicht helfen gegen die Zobiris.«, argumentierte ich gnadenlos.       »Wer war das eigentlich?«, fragte das Mädchen nun verwundert und sah mit neugierigen Augen zu mir hinauf.       »Das waren die Zobiris. Sie machen regelmäßig ein paar Kreuzzüge durch meinen Wald und durchkämmen ihn auf der Suche nach Pokemon um sie gefangen zu nehmen.«, antwortete ich und war mir direkt nachdem ich den Satz vollendet hatte nicht sicher ob ich ihr wirklich so viel verraten sollte.       »Warum nehmen denn Pokemon andere Pokemon gefangen? Das macht doch absolut keinen Sinn.«, kam die erstaunte Gegenfrage die augenblicklich folgte. Es war fast so, als würden zwei verschiedene Welten aufeinanderprallen. Wie viel sollte ich dem Mädchen erzählen? Nun... Ich weiß nicht mehr warum, aber irgendwie hatte ich ein gutes Gefühl dabei, wenn ich ihr etwas erzählte. Außerdem stellte sie keine Gefahr für mich dar. Im Gegenteil, ich empfand ihre Anwesenheit sogar irgendwie als angenehm.       »Nun... Sie wollen die Pokemon zum Schweigen bringen. Sie wollen verhindern, dass ein Aufstand beginnt. Die Dunkelheit die du hier siehst, um uns herum in der Welt, sie wurde wegen einem Pokemon verursacht und dieses tut wirklich alles, damit seine Herrschaft nicht endet.«, versuchte ich zu erklären.       »Wirklich?«, das Mädchen sah mit großen Augen zu mir auf. »Mir sagte man, das wäre wegen der Weltumdrehung so. Sie sagten, dass sich die Weltkugel nicht mehr dreht und unsere Hälfte nicht von der Sonne erfasst wird. Und deswegen wird es nicht mehr hell.«       Wegen dieser kindlichen Logik musste ich blinzeln. »Völliger Unsinn.«, murrte ich. Da sah man es mal wieder. Diese Menschen hatten überhaupt keine Ahnung. Oder... War es so, dass die Erwachsenen ihren Kindern absichtlich nicht die Wahrheit erzählten?       »Erzähl mir bitte mehr.«, bat das Mädchen und ich seufzte. Jetzt gab es wohl kein Zurück mehr. In diese Situation hatte ich mich mit meinem großen Mundwerk selbst gebracht.       »Nun, da gibt es eigentlich nicht sehr viel...«, überlegte ich und legte den Kopf schief. »Ich würde gerne wissen warum die Zobiris dich mitnehmen wollten. Diese ganze Situation von eben hätte böse für dich enden können.«       Das Mädchen sah ehrfürchtig zu mir hinauf. Mehrere Sekunden vergingen in denen niemand von uns beiden etwas sagte. »Und du hast dich in Gefahr gebracht um mich zu retten.«, sprach sie sehr leise. »Danke dir dafür.«   Es vergingen mehrere Stunden in denen mir das Mädchen etwas über die Denkweise der wie sie sagte 'Erwachsenen' berichtete und darüber wie die Menschen versuchten mit der Dunkelheit umzugehen. Ich erzählte ihr auch etwas über die Welt der Pokemon, wie wir das Leben in der Wildnis bewerkstelligten. Dass es einen Ort namens Verborgenes Land gibt und dass dort der Zeitturm stand und auch, dass der Zeitturm eingestürzt ist. Dass der Einsturz der Grund ist, weswegen die Welt vor Generationen in immerwährende Dunkelheit getaucht wurde. Auf ihre Frage, warum der Zeitturm denn eingestürzt ist, musste ich stutzen. Gab es einen Grund dafür?       Ich habe nur den Kopf geschüttelt und ihr erzählt dass keiner den wirklichen Grund für den Einsturz des Zeitturms kennt. Ich erzählte, dass Dialga das Pokemon ist, welches die Zeit verkörpert und über sie direkt gebietet und als der Zeitturm eingestürzt ist, es den Verstand verloren hat und zu Schatten-Dialga wurde. Das Mädchen hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört, bis sie irgendwann müde gähnte. »Ich bin müde...«, murmelte sie und sah zu mir nach oben. »Aber ich glaube, wenn ich jetzt nach unten klettere stürze ich ab.«       Ich schüttelte den Kopf. »Dann bleib hier und schlaf in der Astgabel. Es sieht ohnehin schon so aus, als hättest du dich hier eingerichtet.« Ich musste schmunzeln. Das kleine Mädchen war wirklich bemerkenswert.       »Ist gut.«, murmelte sie und gähnte noch einmal langgezogen ehe sie sich zurücklehnte und einschlief.       Während das Mädchen schlief gingen mir mehrere Gedanken durch den Kopf. Einerseits, machte ich mir Gedanken darüber warum die Zobiris das Mädchen mitnehmen wollten. Andererseits grübelte ich, ob ich merkwürdig geworden bin. Ich wollte aus einem merkwürdigen Grund nicht, dass das Mädchen wieder den Wald verlässt. Ich hatte sie lieb gewonnen, sie in mein Herz geschlossen. Als einen Freund der mich verstand, den ich verstand. Doch gibt es zu vieles was dieses Mädchen nicht versteht und auch noch nicht verstehen kann. Hauptsächlich über meine Welt und deswegen gehört sie nicht hierher. Ich wurde traurig bei diesem Verlauf den meine Gedanken annahmen, aber es war das vernünftigste, wenn sie wieder in ihre Welt der Menschen zurückkehrte.       Außerdem spukte eine merkwürdige Idee in meinem Kopf herum, weswegen ich kein Auge zumachen konnte. Gab es einen Grund, weswegen der Zeitturm eingestürzt ist?         Das Mädchen streckte sich nach einigen Stunden in denen sie Schlaf gefunden hatte. Ich bemerkte, wie sie sich die Augen rieb und abermals gähnte. »Und? Ausgeschlafen?«, fragte ich ruhig vom oberen Ast herab.       »Ich denke schon.«, gab das Mädchen zur Antwort und richtete ihren Blick nach unten ehe sie zu mir hochblinzelte. »Hilfst du mir wieder runterzukommen?«       Ich nickte. Schließlich war sie auch wegen mir überhaupt erst auf den Baum geklettert. Ich hüpfte nach unten, von Ast zu Ast, damit das Mädchen mir folgen konnte. Auf genau demselben Weg den sie auch nach oben geklettert war stiegen wir den stämmigen Baum wieder hinunter. Den letzten Meter sprang ich leichtfüßig auf den grauen Waldboden.       Augenblicklich durchfuhr mich ein Zucken das über meinen Rücken kribbelte. Misstrauisch spannte ich mich an und ließ meinen Blick über die Umgebung schweifen. Das Gefühl wollte mich warnen, vor einer Gefahr die ich nicht sehen konnte. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und wollte gerade nach oben rufen, dass das Mädchen noch auf dem Baum bleiben sollte, als ich auch schon von einem Zobiris von hinten zu Boden gedrückt wurde. Ich landete mit dem Gesicht auf den Boden. »Wähähä!«, schallte es von überall um mich herum und die Zobiris stürzten sich auf das Mädchen das mich perplex ansah. Sie wurde unsanft die letzten Meter vom Baum gerissen und stolperte. Zwei Zobiris hielten sie je an einem Arm fest und zwangen sie so wieder auf ihre Beine zu kommen. Ein zweiter Zobiris stemmte sich noch zusätzlich auf mich und hielt meine Arme fest auf den Boden gedrückt. Ich konnte mich nicht bewegen. So ein Mist. Letztendlich... Hatten sie mich doch geschnappt. »Geckarbor!«, rief das Mädchen besorgt und starrte mit Angst in den Augen auf mich. War sie etwa besorgt? Um... Mich?       »Du kommst jetzt mit zu Meister Zwirrfinst.«, kreischte einer der Zobiris und die beiden zogen an dem Mädchen. »Nein! Lasst mich los!« Das Mädchen versuchte sich zu wehren und strampelte verzweifelt. Sie versuchte sich loszureißen, doch je mehr sie sich wehrte, desto tiefer gruben sich die kleinen Krallen der Zobiris in ihre weiche Haut. »Geckarbor! Hilf mir bitte!«, flehte das Mädchen, als es unfreiwillig von den Zobiris weggezerrt wurde. Ich hob meinen Blick, direkt in ihre vor Angst geweiteten Augen. Das Mädchen steckte so viel Vertrauen und Hoffnung in mich, dass ich diese aussichtslose Situation noch irgendwie umbiegen konnte. Doch ich konnte nicht. Die Zobiris hielten mich fest, sie würden mich wohl auch zu Zwirrfinst bringen und schließlich in das Gefängnis sperren. »Geckarbor ich möchte nicht mit ihnen gehen!« Meine Augen verengten sich zornig. Ich musste ihr helfen. Sie war noch zu jung als dass ihr etwas geschehen durfte. Und da überkam es mich.       Ich spürte nur wie mich plötzlich ein unglaublicher Energieschub überkam. Das Gewicht von den Zobiris wurde leichter bis ich es überhaupt nicht mehr wahrnahm. Auch meine Sehschärfe veränderte sich und wurde besser, schärfer. Ich wuchs. Ich sah es, ich wuchs rasend schnell. Meine Hände die vorher rund und weich gewesen waren um perfekt Bäume hinaufklettern zu können wurden schmal und scharf. Halmblätter wuchsen aus meinen Unterarmen heraus und sahen ebenfalls scharf aus. Ich... Ich hatte mich entwickelt.       Mühelos stand ich auf und schüttelte die Zobiris von meinem Rücken ab, die eben noch auf mir gelegen waren und verwirrt drein blickten. Pfeilschnell sprang ich über einen Zobiris der das Mädchen festhielt und zog ihm meine Klauen über den Rücken, wodurch er allein von diesem Schlag von den Füßen geschleudert wurde und das Mädchen losließ. Der andere ließ das Mädchen ebenfalls los und startete eine Kratzfurienattacke auf mich, doch auch ihn schüttelte ich mühelos ab indem ich auswich und dann mein Halmblatt schwang, welches mir aus dem Kopf ragte. Mit der Pfundattacke fegte ich ihn bei Seite. Das Mädchen starrte mich mit großen Augen an. Ich hob es mühelos hoch und sie streckte ihre Arme um meinen längeren Hals aus um sich festzuhalten. Ich sprintete los und sprang mit Leichtigkeit einen halben Baum hinauf und darüber hinaus. Ich war viel schneller, als ich es je gewesen bin. Hatte viel mehr Kraft in meinen Beinen und in meinen Armen. Meine Entwicklungsform... Sie war so stark.       »Was ist mit dir passiert, Geckarbor?«, fragte das Mädchen erstaunt.       »Ich habe mich entwickelt.«, sprach ich und ich schluckte erschrocken. Sogar meine Stimme war eine andere, viel tiefer und etwas kratzig. Auch das Mädchen hatte es bemerkt, denn sie verstärkte für kurze Zeit ihren Griff um meinen Hals. »Aber ich bin immer noch der Selbe.«, beruhigte ich sie während ich den Wald mit Leichtigkeit durchquerte. »Nur mein Aussehen hat sich verändert. Ich bin jetzt Reptain.«, erklärte ich weiter.       »Reptain...«, murmelte das Mädchen. »Und was hast du jetzt vor? Du bist sehr stark geworden.»       Es brach mir fast das Herz und ich musste schlucken. »Ich werde dich nach Hause bringen. Zurück in deine Welt der Menschen. Zurück zu dem Dorf hier in der Nähe.«       »Aber ich will nicht!«, protestierte das Mädchen.       »Aber...«, begann ich und sah sie kurz mit einem meiner gelben, reptilienartigen Augen an. »Du bist noch zu klein. Diese Welt... Meine Welt, sie ist viel zu gefährlich und kompliziert für dich.«       »Ich bin nicht klein!«, protestierte das Mädchen trotzig weiter.       Ich seufzte. »Du wirst es verstehen, wenn du etwas älter bist.«, sprach ich ruhig weiter. Ich wusste, dass es das richtige war, was ich tat. Auch wenn es mir das Herz zerspringen ließ. Ich hatte das kleine Mädchen lieb gewonnen, aber ich konnte sie nicht beschützen. Wie könnte ich es, wenn ich mich nicht einmal selbst schützen konnte? Dank ihr war es mir gelungen mich zu entwickeln, aber was wenn die Zobiris auch stärker werden würden? Nun, da sie wussten dass ich mich entwickelt habe, werden sie nicht mehr nur mit so wenigen nach mir Ausschau halten. Ja, auch ich musste meinen Wald verlassen, zumindest für einige Zeit und das fiel mir ebenfalls nicht leicht.       »Ich werde wieder ausreißen.«, unterbrach das Mädchen meine Gedanken.       »Nein.«, sprach ich ernst und sah sie wieder an. »Das wirst du nicht. Denn ich werde nicht da sein um dich zu beschützen, wenn die Zobiris wieder auftauchen.«       »Warum nicht?«, fragte sie etwas trotzig aber auch verzweifelt.       »Auch ich muss mich für einige Zeit verstecken und mich woanders aufhalten. Ich muss herausfinden, was ich nun besser kann als vorher. Meine Angriffe optimieren und meine neuen Grenzen austesten. Ich brauche etwas Zeit für mich.«, erklärte ich ihr sanft. Das Mädchen blickte nur traurig zurück. »Werden wir uns irgendwann wieder sehen?«, fragte sie leise, nachdem ich den Wald bereits verlassen hatte und eine graue Wiesenlandschaft hinter mich brachte. Dort stand das erste Haus von vielen, vereinzelten des Dorfes. Weiter hinten konnte ich einige Menschen erkennen, wie sie mit merkwürdigen Lichtern in der Hand die Gegend absuchen. Ich setzte das Mädchen nun auf dem Boden ab, beugte mich leicht zu ihr herunter und sah ihr tröstend in die Augen. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Egal was geschehen wird, ich werde dich nie vergessen, kleines Mädchen.«, sprach ich. Das Mädchen wollte schon protestieren, dass sie nicht klein war, aber ich unterbrach sie mit einem schmunzeln. »Aber für jetzt heißt es erst mal Lebe wohl.«       Die Augen des Mädchens wurden feucht und einige Tränen flossen hemmungslos über ihre Wangen. Sie klammerte sich an meinen Arm fest und drückte ihren Kopf in meine Seite. Ich erkannte schon einige Menschen die auf uns zukamen und mit den Lichtern in ihren Händen herumfuchtelten. Ich musste verschwinden, nicht dass sie noch versuchen würden mich einzufangen. Ich schob das Mädchen sanft von mir weg und mir rutschte ein großer Kloß in den Hals, dass ich sie zurücklassen musste. Sie versuchte mir nachzulaufen, dass merkte ich, aber ich war schneller. Viel schneller. Viel zu schnell für sie.       »Ich werde dich niemals vergessen.«, murmelte ich vor mich hin als ich die Felder überquert hatte und wieder im Wald verschwand. Ich musste nun Zeit für mich selbst finden.               Reptain schluckte. Andererseits... Wie hätte sie es denn vergessen können? Er fragte sich dies als er in die sternenklare Nacht hinaussah. Er richtete sich auf nachdem sich der Schleier der Nacht endlich über der Insel vollständig ausgebreitet hatte. Der Halbmond und die funkelnden Sterne erhellten ihm den Weg. Er musste nun weiter. Es galt ein weiteres Zahnrad der Zeit zu finden und er musste heute Nacht noch weit kommen. Reptain hatte noch einen weiten Weg vor sich, ehe er die Schuttruinen erreichen würde und die Dunkelheit die ihm die Nacht bot würde ihm helfen in den Schatten wandeln zu können. Die Nacht war angenehm hell für ihn während er aus seiner Deckung hervortrat. Außerdem würden jetzt keine Pokemon um ihn herumwandern auf die er achten musste. Er war nun der einzige Schleicher der noch unterwegs war.       Reptain sprang von dem Baum auf dem er eben noch gestanden hatte und rannte über die weite Grasebene die sich vor ihm erstreckte. Zu weit war er von dem Feld entfernt, auf dem er vor vielen Jahren Skampi das erste Mal zurückgelassen hatte und auf dem er sie ebenfalls vor wenigen Monaten wieder getroffen hatte. Die Gräser bogen sich während er durch sie hindurch lief und gaben ein sanftes, leises Rauschen von sich. Sein Unwissen über Skampis Verbleib plagte ihn. Nicht zu wissen, was mit ihr geschehen war. Doch er musste daran glauben, sich daran festhalten, dass sie den Unfall unbeschadet überstanden hatte und sich ebenfalls, so wie er auch, auf die Suche nach den Zahnrädern der Zeit gemacht hat. Es musste einfach so sein.         Geräuschlos hetzte Reptain über die blanken Steine des Felsens, über den er gerade sprang. Er kämpfte sich immer weiter bergauf. Befand sich das Zahnrad der Zeit auf der Spitze dieses Berges? Es musste so sein. Die Schuttruinen in seiner Zeit waren hier in der Vergangenheit ein riesiger Berg. Aber wie kam es dazu, dass der Berg einstürzen konnte? Er konnte es sich nur so erklären, dass es vor der Lähmung des Planeten noch eine große Druckwelle gegeben haben musste. Nun... Auf jeden Fall vermutete das Pflanzenpokemon, dass sich das Zahnrad der Zeit auf dem Gipfel dieses Berges befinden musste. Die Nacht war fast vorüber, der Himmel erhellte sich sogar bereits wieder und noch immer hatte er einen schier unmöglichen Anstieg vor sich.       Reptain lehnte sich flach gegen eine Steinwand und musste schnell atmen. Es war wirklich schwierig gewesen, den Anstieg auf einen Berg zu vollbringen, wenn man ohnehin nicht sehr viel sah. Wenn es hell werden würde, und wenn das Sonnenlicht ihm neue Kraft geben würde, dann könnte er sich besser fortbewegen. Doch konnte man ihn dann auch möglicherweise viel schneller entdecken. Er schob diese Sorge sofort wieder bei Seite, denn so hoch oben würde ihm kein Pokemon einfach so begegnen. Außerdem würde man ein Pokemon wie Reptain auch nicht auf dem Gipfel eines Berges vermuten. Reptain folgte dem schmalen Pfad weiter bergauf.       Nach wenigen Atemzügen und einer Biegung endete dieser jedoch abrupt. Seine gelben, reptilienartigen Augen richteten sich nach oben und suchten die Felswand über sich ab. Ja, es war nur noch ein kleines Stück bis zum Gipfel, weit war es nicht mehr. Reptain betrachtete die Steinkante, die viele Kerbungen und Vertiefungen hatte. Er rammte seine scharfen Klauen in die unebene Oberfläche und zog sich das letzte Stück nach oben. Ein kühler Wind fegte kurz über ihn hinweg, aber er legte sich augenblicklich wieder. Nicht mehr weit... Das gab ihm den letzten Anstoß um weiter zu klettern. Gute fünf Schritte kletterte Reptain völlig ungesichert die steile Felswand entlang ehe er sich über eine Kante hieven konnte. Er rappelte sich auf und bestieg die letzten Meter zum Gipfel zu Fuß.       Seine Augen suchten die Spitze des Berges ab und den Boden auf dem er stand. Nun, das war der Gipfel. Aber von einem Zahnrad der Zeit war keine Spur zu sehen. Aber, wie konnte das sein? Waren seine Recherchen in der Zukunft falsch gewesen? Reptain war beunruhigt. Nein, Skampi hatte genau an dieser Stelle eine Vision gehabt. Hier war ein Zahnrad der Zeit und es sollte sich an einer felsigen Umgebung befinden. Hatte er etwas übersehen? Wie konnte es sein, dass hier nun kein Zahnrad der Zeit war?       Reptain sackte erschöpft zu Boden. Der Anstieg hatte ihn mehr Kraft gekostet als er geglaubt hatte. Außerdem hatte er immer noch nicht geschlafen oder etwas gegessen, seitdem die Nacht angebrochen war. Er sieht in seinen Beutel, dort lagen die beiden Äpfel. Eine Ration die er sich mit Skampi zusammen geteilt hätte, wenn sie hier auf diese Welt zusammen angekommen wären. Er griff nach einem Apfel und aß ihn lustlos. Er war nicht so saftig wie er sein sollte, vielleicht weil er aus einer Welt stammt in der die Dunkelheit herrscht anstatt der Wechsel von Tag und Nacht. Dennoch füllte es seinen Magen und er wurde einigermaßen satt davon. Er starrte zum Horizont, der sich in seinen morgendlichen Farben präsentierte.       Er war sich sicher, dass dies hier die richtige Stelle ist an der er suchen musste. Hier musste ein Zahnrad der Zeit sein, doch... Die Sonne ging auf und unterbrach für einen Bruchteil einer Sekunde seinen Gedankengang. Wie wunderschön der Sonnenaufgang in dieser Welt doch war. Was würde er dafür geben, wenn er ihn noch länger genießen könnte, wenn er in dieser Welt existieren könnte. Doch warum konnte er es nicht? Er könnte hier leben, solange wie der Zeitturm noch nicht eingestürzt war. Er könnte hier leben, vielleicht sogar ein normales Leben führen.       Das Licht zog sich langsam über das Tal, erhellte es und verbreitete seine Wärme als es auf Reptain schien. Das Lächeln des Mädchens spiegelte sich darin. Nein... Skampi würde das nicht wollen. Auch wenn wir verschwinden, sie würde weiter kämpfen und ebenso auch Celebi. Er verwarf den Gedanken augenblicklich so schnell wie er ihm auch gekommen war. Was hatte er sich dabei gedacht auch nur daran zu denken? Wie lange würde er hier leben können? Viel zu kurz, soviel war sicher, dann würde der Zeitturm einstürzen und alle Bemühungen in der Zukunft, die Skampi und er angestrebt hatten, wären Umsonst gewesen.       Reptain blickte noch immer über den Horizont bis er den Kopf ein Stück senkte und auf den Weg zurückblickte, den er zurückgelegt hatte. Aber... Von dieser Seite des Berges war er überhaupt nicht hochgeklettert. Diese Vertiefung, sie wäre ihm mit Sicherheit aufgefallen und da wusste er warum der Berg eingestürzt war und in seiner Welt Schuttruinen genannt wurden. Reptain krallte sich an der Felswand fest und rutschte vorsichtig daran herunter. Es war ein großes Stück, doch er war sich nun sicher, dass er finden würde, was er suchte. Skampi hatte sich nicht geirrt. Wie konnte er je an ihr zweifeln?       Reptain hatte nun die Stelle erreicht, an der er von oben eine große Aushöhlung gesehen hatte. Er spähte hinein und prüfte die Luft. Ja, es war eine Höhle. Er ging vorsichtig hinein, doch zu seiner Enttäuschung endete die Höhle nach mehreren Schritten abrupt. War es doch nicht das gewesen, wonach er suchen sollte? Doch da fiel ihm ein Geräusch auf das an seine Ohren drang. Ein leises 'Plitsch... Plitsch...' Er senkte den Blick auf den Boden und erkannte einen Spalt wenige Schritte von ihm entfernt, was viel mehr an ein Loch ohne Boden denken ließ. Er steckte seinen Kopf durch während er sich mit den Klauen an den Seiten festhielt um nicht kopfüber hindurch zu fallen. Seine Augen erfassten eine riesige Grotte.       Reptain sprang durch den Spalt nach unten auf die Trittsteine die ihm halt gaben. Es war eine Gotte in der ein kleiner Teich war. Er konnte kleine Wasserläufe sprudeln hören. Es war wunderschön wie sich das Wasser durch kleine Löcher in den Felsen im Sonnenlicht spiegelte. Reptain war über die Schönheit, die sich ihm hier in dieser Höhle bot beeindruckt, doch noch beeindruckter war er von einem grünlichen Schimmern das seine komplette Aufmerksamkeit auf sich zog. Dort schwebte es, mehrere Schritte über dem Wasser und drehte sich gemächlich. Ein Zahnrad der Zeit schimmerte in seinem sachten, grünen Schimmer den es verbreitete.       »Ich habe es endlich gefunden.«, murmelte er und seine geben Augen weiteten sich kaum merklich als er auf die Stelle blickte an der es schwebte. »Das Zahnrad der Zeit.« Ohne weitere Zeit zu verlieren sprang er über die Trittsteine immer näher zu dem Zahnrad der Zeit. Kräftig katapultierte er sich nach oben und stemmte sich an einer Felssäule ab die von der Höhlendecke in den Fluss hineinragte. Er griff das Zahnrad der Zeit noch während er sprang aus der Luft, stützte sich an der gegenüberliegenden Felssäule ab und sprang auf einen Trittstein. Er konnte spüren, wie es aufgehört hatte zu leuchten. Die Höhle war mit einem Mal plötzlich viel dunkler geworden. Sanft betrachtete Reptain das Zahnrad der Zeit ehe er es schnell in seinen Beutel gleiten ließ. Sein Blick veränderte sich zu Argwohn, als er über seine Schulter spähte. Die Flussläufe die eben noch in den Teich geflossen waren hatten aufgehört zu fließen. Die Zeit hatte hier ebenfalls angehalten.       Ein raunendes Geräusch erschallte von den Felswänden, als Reptain von dem Geräusch angespornt augenblicklich über die Trittsteine zurücksprang. Er musste sich nicht umsehen um zu sehen was als nächstes geschah. Weiße, unnatürliche Blitze zuckten über die Felswand und über das Wasser. Reptain sprang schnell ehe er sich senkrecht nach oben durch den Spalt katapultierte. Er rannte schnell zu dem Höhlenausgang ehe er für den Bruchteil einer Sekunde inne hielt. Wie sollte er nur schnell genug von dem Berg kommen?       Der Anstieg war anstrengend gewesen, der Abstieg sollte zwar um einiges einfacher werden, aber konnte er dem Grauschleier der die Zeit anhielt entkommen? Reptain hatte keine Zeit um sich mehr Gedanken zu machen. Er ließ sich am Rand sinken und rammte seine Klauen in die Steinwand ehe er daran hinunterrutschte. Reptain erreichte viel zu schnell ein sehr hohes Tempo, das er nicht mehr kontrollieren konnte während er die Felswand hinunterrutschte. Er versuchte mit seinen Füßen das Tempo zu regulieren, doch stattdessen schürfte er sich die Beine wund. Ebenso wie Teile seines Körpers die gegen den Felsen rieben an dem er hinabrutschte. Er biss sich auf die Zähne, er musste durchhalten. Die Blitze die den Grauschleier zur Folge hatten waren nicht mehr zu sehen, aber er wagte es nicht anzuhalten um danach Ausschau zu halten.       Reptain versuchte etwas zu erkennen während er die Felsen hinunter schlitterte. Er sah eine Tanne und unter Schmerzen drehte er sich schnell von der Felswand weg und stieß sich kraftvoll ab, der Tanne entgegen. Seine Beine und Klauen waren geschunden von der Rutschpartie, bluteten und pochten wie wild. Doch noch immer entschied sich Reptain gegen eine Rast. Er sprang weiter, stützte sich am Stamm der Tanne ab und sprang weiter hinunter auf einen anderen Baum. Dies wiederholte er einige Male bis er den Fuß des Berges erreicht hatte. Schnell preschte er über eine kurze Wiese, hinein in die Schatten eines Baumes.       Erst als Reptain keuchend auf dem Ast saß, machte er keine Anstalten mehr weiter zu laufen und untersuchte seine Wunden. Er hatte Blut verloren, doch er riss sich zusammen. Sein Blick hob sich und er blickte zurück wo er die Ausbreitung des Grauschleiers beobachten konnte. Die Zone die davon betroffen wurde, war viel größer als die des Schemengehölzes. Fast der gesamte Berg war von dem Stillstand der Zeit betroffen. Vor wenigen Sekunden noch braun und hell hatte er die Farbe von einem kalten Grauton angenommen. Reptain leckte sich über eine seiner blutverschmierten Klauen und säuberte diese. Er musste sich schonen, immerhin hatte er noch drei Zahnräder der Zeit die er ebenfalls einsammeln musste und er konnte nur hoffen, dass er dann besser vorbereitet sein würde um schneller vor der Ausbreitung des Stillstands der Zeit zu entkommen.         Währenddessen in der Knuddeluff-Gilde       »Wirklich? Wir gehen auf eine Expedition?« Alle Rekruten der Gilde sahen Plaudagei mit großen Augen an. »Donnerwetter" Eine Erkundung!«       »Ja!«, krächzte Plaudagei. »Wir werden eure Arbeiten bewerten. Erledigt so viele Jobs wie ihr könnt. Wenn ihr eure Arbeit gut macht, werdet ihr für das Expeditionsteam ausgewählt. Also, machen wir auch aus diesen Tag einen guten Tag.«       »Hurra!«, war die lautstarke Antwort die ihm von allen Rekruten der Gilde entgegenschlug.       Ein normaler Tag würde seinen Lauf gehen. Evoli und sein Partner Karnimani stiegen die Treppe zu der ersten Gildenebene hinauf. »Oh man! Eine Gildenexpedition! Ich bin richtig aufgeregt!«, schnaufte Karnimani begeistert, als er hinter Evoli die Treppe erklommen hatte.       »Ja, das ist richtig spannend.», nickte ihm Evoli ruhig zu und zuckte freudig mit ihren Ohren.       »Wir müssen noch viel erledigen. Und vorbereiten. Und, oh man! Wir werden vielleicht Schätze entdecken und unsere Gilde berühmt machen, und...!« Aus Karnimani sprudelten die Worte wie ein Wasserfall und auf einmal holte er tief Luft. Evoli nutzte die Gelegenheit um zu sprechen. »Erst mal müssen wir für das Team ausgewählt werden.«       »GENAU! Also, lass uns unser aller bestes geben!«, rief Karnimani laut und fest entschlossen. Evoli schmunzelte ihren Freund breit an. »Ja, das werden wir. Vielleicht hilft mir das auch weiter, wer weiß?«       »Hmm...«, machte Karnimani nachdenklich und sah Evoli lange an. »Stimmt. Vielleicht würde uns das auf der Suche nach Antworten etwas weiterhelfen.«       »Genau.«, pflichtete Evoli bei und reckte den Kopf in die Luft, den Blick auf das Jobinfobrett geheftet. »Heh, sieh mal da. Sieht so aus als würde dieses Pikachu Hilfe brauchen um jemanden zu suchen.«       »Hmm...«, Karnimani näherte sich dem Jobinfobrett und las sich die Anzeige durch auf die Evoli deutete. »Häh? Er sucht Glumanda? Seinen Teampartner?«       »Es sieht fast so aus.«, stimmte Evoli zu. »Aber sieh dir mal die Belohnung an.«       »'Als Belohnung bekommt ihr ein ganz spezielles Item' - Was das wohl sein mag?«, fragte Karnimani und seine Augen wurden groß. »Woah! Und 150 Erkunderpunkte?!«       »Richtig. Das ist denke ich mal ein Hauptgewinn.«, schmunzelte Evoli, sah sich um und riss das Blatt Papier von dem Jobinfobrett. Sie rollte es zusammen und steckte es in ihre kleine Erkundertasche die sie eng um ihren Hals trug. Sie ähnelte mehr einer Rolle in der man wertvolle Inschriften aufbewahrt als einer Tasche. »Was das Item angeht, da können wir Pikachu selbst fragen. Denkst du nicht, wenn wir einen so großen Auftrag erledigen, dass uns Plaudagei dann ganz bestimmt in das Expeditionsteam aufnehmen wird?«       Karnimanis Augen wurden größer. »Du hast Recht! Los! Suchen wir Pikachu und dann Glumanda! Auf geht's, Team Sternglanz!«       Evoli grinste fröhlich als sie auf die Treppe hinauf huschte und die Stufen nach oben erklomm. Sie sprang nach draußen, wo die Sonne ihrer Nase entgegen kitzelte. Evoli blinzelte nach oben in den Himmel und sah der Sonne entgegen. Sie war so wunderschön und Evoli genoss es, wenn sie auf ihr herab schien. Es kam ihr vor, als würde die Sonne ihr neue Lebensgeister geben und sie stärken und das, obwohl die Sonne doch etwas völlig natürliches war.       »Pikachu ist im Pandir-Kaffee.«, kam Karnimani nun endlich hinter Evoli die Treppen nach oben in das Sonnenlicht getreten.       »Im Hoffen und Träumen?«, fragte Evoli nach und Karnimani nickte zustimmend. »Na dann lass uns keine Zeit verlieren.«, lachte sie ihren Freund an und sprang voraus die Treppen hinunter.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)