Matrix: New Age von Gayagrod ================================================================================ Prolog: Der Traum ----------------- So, dass hier ist meine erste, eigene ff! Ich hoffe,es gefällt irgendjemandem. Jetzt aber erstmal viel Spaß mit dem Prolog! PROLOG: Grüne Zahlen... Überall grüne Zahlen... Wo bin ich? Die Matrix hat dich... Was? Was ist das? Sie umgibt dich... Sie umgibt mich? Das kann nicht sein. Ich muss träumen. Oder was ist dann die Welt in der ich lebe? Etwa nicht die Realität? Was ist denn die Realität? Woher weißt du, wann du träumst und wann du wach bist? Jetzt träume ich. Diese grünen Zahlen - ich kann nicht wach sein. Und wenn du jetzt aufwachen würdest, woher wüsstest du, dass es nicht nur ein weiterer Traum ist, ein Traum ohne Erwachen, ohne Ausweg? So etwas kann es nicht geben. Falsch. Falsch? Die Matrix... Das ist die richtige Antwort. Aber was verdammt ist die Matrix? Sieh genau hin. Hinsehen? Es sind doch überall nur grüne Zahlen. Moment mal, was ist denn jetzt los? Die Zahlen nehmen plötzlich Formen an. Die Welt, die Realität, in der ich lebe, baut sich aus den Zahlen zusammen? Was? Sogar mein Körper besteht aus Zahlen? Wo bin ich? Die Welt, die Realität um mich herum, wie ich sie kenne, ist das in Wirklichkeit... "Waah!" Kyrill schreckte aus dem Schlaf auf. "Uuh... Mein Kopf..." Dieser elende Traum. Seit einem halben Jahr kehrte er nun fast jede Nacht wieder. Kapitel 1: Maeda ---------------- Matrix: New Age - Kapitel 1: Maeda So, jetzt hab ich endlich das 1. Kapitel hochgeladen. Viel Spaß!! Eure Lupinus (PS: Alle meine Freunde, die den Prolog gelesen haben, dachten dass Kyrill ein Mann ist. Hört sich Kyrill denn wirklich wie 'n Jungenname an??) Kapitel 1: Maeda "Ich habe nichts!" Kyrills Stimme klang schrill. Ihre blauen Augen fixierten ärgerlich ihr Gegenüber. Sie trug ein dunkelrotes T-Shirt und trotz der Sommerhitze eine lange, dunkelblaue Jeans. Über ihrem linken Ohr hielt eine Spange einige Strähnen ihres dunkelblonden Haares zurück. Das übrige Haar fiel glatt über ihren Kopf und reichte bis zu den Schultern. Am linken Ohr glitzerte ein Ohrring, von dessen Ende ein silberner Anhänger in Form eines Ankh baumelte. Wenn ihr rechtes Ohr nicht unter ihrem Haar verborgen gewesen wäre, hätte man dort das Gegenstück in Form einer goldenen Pyramide bewundern können. Kyrill nippte ärgerlich an der Cola, die vor ihr auf dem kleinen Cafétisch stand. "Wirklich, ich habe nichts." "Oh, doch, du hast etwas! Das sieht man dir doch an", meinte der Junge, der sich ihr gegenüber auf seinem Stuhl flegelte. "Kyrill, wieso willst du mir nichts sagen?" "Weil es erstens wirklich nichts wichtiges ist und zweitens, weil ich nicht glaube, dass du mir dabei helfen könntest." "Warum nicht?" Der Junge, dessen Name Siley Alvarez war, zog die Augenbrauen hoch. "Na gut. Dann rate ich mal. Es ist bestimmt ein Traum?!" Kyrill sah ihn erstaunt an: "Das hast du jetzt nur gesagt, weil so immer Film- und Buchstorys anfangen." "Gar nicht wahr." Siley fuhr sich nachdenklich durch mit der Hand durch die kurzen, dunkelbraunen Haare. Er schwitzte, obwohl er ein weißes T-Shirt und eine kurze Hose trug. "Es war eine Wahrsagung." "Na klar." Kyrill lachte. "Du hast also eine Erleuchtung gehabt?" "Nicht ich. Eine Freundin. Es wird gesagt, sie sei ein Orakel. Ich hatte dir schonmal von ihr erzählt." Er nahm einen Schluck Cola, bevor er weitersprach: "Sie heißt Maeda." "Ach so, die. Und was hat sie dir geweissagt?", fragte Kyrill und schaute ihn belustigt und neugierig zugleich an. "Vor einer Woche habe ich sie das letzte Mal besucht. Und da hat sie mir gesagt, dass die Träume, die du hast, in der nächsten Zeit realer werden würden. Keine Ahnung, was sie damit meinte. Und an dem Tag, an dem du noch träumst, wenn du wach bist, soll dir folgendes sagen: Du sollst sie mal besuchen kommen. Vielleicht kann sie dir einige Antworten auf deine Fragen geben." "Aber ich träume doch jetzt gar nicht." Kyrill sah ihn mit einem Ich-glaube-du-spinnst-Blick an. "Sicher?" Er deutete auf die blauen Lettern auf ihrem T-Shirt, die die Worte "I dream" ergaben. "Oh!" Kyrill schaute verblüfft auf ihr Shirt. "Das habe ich gar nicht gemerkt... Hab' gar nicht drauf geachtet, was ich abgezogen habe." "Du vielleicht nicht, dein Unterbewusstsein schon", grinste Siley. "Oder es war einfach Zufall, du Spinner." Sie zog die Stirn in Falten. "Ich soll sie also besuchen? Das solltest du mir von ihr sagen?" Siley nickte: "Jepp." "Gut", sagte Kyrill mit ernster Stimme. "Wann kannst du mich zu ihr bringen?" ~~~~~~~~~~~~ Zwei Tage später standen Kyrill und Siley vor Maedas Wohnungstür. Kyrill war nervös. Sie sah sich unsicher um und wusste nicht so recht, ob sie nicht lieber wieder gehen sollte, solange sie noch die Möglichkeit hatte. Als sie die Hand zur Klingel ausstreckte, hielt Siley ihren Arm fest. "Sil...?" "Warte." Er deutete mit dem Kopf auf die Tür. Und siehe da, wie von selbst ging die plötzlich auf und eine junge Frau stand in der Tür. Kyrill, die immer noch die Hand zum Klingeln erhoben hatte, schaute sie erstaunt an. "Ähh, Kyrill?" Siley stupste sie mit dem Ellbogen an und sie ließ langsam die Hand sinken. "Hallo, ihr beiden, kommt doch herein." Die Frau lächelte und trat zurück, um sie hereinzulassen. "Ich hatte euch schon erwartet." Kyrill zögerte, ließ sich aber von Siley in die Wohnung ziehen. Die Frau wandte sich ihr zu: "Du bist also Kyrill. Siley hat mir schon einiges über dich erzählt." Sie musterte das Mädchen, das vor ihr stand. "Ich bin Maeda. Freut mich dich kennen zu lernen." "Freut mich auch...", murmelte Kyrill und schüttelte Maedas Hand. Diese Frau sollte eine Wahrsagerin, ein Orakel, sein? Sie war doch kaum älter als Kyrill selbst. Maeda wies Siley an, im Wohnzimmer zu warten und ging mit Kyrill in ihr eigenes Zimmer. Als Kyrill das Zimmer betrat, konnte sie sich noch weniger vorstellen, dass Maeda wirklich etwas über ihren Traum wissen sollte. Neben der Tür stand ein Bett mit einer geblümten Tagesdecke, daneben ein Nachttische mit allerlei Krimskrams darauf. An den Wänden standen vier Regale, zwei davon vollgestopft mit - wie hießen diese Dinger noch gleich? Kyrill dachte einige Sekunden nach, dann fiel es ihr wieder ein: Es waren Mangas. Siley war auch ganz verrückt nach den Dingern und den Serien, die dazu im Fernsehen liefen. Ein halbes Regal war voll von Videokassetten, die restlichen eineinhalb Regale wurden von Büchern und Zeitschriften gefüllt. Ansonsten gab es noch zwei Kleiderschränke. Die Wände waren mit Bildern und Postern vollgehängt. Das Einzige, was daran erinnerte, dass Kyrill sich im Zimmer eines Orakels aufhielt, waren der mit ägyptischen Zeichnungen verzierte Teppich, der gut dreiviertel des Bodens einnahm und der niedrige Tisch darauf, welcher von einigen Sitzkissen umgeben war. "Setz dich", sagte Maeda und deutete auf die Kissen. Sie selbst ließ sich auf einem schwarzen Kissen mit goldenen Fransen nieder. Kyrill nahm auf der anderen Seite des Tisches auf einem grünen Kissen platz. "Sie sind also das Orakel?", fragte sie. "Oh je, jetzt muss ich erstmal einiges klarstellen. Ich weiss nicht, was dir Siley über mich erzählt hat, aber erstmal bin ich nicht das Orakel, sondern ein Orakel. Es gibt mehrere von uns. Siehst du das schwarze Telefon auf dem Schrank? Damit kann ich die anderen kontaktieren. Und ich bin nicht so wie die anderen, ich bin ein normaler Mensch im Gegensatz zu ihnen; nur eben mit einigen besonderen Fähigkeiten. Soll heißen, ich bin kein Orakel, ich trage nur den Titel. Deshalb mag ich es ehrlich gesagt lieber, als Wahrsagerin bezeichnet zu werden." Bei Kyrills fragendem Blick fügte sie hinzu: "Das hört sich jetzt zwar komisch an, aber irgenwann wirst du's verstehen. Und weil nur sehr wenige wissen, dass ich ein Orakel bin, ist Wahrsagen auch eher 'n Hobby und Nebenjob für mich. Siley hat wohl nicht erwähnt, dass ich Verkäuferin in einem Buchshop bin. Das ist mein richtiger Job. ...Sag mal, wie alt bist du?" "Siebzehn", antwortete Kyrill. "Ich bin achtzehn, also sag Du zu mir, soviel älter bin ich nun auch wieder nicht." Kyrill hatte von Anfang an nichts anderes gedacht, denn Maeda sah in ihrem weißen Top und dem flidernen Minirock nicht älter aus als sie selbst. Ihre bronzefarbenen Haare fielen leicht gewellt auf ihre Schultern und von der Stirn an über das rechte Ohr hatte sie eine blau gefärbte Haarsträhne. Wegen ihrem Äußeren hatte Kyrill am Anfang nicht glauben wollen, dass mehr als ein normaler Teenager sein sollte. Ihre Sprechweise und die Einrichtung ihres Zimmers verstärkten den Eindruck noch. "Jetzt erzähl mir doch mal was über deinen Traum", meinte Maeda. Kyrill schluckte und begann zu erzählen: "Also, die Träume begannen vor einem halben Jahr. Zuerst unregelmäßig, aber seit ungefähr einem Monat kommen sie fast jeden Tag. Sie waren am Anfang auch undeutlich und verschwommen, werden aber mit jedem Mal deutlicher und irgendwie-", sie stockte,"-realer." "Interessant." Maeda war ernst geworden. "Und worum geht es in deinen Träumen?" "Um einen Ort - oder irgend etwas - das "Matrix" heißt." Maedas Blick sagte ihr, dass diese das schon gewusst hatte. "Ähm- das wusstest du schon, oder?" "Das ist aber auch das Einzige, was ich gesehen habe. Ich wusste nur, dass du irgendwelche Träume Matrix-Träume hast, die immer realer werden." Maeda fasste sich verlegen an den Kopf. Langsam fragte sich Kyrill, warum sie aufgefordert worden war, hierher zu kommen, wenn Maeda sowieso nicht mehr - sondern scheinbar weniger - als sie selbst wusste. Mittlerweile lächelte Maeda wieder und forderte sie auf, weiterzuerzählen. "Die Träume haben zwar immer die gleiche Botschaft, aber das, ähm, "Gespräch", das ich mit einer Stimme führe, ist meist ein anderes. Ich meine, es fängt gleich an und hört gleich auf, aber dazwischen ist es meistens anders." "Und was für eine Botschaft ist es?" "Es geht immer um die Matrix und dass die Matrix angeblich die Realität ist, in der wir Menschen leben. Die Welt um uns herum soll nur aus grünen Zahlen bestehen, die wie Computercodes aussehen. Und immer, wenn ich im Traum begreife, dass die Realität in Wirklichkeit die Matrix ist, immer dann wache ich auf." Kyrill schwieg und sah Maeda fragend an. "Interessant, interessant." Maeda blickte Kyrill nachdenklich an. "Vor einem halben Jahr haben deine Träume angefangen, sagst du?" Sie stand auf und nahm ein Bild, das über ihrem Bett hing, von der Wand. Es war mit einem bronzefarbenen Rahmen eingefasst und von weitem sah es so aus, als ob es sich bewege. Kyrill dachte, das käme von den Sonnenstrahlen, die durch das Fenster darauffielen. Als Maeda dann aber das Bild auf den Tisch legte, erkannte sie, dass es ein Hologramm war und sich tatsächlich bewegte. Neugierig rückte sie näher an den Tisch, um es anzusehen. Das Hologramm zeigte einen Mann, der ein Gewand ähnlich eines Priesters trug. Er kämpfte gegen mehrere Männer, die allesamt perfekt sitzende, schwarze Anzüge trugen. Erstaunt beobachtete Kyrill, wie der Kampf sich zu einem furiosen Martial-Arts-Gefecht entwickelte, der dazu noch die Gesetze der Schwerkraft - und einiger anderer Naturgesetze - außer Kraft zu setzen schien. Alle Personen trugen schwarze Sonnenbrillen. "Cool, was? Ist manchmal besser als normales TV!", sagte Maeda und grinste. "Der mit dem komischen Mantel wird "der Auserwählte" genannt." "Der, der wie ein Priester aussieht?" "Ja, genau der. Jetzt wo du's sagst - er hat wirklich einen merkwürdigen Klamottengeschmack." Sie lachte. "Er heisst Neo und wurde vor genau einem halben Jahr in die Wahrheit um die Matrix eingeweiht. Hat vielleicht was mit deinem Traum zu tun." "Meinst du?" Kyrill machte große Augen. "Was habe ich denn mit diesem Neo zu tun?" "Das weiss ich noch nicht. Sag mal, was ist eigentlich mit deinen Eltern? Siley sagte, dass du allein lebst." "Ja, das stimmt. Aber erst seit zwei Jahren, vorher habe ich mit meiner Mutter zusammengelebt." Kyrill senkte den Blick. "Sie ist eines Tages einfach verschwunden." "Und dein Vater?" "Ich weiss nicht mehr über ihn, als das was mir meine Mutter erzählt hat. Er verliess uns, kurz nachdem ich geboren wurde. Meine Mutter sagte immer, er wollte nicht gehen, aber er war dazu gezwungen, weil uns sonst sicher etwas zugestoßen wäre. Deshalb wollte sie auch, dass ich seinen Nachnamen trage, obwohl meine Eltern nicht verheiratet waren." "Und wie heisst dein Vater?" "Tryste Coen. Und meine Mutter Cinden Farloe." "Wovon lebst du eigentlich? Gehst du jobben?" "Nein. Ich habe mir ein Konto mit meiner Mutter geteilt und seit sie nicht mehr da ist, wird jeden Monat Geld darauf eingezahlt." "Und das sagst du erst jetzt?" Maeda schaute sie mit einem erstaunten Blick an. "Kommt dir das denn überhaupt nicht komisch vor?" "Nö. Das Geld überweist sicher meine Mutter", antwortete Kyrill, als ob es das Natürlichste auf der Welt wäre. "Aber-" Maeda war sichtlich verwirrt. "Du sagtest doch, dass sie verschwunden ist, woher willst du wissen, dass sie das Geld auf's Konto zahlt? Sie ist vielleicht gekidnappt worden oder so was in der Art." "Ich sagte, sie verschwunden. Damit meinte ich nicht, dass sie entführt wurde, sondern dass sie eines Tages weggegangen ist. Sie ging zur Arbeit und kam nicht wieder, aus welchen Gründen auch immer." "Woher-", wollte Maeda fragen, doch Kyrill kam ihr zuvor. "Sie hatte Andeutungen gemacht. Zum Beispiel fragte sie mich, ob ich ohne sie klarkommen würde, wenn sie irgendwann nicht mehr da sein sollte. Das war ein halbes Jahr, bevor sie verschwand." Kyrill seufzte laut, als ob es ihr schwerfiele, das alles zu erzählen. "Ich wusste natürlich damals noch nicht, was sie damit meinte. Aber im Nachhinein ergeben diese und ähnliche Andeutungen jetzt einen Sinn." "Dir fällt es schwer, dich zu erinnern und es zu erzählen, oder? Tut mir leid. Hätt' wohl lieber nicht zu viel fragen sollen. Ich und meine große Klappe." Sie blickte Kyrill entschuldigend an. "Macht nichts", sagte Kyrill und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. "Aber ich habe jetzt damit angefangen, also mache ich weiter. Dass meine Mutter nicht wiederkam, das Geld und die Andeutungen - ich habe alles zusammengefügt, deshalb fand ich es auch nicht merkwürdig. Und ich mache mir auch keine Sorgen um meine Mutter. Ich denke, es geht ihr gut und sie ist freiwillig weggegangen. Denn als ich am Tag ihres Verschwindens von der Schule heim kam, lag auf dem Küchentisch eine Diskette. Als ich sie auf dem Computer ausprobierte, tauchte der Satz "Mach die keine Sorgen um mich" auf." "Puuh... Kompliziert." Maeda atmete langsam ein und aus, um sich zu konzentrieren. Sie hatte die Stirn in Falten gelegt und die Augen geschlossen. Als sie sie wieder öffnete, sprach sie weiter: "Ich muss erstmal über alles nachdenken. Deine Eltern, der Traum - vielleicht hängt alles miteinander zusammen." "Genau, mein Traum. Kannst du mir jetzt was darüber sagen? Oder darüber, was die Matrix ist?" "Noch nicht. Du musst Geduld haben. Ich werde alles überdenken und dann kann ich dir vielleicht mehr sagen." "Vielleicht, vielleicht", maulte Kyrill. "Ich bin auch nur ein Mensch und keine Maschine." "Ja, ja, ich weiss." In Gedanken fügte Maeda hinzu: >Wenn du wüsstest, was ich weiss, könntest du dir da nicht so sicher sein.< Maeda stand auf. "Gut. Das war's dann erstmal." Sie lachte und war wieder das Mädchen, das niemand für eine Wahrsagerin - geschweige denn ein Orakel - halten würde. "Das schenk' ich dir." Sie drückte Kyrill das Hologramm in die Hand. "Was? Brauchst du es denn nicht selbst?", fragte Kyrill und hielt das Hologramm unsicher in den Händen. "Ach, ich hab' schon lange genug Neo-TV geschaut. Vielleicht kann es dir mal nützlich sein. Das Holobild ist zwar ohne Ton und zeigt meist nur den, auf den sich zur Zeit sowieso alle Augen richten, aber es ist schon interessant. Werd' zwar die Martial-Art-Fights vermissen, aber eigentlich brauch' ich's nicht mehr", sagte sie. "Komm, sehen wir mal nach Siley. Bestimmt langweilt er sich zu Tode." Als die beiden aus Maedas Zimmer traten, kam Siley ihnen schon aus dem Wohnzimmer auf sie zu. "Hat ja lange gedauert." Er deutete auf seine Armbanduhr. "Gehen wir nach Hause. Ich hab nämlich echt keine Lust auf Ärger mit meine Eltern." "Dann bis nächstes Mal", meinte Maeda und öffnete die Wohnungstür. "Äähm... Also, wie soll ich sagen... Kann ich mir noch 'n paar von deinen Mangas ausleihen?", fragte Siley mit bittendem Blick. "Ja, klar." Kaum hatte Maeda ausgesprochen, war Siley schon in ihrem Zimmer verschwunden. Kurz darauf tauchte er wieder auf, in den Armen hatte er ungefähr 10 Mangas. Seine Augen leuchteten, als er sprach: "Vielen Dank!! Du hast mir das Leben gerettet!" "Ach, wirklich? Das ist dann bestimmt jetzt das hundertste Mal." >Da haben sich ja die richtigen gefunden<, dachte Kyrill und musste lachen. "Na, jetzt aber wirklich bis demnächst!", meinte Maeda. "Auf Wiedersehen", sagte Kyrill. "Bis denne", sagte Siley. "Tschau-Tschau!", hörten sie Maeda noch sagen und dann fiel die Tür hinter Siley und Kyrill ins Schloss. *** Als sie aus dem Wohngebäude kamen und heimwärts schlenderten, meinte Siley: "Und, wie war's?" "Mmmh..." Kyrill dachte kurz nach. "Interessant." "Mehr hast du nicht zu sagen?" Siley klang enttäuscht. "Aber Maeda ist doch wirklich was besonderes, oder?" "Ja, das ist sie." Kyrill musste an Maedas Zimmereinrichtung und ihr Benehmen denken: >Sie ist wirklich etwas besonderes. Eine wirklich merkwürdige Wahrsagerin...< ~~~~~~~~~~~~ Am Abend saß Maeda auf der Couch in ihrem Wohnzimmer. Der Fernseher lief und sie las ein Buch. Oder zumindest versuchte sie es. Denn in ihren Gedanken war sie mit Kyrill beschäftigt. Nachdenklich blätterte sie im Buch herum und schaute dabei auf die Uhr an der Wand hinter dem Fernseher. Es war11.14 Uhr. Plötzlich erstarrte Maeda. Das Buch fiel ihr aus den Händen und ihre Auen weiteten sich vor Schreck. "Oh nein...", flüsterte sie. "Sie kommen..." * Zur gleichen Zeit fuhr vor dem Wohngebäude, in dem Maeda lebte, ein schwarzes Auto vor. Die Beifahrertür öffnete sich und ein Paar elegante schwarze Stöckelschuhe kamen zum Vorschein. Die Stöckelschuhe gehörten einer Frau, dessen Gesicht nicht zu erkennen war. Zum einen, weil das Licht der Straßenlampe nicht ausreichte, zum anderen, weil sie eine schwarze Sonnenbrille trug. Aus dem Auto stiegen noch drei weitere Frauen, die, wie die erste selbst, einen schwarzen Anzug trugen. Die erste Frau schaute an den vielen Balkonen am Haus vor ihr empor und fixierte einen Balkon im zweiten Stock. Als sie sprach, war ihre Stimme eiskalt: "Special-Agent Shea meldet sich bereit zum Einsatz." Kapitel 2: Die Andere Seite der Rebellen ---------------------------------------- So, hier ist jetzt nach langer Zeit das nächste Kapitel. Ich habe mir wahrscheinlich alle Leser wegen der langen Wartezeit vergrault, naja. Thanx to: Allen Reviewern und denjenigen, die diese Geschichte immer noch lesen: Vielen Dank!! Special Thanx to: Darwn, die mich immer wieder ermutigt hat, weiter zu schreiben und der ich deshalb dieses Kapitel widme. Alles Gute zur Firmung! ^_^ Kapitel 2: Die Andere Seite der Rebellen Kyrill wälzte sich im Bett herum. Sie konnte nicht schlafen, was angesichts der Sommerhitze, die auch nachts noch anhielt, nicht verwunderlich war. Aber das Mädchen wurde nicht von der erdrückenden Wärme geplagt, sondern von den Gedanken an den vergangenen Tag. Sie dachte daran, dass sie dem Geheimnis um ihren Traum wenigstens ein kleines Bisschen näher gekommen war. Vielleicht konnte ihr Maeda schon bald mehr darüber sagen und es wäre ja auch möglich, dass sie mehr über das Verschwinden ihrer Mutter erfahren würde. Vielleicht könnte sie ihre Mutter sogar wiederfinden. Und vielleicht - ihr Herz klopfte beim Gedanken daran schneller - würde sie dann auch endlich ihren Vater kennenlernen. Kyrill hatte die Augen geschlossen und lächelte. Doch dann presste sie die Lippen zusammen, so dass es aussah, als ob sie in eine Zitrone gebissen hätte. >Kyrill, du bist wirklich dumm<, dachte sie. >Nur weil Maeda meinte, dass deine Träume möglicherweise etwas mit deinen Eltern zu tun haben, gibst du dich schon solchen Illusionen und Tagträumen hin.< Ärgerlich setzte Kyrill sich im Bett auf und knipste ihre Nachttischlampe an. 23.47 Uhr zeigte ihr Digitalwecker an. Sie stand auf und zog ihren Morgenmantel an. Dann öffnete sie ihren großen alten Kleiderschrank, kramte darin herum und zog schließlich eine Pappschachtel hervor. Kyrill ging mit der Schachtel zu ihrem Bett hinüber und setzte sich auf die zerwühlte Bettdecke. Sie stellte die Schachtel auf ihren Schoß und nahm den Deckel ab. Zum Vorschein kamen ein Schmuckkästchen und drei Fotoalben, welche Kyrill hochhob. Unter den Alben lag eine Diskette, die sie herausholte. Kyrill betrachtete die Diskette und dachte an ihre Mutter, als sie plötzlich vom Schrillen der Türklingel aufschreckte. Sie legte Pappschachtel und Diskette zur Seite und eilte zur Haustür. >Wer kann das denn jetzt noch sein?<, überlegte sie und spähte durch den Türspion. Zu ihrer größten Überraschung stand Maeda auf dem Hausflur und sah sich nervös um. Kyrill schloss schnell die Tür auf, öffnete sie und sagte überrascht und freudig zugleich: "Maeda! Was machst du denn hie-" Doch Maeda schob sie in die Wohnung zurück und zog die Tür hinter sich zu. "Später." "Was...?" Kyrill fühlte sich ziemlich überrumpelt. "Später", wiederholte Maeda. "Dann ist noch genug Zeit für Erklärungen." Sie sah Kyrill ernst an. Auf ihrer Stirn standen Schweißperlen. "Pack deine Sachen und zieh dich an. Und bitte beeil dich. Wir haben nicht viel Zeit." "Meine Sachen??" Kyrill stand mit offenem Mund da. Was sollte denn das werden? "Ja, was du eben mitnehmen würdest, wenn du längere Zeit nicht mehr nach Hause zurückkehren würdest." "Das kommt etwas, ähm, überraschend...", brachte Kyrill hervor. "Es geht um Wichtiges, also mach endlich!" Maeda klang wütend und entnervt. Endlich bewegte sich Kyrill. Sie hatte zwar keine Ahnung, was sie von allem halten sollte oder wohin es führte, aber sie ging ins Badezimmer und zog sich um. Dann holte sie einen Koffer, den sie in ihr Zimmer stellte und begann, Kleidung aus dem Inneren des Kleiderschrankes in den Koffer zu packen. Maeda wippte nervös von einem auf den anderen Fuß und sah Kyrill zu. Endlich, nach einigen Minuten, die Maeda wie Stunden vorkamen, war Kyrill fertig. Ihr Koffer war voll mit Kleidung und anderen Dingen, von denen Kyrill meinte, dass sie sie vielleicht später gebrauchen würde. Sie schloss gerade den Koffer, als Maeda sich ihr zuwandte: "Fertig? Dann komm, wir müssen hier schleunigst verschwinden." Und schon packte sie mit der einen Hand Kyrills Arm und mit der anderen den Koffer und zerrte beide zur Haustür. "Wohin gehen wir?", platzte es aus Kyrill heraus. Maeda verdrehte genervt die Augen und drückte ihr den Koffer in die Hand. "Hier." Aber eine Antwort bekam Kyrill nicht. Jetzt öffnete Maeda die Haustür und ließ Kyrill an sich vorbei in den Hausflur gehen. Dann ging sie selbst hinaus und ließ die Tür hinter sich langsam ins Schloss fallen. Sie runzelte die Stirn und sah von der einen Seite des Korridors zur anderen. In der Mitte des Flurs, nur wenige Meter von Kyrills Wohnung entfernt, befand sich ein Aufzug und an seinem rechten Ende war ein Fenster in die Wand eingelassen, welches zu einer Feuerleiter führte. Am linken Ende führte eine Tür zum Treppenhaus, daneben lag ein weiteres Fenster. "Sie sind nah... viel zu nah...", murmelte Maeda und beäugte noch einmal misstrauisch den gesamten Flur. "Wer ist nah?", fragte Kyrill, aber Maeda packte sie hart am Handgelenk und rannte mit ihr auf das Fenster auf der linken Seite zu. Just in diesem Moment gingen hinter ihnen die Türen des Fahrstuhls auf. Maeda und Kyrill hatten das Fenster erreicht und Maeda machte sich daran, es zu öffnen. Klack - Klack. Stöckelschuhe näherten sich ihnen. Kyrill wagte es, einen Blick hinter sich zu werfen und erblickte eine Frau im schwarzen Anzug. Währenddessen beugte sich Maeda aus dem Fenster. "Ist gar nicht so tief", murmelte sie, mehr zu sich selbst, als zu Kyrill. "Was?", fragte Kyrill und starrte immer noch die Frau an. Jetzt drehte sich auch Maeda um. Beim Anblick der Frau verhärtete sich ihr Griff um Kyrills Arm so sehr, dass es weh tat. "Maeda...", stöhnte Kyrill, "Du zerquetschst meinen Arm!" Doch Maedas Augen waren starr auf die merkwürdige Frau gerichtet, die nun auch noch zu lächeln anfing, was bei Kyrill ein kaltes Schaudern auslöste. "Miss Coen..." Die Stimme der Frau bewirkte einen weiteren Kälteschauer auf Kyrills Rücken und obwohl sie sehr leise sprach, war jedes Wort deutlich zu verstehen. Die Augen der Frau wurden zwar von geschwärzten Brillengläsern verdeckt, aber dennoch spürte Kyrill ihren Blick auf sich ruhen. "Miss DeLain..." Ihr Blick wanderte zu Maeda. "Würden Sie mich bitte begleiten", sagte sie. Es klang eher nach einem Befehl, als nach einer Bitte. Maedas Gesicht war Schneeweiß. Plötzlich drehte sie sich um und rief: "Spring! Kyrill, spring!" "Was? Bist du verrückt? Springen? Ich bin doch nicht lebensmüde, ich-" Da packte Maeda Kyrill um die Hüfte und stürzte sich mit ihr aus dem offenen Fenster. Die Fassade des Wolkenkratzers rauschte im Fall an Kyrill vorbei und sie schloss die Augen, um ihre aufkommende Übelkeit zu unterdrücken. Sie fühlte nichts mehr außer ihrem sich umdrehenden Magen und war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. >Jetzt ist es aus.< Kyrill erwartete jede Sekunde den Aufprall auf dem Boden und sah ihr Leben schon an sich vorüberziehen, als sie etwas unsanft, aber trotzdem ohne die kleinste Verletzung, auf dem Boden aufkam. "Da - da - das ist doch nicht möglich!", stammelte sie. "Aus dem 16. Stock! Da - das kann doch nicht - unmöglich!" Sie hockte auf dem harten Betonboden und zitterte am ganzen Körper. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Wie war es möglich, einen solchen Sturz zu überleben? "Du zitterst ja!", bemerkte eine Stimme neben ihr. Kyrill hob den Kopf und blickte in Maedas besorgtes Gesicht. Diese sah aus, als ob nichts geschehen wäre. Als ob es das Normalste der Welt wäre, aus einem Wolkenkratzer zu stürzen und zu überleben, ja, noch nicht einmal einen Kratzer davonzutragen! "Komm, steh auf", meinte Maeda jetzt und reichte Kyrill die Hand. "Schnell!", fügte sie hinzu, als plötzlich Pistolenschüsse zu hören waren, welche verdächtig nahe klangen. Maeda zog Kyrill hoch, aber deren Beine wollten ihr nicht gehorchen, geschweige denn nach dem Schock des Sturzes ihr Gewicht tragen. Also musste Maeda sie stützen. Als sie um die Hausecke bogen, konnte Kyrill aus dem Augenwinkel heraus erkennen, dass zwei weitere Anzug tragende Frauen die Feuerleiter hinunter stürmten, mit Pistolen bewaffnet, denen sie die Schüsse zurechnete. Maeda schleppte sich mit Kyrill mühsam vorwärts. Es war klar, dass die Frauen sie bei dieser Geschwindigkeit bald eingeholt haben würden. Und nachts war kaum jemand auf der Straße, also konnten sie sich auch nicht unter die übliche Menschenmenge mischen, die am Tag die Straßen bevölkerte. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass ihr kurzer Vorsprung noch etwas länger reichte. Maeda hatte einen grimmigen, kämpferischen Gesichtsausdruck aufgesetzt, während Kyrill verunsichert und ein wenig ängstlich ausschaute. >Wie bin ich hier nur reingeraten?<, fragte sich Kyrill und ließ sich von Maeda aus dem Schein einer Straßenlaterne in eine dunkle Seitengasse zerren. Mit einer Hand stützte Maeda Kyrill, mit der anderen holte sie ein Handy hervor. Sie schaltete es ein und wählte schnell eine Nummer. "Ich bin's... ja... sie ist bei mir... ja, die Special's sind hinter uns her... wir haben einen kleinen Vorsprung... ja... wir sind gleich da... ich nehm' die schnelle Abkürzung... OK, bis dann." >"Schnelle Abkürzung"? Was soll denn das jetzt schon wieder sein?<, dachte Kyrill und runzelte unwillkürlich die Stirn. "Und?", fragte Maeda. "Geht's dir wieder besser? Haste dich von deinem Schock erholt? Keine Sorge, das geht vielen so, die das erste Mal richtig mit der Matrix in Berührung kommen und von ihren Möglichkeiten Gebrauch machen." >Die Matrix?< Kyrill dachte an ihren Traum. Ihr wurde außerdem bewusst, dass sich ihre Beine langsam nicht mehr wie Wackelpudding anfühlten. Sie lehnte sich an die Hauswand hinter sich und wartete ab, was Maeda als Nächstes tun würde. "OK, deine Beine scheinen dich wieder zu tragen", meinte Maeda. Sie grinste Kyrill an, während sie, ohne hinzusehen, eine Nummer in ihr Handy eingab. "Na, dann woll'n wir doch mal sehen, ob wir unsere "Anhängsel" nicht loswerden können." Maeda hielt das Handy jetzt direkt an die Mauer. >Soll die Mauer etwa ins Handy sprechen?< Kyrill kicherte in sich hinein. Plötzlich gab die Mauer, an der sie lehnte, nach. Maeda griff schnell nach ihrem Arm und zog sie wieder nach vorn. "Was-", wollte Kyrill fragen, verstummte aber bei Maedas konzentriertem Blick. Als Maeda die Augen schloss und leise ein paar Worte murmelte, die Kyrill nicht verstand, fing das Handy an, in grünen Zahlen zu leuchten. >Wie die Zahlen in meinem Traum<, dachte Kyrill, während das Handy für einige Sekunden weiter in grünen Computercodes leuchtete und dann urplötzlich mit der Wand verschmolz. Und dann passierte es. Kyrills Augen weiteten sich vor Schreck, als die Mauer vor ihr in einem Strudel bunter Farben zu verschwimmen begann und auf sie herabsank. Oder vielmehr sank die Mauer durch sie und Maeda hindurch und zog sie damit in die sich langsam drehenden Farben hinein. Für ein oder zwei Sekunden hörten die Farben auf, sich zu drehen. Kyrill wollte sich gerade verwundert in dem Farbwirrwarr umsehen, als sich der Strudel von neuem in Bewegung setzte - und das sehr viel schneller als vorher. Die Farben drehten sich nicht, sie schossen regelrecht an Maeda und ihr vorbei. Kyrill spürte einen leichten Wiederstand - Wind? - von vorne auf ihrem Körper. >Was ist das, verdammt noch mal? Hat Maeda etwa das mit "schnelle Abkürzung" gemeint?<, dachte Kyrill. Ihr kam die ganze Reise endlos lang vor - in Wirklichkeit war es gerade mal eine Minute, bevor die wie Stecknadeln an ihnen vorbeirasenden Farbstrahlen sich verlangsamten und schließlich ganz verschwanden. "Uuh..." Kyrill war fast wieder schlecht geworden und ihre Beine hatten sich jetzt schon zum zweiten Mal in dieser Nacht in Pudding verwandelt. Die beiden jungen Frauen standen in einer Tiefgarage, in der allerdings keine Autos geparkt waren. Neben Kyrill gähnte Maeda herzhaft und streckte sich. "Ich muss kurz eingenickt sein. Das diese Abkürzungen aber auch immer so langweilig sein müssen." "Du... du bist wohl verrückt!", krächzte Kyrill und starrte Maeda entgeistert an. "Vielleicht", antwortete diese und lächelte. "Aber das war doch noch gar nichts. Ich hab schon viel merkwürdigere Sachen erlebt." Sie drehte sich um und schien sich auf etwas zu konzentrieren. "Ich denk' mal, wir haben unsere Verfolger für's erste abgehängt." Sie ging auf den Fahrstuhl zu, dessen Türen keine zwei Meter von ihnen entfernt in die Wand eingelassen waren. "Na komm schon." Kyrill folgte ihr langsam. >Ein Fahrstuhl. Na gut. Da kann ja wohl nichts Komisches passieren.< Maeda hatte schon den Knopf neben den Türen gedrückt, als Kyrill sie erreichte. Die Türen gingen auf und die beiden traten in die enge, schmucklose Kabine. Kyrill betrachtete Maeda misstrauisch, als diese eine Art Ausweis hervorholte und in eine an der Wand der Fahrstuhlkabine angebrachte Vorrichtung steckte, woraufhin sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte. Sie fuhren bis zum Untergeschoss 14. Dann hielt der Fahrstuhl und seine Türen öffneten sich. Kyrill hing ihren Gedanken nach: >Ich wusste gar nicht, dass es unter irgendeinem Gebäude der Stadt so viele Etagen gibt. Wo wir hier wohl sind?< Sie betrachtete den engen Gang vor ihnen. Der Gang war so.....weiß. Weißer Boden, weiße Decke, weiß gekachelte Wände. Am Ende des Ganges befand sich eine einzige weiße Tür. Zwei oder drei Meter von ihnen entfernt stand ein großer Kopierer, einer von der Sorte, bei der man sich für ein paar Münzen etwas kopieren konnte. >Klar. Was sonst<, dachte Kyrill. >Wahrscheinlich sind wir unter einem Bürogebäude und deshalb steht hier ein Kopierer.< Maeda ging geradewegs auf den Kopierer zu und klappte die Abdeckung hoch. Dann legte sie eine Hand auf den Kopierer und betätigte mit der anderen einen runden grünen Knopf am Gerät. "Willst du deine Hand kopieren?", fragte Kyrill zweifelnd. "Nein. Ich bringe uns nur durch diese Tür." "Aah...ja." Der Kopierer begann mit seiner Arbeit. Er las Maedas Hand ein und druckte. "Ich glaube, der Kopierer ist kaputt", meinte Kyrill und zeigte auf die Ausdrucke. "Er druckt nur Punkte und Streifen." "Nein", antwortete Maeda, "es ist alles in bester Ordnung." Sie grinste. "Ja, ich weiß, es ist ein bisschen merkwürdig, aber 's wird nur geprüft, ob ich auch wirklich ich bin." "...Wie meinst du das?", fragte Kyrill irritiert. Seit wann konnte man mit einem Kopiergerät seine Identität nachweisen? "Also", begann Maeda, "es ist so: Hier hat jeder ein bestimmtes Datenmuster, dass nur ihm selbst gehört. Schau nicht so, hört sich zwar komisch an, aber Matrix und Daten gehören zusammen, auch wenn du's jetzt noch nicht verstehst. Also, dieser Kopierer hier ist so gebaut, dass er die Daten erkennen kann. Erkennt er mein Datenmuster, öffnet sich diese Tür dort. Würde aber ein Agent das hier probieren, würde er das Datenmuster als das eines Agenten erkennen, die Tür würde sich nicht öffnen und die anderen wären gewarnt." "Agenten - die die uns verfolgt haben?" "Ja, aber das waren Special's. Dir wird später alles erklärt werden, was du über sie wissen musst." "Aber um jemanden zu erkennen, reicht da nicht eine Überwachungskamera aus?", warf Kyrill ein. "Oh, du wirst noch feststellen, dass nicht immer alles so ist, wie es aussieht. Außerdem sind die Sicherheitsbestimmungen so, frag mich nich', warum." Maeda schaute den Kopierer an, der aufgehört hatte, zu drucken. "So, fertig." Sie blickte zur Tür, die sich in diesem Moment öffnete. Die beiden jungen Frauen schritten durch den Gang auf die Tür zu. Nach dem weißen, kahlen Flur wirkte der Raum hinter der Tür fast wie eine anderer Welt. Kyrill sah sich erstaunt und neugierig in dem großen Raum um. Er war vollgestopft mit Technik; mehrere Computer und Monitore waren auf Tischen im Raum verteilt aufgestellt, überall lagen CD-Roms und Disketten verstreut und Scanner und Brenner schienen willkürlich in der weitläufigen Halle verteilt worden zu sein. Zwischen diesen ganzen Gerätschaften fand sich ein Kabelsalat. Und dennoch hatte Kyrill das Gefühl, dass alles an seinem Platz stand und hier kein Chaos herrschte. "Da wären wir also", sagte Maeda neben ihr. Auch sie sah sich um. "Scheinen wohl fast alle ausgeflogen zu sein." Mit diesen Worten ging sie auf die einzige Person im Raum zu, einen Mann, der vor einem Computer saß und anscheinend angestrengt arbeitete. Kyrill folgte Maeda. "Hi, Darren", begrüßte Maeda den Mann. "Hallo", kam es etwas unwirsch zurück. Er drehte sich um und seine Augen fixierten zuerst Maeda und dann Kyrill. Seine schwarzen Haare fielen glatt auf seine Schultern herab. Seine Augen - Kyrill schauderte - waren eiskalt. Er hatte harte Züge und auf Kyrill wirkte er jung und dennoch - sie konnte nicht sagen, warum - zugleich alt. Dann sprach er mit etwas mürrischer Stimme: "Du hast sie also mitgebracht, Maeda." "Ja", antwortete diese, "die Special's war'n uns zwar auf'n Fersen, aber ich denk' mal, wir haben sie abgehängt." "Gut", sagte er. "Ah... und da kommen schon zwei der unsrigen heim", wandte er sich den Neuankömmlingen zu, die in diesem Moment durch die Tür eintraten und auf sie zukamen. Es waren zwei Frauen. Zwillinge. "Hallo allerseits!", rief die eine der beiden. Sie hatte langes weißes Haar mit blauen Strähnen, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. "Und ich schließe mich da an, hallo alle zusammen!", sagte die andere, deren Haare ebenso weiß wie die ihrer Schwester, aber mit goldenen Strähnen durchsetzt waren und ihr offen über den Rücken fielen. Maeda grinste. "Lange nich' geseh'n." "Ja, da hast du recht", sagte die erste Schwester. "Und das ist unser Nachwuchs?" "Neuzugang", verbesserte ihre Schwester sie. "Wie war noch gleich ihr Name?" "Oh!" Maeda schlug sich an die Stirn. "Ich hab euch ja noch gar nicht einander vorgestellt." Sie wandte sich an Kyrill. "Diese beiden hier sind Cersie...", sie zeigte auf die erste Schwester, die lachte und aus Spaß eine Verbeugung andeutete, "...und Cheina Cosmé." Sie wies auf die zweiter Schwester, welche mit den Augen rollte und, mit einem Blick auf ihre Schwester, den Kopf schüttelte, wobei ihre langen Haare durch die Luft flogen. "Cersie, Cheina, das ist Kyrill. Kyrill Coen", stellte Maeda Kyrill vor und drehte sich dann zu dem Mann am Computer um. "Und dieser grimmige Zeitgenosse heißt Darren May und ist der Anführer der Anderen Seite." "Maeda, sie weiß doch gar nicht, welche Andere Seite von was du meinst, oder?", meinte Cheina und schaute Kyrill an. "Ääh, nein", antwortete Kyrill unsicher. "Maeda meint die Andere Seite der Rebellen. So nennt man uns: Die Andere Seite der Rebellen", ergänzte Cheina. "Hä?", brachte Kyrill nur hervor. "Mein Gott, sie weiß ja gar nichts! Noch nicht mal über die normalen Rebellen ist sie im Bilde, wie soll sie dann erst uns verkraften?" Cersie packte sich mit übertrieben entsetztem Gesichtsausdruck an den Kopf. "Ähm, also, wenn ich fragen darf..." Kyrill sah Maeda an. Diese nickte bestätigend und sagte: "Ist schon OK. Jetzt darfst du fragen." "Ja, also", begann Kyrill erneut, "wer sind überhaupt diese "normalen" Rebellen? Und warum nennt man euch "Andere Seite"? Wer waren diese Frauen, die hinter mir und Maeda her waren, diese "Special's", oder wie sie auch immer heißen? Und warum holt Maeda mich mitten in Nacht aus meiner Wohnung, bringt mich fast um und startet ohne eine Erklärung eine Flucht vor wer-auch-immer-diese Frauen-waren?" Als Kyrill geendet hatte, herrschte Stille im Raum. Dann sprach der Mann, den Maeda als Darren vorgestellt hatte: "Alles zu seiner Zeit." Und an Maeda gewandt sagte er scharf: "Ich denke, wir zwei müssen später über Einiges sprechen, Maeda." Maeda hüstelte etwas verlegen. Kyrill presste die Lippen zusammen, sie hatte keine Lust mehr, sich immer wieder abweisen zu lassen. Darren bemerkte dies und lächelte kurz, was seinem Gesicht schlagartig alle Härte und Kälte nahm. "Aber zumindest etwas sollst du heute schon erfahren." Er stand auf und ging zu einem der Fenster. "Komm her und sag mir, was du siehst", sagte er zu Kyrill. Sie folgte seiner Aufforderung und schaute aus dem Fenster. "Ich sehe die Stadt. Häuser, Wolkenkratzer, Straßen, Autos und Menschen." "Falsch", sagte er. "Wunderst du dich denn überhaupt nicht, dass du anscheinend von einem hohen Gebäude herabsiehst, obwohl du dich 14 Etagen unter der Erde befindest?" "Oh..." Daran hatte Kyrill nicht gedacht. "Wir sind hier an einem anderen Ort, als du vermutest. Aber was jetzt am Wichtigsten ist, ist die Tatsache, dass das, was du - und übrigens auch alle anderen Menschen - zu sehen glaubt, in Wahrheit die Matrix ist. Wie in deinem Traum. Ja, ich weiß davon", fügte er bei Kyrills überraschtem Blick hinzu. "Nun, wie in deinem Traum besteht die Welt, wie du sie wahrnimmst, tatsächlich nur aus Daten." Kyrills Augen weiteten sich, während Darren weitersprach. "Ja, du hast richtig gehört, dass, was du glaubst zu sehen, zu fühlen, zu schmecken und zu hören sind eigentlich Computercodes und Daten. Und genau wie in deinem Traum sind sie auch grün." Er schmunzelte, trat vom Fenster weg und zu einem nahestehenden Computer hin und drückte eine Taste auf seiner Tastatur. Daraufhin leuchteten auf dem Bildschirm die bekannten grünen Zahlen auf. "Diese Daten und Impulse werden an dein Gehirn geleitet und von diesem in Bilder umgewandelt. Oder vielmehr ist das bei den meisten anderen Menschen der Fall." Er machte eine Pause. "Die Frauen, die euch verfolgt haben, waren Agenten. Agenten sind Programme, die die Matrix überwachen und "Fehler" und "Abnormitäten" verhindern sollen. "Fehler" sind für sie beispielsweise wir und auch die normalen Rebellen, die gegen die Matrix rebellieren und versuchen, die Menschen aus ihr zu befreien. Die Matrix ist nämlich nur ein Traum, in dem die Menschen sich befinden. Aber dazu später mehr. Wenn du wirklich alles verstehen willst, musst du zuerst wissen, was du bist." "Was ich bin?", fragte Kyrill verwundert. "Ja, was du bist. Wir alle hier - mit Ausnahme von Maeda - sind nämlich anders als gewöhnliche Menschen." "Und warum? Ich finde nicht, dass ich mich von anderen Menschen unterscheide", warf Kyrill ein. Sie war jetzt ziemlich verwirrt. "Nun", sagte Darren, "wir sind halb Mensch, halb Maschine. Genauso wie du, Kyrill. Du bist eine Halb-Maschine." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)