Brothers till the end von MarySae (Sonic & Tails (Brüderlich!) OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 2: Ohne mein Leben -------------------------- Ohne mein Leben Ein bizarres Stöhnen entwich seinem leicht geöffneten Mund. Sein Atem war schwach und seine Lungen begannen schon nach Luft zu schreien. Es schmerzte. Alles brannte. Er brannte. Einen Fuß, vor den anderen. Immer wieder zwang er sich dazu. Nicht stehen bleiben. Bloß nicht ohnmächtig werden! Seine Sicht verschwamm. Seine Umgebung konnte er kaum noch wahrnehmen. Alles war ein wirbelnder Mix aus dunklen Farben. Nur unterbrochen von dem grellen Orange der lodernden Flammen, die den Wald Stück für Stück verschlangen. Der Geruch von brennendem Holz lag beißend in der Luft, sodass jeder kleine Atemzug in seinem Hals kratzte. Wo er war wusste er schon lange nicht mehr. Die Schmerzen vernebelten seine Gedanken. Sein sonst so schlauer Kopf war zu nichts mehr zu gebrauchen. Etwas stimmte mit ihm nicht. Das war ihm schon am frühen Morgen klar gewesen. Und doch hatte er es herunter gespielt. Er hatte sich selber etwas vorgemacht. Sich selbst belogen. Heute war der Tag ihres Picknicks. Sie hatten sich schon seit Wochen darauf gefreut! Alle waren da. Jeden, den er mochte. Den er liebte. Endlich konnte er mehr Zeit mit Sonic verbringen. Seinem großen Bruder. Natürlich hatte er deshalb niemandem gesagt, dass er sich nicht wohl fühlte. Die Tabletten hätten dagegen doch helfen sollen… Ein weiterer Schritt nach vorne und ein ziehender Schmerz kroch seinen Körper hoch; brachte ihn zum Keuchen. Er stöhnte und automatisch fasste seine Hand auf die offene Wunde auf seinem Oberschenkel. Das dunkle Blut an seinen weißen Handschuhen nahm er kaum noch wahr. Die Wunde, sie brannte. Genau wie er. Wieso war das alles nur passiert? Warum hatte Eggman gerade heute entschlossen anzugreifen? Er hatte alles zerstört. Sie waren alle verletzt. Wo waren sie jetzt? Und wo war er? Er machte einen weitern, schwankenden Schritt, doch diesmal siegte sein Körper über seinen Willen. Ein Bein knickte unter seinem Gewicht weg und wie in Zeitlupe sah der Fuchs den verwüsteten Waldboden auf sich zukommen. Unfähig etwas dagegen zu tun. Sein Kopf knallte auf der harten Erde auf und der Aufprall raubte ihm für einige Sekunden das Bewusstsein. Er wollte weinen, doch er konnte nicht. Selbst dafür war er zu schwach. Er war schon zu nah dran, das Bewusstsein endgültig zu verlieren. Mit jeder Sekunde, in der er bewegungslos auf dem Boden lag, wurde es ihm klarer: Er hatte versagt. Sowohl als Kämpfer, als auch als Freund. Wahrscheinlich tobte der Kampf mit Eggman immer noch irgendwo da draußen und was tat er? Der Fuchs musste sich seinem schwachen Körper geschlagen geben! Er konnte nicht helfen. Er hatte es nie gekonnt. Es war still. Nicht einmal mehr das Knistern der Flammen drang bis zu ihm vor. War er vielleicht schon mitten in der Feuersbrunst gefangen? Oder war er dem tödlichen Inferno irgendwie entkommen? Er wusste es nicht. Das Brennen in seinem Körper war alles, was er spürte. Er keuchte. Spürte den kalten Schweiß, der über sein Gesicht rann wie Regen. Kühles, klares Wasser. Er sehnte sich danach. Es würde das Feuer in seinem Inneren lindern. Ihn löschen. Doch er konnte nichts dagegen tun. Es wuchs in ihm heran. Füllte nun seinen ganzen Körper aus. Vermischte sich mit den Schmerzen seiner zahlreichen Wunden. Sein ganzes Ich schien zu verbrennen. „So-nic…“, keuchte er, als eine neue Welle voller Schmerz über ihn heran brach. Er krümmte sich; seine Muskeln zitterten unkontrollierbar, als er sich immer weiter in sich selbst zurück zog. Weg von dem Schmerz, weg von dem Feuer, weg von dem Gedanken an seine Freunde, die er enttäuscht hatte. Die Dunkelheit, in die er fiel, schien ein wahrer Segen zu sein. Je mehr sie ihn umschlang, desto tauber wurde er. Sein Kopf, sein Körper. Er selbst. . „Hey, lil bro! Du hast heute wirklich gut durchgehalten! Ich bin wirklich mehr als erstaunt!“ Tails grinste. Auch, wenn er völlig außer Atem war und jeder Muskel in seinem Körper vor Anstrengung zitterte, hatte er sich selten besser gefühlt. „Danke, Sonic!“, lächelte er und ließ sich erschöpft auf das weiche Gras fallen. Die einzelnen Halme kitzelten seine empfindlichen Ohren, als er in den klaren, hellblauen Himmel hinaufsah. Er rang noch immer nach Luft. Ganz im Gegensatz zu seinem besten Freund. Tails wusste, dass Sonic noch ewig hätte weiterlaufen können, ohne auch nur außer Atem zu kommen. Obwohl er wusste, dass es unmöglich für ihn war, Sonics Kondition zu erreichen, so ärgerte es ihn doch sehr, dass er sich dieser Tatsache geschlagen geben musste. Er wollte besser werden, um mit ihm laufen zu können! Wollte sein Hobby, seine Leidenschaft mit ihm teilen! Er war der einzige, der das konnte! Und trotzdem war er nur ein Klotz am Bein. „Du machst dich jetzt aber nicht wieder verrückt, oder Buddy?“ Tails zuckte zusammen. Ein ärgerliches Seufzen ertönte. Waren seine Gedanken wirklich so offensichtlich? Warum konnte Sonic ihn bloß lesen wie ein offenes Buch? Manchmal war ihre enge Bindung zueinander nicht ganz so praktisch. Mit einer Hand wischte er über seine von Schweiß bedeckte Stirn, als er sich innerlich geschlagen gab. Er wollte ihn nicht anlügen. Das hatte sein Bruder nicht verdient. „Aber Sonic! Nach der kurzen Strecke bin ich völlig außer Atem, und du…!“ Er ließ den Satz in der Luft hängen und starrte weiter stur gerade aus. Er wand sich unter dem Blick seines besten Freundes. „Hey, Kleiner. Machst du dir da immer noch Sorgen drüber? Ich habe es dir schon mal gesagt, aber ich sage es gerne wieder: Ich bin sehr froh, dass ich dich kennengelernt habe!“ Sonic lächelte. „Mach dir nichts draus. So schnell wie ich ist eben niemand. Und das ist gut so. Du wärst ja wahrscheinlich auch nicht begeistert, wenn ich plötzlich am Tornado rumbasteln und dafür sorgen würde, dass er rückwärts fliegt, oder?“ Tails konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Es war einfach unmöglich traurig zu sein, wenn Sonic in der Nähe war. „Du hast immer noch Shadow! Der würde sicherlich liebend gerne mit dir ein Rennen machen“, meinte der Kleine scherzhaft und er hörte Sonic stöhnen. „Tails. Da renne ich lieber mit einem Kaktus um die Wette! Oder wenn es sein muss auch Knuckles.“ Beide brachen in schallendes Gelächter aus. Kleine Lachtränen sammelten sich in Tails Augen, während er versuchte sich wieder zu beruhigen. „Und wo ist da der Unterschied?“, kicherte der Fuchs. „Still sitzen, ohne etwas Sinnvolles zu tun, können beide gut. Und stachelig sind sie auch. Aber der Kaktus hat einen entscheidenden Vorteil: er redet wenigstens nicht.“, gab der blaue Igel als Antwort. Tails atmete tief durch, um sein Kichern zu unterdrücken. „Danke, Sonic.“ . Die Liebe zu dem, der ihm das Leben gerettet hatte. Auf so viele Weisen, dass er es gar nicht mehr zählen konnte. Die Liebe zu seinem großen Bruder war alles, was er immer gebraucht hatte. Mehr hatte er nie gewollt. Sonic war sein Leben. Nur wegen ihm hatte er überhaupt eins. Und dafür würde er ihm immer dankbar sein. . „Sonic!“ Sein eigener Schrei hallte schrill in seinem Kopf wider. Die Attacke hatte ihn genau getroffen! Eine riesige Staubwolke hing über der Stelle, an der sein großer Bruder eben noch gestanden hatte; verletzt. Unfähig, sich zu bewegen. Etwas Kräftiges hielt ihm Arm zurück, als er seinem besten Freund zur Hilfe eilen wollte. „Loslassen!“, flehte er und stemmte sich gegen den festen Griff. „Nein, Tails! Du kannst ihm grade nicht helfen!“ Knuckles’ Stimme ertönte hinter dem Fuchs, doch dieser achtete kaum auf seine Worte. Sein Kopf schien leer. Obwohl er wusste, dass er Sonic vertrauen konnte, hatte ihn die Angst überwältigt. Panik schnürte ihm die Luft ab. Was, wenn er es dieses Mal gar nicht schaffen k o n n t e? Wenn Eggman ihn in eine aussichtlose Falle gelockt hatte? War es wirklich möglich, dass Sonic…? Die Rauchwolke lichtete sich und Tails hörte auf, sich gegen Knuckles zu stemmen. Sein Blick war auf den Krater gerichtet. Sein Herz verkrampfte. „So-nic?“ Ein helles Licht explodierte aus der neu entstandenen Grube und eine wohlige Wärme umgab seinen Körper. Schien ihn einzuhüllen, wie einen schützenden Kokon. Dieses Gefühl… Ein Lächeln schlich sich unter seine Tränen. Wie hatte er nur an ihm zweifeln können? Sein Bruder war nicht irgendwer. Er war Sonic the Hedgehog. Der coolste Held überhaupt. „Als ob das schon reichen würde, um mich klein zu kriegen. Mich kannst du nicht besiegen! Nicht so lange ich Freunde habe, die an mich glauben!” . Er war da. Er war immer für ihn da. Dank ihm hatte er ein Leben, welches er sich nicht einmal erträumt hatte. Es waren die schönsten Jahre seines Lebens. . Erneut entwich ihm ein Seufzen und er ließ sich noch tiefer in die Kissen sinken. Dieser blöde Traum! Er wollte einfach nicht aus seinem Kopf verschwinden! Die Frage, die nun in seinem Kopf klebte wie Kaugummi, nahm sein ganzes Denken ein. Nur noch die Traurigkeit, die er seit dem Aufstehen empfand, schien neben dem einen Gedanken zu existieren. Er wusste die Antwort auf seine Frage, doch das stimmte ihn trauriger, als alles andere in seinem Leben es je getan hatte. „Was ist los, Bro? Warum dieses lange Gesicht?“ Eine Stimme ließ ihn aufschrecken und beinahe wäre er von der Couch gerutscht. „Ah, Sonic.“, meinte der Fuchs leise und zog seinen Körper wieder zurück auf das Möbelstück., „Schon zurück?“ Hatte er nicht gestern gesagt, er wollte einen Ganztagsausflug machen? Aber war es nicht erst Mittag? Sein Freund zuckte nur mit den Schultern und ließ sich neben ihn auf die Couch hab ich mich nicht getäuscht. Also sag schon was los ist!“ Wieder ein Seufzen. Sollte er es ihm wirklich erzählen? Die Antwort, die er bekommen würde, jagte ihm schon jetzt einen eiskalten Schauer über den Rücken. Doch er wusste wie beharrlich Sonic sein konnte, wenn es um so was ging... „Glaubst du, dass wir bald getrennte Wege gehen werden?“ Die Stille, die sich dann über die beiden legte, war für den Fuchs nur schwer zu ertragen. Obwohl Tails nicht in Sonics Richtung sah, konnte er seine Verwirrung beinahe riechen. In seinem Kopf malte sich der Fuchs schon die wildesten Szenarien aus, wie Sonic wohl reagieren könnte, doch wie immer schaffte der Igel es, ihn zu überraschen. „Ja, das ist sehr wahrscheinlich.“ Bei der Antwort zog sich Tails Inneres unangenehm zusammen. In seiner Brust stach es schmerzhaft und in seinen Augen brannten kleine Tränen. Das war die Antwort, vor der er sich so gefürchtet hatte. „Du bist ganz anders als ich, Tails. Du möchtest lernen und mit deinen Erfindungen die Welt verändern. Ich hingegen suche das Abenteuer, die Freiheit. Ich strenge meinen Kopf nur an, wenn es unbedingt sein muss.“ Das war typisch Sonic. Trotz seiner schlechten Launen konnte Tails sich ein Lächeln nur schwer verkneifen. „Ja, du hast recht.“, brachte der Fuchs leise hervor. Aber er wollte nicht, dass es soweit kam! Sonic hatte ihm dieses Leben überhaupt erst geschenkt! Ohne ihn hätte er nie gelebt! Was sollte er also ohne seinen großen Bruder machen? Wieso mussten sie sich trennen? Nur wegen seiner Intelligenz? War es schon wieder sein Kopf, der ihm alles nahm, was ihm etwas bedeutete? „Aber das werde ich nicht zulassen.“ Tails schreckte hoch, als sich ein Arm um seine Schultern legte und ihn zur Seite zog. Plötzlich spürte er das warme Fell seines Bruders im Gesicht, als dieser ihn fest an sich drückte. So wie er es früher oft getan hatte. „Ich werde nicht zulassen, dass wir uns trennen. Ich bin viel zu selbstsüchtig, um dich gehen zu lassen. Ohne meinen kleinen Bruder, könnte ich keinen Tag überstehen. Ohne mein Herz kann ich nicht leben.“ Tails Augen weiteten sich. Heiße Tränen rannen ihm über die Wangen, als er die Worte seines Bruders verstand. Sonic, der nie groß seine Gefühle zeigte und noch seltener darüber sprach, schüttete ihm gerade sein Herz aus. „Sonic…“, flüsterte er und schlang seine Arme um Sonics Nacken. Die Hände, die auf seinem Rücken lagen, drückten ihn fest an seinen großen Bruder. „Hehe, ich bin nicht gut was diese ganze Gefühlsduselei angeht.“ Die Scharm, die sich in seiner Stimme spiegelte, brachte den Fuchs zum Lächeln. „Ich will nur, dass du weißt, dass ich immer dahin gehe, wo du hingehst.“ Tails wusste in diesem Moment mehr denn je, dass er seinem Herzen nicht entfliehen konnte. Und er wollte es auch gar nicht. Man kann nicht leben ohne sein Leben. „Ich werde nirgendwo hingehen.“ . Immer weiter glitt er in die Dunkelheit. Selbst seine Gedanken und Erinnerungen schienen plötzlich weit entfernt. Sein Blick trübte sich. Die wirbelnden Farben verschwanden. Das Fieber übernahm die Kontrolle. Er verlor das Bewusstsein. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Er fühlte dumpf, wie sich seine Muskeln bewegten. Etwas schien ihn wieder an die Oberfläche zu ziehen, weg von der tauben Dunkelheit und im ersten Moment wehrte er sich dagegen. Er wollte nicht zurück. Nicht wieder Schmerzen und diese unerträgliche Hitze spüren. Er wollte nicht wieder den eigenen Gefühlen ausgeliefert sein. Und doch… Etwas brachte ihn dazu gegen seinen eigenen Fluchtinstinkt zu kämpfen. Diese eine Stimme, die ihn rief… „-ails!... Tails! Wach doch auf! Tails!“ Er kehrte zurück. Tauchte langsam wieder auf. Das Drücken der harten, steinigen Oberfläche des Bodens war verschwunden und stattdessen fühlte er etwas ganz anderes. Etwas Weiches und angenehmes. Eine Wärme, die er seit Jahren kannte… und liebte. Er wollte seine Augen öffnen; zwang sich regelrecht dazu und ein kleines, kaum wahrnehmbares Lächeln huschte über seine Lippen. Auch, wenn er ihn nur verschwommen sah, wusste er sofort, dass nur er es sein konnte. Seine Berührung, seine Stimme, seine Wärme. „Sonic…“, hauchte er, als er endlich sein Gesicht sehen konnte. Smaragdgrüne Augen blickten ihm entgegen. Das Glänzen, welches sonst immer in ihnen funkelte, war einer harten, sorgenvollen Miene gewichen. Zahlreiche Schrammen zogen sich über sein Gesicht und den Teil des Körpers, den der kleine Fuchs sehen konnte. Was war bloß passiert, während er weg war? „Tails! Tails, Buddy! Bist du okay? Was ist los? Du glühst ja!“ Seine Stimme war dumpf und voller Sorge. Selbst so etwas wie Angst schlich sich in seine Worte. „Sonic… Sind alle… okay?“ Er überging seine Fragen und stellte die Eine, die ihm so auf dem Herzen lag: Wie viel hatte er kaputt gemacht? Sonics Augen weiteren sich für den Bruchteil einer Sekunde, ehe er sich wieder fangen konnte und sich ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht breit machte. „Glaubst du etwa, wir lassen den alten Baldy McNosehair gewinnen?“, meinte er scherzhaft, doch Tails konnte sehen, dass das Lächeln nicht seine Augen erreichte. „Mach dir keine Sorgen. Es ist nichts passiert, was wir nicht wieder hinkriegen könnten. Aber mir…“, fügte er noch leise hinzu, „geht es erst wieder gut, wenn ich weiß, dass du in Sicherheit bist, lil bro.“ Tails nickte kraftlos. Es gab nichts, was er darauf antworten konnte. Dafür kannte er Sonic viel zu gut. Er fühlte, wie sein Körper in die Luft gehoben wurde und er im nächsten Moment das warme Fell seines Bruders im Gesicht spürte. Er hörte seinen Herzschlag. Das Feuer ebbte ab. Es fiel ihm viel leichter, es zu vergessen. Der vertraute Wind, der an ihm vorbei zog, vertrieb die Sorgen und Schmerzen aus seinem Körper. Er hatte plötzlich keine Angst mehr. Die Person, der er am meisten vertraute, war hier. Er lag hier in seinen Armen. In diesem Moment wusste er: Er würde alles überstehen. Nichts und niemand würde ihn bezwingen. Nicht, so lange es seinen großen Bruder gab, der auf ihn aufpasste. Der ihn liebte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)