Das Gesetz der Krieger von Akio21 ================================================================================ Kapitel 8: Hinapelz ------------------- Rayapelz strich einige Male um Narupfote herum. „Sehr interessant, ja wirklich. Und sehr hübsch. Wie schade.“ „Äh, wie?“ Tsukralle schien genervt zu sein, sie verließ wortlos den Bau. Sie wirkte überhaupt nicht wie eine Älteste. Im Gegenteil. Bisher war sie die einzige Katze hier, mit der Narupfote sich auf keinem Fall anlegen würde und wollte. Das sagte ihm sein Instinkt. Rayapelz seufzte. „Zu schade, das du ein Kater bist,“ und ließ sich vor ihm auf den Bauch fallen. „Los, ich glaube, ich habe Zecken.“ Mit seinen Pfoten durchsuchte Narupfote das Fell von Rayapelz. „Und – woher kennst du meinen Vater? Ich meine, ich kenne ihn nicht. Du sagst, ihr kennt ihn alle?“ „Mit alle meinte ich mich.“ „Dich? Und woher weißt du, wer mein Vater ist?“ „Ganz einfach. Ich weiß alles.“ Verrückter Kater, dachte Narupfote und beschloss, nichts weiter auf Rayapelz Gerede zu geben, stattdessen entdeckte er eine Zecke. Sie war gut sichtbar in dem weißen Fell. „Ich hab eine,“ rief Narupfote. „Und jetzt? Soll ich sie abbeißen?“ „Um des Sternenclans willen nein, geh zu Hinapelz und lass dir Mäusegalle geben.“ „Ähm...“ „Na los, Junge, worauf wartest du?“ fragte Rayapelz. „Wer ist Hinapelz? Und wofür die Mäusegalle?“ fragte Narupfote. „Hm, du musst noch eine Menge lernen, wie? Hinapelz ist unsere Heilerkatze. Sie weiß schon, was du mit Mäusegalle meinst. Nun geh schon,“ Rayapelz wurde ungeduldig. Narupfote schnaubte und trabte davon. Unterwegs stieß er fast mit Sakupfote zusammen. Sie beschimpfte ihn, aber Narupfote hörte nicht hin. Vermutlich war sie nur schlecht gelaunt, weil sie die Betten der Ältesten erneuern musste. Als sich Narupfote in der Mitte des Lagers befand, sah er sich um. Die einzige Katze, die er kannte, und die ihn nicht ganz so misstrauisch ansah, war Shinopfote. Also ging er auf ihn zu. „Was willst du?“ wurde Narupfote von Shinopfote gefragt. „Weißt du vielleicht, wo Hina – äh – die Heilerkatze ist?“ „Warum? Fühlst du dich nicht wohl?“ „Doch, doch. Mir geht’s prima.“ Das war irgendwie gelogen. Trotzdem, Narupfote war auch neugierig. „Kann sie wirklich heilen?“ „Selbstverständlich. Ich seh schon, du willst mehr wissen. Wieso nicht, ich erkläre es dir. Eine Heilerkatze kennt alle Kräuter des Waldes und weiß wozu sie gut sind. Natürlich kennt sie auch giftige Kräuter, mit denen man Hauskätzchen wie dich umbringen kann,“ Shinopfotes Stimme wurde leiser. Er klang nicht gehässig, eher so, als würde er einem Jungen eine Horrorgeschichte erzählen. Trotzdem musste Narupfote schwer schlucken. Das klang schon sehr nach einer alten Hexe. „U..und wo wohnt die Hexe ähm die Heilerkatze?“ stotterte er. Shinopfote hob die Pfote, als Zeichen, dass er nicht unterbrochen werden wollte. „Jeder Clan hat eine Heilerkatze. Sonst wären wir aufgeschmissen. Überhaupt kein Clan.“ „Oh, so wichtig ist sie?“ Narupfote war beeindruckt. Shinopfote nickte bestätigend. „Sie kann nicht nur heilen, sie empfängt auch Botschaften des Sternenclans.“ „Das höre ich immer wieder, der Sternenclan. Gibt es den überhaupt?“ „Selbstverständlich,“ Shinopfote war sichtlich entrüstet. „Du wagst es doch nicht etwa zu zweifeln?“ Narupfote wagte das. Aber sagen würde er das jetzt nicht. Er hatte genug Feinde hier. „Also, wo finde ich sie?“ fragte er stattdessen. Shinopfote deutete mit dem Schwanz auf ein Gebüsch. „Dort.“ „Da im Gebüsch?“ vergewisserte sich Narupfote. „Blödmann, dort ist ihr Bau.“ „Sie hat einen eigenen Bau? Ganz für sich alleine? Genau wie der Anführer, wie Gelbstern?“ Shinopfote nickte wieder. „Sie ist genauso wichtig wie Gelbstern.“ „Hm.“ Narupfote war sich nicht ganz sicher, ob er Shinopfote glauben konnte. „Okay, danke Shinopfote.“ Der nickte nur selbstzufrieden und stakste davon in Richtung Frischbeutehaufen. Narupfote sah ihm nach. „Entweder er hat noch nichts gefressen, oder er ist ...“ Sein Magen knurrte. „Ich bin auch hungrig.“ Narupfote wartete bis Shinopfote sich einen Vogel genommen hatte und im Schülerbau verschwand. Dann ging er selbst zum Frischbeutehaufen. Es störte ihn, dass er selbst nichts zur Beute beigetragen hatte. Aber er musste dennoch bei Kräften bleiben. Also schnappte er sich eine Maus und schluckte sie mit zwei Bissen runter. Dann kam ihm die Idee, dass er Hinapelz etwas mitbringen könnte. Er beschnüffelte die Beute genau, und entschied sich dann für ein kleines Kaninchen. Wer das wohl erwischt hatte? Egal, er packte es im Nacken und lief zum Heilerbau. Ratlos stand er vor dem Gebüsch. Rufen konnte er nicht, mit der Beute im Maul. Er streckte den Kopf durch das Gebüsch und zuckte überrascht zusammen. Vor ihm lag ein großer Bau. Die Kühle des Sandes und viele fremde und gute Gerüche strömten ihm entgegen. Wahnsinn, er fühlte sich plötzlich wohl und irgendwie geborgen. Dann sah er sie. Ihre Augen funkelten gütig und silbern. Und ihr Pelz war kurz und pechschwarz. Hinapelz hatte bemerkt, das jemand den Bau betreten hatte. Geschmeidig ging sie ihm entgegen. Den Geruch der Kräuter die sie hatte, konnte sie genau auseinander halten. Der Geruch der Katze die gekommen war, war ein fremder Geruch. Vielleicht ein verletzter Streuner? Nein, Streuner rochen anders. Dieser – roch sehr edel. Und er hatte etwas zum Fressen dabei. Ihre Schnurrhaare zuckten und dann sah sie ihn. Strahlend blaue Augen sahen direkt und offen in ihre. Selbst im Dunkeln konnte sie erkennen, das sein Fell länger war, als das der anderen Clankatzen und von der gleichen Farbe wie das von Gelbstern. Er ist sein Sohn, schoss es ihr durch den Kopf. Aber mehr noch als das alles faszinierte sie seine Aura. Ein Ritter in goldener Rüstung. So kam er ihr vor. Es war der gleiche Kater. Der Gleiche, den sie im Traum gesehen hatte. Plötzlich schlug ihr Herz schneller und sie wurde unsicher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)