Wummi von Sira_Cunningham ================================================================================ Kapitel 1: Ich liebe dich ------------------------- Weißt du noch, wie Yvonne dich damals zu mir brachte? Du warst so klein, du konntest auf meiner Handfläche sitzen. Ich hab dich vom ersten Moment an geliebt. Du warst so klein. Viel zu klein. Du hättest deine Mama noch gebraucht, aber sie war nicht mehr da, also hast du von diesem Moment an zu mir gehört. Dann der Moment, als ich dich allein lies. Ich wollte mich nicht um dich kümmern, hab nur an mich gedacht. Es war mir egal. Ich wollte lieber zu meinen Freunden. Dann warst du weg. Einen ganzen Tag lang haben wir Zettel in unserem Dorf aufgehängt, mit der Aufschrift „Kater entlaufen. Ca. 6 Wochen alt, schwarzes Fell, gelbe Augen, kleiner weißer Punkt auf der Brust“. Wir sind von Tür zu Tür gelaufen, haben an hunderten von Türen geklingelt, mit den Menschen dahinter gesprochen. Keiner wusste, wo du bist. Als es schon zu dämmern begonnen hatte, klingelten wir an einer Tür und der Mann sagte uns, dass ein kleiner Kater hinter einigen Menschen hergelaufen ist, die zu einem Fest im Sportheim unterwegs waren. Ein Kind hatte versucht dich anzuzünden. Andere haben dich mit Milch gefüttert. Ein Mann, der zur freiwilligen Feuerwehr gehörte hatte dich ins Tierheim gebracht. Zuerst lies ich mir die Adresse des Jungen geben, der dich hatte anzünden wollen. Wäre Yvonne nicht dabei gewesen, hätte ich an diesem Tag eine Anzeige wegen Körperverletzung gekriegt. Am nächsten Tag haben wir dann die Schule geschwänzt und sind zusammen ins Tierheim gefahren um dich zu holen. Durch einen vorhergegangenen Anruf wussten wir, dass wir 75€ bezahlen müssen, wenn wir dich mitnehmen wollen. Nachdem wir mit dem Bus in Kaiserslautern angekommen waren, sind wir zuerst zu der Gaststätte gelaufen, die meinem Cousin gehörte um uns von ihm 100€ zu leihen. Danach mussten wir den Weg zum Tierheim finden. Wir sind eine Mal quer durch ganz Kaiserslautern gelaufen, bis wir endlich da waren. Dann hatte ich dich endlich wieder. Du hast direkt geschnurrt und dich von mir streicheln lassen. Von Vorwurf keine Spur. Als ich wieder zu Hause war, hatte ich erst Mal eine Auseinandersetzung mit meiner Mutter, weil diese dich nicht bei uns behalten wollte. Wir können uns keine zweite Katze leisten hat sie gesagt. Ich hab sie davon überzeugt, dass du zu mir gehörst. Durch die Milch, die die Leute aus unserem Dorf dir gegeben hatten bist du krank geworden. Du warst wochenlang krank, hast kaum noch gefressen, bist immer dünner geworden. Ich dachte damals, du könntest das einfach nicht überleben. In dieser Zeit hast du oft auf meinem Dekolletee gelegen und geschlafen. Mein Herzschlag hat dich beruhigt. Wenn das mal nicht ging, weil ich in die Schule musste, hab ich dir eins meiner getragenen Oberteile in dein Körbchen gelegt, damit du schlafen kannst. Entgegen meiner Vermutung, du könntest das nicht überleben, hast du dich wieder erholt. Es ging dir besser und du wurdest zu einer lieben, anhänglichen Katze. Du konntest nicht richtig miauen, es kam immer nur ein Krächzen. Du konntest den Lichtpunkt eines Laserpointers einfach nicht sehen, sogar wenn er direkt vor dir auf dem Boden war. Du hast Wasser geliebt und hattest so viel Freude daran, bei mir unter der Dusche zu stehen. Du warst immer bei mir. Ich hab Drogen genommen, alles verbockt was ich nur verbocken konnte. Die Polizei war bei mir daheim und hat mein Zimmer nach Drogen durchsucht. Ich wäre damals fast ins Gefängnis gekommen. Alle waren gegen mich, am meisten ich selbst, aber du warst da. Du hast mich bedingungslos geliebt, ganz egal was ich getan hatte. Sobald ich zu Hause angekommen war, bist du von irgendwo her angelaufen gekommen, um mich schnurrend und krächzend zu begrüßen. Mein kleiner Idiot. Mein kleiner Dummschädel. Heute ist der 19. Mai 2013. Heute bist du gestorben und ich war nicht Mal bei dir. Ich werde mir nie verzeihen, in den letzten Stunden deines Lebens nicht bei dir gewesen zu sein. Niemand wird jemals auch nur ahnen können, was für ein Loch dein Tod in mein Leben gerissen hat. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr du fehlst. Mir fehlst. Ich liebe dich und werde dich niemals vergessen, mein Baby. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)