Der Müllersohn von KeiKirjailija ((Klaine AU Fanfiction)) ================================================================================ Kapitel 5: Unter einer Linde ---------------------------- Die Zeit steht nie auf der Seite des Einzelnen. Da ist es nicht verwunderlich, dass wir, wann immer sich uns die Gelegenheit dazu biete, sie auch ergreifen, gegen die Zeit zu spielen. Unbelehrbar, dass wir niemals vollständig siegen können, genießen wir die kleinen Siege, die sie uns in aller Gnade zugesteht. Auch wenn es die letzte Nacht in Freiheit ist, auch wenn es kein Tag zu feiern ist, so nutzen wir sie, als wäre es der beste Moment im Leben. Und das, obwohl es einen Abschluss und eine Niederlage einleitete. Eine Niederlage gegen das Schicksal, denn man entkommt der Zeit nicht. Und wenn man heiraten muss, um sein Land zu retten, dann kann auch wahre Liebe einen nicht bewahren und eine Nacht Flucht zu dieser Liebe macht nichts besser. Ein kurzer Sieg trübt den Verlust und macht den Abschied von den Träumen nur noch dunkler… Es war tiefschwarze Nacht, als Blaine am Schloss ankam. Er brachte sein Pferd in den Stall und kümmerte sich persönlich darum, dass es noch etwas zu Essen bekam, nach der Aufregung in dieser Nacht. Danach machte er einen kleinen Spaziergang durch den Schlosshof. Er sah auch noch bei Sebastian Licht brennen und er hörte laute Geräusche. Die Feier war noch in vollem Gange, aber der Prinz wollte sich diesen Geburtstag nicht noch ruinieren lassen. Und so machte er einen großen Bogen um das Gebäude. Er glaubte noch sehen zu können, wie Jeff und Nick ordentlich angetrunken und stark in einander verschlungen nach draußen kamen, aber es bestärkte Blaines Schritte nur zu seinem Zimmer. Und am nächsten Morgen war der Prinz hellwach und ausgeschlafen, was man nicht von allen Personen im Schloss und Umland sagen konnte. Einige Zeit saß Blaine allein im Schlossgarten nahe den Ställen, dort wo er Kurt am Vorabend gefunden hatte. Dann kam jemand zu ihm, aber wach sah er nicht unbedingt aus. Mit einem leichten Lächeln blickte Blaine ihn an. „Gestern war eine lange Nacht?“ Jeff gähnte herzzerreißend, bevor er sich auf die Bank fallen ließ. Lange sah er dort auch nicht, er sprang wieder auf und seufzte sehr. „Eine lange Nacht… Sebastian hat sich selbst übertroffen… Das Einzige, was fehlte, das warst du!“, meinte er dann und legte den Kopf schief, „Sebastian war ziemlich wütend… Ich will nicht wissen, wie sein Haus aussieht…“, er seufzte, „Ich meine… Ich kann ihn auch nicht leiden, aber du hast ihn ziemlich hängen lassen… Ich hoffe, es hat sich wenigstens gelohnt… Hast du was dafür bekommen?“ Blaine seufzte schwer und fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht. „Ich weiß, ich hätte auftauchen sollen… Aber… Weißt du… Ich war bei ihm. Ich habe ihn nach Hause gebracht und mit ihm und seinem Vater zu Abend gegessen und dann…“ Grinsend sah Jeff ihn an: „Und dann bist du erst im Morgengrauen nach Hause gekommen, weil du die Nacht beschäftigt warst?“, fragte er mit einem zweideutigen Ton und versuchte erneut sich hinzusetzten; mäßig erfolgreicher. „Nein“, sagte der Prinz, „Es… Es ist nichts passiert. Ich war einfach nur am Abend noch bei ihm… Und ich hatte keine Lust, mich nach so einem schönen Abend noch von Sebastian angraben zu lassen.“ „Es ist nichts passiert?“, fragte Jeff sofort geschockt, doch kurze Zeit darauf nickte er leicht, „Ich hätte es mir denken können bei dir…“ Der Prinz schloss die Augen. „Was soll ich tun? Ich liebe dich, lass uns sündig sein, aber in nicht einmal einer Woche bin ich höchstwahrscheinlich verheiratet, war aber wirklich nett mit dir?“, meinte er und sah den Heiler neben sich ernst an, „Ich meine… Ist es nicht furchtbar egoistisch? Selbst… Wenn ich mir es so sehr wünsche Zeit mit der Person zu verbringen, der ich nun mein Herz geschenkt habe… Du weißt in welcher Lage sich unser Lang befindet… Und es geht hier nicht nur um die Stadt. Es geht um das gesamte Land. Ich kann es nicht im Stich lassen, ich werde die arrangierte Ehe meines Vaters eingehen um mein Volk zu retten… Ich würde auch lieber den Mann haben, den ich liebe… Aber es geht nicht. Und dann… sollte ich uns beiden auch nichts vormachen. Es wäre egoistisch und falsch…“ „So wie das, was Nick und ich tun…“, warf Jeff ein und zuckte mit den Schultern, „Prinz… Ich sage ja nicht, dass es richtig ist, so… unmoralisch zu handeln… Aber du bist dabei dein Leben wegzuwerfen. Nun ja zumindest deine Liebe dafür, dass dein Volk sicher ist. Ist das nicht der richtige Zeitpunkt um egoistisch zu sein? Ich meine… Ist das nicht der Moment, in dem du dich einmal nur gut fühlen solltest?“ Mit einem leichten Lächeln betrachtete Jeff seinen Prinzen und seufzte erneut. „Ich wünschte, du könntest ihm einfach einen Antrag stellen, heiraten und glücklich sein… Aber ich fürchte dein Mehljunge besitzt nicht die Armee, die wir brauchen… Trotzdem… Er sollte wissen, wie viel du für ihn empfindest… Meinst du nicht auch?“, fragte er noch einmal nach und er schien damit etwas in Blaines Kopf bewegt zu haben, denn der junge Prinz faltete seine Hände in seinem Schoß und schien ernsthaft nach zu denken. Immer wieder nickte er leicht, murmelte unverständliche Worte vor sich hin. Es war eine ausweglose Situation. Aber es schienen genau diese zu sein, die die Liebe bevorzugte… Es sah beinahe so aus, als würde dem Prinzen eine Idee gekommen zu sein und er wollte sie auch aussprechen, da kam noch jemand auf sie zu. Mit schnellen und wütenden Schritten wie eh und je. Erstaunt hoben die anderen beiden ihre Köpfe, da begann er schon zu wettern. „Sieh an, wer doch noch Heim kommt!“, sagte Sebastian erbost und sah Blaine wütend an. „Spricht man so mit seinem Prinzen?“, versuchte Jeff noch zu stacheln, aber er bekam einen sehr bitteren Blick ab. Leider blieb es für ihn auch nicht dabei. „Ruhe auf den billigen Plätzen!“, schnauzte der Taktiker ihn an, „Ich habe gestern Dinge gesehen, die du mit einem gewissen Ritter getan hast, von denen du mit Sicherheit möchtest, dass sie im Geheimen bleiben. Also Ruhe oder Unterstützung!“ Der Heiler schluckte: „Ich bin ruhig…“, murmelte er nun auch etwas bitter. Blaine seufzte schwer und stand langsam auf: „Sebastian… Es tut mir wirklich leid, aber… Ich habe es dir vorher schon gesagt, dass ich es unglaublich nett finde, dass du diese Feier für mich gibst, aber… Ich das wirklich nicht wollte. Es tut mir leid…“ „Ach halt den Mund! Ist mir doch gleich! Aber sei dir sicher Prinz… So geht man nicht mit seinem Volk um! Und du wirst dich noch umsehen“, schwor er ihm wütend, „Es war deine Verpflichtung auf dieser Feier zu sein und du hast sie einfach so gemieden! Und das wird ein Nachspiel haben!“ „Erstens ist es nicht meine Verpflichtung und ich gehe liebend gern auf jede Feier, die nicht den einzigen Anlass verfolg mich ins Bett zu bekommen“, begann Blaine nun auch etwas aufgebrachter und trat langsam an seinen Freund heran, „Und zweitens siehst du nicht so aus, als wärst du den ganzen Abend tottraurig gewesen. Und wenn du schnell Trost gefunden hast, kann es kein so großer Misserfolg gewesen sein“, merkte er ein wenig gereizt an und verdrehte die Augen, „Es ist nicht meine Pflicht mich von dir flachlegen zu lassen. Das sollte dir bewusst sein, wo du doch alle Regeln so gut auswendig kannst!“ Der Taktiker schnaubte und verdrehte die Augen: „Ich habe auch dich gewartet… Bis tief in die Nacht rein… Nur weil ich noch jemanden gefunden habe, heißt das nicht, dass du dich nicht schuldig fühlen musst!“, meinte er und versuchte den Kragen seines Nachthemdes zu richten, was sich als schwierig erwies, da es an einer Seite eingerissen war „Nur damit du es weißt: Ich fühlte mich auch schuldig und ich weiß, dass ich da sein hätte sollen. Es tut mir leid, aber was du mir vorwirfst ist untragbar…“, erwiderte Blaine und schüttelte denn leicht den Kopf. „Untragbar sagt er“, murmelte Sebastian beleidigt vor sich hin, wie er sich an dem Prinzen vorbeidrängelte, „Du wirst noch sehen!“ „Wo willst du hin?“ „Ich brauch meine Ruhe!“, fuhr er ihn weiter an. Blaine atmete schwer durch, bevor er sich doch noch einmal zu Sebastian umdrehte: „Wenn ich du wäre, würde ich so nicht unter Leute gehen. Du siehst wirklich schlimm aus!“, rief er ihm hinterher, aber er bekam nur eine Beleidigung von seinem Taktiker. Seufzend ließ er sich wieder auf die Bank sinken. „Ich sollte mich wirklich um meine Sachen kümmern, oder?“ Sebastian sah wirklich nicht gut aus. Die Unterwäsche saß noch richtig am Körper, aber das war es dann auch schon. Das Nachthemd war vollständig ruiniert, der Kragen zerrissen, der Stoff mit Erde, Wachs und Blut beschmutzt und der Geruch von Alkohol und Rauch haftete ihm an. Ähnlich fühlte sich der junge Mann auch, sein Körper hatte kaum Wasser gesehen, aber er brauchte Ruhe und frische Luft… Sein Kopf wollte explodieren, jedes Geräusch klang so viel lauter, aber man hatte aus dem Chaos in seinem Haus entgehen wollen und all den Gedanken. Ganz zu schweigen von denen, die noch in und neben seinem Bett lagen. Er musste raus und es war ihm egal, wer ihn so sehen würde. Außerdem trat er in den Wald, die frische Luft würde ihm helfen und wer würde ihn schon sehen? Wenn dann nur das einfache Volk… Bauern… Und die hatten keinen Geschmack, also konnte es einem auch gleich sein, was sie über einen dachten. Sebastian war das schon immer egal gewesen. Langsam schritt er durch den Wald. Es war früh am Morgen, keine Seele war auf den Beinen, er hörte Vögel, aber die verzogen sich ziemlich schnell, als sie ihn hörten. Das war auch besser. Der Adelige wollte nach dem Tag und mehr noch dieser Nacht keine Gesellschaft. Müde ließ er sich auf einem Stein an einem kleinen Fluss nieder und atmete tief durch. Die Welt drehte sich doch ein wenig. So schlimm war es noch nie gewesen, aber er hatte auch noch nie den Frust ertränkt, dass Blaine nicht einmal aufgetaucht war! Es war nun nicht so, dass er verliebt war, aber Verlieren tat immer weh. Und nun war es mehr als nur schmerzvoll auf dem Boden aufzuschlagen. Dass das nicht nur ein Gefühl, sondern auch noch Realität werden sollte, merkte Sebastian einige Zeit später. Denn ohne Vorwarnung sprang ein Hirsch neben ihm aus dem Dickicht, sprang gleich weiter über den Fluss. Auf halben Weg jedoch traf ein Pfeil ihn im Hals. Und ein weiterer Pfeil schlug in seinen Körper und nicht weit hinter dem Fluss ging das Tier zu Boden. Vollkommen überrascht, war Sebastian vom Stein auf dem Boden gestürzt war und die Szene nur vom Boden aus hatte sehen konnten. Wenigstens lag er dort so, wie er sich fühlte. Ziemlich am Grunde… Einen Moment später, gerade als er sich auf den Stein stützte und aufrichten wollte, kam ein junger Mann aus dem Wald. Den Bogen hatte er auf dem Rücken und mit einem leichten Lächeln betrachtete er das Tier. Dann jedoch bemerkte er Sebastian und eilte sofort zu ihm rüber. Der Adelige konnte sich nicht mal dagegen wehren. „Oh ihr Götter… Ist Euch etwas zugestoßen?“, fragte er besorgt und sah ihn aus großen Augen an, „Ihr seid verletzt! All das Blut… Keine Bewegung… Ich habe Medizin dabei…“ „Ich bin nicht verletzt“, fauchte Sebastian ihn an und stand schnell auf, „Siehst du?“, er hielt ihm seine Hände hin, „All die Wunden sind schon verheilt. Sie sind von gestern Nacht!“ Der Andere erhob sich mit ihm und griff nach seiner Hand, auch wenn Sebastian sich noch mehr dagegen wehrte: „Lass mich los!“ „Die Wunden sind vielleicht nicht frisch, aber sie sind nicht richtig behandelt worden…“, erwiderte der junge Mann und sah den Fremden an, „Wartet… Ich habe Kräuter, die Euch helfen können… Ich will euch doch nur helfen.“ „Ich brauche keine Hilfe!“, fauchte Sebastian und blickte den Anderen wütend an. Doch dieser schüttelte den Kopf: „Doch… Ihr wollt keine Hilfe, aber… Ihr braucht sie… Es dauert nur wenige Augenschläge…“, und dann hatte er bereits nach dem kleinen Beutel gegriffen, den er an einem Gürtel trug. Er holte ein paar gemahlene Kräuter hervor und verteilte sie auf den Schnittverletzungen an Sebastians Armen. Vorsichtig legte er ein paar Lindenblätter darüber und verband sie notdürftig mit einem dünnen Faden. „Es wird um einiges besser verheilen… Und wenn Ihr Euch damit besser fühlt, müsst Ihr mir auch nicht danken“, sagte der Fremde und lächelte Sebastian an, wie er sich leicht von ihm löste und zu dem toten Hirsch herüber trat. Neugierig beobachtete der Adelige ihn, denn der Andere schien kurz zu beten, bevor er versuchte das schwere Tier davon zu tragen. Da erst fiel dem Taktiker das Wappen auf, dass der Fremde an seinem Bogen trug. „Du bist nicht von hier, richtig?“, fragte er ernst nach. Erstaunt sah der Fremde auf und seufzte. „Nein… Nicht direkt…“ „Das ist das Wappen der Westburg. Was suchst du in unseren Wäldern?“, ging Sebastian sofort nach und sah ihn finster an, „Sprich! Du bist nicht erlaubt hier zu sein… Erst recht nicht zu wildern! Was sucht ihr hier? Antworte!“, sofort hatte Sebastian ein Messer aus seinem Schuh gezogen. Die einzige Waffe, die er besaß und es war ziemlich offensichtlich dass er ansonsten vollkommen unbewaffnet war, aber er war sich sicher, dass er diesen Jüngling vor sich auch nur mit dem Messer zu Boden bringen könnte. Dieser hob gleich die Hände und trat einen Schritt zurück. „Es… Es war nicht meine Absicht jemanden zu stören… Bitte…“, er schluckte leicht und sah auf den toten Hirsch herab, „Ich wollte eure Wälder nicht leerrauben… Es ist nur… Wir wurden hierher gesendet… Meine ganze Familie… Und die Nahrung wird knapp. Meine Geschwister haben Hunger… Wir haben Frauen unter uns… Bitte, ich will niemanden etwas Böses… Ich will nur meine Familie und die Anderen ernähren… Ich bitte Euch!“ „Was bedeutet dieses… `wir`?“, fuhr der Taktiker ihn an, „Wie viele seid ihr? Warum seid ihr hier und was wollt ihr?“ „Ich… Ich kann Euch nicht genau sagen… warum wir hier sind“, begann der Angesprochene und seufzte, „Prinz Hunter schickte uns hier her… Wir sind nicht viele… Sieben Familien, keine Soldaten… Einfaches Volk… Er schickte uns hierher um hinter der Grenze ein Lager aufzuschlagen. Wir wollen niemandem etwas Böses… Wir sind kaum bewaffnet, ich bitte Euch! Ich will niemandem etwas tun, ganz gleich auf welcher Seite er steht… Ich will nur meine Familie und die anderen Kinder und Frauen ernähren… Bitte, Prinz Hunter hat uns vergessen… Er unterstützt uns nicht mehr, wir sind auf uns alleingestellt und wir können nicht zurück… Bitte, ich will nur das Fleisch mitnehmen… Nichts sonst und ich möchte niemanden verletzten oder etwas Schlechtes tun… Nur dieser Hirsch und ich werde nie wieder so dicht an Eurer Stadt wildern, versprochen!“ Sebastian hielt sich den Kopf, er hörte aufmerksam zu und versuchte es zusammen zu fügen. Mit einem Mal bekam er große Augen. „Prinz Hunter plant eine Station für seine Soldaten hier…“, murmelte er und starrte den Anderen an, „Er will dass ihr ein Lager aufbaut und seine Soldaten unterstützt, wenn sie hier einmarschieren, ihr sollt sie bekochen und ihnen Betten leihen, bevor sie angreifen…“, murmelte er und starrte ihn an. „Ich bitte Euch… Ich halte das auch nicht für richtig, aber… Wir haben Kinder unter uns… Sie müssen etwas essen… Ich verspreche es Euch, ich will keine Soldaten damit ernähren… Meine Familie…“, die Tränen stiegen ihm in die Augen. Doch Sebastian hielt das Messer hoch. „Verschwinde… Und damit kannst du froh sein! Ich lasse dich gehen. Aber keinen weiteren Blick auf das Wild. Was in diesem Wald erlegt wird, ist Eigentum König Maxwells! Also geh oder du wirst es bereuen!“ „Bitte…“, doch es brachte nichts. Da hob der fremde seinen Bogen und richtete ihn auf Sebastian. Ernst sah er ihn an, doch seine Hände zitterten leicht. Ein Schuss trennte ihn von der Freiheit. Seine Bitten, die erfolglos gewesen waren, hätten zumindest ihr Ziel erreicht am Ende. Die Frage war nur wie… Sebastian hätte es nicht geschafft einem schnellen und präzisen Schuss auszuweichen. Und doch ließ er den Bogen wieder sinken. Schimmernde, feuchte Augen blickten den Taktiker an. „Ich kann meine Familie nicht auf mehr Blut als nötig ernähren…“, hauchte der Fremde und drehte sich um. Sein Körper zitterte noch einen Moment, bevor er im Wald verschwand. Erst wollte Sebastian ihm hinterher, doch er war nicht schnell genug und so blieb er an dem toten Kadaver des Hirsches zurück. Er blickte in den Wald und dann auf seine behandelten Verletzungen. Mit einem Mal stieg wieder Wut in ihm auf… „Ich weiß, dass du viel zu tun hattest, aber das bitten Bewegung tut uns beiden gut“, erklärte Blaine und streichelte über den Hals seines Pferdes, „Außerdem muss ich einen Moment raus hier… Bevor mein Vater mir die nächste Braut oder Bräutigam vorstellt… Das ertrag ich nämlich wirklich nicht…“, meinte er und legte den Kopf einen Moment an das Fell des Tieres, „Es ist wirklich schwer… Aber Jeff hat irgendwo Recht… Wenn Sebastian sich so aufführen kann… Wenn Jeff und Nick so viel für Liebe ertragen… Warum sollte ich nicht auf egoistisch sein… Für eine Nacht? Für einen kurzen Moment… Wenn man es so sagt, klingt es gar nicht so falsch. Und wenn man es leise sagt, klingt es beinahe richtig…“, er seufzte und schwang sich auf das Pferd, „Komm wir müssen ein kleines gemütliches Haus im Wald besuchen“, sprach er noch einmal seinem Pferd zu, bevor er davonritt. Es war ein verrücktes Gefühl. Warum musste es so gut und gleichzeitig so schmerzvoll sein. Es musste doch einen Weg geben. Aber wenn er sein Volk retten wollte, dann musste er heiraten. So wie Nick das hatte tun müssen. Und war es nun wirklich falsch in so etwas sich der einen wahren Liebe fest zu halten? Jeden Schritt zu der Hütte im Wald dachte Blaine über seine Entscheidung nach. Er bereute sie, er hielt sie für richtig, alles drehte dich in seinem Kopf. Aber er gab seinem Pferd keinen anderen Befehl, als weiter nach vorne zu reiten. Und bald schon hatte er die Mühle erreicht. Kurt stand draußen in der Sonne und sah verwundert, aber irgendwo auch glücklich zu dem Prinzen. Mit großen Augen kam er ihm entgegen gerannt. „Prinz! Was tut Ihr hier?“, fragte er geschockt, „Gibt es Probleme mit dem Mehl? Die Lieferung…“, doch bevor er noch etwas sagen konnte, hatte sich Blaine schon von seinem Pferd geschwunden und stand direkt vor ihm, „Prinz?“ Blaine atmete tief durch. „Kurt, ich…“ „Geht es Euch gut? Wollt Ihr Euch vielleicht lieber setzten?“ Zweifelnd betrachtete der Prinz ihn und seufzte leicht: „Nein… Nein, es geht mir gut! Es ging mir nie besser nur… das ist hier ist wirklich schwer…“ Das jedoch verunsicherte den Bauernjungen noch ein wenig mehr: „Ich… Also… Habe ich etwas falsch gemacht, oder…“ „Ich liebe dich!“ „Was?“ Auch der Prinz sah einen Moment geschockt darüber aus, dass er es ausgesprochen hat, dann fiel er auf die Knie und griff nach der Hand des Bauernjungen. „Ich liebe dich…“, hauchte er noch einmal und griff nach der Hand des anderen, „Es tut mir leid und es zerreißt mich, wie aussichtlos diese Liebe ist, aber ich könnte es nicht aushalten, dir nicht gesagt zu haben, wie sehr ich dich liebe und begehre… Ich weiß nicht, wann man mich verheiraten wird und ich weiß nicht, wie mein Leben weiter gehen wird, weil ich darin nichts zu entscheiden habe, aber ich weiß, seit ich dich traf, klar, was ich in meinem Leben will! Und das bist du!“, vorsichtig legte Blaine die Lippen auf Kurts Handrücken und sah zu ihm auf, „Ich will dich nicht drängen… oder irgendetwas von dir fordern… Ich kann es nur nicht ertragen… Diese Liebe nicht einmal ausgesprochen zu haben und wie einen Vogel aus seinem Käfig zu lassen… Das hier wird niemals frei sein, aber du solltest es wissen!“ Ebenfalls überrascht und ein wenig erstarrt blickte Kurt auf seinen Prinzen herunter und sein Herz sprang vor Freude, dass der Junge Angst hatte, es könnte sich dabei verletzen. Und genau das würde passieren. Blaine versicherte es ihm gerade zu, dass er keine Entscheidung hatte, mit wem er sein Leben verbringen würde, aber er sagte ihm auch, dass wenn er eine Wahl hätte, er ihn wählen würde. Und für einen Moment lang zählte nur das und dem Müllersohn stiegen Tränen in die Augen, denn für einen Moment nur erfüllte sich alles, was er sich jemals in seinem Leben gewünscht hatte. Es war einfach da… „Du musst nichts sagen… Ich sollte gehen…“, hauchte Blaine, schon ein wenig peinlich berührt und stand auf. Doch kaum war er auf den Beinen, warf Kurt sich in seine Arme und drückte sich an ihn. „Ich liebe Euch… Sollte ich dich sein? Ich bin verwirrt… Aber… Ich liebe dich… Natürlich, liebe ich dich!“, jammerte er und drückte sich an den Prinzen heran, „Und ich würde alles tun, um zumindest ein wenig Zeit mit dir verbringen zu können…“ Augenblicklich hatte Blaine die Arme um ihn geschlungen und drückte ihn fest an sich heran. „Ich liebe dich…“, hauchte er und griff vorsichtig nach dem Kinn des anderen. Es war so falsch, das wusste er, aber gleichzeitig fühlte es sich einfach nur richtig an. Er beugte sich vor und küsste ihn und es war, wie er es sich immer erträumt hatte. Magisch. So wie der erste Kuss sein sollte. So wie wahre Liebe sich anfühlen sollte, auch wenn sie beide wussten, dass sie keine Zukunft hatten. Vielleicht gab es ja Schicksal. Vielleicht würde Blaine heiraten und mit Hilfe des anderen Königreichs das Westreich besiegen können und dann würde sein Partner einfach friedlich im Schlaf sterben und Blaine könnte erneut heiraten. Jemanden den er liebte und Kurt wusste, dass er dann noch da sein würde um auf seinen Prinzen warten würde. „Und ich liebe dich… Aber… Ich will dir nicht im Weg stehen… Ich wünschte nur, ich könnte Zeit mit dir verbringen…“, flüsterte er und blinzelte den anderen leicht an. „Ich wünschte auch…“, seufzte Blaine und hielt seinen Liebsten fest. Dann jedoch ließ er ihn los und trat einen Schritt zurück. „Vielleicht… Gibt es einen Weg, wie wir zumindest Zeit miteinander verbringen können… ohne dass es jemand weiß…“, er fasste sich an den Kopf und taumelte noch ein Stück zurück, „Was denk ich da? Das ist albern… Und unmoralisch und du würdest es nicht wollen… Du hast Besseres verdient… Ich wünschte nur, dass ich dir das geben könnte…“ Aus großen Augen sah Kurt ihn an und trat dann einen Schritt auf ihn zu. Vorsichtig griff er nach der Hand seines Geliebten. „Lass mich das entscheiden… Ich… Du weißt gar, wie lange ich mir das wünsche… Auch nur deine Hand halten zu können. Ich wäre Glücklich über jeden Moment, den ich mit dir haben kann…“, er legte eine Hand an die Wange des Prinzen, „Und wenn… Wenn es geheim sein muss, dann ist das in Ordnung… Du liebst mich, das ist mehr als ich mich jemals zu träumen gewagt habe… Also?“ Blaine atmete tief durch und seufzte leicht: „Es gibt eine kleine Hütte im Wald… Von eurem Haus ist es nicht weit… Dort würde niemand uns finden… Sie steht verlassen. Geschützt im Schatten der Wälder… Jemand sagte einst, nur jemand, der wahre Liebe verspürt kann diesen Ort finden…“, erzählte der Prinz und sah Kurt an, „Dort könnten wir zusammen sein… Als würde die Zeit stehen bleiben, als wären wir frei…“ Die Augen des Bauernjungen wurden immer größer, auf der einen Seite war es nicht richtig so etwas zu tun, erst recht nicht, wenn der Prinz vielleicht bald verheiratet wäre, auf der anderen Seite klang es unheimlich romantisch und… „Es klingt aufregend… Versuchen wir es…“ „Wirklich?“ „Wenn das unsere Gelegenheit auf Liebe ist, bin ich gewillt, sie zu ergreifen!“, versprach Kurt und lächelte den Prinzen an. „Ich liebe dich…“ „Ich liebe dich auch…“, erneut trafen sich ihre Lippen und wieder allen Wissens, dass es falsch und unmoralisch war, fühlte sich der Entschluss, den sie getroffen hatten, um zusammen sein zu können, gut an und sie raren beide zufrieden und glücklich, mit dem leben, das nun vor ihnen liegen konnte. Auch wenn es in den Schatten lag und ein Geheimnis war, so war es das Geheimnis, das sie teilten, zusammen mit ihrer Liebe… Und das war jede Herausforderung wert, nicht wahr? Eine Herausforderung war es wohl auch, was Sebastian einige Tage später bewegte und antrieb. Zumindest hätte er dies gesagt, hätte man ihn gefragt. Und ob man ihn nun fragte oder nicht, er war auf den Weg in den Wald. Dieses Mal war er ausgeruht und vollständig bekleidet. In einer hitzigen Diskussion mit Jeff hatte er seine Handgelenke untersuchen lassen, gleich nachdem er den merkwürdigen jungen Mann vertrieben hatte. Er war sich sicher, dass die Kräuter Gift gewesen waren und dass es keine Hilfe sondern ein Anschlag war. Herumgeschrien hatte er, als er bei dem Heiler in seinem Zimmer gesessen hatte und dieser die letzten Reste der Kräuter untersucht hatte. Sebastian war sich einfach sicher, dass es etwas damit auf sich hatte. Und das hatte es auch. Jeff hatte einen Moment sehr nachdenklich ausgesehen und Sebastian war auf das Schlimmste gefasst, als er den Arzt ansah. Doch dann wurde er überrascht. Jeff fragte ihn, woher er die Kräuter habe. Denn sie waren äußerst selten und kostbar und Jeff gestand, dass er selbst schon einige Wochen nach eben diesen Kräutern suchte, sie seien die effektivsten Heilkräuter, die der Wald um sie hergab. Wer immer sie gefunden und zu dem Puder verarbeitet hatte, mit dem Sebastian behandelt worden war, musste viel Ahnung davon haben und er hatte Sebastian geholfen… Der Taktiker konnte es nicht glauben, aber die Wunden waren beinahe ohne Narben verheilt. Und das konnte er nicht leugnen. Offensichtlich hatte der Fremde ihn nicht verletzten wollen, auch wenn er aus dem westlichen Reich gekommen war. Er konnte es nicht verstehen und das machte Sebastian wütend. Es sollte nichts geben, dass er nicht wusste, oder zumindest herausbekommen konnte. Es war absurd und er würde das nicht auf sich sitzen lassen, so viel war schon einmal sicher! Und so war er nun besser bewaffnet auf dem Weg zurück zu jenem Platz, an dem er den Fremden das erste Mal gesehen hatte. Es war nun einige Zeit vergangen, einige Tage und der Andere hatte geschworen, dass er nicht mehr herkommen würde, aber Sebastian konnte es nicht glauben. Verbrecher hörten nicht einfach so auf, sie würden immer wiederkommen und mehr Unrecht anstellen, da war er sich sicher! Außerdem musste er herausfinden, wo sie das Lager aufgeschlagen hatte. Prinz Hunters Durchlaufstation. Denn diese musste vernichtet werden. Und am leichtesten ginge es sie zu finden, wenn man den Fremden gefangen nehmen konnte. Dafür musste man ihn finden und dafür war Sebastian nun wieder dort am Fluss angekommen, wo er ihn das erste Mal gesehen hatte. Unter der großen Linde, mit deren Blatt er sogar Sebastian verarztet hatte. Und all das machte für den Taktiker keinen Sinn. Es war unlogisch, dass er das getan hatte! Der Fremde musste gewusst haben, dass er zu diesem Königreich gehörte, schon bevor sie gesprochen hatten! Und doch hatte er ihn versorgt und ihm geholfen, obwohl er wusste, dass er der Feind war… Es war unlogisch. Es machte keinen Sinn, dass der Andere so freundlich gewesen war. Das war nicht normal und nur zu gerne wollte Sebastian wissen, was es damit auf sich hatte. Auch damit, dass der Fremde ihn am Leben gelassen hatte, wo er doch die Gelegenheit hatte, ihn umzubringen und mit seinem Leben davon kommen zu können… Am Ort des Geschehen angekommen, sah Sebastian sich sorgfältig um. Es hatte sich in den Tagen nicht viel verändert. Aber seine Bekanntschaft war nicht hier. Und er kam nicht. Dabei war sich Sebastian sicher gewesen, dass der Verbrecher zurückkehren würde! Und es machte ihn langsam wütend. Er wartete weiter. Einige Stunde lang und doch passierte nichts. Er war ganz alleine an dem Fluss, hörte dem Plätschern des Wassers zu und sah Hirsche und Rehe Wasser trinken, während er wartete, dass etwas passierte und doch passierte nichts. Frustriert drehte er um. Warum konnte der diesen fremden jungen Mann nicht einfach vergessen? Das alles war so sinnlos! Niedergeschlagen machte er sich auf den Weg zurück zum Schloss. Doch wie er so durch den Wald zog, entdeckte er mitten im Wald eine kleine Hütte… Zuvor war ihm das Haus nie aufgefallen und dabei war er sich sicher, schon öfter an dieser Stelle im Wald gewesen zu sein. Doch die Hütte war ihm nicht begann. Langsam trat er heran. Es brannte Licht und es sollte doch dem Adel bekannt sein, wo seine Untertanen lebten und dieser hier war ganz offensichtlich zumindest Sebastian unbekannt! Und er kannte die Untertanen wohl selbst besser als Prinz Blaine! Langsam trat er heran und blickte durch eins der Fenster, da wollte ihm die Augen herausfallen. Denn dort im Inneren befanden sich keine unbekannten Untertanen, sondern nur ein allzu bekannter Prinz. Und ein ebenfalls bekannter Untertan. Dieser kleine Mehljunge… Er war bei dem Prinzen und dort drin lagen die beiden engumschlungen auf einem kleinen Bett. Sie tauschten Küsse und hielten sich im Arm. Sebastian war fassungslos. Da war der sonst so feine und moralische Prinz und vertrieb sich die Zeit mit einem Bauernjungen! In aller Heimlichkeit des Waldes. Gerade als Sebastian wütend werden wollte, löste sich ein Lindenblatt des Baumes über ihm und landete auf seiner Nase. Verstimmt betrachtete Sebastian die Szene weiter. Und es wurde immer nur noch schlimmer… „Ich liebe dich… Und ich wünschte, ich könnte dir viel mehr geben das das hier… Ich könnte deine Hand halten und dem Volk zeigen, wie glücklich du mich machst… Dich an meiner Seite haben, auf dem Thron… Mit dir gemeinsam scheinen… Es wäre ein einziger Traum…“, säuselte der Prinz! „Oh Blaine…“, sie waren auch schon so weit, dass sie den Adelstitel wegliefen! „Das habe ich doch gar nicht verdient“, und da sprach der Bauer aus Sicht Sebastians doch mehr als nur wahr… „Oh doch das hast du…“, Blaine musste vollkommen verrückt geworden sein, wie er immer wieder Hände und Lippen dieses einfachen Bürgers küsste und liebkoste, „Du bist ein reinleuchtender Stern in all dieser Dunkelheit, die um mich ist… Das warst du immer… Du warst immer da und hast mich… aus der Dunkelheit geführt. Du bist der Mann, von dem ich ewig geträumt habe… Den ich bei mir wollte, ich weiß es… Wann immer ich träumte… Es war dein Bild. Du bist für mich bestimmt, ich weiß es…“, säuselte der Prinz immer weiter, so dass der Bauer nur noch rot werden konnte und albern kicherte. „Kurt, ich liebe dich…“ „Und ich liebe dich…“ „Du bist so wunderschön… Von weicher Haut zu deinen warmen Lippen, den strahlenden Augen…“, irgendjemand musste einfach den Verstand des Prinzen verwirrt haben, sonst würde er so etwas nicht sagen, da war Sebastian sich sicher, „Du bist mein Traum, Kurt… Ich liebe dich…“ Das war genug! Mehr konnte Sebastian wirklich nicht ertragen. Es war viel zu viel! Er drehte um und ging weiter Richtung des Schlosses. Ihm war schlecht. Wirklich schlecht und übel und es war doch widerlich, was er dort hatte sehen müssen! Und das Lindenblatt in seiner Hand wurde ebenfalls ordentlich zerdrückt und zerrissen, wie er davon ging. Diese Liebe ging ihm auf die Nerven, Blaine hatte schon immer von so einem Unsinn gesprochen, aber dass er es nun auch noch wahrmachte und dann mit so einer Gestalt, dafür hatte Sebastian kein Verständnis! Und er würde auch nicht zulassen, dass der Prinz seinen Ruf so damit runterzog. Wenn er ihn schon nicht haben konnte, dann würde dieser Bengel ihn auch nicht bekommen! Und wenn es eine Sache gab, die man Sebastian anrechnen konnte, dann war es, dass er sein Wort hielt. Zum Leidwesen des Prinzen würde auch dieses Versprechen keinen Unterschied machen. Seit dem Streit nach dem Geburtstag des Prinzens hatten die beiden wenig mit einander gesprochen. Irgendwo war der Taktiker auch erzürnt darüber, dass seine Chance nun auch vorbei war, das Zeitfenster schloss sich immer weiter, wie mehr und mehr Hochzeitskandidaten ausgesucht wurden. Aber etwas ganz anderes war ihm ein Dorn im Augen und das war der Bauernjunge, der vor ihm die Gelegenheit genutzt hatte, die Sebastian ihm doch hatte vernichten wollen. Es dauerte erneut ein paar Tage, aber dann kam die Chance des Taktikers. Die Lieferung des Mehles stand an und einen Moment konnte er das Theater der Verliebten mitansehen und fragte sich, warum es so lange gedauert hatte, dass er die Wahrheit herausgefunden hatte, denn es war lächerlich, was die beiden dort abzogen. Sie standen dort, lächelten verlegen, wendeten den Blick immer wieder unsicher ab und dann sahen sie sich wieder an! Es war in einem Wort: lächerlich, und Sebastian wusste, dass er das stoppen musste. Er beobachtete die Szene und wartete dann bis die beiden einen Moment ganz allein auf dem Gang waren, während das Mehl von den Bediensteten ins Schloss getragen wurde. Noch immer schienen sie nicht zu wissen, was sie eigentlich wollte und so standen sie dort. Sebastian hatte schon wieder Lust sich zu übergeben, doch sein Plan musste nun jetzt aufgehen! Mit einem Grinsen trat er an die Beiden heran und legte von hinten die Arme um Blaine. Dieser war einen Moment so geschockt, dass er den Moment verpasste, in dem er Sebastian noch hätte abschütteln können und da lagen die Lippen des Taktikers mit einem Mal an seinem Hals. Immer noch ein freudiges Grinsen in seinem Gesicht wandte er sich zu Kurt. „Was schaust du denn so, Bauerntrottel? Komm schon, wir sind hier im Schloss… Da gehört dieser Prachtkerl mir“, sagte er amüsiert und zog den Prinzen noch etwas fester in seine Arme, „Du kannst ihn im Wald haben, solange du willst… Aber wenn wir hier sind, ist er meins… Also… Auf nach Hause… So sind die Regeln…“ Einen Moment war Kurt vollkommen geschockt über das, was gerade passierte, dann jedoch machte die Worte des Fremden irgendwo Sinn und sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. „Aber…“ Blaine war vollkommen starr vor Schreck, so dass Sebastian sein Spiel noch ein wenig mehr ausleben konnte. „Was denn? Was denn? Hat der feine Herr dir das etwa nicht gesagt? So eine Schande aber auch, Blaine… Wusste dein neustes Spielzeug nicht, dass er dich teilen muss?“, lachte er und hauchte dem Prinzen einen weiteren Kuss auf den Hals, „Keine Sorge, Kleiner… Du wirst dich schon noch dran gewöhnen… Und wenn nicht findet der Prinz einen wie dich, jeder Zeit auf der Straße, wenn er seinen Spaß haben will!“ „Sebastian!“, fuhr nun endlich der Prinz dazwischen, aber es war bereits zu spät… Kurt standen die Tränen dick in den Augen und die Verzweiflung hatten seinen gesamten Verstand eingenommen. „Das… Das war das alles also…“, stammelte er und starrte den Prinzen an, „Und ich habe wirklich geglaubt…“ „Kurt, das ist nicht wahr…“ „Ich wünsch euch noch viel Spaß… Ich habe hier ja nichts zu suchen!“, meinte der Bauernjunge wütend und drehte sich um. Er stürmte aus dem Schloss heraus, während ihm die Tränen noch weiter die Wangen herunter liefen. Er lief auch an seinem Vater vorbei, hinein in den Wald. Es war ihm in diesem Moment gleich, wohin er ging oder was passierte, die Enttäuschung hatte ihn so überwältigt, dass er nicht in der Lage war auch nur eine Sekunden länger in der Gegenwart eines Menschen zu verbringen. Es war ihm gleich, dass es langsam dunkel war. Es war ihm gleich, dass er in einen Teil des Waldes rannte, in dem er nie gewesen war. In diesem Moment interessierte es ihn nicht. Nicht, dass alles noch viel dunkler um ihn herum war, nicht, dass es in den Büschen raschelte und auch nicht, dass in der Ferne bereits die Wölfe heulten. In der Ferne, auf die er zulief… „Bist du wahnsinnig?“, schrei Blaine und schüttelte Sebastian ab, während er Kurt nach sah. „Ich denke nun habe ich ausgeglichen. Sagte ich nicht, du würdest bereuen nicht auf meine Feier gekommen zu sein?“, fragte Sebastian mit einem leichten Grinsen nach. Wütend packte der Prinz ihn und drückte ihn an die nächste Wand: „Du zerstört die Liebe meines Lebens, weil ich nicht auf deiner dämlichen Feier war, die du nur gegeben hast, um mich flachzulegen?“, fragte er nach, doch noch immer, grinste ihn der Taktiker nur an, „Mir fehlen die Worte über… Über dieses Verhalten… Du bist erbärmlich, Sebastian. Nur damit du es weißt… Du bist widerlich und erbärmlich, wenn dir das bisschen falsche Rache so etwas wert ist“, knurrte er und stieß ihn noch einmal gegen die Wand, „Und was weißt du was? Ich bin fertig mit dir. Ich weiß nicht, wie lange wir alle hier schon dieses Verhalten ertragen, aber ich weiß, dass ich das nicht mehr kann… Ich hoffe, dass du dich bisher genug bei meinem Vater eingeschleimt hast… Denn meine Unterstützung hast du verspielt, bei allem!“, sagte er wütend und ließ dann von ihm ab. „Und mit einem Mal versteht der feine Herr keinen Spaß mehr“, seufzte Sebastian und verdrehte die Augen. „Das ist auch kein Spaß! Das ist Ernst und… du verstehst es nicht… Du verstehst nicht, wie viel das bedeutet hat, was du gerade zerstört hast!“, gab Blaine noch einmal wütend zurück, bevor er davon ging. Sebastian war natürlich nicht einzig und allein darauf angewiesen, dass Blaine ihm half, und doch hielt er es für nötig, es gesagt zu haben. Der Taktiker stand gut mit dem König und dennoch würde er sich einschränken müssen. Blaine hatte ihn in der Vergangenheit oft verteidigt und gedeckt, wenn Sebastian mal wieder Mist gebaut hatte und der Prinz nahm sich vor, dass das nie wieder vorkommen würde! Von nun an sollte der Andere zusehen wie er alleine klar kam… Aber über all das wollte er nun auch nicht mehr nachdenken, wie er in den Schlosshof lief und sein Pferd aus dem Stall holte. Einige Wachen kamen auf ihn zu, beobachteten ihn argwöhnisch oder fragten ihn sogar, was er vor hatte und doch machte er sich auf den auf den Weg, ohne einen von ihnen weiter zu beobachten. Sollten sie ihn suchen, sollten sie am Ende alle hören, was er zu Kurt sagen wollte, es wäre ihm gleich, aber er musste ihn finden und das klar bekommen! Und so ritt er in den Wald hinein und wunderte sich, wo der andere wohl hingelaufen sein konnte. Er hörte Geräusche aus dem dunkleren und verworreneren Teil des Waldes und sein Herz bekam einige Stiche, denn nun wo es langsam dunkel sein würde, konnte Kurt in echter Gefahr sein! Er ritt in die Richtung der Geräuschquelle und dort fand er jemanden, aber es war nicht der, den er gesucht hatte. Ein junger Mann mit braunen Haaren kniete dort am Boden und sah erschrocken zu ihm auf. In seinen Händen hielt er einen toten Hasen und er zuckte zusammen, als er den Prinzen betrachtete. „Wer bist du?“, fragte Blaine schnell und beobachtete ihn, „Du bist nicht von hier, ich würde dich kennen. Wer bist du und was willst du hier?“ Der Fremde stand auf und hielt den toten Hasen in die Luft: „Ich bin von hier… Es tut mir leid. Aber meine Familie hungert… Ich wollte nicht mehr hier wildern, aber es gibt keine andere Möglichkeit… Bitte, meine Geschwister sind noch jung… Sie sind den Hunger nicht gewöhnt… Ich… Nur die drei Hasen… Und ich bin in diesem Teil des Waldes, weil man mir versicherte, dass das Schloss hier nicht jagen würde… Ich werde sofort verschwinden, aber lasst mich gehen…“, flehte er und sah den Prinzen ängstlich an. „Genug“, unterbrach Blaine ihn und blickte auf die toten Hasen zu seinen Füßen, „Gehe und nehme das Wild mit. Aber beeil dich. Königliche Wachen werden mir folgen und sie werden dich nicht ziehen lassen!“ „Danke…“, murmelte der Fremde und griff nach den toten Tieren, „Wenn ich Euch helfen kann, Herr… Ich danke Euch so sehr…“ „Hast du einen Jungen hier vorbeikommen sehen?“ Einen Moment schien der Andere zu überlegen, dann nickte er und deutete tiefer in den Wald: „Ein weinender Junge lief dort hin. Immer geradeaus hinein in den Wald. Dort hinten befindet sich eine riesige Linde… Ich könnte mir denken, dass er dort anhalten wird, sie verspricht falschen Schutz, mehr kann ich Euch nicht sagen.“ „Danke… Und nun beeil dich dass du in Sicherheit kommst“, sagte Blaine und ritt an ihm vorbei. „Vielen Dank… Und… Viel Erfolg“, murmelte der Fremde und lief ebenfalls davon… Die riesige Linde, die falschen Schatz versprach, war in der Tat jener Ort an dem Kurts Beine das erste Mal nachgaben und er sich einfach nur auf dem Boden nieder ließ. Er war vollkommen außer Atem, seine Beine fühlten sich taub an und er war müde. Aber viel schlimmer als all das, wog die Enttäuschung. Sie zog ihn beinahe zurück auf den Boden. Es war dunkel. So fühlte sich Kurt auch. Sein Herz lag zerbrochen vor ihm auf dem Boden und er wusste nicht ein noch aus. Er wusste nicht, wo er hin sollte, aber wusste, dass er nicht zurück wollte. Hatte er wirklich geglaubt, dass ein Prinz ihn lieben könnte? Es fühlte sich grauenvoll an. Und es war so dunkel. Dann konnte er wenigsten ungestört weinen, aber es unheimlich. Durch die dichten Blätter der großen Linde dran nicht einmal das letzte Sonnenlicht. Nichts. Nur dieser dunkle monströse Baum, dessen große Wurzeln bereits aus dem Boden brauchen. Kurt schauderte es. Doch wirklich die Angst trat ihm erst in die Knochen, als hinter ihm ein lautes Heulen ertönte… Er drehte sich erschrocken um und sah in die roten Augen eines schwarzen Wolfes. Einen Moment war er wie erstarrt. „He… Du… Du bist doch bestimmt ein… ganz liebes… Untier… nicht wahr?“, fragte er, woraufhin das Tier nur knurrte und die Zähne fletschte, „Irgendwie glaubte ich… Das bedeutet, nein…“, hauchte Kurt und richtete sich auf. Dabei setzte der Wolf zum Sprung an. Der Bauernjunge hatte keine Idee davon, wie er es schaffen sollte das dieses Monster zu besiegen und er hatte wohl keine Chance. Aber rennen war ebenfalls ausweglos. Auf der anderen Seite, was hatte er jetzt schon zu verlieren? Als der Wolf sprang, rannte Kurt los. Er hatte einige Meter Vorsprung, aber das Untier war um einiges schneller als er. Es rannte los und kam ihm immer näher. Und Kurt kam dem Baumstamm immer näher. Da entdeckte er etwas. Die großen Wurzeln, die aus der Erde getreten waren, sie bäumten sich weit auf und bildeten Wurzel neben Wurzel beinahe etwas wie ein Gefängnis. Einen Käfig… Und dem Bauern war alles recht, was nur dieses Monster abwehren konnte! Er quetschte sich so schnell es ging zwischen zwei Wurzeln vorbei und drückte sie wieder zusammen, so dass der Wolf nicht hineinkam. Wenn er es käme, wäre Kurt verloren, denn in der kleinen Nische, in der er sich nun befand, gab es kein Entkommen mehr… Doch für das erste kam der Wolf nicht durch. Er warf sich jedoch immer wieder gegen die Wurzeln, schlug mit den scharfen Krallen dagegen und knurrte und fachte. Sein Speichel folg Kurt entgegen und mit jedem Sprung, den die riesige Bestie tat, gaben die Wurzeln ein Stück mehr nach und die scharfen Klauen kamen dem Jungen näher. Kurt schluckte und begann leise zu wimmern. „Ich schmecke gar nicht… Versprochen…“, hauchte er und schluchzte, „Geh doch zum Schloss… Die schmecken alle viel besser… Die essen auch jeden Tag Fleisch… Bitte… Lass mich in Ruhe… Ich weiß, dass es dumm war weg zulaufen!“, murmelte er verzweifelt und schlang die Arme um seinen Körper, „Bitte… Seit wann sind Wölfe denn so riesig?“, fragte er wimmernd, „Hilfe! Bitte! Helft mir! Irgendwer… Ich weiß, dass das dumm war! Ich will zurück zu meinem Vater! Und den Prinzen nur noch einmal sehen! Bitte… Ich will noch nicht sterben!“, schrie er verzweifelt, was den Wolf nur noch wütender machte… Und gerade als er Angst hatte, der Wolf könnte gleich durch das so sichere Gefängnis stoßen, das Kurt sich selbst geschaffen hatte. Ein einladendes und schauriges Grab, doch da wurde der Wolf beiseite geschlagen. Ein Schwert erwischte ihn seitlich und warf ihn ein Stück durch die Luft. Die Beine eines Pferdes bleiben vor Kurt stehen. Jemand sprang von dem Pferd und jagte dem Wolf ein Stück nach. Dann konnte er nichts mehr sehen. Aber er hörte etwas… Blaines Stimme und Kurts Augen wurden immer größer. „Blaine…“, hauchte er verzweifelt, „Ich bin hier… Bitte, hilf mir… Ich weiß nicht, wie ich hier rauskomme… Hilf mir…“, jammerte er. Er hörte den Wolf heulen und knurren. Erneut rief er den Namen des Prinzen, bis dieser nach einer gefühlten Ewigkeit wieder in sein Sichtfeld trat. „Ich hasse Wölfe… Kannst du nächstes Mal in die Richtung des Drachens laufen?“, fragte Blaine leicht keuchend. Da bemerkte Kurt, dass der Arm des Prinzen mit Blut überströmt war. Tonlos, gar nicht in der Verfassung irgendetwas zu sagen, starrte Kurt ihn an und die tiefe Verletzung an seinem Arm. Da war der Prinz auch schon dabei die Wurzeln, die sich immer mehr ineinander verschlungen hatten, auseinander zu bieten und Kurt hinaus zu helfen. „Geht es wieder?“, fragte Blaine besorgt und sah ihn an. „Du bist verletzt…“ „Ich weiß… Tut höllisch weh, ich wäre beschränkt, wenn ich es nicht selbst mitbekommen hätte, aber danke…“ „Tut mir leid…“ „Was?“ „Dass ich weggelaufen bin, ich wollte nicht…“ „Ruhig… Es ist meine Schuld“, sagte der Prinz und seufzte, „Das… Das, was Sebastian gesagt hat, war alles gelogen. Verstanden? Es waren alles nur lügen. Sebastian und ich… Wir sind überhaupt nichts. Und schon keine Geliebten… Schau mir an, Kurt… Bitte, ich liebe dich, aber… Ich hätte wissen müssen, dass unsere heimlichen Treffen falsch sind. Ich will nur, dass du das weißt… Ich liebe wirklich nur dich und alles, was ich zu dir gesagt habe, war die Wahrheit… Es gibt niemand anderen… Niemand könnte dich ersetzten. Aber… Wir hätten uns niemals auf dieses alberne Spiel einlassen dürfen. Nur einmal wollte ich wissen, wie es sich anfühlt, jemanden aus Liebe zu küssen… Dich zu halten, aber ich glaube… Ich habe dir nur mehr Schmerz zugefügt, als dass ich einem von uns einen Gefallen getan habe…“ „Blaine…“ „Es tut mir leid…“ „Blaine, das muss es nicht… Ich hätte das nicht glauben dürfen… Du versprichst mir, dass das wahr ist?“, hauchte Kurt leise. „Ich verspreche es dir, bei meinem Leben!“, erwiderte der Prinz und schloss seines Liebsten in seine Arme, „Ich wollte dich nicht verletzten… Es tut mir leid, ich wollte dich glücklich machen, aber… Wir müssen einsehen, dass ich dazu nicht in der Lage bin… Nicht jetzt, vielleicht wird es irgendwann so weit sein und ich wäre mehr als nur glücklich, wenn du dann so gnädig wärst mir eine weitere Chance zu geben, aber… Solange ich in dieser Lage bin, solange man Hochzeitspartner für mich aussucht, wäre es falsch dir so etwas zu zumuten…“ „Ich liebe dich, Blaine… Und ich habe Angst, dich gehen zu lassen…“, murmelte Kurt und klammerte sich an ihn, „Ich will dich nicht verlieren… Und ich weiß, dass ich alles dafür tun würde, bei dir zu sein… Aber ich glaube du hast Recht… Wir verletzten uns gegenseitig… Ich wünschte nur, dein Königreich wäre nicht in dieser Lage…“ „Ich würde dir hier und jetzt einen Antrag machen, wenn ich eine Wahl hätte…“ „Und ich würde Ja sagen…“, wisperte Kurt, „Aber jetzt solltest du einen Arzt sehen.“ „Und du zurück zu deinem Vater…“ Einen Moment sahen beide sich an, und sie wussten schon längst, dass sie einander niemals vergessen würden. Sie mussten es sich nicht versprechen und sie mussten nichts weiter sagen. Sie wussten alles bereits und sie wussten auch genau, was der andere sagen wollte. Ihre Herzen waren nicht gebrochen, aber verletzt. Und das wussten sie beide. Sie wussten, dass dies hier ein Ende war und gleichzeitig wussten sie, dass ihre Gefühle niemals enden konnten, denn schon jetzt hatten beide ihre Herzen verloren. Sie hatten sie einander gegeben und getauscht, so dass das Herz es einen in der Brust des anderen schlug und so mit jemandem zärtlichen Schlag seine Wunden und Risse pflegte um wieder heil zu werden… Keiner von ihnen musste es sagen. Sie wussten, dass ihre Liebe ewig wehrte, aber dass sie zu dieser Zeit keine Zukunft hatte und sie beide darauf warten mussten, dass das Schicksal ihnen gnädig war, so dass sich ihre Herzen wieder verbinden konnten… Einen letzten Kuss gaben sich die beiden Liebenden, einen letzten Liebesschwur tauschten sie, bevor sie sich auf den Weg zurück zum Schloss machten und alles passierte, wie sie es prophezeit hatten. Kurt ging mit seinem Vater Heim, Blaine wurde von Jeff behandelt und in dieser Nacht legten beide sich schlafen, mit einem fremden Herzen in ihrer Brust und einer Mischung aus brennender Liebe und kaltem Scherz im Inneren… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)