Katys verrückte Nacht von Maliondarin (Zufall oder Schicksal?) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Katy ... was erwartete man wohl von einer, die den ganzen Tag nichts anderes tat, als sich hinter einer Mauer aus Büchern zu verstecken? Also man konnte durchaus einiges von ihr erwarten. Das sie die Gesetze der Physik aus der Erinnerung heraus erklären, oder, dass sie den Feldzug Napoleons originalgetreu nachspielen konnte zum Beispiel. Wenn etwas in einem Buch geschrieben stand, war es auch in ihrem Kopf, so viel ist sicher. Was Katy nicht konnte? Einiges! Der kleine Nachttischspiegel neben ihrem Bett war umgefallen. Mühselig sah das Mädchen mit den dunkelbraunen Haaren auf. Ihre Augen waren bis eben bereits geschlossen, doch nun suchten ihre grauen Augen die Dunkelheit ab. Obwohl es gerade einmal Zehn Uhr war, lag die Schülerin bereits brav im Bett – an einem Samstagabend! Der Krach, den ihr Spiegel ausgelöst hatte, war zu Katys Verhängniss geworden. Nicht nur, dass er umfiel, nein, er stieß dabei den kugelrunden Wecker um, der direkt eine Runde über den Nachttisch rollte und dann scheppernd zu Boden fiel. Dabei hatte er sich in einem Strick verfangen, der dummerweise an Katys Brille befestigt war. Denn Katy konnte sich nicht auf ihren Alltag konzentrieren, sie vergaß das, was wirklich um sie herum geschah. Nun also, lag ihre Brille in Scherben neben dem Bettgestell. Verzweifelt schlug sich das zierliche Ding die Hände vor die Augen. "Oh nein!", jammerte sie vor sich hin in die einsame Nacht. Doch nicht etwa, weil sie die Brille wirklich brauchte, sondern bloß deswegen, weil dank der Brille sich alle von ihr fern hielten und Katy keinesfalls mit ihren Mitmenschen reden musste. Denn Katy konnte auch nicht gut mit Gleichaltrigen reden. Eigentlich konnte sie bloß mit alten Menschen reden, die eh bloß wirres Zeug von sich gaben und nicht mehr verstanden, was das Mädchen von ihnen wollte. Das Gestell wäre vielleicht noch zu retten, aber ein Gestell ohne Gläser, war nichts mehr wert. Doch während Katy nicht aufpasste, rollte ihr Wecker weiter. Er stieß allerlei Gegenstände um, ehe er gegen den Kleiderständer prallte, auf dem Katys Mutter vor ein paar Tagen ein magentafarbenes Kleid gehängt hatte, was sie nie anziehen würde. Denn Katy konnte auch nicht tanzen. Dumm nur, wenn der Abschlussball direkt vor der Tür stand. Der Ständer viel um und das Kleid rutschte herunter, so, dass es genau zu Katys Füßen liegen blieb. Das Standbein hatte es in die Luft gehoben, wo es gegen eine Dose stieß, in der Katy Puder aufbewahrte, das wahrscheinlich auch in einhundert Jahren noch dort versauern würde. Denn Katy hatte auch sonst weder für Mode noch für Schminke ein Auge, glaubte sie. Doch nun war die Luft erfüllt vom Puder und eine dünne Schicht legte sich auf das ahnungslose Gesicht. Katy sah sich verstört um. Zögerlich nahm sie das Kleid und zog es an. Ein wenig unwirklich sah das ja schon aus. Als es dann aber auch noch an der Tür klingelte, schreckte das Mädchen hoch. Katy schlich langsam zur Haustür. Wer wollte denn um diese Zeit noch etwas von ihr? Julian, ihr Nachbar und Sandkastenfreund stand davor. "Ist bei dir was passiert?", Katy öffnete die Tür nun ganz und atmete erleichtert auf, immerhin hätte dort auch ein Einbrecher sein können! Julian hielt die Luft an. "Wow, ich dachte schon, dich nie wieder so zu sehen!", er sah Katy entzückt an. Denn früher hatte Katy all das, was sie verlernt hatte, gekonnt. Vielleicht gab es noch Hoffnung? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)