Verlangen und Liebe 2 von BloodyRubin (Der Eisengel kehrt zurück) ================================================================================ Kapitel 1: Unerfreuliches Wiedersehen ------------------------------------- Aufgeregte Stimmung lag über Shin Makou. Überall war Geflüster zu hören und die Luft summte wie ein Bienenstock. Auch im Palast war es nicht anders. Gerüchte verbreiteten sich schnell. Hier war es genauso. Gwendal, Conrad, Yozak und Günther standen in einem ruhigen Raum und unterhielten sich leise. „Wie sicher ist diese Information?“ erkundigte sich Conrad gerade. „Ich fürchte, sehr sicher. Das ganze Land ist deswegen in Aufruhr.“ antwortete Yozak. „Wie konnte man so was nur zulassen? Das wird uns Probleme bringen.“ wütete Gwendal und sein sowieso schon strenges Gesicht wurde noch bedrohlicher. „Der König muss davon erfahren.“ stellte Günther erstaunlich ruhig fest. „Nein. Noch haben wir nichts Handfestes. Außerdem… wie wird er wohl darauf reagieren?“ „Also sollen wir es ihm verschweigen, bis er es selbst herausfindet?“ „Solange wir nicht wissen, ob die Nachricht wirklich stimmt, ja.“ Yuuri und Wolfram bekamen von alledem nichts mit. Aneinander gekuschelt lagen sie im Bett und wurden gerade erst wach. Wolfram schlug zuerst die Augen auf und lächelte, als er Yuuris Arm um seinen Körper spürte. Verlockend schimmerten seine Lippen im Licht der aufgehenden Sonne. Der Blondschopf zögerte nicht, seinem Verlobten einen zarten Kuss zu geben. Yuuri gähnte und erwachte, noch etwas benebelt. „Guten Morgen, Schwachkopf.“ „Nenn mich nicht Schwachkopf.“ erwiderte der andere schläfrig. Wolfram küsste ihn entschuldigend, bevor er sich streckte und aufstand. In seinem Nachthemd hatte er etwas Weibliches an sich, doch genau das gab ihm auch einen besonderen Reiz. Während er sich umzog, dachte er an den Tag, an dem der Schwarzhaarige ihm seine Liebe gestanden hatte. Etwas in ihm verzog sich schmerzhaft. Es tat ziemlich weh, daran zu denken, was passiert war. Yuuri hatte ihn betrogen, während er krank gewesen war. Ausgerechnet diesem Miststück Sara hatte er sein erstes Mal geschenkt. Bekommen hatte er dafür Ablehnung und Kälte. Dennoch sagte eine leise, unliebsame Stimme in Wolframs Kopf, dass er für Yuuri nur zweite Wahl gewesen war. Eine Notlösung, als ihm klar wurde, dass er bei Sara nicht landen konnte. Der Blondschopf gab sich alle Mühe, diese Stimme zu ignorieren, doch ganz wollte es ihm nicht gelingen. Seit der andere zum zweiten Mal um seine Hand angehalten hatte, waren fast sechs Wochen vergangen. `Vergiss nicht, dass das auch ein Versehen war.´ flüsterte die Stimme. Wolfram überhörte das und sah zu Yuuri, der seinen Blick aus schwarzen Augen erwiderte. „Ist was?“ „Nein, alles in Ordnung.“ sagte er hastig und zwang sich zu einem Lächeln. `Soso, alles in Ordnung. Du bist ein ziemlich schlechter Lügner.´ Der Blondschopf biss sich auf die Lippe und wandte sich ab. „Komm, ich verhungere gleich.“ Als auch Yuuri sich umgezogen hatte, gingen sie gemeinsam zum Frühstück, wo bereits Greta auf sie wartete. Sie sah nur kurz auf, als die beiden Hand in Hand zu ihr traten, bevor sie sich wieder dem Essen zuwandte. Tief sog Wolfram den Duft der Umgebung ein. Es war Sommer, überall blühten Blumen und Wärme hatte ganz Shin Makoku erfasst. „Was für ein schöner Tag.“ mampfte Greta und ihre Augen leuchteten. „Ja, aber dein Benehmen ist nicht gerade damenhaft. Man spricht nicht mit vollem Mund.“ belehrte Yuuri sie. „Tut mir leid.“ sagte sie entschuldigend. Er wuschelte ihr durch die Haare und stand auf. „Ich sollte los. Günther wartet bestimmt schon auf mich.“ „Beeil dich mit dem Papierkram, dann können wir noch etwas ausreiten.“ schlug Wolfram vor. „Eine gute Idee. Bis später.“ Wieder fanden sich ihre Lippen, bevor der König von Shin Makoku leicht widerwillig auf den Weg machte. Wolfram beschloss, zu trainieren. Schließlich musste er in Form bleiben. Bis zum Mittag blieb er auf dem Hof, bevor die Hitze unerträglich wurde. Anschließend duschte er. Während ihm das kalte Wasser über den Körper lief, meldete sich wieder die Stimme in ihm. `Sieh es ein, er macht sich nichts aus dir. Sara war es, der ihn wahnsinnig vor Lust gemacht hat. Dich hat Yuuri nur wieder gewählt, weil Sara ihn hat abblitzen lassen. Wie wäre es wohl gewesen, wenn er es nicht getan hätte?´ „Halt den Mund.“ rief Wolfram und sank auf den Boden. Atemlos saß er da, während er sich fragte, ob es stimmte. Nein, das konnte nicht sein. Er begann zu zittern und erinnerte sich wieder, wo er war. Eilig stellte er das Wasser ab, zog sich an und trat auf den menschenleeren Flur. Wenn er so weitermachte, würde er noch verrückt werden. Er durfte nicht mehr daran denken. `Nicht mehr daran denken? Das ist mal lustig. Seit jenem Tag hast du doch nur noch daran gedacht.´ spottete die Stimme. Wolfram ignorierte sie, was ihm schwerfiel, weil es stimmte. Die Eifersucht nagte schwer an ihm. Yuuri hatte nie über seinen Ausrutscher gesprochen. Doch so genau wollte der Blondschopf es auch nicht wissen. Schließlich hatte er dem anderen verziehen. Und Yuuri hatte geschworen, dafür zu sorgen, dass es nie wieder passieren würde. Trotzdem… Energisch schüttelte er den Kopf. Dann bemerkte er Yuuri, der auf ihn zukam und beruhigte sich etwas. „Hier steckst du. Ich habe überall nach dir gesucht. Wolltest du nicht ausreiten?“ Wolfram nickte nur und folgte seinem Verlobten geistesabwesend. Vom Ausritt selbst bekam er kaum etwas mit. Als sie spätabends wieder im Palast eintrafen, ging er unter dem Vorwand, völlig erledigt zu sein, schlafen. Nur konnte er genau das nicht. Unruhig warf er sich von einer Seite zur anderen. Warum war es ihm nicht möglich, einmal an etwas anderes zu denken? Er wollte Yuuri doch vertrauen. Aber solange er wusste, dass sein Verlobter dieses blonde Gift zu seinen Freunden zählte, konnte er keine Ruhe finden. `Schon seltsam, oder? Er hat die Freundschaft mit Sara nicht gelöst. Eigentlich sollte er ihn hassen und ihm die Pest an den Hals wünschen. Stattdessen tut er so, als wäre nichts passiert. Nicht gerade ein logisches Verhalten.´ Der Blondschopf vergrub das Gesicht in den Kissen und Wut, vermischt mit Trauer, stieg in ihm hoch, bevor ihn Schritte aus seinen Gedanken rissen. Eilig tat er so, als würde er schlafen. Eine warme Hand streichelte seinen Nacken und er hörte Gretas flüsternde Stimme. „Schläft er etwa schon? Ich bin noch gar nicht müde.“ Ein Gähnen folgte dieser Aussage. „Das hört man.“ erwiderte Yuuris Stimme genauso leise. „Na los, leg dich hin, meine kleine Prinzessin. Etwas Schlaf wird uns allen gut tun.“ Lange wagte Wolfram es nicht, sich zu bewegen. In seinem Kopf rasten die Gedanken. Lautlos erhob er sich und sah auf die beiden hinunter, die fest schliefen. Stumme Tränen liefen ihm über die Wangen. Yuuri so friedlich zu sehen, brach ihm das Herz. Er liebte ihn über alles, aber er konnte die Stimme in seinen Gedanken ebenso wenig verdrängen wie alles andere. Wäre er nur nicht krank geworden. Barfuß und im Nachthemd tapste er durch den Thronsaal. Der Abstand von Yuuri tat ihm gut. Er ließ sich auf die Stufen vor dem Thron sinken. Durch ein geöffnetes Fenster drang kühle Nachtluft in den Raum, trotzdem fror er nicht. Wenigstens war er ungestört. Oft schon war er hier gewesen, wenn er mal wieder keinen Schlaf fand. Er wusste, dass er dunkle Ringe unter den Augen hatte und schneller als sonst gereizt war. Seine Erklärung für sein Verhalten war schlicht und ziemlich unglaubwürdig: Schlafwandeln. Zwar hatte ihm das niemand wirklich abgekauft, aber sie hatten auch nicht nachgefragt. Irgendwann nickte er doch ein und wurde am Morgen so von Günther gefunden. Der weckte ihn und wollte auch gleich wissen, was er um diese Zeit im Thronsaal verloren hätte. „Ich bin wohl wieder schlafgewandelt.“ lächelte er schwach. „Schon wieder? Meinst du nicht, du solltest das mal untersuchen lassen?“ „Es geht schon, danke.“ Er stürmte aus dem Raum, bevor Günther antworten konnte. Fast wäre er dabei mit Yuuri zusammengestoßen. „Wolfram. Ich habe mir Sorgen gemacht.“ „Das war nicht meine Absicht.“ `War es nicht? Er scheint dir zu glauben. Dabei willst du doch nur, dass er nachfragt. Dass du ihm wichtig bist. Aber der große König ist genauso dumm wie stur. Er denkt, du hast ihm vergeben und würde die Wahrheit nicht Mal erkennen, wenn sie ihm ins Gesicht springt.´ „Ich sollte mir was überziehen.“ murmelte er und drängte sich an dem Schwarzhaarigen vorbei. Genau spürte er den Blick seines Verlobten im Rücken. Im Schlafzimmer ließ er sich Zeit, seine Sachen zu wechseln. Er fühlte sich so allein wie nie zuvor. Wenn er wenigstens mit jemandem reden könnte. Das würde seine Situation erheblich verbessern. Doch er war auf sich gestellt. Alleine mit diesem Schmerz, der ihn innerlich vergiftete. Gedankenverloren sah er zur Decke, fragte sich, ob er Yuuri zu früh verziehen hatte. `Nun, du hättest es ihm schwerer machen können. So bist du nur ein billiger Ersatz. Und niemand ist da, der dir zuhört. Alle denken, es geht dir blendend, während du dir wünschst, dass dieser Pfeil Sara damals nur richtig getroffen hätte…´ Wolfram schrie auf und schlug auf den Boden ein. Er wollte nur noch, dass diese Stimme verschwand, ihn in Ruhe ließ. „Aber, aber. Du ruinierst noch den Boden. Und deine zierlichen Hände.“ Die Stimme floss fast über vor Sarkasmus. Wolfram sprang auf und zog sein Schwert. Das durfte nicht sein… Aber es bestand kein Zweifel. Als er in das Schlafzimmer gekommen war, hatte er die Tür offen gelassen. Nun war sie zu und jemand stand dort. Die Person trat aus den Schatten und Wolfram ließ sein Schwert fallen. Langes, goldblondes Haar, eine schlanke Statur und goldene Augen, die halb von einer Brille verdeckt wurden und ihn höhnisch musterten. „DU!“ knurrte der Blondschopf. „Was hast du hier verloren?“ „Ist das nicht offensichtlich? Ich wollte meinen alten Freund Yuuri besuchen.“ erwiderte Sara vollkommen unbeeindruckt. Hass durchflutete Wolfram wie flüssiges Feuer. Wie konnte dieser Bastard es wagen, sich nochmal in Shin Makoku blicken zu lassen? „Er will dich aber nicht sehen.“ „Ach, ist das so? Seit wann bist du es, der für ihn entscheidet?“ Wieder knurrte Wolfram und griff den anderen an. Er wollte nur noch eines: Dem jungen König das Lächeln aus dem Gesicht prügeln. Sara täuschte ein Gähnen vor. Kurz bevor der Blondschopf ihn erreichte, nahm er seine Brille ab und seine Augen begannen zu glühen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)