The enemy I love von NeedYouInMyLife (Die Aufständischen gegen die Rebellen || SasuXHina) ================================================================================ Kapitel 3: Herz gegen Kopf - wie entscheiden wir uns? ----------------------------------------------------- [Liebe zu spüren, sie zu zulassen und vor allem, dem Betroffenen es zu offenbaren, erfordert sehr viel Mut. Manchmal lassen wir uns viel zu sehr von Äußerlichkeiten beeinflussen.] Egal wie dunkel der Augenblick ist - Liebe und Hoffnung sind immer möglich. George Chakiris; US-amerikanischer Schauspieler Hinata-POV Dieses eine kleine Wort bringt Sasuke dazu, verwirrt zu mir zu sehen. Minuten vergehen, ohne das einer von uns etwas sagt. Draußen herrscht Stille - nur das sanfte Rauschen der Blätter im Wind, leises Gezwitscher der Vögel und unser Atem durchbrechen diese. Sasukes verwirrter Ausdruck ist verschwunden und sein fixierender Blick brennt sich in mein Gesicht. Wahrscheinlich wägt er in Gedanken ab, ob er meine Aussage ernst nehmen soll, mich für verrückt halten oder ob er das Danke einfach ignorieren soll. “Warum ‘Danke’?”, fragt er in die Stille und ich wende meinen Blick von ihm ab. Es ist mir unangenehm während meiner Erklärung ihm ins Gesicht zu sehen. “Dafür, dass du meine Hoffnung nicht zerstört hast”, wispere ich und nestle an dem zerrissenen Saum meines Kimonos herum. Vater wird außer sich sein, wenn er sieht, was mit meiner Kleidung passiert ist. Ein ungewollter Seufzer verlässt meine Lippen. “Drück’ dich klarer aus, Hinata”, ich sehe geschockt in sein Gesicht. Es ist das erste Mal, dass Sasuke mich bei meinem Namen genannt hat. Meine Verblüffung muss mir ins Gesicht geschrieben stehen, denn ein kleines Schmunzeln legt sich auf seine Lippen. “Nun-”, wie soll ich Sasuke meine Gedanken - meine Hoffnungen - mitteilen, wenn ich selbst kaum daran glaube? “Ich habe gehofft, du würdest so antworten, weil ich glaube, dass es eine Lösung für den Konflikt unserer Väter gibt, ohne dass wir weitere Menschen opfern müssen”, so, der schwerste Teil geschafft. Ich nehme meinen Mut zusammen und sehe entschlossen in seine dunklen Augen. "Ich glaube nicht, dass dein Vater zum Krieg ausgerufen hat, um den Menschen im Dorf zu schaden. Ich habe damals - vor dem Bürgerkrieg - deinen Vater geschätzt. Ich war noch sehr jung, aber trotzdem hatte mich sein Engagement und seine Fürsorge zu ihm nahestehende Personen gerührt. Er ist bestimmt kein schlechter Mensch, wie viele behaupten”, ich halte kurz inne und hole Luft. Sasukes Gesicht spiegelt Erstaunen wider. “Vielleicht kannst du dich ja nicht mehr daran erinnern, aber früher waren unsere Sippen nicht so einander verhasst, denn ich weiß noch genau, wie wir damals des Öfteren zusammen gespielt haben. Meine Mutter hatte mir vor ein paar Jahren einige Fotos gezeigt und Geschichten erzählt”, ich wende meinen Blick wieder auf den kargen Felsboden und muss lächeln, als ich an meine Mutter denke. Ihr früher Tod hat uns alle sehr mitgenommen und ich wünsche mir, sie wäre jetzt hier. Stille. Sie hüllt uns ein und macht mich nervös. Ist es richtig gewesen, ihm unsere gemeinsame Vergangenheit zu offenbaren? Damals sind wir beide im Kindergartenalter gewesen und ich selber kann mich nur an Fetzen erinnern, die meine Mutter durch ihre Geschichten wach gerufen hat. Vater ist weniger begeistert gewesen, als er zu Ohren bekommen hat, was meine Mutter mir erzählt hat. Seitdem habe ich darüber geschwiegen, denn seinen Zorn will ich kein weiteres Mal zu spüren bekommen. Ich richte meinen Blick wieder auf Sasuke, doch dieses Mal ist er es, der seinen Blick gen Boden gewendet hat. “Du kennst mich von Früher, aber du hast mich nicht wiedererkannt?”, bei seiner Frage runzle ich die Stirn. Was hat das jetzt mit meiner Erklärung zu tun? Ist er vielleicht sauer, weil ich in ihm nicht meinen ehemaligen Spielkameraden wiedererkannt habe? “Ähm ...”, ja, was denn genau? Ich überlege, was ich sagen soll, als Sasuke sein Gesicht auch schon wieder auf mich richtet. Eine frische Windböe weht in das Innere der Höhle und zerzaust Sasuke sein Haar etwas. Dunkle Iriden funkeln mich wütend an. Was ist denn nun los? Ehe ich meine Gedanken äußern kann, erhebt Sasuke sich aus seiner sitzenden Pose und schreitet auf mich zu. Ein Schnauben verlässt seinen Mund. “Was soll das, Sasuke?”, mein Handgelenk wird schmerzhaft gepackt und Sasuke zieht mich zu sich hinauf - ohne zu antworten. Sein wutverzerrtes Gesicht jagt mir Angst ein. “Aua. Lass los, Sasuke, du tust mir weh”, bis vor ein paar Minuten habe ich noch geglaubt, Sasuke wäre nicht so, wie die anderen grausamen Mitglieder seiner Sippe, doch ich scheine mich getäuscht zu haben! Seine andere freie Hand greift um meinen Hals und schmerzhaft wird mein Körper gegen die harte Felswand gedrückt. Durch den Ruck entringt mir ein Keuchen. Sasuke gehört zum Feind und ich habe naiver Weise geglaubt, er wäre anders! Wütend über mich selbst und meine unglaubliche Einfälltigkeit, kneife ich meine Augen zusammen und beiße mir auf die Lippe. Wie konnte ich nur so dumm sein? Dabei sind die letzten beiden Tage auf eine absurde Art und Weise wirklich toll gewesen - aber ich muss einfach mit der Wahrheit leben, dass Sasuke doch nicht der Mensch ist, den ich zu glauben gewagt habe. Sein herrisches Knurren bringt mich dazu, die Augen wieder zu öffnen und ich versuche meine Enttäuschung zu verbergen. Ich habe wirklich gehofft, er wäre anders… Sasukes dunkle Iriden funkeln mich wütend an und seine Mimik verzerrt sich. Er kann wirklich furchteinflößend sein. Der Löwe hat das Lamm eingekesselt und ist kurz davor, es zu reißen. Angst breitet sich in meinen Körper aus, meine Glieder erschlaffen unter dem Sauerstoffmangel, den Sasuke durch seinen festen Griff hervorführt. Mein Atem wird schneller, flacher. Ob er mich jetzt umbringen wird? Ich weiß es nicht, aber vielleicht habe ich es auch verdient? Schließlich habe ich mich dem Feind ausgeliefert. Sasuke kneift seine Augen zusammen, wendet seinen Blick zum Boden und drückt noch etwas fester zu. Ein ersticktes Keuchen dringt aus meiner Kehle hervor. Nur mit viel Kraft schaffe ich es, meine Hände um seinen Arm zu legen, um zumindest zu versuchen, seine Hand zu lösen und mehr Luft zu bekommen. “Luft”, versuche ich zu sagen, doch es gelingt mir nur mäßig. Immer verschwommener wird mein Sichtfeld und ich rechne fest damit, dass er mich umbringen wird. Meine Arme sinken wieder kraftlos hinunter. Es wird dunkler um mich, die Geräusche um mich herum werden immer leiser, bis ich gar nichts mehr höre. Dunkelheit umringt mich. Das unsanfte Aufprallen auf dem harten Untergrund lässt mich röchelnd nach Luft schnappen und meine Augen weiten sich. Fast wäre ich erstickt! Mein Atem geht unregelmäßig und langsam versuche ich wieder ruhiger zu werden. Sofort lege ich meine Hand sanft an meinen Hals und streiche vorsichtig darüber. Wahrscheinlich werde ich Male davon tragen, denn sein Griff ist alles andere als sanft oder vorsichtig gewesen. Sasuke hat gerade wirklich vorgehabt mich umzubringen und das aus - für mich - unerfindlichen Gründen! Haben ihn meine Worte so handeln lassen oder doch eher die Annahme, dass er auch für eine friedliche Lösung ist? Etwas ängstlich sehe ich zu ihm hinüber. Mittlerweile hat er sich einige Schritte entfernt, steht mit dem Rücken zu mir und fasst sich mit der rechten Hand an den Kopf. Ich versuche gar nicht erst darüber nach zu denken, was er haben könnte - seine Aktion von gerade eben hat mich viel zu sehr geschockt. Mit zitternden Beinen erhebe ich mich vom Boden und dränge mich näher an die Felswand hinter mir. Wer weiß, ob er nicht wieder so einen Ausraster bekommt! ~*~ Der Abend bricht an. Seit Sasukes Wutanfall sind mehrere stille Stunden vergangen und seitdem habe ich ihn weder angesprochen, angesehen oder sonstiges unternommen um ihn nicht unnötig auf mich Aufmerksam zu machen. Ich unterdrücke ein Seufzen, als ich daran denke, dass schon eine halbe Woche vergangen ist, ohne, dass ich jemanden wahrgenommen habe. Ich weiß ja nicht einmal, wo Sasuke uns hingebracht hat, geschweige denn, ob es überhaupt in der Nähe des Dorfes ist. Tränen drohen aufzusteigen und panisch schließe ich meine Augen. Ich will mir gar nicht ausmalen, was Sasuke tun sollte, wenn er sieht, dass ich weine. Gänsehaut überzieht meinen Körper. Eine kühle Brise findet den Weg in die Höhle und fröstelnd reibe ich mir über die Arme. Wieder hat es zu regnen begonnen heute Nachmittag und die kühlen Brisen sind ein letztes Überbleibsel. Sasuke starrt weiterhin apathisch auf die niedergebrannten Holzscheitel. Worüber er sich wohl Gedanken macht? Wie er mich beim nächsten Wutanfall umbringen kann? Ich fasse mir an den Kopf. Wieder solche schrecklichen Gedanken, dabei habe ich mir vorgenommen, zu überlegen, wie ich endlich hier abhauen kann, denn meine Knochen tun nur noch wenig weh und der Heilungsprozess sollte reichen, um von hier zu fliehen. Nachts wäre es am besten, doch da Sasuke stets und ständig in der Nähe des einzigen Ausgangs sitzt, wird es schwer werden, unbemerkt an ihn vorbei zu kommen. Meine Augen schließend lehne ich meine Stirn an meine angewinkelten Knie. Eigentlich müsste ich schon seit Stunden mal wo hin, doch ich habe einfach Angst ihn anzusprechen oder einfach hinauszugehen - sein kleiner Ausraster hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen, das muss ich ihm ja lassen. Ich seufze leise. Verdammt! Es ist wirklich dringend und unentschlossen beiße ich mir auf der Unterlippe herum. Sollte ich es einfach versuchen? Mehr als mich aufhalten kann er ja nicht. Entschlossen erhebe ich mich, strecke mich und bewege mich dann langsam auf den Höhleneingang zu. Sasuke sieht noch immer auf die Feuerstelle, doch ganz so abwesend scheint er nicht zu sein, denn seine Hand greift nach meinem Handgelenk und hält mich ab davon zu gehen - sein Blick noch immer auf die mit Ruß überzogenen Scheitel gerichtet. “Ich will nur mal kurz wohin. Wenn ich versuchen würde abzuhauen hätte ich es bestimmt nicht so auffällig getan”, meine ich ungehalten und entziehe mich seinem Griff. Ohne ihn weiter zu beachten gehe ich ins Freie und suche mir eine ungestörte Stelle. Nach wenigen Augenblicken entdecke ich auch eine - zwischen Bäumen und Sträuchern gelegen. Sasukes Präsenz direkt hinter mir nehme ich sofort wahr, aber ich lege Wert auf Privatsphäre. Meint er, ich fliehe mit herunter gelassenem Höschen? Ein Grinsen legt sich auf meine Lippen. Irgendwie wäre es schon eine witzige Vorstellung - wenn es nicht mich selbst betreffen würde, aber ich kann schließlich auch über mich selbst lachen. Sasukes stechender Blick verfolgt mich und etwas peinlich berührt bahne ich mir einen Weg durch das Gestrüpp und hocke mich hin. Muss er es denn so auffällig tun? Ich beobachte ihn schließlich auch nicht dabei! Entrüstet über seine Schamlosigkeit beeile ich mich, gehe zum Rinnsal und wasche mir nach bester Möglichkeit die Finger. Sasuke steht schlussendlich mit dem Rücken zu mir und sieht in den Himmel. Verschieden Farben säumen den weiten Firmament und lassen den Tag friedlich ausklingen. Etwa drei Schritte stehen wir getrennt von einander auf dieser Wiese und betrachten den immer dunkler werdenden Himmel. “Tut es noch weh?”, nur leise dringen Sasukes Worte zu mir durch. Ich senke meinen Blick - auch wenn er es nicht sehen kann - und fasse mir an den Hals. Noch immer spüre ich seinen festen Griff um jenen und mein Herz beginnt zu rasen. “Etwas”, sage ich scheu und schließe die Augen, doch ein leiser Seufzer irritiert mich. Sasuke dreht sich zu mir herum und betrachtet meinen Hals genauer, um den noch immer meine Finger ruhen. Er hebt seine Hand und führt sie zu meiner. “Lass mich sehen”, meint er nur und sieht mich eindringlich an. Nervös tue ich das, was er sagt. Nach einigen Sekunden lässt er wieder von meinem Hals ab und ich sehe ihm vorsichtig ins Gesicht. Nur ganz leicht presst er seine Lippen aufeinander und in seinen Augen spiegelt sich etwas wider, von dem ich nicht gedacht hätte, dass er je so empfinden würde. Reue!, schießt es mir sofort durch den Kopf. Unschlüssig darüber, ob seine Augen die Wahrheit widerspiegeln oder ob es nichts mehr ist, als eine Methode, um mich in Sicherheit zu wiegen, kann ich nicht sagen. Ich wende meinen Blick ab, doch sofort spüre ich seine Finger sanft an meinem Kinn und er zwingt mich dazu, ihm in die Augen zu sehen. “Ich-”, Sasuke stockt. Presst abermals seine Lippen kurzzeitig zusammen. “Es wird nicht mehr vorkommen”, sagt er schlussendlich und streicht mir sanft über den Hals. Sasuke scheint es ernst zu meinen, aber meine Gefühle sind zwiegespalten. Noch vor wenigen Stunden habe ich gedacht, ich müsste durch seine Hand sterben und jetzt versucht er mir zu verstehen zu geben, dass es wahrscheinlich nur ein Ausrutscher gewesen ist - nicht mehr und nicht weniger. Sasukes schwarze Iriden mustern meinen Körper und ich spüre, wie sich eine Gänsehaut auf meinen Armen bildet. Dann ein Ruck und nur einen Augenaufschlag später finde ich mich an Sasuke gedrängt wieder. Verwundert darüber wage ich es gar nicht, mich zu rühren - ja nicht einmal etwas zu sagen oder auch nur einen Blick nach oben in sein Gesicht zu werfen. Dieser Moment, diese Situation ist gegenüber seinem sonstigen Verhalten total surreal. “Hinata ...”, raunt er leise an mein Ohr und mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Es ist mir unangenehm, denn so fest, wie ich an ihn gepresst bin, spürt er diesen garantiert. “Verzeih mir”, wispert Sasuke und an seinem Ton kann ich heraushören, dass er etwas verzweifelt scheint - warum? Er drückt mich noch etwas näher an sich heran. Mittlerweile spüre ich auch ganz genau die ansteigende Röte, die schon vor wenigen Augenblicken begonnen hat meine Wangen zu zieren. Sasukes große und warme Hände streichen sanft meinen Rücken hinauf und hinunter und sein Verhalten wird mir immer suspekter. “Sasuke, was-”, versuche ich zu sagen, doch als ich spüre, wie er seine Wange an die meine presst, schlägt mein Herz noch ein paar Takte schneller. Sein Atem streicht über meine Haut und hinterlässt abermals eine Gänsehaut. Gerade, als ich gedacht habe, dass mein Körper sich an diesen seltsamen Umstand gewöhnt hat, und ich eigentlich meinen Satz von gerade eben wieder aufnehmen wollte, sind es seine Lippen, die mich vom Sprechen abhalten. Nicht auf meinem Mund, nein, viel eher beginnt Sasuke damit, mich sanft auf dem Hals zu küssen - ganz sanft und vorsichtig, so als würde ich jeden Moment unter seinen Berührungen zusammenbrechen. Mein Herz rast nur noch mehr, mit wird warm und kalt zugleich, ein komisches Gefühl in meinem Bauch, dass schon seit einiger Zeit vorhanden ist, beginnt sich nun auf meinen ganzen Körper auszubreiten und, als ob das nicht schon genug wäre, beginnen meine Beine zu zittern und meine Hände werden feucht. Ich kenne dieses Gefühl. Ich kenne es ganz genau - und ich weiß nicht, ob es richtig ist, diese Gefühle überhand nehmen zu lassen oder Sasuke von mir zu stoßen. Dieser innere Konflikt und meine starre Haltung müssen Sasuke dazu gebracht haben, sein Tun zu beenden und mich einige Zentimeter von sich zu drücken. Sasukes forscher Blick liegt auf mir und mir wird es noch unangenehmer - anscheinend hätte er keine Probleme damit, sich auf die Tochter des feindlichen Gruppenanführers einzulassen. Minuten vergehen, in denen keiner von uns etwas sagt, dabei liegen mir so viele Fragen auf der Zunge. Mittlerweile hat uns die Schwärze der Nacht umhüllt, nur das Licht des Mondes und vereinzelte Sterne behellen diese versteckte Wiese, auf der Sasuke und ich seit Minuten verharren - seine warmen Hände auf meiner Taille ruhend. Ich habe den Blick abgewandt - gen Boden - und suche verzweifelt nach dem Grund seines Handelns, doch mir scheint nichts anderes übrig zu bleiben, als ihn selber zu fragen. Ich seufze tief und kratze den verkümmerten Rest meines Mutes zusammen. Unsere Blicke treffen sich, seine markanten Gesichtszüge werden durch das fahle Mondlicht hervorgehoben - seine Haut scheint fast weiß. Nur seine dunklen Augen heben sich von dem Bild ab. Unsicher beiße ich mir auf die Lippe. “Ich verstehe dich nicht”, sage ich schlussendlich. Damit müsste alles gesagt sein, denn es ist nichts, als die pure Wahrheit. Weder verstehe ich seinen Charakter, sein Verhalten, geschweige denn, seine irren Gefühlsschwankungen und - vor allem - verstehe ich nicht, warum er versucht hat, mich zu verführen. Seine fein geschwungenen Augenbrauen ziehen sich zusammen und feine Falten bilden sich auf Sasukes Stirn. “Was gibt es da nicht zu verstehen?”, fragt er und ein Schmunzeln legt sich auf seine Lippen. “Was ich daran nicht verstehe? Vielleicht, weil du dich im ersten Moment um mich kümmerst - mal ganz davon abgesehen, dass du mich gerettet hast -, im nächsten Moment erstickst du mich fast und jetzt hast du versucht, mich zu verführen! Und jetzt erklär mir das mal, denn genau das verstehe ich nicht!”, ereifere ich mich und drücke mich noch ein ganzes Stück von ihm weg, doch schon drückt er mich wieder näher an sich - so, als ob er mich gar nicht los lassen wolle - verrückt! “Hn”, macht er und sieht zur Seite. “Erkläre es mir, Sasuke, bitte”, sage ich mit fester Stimme. Undeutliches Murmeln. “Wie?”, frage ich und drehe meinen Kopf, sodass ich ihn besser verstehen kann. “Ich verstehe mich selbst nicht wirklich”, murmelt er abermals, aber dieses Mal etwas deutlicher. “Oh”, rutscht es aus mir heraus und zum ersten Mal - trotz dessen, dass nur der Schein des Mondes meine Umgebung erhellt - kann ich eine deutliche Röte auf seinen Wangen ausmachen und dieser verlegende Ausdruck in seinem Gesicht bringt mich zum Lächeln, denn es lässt ihn unfassbar niedlich aussehen. Ich kenne diese Verwirrtheit. Bis jetzt ist es mir selber nur ein einziges Mal selber passiert und das war noch lange, bevor der Krieg ausbrach - und zwar damals in der Akademie und sie haben sich seit damals nicht geändert - ich habe sie nur unterdrückt, weil ich geglaubt habe, dass sie niemals erwidert würden. Sollte ich mich getäuscht haben oder empfindet Sasuke gar nicht in diese Richtung? “Ich kenne das, aber glaube mir, wenn du dir Klarheit über deine Gefühle verschafft hast, wird es nur schlimmer, wenn sie nicht erwidert werden”, sage ich und senke den Blick. Ich habe eine gefühlte Ewigkeit gebraucht, um über die schmerzende Wahrheit hinweg zu kommen. Abgelenkt habe ich mich mit dem Studium im Krankenhaus und den Lageberichten zu Hause - schließlich erwartet mein Vater, dass ich als würdige Nachfolgerin das Erbe antrete und natürlich, dass ich irgendwann auch einen - in seinen Augen - fähigen Mann heirate und dann seine Ideale vertrete. Versagen in irgendwelchen dieser Bereiche würde mein Vater nicht dulden. “Also gibt es schon jemanden in deinem Herzen”, schlussfolgert Sasuke und nimmt so schnell Abstand von mir, als hätte er sich verbrannt. Überrascht strauchle ich kurz, kann mich aber auf den Beinen halten. Unsere Blicke treffen sich wieder und ich nicke zögerlich. Wenn Sasuke erfahren würde, dass mein Herz ihm gehört und er mich ablehnt, würde ich es nicht verkraften weiterhin hier zu sein. Schweigen und eine seltsame Spannung schwängert die Luft. “Verrätst du mir wer?”, sagt er stockend. “Kenne ich diese Person von früher?”, fügt er hinzu. Was soll ich ihm antworten? Die Wahrheit? Ich zögere. “Ja, du kennst die Person, aber es ist unwichtig”, sage ich nuschelnd. “Wenn nicht sogar unmöglich”, kommt es noch undeutlicher von mir. Sasukes irritierter Blick liegt auf mir. “Wer, Hinata?”, es klingt nicht nach einem Befehl, eher nach einer Bitte und sein sanfter Ton bringt mich dazu, meine Verschwiegenheit zu überdenken. Was sollte auch schon geschehen, wenn er es weiß? Mehr als mich ablehnen kann er nicht, außerdem wird er mich in ein paar Tagen bestimmt gehen lassen, wenn ich Glück habe und dann sehe ich ihn nie wieder oder er bringt mich zu seinem Vater und spätestens bei dieser Entscheidung habe ich keine andere Wahl, als zum einzigen Mittel zu greifen, was mir in solch einer Situation noch nützen kann: Selbstmord. Meine Entscheidung ist getroffen, mein Blick festigt sich und Sasukes Miene wirkt für eine kurze Zeit überrascht, doch dann ziert abermals diese nichts-aussagende Mimik seine Gesichtszüge. Ich atme tief durch und lege mir Worte zurecht. Wenn er schon den Namen erfahren will, soll er auch eine Erklärung meinerseits bekommen, denn Sasuke würde mir eine einfache Liebeserklärung nicht so einfach abnehmen - dafür ist er mir gegenüber, dem Feind, doch zu misstrauisch. “Meine Gefühle für diese eine Person reichen schon weit zurück, Sasuke. Damals habe ich in der Akademie begonnen, für ihn zu schwärmen. Wir wurden sogar so etwas, wie Freunde und dann hat sich ein weiteres Gefühl dazu gesellt. Ich verliebte mich. Besonders seine sanfte und zuvorkommende Art hat mich fasziniert und dieser besondere Glanz in seinen Augen, wenn er mich angesehen hat, brachte mein Herz dazu, wild zu klopfen, doch ich wusste, dass ich keine Chance gegen die anderen Mädchen hatte - sie sahen um Längen besser aus als ich”, ich schweige kurz, rufe die Erinnerungen an damals wieder hervor. Bilder aus der Vergangenheit manifestieren sich in meinem Gehirn. Ein kleiner, schwarzhaariger Junge mit einem sanften Lächeln im Gesicht und die freundlichsten Augen, die ich je gesehen habe. Er lächelt mich an und ich weiß noch, dass ich vor Verlegenheit rot geworden bin. “Dann ist der Krieg ausgebrochen und meine Hoffnung, ihn jemals wieder zu sehen, schwanden mehr und mehr dahin. Also stürzte ich mich in Arbeit. Erst waren es noch Schulaufgaben und natürlich die Kampfausbilung. Später habe ich dann mit meiner besten Freundin begonnen, eine Ausbildung zur Iryonin zu machen. Leider wurde sie vor wenigen Wochen von deiner Sippe entführt und jetzt liegt nicht nur die gesamte Verantwortung meiner Nachfolge als Sippenerbin, sondern eigentlich auch die Verantwortung als Leiterin der medizinischen Versorgung auf mir!”, ich halte inne und atme tief durch. Sasuke hört sich schweigend alles an - er fällt mir nicht einmal ins Wort. “Doch das alles kann ich ertragen, denn auch, wenn ich mir verboten habe, an ihn zu denken, hat mir die winzige Hoffnung, ihn vielleicht eines Tages im Kampf gegenüber zu stehen, ihn wieder zu sehen, aufrecht erhalten. Seine Person ist es, warum ich noch nicht an meine Grenzen gestoßen bin”, wieder schweige ich kurze Zeit und gerade, als Sasuke den Mund aufmacht, um mir wahrscheinlich zu sagen, dass ihn meine Beweggründe nicht interessieren, sondern nur der Name desjenigen, spreche ich schnell weiter. “Ich liebe diese Person von ganzem Herzen, Sasuke, und ich würde mir nichts sehnlicher Wünschen, dass er genauso fühlt und wir zusammen sein können, doch auch wenn er so fühlt wie ich, könnten wir unmöglich zusammen sein, denn die Feindschaft unserer Sippen würde das verhindern. Darum habe ich solche Hoffnungen in deiner Antwort gelegt. Es würde bedeuten, dass mein Warten nicht umsonst war, verstehst du?”, meine Stimme ist brüchig geworden und von Wort zu Wort fällt es mir schwerer zu sprechen. Ich habe fast alles gesagt, und jetzt liegt es an Sasuke, ob ich ihm mein größtes Geheimnis auch noch anvertraue - meine Liebe zu ihm, die ich all die Jahre in meinem Herzen verschlossen habe. Sasuke schweigt, nur das leise Zirpen der Grillen und hin und wieder das Rauschen des umstehenden Blätterwerks durchdringt die Stille der Nacht. Ein Räuspern seitens Sasukes lässt mich leicht erschrecken. “Du scheinst tiefe Gefühle für diesen Mann zu hegen”, sagt er tonlos. Sein Blick gleitet zur Seite. “Irgendwie beneide ich denjenigen um deiner Gefühle”, meint er und sieht mich wieder an. “Sagst du mir, wer so lange schon in deinem Herzen ist?”, fragt er vorsichtig und beißt sich nervös auf die Unterlippe. Ein sanftes Lächeln umspielt meine Lippen. Ich trete ein paar Schritte auf ihn zu, beobachte, wie er unentschlossen seinen Blick hin und her wandern lässt, ehe ich nur noch ein paar Zentimeter von ihm entfernt stehe. Vorsichtig lege ich meine Hände auf seinen Schultern ab und irgendwie bin ich überrascht, dass Sasuke es geschehen lässt. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, beuge mich vor bis zu seinen Lippen. “Ich liebe dich, Sasuke Uchiha. Schon so lange”, hauche ich und lege meine Lippen flüchtig auf seine, ehe ich mich schnell wieder von ihm löse und auf Abstand gehe. Geschockt steht Sasuke da, starrt mich an und seine Augen spiegeln Verwirrung, Unglauben und so etwas, wie Trauer wider. Enttäuscht und traurig darüber, dass er wirklich nicht so fühlt wie ich, wende ich mich von ihm ab. Es ist besser, wenn ich zurück in die Höhle gehe. Wolken ziehen auf, der Wind nimmt zu und wenn ich mich nicht erkälten will, um flüchten zu können, sollte ich mich besser in die windgeschützte Höhle begeben und etwas schlafen. In Gedanken versunken merke ich nicht, wie Sasuke mir hinterher läuft, nur seine Finger um mein Handgelenk lassen mich stehen bleiben und aus meinen Gedanken aufschrecken. Mit einem Ruck wirbelt er mich zu sich herum und drückt seine Lippen auf meine. Ich realisiere nur sehr langsam, was hier gerade geschieht, doch schnell schließe ich meine Augen und erwidere seinen Kuss und in meinem Inneren tobt ein wilder Sturm aus den verschiedensten Gefühlen. Sasuke presst mich stärker an sich, fährt sehnsüchtig über meine Lippen, beißt sanft hinein und zwingt mich dazu, meine Lippen zu teilen. Schnell drängt er seine Zunge in meine Mundhöhle und ich spüre, wie er sie nach und nach abtastet, schlussendlich meine Zunge anstupst. Ich kann ein Aufkeuchen nicht verhindern, doch durch den Kuss ist er gedämpft. Sasukes Griff verhärtet sich abermals, aber es tut nicht weh - viel eher fühlt es sich an, als würde er Angst haben, dass ich verschwinden würde, wenn er mich loslassen würde. Ich bin gerührt. Zwar hat er nicht mit Worten offenbart, was er von meinem Liebesgeständnis hält, aber sein Tun sagt mir so viel mehr. Glücklich schlinge ich meine Arme um seinen Nacken. Atemlos trennen wir uns voneinander. Mein Herz hat nie heftiger geschlagen und Sasuke lehnt sich mit seiner Stirn gegen meine - sieht mir tief in die Augen. Ein ehrliches, glückliches Lächeln legt sich auf seine Lippen und ich erwidere es. Nur einen Augenaufschlag später spüre ich erneut seine Lippen auf den meinen, doch dieser Kuss ist anders - sanfter. “Ich bin glücklich über deine Worte, Hinata. Sie bedeuten mir sehr viel”, sagt Sasuke und haucht mir einen weiteren Kuss auf die Lippen, ehe er sich von mir trennt. “Wir sollten in die Höhle - es wird kalt und so wie die Wolken aufziehen, könnte es wieder regnen”, meint Sasuke und schiebt mich zum Höhleneingang. “Wie gut, dass gegenseitig gespendete Körperwärme die Kälte abhält”, meine ich und kichere leise. Glücklich ziehe ich Sasuke hinter mir her. [Wir können uns nicht aussuchen, in wen wir uns verlieben, aber wir können uns aussuchen, ob wir diese Liebe leben oder verschließen wollen - und manchmal verschließen wir sie nur, um darauf zu warten, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, sie zu offenbaren und damit vielleicht mehr zu bewirken.] In dem Moment, in dem Menschen sich verlieben, werden sie zu Lügnern. Harlan Jay Ellison; US-amerikanischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Kritiker ~♥~To be continued . . .~♥~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)