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Love is like a mountain

Wie weit wirst du gehen?
von

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Prolog

„Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf, …“

1. Korinther 13,4-8


 

Ich war lange nicht mehr in Amerika gewesen, um genau zu sein, 6 Jahre sind seit meinem letzten Besuch vergangen. Vieles hatte sich seit dem bei mir geändert. Zu viel hatte ich in dieser Zeit erlebt. Bin oft am Boden gelegen und musste mich selbständig wieder aufrappeln ohne, dass mir eine helfende Hand gereicht wurde. Doch ich hatte es immer wieder geschafft und zwar aus eigener Kraft. Ich bin älter geworden und wurde durch jeden verlorenen Kampf stärker. Jetzt war endlich die Zeit gekommen in der ich anfangen musste, um meiner selbst willen, mein Leben zu leben und zu genießen. Damit würde ich in Rocky Beach beginnen.
 

Ich saß im Flugzeug und sah gedankenverloren aus dem Fenster, sah nur die Wolken, die aussahen als würde sie einen wie eine Feder streichen, wenn man sie berühren würde. Meine Gedanken fingen das Kreisen an. Wie haben sich wohl die Jungs verändert? Bob, mein Cousin, er war immer einer der Menschen gewesen denen ich blind vertraute und an den ich mich immer anlehnen konnte. Peter, der vor harmlosen Dingen immer Angst hatte aber im Sport ein Supertalent war. Und natürlich Justus. Wie hatte er sich verändert? Hatte er sich überhaupt verändert? Ich weiß noch genau wie oft die Leute über ihn hergezogen sind weil er, in ihren Augen, viele Kilos zu viel hatte. Mir war es immer egal gewesen. Er faszinierte mich schon immer auf eine unbestimmte Art, die ich noch nie deuten konnte. Ich hörte ihm immer gerne zu, wenn er detailliert Schlussfolgerte, die Menschen verbesserte und genaue Erklärung, zu Dingen abgab, die eigentlich irrelevant waren.
 

Die größte Frage die sich mir stellte, war ob sie mich wieder erkennen würden. Jahre sind vergangen und ich war definitiv nicht mehr das 15jähre Mädchen von damals. Mein ganzes Aussehen hatte sich verändert. Mittlerweile war ich 21 Jahre und selbst meine Mutter meinte meine Erscheinung wäre ein Unterschied, wie Tag und Nacht, wie zu damals.
 

4 Stunden lagen noch vor mir dann würde ich endlich landen. Ich gab zwar meiner Tante und meinem Onkel Bescheid wann ich ankommen würde, bat jedoch darum mich nicht abzuholen. Zudem war dies auch nur die halbe Wahrheit, denn eigentlich sollte ich erst, heute in einer Woche ankommen. Es war reine Absicht von mir nicht das richtige Datum anzugeben. Zu Hause in Deutschland hatte ich schon alles durchgeplant. Ein Auto gemietet, eine Wohnung gesucht und eine Arbeit. Denn etwas wusste keiner von ihnen…...
 

Ich werde in Amerika bleiben und zwar für immer!

Überraschende Nachricht


 

"Das Wunder, wenn man es erlebt, ist nie vollkommen. Erst die Erinnerung macht es dazu."

Erich Maria Remarque
 


 

Es war Mittag und die Sonne knallte mit Intensität auf Rocky Beach hinab. Zwei Männer saßen, schwitzend, vor einem frisch renovierten Wohnwagen. Diese beiden Männer waren Justus Jonas und Peter Shaw.
 

„Sag mal Peter, hat Bob nicht gemeint er sei um eins da?“ Peter hatte die Augen geschlossen und murmelte nur unverständlich „Ja sicher. Warum?“ Justus richtete sich auf sah ihn an und verdrehte die Augen „Naja es ist mittlerweile zwei und langsam fange ich an darüber nach zu denken wo der gnädige Herr Andrews bleibt. Wir haben Samstag und wollten uns eigentlich noch an die Planung des heutigen Abends machen.“ Zu Justus Bedauern kam nur „mhm“.

Jetzt wurde es ihm zu dumm. Er setzte sich zurück in seinen Liegestuhl, setzte die Sonnenbrille auf und schloss die Augen.
 

Plötzlich schreckten beide durch Bobs brüllende Stimme auf. „Leute ihr glaubt nicht was passiert ist. Ihr werdet es nicht glauben. Ratet wer zu Besuch kommt.“ Langsam nahm der zweite Detektiv seine Sonnenbrille ab und sah ihn nur fragend an und zuckte mit den Schultern. Der Erste legte sich wieder zurück und meinte mit leichter Ironie „Der Kaiser von China? Bob wir können nicht hellsehen oder hast du es schon erlebt das wir ohne erdenkliche Hinweise oder Indizien auf die richtige Antwort gekommen sind?“ Bob überhörte freundlich den Unterton des Ersten und fing lediglich zu grinsen an. „Na dann gebe ich euch eben Stichpunkte. Die Person ist weiblich, mittlerweile 21 Jahre alt. Sie ist mit mir verwand unteranderem lebt sie nicht in Amerika. Hinweise genug?“ In Justus regte sich was jetzt stand er sogar auf, nahm die Sonnenbrille ab, schaute Bob irritiert an und zog die Augenbrauen nach oben. „Du willst mir jetzt nicht weiß machen das wirklich Kathrin kommt oder?“ Bobs Grinsen wurde nur noch breiter, er wusste genau wie man Justus Jonas ködern konnte. „Tja genau die meine ich.“ Nun klinkte sich auch Peter in das Gespräch mit ein „Wirklich? Hammer! Es ist doch glaub ich 4 oder 5 Jahre her, dass sie hier war?“ „Es sind ganz genau 6 Jahre!“ meinte der Erste fest und setzte sich langsam wieder hin. „Nun wie Justus sagt es sind wirklich 6 Jahre. Aber sie wird in 2 Wochen kommen. Eigentlich würde sie ja schon früher kommen, jedoch muss sie vor ihrem Flug noch einige Dinge erledigen.“ Peter fing nun endlich auch zu grinsen an und meinte mit einem leichten Seitenblick auf Justus „Gut ich freu mich. Ich kann mich nur zu gut daran erinnern was man mit diesem Mädchen alles erleben kann. Bin gespannt was sie zu unserem Sherlock Holmes sagen wird wenn sie ihn sieht.“
 

Ja, was würde sie wohl sagen? Alle drei hatten sich verändert, doch den größten Kontrast stellte Justus dar. Jeder von ihnen war größer geworden, hatten männliche Züge angenommen. Peters blonde Haare sind ein paar Nuancen dunkler geworden, dazu trug er sie nun etwas länger wodurch die Frauen nur so auf ihn flogen. Bob hingegen hatte sich zwar in seiner Größe nicht sehr viel verändert, jedoch sein Körper, er war durchtrainierter. Er trug seine, damals, langen locken nun kurz was ihm etwas leicht Verwegenes gab. Na und Justus ja er war mittlerweile von den Frauen heißgeliebt. Er war nicht mehr der Fettsack von früher. Groß war er geworden, seine Schultern breiter und seine Figur sportlich. Ja sportlich, auch wenn hier von Justus Jonas die Rede ist. Sein Denken zu dem Thema Sport hatte sich grundlegend geändert. Dies sah man gründlich. Seine kurzen schwarzen Haare strich er sich aus der Stirn und sah mit seinen dunklen, braunen Augen gen Himmel. Seine Gedanken schweiften ab und er erinnerte sich an eine Zeit mit einem jungen Mädchen, die einfach nur unbeschwert war. An ein Mädchen was nie etwas an ihm ausgesetzt hatte, was nie seine Figur in den Vordergrund stellte. An ein Mädchen das durch ihre leichte Art die Menschen in ihrer Umgebung mit riss und faszinierte.

Ankunft

"Geküsster Mund verliert nicht sein Glück, vielmehr erneuert er sich wie es der Mond tut."

Giovanni Boccaccio


 

Ich spürte ein leichtes rütteln an meiner Schulter. „Miss würden sie bitte aufwachen. Wir landen gleich und Sie müssen Ihren Sicherheitsgurt anlegen.“ Verschlafen öffnete ich die Augen. Ich musste wohl eingeschlafen sein. Vorsichtig setzte ich mich auf und nickte der Stewardess dankend zu. Schnell nahm ich die Gurte von beiden Seiten und schnallte sie um meine Taille. Die Ansprache des Kapitäns folgte wenig später, mit der Information, dass wir jetzt auf den Flughafen von Los Angeles zusteuerten. Ich sah aus dem Fenster. Sicher durchbrachen wir die Wolkendecke. Je tiefer wir runter gingen desto besser erkannte man einzelne Häuser, Wolkenkratzer und dann auch Menschen. Zielsicher landeten wir auf der Rollbahn. Mein Körper fing an verrückt zu spielen. Mir wurde heiß dann wieder kalt, spürte Unsicherheit aber auch die Vorfreude. Nun gaben die Stewardessen das Signal, dass jeder sich abschnallen konnte. Sofort sprang ich auf nahm meine Tasche und stand als erste am Ausgang. Schnell überquerte ich die Brücke zum Terminal. Dort angekommen musste ich mich erst einmal orientieren. Durch die riesen Tafeln verstand ich schnell wo ich mein Gepäck abholen konnte. Schnellen Schrittes begab ich mich zur Gepäckausgabe. Leider war es nicht einfach Einsicht auf das Laufband zu bekommen da sich ziemlich viele Leute darum gesammelt hatten. Mit Müh und Not quetschte ich mich einfach durch die Menge hindurch ohne Rücksicht auf Verluste. Endlich sah ich meinen Koffer. Mein Arm schoss hervor und schnappte sich zielgerade den Koffer. Mit Koffer und Tasche bepackt machte ich mich auf den Weg zur Autovermietung die ebenfalls im Flughafen war. Als ich dort ankam legte ich der Dame hinter der Theke meine Buchungsunterlagen vor und meinen Pass. Freundlich lächelte sie mich an und deutete mir, dem Mann der neben ihr stand, zu folgen. Ich nickte kurz und bedankte mich nahm meine Sachen und folgte dem Herrn. Während wir auf den Ausgang des Flughafens zusteuerten gab mir der Herr die Schlüssel. „Hier Miss Andrews ihre Schlüssel. Ich hoffe es ist alles zu ihrer Zufriedenheit. Falls jedoch mit dem Auto etwas nicht passen sollte, geben sie sofort Bescheid.“ Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen „Vielen Dank. Natürlich melde ich mich, falls etwas nicht stimmen sollte. Jedoch gehe ich grundsätzlich davon aus, dass keinerlei Mängel zu beanstanden sein werden.“ Wir traten durch die Drehtüren an die frische Luft. Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich schaute in den Himmel und atmete erst einmal tief ein und aus. Dieses Gefühl was sich gerade in mir breit machte war nicht richtig zu beschreiben. Es war eine Mischung aus Freude und der Sicherheit endlich angekommen zu sein. Mein Auto war schon vorgefahren worden. Zuvorkommend lud der Herr mein Gepäck in den Kofferraum. Freundlich verabschiedete er sich von mir und wünschte mir eine gute Fahrt. Ich blieb noch einen Moment so stehen bevor ich mich rührte. Selbstsicher zog ich meine Sonnenbrille aus der Tasche und setzte sie auf. Jetzt legte sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht. Schnell stieg ich in das Auto und startete den Motor, schaltete das Navigationssystem ein, gab die Adresse meiner neuen Wohnung ein und fuhr los.
 

Während meiner Fahrt betrachtete ich die Straßen, Menschen und Häuser sehr genau. Ich war gefangen von dieser Stadt, von diesem Land. Mein Weg führte mich nun auf die Landstraße, raus aus der großen Stadt. Nicht mehr lange sagte mir mein Kopf. Nicht mehr lange und du bist endlich in Rocky Beach. Nach quälend langer Zeit passierte ich endlich das Ortsschild von Rocky Beach. Ich erinnerte mich genau an die Orte an denen ich damals immer mit den Jungs war. An die Eisdiele an der Ecke. An den Burger Laden in dem wir uns immer eine kalte Cola geholt hatten und an den Bücherladen in dem ich mit Justus immer nach Kriminalromanen gesucht hatte. Mir wurde warm ums Herz als ich an die Stunden inmitten von Büchern dachte.
 

Endlich kam ich vor meiner Wohnung an, einem wunderschönen Mehrfamilienhaus. Es sah in Wirklichkeit noch schöner aus wie auf den Bildern. Ich parkte auf den vorgesehenen Parkplatz und stieg aus. Als ich bei der Haustür ankam klingelte ich an dem Schild von Frau Smith, sie war die Vermieterin und wohnte ebenfalls hier. Soweit ich es an den Klingelschildern sehen konnte waren in diesem Haus vier Wohnungen untergebracht. An einem Klingelschild war schon mein Name angebracht. Die Tür wurde aufgemacht und mich blickte eine freundliche Damit Mitte 50 an. „Guten Tag Frau Smith, ich bin Kathrin Andrews. Wir haben ja bereits des Öfteren Telefoniert.“ Lächelnd machte sie die Türe weiter auf und deutete mir herein zu kommen. Dankend trat ich ein. „Folgen sie mir einfach Frau Andrews. Ihre Wohnung ist ganz oben. Ich wohne direkt unter ihnen. Falls sie irgendwelche Fragen haben kommen sie ruhig zu mir herunter.“ Wir gingen die Treppen hinauf und die Wohnungstüre wurde mir aufgesperrt. Freundlich wurde ich von ihr in die Wohnung gebeten. Sie nickte mir noch einmal zu, gab mir die Schlüssel und ging wieder die Treppen zu ihrer Wohnung hinunter. Vorsichtig ging ich hinein und schaute mich um. Es war traumhaft, genauso wie ich es mir vorgestellt hatte. Ein riesengroßes Wohnzimmer 3 weitere Türen führten von hier aus in die Küche, dem Schlafzimmer und in mein Büro. Ich ging in den Flur zurück in dem die Türe zum Badezimmer lag. Ich trat ein. Die Sonne strahlte durch eine riesige Dachluke ins Bad. Klein aber fein war es.
 

Zum Glück war schon alles komplett eingerichtet. Ich hatte mich bereits einige Monate zuvor darum gekümmert, dass meine Möbel schon hier waren bevor ich komme. Alles war da, bis aufs Detail. Mit einem Lächeln im Gesicht ging ich runter zum Auto und holte meinen Koffer und marschierte schnellst möglich wieder in die Wohnung. Ich steuerte auf das Bad zu nahm mir meine Sachen raus und Duschte erst einmal ausgiebig. Es tat unglaublich gut unter dem warmen Wasser zu stehen. Ich hätte ewig darunter stehen bleiben können. Nach einer halben Stunde war es jedoch genug.
 

Erfrischt ging ich ins Wohnzimmer, nahm mein Handy und die Lautsprecher aus meinem Koffer und steckte alles an. Jetzt wurde erst einmal Musik angemacht. Zufrieden hörte ich die ersten Töne aus den Lautsprechern und drehte mich wieder zu meinem Koffer, nahm eine kurze Jeans, ein leichtes T-Shirt und Unterwäsche. Fertig angezogen waren nun meinte Haare dran. Geföhnt waren sie schnell, die dunkelbraunen Locken vielen mir leicht über meine Schulter bis zu meiner Brust. Zufrieden betrachtete ich mich und lächelte in den Spiegel. Selbst ich merkte, dass mir meine grünen Augen entgegen strahlten. Schnell packte ich das Nötigste zusammen, ging zu meinem Auto, stieg ein und fuhr los.
 

Jetzt ging es auf zum Schrottplatz. Ich wusste genau, dass sie dort waren. Diese Tatsache würde sich niemals ändern.

Wiedersehen


 

"Schaue jemandem in die Augen und du begegnest ihm."

Anke Maggauer-Kirsche und Walter Ludin
 

Ich bog mit meinem Auto um die letzte Ecke und war nun in der Straße in der sich der Schrottplatz befand. Etwas Abseits parkte ich endlich mein Auto. Vorsichtig stieg ich aus und sah mich erst einmal um. Es hatte sich einfach nichts verändert. Alles sah noch genau wie vor 6 Jahren aus.
 

Schnellen Schrittes ging ich zum anliegenden Café, ich brauchte dringend vor her einen Kaffee. Als ich eintrat lächelte ich, auch hier war alles noch gleich. Das Café strahlte noch immer denselben Charme aus.
 

Ich bestellte mir einen Kaffee an der Theke, wartete darauf bis mir die freundliche Bedienung meine Tasse gab, bezahlte und setzte mich raus in die Sonne an einen der Tische. Vorsichtig nippte ich und fing an mir noch einmal alles durch den Kopf gehen zu lassen was mir meine Tante über unsere drei Detektive erzählt hatte. In der Zeit in der ich nicht hier war hatte sich ja, selbstverständlich, einiges geändert.
 

Da war erst einmal Bob. Er wohnte immer noch bei Tante und Onkel, wie nicht anders zu erwarten war. Er ist und bleibt einfach ein Familienmensch. Mittlerweile studiert er, seit einiger Zeit Journalismus, an der Uni in Santa Ana. Dem war aber abzusehen, er war schon immer gut, wenn es ums Schreiben und Recherchieren ging.
 

Peter war mittlerweile in eine eigene Wohnung gezogen, da er allen Anschein nach nicht gerade schlecht verdiente. Gleich nach seinem Abschluss hatte er eine Lehre zum Sportkaufmann gemacht und, wie nicht anders zu erwarten, mit Bravur abgeschlossen. Jetzt trainiert er die Leute im Fitnessstudio in Rocky Beach. Ab und zu hat er auch privat Kunden, die gutes Geld bezahlen. Ich grinste, die weiblichen Kunden standen bestimmt Schlange bei ihm. Sportlich und gutaussehend war er ja schon immer.
 

Und Justus?!

Ja Justus studierte Jura und war mittlerweile festangestellt als Assistent bei Inspektor Cotta. Er half ihm bei den besonders verzwickten Fällen, bei denen keiner von der Polizei weiter kam. Es war mir klar, dass es so kommen würde. Justus Jonas ist einfach, schlicht und ergreifend, der intelligenteste Mensch dem ich je begegnet bin. Soweit mir meine Tante erzählte, hatte er auch eine eigene Wohnung. Jedoch lag diese auf dem Schrottplatz, es war ein Anbau, wie ich es verstanden habe. Er wollte bestimmt Titus und Mathilda nicht alleine mit der Arbeit lassen. Ich war gespannt wie er aussah. Hatte er sich sehr verändert, wie ich, oder ist er immer noch der gleiche? Obwohl mich seine Speckröllchen noch nie gestört hatten. Ich hoffte inständig, dass sich seine Charakterzüge nicht verändert hatten. Denn das war etwas was Justus so sehr auszeichnete. Dieser Gerechtigkeitssinn, seine Art über den Dingen zu stehen, in egal welcher Situation einen kühlen Kopf zu bewahren und natürlich sein großes Herz.
 

Als ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte brachte ich die Tasse schnell zurück ins Café und wünschte der Dame hinter der Theke noch einen schönen Tag. Draußen wieder angekommen fing mein Herz das hämmern an und mein Magen drehte sich. Es war dieses mulmige Gefühl, wenn man wusste, jetzt kommt ein bedeutender Moment. Ich straffte meine Schultern und spazierte zum Gebrauchtwahrencenter Titus Jonas. In meinem Kopf drehte sich alles. Jetzt war es so weit ich würde sie alle wieder sehen. Vorsichtig trat ich in den Hof blieb aber abrupt stehen und stellte mich an die Seite, wo man mich nicht sehen konnte. Ich sah den Wohnwagen. Er war renoviert worden und an der Tür hang ein großes Schild mit der Aufschrift „Die drei Fragezeichen“. Sie hatten ihre Zentrale also aus dem Schrottberg befreit. Jetzt sah ich mich um und erblickte alle drei. Mir klappte die Kinnlade runter. 3 Männer ohne Oberteil, schwitzend von der heißen Sonne Rocky Beachs und arbeitend. Peter erkannte ich als ersten, anhand seiner Haare. Bob war auch nicht zu verkennen, mit seinen Locken. Aha er trug sie jetzt also kurz, stand ihm. Seine Größe hatte sich aber nicht sonderlich verändert. Ich grinste, da konnte ich sogar noch mithalten. Dann fiel mein Blick auf den dritten Mann und mir stockte der Atem. Das war doch nicht wirklich Justus? Ich betrachtete ihn ganz genau, wie er die Schrottteile auf das Laufband der Presse legte. Mein Gott was war aus ihm geworden? Er war ja Adonis höchst persönlich. Ich wusste sicher, dass es Justus war, sein Gesicht war unverkennbar. Ich war ja noch nie der Typ Frau der nur auf das Aussehen fixiert war aber sein durchtrainierter Anblick brachte mich aus dem Konzept. Ich musste schlucken. Damit hatte ich einfach nicht gerechnet.
 

Ich musste mich wieder fangen und zwar schnellstens. Ich versuchte mich zu beruhigen und ging noch einmal Schritt für Schritt in meinem Kopf durch, was ich jetzt vor hatte und wie ich es vorhatte. Kurzerhand raffte ich mich auf und ging schlendert zu ihnen hinüber. Sie sahen mich nicht da mir nur die Rücken zugedreht waren. Schnell setzte ich mich auf einen Campingstuhl, nur 1-2 Meter von ihnen entfernt. Noch immer hatte mich keiner von ihnen bemerkt. Bewundernd sah ich ihnen bei der Arbeit zu. Jetzt musterte ich Justus ganz genau. Er war ein komplett anderer Mensch. Und wie gesagt, er machte Adonis verdammt nochmal Konkurrenz. Endlich schaltete Bob die Presse aus “Woah endlich fertig. Ich bin klitsch nass. Wie kann man auch bei der Hitze nur von uns verlangen die Teile zu pressen.“. Justus lachte „Du weißt doch Zweiter, Onkel Titus hätte den ganzen Berg niemals alleine ge...“ er stockte, er hatte sich während seiner kleinen Ansprache umgedreht und erblickte mich. Jetzt drehten sich auch Bob und Peter um und musterten mich. Justus fasste sich wieder und meinte mit seiner, schon immer überfreundlichen, Art „Kann ich ihnen weiterhelfen Miss? Benötigen sie etwas Bestimmtes?“. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich stand auf „Es ist die große Frage ob ihr mir weiter helfen könnt. Gegenfrage an die drei großartigen Detektive. Wie wird wohl mein Name sein?“ Peter zuckte, wie es schon damals nicht anders war, nur mit den Schultern. Bob sagte einfach gar nichts. Justus hingegen musterte mich genau „Tut mir leid Miss aber ich glaube nicht, dass wir sie kennen.“. Jetzt wurde mein Lächeln zu einem breiten Grinsen „Es war mit fast klar, dass ihr die Antwort nicht kennen werdet. Schließlich sind einige Jahre vergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.“ Ich stellte mich zu Bob, legte meinen Ellbogen auf seine Schulter und sah ihn verschmitzt an „ Tja mein lieber Cousin, an deiner Größe hat sich aber in den letzten 6 Jahren nicht viel getan. Ich hatte dir damals schon den Rat geben mehr Fruchtzwerge zu essen. Aber wie man sieht hast du dich, wie üblich, nicht daran gehalten, “ Bob sah mich entsetzt an. Jetzt gesellte ich mich zu Peter „, und du bist aller Wahrscheinlichkeit nach immer noch der Mädchenschwarm schlecht hin. Bei einem Fitnesstrainer wie dir würde ich, selbstverständlicher weiße, nichts anderes erwarten.“ Nun war er es der nur noch staunte und keinen Ton raus brachte. Letztendlich stellte ich mich vor Justus „Justus Jonas, der Sherlock Holmes der Neuzeit. Was hast du angestellt? Ich möchte dich schon einmal darauf aufmerksam machen, dass Anabolika keine Lösung ist.“ Währen ich diese Wörter aussprach, lies ich meine Hand über seine Oberarme streichen. Fasziniert von seinem Anblick riss ich mich los und legte mein strahlenstes Lächeln auf. Just war der einzige der es halbwegs schaffte Worte zu formulieren. „Kath…? Kathrin Andrews?“, „Richtig . Gut erkannt, denn genau die bin ich. Leider habe ich keine Zeit mehr, da noch einige Dinge von mir erledigt werden müssen. Jedoch würde ich mich sehr freuen, wenn ihr alle drei, heute Abend um elf, in den Club Sunset in Santa Ana kommen würdet. Ich habe bereits Plätze reserviert. Natürlich kann jeder von euch seine Freundin mitnehmen.“ Ich drehte mich um und ging auf den Ausgang zu. Kurz davor drehte ich mich noch einmal um, zwinkerte ihnen zu und hob die Hand zum Abschied. „Ich zähle auf euch, Jungs“
 

Zurück ließ ich drei erstaunte und fassungslose Detektive.

Erkenntnis unter anderen Umständen


 

"Das, worum die Menschen mit geringer Erkenntnis sich streiten, sind immer nur Äußerlichkeiten."

- Lü Bu We
 

Drei, immer noch, überrumpelte Detektive starten einer, nicht mehr anwesenden, Kathrin Andrews hinterher. Der erste der sich einigermaßen wieder in den Griff bekam war Peter. Er besah sich seine Kollegen genauer. Plötzlich grölte der Zweite los. Jetzt regte sich auch Bob und sah Peter fragend an. Justus registrierte zwar das laute Lachen, hatte aber jedoch das gerade Geschehene noch nicht verarbeitet. „Haha haha, ich kann nicht mehr, Bob bitte schau dir Justus an, bitte schau ihn dir an.“ Jetzt musterte auch Bob seinen Kollegen und er begriff Peters Lachanfall. „Mein Gott, Justus du solltest dein Gesicht sehen. Herrlich. Justus? Juuuuustus??“ Bob winkte nun mit der flachen Hand vor Justs Gesicht rum. Keine Reaktion. Mittlerweile wurde es etwas seltsam und er gab ihm einen kleinen Schubs. Endlich reagierte der Erste. „Was? Bob was sollte dieser „sanfte“ Schlag gerade? Peter und warum liegst du, bitteschön, am Boden und lachst? Was ist hier verdammt noch mal so überaus komisch?“ Jetzt wurde er ungehalten. „Mensch Just, du hättest dich gerade selbst beobachten sollen. Dein Gesicht. So sprachlos habe ich dich in deiner gesamten Laufbahn noch nicht erlebt.“ Peter quetschte die Worte unter, immer wieder kehrenden, Lachern hervor. Bob ergriff nun auch endlich das Wort. „Also, ich bin ehrlich gesagt selbst genauso erstaunt wie Just. Auch wenn dein Gesicht wirklich ein Brüller war, Erster. Aber ich habe Kath auch nicht erkannt und das sollte gerade mir mehr als peinlich sein, da sie auch noch meine Cousine ist. Jedoch muss ich eins bemerken sie hat immer noch diese direkte und leichte Art. Wäre ich nicht so geschockt gewesen hätte ich bei ihrer Ansprache selber das Lachen angefangen.“ Peter nickte ihm zustimmend zu. „Na da muss ich dir vollkommen recht geben Dritter. Man muss aber auch bemerken, dass sie wirklich einen beeindruckenden Auftritt hingelegt hat. Außerdem sah sie wirklich sexy aus.“ „PETER!“ „Was Bob? Es war ja wohl nicht zu übersehen, wie sie sich verändert hat. Nun ja ich habe mich falsch ausgedrückt, obwohl die Wortwahl sehr zutreffend war. Sagen wir es mal so, sie ist wirklich überaus hübsch. Kath war damals schon hübsch aber jetzt war sie, ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. Sie war, ja sie war außergewöhnlich.“ Bob gab sich mit dieser „Umschreibung“ erst einmal zufrieden und setzte sich endlich. „Gut Zweiter, so hört sich das Ganze schon besser an. Jedoch muss ich dir zustimmten. Davon aber mal ganz abgesehen, ich weiß ja nicht ob es euch zwei aufgefallen ist. Aber Justus, du hast das erste Mal eine Frau nicht mit diesem abschätzigen Blick begutachtet und das bevor sie diverse Indizien zu ihrer Identität offenbart hat.“ Justus setzte sich jetzt auch und zwar auf den Stuhl auf dem vor wenigen Minuten gerade noch Kathrin saß. Bis jetzt sagte er noch nichts, sondern sah lediglich auf den Boden und zupfte Gedanken verloren an seiner Unterlippe. „Justus ich muss Bob wirklich zustimmen. Du weißt was wir meinen. Wir wissen alle drei, dass du seit den damaligen Vorfällen, jede Frau musterst und während dessen abschätzt ob sie als geeignet in Frage kommt oder nicht. Wir wissen ebenfalls alle drei, dass die Frauen auf dich stehen und du siehst sie nicht einmal richtig an außer du willst auf eine Bettgeschichte hinaus, was zwar selten vorkommt aber es passiert. Was war bei Kathrin? Nichts. Nicht ein komischer Blick, keine Abschätzung. Du hast sie zwar begutachtet und das sehr genau, muss ich bemerken. Aber dein Blick hatte nicht diese Abwertung in den Augen.“ Endlich brachte auch, der Angesprochene, Worte zustande. „ Ich, ich weiß nicht warum. Wenigstens nicht genau. Ich sah ihre Augen als erstes und irgendetwas sagte mir, dass ich sie kenne. Diese Augen kamen mir vertraut vor. Sie strahlten diese Wärme aus. Jedoch konnte ich schlicht und ergreifend den Rest ihrer Erscheinung nicht zuordnen. Ich meine, keiner von uns hat sie erkannt. Wie denn auch, Kath ist ein komplett anderer Mensch geworden, wenigstens was ihr Aussehen betreffen mag. Außerdem ist sie eine Woche zu früh hier. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie auftaucht. Genau so wenig wie ihr zwei, wie ich bemerken muss.“ Peter setzte sich, erholt von seinem Lachanfall, hin und ergriff nun das Wort. „Ok Just. Aber ich muss dich jetzt schon einmal was fragen. Kann es vielleicht sein, dass du damals in Kath, wenigstens ein bisschen, verliebt warst? Ich beziehe jetzt nicht nur die eben geschehene Situation mit ein, sondern auch deine Reaktion vor einer Woche, als Bob verkündet hat, dass sie zu Besuch kommen wird. Du warst genauso sprachlos wie gerade eben, was ich mir unter anderem noch in meinem Kalender rot anstreichen muss. Denn einen sprachlosen Justus gab es bis jetzt selten, mehr als selten. Ich mein, ihr zwei habt damals ziemlich viel Zeit miteinander verbracht und auf eine gewisse Weise hat man dir angemerkt, dass sie dir imponierte. Sie teilte ja auch dein Interesse für alte Krimis.“ Bob runzelte etwas die Stirn und wartete auf die Antwort seines besten Freundes. „ Ja Peter war ich, um es auf den Punkt zu bringen. Tut mir wirklich leid Dritter aber es ist die Wahrheit. Es macht auch keinen Sinn, jetzt das Gegenteil zu behaupten. Da es eh so offensichtlich ist, dass mich ihr Auftritt gerade aus der Bahn geworfen hat.“ Justus atmete einmal tief durch und fuhr fort. „Wisst ihr, es war nicht schlagausgebend, dass sie mein Interesse für Krimis geteilt hat sondern vielmehr ihre Wertschätzung mir gegenüber. Sie hat mich nicht danach bewertet wie viele Speckrollen ich besaß oder wie viel Stücke Kuchen ich aß. Ich wurde von ihr einfach akzeptiert, so wie ich war. Und ich denke, ich kann mit Sicherheit sagen, dass es auch so gemeint war. Sie hatte mir auch oftmals gesagt wie gerne sie mit mir zusammen währe. Ihr wisst genau was passiert ist, nachdem sie das letzte Mal hier war. Ebenfalls wisst ihr auch warum ich jede Frau, die sich an mich ranschmeißt, mit einer gewissen Abschätzung betrachte. Nach dem was damals alles geschehen ist, kann ich einfach einer Frau nicht mehr so leicht vertrauen oder sie zu nah an mich heranlassen.“ Justus endete und raufte sich die Haare. Er sah Kathrin immer wieder vor seinem inneren Auge. Wie sie da stand, wie sie lächelte, ihre Augen. Sie mag sich äußerlich verändert haben, genau wie er selbst. Es hatte sich aber nichts an ihrem Charakter verändert, dem war er sich sicher. Auch wenn es, geschätzt, gerade mal 5 Minuten waren in denen er sie gesehen hat. Weiter kam er nicht, sich Gedanken zu machen. Bobs Handy klingelte in diesem schrecklichen, unüberhörbaren Ton. Der Dritte hatte allem Anschein nach eine SMS bekommen. Schnell zog der kontaktierte sein Handy aus der Jeans, las die Nachricht und begann zu grinsen. „Leute, eine Frage haben wir aber noch nicht geklärt. Was ist mit heute Abend. Vielleicht ist es euch ja entfallen, aber wir wurden nach Santa Ana eingeladen, in das Sunset. Ich spreche es gerade an, weil mir Kath geschrieben hat. Wartet ich lese vor -Hey Bob ich vergaß euch zu sagen in welchem Raum ich die Plätze reserviert habe. Ich erwarte euch, hoffentlich nicht umsonst, im Sunset um 23:00 Uhr in einer Lounge im La Vie. Freue mich auf euch. Liebe Grüße Kath. P.s. Deine Nummer habe ich von deiner Mum.- Wahr ja klar meine Mutter hat ihr die Nummer gegeben. Aber jetzt die Frage an euch, gehen wir hin? Also ich werde sicher erscheinen. Außerdem ist Samstag das muss ausgenutzt werden.“ Peter grinste frech. „Natürlich gehen wir hin. Hallo, nach 6 Jahren haben wir die Pflicht zu erscheinen, wenn sie schon extra nach Amerika kommt. Meinte sie nicht auch man kann seine Freundin mitbringen? Schade eigentlich, Kelly ist leider im Urlaub. Just was meinst du dazu?“ Justus hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört. Natürlich wollte er hin. Schon alleine weil sie, wie Peter es gerade zur Sprache gebracht hatte, 6 Jahre nicht mehr hier war. Außerdem kam in ihm der Drang der Sache nach zu gehen, warum er aus unersichtlichen Gründen, nicht nach seiner üblichen Musterung vorgegangen war. Sie hatte ihn gleich, durch nur einen Blick, davon abgehalten. „Natürlich werden wir hingehen. Peter hat Recht. Kathrin hat bestimmt einiges zu erzählen. Ach und Peter, du wirst es auch mal ohne Kelly aushalten.“
 

Somit war es beschlossene Sache. Alle drei würden sich heute Abend, in Santa Ana, mit Kathrin Andrews treffen.

Wie das mit Arbeit und Freundschaft halt so ist - Part 1


 

Erschwert man den Leuten die Arbeit, dann sind sie beschäftigt und kümmern sich nicht um leeres Geschwätz.

Ex 5,9
 

Beflügelt von dem Besuch, bei den drei Meister Detektiven, schlenderte ich zu meinem Auto zurück. Mein Lächeln konnte ich einfach nicht mehr aus meinem Gesicht verbannen. Zu schön war es gewesen alle drei wieder zu sehen, vor ihnen zu stehen, einfach wieder mit ihnen reden zu können. Auch wenn es eher ein sehr einseitiges Gespräch war. Denn noch ging es mir jetzt super. Am Auto angekommen sperrte ich auf. Leichtfüßig stieg ich ein und sah den Zettel, der Reservierung, für das Sunset. Verdammt, ich hatte vergessen ihnen zu sagen, wo genau, ich auf sie im Club warten würde. Kurzerhand zog ich mein Handy aus der Tasche. Zum Glück hatte mir meine Tante Bobs Handynummer gegeben. Schnell schrieb ich ihm, wo genau, um wie viel Uhr und in welchem Raum. Zufrieden legte ich mein Handy wieder zur Seite. Ich musste bis heute Abend noch einiges erledigen. Im Kopf erstellte ich mir meine Liste. Als aller erstes musste ich zur Los Angeles Times und, vor Antritt meiner Arbeit, noch Einzelheiten besprechen. Dann musste ich dringend zum Einkaufen. Ich hatte zwar alles da heim, was meine persönlichen Sachen betraf jedoch keine Lebensmittel. Anschließend zurück zur Wohnung, wo ich mich gemütlich auf den anstehenden Abend vorbereiten würde. Die Liste, im Kopf, zu Ende geschrieben startete ich den Motor.
 

Mein Weg führte mich zu aller erst zu der bekanntesten Zeitung in Kalifornien. Die Los Angeles Times in, wie es der Name schon sagte, Los Angeles. Nach einer langwierigen Fahrt, parkte ich endlich vor dem Hauptsitz der Times. Aus dem Auto gestiegen, stellte ich mich erst einmal davor und betrachtete das Gebäude. Man sah den Altbau in den, riesen groß, die Worte „The Times“ gemeißelt waren. Ein Neubau war gleich daneben. Der neben diesem ehrwürdigen steinernen Gebäude wie ein schwarzer Klotz hervorragte. Mein Onkel arbeitet ebenfalls hier, ich würde jedoch meinen zukünftigen Chef darum bitten, meinen Arbeitsbeginn, noch unter Verschluss zu halten. Ich bewegte mich auf den Eingang zu und durchquerte die Glastür. Natürlich hatte ich keine Ahnung wo ich hin musste also wurde die naheliegenste Möglichkeit ergriffen. Einfach die Dame an der Information fragen. Freundlich aber bestimmt baute ich mich vor der Theke auf. „Kann ich ihnen weiter helfen Miss?“ fragte mich die Dame in einem viel zu süßlichen Ton. „Ich hoffe doch, dass sie mir helfen können. Ich müsste zum Chefredakteur. Mein Name ist Kathrin Andrews. Wir haben einen Termin.“ Auffordern sah ich sie an. „Ja natürlich. Fahren sie in den 4. Stock und dort das hinterste Zimmer rechts. Es ist nicht zu übersehen.“ Dankend nickte ich, begab mich zu den Aufzügen und drückte den Knopf. Keine 5 Sekunden später öffneten sich die Türen. Im Fahrstuhl, die Nummer 4 gedrückt, lehnte ich mich an die kühle Metallwand. Diese Aufzugmelodie machte einen ja wahnsinnig. Zu meinem Glück brauchte es nicht lang, bis sich die Türen wieder öffneten. Fliehend, von der Musik, stieg ich aus und ging den Gang entlang. Die Dame hatte Recht, das Büro war wirklich nicht zu übersehen. Es stand in Großbuchstaben „Chefredakteur“ auf einer Glastür. Ich klopfte und wartete auf ein Zeichen. „Herein“. Klang es miesgelaunt durch. Vorsichtig trat ich ein und sah einem schwarzhaarigen Mann Mitte 40 entgegen. „Entschuldigen sie die Störung Mister Thomsen, aber wir haben genau, “ ich sah auf die Uhr „jetzt einen Termin. Mein Name ist…“ weiter kam ich nicht. Freudestrahlend schnitt mir Mister Thomsen das Wort ab. „Kathrin Andrews. Meine Güte bin ich froh sie zu sehen. Endlich ein Gesicht, was mich in Hochstimmung versetzt. Setzten sie sich doch. Wollen sie einen Kaffee oder etwas anderes zum Trinken?“ Freundlich lächelte ich ihm entgegen. „Einen Kaffee würde ich sehr gerne nehmen. Aber bitte ohne Zucker, nur Milch dazu.“ Nickend, schaltete er auf den Knopf seiner Sprechanlage. „Sara, bringen sie mir doch bitte zwei Kaffee in mein Büro. Meinen, bitte wie immer und den zweiten ohne Zucker nur mit Milch.“ Ein kurzes „Natürlich“ drang entgegen. Jetzt wandte sich mein zukünftiger Vorgesetzter wieder mir zu. „Ich bin wirklich froh sie zu sehen. Ich war schon ganz gespannt auf sie. In Deutschland sind sie ja eine Koryphäe. Als ich ihre Bewerbung auf meinem Tisch sah, wusste ich sofort wer sie waren.“ Ich zog die Augenbrauen hoch. „Entschuldigen sie, aber das verstehe ich nicht ganz. Meine Berichte sind nie bis ins amerikanische Fernsehen durchgedrungen, geschweige denn bist in die Zeitung.“ Begeistert sah er mich an. „Nein sind sie auch nicht, jedoch müssen sie wissen, dass meine Frau Deutsche ist und deswegen oft deutsche Sender einschaltet. Wir hatten uns deswegen extra ein TV-Kästchen, nur mit deutschen Sendern, angeschafft.“ Verstehend nickte ich. Es klopfte und eine junge Frau betrat das Zimmer. Sie hatte zwei Kaffeetassen in der Hand, von denen man sah, dass gleich eine überlaufen würde. Schnell stand ich auf und nahm ihr eine ab. Sie nuschelte ein leises „Dankeschön“. „Ist doch kein Problem.“ Freundlich sah ich ihr in die Augen, nahm ihr auch die zweite Tasse ab und stellte sie auf den Tisch. „Die, die Rechte ist ihre Mister Thomsen.“ Über eilig verließ sie schnurstracks das Büro. „Verzeihen sie Miss Andrews aber sie ist noch nicht lange hier. Etwas unsicher das junge Ding.“ Ich zog meine Tasse zu mir und nippte kurz bevor der Mittvierziger wieder das Wort ergriff. „Wissen sie ich bin wirklich begeistert von ihnen. So jemanden hatte ich noch nie bei mir in der Redaktion. Ich habe mir ein paar ihrer Reportagen angesehen, da mir meine Frau deutsch beigebracht hatte, konnte ich sie glücklicherweise auch verstehen. Es ist erstaunlich mit welch einer Verbissenheit sie Morden, Einbrüchen und Kavaliersdelikten nachgegangen sind. In meinen Augen haben sie besser ermittelt als die Polizei. Sie haben so lange nicht abgelassen bis die Wahrheit ans Licht kam. Ich hoffe natürlich, dass sie auch hier mit einem solchen Arbeitseifer voran gehen werden.“ Er machte eine Pause und nahm einen Schluck seines Kaffees. „Am Beeindrucktesten war jedoch der Fall, der mittlerweile 10 Jahre alt war. Sie wissen schon, als ein Familienvater wegen angeblichen Mordes bereits 10 Jahre in Haft saß und es am Ende sein bester Freund gewesen ist um sich seine Ehefrau zu schnappen. Wie sie es geschafft haben den wieder aufzurollen. Bemerkenswert. Wie ich es schon gesagt habe ich bin einfach schlichtweg beeindruckt von ihnen.“ Ich schlug ein sanftes Lachen an. „Ja an diese Story erinnere ich mich genau. Glauben sie mir die Polizei in Deutschland ist mittlerweile von mir genervt, da ich von keinem, für mich interessanten Fall, die Finger lassen konnte. Ich kann einfach keine Lügen schreiben. So etwas ist für mich ein Verbrechen. Sie kennen sicher die Redensart –Den Namen durch den Dreck ziehen-.“ Er nickte knapp. „Aber es ist doch so, wenn man etwas durch den Dreck zieht und damit beziehe ich mich jetzt auf einen Gegenstand, ist es nicht so einfach es wieder sauber zu bekommen und genauso ist es mit dem Namen eines Menschen. Ist ein Mensch einmal in Ungnade, durch Zeitung, Fernsehen oder Propaganda, gefallen so lässt sich seine Würde nicht so schnell wieder herstellen. Aus diesem Grund ist meine oberste Priorität immer die Wahrheit zu schreiben und nicht erst ungenaue Angaben zu machen und deswegen dann einen Rückruf zu starten. Von dem her können sie sich sicher sein, dass ich immer bis ins Detail recherchieren werde und niemals ungenau oder falsche Angaben machen werde. Weder bei einem Zeitungsbericht noch bei einer TV-Reportage.“ Freudestrahlend sah er mir entgegen. „Genau so möchte ich es von ihnen hören. Das ist die richtige Einstellung. Aber sagen sie ist eigentlich John Andrews mit ihnen verwand?“ Ich stockte. Verdammt hatte er ihm etwas gesagt, dass ich hier anfangen würde. „Ja ist er. Ich bin seine Nichte. Haben sie ihm etwa gesagt, dass ich in einem Monat hier anfangen werde?“ Verneinend schüttelte er den Kopf. „Nein bis jetzt noch nicht, da er auch gerade im Urlaub ist. Davon abgesehen wusste ich ja nicht sicher ob sie mit ihm verwandt sind oder nicht.“ Erleichtert atmete ich aus. Noch mal Glück gehabt. „Super! Ich würde sie auch darum bitten, meinem Onkel gegenüber noch nichts von mir zu erzählen. Von meiner Familie hier weiß noch keiner, dass ich vor habe in Amerika zu bleiben. Ich möchte damit alle überraschen. Würden sie mir diesen kleinen Gefallen tun?“ „Aber natürlich nichts wäre mir lieber. Ich helfe ihnen gerne.“ Ich trank den letzten Schluck meines Kaffees aus und stand auf. Lächelnd reichte ich ihm die Hand. „Mister Thomsen, es war mir eine Ehre sie vorher noch kennen zu lernen und freue mich auf unsere zukünftige Zusammenarbeit. Wir werden uns dann zu meinem Arbeitsbeginn in einem Monat wieder sehen.“ Glücklich schüttelte er mir die Hand. „Die Freude liegt ganz auf meiner Seite Miss Andrews. Ich wünsche ihnen noch einen erholsamen Monat.“ Ich dankte und verließ endlich das Büro. Postwendend eilte ich zu meinem Auto. Jetzt musste ich Gas geben. Schnellst möglich verließ ich das Gebäude und stieg in mein Auto. So und jetzt musste ich dringend zum nächsten Supermarkt.

Wie das mit Arbeit und Freundschaft halt so ist - Part 2


 

"Die Freundschaft ist das edelste Gefühl, dessen das Menschenherz fähig ist."

Carl Hilty
 

Nach einer Stunde kam ich endlich, mit Tüten bepackt, bei meiner Wohnung an. Mit Müh und Not versuchte ich die Eingangstür aufzusperren. „Kann ich vielleicht helfen?“ Drang eine fragende Stimme an mein Ohr. Ich drehte mich um, vor mir stand eine Frau, die ca. in meinem Alter war. Sie hatte mittellange dunkle Haare und sah mich grinsend an. „Ja sehr gerne. Dankeschön“ Sie nahm mir den Schlüssel ab und sperrte auf. Während sie mit mir die Treppen hinauf ging wurde mir erklärt wer sie sei. „Du bist wohl die Neue. Ich bin Cindy Smith, wohne genau gegenüber von dir.“ Als sie mir auch meine Wohnungstür aufgeschlossen hatte und ich endlich meine Tüten in der Küche verfrachtet hatte konnte ich nun auch wieder richtig Wort fassen. Die Tüten waren auch verdammt schwer gewesen. „Dankeschön für die Hilfe. Und ja ich bin die „Neue“ mein Name ist Kathrin Andrews. Darf ich fragen, wie alt du bist? Ich schätze nämlich, dass wir dasselbe Alter haben.“ Fragend sah ich sie an. „Klar gerne ich bin 22.“ „Fast. Habe ich mich um ein Jahr verschätzt. Ich bin nämlich 21. Hast du vielleicht Lust einen Kaffee oder Tee mit mir zu trinken?“ Übermütig kramte ich in den Tüten rum. Mist, wo waren bloß diese dummen Kaffeepads. „Ich habe einen besseren Vorschlag. Gehen wir doch zu mir rüber und trinken da was. Ich muss, im Gegensatz zu dir, nicht erst suchen.“ Sie zwinkerte mir freundlich zu. Ich ließ die Tüten einfach Tüten sein und ging Cindy hinterher, in ihre Wohnung. Diese Wohnung war das exakte Gegenstück zu meiner. Bloß stand hier, mitten im Wohnzimmer, ein großer und wunderschöner Flügel. Andächtig strich ich darüber. Mir wurde schlagartig bewusst, dass das nicht irgendein Klavier war. „Oh mein Gott. Du hast einen Steinway? Das ist Wahnsinn. Dieser Flügel ist auf über 95% aller großen Bühnen zu Hause.“ Ein leises Lachen drang aus der Küche. „Ja ich habe einen“, sie stellte 2 Gläser Latte Maciato auf den Wohnzimmertisch „jedoch benutze ich ihn nicht ich kann nicht spielen. Es ist ein Erbstück meines Großvaters. Ich hänge viel zu sehr daran wie, dass ich ihn verkaufen könnte. Du kennst dich ja anscheinend mit Klavieren gut aus.“ Mit den Schultern zuckend setzte ich mich an den traumhaften Flügel. „Ein bisschen. Es ist nur so, ein Steinway D-274 ist einfach etwas Besonderes.“ Meine Nachbarin sah mich staunend an. „Ein bisschen? Du weißt sogar was es genau für ein Steinway ist. Spielst du Klavier?“ Meine Finger strichen zart über die Tasten. „Ich habe es einmal gelernt. Hin und wieder spielte ich bei mir in Deutschland. Leider besitze ich keinen eigenen Flügel, deswegen ging ich immer in ein Geschäft in dem Instrumente vertrieben wurden. Soll ich etwas vorspielen?“ Begeistert nickte sie. „Sehr gerne, ich habe lange nichts mehr gehört.“ Mir ging sofort ein bestimmtes Lied durch den Kopf. Ich hatte lange nicht mehr daran gedacht. Die Erinnerungen tief in mir begraben und nicht wieder zum Vorschein gelassen. Leise stimmte ich die ersten Töne an. Ich schloss die Augen. Bilder kamen in meinem Kopf zum Vorschein. Bilder die ich eigentlich nie wieder in meinen Kopf und mein Herz lassen wollte. Und doch genoss ich die so wunder paar zueinander passenden Töne. Ich konnte einfach nicht aufhören zu spielen, musste dieses Lied unbedingt zu Ende bringen. Bedacht leise erklangen die letzten Töne. Ich endete und verbannte die hochgekommene Erinnerung schnellstens wieder, in das hinterste Eck meines Herzens. „Das… das war wunderschön. Du spielst beeindruckend gut. Dieses Lied war Time To Say Goodbye stimmt’s? Man hörte, dass es dir viel bedeutet.“ Leicht nickte ich. „Ja es bedeutet mir viel.“ Noch immer, leicht bedrückt, ging ich zu dem kleinen Wohnzimmertisch und nahm meinen Latte. „Dieses Lied erinnert mich an die dunkelste Zeit in meinem Leben. In der ich von vielen Dingen Abschied nehmen musste und gleichzeitig nahm ich damit auch Abschied an dieser dunklen Zeit. Aber lassen wir das beiseite. Was arbeitest du denn?“ Verstehend nickte sie mir entgegen und antwortete mir lächelnd. „Ich bin in der Werbeabteilung tätig. Zusammen mit meinen Kollegen, erstellen wir, für kommende Filme die passende Werbung in Fernsehen, Internet und Radio. Zusätzlich machen wir die Teaser und Trailer für die Kinofilme.“ Anerkennend blickte ich sie an. „Super, dann kann ich ja immer bei dir vorbei schauen und mir die neusten Informationen zu neuen Kinofilmen holen.“ Ein großes Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit. Lachend nahm Cindy einen Schluck. „Natürlich, wenn mir abends mal langweilig werden sollte klingle ich bei dir und du verrätst mir spannende Details. Jetzt fällt mir aber etwas anderes ein. Sag mal hast du vielleicht Zeit und Lust heute Abend nach Santa Ana mit zu kommen? Ich habe im Sunset eine Lounge reserviert. Drei Freunde von mir werden auch erscheinen, sie könnten dir sogar ein Begriff sein. Die drei Fragezeichen. Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews. Der Letztere ist mein Cousin.“ Cindy verschluckte sich an ihrem Latte und sah mich an als ob gerade ein Geist hinter mir stehen würde. „Das ist jetzt nicht dein ernst. Du kennst die drei Fragezeichen? Natürlich komme ich mit, was für eine Frage. Und du sagst Bob ist dein Cousin? Mhm, nicht schlecht. Er ist nämlich der Hübscheste von allen.“ Schelmisch grinsend, zwinkerte sie mir zu. Ich konnte nicht anders, ich bekam einen Lachanfall. „Was?? Ha ha ha ha Bob und am Hübschesten? Der abgebrochene Gartenzwerg? Ha ha ha ha ha ha ha. Hilfe ich kann nicht mehr.“ Mittlerweile schossen mir schon die Tränen in die Augen. Cindy musste an Hand meines Lachens mit einstimmen. „Hey pass auf was du sagst ich bin noch kleiner. Meine Devise, klein aber fein.“ Mühsam beruhigte ich mich wieder und setzte mich einigermaßen gerade hin. „Na da gebe ich dir sogar recht. Dann würde ich sagen treffen wir uns um zehn vor der Haustür, da für elf die Lounge reserviert ist. Außerdem muss ich unbedingt vor den Jungs im Club sein.“ Ich stand auf und ging zur Haustür. „Gut ist in Ordnung um zehn im Gang. Ich freu mich.“ Freundlich winkte ich zum Abschied und manövrierte mich zurück in meine Wohnung. Jetzt würde der Wohlfühlteil des Nachmittags kommen.

Verbannte Erinnungen

{center]„Eloi, Eloi, lama sabachtanei?“

"Mein Gott, mein Gott warum hast du mich verlassen?"

Markus 15,34/center]
 


 

In meinem Wohnzimmer angekommen, überlegte ich womit ich jetzt anfangen sollte. Mir schossen die Kaffeepads durch den Kopf. Natürlich als aller erstes würde ich endlich die Tüten ausräumen. Entschlossen nahm ich alle und fing an. Ich konnte es auf den Tod nicht ausstehen, am Morgen, nicht sofort meinen Kaffee zu haben. Ohne diesem wunderbaren Zaubermittel ging bei mir gar nichts. Wenn ich in der Früh keinen heißen Kaffee bekam, war der ganze Tag gelaufen. Schnell war alles verstaut. Nun aber genug, ich würde in der nächsten Woche noch genügend zu tun haben. Da werden nämlich meine Kisten geliefert, mit all meinem Hab und Gut. Die wichtigsten Dinge waren ja zum Glück da. Lebensmittel für die nächsten 100 Jahre, wenigstens im übertragenem Sinne. Meine Möbel, Küchengeräte, Fernseher plus meine heißgeliebte Dolby Surraound Anlage, Laptop und Kleidung für bestimmt 2 Wochen. Perfekt. So Punkt eins abgehackt. Gehen wir zu Schritt zwei über, Outfitwahl für den heutigen Abend. Entschlossen ging ich zu meinem Koffer. Na was nahmen wir denn? Ich kramte rum, schmiss ein Teil nach dem anderen auf den Boden. HA! Da war es, genau richtig für heute. Vorsichtig zog ich mein Rotes Kleid aus dem Koffer. Eins meiner Lieblingsteile. Eng geschnitten, ging bis zu den Knien und hatte am Rücken einen durchsichtigen schwarzen Stoff eingenäht. Als ich es auf die Couch gelegt hatte, hatte ich schon die nächste Idee. Na dann wollten wir doch mal die Badewanne ausprobieren.
 

Bepackt mit Handy, Musikboxen und Handtücher marschierte ich in mein Bad. Während das Wasser einlief steckte ich alles zusammen und suchte mein Lieblingsalbum raus. Ed Sheeran, seine Musik war genau richtig für ein entspannendes Bad. Befreit von allem stieg ich vorsichtig in die gefüllte Wanne. Gott im Himmel. Genießerisch sank ich zurück und schloss die Augen. Mein Gehirn stellte sich auf Standby, jedoch hielt es genau 5 Minuten. Jetzt hatte ich Ruhe und nichts zu tun. Mir fiel der Moment am Klavier wieder ein. Die Bilder kamen wieder. Verdammt ich hätte dieses Lied nicht spielen sollen. Diese Erinnerungen wollte ich nicht wieder sehen, wollte nicht wieder daran denken. Genau deswegen war ich hier her gekommen. Einen Neustart beginnen, alles Alte und schlechte zurück lassen. Mir kamen die Tränen, ich konnte sie einfach nicht mehr zurück halten. Automatisch strich meine Hand über die Narbe an meinem Unterlaib. So ein Tief wollte ich nie wieder erleben und wünschte es niemanden, nicht einmal meinem schlimmsten Feind. Keiner war da gewesen. Keiner! Jeder hatte mich im Stich gelassen. Es hatte niemanden interessiert wie es mir damals ging. Nächte lang hatte ich geweint. Alleine, ohne, dass jemand da war um mich in den Arm zu nehmen, um mir einfach zu zeigen, hey ich bin da ich halte dich fest. Diesen Schmerz, diese Trauer, diesen Verlust alles musste ich durchstehen. In solchen Momenten merkte man, wer wirklich Freunde waren und ich hatte damals keinen mehr, nicht einen. Und doch verlor ich nicht mein Vertrauen in die Menschen.
 

Die Tränen aus dem Gesicht gestrichen sah ich auf mein Handy. Mist es war ja schon acht. Jetzt musste ich mich aber beeilen. Schnellstens die Haare gewaschen, stieg ich schon aus der Wanne. Mit nur einem Handtuch bekleidet, lief ich wie ein aufgescheuchtes Huhn rum. Krallte alle Sachen zusammen die ich benötigte. Mit einem Affenzahn kam ich wieder im Bad an. Dann fingen wir doch mal an.
 

Pünktlich, um 21:55, war ich fertig. Gerade noch geschafft. Jetzt fehlten noch die Schuhe. Eilig kramte ich meine schwarzen Highheels aus dem Koffer. So noch die Handtasche, eine leichte Jacke und auf ging es. Die Tür kaum geöffnet, strahlte mir schon Cindy entgegen. „Hübsch siehst du aus Kathrin. Bereit? Fahren wir mit einem Auto oder jeder einzeln?“ Sie sah ebenfalls toll aus. Die Haare waren zurück gesteckt, leichtes Make Up und ein türkises Wasserfallkleid umrahmte ihre schlanke Figur. „Mein Vorschlag wäre ein Auto. Spart Benzin.“ Grinsend gingen wir die Treppen hinunter. Draußen angekommen, stiegen wir in mein Auto und fuhren los. Jetzt konnte der Abend endlich beginnen.

Mission: Spaß haben/Justs Veränderung


 

"Wenn ich scherzen will, sage ich die Wahrheit. Das ist immer noch der größte Spaß auf Erden."

George Bernard Shaw
 


 

Während der Autofahrt unterhielten Cindy und ich uns über Gott und die Welt. Dieses Mädchen war wirklich erstaunlich. Sie war nicht eines dieser Nullachtfünfzehn Mädchen. Es war nicht dieses typische Gequatsche über Schuhe, Klamotten und den neusten Trend. Am besten gefiel mir an ihr, dass sie die Vorliebe für Geschichte und Menschen aus den verschiedensten Zeitabschnitten mit mir teilte. Irgendwann kamen wir auf Zitate von den verschiedensten Personen. „Also mein absolutes Lieblingszitat stammt von Aristoteles - Die Ehrgeizigen haben mehr Neigung zum Neid als die, welche vom Ehrgeiz frei sind. – Es beschreibt einfach perfekt wie die heutige Zeit denkt. Man sieht sich um und sieht so viele Menschen die sich vor Neid innerlich zerfressen, die immer mehr wollen. Viel zu viele Dinge sind heut zu Tage von Ehrgeiz und Neid geprägt. Die Menschen denken nur noch an ihren eigenen Vorteil. Hast du auch ein Lieblingszitat?“ Ich hatte ihr aufmerksam zugehört. Ihre Aussage war sehr zutreffend. Ich wusste es aus Erfahrung, denn ich hatte diese Eigenschaften ziemlich deutlich zu spüren gekriegt. „Ja habe ich. – Eloi, Eloi, lama sabachtanei –„ Verdutzt sah Cindy mich mit ihren braunen Augen an. „Ok. Du müsstest mir jetzt bloß noch erklären, was es heißt.“ Ich lachte kurz und leise auf. „Es heißt übersetzt – Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen – Diese Worte rief Jesus als er am Kreuz hang. Es wird viel darum gestritten warum er diese Worte rief. Die einen sagen er rief sie weil er sich wirklich von Gott verlassen fühlte und dachte sein Herr hätte ihn im Stich gelassen. Die anderen sagen er schrie diese Worte, als Ausdruck seines Schmerzes, weil er von seinem Vater getrennt war. Diese Worte werden immer in meinem Kopf sein, denn sie zeigen mir, dass immer wieder Menschen aus meinem Leben verschwinden.“ Wehmütig senkte ich den Kopf. Ja es waren viele verschwunden.
 

Ich sah die Diskothek, wie sie vor uns auftauchte. „Na die Zeit ist ja schnell vergangen. Dann würde ich sagen wir suchen uns einen Parkplatz und dann wird gefeiert. Was meinst du?“ Meine Beifahrerin blickte mich breit grinsend an und nickte einfach nur eifrig. Als wir endlich einen Parkplatz gefunden hatten, stiegen wir aus. Ich sah mir das Gebäude an und wie soll ich sagen, beeindruckend war es jetzt nicht gerade. An der Tür angekommen baute ein Klotz von Türsteher sich vor uns auf und raunte die Worte nur. „Ausweise!“ Argwöhnisch gab ich ihm meinen Pass, Cindy folgte meinem Beispiel. „Viel Spaß!“ Na dieser Kerl war mir jetzt schon unsympathisch. Jetzt ging es auf zur Kasse. „10 Dollar bitte.” Cindy und ich reichten der Dame hinter der Theke das Geld und bekamen einen Stempel. „Eine Frage noch. Ich habe für heute Abend eine Lounge im La Vie reserviert. Auf den Namen Kathrin Andrews. Welche Lounge ist es denn?“ Freundlich sah mich die Dame an. „Das La Vie selbst ist geradeaus, links der erste Raum. Auf dem Tisch in ihrer Lounge steht ein Schild mit ihrem Namen.“ Ich dankte ihr. Cindy ging vor mir, anscheinend war sie schon einmal hier gewesen. Was für ein Gedanke natürlich war sie schon da gewesen, schließlich lebt nicht weit weg. Ich wurde bis zum La Vie geführt. Es gefiel mir, gedämpftes Licht aber nicht stock finster. Die Musik in angenehmer Lautstärke. Mitten im Raum eine große Bar, darum herum lauter kleine Stehtische, hinten im Raum eine kleine Tanzfläche mit Podest. Auf der linken Seite waren 3 Lounges und auf dem Tisch der Mittleren stand ein Schildchen. Das war dann wohl unsere. Ich behielt recht auf einem kleinen Schild stand - Reserviert Kathrin Andrews -. „Ich hol uns was zu trinken. Was möchtest du denn?“ Fragend sah ich meine Nachbarin an und wartete auf ihre Antwort. „Bring mir doch bitte einen Bacardi-Cola mit.“ Sie reichte mir einen Geldschein, doch ich winkte freundlich ab. „Brauchst du nicht. Heute bist du eingeladen, genauso wie die drei Fragezeichen.“ Bevor sie mir antworten konnte war ich schon an der Bar verschwunden. Schnellsten bestellte ich Cindys Wunsch, einen Wodka-Bull und zwei Tequila Gold mit Orange und Zimt. Vollbeladen trat ich den kurzen Rückweg an. Als alles abgestellt war reichte ich meiner neuen Freundin einen Tequila. „So, jetzt wird erst einmal auf gute Nachbarschaft getrunken. Aber bitte verrate den drei jungen Herren, später nichts davon. Die sind noch in dem Glauben ich würde bloß für einen Monat zu Besuch hier sein.“ Ich zwinkerte ihr zu, wir verhakten unsere Arme und tranken.
 

Mittlerweile war es 23:00 Uhr. Jetzt wurde ich, langsam aber sicher, unruhig. Jede Sekunde blickte ich zur Tür und dann sah ich sie. Ich stand auf und trat aus der Lounge heraus, sie erkannten mich. Alle drei wurden von mir begutachtet. Toll sahen sie aus. Peter mit einem eng geschnittenen Muskel-Shirt und Jeans. Bob trug ein normales Shirt jedoch passte es auf den Punkt. Dann blieb mein Blick an Justus hängen. Die dunklen Haare hingen ihm leicht in die Stirn. Ebenfalls wie die anderen Jeans, aber der Blickfang war sein schwarzes, leicht aufgeknöpftes Hemd. Ich war begeistert, konnte mich nicht mehr halten, lief los und viel einem erstaunten Justus Jonas um den Hals. „Ich hab dich so schrecklich vermisst Just.“ Aus seiner Schockstarre befreit, legten sich seine Arme um mich und hielten mich einfach für die paar Sekunden fest. Ich wollte ihn nicht los lassen, zu sehr hatte ich die letzten Jahre seine Anwesenheit gemisst. „Ähm hallo Kath. Wir sind auch noch da.“ „Oh Entschuldigt Leute.“ Vorsichtig löste ich mich von Justus sah ihn aber noch einmal, um meine Worte zu unterstreichen, intensiv an. „Wirklich. Sorry. Euch habe ich natürlich nicht vergessen.“ Schnell umarmte ich erst Peter dann Bob. „Hoffe ihr nehmt mir meinen kleinen Auftritt von heute Mittag nicht übel. Ich musste euch einfach überrumpeln und musste sehen ob ihr mich auch so erkennen würdet. Aber meine Vermutung entpuppte sich als Tatsache, dass ihr natürlich keine Ahnung hattet wer ich bin.“ Herausfordernd sah ich alle an, winkte aber dann ab und fing zu lachen an. „Kommt mit, ich hab noch jemanden dabei.“ Wir gingen alle zur Lounge. „Darf ich vorstellen Cindy Smith, meine vorübergehende Nachbarin. Cindy, das sind die drei Fragezeichen. Erster Detektiv Justus Jonas, zweiter Detektiv Peter Shaw, Recherchen und Archiv Bob Andrews.“ Mit Absicht sprach ich den vollen Text, der auch auf ihrer Visitenkarte zu lesen war. Jeder der Dreien reichte Cindy kurz die Hand. „So meine lieben. Da jetzt noch nicht so viel los ist, würde ich den Vorschlag machen und uns gleich eine ganze Flasche holen. Dadurch muss keiner zur Bar rennen um sich was zu Trinken zu holen, wenn es hier dann etwas voller ist. Auf welches Getränk können wir uns denn alle einigen? Wäre jeder hier mit Wodka einverstanden? Dazu würde ich RedBull, Orangensaft und Maracujasaft anbieten.“ Vier erstaunte Gesichter blickten mir entgegen und nickten nur. Gut dann war das ja geklärt. „Just, würdest du vielleicht mitkommen, denn alleine wird es schwer für mich alles zu tragen.“ Insgeheim belächelte ich mich selbst. Natürlich hatte ich mir genau ihn ausgesucht. Der Erste stand auf und folgte mir zur Bar. „Eine große Flasche Wodka bitte, dazu Orangensaft, Maracujasaft, RedBull und fünf Gläser.“ Die Bedienung nickte und nahm das Geld entgegen. „Aber jetzt erzähl mal Just, was verdammt noch mal ist denn mit dir passiert?“ Ein Blick von ihm verriet mir, dass er meine Worte etwas falsch verstand. „Gefällt es dir nicht?“ Betrübt blickte er mir entgegen. „Mensch Just, so war das doch gar nicht gemeint.“ Vorsichtig trat ich noch einen Schritt an ihn ran und nahm seine Hand. „Du weißt genau, dass mir deine Figur schon immer egal war. Selbst wenn du dich kein Stück verändert hättest, hätte ich dich noch genauso vermisst und dich genauso begrüßt wie gerade eben.“ Zaghaft strichen meine Finger über seine Hand. Es fühlte sich genauso an wie damals. Dieses Gefühl, wenn ich bei ihm war. „Außerdem habe ich, mit keinem Ton gesagt, dass mir das hier,“ und ich deutete auf seinen Körper „nicht gefallen würde.“ Jetzt sah ich endlich wieder dieses typische Justus Grinsen. Na ging doch. Die Bedienung stellte alles auf der Theke ab und sah meinen Begleiter anzüglich an. Was ich aber dann in seinen Augen sah schockierte mich. Abneigung, pure Abneigung. Dann sah er mich wieder an und sein Blick war wieder genau der den ich kannte. Was zum Henker war hier los? Was war mit Justus los? So etwas kannte ich von ihm nicht. Ich musste mir dringend mal Bob und Peter schnappen. Irgendwas war hier nicht richtig und ich würde herausfinden was, komme was wolle.
 

In der nächsten Stunde wurde viel gelacht, getanzt und gescherzt. Alte Geschichten zum Vorschein geholt. Um Cindy einen Gefallen zu tun hatte ich sie neben Bob gesetzt und anscheinend machte sie bei meinem Cousin einen ziemlichen Eindruck. Neben den beiden saß Peter und neben ihm Justus und ich. „Na jetzt erzähl mal Cousinchen, wie ist das Leben in Deutschland? Hast du wenigstens einen braven Freund der den ganzen Monat auf dich wartet?“ Das war ein Stich ins Herz. Warum genau dieses Thema? Jetzt konnte man nichts mehr tun. Augen zu und durch. „Nein ich habe keinen beziehungsweiße ich habe keinen mehr. Es ist gut so, da das Ganze nicht gerade im Guten auseinander ging.“ Bob sah mich entschuldigend an. „Oh tut mir leid. Was ist denn passiert, dass es so unschön geendet ist.“ Musste er denn immer so detailliert Fragen stellen? Ach ja ich vergaß, sein Gebiet waren ja die Recherchen. „Der Grund ist egal aber sagen wir es mal so, ich hoffe für ihn, dass er später in der Hölle von äußerst kreativen Dämonen betreut wird, die in der ehrwürdigen Kunst der Kastration ausgebildet sind. Erklärung genug?“ Vier entsetzte Gesichter blickten mich mit offenem Mund an. „Was? Es ist so! Tut mir wirklich leid, für meine Formulierung, aber glaubt mir es sind Dinge geschehen die ihr euch nicht einmal ansatzweiße vorstellen könnt. Ich werde es euch schon noch erklären, aber sicher nicht heute, nicht morgen und auch nicht übermorgen. Das hat Zeit. Und keine Angst, ich hasse diesen Menschen deswegen nicht einmal. Ihm gegenüber empfinde ich einfach nur noch Mitleid. So jetzt aber Schluss mit dem Thema.“
 

Länger unterhielten wir uns über ihre Studienplätze, Nebenjobs und natürlich meinen Job. Ihnen gegenüber sagt ich natürlich ich wäre lediglich für eine kleine Zeitung Reporterin und Journalistin. Irgendwann stand Justus auf, da er auf die Toilette musste. Das war mein Moment. „Jetzt hätte ich aber mal eine Frage. Was ist bitte mit Justus los? Also mir gegenüber ist er so wie ich ihn kenne, aber vorhin hat ihm die Bedienung einen leicht anschmachtenden Blick zugeworfen und das Einzige was man in seinen Augen sah war Abneigung. Ich kenne ihn so nicht und ich hab das Ganze jetzt etwas beobachtet, während wir uns unterhalten haben. Jede Frau die auch nur Ansatzweiße ihn anmachen wollte hat er entweder komplett ignoriert oder derjenigen einen Blick zugeworfen, dass einem das Blut in den Adern gefriert.“ Bob und Peter warfen sich einen kurzen Blick zu. Der Zweite Detektiv atmete einmal durch und ergriff dann das Wort. „Weißt du Kath es hat einen Grund warum er so ist. Nachdem du das Letzte mal hier warst ist einiges passiert. Auf dem Schrottplatz tauchte damals ein Mädchen namens Brittany auf. Sie unternahm viel mit Just und wie soll ich sagen irgendwann verliebte er sich in sie. Während dessen hatten wir erfahren, dass einer unserer, immer wieder kehrenden Gegner, ein weltweit gesuchter Dieb verstorben war und genau von diesem hatten wir noch einen Abschiedsbrief bekommen in dem er uns ein Rätsel stellte. Durch dieses sollten wir sein Vermächtnis finden, versteckte Bilder die er einmal gestohlen hatte aber nicht wieder verkaufen konnte. Also begaben wir uns natürlich auf die Suche. Du kennst Justus er kann von so etwas einfach nicht die Finger lassen. Der Hauptpunkt in dem Ganzen ist, dass dieser Dieb Brittany auf Justus angesetzt hat. Er war nämlich gar nicht tot sondern suchte selber nach diesen Bildern. Brittany sollte unseren Ersten verführen und um den Finger wickeln, ihm erzählen, dass sie eine schwere Krankheit habe aber die OP zu teuer sei. Natürlich wollte Justus dann die Bilder finden und unter der Hand verkaufen um ihr zu helfen. Am Ende flog halt dann alles auf und zurück blieb ein enttäuschter Justus Jonas. Doch die Spitze des Eisberges kommt noch. Nach Einem Jahr trafen wir sie wieder. Also Brittany. Wir waren wieder auf der Spur des Diebes von damals und plötzlich trat sie wieder in Erscheinung. Diesmal sagte sie uns, sie hätte damals nicht gewusst was sie tut und so weiter. Auf alle Fällte wollte Brittany uns jetzt helfen den Meisterdieb seiner gerechten Strafe zu unterziehen. Justus fing wieder langsam an ihr zu vertrauen. Das Ende vom Lied war, sie hatte uns wieder alle hinters Licht geführt nur um selbst an ein wertvolles Gemälde zu kommen. Seit dem ist Justus so zu Frauen er traut einfach keiner mehr. Wir sind eh schon erstaunt, dass er dich heute Mittag nicht auch so angesehen hat, obwohl er nicht einmal wusste, dass du es bist.“ Peter endete und das keine Sekunde zu früh. Justus gesellte sich gerade wieder zu uns. Ich war zwar immer noch geplättet von dieser Geschichte, doch ich verstand Justus. Ja ich verstand ihn nicht nur ich fühlte mit und genau mit diesem Gefühl sah ich in seine Augen.
 

Der Abend wurde lange. Irgendwann um vier verabschiedete sich Cindy mit den Worten, dass sie viel zu müde sei und mit dem Taxi heimfährt. Mittlerweile war ich auch etwas angeheitert und definitiv nicht mehr in der Lage selbständig mit dem Auto zu fahren. Bob und Peter gingen dann ebenfalls um fünf. Als Justus und ich eine Viertelstunde später unsere Gläser geleert hatten, gingen wir auch. Ich wich die ganze Zeit nicht von seiner Seite. Man merkte ihm genau an, dass ihm natürlich der Alkohol nicht so zugesetzt hatte wie mir. Eigentlich gar nicht wenn man mal ehrlich war, wenn ich mich richtig erinnerte hatte er ja auch bloß 2 Gläser getrunken. „Kath, komm mit ich fahre dich heim. Du brauchst heute wirklich nicht mehr Auto fahren.“ Er blickte mich an und schmunzelte leicht. Von mir kam bloß ein zaghaftes Nicken. An einem schwarzen Auto angekommen, sperrte Justus auf und verfrachtete mich auf den Beifahrersitz. Wir fuhren los. Autofahren war so etwas Beruhigendes. Irgendwann merkte ich nur noch, dass ich meine Hand auf die von Justus legte und dann versank ich in einen ruhigen Schlaf.

Frühstück am "Morgen" vertreibt Kummer und Sorgen


 

"Eines Menschen Vergangenheit ist das, was er ist. Sie ist der einzige Maßstab, an dem er gemessen werden sollte."

Oscar Wilde
 


 

Ich erwachte und mein Kopf fühlte sich schrecklich an. Gott, nie wieder Alkohol. Ich schreckte auf, wo war ich? Dieses Schlafzimmer kenne ich definitiv nicht, es war auf alle Fälle nicht meines. Als ich aufstand sah ich, dass noch immer mein Kleid an mir war. Na dann würden wir uns mal umschauen. Vorsichtig öffnete ich die Türe des Schlafzimmers und sah auf einen, meiner Meinung nach, Wohnungsflur. Meine Schritte führten mich in das nächste Zimmer. Die war wohl das Wohnzimmer. Ein Lächeln kam hervor, denn auf der Couch lag ein schlafender Justus Jonas. Ich erinnerte mich zurück. Als wir die Disco verlassen hatten, wollte er mich ja Heim fahren. Anscheinend bin ich während der Autofahrt eingeschlafen. Ganz leise setzte ich mich vor ihn auf den Boden. Sah ihn einfach nur an. Sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Sachte strich ich mit meinen Fingerspitzen durch seine schwarzen Haare. Sie waren weich und angenehm an der Haut meiner Finger. Mir viel ein was Peter mir erzählt hatte. Mensch Just, wie konnte dir jemand nur so wehtun und ich war nicht mehr da gewesen um dir zu helfen, um dich wieder aufzubauen. Es musste sich hier was ändern. Ich musste Justus wieder das Vertrauen zurückgeben. Selbst hatte ich viele Tiefschläge erlebt und wurde von dem Menschen den ich liebte in der schwersten Zeit alleine gelassen und doch verlor ich nicht das Vertrauen in Männer. Man konnte doch nicht vorher wissen, ob man hintergangen wird oder im Stich gelassen wird. Wenn man nichts riskierte, nicht immer wieder von neuem vertraute konnte man auch nicht gewinnen. Na wenigstens betrachtete er mich nicht mit dieser Abneigung, was meinem Selbstbewusstsein einen kleinen Schub gab. Wie viel Uhr war es eigentlich? Ich sah mich um, über dem Fernseher hing eine Uhr. Was? Es war erst zehn? Ich hätte es schon bestimmt auf mindestens zwölf oder eins geschätzt. Vorsichtig, um Just nicht zu wecken, schlich ich mich wieder in den Flur und zurück in das Schlafzimmer. Als ich seinen Schrank öffnete, suchte ich nach einigermaßen passender Kleidung. Schnell wurden meine Hände fündig und zogen eine Jogginghose und ein Shirt raus. Das würde derweil gehen. Das Kleid auf das Bett gelegt, zog ich mir die Sachen drüber. Passte ja wie „angegossen“, auch wenn die Hose etwas lang war und das Shirt zu breit. Fertig angezogen suchte ich das Bad auf. Erfrischt setzte ich meinen Gang in die Küche fort. Dann würden wir dem lieben Justus Jonas mal ein Frühstück machen, natürlich für mich auch. Mein Magen knurrte nämlich schrecklich laut. Erst einmal musste ich mich orientieren wo was stand. Als endlich alles zusammen war was ich brauchte, wurde Kaffee aufgesetzt. Während dessen bereitete ich ein Tablett vor, stellte zwei Tassen darauf, zwei Teller, Löffel, Messer, Toastscheiben und allerlei zum Belegen. Die fertige Kanne Kaffee in der linken Hand und das Tablett in der rechten Hand machte ich mich auf den Weg in das Wohnzimmer. Angekommen stellte ich alles geräuschlos auf dem kleinen Tisch vor der Couch ab. Genau wie vorhin kniete ich mich auf den Boden vor Justus. Sacht strich ich über seine Oberarme. „Just? Aufwachen ich habe extra Frühstück gemacht.“ Keine Bewegung, keine Reaktion. Ok dann versuchten wir es doch mal anders. „Justus Jonas aufstehen und zwar sofort. Ansonsten wird Tante Mathilda wirklich sauer.“ Die Augen des Angesprochenen öffneten sich sofort und er schreckte auf. „Was? Wie bitte?“ Ich konnte mir einfach ein Lachen nicht verkneifen. „Beruhige dich. Du bekommst von niemanden Ärger. Mir ist bloß nichts anderes eingefallen wie ich dich wach bekommen sollte.“ Ich kniete immer noch vor ihm und sah einen fragenden ersten Detektiv an. Jetzt fiel ihm anscheinend auf, dass ich seine Sachen trug. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Du hast dich wirklich nicht verändert. Schon damals hast du dir immer meine Sachen zum Anziehen genommen.“ Stimmte, es war eine kleine Vorliebe von mir gewesen. „Bestimmte Eigenschaften legt man halt nie ab. Aber jetzt setzt dich erst einmal richtig hin. Hier ich hab extra Kaffee gemacht und eine Kleinigkeit zum Essen hergerichtet.“ Bedacht schenkte ich jedem von uns eine Tasse ein und reichte ihm eine. Dann lies ich mich neben ihm auf die Couch fallen, nahm mir was zu Essen und stillte meinen Hunger. Keiner von uns sagte ein Wort. Schweigend aßen wir und saßen einfach nur nebeneinander.
 

Mit vollem Magen ließ ich mich zurück sinken. Aus dem Augenwinkel betrachtete ich Justus. Deutlich sah ich, dass in ihm noch immer dieselbe Herzensgüte steckte wie damals. Vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken, lehnte ich langsam meinen Kopf gegen seine Schulter, als auch er mit dem Essen fertig war. Erstaunt sah er zu mir herunter. Als ich seinem Blick begegnete, ließ ich mich nur noch mehr gegen ihn fallen. „Sag bitte nichts Just. Schließ die Augen und erinnere dich zurück an unsere Filmabende in der Zentrale. An die vielen Stunden inmitten von Büchern und an die Zeit in der ich mich immer so an dich lehnte.“ Kein Laut kam über seine Lippen. Wie geheißen schloss er die Augen. Nach ein paar Minuten spürte ich wie er sich endlich fallen ließ, seinen Arm um mich legte und mich noch näher zu sich zog. Ich spürte seine Wärme und vergaß einfach alles um mich herum.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit bewegte ich mich langsam, obwohl es ewig so sein hätte können. „Du? Könnte ich vielleicht bei dir noch duschen gehen?“ Verwirrt wurde ich in meiner Bewegung beobachtet. Doch Justus verstand dann sofort. „Natürlich komm mit.“ Zögerlich griff er nach meiner Hand und zog mich hinter sich her. Na der erste Schritt war schon einmal getan. Er verhielt sich zunehmend gelassener. Im Bad angekommen reichte er mir Handtücher und verschwand zugleich aus der Tür. Als ich meine geborgte Kleidung abgelegt hatte, stieg ich in Dusche und schaltete das Wasser an. Warm regnete es auf mich herab und umspielte mich. Nach dem ich einige Minuten lang nur unter dem Wasser stand, schnappte ich mir eines von Justs Duschgelen. Man roch, dass es für Männer bestimmt war, egal dann würde ich eben nach einem Kerl riechen. Ich musste über mich selbst schmunzeln. Als ich endlich fertig war band ich mir das größte Handtuch um meinen Körper. Plötzlich klingelte es. Vorsichtig trat ich aus dem Bad und sah schon wie Just in den Gang kam. Kurz stockend betrachtete er mich mit dem Handtuch um meinen Körper und meinen nassen Haaren. „Erwartest du Besuch?“ Mein Gegenüber riss sich von meinem Anblick los und blickte mich verwundert an. „ Ähm ja schon. Ich hatte vergessen was zu sagen. Gestern haben Bob und Peter gemeint sie würden um zwölf bei mir vorbeikommen.“ Ein Grinsen machte sich in meinem Gesicht breit, denn mir kam eine Idee und die musste ich definitiv durchziehen. Schon alleine weil es ein herrlicher Spaß werden würde. „Ok gut. Ich mach auf und tu mir jetzt einfach einen Gefallen. Geh ins Wohnzimmer zurück setz dich hin und mach einfach gar nichts. Spiel einfach mit.“ „Würdest du mich vielleicht kurz aufklären?“ „Keine Fragen stellen mein Lieber. Glaub mir es wird eine der besten Komödien die du je erlebt hast.“ Schulterzuckend verschwand er im Wohnzimmer. Es läutete noch einmal. Ich schritt zur Tür und öffnete. „Mensch Just wie lang..“ Meinem Cousin blieben die Worte im Hals stecken als er sah, dass nicht Justus sondern ich vor ihm stand und das Ganze nur mit einem Handtuch.
 

Zwei verdatterte Detektive folgten mir ins Wohnzimmer und starrten mich unentwegt an. Justus saß, wie ich gesagt hatte, auf der Couch und blickte auf als wir das Zimmer betraten. Selbstsicher begab ich mich zur Couch, stellte mich neben den sitzenden Justus und legte meine Hand auf seine Schulter. Die zwei geschockten Besucher starten abwechselnd von mir zu Justus. Peter war als Einziger in der Lage, wenigstens halbwegs Worte zu produzieren. „W w was ist d d d denn hier los?“ Jetzt konnte der Spaß beginnen. „Ach wisst ihr, gestern nach der Disco war uns etwas langweilig und da wir beide nichts zu tun hatten kam ich halt gleich mit zu ihm.“ Während die Worte aus meinem Mund kamen setzte ich mich provokant auf Justs Schoß und fuhr fort. „Als wir jedoch hier ankamen konnte keiner von uns schlafen also dachten wir uns wir spielen ein bisschen miteinander. Leider vergaßen wir die Zeit bist ihr zwei geklingelt habt und da man dieses „Spiel“ nun mal ohne jegliche Kleidung ausführt konnte ich mir leider bloß ein Handtuch rumbinden.“ Während meiner etwas anzüglichen Erklärung strich ich die ganze Zeit durch die Haare des ersten Detektivs. Jetzt verstand auch er was ich vor hatte und wie ich verkniff er sich ein Lachen. Entsetzt wurden wir angestarrt, Augen und Münder weiteten sich immer mehr. „Ihr braucht gar nicht so zu schauen. Wir haben uns schließlich sechs lange Jahre nicht gesehen. Da muss man sich schon mal wieder IN- und auswendig kennenlernen und das im wahrsten Sinne des Wortes.“ Das Wörtchen in, betonte ich extra. Justus und ich konnten uns nicht mehr halten und wir grölten aus vollsten Herzen los. Diese Gesichter waren der Wahnsinn.
 

Nach einem zehnminütigen Lachanfall, beruhigten wir uns wieder langsam und ich stand auf. „Mensch Leute, das war ein Witz. Just erklärt euch warum ich hier bin und nur im Handtuch rum renne. Ich gehe jetzt und ziehe mir was drüber.“ Lachend verschwand ich im Bad und zog wieder Jogginghose und T-Shirt an, föhnte mir meine Haare trocken und begab mich zurück zu den anderen. Justus hatte die Situation anscheinend schon aufgeklärt. Bob sah mich strafend an. „Kath, du kannst uns doch nicht so verarschen. Weißt du eigentlich wie geschockt ich war?“ „Natürlich weiß ich das und du hast doch gesehen, dass ich es kann. Außerdem werter Herr Andrews, selbst wenn ich Sex mit Justus Jonas gehabt hätte, wäre es immer noch meine und seine Sache.“ Demonstrativ streckte ich ihm die Zunge entgegen. Manchmal war ich einfach noch ein bockiges, kleines Kind.
 

Ich ließ mich neben meiner ersten großen Liebe in die Couch fallen. Ja richtig, ersten großen Liebe. Ich hatte es nie jemanden gesagt, nie zugegeben. Aber seit ich zwölf war, fühlte ich für ihn so. Als ich aber mit 15 wieder abreiste wusste ich auch, dass ich für sehr lange Zeit nicht wieder zurückkommen würde, da das Geld dafür fehlte und mit 18 verliebte ich mich neu. Doch der Erste war immer in meinem Herzen gewesen, denn die erste Liebe vergaß man nie. In meinen Gedanken versunken merkte ich nicht wie mein Kopf sich wieder automatisch gegen den warmen Körper neben mir lehnte. Als sich aber ein Arm um mich legte, sah ich auf und blickte in die fragenden, braunen Augen des Menschen, über den ich die ganze Zeit nach dachte. „Oh, Entschuldigung ich war gerade mit den Gedanken wo anders.“ Jedoch bewegte sich mein Kopf keinen Millimeter, er blieb genau da wo ich ihn abgelegt hatte und auch Justs Arm blieb an seinem Platz. Peter betrachtete uns beide eingehend. „Sagt mal seit ihr zwei sicher, dass zwischen euch nichts gelaufen ist?“ Empört blickte Bob den Zweiten an. „Schau nicht mich an Bob, schau lieber die zwei an. Irgendetwas ist zwischen euch, das war damals schon so und ist jetzt, sogar nach sechs Jahren, noch so.“ Mir stieg die Röte ins Gesicht. Verdammt. Schnell fing ich mich wieder. „Wisst ihr was? Könnte mich vielleicht einer von euch nach Hause fahren, dann zieh ich mich um, pack ein paar Sachen zusammen und wir fahren alle zusammen an die Küste.“ Bob beäugte mich zwar immer noch mit einer Spur Skepsis stimmte jedoch, genau wie Peter und Justus, zu.

Unterlaufener Fehler


 

"Decke die verborgenen Fehler der Leute nicht auf, denn du raubst ihnen die Ehre und dir das Vertrauen."

Saadi
 


 

An der Küste angekommen, und mit meinen eigenen Sachen bekleidet, breiteten wir eine große Decke aus. Es war schön warm, die Sonne schien angenehm auf meine Haut. Genießerisch lies ich mich auf die Decke fallen und legte mich hin. Doch mein werter Herr Cousin stellte sich genauso neben mich, dass sein Schatten mir das geliebte Sonnenlicht nahm. Ich grummelte. „Bob, hättest du vielleicht die Freundlichkeit ein paar Zentimeter zur Seite zu gehen, damit ich wieder Licht abbekomme?“ Jedoch bekam ich nur ein Grinsen seinerseits zu sehen. „An sich würde ich dir schon aus der Sonne gehen. Ich gebe dir aber den Tipp dich ein zu cremen. Bei uns ist die Sonne aggressiver, wie in Deutschland. Nicht, dass du mir die Küste als Krebs verlässt.“ Ich verdrehte die Augen. War ja klar, dass so ein Satz kam. Aber schön konnte er haben. „Wie du willst. Hat jemand von euch Sonnencreme dabei?“ Zufrieden, mit sich selbst, setzte sich Bob neben mich. Während dessen streckte mir Peter schon eine kleine, gelbliche Flasche entgegen, die ich als Lotion identifizierte. Ein verschmitztes Lächeln stahl sich über meine Lippen. Die Creme entgegen genommen, stand ich auf, zog mein Oberteil und meine Hose aus. Jetzt blickten mich zwei Detektive überrascht und der dritte Detektiv geschockt an. Das würdest du jetzt von deiner „Eincremerrei“ haben Robert Andrews.
 

Geschmeidig begab ich mich wieder in Sitzposition und cremte mir alle Stellen, die ich erreichen konnte, ein. Freundlich blickend streckte ich Justus das Fläschchen entgegen. „Just, würdest du mir den Gefallen tun und mir den Rücken einschmieren? Nicht, dass mein zuvorkommender Cousin Angst haben muss, dass ich einen Sonnenbrand bekomme. Wärst du so lieb?“ Der Angesprochene nickte nur abwesend. Na und dem dritten Detektiv klappte nur die Kinnlade runter. Ha! Damit hatte er nicht gerechnet.
 

Vorsichtig legte ich mich auf den Bauch und schloss die Augen. Ich wusste jetzt schon, dass die nächste Minute mich dem Himmel ein Stückchen näher bringen würde, denn genau in diesem Moment spürte ich die kühle Lotion auf meinem Rücken. Keine Sekunde später fuhren, vorsichtig, zwei große, starke aber jedoch auch sanfte Hände darüber. Gott im Himmel, es war göttlich.
 

Plötzlich spürte ich wie Justus Hände immer wieder über eine bestimmte Stelle fuhren und dabei zögerten. Verdammt ich wusste doch ich hatte etwas vergessen. Der Erste räusperte sich. Schon alleine aus diesem Räuspern hörte man Überraschen und auch leichtes Entsetzen raus. Seufzend setzte ich mich auf, blickte in die braunen Augen von Justus. „Du möchtest wissen woher ich die Narbe auf meinem Rücken habe, nicht wahr?“ Nur ein kurzes aber bestimmtes Nicken kam von seiner Seite. Jetzt war es eh schon egal. Er hatte sie schon gesehen, somit musste jetzt, wenigstens in dem Punkt, die Wahrheit folgen.
 

Jetzt hatten wir auch die vollkommene Aufmerksamkeit der anderen zwei Spürnasen. Peter meldet sich dementsprechend zu Wort. „Wie du hast eine Narbe am Rücken? Woher ist die denn?“ Bob musste natürlich ebenfalls sein Kommentar dazu geben. „Du hast eine Narbe Kathrin? Warum weiß ich nichts davon?“ Ich verdrehte die Augen. „Robert Andrews“, Ein kurzes Zucken durchfuhr ihn als er bei seinem ganzen Namen angesprochen wurde. Unbeirrt fuhr ich fort. „du musst nicht alles wissen. Außerdem war ich lange genug nicht da. Aber einmal zu euren Fragen zurück. Justus wird euch bestimmt genau sagen können um was für eine Narbe es sich handelt, da ihr ja oft genug mit der Polizei in Kontakt ward und er jetzt für unseren Freund und Helfer Nebenberuflich arbeitet. Ich habe doch recht, oder Justus.“ Vorsichtig aber sanft glitt mein Blick zu dem Gefragten. Zaghaft trafen seine Augen meine. „Das… Ja also das ist, wenn mein Verstand mich nicht trügt, eine verheilte Schusswunde. In den meisten Fällen, haben Schussverletzungen, fast immer dasselbe Muster. Ein länglicher Schnitt und in der Mitte eine kleine aber feine kreisförmige Narbe. Dies entsteht, da bei einer Schussverletzung, ein Schnitt quer über die offene Wunde getätigt wird, um die noch steckende Kugel zu entfernen.“
 

Kein Ton kam mehr über die Lippen der anderen. Nur blankes Entsetzen spiegelte sich in ihren Gesichtern wieder. Ein Lächeln bildete sich in meinen Zügen. Endlich konnte ich mal wieder eine Fehlerfreie Schlussfolgerung des Ersten lauschen. Mein Lächeln blieb, auch wenn es sich hier um eine nicht sehr spaßige Angelegenheit handelte. „Ja Justus du hast Recht. Es ist eine Schussverletzung. Mittlerweile ist sie 1 ½ Jahre alt. Um euch allen den Atem zu sparen, für die Frage die euch auf den Lippen liegt, erkläre ich euch warum so eine Narbe meinen Rücken ziert.“ Noch einmal atmete ich tief durch. „Wie schon im Sunset meinerseits erklärt wurde, bin ich Reporterin und Journalistin. Vor 1 ½ Jahren, steckte ich meine Nase zu tief in eine Vertuschung.“ Eigentlich steckte ich meine Nase immer zu tief rein, jedoch behielt ich das lieber für mich. „Sprich, ich schlich den Verdächtigen hinterher, observierte sie und kam auch der Wahrheit auf die Spur. Dies jedoch war ein Fehler. Meine Recherchen blieben nämlich nicht unbemerkt. Als es endlich soweit war, dass alles ans Licht kam, eskalierte die Situation. Und ich war mitten in einer Schießerei gelandet. Es hatte nicht lange gedauert, da wurde ich von einer Kugel genau in den Rücken getroffen. Zu meinem Glück, kamen fünf Minuten später schon dutzende Streifenwagen, da die Polizei im Vorfeld schon von mir informiert wurde. Naja, aus diesem Grund trage ich diese Wunde.“
 

Immer noch kein Laut. „Mensch Leute, kriegt euch wieder ein und schaut nicht so. Wie jeder von euch sehen kann, lebe ich ja noch. Es wurden damals eh keine lebenswichtigen Organe verletzt. Somit tut mir jeder den Gefallen und genießt die restliche Zeit. Versteift euch jetzt bitte nicht auf dieses Thema.“ Bob war der Erste der es schaffte Sätze zu formulieren. „Aber, aber warum hat uns das damals keiner gesagt? Eine Schussverletzung ist nichts was man einfach mit einem Wink abtut.“ „Bob, es hat niemand was gesagt weil ich es nun mal nicht wollte. Es musste damals und auch heute nicht jeder wissen, dass so etwas auf meinem Rücken prangt. Außerdem hätte mir dabei keiner helfen können und dieses ewige Mitleid braucht es dann auch nicht, für etwas was ich selbst vermasselt habe. So und jetzt ist dieses Thema abgehackt. Wir sind hergekommen um uns zu entspannen, somit tun wir das auch.“ Leicht grinsend, setzte ich meine Sonnenbrille auf und legte prompt meinen Kopf auf die Oberschenkel von Justus.
 

Nach dieser Ansage, kam wie geheißen kein Wort mehr darüber zur Sprache. Den Rest des Tages genossen wir die Sonnenstrahlen. Quatschten, hatten einfach Spaß. Nur Justus merkte man deutlich an, dass ihn das Thema nicht ganz los lies. Hin und wieder erkannte ich in seinen Augen eine leichte Sorge, während er mir immer wurde kurz durchs Haar fuhr. Ich würde wohl demnächst, mit ihm sprechen müssen. Schließlich war es für mich wirklich kein Problem. Okay dieser Schuss war kein Zuckerschlecken gewesen aber nicht so dramatisch, dass man sich jetzt noch extreme Gedanken darum machen sollte.
 

Als die letzten Sonnenstrahlen sich verabschiedeten, wurde es Zeit heim zu fahren. Peter, der uns alle hergebracht hatte, fuhr zu aller erst mich nach Santa Ana. Mein Auto stand ja noch vor dem Sunset. Dort angekommen stieg ich aus und drückte noch einmal jeden zum Abschied. Bei Justus dauerte die Umarmung etwas länger, da ich ihm noch leise ein paar Worte zuflüsterte. „Mach dir nicht so viele Gedanken man sieht, dass dich das Thema mit dem Schuss noch beschäftigt da du die ganze Zeit an deiner Unterlippe zupfst.“ Grinsend bedachte ich ihn noch einmal genau mit meinem Blick. Kein Wort entwich seinen Lippen, lediglich Erstaunen legte sich auf sein Gesicht. Noch einmal nickte ich jedem zu, bevor sich die Wagentür schloss und das Auto wieder los fuhr.

Reporter-Instinkt


 

"Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig." - Albert Einstein
 

Der nächste Morgen kam, meiner Meinung nach, viel zu schnell. Gähnend und mit geschlossenen Augen, tastete ich nach meinem Handy. Das gesuchte Stück gefunden, nahm ich es in die Hand und drückte auf die Taste. Als meine Augen, das grelle Licht des Mobiltelefons erblickten, schloss ich sie sofort wieder. Jetzt war ich eh schon wach, da konnte ich genauso gut aufstehen. Mit Müh und Not, hievte ich mich aus meinem Bett und schlürfte langsam in die Küche. Der erste Punkt meiner Tagesliste, wie üblich, bestand darin erst einmal 2 Tassen Kaffee zu mir zu nehmen. Gähnend bereitete ich mir dieses herrliche, dampfende Getränk zu. Im Wohnzimmer lies ich mich dann auf die Couch fallen und nippte vorsichtig an meinem Kaffee. Jetzt, da ich einen Kaffee in der Hand hielt, konnte ich wieder normal denken. In mir, liefen die Geschehnisse, Eindrücke und die gesagten Dinge, Revue, seit dem ich angekommen war.
 

Immer wieder, stellten sich zwei Themen in den Vordergrund. Ich musste unbedingt noch einmal mit Justus reden, wegen meiner Narbe. Gestern, an der Küste merkte ich sofort, dass es ihn die ganze Zeit beschäftigt hat. Wie ein Rätsel, dessen Lösung ihm verborgen bleibt. Das zweite, war dann schon etwas komplizierter. Brittany! In mir schwebte das Gefühl, mehr heraus zu finden. Drei Dinge, brodelten in mir, wegen dieser Frau. Punkt eins, sie hat Justus verarscht und das war schon einmal das was mich am meisten auf Touren brachte. Punkt zwei, regte sich in mir schlicht und ergreifend mein Reporter Instinkt. Oder ganz banal gesagt meine extreme Neugier. Der Dritte Punkt, konnte ebenfalls meiner Neugierde zugeordnet werden, denn es interessierte mich ungemein für welchen Dieb sie gearbeitet hat. Zu meinem Bedauern, hat Peter nicht erwähnt um wen es sich gehandelt hat. Naja irgendwie würde ich an alle Informationen kommen. Ein wissendes Lächeln legte sich auf meine Lippen, denn im beschaffen von Details war ich mehr als gut.
 

Punkt zwölf, stand ich vor der Zentrale. Kuchen in der linken Hand und kalte Getränke in der Rechten. Jetzt war die Frage wie ich klopfen sollte. Vorsichtig, damit nichts runter viel, stellte ich den Kuchen, auf dem kleinen Tisch, vor dem Wohnwagen ab. Meine freie Hand, schlug ein paar Mal gegen die Türe. Während ich es, im Innenraum, rumpeln hörte, nahm ich den Kuchen wieder. Kaum war alles wieder an seinem Platz, öffnete mir mein werter Cousin. „Kath, was machst du denn schon hier? Ist das Kuchen?“ Bobs Blick, lag nur auf der gelben Verpackung, des Cafés gegenüber. „Ja, das wird wohl Kuchen sein.“ Mit schnellen Schritten, zwängte ich mich an ihm vorbei und in die Zentrale, wo ich dann zwei erschrockenen Gesichtern entgegen sah. „Hallo Peter und auch hallo Just. Ähm, nur mal eine kleine Frage aber warum seht ihr mich an als ob ich ein Geist wäre?“ Während ich den Kuchen und die Getränke abstellte, dämmerte es mir. „Also Leute, ihr erzählt mir jetzt nicht, dass ihr mich so anstarrt, weil es hier etwas chaotisch aussieht?! Jungs ich kenne eure schlimmsten Zeiten, also beruhigt euch wieder. Außerdem, habe ich euch Kuchen und was zu Trinken mitgebracht.“
 

Kaum war der leichte Schock abgeklungen, da klingelte schon das Telefon. Justus sprang natürlich als erster. „Justus Jonas von den drei Fragezeichen.“ Er lächelte. „Guten Tag Inspektor.“ Plötzlich zog sich seine Stirn zusammen. Irgendwas stimmte nicht, denn jetzt gab er nur noch knappe „mhm’s“ von sich. „Geht in Ordnung, wir kommen sofort.“ Peter stöhnte sofort auf. „Das ist jetzt nicht dein Ernst Erster? Bei dem Wetter sollen wir zu Cotta? Was zum Henker, ist schon wieder so dramatisch, dass wir antanzen müssen?“ Der Kuchen musste anscheinend dann noch warten. Jetzt war es erst mal interessant zu hören, was vorgefallen war. „Ganz ruhig Peter. Wir müssen wirklich los. In die Asservatenkammer wurde eingebrochen. Zwei Waffen, plus die dazugehörigen Patronen wurden entwendet.“ Ich starrte Just an und die anderen zwei taten es mir gleich. „Wir müssen los! Peter, Bob ihr holt bitte den Wagen und ich pack noch unsere ganzen Utensilien ein.“ Die Angesprochenen stürmten sofort, ohne einen Abschied, los. Seufzend und etwas enttäuscht, lies ich mich in einen Sessel fallen. Plötzlich stoppte Justus in seinem Tun. „Entschuldigung Kath, aber wenn wir wieder da sind, können wir uns ja immer noch zusammensetzen.“ Beschwichtigend hob ich die Hand, stand wieder auf und gesellte mich zu ihm. „Nicht schlimm ich warte, kein Problem.“ Schneller als mir lieb war, hatte er alles beisammen und wollte schon los stürmen, als ich ihn noch einmal stoppte. Meine Hand nahm einfach seine. „Viel Glück euch drei. Eine Frage noch, dürfte ich mir eure Fälle in der Zeit durchschauen? Mich interessieren die, in denen ich auch mit dabei war. Etwas alte Erinnerungen aufleben lassen.“ Die Antwort folgte sogleich. „Natürlich, schau dich nur um. Du kennst dich ja aus.“ Zustimmend nickte ich und kurz bevor er ganz aus dem Wohnwagen verschwunden war, gab ich ihm noch schnell einen Kuss auf die Wange, drehte mich um und begab mich zu den ganzen Ordnern.
 

Als ich mir sicher war, dass sie weg waren, atmete ich auf. Na, dann wollten wir uns doch mal Informationen beschaffen. Sofort fuhren meine Finger zu dem Aktenschrank mit allen Tätern. Bei dem Buchstaben B stoppte ich. Ha, da war sie, Brittany. Eilig zog ich die Akte raus.
 

Brittany
 

• Geschätztes Alter 16 (bei erster Begegnung)

• Nachname Unbekannt

• Hinterhältig und nur auf eigenen Vorteil aus

• Arbeitete mit Victor Hugenay

• Wurde verhaftet aber nach 1 Woche wieder entlassen (zu wenig Beweislast)
 

Fälle:

Nummer 103 – Meisterdieb

Nummer 125 – Feuermond
 

Schockiert starte ich auf den Text. Mit Hugenay? Verdammt, warum war mir das nicht gleich klar gewesen. Peter hatte genügend Stichpunkte gegeben. Leider war kein Foto mit dabei. Na dann wollten wir doch gleich mal weiter suchen. Als nächstes Griff ich mir die Akte von Hugenay und die zwei angegeben Fälle, in Brittanys Akte. Victor Hugenay kannte ich, da ich ihm, mit den drei zusammen, schon begegnet war.
 

Victor Hugenay
 

• Weltweit gesuchter Kunstdieb

• Geschätztes Alter zwischen 40 und 45

• Falsche Identität

• Sitzt im Gefängnis
 

Fälle:

Nummer 1 – Superpapagei

Nummer 12 – Seltsamer Wecker

Nummer 73 – Poltergeist

Nummer 103 – Meisterdieb

Nummer 125 – Feuermond
 

Gleich zweimal las ich mir die Akte durch. Warum stand da, falsche Identität? Ich verstand gar nichts mehr. Vielleicht würden mir die zwei Fälle weiterhelfen, an denen auch Brittany beteiligt war. Vorsichtig, nahm ich die erste Aufzeichnung von Bob raus und legte sie in den Rekorder. Danach würde der Fall Feuermond folgen, aber ich war mir nicht bewusst, was ich da alles Unglaubliches zu hören bekommen würde.

Nach einer Stunde, verstaute ich vorsichtig wieder alle Akten und setzte mich erst einmal. Das war alles definitiv zu viel gewesen. Jetzt erst realisierte ich das Gehörte. Bei Fall 103 war noch alles so wie es Peter, in Kurzfassung, beschrieben hatte aber Feuermond warf mich aus der Bahn. Victor Hugenay hieß in Wirklichkeit Ignace Chander Jaccard und war somit, der Sohn des berühmten Künstlers Jean Marie Jaccard. Dieser, hatte dann unter dem Namen seines Freundes Raul Hernandez, Skulpturen und Bilder angefertigt, die ganz widersprüchlich zu seinen eigentlichen Bildern waren. Sein letztes Bild, zeigte Hugenay beziehungsweiße Ignace, in einer Anamorphose, die unter Hernandez Namen lief. Ich konnte es einfach nicht glauben. Aber jetzt wurde die Sache für mich erst interessant. Ich musste mehr rausfinden und zwar über Brittany. Ich konnte nicht glauben, dass diese Frau auf freien Fuß rumläuft und Hugenay sitzt. Eines war klar, ich würde ihr auf die Spur kommen.
 

Ermüdet setzte ich mich, mit Kuchen und einer kalten Cola, nach draußen. Genüsslich fing ich zu essen an. Jedoch merkte ich nicht wie ich beobachtet wurde. Doch dies sollte mir bald bewusst werden.

Forderung


 

"Fordere und erwarte wenig von den Menschen; fordere und erwarte viel von dir." - Friedrich Maximilian Klinger
 

Mittlerweile war es sechs Uhr und bis jetzt war immer noch kein einziger der Detektive zu sehen. Der Kuchen war, in der Zeit, in meinem Magen verschwunden. Alle Stücke sollte man bemerken. Innerhalb dieser langen Wartezeit habe ich die Zentrale aufgeräumt und endlich mal Titus und Mathilda begrüßt. Nach einstündiger Plauderei half ich Mathilda beim Backen, ihres Kirschkuchens und Titus erworbene Gegenstände zu sortieren.
 

Jetzt saß ich wieder vor der Zentrale und genoss die letzten Sonnenstrahlen. „Hast du bis jetzt auf uns gewartet? Das wäre doch nicht nötig gewesen.“ Ich schreckte hoch und sah Justus mitten ins Gesicht. „Ach, hallo. Fehlen da nicht zwei?“ Geschafft setzte sich der Erste neben mich auf einen Campingstuhl. „Peter und Bob sind gleich heim. Ich gehe davon aus, dass sie nicht mehr daran gedacht haben, dass du hier noch wartest. Zu meinem Bedauern habe ich es selbst vergessen.“ Meine Augenbrauen gingen erstaunt nach oben. „Du und was vergessen? Na das nenne ich wirklich verwunderlich. War es bei Inspektor Cotta denn so nervenaufreibend, dass sogar du etwas vergisst?“ Deutlich sah man, dass Justus ratlos war. Schon seit seiner Ankunft zupfte er nervös an seiner Unterlippe. „Es war zum Haare raufen. Wir stehen in einer Sackgasse und haben keinen Schimmer, wie es sein kann, dass jemand in die Kammer gelangen konnte. Es gibt keine Einbruchsspuren und auf den Videoaufzeichnungen ist keiner zu sehen, der die Kammer betritt. Wie ist es also möglich, dass zwei Waffen fehlen, plus Patronen?“ Ich musste nicht lange überlegen. „Ein Maulwurf!“ Justs Kopf schnellte zu mir herum. „Wie kommst du darauf?“ Ich sah ihm an, dass er trotzdem über meine Aussage nach dachte. „Ganz einfach, du meintest es gibt keine Einbruchsspuren, somit muss ein Schlüssel benutzt worden sein. Den Schlüssel für das Dienstgebäude und für die Kammer haben nur Polizisten, die dort arbeiten. Es gibt drei Möglichkeiten. Erstens, ein Beamter hat für sich oder jemand anderen die Waffen geklaut. Zweitens, ein Polizist hat den Schlüssel an einen Zweiten übergeben, der dann selbst die Sachen entwendet hat. Drittens und schlussendlich, jemand hat seinen Schlüssel verloren, was allerdings sehr unwahrscheinlich ist, da es dann sowieso sofort gemeldet worden wäre.“ Justus nickte nur zustimmend. „Damit könntest du recht haben, aber wie kann es sein, dass keine verdächtigen Personen auf den Videos zu sehen waren?“ Ich lachte kurz. „Mensch Just, gerade du solltest darauf kommen. Sabotage ist das Schlüsselwort. Wenn ein Maulwurf, was am wahrscheinlichsten ist, seine Finger im Spiel hat, dann ist es ein leichtes die Kameras, zu manipulieren. Du als Computer-Spezialist solltest das wissen. Wenn du dich in den Hauptrechner der Kameras einklinkst und dann das Standbild, wo niemand darauf zu sehen ist, auf die Kameras überträgst, dann bist du der unsichtbare Mann beziehungsweiße die unsichtbare Frau. Damit wollte sich ein Beamter entweder selbst helfen, oder jemand anderen decken, denn nur ein Polizist kann an den Hauptrechner.“ Ich sah, wie bei Justus alle Lampen angingen. Er hatte anscheinend, jetzt erst, meine Aussage richtig begriffen. „Kath, du bist der Wahnsinn. Darauf wäre ich wirklich nicht gekommen. Ich hatte an alles gedacht, aber nicht an einen Maulwurf. Jedoch ist es die einzige, logische Erklärung. Ich muss sofort Cotta benachrichtigen.“
 

Schon wollte Justus aufspringen und in die Zentrale stürmen. „Warte bitte. Ich werde jetzt fahren. Bin etwas geschafft, da ich deinem lieben Onkel zur Hand gegangen bin. Ich habe mitbekommen, dass du und Bob Semesterferien habt und Peter sich freigenommen hat, gehe ich davon aus, dann hast du morgen, im Normalfall Zeit, oder?“ Langsam kam der Erste wieder auf mich zu und nickte zaghaft. „Gut. Ich würde mich freuen, wenn du morgen Nachmittag bei mir vorbei schaust. Natürlich würde ich für uns zwei was zu essen machen und dann können wir uns noch einmal, in aller Ruhe, unterhalten und über alles reden, was seit meiner Abwesenheit, bei euch so passiert ist. Außerdem weiß ich, dass dich etwas beschäftig, was meine Person betrifft und somit haben wir, dann auch Zeit um darauf näher einzugehen. Was hältst du davon?“ Etwas verwirrt und geplättet öffnete er den Mund aber schloss in gleich wieder. Beim zweiten Anlauf gelang es ihm, dann doch noch Worte zu formulieren. „Ähm, ja natürlich. Ich würde mich freuen. Ist fünf Uhr in Ordnung? Wo du wohnst, weiß ich ja mittlerweile.“ Ein breites Grinsen legte sich auf mein Gesicht. „Natürlich ist das in Ordnung. Also bis morgen dann.“ Zum Abschied gab ich ihm wieder einen Kuss auf die Wange, drehte mich um und ging Richtung Ausgang. So, da dies endlich geklärt war und ich morgen mit Justus reden konnte, kamen wir zum zweiten Punkt. Brittany und Hugenay!
 

Eine viertel Stunde später parkte ich vor dem Polizeitrakt, in Rocky Beach. Na, dann würden wir uns mal unseren lieben Herrn Inspektor vornehmen. Gelassen betrat ich das Gebäude und steuerte automatisch auf Cottas Büro zu. Innerlich hoffte ich, dass es noch im selben Raum war. An der Tür angekommen las ich, zu meinem Glück, den Namen Cotta. Höfflich klopfte ich und betrat, ohne eine Antwort abzuwarten, den Vorraum. Seine Sekretärin war anscheinend schon heimgegangen, denn der Platz war leer. Eilig ging ich auf die nächste Tür zu, die zu Cotta persönlich führte. Ein weiteres Mal klopfte ich und betrat den Raum, ebenfalls ohne eine Antwort abzuwarten. Der Inspektor sah mir verwirrt und müde entgegen. „Kann ich ihnen weiter helfen Miss? Ich habe sehr wenig Zeit, und wenn es nicht etwas Wichtiges ist, wenden sie sich bitte an einen der Kollegen oder kommen morgen wieder.“ Energisch schüttelte ich den Kopf. „Ich werde keines Falls erst morgen wieder kommen. Ich gehe doch richtig in der Annahme, dass Justus sie schon angerufen hat, oder?“ Ein leicht überlegener Ausdruck huschte über meine Züge. „Ja hat er. Aber woher wissen Sie das Bitteschön?“ Jetzt musste ich lachen. Justus hatte in der Eile, bestimmt nicht daran gedacht, zu sagen, von wem die Vermutung mit dem Maulwurf kam. „Ach Inspektor, da Sie es sind, bin ich so höfflich, stelle mich vor und lasse Sie nicht raten, wie die drei Fragezeichen. Ich bin Kathrin Andrews, Bobs Cousine. Sie erinnern sich?“ Dem gerade aufgeklärten Inspektor viel die Kinnlade runter.
 

Nach einem langen Gespräch, in dem es lediglich darum ging, was ich alles so in den sechs Jahren gemacht habe, klärte der Inspektor mich auf, dass man mich hier im Polizeipräsidium schon kannte. Auch hier eilte mir mein Ruf, anscheinend schon voraus. Jedoch bat ich auch den Inspektor Stillschweigen, zu bewahren.
 

„Weißt du Kathrin, du hast genau wie die drei Jungs, den Hang dazu dich in Situationen zu manövrieren, die nicht unbedingt gut für dich sind. Aber jetzt sag erst einmal warum bist du überhaupt zu mir gekommen?“ Geschafft von seiner täglichen Arbeit, lehnte sich Cotta in seinem Stuhl zurück. „Um es auf den Punkt zu bringen Inspektor, in welchem Gefängnis sitzt Victor Hugenay?“ So schnell, wie er sich zurückgelehnt hatte, so schnell saß er wieder kerzengerade. „Hugenay? Warum möchtest du das wissen Kathrin? Du hast doch was vor!?“ Cotta erkannte sofort, dass mehr als Neugier hinter meiner Frage steckte. „Ganz einfach Inspektor, ich muss dort hin und mit ihm reden. Es ist wichtig. Es gibt nun mal Dinge, die mir noch nicht ganz klar sind. Ich habe mir heute in der Zentrale der drei Herren, die Akten zu den Fällen Meisterdieb und Feuermond angesehen. Sprich die zwei Fälle, in denen auch eine gewisse Brittany ihre Finger im Spiel hatte. Leider verstehe ich nur nicht, warum diese Frau auf freien Fuß ist. Oder hat sich das mittlerweile schon geändert?“ Der Gesichtsausdruck des Inspektors schwanke zwischen Erstaunen und Argwohn. „Kathrin, diese Fälle sind schon lange Zeit ad acta gelegt worden. Wir konnten nichts über Brittany herausfinden, außerdem gab es keinerlei Beweise gegen sie. Wenigstens nichts Handfestes nur Aussagen und die bringen niemanden ins Gefängnis, wenn man einen guten Anwalt hat. Aus diesen Gründen mussten wir sie nach einer Woche wieder gehen lassen. Aber was um Himmels willen hat das mit Hugenay zu tun?“ Langsam riss mir der Geduldsfaden. Er wollte wohl nicht verstehen. „Ok Inspektor jetzt hören sie mir bitte zu. Es kann doch wohl nicht wahr sein, dass Mister Hugenay im Gefängnis sitzt, er ist dort berechtigterweise, aber diese Brittany läuft immer noch auf freiem Fuß herum. Diese Dame hat unter Vorspiegelung falscher Tatsachen versucht Bilder an sich zu nehmen, um diese auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, beziehungsweiße sie an Mister Hugenay weiter zu geben. Zusätzlich ist dies Beihilfe zur Hehlerei und eines schweren Raubes. Bei dem zweiten Fall, Feuermond verhält es sich ähnlich. Sie hat Beihilfe geleistet und als Krönung des Eisberges hat sich auch noch Chloroform benutzt. Inspektor Cotta, Sie erzählen mir nicht, dass jemand der so weit geht, nur um an ein Bild zu kommen, nicht noch mehr Dreck am Stecken hat. Ich sehe auf keinen Fall ein, dass diese Brittany noch weiter frei herumläuft und Hugenay weiterhin sitzt. Wer weiß, wie lange er da noch bleiben muss, bis er endlich wieder in Freiheit ist.“
 

Seufzend sah mich Cotta an. Er wusste, dass er keine Chance hatte. „Hugenay ist bald in Freiheit. Um genau zu sein, sind es nur noch ein paar Stunden zu seiner Entlassung. Du verrennst dich da in was Kind. Er wird dir auch nicht helfen können, da er noch weniger über Brittany weiß.“ Ich sprang vom Stuhl auf. Von dem letzten Satz nahm ich keinerlei Notiz. „Was heißt in ein paar Stunden? Inspektor Cotta, sagen Sie mir jetzt wann, wie und wo Hugenay entlassen wird. Glauben Sie mir ich, werde hier so lange stehen, bis ich eine Antwort habe.“ Es war unfassbar. Hugenay, beziehungsweiße Jaccard würde endlich freikommen und ich konnte mich dann in Ruhe seiner annehmen. „Du wirst ja doch nicht nachgeben. Er wird morgen um zehn Uhr entlassen. Zum jetzigen Zeitpunkt sitzt er noch im San Quentin State Gefängnis in Marin County. Aber bitte Kathrin, was möchtest du von ihm?“ Lächelnd setzte ich mich wieder und antwortete. „Wissen Sie Inspektor, ich halte Hugenay nicht für grundsätzlich schlecht. Überlegen Sie doch mal. Bei jedem Diebstahl ging er immer sehr gerissen vor, aber hat niemals auch nur einen Menschen verletzt oder in Lebensgefahr gebracht. Außerdem sollten Sie sich mal überlegen, ob er nicht sogar für die Polizei arbeiten könnte.“ Geschockt schnaube Cotta auf und sah mich mit funkelten Augen an. „Mister Hugenay ist ein Verbrecher! So jemand kann nicht für die Polizei arbeiten!“ Mein Konter folgte zugleich. „Ach ja? Dann frage ich Sie jetzt etwas. Wie oft hatten sie hier auf Ihrem Schreibtisch Fälle von Kunstraub oder anderen Diebstählen liegen und hatten keinen blassen Schimmer wie es die Verbrecher geschafft haben die Sachen zu entwenden?“ Merklich fuhr der Inspektor zusammen und wurde immer kleiner. Unbeirrt fuhr ich fort. „Genauso einen Menschen, wie Victor Hugenay, brauchen Sie für solche Fälle. Er hat es auf die verschiedensten Arten geschafft, euch alle zum Narren zu halten, euch immer wieder auszutricksen und Kunstwerke auf unmögliche Arten zu stehlen. Er weiß, wie ein Dieb denkt und was sich so jemand alles einfallen lässt. Oder wollen Sie mir da jetzt widersprechen?“ Der Gefragte versuchte seine Haltung zu bewahren und atmete tief durch, bevor er antwortete. „Nein ich will dir nicht widersprechen. Aber seien wir uns doch mal ehrlich Hugenay würde niemals freiwillig zur Polizei gehen und uns auch noch helfen.“ Leider konnte ich darauf nur nickend zustimmen.
 

Während ich den letzten Schluck meines Kaffees trank, den mir Cotta am Anfang unseres Gespräches gebracht hat, zog ich mein Handy aus meiner Tasche und sah darauf. Es war schon halb neun. „Es tut mir wirklich leid Inspektor Cotta aber ich muss los. Ich möchte für morgen ausgeschlafen sein.“ Eilig packte ich meine Sachen zusammen und wollte schon zur Türe gehen, als der Inspektor noch einmal das Wort ergriff. „Eins noch. Pass bitte auf dich auf und wenn du dich in irgendwelche Schwierigkeiten reinmanövrierst, dann rufst du an. Wir zwei wissen im Gegensatz zu den drei Detektiven, dass du nicht nur von einer Kugel getroffen wurdest. Kathrin in deiner Karriere hast du dir mittlerweile fünf Patronen eingefangen, wenn ich die Berichte aus Deutschland richtig verstanden habe. Eine davon hatte dich dem Tod viel zu nah gebracht. Das weißt du ganz genau. Also noch einmal pass bitte sehr gut auf dich auf.“ Wie ein braves Kind nickte ich, drehte mich um und ging. Ich hätte ihm nicht erzählen sollen, dass Justus die Narbe, auf meinem Rücken, entdeckt hatte. Aber leider hatte der liebe Inspektor, die Berichte richtig verstanden.

Vergangenheit und neue Perspektiven


 

"Die Gegenwart ist im Verhältnis zur Vergangenheit Zukunft, ebenso wie die Gegenwart der Zukunft gegenüber Vergangenheit ist. Darum, wer die Gegenwart kennt, kann auch die Vergangenheit erkennen. Wer die Vergangenheit erkennt, vermag auch die Zukunft zu erkennen." - Lü Bu We
 


 

Pünktlich um zehn Uhr, stand ich vor der Entlassungsschleuse des Quentin State Gefängnis, in Marin County. Ich war extra früh aufgestanden. Hatte zu Hause alles hergerichtet und war früher, als notwendig, losgefahren. Ich musste unbedingt Hugenay begegnen und mit ihm reden. Es war nicht nur Brittany, die mich dazu antrieb. Viel mehr wollte ich wissen, wie es ihm geht, denn schon immer, hatte ich ein leichtes Fable, für den Meisterdieb.
 

Nervös zog ich eine Zigarettenschachtel aus meiner Handtasche. Eigentlich war ich keine Raucherin, aber bei besondern Umständen, stellte es mich etwas ruhiger. Mit flinken Fingern hatte ich ein Feuerzeug bereit und zündete die rauchige Versuchung an. Sichtlich entspannte ich mich und ließ den Dampf in meine Lungen gleiten.
 

Es war schon erstaunlich, was alles in so kurzer Zeit passieren konnte. Ich komme hier an, sehe die Jungs, Just ist komplett gewandelt, ein Diebstahl bei der Polizei, Geheimnisse über eine gewisse Dame und Hugenay und zu guter Letzt, warte ich nun auf jenen Dieb. Während ich weiter Züge von meiner Kippe nahm, überlegte ich, wie wohl der heutige Abend mit Justus laufen würde.
 

Völlig in meinen Gedanken versunken merkte ich nicht, wie sich die Schleuse des Gefängnisses öffnete und ein Mann heraustrat.
 

„Warten sie auf mich Mademoiselle?“ Ruckartig schoss mein Kopf nach oben und blickte in das belustigte Gesicht meines Lieblings Franzosen.
 

„Mister Hugenay.“ Erstaunt sah ich ihn an und musste bemerken, dass er immer noch schick wie eh und je war. Die grazile Haltung, der weiße Anzug, einfach Victor Hugenay.
 

„Ich bin sicher nicht bereit irgendwelche Aussagen zu machen. Sie können wieder in ihre Redaktion verschwinden Madame.“ Oh verdammt, er dachte, ich bin eine Reporterin, was ich eigentlich auch war, aber hier ging es ja nicht um meine Arbeit. Hastig schmiss ich die Zigarette auf den Boden und stellte mich sofort vor ihn.
 

„Nein, nein ich bin nicht hier um eine Reportage zu machen. Sie kennen mich, nur war ich damals jünger als wir uns begegnet sind. Wenn ich mich ihnen nun endlich vorstellen darf, Kathrin Andrews, Cousine von Bob und Freundin von Peter und Justus.“ Entschloss reichte ich ihm meine Hand und hoffte inständig, dass er sie ergreifen würde.
 

„Mademoiselle Kathrin? Sie haben sich ja verändert, tres chic. Sie sehen wundervoll aus.“ Erleichtert, wie ich war, nahm er meine Hand entgegen, schüttelte sie aber nicht sondern platzierte einen gehauchten Kuss auf meinem Handrücken. Eine leichte Röte schoss mir in die Wangen, ein Gentleman durch und durch.
 

„Womit verdiene ich diese parole oder wie sagt man Ehre?“ Ich kicherte leise, denn das »Ehre« hörte sich eher an wie »Öhre«. „Naja ich war etwas zu neugierig Mister Hugenay. Aber wie würden sie es finden, wenn wir etwas trinken gehen und dann erkläre ich ihnen alles? Natürlich nur wenn sie Lust und Zeit haben.“ Innerlich brannte ich auf ein Ja, was er mir dann auch gab. „Mit dem größten Vergnügen Chéri.“
 

Zusammen fuhren wir los, da Hugenay zwar für eine Wohnung gesorgt hatte, aber nicht für ein Auto, würde ich ihn danach zu seinem neuen Heim bringen. In einer Seitengasse von Santa Barbara hielten wir, ich hatte extra ein Café gewählt, welches Abseits lag und nur wenige Besucher hatte.
 

In einer hinteren Ecke ließen wir uns dann nieder und bestellten. Die Bedienung kam nicht einmal ansatzweise darauf, wen sie vor sich hatte. Erleichtert atmete ich auf und legte sorgfältig meine Hände ineinander. „Erzählen sie Hugenay, wie geht es ihnen?“ Ich blickte in seine glänzenden Augen und mir wurde mal wieder bewusst, wie zeitlos er immer wirkte.
 

„Kathrin ich würde es begrüßen, wenn wir uns nun endlich mit »du« ansprechen würden. Nun zu deiner Frage, mir geht es magnifique. Endlich raus aus diesem übel reichenden Gefängnis. Aber Chéri, ich sollte liber dich fragen, wie es dir wohl geht, schließlich hast du in den letzten Jahren einiges durchgestanden.“
 

Verwundert und komplett überrumpelt riss ich meine Augen auf. „B… b… bitte? Woher… also ich meine… wie wissen sie also woher weißt du…“ Die letzten Worte ließ ich geschockt in der Luft baumeln. Ein kleines Lächeln schlich sich auf die Lippen des Franzosen und er musste leise kichern. „Kathrin, wie bekannt ist, bin ich Franzose, ich interessiere mich mehr für die europäischen Nachrichten als für die amerikanischen. Jeder kann in einem Gefängnis Radio hören, so auch ich. In den Deutschen kamst du oft genug zur Sprache.“
 

Jetzt war ich baff. Ich kannte den Scharfsinn meines Gegenübers, aber mit so viel Aufmerksamkeit, hatte ich nun auch wieder nicht gerechnet. Während die Bedienung unsere Kaffees brachte, verdaute ich die bekommene Information und konnte endlich wieder Wort fassen.
 

„Nun, mir geht es soweit gut. Wie sie, also ich meine du, siehst lebe ich ja noch. Ich hadere bloß gerade mit mir, wie ich dich ansprechen soll.“ Ich hatte lange überlegt, ob ich es sagen sollte, war allerdings zu dem Schluss gekommen, dass ich ehrlich sein wollte. Fragend zog er die Augenbrauen zusammen. „Also ich meine ob mit Victor oder Ignace.“ Die letzten drei Wörter flüsterte ich. Jetzt verstand auch endlich mein Gesprächspartner. „Hatte Justus wohl doch nicht schweigen können. Naja wer sollte es ihm verübeln, schließlich hat er einfach eine Schwäche für dich.“
 

Eine Schwäche? Jedoch versuchte ich, vorerst einmal, diesen Teil zu ignorieren. „Nein, nein er hat mir nichts erzählt. Vorhin meinte ich doch, ich währe zu neugierig gewesen und wie soll ich sagen, ich hatte etwas herumgeschnüffelt. Also in den Akten von den Jungs meine ich.“ Beschämt fixierte ich meine Hände, irgendwie war mir das Ganze dann doch peinlich.
 

Warme Hände umfassten die Meinen und ließen mich aufblicken. „Chéri das muss dir nicht peinlich sein. Wärst du nicht neugierig, so müsste ich mich wohl wundern. Schon als Kind hattest du diese Eigenschaft. Obwohl wir nicht oft miteinander zu tun hatten, so merkte ich dies jedoch ganz schnell.“ Erleichtert seufzte ich auf. „Warum hast du deinen Namen geändert? Ignace Chander ist doch ein wunderschöner Name.“ Ein schwermütiges Seufzen kam über seine Lippen und ließen ihn plötzlich um Jahre altern. „Weißt du, es ist nicht immer ein Vergnügen der Sohn eines berühmten Malers zu sein. Irgendwann wurde es mir zu viel und ich änderte mich, wurde zu jemand anderen.“
 

Verstehend nickte ich und er fuhr fort. „Aber nun erzähl, wie ist es dir ergangen? Deine Erfolge und auch Misserfolge, sind mir ja schon bekannt was ist aber in deinem restlichen Leben passiert und warum dieses Treffen?“ Ich nahm einen kräftigen Atemzug und fing an zu erzählen. Der Zeitpunkt, ab dem ich nicht mehr nach Amerika konnte, meine schulische Laufbahn und was ich hier in Amerika wollte. Den Grund für meine Anreise hier her ließ ich jedoch aus, ich konnte es einfach noch nicht sagen. Als ich endete, ergriff mein Gegenüber wieder das Wort. „Liebes, du hast mir aber immer noch nicht meine letzte Frage beantwortet.“ Überrascht dachte ich nach und ein Licht ging mir auf.
 

„Ach so, das Treffen. Zum Ersten wollte ich einfach sehen, wie es dir geht. Ich weiß nicht warum, aber ich empfand die Begegnungen mit dir, immer als sehr angenehm und überaus lustig. Sie waren immer gespickt mit lauter Überraschungen. Zum Zweiten möchte ich dir ein Angebot machen, da ich denke, dass die Arbeitsspalte »Diebstahl« erst einmal flach liegt. Zu guter Letzt würde ich gerne etwas über Brittany erfahren.“ Hörbar atmete ich aus, ich hatte die Worte so schnell von mir gegeben, dass zum Luftholen keine Zeit geblieben war.
 

„Daher weht der Wind Chéri. Um auf den Letzten Punkt einzugehen, gehe ich davon aus, dass du dies wegen Justus wissen möchtest. Wie soll ich sagen, es war ein genialer Schachzug gewesen, aber keiner meiner fairsten. Ich weiß selbst nicht viel über das junge Ding, nur, dass sie in einem Imbiss in Los Angeles gearbeitet hat. Dieses Etablissemo trug den Namen Cherry’s. Sie machte mir damals den Eindruck, dass sie dort raus wollte und so machte ich ihr damals das Angebot für mich zu arbeiten, was sie sofort annahm. Ansonsten glaube ich, kennst du den Rest der Geschichte. Was ist denn nun dein Angebot für mich?“
 

Nachdem ich mir schnell die Information des Imbisses aufgeschrieben hatte, konnte ich jetzt zu Punkt zwei kommen. „Okay gut, du bist einer der berühmtesten Diebe, die man wohl kennt. Du beherrscht jegliche Tricks und Finessen, wie wäre es für die Polizei zu arbeiten? Ich meine, keiner war besser als du, du könntest am Besten helfen, wenn es darum geht, Kleinkriminelle oder andere Diebe aufzudecken.“ Erstaunt sah er mich an, doch das Blau seiner Augen wechselte schnell eine Nuance heller und strahlte. „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.“
 

Nachdem wir zwei Stunden weiter geplaudert hatten, über Gott und die Welt, kamen wir zu dem Punkt, dass ich noch einmal mit dem Inspektor reden würde. Ebenfalls erklärte ich ihm, warum ich etwas über Brittany wissen wollte, schließlich empfand ich es einfach nicht als gerecht, dass sie frei war, obwohl so viel dagegen sprach. Den Teil mit Justus ersparte ich mir, schließlich war im dies sofort aufgefallen.
 

Als ich Ignace, so durfte ich ihn jetzt nennen, bei seiner Wohnung aussteigen ließ, umarmte er mich noch einmal und wir vereinbarten, dass er morgen auf den Schrottplatz kommen würde. Schließlich wollte er seinen ehemaligen Rivalen einen Besuch abstatten und er würde mir ein Foto von Brittany mitbringen, was er noch besaß. Der letzte Teil, also die Übergabe, würde natürlich ala inkognito stattfinden.
 

Wieder auf dem Weg nach Hause bereitete ich mich schon einmal innerlich auf den bevorstehenden Abend vor. Ich hatte immer noch keine Ahnung, wie ich mit Justus umgehen sollte, aber ich war der festen Überzeugung, dass sich was ändern musste.

Zweisamkeit


 

"Siehe!, so sind wir denn über allen Neid erhaben, frei von eitler Angst und törichter Sorge, das Gute in der Ferne zu suchen, was wir so nah und unmittelbar besitzen."

- Giordano Bruno

Thomas Bergersen - Autumn Love (http://www.youtube.com/watch?v=caG4OwNm17s)


 

Da Justus erst um fünf kommen würde, hatte ich nun noch genügend Zeit, bei Inspektor Cotta vorbeizusehen und noch etwas einzukaufen. Zielstrebig begab ich mich auf den Weg zu seinem Büro, hindurch, durch die Gänge des Polizeipräsidiums. Wir hatten helllichten Tag, wodurch einige Polizisten hier herumschwirrten, ihrer Arbeit nachgingen und mir fragende Blicke zuwarfen. Verständlich, schließlich schaute ich mich nicht einmal um, fragte niemanden nach dem Weg. Sie kannten mich nicht, was ansonsten der Fall war bei denen die ihr Ziel genau kannten.
 

Mit einem vorhergegangen Klopfen betrat ich den Vorraum zu Cottas Büro. Diesmal saß seine Sekretärin schön artig an ihrem Platz und sah verwundert auf. „Haben sie einen Termin Miss?“ Ein Lächeln umspielte meine Züge und ich ging einfach an ihre vorbei. Bestürzt wollte sie schon aufstehen, ich unterbrach sie jedoch in ihrem Handeln. „Sie können sich wieder setzen. Ich habe Inspektor Cotta nur schnell etwas mitzuteilen.“ Und schon verschwand ich durch die nächste Tür.
 

Verdutzt blickte mich nun auch der Inspektor an. Ohne Umschweife setzte ich mich gegenüber von ihm und grinste verschlagen. „Na viel Arbeit?“ Seine Gesichtszüge veränderten sich und wurden zu einer griesgrämigen Maske. „Frag nicht!“ Mit zusammengebissenen Zähnen presste er es brummend hervor und wandte sich wieder seinen Akten zu, die verstreut auf dem ganzen Tisch lagen. „Liege ich richten, wenn ich behaupte, ihr habt noch keine Ahnung wer hinter dem Diebstahl steckt?“ Genervt nickte er und sah nun endlich wieder auf. Cotta seufzte tief, rieb sich seine Schläfen. „Es muss auf alle Fälle ein Mitarbeiter gewesen sein. Wir haben den Hauptcomputer untersucht und was soll ich sagen, du hattest recht. Es wurde wirklich ein Standbild eingefügt. Wir haben die Fingerabdrücke auf der Tastatur untersucht, konnten auch nur die unserer Polizisten analysieren, jedoch sind es zu viele. Es hätte jeder von ihnen gewesen sein können.“
 

Meine Stirn legte sich in Falten, denn irgendetwas lag mir auf der Zunge. Nachdenklich zupfte ich an einer meiner Haarsträhnen. Es war circa so eine Angewohnheit wie sie Just besaß. Er zupfte an seiner Unterlippe ich hingegen an meinen Haaren. Während der Inspektor wieder an seinem Computer hantierte, fiel es mir endlich ein. „Eine Frage muss denn nicht ein Code oder so etwas eingegeben werden, mit Anmeldename?“ Cotta reagierte nicht, wenigstens nicht, indem er aufsah, antwortete mir jedoch trotzdem. „Natürlich, auf den Gedanken sind wir auch schon gekommen. Zu unserem Bedauern wurden die Anmeldedaten von Justus Jonas benutzt. Justus war zu fraglicher Zeit unter Zeugen nicht da. Außerdem würde er sich eher die Zunge abschneiden, als etwas Gesetzwidriges zu tun.“
 

„Nun ja dann muss es jemand sein der etwas mit ihm zu tun hat. Ich glaube kaum, dass er einfach willkürlich dafür benutzt wurde. Hinter so einer Aktion steckt definitiv ein gut durchdachter Plan, dazugehört auch die Wahl des Anmeldeaccounts.“ Beschwingt stand ich auf, denn ich sollte jetzt endlich zum Einkaufen fahren. Bevor ich aus der Tür trat, drehte ich mich noch einmal Cotta entgegen, der mir mit seinem Blick gefolgt war. „Ich gebe ihnen den Tipp, durchleuchten sie all ihre Polizisten aufs Genaueste. Ich habe nämlich das Gefühl, das da mehr dahinter steckt. Mir erzählt keiner, dass ein Polizist einfach mal so kriminell wird, es gibt immer einen Grund dafür. Und wegen Hugenay Inspektor, er hat sich meinen Vorschlag angehört und wird mit mir morgen hier herkommen. Allein deswegen bin ich eigentlich gekommen, um ihnen dies mitzuteilen. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag. Gehen sie raus bei dem Wetter, trinken sie in der Sonne einen Kaffee und schon lässt es sich gleich wieder besser arbeiten.“ Mit einem letzten Grinsen und einem Augenzwinkern verschwand ich wider.
 

Nachdem ich meine Einkäufe getätigt hatte, verstaute ich alles in der Küche. Es würde bei einem schlichten Essen bleiben, Pizza. Ich wollte etwas von Just und mir wieder aufleben lassen, nämlich unsere Filmabende. Dazu gehörte damals grundsätzlich selbst gemachte Pizza, Cola, Unmengen von Popcorn und natürlich Sherlock Holmes und Miss Marple. Zufrieden begab ich mich nun daran, das Wohnzimmer herzurichten. Es sollte wirklich alles so sein, wie wir es immer getan hatten. Mit einem kräftigen Ruck schob ich die kleine Couch weiter zurück, damit genügen Platz vorhanden war. Im nächsten Schritt sammelte ich alle Decken und Kissen zusammen die mein Haushalt hergab. Leicht schnaufend ließ ich alles auf den Boden fallen. Mit geübten Handgriffen drapierte ich die Decken als weichen Untergrund. Als Lehne platzierte ich nun die Kissen an der zurückgeschobenen Couch und fertig war das Paradies.  
 

Verstohlen blickte ich auf die Uhr und keuchte hörbar auf. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit verflog, denn es war mittlerweile vier Uhr. In Windeseile rauschte ich in die Küche und machte die Pizza backfertig. Glücklicherweise konnte ich mich noch ganz genau daran erinnern, wie Justus seine Pizza mochte. Schwermütig lächelte ich, denn dies waren wohl Dinge, die ich in meinem ganzen Leben niemals vergessen könnte. Eigentlich alles, was mit dem ersten Detektiven zusammenhing, brannte sich in mein Gedächtnis wie ein Brandmal. Endlich schmorte die Pizza im Ofen und ich konnte noch schnell unter die Dusche hüpfen.
 

Fertig angezogen machte ich letzte Vorbereitungen. Die Pizza verteilte ich auf zwei Teller, stellte sie auf ein Tablett und dieses, auf das wundervolle Decken- und Kissenparadies. In eine große Schüssel kippte ich die erste Tüte Popcorn, holte zwei Gläser, eine Flasche Cola und stellte dies alles auf einen Beistelltisch. Zu guter Letzt legte ich alle Filme in Position. Mein Blick schweifte, noch einmal, über alles und was sollte ich sagen, ich war komplett zufrieden. Es war perfekt, so und nicht anders hatte es immer ausgesehen.  
 

Kaum, dass ich mich von meiner vollendeten Arbeit abwandte, klingelte es. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass Just auf die Sekunde pünktlich war. Was hätte ich auch anderes erwarten können, so war er schon immer.  Überschwänglich drückte ich den Türöffner und riss auch meine Tür auf. Ich wartete und dann sah ich ihn endlich. Just fielen vereinzelte Haarsträhnen in die Stirn, seine Augen bekamen einen leichten Glanz als er endlich zu mir aufsah. Das leicht verwaschene Shirt und die schwarze Jeans standen ihm hervorragend. Krampfhaft unterdrückte ich ein Stöhnen, denn sein Anblick raubte mir gerade sämtliche Sinne. Innerlich ermahnte ich mich zur Ruhe, schließlich konnte ich mich jetzt nicht so aus der Fassung bringen lassen. 
 

Unschlüssig was er nun tun sollte blieb er vor mir stehen, also nahm ich ihm diese Entscheidung ab. Mit einer einzigen Bewegung schlang ich meine Arme um seinen Körper und drückte mich leicht an ihn. Mein Gesicht verbarg sich nun an seiner Brust, unglaublich wie er in die Höhe geschossen war. Er war locker zwei Köpfe größer wie ich, weswegen ich ihm nur bis zu seiner Brust reichte. „Schön, dass du da bist.“ Es kam nur als Genuschel hervor da ich meine Position noch nicht verändert hatte. Strahlend löste ich mich von ihm und zog ihn an der Hand in meine Wohnung. Mit überraschter Miene ließ er es geschehen und schon standen wir in meinem Wohnzimmer. 
 

„Ebenfalls hallo.“ Ein zaghaftes Lächeln umspielte seine Lippen, doch als sein Blick durch den Raum schweifte blieb, wirklich und wahrhaftig, sein Mund offen stehen. Es gab selten Momente in denen ich ihn sprachlos gesehen hatte und erst recht nicht mit offenem Mund. Ohne etwas zu sagen, ergriff ich wieder seine Hand und führte ihm zu der hergerichteten Stelle vor dem Fernseher. „Ich dachte mir, es wäre eine nette Gelegenheit, alte Gewohnheiten wieder aufleben zu lassen. Zumal es damals für mich immer die schönsten Momente waren.“ Immer noch drang kein Laut von seinen Lippen hervor, jedoch war sein Mund nun wieder geschlossen. Er begann das Gesehene zu studieren, denn er blickte konzentriert auf jede Einzelheit. „Du bist einfach unglaublich, weißt du das?“ Es war zwar nur leise ausgesprochen, aber deutlich genug, um ihn zu verstehen. Verlegen grinste ich und machte eine ausladende Handbewegung damit er sich endlich setzte.
 

Nachdem Justus seine Schuhe ausgezogen hatte, konnte er sich endlich dazu überwinden und saß nun, mit mir, auf den ausgebreiteten Decken. Breit grinsend hielt ich ihm seinen Teller mit der Pizza entgegen. Ungläubig sah er mich an. „Unglaublich, dass du noch weißt wie ich meine Pizza esse. Du erstaunst mich immer wieder aufs Neue.“ Gelassen winkte ich ab. „Manche Dinge vergisst man nun mal nicht. Außerdem haben Peter und Bob uns damals nicht umsonst den Namen »Arsch und Unterhose« gegeben, obwohl ich immer noch in der starken Vermutung bin, dass sie mit Arsch mich meinten. Wir sind eher aneinander geklebt, als dass wir bloß uns ganz normal getroffen hätten.“ Seufzend lehnte ich mich zurück und biss herzhaft in mein Stück Pizza. Alte Bilder formten sich vor meinem geistigen Auge und schwermütig dachte ich zurück an die Zeit in der ich immer so mit Justus beisammen war. 
 

Anscheinend merkte Justus, dass ich meinen Gedanken nachhing, denn während wir aßen sagte er nicht einmal etwas. Erst als ich fertig war und meinen leeren Teller auf meinen Oberschenkeln abstellte, kehrte ich in die Realität zurück. Er betrachtete mich mit einem undefinierbaren Blick, stellte ebenfalls seinen Teller zur Seite und rückte ein Stück näher. „Woran hast du gedacht?“ Etwas weiteten sich meine Augen, denn dies hatte er mich damals immer gefragt wenn ich mit meinen Gedanken wo anders gewesen war. Auch ich kam ihm nun näher, betete meinen Kopf auf seine Schulter. Ebenfalls etwas, was ich immer getan hatte, wenn er mich nach meiner geistlichen Abwesenheit fragte. „Ach weißt du, eigentlich nur daran, wie wir früher immer Filmabende veranstaltet hatten." 
 

Eine Zeit lang, bewegte sich keiner von uns und ich spürte nur all zu deutlich seine Wärme. Die rosarote Wolke um mich herum verpuffte, denn ich hatte gemerkt, wie ich wohlig aufgeseufzt hatte. Eilig brachte ich die leeren Teller in die Küche und kam schnellst möglich wieder zurück. Im Schneidersitz begab ich mich wieder neben Justus und zog Cola, Popcorn, Gläser und die DVD’s zu mir. „Okay, also ich habe Miss Marple, natürlich mit Margaret Rutherford, Sherlock Holmes mit  Ronald Howard und noch einmal Holmes aber die heutige Verfassung mit Benedict Cumberbatch. Somit genügend Auswahl oder was meinst du?“ Endlich grinste er und zog begeistert die DVD Hüllen zu sich. 
 

Mit etwas Abstand, saßen wir nun hier und sahen und Miss Marple an. Ich vermutete stark, dass er es gewählt hatte, da es schlicht weg mein Liebling von allen DVD’s war.  Erst als im Film ein Schuss viel, erwachte mein Geist wieder zum leben und mir viel ein was ich eigentlich noch vorgehabt hatte. Vorsichtig drehte ich mich zu Justus, der mit verschränkten Armen und ausgestreckten Beinen da saß.  Konzentriert blickte er auf den Bildschirm, bemerkte anscheinend nicht einmal, dass meine Aufmerksamkeit nun auf ihm lag. „Du, Justus?“ Nun bemerkte er mich, drehte seinen Kopf zu mir und sah mich fragend an. „Ja Kath?“ Sofort rutschte ich wieder ein Stück näher an ihn heran. „Also weißt du, mich würde da etwas interessieren. Als wir am Strand waren, hast du ja meine Narbe gesehen. Nachdem ich meinte es reicht jetzt mit dem Thema, hat zwar keiner mehr etwas gesagt, jedoch bin ich mir sicher, dass dich weiterhin irgendetwas beschäftigt hat.“ Seufzend streckte er seine Arme, nur um im selben Moment sich mit seinen Händen über sein Gesicht zu reiben und sie dann in seinen Haaren zu versenken. „Wie soll ich sagen, also … also zu erst habe ich mich gut an die tausend Mal gefragt warum du dich überhaupt in so eine Gefahr gebracht hast. Dann kam mir ein anderer Gedanke, denn wenn du in einer Schießerei gelandet warst, dann wundert es mich, dass du nur eine einzige Kugel abgekommen hast. Schlussendlich konnte ich deswegen die ganze Nacht nicht schlafen und habe den Vorfall gegoogelt.“ 
 

Meine Augen weiteten sich und in mir stieg das Gefühl hoch, dass er genauestens bescheid wusste, wenigstens was die Schießereien anging. „Und was hast du gefunden?“ Schmerzlich blickte er mich an, bestätigte damit meine Vermutung. „Ich fand nur durch die Eingabe deines Namens, unzählige Berichte, die brachten mich aber nicht viel weiter, da sie auf Deutsch verfasst waren. Nach einiger Zeit stieß ich auf eine amerikanische Seite, in der all deine Artikel zu lesen waren. Unter anderem auch Artikel die von dir handelten. Und was soll ich sagen, ich hatte Recht gehabt. Du wurdest von drei und nicht einer Kugel getroffen. Außerdem konnte ich der Seite entnehmen, dass du in zwei anderen Fällen ebenfalls jeweils eine Kugel abbekommen hattest. Eine davon … also eine … eine traf …“ Mir war klar welche Kugel er meinte und somit ergänzte ich seinen Satz flüsternd. „Eine traf mein Herz.“ 
 

Zaghaft nickte er und wagte es nicht mit anzusehen. Sofort bemerkte ich wie sich seine Hände krampfhaft zu Fäusten ballten und tat das was mir als erstes einfiel. Vielleicht sollte ich dies nicht tun aber nichts hätte mich jetzt stoppen können. In einer schnellen Bewegung kam ich zu ihm, erhob mich leicht und setzte mich auf seinen Schoß. Als nächstes schlang ich meine Arme um ihn und vergrub mein Gesicht an seiner Halsbeuge. Sofort kroch mir der Duft seines After Shaves in die Nase und entspannte mich merklich. Eigentlich wartete ich schon darauf, dass er mich von sich schieben würde, doch trat das Gegenteil ein. Auch seine Arme erhoben sich, umfingen meinen Oberkörper und drückten mich enger an ihn. 
 

Viel zu schnell verflog dieser Moment und mir wurde schmerzlich bewusst, dass ich gern noch länger so an ihn gelehnt geblieben wäre. Jedoch wollte ich es ihm zeigen wollte ihn die Narben sehen lassen. Ich rückte von ihm ab und zog mir schon im nächsten Moment das T-Shirt über den Kopf. Hörbar atmete er auf, doch störte ich mich daran nicht und zog nun auch die Jeans von meinen Hüften, hinab an meinen Oberschenkeln. Nun saß ich nur noch in Unterwäsche vor ihm und er starrte mich komplett entgeistert an. „Kath … was … was wird das?“ Er kämpfte mit sich, ich sah es ziemlich deutlich und fragte mich was mit ihm los war. „Schau her.“ Mit diesen Worten deutete ich auf mein linkes Bein. Wenn man genau hinsah, konnte man die helle Narbe an meinem Oberschenkel erkennen. Sofort  verstand er mein Vorhaben und beugte sich vor. Die Finger des ersten Detektivs fuhren zaghaft darüber. Eine Gänsehaut legte sich über meinen Körper und ich konnte es mir nicht verkneifen einmal kurz zu seufzen. 
 

Er bemerkte es nicht mal und in gewisser Weise war ich froh darüber. „Die Narbe auf meinem Rücken war der erste Schuss. Der Zweite ging in meinen Oberschenkel und der Dritte in mein rechtes Bein.“ Sein Blick schweifte ab hinüber zu der Dritten Narbe und schon inspizierte er auch diese genauestens. „Der einzelne Schuss, also der andere, ging hier hin.“ Und damit nahm ich seine Hand und führte sie zu meinem Becken, an den Rand meiner Hot Pants. Ich bemerkte genau wie seine Hände zitterten und ein weiterer Schauer jagte über meinen Rücken, als ich dort seine Berührung spürte. Ich hätte niemals gedacht, dass ich ihm mal so nahe sein würde. Okay, wir waren und oft genug so nah gewesen, jedoch nicht auf diese Art und Weise. 
 

Gerade als ich seine Hand weiter führen wollte, zu meiner letzten Narbe, begann er selbst zu handeln. Dies entlockte mir folglich ein erstauntes Aufkeuchen. Vehement fixierte er meine linke Brust, wusste anscheinend genau wo er nach dem hellen Strich suchen musste. Seine Hand folgte seinem Blick, strich dabei, ausversehen oder beabsichtigt, über meinen nackten Bauch. Mit aller Kraft unterdrückte ich ein weiteres Keuchen und glaubt mir, es fiel mir nicht gerade leicht. Die rauen Finger strichen sanft über meinen Brustansatz. „Wie konntest du das nur überleben?“ Es war wohl eher eine Frage an sich selbst gestellt, jedoch antwortete ich ihm trotzdem. „Ich weiß es nicht.“ In diesem Moment blickte er endlich auf und ich versank in dem dunklen Braun seiner Iriden. Ich konnte und wollte mich nicht von seinen Augen lösen. Meine Antwort hatte er genau verstanden, obwohl sie nur geflüstert war. 
 

Meine Lippen öffneten sich leicht, denn irgendwie musste ich zusätzlichen Sauerstoff zu mir nehmen, ansonsten, so vermutete ich, würde ich an Luftmangel umkippen. Unbewusst schweifte ich von seinen Iriden ab hinab zu seinen Lippen. Als ich wieder zu ihm aufsah, bemerkte ich, dass auch er kurzzeitig meine Lippen anblickte. Noch immer ruhte seine Hand auf meinem Brustansatz und als er wieder meinem Blick begegnete, konnte ich nicht anders. „Just …“ Nur ein Hauch, leise geflüstert, aber es reichte um meinen Verstand aussetzen zu lassen. Ich überbrückte die letzten Zentimeter und legte sacht meine Lippen auf die Seinen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Ginny_
2014-05-11T21:41:13+00:00 11.05.2014 23:41
Wow >.< Was soll ich sagen? Deine FF fässelt mich und ich habe sie an einem Abend, also heute, durchgelesen. Ich liebe deinen Schreibstil. Er ist so flüssig und leicht zu lesen, das es einfach Spaß macht :) Man versinkt in deinem Geschreibsel und man fühlt mit jedem Satz mit. Jedenfalls ist es bei mir so.

Der Inhalt der Geschichte finde ich wirklich sehr klasse. Das Hugenay in deiner FanFic eine Rolle spielt finde ich super. Ich liebe diesen Meisterdieb. Da hab ich wohl etwas mit Kath gemeinsam, oder? ;D hehe~

Die drei Fragezeichen bringst du super rüber und ich könnte mich in alle drei verlieben :D Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie dünn Just geworden ist und man ... Das Kath da auser Rand und Band ist, kann ich mir leibhaft vorstellen :D

Die Dialoge sind auch echt gut. Ich habe zwischenzeitig viel gelacht, gegrinst, geschmunzelt, etc.

Ich hoffe, das du sehr bald weiter schreibst, denn das du an so einer Stelle aufhörst, finde ich unerhört! :) Also, ich bin gespannt, wie es weiter geht :D

Liebe Grüße
Ginny_

Von: abgemeldet
2014-01-19T08:00:32+00:00 19.01.2014 09:00
Hach schön, dass du weiter schreibst! :) das ist einfach die beste drei??? FF, finde ich zumindest.
Mir gefallen die Charaktere und die Handlung, die du bisher schön ausgeschmückt hast.

Ich hab nur ein-zwei kleine Hinweise zur Rechtschreibung:

Diese "...", die du benutzt, um sie stottern zu lassen, wären einmal besser als "—" und ansonsten zählen sie als eigenes Wort, sodass davor und danach ein Leerzeichen sein sollte.

Soo, das wars erstmal von mir, freue mich schon sehr aufs Nächste Kapitel ^^

Liebe grüße!


Antwort von:  PhoibeAikaterina
19.01.2014 11:55
Vielen lieben Dank, es freut mich immer sehr, wenn ich auch eine Rückmeldung bekomme.
Ich habe ehrlich gesagt noch nie etwas gelesen, indem ein Bindestrich für Stottern benutzt wird. O.o
Finde das würde etwas merkwürdig aussehen. xD
Okay das mit dem Leerzeichen davor, wusste ich nicht. :)
Aber danke für den Hinweis, dann kann ich es dementsprechend ändern.

Liebe Grüße Franzi
Von:  Fela
2013-06-19T15:32:09+00:00 19.06.2013 17:32
Ich bin zwar erst bei Kapitel 5 aber ich dachte mir ich lass schon einmal einen Kommentar da :) Die Geschichte gefällt mir echt sehr gut. Es ließt sich sehr flüssig und ich kann mich meiner Vorschreiberin nur anschließen bis jetzt ist es wirklich der beste FF zum Thema drei ??? den ich gelesen habe. Bin mal gespannt wie es weiter geht...
Von: abgemeldet
2013-01-20T00:10:25+00:00 20.01.2013 01:10
Yay neue Kapitel :)

also richtig cool fand ich ja Kaths Idee xD auf sowas muss man erstmal kommen!

auch toll war, dass du es geschafft hast, nahezu sämtliche Klischees in den Hintergrund zu stellen und die Erzählerin sehr locker zu beschreiben.

außerdem finde ich, kannst du Gefühle und Erinnerungen passend einbringen, ohne dass das das lesen behindert ^^
z.B. war es eine passende Szene und schön dezent formuliert um mal etwas liebe zu 'erwähnen'

letztendlich hast du auch den Charakter der drei Detektive sehr ähnlich dem der originalcharaktere gesunden und selbst kleine Abweichungen sind sehr präzise und wirkungsvoll, da man so das Gefühl bekommt, dass die Jungs wirklich älter geworden sind

ich freue mich schon auf den weiteren Verlauf der Story ^^
Anmerkung: [\B] hätte ich fast vergessen ^^" ich finde auch den Titel äußerst interessant und gut gewählt. das ist das beste drei-Fragezeichen-ff das ich je zu Gesicht bekommen habe! außerdem ist deine Ausdrucksweise bemerkenswert.

LG Kathie-sama

Antwort von:  PhoibeAikaterina
20.01.2013 21:30
Dankeschön es freut mich wirklich so etwas zu lesen. Bin wirklich gerührt, da es meine aller erste FF ist. Werde mich schon allein deswegen umso mehr beeilen die nächsten Kapitel folgen zu lassen.
LG Franzi
Von: abgemeldet
2013-01-18T09:04:11+00:00 18.01.2013 10:04
erstee xD
also das ist wirklich die super "drei Fragezeichen" ff Oo
dein Schreibstil ist schön und ich konnte richtig mit dem Charakter mitfühlen ^^
eine wirklich fantastische Art der 'ich'-Perspektive

auch haben mir die Zitate sehr gut gefallen (vor allem da ich bei eigenen ff's vor hatte, welche einzubauen, ich aber nicht sicher war, Ob das gut kommt)
du hast wirklich passende Zitate an den passenden stellen eingesetzt *Daumen hoch*

das einzige was mich gestört hat, waren diese Klischees.
-schöne Frau mit Charakter und dazu noch schwere Vergangenheit in der sie vollkommen allein war-

das soll jetzt aber nicht heißen dass ich das sehr drastisch finde...
ich freue mich auf schöne neue Kapitel... merken werde ich mir das ff auf jeden Fall ^^

LG Kathie-sama
Antwort von:  PhoibeAikaterina
18.01.2013 21:57
Dankeschön freut mich zu hören bzw zu lesen. :)
Ja weiß es ist leider ein Klischee, jedoch möchte ich es nicht in den Vordergrund der Story stellen weil es dann wirklich zu extrem wäre. :)
Außerdem möchte ich auch nicht, dass sie wegen ihrer Vergangenheit jetzt ein Drama macht und nur von allen Seiten Mitleid bekommt. Also von daher soll es hin und wieder auftauchen aber nicht zu oft. :)
LG Franzi


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